2005/2006 FILME • KINO • KULTURTIPPS - PROGRESS Film-Verleih
2005/2006 FILME • KINO • KULTURTIPPS - PROGRESS Film-Verleih
2005/2006 FILME • KINO • KULTURTIPPS - PROGRESS Film-Verleih
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<strong>FILME</strong> • <strong>KINO</strong> • <strong>KULTURTIPPS</strong><br />
<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
3. Jg. Ausgabe Nr. 2<br />
<strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> GmbH<br />
Immanuelkirchstraße 14<br />
10405 Berlin<br />
Tel. 030 – 24 00 34 71<br />
www.progress-film.de
2<br />
TELLUX-Beteiligungsgesellschaft:<br />
info@tellux.tv<br />
Tel.: 089 - 909011 – 0<br />
Inhalt<br />
Editorial des Herausgebers ..................................................................................3<br />
Rebels With A Cause .............................................................................................4<br />
DEFA-<strong>Film</strong>e im Ausland.......................................................................................14<br />
In Vorbereitung ..................................................................................................15<br />
Abgedreht: 12x Deutschland...............................................................................16<br />
Die Golzow-Saga .................................................................................................17<br />
Politisches Kino aus dem Giftschrank..................................................................25<br />
Neue Dokumentarfilme zu Theaterkunst und Malerei .........................................28<br />
<strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst ................................................................................29<br />
Hildegard Knef .................................................................................................31<br />
Kurt Maetzig zum 95. Geburtstag.........................................................................32<br />
Wolf in Wien .......................................................................................................33<br />
Zurückgeschaut: Konrad Wolf .............................................................................34<br />
ICESTORM - Neuigkeiten im 2. Halbjahr <strong>2005</strong>....................................................35<br />
Rückblick: Der neunte Tag..................................................................................36<br />
Vorhang auf: Kinopremieren <strong>2006</strong> ......................................................................37<br />
Kontakte <strong>PROGRESS</strong>............................................................................................40<br />
Impressum<br />
<strong>PROGRESS</strong> FILM-VERLEIH GMBH<br />
Abt. für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Immanuelkirchstraße 14<br />
10405 Berlin<br />
Tel: 030 – 24 00 34 71/ 4 73<br />
Fax: 030 – 24 00 34 59<br />
i.schoenfelder@progress-film.de<br />
b.loeblein@progress-film.de<br />
Wenn Sie immer aktuell über unsere Berliner Veranstaltungen informiert sein wollen,<br />
bestellen Sie unseren elektronischen Newsletter kostenfrei und mühelos. Melden Sie<br />
sich per email an. Auf unserer Website: www.progress-film.de finden Sie das Anmeldefeld<br />
oben auf der Seite „Veranstaltungen“ oder Sie suchen den „<strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<br />
<strong>Verleih</strong>“ unter „<strong>Film</strong>&Medien“ auf der Kulturkurierseite www.berlin.kulturkurier.de.<br />
<strong>PROGRESS</strong> Partner<br />
Unsere Partner für Programmarbeit, Kino- und Kulturevents<br />
ICESTORM Entertainment:<br />
info@icestorm.de<br />
Tel: 030 – 780 95 80<br />
DEFA-Stiftung:<br />
info@DEFA-Stiftung.de<br />
Tel: 030 – 246 56 21 01<br />
Wilhelm-Fraenger-Institut Berlin<br />
a.henkel@fraengerinstitut.de<br />
Tel: 030 – 24 003 0
Editorial des Herausgebers<br />
Als Begleiter durch das nächste halbe Jahr bieten wir Ihnen in diesem Newsletter eine<br />
Auswahl herausragender <strong>Film</strong>spezialitäten aus dem In- und Ausland an.<br />
Rebels with a cause – diesen Titel wählte das Museum of Modern Art in New York<br />
für eine Auswahl von <strong>Film</strong>en, die aufrührerisch sind und das Bild einer Zeit bewahren,<br />
die inzwischen Geschichte ist. Der <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> arbeitet seit mehr als<br />
einem halben Jahrhundert mit DEFA-<strong>Film</strong>kunst und schickt nun die <strong>Film</strong>schau, wie<br />
sie in New York von einem begeisterten Publikum entdeckt wurde, auf Deutschlandtour.<br />
Ausführliche Informationen zum Programm finden Sie in dieser Ausgabe des<br />
<strong>PROGRESS</strong> Newsletter.<br />
Nachdem das „Konrad Wolf-Special“ in der Heftmitte unserer letzten Ausgabe gut<br />
angenommen wurde, bieten wir Ihnen nicht allein einen Rückblick auf Kinoevents<br />
rund um den großen deutschen Regisseur, sondern haben wieder ein Spezialprogramm<br />
zum Heraustrennen und immer-mal-wieder-zur-Hand-nehmen zusammengestellt.<br />
Diesmal geht es um die Dokumentation schlechthin: Anfang <strong>2006</strong> wird eine<br />
neue Golzow-Dokumentation auf die Kinoleinwand kommen. Einen kleinen Vorgeschmack<br />
auf den „neuen Golzower“ geben wir Ihnen und erzählen, wie die Golzow-<br />
Saga mit den Jahren zur längsten Dokumentarfilmreihe der internationalen <strong>Film</strong>geschichte<br />
anwuchs.<br />
Ein weiterer Ausblick in das kommende Jahr verbindet sich mit historischen Rückblicken:<br />
Die DEFA wurde vor 60 Jahren gegründet. Für den <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong><br />
ist das ein besonderer Grund zum Feiern, da <strong>PROGRESS</strong> das gesamte DEFA-<strong>Film</strong>erbe<br />
weltweit und exklusiv auswertet und damit eine besondere kulturpolitische Herausforderung<br />
wahrnimmt.<br />
Neue Spiel- und Dokumentarfilme kommen dabei nicht zu kurz: Drei spektakuläre<br />
Produktionen, die der <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> im kommenden Jahr ins Kino bringen<br />
will, stellen wir Ihnen vor. Darunter Heldin, mit dem sich Oscar-Preisträger Volker<br />
Schlöndorff erneut an ein brandaktuelles Thema aus der jüngeren europäischen<br />
Geschichte wagt: Ohne Freiheitsbewegungen in Osteuropa wie die polnische Solidarnos´ć<br />
keine deutsche Einheit und keine Osterweiterung der EU. Aber wer hat diese<br />
immensen Veränderungen in Europa ausgelöst?<br />
Eingestreut finden Sie Hinweise zu Veranstaltungen, Neuerscheinungen und Publikationen<br />
rund um die bunte Welt der Kinokunst und des Repertoirefilms.<br />
Kommen Sie gut ins neue Jahr,<br />
bis bald im Kino, Ihr<br />
Prof. Jürgen Haase<br />
3
4<br />
Eine <strong>Film</strong>reihe des Museum of Modern Art New York <strong>2005</strong><br />
ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Unser Tourplan:<br />
Berlin • Urania und babylon berlin:mitte<br />
Karlsruhe • Schauburg<br />
Halle • Lux Kino am Zoo<br />
Hamburg • Abaton<br />
München • <strong>Film</strong>museum<br />
Nürnberg • <strong>Film</strong>haus<br />
Frankfurt • <strong>Film</strong>museum<br />
Dresden • Schauburg<br />
Präsentiert vom Museum of Modern Art und dem Goethe-Institut New York<br />
in Zusammenarbeit mit der DEFA <strong>Film</strong> Library an der University of Massachusetts Amherst<br />
Diese Retrospektive wurde unterstützt von der Max Kade Foundation, Inc.; The Museum of Modern Art, Department of <strong>Film</strong> and Media; The International<br />
Council of The Museum of Modern Art; der DEFA <strong>Film</strong> Library und der University of Massachusetts Amherst; dem Goethe-Institut New York; der Kulturstiftung<br />
des Bundes, Deutschland; German <strong>Film</strong>s Service + Marketing GmbH; der DEFA-Stiftung; <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> GmbH; ICESTORM Entertainment GmbH;<br />
Wilhelm-Fraenger-Institut gGmbH; und dem Bundesarchiv <strong>Film</strong>archiv Berlin. Nähere Informationen: www.progress-film.de<br />
Funded by<br />
the German Federal Cultural Foundation<br />
DEFA FILM<br />
LIBRARY<br />
U M A S S<br />
AMHERST<br />
Grafik: Detlef Helmbold<br />
ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Rebels with a cause – in Anlehnung an den James Dean-<strong>Film</strong> Rebel Without a<br />
Cause (Denn sie wissen nicht, was sie tun) wählte das Museum of Modern Art in<br />
New York diesen Titel für <strong>Film</strong>e, die aufrührerisch sind und das Bild einer Zeit<br />
bewahren, die inzwischen Geschichte ist. Aus über 200 DEFA-<strong>Film</strong>en wählten <strong>Film</strong>kenner<br />
des MoMA und des Goethe-Instituts New York ein Programm aus, das dem<br />
Publikum in den USA den Blick eröffnet auf die ostdeutsche <strong>Film</strong>produktion, die<br />
einen internationalen Charakter haben, da sie universelle und zeitübergreifende Themen<br />
behandeln.<br />
Den globalen Aspekt von <strong>Film</strong>kunst greift das MoMA, eine der bedeutenden Kunstinstitutionen<br />
der Welt, auf und bietet mit 20 Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Animationsfilmen<br />
die bislang umfassendste DEFA-<strong>Film</strong>schau in Übersee. Insbesondere die<br />
gegenwartskritischen <strong>Film</strong>en, die von strenger Zensur ausgebremst und erst zum Ende<br />
der DDR, 1990, endlich gezeigt wurden, hatten auch nach 35 Jahren „Regaldasein“<br />
nichts von ihrer gestalterischen Kraft und inhaltlichen Brisanz eingebüßt. Stimmungsvolle<br />
Reportagen, Neorealismus oder kontrastreiche Schwarz-Weiß-Montagen zeichnen<br />
<strong>Film</strong>e aus, die sich mit einem schwierigen historischen Kapitel auseinandersetzen.<br />
So standen die einprägsamen Bilder des <strong>Film</strong>s, Berlin – Ecke Schönhauser von 1957,<br />
für das Bildmotiv der MoMA <strong>Film</strong>reihe Pate. Brechts Schwiegersohn Ekkehard Schall,<br />
das Pendant zu James Dean, bringt zwei Jahre nach dem US-Klassiker einen ähnlich<br />
aufrührerischen Halbstarken auf die Leinwände im „Wilden Osten“.<br />
Die Auswahl der amerikanischen MoMA-<strong>Film</strong>fachleute korrespondierte offensichtlich<br />
gut mit dem Publikumsinteresse: Mehr als 3.500 Kinofans sahen die <strong>Film</strong>e der DEFA-<br />
Reihe, wobei Der Dritte und Berlin – Ecke Schönhauser die Hitliste anführen. In insgesamt<br />
26 Vorführungen fanden auch filmische Wiederentdeckungen, wie z.B. Das<br />
Fahrrad großen Anklang beim Publikum. Nach dem großen Erfolg der DEFA-<strong>Film</strong>reihe<br />
am Museum of Modern Art in New York hat nun das deutsche Publikum die Möglichkeit,<br />
diese Auswahl kennen zu lernen. Für viele Cineasten gibt es damit die Gelegenheit<br />
zu einem Wiedersehen, jüngere Kinobesucher können Kinoklassik entdecken.<br />
Von New York direkt nach Deutschland: In den Kinos von Berlin, Hamburg, Halle,<br />
Nürnberg, München, Karlsruhe, Halle, Frankfurt und Dresden gibt es ein Nachspiel für<br />
die MoMA <strong>Film</strong>auswahl mit einer Begleitausstellung und Gesprächsforen. Der PRO-<br />
GRESS <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> arbeitet seit mehr als einem halben Jahrhundert mit DEFA-<strong>Film</strong>kunst<br />
und dankt der Kulturstiftung des Bundes und allen Sponsoren und Förderern für<br />
die Unterstützung, die sie diesem ambitionierten Vorhaben zuteil werden ließen.<br />
Diese Retrospektive wurde unterstützt von der Max Kade Foundation, Inc.; The Museum of Modern Art,<br />
Department of <strong>Film</strong> and Media; The International Council of The Museum of Modern Art, der DEFA <strong>Film</strong> Library und<br />
der University of Massachusetts Amherst; dem Goethe-Institut New York; der Kulturstiftung des Bundes, Deutschland;<br />
German <strong>Film</strong>s Service + Marketing GmbH; der DEFA-Stiftung; <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> GmbH; ICESTORM Entertainment<br />
GmbH; Wilhelm-Fraenger-Institut gGmbH und dem Bundesarchiv <strong>Film</strong>archiv Berlin.<br />
Unser besonderer Dank geht an Harald Brandes, Horst Claus, Helmut Morsbach, Ralf Schenk, www.durchblickreisen.de,<br />
Mansir Holden printing Company, STUDIO BABELSBERG Postproduction GmbH, Titelbild GmbH und<br />
Detlef Helmbold von zenon design.<br />
Rebels with a Cause wurde organisiert von Jytte Jensen, Kuratorin, Department of <strong>Film</strong> and Media, The Museum<br />
of Modern Art; Juliane Wanckel, Programm Manager, Goethe-Institut New York und Hiltrud Schulz, Sales und<br />
Outreach Manager, DEFA <strong>Film</strong> Library, University of Massachusetts Amherst.
Internationale Pressestimmen und <strong>Film</strong>kritiken<br />
“Telling, finely drawn, superbly acted!“<br />
„Eindrucksvoll, fein gezeichnet, herrlich gespielt!“<br />
The New York Times über Die Architekten<br />
“Today it is recognized as one of the most important German feminist films.”<br />
„Heute anerkannt als einer der wichtigsten deutschen feministischen <strong>Film</strong>e.“<br />
McMicken College of Arts and Sciences, Cincinatti, über Das Fahrrad<br />
“One of the best German comedies“<br />
„Eine der besten deutschen <strong>Film</strong>komödien.“<br />
The Oxford History of World Cinema über Karbid und Sauerampfer<br />
“The film reflects on the possibilities and techniques of provocation. … The East<br />
German film narrowly escaped censorship, but quickly disappeared after only a<br />
few weeks in theaters.”<br />
„Der <strong>Film</strong> reflektiert die Möglichkeiten und Techniken der Provokation. … Er<br />
entkam nur knapp der Zensur, verschwand aber nach wenigen Wochen aus den<br />
ostdeutschen Kinos.“<br />
University of California, Berkeley, über Der Fall Gleiwitz<br />
“The film struck a chord with its portrayal of everyday life in East Berlin and the love<br />
story between a passionate single mother and a complacent, married bureaucrat.”<br />
„Der <strong>Film</strong> brachte mit seinem Porträt des Alltags in Ostberlin und seiner Liebesgeschichte<br />
zwischen einer alleinerziehenden Mutter und einem selbstgefälligen,<br />
verheirateten Bürokraten eine ungewöhnliche Saite zum Klingen.“<br />
Nick Cave, CineCity <strong>Film</strong>festival, Brighton, über Die Legende von Paul und Paula<br />
“An exceptional record of passing time.“<br />
„Eine außergewöhnliche Aufnahme vergangener Zeit.“<br />
Variety über Mädchen in Wittstock<br />
❶ ❷<br />
❸ ❹<br />
Fotos: Sandra Bergemann ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Pressestimmen<br />
Impressionen aus dem MoMA:<br />
1. Juliane Wanckel, Programm-<br />
Manager des Goethe-Instituts<br />
New York und Jutta Hoffmann,<br />
Schauspielerin<br />
2. Jytte Jensen, Kuratorin der<br />
<strong>Film</strong>- und Medienabteilung des<br />
MoMA<br />
3. Barton Byg, Direktor der DEFA<br />
<strong>Film</strong> Library, University of Massachusetts<br />
Amherst<br />
4. Prof. Jürgen Haase, Direktor<br />
des <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>s<br />
und Helmut Morsbach, Vorstand<br />
der DEFA-Stiftung<br />
5
6 ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Spielfilme<br />
„Angeblich soll der Kulturminister<br />
Schirmer persönlich verfügt<br />
haben, daß die Premiere von<br />
Peter Kahanes Spielfilm ‚Die<br />
Architekten’ in den Juni vorverlegt<br />
wird. Grund: In der rasant<br />
verändernden Kinolandschaft<br />
der DDR dürfte es ein DEFA-<strong>Film</strong><br />
nach dem 1. Juli ziemlich<br />
schwer haben. Dabei ist Kahanes<br />
<strong>Film</strong> ein ganz besonderer –<br />
der erste nach der Wende.<br />
(Allerdings war das Drehbuch<br />
Thomas Knaufs in einem Akt<br />
geradezu fürwitzigen Aufmüpfertums<br />
bereits 1988 im Studio<br />
bestätigt worden).“<br />
(Roland Herold in Sächsisches<br />
Tageblatt, 26.09.1990)<br />
„Die 50er Jahre sind die Jahre der<br />
legendären Straßen- und Jugendfilme.<br />
Luis Bunuel … und …<br />
sein Meisterwerk ‚Los Olvidados’…<br />
1955 ist das Aufführungsjahr<br />
von Richard Brooks ‚Blackboard<br />
Jungle’ und von Nicholas Rays<br />
<strong>Film</strong> ‚Rebel Without a Cause/Denn<br />
sie wissen nicht, was sie tun’. …<br />
Ende August 1957 hat der <strong>Film</strong><br />
von Gerhard Klein und Wolfgang<br />
Kohlhaase Premiere. Ihn heute in<br />
einem Atemzug mit den berühmten<br />
Vorgängern zu nennen, ist<br />
keineswegs neue Legendenbildung.<br />
‚Berlin – Ecke Schönhauser’<br />
hat zu ihnen mehr Berührungspunkte,<br />
als den Zeitgenossen<br />
bewußt wurde beziehungsweise<br />
als sie eingestehen mochten oder<br />
konnten. Diese Analogien liegen<br />
im Zeitempfinden, im moralischen<br />
Anspruch, in der filmischen<br />
Stilistik. Die Parallelen reichen<br />
bis zum Habitus der Darsteller.“<br />
(Fred Gehler in Magazin 8/1987)<br />
Die Architekten (1990, F, 108 min.)<br />
RE: Peter Kahane, DB: Thomas Knauf, Peter Kahane,<br />
mit: Kurt Naumann, Rita Feldmaier, Uta Eisold, Jürgen Watzke, Ute Lubosch u.a.<br />
Noch erinnert sich der 38jährige Daniel Brenner an seine Ideale im Architekturstudium.<br />
Bisher konnte er nur Buswartehäuschen projektieren. Doch dann erhält er den<br />
Auftrag, für Berlins Neubaugebiet Marzahn ein Kulturzentrum zu schaffen. Mit früheren<br />
Kommilitonen bildet er ein Team engagierter Jungarchitekten, die Alternativen<br />
suchen zur staatlich verordneten Monotonie, die über das Bauwesen hinaus in das<br />
Privatleben hineinwirkt. Auch in Daniels: Viel zu spät erkennt er, dass seine Frau<br />
Wanda vom eintönigen Alltag erdrückt wird. Des Wartens überdrüssig, will sie im<br />
Hier und Heute leben und verlässt mit Tochter Johanna die DDR. Neben dem privaten<br />
Desaster platzen auch Daniels berufliche Utopien, der staatliche Bürokratismus<br />
siegt erneut. Allegorisches Stimmungsbild aus den letzten Tagen der DDR von einer<br />
Generation, die sich nicht nur dem verordneten Konformismus, sondern auch der<br />
vorauseilenden Anpassung an die staatlichen Normen widersetzt.<br />
„Insgesamt ist ein sozial, psychologisch und politisch genau dargestellter <strong>Film</strong> entstanden,<br />
der gesellschaftliche Situationen in Zusammenhänge stellt und damit<br />
auch Umstände erhellt und analysiert, die zu den Massenbewegungen im Oktober<br />
89 geführt haben.“ (<strong>Verleih</strong>information über die Rohschnittvorführung, 27.02.1990)<br />
Foto: Christa Köfer<br />
DIE ARCHITEKTEN BERLIN – ECKE SCHÖNHAUSER<br />
Berlin – Ecke Schönhauser (1957, S/W, 81 min.)<br />
RE: Gerhard Klein, DB: Wolfgang Kohlhaase,<br />
mit: Ekkehard Schall, Ilse Pagé, Ernst-Georg Schwill, Harry Engel, Helga Göring,<br />
Erika Dunkelmann u.a.<br />
Berlin, Prenzlauer Berg. Unter dem U-Bahnbogen Ecke Schönhauser Allee trifft sich<br />
das junge Deutschland. Dabei ist „Kohle“, dessen Stiefvater ihn mit Schlägen traktiert<br />
und Angela, die stundenweise für den Liebhaber der Mutter Platz macht. Dieter liebt<br />
Angela und ist ein anständiger Kerl, der aber überall aneckt. Karl-Heinz, ein Junge<br />
aus „gutem Haus“, ist auf die schiefe Bahn geraten. Am Bahnhof Zoo versucht er das<br />
schnelle Geld zu machen. Als er seine Freunde in die Sache hineinzieht, müssen sie<br />
vor der Polizei in den Westen fliehen. Im Auffanglager kommt „Kohle“ ums Leben.<br />
Dieter kämpft um seine Freiheit und kehrt zu Angela zurück - nun weiß er, was er tut.<br />
Der dritte Berlin-<strong>Film</strong> von Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase im Stil des italienischen<br />
Neorealismus zählt zu den 100 wichtigsten deutschen <strong>Film</strong>en (Deutsche Kinemathek).<br />
Foto: Holstein/Schneider
ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Spielfilme<br />
Dein unbekannter Bruder (1982, F, 108 min.)<br />
RE: Ulrich Weiß, DB: Wolfgang Trampe,<br />
mit: Uwe Kockisch, Michael Gwisdek, Jenny Gröllmann, Bohumil Vavra,<br />
Michael Gerber u.a.<br />
Arnold Clasen kämpft im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nach seiner Entlassung<br />
1935 aus dem Konzentrationslager, taucht er in Hamburg unter, um seinen<br />
Widerstand in der Illegalität fortzusetzen. Aus Angst vor Verrat isoliert er sich immer<br />
mehr; Misstrauen und Verdacht prägen sein Leben. Geborgenheit und Halt findet er<br />
bei Renate, seiner großer Liebe. Als Arnold seinen neuen Verbindungsmann Walter<br />
kennen lernt, merkt er nicht, wie er immer weiter in einen Strudel aus Lügen, Verrat<br />
und Verhaftungen gerät. Magisch anmutende Bilder verstärken den subjektiven Charakter<br />
von Weiß’ ungewohnter Perspektive. Von den Kritikern hoch gelobt, wurde<br />
Dein unbekannter Bruder für die Teilnahme an den Internationalen <strong>Film</strong>festspielen<br />
in Cannes nominiert – während der Regisseur im eigenen Land zunehmend unter<br />
politischen Druck geriet. Sein <strong>Film</strong> wurde vom Export ausgenommen und aus den<br />
heimischen Kinos verbannt.<br />
Der Dritte (1972, F, 111 min.)<br />
RE: Egon Günther, DB: Egon Günther, Günther Rücker,<br />
mit: Jutta Hoffmann, Barbara Dittus, Rolf Ludwig, Armin Mueller-Stahl u.a.<br />
Zweimal hat ihr das Leben den falschen Partner gegeben – zweimal blieb ihr ein Kind.<br />
Jetzt ist sie Mitte Dreißig und sehnt sich erneut nach der großen Liebe. Ein drittes Mal<br />
will sie die Wahl nicht dem Zufall überlassen. Aber zur eigenen Überraschung spürt<br />
sie, wie viel Courage dazu gehört, gegen traditionelle Verhaltensmuster anzutreten.<br />
Doch mit Witz, einer Portion Sturheit und der Hilfe ihrer Freundin Lucie erreicht Margit<br />
Fließer ihr Ziel. Ein <strong>Film</strong>, von Thematik und Machart immer noch revolutionär,<br />
preisgekrönt u. a. mit dem Darstellerpreis für Jutta Hoffmann in Venedig 1972.<br />
„Egon Günther zeigt, daß Sozialismus eine komplizierte Sache ist... Bei ihm gibt es<br />
keinen Parteifunktionär, der das Patentrezept parat hält; hier müssen Menschen<br />
auch mal selber miteinander fertig werden. Ich glaube, gerade deshalb mag das<br />
Publikum in der DDR diesen <strong>Film</strong> so besonders, daß es häufig Schlange steht, um<br />
noch eine Karte zu bekommen. … ‚Der Dritte’ ist in der DDR durchaus umstritten:<br />
den einen geht er in seiner spielerischen Behandlung von sogenannten Lebensfragen<br />
zu weit, den anderen geht er noch immer nicht weit genug – eine Diskussion,<br />
die auch auf höchster Ebene geführt wird, zuletzt auf dem 2. Kongreß der <strong>Film</strong>und<br />
Fernsehschaffenden.“ (Peter B. Schumann in Süddeutsche Zeitung, 25.05.1972)<br />
Foto: Claus Neumann<br />
Regisseur Ulrich Weiß im ‚<strong>Film</strong>spiegel’<br />
auf die Frage, wie weit<br />
sein persönliches Engagement<br />
für einen <strong>Film</strong> gehen würde:<br />
„Kämpfen bis zum Umfallen. Ich<br />
kann nämlich nicht anders.“<br />
(zitiert nach Frankfurter Rundschau,<br />
Heinz Kersten,<br />
16.11.1982)<br />
DEIN UNBEKANNTER BRUDER DER DRITTE<br />
„Der Versuch, die Emanzipation<br />
der Frau zu verwirklichen, ist in<br />
der DDR gemacht worden: In<br />
dieser Woche ging zum erstenmal<br />
ein <strong>Film</strong> über die Leinwände,<br />
der eine lesbische Szene<br />
zeigte.“ (Marcus Ferrar in Bonner<br />
Rundschau, 17.03.1972)<br />
Foto: Raatzke/ Wenzel<br />
7
8 ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Spielfilme<br />
„Der Spielfilm … gilt unter DDR-<br />
Kinogängern als Geheimtip…<br />
Mitte dieses Jahres von der Ost-<br />
Berliner Zeitschrift ‚<strong>Film</strong>spiegel’<br />
mit Vorschußlorbeeren bedacht,<br />
wurde er nach seiner Uraufführung<br />
von der SED-Presse verrissen…<br />
Das ‚Wichtige’ für sie sei, so<br />
bekennt Evelyn Schmidt, ‚nicht<br />
klagen, sich nicht zurückziehen!<br />
Sich wehren!’“ (Harald Budde in<br />
FAZ, 11.10.1982)<br />
„Ein mit expressiv stilisierten<br />
Bildern bestücktes Protokoll der<br />
letzten Friedensstunden, in denen<br />
sich die Nazis mit dem fingierten,<br />
polnischen Überfall auf den Sender<br />
Gleiwitz' einen Vorwand zum<br />
Angriff schufen. Bis heute einer<br />
der brillantesten DEFA-Spielfilme.“<br />
(Ticket/ Tagesspiegel, April 2000)<br />
Das Fahrrad (1982, F, 90 min.)<br />
RE: Evelyn Schmidt, DB: Ernst Wenig,<br />
mit: Heidemarie Schneider, Roman Kaminski, Anke Friedrich,<br />
Heidrun Bartholomäus u.a.<br />
Bonjour Tristesse! Susanne Becker, Ende zwanzig, lebt mit ihrer Tochter allein zur<br />
Untermiete. Ohne Ausbildung bleibt ihr nur monotone, schlecht bezahlte Fabrikarbeit.<br />
Ihr einziger Besitz ist ein Fahrrad – und jener Funken Widerspruchsgeist, mit<br />
dem sie schließlich ihren Job aufgibt. Viel zu beschäftigt mit sich selbst, ist Susanne<br />
nicht frei für Thomas und es dauert, bis endlich der Funke überspringt. Nach der<br />
ersten Euphorie kommen die Widersprüche: Thomas, der darauf vertraut, dass jeder<br />
seines Glückes Schmied ist und Susanne, der die Verantwortung für ihre Tochter<br />
manchmal allzu schwer wird. Eigenwillig-sprödes Sozialportrait der 80er Jahre. Die<br />
Darstellung der Gefühlswelt einer alleinerziehenden Frau ist bis heute aktuell, auf<br />
einer zweiten Ebene ein realitätsnaher Spiegel einer vergangenen Zeit.<br />
„Der <strong>Film</strong> ist ein Plädoyer für scheinbare Randfiguren der Gesellschaft, stellt die<br />
Qualität menschlicher Beziehungen über reines Leistungsdenken… Wie schon<br />
früher in manchen Fällen zeigt sich an dem <strong>Film</strong> von Evelyn Schmidt erneut, daß die<br />
Resonanz einer DEFA-Produktion in der Öffentlichkeit auch vom Zeitpunkt ihres<br />
Kinostarts beeinflußt wird. ‚Das Fahrrad’ geriet mitten in die Diskussionen zur Vorbereitung<br />
des Kongresses des Verbandes der <strong>Film</strong>- und Fernsehschaffenden der DDR,<br />
eine Zeit der Unklarheit über den weiteren filmpolitischen Kurs… Die starke sozialkritische<br />
Note des <strong>Film</strong>s ließ offensichtlich eine eher negative Besprechung opportun<br />
erscheinen.“ (Heinz Kersten in Frankfurter Rundschau, 16.11.1982)<br />
Foto: Dietram Kleist<br />
DAS FAHRRAD DER FALL GLEIWITZ<br />
Der Fall Gleiwitz (1961, S/W, 69 min.)<br />
RE: Gerhard Klein, DB: Wolfgang Kohlhaase, Günter Rücker,<br />
mit: Hannjo Hasse, Herwart Grosse, Hilmar Thate, Georg Leopold,<br />
Wolfgang Kalweit u.a.<br />
Es geht um die perfide Aktion der SS, mit der am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg<br />
begann. Spannend, fast reportagehaft, schildert der <strong>Film</strong> die Vorgänge um den<br />
Reichssender Gleiwitz unmittelbar an der polnischen Grenze. Am 31. August 1939<br />
fingieren SS-Leute einen polnischen Überfall auf den Sender. Sie stürmen das Sendehaus,<br />
erschießen einen KZ-Häftling, den sie zuvor in eine polnische Uniform steckten<br />
und lassen ihn am Tatort zurück. Unvergesslich Hilmar Thate als KZ-Häftling, der im<br />
ganzen <strong>Film</strong> kein Wort spricht, und dennoch beredte Empfindungen vermittelt. Eine<br />
exzellente <strong>Film</strong>sprache entlarvt eine der Aktionen, mit denen die Nationalsozialisten<br />
die Welt über ihre Verantwortung für den Krieg täuschten.<br />
Foto: Kurt Schütt
ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Spielfilme<br />
Jahrgang 45 (1965-66/90, S/W, 94 min.)<br />
RE: Jürgen Böttcher, DB: Klaus Poche, Jürgen Böttcher,<br />
mit: Rolf Römer, Monika Hildebrand, Paul Eichbaum, Holger Mahlich u.a.<br />
Das Ehepaar Al und Li lebt im Prenzlauer Berg in Berlin. Schon nach wenigen Monaten<br />
Ehe beschließen sie, sich scheiden zu lassen. Vor allem Al leidet unter der Empfindung,<br />
sich nicht mehr entfalten und ausprobieren zu können. Um klare Gedanken<br />
zu fassen, nimmt er Urlaub, bummelt durch Berlin, trifft Fremde und Freunde... Der<br />
einzige Spielfilm des Malers und Dokumentaristen Jürgen Böttcher.<br />
„Ich hatte den ganzen Rummel mit dem ‚Kaninchen’ hinter mir, und nun kam<br />
noch das Aus des ‚Jahrgangs’, an dem nun wirklich mein Herz hing. Diese Art<br />
<strong>Film</strong> hatte mir unbewusst immer vorgeschwebt. Damit fühlte ich mich ganz und<br />
gar identisch. Danach war die Welt beinahe zu Ende.“ (Dramaturgin Christel Gräf<br />
in einem Ge-spräch mit Rolf Richter 1990)<br />
Karbid und Sauerampfer (1963, S/W, 84 min.)<br />
RE: Frank Beyer, DB: Frank Beyer, Hans Oliva<br />
mit: Erwin Geschonneck, Kurt Rackelmann, Rudolf Asmus, Marita Böhme,<br />
Margot Busse, Manja Behrens, Fred Delmare u.a.<br />
Dresden, Sommer 1945. Karl „Kalle“ Blüchers Arbeitsplatz ist weggebombt. Doch der<br />
Bedarf an Zigaretten ist zu allen Zeiten immens und Kalles Kollegen hecken einen<br />
Plan für ihre Zigarettenfabrik aus. Kalle, Nichtraucher und Vegetarier, muss Karbid<br />
zum Schweißen organisieren, allein für das Zahlungsmittel Zigaretten. Abenteuerlich<br />
wird es, als er mit sieben Fässern Karbid seinen Rückweg von Wittenberge per Anhalter<br />
antritt. Ein Fass nach dem anderen wird ihm als Wegzoll abverlangt. Mit geschäftstüchtigen<br />
russischen und amerikanischen Offiziere, der mannstollen Kriegswitwe<br />
und einem Schiffbruch auf der Elbe kommt er klar, aber eine Reisebekanntschaft,<br />
Karla, die geht ihm nicht aus dem Kopf. Brilliante <strong>Film</strong>komödie mit erfrischend frechen<br />
politischen Untertönen und Erwin Geschonneck in seiner Paraderolle.<br />
Foto: Waltraud Pathenheimer<br />
„Gewiß, Böttcher hat immerzu<br />
gearbeitet, wenn er keine <strong>Film</strong>e<br />
drehte, dann gemalt. Es ist<br />
erstaunlich, was vorliegt. Aber,<br />
er mag entschuldigen, als ich<br />
jetzt nach 24 Jahren ‚Jahrgang<br />
45’ wiedersah, überfiel mich<br />
eine wilde Sehnsucht nach seinen<br />
ungedrehten <strong>Film</strong>en, nach<br />
dem anderen, nicht gelebten<br />
Leben.“<br />
(Rolf Richter Febr./Juli 1990)<br />
JAHRGANG ‘45 KARBID UND SAUERAMPFER<br />
Foto: Heinz Wenzel<br />
„Ein <strong>Film</strong> für Erwin Geschonneck.<br />
Das lange Gesicht, der schmale<br />
Mund - alles in allem trockener<br />
Gleichmut. Wehe aber deinem<br />
Zwerchfell, wenn in diesem<br />
Gesicht der Witz zu spielen<br />
beginnt.“<br />
(Hans-Dieter Schütt in „Junge Welt“<br />
Berlin vom 07. 03. 1984)<br />
9
10 ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Spielfilme<br />
Kurt Maetzig über die 24 Jahre verspätete<br />
Premiere seines <strong>Film</strong>s: „Ich<br />
mußte mir die Jacke über den Kopf<br />
ziehen und konnte ein paar Minuten<br />
lang gar nichts sagen. Mich bewegte<br />
vor allem der Gedanke: wie anders<br />
und wieviel besser könnte unser Land<br />
heute dastehen, wenn wir alle, <strong>Film</strong>und<br />
Theater-Künstler, Literaten und<br />
andere Intellektuelle, mit dem Bestreben,<br />
unser Land vom Stalinismus zu<br />
befreien, damals zum Erfolg gekommen<br />
wären. Statt dessen wurden<br />
unsere demokratischen Absichten<br />
durch das berüchtigte 11. Plenum des<br />
ZK vom Dezember 1965 als staatsund<br />
sozialismus-feindlich verleumdet,<br />
viele Kunstwerke verboten und<br />
die Spielfilmproduktion der DDR auf<br />
Jahre zur Stagnation verurteilt, ...“<br />
(Gespräch mit Dr. Christiane Mückenberger,<br />
Presseinformation 1990)<br />
„Ebenso witziger wie poetischer<br />
wie DDR-Alltags-ironischer Defa-<br />
Klassiker, längst ein Kultfilm und<br />
immer wieder sehenswert“<br />
(Zitty, 2002)<br />
„eine wichtige Wiederentdeckung“<br />
(3sat in seiner Reihe European<br />
60 - Kultfilme der Sechziger, 2002)<br />
Das Kaninchen bin ich (1965/90, 113 min., S/W)<br />
RE: Kurt Maetzig, DB: Manfred Bieler<br />
mit: Angelika Waller, Alfred Müller, Ilse Voigt, Wolfgang Winkler, Helmut Schellhardt u.a.<br />
Mit 19 Jahren hat Maria Morzeck schon ihre Träume verloren. Ihr Bruder Dieter wird<br />
unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen „staatsgefährdender Hetze“ verurteilt, statt eines<br />
Slawistikstudiums bleibt Maria nun Kellnern. Da begegnet ihr die erste große Liebe, Paul<br />
Deister, der Richter ihres Bruders. Doch ihre Liebe hat keine Zukunft und Maria findet die<br />
Kraft, sich gegen äußere Zwänge zu wehren und setzt ihren Weg ohne Dieter und Paul fort.<br />
Die Zensur verhindert die Premiere, doch der <strong>Film</strong> wird ins Ausland verkauft. Das<br />
Publikum in der DDR kann Das Kaninchen bin ich erst ein Vierteljahrhundert verspätet<br />
ansehen. Das Kaninchen bin ich ist von führenden <strong>Film</strong>historikern und –journalisten<br />
im Verbund Deutscher Kinematheken als einer der 100 wichtigsten deutschen<br />
<strong>Film</strong>e aller Zeiten ausgewählt.<br />
Die Legende von Paul und Paula (1973, F, 106 min.)<br />
RE: Heiner Carow, DB: Ulrich Plenzdorf, Heiner Carow,<br />
mit: Angelica Domröse, Winfried Glatzeder, Heidemarie Wenzel, Fred Delmare u.a.<br />
Paula arbeitet in einer Kaufhalle und lebt allein mit ihren beiden Kindern. Bevor sie<br />
sich in eine „Sicherheitsehe“ flüchtet, will sie „die Glocken noch einmal so richtig<br />
läuten lassen.“ In der Bar begegnet sie Paul. Beide trifft die Liebe wie eine Himmelsmacht,<br />
trotzdem will Paul seine Karriere nicht durch eine Scheidung gefährden. Als<br />
sich Paula rigoros von ihm trennt, kämpft er und gewinnt ihre Liebe zurück. Doch<br />
Paula will unbedingt ein Kind von Paul, obwohl sie dadurch ihr Leben aufs Spiel setzt.<br />
DAS KANINCHEN BIN ICH<br />
Foto: Erkens/Wenzel<br />
DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA<br />
Das zweite Gleis (1962, S/W, 80 min.)<br />
RE: Joachim Kunert, DB: Günter Kunert, Joachim Kunert,<br />
mit: Annekathrin Bürger, Albert Hetterle, Horst Jonischkan,<br />
Walter Richter-Reinick, Helga Göring, Erik S. Klein u.a.<br />
Nachtschicht für Fahrdienstleiter Walter Brock im Stellwerk Nord. Im Schein der<br />
Arbeitslampe entdeckt er einen Einbruch auf Gleis 2. Die gerufene Polizei lässt das<br />
Bahngelände sperren. Brock meint in dem Rangierer Erwin Runge einen der Diebe<br />
zu erkennen, zieht dann aber seine Aussage zurück. Brock, der als verdient und<br />
zuverlässig gilt, verändert sich in der Folgezeit, bis selbst seine Tochter ihn nicht<br />
mehr versteht. Erwin Runge und sein Freund, der junge Schlosser Frank Reißner, versuchen,<br />
durch Brocks Tochter etwas über seine Vergangenheit herausfinden.<br />
Der vom Dokumentarfilm kommende Kameramann Rolf Sohre schafft mit seiner<br />
expressionistischen Licht- und Schattenwelt und den fast abstrakt-graphisch anmutenden<br />
Einstellungen von Gleisen, Weichen und Oberleitungsdrähten eine sogartige,<br />
unheimliche Stimmung.<br />
Foto: Damm/Kroiss<br />
DAS ZWEITE GLEIS<br />
Foto: Max Teschner
ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Einmal in der Woche schrein (1982/89, F, 15 min.) · BU+RE: Günter Jordan<br />
„Einmal in der Woche schrein/ einmal ganz ich selber sein“ das wollen die Jungen und<br />
Mädchen vom Helmholtzplatz im Nordosten Berlins, wenn sie sich bei Schmalzstulle und<br />
Clubcola in „Willis Disko“ treffen. Die Rockgruppe „Pankow“ singt, was die Halbwüchsigen<br />
empfinden: „Wer will an der Leine geh'n, ich will selber denken, selber seh'n“. Der selbstorganisierte<br />
Treffpunkt gibt ihnen die Möglichkeit, sich unter Ihresgleichen auszuprobieren<br />
und selbst zu erkennen. Der impressionistische <strong>Film</strong> über jugendliches Selbstbewusstsein<br />
und Selbstbestimmung entsprach nicht den gängigen Vorstellungen, so dass er 1982 verboten<br />
und erst im Oktober 1989 auf erneuten Antrag des Regisseurs zugelassen wurde.<br />
Mädchen in Wittstock (1975, S/W, 20 min.)<br />
RE: Volker Koepp, DB: Volker Koepp, Richard Ritterbusch<br />
Erste Begegnung mit der Kleinstadt Wittstock an der Dosse: Eine landwirtschaftlich<br />
geprägte Gegend im Norden Brandenburgs befindet sich im Umbruch. Auf einer grünen<br />
Wiese außerhalb der Stadtmauern entsteht ein ehrgeiziges Großprojekt, das<br />
Obertrikotagenwerk Ernst Lück. Die Riesenausmaße der Textilindustrie bedeuten für<br />
Landschaft und Menschen, deren Denken und Leben, einschneidende Veränderungen.<br />
Die porträtierten Mädchen der Jugendschicht nehmen kein Blatt vor den Mund,<br />
sprechen von Anlaufschwierigkeiten, niedriger Produktivität und hoher Fluktuation.<br />
Foto: Michael Lösche<br />
Dokumentarfilme<br />
EINMAL IN DER WOCHE SCHREIN MÄDCHEN IN WITTSTOCK RANGIERER<br />
Rangierer (1984, S/W, 22 min.) · BU+RE: Jürgen Böttcher<br />
Als eine Version des Cinéma Verité gibt dieser <strong>Film</strong> in großartigen Schwarzweißbildern<br />
Einblicke in das physisch anstrengende und Präzision erfordernde Arbeitsleben<br />
erfahrener Rangierer. Bei jedem Wetter, Tag und Nacht koppeln sie die Waggons an<br />
und ab in den Eisenbahnanlagen des Güterbahnhofs Dresden-Friedrichstadt, einem<br />
der wenigen Gefällsbahnhöfe, in denen zum Rangieren die Schwerkraft benützt wird.<br />
Geräusche erfüllen die Luft: Hämmern, die knarzenden Schritte der Arbeiter auf dem<br />
Kies, Pfiffe und Rangiergeräusche.<br />
Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? (1989, S/W, 50 min.)<br />
RE: Helke Misselwitz, DB: Helke Misselwitz, Thomas Plenert<br />
Jahreswechsel 1988/1989. Eine Kohlenhandlung im Berliner Arbeiterbezirk Prenzlauer<br />
Berg. 1961, im Jahr des Mauerbaus, muss der 1922 gegründete Betrieb aus dem Grenzsperrbezirk<br />
umziehen. Die Chefin führt den Familienbetrieb und ihre sieben Kohlenmänner<br />
umsichtig und klug, energisch und gewitzt. Helke Misselwitz begleitet die Männer bei ihrer<br />
täglichen Arbeit: Holzhacken, Kohle ausfahren, Säcke mehrere Stockwerke hochschleppen.<br />
Die Knochenarbeit vermittelt sich in harten Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Wir erfahren aus der<br />
Vergangenheit, von Republikflucht und Gefängnisaufenthalten der Protagonisten und erhalten<br />
Einblick in ihr aktuelles Familienleben. Jenseits des offiziellen Bilds vom Arbeiter ist ein<br />
offenes Portrait zu einer Zeit des politischen Umbruchs in der DDR entstanden.<br />
Foto: Lehmann/Zausch<br />
Foto: Thomas Plenert<br />
„Bei Günter Jordans liebevoller<br />
Schilderung des Milieus junger<br />
Leute vom Prenzlauer Berg<br />
erweckte schon der von der<br />
populären Rockgruppe ‚Pankow’<br />
auch gesungene Titel Argwohn,<br />
zumal in dem Text weitere Reizworte<br />
‚Einmal alle Angst verliern’<br />
oder ‚Immer an der Leine gehen’<br />
vorkommen.“<br />
(Heinz Kersten in Frankfurter<br />
Rundschau, 03.05.1990)<br />
„Erstaunlich ist, wie freimütig sich<br />
die Arbeiterinnen äußern, wie<br />
natürlich sie von ihren Hoffnungen<br />
und Enttäuschungen, von<br />
ihren Problemen mit der Betriebsleitung<br />
oder mit früh übernommener<br />
Verantwortung berichten…<br />
Der unterschwellige Zug von Traurigkeit,<br />
der gar nicht zum offiziellen<br />
‚DDR’-Bild passen will“<br />
(Richard Winckler in Die Welt, 04.<br />
Juli 1977)<br />
„Mona Lisa in der Endkontrolle“<br />
(Stefan Reinecke in <strong>Film</strong>bulletin<br />
2/1997)<br />
WER FÜRCHTET SICH VORM<br />
SCHWARZEN MANN?<br />
„Böttcher, der Maler: In ‚Rangierer’<br />
zeigt er sich in großartigen<br />
Schwarzweißbildern.“<br />
(Viennale 2002)<br />
„Mit optisch sehr einfühlsamen<br />
sinnlichen Bildern wie den wiederholten<br />
Treppengängen mit<br />
den enormen Lasten und dem<br />
Fahren mit den Kohlenautos<br />
erzeugt der <strong>Film</strong> die Achtung für<br />
diese Arbeit und vor den Arbeitern.<br />
Dabei wird nichts beschönigt,<br />
offen auch darüber gesprochen,<br />
daß einige moralisch oder<br />
sozial versagten, keinerlei<br />
Berufsausbildung haben. Und<br />
gerade dadurch wird der Respekt<br />
vor ihrer Arbeit glaubhafter entwickelt.“<br />
(Direktor Winfried<br />
Schade in der Stellungnahme des<br />
<strong>Verleih</strong>s zur staatlichen Zulassung<br />
des <strong>Film</strong>s, 03.08.1989)<br />
Foto: Thomas Plenert<br />
11
12 ON TOUR IN DEUTSCHLAND Kurzfilme<br />
<strong>Film</strong>satire in der DDR bewegt<br />
sich auf einem schmalen Grat<br />
zwischen offener Kritik, Gängelei<br />
und künstlerischer Ausdruckssuche.<br />
Trotz klarer Vorgaben<br />
fielen zahlreiche Sketche<br />
der Zensur zum Opfer und sind<br />
erst jetzt im Kino zu sehen.<br />
EINE LIEBESGESCHICHTE<br />
ES GEHT UM DIE WURST<br />
KONSEQUENZ<br />
DER KREIS<br />
DAS MONUMENT<br />
Foto: Erwin Anders<br />
Foto: Walter Fehdmer<br />
Foto: Werner Baensch<br />
Foto: Nielitz/Schönberger<br />
Foto: Helmut Krahnert<br />
Die Kurzfilme Eine Liebesgeschichte und Es geht um die Wurst repräsentieren<br />
die rund 300 <strong>Film</strong>e der Reihe Stacheltiere, die zwischen 1953 und 1964<br />
entstand. Sie sind Beispiele für die Sozial- und Politsatire Ostdeutschlands, die<br />
in der Tradition des Kabaretts steht.<br />
Eine Liebesgeschichte (1953, S/W, 7 min.)<br />
RE: Richard Groschopp, DB: Günter Kunert,<br />
mit: Rudolf Wessely, Herwart Grosse, Ulrich Thein u.a.<br />
Der Schriftsteller Franz Schmidt liest zwei Redakteuren aus seinem neuen Liebesroman<br />
vor. Diese aber sind nicht begeistert. Es fehlen Themen der Jugend, die Gleichberechtigung<br />
und das Ideal des „kollektiven Zusammenschweißens.“ Schmidt bearbeitet sein<br />
Werk entsprechend. In der Neufassung sprechen die Liebenden vor rauchenden<br />
Schornsteinen von Herzklopfen wie Hammerschlägen. Diese Version kann die Redakteure<br />
auch nicht begeistern. Doch die Wirklichkeit hält eine Anregung bereit.<br />
Es geht um die Wurst (1955, S/W, 8 min.)<br />
BU+RE: Harald Röbbeling,<br />
mit: Erwin Geschonneck, Hannelore Wüst, Horst Kube, Marianne Wünscher u.a.<br />
„Vergiftete Würste in Ostdeutschland!“ Karl kriegt Angst als er diese Nachricht im<br />
West- Berliner Radio RIAS, dem Radio im Amerikanischen Sektor, hört. Welche Überraschung,<br />
als er seine vermeintlich toten Freunde einige Tage später sieht – gutgelaunt<br />
sitzen sie in der Kneipe.<br />
ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Animationsfilme<br />
Konsequenz (1986, F, 2 min.)<br />
RE: Klaus Georgi, DB: Klaus Georgi, Hedda Gehm<br />
Ein <strong>Film</strong> über einen <strong>Film</strong>, der die Umweltzerstörung auf der Erde zeigt. Die ganze Welt<br />
hustet – Bäume, Tiere, Menschen und schließlich auch die Erde selber. Begeistert<br />
über den <strong>Film</strong> verlassen die Zuschauer das Kino und stürzen - ohne Konsequenz – zu<br />
ihren hochtourig startenden Autos. Ein hustender Mann schließt das Kino.<br />
Der Kreis (1988, F, 3:40 min.)<br />
BU+RE: Klaus Georgi<br />
Eine Produktionsfabrik von Schutzmasken stößt aus unendlich vielen Schloten<br />
schwarzen Rauch aus in dem ihre Umgebung versinkt. Während Menschen und Tiere<br />
mit den Masken leben, geht die Arbeit in der Fabrik immer weiter. Sie produziert eine<br />
Schutzmaske nach der anderen und hüllt die Stadt im Mief.<br />
Das Monument (1990, F, 4min.)<br />
RE: Klaus Georgi, DB: Klaus Georgi, Lutz Stützner<br />
Für die Ewigkeit richtungweisend soll das Monument sein: Eine Figur aus Stein, die<br />
in die Ferne deutet. Die Betrachter wissen die Symbolik zu entschlüsseln und alle<br />
schwören sich auf den vorgegebenen Weg ein. Was die Statue nicht daran hindert, auf<br />
Zuruf die Richtung zu wechseln. Auch diesen Wink versteht die Masse.<br />
Silberne Taube auf dem Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmfestival, 1990.
ON TOUR IN DEUTSCHLAND<br />
Termine<br />
05. November - 21. Dezember <strong>2005</strong><br />
<strong>Film</strong> und Gespräche in der URANIA Berlin mit Plakatausstellung von Exponaten aus vier Jahrzehnten<br />
<strong>Film</strong>geschichte:<br />
Eröffnungsabend Thema: NS-Zeit im <strong>Film</strong> – deutsche Perspektiven.<br />
Das zweite Gleis; Der Fall Gleiwitz; Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Wolfgang Kohlhaase<br />
(Drehbuchautor) und Prof. Dr. Wolfgang Benz (TU Berlin, Direktor des Instituts für Antisemitismusforschung).<br />
Dokumentarfilmabend. Thema: Leben und Arbeit in der DDR – „Gibt’s denn gar nichts mehr zu wagen?“<br />
Mädchen in Wittstock; Einmal in der Woche schrein; Rangierer.<br />
Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Jürgen Böttcher (Regisseur).<br />
Thema: Die 50er Jahre – Halbstarke in Ost und West.<br />
Berlin – Ecke Schönhauser; Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Wolfgang Kohlhaase (Drehbuchautor),<br />
Lothar Bisky (Vorsitzender der Linkspartei) und Hans Helmut Prinzler (Direktor <strong>Film</strong>museum Berlin).<br />
Thema: Blick zurück ohne Zorn – Nachkriegsjahre.<br />
Karbid und Sauerampfer; Knut Elstermann im Gespräch mit Frank Beyer (Regisseur).<br />
Thema: DDR – Rebellion gegen die Enge.<br />
Jahrgang 45; Knut Elstermann im Gespräch mit Jürgen Böttcher (Regisseur) und Pastor Friedrich Schorlemmer.<br />
Thema: Ohnmacht und Widerstand im Dritten Reich – Moral und Verrat.<br />
Dein unbekannter Bruder; Knut Elstermann im Gespräch mit Michael Gwisdek (Schauspieler)<br />
und Prof. Dr. Julius H. Schoeps (Moses Mendelssohn Zentrum, Universität Potsdam).<br />
Thema: Die 80er Jahre im <strong>Film</strong> der DDR - Lebensanspruch und Wirklichkeit.<br />
Das Fahrrad; Knut Elstermann im Gespräch mit Evelyn Schmidt (Regisseurin).<br />
Thema: Selbstbestimmung der Frau im <strong>Film</strong> der DDR.<br />
Der Dritte; Knut Elstermann im Gespräch mit Jutta Hoffmann (Schauspielerin) und Egon Günther (Regisseur).<br />
Thema: Endzeitstimmung DDR - Ende oder Anfang aller Träume.<br />
Die Architekten; Prof. Jürgen Haase im Gespräch mit Peter Kahane (Regisseur) und Lothar de Mazière<br />
(zuletzt Bundesminister für besondere Aufgaben, CDU).<br />
10. November - 11. Dezember <strong>2005</strong><br />
Das babylon berlin:mitte zeigt vier Spiel- und zwei Dokumentarfilme und bietet an drei Sonntagsmatinéen<br />
Gesprächsforen.<br />
22. Januar – 06. März <strong>2006</strong><br />
Lux Kino am Zoo in Halle präsentiert <strong>Film</strong>gespräche sowie die Plakatbegleitausstellung. Mehr: www.luxkino.de<br />
SO 22.01. Eröffnungsabend der <strong>Film</strong>reihe REBELS WITH A CAUSE<br />
18.00 Uhr Dein unbekannter Bruder; Andreas Montag (Mitteldeutsche Zeitung)<br />
im Gespräch mit Uwe Kockisch (Hauptdarsteller)<br />
20.15 Uhr Mädchen in Wittstock und Neues in Wittstock;<br />
Andreas Montag im Gespräch mit Regisseur Volker Koepp<br />
MO 23.01. + MI 25.01. 18.00 Uhr Mädchen in Wittstock und Neues in Wittstock<br />
DI 24.01. 20.15 Uhr Dein unbekannter Bruder<br />
SO 05.02. 20.15 Uhr <strong>Film</strong>&Gespräch: Das Fahrrad; Andreas Montag (Mitteldeutsche Zeitung)<br />
im Gespräch mit Regisseurin Evelyn Schmidt<br />
MO 06.02. 18.00 Uhr Das Fahrrad<br />
SO 12.02. 20.15 Uhr + MO 13.02. 18.00 Uhr Berlin – Ecke Schönhauser<br />
SO 19.02.. 20.15 Uhr + MO 20.02.. 18.00 Uhr Karbid und Sauerampfer<br />
SO 26.02.. 20.15 Uhr + MO 27.02.. 18.00 Uhr Der Fall Gleiwitz<br />
SO 05.03. 20.15 Uhr + SO 06.03. 18.00 Uhr Das zweite Gleis<br />
16.–31. Januar <strong>2006</strong><br />
Das Abaton in Hamburg plant eine Reihe mit vier Spiel- und zwei Dokumentarfilmen;<br />
zwei <strong>Film</strong>gespräche sind vorgesehen. Mehr: www.abaton.de<br />
02.– 28. Februar <strong>2006</strong><br />
Das <strong>Film</strong>haus Nürnberg wird eine Auswahl aus vier Spiel- und zwei Dokumentarfilmen zeigen;<br />
ein <strong>Film</strong>gespräch ist geplant.<br />
17. Februar – 26. März <strong>2006</strong><br />
„Rebels with a cause“ im <strong>Film</strong>museum München, mehr: www.stadtmuseum-online.de/filmmu.htm<br />
März <strong>2006</strong><br />
Das <strong>Film</strong>museum Frankfurt nimmt acht Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme ins Programm.,<br />
mehr: www.deutsches-filmmuseum.de<br />
Die MoMA-Auswahl ist außerdem vorgesehen für:<br />
Schauburg in Karlsruhe – Termin noch offen, Informationen unter: www.schauburg.de<br />
Schauburg Dresden, Termin noch offen, Information unter: www.schauburg-dresden.de<br />
Foto: Barbara Löblein<br />
❶<br />
❷<br />
❸<br />
1. Prof. Jürgen Haase im<br />
Gespräch mit Lothar Bisky<br />
und Wolfgang Kohlhaase<br />
2. Der Drehbuchautor<br />
Wolfgang Kohlhaase<br />
3. Jutta Hoffmann und<br />
Egon Günther<br />
Kontakt für Kinoprogrammmacher:<br />
verleih@progress-film.de<br />
Den Katalog zur <strong>Film</strong>reihe<br />
finden Sie auf unserer Presseseite:<br />
www.progress-film.de/pdf/MomaKat.pdf<br />
Änderungen vorbehalten<br />
Einige Spielorte für<br />
„Rebels with a cause“<br />
13
14<br />
„DEFA- disko 77“<br />
„Die Mörder sind unter uns“<br />
„Coming Out“<br />
„Gritta von Ratenzuhausbeiuns“<br />
„Die Architekten“<br />
Foto: Bergmann/Mogel<br />
Foto: Dehn-Grund/Klagemann<br />
Foto: Wolfgang Fritsche<br />
Foto: Waltraud Pathenheimer<br />
Foto: Christa Köfer<br />
DEFA-<strong>Film</strong>e im Ausland<br />
Auch im letzten Quartal 2OO5 konnten viele DEFA-<strong>Film</strong>e auf die Reise<br />
geschickt werden. Neue sowie seit langem bestehende internationale Partner<br />
haben Ausgewähltes aus dem <strong>PROGRESS</strong> Repertoire auf ihre Festivals<br />
eingeladen.<br />
• Das Oulun Music <strong>Film</strong> Festival (24.-28.08.<strong>2005</strong>) in Finnland zeigte eine Auswahl<br />
von DEFA Disco-<strong>Film</strong>en, z. B. von City, Karat und Veronika Fischer. Die Vorführungen<br />
dieser Vorläufer der Videoclips gehörten zu den meistbesuchten Veranstaltungen<br />
des Festivals, zu dem auch ein Luftgitarren-Wettbewerb gehört.<br />
• Das International Aviation <strong>Film</strong> Festival in Prag (15.-18.09.<strong>2005</strong>) entdeckte<br />
den selten gezeigten DEFA-<strong>Film</strong> Anflug Alpha 1 neu.<br />
• Das Festival du Cinéma Allemand in Paris (12.-18.10.<strong>2005</strong>), das gemeinsam<br />
von german films und dem Goethe-Institut veranstaltet wird, stellte neben aktuellen<br />
Produktionen 15 große <strong>Film</strong>e des 20. Jahrhunderts vor. Dazu gehörten auch die<br />
DEFA-Klassiker Die Mörder sind unter uns, Spur der Steine und Ich war neunzehn.<br />
• Die Deutsche Botschaft in Brasília organisierte anlässlich des 15-jährigen Jubiläums<br />
der Wiedervereinigung eine <strong>Film</strong>reihe. Ausgewählt wurde als ostdeutscher<br />
Beitrag Coming Out, der am 09. November 1989, am Tag des Mauerfalls, seine<br />
Premiere feierte.<br />
• Das Maison Heinrich Heine in Paris widmete sich von Oktober bis November<br />
<strong>2005</strong> ebenfalls der deutschen Wiedervereinigung. Gezeigt wurden auch die DEFA-<br />
<strong>Film</strong>e Die Mauer und Der geteilte Himmel.<br />
• In einer Retrospektive des Internationalen Kinder- und Jugendfilmfestivals<br />
Madrid (14.-20.11.<strong>2005</strong>) wurden die beiden DEFA-<strong>Film</strong>e Sabine Kleist, 7 Jahre<br />
und Gritta von Rattenzuhausbeiuns präsentiert.<br />
• Das Goethe-Institut Hongkong stellt auf dem jährlich stattfindenden Max! <strong>Film</strong>festival<br />
deutschsprachige <strong>Film</strong>e vor. In der Reihe „Max! Special: History Revisited“<br />
kam der DEFA-<strong>Film</strong> Die Architekten zur Aufführung (21.-30.10.<strong>2005</strong>).<br />
Eine Auswahl von Stacheltier-<strong>Film</strong>en ging auf die Reise in die Niederlande (10.-22.11.).<br />
Veranstalter ist filmspiegel, eine Institution, die sich dem deutsch-holländischen<br />
<strong>Film</strong>austausch verschrieben hat. Neben aktuellen <strong>Film</strong>en wurden die Stacheltiere<br />
auf eine Tournee durch Programmkinos in sieben holländischen Städten geschickt.<br />
Für das Sprachproblem fand man eine originelle Lösung: Die Zuschauer erhielten vor<br />
der Vorstellung die Inhaltsangaben sowie Schlüsselanhänger mit Minitaschenlampen,<br />
so dass sie auch im Dunkeln der Handlung folgen konnten. Am 19. November <strong>2005</strong><br />
fand in Amsterdam ein Symposium rund um die Stacheltiere statt. Diskutanten<br />
waren Helmut Morsbach, Vorstand der DEFA-Stiftung, Prof. Dr. Bert Hogenkamp von<br />
der Universität Utrecht und dem niederländischen Institut für Bild und Ton sowie Dr.<br />
Willem Melching von der Universität von Amsterdam, einer der DDR-Experten der<br />
Niederlande.
Fotos: PROVOBIS<br />
In Vorbereitung<br />
Wilhelm II. – Mein Sohn der Kaiser<br />
Für das Jahr 2008 plant der <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>, den Eventfilm über den letzten<br />
deutschen Kaiser, Wilhelm II, in die Kinos zu bringen, der nach einem Drehbuch der<br />
Autoren Thomas Teubner und Roland Adloff entsteht. Die tragische Figur – zwischen<br />
Superstar und Sündenbock – wird aus der Perspektive seiner Mutter Victoria dargestellt.<br />
Dieser ungewöhnliche filmische Ansatz ermöglicht besonders anschaulich, die<br />
Zerrissenheit Wilhelms II. von früher Kindheit an nachzuzeichnen.<br />
Mit einer körperlichen Behinderung geboren, wurde ihm verstärkte Zuwendung nur<br />
zuteil, um eben diesen Makel auszugleichen und ihn trotz allem zum Primus zu<br />
machen. Der direkte Abkömmling einer deutsch-englischen Allianz wurde von klein<br />
auf zwischen den politischen Fronten der Großelternhäuser aufgerieben.<br />
Der lieblosen Kindheit schloss sich harter Drill in der Adoleszenz an, die gekennzeichnet<br />
war von psychologischer Härte der Lehrer und militärischer Disziplinierung,<br />
die auf seine Behinderung keine Rücksicht nahm. Eine besondere Rolle spielte seine<br />
Mutter Victoria, deren mütterlicher Ehrgeiz keinen Raum für liebevolles Verstehen<br />
ließ. So erklären sich manche Widersprüchlichkeiten im Nachhinein, auch in der<br />
Wahrnehmung seiner politischen Leistungen: Wilhelm II. war zu seiner Zeit einer der<br />
modernsten Monarchen, Verfechter des technischen Fortschritts und des sozialen Ausgleichs,<br />
der Deutschland zwischen 1890 und 1914 zur politisch und wirtschaftlich<br />
führenden Nation Europas ausbaute. Dennoch beherrscht eine Karikatur des säbelrasselnden<br />
Sozialistenfressers das Bild vom letzten deutschen Kaiser.<br />
In der Erzählstruktur konsequent, endet der <strong>Film</strong> auf dem Sterbebett Victorias.<br />
❶ ❷<br />
Königin Victoria und<br />
ihr erster Sohn Wilhelm<br />
1. Wilhelm II. als Kind um 1861<br />
2. Friedrich III, Wilhelm I,<br />
Wilhelm II auf dem Schoß des<br />
alten Kaisers, Prinz Wilhelm,<br />
künftiger Kronprinz<br />
15
16<br />
Der Regisseur und Autor<br />
Manfred Hulverscheidt<br />
bei den Dreharbeiten<br />
voraussichtlich <strong>2006</strong><br />
im Kino<br />
Dreharbeiten zu<br />
„12 x Deutschland“<br />
Abgedreht: 12x Deutschland<br />
Autor und Realisator: Manfred Hulverscheidt<br />
„Wir sind das Volk!“ und dann sogar: „Wir sind ein Volk“. So markerschütternd uns<br />
Nachkriegsdeutschen dieser Ruf in jenen Tagen in die Glieder fuhr, - ich hatte damals<br />
mehr denn je meine Fragen an die Volksgemeinschaft. Wer ist überhaupt das Volk?<br />
Wer ist dieser Souverän aus einigen Herren und vielen Untertanen? Kann man ihn finden<br />
und aufsuchen? Eine Erinnerung führt in eine andere Richtung: Was meinte die<br />
Mutter meines Schulfreundes in den 60er Jahren, als sie ganz beiläufig, nicht einmal<br />
besonders abschätzig, über jemanden sagte: 'sie ist eine Frau aus dem Volk' - während<br />
draußen auf der Straße die politischen Romantiker der Neuen Linken recht volksfremde<br />
Parolen wie „Sieg im Volkskrieg“ skandierten? In den Ohren jener bürgerlichen<br />
Frau der Kriegsgeneration muß diese Parole schmerzhaft geklungen haben.<br />
August Sander ist in seiner 1929 zuerst erschienenen fotografischen Sammlung „Antlitz<br />
der Zeit. 60 deutsche Menschen des 20. Jahrhunderts“ (Vorwort Alfred Döblin)<br />
der Antwort auf die Frage „Wer ist das Volk?“ u.a. darum sehr nahe gekommen, weil<br />
die Fotografie das internationale Medium schlechthin ist. Seine Fotoserie, die von<br />
Westerwälder Bauern auf dem Feld bis zum Großindustriellen im Barocksessel fast<br />
alle Stände umfaßt, hat große internationale Bedeutung erlangt.<br />
<strong>Film</strong>isch ergab sich die Idee, die unsrige Zeit über 12 Monate des Jahres 2004 zu<br />
erstrecken und dabei in 12 ausgewählte Regionen, Milieus, Individuen im jahreszeitlichen<br />
Ablauf so hineinzupieksen, dass sich ein möglichst vielschichtiges Bild der<br />
Stände, Lebenswelten, Alters- und Geschlechtsgruppen und nicht zuletzt der regionalen<br />
Ausprägungen ergibt. Ein den Faust aus dem Kopf zitierender Schuhmachermeister<br />
aus dem Westerwald bildet den Anfang. Es folgen (m/w) Facharbeiter, Firmenchefs,<br />
Musikpädagogen, Schriftsteller, Ingenieure, Architekten; das Ende des Bogens<br />
bildet eine ehemalige Artistin. Es sind im Hinblick auf ihre Prominenz „einfache<br />
Menschen“, wobei wir Begriff und Vorstellung des „Volkes“ nicht plebejisch einengen<br />
oder mystifizieren wollen. Sowohl <strong>Film</strong> wie Fotosammlung unterwerfen sich keiner<br />
vorgegebenen Geschichte, sondern versuchen, ihren dramatischen Reiz aus Verschiedenheit,<br />
Disparatheit und Überraschungen zu gewinnen. Ein Gang quer durch<br />
die Ländereien des vielleicht Absehbaren, aber nicht Vorhersagbaren des Jahres 2004<br />
ist 12xDeutschland.<br />
In einem Satz: 12xDeutschland ist eine an puristischen Prinzipien der Nicht-Inszenierung<br />
orientierte Langzeitdokumentation, die versucht, im Laufe eines Jahres<br />
Monat für Monat 12 ausgewählte Personen(kreise), Regionen und Milieus so zu<br />
porträtieren, dass ein möglichst umfassendes und vielschichtiges Bild deutscher<br />
Menschen des 21. Jahrhunderts entsteht.<br />
Fotos: Manfred Hulverscheidt
DIE G0LZOW SAGA<br />
DIE KINDER VON GOLZOW<br />
Seit 45 Jahren füllen die Kinder von Golzow ihr eigenes Kapitel der internationalen Geschichte<br />
des Dokumentarfilms. <strong>2006</strong> manifestiert sich die <strong>Film</strong>reihe als unschlagbarer Rekordhalter<br />
in der Kategorie: Älteste Chronik der <strong>Film</strong>geschichte, bereits 1985 attestiert im Guinness-<br />
Buch der Rekorde. Der Regisseur, der die Kinder von Golzow seit ihrer Einschulung durch<br />
die Wechselfälle des Lebens begleitet, beging <strong>2005</strong> seinen 70. Geburtstag. Doch zum Feiern<br />
blieb kaum Zeit, gemeinsam mit seiner Frau Barbara saß Winfried Junge wieder am Schneidetisch<br />
für weitere fünf Golzow-Portraits: Und wenn sie nicht gestorben sind… Die<br />
Kinder von Golzow – Das Ende der unendlichen Geschichte.<br />
Als die Kinder von Golzow 1954/55 geboren werden, ist ihre Heimat im Oderbruch eine verlassene<br />
Gegend. Auch zehn Jahre nach Kriegsende sind die Spuren des mörderischen Grauens<br />
noch nicht ganz verschwunden, hinzukommen die Verwüstungen, die eine Oderflut 1947<br />
hinterlässt. Not und Hoffnungslosigkeit sind lange Jahre in der Umgebung von Golzow ebenso<br />
zu Hause wie Marieluise, Dieter, Jürgen, Willy, Elke und Brigitte. Als sie 1961 in die Schule<br />
kommen, hat auch im Osten der DDR ein zaghafter Aufschwung begonnen und mit Einführung<br />
der zehnklassige Oberschule wird das Bildungssystem reformiert. Also plant der<br />
Ideengeber dieses Projekts, Karl Gass: „Das wird das Portrait einer in einer sozialistischen<br />
Gesellschaft aufwachsenden Generation: Schule, Lehrer, Lehre, Studium, Beruf,<br />
Partnerwahl, Kinder …“<br />
Zunächst war mit dem VEB DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme vereinbart,<br />
die zehn Schuljahre der Kinder von Golzow filmisch zu begleiten und wenn dieses Langzeitprojekt<br />
erfolgreich wäre, es vielleicht solang fortzusetzen, bis die Kinder von Golzow selbst<br />
Nachwuchs bekommen. Inzwischen sind einige der Kinder von damals Großeltern, sie haben<br />
historische Veränderungen in Deutschland erlebt und zu einem Teil ihrer Biografien gemacht.<br />
Ihr Heimatdorf liegt nicht mehr am Rand des Warschauer Pakts, sondern – seit der Osterweiterung<br />
der EU - mitten in Europa. Die Geschichten der Kinder von Golzow sind also mehr als<br />
sehr persönliche Portraits. Sie sind zeitgeschichtliche Dokumente, an denen sich epochale<br />
Ereignisse Europas nachvollziehen lassen und die biografisch aufzeigen, welche Flexibilität<br />
von Menschen dieser Generation gefordert wird, um nicht an der Vergangenheit zu zerbrechen<br />
und die Zukunft meistern zu können. Die unmittelbare Nähe zum wirklichen Leben ist vielleicht<br />
einer der Gründe, warum Lebensläufe 1995 von der Deutschen Kinemathek in die<br />
Liste der 100 wichtigsten deutschsprachigen <strong>Film</strong>e aller Zeiten aufgenommen wird.<br />
<strong>2006</strong> – voraussichtlich während der 56. Internationalen <strong>Film</strong>festspiele Berlin, die am<br />
09. Februar beginnen - werden fünf neue Golzow-Biografien in einem über vier Stunden langen<br />
<strong>Film</strong>epos Premiere feiern. Wir lernen Jürgen näher kennen, Maler-Kollege und Freund<br />
jenes Jürgen, mit dem 1994 die Einzelportraits begannen. Auch Ilona kommt wieder vor –<br />
zuletzt gesehen in Lebensläufe 1980. Christian, vom Regisseur „eine Wiederentdeckung“<br />
genannt, und schließlich ein Namensvetter des Regisseurs, Winfried, der es aus der Golzower<br />
Sandkiste bis zum Diplom-Ingenieur geschafft hat.<br />
„Der neue Golzower“ wird einen hochaktuellen Blick auf unser Land werfen – zuletzt wurde<br />
<strong>2005</strong> gedreht, um die Lebensläufe auf den letzten Stand zu bringen. Die Kamera wandert mit<br />
den Jahren immer weiter von Golzow weg. Gemeinsam mit den Protagonisten erschließt sie<br />
die Welt, folgt schon 1987 Dieter in „Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet“, von der Startbahn<br />
West bei Frankfurt am Main bis nach Libyen. Für Neuigkeiten aus Golzow kehrt der Regisseur<br />
mit Kameramann Harald Klix nach Golzow zurück und trifft dort Jürgen. Christian wird in Berlin<br />
besucht – wo bereits in früheren Portraits Aufnahmen entstanden. Petra lebt inzwischen in<br />
Mecklenburg, Ilona in Frankfurt/Oder, und Winfried ist in Augsburg angelandet.<br />
Foto: Reinhard Podzuweit<br />
17<br />
„Wir sind überzeugt, dass der authentische,<br />
in seinem Handeln<br />
gezeigte Mensch, die authentische<br />
Szenerie dem <strong>Film</strong> bessere Möglichkeiten<br />
der Interpretation der zeitgenössischen<br />
Welt sichern, dem<br />
<strong>Film</strong> eine größere Fülle von Material<br />
bieten…“.<br />
John Grierson, Dokumentarfilmer<br />
aus England<br />
Hans-Eberhard Leupold und<br />
Winfried Junge
18<br />
Pressestimmen<br />
„…ein einzigartiger Meilenstein in<br />
der <strong>Film</strong>geschichte.”<br />
Variety (USA), 1982<br />
„Die Kinder von Golzow sind ein<br />
Abenteuer mit offenen Karten und<br />
offenem Ausgang.”<br />
epd-film (Frankfurt/Main), 1999<br />
„Der Blick geht weit zurück. Was<br />
wandelt sich? Fast alles. Was bleibt<br />
gleich? Ebenfalls fast alles. Und wir<br />
erfahren, daß alle Antworten vorläufig,<br />
alle Fragen absolut sind.“<br />
Neues Deutschland, 1999<br />
„…im Kino hinter die Fassade der<br />
Zeit schauen …“<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2003<br />
„Ihm ist etwas gelungen, was kein<br />
Sachbuch oder abendfüllender <strong>Film</strong><br />
je schafft. Er hat das Leben einer<br />
ganzen Generation festgehalten.“<br />
Märkische Oderzeitung, <strong>2005</strong><br />
„Für Brandenburgs<br />
Ministerpräsident Platzeck ist er<br />
der wichtigste Dokumentarfilmer<br />
im Osten: Winfried Junge.“<br />
rbb inforadio, <strong>2005</strong><br />
DIE G0LZOW SAGA<br />
DIE KINDER VON GOLZOW- DIE <strong>FILME</strong><br />
Die älteste Langzeitdokumentation der <strong>Film</strong>geschichte - von 1961 bis heute.<br />
Von Barbara und Winfried Junge nach einer Idee von Karl Gass<br />
Kamera: Hans Dumke (1961), Hans Eberhard Leupold (1962-1991), Harald Klix (seit 1989)<br />
Musik: Gerhard Rosenfeld (ab 1966)<br />
KINDER VON GOLZOW – Deutsche Zeitgeschichte im Dokumentarfilm<br />
1961 Wenn ich erst zur Schule geh’<br />
1962 Nach einem Jahr<br />
1966 Elf Jahre alt<br />
1969 Wenn man vierzehn ist<br />
1971 Die Prüfung<br />
1975 Ich sprach mit einem Mädchen<br />
1979 Anmut sparet nicht noch Mühe<br />
1980 Lebensläufe - Die Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts<br />
1984 Diese Golzower – Umstandsbestimmung eines Ortes<br />
1992 Drehbuch: Die Zeiten<br />
1994 Das Leben des Jürgen von Golzow<br />
1995 Die Geschichte des Onkel Willy aus Golzow<br />
1996 Was geht euch mein Leben an. Elke - Kind von Golzow<br />
1997 Da habt ihr mein Leben. Marieluise - Kind von Golzow<br />
1998 Brigitte und Marcel - Golzower Lebenswege<br />
1999 Ein Mensch wie Dieter - Golzower<br />
2001 Jochen - ein Golzower aus Philadelphia<br />
2002 Eigentlich wollte ich Förster werden - Bernd aus Golzow<br />
<strong>2006</strong> Und wenn sie nicht gestorben sind… Die Kinder von Golzow<br />
Golzow, Foto: Jürgen Weber
Foto: Rainer Raeder<br />
DIE G0LZOW SAGA<br />
BIOGRAPHIEN<br />
Winfried Junge<br />
Geboren 1935 in Berlin, Studium der Germanistik an der Pädagogischen Fakultät der Berliner<br />
Humboldt-Universität, 1954 Wechsel zur Deutschen Hochschule für <strong>Film</strong> und Fernsehen<br />
in Potsdam-Babelsberg. Seit 1958 Diplom-<strong>Film</strong>dramaturg, arbeitet er als Dramaturgie- und<br />
Regieassistent, vornehmlich bei <strong>Film</strong>en von Karl Gass, daneben als <strong>Film</strong>kritiker der DDR-Studentenzeitung<br />
„Forum“ und anderer Zeitungen. 1961 wechselt er zum DEFA-Studio für<br />
Dokumentarfilme und beginnt hier die Golzower Chronik mit Wenn ich erst zur Schule geh’.<br />
Bislang entstanden mehr als 50 Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen, davon 19 über die<br />
„Kinder von Golzow“. Mit Der tapfere Schulschwänzer Gastregie im DEFA-Studio für Spielfilme.<br />
Nach dem Ende der DEFA: Weiterarbeit bei der Journal-<strong>Film</strong> Klaus Volkenborn KG. Seit<br />
1994 bei der à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH, Klaus Dieter Schmutzer, Fortführung<br />
des Langzeitprojekts Golzow bis zu seinem Abschluss in Koproduktion mit dem ORB bzw.<br />
RBB und anderen Sendern der ARD. Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg.<br />
Barbara Junge<br />
Geboren 1943 in Neunhofen (Thüringen), Studium an der Karl-Marx-Universität, Diplom als<br />
Dolmetscherin/Übersetzerin für Englisch und Russisch. Seit 1969 im DEFA-Studio für Dokumentarfilme,<br />
zunächst verantwortlich für fremdsprachige Fassungen von DEFA-Dokumentarfilmen.<br />
Seit 1978 auch Betreuung der Archivdokumentation des Golzow-Projekts, ab 1983<br />
Montage aller <strong>Film</strong>e Winfried Junges. Seit 1992 Koregie. Mitglied der Akademie der Künste<br />
Berlin-Brandenburg.<br />
Karl Gass<br />
Geboren 1917 in Mannheim. Gass blickt auf ein Lebenswerk von über 120 Dokumentarfilmen,<br />
Reportagen und Porträts zurück. Ein Höhepunkt: Sein Dokumentarfilm Das Jahr 1945<br />
brachte es 1985 auf zwei Millionen Zuschauer und wurde damit zum erfolgreichsten DEFA-<br />
<strong>Film</strong> des Jahres.<br />
Karl Gass, unbequemer Geist, produktiver, leidenschaftlicher und politischer Dokumentarist,<br />
Mentor von Dokumentarfilmregisseuren wie Winfried Junge, Volker Koepp und Gitta Nickel,<br />
prägte den Stil des DEFA-Dokumentarfilms maßgeblich. Er gilt als Wegbereiter und Meister<br />
des DEFA-Dokumentarfilms. Als sein großes Vorbild bezeichnet Karl Gass den berühmten<br />
und weltweit arbeitenden Dokumentarfilmer Joris Ivens, seine Lehrjahre verbrachte er bei<br />
Andrew Thorndike und dem Joris-Ivens-Schüler Joop Huisken; die DEFA-Zeiten bezeichnet<br />
er als „Sternstunden der Publizistik“. Sein Stil war auf das Wesentliche reduziert, statt langer<br />
Kommentare „sprechen“ Bilder und aufgeführte Tatsachen.<br />
Fotos: DEFA<br />
„Inzwischen ist Junge beinah<br />
selbst der interessanteste<br />
Protagonist der Golzow-<strong>Film</strong>e<br />
geworden: Ein Dokumentarist,<br />
der seinem Material hinterhereilt,<br />
es korrigiert und sich<br />
selbst immer wieder offen<br />
kritisiert: ‚Warum frage ich das<br />
überhaupt?’“<br />
Berliner Zeitung, 1999<br />
Foto links:<br />
Barbara und Winfried Junge<br />
Foto rechts: Karl Gass<br />
19
DIE G0LZOW SAGA<br />
20 DIE KINDER VON GOLZOW<br />
IN DEN KINDERSCHUHEN<br />
Auszeichnungen:<br />
Silberne Taube, Internationale<br />
Leipziger Dokumentar- u. Kurzfilmwoche<br />
(anteilig), 1962;<br />
Ehrendiplom Oberhausen, 1963<br />
Auszeichnungen:<br />
Silberne Taube, Internationale<br />
Leipziger Dokumentar- und<br />
Kurzfilmwoche, 1966;<br />
Heinrich-Greif-Preis<br />
Wenn ich erst zur Schule geh’ (1961, S/W, 14 min.)<br />
1961 begegnen sie sich zum ersten Mal, Winfried Junge und die „Kinder von Golzow“. Die<br />
Kamera beobachtet die Siebenjährigen im Kindergarten, am ersten Schultag, beim Lernen<br />
und Spielen. Wunderschöne Studien vom Beginn der berühmten Golzow-Reihe.<br />
Nach einem Jahr (1962, S/W, 14 min.)<br />
In seinem zweiten <strong>Film</strong> beobachtet Junge feinfühlig den Schulalltag einer ersten Klasse im<br />
Dorf Golzow. Der Zuschauer erlebt hautnah Freude, Begeisterung und auch Kummer der Kinder<br />
im Unterricht, wie auch bei ersten kleinen Ausflügen der Kinder ins Leben und ihre nähere<br />
Umgebung.<br />
Elf Jahre alt (1966, S/W, 30 min.)<br />
Der dritte Golzow-<strong>Film</strong> zeigt die Elfjährigen so aufgeschlossen, schön und fröhlich, wie sie<br />
sich später nie wieder zeigen werden. In der 5. Klasse sind sie längst eine verschworene<br />
Gemeinschaft. Der Unterricht bringt mit neuen Erkenntnissen auch neue Fragen.<br />
❶ ❷ ❸<br />
❹ ❺ ❻<br />
1. Wenn ich erst zur Schule geh’<br />
Foto: DEFA<br />
2. Nach einem Jahr<br />
Foto: Reiner Pudszuweit<br />
3. Elf Jahre alt<br />
Foto: Reiner Pudszuweit<br />
4. Wenn man vierzehn ist<br />
Foto: DEFA<br />
5. Die Prüfung<br />
Foto: Reiner Pudszuweit<br />
6. Ich sprach mit einem Mädchen<br />
Foto: Reiner Pudszuweit<br />
DIE JUGENDJAHRE<br />
DER KINDER VON GOLZOW<br />
Wenn man vierzehn ist (1969, S/W, 36 min.)<br />
Sie sind nun keine Kinder mehr. Junge Staatsbürger profilieren sich. Die Zeit vor der Jugendweihe<br />
und ihrer Feier. Sie besuchen Weimar und das ehemalige KZ Sachsenhausen. Manche<br />
entscheiden sich, nach der 8. Klasse in den Beruf zu gehen, andere möchten in der Kreisstadt<br />
das Abitur ablegen.<br />
Die Prüfung (1971, S/W, 19 min.)<br />
Die Abschlussprüfung der Sechzehn- und Siebzehnjährigen am Ende der 10. Klasse. Jetzt soll<br />
jeder Einzelne zeigen, was er kann und wer er ist. Ein letztes Klassenfest, ehe die Gruppe auseinander<br />
geht.<br />
Ich sprach mit einem Mädchen (1975, S/W, 30 min.)<br />
Ein Klassentreffen der etwa Zwanzigjährigen in der alten Schule. Erinnerungen werden ausgetauscht,<br />
Neues berichtet. Eine von ihnen, Marieluise, erzählt von ihrer Liebe, ihrer Arbeit,<br />
ihren Ansprüchen an sich.
DIE G0LZOW SAGA<br />
DIE KINDER VON GOLZOW<br />
WERDEN ERWACHSEN<br />
Anmut sparet nicht noch Mühe (1979, S/W+F, 106 min.)<br />
Nach vielbeachteten Arbeiten, die die Kinder von Golzow zwischen Einschulung und<br />
Abschlussprüfung zeigten, vermittelt Anmut sparet nicht noch Mühe eine erste Gesamtsicht<br />
auf achtzehn Jahre Leben im Oderbruch. Das Porträt einer Generation. Alltag, Entwicklungen<br />
und Schicksale in einem DDR-Dorf.<br />
Lebensläufe - Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts<br />
(1980, S/W+F, 256 min.)<br />
Nach fast zwanzig Jahren Beobachtung der „Kinder von Golzow“ zieht Lebensläufe Bilanz.<br />
Neun Kinder werden in einzelnen Porträts vorgestellt, vom Sandkasten bis zur Berufswahl<br />
und Familiengründung.<br />
Diese Golzower - Umstandsbestimmung eines Ortes (1984, S/W+F, 100 min.)<br />
Rund um die Festwoche zum 675jährigen Bestehen Golzows entstand für das DDR-Fernsehen<br />
ein Porträt des Dorfes, seiner Landschaft und Landwirtschaft in Vergangenheit und<br />
Gegenwart. Zum ersten Mal wird auch die Elterngeneration skizziert und die neuesten Veränderungen<br />
im Leben einiger „Kinder von Golzow“.<br />
❶ ❷<br />
❸ ❹<br />
DIE KINDER VON GOLZOW<br />
NACH DER WENDE<br />
Drehbuch: Die Zeiten (1992, S/W+F, 284 min.)<br />
Produzent: Journal-<strong>Film</strong> Klaus Volkenborn KG, gefördert durch Mittel des DDR-Bezirks<br />
Frankfurt (Oder), des Deutschen Fernsehfunks, von la sept (Frankreich), des Hamburger<br />
<strong>Film</strong>büros e.V., des Bundesministers des Inneren, des Kultusministers des Landes<br />
Brandenburg und der Stiftung Kulturfonds e.V.<br />
Erste filmische Rückblicke nach dem Fall der Mauer im Rahmen eines Wiedersehens am Tag<br />
der Deutschen Einheit 1991. Einzelporträts der „Kinder von Golzow“ beschreiben die Gedanken<br />
und Gefühle in der neuen Lebenssituation, nach dem Ende der DDR. Geschichte und ihre<br />
Auswirkung auf den Menschen wird in diesen sehr persönlichen <strong>Film</strong>en nachvollziehbar. Im<br />
ersten Golzow-<strong>Film</strong> nach der Vereinigung zeigen Barbara und Winfried Junge, wie sich die<br />
Welt „ihrer Kinder von Golzow“ verändert. Ein selbstkritischer <strong>Film</strong> mit zahlreichen Szenen,<br />
die vor 1989 unmöglich gewesen wären.<br />
Auszeichnungen:<br />
Heinrich-von-Kleist Kunstpreis,<br />
1980 und Nationalpreis, 1981<br />
• für die Auslandsarbeit auch<br />
auf 35 mm mit engl. Voiceover<br />
Auszeichnungen:<br />
Goldene Taube, Internationale<br />
Dokumentar- und Kurzfilmwoche,<br />
Leipzig, 1981;<br />
Preis der FIPRESCI;<br />
Otto-Dibelius-<strong>Film</strong>preis,<br />
Internationales Forum<br />
des Jungen <strong>Film</strong>s, 1982<br />
1. Anmut sparet nicht noch Mühe<br />
Foto: DEFA<br />
2. Lebensläufe - Geschichte der<br />
Kinder von Golzow in<br />
einzelnen Porträts<br />
Foto: Reiner Pudszuweit<br />
3. Diese Golzower - Umstandsbestimmung<br />
eines Ortes<br />
Foto: Reiner Pudszuweit<br />
4. Drehbuch: Die Zeiten<br />
Foto: Winfried Junge<br />
• für die Auslandsarbeit auch<br />
auf 35 mm mit engl. UT<br />
Auszeichnungen:<br />
2. Preis und Preis der Stadt,<br />
Yamagata International<br />
Documentary <strong>Film</strong> Festival, 1995<br />
21
22<br />
• für die Auslandsarbeit auch auf<br />
35 mm mit engl. UT<br />
• für die Auslandsarbeit auch auf<br />
35 mm mit engl. UT<br />
• für die Auslandsarbeit auch auf<br />
35 mm mit engl. UT<br />
• für die Auslandsarbeit auch auf<br />
35+16 mm mit engl. UT und<br />
16 mm mit span. UT<br />
1. Das Leben<br />
des Jürgen von Golzow<br />
Foto: DEFA<br />
2. Die Geschichte<br />
des Onkel Willy aus Golzow<br />
Foto: Winfried Junge<br />
3. Was geht euch mein Leben an.<br />
Elke - Kind von Golzow<br />
Foto: Privatarchiv/ Junge<br />
4. Da habt ihr mein Leben.<br />
Marieluise - Kind von Golzow<br />
Foto: Privatarchiv/ Junge<br />
DIE G0LZOW SAGA<br />
Das Leben des Jürgen von Golzow (1994, S/W+F, 192 min.)<br />
Produzent: Journal-<strong>Film</strong> Klaus Volkenborn KG und DOKFILM Gesellschaft, gefördert von<br />
der <strong>Film</strong>förderung der Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und<br />
der Stiftung Kulturfonds e.V.<br />
Der erste Lebenslauf eines der „Kinder von Golzow“ nach der Wende erzählt vom Werdegang<br />
des ersten Helden des ersten <strong>Film</strong>s. Mit Jürgens strahlendem Lächeln fing 1961 alles an. Das<br />
vorhandene reichhaltige Material spiegelt die Erfahrungen des Malers und Tapezierers, frühe<br />
Zufriedenheit, Sehnsüchte und Enttäuschungen wieder.<br />
Die Geschichte des Onkel Willy aus Golzow (1995, S/W+F, 146 min.)<br />
Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />
mit ORB/NDR, gefördert von: der <strong>Film</strong>board Berlin-Brandenburg GmbH und der Kulturellen<br />
<strong>Film</strong>- und Medienförderung Sachsen-Anhalt<br />
Für seinen jüngsten Sohn blieb der schöne Willy mit den schwarzen Locken lange der „Onkel<br />
Willy“. Inmitten einer Welt der Beständigkeit führte ausgerechnet dieser Golzower ein unruhiges,<br />
rastloses Leben. Und dann gerät auch er in den Strudel der Wende.<br />
Was geht euch mein Leben an. Elke - Kind von Golzow (1997, S/W+F, 125 min.)<br />
Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />
mit ORB gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board Berlin-<br />
Brandenburg GmbH<br />
Sie erzählt nicht gern von sich, die zielstrebige Elke, die immer eines der eigenwilligsten<br />
„Kinder von Golzow“ war. In ihrem Porträt von 1997 erscheint sie als eine emanzipierte Frau,<br />
sie hat Beruf und Kinder. Und einen beinahe typischen DDR-Lebenslauf.<br />
Da habt ihr mein Leben. Marieluise - Kind von Golzow (1997, S/W+F, 141 min.)<br />
Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />
mit ORB gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board Berlin-<br />
Brandenburg GmbH<br />
Beschrieben werden die unterschiedlichen Lebenswege der beiden Freundinnen, Elke aus<br />
katholischem Elternhaus, Marieluise aus einer evangelischen Familie. Marieluise sucht lange<br />
nach einem eigenen Weg und hofft auf einen Neuanfang nach der „Wende“. Für sich und<br />
ihren Mann, den Flieger-Offizier aus der Regierungsstaffel.<br />
❶ ❷<br />
❸ ❹
DIE G0LZOW SAGA<br />
Brigitte und Marcel - Golzower Lebenswege (1998, S/W+F, 110 min.)<br />
Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />
mit ORB/´SWF/SR, gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board<br />
Berlin-Brandenburg GmbH<br />
Der Lebensweg von Brigitte ist kurz und traurig. Als erste ihrer Klasse starb sie 1984, nur<br />
neunundzwanzig Jahre alt. Der <strong>Film</strong> beobachtet, wie ihr Sohn Marcel aufwuchs, wie er die<br />
Jahre nach dem Ende der DDR erlebte und selbst Vater wurde.<br />
Ein Mensch wie Dieter – Golzower (1999, S/W+F, 123 min.)<br />
Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />
mit ORB/´SWF/SR, gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BMI und der <strong>Film</strong>board<br />
Berlin-Brandenburg GmbH<br />
Weil er im ersten Schuljahr sitzen blieb, war er der Älteste der Klasse. Als Frohnatur gehörte<br />
er bald zu den Lieblingen des <strong>Film</strong>teams. Er lernte Zimmermann, heiratete und wurde<br />
Vater von drei Kindern. In der DDR erhielt er die Chance als Auslandskader zu arbeiten.<br />
Heute sieht er sich zunehmend von Arbeitslosigkeit bedroht. Manchmal scheint es, als ob ihn<br />
nur noch der Blick zurück so recht froh machen könnte.<br />
Jochen – ein Golzower aus Philadelphia (2001, S/W+F, 119 min.)<br />
Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion mit<br />
ORB, gefördert von: Kulturelle <strong>Film</strong>förderung des BKM und Ostdeutsche Sparkassenstiftung<br />
Jochen, Sohn eines Landwirtschaftsfunktionärs, der im brandenburgischen Philadelphia,<br />
dann in Golzow und zuletzt in Bernau bei Berlin aufwuchs, ging nur ein Jahr in Golzow zur<br />
Schule. Das Schwergewicht mit dem ausgeprägten Sinn fürs Praktische wurde Melker, war<br />
Grenzsoldat, heiratete und lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in Bernau. Ebenso enttäuscht<br />
von der DDR wie über ihr Ende ist er heute mit jedweder Politik quitt.<br />
Eigentlich wollte ich Förster werden - Bernd aus Golzow (2002, S/W+F, 138 min.)<br />
Produzent: Klaus Schmutzer, à jour <strong>Film</strong>- & Fernsehproduktion GmbH in Koproduktion<br />
mit RBB, gefördert von: Hauptstadtkulturfonds und Ostdeutsche Sparkassenstiftung<br />
Schon als Schüler zog Bernhard Oestreich praktische Arbeit dem Büffeln fürs Abitur vor und<br />
bereut bis heute nicht, nach der 10. Klasse im Petrolchemischen Kombinat Schwedt die Lehre<br />
begonnen zu haben. Heute arbeitet er dort als Meister; sein Arbeitgeber, umbenannt in PCK<br />
Raffinerie GmbH, bietet bislang relativ sichere Arbeitsplätze. Weil die Oestreichs stets Familiensinn<br />
bewiesen, haben sie gemeinsam große Veränderungen bewältigt. So vermittelt die<br />
individuelle Perspektive dieses Einzelportraits sehr persönliche Einblicke in mehr als 40<br />
Jahre deutsch-deutschen Familienlebens.<br />
❶ ❷<br />
❸ ❹<br />
• für die Auslandsarbeit auch auf<br />
35 mm mit engl. UT<br />
• für die Auslandsarbeit auch auf<br />
35 mm mit engl. UT<br />
• für die Auslandsarbeit auch<br />
auf 35 mm mit engl. UT<br />
• für die Auslandsarbeit auch auf<br />
35 mm + DVD mit engl. UT<br />
1. Brigitte und Marcel -<br />
Golzower Lebenswege<br />
Foto: DEFA<br />
2. Ein Mensch wie Dieter -<br />
Golzower<br />
Foto: Winfried Junge<br />
3. Jochen -<br />
ein Golzower aus Philadelphia<br />
Foto: Privatarchiv/ Junge<br />
4. Eigentlich wollte ich Förster<br />
werden - Bernd aus Golzow<br />
Foto: DEFA<br />
23
24<br />
Jürgen<br />
Christian<br />
Ilona<br />
Petra<br />
Winfried<br />
„Das zwanzigste Jahrhundert liegt<br />
hinter uns, das dritte Jahrtausend<br />
nimmt seinen Weg. Alle, die die <strong>Film</strong>e<br />
der Junges sahen, hoffen, dass diesen<br />
zähen und unermüdlichen <strong>Film</strong>emachern<br />
nach den dreißig Jahren der<br />
DDR weiter ermöglicht wird, ihr<br />
Mikrophon und ihre Kamera in dem<br />
Flecken im Oderland und darüber<br />
hinaus aufzubauen und so wie bisher<br />
zuzuhören und zuzuschauen, was die<br />
Heranwachsenden zu sagen haben zu<br />
Welt und Heimat, und was die Altgewordenen<br />
erinnern.“<br />
Günther Rücker in: Lebensläufe. Die<br />
Kinder von Golzow; Schüren Verlag<br />
Marburg, 2004<br />
Foto: Winfried Junge<br />
Foto: Winfried Junge<br />
Foto: DEFA<br />
Foto: Reiner Pudszuweit<br />
Foto: Winfried Junge<br />
DIE G0LZOW SAGA<br />
DAS ENDE DER UNENDLICHEN GESCHICHTE<br />
Und wenn sie nicht gestorben sind… Die Kinder von Golzow - Das Ende<br />
der unendlichen Geschichte 1. + 2. Teil (AT; <strong>2006</strong>, S/W+F)<br />
Eine à jour <strong>Film</strong> & Fernsehproduktion GmbH, in Koproduktion mit dem RBB; Redaktion: Birgit<br />
Mehler, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Buch und Regie: Barbara und Winfried Junge,<br />
Kamera: Hans-E. Leupold, Harald Klix, Musik: Gerhard Rosenfeld, gefördert von der Kulturstiftung<br />
des Bundes, der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH und der Ostdeutschen<br />
Sparkassenstiftung im Land Brandenburg gemeinsam mit der Sparkasse Märkisch-Oderland<br />
Als die Chronik der Kinder von Golzow begann, wurde die Oderbruchschule als zehnjährige<br />
Schule eingerichtet. Inzwischen gibt es nicht mehr genug Kinder, das Haus wird künftig nur<br />
noch als Grundschule genutzt. In den frei gewordenen Klassenräumen ist inzwischen ein kleines<br />
Museum mit einer ständigen <strong>Film</strong>ausstellung der Kinder von Golzow eingerichtet. Winfried<br />
Junge erzählt in seinem neuen Werk über die Lebensläufe von fünf Golzowern, die heute<br />
alle der Generation 50plus angehören: Ilona und Winfried, die politisch Engagierten, sowie<br />
Jürgen, Petra und Christian, zu denen die <strong>Film</strong>emacher eine Zeit lang den Kontakt verloren<br />
hatten. Zeitsprünge, Lücken in den einzelnen Biografien - die Portraits der beiden Frauen<br />
Petra und Ilona enden gar schon zu DDR-Zeiten. So zeichnet diesen <strong>Film</strong> der Mut zum Fragmentarischen<br />
aus, eine reizvolle Herausforderung für den Zuschauer, Fragen zu formulieren,<br />
Mutmaßungen anzustellen. Regisseur Winfried Junge indes denkt daran noch einmal fünf<br />
weitere Portraits zu zeigen: „Dann erst wäre das ‚Ende der unendlichen Geschichte’ wirklich<br />
erreicht. Titel vielleicht: ‚...so leben sie noch heute’.“<br />
Die Protagonisten:<br />
Jürgen, der zweite Jürgen der Klasse, zunächst Maler und Tapezierer, heute Transport- und<br />
Lagerarbeiter in Manschnow (Oderbruch): „Es wird schon irgendwie weitergehen, man<br />
darf bloß nicht aufgeben.“ (<strong>2005</strong>)<br />
Christian, früher Landmaschinenschlosser, heute Haustechniker bei der Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau in Berlin: „Mit Anpassen, Umpassen habe ich eigentlich nie Schwierigkeiten<br />
gehabt.“ (<strong>2005</strong>)<br />
Ilona, Elektronikfacharbeiterin und spätere Jugendfunktionärin in Frankfurt (Oder): „Ich<br />
bin eben kein Mensch, der gerne vor der Kamera steht, der gerne vorm Mikrofon steht.“<br />
(1982)<br />
Petra, deren Traumberuf Ärztin war, die später als Bauingenieurin nach Mecklenburg zog,<br />
lehnte schon 1983 eine weitere Mitarbeit ab: „Wie man sich im Leben zurechtfindet, das<br />
kann man auf keiner Schule lernen.“ (1975)<br />
Winfried, Dipl.-Ingenieur für elektronischen Gerätebau, früher auch Kommandeur der<br />
Kampfgruppe im Zellstoffwerkes Gröditz (Sachsen): „Wenn der <strong>Film</strong> nur das Gute von jedem<br />
bringt, dann ist doch die Sache am Ende unrealistisch.“ (1983)<br />
Zum Nachlesen: Lebensläufe - die Kinder von Golzow<br />
Kinder werden in einem kleinen Dorf geboren, gehen gemeinsam in die erste Schulklasse, lernen und entwickeln sich<br />
jedes auf seine Weise. Ihre Lebenswege werden durch eigene Entscheidungen, aber auch durch gesellschaftliche Verhältnisse<br />
und die Geschicke ihres Heimatlandes bestimmt. Nichts Besonderes - wenn nicht all diese Lebenswege mit der Kamera<br />
dokumentiert worden wären und dadurch ein <strong>Film</strong>dokument zeitloser Qualität entstanden wäre.<br />
Die Chronik der Kinder von Golzow berichtet von Menschen der Jahrgänge 1953-1955, die in der DDR geboren wurden,<br />
hier aufwuchsen und in der Mitte ihres Lebens nun Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind. Ihre Geschichten und<br />
die mit ihnen verbundenen Blicke auf Lebenswirklichkeiten veranschaulichen ein Stück Geschichte der DDR und des<br />
DEFA-Dokumentarfilms.<br />
Da das Buch auch schon Informationen über den geplanten Abschlussfilm des Golzow-Projektes enthält, kann es als<br />
umfassende Begleitdokumentation gelten.<br />
Die Bilder und Dokumente begleiten die Geschichte des <strong>Film</strong>projekts und vermitteln zudem Erkenntnisse über die<br />
Arbeitsweise von Regisseur und Kameramann.
Foto: Hein Wenzel<br />
Politisches Kino aus dem<br />
Giftschrank<br />
Vor 40 Jahren, vom 15.–19. Dezember 1965, fand in Berlin das 11. Plenum des ZK<br />
der SED statt. Die Politbürokratie rechnete gnadenlos mit der unangepassten Kunstszene<br />
ab, die Auseinandersetzung mit dem Stalinismus wurde abgebrochen. Das führte<br />
zum Ende der Reformen in der Wirtschafts-, Kultur- und Jugendpolitik der DDR. In der<br />
Folge kam fast die gesamte Jahresproduktion der DEFA-Spielfilme in den Giftschrank.<br />
Fast ein Vierteljahrhundert später, im Jahr der deutschen Einheit, erblickten diese<br />
<strong>Film</strong>e endlich das Licht der Leinwand:<br />
Vom 15.-21.12.<strong>2005</strong> zeigt der Künstlerklub Die Möwe anlässlich des 40. Jahrestags<br />
verbotene „Regalfilme“ im<br />
Zeughauskino, Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin.<br />
Mehr Informationen unter: www.moewe-kuenstlerklub.de<br />
Verbotene <strong>Film</strong>e (Eine Auswahl)<br />
Berlin um die Ecke (1965/1990)<br />
RE: Gerhard Klein, DB: Wolfgang Kohlhaase,<br />
mit: Dieter Mann, Monika Gabriel, Kaspar Eichel, Erwin Geschonneck,<br />
Hans Hardt-Hardtloff, Harald Warmbrunn u.a.<br />
Die Freunde Olaf und Horst sind verbittert über die Zustände und das Arbeitsklima in<br />
ihrem Betrieb. Aktiv wollen die beiden Jugendlichen, väterlich unterstützt von ihrem<br />
alten Arbeitskollegen Paul Krautmann, die Missstände angehen. Pauls plötzlicher Tod<br />
geht ihnen sehr nahe, verlieren sie doch ihre einzige Vertrauensperson. Als die beiden<br />
in der Betriebszeitung ungerechtfertigt kritisiert werden, fühlen sie sich so<br />
gekränkt, dass sich Olaf dazu hinreißen lässt, den verantwortlichen Redakteur tätlich<br />
anzugreifen. Ein <strong>Film</strong> um das Misstrauen der Väter gegen die Weltsicht der Söhne, die<br />
nicht nur dankbar sein wollen, sondern Forderungen stellen.<br />
Denk bloß nicht, ich heule (1965/1990)<br />
RE: Frank Vogel, DB: Manfred Freitag, Joachim Nestler,<br />
mit: Peter Reusse, Anne-Kathrein Kretzschmar, Helga Göring, Jutta Hoffmann u.a.<br />
Der Jugendliche Peter Naumann wird kurz vor dem Abitur wegen seines Aufsatzes „Die<br />
Republik braucht dich, du brauchst die Republik“ der Schule verwiesen, denn seine<br />
Gedanken stimmen nicht mit den gewünschten Normen und Werten überein. Als Peter<br />
Anne begegnet und lieben lernt, gerät er erneut in einen Konflikt mit dem System, denn<br />
Annes Vater, ein eingefleischter Sozialist, kann rein gar nichts mit Peters jugendlichradikaler<br />
Denkweise anfangen und legt ihm deshalb viele Steine in den Weg.<br />
Foto: Günter Ost<br />
Im Berliner <strong>Film</strong>theater<br />
International:<br />
08.03.1990<br />
Premiere des Verbotsfilms<br />
Das Kaninchen bin ich<br />
26.04.1990<br />
Premiere des Verbotsfilms<br />
Denk bloß nicht, ich heule<br />
10.05.1990<br />
Premiere des Verbotsfilms<br />
Berlin um die Ecke<br />
14.06.1990<br />
Premiere der rekonstruierten Fassung<br />
des Verbotsfilms Karla<br />
Im Berliner <strong>Film</strong>theater Babylon:<br />
11.10.1990<br />
Premiere des Verbotsfilms<br />
Jahrgang 45<br />
18.10.1990<br />
Premiere des Verbotsfilms<br />
Wenn du groß bist, lieber Adam<br />
„Berlin um die Ecke“ (links)<br />
„Denk bloß nicht, ich heule“ (rechts)<br />
25
26<br />
„Fräulein Schmetterling“<br />
„Der Frühling braucht Zeit“<br />
„Karla“<br />
Foto: Sasse/Neumann<br />
Foto: Hans-Jürgen Sasse<br />
Foto: Eberhard Daßdorf<br />
Politisches Kino aus dem<br />
Giftschrank<br />
Fräulein Schmetterling (1965/66; <strong>2005</strong>)<br />
RE: Kurt Barthel, DB: Christa und Gerhard Wolf, Kurt Barthel,<br />
mit: Melania Jakubisková, Milan Sladek, Herwart Grosse, Rolf Hoppe,<br />
Lissy Tempelhof; H. J. Herrmann u.a.<br />
Christa und Gerhard Wolf hatten gemeinsam mit dem Regisseur Kurt Barthel die<br />
Geschichte des Fräulein Schmetterling aufgeschrieben. Ihr Drehbuch beginnt in einer<br />
Alt-Berliner Straße, zwischen Mietskasernen der Gründerjahre, vor deren Haustüren<br />
Gerümpelhaufen liegen, wie sie sich über Jahrzehnte auf Dachböden angesammelt<br />
haben. Bald wird dieses Viertel verschwunden sein, schon nähern sich die Abrissbagger.<br />
Aber noch spielt eine Gruppe von Kindern mit den Überbleibseln der Vergangenheit:<br />
einem Sessel ohne Beine, einem Schaukelstuhl, einem goldenen Bilderrahmen,<br />
einer alten Gardine, einem Zylinder, einem Schleier. Passanten bleiben stehen<br />
und lachen. Eine junge Frau kommt hinzu. Anmutig stellt sie sich auf die Zehenspitzen,<br />
ihre Füße lösen sich vom Boden, sie hebt ab in die Lüfte, schwebt durch die<br />
Häuserschlucht, hoch über der Stadt…<br />
Ein poetisches Gegenwartsmärchen über das Lebensgefühl junger Leute, eine Parabel<br />
über den Ausbruch aus Enge und Normalität, über den Traum vom Glück. Erst im Juni<br />
<strong>2005</strong> fand die Erstaufführung des noch existierenden, rekonstruierten <strong>Film</strong>materials statt.<br />
Der Frühling braucht Zeit (1965)<br />
RE: Günter Stahnke, DB: Hermann O. Lauterbach, Konrad Schwalbe, Günter Stahnke,<br />
mit: Eberhard Mellies, Elfriede Née, Doris Abeßer, Günther Simon, Karla Runkehl u.a.<br />
Sie sind erbitterte Kontrahenten: der Ingenieur Solter, ein geschätzter Kollege mit<br />
hohem Fachwissen, und Werkdirektor Faber, ein Mann im Machtrausch. Die kritische<br />
Auseinandersetzung mit Problemen der Planwirtschaft und der Allmacht der<br />
Staatspartei, zugespitzte moralisch-ethische Fragestellungen und eine für das Jahr<br />
1965 ungewohnte, avantgardistische Bildsprache zeichnen den <strong>Film</strong> aus, verhinderten<br />
jedoch seinen Kinostart. Die vernichtende Kritik der DDR-Medien adelte ungewollt<br />
den dritten verbotenen <strong>Film</strong> von Regisseur Günter Stahnke, indem sie zum Vergleich<br />
Antonioni und Fellini bemühen. Unmittelbar nach der Premiere gesperrt kam<br />
der <strong>Film</strong> erst 25 Jahre später auf die Leinwände.<br />
Karla (1965/1990)<br />
RE: Herrmann Zschoche, DB: Herrmann Zschoche, Ulrich Plenzdorf,<br />
mit: Jutta Hoffmann, Jürgen Hentsch, Hans Hardt-Hardtloff, Inge Keller, Rolf Hoppe u.a.<br />
Karla Blum kommt frisch von der Universität und soll in einer Kleinstadt eine 12. Klasse<br />
in Deutsch und Geschichte unterrichten. Voller Enthusiasmus will die junge Lehrerin<br />
ihre Schüler zu selbständigen und kritischen Denkern erziehen. Doch bei allen<br />
- Jugendlichen, Kollegen, Direktor wie Schulrätin - stößt sie auf völliges Unverständnis,<br />
denn ihr unkonventionelles Verhalten steht im klaren Widerspruch zu den staatlich<br />
verordneten Prinzipien. Wenig förderlich für Karlas Ansehen ist zudem ihre Liebesbeziehung<br />
zu dem Journalisten Kaspar, der Stalins Verbrechen aufdecken sollte,<br />
dann doch nicht durfte und später aus Protest seinen Beruf an den Nagel hängte.
Foto: Günter Marczinkowsky<br />
Politisches Kino aus dem<br />
Giftschrank<br />
Spur der Steine (1966)<br />
RE: Frank Beyer, DB: Frank Beyer, Karl-Georg Engel<br />
- nach dem gleichnamigen Roman von Erik Neutsch,<br />
mit: Darsteller Manfred Krug, Krystyna Stypulkowska, Eberhard Esche u.a.<br />
Manfred Krug in seiner berühmtesten Rolle: Baubrigadier Balla und seine Kollegen<br />
wollen nicht länger die Rechnung für verfehltes Management zahlen. Mit anarchistischen<br />
Methoden verschaffen sie sich den nötigen Respekt. Da scheinen die glorreichen<br />
Sieben nach Schkona gekommen zu sein. Der Outcast Balla trifft auf den Sheriff<br />
Horrat. Und beide lieben die gleiche Frau. Die unverhohlene Kritik an bürokratischer<br />
Schlamperei, an der Unfähigkeit von Karrieristen und der Aufruf zu wirklicher<br />
Offenheit verleiht diesem <strong>Film</strong> eine zeitlose Frische.<br />
Der verlorene Engel (1966/1971)<br />
RE: Ralf Kirsten, DB: Manfred Freitag, Ralf Kirsten, Joachim Nestler<br />
- frei nach der Novelle „Das schlimme Jahr“ von Franz Fühmann,<br />
mit: Fred Düren, Erika Pelikowski, Erik S. Klein u.a.<br />
Ein Tag im Leben eines bedeutenden Bildhauers des 20. Jahrhunderts. Am 24. August 1937<br />
stehlen die Nazis den Friedensengel Ernst Barlachs aus dem Güstrower Dom. An diesem<br />
Tag vollzieht der Künstler eine qualvolle Selbstbefragung. Sein Werk wurde von<br />
den Nazis als „entartete Kunst“ verfemt. Beeindruckende Momentaufnahme der<br />
gleichnishaften Reflektionen über das Verhältnis von Kunst und Macht. Der <strong>Film</strong><br />
wurde bereits 1966 gedreht und in der Folge des 11. Plenums verboten.<br />
Wenn du groß bist, lieber Adam (1965/1990)<br />
RE: Egon Günther, DB: Helga Schütz und Egon Günther,<br />
mit: Stephan Jahnke, Gerry Wolf, Manfred Krug u.a.<br />
Der kleine Adam bekommt von einem dankbaren Schwan eine Taschenlampe<br />
geschenkt, deren Schein jeden, der lügt, in die Luft schweben lässt. Zusammen mit<br />
seinem Vater will er die Lampe in Serie produzieren lassen. Doch es stellt sich heraus,<br />
dass niemand die Leuchte haben will. In der Rekonstruktion 1989/90 wurden<br />
fehlende Bildsequenzen um Texttafeln ergänzt, die den satirischen Ton verstärken.<br />
Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de<br />
Foto: Claus Neumann<br />
Foto: Kurt Schütt<br />
„Spur der Steine“ (links)<br />
„Der verlorene Engel“ (Mitte)<br />
„Wenn du groß bist, lieber<br />
Adam“ (rechts)<br />
27
28<br />
Ullrich H. Kasten befasst sich <strong>2005</strong><br />
in zwei <strong>Film</strong>en mit dem künstlerischen<br />
Gedächtnis des 20. Jahrhundert.<br />
Beide <strong>Film</strong>e dokumentieren<br />
das – auch politische –<br />
Leben auf der Bühne in vergangenen<br />
Jahrzehnten, vor allem aber<br />
im Jetzt der Erinnerung.<br />
Wolfgang Langhoff mit seinen Söhnen<br />
Der <strong>Film</strong> über „die Langhoffs“ feierte<br />
am 24. Februar <strong>2005</strong> Premiere<br />
im Berliner Kino Blow Up.<br />
Rolf Hochhuth<br />
Die Kinopremiere fand am<br />
07. November <strong>2005</strong><br />
im Kino Blow Up statt.<br />
Die Premiere in Berlin fand am<br />
25. Oktober <strong>2005</strong> im Kino babylon<br />
berlin:mitte statt und am<br />
01. November im Kino im<br />
Künstlerhaus in Hannover.<br />
Foto: Provobis<br />
Foto: Provobis<br />
Foto: Volker Köpp<br />
Neue Dokumentarfilme zu<br />
Theaterkunst und Malerei<br />
Hoffnung - ein deutscher Winterstern. Die Langhoffs<br />
BU+RE: Ullrich H. Kasten, Mitarbeit: Hans-Dieter Schütt, mit: Wolfgang, Thomas,<br />
Matthias, Lukas, Tobias und Anna Langhoff, Sprecher: Ulrich Matthes, Simone Zglinicki<br />
Grimme-Preisträger Ullrich H. Kasten erzählt Familiengeschichte von den 1920er Jahren bis<br />
ins frühe 21. Jahrhundert. Drei Langhoff-Generationen rekonstruieren das Leben Wolfgang<br />
Langhoffs, der von 1946 bis 1963 Intendant des Deutschen Theaters in Berlin war. Sein Sohn<br />
Thomas gab im Sommer 2001 seine Abschiedsvorstellung als Intendant eben jenes Theaters.<br />
Der Vater – in jungen Jahren ein Bonvivant, ein jugendlicher Liebhaber, der „das Leben<br />
spielt“, bis ihn das Leben in Form der Bücher von Marx und Engels einholt. Schon 1933<br />
inhaftieren die Nazis Langhoff, schlagen ihm die Zähne aus, stecken ihn ins KZ Börgermoor.<br />
1939 flieht er in die Schweiz ans Schauspielhaus Zürich. Nach dem Krieg wird er Theaterdirektor<br />
zunächst in Düsseldorf, dann in Berlin. Der Dienst am Kommunismus zieht sich wie<br />
eine Linie durch sein Leben, bis 1963 seine Inszenierung von Peter Hacks Die Sorgen und<br />
die Macht eine demütigende Debatte auslöst, die ihn den Intendantenposten kostet. Schwerer<br />
aber wiegt der Verlust seines politischen Ideals und damit auch der Freude, mit der er<br />
Kommunikation betrieben und Stellung bezogen hat.<br />
Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de<br />
Der eiserne Vorhang. Theater in Berlin – Eine politische Biografie<br />
Ein <strong>Film</strong> von Ullrich H. Kasten und Hans-Dieter Schütt, mit Frank Castorf, Inge Keller,<br />
Alexander Lang, Thomas Langhoff, Matthias Lilienthal, Ivan Nagel, Thomas Ostermeier,<br />
Katja Paryla, René Pollesch, Henning Rischbieter, B.K. Tragelehn und vielen anderen.<br />
Theater in Berlin – Ullrich H. Kasten und Hans-Dieter Schütt setzten dieses Thema als politische<br />
Biographie in Szene. Der Dokumentarfilm schildert 60 Jahre Berliner Theatergeschichte.<br />
Ein Zeitbild wesentlicher Momente deutscher Geschichte. Der Spannungsbogen reicht von<br />
den Nachkriegsjahren über den Mauerbau bis zur Wende und dem zeitgenössischen Theater.<br />
Die Kunst der bedeutenden Bühnen in Ost und West wird hier im Kontext mit deutscher<br />
Geschichte betrachtet. Der Widerstreit einer zweigeteilten Stadt übers Theater ausgetragen:<br />
Theater als politisches Medium. Dabei kämpft die neue Weltordnung im Osten gegen eine<br />
nationale Neufindung im Westen. Ein sensibles Porträt mit leisen Tönen.<br />
Kontakt: info@provobis.de<br />
InselLicht – Usedomer Bilder<br />
Ein <strong>Film</strong> von Heinz Brinkmann mit Sabine Curio, Volker Köpp, Oskar Manigk<br />
und Matthias Wegehaupt<br />
Jedes Jahr kommen Millionen Touristen zum Ostsee-Urlaub in die einstigen „Kaiser-Bäder“.<br />
Beeindruckt von der Gründerzeit-Architektur am kilometerlangen Sandstrand, bleiben dem<br />
flüchtigen Besucher die vielfältigen Facetten der Landschaft am Meer oft verborgen. Die Maler<br />
Sabine Curio, Volker Köpp, Oskar Manigk und Matthias Wegehaupt öffnen den Blick des<br />
Zuschauers. Mit ihnen und in ihren Bildern begegnen wir jenseits der gängigen Klischees den<br />
Farbenspielen der Natur und den Insel-Stimmungen im Wechsel der Jahreszeiten. Der <strong>Film</strong><br />
weckt Verständnis für künstlerische Positionen, auch für Maler der Vergangenheit, die sich dem<br />
sozialistischen Realismus verweigerten wie Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Herbert Wegehaupt<br />
und Rolf Werner. Zugleich spiegelt er das ausgelassene, erotisierende und träumerische<br />
Lebensgefühl in den Seebädern damals und heute. Regisseur Heinz Brinkmann hat einen behutsamen<br />
und einfühlenden <strong>Film</strong> gedreht, dessen Spannung aus dem Schaffensprozess der Maler<br />
entspringt wie aus den zarten Naturimpressionen der Insel, die dem Regisseur seit Sabine Curio,<br />
Volker Köpp, Oskar Manigk und Matthias Wegehaupt Kindertagen vertraut ist.<br />
Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de
<strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst<br />
Der <strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst bietet seinen Kunden für die kommerzielle und nichtkommerzielle<br />
Auswertung Footage-Material aus dem umfangreichen Angebot an DEFA-<br />
Spielfilmen sowie DEFA-Dokumentarfilmen und Wochenschauen (DEFA-Augenzeuge,<br />
Katholische Wochenschauen) zu historischen, zeitgeschichtlichen, politischen und<br />
anderen Themen.<br />
Bedeutende Produktionen mit DEFA-Ausschnitten<br />
in der zweiten Jahreshälfte <strong>2005</strong><br />
Die zweite Staffel der mehrteiligen MDR-WDR-Dokumentation Damals in der DDR<br />
(August/ September <strong>2005</strong>) verwendete Progress Material über den DDR-Staat von seiner<br />
Gründung im Jahr 1949 bis zu seinem Ende. www.mdr.de/damals-in-der-ddr<br />
Im ZDF-Vierteiler Good bye DDR (Oktober <strong>2005</strong>) waren Szenen über die Politiker Walter<br />
Ulbricht, Erich Mielke und Erich Honecker zu sehen. Zum Thema Sport und Politik stand<br />
Katharina Witt im Mittelpunkt des Interesses. www.zdf.de (Politik und Zeitgeschehen)<br />
In Knut Elstermanns 3sat-Porträt Kennwort Kino: Unter geteiltem Himmel. Der<br />
Regisseur Konrad Wolf (Oktober <strong>2005</strong>) zum 80. Geburtstag des Regisseurs durften<br />
Ausschnitte aus Wolfs Kinofilmen nicht fehlen. www.3sat.de/film/woche/82238/<br />
Die dreiteilige MDR-Reihe Kosmonauten-Kult in der DDR mit seinen Folgen Die Gagarin-<br />
Story, Wenn ich groß bin, flieg ich zu den Sternen und Helden im All, (September<br />
<strong>2005</strong>) zeigte Material aus Wochenschauen, Pioniermonatsschauen, Dokumentarfilmen und<br />
dem Science-Fiction-<strong>Film</strong> Der schweigende Stern. www.mdr.de/doku/archiv/geschichte<br />
Von Schönefeld in alle Welt – Zur Geschichte der Interflug (im MDR, Oktober<br />
<strong>2005</strong>) erzählte mittels DEFA-Wochenschauen und Dokumentarfilmen von der Deutschen<br />
Lufthansa, der Interflug und vom Flughafen Schönefeld. www.mdr.de<br />
Die zweiteilige SAT 1-Spielfilmproduktion Die Luftbrücke – Nur der Himmel war<br />
frei (November <strong>2005</strong>) und eine dazugehörige Dokumentation rekonstruierten die große Rettungsaktion<br />
von 1948 auch mit Hilfe von authentischem Wochenschaumaterial zur Luftbrücke<br />
und Blockade Westberlins - ebenso wie die ZDF-Dokumentation Die Luftbrücke (November<br />
<strong>2005</strong>). www.sat1.de/filme_serien/luftbruecke/ und www.zdf.de (Politik und Zeitgeschehen)<br />
Die sechsteilige Koproduktion des HR mit MDR, WDR, RBB, SWR, BR und SR Unsere 5Oer<br />
Jahre - Wie wir wurden, was wir sind (November/Dezember <strong>2005</strong>) konnte für seine<br />
ost- und westdeutschen Porträts der Familien- und Alltagsgeschichte auf umfangreich recherchiertes,<br />
selten gezeigtes <strong>PROGRESS</strong> Archivmaterial zurückgreifen.<br />
Frühe Wochenschauausschnitte über Theateraufführungen im geteilten Berlin verwendete<br />
Regisseur Ullrich H. Kasten für seine RBB-Dokumentation Der eiserne Vorhang. Theater<br />
in Berlin – Eine politische Biografie (Produktion: Provobis; Ausstrahlung Januar<br />
<strong>2006</strong>, RBB). „Der <strong>Film</strong> erinnert an Regisseure, die den Berliner Bühnen Charakter gaben:<br />
von Wolfgang Langhoff bis Thomas Ostermeier, von Gustaf Gründgens bis Frank Castorf, von<br />
Bertolt Brecht bis Matthias Lilienthal.“ (Akademie der Künste/RBB) www.provobis.de<br />
In Unser America, einer persönlichen Spurensuche in Nicaragua 25 Jahre nach der Revolution<br />
(Kinostart: 03.11.<strong>2005</strong>), lässt Regisseurin Kristina Konrad die Ideen und Hoffnungen<br />
der Vergangenheit lebendig werden auch mit Ausschnitten über DDR-Jugendaufbaubrigaden<br />
des Weltbunds der demokratischen Jugend 1988 aus dem Dokumentarfilm Nicaragua,<br />
meine Liebe. www.neuevisionen.de<br />
Foto: DEFA-Augenzeuge<br />
Foto: Werner Bergmann<br />
Foto: Waltraud Pathenheimer<br />
Foto: DEFA-Augenzeuge<br />
„Der geteilte Himmel“<br />
„Der schweigende Stern“<br />
Eine IL 16 der Interflug<br />
Eine Auswahl von Sendern für die<br />
der <strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst<br />
<strong>Film</strong>material zur Verfügung stellte.<br />
29
30 <strong>PROGRESS</strong> Ausschnittdienst<br />
„Einheit SPD-KPD“<br />
„Irgendwo in Berlin“<br />
Foto: Harry Bremer u.a.<br />
Foto: Kurt Wunsch<br />
Berlin - Ecke Volksbühne (Oktober <strong>2005</strong>) erzählt die Geschichte von „Ganoven und<br />
Prostituierte(n), Kino und Theater, Kultur und Politik: der Rosa-Luxemburg-Platz mitten in<br />
Berlin“ (arte). Über den Platz als solchen, seine Geschichte, das alltägliche Leben und auch<br />
die Architektur Hans Poelzigs lieferten Wochenschau- und Dokumentarfilmszenen Anschauliches.<br />
„Britta Wauer, die für ihre Geschichtsdokumentationen unter anderem mit<br />
einem Grimme-Preis gewürdigt wurde, hat eine solide Arbeit abgeliefert. Hundert Jahre<br />
deutsche Geschichte werden elegant montiert und <strong>Film</strong>aufnahmen und Erinnerungen<br />
mit viel Liebe verzahnt.“ (Berliner Zeitung, 03.08.<strong>2005</strong>) www.britzka.de/filme/<br />
Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig gestaltet seine Wechselausstellung Rock! Jugend<br />
und Musik in Deutschland (17.12.<strong>2005</strong>–17.04.<strong>2006</strong>) multimedial mit Ausschnitten<br />
aus dem Dokumentarfilm von Gitta Nickel Lieder machen Leute über das Jugendradio<br />
DT 64 und den Oktoberclub. www.hdg.de/zfl/index.html<br />
Das <strong>Film</strong>museum Berlin – Deutsche Kinemathek ehrt Hildegard Knef. Eine Künstlerin aus<br />
Deutschland ab dem 24.11.<strong>2005</strong> mit einer Ausstellung. Zu sehen sind Ausschnitte aus dem ersten<br />
deutschen Nachkriegsspielfilm Die Mörder sind unter uns. www.filmmuseum-berlin.de<br />
Vorschau auf Themen und Jubiläen im Jahr <strong>2006</strong><br />
60 Jahre DEFA: Am 17. Mai 1946 findet in Potsdam-Babelsberg in Anwesenheit von Kurt<br />
Maetzig, Paul Wandel, Hans Klering u.a. der festliche Gründungsakt der Deutschen <strong>Film</strong> AG<br />
statt. Bereits am 19. Februar 1946 kommt die erste deutsche Nachkriegswochenschau<br />
Augenzeuge unter dem Motto „Sie sehen selbst – Sie hören selbst – urteilen Sie selbst“<br />
in die Berliner Kinos und berichtet über folgende Themenblöcke:<br />
1. Oberbürgermeister Dr. Werner spricht in Berlin (13 m)<br />
2. Berliner Bilder: Zerstörung und Aufbau (41 m)<br />
3. Eröffnung der Berliner Humboldt-Universität (50 m)<br />
4. Karl-Liebknecht-Gedächtnisfeier in Berlin-Friedrichsfelde (26 m)<br />
5. Kunstwerk der Woche - Käthe Kollwitz (20 m)<br />
6. Nürnberger Kriegsverbrecherprozess (105 m)<br />
7. Weltjugendkonferenz in London (52 m)<br />
8. Vorbereitungen zur Wahl in Russland (23 m)<br />
9. Razzia auf dem schwarzen Markt (21 m)<br />
10. Boxkampf Eder - Przibilski in Berlin (33 m)<br />
11. U-Bahnschreck (Trickfilm, 23 m)<br />
12. Berliner Rundfunk - Sorgenpause (63 m)<br />
Ende Februar 1946 wird der erste Dokumentarfilm uraufgeführt: Berlin im Aufbau, Kurt<br />
Maetzigs Kompilation aus Wochenschaumaterial des Augenzeugen und aus zusätzlich gedrehten<br />
Aufnahmen über die mühevolle erste Phase des Wiederaufbaus in der Vier-Sektoren-<br />
Stadt. Kurt Maetzig dreht anschließend 1. Mai 1946 und Einheit SPD – KPD.<br />
Anfang Mai beginnen die Dreharbeiten des ersten deutschen Nachkriegsfilms Die Mörder<br />
sind unter uns unter der Regie von Wolfgang Staudte. Die Wochenschau Augenzeuge<br />
berichtet über die Dreharbeiten und später im November 1946 über die Premiere im Berliner<br />
Admiralspalast.<br />
Auf dem Spielfilmsektor starten außerdem am 18. Oktober 1946 Freies Land (RE: Milo<br />
Harbich) und zwei Monate später Irgendwo in Berlin (RE: Gerhard Lamprecht).<br />
Kontakt: ausschnittdienst@progress-film.de
Grafik: Alfred Pedersen<br />
HILDEGARD KNEFF<br />
Am 28. Dezember soll’s rote Rosen regnen –<br />
vor 80 Jahren wurde Hildegard Knef geboren.<br />
Mit ihrer ersten Hauptrolle beginnt 1946 ihre Karriere als Schauspielerin: Im ersten deutschen<br />
Nachkriegsfilm Die Mörder sind unter uns spielt Hildegard Knef unter der Regie von<br />
Wolfgang Staudte eine ehemalige KZ-Insassin, die gemeinsam mit einem Kriegsheimkehrer<br />
den Weg in die Zukunft sucht. Vergeben – nicht vergessen – wird zum zentralen <strong>Film</strong>thema,<br />
als es um Selbstjustiz und Gerechtigkeit für einen unentdeckten Nazi-Schergen geht. Mit dem<br />
<strong>Film</strong> wird Hildegrad Knef im In- und Ausland berühmt und ihr gelingt der Durchbruch als<br />
Charakterdarstellerin. Die Mörder sind unter uns zählt zu den 100 wichtigsten deutschen<br />
<strong>Film</strong>en (Deutsche Kinemathek).<br />
Kontakt für Kinoprogrammmacher: verleih@progress-film.de<br />
Hans Helmut Prinzler: „Deutschland lag<br />
damals in Trümmern. Sie verkörperte<br />
einen Aufbruch, eine Zukunft, ein neues<br />
Leben … die Nachkriegsschauspielerin<br />
Hildegard Knef (sicherte sich) einen<br />
Platz in der deutschen <strong>Film</strong>geschichte:<br />
als lebensmutige Susanne Wallner in<br />
Wolfgang Staudtes DEFA-<strong>Film</strong> Die Mörder<br />
sind unter uns (1946) …“<br />
Helma Sanders-Brahms: „Hilde war 23<br />
als sie im ersten großen deutschen<br />
Nachkriegsfilm Die Mörder sind unter<br />
uns die weibliche Hauptrolle spielte:<br />
Hilde mit strengem, hellem Mädchengesicht<br />
in den Ruinen von Berlin. … Wir<br />
sind durch die Ruinen Deutschlands<br />
gegangen, Hilde und ich, sie schon<br />
erwachsen, ich war noch ein Kind. …“<br />
Wer mehr über „die Knef“ lesen möchte,<br />
findet in Hildegard Knef. Eine Künstlerin<br />
aus Deutschland Essays von<br />
Klaus Kreimeier, Iris Radisch, Daniela<br />
Sannwald, Christian Schröder und vielen<br />
anderen. Außerdem äußern sich Zeitgenossen,<br />
Weggefährten und Bewunderer -<br />
Karlheinz Böhm, Ralph Giordano, Volker<br />
Lechtenbrink, Roger Willemsen, Paul<br />
von Schell, Oswalt Kolle, Til Brönner und<br />
viele andere. Die aufwendig gestaltete<br />
Publikation aus dem Verlag Bertz+<br />
Fischer enthält Fotostrecken von Ulrich<br />
Mack und Ingo Taubhorn und bislang<br />
nicht zugängliches Material aus Hildegard<br />
Knefs Nachlass.<br />
Foto: Dehn-Grund/Klagemann<br />
„Die Mörder sind unter uns“<br />
Originalfilmplakat<br />
„Die Mörder sind unter uns“<br />
31<br />
Der Band erscheint zur Eröffnung<br />
der gleichnamigen Ausstellung im<br />
Berliner <strong>Film</strong>museum<br />
(24. November <strong>2005</strong> bis 17. April <strong>2006</strong>).<br />
Die Hardcover-Ausgabe, 160 Seiten,<br />
kostet 19,90 Euro.
32 Kurt Maetzig zum 95. Geburtstag<br />
Kurt Maetzig<br />
Foto links:<br />
„Rat der Götter“<br />
Foto rechts:<br />
„Das Kaninchen bin ich“<br />
Der 95. Geburtstag am 25. Januar <strong>2006</strong> von Regisseur und DEFA-Mitbegründer Prof.<br />
Kurt Maetzig wird im deutschen Fernsehen besonders gewürdigt. Im Januar werden<br />
unter anderen voraussichtlich zu sehen sein: Das Kaninchen bin ich, Vergeßt<br />
mir meine Traudel nicht, Die Buntkarierten, Ehe im Schatten und Der<br />
schweigende Stern.<br />
Kurt Maetzig, geboren am 25. Januar 1911 in Berlin als Sohn des Inhabers der <strong>Film</strong>kopierfabrik<br />
Robert Maetzig; Studium der Soziologie, Psychologie und Jura in Paris an<br />
der Sorbonne - Ingenieurwesen, Chemie und ökonomische Fächer in München;<br />
1933 Regieassistent; 1935 Gründung des Trickfilm-Ateliers „Radius“; 1937 Berufsverbot<br />
durch die Reichsfilmkammer aufgrund der jüdischen Abstammung seiner Mutter;<br />
1946 Gründungsmitglied des <strong>Film</strong>aktivs zur Vorbereitung der DEFA-Produktion und<br />
Gesamtleitung der ostdeutschen Wochenschau Augenzeuge unter dem Motto: „Sie<br />
sehen selbst – Sie hören selbst – urteilen Sie selbst“; 17. Mai 1946 Mitbegründer,<br />
Mitlizenzträger und Vorstandsmitglied der DEFA;<br />
1947 Spielfilmdebüt mit Ehe im Schatten; 1950 erster ostdeutscher Polit-Thriller<br />
Der Rat der Götter; 1954 Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für <strong>Film</strong> und<br />
Fernsehen Potsdam-Babelsberg, bis 1964 Leitung, ab 1955 Professor für <strong>Film</strong>regie;<br />
1959 erster ostdeutscher Science-Fiction-<strong>Film</strong> Der schweigende Stern; 1965 Verbot<br />
von Das Kaninchen bin ich; bis 1975 Arbeit als Regisseur;<br />
seit 1979 Ehrenpräsident auf Lebenszeit der Internationalen Vereinigung der <strong>Film</strong>klubs<br />
(FICC); 1987 Veröffentlichung seiner Biografie „<strong>Film</strong>arbeit“; 08. März 1990<br />
Premiere des Verbotsfilms Das Kaninchen bin ich.<br />
Foto: Gerhard Kowalewski<br />
Foto: Erkens/Wenzel Foto: DEFA
Foto: Klaus Goldmann<br />
Wolf in Wien<br />
Addio, piccola mia (1979, F, 123 min.)<br />
BU+RE: Lothar Warneke, mit: Hilmar Eichhorn, Ute Lubosch, Christine Schorn,<br />
Horst Drinda, Michael Gwisdek u.a.<br />
<strong>Film</strong>ische Biografie über die letzten Jahre des Vormärz-Dichters Georg Büchner. Als<br />
der Medizinstudent 1833 von Straßburg in seine Heimat nach Hessen zurückkehrt,<br />
dort in spontane politische Aktionen verwickelt wird und in der „Gesellschaft für<br />
Menschenrechte“ mit Gleichgesinnten zusammenfindet, gewinnt das revolutionäre<br />
Denken Büchners Kontur. Der <strong>Film</strong> mit prominenter Besetzung schildert Büchners<br />
Ringen um soziale Gerechtigkeit, die Zerschlagung revolutionärer Organisationsformen<br />
und den Tod des 23jährigen Dichters an Typhus.<br />
Für Cineasten ist die opulente Büchner-Studie auch als historischer Rückblick eine<br />
ungewöhnliche Entdeckung: Seinen Antrittsvortrag an der Zürcher Universität kurz<br />
vor seinem Tod hält der junge Büchner für ein exquisites Auditorium. Versammelt ist<br />
die Crème der DEFA-Regisseure: János Veiczi, Horst E. Brandt, Erwin Stranka, Jo Hasler,<br />
Helga Schütz, Konrad Wolf (vorn in der Mitte), Heiner Carow, Ralf Kirsten, Kurt<br />
Maetzig, Günter Reisch, Konrad Petzold, Roland Oehme, Claus Dobberke, Herrmann<br />
Zschoche, Ulrich Weiß, Gottfried Kolditz, Siegfried Kühn und Lothar Warnecke.<br />
Vom 04. bis 21. Mai <strong>2006</strong> zeigt das <strong>Film</strong>archiv Austria eine komplette <strong>Film</strong>schau des Regisseurs<br />
Konrad Wolf im Rahmen der Veranstaltung „60 Jahre DEFA“. Das Werk des Ausnahmeregisseurs<br />
wird umfassend dargestellt mit seinen Kinofilmen Einmal ist keinmal (1954), Genesung<br />
(1955), Lissy (1956), Sonnensucher (1957), Sterne (1958), Professor Mamlock,<br />
(1960), Der geteilte Himmel (1963), Ich war neunzehn (1967), Goya (1970), Der<br />
nackte Mann auf dem Sportplatz (1973), Mama, ich lebe (1976) und Solo Sunny<br />
(1980). Außerdem werden auch Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse (1954), bei dem<br />
Konrad Wolf als Regieassistent von Kurt Maetzig mitwirkte, und die in Zusammenarbeit mit dem<br />
Fernsehen entstandene Dokumentarfilmreihe Busch singt gezeigt. Mit der Dokumentation Die<br />
Zeit, die bleibt, einem <strong>Film</strong> über Konrad Wolf von Lew Hohmann, 1985 fertig gestellt, wird<br />
die Hommage an Konrad Wolf abgerundet. Addio, piccola mia, in dem Konrad Wolf als Züricher<br />
Wissenschaftler auftritt, stellt die Verbindung zum 60. DEFA-Jubiläum her.<br />
Mehr Informationen: www.filmarchiv.at<br />
Foto: Klaus Goldmann<br />
„Addio, piccola mia“<br />
Zur Feier des 6O. DEFA-Jubiläums<br />
ein passender Ausschnitt aus<br />
einem zeitlos aktuellen <strong>Film</strong>.<br />
„Addio, piccola mia“<br />
33
34<br />
Einige der Veranstaltungsorte<br />
Foto: Herbert Kroiss<br />
KONRAD WOLF<br />
zurückgeschaut:<br />
Im letzten <strong>PROGRESS</strong>-Newsletter fanden Sie ein Konrad-Wolf-Special in der Heftmitte,<br />
welches unseren Kunden in digitaler Form als PDF-Dokument weiterhin zur Verfügung<br />
steht. Zahlreiche Kinos haben die Informationen genutzt und anlässlich des Geburtstags<br />
des großen Regisseurs Sonderprogramme und Retrospektiven veranstaltet.<br />
Das <strong>Film</strong>museum in Frankfurt am Main bot vom 12. bis 17. Oktober <strong>2005</strong> eine<br />
umfassende Werkschau mit den <strong>Film</strong>en:<br />
Sterne, Ich war neunzehn, Solo Sunny, Sonnensucher,<br />
Der geteilte Himmel und Goya.<br />
Das Regie-Portrait wurde abgerundet durch den Dokumentarfilm Die Zeit, die bleibt<br />
von Lew Hohmann, der Werdegang und Arbeit des <strong>Film</strong>emachers Konrad Wolf nachzeichnet,<br />
beginnend mit seiner Kindheit in Süddeutschland, den Jahren der Emigration<br />
in Moskau bis zu seiner Regiearbeit im DEFA-Studio und seiner Tätigkeit als Präsident<br />
der Akademie der Künste der DDR.<br />
Das Burgtheater Hechingen zeigte vom 20. bis 26. Oktober <strong>2005</strong> eine <strong>Film</strong>reihe, die<br />
mit dem Dokumentarfilm von Lew Hohmann startete und neben Der geteilte Himmel,<br />
Sterne und Solo Sunny das Kammerspiel Der nackte Mann auf dem Sportplatz<br />
zeigte.<br />
Das Capitol Kino in Jena ergänzte seine Wolf-<strong>Film</strong>schau vom 27. Oktober bis 02.<br />
November <strong>2005</strong> um die Sonnensucher und Ich war neunzehn.<br />
Im Uferpalast Fürth lief zwischen dem 13. Oktober und 02. November <strong>2005</strong> eine Auswahl<br />
von sechs Konrad Wolf-<strong>Film</strong>en nebst der Dokumentation Die Zeit, die bleibt.<br />
Das Berliner Kino Blow Up startete zum Geburtstag des Regisseurs am 20. Oktober<br />
<strong>2005</strong> mit dem Lew-Hohmann-Porträt über Konrad Wolf und zeigte bis zum 09. November<br />
acht Wolf-Werke. Während des so genannten Montagskinos hatten die Zuschauer am<br />
24. Oktober <strong>2005</strong> die Gelegenheit, sich im anschließenden <strong>Film</strong>gespräch zu Der nackte<br />
Mann auf dem Sportplatz mit Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase und Journalistin<br />
Regine Sylvester auszutauschen.<br />
Das babylon berlin:mitte präsentierte zwischen dem 23. Oktober und dem<br />
14. November <strong>2005</strong> eine vollständige Retrospektive mit allen Wolf-<strong>Film</strong>en einschließlich<br />
1935 oder das Faß der Pandora der Dokfilmreihe Busch singt. Die<br />
<strong>Film</strong>schau wurde eröffnet mit dem opulenten Historienfilm Goya und endete mit<br />
Wolfs letztem Kinowerk Solo Sunny.<br />
In allen genannten Spielstätten fanden Gesprächsforen und <strong>Film</strong>gespräche sowie Lesungen<br />
der beiden Wolf-Biografen, Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen, statt.<br />
Die Veranstaltungen wurden vom <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>, von der DEFA-Stiftung, der<br />
GWFF, der Friedrich-Wolf-Gesellschaft, vom Aufbau-Verlag und Wilhelm-Fraenger-Institut<br />
gefördert. Wir danken allen Partnern und Kinos für die erfolgreiche Zusammenarbeit.
ICESTORM - Neuigkeiten im 2. Halbjahr <strong>2005</strong><br />
<strong>PROGRESS</strong>-Partner für Video- und DVD-Auswertung<br />
Auch in der zweiten Jahreshälfte <strong>2005</strong> bot ICESTORM eine interessante Vielfalt an Neuveröffentlichungen<br />
auf DVD. So wurde das bestehende Spielfilmprogramm um häufig<br />
nachgefragte DEFA-Perlen wie Berlin, Ecke Schönhauser, Rotation, Der Rat der<br />
Götter, Zwei Deutsche oder Im Lande der Adler und der Kreuze erweitert - allesamt<br />
gewohnt liebevoll aufbereitet und mit umfangreichen Bonusmaterialien ausgestattet.<br />
Als Verneigung vor der einmaligen Arbeit des DEFA-Studios für Trickfilme hat ICE-<br />
STORM die schönsten 18 Silhouetten-Märchenfilme unter dem Titel Der Scherenschnitt<br />
– Zauberhafte Märchen im Silhouetten-Trick zusammengestellt. Freuen<br />
Sie sich auf Grimmsche Märchen wie Aschenputtel, exotische Märchen wie Ali<br />
und der Hexenmeister und Kunstmärchen wie Die kleine Hexe. Die hochwertig aufgemachte<br />
Digipack-Edition beinhaltet drei DVDs mit einer Gesamtlaufzeit von fast<br />
315 Minuten sowie ein umfangreiches 16-seitiges Begleitheft.<br />
Ganz unter dem Motto „Es weihnachtet sehr…“ geht ICESTORM mit der DVD Weihnachten<br />
für die ganze Familie in die schönste Saison des Jahres. Die drei Kurzfilme<br />
Der Weihnachtsmann heißt Willi, Die Zauberlaterne und Die Weihnachtsgans<br />
Auguste, bieten dabei nicht nur perfekte Unterhaltung, sondern bringen<br />
auch jeden Weihnachtsmuffel in Schwung...<br />
Mit der Science Fiction Special Edition klingt das DEFA-Jahr <strong>2005</strong> bei der ICE-<br />
STORM phantastisch aus. Neben den nun zweisprachig aufbereiteten und mit zusätzlichen<br />
Bonusmaterialien ausgestatteten Science Fiction-Klassikern Eolomea, Im<br />
Staub der Sterne und Der schweigende Stern, enthält das aufwendig gestaltete<br />
Digipack auch eine CD mit der Musik aus diesen <strong>Film</strong>en.<br />
Aber auch international hat sich in den letzten sechs Monaten im Hause ICESTORM viel<br />
getan. Als Höhepunkte sind hier vor allem die Teilnahme an der DEFA-<strong>Film</strong>retrospektive<br />
Rebels with a cause am Museum of Modern Art in New York zu nennen sowie<br />
ein Engagement in Namibia, wobei in Kooperation mit der dortigen „Allgemeinen Zeitung“<br />
und dem Goethe–Institut bereits 50 <strong>Film</strong>e aus dem aktuellen Programm auf DVD<br />
veröffentlicht werden konnten. Die zehn wichtigsten in New York aufgeführten <strong>Film</strong>e<br />
wurden am 15. November in einer MoMA-Collection veröffentlicht, wobei alle DVDs<br />
mit englischen Untertiteln, zweisprachiger Menüführung und umfangreichen, teilweise<br />
noch nie gezeigten Bonusmaterialien ausgestattet wurden. Mit dabei sind die verbotenen<br />
<strong>Film</strong>e Jahrgang 45 und Das Kaninchen bin ich sowie die nicht weniger<br />
kritischen <strong>Film</strong>e Der Dritte mit Jutta Hoffmann und Armin Mueller-Stahl und Das<br />
zweite Gleis. Komplettiert wird die Kollektion durch die Zweitauswertungen von<br />
Architekten, Dein unbekannter Bruder, Der Fall Gleiwitz, Karbid und Sauerampfer,<br />
Die Legende von Paul und Paula und Nackt unter Wölfen.<br />
Die Serie der „Russischen Klassiker“ wurde ebenfalls um exzellente Titel wie Sehnsucht<br />
nach Djamila, Die Kraniche ziehen, Das Zigeunerlager zieht in den<br />
Himmel, Ein Menschenschicksal, Geh und sieh und Auferstehung ergänzt.<br />
„Last but not least“ fand die Reihe der schönsten russischen Märchen ihre Fortsetzung.<br />
Als Highlights sind hier zweifelsohne Die zwölf Monate, Ilja Muromez sowie<br />
Der Reiter auf dem goldenen Pferd zu nennen.<br />
Weitere Veröffentlichungen <strong>2005</strong>:<br />
DEFA- Spielfilme: Die blauen Schwerter, Zwei schräge Vögel, Die Glatzkopfbande<br />
Russische Klassiker: …und morgen war Krieg, Ein Regenschirm für Verliebte, Moskau,<br />
meine Liebe, Die Garage, Liebe Jelena Sergejewna, Die Grille, Sklavin der Liebe<br />
Russische Märchen: Der Wundervogel Semurg, Der Prinz und der Töpfer, Abenteuer mit der<br />
Tarnkappe, Die neuen Märchen von Scheherezade, Der Zaubermantel<br />
Das zweite Gleis<br />
Das Zigeunerlager zieht in den<br />
Himmel<br />
Weihnachten für die ganze Familie<br />
Weiter Informationen<br />
finden Sie unter:<br />
www.icestorm.de<br />
35
JÜRGEN HAASE<br />
36<br />
DER<br />
NEUNTE TAG<br />
... UND FÜHRE MICH NICHT IN VERSUCHUNG.<br />
ausgezeichnet mit dem Bernhard Wicki <strong>Film</strong>preis – Die Brücke –<br />
Der Friedenspreis des Deutschen <strong>Film</strong>s<br />
Ein <strong>Film</strong> von Oscar<br />
Ulrich Matthes · August Diehl · Bibiana Beglau als Gast Hilmar Thate<br />
Eine deutsch-luxemburgische Gemeinschaftsproduktion der PROVOBIS FILM, Jürgen Haase und Videopress in Koproduktion mit dem<br />
Bayerischen Rundfunk und arte, gefördert von <strong>Film</strong>FernsehFonds Bayern, Medienboard Berlin-Brandenburg und <strong>Film</strong> Fund Luxembourg<br />
® Ein <strong>Film</strong> von Oscar -Preisträger Volker Schlöndorff<br />
Autoren Eberhard Görner Andreas Pflüger · Kamera Tomas Erhart (bvk) Schnitt Peter R. Adam · Musik Alfred Schnittke<br />
Produzent Jürgen Haase · Ausführender Produzent Wolfgang Plehn<br />
Ulrich Matthes · August Diehl · Bibiana Beglau als Gast Hilmar Thate<br />
Eine deutsch-luxemburgische Gemeinschaftsproduktion der PROVOBIS FILM, Jürgen Haase und Videopress in Koproduktion mit dem<br />
Bayerischen Rundfunk und arte, gefördert von <strong>Film</strong>FernsehFonds Bayern, Medienboard Berlin-Brandenburg und <strong>Film</strong> Fund Luxembourg<br />
® -Preisträger Volker Schlöndorff<br />
Autoren Eberhard Görner Andreas Pflüger · Kamera Tomas Erhart (bvk) Schnitt Peter R. Adam · Musik Alfred Schnittke<br />
Produzent Jürgen Haase · Ausführender Produzent Wolfgang Plehn<br />
Das Begleitbuch zum <strong>Film</strong> „Der neunte Tag - - Pfarrerblock 25487“ ist ab Herbst 2004 im Verlag éditions Saint-Paul erhältlich, ISBN -2-87963-498-9<br />
GEFÖRDERT VON:<br />
WELTVERTRIEB IM VERLEIH DES<br />
Grafik: Detlef Helmbold<br />
„DER NEUNTE TAG“<br />
mit Ulrich Matthes und August Diehl,<br />
„Bernhard Wicki <strong>Film</strong>preis<br />
- Die Brücke -<br />
Der Friedenspreis des<br />
Deutschen <strong>Film</strong>s“<br />
„Goldener Biber“<br />
Preis der Stadt Biberach<br />
zenonDESIGNHELMBOLD © 2004<br />
Fotos: Rakete/ Plehn/ Waldbillig<br />
Rückblick: Der neunte Tag<br />
Der <strong>Film</strong> von Oscarpreisträger Volker Schlöndorff ist seit seinem Kinostart vor einem Jahr auf Festivals rund um<br />
den Globus zu sehen gewesen:<br />
57. festival internazionale del film Locarno<br />
Locarno, Schweiz, 04.08 -14.08.2004<br />
Toronto International <strong>Film</strong> Festival<br />
Toronto, Kanada, 09.09.-18.09.2004<br />
Bayerische <strong>Film</strong>woche Budapest<br />
(Eröffnungsfilm)<br />
Budapest, Ungarn, 30.09.-06.10.2004<br />
Pusan International <strong>Film</strong> Festival PIFF<br />
Pusan/ Seoul, Korea, 07.10.-15.10.2004<br />
Biberacher <strong>Film</strong>fest<br />
Biberach, 04.11.-07.11.2004<br />
Sevilla <strong>Film</strong> Festival<br />
Sevilla, Spanien, 06.11. -13.11.2004<br />
Stockholm International <strong>Film</strong> Festival<br />
Stockholm, Schweden, 18.11.-28.11.2004<br />
7. Festival des deutschen <strong>Film</strong>s London<br />
London, England, 25.11.-02.12.2004<br />
CAMERIMAGE<br />
Lodz, Polen, 27.11.-04.12.2004<br />
Bratislava International <strong>Film</strong> Festival<br />
Bratislava, Slowakei, 03.12.-11.12.2004<br />
Jerusalem Cinemathèque-Israel <strong>Film</strong>s Archives<br />
6th Jewish Festival<br />
Jerusalem, Israel, 11.12.-17.12.2004<br />
3rd Pune International <strong>Film</strong> Festival<br />
Puna, Indien, 14.01.-20.01.<strong>2005</strong><br />
Internationale <strong>Film</strong>festspiele Berlin<br />
Berlin, 10.02.-20.02.<strong>2005</strong><br />
• Ulrich Matthes, Europäischer Darsteller <strong>2005</strong>,<br />
nominiert für den<br />
Europäischen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong>,<br />
• Tomas Erhart, Beste Kamera, nominiert für<br />
den Deutschen Kamerapreis <strong>2005</strong><br />
• Hubert Bartholomae, Gunnar Voigt,<br />
Beste Tonbearbeitung, nominiert für<br />
den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />
• Peter R. Adam, Bester Schnitt ,<br />
nominiert für den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />
• Bernhard Wicki <strong>Film</strong>preis - Die Brücke - Friedenspreis<br />
des Deutschen <strong>Film</strong>s für den Regisseur<br />
Volker Schlöndorff und den Produzenten<br />
Prof. Jürgen Haase<br />
• Goldener Biber beim <strong>Film</strong>fest Biberach für<br />
Volker Schlöndorff<br />
• Bayerischer Ehrenfilmpreis für<br />
Volker Schlöndorff<br />
Dublin<br />
Dublin, Irland, 11.02.-20.02.<strong>2005</strong><br />
33. Belgrade International FILM FEST <strong>2005</strong><br />
Belgrad, Serbien, Montenegro, 25.02.-06.03.<strong>2005</strong><br />
Mar del Plata International <strong>Film</strong> Festival<br />
Mar del Plata, Argentinien, 10.03.-20.03.<strong>2005</strong><br />
Hong Kong International <strong>Film</strong> Festival<br />
Hong Kong, 22.03.-06.04.<strong>2005</strong><br />
18th Singapore International <strong>Film</strong> Festival<br />
Singapur, 15.04.-30.04.<strong>2005</strong><br />
Deutsche <strong>Film</strong>tage Tokyo<br />
Tokio, 04.06.-12.06.<strong>2005</strong><br />
8th Shanghai Intern. <strong>Film</strong> Festival<br />
Shanghai, China, 11.06.-19.06.<strong>2005</strong><br />
27th Moscow International <strong>Film</strong> Festival<br />
Moskau, Russland, 17.06.-26.06.<strong>2005</strong><br />
54th Melbourne International <strong>Film</strong> Festival<br />
Melbourne, Australien, 20.07.-07.08.<strong>2005</strong><br />
5. Festival des Deutschen <strong>Film</strong>s<br />
Buenos Aires, Argentinien, 01.-07.09.<strong>2005</strong><br />
Brasilia International <strong>Film</strong> Festival<br />
Brasilia, Brasilien<br />
4. Festival des Deutschen <strong>Film</strong>s in Mexiko<br />
Mexico, 29.09.-08.10.<strong>2005</strong><br />
7th Bangkok <strong>Film</strong> Festival<br />
Bangkok, Thailand, Ende September <strong>2005</strong><br />
North Cape <strong>Film</strong> Festival Norway<br />
Weltweit kommt der <strong>Film</strong> zum Einsatz in den Kinos der Schweiz, Argentinien, Australien, Brasilien, Chile,<br />
Finnland, Iran, Paraguay, Spanien, Südkorea, Tschechien, Ungarn, Uruguay, USA und Venezuela.<br />
Zahlreiche Nominierungen wie z.B. zum Bayerischen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong>, Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong>, Deutschen Kamerapreis<br />
<strong>2005</strong>, Europäischen <strong>Film</strong>preis verdeutlichen die Anerkennung für den <strong>Film</strong>, sowie für Einzelleistungen.<br />
Mit folgenden Ehrungen ist DER NEUNTE TAG ausgezeichnet worden:<br />
• Eberhard Görner, Andreas Pflüger,<br />
Bestes Drehbuch, nominiert für<br />
den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />
• Ulrich Matthes, August Diehl, Beste männliche<br />
Hauptdarsteller, nominiert für den Deutschen<br />
<strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />
• Volker Schlöndorff, Beste Regie, nominiert für<br />
den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />
• Prof. Jürgen Haase, Bester <strong>Film</strong>, nominiert für<br />
den Deutschen <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong><br />
• Int. <strong>Film</strong> Festival Teheran - Bester <strong>Film</strong>,<br />
Beste Regie, Bester männlicher Hauptdarsteller<br />
für Prof. Jürgen Haase, Volker Schlöndorff<br />
und Ulrich Matthes<br />
• Deutscher <strong>Film</strong>preis <strong>2005</strong> für Ari Hantke:<br />
Bestes Szenenbild
Fotos: PROVOBIS<br />
Vorhang auf:<br />
Kinopremieren <strong>2006</strong><br />
Heldin<br />
Der neue Volker-Schlöndorff-<strong>Film</strong><br />
Produzent Prof. Jürgen Haase<br />
Regie Volker Schlöndorff<br />
Drehbuch Andreas Pflüger, Sylke René Meyer<br />
Kamera Andreas Höfer<br />
Darsteller Katharina Thalbach (Agnieszka), Dominique Horwitz (Kasimir),<br />
Andrzej Grabowski (Sobiecki), Dariusz Kowalski (Bochnak),<br />
Andrzej Chyra (Elektriker), Krzysztof Kiersznowski (Mateusz)<br />
Volker Schlöndorff widmet sich mit diesem <strong>Film</strong> der Frage, ob ein Einzelner den<br />
Lauf der Geschichte ändern kann und beantwortet sie zugleich mit „Wohl kaum“.<br />
„Solche Legenden werden später geboren. Aber ein Einzelner kann sehr wohl Auslöser<br />
sein für gewaltige Entwicklungen. So wurde durch das Verhalten einer einzelnen<br />
Arbeiterin auf der Lenin Werft in Danzig der Streik ausgelöst, der zur unabhängigen<br />
Gewerkschaft SOLIDARNOS´Ć führte, der wiederum zu Perestroika und schließlich<br />
dem Fall der Mauer führte.<br />
Klein von Wuchs, Waisenkind, alleinerziehende Mutter eines Kindes, Katholikin,<br />
sozialistische Heldin der Arbeit, Schweißerin und Kranführerin. Sie arbeitet hart und<br />
sorgfältig, denn eine Schweißnaht, die im Sturm reißt, kann den Untergang eines<br />
Schiffes und den Tod von Menschen verursachen. Ebensolches verantwortungsvolles<br />
Handeln erwartet sie auch von allen Menschen, besonders aber von der Partei, egal<br />
ob es um Lohn geht, um Überstunden, um die Sicherheit, um das Kantinenessen oder<br />
einfach um das Funktionieren der Toiletten.<br />
Zuerst Vorzeigearbeiterin, auf der die Partei eine neue Gesellschaft bauen will, wird sie<br />
bald zum Stein des Anstoßes, weil sie die Erfüllung der Versprechen und Parolen einklagt.<br />
Schlagfertig und mit Witz nimmt sie Bonzen und Meister beim Wort. Als bei einem<br />
Unfall aus Nachlässigkeit viele Arbeiter vor ihren Augen verbrennen, nennt sie die Schuldigen<br />
beim Namen und setzt eine Entschädigung für die Hinterbliebenen durch. Bei den<br />
einen fällt sie in Ungnade, bei den anderen wird sie immer populärer. Mit Werkstrompeter<br />
Kasimir erlebt sie eine kurze Zeit des Glücks. Die Diagnose, sie habe Krebs, und<br />
der plötzliche Tod Kasimirs machen sie nur umso unerschrockener. Bei den Aufständen<br />
von 1970 werden Dutzende erschossen, sie selbst landet im Gefängnis. Doch sie überwindet<br />
ihre Furcht, überlistet immer wieder die Geheimdienste und verteilt mit die Texte<br />
der Solidarnosc auf der Werft.“ Volker Schlöndorff<br />
❶ ❷<br />
Format:<br />
(35 mm, 1: 1,85, Dolby 5.1,<br />
ca. 90 min., Farbe)<br />
gefördert mit:<br />
Mitteln des<br />
<strong>Film</strong>FernsehFonds Bayern,<br />
des Medienboard<br />
Berlin-Brandenburg<br />
und der<br />
<strong>Film</strong>förderungsanstalt FFA<br />
eine Produktion der:<br />
PROVOBIS FILM Jürgen Haase<br />
in Koproduktion mit:<br />
Mediopolis <strong>Film</strong>- und Fernsehen<br />
GmbH Berlin,<br />
dem Bayerischen Rundfunk/<br />
arte und PAISA <strong>Film</strong>s Warschau<br />
Drehorte:<br />
Originalschauplätze in Gdansk<br />
und Umgebung<br />
Drehzeit:<br />
Oktober/ November <strong>2005</strong><br />
Fertigstellung:<br />
Mai <strong>2006</strong><br />
37<br />
„Heldin“<br />
1. Katharina Thalbach (Agnieszka) und<br />
Dominique Horwitz (Kasimir)<br />
2. Krzysztof Kiersznowski (Mateusz)<br />
und Katharina Thalbach (Agnieszka)
38<br />
(D <strong>2005</strong>, DVCam, Farbe,<br />
95 min., ZDF/3sat, ORF)<br />
eine Produktion der:<br />
PROVOBIS FILM Jürgen Haase<br />
Ernst Fuchs<br />
„Mit den Augen der Seele.<br />
Straßensänger und Kaiser wollt’<br />
ich werden“ Ernst Fuchs<br />
Foto: Katharina Haase<br />
Vorhang auf:<br />
Kinopremieren <strong>2006</strong><br />
Mit den Augen der Seele.<br />
Straßensänger und Kaiser wollt’ ich werden<br />
Ernst Fuchs – eine filmische Reise<br />
Regie Jürgen Haase<br />
Drehbuch Jürgen Haase, Heide Melcher<br />
Kamera Volker Gläser<br />
Eine filmische Reise, die den Zuschauer mitnimmt in eine andere Welt und ihn teilhaben<br />
lässt an der Sicht des Protagonisten. Kein anderes Medium als der FILM ist so<br />
universell in seinen Darstellungsformen, geht so spielerisch mit den Versatzstücken<br />
unserer Existenz um.<br />
Malerei, Fotografie, Literatur, Musik und Architektur auf der einen Seite, Geburt,<br />
Kindheit, Erwachsenwerden, Liebe, Hass, Tag und Nacht, Licht und Schatten, Freud<br />
und Leid, Leben, Tod und Wiederauferstehung auf der anderen Seite.<br />
Der Protagonist Ernst Fuchs, 75-jährig, betrachtet das Leben als spielerisches Gestalten. Neue<br />
Perspektiven, Lebens- und Ausdrucksformen schaffen, sich in Opposition zum Erkannten<br />
begeben auf der Suche nach der Wahrheit. Bei der filmischen Entdeckungsreise durch ein<br />
halbes Jahrhundert geht es auch um den Mythos „Frauen“, die Fuchs ein Leben lang begleiten<br />
und die immer wieder versteckt, verspielt und verzaubert in seinen Arbeiten existieren.<br />
Ernst Fuchs ist das große künstlerische Universal-Genie des 20./21. Jahrhunderts –<br />
Maler, Bildhauer, Architekt, Komponist, Bühnenbildner, Buchautor und Philosoph in<br />
einer Person. Der führende Repräsentant der „Wiener Schule des Phantastischen<br />
Realismus“ ist ein Visionär. Ernst Fuchs behandelt in seinen Gemälden und Radierungen<br />
von Jugend an bevorzugt mystische wie realistische Themen. Sein Stil weist<br />
Einflüsse von Symbolismus und Jugendstil auf. Seine Bilder haben jedoch kein Vorbild,<br />
eine Parallele höchstens in den Werken von Hieronymus Bosch.<br />
Ernst Fuchs ist ein Mensch voller Widersprüche, die schwer zu fassen sind und sich oft<br />
einer rationalen Beurteilung entziehen. Ernst Fuchs ist ein Mann mit vielen Gesichtern,<br />
mit zahllosen Lieben, mit sechzehn Kindern von sieben Frauen. Ernst Fuchs: ein Einhorn,<br />
ein Heiliger, ein Prophet und Mahner, ein Enthüller, aber auch ein Verdunkler.<br />
An unterschiedlichen Lebens- und Schaffensorten treten wir mit ihm in einen verbalen<br />
und visuellen Dialog ein über seine Haltung zum Leben und seine provokante Art, Kultur<br />
und Gesellschaft herauszufordern. Zum ersten Mal lässt sich Ernst Fuchs auch an<br />
seinem Lebenswerk, dem Abendmahl-Bild im Dormitio-Kloster von Jerusalem filmen.<br />
Für Fuchs ist es Meditations-Punkt und „ewiges Gemälde“. Er malt daran seit 1957.<br />
Der 95-minütige Kino-Dokumentarfilm ist ein <strong>Film</strong> über die Kunst, die Spiegelung<br />
eines Phantasten, Realisten und Visionärs über seine Erinnerungen und politische<br />
Haltung. Eine filmische Reise in das Innere des Ichs.<br />
Foto: Jürgen Haase
Vorhang auf:<br />
Kinopremieren <strong>2006</strong><br />
Pakt des Schweigens<br />
Ein Dokumentarfilm von Carlos Echeverría, <strong>2005</strong><br />
Kamera Ramiro Civita, Heribert Kansy<br />
Aus englischer Kriegsgefangenschaft entflohen, taucht der ehemalige SS-Hauptsturmführer<br />
Erich Priebke Mitte des vorigen Jahrhunderts in dem kleinen argentinischen<br />
Städtchen Bariloche unter. Neben anderen schweren Verbrechen ist er verantwortlich<br />
für die Hinrichtung von 335 willkürlich verhafteten Zivilisten am 24. März 1944 in<br />
den Ardeatinischen Höhlen in Italien.<br />
In Bariloche, Priebkes argentinischem Fluchtort auf der anderen Seite des Atlantiks, wächst<br />
der Junge Carlos Echeverría auf, Kind eines argentinischen Vaters und einer deutschen<br />
Mutter. Ein Außenseiter, was er täglich zu spüren bekommt. Er ist prädestiniert für die Rolle<br />
des Beobachters. Seine kritische Distanz und die Jahre, die er später in Deutschland verbringt,<br />
ermöglichen es ihm, genau zu beschreiben, was in seiner Heimatstadt passiert.<br />
Schon früh macht Erich Priebke Eindruck auf Carlos Echeverría, der zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht weiß, wen er vor sich hat. Priebkes Omnipräsenz weckt in Echeverría<br />
ein diffuses, unangenehmes Gefühl. Er beobachtet diesen Mann und die deutsche<br />
Gemeinde und erfährt so von dessen dunkler NS-Vergangenheit. In seiner Dokumentation<br />
zeichnet Echeverria das packende Bild eines Systems nach, in dem Priebke,<br />
ausgestattet mit einer neuen Identität, wieder zu Macht und Ansehen gelangt. Mit<br />
journalistischem Spürsinn, in sensibel arrangierten Spielszenen und noch nie gesehenen<br />
Privataufnahmen wird das Bild einer Gemeinde entworfen, in der Priebke<br />
nicht nur Aufnahme findet, sondern auch Respekt und Anerkennung.<br />
Unterstützt von vielen Brüdern im Geiste, baut er sich ein neues Leben auf und bekleidet<br />
einflussreiche Positionen. Als Vorstand der deutschen Schule verdrängt er missliebige<br />
Direktoren und Lehrer und verbreitet ungehindert nationalsozialistisches Gedankengut,<br />
während die Schule über Jahre Zuschüsse aus der Bundesrepublik bekommt.<br />
Mitarbeiter der deutschen Botschaft und offizielle Stellen wissen von den Vorgängen<br />
und schweigen. Priebke wird 1994 enttarnt und der italienischen Justiz übergeben, die<br />
ihn zu 15 Jahren Haft verurteilt. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes verbüßt<br />
er den größten Teil der Strafe als Hausarrest im argentinischen Bariloche.<br />
Echeverría erkennt, dass Erich Priebkes Treiben nur die Spitze eines Eisberges ist,<br />
beginnt eine jahrelange Recherche, die bis heute andauert, um seinen <strong>Film</strong> zu realisieren.<br />
Darin entlarvt er die Einwohner von Bariloche als Komplizen des ehemaligen<br />
SS-Mannes, die ihn selbst nach seiner Enttarnung immer noch decken und verteidigen.<br />
Echeverría bricht als Augenzeuge den Pakt des Schweigens.<br />
Carlos Echeverría, geboren 1958 in Bariloche, besucht dort die deutsche Schule.<br />
1980-1986 studiert er in München an der Hochschule für <strong>Film</strong> und Fernsehen und<br />
lebt heute als freier <strong>Film</strong>emacher in Buenos Aires.<br />
Fotos: T&G FILMS<br />
Format:<br />
88min. DV Cam + 16 mm, 4:3,<br />
Stereo Dolby SR,<br />
voraussichtliche Erstaufführung:<br />
in Deutschland: Berlinale <strong>2006</strong><br />
gefördert von:<br />
BKM, Medienboard<br />
Berlin-Brandenburg,<br />
Instituto Nacional de Cine y<br />
Artes Audiovisuales<br />
eine deutsch-argentinische<br />
Koproduktion der:<br />
T & G <strong>Film</strong>s - Jens Terrahe,<br />
Jörg Langer und Carlos Echeverría<br />
in Zusammenarbeit mit:<br />
WDR/arte<br />
„Pakt des Schweigens“<br />
39
40<br />
Unser Haus in der<br />
Immanuelkirchstraße 14<br />
Kontakte <strong>PROGRESS</strong><br />
Foto: Detlef Helmbold<br />
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