2005/2006 FILME • KINO • KULTURTIPPS - PROGRESS Film-Verleih
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„Fräulein Schmetterling“<br />
„Der Frühling braucht Zeit“<br />
„Karla“<br />
Foto: Sasse/Neumann<br />
Foto: Hans-Jürgen Sasse<br />
Foto: Eberhard Daßdorf<br />
Politisches Kino aus dem<br />
Giftschrank<br />
Fräulein Schmetterling (1965/66; <strong>2005</strong>)<br />
RE: Kurt Barthel, DB: Christa und Gerhard Wolf, Kurt Barthel,<br />
mit: Melania Jakubisková, Milan Sladek, Herwart Grosse, Rolf Hoppe,<br />
Lissy Tempelhof; H. J. Herrmann u.a.<br />
Christa und Gerhard Wolf hatten gemeinsam mit dem Regisseur Kurt Barthel die<br />
Geschichte des Fräulein Schmetterling aufgeschrieben. Ihr Drehbuch beginnt in einer<br />
Alt-Berliner Straße, zwischen Mietskasernen der Gründerjahre, vor deren Haustüren<br />
Gerümpelhaufen liegen, wie sie sich über Jahrzehnte auf Dachböden angesammelt<br />
haben. Bald wird dieses Viertel verschwunden sein, schon nähern sich die Abrissbagger.<br />
Aber noch spielt eine Gruppe von Kindern mit den Überbleibseln der Vergangenheit:<br />
einem Sessel ohne Beine, einem Schaukelstuhl, einem goldenen Bilderrahmen,<br />
einer alten Gardine, einem Zylinder, einem Schleier. Passanten bleiben stehen<br />
und lachen. Eine junge Frau kommt hinzu. Anmutig stellt sie sich auf die Zehenspitzen,<br />
ihre Füße lösen sich vom Boden, sie hebt ab in die Lüfte, schwebt durch die<br />
Häuserschlucht, hoch über der Stadt…<br />
Ein poetisches Gegenwartsmärchen über das Lebensgefühl junger Leute, eine Parabel<br />
über den Ausbruch aus Enge und Normalität, über den Traum vom Glück. Erst im Juni<br />
<strong>2005</strong> fand die Erstaufführung des noch existierenden, rekonstruierten <strong>Film</strong>materials statt.<br />
Der Frühling braucht Zeit (1965)<br />
RE: Günter Stahnke, DB: Hermann O. Lauterbach, Konrad Schwalbe, Günter Stahnke,<br />
mit: Eberhard Mellies, Elfriede Née, Doris Abeßer, Günther Simon, Karla Runkehl u.a.<br />
Sie sind erbitterte Kontrahenten: der Ingenieur Solter, ein geschätzter Kollege mit<br />
hohem Fachwissen, und Werkdirektor Faber, ein Mann im Machtrausch. Die kritische<br />
Auseinandersetzung mit Problemen der Planwirtschaft und der Allmacht der<br />
Staatspartei, zugespitzte moralisch-ethische Fragestellungen und eine für das Jahr<br />
1965 ungewohnte, avantgardistische Bildsprache zeichnen den <strong>Film</strong> aus, verhinderten<br />
jedoch seinen Kinostart. Die vernichtende Kritik der DDR-Medien adelte ungewollt<br />
den dritten verbotenen <strong>Film</strong> von Regisseur Günter Stahnke, indem sie zum Vergleich<br />
Antonioni und Fellini bemühen. Unmittelbar nach der Premiere gesperrt kam<br />
der <strong>Film</strong> erst 25 Jahre später auf die Leinwände.<br />
Karla (1965/1990)<br />
RE: Herrmann Zschoche, DB: Herrmann Zschoche, Ulrich Plenzdorf,<br />
mit: Jutta Hoffmann, Jürgen Hentsch, Hans Hardt-Hardtloff, Inge Keller, Rolf Hoppe u.a.<br />
Karla Blum kommt frisch von der Universität und soll in einer Kleinstadt eine 12. Klasse<br />
in Deutsch und Geschichte unterrichten. Voller Enthusiasmus will die junge Lehrerin<br />
ihre Schüler zu selbständigen und kritischen Denkern erziehen. Doch bei allen<br />
- Jugendlichen, Kollegen, Direktor wie Schulrätin - stößt sie auf völliges Unverständnis,<br />
denn ihr unkonventionelles Verhalten steht im klaren Widerspruch zu den staatlich<br />
verordneten Prinzipien. Wenig förderlich für Karlas Ansehen ist zudem ihre Liebesbeziehung<br />
zu dem Journalisten Kaspar, der Stalins Verbrechen aufdecken sollte,<br />
dann doch nicht durfte und später aus Protest seinen Beruf an den Nagel hängte.