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2005/2006 FILME • KINO • KULTURTIPPS - PROGRESS Film-Verleih

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<strong>FILME</strong> • <strong>KINO</strong> • <strong>KULTURTIPPS</strong><br />

<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

3. Jg. Ausgabe Nr. 2<br />

<strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> GmbH<br />

Immanuelkirchstraße 14<br />

10405 Berlin<br />

Tel. 030 – 24 00 34 71<br />

www.progress-film.de


2<br />

TELLUX-Beteiligungsgesellschaft:<br />

info@tellux.tv<br />

Tel.: 089 - 909011 – 0<br />

Inhalt<br />

Editorial des Herausgebers ..................................................................................3<br />

Rebels With A Cause .............................................................................................4<br />

DEFA-<strong>Film</strong>e im Ausland.......................................................................................14<br />

In Vorbereitung ..................................................................................................15<br />

Abgedreht: 12x Deutschland...............................................................................16<br />

Die Golzow-Saga .................................................................................................17<br />

Politisches Kino aus dem Giftschrank..................................................................25<br />

Neue Dokumentarfilme zu Theaterkunst und Malerei .........................................28<br />

<strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst ................................................................................29<br />

Hildegard Knef .................................................................................................31<br />

Kurt Maetzig zum 95. Geburtstag.........................................................................32<br />

Wolf in Wien .......................................................................................................33<br />

Zurückgeschaut: Konrad Wolf .............................................................................34<br />

ICESTORM - Neuigkeiten im 2. Halbjahr <strong>2005</strong>....................................................35<br />

Rückblick: Der neunte Tag..................................................................................36<br />

Vorhang auf: Kinopremieren <strong>2006</strong> ......................................................................37<br />

Kontakte <strong>PROGRESS</strong>............................................................................................40<br />

Impressum<br />

<strong>PROGRESS</strong> FILM-VERLEIH GMBH<br />

Abt. für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Immanuelkirchstraße 14<br />

10405 Berlin<br />

Tel: 030 – 24 00 34 71/ 4 73<br />

Fax: 030 – 24 00 34 59<br />

i.schoenfelder@progress-film.de<br />

b.loeblein@progress-film.de<br />

Wenn Sie immer aktuell über unsere Berliner Veranstaltungen informiert sein wollen,<br />

bestellen Sie unseren elektronischen Newsletter kostenfrei und mühelos. Melden Sie<br />

sich per email an. Auf unserer Website: www.progress-film.de finden Sie das Anmeldefeld<br />

oben auf der Seite „Veranstaltungen“ oder Sie suchen den „<strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<br />

<strong>Verleih</strong>“ unter „<strong>Film</strong>&Medien“ auf der Kulturkurierseite www.berlin.kulturkurier.de.<br />

<strong>PROGRESS</strong> Partner<br />

Unsere Partner für Programmarbeit, Kino- und Kulturevents<br />

ICESTORM Entertainment:<br />

info@icestorm.de<br />

Tel: 030 – 780 95 80<br />

DEFA-Stiftung:<br />

info@DEFA-Stiftung.de<br />

Tel: 030 – 246 56 21 01<br />

Wilhelm-Fraenger-Institut Berlin<br />

a.henkel@fraengerinstitut.de<br />

Tel: 030 – 24 003 0


Editorial des Herausgebers<br />

Als Begleiter durch das nächste halbe Jahr bieten wir Ihnen in diesem Newsletter eine<br />

Auswahl herausragender <strong>Film</strong>spezialitäten aus dem In- und Ausland an.<br />

Rebels with a cause – diesen Titel wählte das Museum of Modern Art in New York<br />

für eine Auswahl von <strong>Film</strong>en, die aufrührerisch sind und das Bild einer Zeit bewahren,<br />

die inzwischen Geschichte ist. Der <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> arbeitet seit mehr als<br />

einem halben Jahrhundert mit DEFA-<strong>Film</strong>kunst und schickt nun die <strong>Film</strong>schau, wie<br />

sie in New York von einem begeisterten Publikum entdeckt wurde, auf Deutschlandtour.<br />

Ausführliche Informationen zum Programm finden Sie in dieser Ausgabe des<br />

<strong>PROGRESS</strong> Newsletter.<br />

Nachdem das „Konrad Wolf-Special“ in der Heftmitte unserer letzten Ausgabe gut<br />

angenommen wurde, bieten wir Ihnen nicht allein einen Rückblick auf Kinoevents<br />

rund um den großen deutschen Regisseur, sondern haben wieder ein Spezialprogramm<br />

zum Heraustrennen und immer-mal-wieder-zur-Hand-nehmen zusammengestellt.<br />

Diesmal geht es um die Dokumentation schlechthin: Anfang <strong>2006</strong> wird eine<br />

neue Golzow-Dokumentation auf die Kinoleinwand kommen. Einen kleinen Vorgeschmack<br />

auf den „neuen Golzower“ geben wir Ihnen und erzählen, wie die Golzow-<br />

Saga mit den Jahren zur längsten Dokumentarfilmreihe der internationalen <strong>Film</strong>geschichte<br />

anwuchs.<br />

Ein weiterer Ausblick in das kommende Jahr verbindet sich mit historischen Rückblicken:<br />

Die DEFA wurde vor 60 Jahren gegründet. Für den <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong><br />

ist das ein besonderer Grund zum Feiern, da <strong>PROGRESS</strong> das gesamte DEFA-<strong>Film</strong>erbe<br />

weltweit und exklusiv auswertet und damit eine besondere kulturpolitische Herausforderung<br />

wahrnimmt.<br />

Neue Spiel- und Dokumentarfilme kommen dabei nicht zu kurz: Drei spektakuläre<br />

Produktionen, die der <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> im kommenden Jahr ins Kino bringen<br />

will, stellen wir Ihnen vor. Darunter Heldin, mit dem sich Oscar-Preisträger Volker<br />

Schlöndorff erneut an ein brandaktuelles Thema aus der jüngeren europäischen<br />

Geschichte wagt: Ohne Freiheitsbewegungen in Osteuropa wie die polnische Solidarnos´ć<br />

keine deutsche Einheit und keine Osterweiterung der EU. Aber wer hat diese<br />

immensen Veränderungen in Europa ausgelöst?<br />

Eingestreut finden Sie Hinweise zu Veranstaltungen, Neuerscheinungen und Publikationen<br />

rund um die bunte Welt der Kinokunst und des Repertoirefilms.<br />

Kommen Sie gut ins neue Jahr,<br />

bis bald im Kino, Ihr<br />

Prof. Jürgen Haase<br />

3


4<br />

Eine <strong>Film</strong>reihe des Museum of Modern Art New York <strong>2005</strong><br />

ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Unser Tourplan:<br />

Berlin • Urania und babylon berlin:mitte<br />

Karlsruhe • Schauburg<br />

Halle • Lux Kino am Zoo<br />

Hamburg • Abaton<br />

München • <strong>Film</strong>museum<br />

Nürnberg • <strong>Film</strong>haus<br />

Frankfurt • <strong>Film</strong>museum<br />

Dresden • Schauburg<br />

Präsentiert vom Museum of Modern Art und dem Goethe-Institut New York<br />

in Zusammenarbeit mit der DEFA <strong>Film</strong> Library an der University of Massachusetts Amherst<br />

Diese Retrospektive wurde unterstützt von der Max Kade Foundation, Inc.; The Museum of Modern Art, Department of <strong>Film</strong> and Media; The International<br />

Council of The Museum of Modern Art; der DEFA <strong>Film</strong> Library und der University of Massachusetts Amherst; dem Goethe-Institut New York; der Kulturstiftung<br />

des Bundes, Deutschland; German <strong>Film</strong>s Service + Marketing GmbH; der DEFA-Stiftung; <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> GmbH; ICESTORM Entertainment GmbH;<br />

Wilhelm-Fraenger-Institut gGmbH; und dem Bundesarchiv <strong>Film</strong>archiv Berlin. Nähere Informationen: www.progress-film.de<br />

Funded by<br />

the German Federal Cultural Foundation<br />

DEFA FILM<br />

LIBRARY<br />

U M A S S<br />

AMHERST<br />

Grafik: Detlef Helmbold<br />

ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Rebels with a cause – in Anlehnung an den James Dean-<strong>Film</strong> Rebel Without a<br />

Cause (Denn sie wissen nicht, was sie tun) wählte das Museum of Modern Art in<br />

New York diesen Titel für <strong>Film</strong>e, die aufrührerisch sind und das Bild einer Zeit<br />

bewahren, die inzwischen Geschichte ist. Aus über 200 DEFA-<strong>Film</strong>en wählten <strong>Film</strong>kenner<br />

des MoMA und des Goethe-Instituts New York ein Programm aus, das dem<br />

Publikum in den USA den Blick eröffnet auf die ostdeutsche <strong>Film</strong>produktion, die<br />

einen internationalen Charakter haben, da sie universelle und zeitübergreifende Themen<br />

behandeln.<br />

Den globalen Aspekt von <strong>Film</strong>kunst greift das MoMA, eine der bedeutenden Kunstinstitutionen<br />

der Welt, auf und bietet mit 20 Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Animationsfilmen<br />

die bislang umfassendste DEFA-<strong>Film</strong>schau in Übersee. Insbesondere die<br />

gegenwartskritischen <strong>Film</strong>en, die von strenger Zensur ausgebremst und erst zum Ende<br />

der DDR, 1990, endlich gezeigt wurden, hatten auch nach 35 Jahren „Regaldasein“<br />

nichts von ihrer gestalterischen Kraft und inhaltlichen Brisanz eingebüßt. Stimmungsvolle<br />

Reportagen, Neorealismus oder kontrastreiche Schwarz-Weiß-Montagen zeichnen<br />

<strong>Film</strong>e aus, die sich mit einem schwierigen historischen Kapitel auseinandersetzen.<br />

So standen die einprägsamen Bilder des <strong>Film</strong>s, Berlin – Ecke Schönhauser von 1957,<br />

für das Bildmotiv der MoMA <strong>Film</strong>reihe Pate. Brechts Schwiegersohn Ekkehard Schall,<br />

das Pendant zu James Dean, bringt zwei Jahre nach dem US-Klassiker einen ähnlich<br />

aufrührerischen Halbstarken auf die Leinwände im „Wilden Osten“.<br />

Die Auswahl der amerikanischen MoMA-<strong>Film</strong>fachleute korrespondierte offensichtlich<br />

gut mit dem Publikumsinteresse: Mehr als 3.500 Kinofans sahen die <strong>Film</strong>e der DEFA-<br />

Reihe, wobei Der Dritte und Berlin – Ecke Schönhauser die Hitliste anführen. In insgesamt<br />

26 Vorführungen fanden auch filmische Wiederentdeckungen, wie z.B. Das<br />

Fahrrad großen Anklang beim Publikum. Nach dem großen Erfolg der DEFA-<strong>Film</strong>reihe<br />

am Museum of Modern Art in New York hat nun das deutsche Publikum die Möglichkeit,<br />

diese Auswahl kennen zu lernen. Für viele Cineasten gibt es damit die Gelegenheit<br />

zu einem Wiedersehen, jüngere Kinobesucher können Kinoklassik entdecken.<br />

Von New York direkt nach Deutschland: In den Kinos von Berlin, Hamburg, Halle,<br />

Nürnberg, München, Karlsruhe, Halle, Frankfurt und Dresden gibt es ein Nachspiel für<br />

die MoMA <strong>Film</strong>auswahl mit einer Begleitausstellung und Gesprächsforen. Der PRO-<br />

GRESS <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> arbeitet seit mehr als einem halben Jahrhundert mit DEFA-<strong>Film</strong>kunst<br />

und dankt der Kulturstiftung des Bundes und allen Sponsoren und Förderern für<br />

die Unterstützung, die sie diesem ambitionierten Vorhaben zuteil werden ließen.<br />

Diese Retrospektive wurde unterstützt von der Max Kade Foundation, Inc.; The Museum of Modern Art,<br />

Department of <strong>Film</strong> and Media; The International Council of The Museum of Modern Art, der DEFA <strong>Film</strong> Library und<br />

der University of Massachusetts Amherst; dem Goethe-Institut New York; der Kulturstiftung des Bundes, Deutschland;<br />

German <strong>Film</strong>s Service + Marketing GmbH; der DEFA-Stiftung; <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> GmbH; ICESTORM Entertainment<br />

GmbH; Wilhelm-Fraenger-Institut gGmbH und dem Bundesarchiv <strong>Film</strong>archiv Berlin.<br />

Unser besonderer Dank geht an Harald Brandes, Horst Claus, Helmut Morsbach, Ralf Schenk, www.durchblickreisen.de,<br />

Mansir Holden printing Company, STUDIO BABELSBERG Postproduction GmbH, Titelbild GmbH und<br />

Detlef Helmbold von zenon design.<br />

Rebels with a Cause wurde organisiert von Jytte Jensen, Kuratorin, Department of <strong>Film</strong> and Media, The Museum<br />

of Modern Art; Juliane Wanckel, Programm Manager, Goethe-Institut New York und Hiltrud Schulz, Sales und<br />

Outreach Manager, DEFA <strong>Film</strong> Library, University of Massachusetts Amherst.


Internationale Pressestimmen und <strong>Film</strong>kritiken<br />

“Telling, finely drawn, superbly acted!“<br />

„Eindrucksvoll, fein gezeichnet, herrlich gespielt!“<br />

The New York Times über Die Architekten<br />

“Today it is recognized as one of the most important German feminist films.”<br />

„Heute anerkannt als einer der wichtigsten deutschen feministischen <strong>Film</strong>e.“<br />

McMicken College of Arts and Sciences, Cincinatti, über Das Fahrrad<br />

“One of the best German comedies“<br />

„Eine der besten deutschen <strong>Film</strong>komödien.“<br />

The Oxford History of World Cinema über Karbid und Sauerampfer<br />

“The film reflects on the possibilities and techniques of provocation. … The East<br />

German film narrowly escaped censorship, but quickly disappeared after only a<br />

few weeks in theaters.”<br />

„Der <strong>Film</strong> reflektiert die Möglichkeiten und Techniken der Provokation. … Er<br />

entkam nur knapp der Zensur, verschwand aber nach wenigen Wochen aus den<br />

ostdeutschen Kinos.“<br />

University of California, Berkeley, über Der Fall Gleiwitz<br />

“The film struck a chord with its portrayal of everyday life in East Berlin and the love<br />

story between a passionate single mother and a complacent, married bureaucrat.”<br />

„Der <strong>Film</strong> brachte mit seinem Porträt des Alltags in Ostberlin und seiner Liebesgeschichte<br />

zwischen einer alleinerziehenden Mutter und einem selbstgefälligen,<br />

verheirateten Bürokraten eine ungewöhnliche Saite zum Klingen.“<br />

Nick Cave, CineCity <strong>Film</strong>festival, Brighton, über Die Legende von Paul und Paula<br />

“An exceptional record of passing time.“<br />

„Eine außergewöhnliche Aufnahme vergangener Zeit.“<br />

Variety über Mädchen in Wittstock<br />

❶ ❷<br />

❸ ❹<br />

Fotos: Sandra Bergemann ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Pressestimmen<br />

Impressionen aus dem MoMA:<br />

1. Juliane Wanckel, Programm-<br />

Manager des Goethe-Instituts<br />

New York und Jutta Hoffmann,<br />

Schauspielerin<br />

2. Jytte Jensen, Kuratorin der<br />

<strong>Film</strong>- und Medienabteilung des<br />

MoMA<br />

3. Barton Byg, Direktor der DEFA<br />

<strong>Film</strong> Library, University of Massachusetts<br />

Amherst<br />

4. Prof. Jürgen Haase, Direktor<br />

des <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>s<br />

und Helmut Morsbach, Vorstand<br />

der DEFA-Stiftung<br />

5


6 ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Spielfilme<br />

„Angeblich soll der Kulturminister<br />

Schirmer persönlich verfügt<br />

haben, daß die Premiere von<br />

Peter Kahanes Spielfilm ‚Die<br />

Architekten’ in den Juni vorverlegt<br />

wird. Grund: In der rasant<br />

verändernden Kinolandschaft<br />

der DDR dürfte es ein DEFA-<strong>Film</strong><br />

nach dem 1. Juli ziemlich<br />

schwer haben. Dabei ist Kahanes<br />

<strong>Film</strong> ein ganz besonderer –<br />

der erste nach der Wende.<br />

(Allerdings war das Drehbuch<br />

Thomas Knaufs in einem Akt<br />

geradezu fürwitzigen Aufmüpfertums<br />

bereits 1988 im Studio<br />

bestätigt worden).“<br />

(Roland Herold in Sächsisches<br />

Tageblatt, 26.09.1990)<br />

„Die 50er Jahre sind die Jahre der<br />

legendären Straßen- und Jugendfilme.<br />

Luis Bunuel … und …<br />

sein Meisterwerk ‚Los Olvidados’…<br />

1955 ist das Aufführungsjahr<br />

von Richard Brooks ‚Blackboard<br />

Jungle’ und von Nicholas Rays<br />

<strong>Film</strong> ‚Rebel Without a Cause/Denn<br />

sie wissen nicht, was sie tun’. …<br />

Ende August 1957 hat der <strong>Film</strong><br />

von Gerhard Klein und Wolfgang<br />

Kohlhaase Premiere. Ihn heute in<br />

einem Atemzug mit den berühmten<br />

Vorgängern zu nennen, ist<br />

keineswegs neue Legendenbildung.<br />

‚Berlin – Ecke Schönhauser’<br />

hat zu ihnen mehr Berührungspunkte,<br />

als den Zeitgenossen<br />

bewußt wurde beziehungsweise<br />

als sie eingestehen mochten oder<br />

konnten. Diese Analogien liegen<br />

im Zeitempfinden, im moralischen<br />

Anspruch, in der filmischen<br />

Stilistik. Die Parallelen reichen<br />

bis zum Habitus der Darsteller.“<br />

(Fred Gehler in Magazin 8/1987)<br />

Die Architekten (1990, F, 108 min.)<br />

RE: Peter Kahane, DB: Thomas Knauf, Peter Kahane,<br />

mit: Kurt Naumann, Rita Feldmaier, Uta Eisold, Jürgen Watzke, Ute Lubosch u.a.<br />

Noch erinnert sich der 38jährige Daniel Brenner an seine Ideale im Architekturstudium.<br />

Bisher konnte er nur Buswartehäuschen projektieren. Doch dann erhält er den<br />

Auftrag, für Berlins Neubaugebiet Marzahn ein Kulturzentrum zu schaffen. Mit früheren<br />

Kommilitonen bildet er ein Team engagierter Jungarchitekten, die Alternativen<br />

suchen zur staatlich verordneten Monotonie, die über das Bauwesen hinaus in das<br />

Privatleben hineinwirkt. Auch in Daniels: Viel zu spät erkennt er, dass seine Frau<br />

Wanda vom eintönigen Alltag erdrückt wird. Des Wartens überdrüssig, will sie im<br />

Hier und Heute leben und verlässt mit Tochter Johanna die DDR. Neben dem privaten<br />

Desaster platzen auch Daniels berufliche Utopien, der staatliche Bürokratismus<br />

siegt erneut. Allegorisches Stimmungsbild aus den letzten Tagen der DDR von einer<br />

Generation, die sich nicht nur dem verordneten Konformismus, sondern auch der<br />

vorauseilenden Anpassung an die staatlichen Normen widersetzt.<br />

„Insgesamt ist ein sozial, psychologisch und politisch genau dargestellter <strong>Film</strong> entstanden,<br />

der gesellschaftliche Situationen in Zusammenhänge stellt und damit<br />

auch Umstände erhellt und analysiert, die zu den Massenbewegungen im Oktober<br />

89 geführt haben.“ (<strong>Verleih</strong>information über die Rohschnittvorführung, 27.02.1990)<br />

Foto: Christa Köfer<br />

DIE ARCHITEKTEN BERLIN – ECKE SCHÖNHAUSER<br />

Berlin – Ecke Schönhauser (1957, S/W, 81 min.)<br />

RE: Gerhard Klein, DB: Wolfgang Kohlhaase,<br />

mit: Ekkehard Schall, Ilse Pagé, Ernst-Georg Schwill, Harry Engel, Helga Göring,<br />

Erika Dunkelmann u.a.<br />

Berlin, Prenzlauer Berg. Unter dem U-Bahnbogen Ecke Schönhauser Allee trifft sich<br />

das junge Deutschland. Dabei ist „Kohle“, dessen Stiefvater ihn mit Schlägen traktiert<br />

und Angela, die stundenweise für den Liebhaber der Mutter Platz macht. Dieter liebt<br />

Angela und ist ein anständiger Kerl, der aber überall aneckt. Karl-Heinz, ein Junge<br />

aus „gutem Haus“, ist auf die schiefe Bahn geraten. Am Bahnhof Zoo versucht er das<br />

schnelle Geld zu machen. Als er seine Freunde in die Sache hineinzieht, müssen sie<br />

vor der Polizei in den Westen fliehen. Im Auffanglager kommt „Kohle“ ums Leben.<br />

Dieter kämpft um seine Freiheit und kehrt zu Angela zurück - nun weiß er, was er tut.<br />

Der dritte Berlin-<strong>Film</strong> von Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase im Stil des italienischen<br />

Neorealismus zählt zu den 100 wichtigsten deutschen <strong>Film</strong>en (Deutsche Kinemathek).<br />

Foto: Holstein/Schneider


ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Spielfilme<br />

Dein unbekannter Bruder (1982, F, 108 min.)<br />

RE: Ulrich Weiß, DB: Wolfgang Trampe,<br />

mit: Uwe Kockisch, Michael Gwisdek, Jenny Gröllmann, Bohumil Vavra,<br />

Michael Gerber u.a.<br />

Arnold Clasen kämpft im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nach seiner Entlassung<br />

1935 aus dem Konzentrationslager, taucht er in Hamburg unter, um seinen<br />

Widerstand in der Illegalität fortzusetzen. Aus Angst vor Verrat isoliert er sich immer<br />

mehr; Misstrauen und Verdacht prägen sein Leben. Geborgenheit und Halt findet er<br />

bei Renate, seiner großer Liebe. Als Arnold seinen neuen Verbindungsmann Walter<br />

kennen lernt, merkt er nicht, wie er immer weiter in einen Strudel aus Lügen, Verrat<br />

und Verhaftungen gerät. Magisch anmutende Bilder verstärken den subjektiven Charakter<br />

von Weiß’ ungewohnter Perspektive. Von den Kritikern hoch gelobt, wurde<br />

Dein unbekannter Bruder für die Teilnahme an den Internationalen <strong>Film</strong>festspielen<br />

in Cannes nominiert – während der Regisseur im eigenen Land zunehmend unter<br />

politischen Druck geriet. Sein <strong>Film</strong> wurde vom Export ausgenommen und aus den<br />

heimischen Kinos verbannt.<br />

Der Dritte (1972, F, 111 min.)<br />

RE: Egon Günther, DB: Egon Günther, Günther Rücker,<br />

mit: Jutta Hoffmann, Barbara Dittus, Rolf Ludwig, Armin Mueller-Stahl u.a.<br />

Zweimal hat ihr das Leben den falschen Partner gegeben – zweimal blieb ihr ein Kind.<br />

Jetzt ist sie Mitte Dreißig und sehnt sich erneut nach der großen Liebe. Ein drittes Mal<br />

will sie die Wahl nicht dem Zufall überlassen. Aber zur eigenen Überraschung spürt<br />

sie, wie viel Courage dazu gehört, gegen traditionelle Verhaltensmuster anzutreten.<br />

Doch mit Witz, einer Portion Sturheit und der Hilfe ihrer Freundin Lucie erreicht Margit<br />

Fließer ihr Ziel. Ein <strong>Film</strong>, von Thematik und Machart immer noch revolutionär,<br />

preisgekrönt u. a. mit dem Darstellerpreis für Jutta Hoffmann in Venedig 1972.<br />

„Egon Günther zeigt, daß Sozialismus eine komplizierte Sache ist... Bei ihm gibt es<br />

keinen Parteifunktionär, der das Patentrezept parat hält; hier müssen Menschen<br />

auch mal selber miteinander fertig werden. Ich glaube, gerade deshalb mag das<br />

Publikum in der DDR diesen <strong>Film</strong> so besonders, daß es häufig Schlange steht, um<br />

noch eine Karte zu bekommen. … ‚Der Dritte’ ist in der DDR durchaus umstritten:<br />

den einen geht er in seiner spielerischen Behandlung von sogenannten Lebensfragen<br />

zu weit, den anderen geht er noch immer nicht weit genug – eine Diskussion,<br />

die auch auf höchster Ebene geführt wird, zuletzt auf dem 2. Kongreß der <strong>Film</strong>und<br />

Fernsehschaffenden.“ (Peter B. Schumann in Süddeutsche Zeitung, 25.05.1972)<br />

Foto: Claus Neumann<br />

Regisseur Ulrich Weiß im ‚<strong>Film</strong>spiegel’<br />

auf die Frage, wie weit<br />

sein persönliches Engagement<br />

für einen <strong>Film</strong> gehen würde:<br />

„Kämpfen bis zum Umfallen. Ich<br />

kann nämlich nicht anders.“<br />

(zitiert nach Frankfurter Rundschau,<br />

Heinz Kersten,<br />

16.11.1982)<br />

DEIN UNBEKANNTER BRUDER DER DRITTE<br />

„Der Versuch, die Emanzipation<br />

der Frau zu verwirklichen, ist in<br />

der DDR gemacht worden: In<br />

dieser Woche ging zum erstenmal<br />

ein <strong>Film</strong> über die Leinwände,<br />

der eine lesbische Szene<br />

zeigte.“ (Marcus Ferrar in Bonner<br />

Rundschau, 17.03.1972)<br />

Foto: Raatzke/ Wenzel<br />

7


8 ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Spielfilme<br />

„Der Spielfilm … gilt unter DDR-<br />

Kinogängern als Geheimtip…<br />

Mitte dieses Jahres von der Ost-<br />

Berliner Zeitschrift ‚<strong>Film</strong>spiegel’<br />

mit Vorschußlorbeeren bedacht,<br />

wurde er nach seiner Uraufführung<br />

von der SED-Presse verrissen…<br />

Das ‚Wichtige’ für sie sei, so<br />

bekennt Evelyn Schmidt, ‚nicht<br />

klagen, sich nicht zurückziehen!<br />

Sich wehren!’“ (Harald Budde in<br />

FAZ, 11.10.1982)<br />

„Ein mit expressiv stilisierten<br />

Bildern bestücktes Protokoll der<br />

letzten Friedensstunden, in denen<br />

sich die Nazis mit dem fingierten,<br />

polnischen Überfall auf den Sender<br />

Gleiwitz' einen Vorwand zum<br />

Angriff schufen. Bis heute einer<br />

der brillantesten DEFA-Spielfilme.“<br />

(Ticket/ Tagesspiegel, April 2000)<br />

Das Fahrrad (1982, F, 90 min.)<br />

RE: Evelyn Schmidt, DB: Ernst Wenig,<br />

mit: Heidemarie Schneider, Roman Kaminski, Anke Friedrich,<br />

Heidrun Bartholomäus u.a.<br />

Bonjour Tristesse! Susanne Becker, Ende zwanzig, lebt mit ihrer Tochter allein zur<br />

Untermiete. Ohne Ausbildung bleibt ihr nur monotone, schlecht bezahlte Fabrikarbeit.<br />

Ihr einziger Besitz ist ein Fahrrad – und jener Funken Widerspruchsgeist, mit<br />

dem sie schließlich ihren Job aufgibt. Viel zu beschäftigt mit sich selbst, ist Susanne<br />

nicht frei für Thomas und es dauert, bis endlich der Funke überspringt. Nach der<br />

ersten Euphorie kommen die Widersprüche: Thomas, der darauf vertraut, dass jeder<br />

seines Glückes Schmied ist und Susanne, der die Verantwortung für ihre Tochter<br />

manchmal allzu schwer wird. Eigenwillig-sprödes Sozialportrait der 80er Jahre. Die<br />

Darstellung der Gefühlswelt einer alleinerziehenden Frau ist bis heute aktuell, auf<br />

einer zweiten Ebene ein realitätsnaher Spiegel einer vergangenen Zeit.<br />

„Der <strong>Film</strong> ist ein Plädoyer für scheinbare Randfiguren der Gesellschaft, stellt die<br />

Qualität menschlicher Beziehungen über reines Leistungsdenken… Wie schon<br />

früher in manchen Fällen zeigt sich an dem <strong>Film</strong> von Evelyn Schmidt erneut, daß die<br />

Resonanz einer DEFA-Produktion in der Öffentlichkeit auch vom Zeitpunkt ihres<br />

Kinostarts beeinflußt wird. ‚Das Fahrrad’ geriet mitten in die Diskussionen zur Vorbereitung<br />

des Kongresses des Verbandes der <strong>Film</strong>- und Fernsehschaffenden der DDR,<br />

eine Zeit der Unklarheit über den weiteren filmpolitischen Kurs… Die starke sozialkritische<br />

Note des <strong>Film</strong>s ließ offensichtlich eine eher negative Besprechung opportun<br />

erscheinen.“ (Heinz Kersten in Frankfurter Rundschau, 16.11.1982)<br />

Foto: Dietram Kleist<br />

DAS FAHRRAD DER FALL GLEIWITZ<br />

Der Fall Gleiwitz (1961, S/W, 69 min.)<br />

RE: Gerhard Klein, DB: Wolfgang Kohlhaase, Günter Rücker,<br />

mit: Hannjo Hasse, Herwart Grosse, Hilmar Thate, Georg Leopold,<br />

Wolfgang Kalweit u.a.<br />

Es geht um die perfide Aktion der SS, mit der am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg<br />

begann. Spannend, fast reportagehaft, schildert der <strong>Film</strong> die Vorgänge um den<br />

Reichssender Gleiwitz unmittelbar an der polnischen Grenze. Am 31. August 1939<br />

fingieren SS-Leute einen polnischen Überfall auf den Sender. Sie stürmen das Sendehaus,<br />

erschießen einen KZ-Häftling, den sie zuvor in eine polnische Uniform steckten<br />

und lassen ihn am Tatort zurück. Unvergesslich Hilmar Thate als KZ-Häftling, der im<br />

ganzen <strong>Film</strong> kein Wort spricht, und dennoch beredte Empfindungen vermittelt. Eine<br />

exzellente <strong>Film</strong>sprache entlarvt eine der Aktionen, mit denen die Nationalsozialisten<br />

die Welt über ihre Verantwortung für den Krieg täuschten.<br />

Foto: Kurt Schütt


ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Spielfilme<br />

Jahrgang 45 (1965-66/90, S/W, 94 min.)<br />

RE: Jürgen Böttcher, DB: Klaus Poche, Jürgen Böttcher,<br />

mit: Rolf Römer, Monika Hildebrand, Paul Eichbaum, Holger Mahlich u.a.<br />

Das Ehepaar Al und Li lebt im Prenzlauer Berg in Berlin. Schon nach wenigen Monaten<br />

Ehe beschließen sie, sich scheiden zu lassen. Vor allem Al leidet unter der Empfindung,<br />

sich nicht mehr entfalten und ausprobieren zu können. Um klare Gedanken<br />

zu fassen, nimmt er Urlaub, bummelt durch Berlin, trifft Fremde und Freunde... Der<br />

einzige Spielfilm des Malers und Dokumentaristen Jürgen Böttcher.<br />

„Ich hatte den ganzen Rummel mit dem ‚Kaninchen’ hinter mir, und nun kam<br />

noch das Aus des ‚Jahrgangs’, an dem nun wirklich mein Herz hing. Diese Art<br />

<strong>Film</strong> hatte mir unbewusst immer vorgeschwebt. Damit fühlte ich mich ganz und<br />

gar identisch. Danach war die Welt beinahe zu Ende.“ (Dramaturgin Christel Gräf<br />

in einem Ge-spräch mit Rolf Richter 1990)<br />

Karbid und Sauerampfer (1963, S/W, 84 min.)<br />

RE: Frank Beyer, DB: Frank Beyer, Hans Oliva<br />

mit: Erwin Geschonneck, Kurt Rackelmann, Rudolf Asmus, Marita Böhme,<br />

Margot Busse, Manja Behrens, Fred Delmare u.a.<br />

Dresden, Sommer 1945. Karl „Kalle“ Blüchers Arbeitsplatz ist weggebombt. Doch der<br />

Bedarf an Zigaretten ist zu allen Zeiten immens und Kalles Kollegen hecken einen<br />

Plan für ihre Zigarettenfabrik aus. Kalle, Nichtraucher und Vegetarier, muss Karbid<br />

zum Schweißen organisieren, allein für das Zahlungsmittel Zigaretten. Abenteuerlich<br />

wird es, als er mit sieben Fässern Karbid seinen Rückweg von Wittenberge per Anhalter<br />

antritt. Ein Fass nach dem anderen wird ihm als Wegzoll abverlangt. Mit geschäftstüchtigen<br />

russischen und amerikanischen Offiziere, der mannstollen Kriegswitwe<br />

und einem Schiffbruch auf der Elbe kommt er klar, aber eine Reisebekanntschaft,<br />

Karla, die geht ihm nicht aus dem Kopf. Brilliante <strong>Film</strong>komödie mit erfrischend frechen<br />

politischen Untertönen und Erwin Geschonneck in seiner Paraderolle.<br />

Foto: Waltraud Pathenheimer<br />

„Gewiß, Böttcher hat immerzu<br />

gearbeitet, wenn er keine <strong>Film</strong>e<br />

drehte, dann gemalt. Es ist<br />

erstaunlich, was vorliegt. Aber,<br />

er mag entschuldigen, als ich<br />

jetzt nach 24 Jahren ‚Jahrgang<br />

45’ wiedersah, überfiel mich<br />

eine wilde Sehnsucht nach seinen<br />

ungedrehten <strong>Film</strong>en, nach<br />

dem anderen, nicht gelebten<br />

Leben.“<br />

(Rolf Richter Febr./Juli 1990)<br />

JAHRGANG ‘45 KARBID UND SAUERAMPFER<br />

Foto: Heinz Wenzel<br />

„Ein <strong>Film</strong> für Erwin Geschonneck.<br />

Das lange Gesicht, der schmale<br />

Mund - alles in allem trockener<br />

Gleichmut. Wehe aber deinem<br />

Zwerchfell, wenn in diesem<br />

Gesicht der Witz zu spielen<br />

beginnt.“<br />

(Hans-Dieter Schütt in „Junge Welt“<br />

Berlin vom 07. 03. 1984)<br />

9


10 ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Spielfilme<br />

Kurt Maetzig über die 24 Jahre verspätete<br />

Premiere seines <strong>Film</strong>s: „Ich<br />

mußte mir die Jacke über den Kopf<br />

ziehen und konnte ein paar Minuten<br />

lang gar nichts sagen. Mich bewegte<br />

vor allem der Gedanke: wie anders<br />

und wieviel besser könnte unser Land<br />

heute dastehen, wenn wir alle, <strong>Film</strong>und<br />

Theater-Künstler, Literaten und<br />

andere Intellektuelle, mit dem Bestreben,<br />

unser Land vom Stalinismus zu<br />

befreien, damals zum Erfolg gekommen<br />

wären. Statt dessen wurden<br />

unsere demokratischen Absichten<br />

durch das berüchtigte 11. Plenum des<br />

ZK vom Dezember 1965 als staatsund<br />

sozialismus-feindlich verleumdet,<br />

viele Kunstwerke verboten und<br />

die Spielfilmproduktion der DDR auf<br />

Jahre zur Stagnation verurteilt, ...“<br />

(Gespräch mit Dr. Christiane Mückenberger,<br />

Presseinformation 1990)<br />

„Ebenso witziger wie poetischer<br />

wie DDR-Alltags-ironischer Defa-<br />

Klassiker, längst ein Kultfilm und<br />

immer wieder sehenswert“<br />

(Zitty, 2002)<br />

„eine wichtige Wiederentdeckung“<br />

(3sat in seiner Reihe European<br />

60 - Kultfilme der Sechziger, 2002)<br />

Das Kaninchen bin ich (1965/90, 113 min., S/W)<br />

RE: Kurt Maetzig, DB: Manfred Bieler<br />

mit: Angelika Waller, Alfred Müller, Ilse Voigt, Wolfgang Winkler, Helmut Schellhardt u.a.<br />

Mit 19 Jahren hat Maria Morzeck schon ihre Träume verloren. Ihr Bruder Dieter wird<br />

unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen „staatsgefährdender Hetze“ verurteilt, statt eines<br />

Slawistikstudiums bleibt Maria nun Kellnern. Da begegnet ihr die erste große Liebe, Paul<br />

Deister, der Richter ihres Bruders. Doch ihre Liebe hat keine Zukunft und Maria findet die<br />

Kraft, sich gegen äußere Zwänge zu wehren und setzt ihren Weg ohne Dieter und Paul fort.<br />

Die Zensur verhindert die Premiere, doch der <strong>Film</strong> wird ins Ausland verkauft. Das<br />

Publikum in der DDR kann Das Kaninchen bin ich erst ein Vierteljahrhundert verspätet<br />

ansehen. Das Kaninchen bin ich ist von führenden <strong>Film</strong>historikern und –journalisten<br />

im Verbund Deutscher Kinematheken als einer der 100 wichtigsten deutschen<br />

<strong>Film</strong>e aller Zeiten ausgewählt.<br />

Die Legende von Paul und Paula (1973, F, 106 min.)<br />

RE: Heiner Carow, DB: Ulrich Plenzdorf, Heiner Carow,<br />

mit: Angelica Domröse, Winfried Glatzeder, Heidemarie Wenzel, Fred Delmare u.a.<br />

Paula arbeitet in einer Kaufhalle und lebt allein mit ihren beiden Kindern. Bevor sie<br />

sich in eine „Sicherheitsehe“ flüchtet, will sie „die Glocken noch einmal so richtig<br />

läuten lassen.“ In der Bar begegnet sie Paul. Beide trifft die Liebe wie eine Himmelsmacht,<br />

trotzdem will Paul seine Karriere nicht durch eine Scheidung gefährden. Als<br />

sich Paula rigoros von ihm trennt, kämpft er und gewinnt ihre Liebe zurück. Doch<br />

Paula will unbedingt ein Kind von Paul, obwohl sie dadurch ihr Leben aufs Spiel setzt.<br />

DAS KANINCHEN BIN ICH<br />

Foto: Erkens/Wenzel<br />

DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA<br />

Das zweite Gleis (1962, S/W, 80 min.)<br />

RE: Joachim Kunert, DB: Günter Kunert, Joachim Kunert,<br />

mit: Annekathrin Bürger, Albert Hetterle, Horst Jonischkan,<br />

Walter Richter-Reinick, Helga Göring, Erik S. Klein u.a.<br />

Nachtschicht für Fahrdienstleiter Walter Brock im Stellwerk Nord. Im Schein der<br />

Arbeitslampe entdeckt er einen Einbruch auf Gleis 2. Die gerufene Polizei lässt das<br />

Bahngelände sperren. Brock meint in dem Rangierer Erwin Runge einen der Diebe<br />

zu erkennen, zieht dann aber seine Aussage zurück. Brock, der als verdient und<br />

zuverlässig gilt, verändert sich in der Folgezeit, bis selbst seine Tochter ihn nicht<br />

mehr versteht. Erwin Runge und sein Freund, der junge Schlosser Frank Reißner, versuchen,<br />

durch Brocks Tochter etwas über seine Vergangenheit herausfinden.<br />

Der vom Dokumentarfilm kommende Kameramann Rolf Sohre schafft mit seiner<br />

expressionistischen Licht- und Schattenwelt und den fast abstrakt-graphisch anmutenden<br />

Einstellungen von Gleisen, Weichen und Oberleitungsdrähten eine sogartige,<br />

unheimliche Stimmung.<br />

Foto: Damm/Kroiss<br />

DAS ZWEITE GLEIS<br />

Foto: Max Teschner


ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Einmal in der Woche schrein (1982/89, F, 15 min.) · BU+RE: Günter Jordan<br />

„Einmal in der Woche schrein/ einmal ganz ich selber sein“ das wollen die Jungen und<br />

Mädchen vom Helmholtzplatz im Nordosten Berlins, wenn sie sich bei Schmalzstulle und<br />

Clubcola in „Willis Disko“ treffen. Die Rockgruppe „Pankow“ singt, was die Halbwüchsigen<br />

empfinden: „Wer will an der Leine geh'n, ich will selber denken, selber seh'n“. Der selbstorganisierte<br />

Treffpunkt gibt ihnen die Möglichkeit, sich unter Ihresgleichen auszuprobieren<br />

und selbst zu erkennen. Der impressionistische <strong>Film</strong> über jugendliches Selbstbewusstsein<br />

und Selbstbestimmung entsprach nicht den gängigen Vorstellungen, so dass er 1982 verboten<br />

und erst im Oktober 1989 auf erneuten Antrag des Regisseurs zugelassen wurde.<br />

Mädchen in Wittstock (1975, S/W, 20 min.)<br />

RE: Volker Koepp, DB: Volker Koepp, Richard Ritterbusch<br />

Erste Begegnung mit der Kleinstadt Wittstock an der Dosse: Eine landwirtschaftlich<br />

geprägte Gegend im Norden Brandenburgs befindet sich im Umbruch. Auf einer grünen<br />

Wiese außerhalb der Stadtmauern entsteht ein ehrgeiziges Großprojekt, das<br />

Obertrikotagenwerk Ernst Lück. Die Riesenausmaße der Textilindustrie bedeuten für<br />

Landschaft und Menschen, deren Denken und Leben, einschneidende Veränderungen.<br />

Die porträtierten Mädchen der Jugendschicht nehmen kein Blatt vor den Mund,<br />

sprechen von Anlaufschwierigkeiten, niedriger Produktivität und hoher Fluktuation.<br />

Foto: Michael Lösche<br />

Dokumentarfilme<br />

EINMAL IN DER WOCHE SCHREIN MÄDCHEN IN WITTSTOCK RANGIERER<br />

Rangierer (1984, S/W, 22 min.) · BU+RE: Jürgen Böttcher<br />

Als eine Version des Cinéma Verité gibt dieser <strong>Film</strong> in großartigen Schwarzweißbildern<br />

Einblicke in das physisch anstrengende und Präzision erfordernde Arbeitsleben<br />

erfahrener Rangierer. Bei jedem Wetter, Tag und Nacht koppeln sie die Waggons an<br />

und ab in den Eisenbahnanlagen des Güterbahnhofs Dresden-Friedrichstadt, einem<br />

der wenigen Gefällsbahnhöfe, in denen zum Rangieren die Schwerkraft benützt wird.<br />

Geräusche erfüllen die Luft: Hämmern, die knarzenden Schritte der Arbeiter auf dem<br />

Kies, Pfiffe und Rangiergeräusche.<br />

Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? (1989, S/W, 50 min.)<br />

RE: Helke Misselwitz, DB: Helke Misselwitz, Thomas Plenert<br />

Jahreswechsel 1988/1989. Eine Kohlenhandlung im Berliner Arbeiterbezirk Prenzlauer<br />

Berg. 1961, im Jahr des Mauerbaus, muss der 1922 gegründete Betrieb aus dem Grenzsperrbezirk<br />

umziehen. Die Chefin führt den Familienbetrieb und ihre sieben Kohlenmänner<br />

umsichtig und klug, energisch und gewitzt. Helke Misselwitz begleitet die Männer bei ihrer<br />

täglichen Arbeit: Holzhacken, Kohle ausfahren, Säcke mehrere Stockwerke hochschleppen.<br />

Die Knochenarbeit vermittelt sich in harten Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Wir erfahren aus der<br />

Vergangenheit, von Republikflucht und Gefängnisaufenthalten der Protagonisten und erhalten<br />

Einblick in ihr aktuelles Familienleben. Jenseits des offiziellen Bilds vom Arbeiter ist ein<br />

offenes Portrait zu einer Zeit des politischen Umbruchs in der DDR entstanden.<br />

Foto: Lehmann/Zausch<br />

Foto: Thomas Plenert<br />

„Bei Günter Jordans liebevoller<br />

Schilderung des Milieus junger<br />

Leute vom Prenzlauer Berg<br />

erweckte schon der von der<br />

populären Rockgruppe ‚Pankow’<br />

auch gesungene Titel Argwohn,<br />

zumal in dem Text weitere Reizworte<br />

‚Einmal alle Angst verliern’<br />

oder ‚Immer an der Leine gehen’<br />

vorkommen.“<br />

(Heinz Kersten in Frankfurter<br />

Rundschau, 03.05.1990)<br />

„Erstaunlich ist, wie freimütig sich<br />

die Arbeiterinnen äußern, wie<br />

natürlich sie von ihren Hoffnungen<br />

und Enttäuschungen, von<br />

ihren Problemen mit der Betriebsleitung<br />

oder mit früh übernommener<br />

Verantwortung berichten…<br />

Der unterschwellige Zug von Traurigkeit,<br />

der gar nicht zum offiziellen<br />

‚DDR’-Bild passen will“<br />

(Richard Winckler in Die Welt, 04.<br />

Juli 1977)<br />

„Mona Lisa in der Endkontrolle“<br />

(Stefan Reinecke in <strong>Film</strong>bulletin<br />

2/1997)<br />

WER FÜRCHTET SICH VORM<br />

SCHWARZEN MANN?<br />

„Böttcher, der Maler: In ‚Rangierer’<br />

zeigt er sich in großartigen<br />

Schwarzweißbildern.“<br />

(Viennale 2002)<br />

„Mit optisch sehr einfühlsamen<br />

sinnlichen Bildern wie den wiederholten<br />

Treppengängen mit<br />

den enormen Lasten und dem<br />

Fahren mit den Kohlenautos<br />

erzeugt der <strong>Film</strong> die Achtung für<br />

diese Arbeit und vor den Arbeitern.<br />

Dabei wird nichts beschönigt,<br />

offen auch darüber gesprochen,<br />

daß einige moralisch oder<br />

sozial versagten, keinerlei<br />

Berufsausbildung haben. Und<br />

gerade dadurch wird der Respekt<br />

vor ihrer Arbeit glaubhafter entwickelt.“<br />

(Direktor Winfried<br />

Schade in der Stellungnahme des<br />

<strong>Verleih</strong>s zur staatlichen Zulassung<br />

des <strong>Film</strong>s, 03.08.1989)<br />

Foto: Thomas Plenert<br />

11


12 ON TOUR IN DEUTSCHLAND Kurzfilme<br />

<strong>Film</strong>satire in der DDR bewegt<br />

sich auf einem schmalen Grat<br />

zwischen offener Kritik, Gängelei<br />

und künstlerischer Ausdruckssuche.<br />

Trotz klarer Vorgaben<br />

fielen zahlreiche Sketche<br />

der Zensur zum Opfer und sind<br />

erst jetzt im Kino zu sehen.<br />

EINE LIEBESGESCHICHTE<br />

ES GEHT UM DIE WURST<br />

KONSEQUENZ<br />

DER KREIS<br />

DAS MONUMENT<br />

Foto: Erwin Anders<br />

Foto: Walter Fehdmer<br />

Foto: Werner Baensch<br />

Foto: Nielitz/Schönberger<br />

Foto: Helmut Krahnert<br />

Die Kurzfilme Eine Liebesgeschichte und Es geht um die Wurst repräsentieren<br />

die rund 300 <strong>Film</strong>e der Reihe Stacheltiere, die zwischen 1953 und 1964<br />

entstand. Sie sind Beispiele für die Sozial- und Politsatire Ostdeutschlands, die<br />

in der Tradition des Kabaretts steht.<br />

Eine Liebesgeschichte (1953, S/W, 7 min.)<br />

RE: Richard Groschopp, DB: Günter Kunert,<br />

mit: Rudolf Wessely, Herwart Grosse, Ulrich Thein u.a.<br />

Der Schriftsteller Franz Schmidt liest zwei Redakteuren aus seinem neuen Liebesroman<br />

vor. Diese aber sind nicht begeistert. Es fehlen Themen der Jugend, die Gleichberechtigung<br />

und das Ideal des „kollektiven Zusammenschweißens.“ Schmidt bearbeitet sein<br />

Werk entsprechend. In der Neufassung sprechen die Liebenden vor rauchenden<br />

Schornsteinen von Herzklopfen wie Hammerschlägen. Diese Version kann die Redakteure<br />

auch nicht begeistern. Doch die Wirklichkeit hält eine Anregung bereit.<br />

Es geht um die Wurst (1955, S/W, 8 min.)<br />

BU+RE: Harald Röbbeling,<br />

mit: Erwin Geschonneck, Hannelore Wüst, Horst Kube, Marianne Wünscher u.a.<br />

„Vergiftete Würste in Ostdeutschland!“ Karl kriegt Angst als er diese Nachricht im<br />

West- Berliner Radio RIAS, dem Radio im Amerikanischen Sektor, hört. Welche Überraschung,<br />

als er seine vermeintlich toten Freunde einige Tage später sieht – gutgelaunt<br />

sitzen sie in der Kneipe.<br />

ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Animationsfilme<br />

Konsequenz (1986, F, 2 min.)<br />

RE: Klaus Georgi, DB: Klaus Georgi, Hedda Gehm<br />

Ein <strong>Film</strong> über einen <strong>Film</strong>, der die Umweltzerstörung auf der Erde zeigt. Die ganze Welt<br />

hustet – Bäume, Tiere, Menschen und schließlich auch die Erde selber. Begeistert<br />

über den <strong>Film</strong> verlassen die Zuschauer das Kino und stürzen - ohne Konsequenz – zu<br />

ihren hochtourig startenden Autos. Ein hustender Mann schließt das Kino.<br />

Der Kreis (1988, F, 3:40 min.)<br />

BU+RE: Klaus Georgi<br />

Eine Produktionsfabrik von Schutzmasken stößt aus unendlich vielen Schloten<br />

schwarzen Rauch aus in dem ihre Umgebung versinkt. Während Menschen und Tiere<br />

mit den Masken leben, geht die Arbeit in der Fabrik immer weiter. Sie produziert eine<br />

Schutzmaske nach der anderen und hüllt die Stadt im Mief.<br />

Das Monument (1990, F, 4min.)<br />

RE: Klaus Georgi, DB: Klaus Georgi, Lutz Stützner<br />

Für die Ewigkeit richtungweisend soll das Monument sein: Eine Figur aus Stein, die<br />

in die Ferne deutet. Die Betrachter wissen die Symbolik zu entschlüsseln und alle<br />

schwören sich auf den vorgegebenen Weg ein. Was die Statue nicht daran hindert, auf<br />

Zuruf die Richtung zu wechseln. Auch diesen Wink versteht die Masse.<br />

Silberne Taube auf dem Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmfestival, 1990.


ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />

Termine<br />

05. November - 21. Dezember <strong>2005</strong><br />

<strong>Film</strong> und Gespräche in der URANIA Berlin mit Plakatausstellung von Exponaten aus vier Jahrzehnten<br />

<strong>Film</strong>geschichte:<br />

Eröffnungsabend Thema: NS-Zeit im <strong>Film</strong> – deutsche Perspektiven.<br />

Das zweite Gleis; Der Fall Gleiwitz; Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Wolfgang Kohlhaase<br />

(Drehbuchautor) und Prof. Dr. Wolfgang Benz (TU Berlin, Direktor des Instituts für Antisemitismusforschung).<br />

Dokumentarfilmabend. Thema: Leben und Arbeit in der DDR – „Gibt’s denn gar nichts mehr zu wagen?“<br />

Mädchen in Wittstock; Einmal in der Woche schrein; Rangierer.<br />

Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Jürgen Böttcher (Regisseur).<br />

Thema: Die 50er Jahre – Halbstarke in Ost und West.<br />

Berlin – Ecke Schönhauser; Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Wolfgang Kohlhaase (Drehbuchautor),<br />

Lothar Bisky (Vorsitzender der Linkspartei) und Hans Helmut Prinzler (Direktor <strong>Film</strong>museum Berlin).<br />

Thema: Blick zurück ohne Zorn – Nachkriegsjahre.<br />

Karbid und Sauerampfer; Knut Elstermann im Gespräch mit Frank Beyer (Regisseur).<br />

Thema: DDR – Rebellion gegen die Enge.<br />

Jahrgang 45; Knut Elstermann im Gespräch mit Jürgen Böttcher (Regisseur) und Pastor Friedrich Schorlemmer.<br />

Thema: Ohnmacht und Widerstand im Dritten Reich – Moral und Verrat.<br />

Dein unbekannter Bruder; Knut Elstermann im Gespräch mit Michael Gwisdek (Schauspieler)<br />

und Prof. Dr. Julius H. Schoeps (Moses Mendelssohn Zentrum, Universität Potsdam).<br />

Thema: Die 80er Jahre im <strong>Film</strong> der DDR - Lebensanspruch und Wirklichkeit.<br />

Das Fahrrad; Knut Elstermann im Gespräch mit Evelyn Schmidt (Regisseurin).<br />

Thema: Selbstbestimmung der Frau im <strong>Film</strong> der DDR.<br />

Der Dritte; Knut Elstermann im Gespräch mit Jutta Hoffmann (Schauspielerin) und Egon Günther (Regisseur).<br />

Thema: Endzeitstimmung DDR - Ende oder Anfang aller Träume.<br />

Die Architekten; Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Peter Kahane (Regisseur) und Lothar de Mazière<br />

(zuletzt Bundesminister für besondere Aufgaben, CDU).<br />

10. November - 11. Dezember <strong>2005</strong><br />

Das babylon berlin:mitte zeigt vier Spiel- und zwei Dokumentarfilme und bietet an drei Sonntagsmatinéen<br />

Gesprächsforen.<br />

22. Januar – 06. März <strong>2006</strong><br />

Lux Kino am Zoo in Halle präsentiert <strong>Film</strong>gespräche sowie die Plakatbegleitausstellung. Mehr: www.luxkino.de<br />

SO 22.01. Eröffnungsabend der <strong>Film</strong>reihe REBELS WITH A CAUSE<br />

18.00 Uhr Dein unbekannter Bruder; Andreas Montag (Mitteldeutsche Zeitung)<br />

im Gespräch mit Uwe Kockisch (Hauptdarsteller)<br />

20.15 Uhr Mädchen in Wittstock und Neues in Wittstock;<br />

Andreas Montag im Gespräch mit Regisseur Volker Koepp<br />

MO 23.01. + MI 25.01. 18.00 Uhr Mädchen in Wittstock und Neues in Wittstock<br />

DI 24.01. 20.15 Uhr Dein unbekannter Bruder<br />

SO 05.02. 20.15 Uhr <strong>Film</strong>&Gespräch: Das Fahrrad; Andreas Montag (Mitteldeutsche Zeitung)<br />

im Gespräch mit Regisseurin Evelyn Schmidt<br />

MO 06.02. 18.00 Uhr Das Fahrrad<br />

SO 12.02. 20.15 Uhr + MO 13.02. 18.00 Uhr Berlin – Ecke Schönhauser<br />

SO 19.02.. 20.15 Uhr + MO 20.02.. 18.00 Uhr Karbid und Sauerampfer<br />

SO 26.02.. 20.15 Uhr + MO 27.02.. 18.00 Uhr Der Fall Gleiwitz<br />

SO 05.03. 20.15 Uhr + SO 06.03. 18.00 Uhr Das zweite Gleis<br />

16.–31. Januar <strong>2006</strong><br />

Das Abaton in Hamburg plant eine Reihe mit vier Spiel- und zwei Dokumentarfilmen;<br />

zwei <strong>Film</strong>gespräche sind vorgesehen. Mehr: www.abaton.de<br />

02.– 28. Februar <strong>2006</strong><br />

Das <strong>Film</strong>haus Nürnberg wird eine Auswahl aus vier Spiel- und zwei Dokumentarfilmen zeigen;<br />

ein <strong>Film</strong>gespräch ist geplant.<br />

17. Februar – 26. März <strong>2006</strong><br />

„Rebels with a cause“ im <strong>Film</strong>museum München, mehr: www.stadtmuseum-online.de/filmmu.htm<br />

März <strong>2006</strong><br />

Das <strong>Film</strong>museum Frankfurt nimmt acht Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme ins Programm.,<br />

mehr: www.deutsches-filmmuseum.de<br />

Die MoMA-Auswahl ist außerdem vorgesehen für:<br />

Schauburg in Karlsruhe – Termin noch offen, Informationen unter: www.schauburg.de<br />

Schauburg Dresden, Termin noch offen, Information unter: www.schauburg-dresden.de<br />

Foto: Barbara Löblein<br />

❶<br />

❷<br />

❸<br />

1. Prof. Jürgen Haase im<br />

Gespräch mit Lothar Bisky<br />

und Wolfgang Kohlhaase<br />

2. Der Drehbuchautor<br />

Wolfgang Kohlhaase<br />

3. Jutta Hoffmann und<br />

Egon Günther<br />

Kontakt für Kinoprogrammmacher:<br />

verleih@progress-film.de<br />

Den Katalog zur <strong>Film</strong>reihe<br />

finden Sie auf unserer Presseseite:<br />

www.progress-film.de/pdf/MomaKat.pdf<br />

Änderungen vorbehalten<br />

Einige Spielorte für<br />

„Rebels with a cause“<br />

13


14<br />

„DEFA- disko 77“<br />

„Die Mörder sind unter uns“<br />

„Coming Out“<br />

„Gritta von Ratenzuhausbeiuns“<br />

„Die Architekten“<br />

Foto: Bergmann/Mogel<br />

Foto: Dehn-Grund/Klagemann<br />

Foto: Wolfgang Fritsche<br />

Foto: Waltraud Pathenheimer<br />

Foto: Christa Köfer<br />

DEFA-<strong>Film</strong>e im Ausland<br />

Auch im letzten Quartal 2OO5 konnten viele DEFA-<strong>Film</strong>e auf die Reise<br />

geschickt werden. Neue sowie seit langem bestehende internationale Partner<br />

haben Ausgewähltes aus dem <strong>PROGRESS</strong> Repertoire auf ihre Festivals<br />

eingeladen.<br />

• Das Oulun Music <strong>Film</strong> Festival (24.-28.08.<strong>2005</strong>) in Finnland zeigte eine Auswahl<br />

von DEFA Disco-<strong>Film</strong>en, z. B. von City, Karat und Veronika Fischer. Die Vorführungen<br />

dieser Vorläufer der Videoclips gehörten zu den meistbesuchten Veranstaltungen<br />

des Festivals, zu dem auch ein Luftgitarren-Wettbewerb gehört.<br />

• Das International Aviation <strong>Film</strong> Festival in Prag (15.-18.09.<strong>2005</strong>) entdeckte<br />

den selten gezeigten DEFA-<strong>Film</strong> Anflug Alpha 1 neu.<br />

• Das Festival du Cinéma Allemand in Paris (12.-18.10.<strong>2005</strong>), das gemeinsam<br />

von german films und dem Goethe-Institut veranstaltet wird, stellte neben aktuellen<br />

Produktionen 15 große <strong>Film</strong>e des 20. Jahrhunderts vor. Dazu gehörten auch die<br />

DEFA-Klassiker Die Mörder sind unter uns, Spur der Steine und Ich war neunzehn.<br />

• Die Deutsche Botschaft in Brasília organisierte anlässlich des 15-jährigen Jubiläums<br />

der Wiedervereinigung eine <strong>Film</strong>reihe. Ausgewählt wurde als ostdeutscher<br />

Beitrag Coming Out, der am 09. November 1989, am Tag des Mauerfalls, seine<br />

Premiere feierte.<br />

• Das Maison Heinrich Heine in Paris widmete sich von Oktober bis November<br />

<strong>2005</strong> ebenfalls der deutschen Wiedervereinigung. Gezeigt wurden auch die DEFA-<br />

<strong>Film</strong>e Die Mauer und Der geteilte Himmel.<br />

• In einer Retrospektive des Internationalen Kinder- und Jugendfilmfestivals<br />

Madrid (14.-20.11.<strong>2005</strong>) wurden die beiden DEFA-<strong>Film</strong>e Sabine Kleist, 7 Jahre<br />

und Gritta von Rattenzuhausbeiuns präsentiert.<br />

• Das Goethe-Institut Hongkong stellt auf dem jährlich stattfindenden Max! <strong>Film</strong>festival<br />

deutschsprachige <strong>Film</strong>e vor. In der Reihe „Max! Special: History Revisited“<br />

kam der DEFA-<strong>Film</strong> Die Architekten zur Aufführung (21.-30.10.<strong>2005</strong>).<br />

Eine Auswahl von Stacheltier-<strong>Film</strong>en ging auf die Reise in die Niederlande (10.-22.11.).<br />

Veranstalter ist filmspiegel, eine Institution, die sich dem deutsch-holländischen<br />

<strong>Film</strong>austausch verschrieben hat. Neben aktuellen <strong>Film</strong>en wurden die Stacheltiere<br />

auf eine Tournee durch Programmkinos in sieben holländischen Städten geschickt.<br />

Für das Sprachproblem fand man eine originelle Lösung: Die Zuschauer erhielten vor<br />

der Vorstellung die Inhaltsangaben sowie Schlüsselanhänger mit Minitaschenlampen,<br />

so dass sie auch im Dunkeln der Handlung folgen konnten. Am 19. November <strong>2005</strong><br />

fand in Amsterdam ein Symposium rund um die Stacheltiere statt. Diskutanten<br />

waren Helmut Morsbach, Vorstand der DEFA-Stiftung, Prof. Dr. Bert Hogenkamp von<br />

der Universität Utrecht und dem niederländischen Institut für Bild und Ton sowie Dr.<br />

Willem Melching von der Universität von Amsterdam, einer der DDR-Experten der<br />

Niederlande.


Fotos: PROVOBIS<br />

In Vorbereitung<br />

Wilhelm II. – Mein Sohn der Kaiser<br />

Für das Jahr 2008 plant der <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>, den Eventfilm über den letzten<br />

deutschen Kaiser, Wilhelm II, in die Kinos zu bringen, der nach einem Drehbuch der<br />

Autoren Thomas Teubner und Roland Adloff entsteht. Die tragische Figur – zwischen<br />

Superstar und Sündenbock – wird aus der Perspektive seiner Mutter Victoria dargestellt.<br />

Dieser ungewöhnliche filmische Ansatz ermöglicht besonders anschaulich, die<br />

Zerrissenheit Wilhelms II. von früher Kindheit an nachzuzeichnen.<br />

Mit einer körperlichen Behinderung geboren, wurde ihm verstärkte Zuwendung nur<br />

zuteil, um eben diesen Makel auszugleichen und ihn trotz allem zum Primus zu<br />

machen. Der direkte Abkömmling einer deutsch-englischen Allianz wurde von klein<br />

auf zwischen den politischen Fronten der Großelternhäuser aufgerieben.<br />

Der lieblosen Kindheit schloss sich harter Drill in der Adoleszenz an, die gekennzeichnet<br />

war von psychologischer Härte der Lehrer und militärischer Disziplinierung,<br />

die auf seine Behinderung keine Rücksicht nahm. Eine besondere Rolle spielte seine<br />

Mutter Victoria, deren mütterlicher Ehrgeiz keinen Raum für liebevolles Verstehen<br />

ließ. So erklären sich manche Widersprüchlichkeiten im Nachhinein, auch in der<br />

Wahrnehmung seiner politischen Leistungen: Wilhelm II. war zu seiner Zeit einer der<br />

modernsten Monarchen, Verfechter des technischen Fortschritts und des sozialen Ausgleichs,<br />

der Deutschland zwischen 1890 und 1914 zur politisch und wirtschaftlich<br />

führenden Nation Europas ausbaute. Dennoch beherrscht eine Karikatur des säbelrasselnden<br />

Sozialistenfressers das Bild vom letzten deutschen Kaiser.<br />

In der Erzählstruktur konsequent, endet der <strong>Film</strong> auf dem Sterbebett Victorias.<br />

❶ ❷<br />

Königin Victoria und<br />

ihr erster Sohn Wilhelm<br />

1. Wilhelm II. als Kind um 1861<br />

2. Friedrich III, Wilhelm I,<br />

Wilhelm II auf dem Schoß des<br />

alten Kaisers, Prinz Wilhelm,<br />

künftiger Kronprinz<br />

15


16<br />

Der Regisseur und Autor<br />

Manfred Hulverscheidt<br />

bei den Dreharbeiten<br />

voraussichtlich <strong>2006</strong><br />

im Kino<br />

Dreharbeiten zu<br />

„12 x Deutschland“<br />

Abgedreht: 12x Deutschland<br />

Autor und Realisator: Manfred Hulverscheidt<br />

„Wir sind das Volk!“ und dann sogar: „Wir sind ein Volk“. So markerschütternd uns<br />

Nachkriegsdeutschen dieser Ruf in jenen Tagen in die Glieder fuhr, - ich hatte damals<br />

mehr denn je meine Fragen an die Volksgemeinschaft. Wer ist überhaupt das Volk?<br />

Wer ist dieser Souverän aus einigen Herren und vielen Untertanen? Kann man ihn finden<br />

und aufsuchen? Eine Erinnerung führt in eine andere Richtung: Was meinte die<br />

Mutter meines Schulfreundes in den 60er Jahren, als sie ganz beiläufig, nicht einmal<br />

besonders abschätzig, über jemanden sagte: 'sie ist eine Frau aus dem Volk' - während<br />

draußen auf der Straße die politischen Romantiker der Neuen Linken recht volksfremde<br />

Parolen wie „Sieg im Volkskrieg“ skandierten? In den Ohren jener bürgerlichen<br />

Frau der Kriegsgeneration muß diese Parole schmerzhaft geklungen haben.<br />

August Sander ist in seiner 1929 zuerst erschienenen fotografischen Sammlung „Antlitz<br />

der Zeit. 60 deutsche Menschen des 20. Jahrhunderts“ (Vorwort Alfred Döblin)<br />

der Antwort auf die Frage „Wer ist das Volk?“ u.a. darum sehr nahe gekommen, weil<br />

die Fotografie das internationale Medium schlechthin ist. Seine Fotoserie, die von<br />

Westerwälder Bauern auf dem Feld bis zum Großindustriellen im Barocksessel fast<br />

alle Stände umfaßt, hat große internationale Bedeutung erlangt.<br />

<strong>Film</strong>isch ergab sich die Idee, die unsrige Zeit über 12 Monate des Jahres 2004 zu<br />

erstrecken und dabei in 12 ausgewählte Regionen, Milieus, Individuen im jahreszeitlichen<br />

Ablauf so hineinzupieksen, dass sich ein möglichst vielschichtiges Bild der<br />

Stände, Lebenswelten, Alters- und Geschlechtsgruppen und nicht zuletzt der regionalen<br />

Ausprägungen ergibt. Ein den Faust aus dem Kopf zitierender Schuhmachermeister<br />

aus dem Westerwald bildet den Anfang. Es folgen (m/w) Facharbeiter, Firmenchefs,<br />

Musikpädagogen, Schriftsteller, Ingenieure, Architekten; das Ende des Bogens<br />

bildet eine ehemalige Artistin. Es sind im Hinblick auf ihre Prominenz „einfache<br />

Menschen“, wobei wir Begriff und Vorstellung des „Volkes“ nicht plebejisch einengen<br />

oder mystifizieren wollen. Sowohl <strong>Film</strong> wie Fotosammlung unterwerfen sich keiner<br />

vorgegebenen Geschichte, sondern versuchen, ihren dramatischen Reiz aus Verschiedenheit,<br />

Disparatheit und Überraschungen zu gewinnen. Ein Gang quer durch<br />

die Ländereien des vielleicht Absehbaren, aber nicht Vorhersagbaren des Jahres 2004<br />

ist 12xDeutschland.<br />

In einem Satz: 12xDeutschland ist eine an puristischen Prinzipien der Nicht-Inszenierung<br />

orientierte Langzeitdokumentation, die versucht, im Laufe eines Jahres<br />

Monat für Monat 12 ausgewählte Personen(kreise), Regionen und Milieus so zu<br />

porträtieren, dass ein möglichst umfassendes und vielschichtiges Bild deutscher<br />

Menschen des 21. Jahrhunderts entsteht.<br />

Fotos: Manfred Hulverscheidt


DIE G0LZOW SAGA<br />

DIE KINDER VON GOLZOW<br />

Seit 45 Jahren füllen die Kinder von Golzow ihr eigenes Kapitel der internationalen Geschichte<br />

des Dokumentarfilms. <strong>2006</strong> manifestiert sich die <strong>Film</strong>reihe als unschlagbarer Rekordhalter<br />

in der Kategorie: Älteste Chronik der <strong>Film</strong>geschichte, bereits 1985 attestiert im Guinness-<br />

Buch der Rekorde. Der Regisseur, der die Kinder von Golzow seit ihrer Einschulung durch<br />

die Wechselfälle des Lebens begleitet, beging <strong>2005</strong> seinen 70. Geburtstag. Doch zum Feiern<br />

blieb kaum Zeit, gemeinsam mit seiner Frau Barbara saß Winfried Junge wieder am Schneidetisch<br />

für weitere fünf Golzow-Portraits: Und wenn sie nicht gestorben sind… Die<br />

Kinder von Golzow – Das Ende der unendlichen Geschichte.<br />

Als die Kinder von Golzow 1954/55 geboren werden, ist ihre Heimat im Oderbruch eine verlassene<br />

Gegend. Auch zehn Jahre nach Kriegsende sind die Spuren des mörderischen Grauens<br />

noch nicht ganz verschwunden, hinzukommen die Verwüstungen, die eine Oderflut 1947<br />

hinterlässt. Not und Hoffnungslosigkeit sind lange Jahre in der Umgebung von Golzow ebenso<br />

zu Hause wie Marieluise, Dieter, Jürgen, Willy, Elke und Brigitte. Als sie 1961 in die Schule<br />

kommen, hat auch im Osten der DDR ein zaghafter Aufschwung begonnen und mit Einführung<br />

der zehnklassige Oberschule wird das Bildungssystem reformiert. Also plant der<br />

Ideengeber dieses Projekts, Karl Gass: „Das wird das Portrait einer in einer sozialistischen<br />

Gesellschaft aufwachsenden Generation: Schule, Lehrer, Lehre, Studium, Beruf,<br />

Partnerwahl, Kinder …“<br />

Zunächst war mit dem VEB DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme vereinbart,<br />

die zehn Schuljahre der Kinder von Golzow filmisch zu begleiten und wenn dieses Langzeitprojekt<br />

erfolgreich wäre, es vielleicht solang fortzusetzen, bis die Kinder von Golzow selbst<br />

Nachwuchs bekommen. Inzwischen sind einige der Kinder von damals Großeltern, sie haben<br />

historische Veränderungen in Deutschland erlebt und zu einem Teil ihrer Biografien gemacht.<br />

Ihr Heimatdorf liegt nicht mehr am Rand des Warschauer Pakts, sondern – seit der Osterweiterung<br />

der EU - mitten in Europa. Die Geschichten der Kinder von Golzow sind also mehr als<br />

sehr persönliche Portraits. Sie sind zeitgeschichtliche Dokumente, an denen sich epochale<br />

Ereignisse Europas nachvollziehen lassen und die biografisch aufzeigen, welche Flexibilität<br />

von Menschen dieser Generation gefordert wird, um nicht an der Vergangenheit zu zerbrechen<br />

und die Zukunft meistern zu können. Die unmittelbare Nähe zum wirklichen Leben ist vielleicht<br />

einer der Gründe, warum Lebensläufe 1995 von der Deutschen Kinemathek in die<br />

Liste der 100 wichtigsten deutschsprachigen <strong>Film</strong>e aller Zeiten aufgenommen wird.<br />

<strong>2006</strong> – voraussichtlich während der 56. Internationalen <strong>Film</strong>festspiele Berlin, die am<br />

09. Februar beginnen - werden fünf neue Golzow-Biografien in einem über vier Stunden langen<br />

<strong>Film</strong>epos Premiere feiern. Wir lernen Jürgen näher kennen, Maler-Kollege und Freund<br />

jenes Jürgen, mit dem 1994 die Einzelportraits begannen. Auch Ilona kommt wieder vor –<br />

zuletzt gesehen in Lebensläufe 1980. Christian, vom Regisseur „eine Wiederentdeckung“<br />

genannt, und schließlich ein Namensvetter des Regisseurs, Winfried, der es aus der Golzower<br />

Sandkiste bis zum Diplom-Ingenieur geschafft hat.<br />

„Der neue Golzower“ wird einen hochaktuellen Blick auf unser Land werfen – zuletzt wurde<br />

<strong>2005</strong> gedreht, um die Lebensläufe auf den letzten Stand zu bringen. Die Kamera wandert mit<br />

den Jahren immer weiter von Golzow weg. Gemeinsam mit den Protagonisten erschließt sie<br />

die Welt, folgt schon 1987 Dieter in „Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet“, von der Startbahn<br />

West bei Frankfurt am Main bis nach Libyen. Für Neuigkeiten aus Golzow kehrt der Regisseur<br />

mit Kameramann Harald Klix nach Golzow zurück und trifft dort Jürgen. Christian wird in Berlin<br />

besucht – wo bereits in früheren Portraits Aufnahmen entstanden. Petra lebt inzwischen in<br />

Mecklenburg, Ilona in Frankfurt/Oder, und Winfried ist in Augsburg angelandet.<br />

Foto: Reinhard Podzuweit<br />

17<br />

„Wir sind überzeugt, dass der authentische,<br />

in seinem Handeln<br />

gezeigte Mensch, die authentische<br />

Szenerie dem <strong>Film</strong> bessere Möglichkeiten<br />

der Interpretation der zeitgenössischen<br />

Welt sichern, dem<br />

<strong>Film</strong> eine größere Fülle von Material<br />

bieten…“.<br />

John Grierson, Dokumentarfilmer<br />

aus England<br />

Hans-Eberhard Leupold und<br />

Winfried Junge


18<br />

Pressestimmen<br />

„…ein einzigartiger Meilenstein in<br />

der <strong>Film</strong>geschichte.”<br />

Variety (USA), 1982<br />

„Die Kinder von Golzow sind ein<br />

Abenteuer mit offenen Karten und<br />

offenem Ausgang.”<br />

epd-film (Frankfurt/Main), 1999<br />

„Der Blick geht weit zurück. Was<br />

wandelt sich? Fast alles. Was bleibt<br />

gleich? Ebenfalls fast alles. Und wir<br />

erfahren, daß alle Antworten vorläufig,<br />

alle Fragen absolut sind.“<br />

Neues Deutschland, 1999<br />

„…im Kino hinter die Fassade der<br />

Zeit schauen …“<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2003<br />

„Ihm ist etwas gelungen, was kein<br />

Sachbuch oder abendfüllender <strong>Film</strong><br />

je schafft. Er hat das Leben einer<br />

ganzen Generation festgehalten.“<br />

Märkische Oderzeitung, <strong>2005</strong><br />

„Für Brandenburgs<br />

Ministerpräsident Platzeck ist er<br />

der wichtigste Dokumentarfilmer<br />

im Osten: Winfried Junge.“<br />

rbb inforadio, <strong>2005</strong><br />

DIE G0LZOW SAGA<br />

DIE KINDER VON GOLZOW- DIE <strong>FILME</strong><br />

Die älteste Langzeitdokumentation der <strong>Film</strong>geschichte - von 1961 bis heute.<br />

Von Barbara und Winfried Junge nach einer Idee von Karl Gass<br />

Kamera: Hans Dumke (1961), Hans Eberhard Leupold (1962-1991), Harald Klix (seit 1989)<br />

Musik: Gerhard Rosenfeld (ab 1966)<br />

KINDER VON GOLZOW – Deutsche Zeitgeschichte im Dokumentarfilm<br />

1961 Wenn ich erst zur Schule geh’<br />

1962 Nach einem Jahr<br />

1966 Elf Jahre alt<br />

1969 Wenn man vierzehn ist<br />

1971 Die Prüfung<br />

1975 Ich sprach mit einem Mädchen<br />

1979 Anmut sparet nicht noch Mühe<br />

1980 Lebensläufe - Die Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts<br />

1984 Diese Golzower – Umstandsbestimmung eines Ortes<br />

1992 Drehbuch: Die Zeiten<br />

1994 Das Leben des Jürgen von Golzow<br />

1995 Die Geschichte des Onkel Willy aus Golzow<br />

1996 Was geht euch mein Leben an. Elke - Kind von Golzow<br />

1997 Da habt ihr mein Leben. Marieluise - Kind von Golzow<br />

1998 Brigitte und Marcel - Golzower Lebenswege<br />

1999 Ein Mensch wie Dieter - Golzower<br />

2001 Jochen - ein Golzower aus Philadelphia<br />

2002 Eigentlich wollte ich Förster werden - Bernd aus Golzow<br />

<strong>2006</strong> Und wenn sie nicht gestorben sind… Die Kinder von Golzow<br />

Golzow, Foto: Jürgen Weber


Foto: Rainer Raeder<br />

DIE G0LZOW SAGA<br />

BIOGRAPHIEN<br />

Winfried Junge<br />

Geboren 1935 in Berlin, Studium der Germanistik an der Pädagogischen Fakultät der Berliner<br />

Humboldt-Universität, 1954 Wechsel zur Deutschen Hochschule für <strong>Film</strong> und Fernsehen<br />

in Potsdam-Babelsberg. Seit 1958 Diplom-<strong>Film</strong>dramaturg, arbeitet er als Dramaturgie- und<br />

Regieassistent, vornehmlich bei <strong>Film</strong>en von Karl Gass, daneben als <strong>Film</strong>kritiker der DDR-Studentenzeitung<br />

„Forum“ und anderer Zeitungen. 1961 wechselt er zum DEFA-Studio für<br />

Dokumentarfilme und beginnt hier die Golzower Chronik mit Wenn ich erst zur Schule geh’.<br />

Bislang entstanden mehr als 50 Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen, davon 19 über die<br />

„Kinder von Golzow“. Mit Der tapfere Schulschwänzer Gastregie im DEFA-Studio für Spielfilme.<br />

Nach dem Ende der DEFA: Weiterarbeit bei der Journal-<strong>Film</strong> Klaus Volkenborn KG. Seit<br />

1994 bei der à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH, Klaus Dieter Schmutzer, Fortführung<br />

des Langzeitprojekts Golzow bis zu seinem Abschluss in Koproduktion mit dem ORB bzw.<br />

RBB und anderen Sendern der ARD. Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg.<br />

Barbara Junge<br />

Geboren 1943 in Neunhofen (Thüringen), Studium an der Karl-Marx-Universität, Diplom als<br />

Dolmetscherin/Übersetzerin für Englisch und Russisch. Seit 1969 im DEFA-Studio für Dokumentarfilme,<br />

zunächst verantwortlich für fremdsprachige Fassungen von DEFA-Dokumentarfilmen.<br />

Seit 1978 auch Betreuung der Archivdokumentation des Golzow-Projekts, ab 1983<br />

Montage aller <strong>Film</strong>e Winfried Junges. Seit 1992 Koregie. Mitglied der Akademie der Künste<br />

Berlin-Brandenburg.<br />

Karl Gass<br />

Geboren 1917 in Mannheim. Gass blickt auf ein Lebenswerk von über 120 Dokumentarfilmen,<br />

Reportagen und Porträts zurück. Ein Höhepunkt: Sein Dokumentarfilm Das Jahr 1945<br />

brachte es 1985 auf zwei Millionen Zuschauer und wurde damit zum erfolgreichsten DEFA-<br />

<strong>Film</strong> des Jahres.<br />

Karl Gass, unbequemer Geist, produktiver, leidenschaftlicher und politischer Dokumentarist,<br />

Mentor von Dokumentarfilmregisseuren wie Winfried Junge, Volker Koepp und Gitta Nickel,<br />

prägte den Stil des DEFA-Dokumentarfilms maßgeblich. Er gilt als Wegbereiter und Meister<br />

des DEFA-Dokumentarfilms. Als sein großes Vorbild bezeichnet Karl Gass den berühmten<br />

und weltweit arbeitenden Dokumentarfilmer Joris Ivens, seine Lehrjahre verbrachte er bei<br />

Andrew Thorndike und dem Joris-Ivens-Schüler Joop Huisken; die DEFA-Zeiten bezeichnet<br />

er als „Sternstunden der Publizistik“. Sein Stil war auf das Wesentliche reduziert, statt langer<br />

Kommentare „sprechen“ Bilder und aufgeführte Tatsachen.<br />

Fotos: DEFA<br />

„Inzwischen ist Junge beinah<br />

selbst der interessanteste<br />

Protagonist der Golzow-<strong>Film</strong>e<br />

geworden: Ein Dokumentarist,<br />

der seinem Material hinterhereilt,<br />

es korrigiert und sich<br />

selbst immer wieder offen<br />

kritisiert: ‚Warum frage ich das<br />

überhaupt?’“<br />

Berliner Zeitung, 1999<br />

Foto links:<br />

Barbara und Winfried Junge<br />

Foto rechts: Karl Gass<br />

19


DIE G0LZOW SAGA<br />

20 DIE KINDER VON GOLZOW<br />

IN DEN KINDERSCHUHEN<br />

Auszeichnungen:<br />

Silberne Taube, Internationale<br />

Leipziger Dokumentar- u. Kurzfilmwoche<br />

(anteilig), 1962;<br />

Ehrendiplom Oberhausen, 1963<br />

Auszeichnungen:<br />

Silberne Taube, Internationale<br />

Leipziger Dokumentar- und<br />

Kurzfilmwoche, 1966;<br />

Heinrich-Greif-Preis<br />

Wenn ich erst zur Schule geh’ (1961, S/W, 14 min.)<br />

1961 begegnen sie sich zum ersten Mal, Winfried Junge und die „Kinder von Golzow“. Die<br />

Kamera beobachtet die Siebenjährigen im Kindergarten, am ersten Schultag, beim Lernen<br />

und Spielen. Wunderschöne Studien vom Beginn der berühmten Golzow-Reihe.<br />

Nach einem Jahr (1962, S/W, 14 min.)<br />

In seinem zweiten <strong>Film</strong> beobachtet Junge feinfühlig den Schulalltag einer ersten Klasse im<br />

Dorf Golzow. Der Zuschauer erlebt hautnah Freude, Begeisterung und auch Kummer der Kinder<br />

im Unterricht, wie auch bei ersten kleinen Ausflügen der Kinder ins Leben und ihre nähere<br />

Umgebung.<br />

Elf Jahre alt (1966, S/W, 30 min.)<br />

Der dritte Golzow-<strong>Film</strong> zeigt die Elfjährigen so aufgeschlossen, schön und fröhlich, wie sie<br />

sich später nie wieder zeigen werden. In der 5. Klasse sind sie längst eine verschworene<br />

Gemeinschaft. Der Unterricht bringt mit neuen Erkenntnissen auch neue Fragen.<br />

❶ ❷ ❸<br />

❹ ❺ ❻<br />

1. Wenn ich erst zur Schule geh’<br />

Foto: DEFA<br />

2. Nach einem Jahr<br />

Foto: Reiner Pudszuweit<br />

3. Elf Jahre alt<br />

Foto: Reiner Pudszuweit<br />

4. Wenn man vierzehn ist<br />

Foto: DEFA<br />

5. Die Prüfung<br />

Foto: Reiner Pudszuweit<br />

6. Ich sprach mit einem Mädchen<br />

Foto: Reiner Pudszuweit<br />

DIE JUGENDJAHRE<br />

DER KINDER VON GOLZOW<br />

Wenn man vierzehn ist (1969, S/W, 36 min.)<br />

Sie sind nun keine Kinder mehr. Junge Staatsbürger profilieren sich. Die Zeit vor der Jugendweihe<br />

und ihrer Feier. Sie besuchen Weimar und das ehemalige KZ Sachsenhausen. Manche<br />

entscheiden sich, nach der 8. Klasse in den Beruf zu gehen, andere möchten in der Kreisstadt<br />

das Abitur ablegen.<br />

Die Prüfung (1971, S/W, 19 min.)<br />

Die Abschlussprüfung der Sechzehn- und Siebzehnjährigen am Ende der 10. Klasse. Jetzt soll<br />

jeder Einzelne zeigen, was er kann und wer er ist. Ein letztes Klassenfest, ehe die Gruppe auseinander<br />

geht.<br />

Ich sprach mit einem Mädchen (1975, S/W, 30 min.)<br />

Ein Klassentreffen der etwa Zwanzigjährigen in der alten Schule. Erinnerungen werden ausgetauscht,<br />

Neues berichtet. Eine von ihnen, Marieluise, erzählt von ihrer Liebe, ihrer Arbeit,<br />

ihren Ansprüchen an sich.


DIE G0LZOW SAGA<br />

DIE KINDER VON GOLZOW<br />

WERDEN ERWACHSEN<br />

Anmut sparet nicht noch Mühe (1979, S/W+F, 106 min.)<br />

Nach vielbeachteten Arbeiten, die die Kinder von Golzow zwischen Einschulung und<br />

Abschlussprüfung zeigten, vermittelt Anmut sparet nicht noch Mühe eine erste Gesamtsicht<br />

auf achtzehn Jahre Leben im Oderbruch. Das Porträt einer Generation. Alltag, Entwicklungen<br />

und Schicksale in einem DDR-Dorf.<br />

Lebensläufe - Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts<br />

(1980, S/W+F, 256 min.)<br />

Nach fast zwanzig Jahren Beobachtung der „Kinder von Golzow“ zieht Lebensläufe Bilanz.<br />

Neun Kinder werden in einzelnen Porträts vorgestellt, vom Sandkasten bis zur Berufswahl<br />

und Familiengründung.<br />

Diese Golzower - Umstandsbestimmung eines Ortes (1984, S/W+F, 100 min.)<br />

Rund um die Festwoche zum 675jährigen Bestehen Golzows entstand für das DDR-Fernsehen<br />

ein Porträt des Dorfes, seiner Landschaft und Landwirtschaft in Vergangenheit und<br />

Gegenwart. Zum ersten Mal wird auch die Elterngeneration skizziert und die neuesten Veränderungen<br />

im Leben einiger „Kinder von Golzow“.<br />

❶ ❷<br />

❸ ❹<br />

DIE KINDER VON GOLZOW<br />

NACH DER WENDE<br />

Drehbuch: Die Zeiten (1992, S/W+F, 284 min.)<br />

Produzent: Journal-<strong>Film</strong> Klaus Volkenborn KG, gefördert durch Mittel des DDR-Bezirks<br />

Frankfurt (Oder), des Deutschen Fernsehfunks, von la sept (Frankreich), des Hamburger<br />

<strong>Film</strong>büros e.V., des Bundesministers des Inneren, des Kultusministers des Landes<br />

Brandenburg und der Stiftung Kulturfonds e.V.<br />

Erste filmische Rückblicke nach dem Fall der Mauer im Rahmen eines Wiedersehens am Tag<br />

der Deutschen Einheit 1991. Einzelporträts der „Kinder von Golzow“ beschreiben die Gedanken<br />

und Gefühle in der neuen Lebenssituation, nach dem Ende der DDR. Geschichte und ihre<br />

Auswirkung auf den Menschen wird in diesen sehr persönlichen <strong>Film</strong>en nachvollziehbar. Im<br />

ersten Golzow-<strong>Film</strong> nach der Vereinigung zeigen Barbara und Winfried Junge, wie sich die<br />

Welt „ihrer Kinder von Golzow“ verändert. Ein selbstkritischer <strong>Film</strong> mit zahlreichen Szenen,<br />

die vor 1989 unmöglich gewesen wären.<br />

Auszeichnungen:<br />

Heinrich-von-Kleist Kunstpreis,<br />

1980 und Nationalpreis, 1981<br />

• für die Auslandsarbeit auch<br />

auf 35 mm mit engl. Voiceover<br />

Auszeichnungen:<br />

Goldene Taube, Internationale<br />

Dokumentar- und Kurzfilmwoche,<br />

Leipzig, 1981;<br />

Preis der FIPRESCI;<br />

Otto-Dibelius-<strong>Film</strong>preis,<br />

Internationales Forum<br />

des Jungen <strong>Film</strong>s, 1982<br />

1. Anmut sparet nicht noch Mühe<br />

Foto: DEFA<br />

2. Lebensläufe - Geschichte der<br />

Kinder von Golzow in<br />

einzelnen Porträts<br />

Foto: Reiner Pudszuweit<br />

3. Diese Golzower - Umstandsbestimmung<br />

eines Ortes<br />

Foto: Reiner Pudszuweit<br />

4. Drehbuch: Die Zeiten<br />

Foto: Winfried Junge<br />

• für die Auslandsarbeit auch<br />

auf 35 mm mit engl. UT<br />

Auszeichnungen:<br />

2. Preis und Preis der Stadt,<br />

Yamagata International<br />

Documentary <strong>Film</strong> Festival, 1995<br />

21


22<br />

• für die Auslandsarbeit auch auf<br />

35 mm mit engl. UT<br />

• für die Auslandsarbeit auch auf<br />

35 mm mit engl. UT<br />

• für die Auslandsarbeit auch auf<br />

35 mm mit engl. UT<br />

• für die Auslandsarbeit auch auf<br />

35+16 mm mit engl. UT und<br />

16 mm mit span. UT<br />

1. Das Leben<br />

des Jürgen von Golzow<br />

Foto: DEFA<br />

2. Die Geschichte<br />

des Onkel Willy aus Golzow<br />

Foto: Winfried Junge<br />

3. Was geht euch mein Leben an.<br />

Elke - Kind von Golzow<br />

Foto: Privatarchiv/ Junge<br />

4. Da habt ihr mein Leben.<br />

Marieluise - Kind von Golzow<br />

Foto: Privatarchiv/ Junge<br />

DIE G0LZOW SAGA<br />

Das Leben des Jürgen von Golzow (1994, S/W+F, 192 min.)<br />

Produzent: Journal-<strong>Film</strong> Klaus Volkenborn KG und DOKFILM Gesellschaft, gefördert von<br />

der <strong>Film</strong>förderung der Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und<br />

der Stiftung Kulturfonds e.V.<br />

Der erste Lebenslauf eines der „Kinder von Golzow“ nach der Wende erzählt vom Werdegang<br />

des ersten Helden des ersten <strong>Film</strong>s. Mit Jürgens strahlendem Lächeln fing 1961 alles an. Das<br />

vorhandene reichhaltige Material spiegelt die Erfahrungen des Malers und Tapezierers, frühe<br />

Zufriedenheit, Sehnsüchte und Enttäuschungen wieder.<br />

Die Geschichte des Onkel Willy aus Golzow (1995, S/W+F, 146 min.)<br />

Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />

mit ORB/NDR, gefördert von: der <strong>Film</strong>board Berlin-Brandenburg GmbH und der Kulturellen<br />

<strong>Film</strong>- und Medienförderung Sachsen-Anhalt<br />

Für seinen jüngsten Sohn blieb der schöne Willy mit den schwarzen Locken lange der „Onkel<br />

Willy“. Inmitten einer Welt der Beständigkeit führte ausgerechnet dieser Golzower ein unruhiges,<br />

rastloses Leben. Und dann gerät auch er in den Strudel der Wende.<br />

Was geht euch mein Leben an. Elke - Kind von Golzow (1997, S/W+F, 125 min.)<br />

Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />

mit ORB gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board Berlin-<br />

Brandenburg GmbH<br />

Sie erzählt nicht gern von sich, die zielstrebige Elke, die immer eines der eigenwilligsten<br />

„Kinder von Golzow“ war. In ihrem Porträt von 1997 erscheint sie als eine emanzipierte Frau,<br />

sie hat Beruf und Kinder. Und einen beinahe typischen DDR-Lebenslauf.<br />

Da habt ihr mein Leben. Marieluise - Kind von Golzow (1997, S/W+F, 141 min.)<br />

Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />

mit ORB gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board Berlin-<br />

Brandenburg GmbH<br />

Beschrieben werden die unterschiedlichen Lebenswege der beiden Freundinnen, Elke aus<br />

katholischem Elternhaus, Marieluise aus einer evangelischen Familie. Marieluise sucht lange<br />

nach einem eigenen Weg und hofft auf einen Neuanfang nach der „Wende“. Für sich und<br />

ihren Mann, den Flieger-Offizier aus der Regierungsstaffel.<br />

❶ ❷<br />

❸ ❹


DIE G0LZOW SAGA<br />

Brigitte und Marcel - Golzower Lebenswege (1998, S/W+F, 110 min.)<br />

Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />

mit ORB/´SWF/SR, gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board<br />

Berlin-Brandenburg GmbH<br />

Der Lebensweg von Brigitte ist kurz und traurig. Als erste ihrer Klasse starb sie 1984, nur<br />

neunundzwanzig Jahre alt. Der <strong>Film</strong> beobachtet, wie ihr Sohn Marcel aufwuchs, wie er die<br />

Jahre nach dem Ende der DDR erlebte und selbst Vater wurde.<br />

Ein Mensch wie Dieter – Golzower (1999, S/W+F, 123 min.)<br />

Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />

mit ORB/´SWF/SR, gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board<br />

Berlin-Brandenburg GmbH<br />

Weil er im ersten Schuljahr sitzen blieb, war er der Älteste der Klasse. Als Frohnatur gehörte<br />

er bald zu den Lieblingen des <strong>Film</strong>teams. Er lernte Zimmermann, heiratete und wurde<br />

Vater von drei Kindern. In der DDR erhielt er die Chance als Auslandskader zu arbeiten.<br />

Heute sieht er sich zunehmend von Arbeitslosigkeit bedroht. Manchmal scheint es, als ob ihn<br />

nur noch der Blick zurück so recht froh machen könnte.<br />

Jochen – ein Golzower aus Philadelphia (2001, S/W+F, 119 min.)<br />

Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion mit<br />

ORB, gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BKM und Ostdeutsche Sparkassenstiftung<br />

Jochen, Sohn eines Landwirtschaftsfunktionärs, der im brandenburgischen Philadelphia,<br />

dann in Golzow und zuletzt in Bernau bei Berlin aufwuchs, ging nur ein Jahr in Golzow zur<br />

Schule. Das Schwergewicht mit dem ausgeprägten Sinn fürs Praktische wurde Melker, war<br />

Grenzsoldat, heiratete und lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in Bernau. Ebenso enttäuscht<br />

von der DDR wie über ihr Ende ist er heute mit jedweder Politik quitt.<br />

Eigentlich wollte ich Förster werden - Bernd aus Golzow (2002, S/W+F, 138 min.)<br />

Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />

mit RBB, gefördert von: Hauptstadtkulturfonds und Ostdeutsche Sparkassenstiftung<br />

Schon als Schüler zog Bernhard Oestreich praktische Arbeit dem Büffeln fürs Abitur vor und<br />

bereut bis heute nicht, nach der 10. Klasse im Petrolchemischen Kombinat Schwedt die Lehre<br />

begonnen zu haben. Heute arbeitet er dort als Meister; sein Arbeitgeber, umbenannt in PCK<br />

Raffinerie GmbH, bietet bislang relativ sichere Arbeitsplätze. Weil die Oestreichs stets Familiensinn<br />

bewiesen, haben sie gemeinsam große Veränderungen bewältigt. So vermittelt die<br />

individuelle Perspektive dieses Einzelportraits sehr persönliche Einblicke in mehr als 40<br />

Jahre deutsch-deutschen Familienlebens.<br />

❶ ❷<br />

❸ ❹<br />

• für die Auslandsarbeit auch auf<br />

35 mm mit engl. UT<br />

• für die Auslandsarbeit auch auf<br />

35 mm mit engl. UT<br />

• für die Auslandsarbeit auch<br />

auf 35 mm mit engl. UT<br />

• für die Auslandsarbeit auch auf<br />

35 mm + DVD mit engl. UT<br />

1. Brigitte und Marcel -<br />

Golzower Lebenswege<br />

Foto: DEFA<br />

2. Ein Mensch wie Dieter -<br />

Golzower<br />

Foto: Winfried Junge<br />

3. Jochen -<br />

ein Golzower aus Philadelphia<br />

Foto: Privatarchiv/ Junge<br />

4. Eigentlich wollte ich Förster<br />

werden - Bernd aus Golzow<br />

Foto: DEFA<br />

23


24<br />

Jürgen<br />

Christian<br />

Ilona<br />

Petra<br />

Winfried<br />

„Das zwanzigste Jahrhundert liegt<br />

hinter uns, das dritte Jahrtausend<br />

nimmt seinen Weg. Alle, die die <strong>Film</strong>e<br />

der Junges sahen, hoffen, dass diesen<br />

zähen und unermüdlichen <strong>Film</strong>emachern<br />

nach den dreißig Jahren der<br />

DDR weiter ermöglicht wird, ihr<br />

Mikrophon und ihre Kamera in dem<br />

Flecken im Oderland und darüber<br />

hinaus aufzubauen und so wie bisher<br />

zuzuhören und zuzuschauen, was die<br />

Heranwachsenden zu sagen haben zu<br />

Welt und Heimat, und was die Altgewordenen<br />

erinnern.“<br />

Günther Rücker in: Lebensläufe. Die<br />

Kinder von Golzow; Schüren Verlag<br />

Marburg, 2004<br />

Foto: Winfried Junge<br />

Foto: Winfried Junge<br />

Foto: DEFA<br />

Foto: Reiner Pudszuweit<br />

Foto: Winfried Junge<br />

DIE G0LZOW SAGA<br />

DAS ENDE DER UNENDLICHEN GESCHICHTE<br />

Und wenn sie nicht gestorben sind… Die Kinder von Golzow - Das Ende<br />

der unendlichen Geschichte 1. + 2. Teil (AT; <strong>2006</strong>, S/W+F)<br />

Eine à jour <strong>Film</strong> & Fernsehproduktion GmbH, in Koproduktion mit dem RBB; Redaktion: Birgit<br />

Mehler, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Buch und Regie: Barbara und Winfried Junge,<br />

Kamera: Hans-E. Leupold, Harald Klix, Musik: Gerhard Rosenfeld, gefördert von der Kulturstiftung<br />

des Bundes, der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH und der Ostdeutschen<br />

Sparkassenstiftung im Land Brandenburg gemeinsam mit der Sparkasse Märkisch-Oderland<br />

Als die Chronik der Kinder von Golzow begann, wurde die Oderbruchschule als zehnjährige<br />

Schule eingerichtet. Inzwischen gibt es nicht mehr genug Kinder, das Haus wird künftig nur<br />

noch als Grundschule genutzt. In den frei gewordenen Klassenräumen ist inzwischen ein kleines<br />

Museum mit einer ständigen <strong>Film</strong>ausstellung der Kinder von Golzow eingerichtet. Winfried<br />

Junge erzählt in seinem neuen Werk über die Lebensläufe von fünf Golzowern, die heute<br />

alle der Generation 50plus angehören: Ilona und Winfried, die politisch Engagierten, sowie<br />

Jürgen, Petra und Christian, zu denen die <strong>Film</strong>emacher eine Zeit lang den Kontakt verloren<br />

hatten. Zeitsprünge, Lücken in den einzelnen Biografien - die Portraits der beiden Frauen<br />

Petra und Ilona enden gar schon zu DDR-Zeiten. So zeichnet diesen <strong>Film</strong> der Mut zum Fragmentarischen<br />

aus, eine reizvolle Herausforderung für den Zuschauer, Fragen zu formulieren,<br />

Mutmaßungen anzustellen. Regisseur Winfried Junge indes denkt daran noch einmal fünf<br />

weitere Portraits zu zeigen: „Dann erst wäre das ‚Ende der unendlichen Geschichte’ wirklich<br />

erreicht. Titel vielleicht: ‚...so leben sie noch heute’.“<br />

Die Protagonisten:<br />

Jürgen, der zweite Jürgen der Klasse, zunächst Maler und Tapezierer, heute Transport- und<br />

Lagerarbeiter in Manschnow (Oderbruch): „Es wird schon irgendwie weitergehen, man<br />

darf bloß nicht aufgeben.“ (<strong>2005</strong>)<br />

Christian, früher Landmaschinenschlosser, heute Haustechniker bei der Kreditanstalt für<br />

Wiederaufbau in Berlin: „Mit Anpassen, Umpassen habe ich eigentlich nie Schwierigkeiten<br />

gehabt.“ (<strong>2005</strong>)<br />

Ilona, Elektronikfacharbeiterin und spätere Jugendfunktionärin in Frankfurt (Oder): „Ich<br />

bin eben kein Mensch, der gerne vor der Kamera steht, der gerne vorm Mikrofon steht.“<br />

(1982)<br />

Petra, deren Traumberuf Ärztin war, die später als Bauingenieurin nach Mecklenburg zog,<br />

lehnte schon 1983 eine weitere Mitarbeit ab: „Wie man sich im Leben zurechtfindet, das<br />

kann man auf keiner Schule lernen.“ (1975)<br />

Winfried, Dipl.-Ingenieur für elektronischen Gerätebau, früher auch Kommandeur der<br />

Kampfgruppe im Zellstoffwerkes Gröditz (Sachsen): „Wenn der <strong>Film</strong> nur das Gute von jedem<br />

bringt, dann ist doch die Sache am Ende unrealistisch.“ (1983)<br />

Zum Nachlesen: Lebensläufe - die Kinder von Golzow<br />

Kinder werden in einem kleinen Dorf geboren, gehen gemeinsam in die erste Schulklasse, lernen und entwickeln sich<br />

jedes auf seine Weise. Ihre Lebenswege werden durch eigene Entscheidungen, aber auch durch gesellschaftliche Verhältnisse<br />

und die Geschicke ihres Heimatlandes bestimmt. Nichts Besonderes - wenn nicht all diese Lebenswege mit der Kamera<br />

dokumentiert worden wären und dadurch ein <strong>Film</strong>dokument zeitloser Qualität entstanden wäre.<br />

Die Chronik der Kinder von Golzow berichtet von Menschen der Jahrgänge 1953-1955, die in der DDR geboren wurden,<br />

hier aufwuchsen und in der Mitte ihres Lebens nun Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind. Ihre Geschichten und<br />

die mit ihnen verbundenen Blicke auf Lebenswirklichkeiten veranschaulichen ein Stück Geschichte der DDR und des<br />

DEFA-Dokumentarfilms.<br />

Da das Buch auch schon Informationen über den geplanten Abschlussfilm des Golzow-Projektes enthält, kann es als<br />

umfassende Begleitdokumentation gelten.<br />

Die Bilder und Dokumente begleiten die Geschichte des <strong>Film</strong>projekts und vermitteln zudem Erkenntnisse über die<br />

Arbeitsweise von Regisseur und Kameramann.


Foto: Hein Wenzel<br />

Politisches Kino aus dem<br />

Giftschrank<br />

Vor 40 Jahren, vom 15.–19. Dezember 1965, fand in Berlin das 11. Plenum des ZK<br />

der SED statt. Die Politbürokratie rechnete gnadenlos mit der unangepassten Kunstszene<br />

ab, die Auseinandersetzung mit dem Stalinismus wurde abgebrochen. Das führte<br />

zum Ende der Reformen in der Wirtschafts-, Kultur- und Jugendpolitik der DDR. In der<br />

Folge kam fast die gesamte Jahresproduktion der DEFA-Spielfilme in den Giftschrank.<br />

Fast ein Vierteljahrhundert später, im Jahr der deutschen Einheit, erblickten diese<br />

<strong>Film</strong>e endlich das Licht der Leinwand:<br />

Vom 15.-21.12.<strong>2005</strong> zeigt der Künstlerklub Die Möwe anlässlich des 40. Jahrestags<br />

verbotene „Regalfilme“ im<br />

Zeughauskino, Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin.<br />

Mehr Informationen unter: www.moewe-kuenstlerklub.de<br />

Verbotene <strong>Film</strong>e (Eine Auswahl)<br />

Berlin um die Ecke (1965/1990)<br />

RE: Gerhard Klein, DB: Wolfgang Kohlhaase,<br />

mit: Dieter Mann, Monika Gabriel, Kaspar Eichel, Erwin Geschonneck,<br />

Hans Hardt-Hardtloff, Harald Warmbrunn u.a.<br />

Die Freunde Olaf und Horst sind verbittert über die Zustände und das Arbeitsklima in<br />

ihrem Betrieb. Aktiv wollen die beiden Jugendlichen, väterlich unterstützt von ihrem<br />

alten Arbeitskollegen Paul Krautmann, die Missstände angehen. Pauls plötzlicher Tod<br />

geht ihnen sehr nahe, verlieren sie doch ihre einzige Vertrauensperson. Als die beiden<br />

in der Betriebszeitung ungerechtfertigt kritisiert werden, fühlen sie sich so<br />

gekränkt, dass sich Olaf dazu hinreißen lässt, den verantwortlichen Redakteur tätlich<br />

anzugreifen. Ein <strong>Film</strong> um das Misstrauen der Väter gegen die Weltsicht der Söhne, die<br />

nicht nur dankbar sein wollen, sondern Forderungen stellen.<br />

Denk bloß nicht, ich heule (1965/1990)<br />

RE: Frank Vogel, DB: Manfred Freitag, Joachim Nestler,<br />

mit: Peter Reusse, Anne-Kathrein Kretzschmar, Helga Göring, Jutta Hoffmann u.a.<br />

Der Jugendliche Peter Naumann wird kurz vor dem Abitur wegen seines Aufsatzes „Die<br />

Republik braucht dich, du brauchst die Republik“ der Schule verwiesen, denn seine<br />

Gedanken stimmen nicht mit den gewünschten Normen und Werten überein. Als Peter<br />

Anne begegnet und lieben lernt, gerät er erneut in einen Konflikt mit dem System, denn<br />

Annes Vater, ein eingefleischter Sozialist, kann rein gar nichts mit Peters jugendlichradikaler<br />

Denkweise anfangen und legt ihm deshalb viele Steine in den Weg.<br />

Foto: Günter Ost<br />

Im Berliner <strong>Film</strong>theater<br />

International:<br />

08.03.1990<br />

Premiere des Verbotsfilms<br />

Das Kaninchen bin ich<br />

26.04.1990<br />

Premiere des Verbotsfilms<br />

Denk bloß nicht, ich heule<br />

10.05.1990<br />

Premiere des Verbotsfilms<br />

Berlin um die Ecke<br />

14.06.1990<br />

Premiere der rekonstruierten Fassung<br />

des Verbotsfilms Karla<br />

Im Berliner <strong>Film</strong>theater Babylon:<br />

11.10.1990<br />

Premiere des Verbotsfilms<br />

Jahrgang 45<br />

18.10.1990<br />

Premiere des Verbotsfilms<br />

Wenn du groß bist, lieber Adam<br />

„Berlin um die Ecke“ (links)<br />

„Denk bloß nicht, ich heule“ (rechts)<br />

25


26<br />

„Fräulein Schmetterling“<br />

„Der Frühling braucht Zeit“<br />

„Karla“<br />

Foto: Sasse/Neumann<br />

Foto: Hans-Jürgen Sasse<br />

Foto: Eberhard Daßdorf<br />

Politisches Kino aus dem<br />

Giftschrank<br />

Fräulein Schmetterling (1965/66; <strong>2005</strong>)<br />

RE: Kurt Barthel, DB: Christa und Gerhard Wolf, Kurt Barthel,<br />

mit: Melania Jakubisková, Milan Sladek, Herwart Grosse, Rolf Hoppe,<br />

Lissy Tempelhof; H. J. Herrmann u.a.<br />

Christa und Gerhard Wolf hatten gemeinsam mit dem Regisseur Kurt Barthel die<br />

Geschichte des Fräulein Schmetterling aufgeschrieben. Ihr Drehbuch beginnt in einer<br />

Alt-Berliner Straße, zwischen Mietskasernen der Gründerjahre, vor deren Haustüren<br />

Gerümpelhaufen liegen, wie sie sich über Jahrzehnte auf Dachböden angesammelt<br />

haben. Bald wird dieses Viertel verschwunden sein, schon nähern sich die Abrissbagger.<br />

Aber noch spielt eine Gruppe von Kindern mit den Überbleibseln der Vergangenheit:<br />

einem Sessel ohne Beine, einem Schaukelstuhl, einem goldenen Bilderrahmen,<br />

einer alten Gardine, einem Zylinder, einem Schleier. Passanten bleiben stehen<br />

und lachen. Eine junge Frau kommt hinzu. Anmutig stellt sie sich auf die Zehenspitzen,<br />

ihre Füße lösen sich vom Boden, sie hebt ab in die Lüfte, schwebt durch die<br />

Häuserschlucht, hoch über der Stadt…<br />

Ein poetisches Gegenwartsmärchen über das Lebensgefühl junger Leute, eine Parabel<br />

über den Ausbruch aus Enge und Normalität, über den Traum vom Glück. Erst im Juni<br />

<strong>2005</strong> fand die Erstaufführung des noch existierenden, rekonstruierten <strong>Film</strong>materials statt.<br />

Der Frühling braucht Zeit (1965)<br />

RE: Günter Stahnke, DB: Hermann O. Lauterbach, Konrad Schwalbe, Günter Stahnke,<br />

mit: Eberhard Mellies, Elfriede Née, Doris Abeßer, Günther Simon, Karla Runkehl u.a.<br />

Sie sind erbitterte Kontrahenten: der Ingenieur Solter, ein geschätzter Kollege mit<br />

hohem Fachwissen, und Werkdirektor Faber, ein Mann im Machtrausch. Die kritische<br />

Auseinandersetzung mit Problemen der Planwirtschaft und der Allmacht der<br />

Staatspartei, zugespitzte moralisch-ethische Fragestellungen und eine für das Jahr<br />

1965 ungewohnte, avantgardistische Bildsprache zeichnen den <strong>Film</strong> aus, verhinderten<br />

jedoch seinen Kinostart. Die vernichtende Kritik der DDR-Medien adelte ungewollt<br />

den dritten verbotenen <strong>Film</strong> von Regisseur Günter Stahnke, indem sie zum Vergleich<br />

Antonioni und Fellini bemühen. Unmittelbar nach der Premiere gesperrt kam<br />

der <strong>Film</strong> erst 25 Jahre später auf die Leinwände.<br />

Karla (1965/1990)<br />

RE: Herrmann Zschoche, DB: Herrmann Zschoche, Ulrich Plenzdorf,<br />

mit: Jutta Hoffmann, Jürgen Hentsch, Hans Hardt-Hardtloff, Inge Keller, Rolf Hoppe u.a.<br />

Karla Blum kommt frisch von der Universität und soll in einer Kleinstadt eine 12. Klasse<br />

in Deutsch und Geschichte unterrichten. Voller Enthusiasmus will die junge Lehrerin<br />

ihre Schüler zu selbständigen und kritischen Denkern erziehen. Doch bei allen<br />

- Jugendlichen, Kollegen, Direktor wie Schulrätin - stößt sie auf völliges Unverständnis,<br />

denn ihr unkonventionelles Verhalten steht im klaren Widerspruch zu den staatlich<br />

verordneten Prinzipien. Wenig förderlich für Karlas Ansehen ist zudem ihre Liebesbeziehung<br />

zu dem Journalisten Kaspar, der Stalins Verbrechen aufdecken sollte,<br />

dann doch nicht durfte und später aus Protest seinen Beruf an den Nagel hängte.


Foto: Günter Marczinkowsky<br />

Politisches Kino aus dem<br />

Giftschrank<br />

Spur der Steine (1966)<br />

RE: Frank Beyer, DB: Frank Beyer, Karl-Georg Engel<br />

- nach dem gleichnamigen Roman von Erik Neutsch,<br />

mit: Darsteller Manfred Krug, Krystyna Stypulkowska, Eberhard Esche u.a.<br />

Manfred Krug in seiner berühmtesten Rolle: Baubrigadier Balla und seine Kollegen<br />

wollen nicht länger die Rechnung für verfehltes Management zahlen. Mit anarchistischen<br />

Methoden verschaffen sie sich den nötigen Respekt. Da scheinen die glorreichen<br />

Sieben nach Schkona gekommen zu sein. Der Outcast Balla trifft auf den Sheriff<br />

Horrat. Und beide lieben die gleiche Frau. Die unverhohlene Kritik an bürokratischer<br />

Schlamperei, an der Unfähigkeit von Karrieristen und der Aufruf zu wirklicher<br />

Offenheit verleiht diesem <strong>Film</strong> eine zeitlose Frische.<br />

Der verlorene Engel (1966/1971)<br />

RE: Ralf Kirsten, DB: Manfred Freitag, Ralf Kirsten, Joachim Nestler<br />

- frei nach der Novelle „Das schlimme Jahr“ von Franz Fühmann,<br />

mit: Fred Düren, Erika Pelikowski, Erik S. Klein u.a.<br />

Ein Tag im Leben eines bedeutenden Bildhauers des 20. Jahrhunderts. Am 24. August 1937<br />

stehlen die Nazis den Friedensengel Ernst Barlachs aus dem Güstrower Dom. An diesem<br />

Tag vollzieht der Künstler eine qualvolle Selbstbefragung. Sein Werk wurde von<br />

den Nazis als „entartete Kunst“ verfemt. Beeindruckende Momentaufnahme der<br />

gleichnishaften Reflektionen über das Verhältnis von Kunst und Macht. Der <strong>Film</strong><br />

wurde bereits 1966 gedreht und in der Folge des 11. Plenums verboten.<br />

Wenn du groß bist, lieber Adam (1965/1990)<br />

RE: Egon Günther, DB: Helga Schütz und Egon Günther,<br />

mit: Stephan Jahnke, Gerry Wolf, Manfred Krug u.a.<br />

Der kleine Adam bekommt von einem dankbaren Schwan eine Taschenlampe<br />

geschenkt, deren Schein jeden, der lügt, in die Luft schweben lässt. Zusammen mit<br />

seinem Vater will er die Lampe in Serie produzieren lassen. Doch es stellt sich heraus,<br />

dass niemand die Leuchte haben will. In der Rekonstruktion 1989/90 wurden<br />

fehlende Bildsequenzen um Texttafeln ergänzt, die den satirischen Ton verstärken.<br />

Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de<br />

Foto: Claus Neumann<br />

Foto: Kurt Schütt<br />

„Spur der Steine“ (links)<br />

„Der verlorene Engel“ (Mitte)<br />

„Wenn du groß bist, lieber<br />

Adam“ (rechts)<br />

27


28<br />

Ullrich H. Kasten befasst sich <strong>2005</strong><br />

in zwei <strong>Film</strong>en mit dem künstlerischen<br />

Gedächtnis des 20. Jahrhundert.<br />

Beide <strong>Film</strong>e dokumentieren<br />

das – auch politische –<br />

Leben auf der Bühne in vergangenen<br />

Jahrzehnten, vor allem aber<br />

im Jetzt der Erinnerung.<br />

Wolfgang Langhoff mit seinen Söhnen<br />

Der <strong>Film</strong> über „die Langhoffs“ feierte<br />

am 24. Februar <strong>2005</strong> Premiere<br />

im Berliner Kino Blow Up.<br />

Rolf Hochhuth<br />

Die Kinopremiere fand am<br />

07. November <strong>2005</strong><br />

im Kino Blow Up statt.<br />

Die Premiere in Berlin fand am<br />

25. Oktober <strong>2005</strong> im Kino babylon<br />

berlin:mitte statt und am<br />

01. November im Kino im<br />

Künstlerhaus in Hannover.<br />

Foto: Provobis<br />

Foto: Provobis<br />

Foto: Volker Köpp<br />

Neue Dokumentarfilme zu<br />

Theaterkunst und Malerei<br />

Hoffnung - ein deutscher Winterstern. Die Langhoffs<br />

BU+RE: Ullrich H. Kasten, Mitarbeit: Hans-Dieter Schütt, mit: Wolfgang, Thomas,<br />

Matthias, Lukas, Tobias und Anna Langhoff, Sprecher: Ulrich Matthes, Simone Zglinicki<br />

Grimme-Preisträger Ullrich H. Kasten erzählt Familiengeschichte von den 1920er Jahren bis<br />

ins frühe 21. Jahrhundert. Drei Langhoff-Generationen rekonstruieren das Leben Wolfgang<br />

Langhoffs, der von 1946 bis 1963 Intendant des Deutschen Theaters in Berlin war. Sein Sohn<br />

Thomas gab im Sommer 2001 seine Abschiedsvorstellung als Intendant eben jenes Theaters.<br />

Der Vater – in jungen Jahren ein Bonvivant, ein jugendlicher Liebhaber, der „das Leben<br />

spielt“, bis ihn das Leben in Form der Bücher von Marx und Engels einholt. Schon 1933<br />

inhaftieren die Nazis Langhoff, schlagen ihm die Zähne aus, stecken ihn ins KZ Börgermoor.<br />

1939 flieht er in die Schweiz ans Schauspielhaus Zürich. Nach dem Krieg wird er Theaterdirektor<br />

zunächst in Düsseldorf, dann in Berlin. Der Dienst am Kommunismus zieht sich wie<br />

eine Linie durch sein Leben, bis 1963 seine Inszenierung von Peter Hacks Die Sorgen und<br />

die Macht eine demütigende Debatte auslöst, die ihn den Intendantenposten kostet. Schwerer<br />

aber wiegt der Verlust seines politischen Ideals und damit auch der Freude, mit der er<br />

Kommunikation betrieben und Stellung bezogen hat.<br />

Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de<br />

Der eiserne Vorhang. Theater in Berlin – Eine politische Biografie<br />

Ein <strong>Film</strong> von Ullrich H. Kasten und Hans-Dieter Schütt, mit Frank Castorf, Inge Keller,<br />

Alexander Lang, Thomas Langhoff, Matthias Lilienthal, Ivan Nagel, Thomas Ostermeier,<br />

Katja Paryla, René Pollesch, Henning Rischbieter, B.K. Tragelehn und vielen anderen.<br />

Theater in Berlin – Ullrich H. Kasten und Hans-Dieter Schütt setzten dieses Thema als politische<br />

Biographie in Szene. Der Dokumentarfilm schildert 60 Jahre Berliner Theatergeschichte.<br />

Ein Zeitbild wesentlicher Momente deutscher Geschichte. Der Spannungsbogen reicht von<br />

den Nachkriegsjahren über den Mauerbau bis zur Wende und dem zeitgenössischen Theater.<br />

Die Kunst der bedeutenden Bühnen in Ost und West wird hier im Kontext mit deutscher<br />

Geschichte betrachtet. Der Widerstreit einer zweigeteilten Stadt übers Theater ausgetragen:<br />

Theater als politisches Medium. Dabei kämpft die neue Weltordnung im Osten gegen eine<br />

nationale Neufindung im Westen. Ein sensibles Porträt mit leisen Tönen.<br />

Kontakt: info@provobis.de<br />

InselLicht – Usedomer Bilder<br />

Ein <strong>Film</strong> von Heinz Brinkmann mit Sabine Curio, Volker Köpp, Oskar Manigk<br />

und Matthias Wegehaupt<br />

Jedes Jahr kommen Millionen Touristen zum Ostsee-Urlaub in die einstigen „Kaiser-Bäder“.<br />

Beeindruckt von der Gründerzeit-Architektur am kilometerlangen Sandstrand, bleiben dem<br />

flüchtigen Besucher die vielfältigen Facetten der Landschaft am Meer oft verborgen. Die Maler<br />

Sabine Curio, Volker Köpp, Oskar Manigk und Matthias Wegehaupt öffnen den Blick des<br />

Zuschauers. Mit ihnen und in ihren Bildern begegnen wir jenseits der gängigen Klischees den<br />

Farbenspielen der Natur und den Insel-Stimmungen im Wechsel der Jahreszeiten. Der <strong>Film</strong><br />

weckt Verständnis für künstlerische Positionen, auch für Maler der Vergangenheit, die sich dem<br />

sozialistischen Realismus verweigerten wie Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Herbert Wegehaupt<br />

und Rolf Werner. Zugleich spiegelt er das ausgelassene, erotisierende und träumerische<br />

Lebensgefühl in den Seebädern damals und heute. Regisseur Heinz Brinkmann hat einen behutsamen<br />

und einfühlenden <strong>Film</strong> gedreht, dessen Spannung aus dem Schaffensprozess der Maler<br />

entspringt wie aus den zarten Naturimpressionen der Insel, die dem Regisseur seit Sabine Curio,<br />

Volker Köpp, Oskar Manigk und Matthias Wegehaupt Kindertagen vertraut ist.<br />

Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de


<strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst<br />

Der <strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst bietet seinen Kunden für die kommerzielle und nichtkommerzielle<br />

Auswertung Footage-Material aus dem umfangreichen Angebot an DEFA-<br />

Spielfilmen sowie DEFA-Dokumentarfilmen und Wochenschauen (DEFA-Augenzeuge,<br />

Katholische Wochenschauen) zu historischen, zeitgeschichtlichen, politischen und<br />

anderen Themen.<br />

Bedeutende Produktionen mit DEFA-Ausschnitten<br />

in der zweiten Jahreshälfte <strong>2005</strong><br />

Die zweite Staffel der mehrteiligen MDR-WDR-Dokumentation Damals in der DDR<br />

(August/ September <strong>2005</strong>) verwendete Progress Material über den DDR-Staat von seiner<br />

Gründung im Jahr 1949 bis zu seinem Ende. www.mdr.de/damals-in-der-ddr<br />

Im ZDF-Vierteiler Good bye DDR (Oktober <strong>2005</strong>) waren Szenen über die Politiker Walter<br />

Ulbricht, Erich Mielke und Erich Honecker zu sehen. Zum Thema Sport und Politik stand<br />

Katharina Witt im Mittelpunkt des Interesses. www.zdf.de (Politik und Zeitgeschehen)<br />

In Knut Elstermanns 3sat-Porträt Kennwort Kino: Unter geteiltem Himmel. Der<br />

Regisseur Konrad Wolf (Oktober <strong>2005</strong>) zum 80. Geburtstag des Regisseurs durften<br />

Ausschnitte aus Wolfs Kinofilmen nicht fehlen. www.3sat.de/film/woche/82238/<br />

Die dreiteilige MDR-Reihe Kosmonauten-Kult in der DDR mit seinen Folgen Die Gagarin-<br />

Story, Wenn ich groß bin, flieg ich zu den Sternen und Helden im All, (September<br />

<strong>2005</strong>) zeigte Material aus Wochenschauen, Pioniermonatsschauen, Dokumentarfilmen und<br />

dem Science-Fiction-<strong>Film</strong> Der schweigende Stern. www.mdr.de/doku/archiv/geschichte<br />

Von Schönefeld in alle Welt – Zur Geschichte der Interflug (im MDR, Oktober<br />

<strong>2005</strong>) erzählte mittels DEFA-Wochenschauen und Dokumentarfilmen von der Deutschen<br />

Lufthansa, der Interflug und vom Flughafen Schönefeld. www.mdr.de<br />

Die zweiteilige SAT 1-Spielfilmproduktion Die Luftbrücke – Nur der Himmel war<br />

frei (November <strong>2005</strong>) und eine dazugehörige Dokumentation rekonstruierten die große Rettungsaktion<br />

von 1948 auch mit Hilfe von authentischem Wochenschaumaterial zur Luftbrücke<br />

und Blockade Westberlins - ebenso wie die ZDF-Dokumentation Die Luftbrücke (November<br />

<strong>2005</strong>). www.sat1.de/filme_serien/luftbruecke/ und www.zdf.de (Politik und Zeitgeschehen)<br />

Die sechsteilige Koproduktion des HR mit MDR, WDR, RBB, SWR, BR und SR Unsere 5Oer<br />

Jahre - Wie wir wurden, was wir sind (November/Dezember <strong>2005</strong>) konnte für seine<br />

ost- und westdeutschen Porträts der Familien- und Alltagsgeschichte auf umfangreich recherchiertes,<br />

selten gezeigtes <strong>PROGRESS</strong> Archivmaterial zurückgreifen.<br />

Frühe Wochenschauausschnitte über Theateraufführungen im geteilten Berlin verwendete<br />

Regisseur Ullrich H. Kasten für seine RBB-Dokumentation Der eiserne Vorhang. Theater<br />

in Berlin – Eine politische Biografie (Produktion: Provobis; Ausstrahlung Januar<br />

<strong>2006</strong>, RBB). „Der <strong>Film</strong> erinnert an Regisseure, die den Berliner Bühnen Charakter gaben:<br />

von Wolfgang Langhoff bis Thomas Ostermeier, von Gustaf Gründgens bis Frank Castorf, von<br />

Bertolt Brecht bis Matthias Lilienthal.“ (Akademie der Künste/RBB) www.provobis.de<br />

In Unser America, einer persönlichen Spurensuche in Nicaragua 25 Jahre nach der Revolution<br />

(Kinostart: 03.11.<strong>2005</strong>), lässt Regisseurin Kristina Konrad die Ideen und Hoffnungen<br />

der Vergangenheit lebendig werden auch mit Ausschnitten über DDR-Jugendaufbaubrigaden<br />

des Weltbunds der demokratischen Jugend 1988 aus dem Dokumentarfilm Nicaragua,<br />

meine Liebe. www.neuevisionen.de<br />

Foto: DEFA-Augenzeuge<br />

Foto: Werner Bergmann<br />

Foto: Waltraud Pathenheimer<br />

Foto: DEFA-Augenzeuge<br />

„Der geteilte Himmel“<br />

„Der schweigende Stern“<br />

Eine IL 16 der Interflug<br />

Eine Auswahl von Sendern für die<br />

der <strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst<br />

<strong>Film</strong>material zur Verfügung stellte.<br />

29


30 <strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst<br />

„Einheit SPD-KPD“<br />

„Irgendwo in Berlin“<br />

Foto: Harry Bremer u.a.<br />

Foto: Kurt Wunsch<br />

Berlin - Ecke Volksbühne (Oktober <strong>2005</strong>) erzählt die Geschichte von „Ganoven und<br />

Prostituierte(n), Kino und Theater, Kultur und Politik: der Rosa-Luxemburg-Platz mitten in<br />

Berlin“ (arte). Über den Platz als solchen, seine Geschichte, das alltägliche Leben und auch<br />

die Architektur Hans Poelzigs lieferten Wochenschau- und Dokumentarfilmszenen Anschauliches.<br />

„Britta Wauer, die für ihre Geschichtsdokumentationen unter anderem mit<br />

einem Grimme-Preis gewürdigt wurde, hat eine solide Arbeit abgeliefert. Hundert Jahre<br />

deutsche Geschichte werden elegant montiert und <strong>Film</strong>aufnahmen und Erinnerungen<br />

mit viel Liebe verzahnt.“ (Berliner Zeitung, 03.08.<strong>2005</strong>) www.britzka.de/filme/<br />

Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig gestaltet seine Wechselausstellung Rock! Jugend<br />

und Musik in Deutschland (17.12.<strong>2005</strong>–17.04.<strong>2006</strong>) multimedial mit Ausschnitten<br />

aus dem Dokumentarfilm von Gitta Nickel Lieder machen Leute über das Jugendradio<br />

DT 64 und den Oktoberclub. www.hdg.de/zfl/index.html<br />

Das <strong>Film</strong>museum Berlin – Deutsche Kinemathek ehrt Hildegard Knef. Eine Künstlerin aus<br />

Deutschland ab dem 24.11.<strong>2005</strong> mit einer Ausstellung. Zu sehen sind Ausschnitte aus dem ersten<br />

deutschen Nachkriegsspielfilm Die Mörder sind unter uns. www.filmmuseum-berlin.de<br />

Vorschau auf Themen und Jubiläen im Jahr <strong>2006</strong><br />

60 Jahre DEFA: Am 17. Mai 1946 findet in Potsdam-Babelsberg in Anwesenheit von Kurt<br />

Maetzig, Paul Wandel, Hans Klering u.a. der festliche Gründungsakt der Deutschen <strong>Film</strong> AG<br />

statt. Bereits am 19. Februar 1946 kommt die erste deutsche Nachkriegswochenschau<br />

Augenzeuge unter dem Motto „Sie sehen selbst – Sie hören selbst – urteilen Sie selbst“<br />

in die Berliner Kinos und berichtet über folgende Themenblöcke:<br />

1. Oberbürgermeister Dr. Werner spricht in Berlin (13 m)<br />

2. Berliner Bilder: Zerstörung und Aufbau (41 m)<br />

3. Eröffnung der Berliner Humboldt-Universität (50 m)<br />

4. Karl-Liebknecht-Gedächtnisfeier in Berlin-Friedrichsfelde (26 m)<br />

5. Kunstwerk der Woche - Käthe Kollwitz (20 m)<br />

6. Nürnberger Kriegsverbrecherprozess (105 m)<br />

7. Weltjugendkonferenz in London (52 m)<br />

8. Vorbereitungen zur Wahl in Russland (23 m)<br />

9. Razzia auf dem schwarzen Markt (21 m)<br />

10. Boxkampf Eder - Przibilski in Berlin (33 m)<br />

11. U-Bahnschreck (Trickfilm, 23 m)<br />

12. Berliner Rundfunk - Sorgenpause (63 m)<br />

Ende Februar 1946 wird der erste Dokumentarfilm uraufgeführt: Berlin im Aufbau, Kurt<br />

Maetzigs Kompilation aus Wochenschaumaterial des Augenzeugen und aus zusätzlich gedrehten<br />

Aufnahmen über die mühevolle erste Phase des Wiederaufbaus in der Vier-Sektoren-<br />

Stadt. Kurt Maetzig dreht anschließend 1. Mai 1946 und Einheit SPD – KPD.<br />

Anfang Mai beginnen die Dreharbeiten des ersten deutschen Nachkriegsfilms Die Mörder<br />

sind unter uns unter der Regie von Wolfgang Staudte. Die Wochenschau Augenzeuge<br />

berichtet über die Dreharbeiten und später im November 1946 über die Premiere im Berliner<br />

Admiralspalast.<br />

Auf dem Spielfilmsektor starten außerdem am 18. Oktober 1946 Freies Land (RE: Milo<br />

Harbich) und zwei Monate später Irgendwo in Berlin (RE: Gerhard Lamprecht).<br />

Kontakt: ausschnittdienst@progress-film.de


Grafik: Alfred Pedersen<br />

HILDEGARD KNEFF<br />

Am 28. Dezember soll’s rote Rosen regnen –<br />

vor 80 Jahren wurde Hildegard Knef geboren.<br />

Mit ihrer ersten Hauptrolle beginnt 1946 ihre Karriere als Schauspielerin: Im ersten deutschen<br />

Nachkriegsfilm Die Mörder sind unter uns spielt Hildegard Knef unter der Regie von<br />

Wolfgang Staudte eine ehemalige KZ-Insassin, die gemeinsam mit einem Kriegsheimkehrer<br />

den Weg in die Zukunft sucht. Vergeben – nicht vergessen – wird zum zentralen <strong>Film</strong>thema,<br />

als es um Selbstjustiz und Gerechtigkeit für einen unentdeckten Nazi-Schergen geht. Mit dem<br />

<strong>Film</strong> wird Hildegrad Knef im In- und Ausland berühmt und ihr gelingt der Durchbruch als<br />

Charakterdarstellerin. Die Mörder sind unter uns zählt zu den 100 wichtigsten deutschen<br />

<strong>Film</strong>en (Deutsche Kinemathek).<br />

Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de<br />

Hans Helmut Prinzler: „Deutschland lag<br />

damals in Trümmern. Sie verkörperte<br />

einen Aufbruch, eine Zukunft, ein neues<br />

Leben … die Nachkriegsschauspielerin<br />

Hildegard Knef (sicherte sich) einen<br />

Platz in der deutschen <strong>Film</strong>geschichte:<br />

als lebensmutige Susanne Wallner in<br />

Wolfgang Staudtes DEFA-<strong>Film</strong> Die Mörder<br />

sind unter uns (1946) …“<br />

Helma Sanders-Brahms: „Hilde war 23<br />

als sie im ersten großen deutschen<br />

Nachkriegsfilm Die Mörder sind unter<br />

uns die weibliche Hauptrolle spielte:<br />

Hilde mit strengem, hellem Mädchengesicht<br />

in den Ruinen von Berlin. … Wir<br />

sind durch die Ruinen Deutschlands<br />

gegangen, Hilde und ich, sie schon<br />

erwachsen, ich war noch ein Kind. …“<br />

Wer mehr über „die Knef“ lesen möchte,<br />

findet in Hildegard Knef. Eine Künstlerin<br />

aus Deutschland Essays von<br />

Klaus Kreimeier, Iris Radisch, Daniela<br />

Sannwald, Christian Schröder und vielen<br />

anderen. Außerdem äußern sich Zeitgenossen,<br />

Weggefährten und Bewunderer -<br />

Karlheinz Böhm, Ralph Giordano, Volker<br />

Lechtenbrink, Roger Willemsen, Paul<br />

von Schell, Oswalt Kolle, Til Brönner und<br />

viele andere. Die aufwendig gestaltete<br />

Publikation aus dem Verlag Bertz+<br />

Fischer enthält Fotostrecken von Ulrich<br />

Mack und Ingo Taubhorn und bislang<br />

nicht zugängliches Material aus Hildegard<br />

Knefs Nachlass.<br />

Foto: Dehn-Grund/Klagemann<br />

„Die Mörder sind unter uns“<br />

Originalfilmplakat<br />

„Die Mörder sind unter uns“<br />

31<br />

Der Band erscheint zur Eröffnung<br />

der gleichnamigen Ausstellung im<br />

Berliner <strong>Film</strong>museum<br />

(24. November <strong>2005</strong> bis 17. April <strong>2006</strong>).<br />

Die Hardcover-Ausgabe, 160 Seiten,<br />

kostet 19,90 Euro.


32 Kurt Maetzig zum 95. Geburtstag<br />

Kurt Maetzig<br />

Foto links:<br />

„Rat der Götter“<br />

Foto rechts:<br />

„Das Kaninchen bin ich“<br />

Der 95. Geburtstag am 25. Januar <strong>2006</strong> von Regisseur und DEFA-Mitbegründer Prof.<br />

Kurt Maetzig wird im deutschen Fernsehen besonders gewürdigt. Im Januar werden<br />

unter anderen voraussichtlich zu sehen sein: Das Kaninchen bin ich, Vergeßt<br />

mir meine Traudel nicht, Die Buntkarierten, Ehe im Schatten und Der<br />

schweigende Stern.<br />

Kurt Maetzig, geboren am 25. Januar 1911 in Berlin als Sohn des Inhabers der <strong>Film</strong>kopierfabrik<br />

Robert Maetzig; Studium der Soziologie, Psychologie und Jura in Paris an<br />

der Sorbonne - Ingenieurwesen, Chemie und ökonomische Fächer in München;<br />

1933 Regieassistent; 1935 Gründung des Trickfilm-Ateliers „Radius“; 1937 Berufsverbot<br />

durch die Reichsfilmkammer aufgrund der jüdischen Abstammung seiner Mutter;<br />

1946 Gründungsmitglied des <strong>Film</strong>aktivs zur Vorbereitung der DEFA-Produktion und<br />

Gesamtleitung der ostdeutschen Wochenschau Augenzeuge unter dem Motto: „Sie<br />

sehen selbst – Sie hören selbst – urteilen Sie selbst“; 17. Mai 1946 Mitbegründer,<br />

Mitlizenzträger und Vorstandsmitglied der DEFA;<br />

1947 Spielfilmdebüt mit Ehe im Schatten; 1950 erster ostdeutscher Polit-Thriller<br />

Der Rat der Götter; 1954 Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für <strong>Film</strong> und<br />

Fernsehen Potsdam-Babelsberg, bis 1964 Leitung, ab 1955 Professor für <strong>Film</strong>regie;<br />

1959 erster ostdeutscher Science-Fiction-<strong>Film</strong> Der schweigende Stern; 1965 Verbot<br />

von Das Kaninchen bin ich; bis 1975 Arbeit als Regisseur;<br />

seit 1979 Ehrenpräsident auf Lebenszeit der Internationalen Vereinigung der <strong>Film</strong>klubs<br />

(FICC); 1987 Veröffentlichung seiner Biografie „<strong>Film</strong>arbeit“; 08. März 1990<br />

Premiere des Verbotsfilms Das Kaninchen bin ich.<br />

Foto: Gerhard Kowalewski<br />

Foto: Erkens/Wenzel Foto: DEFA


Foto: Klaus Goldmann<br />

Wolf in Wien<br />

Addio, piccola mia (1979, F, 123 min.)<br />

BU+RE: Lothar Warneke, mit: Hilmar Eichhorn, Ute Lubosch, Christine Schorn,<br />

Horst Drinda, Michael Gwisdek u.a.<br />

<strong>Film</strong>ische Biografie über die letzten Jahre des Vormärz-Dichters Georg Büchner. Als<br />

der Medizinstudent 1833 von Straßburg in seine Heimat nach Hessen zurückkehrt,<br />

dort in spontane politische Aktionen verwickelt wird und in der „Gesellschaft für<br />

Menschenrechte“ mit Gleichgesinnten zusammenfindet, gewinnt das revolutionäre<br />

Denken Büchners Kontur. Der <strong>Film</strong> mit prominenter Besetzung schildert Büchners<br />

Ringen um soziale Gerechtigkeit, die Zerschlagung revolutionärer Organisationsformen<br />

und den Tod des 23jährigen Dichters an Typhus.<br />

Für Cineasten ist die opulente Büchner-Studie auch als historischer Rückblick eine<br />

ungewöhnliche Entdeckung: Seinen Antrittsvortrag an der Zürcher Universität kurz<br />

vor seinem Tod hält der junge Büchner für ein exquisites Auditorium. Versammelt ist<br />

die Crème der DEFA-Regisseure: János Veiczi, Horst E. Brandt, Erwin Stranka, Jo Hasler,<br />

Helga Schütz, Konrad Wolf (vorn in der Mitte), Heiner Carow, Ralf Kirsten, Kurt<br />

Maetzig, Günter Reisch, Konrad Petzold, Roland Oehme, Claus Dobberke, Herrmann<br />

Zschoche, Ulrich Weiß, Gottfried Kolditz, Siegfried Kühn und Lothar Warnecke.<br />

Vom 04. bis 21. Mai <strong>2006</strong> zeigt das <strong>Film</strong>archiv Austria eine komplette <strong>Film</strong>schau des Regisseurs<br />

Konrad Wolf im Rahmen der Veranstaltung „60 Jahre DEFA“. Das Werk des Ausnahmeregisseurs<br />

wird umfassend dargestellt mit seinen Kinofilmen Einmal ist keinmal (1954), Genesung<br />

(1955), Lissy (1956), Sonnensucher (1957), Sterne (1958), Professor Mamlock,<br />

(1960), Der geteilte Himmel (1963), Ich war neunzehn (1967), Goya (1970), Der<br />

nackte Mann auf dem Sportplatz (1973), Mama, ich lebe (1976) und Solo Sunny<br />

(1980). Außerdem werden auch Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse (1954), bei dem<br />

Konrad Wolf als Regieassistent von Kurt Maetzig mitwirkte, und die in Zusammenarbeit mit dem<br />

Fernsehen entstandene Dokumentarfilmreihe Busch singt gezeigt. Mit der Dokumentation Die<br />

Zeit, die bleibt, einem <strong>Film</strong> über Konrad Wolf von Lew Hohmann, 1985 fertig gestellt, wird<br />

die Hommage an Konrad Wolf abgerundet. Addio, piccola mia, in dem Konrad Wolf als Züricher<br />

Wissenschaftler auftritt, stellt die Verbindung zum 60. DEFA-Jubiläum her.<br />

Mehr Informationen: www.filmarchiv.at<br />

Foto: Klaus Goldmann<br />

„Addio, piccola mia“<br />

Zur Feier des 6O. DEFA-Jubiläums<br />

ein passender Ausschnitt aus<br />

einem zeitlos aktuellen <strong>Film</strong>.<br />

„Addio, piccola mia“<br />

33


34<br />

Einige der Veranstaltungsorte<br />

Foto: Herbert Kroiss<br />

KONRAD WOLF<br />

zurückgeschaut:<br />

Im letzten <strong>PROGRESS</strong>-Newsletter fanden Sie ein Konrad-Wolf-Special in der Heftmitte,<br />

welches unseren Kunden in digitaler Form als PDF-Dokument weiterhin zur Verfügung<br />

steht. Zahlreiche Kinos haben die Informationen genutzt und anlässlich des Geburtstags<br />

des großen Regisseurs Sonderprogramme und Retrospektiven veranstaltet.<br />

Das <strong>Film</strong>museum in Frankfurt am Main bot vom 12. bis 17. Oktober <strong>2005</strong> eine<br />

umfassende Werkschau mit den <strong>Film</strong>en:<br />

Sterne, Ich war neunzehn, Solo Sunny, Sonnensucher,<br />

Der geteilte Himmel und Goya.<br />

Das Regie-Portrait wurde abgerundet durch den Dokumentarfilm Die Zeit, die bleibt<br />

von Lew Hohmann, der Werdegang und Arbeit des <strong>Film</strong>emachers Konrad Wolf nachzeichnet,<br />

beginnend mit seiner Kindheit in Süddeutschland, den Jahren der Emigration<br />

in Moskau bis zu seiner Regiearbeit im DEFA-Studio und seiner Tätigkeit als Präsident<br />

der Akademie der Künste der DDR.<br />

Das Burgtheater Hechingen zeigte vom 20. bis 26. Oktober <strong>2005</strong> eine <strong>Film</strong>reihe, die<br />

mit dem Dokumentarfilm von Lew Hohmann startete und neben Der geteilte Himmel,<br />

Sterne und Solo Sunny das Kammerspiel Der nackte Mann auf dem Sportplatz<br />

zeigte.<br />

Das Capitol Kino in Jena ergänzte seine Wolf-<strong>Film</strong>schau vom 27. Oktober bis 02.<br />

November <strong>2005</strong> um die Sonnensucher und Ich war neunzehn.<br />

Im Uferpalast Fürth lief zwischen dem 13. Oktober und 02. November <strong>2005</strong> eine Auswahl<br />

von sechs Konrad Wolf-<strong>Film</strong>en nebst der Dokumentation Die Zeit, die bleibt.<br />

Das Berliner Kino Blow Up startete zum Geburtstag des Regisseurs am 20. Oktober<br />

<strong>2005</strong> mit dem Lew-Hohmann-Porträt über Konrad Wolf und zeigte bis zum 09. November<br />

acht Wolf-Werke. Während des so genannten Montagskinos hatten die Zuschauer am<br />

24. Oktober <strong>2005</strong> die Gelegenheit, sich im anschließenden <strong>Film</strong>gespräch zu Der nackte<br />

Mann auf dem Sportplatz mit Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase und Journalistin<br />

Regine Sylvester auszutauschen.<br />

Das babylon berlin:mitte präsentierte zwischen dem 23. Oktober und dem<br />

14. November <strong>2005</strong> eine vollständige Retrospektive mit allen Wolf-<strong>Film</strong>en einschließlich<br />

1935 oder das Faß der Pandora der Dokfilmreihe Busch singt. Die<br />

<strong>Film</strong>schau wurde eröffnet mit dem opulenten Historienfilm Goya und endete mit<br />

Wolfs letztem Kinowerk Solo Sunny.<br />

In allen genannten Spielstätten fanden Gesprächsforen und <strong>Film</strong>gespräche sowie Lesungen<br />

der beiden Wolf-Biografen, Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen, statt.<br />

Die Veranstaltungen wurden vom <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>, von der DEFA-Stiftung, der<br />

GWFF, der Friedrich-Wolf-Gesellschaft, vom Aufbau-Verlag und Wilhelm-Fraenger-Institut<br />

gefördert. Wir danken allen Partnern und Kinos für die erfolgreiche Zusammenarbeit.


ICESTORM - Neuigkeiten im 2. Halbjahr <strong>2005</strong><br />

<strong>PROGRESS</strong>-Partner für Video- und DVD-Auswertung<br />

Auch in der zweiten Jahreshälfte <strong>2005</strong> bot ICESTORM eine interessante Vielfalt an Neuveröffentlichungen<br />

auf DVD. So wurde das bestehende Spielfilmprogramm um häufig<br />

nachgefragte DEFA-Perlen wie Berlin, Ecke Schönhauser, Rotation, Der Rat der<br />

Götter, Zwei Deutsche oder Im Lande der Adler und der Kreuze erweitert - allesamt<br />

gewohnt liebevoll aufbereitet und mit umfangreichen Bonusmaterialien ausgestattet.<br />

Als Verneigung vor der einmaligen Arbeit des DEFA-Studios für Trickfilme hat ICE-<br />

STORM die schönsten 18 Silhouetten-Märchenfilme unter dem Titel Der Scherenschnitt<br />

– Zauberhafte Märchen im Silhouetten-Trick zusammengestellt. Freuen<br />

Sie sich auf Grimmsche Märchen wie Aschenputtel, exotische Märchen wie Ali<br />

und der Hexenmeister und Kunstmärchen wie Die kleine Hexe. Die hochwertig aufgemachte<br />

Digipack-Edition beinhaltet drei DVDs mit einer Gesamtlaufzeit von fast<br />

315 Minuten sowie ein umfangreiches 16-seitiges Begleitheft.<br />

Ganz unter dem Motto „Es weihnachtet sehr…“ geht ICESTORM mit der DVD Weihnachten<br />

für die ganze Familie in die schönste Saison des Jahres. Die drei Kurzfilme<br />

Der Weihnachtsmann heißt Willi, Die Zauberlaterne und Die Weihnachtsgans<br />

Auguste, bieten dabei nicht nur perfekte Unterhaltung, sondern bringen<br />

auch jeden Weihnachtsmuffel in Schwung...<br />

Mit der Science Fiction Special Edition klingt das DEFA-Jahr <strong>2005</strong> bei der ICE-<br />

STORM phantastisch aus. Neben den nun zweisprachig aufbereiteten und mit zusätzlichen<br />

Bonusmaterialien ausgestatteten Science Fiction-Klassikern Eolomea, Im<br />

Staub der Sterne und Der schweigende Stern, enthält das aufwendig gestaltete<br />

Digipack auch eine CD mit der Musik aus diesen <strong>Film</strong>en.<br />

Aber auch international hat sich in den letzten sechs Monaten im Hause ICESTORM viel<br />

getan. Als Höhepunkte sind hier vor allem die Teilnahme an der DEFA-<strong>Film</strong>retrospektive<br />

Rebels with a cause am Museum of Modern Art in New York zu nennen sowie<br />

ein Engagement in Namibia, wobei in Kooperation mit der dortigen „Allgemeinen Zeitung“<br />

und dem Goethe–Institut bereits 50 <strong>Film</strong>e aus dem aktuellen Programm auf DVD<br />

veröffentlicht werden konnten. Die zehn wichtigsten in New York aufgeführten <strong>Film</strong>e<br />

wurden am 15. November in einer MoMA-Collection veröffentlicht, wobei alle DVDs<br />

mit englischen Untertiteln, zweisprachiger Menüführung und umfangreichen, teilweise<br />

noch nie gezeigten Bonusmaterialien ausgestattet wurden. Mit dabei sind die verbotenen<br />

<strong>Film</strong>e Jahrgang 45 und Das Kaninchen bin ich sowie die nicht weniger<br />

kritischen <strong>Film</strong>e Der Dritte mit Jutta Hoffmann und Armin Mueller-Stahl und Das<br />

zweite Gleis. Komplettiert wird die Kollektion durch die Zweitauswertungen von<br />

Architekten, Dein unbekannter Bruder, Der Fall Gleiwitz, Karbid und Sauerampfer,<br />

Die Legende von Paul und Paula und Nackt unter Wölfen.<br />

Die Serie der „Russischen Klassiker“ wurde ebenfalls um exzellente Titel wie Sehnsucht<br />

nach Djamila, Die Kraniche ziehen, Das Zigeunerlager zieht in den<br />

Himmel, Ein Menschenschicksal, Geh und sieh und Auferstehung ergänzt.<br />

„Last but not least“ fand die Reihe der schönsten russischen Märchen ihre Fortsetzung.<br />

Als Highlights sind hier zweifelsohne Die zwölf Monate, Ilja Muromez sowie<br />

Der Reiter auf dem goldenen Pferd zu nennen.<br />

Weitere Veröffentlichungen <strong>2005</strong>:<br />

DEFA- Spielfilme: Die blauen Schwerter, Zwei schräge Vögel, Die Glatzkopfbande<br />

Russische Klassiker: …und morgen war Krieg, Ein Regenschirm für Verliebte, Moskau,<br />

meine Liebe, Die Garage, Liebe Jelena Sergejewna, Die Grille, Sklavin der Liebe<br />

Russische Märchen: Der Wundervogel Semurg, Der Prinz und der Töpfer, Abenteuer mit der<br />

Tarnkappe, Die neuen Märchen von Scheherezade, Der Zaubermantel<br />

Das zweite Gleis<br />

Das Zigeunerlager zieht in den<br />

Himmel<br />

Weihnachten für die ganze Familie<br />

Weiter Informationen<br />

finden Sie unter:<br />

www.icestorm.de<br />

35


JÜRGEN HAASE<br />

36<br />

DER<br />

NEUNTE TAG<br />

... UND FÜHRE MICH NICHT IN VERSUCHUNG.<br />

ausgezeichnet mit dem Bernhard Wicki <strong>Film</strong>preis – Die Brücke –<br />

Der Friedenspreis des Deutschen <strong>Film</strong>s<br />

Ein <strong>Film</strong> von Oscar<br />

Ulrich Matthes · August Diehl · Bibiana Beglau als Gast Hilmar Thate<br />

Eine deutsch-luxemburgische Gemeinschaftsproduktion der PROVOBIS FILM, Jürgen Haase und Videopress in Koproduktion mit dem<br />

Bayerischen Rundfunk und arte, gefördert von <strong>Film</strong>FernsehFonds Bayern, Medienboard Berlin-Brandenburg und <strong>Film</strong> Fund Luxembourg<br />

® Ein <strong>Film</strong> von Oscar -Preisträger Volker Schlöndorff<br />

Autoren Eberhard Görner Andreas Pflüger · Kamera Tomas Erhart (bvk) Schnitt Peter R. Adam · Musik Alfred Schnittke<br />

Produzent Jürgen Haase · Ausführender Produzent Wolfgang Plehn<br />

Ulrich Matthes · August Diehl · Bibiana Beglau als Gast Hilmar Thate<br />

Eine deutsch-luxemburgische Gemeinschaftsproduktion der PROVOBIS FILM, Jürgen Haase und Videopress in Koproduktion mit dem<br />

Bayerischen Rundfunk und arte, gefördert von <strong>Film</strong>FernsehFonds Bayern, Medienboard Berlin-Brandenburg und <strong>Film</strong> Fund Luxembourg<br />

® -Preisträger Volker Schlöndorff<br />

Autoren Eberhard Görner Andreas Pflüger · Kamera Tomas Erhart (bvk) Schnitt Peter R. Adam · Musik Alfred Schnittke<br />

Produzent Jürgen Haase · Ausführender Produzent Wolfgang Plehn<br />

Das Begleitbuch zum <strong>Film</strong> „Der neunte Tag - - Pfarrerblock 25487“ ist ab Herbst 2004 im Verlag éditions Saint-Paul erhältlich, ISBN -2-87963-498-9<br />

GEFÖRDERT VON:<br />

WELTVERTRIEB IM VERLEIH DES<br />

Grafik: Detlef Helmbold<br />

„DER NEUNTE TAG“<br />

mit Ulrich Matthes und August Diehl,<br />

„Bernhard Wicki <strong>Film</strong>preis<br />

- Die Brücke -<br />

Der Friedenspreis des<br />

Deutschen <strong>Film</strong>s“<br />

„Goldener Biber“<br />

Preis der Stadt Biberach<br />

zenonDESIGNHELMBOLD © 2004<br />

Fotos: Rakete/ Plehn/ Waldbillig<br />

Rückblick: Der neunte Tag<br />

Der <strong>Film</strong> von Oscarpreisträger Volker Schlöndorff ist seit seinem Kinostart vor einem Jahr auf Festivals rund um<br />

den Globus zu sehen gewesen:<br />

57. festival internazionale del film Locarno<br />

Locarno, Schweiz, 04.08 -14.08.2004<br />

Toronto International <strong>Film</strong> Festival<br />

Toronto, Kanada, 09.09.-18.09.2004<br />

Bayerische <strong>Film</strong>woche Budapest<br />

(Eröffnungsfilm)<br />

Budapest, Ungarn, 30.09.-06.10.2004<br />

Pusan International <strong>Film</strong> Festival PIFF<br />

Pusan/ Seoul, Korea, 07.10.-15.10.2004<br />

Biberacher <strong>Film</strong>fest<br />

Biberach, 04.11.-07.11.2004<br />

Sevilla <strong>Film</strong> Festival<br />

Sevilla, Spanien, 06.11. -13.11.2004<br />

Stockholm International <strong>Film</strong> Festival<br />

Stockholm, Schweden, 18.11.-28.11.2004<br />

7. Festival des deutschen <strong>Film</strong>s London<br />

London, England, 25.11.-02.12.2004<br />

CAMERIMAGE<br />

Lodz, Polen, 27.11.-04.12.2004<br />

Bratislava International <strong>Film</strong> Festival<br />

Bratislava, Slowakei, 03.12.-11.12.2004<br />

Jerusalem Cinemathèque-Israel <strong>Film</strong>s Archives<br />

6th Jewish Festival<br />

Jerusalem, Israel, 11.12.-17.12.2004<br />

3rd Pune International <strong>Film</strong> Festival<br />

Puna, Indien, 14.01.-20.01.<strong>2005</strong><br />

Internationale <strong>Film</strong>festspiele Berlin<br />

Berlin, 10.02.-20.02.<strong>2005</strong><br />

• Ulrich Matthes, Europäischer Darsteller <strong>2005</strong>,<br />

nominiert für den<br />

Europäischen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong>,<br />

• Tomas Erhart, Beste Kamera, nominiert für<br />

den Deutschen Kamerapreis <strong>2005</strong><br />

• Hubert Bartholomae, Gunnar Voigt,<br />

Beste Tonbearbeitung, nominiert für<br />

den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />

• Peter R. Adam, Bester Schnitt ,<br />

nominiert für den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />

• Bernhard Wicki <strong>Film</strong>preis - Die Brücke - Friedenspreis<br />

des Deutschen <strong>Film</strong>s für den Regisseur<br />

Volker Schlöndorff und den Produzenten<br />

Prof. Jürgen Haase<br />

• Goldener Biber beim <strong>Film</strong>fest Biberach für<br />

Volker Schlöndorff<br />

• Bayerischer Ehrenfilmpreis für<br />

Volker Schlöndorff<br />

Dublin<br />

Dublin, Irland, 11.02.-20.02.<strong>2005</strong><br />

33. Belgrade International FILM FEST <strong>2005</strong><br />

Belgrad, Serbien, Montenegro, 25.02.-06.03.<strong>2005</strong><br />

Mar del Plata International <strong>Film</strong> Festival<br />

Mar del Plata, Argentinien, 10.03.-20.03.<strong>2005</strong><br />

Hong Kong International <strong>Film</strong> Festival<br />

Hong Kong, 22.03.-06.04.<strong>2005</strong><br />

18th Singapore International <strong>Film</strong> Festival<br />

Singapur, 15.04.-30.04.<strong>2005</strong><br />

Deutsche <strong>Film</strong>tage Tokyo<br />

Tokio, 04.06.-12.06.<strong>2005</strong><br />

8th Shanghai Intern. <strong>Film</strong> Festival<br />

Shanghai, China, 11.06.-19.06.<strong>2005</strong><br />

27th Moscow International <strong>Film</strong> Festival<br />

Moskau, Russland, 17.06.-26.06.<strong>2005</strong><br />

54th Melbourne International <strong>Film</strong> Festival<br />

Melbourne, Australien, 20.07.-07.08.<strong>2005</strong><br />

5. Festival des Deutschen <strong>Film</strong>s<br />

Buenos Aires, Argentinien, 01.-07.09.<strong>2005</strong><br />

Brasilia International <strong>Film</strong> Festival<br />

Brasilia, Brasilien<br />

4. Festival des Deutschen <strong>Film</strong>s in Mexiko<br />

Mexico, 29.09.-08.10.<strong>2005</strong><br />

7th Bangkok <strong>Film</strong> Festival<br />

Bangkok, Thailand, Ende September <strong>2005</strong><br />

North Cape <strong>Film</strong> Festival Norway<br />

Weltweit kommt der <strong>Film</strong> zum Einsatz in den Kinos der Schweiz, Argentinien, Australien, Brasilien, Chile,<br />

Finnland, Iran, Paraguay, Spanien, Südkorea, Tschechien, Ungarn, Uruguay, USA und Venezuela.<br />

Zahlreiche Nominierungen wie z.B. zum Bayerischen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong>, Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong>, Deutschen Kamerapreis<br />

<strong>2005</strong>, Europäischen <strong>Film</strong>preis verdeutlichen die Anerkennung für den <strong>Film</strong>, sowie für Einzelleistungen.<br />

Mit folgenden Ehrungen ist DER NEUNTE TAG ausgezeichnet worden:<br />

• Eberhard Görner, Andreas Pflüger,<br />

Bestes Drehbuch, nominiert für<br />

den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />

• Ulrich Matthes, August Diehl, Beste männliche<br />

Hauptdarsteller, nominiert für den Deutschen<br />

<strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />

• Volker Schlöndorff, Beste Regie, nominiert für<br />

den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />

• Prof. Jürgen Haase, Bester <strong>Film</strong>, nominiert für<br />

den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />

• Int. <strong>Film</strong> Festival Teheran - Bester <strong>Film</strong>,<br />

Beste Regie, Bester männlicher Hauptdarsteller<br />

für Prof. Jürgen Haase, Volker Schlöndorff<br />

und Ulrich Matthes<br />

• Deutscher <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong> für Ari Hantke:<br />

Bestes Szenenbild


Fotos: PROVOBIS<br />

Vorhang auf:<br />

Kinopremieren <strong>2006</strong><br />

Heldin<br />

Der neue Volker-Schlöndorff-<strong>Film</strong><br />

Produzent Prof. Jürgen Haase<br />

Regie Volker Schlöndorff<br />

Drehbuch Andreas Pflüger, Sylke René Meyer<br />

Kamera Andreas Höfer<br />

Darsteller Katharina Thalbach (Agnieszka), Dominique Horwitz (Kasimir),<br />

Andrzej Grabowski (Sobiecki), Dariusz Kowalski (Bochnak),<br />

Andrzej Chyra (Elektriker), Krzysztof Kiersznowski (Mateusz)<br />

Volker Schlöndorff widmet sich mit diesem <strong>Film</strong> der Frage, ob ein Einzelner den<br />

Lauf der Geschichte ändern kann und beantwortet sie zugleich mit „Wohl kaum“.<br />

„Solche Legenden werden später geboren. Aber ein Einzelner kann sehr wohl Auslöser<br />

sein für gewaltige Entwicklungen. So wurde durch das Verhalten einer einzelnen<br />

Arbeiterin auf der Lenin Werft in Danzig der Streik ausgelöst, der zur unabhängigen<br />

Gewerkschaft SOLIDARNOS´Ć führte, der wiederum zu Perestroika und schließlich<br />

dem Fall der Mauer führte.<br />

Klein von Wuchs, Waisenkind, alleinerziehende Mutter eines Kindes, Katholikin,<br />

sozialistische Heldin der Arbeit, Schweißerin und Kranführerin. Sie arbeitet hart und<br />

sorgfältig, denn eine Schweißnaht, die im Sturm reißt, kann den Untergang eines<br />

Schiffes und den Tod von Menschen verursachen. Ebensolches verantwortungsvolles<br />

Handeln erwartet sie auch von allen Menschen, besonders aber von der Partei, egal<br />

ob es um Lohn geht, um Überstunden, um die Sicherheit, um das Kantinenessen oder<br />

einfach um das Funktionieren der Toiletten.<br />

Zuerst Vorzeigearbeiterin, auf der die Partei eine neue Gesellschaft bauen will, wird sie<br />

bald zum Stein des Anstoßes, weil sie die Erfüllung der Versprechen und Parolen einklagt.<br />

Schlagfertig und mit Witz nimmt sie Bonzen und Meister beim Wort. Als bei einem<br />

Unfall aus Nachlässigkeit viele Arbeiter vor ihren Augen verbrennen, nennt sie die Schuldigen<br />

beim Namen und setzt eine Entschädigung für die Hinterbliebenen durch. Bei den<br />

einen fällt sie in Ungnade, bei den anderen wird sie immer populärer. Mit Werkstrompeter<br />

Kasimir erlebt sie eine kurze Zeit des Glücks. Die Diagnose, sie habe Krebs, und<br />

der plötzliche Tod Kasimirs machen sie nur umso unerschrockener. Bei den Aufständen<br />

von 1970 werden Dutzende erschossen, sie selbst landet im Gefängnis. Doch sie überwindet<br />

ihre Furcht, überlistet immer wieder die Geheimdienste und verteilt mit die Texte<br />

der Solidarnosc auf der Werft.“ Volker Schlöndorff<br />

❶ ❷<br />

Format:<br />

(35 mm, 1: 1,85, Dolby 5.1,<br />

ca. 90 min., Farbe)<br />

gefördert mit:<br />

Mitteln des<br />

<strong>Film</strong>FernsehFonds Bayern,<br />

des Medienboard<br />

Berlin-Brandenburg<br />

und der<br />

<strong>Film</strong>förderungsanstalt FFA<br />

eine Produktion der:<br />

PROVOBIS FILM Jürgen Haase<br />

in Koproduktion mit:<br />

Mediopolis <strong>Film</strong>- und Fernsehen<br />

GmbH Berlin,<br />

dem Bayerischen Rundfunk/<br />

arte und PAISA <strong>Film</strong>s Warschau<br />

Drehorte:<br />

Originalschauplätze in Gdansk<br />

und Umgebung<br />

Drehzeit:<br />

Oktober/ November <strong>2005</strong><br />

Fertigstellung:<br />

Mai <strong>2006</strong><br />

37<br />

„Heldin“<br />

1. Katharina Thalbach (Agnieszka) und<br />

Dominique Horwitz (Kasimir)<br />

2. Krzysztof Kiersznowski (Mateusz)<br />

und Katharina Thalbach (Agnieszka)


38<br />

(D <strong>2005</strong>, DVCam, Farbe,<br />

95 min., ZDF/3sat, ORF)<br />

eine Produktion der:<br />

PROVOBIS FILM Jürgen Haase<br />

Ernst Fuchs<br />

„Mit den Augen der Seele.<br />

Straßensänger und Kaiser wollt’<br />

ich werden“ Ernst Fuchs<br />

Foto: Katharina Haase<br />

Vorhang auf:<br />

Kinopremieren <strong>2006</strong><br />

Mit den Augen der Seele.<br />

Straßensänger und Kaiser wollt’ ich werden<br />

Ernst Fuchs – eine filmische Reise<br />

Regie Jürgen Haase<br />

Drehbuch Jürgen Haase, Heide Melcher<br />

Kamera Volker Gläser<br />

Eine filmische Reise, die den Zuschauer mitnimmt in eine andere Welt und ihn teilhaben<br />

lässt an der Sicht des Protagonisten. Kein anderes Medium als der FILM ist so<br />

universell in seinen Darstellungsformen, geht so spielerisch mit den Versatzstücken<br />

unserer Existenz um.<br />

Malerei, Fotografie, Literatur, Musik und Architektur auf der einen Seite, Geburt,<br />

Kindheit, Erwachsenwerden, Liebe, Hass, Tag und Nacht, Licht und Schatten, Freud<br />

und Leid, Leben, Tod und Wiederauferstehung auf der anderen Seite.<br />

Der Protagonist Ernst Fuchs, 75-jährig, betrachtet das Leben als spielerisches Gestalten. Neue<br />

Perspektiven, Lebens- und Ausdrucksformen schaffen, sich in Opposition zum Erkannten<br />

begeben auf der Suche nach der Wahrheit. Bei der filmischen Entdeckungsreise durch ein<br />

halbes Jahrhundert geht es auch um den Mythos „Frauen“, die Fuchs ein Leben lang begleiten<br />

und die immer wieder versteckt, verspielt und verzaubert in seinen Arbeiten existieren.<br />

Ernst Fuchs ist das große künstlerische Universal-Genie des 20./21. Jahrhunderts –<br />

Maler, Bildhauer, Architekt, Komponist, Bühnenbildner, Buchautor und Philosoph in<br />

einer Person. Der führende Repräsentant der „Wiener Schule des Phantastischen<br />

Realismus“ ist ein Visionär. Ernst Fuchs behandelt in seinen Gemälden und Radierungen<br />

von Jugend an bevorzugt mystische wie realistische Themen. Sein Stil weist<br />

Einflüsse von Symbolismus und Jugendstil auf. Seine Bilder haben jedoch kein Vorbild,<br />

eine Parallele höchstens in den Werken von Hieronymus Bosch.<br />

Ernst Fuchs ist ein Mensch voller Widersprüche, die schwer zu fassen sind und sich oft<br />

einer rationalen Beurteilung entziehen. Ernst Fuchs ist ein Mann mit vielen Gesichtern,<br />

mit zahllosen Lieben, mit sechzehn Kindern von sieben Frauen. Ernst Fuchs: ein Einhorn,<br />

ein Heiliger, ein Prophet und Mahner, ein Enthüller, aber auch ein Verdunkler.<br />

An unterschiedlichen Lebens- und Schaffensorten treten wir mit ihm in einen verbalen<br />

und visuellen Dialog ein über seine Haltung zum Leben und seine provokante Art, Kultur<br />

und Gesellschaft herauszufordern. Zum ersten Mal lässt sich Ernst Fuchs auch an<br />

seinem Lebenswerk, dem Abendmahl-Bild im Dormitio-Kloster von Jerusalem filmen.<br />

Für Fuchs ist es Meditations-Punkt und „ewiges Gemälde“. Er malt daran seit 1957.<br />

Der 95-minütige Kino-Dokumentarfilm ist ein <strong>Film</strong> über die Kunst, die Spiegelung<br />

eines Phantasten, Realisten und Visionärs über seine Erinnerungen und politische<br />

Haltung. Eine filmische Reise in das Innere des Ichs.<br />

Foto: Jürgen Haase


Vorhang auf:<br />

Kinopremieren <strong>2006</strong><br />

Pakt des Schweigens<br />

Ein Dokumentarfilm von Carlos Echeverría, <strong>2005</strong><br />

Kamera Ramiro Civita, Heribert Kansy<br />

Aus englischer Kriegsgefangenschaft entflohen, taucht der ehemalige SS-Hauptsturmführer<br />

Erich Priebke Mitte des vorigen Jahrhunderts in dem kleinen argentinischen<br />

Städtchen Bariloche unter. Neben anderen schweren Verbrechen ist er verantwortlich<br />

für die Hinrichtung von 335 willkürlich verhafteten Zivilisten am 24. März 1944 in<br />

den Ardeatinischen Höhlen in Italien.<br />

In Bariloche, Priebkes argentinischem Fluchtort auf der anderen Seite des Atlantiks, wächst<br />

der Junge Carlos Echeverría auf, Kind eines argentinischen Vaters und einer deutschen<br />

Mutter. Ein Außenseiter, was er täglich zu spüren bekommt. Er ist prädestiniert für die Rolle<br />

des Beobachters. Seine kritische Distanz und die Jahre, die er später in Deutschland verbringt,<br />

ermöglichen es ihm, genau zu beschreiben, was in seiner Heimatstadt passiert.<br />

Schon früh macht Erich Priebke Eindruck auf Carlos Echeverría, der zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht weiß, wen er vor sich hat. Priebkes Omnipräsenz weckt in Echeverría<br />

ein diffuses, unangenehmes Gefühl. Er beobachtet diesen Mann und die deutsche<br />

Gemeinde und erfährt so von dessen dunkler NS-Vergangenheit. In seiner Dokumentation<br />

zeichnet Echeverria das packende Bild eines Systems nach, in dem Priebke,<br />

ausgestattet mit einer neuen Identität, wieder zu Macht und Ansehen gelangt. Mit<br />

journalistischem Spürsinn, in sensibel arrangierten Spielszenen und noch nie gesehenen<br />

Privataufnahmen wird das Bild einer Gemeinde entworfen, in der Priebke<br />

nicht nur Aufnahme findet, sondern auch Respekt und Anerkennung.<br />

Unterstützt von vielen Brüdern im Geiste, baut er sich ein neues Leben auf und bekleidet<br />

einflussreiche Positionen. Als Vorstand der deutschen Schule verdrängt er missliebige<br />

Direktoren und Lehrer und verbreitet ungehindert nationalsozialistisches Gedankengut,<br />

während die Schule über Jahre Zuschüsse aus der Bundesrepublik bekommt.<br />

Mitarbeiter der deutschen Botschaft und offizielle Stellen wissen von den Vorgängen<br />

und schweigen. Priebke wird 1994 enttarnt und der italienischen Justiz übergeben, die<br />

ihn zu 15 Jahren Haft verurteilt. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes verbüßt<br />

er den größten Teil der Strafe als Hausarrest im argentinischen Bariloche.<br />

Echeverría erkennt, dass Erich Priebkes Treiben nur die Spitze eines Eisberges ist,<br />

beginnt eine jahrelange Recherche, die bis heute andauert, um seinen <strong>Film</strong> zu realisieren.<br />

Darin entlarvt er die Einwohner von Bariloche als Komplizen des ehemaligen<br />

SS-Mannes, die ihn selbst nach seiner Enttarnung immer noch decken und verteidigen.<br />

Echeverría bricht als Augenzeuge den Pakt des Schweigens.<br />

Carlos Echeverría, geboren 1958 in Bariloche, besucht dort die deutsche Schule.<br />

1980-1986 studiert er in München an der Hochschule für <strong>Film</strong> und Fernsehen und<br />

lebt heute als freier <strong>Film</strong>emacher in Buenos Aires.<br />

Fotos: T&G FILMS<br />

Format:<br />

88min. DV Cam + 16 mm, 4:3,<br />

Stereo Dolby SR,<br />

voraussichtliche Erstaufführung:<br />

in Deutschland: Berlinale <strong>2006</strong><br />

gefördert von:<br />

BKM, Medienboard<br />

Berlin-Brandenburg,<br />

Instituto Nacional de Cine y<br />

Artes Audiovisuales<br />

eine deutsch-argentinische<br />

Koproduktion der:<br />

T & G <strong>Film</strong>s - Jens Terrahe,<br />

Jörg Langer und Carlos Echeverría<br />

in Zusammenarbeit mit:<br />

WDR/arte<br />

„Pakt des Schweigens“<br />

39


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Unser Haus in der<br />

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Foto: Detlef Helmbold<br />

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