BENJAMIN PFAFFENBACH NEUER CHEF IM ... - Golf Nordhessen
BENJAMIN PFAFFENBACH NEUER CHEF IM ... - Golf Nordhessen
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TOPstories<br />
Dies ist eine wahre Geschichte. Sie ereignete<br />
sich in diesem Frühjahr auf einer Professional<br />
Tour. Namen und Handlungsort wurden<br />
geändert.<br />
Es war an einem sonnigen Dienstagmorgen.<br />
Die Uhr zeigte 9.50 Uhr, als der Spieler Don<br />
Jaly zum Abschlag schritt. Sein Drive, der in<br />
der Mitte des Fairways landen sollte, flog dank<br />
des ausgeprägten Quick Hooks in Richtung<br />
Auszaun. Ein Start wie im Bilderbuch...<br />
Ein provisorischer Ball musste her. Der landete<br />
genau Mitte Fairway. Wo sonst? „Mit dem<br />
zweiten kann‘s ja jeder“, dachte nicht nur der<br />
spanische Referee. Endlich war er gefragt. Der<br />
Regelexperte erwachte aus seiner vermeintlichen<br />
Lethargie und fuhr mit dem Cart in<br />
Richtung Auszaun. Dort lag der Ball nun – tot<br />
am Zaun. Da die innere Linie der Zaunpfosten<br />
die Auslinie bildet, ermittelte er anhand seiner<br />
schleunigst gespannten Schnur, dass der Ball<br />
„in bounds“ war. Denn der Ball berührte noch<br />
einen Teil des Platzes. Glück gehabt! Doch Don<br />
Jaly hatte keine Chance, den Ball zu spielen.<br />
Jedenfalls nicht so, wie er lag. Denn er befand<br />
sich schlicht und einfach zu nah am Zaunpfosten.<br />
Nun wandte er sich an den Referee: „Was<br />
kann ich tun?“ Damit stellte er die beste Frage,<br />
die man einem Referee stellen kann. Denn der<br />
hat die Optionen aufzuzählen.<br />
Da der Ball unspielbar erschien, kam Regel 28<br />
ins Spiel. Die erste Option konnte lauten, den<br />
8 www.golfnordhessen.de<br />
Know-how<br />
WIE DIE FACETTENREICHE REGELKUNDE SELBST PROS VERZWEIFELN LÄSST<br />
Denn ein Unglück kommt selten allein...<br />
von Dr. Ulrike Gartz und Holger Gartz<br />
Ball so zu spielen, wie er lag. Da es jedoch<br />
unmöglich war, ihn rechtsherum zu schlagen,<br />
hätte der Spieler den Ball lediglich linksherum<br />
bewegen können.<br />
Die zweite Möglichkeit hätte einen Strafschlag<br />
gekostet und den Unglücksraben zurück zum<br />
Abschlag geführt, entsprechend Regel 28a.<br />
Denkbare Varianten: innerhalb von zwei Schlägerlängen<br />
droppen (Regel 28c) bzw. den Ball in<br />
direkter Linie zur Fahne droppen (Regel 28b).<br />
Letztere Möglichkeit entfiel, da Jaly nicht<br />
näher zur Fahne im Aus hätte droppen müssen.<br />
Zum Abschlag zurückzukehren, machte wenig<br />
Sinn, da der genervte Akteur zusätzlich den<br />
Distanzverlust hätte hinnehmen müssen.<br />
Also blieb eigentlich nur die Chance, innerhalb<br />
von zwei Schlägerlängen zu droppen. Dazu präsentierte<br />
sich der Hang jedoch als so steil, dass<br />
der Ball vermutlich ins Aus springen würde...<br />
Da der bedauernswerte Don Jaly mittlerweile<br />
völlig verunsichert war, fragte er den Regelfachmann:<br />
„Was passiert, wenn mein Ball beim<br />
Droppen ins Aus springt?“ Ortiz Ortega, der<br />
spanische Referee, staunte nicht schlecht ob<br />
der mangelhaften Regelkenntnis des Pros. Er<br />
antwortete: „Dann musst Du noch einmal droppen.<br />
Rollt der Ball dann wieder ins Aus, hast Du<br />
ihn zu platzieren“ – entsprechend Regel 20-2c,<br />
„Wann erneut fallen lassen?“<br />
Endlich droppte Jaly seinen Ball, der prompt<br />
ins Aus sprang – beim ersten wie beim zweiten<br />
Anlauf. Daraufhin platzierte der Spieler den<br />
Ball an der Stelle, auf die der Ball beim zweiten<br />
Drop auf einen Teil des Platzes getroffen war.<br />
Der Untergrund erwies sich als derart steil, dass<br />
er einige Mühe darauf verwenden musste, um<br />
seinen Ball hinzulegen.<br />
Dann unterlief Jaly ein fataler Fehler. Er überlegte<br />
erst jetzt, welchen Schläger er spielen<br />
sollte, und brauchte rund eine Minute für<br />
die Auswahl. Just in dem Augenblick, als er<br />
schlagen wollte, fing der Ball an zu rollen und<br />
bewegte sich ins Aus. Höchststrafe!<br />
Der Ball befand sich nun im Aus (Regel 20-<br />
2c/3.5) – und war bereits ins Spiel gebracht<br />
worden. Also hieß die Devise: zurück zum<br />
Abschlag. Der nächste Schlag sollte nun schon<br />
der vierte sein...<br />
Da der folgende Flight bereits ungeduldig am<br />
Abschlag wartete, winkte Ortega den Spielern<br />
und forderte sie damit auf abzuschlagen.<br />
Er selbst fuhr Don Jaly mit dem Cart zum<br />
Abschlag zurück und setzte den vollkommen<br />
frustierten Spieler ab...<br />
Daraufhin nahm der Regelexperte erneut seinen<br />
Beobachtungsposten auf dem Hügel ein,<br />
der ihm einen Überblick über sieben Bahnen<br />
erlaubte. Schließlich galt es, jederzeit den<br />
Spielern zu Hilfe zu eilen. Denn <strong>Golf</strong>regeln sind<br />
da, die Spieler zu schützen – und nicht, um<br />
diese zu bestrafen. Auch wenn es einmal so<br />
unglücklich laufen kann, wie in Don Jalys Fall!<br />
Nicht immer lassen sich Regelfragen so humorvoll lösen, wie es die Meister des gekonnten Pinselstrichs, Erik Liebermann und Thomas Plaßmann,<br />
im aktuellen Bernecker-Buch „<strong>Golf</strong> in der Karikatur“ tun.<br />
Illustrationen: nh