Flecken Ottersberg Winter 2014/15
Magazin für die Wümme-Wieste Region
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Insektenhotels und Wildbienen-Wohnungen!<br />
Jeder kann die Ansiedlung der Wildbienen ohne großen Aufwand unterstützen<br />
Das wundervolle Buch von Paul<br />
Westrich: „Wildbienen – die anderen<br />
Bienen“ mit hinreißenden Fotos und<br />
fundierten Informationen.<br />
Die Nisthilfen können ohne großen Aufwand selbst gebaut werden<br />
Wir alle kennen die Honigbiene des Imkers,<br />
denn sie ist das bekannteste Insekt<br />
überhaupt. Dass es darüber hinaus<br />
allein in Deutschland über 550 nachgewiesene<br />
Arten von Wildbienen gibt, ist<br />
längst nicht so geläufig. Weltweit sind<br />
es sogar mehr als 16.000 Arten.<br />
Das Leben einer typischen Wildbiene<br />
verläuft folgendermaßen: Im März/<br />
April schlüpfen erst die Männchen, die<br />
die Weibchen begatten, sowie diese<br />
ihre Kinderstube verlassen haben. Das<br />
Leben der Männchen ist hiermit beendet,<br />
die Weibchen hingegen beginnen<br />
mit der Brutpflege: Sie sammeln Pollen,<br />
bringen ihn als Nahrung in die Niströhre,<br />
setzen ein Ei dazu und verschließen<br />
diese Zelle, um eine weitere Zelle auf<br />
diese Art zu bauen, bis das Röhrchen<br />
voll ist. Das Leben der Weibchen endet<br />
nach ca. 6 – 8 Wochen und die nächste<br />
Generation erblickt erst im kommenden<br />
Jahr das Licht der Welt.<br />
Die Wildbienen produzieren zwar keinen<br />
Honig, den wir Menschen gerne<br />
abgreifen, aber sie leisten durch das<br />
Pollensammeln für die Brutzellen einen<br />
unschätzbaren Wert als Bestäuber sowohl<br />
von Nutz- als auch insbesondere<br />
von Wildpflanzen: <strong>15</strong>0 Honigbienen<br />
sind weniger effektiv fürs Bestäuben<br />
als 100 Honigbienen und 50 Wildbienen,<br />
wie neue Forschungsergebnisse<br />
belegen. Aus diesem Grund hat sie der<br />
Gesetzgeber unter besonderen Schutz<br />
gestellt, und zwar durch die „Bundesartenschutzverordnung“.<br />
Die gute Nachricht ist: Auch wir können<br />
in unseren Gärten etwas Gutes für die<br />
Wildbienen tun – und das auf zweierlei<br />
Art und Weise:<br />
1. Den Wildbienen<br />
Nisthilfen anbieten<br />
Hierzu sind folgende kritische Anmerkungen<br />
notwendig: Es werden in vielen<br />
Geschäften sogenannte Insektenhotels<br />
angeboten. Sie sehen alle recht nett<br />
aus, sind aber zum Teil echte Todesfallen<br />
für die Wildbienen, weil sie mit<br />
Baumscheiben bestückt sind. Schauen<br />
wir, wie die Natur es eingerichtet hat,<br />
wie Wildbienen ihre Brut anlegen – und<br />
genau darum geht es ja in den „Insektenhotels“<br />
(also nicht nur um eine<br />
oder mehrere Übernachtungen!). Je<br />
nach Wildbienenart benötigen sie dazu<br />
verschiedenartige Schlupfröhren. Bäume<br />
wachsen in der Natur nach oben<br />
(Längsholz), Baumscheiben (Stirnholz)<br />
sind von Menschen gemacht. Also<br />
sollten wir den Wildbienen dicke Äste,<br />
Stammabschnitte oder Längsholzblöcke<br />
anbieten, die mit unterschiedlich<br />
dicken und sauber gebohrten Löchern<br />
versehen sind. Wird eine Baumscheibe<br />
mit vorgebohrten Löchern als Nisthilfe<br />
angeboten, so ist sie allermeist mit Rissen<br />
versehen, was dazu führt, dass die<br />
Bruthöhlen aufreißen und der Nachwuchs<br />
sich nicht entwickeln kann. Gern<br />
angenommen werden Strangpfalzziegel,<br />
Schilfhalme oder unterschiedlich<br />
dicke Bambusröhrchen, die jeweils in<br />
Lochziegel oder in leere waagerechte<br />
Konservendosen gesteckt werden können.<br />
Der beste Platz für Wildbienenwohnungen<br />
ist vor einer Wand gen Süden<br />
und unter einem Dach, sodass sie<br />
vor Wind und Regen geschützt sind. Bis<br />
zum kommenden Jahr darf die Nisthilfe<br />
nicht gestört werden.<br />
2. Den Wildbienen<br />
Nahrung bereitstellen<br />
Nur so können sie ihre Brut auch anlegen.<br />
Also sind wir gefordert, unsere<br />
Gärten „schmackhaft“ für Wildbienen<br />
anzulegen. Dazu ist es sinnvoll, Pflanzen<br />
auszuwählen, die in unseren norddeutschen<br />
Bereichen zu Hause sind,<br />
hier gedeihen, blühen und Früchte bringen.<br />
Ungeeignet sind die gezüchteten<br />
Pflanzen, die zu Tausenden im späten<br />
Frühjahr angeboten werden und die<br />
den ganzen Sommer über blühen, was<br />
keine heimische Wildpflanze leisten<br />
kann. Lassen wir doch in einer Ecke<br />
unseres Gartens „Unkraut“/Wildkraut<br />
für die Wildbienen blühen, mähen den<br />
Rasen nicht so häufig oder schauen wir<br />
beim Kauf von neuen Pflanzen, an welchen<br />
Pflanzen sich Insekten tummeln.<br />
Das und noch viel mehr kann die Ansiedlung<br />
von Wildbienen unterstützen.<br />
Bei Interesse, intensiver in die Welt<br />
der Wildbienen einzusteigen, empfehle<br />
ich das wundervolle Buch von Paul<br />
Westrich: „Wildbienen – die anderen<br />
Bienen“ mit hinreißenden Fotos und<br />
fundierten Informationen.<br />
Susanne Eilers<br />
www.nabu-worpswede.de<br />
12 <strong>Ottersberg</strong> Magazin <strong>2014</strong>