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Advent – die stade Zeit? Das Unternehmensmagazin von Pur Vital

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20 | Innovation & Qualität<br />

Musiktherapie für schwer<br />

demenzkranke Bewohner<br />

„In einer kleinen Konditorei ...“<br />

…klingt es fröhlich durch den Gang des<br />

Wohnbereichs Pfarrwinkel im <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong> Seniorenpark<br />

Alztal in Garching a. d. Alz.<br />

Es findet gerade der wöchentliche Singkreis<br />

mit der Musiktherapeutin statt. Mehrere Bewohner<br />

haben sich zusammengefunden, um<br />

gemeinsam Musik zu erleben, um sich selbst<br />

durch <strong>die</strong> Musik zu erleben, um miteinander<br />

in Kontakt zu kommen und um einzutauchen<br />

in schon verloren geglaubte Gefühlswelten.<br />

Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen,<br />

jeder nimmt nach seinen Möglichkeiten<br />

und Bedürfnissen teil. Dieses geschieht auf<br />

äußerst vielfältige Art und Weise: aktives<br />

Mitsingen oder Mitgestalten, Zuhören, sich<br />

in den Schlaf singen lassen, ein kurzes Tänzchen<br />

wagen, einen kleinen Plausch mit der<br />

Therapeutin halten, im Vorbeigehen ein wenig<br />

stehen bleiben…<br />

Seit Mai 2009 können <strong>die</strong> Bewohner der<br />

Wohnbereiche Mühlbach mit der Pflegeoase<br />

und Pfarrwinkel das Angebot der Musiktherapie<br />

nutzen. Ich, Frau Eder, bin ausgebildete<br />

Musiktherapeutin und habe mich bereits<br />

während des Musikstudiums intensiv mit der<br />

Wirkung <strong>von</strong> Musik auf Demenzkranke beschäftigt.<br />

Daraus ist meine Abschlussarbeit<br />

hervorgegangen: „Musiktherapie in einer<br />

Pflegeoase – Klangraum für Körper, Geist<br />

und Seele“. Dieser Titel ist schon fast als Konzept<br />

für <strong>die</strong>se wunderschöne Arbeit mit den<br />

Bewohnern zu verstehen.<br />

Lebensqualität erhalten<br />

und verbessern<br />

Grundsätzliches Ziel der Therapie ist es, <strong>die</strong><br />

Lebensqualität der Bewohner zu erhalten<br />

bzw. zu verbessern. Die Qualität der zwischenmenschlichen<br />

Beziehung trägt hierzu<br />

einen entscheidenden Anteil bei und steht<br />

somit im Mittelpunkt der musiktherapeutischen<br />

Arbeit.<br />

Angelehnt an das <strong>von</strong> Tom Kitwood formulierte<br />

elementare Bedürfnis, demenzkranker<br />

Menschen nach „Person-sein“, orientieren<br />

sich meine Interventionen (ausgehend <strong>von</strong><br />

der Indikationsstellung) an den Ressourcen,<br />

Bedürfnissen und der aktuellen Befindlichkeit<br />

des jeweiligen Bewohners. Menschen<br />

mit Demenz leben auch in der schwersten<br />

Phase ihrer Krankheit ihr Leben nach ihrem<br />

eigenen Rhythmus, nach ihren eigenen<br />

Regeln, wenn sie <strong>die</strong> Möglichkeit dazu bekommen.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet im Fall auch, das<br />

Annehmen <strong>von</strong> Kontaktverweigerung. Apathie<br />

und Rückzugstendenzen werden als<br />

wertzuschätzendes Bedürfnis der Bewohner<br />

betrachtet, als Ausdruck <strong>von</strong> Abwehrmechanismen,<br />

mit denen <strong>die</strong> Bewohner dem Verschwinden<br />

der Ich-Funktionen und den daraus<br />

resultierenden Überforderungsgefühlen<br />

entgegen treten.<br />

Wohltuende Atmosphäre<br />

schaffen<br />

Ein gemeinsames Merkmal der an Demenz<br />

erkrankten Bewohner ist der fortschreitende<br />

Verlust der Sprache bzw. der Möglichkeit<br />

zur verbalen Kommunikation. <strong>Das</strong> empathische<br />

Erspüren der Bedürfnisse der Bewohner<br />

und <strong>die</strong> angemessene Reaktion darauf<br />

spielen deshalb in der Musiktherapie eine<br />

besonders wichtige Rolle, um das alltägliche<br />

Miteinander sowie eine wohltuende,<br />

Geborgenheit vermittelnde Atmosphäre<br />

gestalten zu können. Den eingeschränkten<br />

Kommunikationsmöglichkeiten begegne ich<br />

sehr achtsam und zurückhaltend. Eine der<br />

zentralen Aufgaben in der therapeutischen<br />

Begleitung ist das Erspüren des richtigen<br />

Maßes <strong>von</strong> Nähe und Distanz. Deshalb sollte<br />

Musik niemals ohne angemessene Reflexion<br />

eingesetzt werden.<br />

Üblicherweise werden in der Musiktherapie<br />

aktive und rezeptive Anregungen angeboten.<br />

Im <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong> Seniorenpark Alztal muss<br />

der Begriff der „Aktiven Musiktherapie“<br />

jedoch sehr weit gefasst werden. Als aktive<br />

Teilhabe an der Musiktherapie werden<br />

alle Bemühungen der Bewohner gesehen,<br />

durch <strong>die</strong> sie sich stimmlich oder körperlich<br />

in <strong>die</strong> Therapie einbringen. Ich unterstütze<br />

<strong>die</strong> Bewohner darin und ermögliche ihnen<br />

eine selbstbestimmte Mitgestaltung. Hierbei<br />

geht es oft nur um <strong>die</strong> Erzeugung eines<br />

einzelnen Tones, das Experimentieren mit<br />

Klängen, denn <strong>die</strong> Entwicklung komplexerer<br />

musikalischer Strukturen ist auf Grund der<br />

fortgeschrittenen Erkrankung nicht mehr<br />

möglich. Jedoch kann <strong>die</strong>ser eine Klang bzw.<br />

Ton <strong>von</strong> mir aufgenommen werden und in<br />

eine größere zusammenhängende musikalische<br />

Form geführt werden. Der Bewohner<br />

erlebt dadurch das Gefühl <strong>von</strong> Selbstwirksamkeit<br />

und Selbständigkeit.<br />

Musik als stützende Funktion<br />

Wenn ich für den Bewohner spiele (rezeptive<br />

Musiktherapie), hat meine Musik eine<br />

stützende Funktion. <strong>Das</strong> Schaffen einer<br />

Klanghülle für den Bewohner bietet ihm einen<br />

Raum der Geborgenheit, in dem er ganz<br />

er selbst sein kann. <strong>Das</strong> Auflegen und Spielen<br />

<strong>von</strong> stark schwingenden Instrumenten<br />

auf bestimmten Bereich des Körpers ermöglicht<br />

es dem Bewohner, <strong>die</strong> Musik im Körper<br />

wahrzunehmen und sich zu entspannen.<br />

Auftauchende Gefühle werden wiederum<br />

musikalisch aufgenommen und gemeinsam<br />

bearbeitet.<br />

Für <strong>die</strong> Musiktherapie stehen Instrumente<br />

zur Verfügung, <strong>die</strong> den Bedürfnissen und<br />

Möglichkeiten der Bewohner angepasst<br />

sind. Diese sind in der Regel leicht zu handhaben,<br />

sprechen Auge und Ohr an, dürfen<br />

mit allen Sinnen erfahren werden oder<br />

haben besonders intensiv wahrnehmbare<br />

Schwingungen (z.B. Monochord, Tao-Leier,<br />

Trommeln).<br />

Musiktherapie unterscheidet sich ganz wesentlich<br />

<strong>von</strong> Musik im Sinne eines (künstlerischen)<br />

Vortrags. <strong>Das</strong> bedeutet Für-Spiel statt<br />

Vor-Spiel. Der musikalische Ausdruck soll ein<br />

Gefäß für <strong>die</strong> Bedürfnisse und Emotionen<br />

Seit Anfang 2010 begutachten <strong>die</strong> Medizinischen<br />

Dienste der Krankenkasse (MDK)<br />

alle stationären Einrichtungen bzw. auch<br />

ambulante Pflege<strong>die</strong>nste und geben <strong>die</strong>sen<br />

aufgrund ihrer Ergebnisse im MDK-<br />

Transparenzbericht eine Note. Als letzte<br />

Pflegeeinrichtung in der Stadt Straubing<br />

erhielt das <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong> Alten- und Therapiezentrum<br />

seine sog. MDK-Note. Und es ist<br />

eine der Besten in der Stadt mit 1,5!!!<br />

<strong>Das</strong> Prüfungs-Team des MDK bei <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong><br />

bestand aus zwei Gutachterinnen und<br />

zwei Gutachtern und schon während des<br />

Einführungsgespräches entstand eine Atmosphäre,<br />

<strong>die</strong> sowohl Kritik als auch Beratung<br />

auf ein gutes Gleichmass brachten.<br />

des Gegenübers sein, der sich darin aufgehoben<br />

fühlen kann, und ihm ermöglicht, zum<br />

Therapeuten in eine tragfähige Beziehung<br />

zu treten. Im Bereich der Demenzerkrankungen<br />

sind in erster Linie leise und aufmerksame<br />

Gesten angebracht, das Miterleben des<br />

Augenblicks.<br />

„Als Möglichkeit, trotz gestörter Gedächtnis-,<br />

Sprach- und Kommunikationsleistung<br />

dennoch eine Verstehens- und Verständigungsform<br />

zu finden, hat sich Musiktherapie<br />

als <strong>die</strong> basalste Form der Therapie für<br />

Demente erwiesen.“<br />

Zitat aus dem Indikationskatalog (1999) der<br />

Deutschen Gesellschaft für Musiktherapie<br />

Text: Doris Eder, Musiktherapeutin<br />

im <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong> Seniorenpark Alztal in<br />

Garching a. d. Alz<br />

Super MDK-Note <strong>von</strong> 1,5<br />

für <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong> in Straubing<br />

i Aus einer Therapiestunde in der Pflegeoase<br />

Innovation & Qualität | 21<br />

<strong>Das</strong> Lied „Schwesterchen, komm´ tanz mit mir“ ist unser Anfangsritual - wir führen<br />

es als Sitztanz aus. Frau A. lässt mich bereitwillig ihre beiden Hände aufnehmen.<br />

Leicht lässt sie sich <strong>die</strong> Arme führen, ergreift dabei auch selbst <strong>die</strong> Initiative<br />

und schaukelt hin und her. Dabei nickt sie bestärkend mit dem Kopf und murmelt<br />

beifällig dazu. Sie möchte nicht aufhören, bis wir alle vier Strophen des Liedes<br />

gesungen haben. Danach zeige ich ihr eine Rassel aus Kokosnuss. Dazu singe ich<br />

„Wo ist <strong>die</strong> Kokosnuss?“. Frau A. beginnt zu lachen und wippt begeistert mit den<br />

Füßen den Takt mit. Dabei streckt sie einen Arm in <strong>die</strong> Höhe und dirigiert. Wieder<br />

murmelt sie zustimmend. Nach dem Lied seufzt sie laut und zufrieden auf. Mir<br />

signalisiert sie damit das Ende unserer Begegnung. Obwohl ich mich nach dem<br />

Verabschieden <strong>von</strong> ihr mit ihrer Mitbewohnerin beschäftige, schaut sie weiter<br />

interessiert zu und bezieht sich selbst durch Mitdirigieren und Kopfnicken ins<br />

Geschehen mit ein.<br />

Es wurden elf Bewohnerinnen und Bewohner<br />

ausgewählt und dann ging es los - es<br />

wurde geprüft, geredet, gelesen, gezeigt,<br />

in Augenschein genommen (um in der<br />

MDK Sprache zubleiben) und fleißig mitgeschrieben.<br />

Während des Tages hat sich<br />

deutlich abgezeichnet, dass das <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong><br />

in Straubing durch <strong>die</strong> Tatsache der DIN EN<br />

ISO Zertifizierung und der Ausführungen<br />

im Qualitätsmanagement-Handbuch im<br />

Zusammenwirken mit der EDV gestützten<br />

Pflegedokumentation auf einem sehr guten<br />

Stand ist.<br />

Abschließend ist zu sagen, dass <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong><br />

für <strong>die</strong> Beratung und <strong>die</strong> hilfreichen Hinweise,<br />

<strong>die</strong> an <strong>die</strong>sem Tag vom MDK kamen<br />

dankbar ist und zu schätzen weiß. Besonders<br />

erfreulich ist auch, dass das <strong>Pur</strong> <strong>Vital</strong><br />

Alten- und Therapiezentrum als eine der<br />

kostengünstigsten Pflegeeinrichtungen<br />

in Straubing <strong>die</strong>se tolle MDK-Note <strong>von</strong> 1,5<br />

erreichte.<br />

Text: Redaktion <strong>Pur</strong><strong>Pur</strong><br />

Foto: fotolia©Norman Chan

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