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2005/2006 FILME • KINO • KULTURTIPPS - PROGRESS Film-Verleih

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16<br />

Der Regisseur und Autor<br />

Manfred Hulverscheidt<br />

bei den Dreharbeiten<br />

voraussichtlich <strong>2006</strong><br />

im Kino<br />

Dreharbeiten zu<br />

„12 x Deutschland“<br />

Abgedreht: 12x Deutschland<br />

Autor und Realisator: Manfred Hulverscheidt<br />

„Wir sind das Volk!“ und dann sogar: „Wir sind ein Volk“. So markerschütternd uns<br />

Nachkriegsdeutschen dieser Ruf in jenen Tagen in die Glieder fuhr, - ich hatte damals<br />

mehr denn je meine Fragen an die Volksgemeinschaft. Wer ist überhaupt das Volk?<br />

Wer ist dieser Souverän aus einigen Herren und vielen Untertanen? Kann man ihn finden<br />

und aufsuchen? Eine Erinnerung führt in eine andere Richtung: Was meinte die<br />

Mutter meines Schulfreundes in den 60er Jahren, als sie ganz beiläufig, nicht einmal<br />

besonders abschätzig, über jemanden sagte: 'sie ist eine Frau aus dem Volk' - während<br />

draußen auf der Straße die politischen Romantiker der Neuen Linken recht volksfremde<br />

Parolen wie „Sieg im Volkskrieg“ skandierten? In den Ohren jener bürgerlichen<br />

Frau der Kriegsgeneration muß diese Parole schmerzhaft geklungen haben.<br />

August Sander ist in seiner 1929 zuerst erschienenen fotografischen Sammlung „Antlitz<br />

der Zeit. 60 deutsche Menschen des 20. Jahrhunderts“ (Vorwort Alfred Döblin)<br />

der Antwort auf die Frage „Wer ist das Volk?“ u.a. darum sehr nahe gekommen, weil<br />

die Fotografie das internationale Medium schlechthin ist. Seine Fotoserie, die von<br />

Westerwälder Bauern auf dem Feld bis zum Großindustriellen im Barocksessel fast<br />

alle Stände umfaßt, hat große internationale Bedeutung erlangt.<br />

<strong>Film</strong>isch ergab sich die Idee, die unsrige Zeit über 12 Monate des Jahres 2004 zu<br />

erstrecken und dabei in 12 ausgewählte Regionen, Milieus, Individuen im jahreszeitlichen<br />

Ablauf so hineinzupieksen, dass sich ein möglichst vielschichtiges Bild der<br />

Stände, Lebenswelten, Alters- und Geschlechtsgruppen und nicht zuletzt der regionalen<br />

Ausprägungen ergibt. Ein den Faust aus dem Kopf zitierender Schuhmachermeister<br />

aus dem Westerwald bildet den Anfang. Es folgen (m/w) Facharbeiter, Firmenchefs,<br />

Musikpädagogen, Schriftsteller, Ingenieure, Architekten; das Ende des Bogens<br />

bildet eine ehemalige Artistin. Es sind im Hinblick auf ihre Prominenz „einfache<br />

Menschen“, wobei wir Begriff und Vorstellung des „Volkes“ nicht plebejisch einengen<br />

oder mystifizieren wollen. Sowohl <strong>Film</strong> wie Fotosammlung unterwerfen sich keiner<br />

vorgegebenen Geschichte, sondern versuchen, ihren dramatischen Reiz aus Verschiedenheit,<br />

Disparatheit und Überraschungen zu gewinnen. Ein Gang quer durch<br />

die Ländereien des vielleicht Absehbaren, aber nicht Vorhersagbaren des Jahres 2004<br />

ist 12xDeutschland.<br />

In einem Satz: 12xDeutschland ist eine an puristischen Prinzipien der Nicht-Inszenierung<br />

orientierte Langzeitdokumentation, die versucht, im Laufe eines Jahres<br />

Monat für Monat 12 ausgewählte Personen(kreise), Regionen und Milieus so zu<br />

porträtieren, dass ein möglichst umfassendes und vielschichtiges Bild deutscher<br />

Menschen des 21. Jahrhunderts entsteht.<br />

Fotos: Manfred Hulverscheidt

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