oktober 2011 - Herzlich Willkommen bei Quadrat
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42 quadrat 10 / <strong>2011</strong> � profile<br />
WAS MACHT EIGENTLICH<br />
Hubertus van Wezel<br />
Es gibt wohl keinen Namen, der mehr mit Bildung<br />
im Kreis Goslar verbunden ist, als der<br />
von Hubertus van Wezel. 1973 kam der gebürtige<br />
Niederländer von der deutsch-niederländischen<br />
Heimvolkshochschule Aurich in den soeben<br />
neu gebildeten Landkreis Goslar, um hier unter<br />
Einbindung bestehender Institutionen eine Volkshochschule<br />
auf Kreisebene aufzubauen. Van Wezel,<br />
der mit einem Studium der Philosophie und<br />
der Theologie – einschließlich seiner Berufserfahrung<br />
als Pfarrer – aufwarten konnte, war für dieses<br />
aufwändige Projekt geradezu eine Idealbesetzung.<br />
Hinzu kamen profunde Kenntnisse im Bereich der<br />
Erwachsenenbildung aufgrund seiner Dozententätigkeit<br />
in Aurich. Der stets bescheidene van Wezel<br />
bemerkt dazu jedoch schmunzelnd: „Leute mit Erfahrung<br />
in der Erwachsenenbildung gab es ja damals<br />
kaum, wahrscheinlich haben sie mich nur aus<br />
Verlegenheit genommen“. Dem war sicherlich nicht<br />
so, bedurfte es doch einiger Formalien, um den aus<br />
Brabant stammenden Niederländer als Angestellten<br />
der Kreisverwaltung Goslar einzugliedern.<br />
„Meine Herkunft war nie ein Problem“, erklärt Hubertus<br />
van Wezel rückblickend und fügt lachend<br />
hinzu: „Ich war wohl ein teuerer Gastar<strong>bei</strong>ter“.<br />
NACH VIER MONATEN STAND DAS ERSTE<br />
KURS PROGRAMM<br />
Goslar hatte eine gute Wahl getroffen, wie sich in<br />
den folgenden 30 Jahren zeigen sollte. Doch die<br />
Entscheidung für den Harz war auch für die junge,<br />
damals vierköpfige Familie ein Glücksfall, denn<br />
Marianne van Wezel stammte aus Clausthal-Zellerfeld.<br />
Für die Konzertpianistin und Musikpädagogin,<br />
die das kulturelle Leben Goslars in vielfältiger<br />
Weise bereicherte, war dieser Neuanfang zugleich<br />
eine Heimkehr. Obwohl sie einmal mit sehr positivem<br />
Echo einen Kurs zum Thema historische Mu-<br />
„ANFANGS BIN ICH WIE EIN WANDERPREDIGER HERUMGEZOGEN“<br />
sikstile in der Kreisvolkshochschule (KVHS) durchführte,<br />
ging das Ehepaar van Wezel beruflich eher<br />
getrennte Wege. Während Marianne van Wezel sich<br />
ihren Kindern und einer großen Zahl von Schülern<br />
widmete, ging es für ihren Mann darum, die ehrenamtlich<br />
geführten städtischen Volkshochschulen<br />
Goslar und Zellerfeld zu verbinden und unter der<br />
Trägerschaft des Kreises ein modernes Bildungsinstitut<br />
zu schaffen. Zu dieser Mammutaufgabe gehörte<br />
die Erstellung eines auf die Region zugeschnittenen<br />
Kursangebotes, das Anwerben von fähigen<br />
Dozenten, die Bereitstellung passender<br />
Räumlichkeiten sowie der organisatorische Ausbau<br />
der zentral von Goslar geleiteten KVHS. „Als ich<br />
1973 in Goslar anfing, bin ich erst einmal wie ein<br />
Wanderprediger herumgezogen. Ich klapperte die<br />
Schulen ab, warb für die KVHS und suchte Dozenten“,<br />
erzählt Hubertus van Wezel rückblickend.<br />
Sein Engagement lohnte sich. Bereits vier Monate<br />
nach seinem Amtsantritt konnte er ein flächendeckendes<br />
Programm anbieten. In diesem ersten<br />
Semesterplan im Januar 1974 bildeten hochkarätige<br />
Studienreisen nach Griechenland, Leningrad,<br />
Moskau und London besonders attraktive „Rosinchen“.<br />
Später gesellten sich Musikreisen zu den<br />
Wagnerfestspielen nach Bayreuth dazu, ein Ange-<br />
bot, welches die Goslarer der Verbindung der van<br />
Wezels mit der Familie Wagner verdankten.<br />
Das Angebot der Volkshochschulen, das sich traditionell<br />
aus den Sparten Sprachen, Kultur, Kunst,<br />
Musik, Schule und Beruf sowie aus Gesundheitsund<br />
Sportkursen zusammensetzt, hat im Laufe der<br />
Zeit eine Verschiebung der Gewichtung von der<br />
Nachkriegsnotwendigkeit zur Bildung als Hobby<br />
erfahren. Gleich blieb jedoch stets das Grundprinzip,<br />
Bildung für jeden finanzierbar anzubieten.<br />
Aufgabe von Hubertus van Wezel als Leiter der<br />
KVHS war es, die Bezahlbarkeit für die Hörer, aber<br />
auch die Finanzierbarkeit der Kurse im Blick zu<br />
behalten. In den 80er-Jahren brachte die KVHS die<br />
ersten in den Beruf strebenden Frauen zum Sekretärinnenabschluss.<br />
1980 feierte sie ihre ersten<br />
Abiturienten, wo<strong>bei</strong> der älteste Teilnehmer damals<br />
45 Jahre alt war. Sprachkurse bekamen in der Zeit<br />
wachsender Gastar<strong>bei</strong>terzahlen einen ganz besonderen<br />
Stellenwert, dies erkannte niemand besser<br />
als der ebenfalls aus einem Nachbarland stammende<br />
Hubertus van Wezel. Zwar heißt es heute nicht<br />
mehr „Gastar<strong>bei</strong>ter“, doch werden die Deutschkurse<br />
für Ausländer noch immer sehr gut besucht. Besonders<br />
in der Zweigstelle Clausthal-Zellerfeld sind<br />
es überwiegend chinesische Studenten, die das<br />
Angebot, Deutsch zu lernen, eifrig annehmen.<br />
GESPÜR FÜR NOTWENDIGKEITEN<br />
UND TRENDS<br />
Bei der Palette der angebotenen Kurse bewies Hubertus<br />
van Wezel immer ein sicheres Gespür dafür,<br />
was interessiert, was gebraucht wird und was Trend<br />
werden könnte. „Als damals die Mengenlehre aufkam,<br />
boten wir sofort Kurse für Eltern an. Das war<br />
ein Renner“, erzählt er nicht ohne Begeisterung.<br />
Und als nur wenige Jahre später die ersten vier-<br />
FOTOS: BERND SCHUBERT