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Projekt 3: Hallstadt - Dachstein - Fachbereich Landschaftsplanung ...

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Regionales Erbe<br />

nachhaltig nutzen!<br />

Kleinregionales Entwicklungskonzept Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong>


Danksagung<br />

Im Namen aller StudentInnen möchten wir uns bei folgenden Personen<br />

HR DI Dr. Martin Kastner, Land OÖ, Abteilung ländliche Neuordnung | HR DI Dr. Hans-Peter Jeschke, ICOMOS Austria |<br />

MinRat. Mag. DI Dr. Bruno Maldoner, BMUK, Welterbebeauftragter | DI Katharina Gugerell, Universität für Bodenkultur Wien |<br />

HR DI Klaus Scherhaufer, Land OÖ, Abteilung Raumordnung | WissOR Mag. Michael Brands, Land OÖ, Abteilung Naturschutz |<br />

Mag. Dr. Alexander Schuster, Land OÖ, Abteilung Naturschutz | Claudia Höll, Verein REGIS | Rosi Wimmer, Verein REGIS |<br />

Alexander Scheutz, Bgm. Hallstatt | Egon Höll, Bgm. Gemeinde Obertraun | Pamela Binder | Petra Ebenlechner |<br />

Mag. Leopold Feichtinger | Elisabeth Grill | Ing. Gerald Häupl | Helmut Hemetzberger | Theresia und Wilhelm Lichtenegger |<br />

Norbert Meier | Peter Perstl | Rosa und Alfred Platzl | Lukas Pilz | Maria und Rudolf Putz | Hannelore Rath | Regina Renner |<br />

Ing. Hansjörg Schenner | Konrad Schlömmer | Peter Wimmer | Leopoldine und Otto Zahler | Robert Zauner<br />

herzlich für die Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken.<br />

Impressum<br />

AutorInnen: Claudia Auzinger | Barbara Färber | Andrea Gruber | Jana Hann | Chien-Hu Hsiung | Daria Kletzl | Thomas Lang |<br />

Theresa Lingg | Christian Lubena | Wolfgang Niel | Rosa Ruesch | Katrin Unger<br />

BetreuerInnen: Univ.Ass. DI Dr. Peter Kurz<br />

Univ.Ass. DI Dr. Gisa Ruland<br />

Eigentümer und Herausgeber: <strong>Fachbereich</strong> für <strong>Landschaftsplanung</strong> und Gartenkunst<br />

Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen<br />

Technische Universität Wien<br />

Operngasse 11 (4.OG)/1040 Wien/Austria<br />

landscape@tuwien.ac.at<br />

www.landscape.tuwien.ac.at<br />

ISBN: 3-900804-22-2<br />

Druck: Wograndl Druck GmbH, Druckweg 1/7210 Mattersburg/Austria<br />

Layout: Jana Hann<br />

Korrektur: Sebastian Raho<br />

Wien 2012<br />

Quelle Titelbild: Bildarchiv Oberösterreich Tourismus, 2012


Vorwort<br />

3<br />

Im Studiengang Raumplanung und<br />

Raumordnung der Technischen Universität<br />

Wien sind <strong>Projekt</strong>arbeiten ein zentraler<br />

Bestandteil des Studiums. Für die<br />

Studierenden im Masterstudium besteht<br />

in diesem <strong>Projekt</strong> die Anforderung ihr<br />

Wissen und ihre Erfahrungen aus dem<br />

ersten Studienabschnitt auf inhaltlicher,<br />

strukturell-organisatorischer und methodischer<br />

Ebene zu erweitern.<br />

Die Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> bietet<br />

sich an, um das Verständnis für die<br />

Wechselbeziehungen zwischen Naturraum<br />

und menschlichen Nutzungsansprüchen<br />

in einen ökologisch sensiblen<br />

und kulturgeschichtlich außerordentlich<br />

bedeutsamen Landschaftsraum zu<br />

vertiefen.<br />

Ziel und Aufgabenstellung war es,<br />

aufbauend auf einer landschaftsökologischen<br />

und landschaftsgeschichtlichen<br />

Analyse Ansätze und Prinzipien für eine<br />

integrierte Landschaftsentwicklung für<br />

die Teilbereiche Siedlung, Freiflächen<br />

und Kulturlandschaft sowie Tourismus<br />

zu erarbeiten.<br />

Eine besondere Bedeutung hatte hierbei<br />

das Kennen lernen und Berücksichtigen<br />

des Zusammenwirkens von Raumordnung,<br />

<strong>Landschaftsplanung</strong>, Regionalplanung<br />

und den Fachplanungen (Agrar,<br />

Forst, Naturschutz, Wasser) im Kontext<br />

des UNESCO- Weltkulturerbestatus der<br />

Region.<br />

In einer engagierten Arbeit der Studierenden<br />

mit der Unterstützung der<br />

Verantwortlichen für die Entwicklung der<br />

Region (Landesverwaltung, Regionalverband<br />

REGIS, Bürgermeister, Beauftragte<br />

für Denkmalschutz und Welterbe u.a.)<br />

und der BürgerInnen, insbesondere aus<br />

Obertraun, entstand ein kleinregionales<br />

Entwicklungskonzept mit ersten Ideen<br />

für eine vertiefende gemeinsame Entwicklung<br />

der Region.<br />

Die vorliegende Broschüre bietet eine<br />

kompakte Kurzfassung der wichtigsten,<br />

im <strong>Projekt</strong> erarbeiteten Inhalte und Ergebnisse.<br />

Wir wünschen eine anregende<br />

Lektüre und hoffen, dass die eine oder<br />

andere Überlegung zur weiteren erfolgreichen<br />

Entwicklung der Welterberegion<br />

Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> beiträgt.<br />

Gisa Ruland<br />

Peter Kurz<br />

Wien, im Juni 2012


4<br />

Die Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong><br />

BAD GOISERN<br />

GOSAU<br />

HALLSTATT<br />

OBERTRAUN<br />

Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> Quelle: eigene Bearbeitung, Kartengrundlage: BEV (2012)


Inhaltsverzeichnis<br />

5<br />

Einleitung<br />

Analyse<br />

Beteiligungsverfahren<br />

Leitbild<br />

Kulturlandschaft<br />

Siedlungsentwicklung<br />

Gewässer<br />

Tourismus<br />

Schlusswort<br />

Quellenverzeichnis<br />

6<br />

8<br />

11<br />

13<br />

14<br />

23<br />

32<br />

40<br />

48<br />

50


6<br />

Einleitung<br />

Im Rahmen eines <strong>Projekt</strong>s des Masterstudiums<br />

der Raumplanung und Raumordnung<br />

an der Technischen Universität<br />

Wien, wurde im Sommersemester 2012<br />

ein kleinregionales Entwicklungskonzept<br />

für die Welterberegion Hallstatt-<strong>Dachstein</strong><br />

erarbeitet<br />

Charakteristik der Region<br />

Die Planungsregion, gelegen im Bezirk<br />

Gmunden im südlichen Oberösterreich,<br />

umfasst die Gemeinden Bad Goisern,<br />

Gosau, Hallstatt und Obertraun. Derzeit<br />

(Stand Jänner 2012) leben in den vier Gemeinden<br />

knapp 11.000 EinwohnerInnen.<br />

Die Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> ist geprägt<br />

von einer über 5.000-jährigen Geschichte<br />

der Besiedelung und Landnutzung.<br />

Ausgehend von der bergbaulichen<br />

Gewinnung und Verarbeitung des lokal<br />

vorhandenen Rohstoffes Steinsalz ist in<br />

dem abgeschiedenen Gebirgsraum eine<br />

einzigartige Kulturlandschaft entstanden.<br />

Diese Einzigartigkeit hat der Region das<br />

UNESCO-Siegel des Welt-Kulturerbes<br />

eingebracht. Die landschaftliche Eigenart<br />

und Schönheit bildet seit dem<br />

19. Jahrhundert auch die Grundlage für<br />

eine zunehmende touristische Inwertsetzung<br />

der Region.<br />

Kleinregionales<br />

Entwicklungskonzept<br />

Vorab ist zu anzuführen, dass das<br />

kleinregionale Entwicklungskonzept in<br />

Oberösterreich nicht gesetzlich verankert<br />

ist. Die vorliegende Broschüre stellt<br />

daher eine Pilotstudie dar. Den Rahmen<br />

bildet hierbei der Welterbestatus, der<br />

die 4 Gemeinden miteinander verbindet<br />

sowie die vielfältigen natur-, kultur- und<br />

wirtschaftsräumlichen Verflechtungen,<br />

die damit einhergehen. Die Kleinregion<br />

Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> kann – nicht allein<br />

aufgrund ihres Status als Welterbelandschaft<br />

– den Charakter einer „Modellregion<br />

entwickeln.<br />

Basis für ein kleinregionales Entwicklungskonzept<br />

ist der freiwillige Zusammenschluss<br />

von einzelnen Gemeinden<br />

zu einer Kleinregion. In diesem Konzept<br />

sind gemeinsame Strategien und Zielsetzungen<br />

definiert, um die Kleinregion<br />

in ihrer wirtschaftlichen, sozialen und<br />

kulturellen Eigenart und Vielfalt zu erhalten<br />

und weiterzuentwickeln. Wichtig ist<br />

Synergien zu erkennen und aufzuzeigen<br />

um eine gemeinsame Identität für die<br />

Region zu schaffen.<br />

UNESCO Weltkulturerbe<br />

Ziel der UNESCO ist es, weltweit<br />

besonders schützenswerte Kultur- und<br />

Naturdenkmäler der Menschheit für zukünftige<br />

Generationen auszuwählen und<br />

zu erhalten. Den Welterbestatus erlangt<br />

eine Region aufgrund ihrer Einzigartigkeit,<br />

Authentizität (historische Echtheit)<br />

und Integrität (Unversehrtheit).<br />

Seit Dezember 1997 ist die Region als<br />

Beitrag Österreichs in der Liste des<br />

UNESCO-Welterbes aufgenommen.<br />

Die Landschaft und die Geschichte der<br />

Salzgewinnung prägen die Region und<br />

kennzeichnen damit die Einzigartigkeit.<br />

Der Welterbestatus birgt für die räumliche<br />

Entwicklung der Region Potentiale,<br />

aber auch Probleme.<br />

Im Rahmen der UNESCO wurde in der<br />

Charta von Venedig das Ziel festgelegt,<br />

Denkmäler zu konservieren und zu<br />

restaurieren, um sie als geschichtliche<br />

Zeugen zu erhalten. Für die Siedlungsentwicklung<br />

stellen der Welterbestatus<br />

und die Charta von Venedig Einschränkungen<br />

bei Nutzungsänderungen dar<br />

und Eingriffe können nur innerhalb<br />

bestimmter Grenzen bewilligt werden<br />

(Charta von Venedig 1964, Artikel 3).<br />

In der Weltkulturerbelandschaft Hallstatt-<br />

<strong>Dachstein</strong> kommt der Landwirtschaft<br />

zur achtsamen Weiterentwicklung<br />

der Kulturlandschaft ein besonderer<br />

Stellenwert zu. Kategorisiert als „organisch<br />

entwickelte Landschaft“ zählt die<br />

Welterberegion zu den „fortbestehenden<br />

Landschaften“, welche nach wie vor<br />

von einer Kultur geprägt wird und in der<br />

auch ihre traditionelle Lebensweise fortgesetzt<br />

wird. (Jeschke 2002: 324) Ziel<br />

ist es, die Kulturlandschaft behutsam<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Die Wasserlandschaft hat einen großen<br />

Einfluss auf das Landschaftsbild der Region.<br />

Daher gilt es diese zu bewahren.<br />

Gewässer prägen nicht nur die Landschaft,<br />

sie sind auch eine wichtige


7<br />

Hallstättersee<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Lebensgrundlage für Menschen, Tiere<br />

und Pflanzen. Deshalb müssen sie<br />

geschützt und ihre Funktion auf Dauer<br />

sicher gestellt werden.<br />

Der Welterbestatus stellt für den Tourismus<br />

ein Gütesiegel dar. Denn ein Drittel<br />

aller internationalen Reisen haben einen<br />

kulturellen Schwerpunkt. Daher hat der<br />

Welterbestatus einen wichtigen Einfluss<br />

auf die touristische Entwicklung der<br />

Region (Nowothny 2010:1). Die Herausforderung<br />

ist es, die touristische Vielfalt<br />

unter einen Hut zu bringen.<br />

Leitgedanken und Ziele<br />

des <strong>Projekt</strong>es<br />

In allen Themenbereichen wurden folgende<br />

Schwerpunkte herausgearbeitet:<br />

> Geschichtliches Erbe nachhaltig nutzen<br />

> Regionale Ressourcen in Wert setzen<br />

> Gemeinsame Identität stärken<br />

> Ein ausgewogenes Verhältnis von<br />

Erhaltung und Weiterentwicklung finden<br />

Methodik<br />

Die StudentInnen haben sich jeweils<br />

in Kleingruppen mit den vier einzelnen<br />

Themenbereichen Siedlungswesen, Kulturlandschaft,<br />

Gewässer und Tourismus<br />

befasst. Im Rahmen einer einwöchigen<br />

Exkursion haben sich diese vor Ort<br />

mit der Region auseinandergesetzt. In<br />

dieser Zeit gab es unterschiedlichste<br />

Gespräche mit ExpertInnen aus den Gemeinden,<br />

von verschiedenen Behörden<br />

und eine Befragung von LandwirtInnen<br />

in Obertraun und Hallstatt.<br />

Ausgehend von der Bestandsanalyse,<br />

die die strukturelle Ausgangssituation<br />

der Region beschreibt, werden mittels<br />

einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risken-Analyse,<br />

Defizite sowie zukünftige<br />

Entwicklungschancen herausgearbeitet.<br />

Auf Basis der Analyse wurde ein Leitbild<br />

entwickelt, welches die Entwicklungsstrategie<br />

in der Region formuliert.<br />

Aufbauend auf konkrete Zielsetzungen<br />

für die einzelnen Sachgebiete werden<br />

Maßnahmen herausgearbeitet, die zur<br />

Weiterentwicklung der Region beitragen<br />

können.<br />

Die erarbeiteten Leitbilder zu den<br />

Themengebieten Tourismus, Kulturlandschaft,<br />

Gewässer und Siedlung wurden<br />

zu einem Gesamtleitbild für die Welterberegion<br />

zusammengefügt.


8<br />

Stärken-Schwächen-Analyse<br />

Eine Stärken-Schwächen-Analyse dient<br />

als Grundlage für die Erarbeitung von<br />

möglichen Entwicklungstrategien und<br />

Leitbildern. Es werden Stärken, Schwächen,<br />

Chancen und Risiken aufgezeigt,<br />

die während der Bestandsanalyse<br />

herausgearbeitet wurden.<br />

Die vorliegende Stärken-Schwächen-<br />

Analyse wurde auf Basis der Detailanalysen<br />

in den vier Themenbereichen<br />

Siedlungsentwicklung, Kulturlandschaft,<br />

Tourismus und Gewässer durchgeführt.<br />

Zuerst wird auf die gesamte Region<br />

eingegangen, die anschließende Karte<br />

zeigt dann die spezifische Stärken,<br />

Schwächen, Chancen und Risiken in<br />

den einzelnen Gemeinden.<br />

Stärken<br />

Landschaftliches Potential<br />

Die Landschaft der Welterberegion<br />

Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> zeichnet sich durch<br />

Schönheit und in der Geschichte<br />

begründete Eigenart aus. Historisch<br />

bedingt ist die Kleinstrukturiertheit der<br />

Landwirtschaft, welche zum heutigen<br />

kleinteiligen Landschaftsbild geführt hat.<br />

Die naturnahe Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen<br />

Flächen und die Nutzung<br />

zahlreicher Almen ist eine weitere<br />

Stärke. Das Natura 2000 Schutzgebiet<br />

<strong>Dachstein</strong> erstreckt sich über 40% der<br />

Fläche der Region.<br />

All dies trägt dazu bei, dass die Region<br />

von der UNESCO mit dem Welterbestatus<br />

ausgezeichnet wurde und touristisch<br />

äußerst attraktiv ist.<br />

Natürliche Ressourcen<br />

Außerdem ist die Region reich an den<br />

natürlichen Ressourcen Wasser, Salz<br />

und Holz. Der Holzvorrat ist allerdings<br />

großteils nicht für regionalen Gebrauch<br />

verfügbar, weil sich der Wald in Besitz<br />

der Österreichischen Bundesforste<br />

befindet. Auch der Hallstättersee gehört<br />

den ÖBF. Die Wasserkraft wird z. B.<br />

durch die Kraftwerksgruppe Gosau<br />

genutzt. Hallstatt ist schon seit Jahrtausenden<br />

für sein Salinenwesen bekannt.<br />

Kulturelles Potential<br />

Kulturelle Potentiale sind die historischen<br />

Siedlungsstrukturen und der Gebäudebestand<br />

in Hallstatt, welche den Ort zu<br />

einem touristisch internationalen Anziehungspunkt<br />

machen.<br />

Regionale Bindung<br />

In der Bevölkerung besteht eine starke<br />

Bindung zur Region, welche sich z.B. in<br />

dem Willen zur Wahrung der Baustruktur<br />

äußert.<br />

Kooperationen zwischen den<br />

Gemeinden<br />

Auch die Kooperationen zwischen den<br />

Gemeinden sind ein positiver Aspekt. So<br />

gibt es seit Jahren den Reinhalteverband<br />

Hallstätter See und den Tourismusverband<br />

Inneres Salzkammergut.<br />

Schwächen<br />

Abwanderung der jungen Bevölkerung<br />

Gründe dafür sind wahrscheinlich die<br />

eingeschränkten beruflichen Perspektiven<br />

in der Region und die weite<br />

Distanz zu Arbeitsplätzen außerhalb.<br />

Die Branchenstruktur ist eher wenig<br />

diversifiziert und es gibt kaum größere<br />

ArbeitgeberInnen.<br />

In den touristischen Berufen gibt es<br />

unattraktive Arbeitszeiten und eine<br />

starke saisonale Bindung, welche sie für<br />

junge Leute wenig interessant machen,<br />

weil dadurch geringe Möglichkeiten zum<br />

Aufbau einer Existenz geboten werden.<br />

Zersiedelung<br />

In der Region gibt es zum Teil starke<br />

Zersiedelungstendenzen. Durch die<br />

disperse Siedlungstätigkeit kommt es zu<br />

hohen kommunalen wie auch privaten<br />

Aufwendungen, weil die Kosten für die<br />

Errichtung und Instandhaltung der<br />

Infrastruktur höher sind als in kompakten<br />

Siedlungen.<br />

Eine weitere Folge ist die mögliche Beeinträchtigung<br />

des Landschaftsbildes.<br />

Fehlendes Verkehrskonzept<br />

Die Erreichbarkeit der Gemeinden mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln ist teilweise<br />

unzureichend. Die unterschiedlichen<br />

Verkehrsträger wie Bus und Bahn sind<br />

eher schlecht aufeinander abgestimmt.<br />

Für FußgängerInnen und RadfahrerInnen<br />

gibt es keine räumlich von der Bundesstraße<br />

getrennte Verbindung zwischen<br />

Hallstatt und Bad Goisern.<br />

Für die Koordination der unterschiedlichen<br />

Verkehrsträger wäre daher ein<br />

Verkehrskonzept sehr wichtig.


9<br />

Nicht ausreichende landwirtschaftliche<br />

Förderungen<br />

Die landwirtschaftlichen Förderungen<br />

sind nicht auf die Kleinstrukturiertheit der<br />

Landwirtschaft ausgelegt.<br />

Daher bekommen die Betriebe wenig<br />

finanzielle Unterstützung, so dass der<br />

Erhalt der Landwirtschaft oft wirtschaftlich<br />

nicht rentabel ist. Dies ist sicher<br />

mit ein Grund für die oft ungeklärten<br />

Hofnachfolgen der Betriebe.<br />

Chancen<br />

Ausbau des Wegenetzes für RadfahrerInnen<br />

und FußgängerInnen<br />

Eine Erweiterung der bestehenden Radund<br />

Fußwegestruktur der Region kann<br />

wichtige Lücken im Wegenetz für den<br />

nichtmotorisierten Verkehr schließen.<br />

Das Angebot soll zu Erholungszwecken<br />

ausgebaut und neue Verbindungen,<br />

bspw. zwischen Hallstatt und Bad Goisern,<br />

geschaffen werden.<br />

REGIS als wichtiger Kooperationspartner<br />

Für eine eigenständige und sanfte Regionalentwicklung<br />

stellt REGIS die zentrale<br />

Förderstelle dar. Es sollten vermehrt<br />

<strong>Projekt</strong>e über diesen Verein abgewickelt<br />

werden, um in der Region neue Impulse<br />

zu setzen und die Kooperation zwischen<br />

allen Beteiligten zu stärken.<br />

Welterbestatus als Motivation<br />

Das Welterbesiegel sollte als Ansporn<br />

dienen, die Kulturlandschaft behutsam<br />

weiter zu entwickeln und zu pflegen.<br />

Auch der Tourismus profitiert von einem<br />

intakten und attraktiven Landschaftsbild.<br />

Daher ist es umso wichtiger die<br />

Landwirtschaft zu fördern um damit die<br />

Kulturlandschaft zu erhalten.<br />

Risiken<br />

Weitere Abwanderung der jungen<br />

Bevölkerung<br />

Verstärkt sich die Abwanderung der<br />

jungen Bevölkerung, kann dies u. a.<br />

negative Auswirkungen auf die Siedlungsstruktur,<br />

wie z.B. Leerstände, oder<br />

für das Gemeindebudget haben.<br />

Naturgefahren<br />

Naturgefahren stellen einerseits ein<br />

Risiko für die Bevölkerung sowie ihre<br />

Sachgüter dar, als auch eine Einschränkung<br />

der Siedlungsentwicklung, die in<br />

den Gefahrenzonen nicht mehr stattfinden<br />

darf. Die Region ist gefährdet von<br />

Hochwässern an Wildbächen, dem Gosaubach<br />

und der Traun sowie Lawinen,<br />

Steinschlägen und Murenabgängen.<br />

Verbuschung/ Verwaldung<br />

Durch die Aufgabe landwirtschaftlicher<br />

Betriebe besteht die Gefahr, dass<br />

insbesondere Flächen in Hanglagen<br />

nicht mehr gepflegt werden. Diese<br />

sind von Verbuschung und später von<br />

Verwaldung bedroht. Dadurch verändert<br />

sich das Landschaftsbild eher negativ<br />

und mindert dadurch die touristische<br />

Attraktivität der Region. Die Gemeinden<br />

werden in Folge eingreifen müssen, um<br />

diese Flächen zu pflegen, was aber mit<br />

hohen Kosten verbunden sein wird.


10<br />

Stärken-Schwächen-Karte der Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> Quelle: eigene Bearbeitung, Kartengrundlage: BEV (2012)


World Café in Obertraun<br />

11<br />

Spannende Diskussionsrunden beim World Café<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Das Wissen und die Erfahrungen der<br />

Bevölkerung aus der Region Hallstatt-<br />

<strong>Dachstein</strong> ist für ein Entwicklungskonzept<br />

essentiell. Die dort lebenden<br />

Menschen sind die ExpertInnen für diese<br />

einzigartige Region.<br />

Besonders bei einer Welterebergion, die<br />

im Spannungsfeld zwischen Konservierung<br />

und Weiterentwicklung steht, darf<br />

nicht vergessen werden, dass diese<br />

immer vorrangig ein Lebensraum für die<br />

beheimatete Bevölkerung ist.<br />

Aus diesem Grund war es uns ein Anliegen<br />

die Bevölkerung direkt in unseren<br />

Arbeitsprozess miteinzubeziehen.<br />

Da das „Wissen aus erster Hand“ für<br />

das <strong>Projekt</strong> einen nicht zu unterschätzenden<br />

Stellenwert einnimmt wurde eine<br />

Diskussionsveranstaltung vor Ort abgehalten.<br />

Durch diese Veranstaltung konnten<br />

neue Impulse in das Gesamtkonzept<br />

und in die Entwicklung der Leitbilder und<br />

Ideen eingebunden werden.<br />

In Form eines World Cafés, bestehend<br />

aus kleineren Gesprächsgruppen, wurde<br />

über die Entwicklungschancen der<br />

Region diskutiert. Das World Café bietet<br />

Raum, um das Wissen der Beteiligten<br />

und deren Perspektiven zu sammeln<br />

und sich auszutauschen, um neue Ideen<br />

zu entwickeln und Handlungsmöglichkeiten<br />

zu fi nden.<br />

Als Einführung in den Abend diente<br />

eine kurze Präsentation über den Stand<br />

der Arbeit. Danach folgten getrennte<br />

Gesprächsrunden zu den vier Themenbereichen:<br />

Siedlung, Kulturlandschaft,<br />

Gewässer und Tourismus.<br />

Anschließend wurden die wichtigsten<br />

Ergebnisse gesammelt und den<br />

TeilnehmerInnen vorgestellt.<br />

An der Diskussionsverantstaltung<br />

beteiligten sich unter anderem MitarbeiterInnen<br />

des Tourismusverbandes,<br />

GemeindevertreterInnen, Bauern und<br />

BäuerInnen aus der Region sowie Zuständige<br />

für Hochwasserschutzprojekte<br />

und ein Vertreter der Abteilung Ländliche<br />

Neuordnung der oberösterreichischen<br />

Landesregierung.<br />

Dank dieser regen Teilnahme wurden<br />

spannende Diskussionen geführt, die<br />

unsere weitere Arbeit entscheidend<br />

prägten. Die Gespräche halfen uns bisher<br />

ungeklärte Fragen zu beantworten und<br />

ließen uns manche Ideen nochmals<br />

überdenken.


Regionales Erbe nachhaltig nutzen!<br />

13<br />

Ausgehend von den Analysen werden<br />

in einem Leitbild für die Region Visionen<br />

und Zielsetzungen für eine Verbesserung<br />

der Lebenssituation für die BürgerInnen<br />

der Welterberegion <strong>Dachstein</strong> - Salzkammergut<br />

formuliert. Sowohl die kulturlandschaftlichen<br />

und topographischen<br />

Besonderheiten mit den Schwerpunkten<br />

Wasser, Wald und Salz und die frühzeitliche<br />

Besiedelung der Hallstattregion,<br />

als auch die langjährige touristische<br />

Geschichte charakterisieren die Gegend.<br />

Genau diesen Besonderheiten wurde im<br />

Rahmen des UNESCO-Weltkultur- und<br />

Naturerbestatus ein besonderer Stellenwert<br />

verliehen.<br />

Das Leitbild beschreibt die generellen<br />

Zielrichtungen für eine nachhaltige<br />

Entwicklung dieser sensiblen Gegend<br />

und Maßnahmen zur Belebung der vier<br />

Gemeinden des inneren Salzkammerguts<br />

und dient als konkreter Leitfaden<br />

für die EntscheidungsträgerInnen der<br />

Region.<br />

Die Stärken und Potentiale sollen aufgegriffen<br />

und die gemeinsame Identität genutzt<br />

werden, um die Region längerfristig<br />

zu stärken und die Lebenssituation<br />

der Bevölkerung zu verbessern. Anhand<br />

des Leitbildes werden Entwicklungsstrategien<br />

definiert, durch die eine weitere<br />

sanfte Entwicklung möglich ist.<br />

Aufbauend auf den folgend formulierten<br />

Grundsätzen werden in einem weiteren<br />

Schritt konkrete Maßnahmen, <strong>Projekt</strong>e<br />

und Strategien, die eine Umsetzung<br />

ermöglichen, erarbeitet.<br />

Hallstatt mit Hallstättersee<br />

Die vorhandenen landschaftlichen<br />

Qualitäten werden vielen Bedürfnissen<br />

gerecht. Die Vielfalt an Lebensräumen,<br />

von großer Naturnähe bis zu intensiv gestalteten<br />

Bereichen, bieten BewohnerInnen<br />

und Erholungssuchenden attraktive<br />

und abwechslungsreiche Möglichkeiten<br />

des Naturgenusses und der Freizeitgestaltung.<br />

Dies sind gute Voraussetzungen, die<br />

Region als attraktiven Wohn- und<br />

Erholungsort zu sichern. Um die gemeinsame<br />

Identität der Welterberegion<br />

<strong>Dachstein</strong>-Salzkammergut zukünftig<br />

sichern zu können ist es essentiell,<br />

auf die Bedürfnisse der verschiedenen<br />

Interessensgruppen einzugehen und<br />

gemeinsam an Modellen für die Zukunft<br />

zu arbeiten.<br />

Generelle Strategien<br />

> Schaffung eines „alltagstauglichen“<br />

Lebensraums für die Bevölkerung<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

> Erhalt der landschaftlichen Besonderheiten<br />

und des kulturellen Erbes<br />

> Sanfte Weiterentwicklung der kultur<br />

landschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Voraussetzungen<br />

> Stärkung des Zusammenhalts der vier<br />

Gemeinden und Ausbau bestehender<br />

Kooperationen sowohl im Tourismus,<br />

als auch in anderen Wirtschaftsbereichen<br />

> Schaffung von angemessenen Wohnquartieren<br />

für die Bevölkerung<br />

> Gewährleistung einer ökologisch<br />

nachhaltigen Nutzung der Gewässer<br />

In den folgenden Kapiteln werden<br />

entsprechend der Themenbereiche<br />

Siedlungswesen, Kulturlandschaft,<br />

Wasser und Tourismus fachspezifische<br />

Analysen, Leitbilder und Ziele definiert.<br />

Aufbauend auf diese, wurden Maßnahmen<br />

entwickelt und die bedeutendsten<br />

genauer behandelt, um somit einen<br />

genaueren Einblick in die jeweiligen Entwicklungsschwerpunkte<br />

zu ermöglichen.


KULTUR-<br />

LANDSCHAFT


15<br />

Streuobstwiese am Rande des Talbodens von Obertraun<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Behutsames Auseinandersetzen<br />

statt blinder<br />

Musealisierung –<br />

Kulturerbelandschaft im<br />

innerern Salzkammergut<br />

Die Kulturlandschaft der Welterberegion<br />

Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> verdankt ihr Erscheinungsbild<br />

und die Eigenart ihrer Naturund<br />

Siedlungsräume einer zeitlich lang zurückreichenden<br />

Geschichte menschlicher<br />

Landschaftskultivierung. Die Kleinteiligkeit<br />

in den Besitz- und Bewirtschaftungsstrukturen<br />

der Region, welche sich im heutigen<br />

Landschaftsbild widerspiegelt, hat ihre historischen<br />

Wurzeln in der Salinenwirtschaft,<br />

als Salinenarbeiter zum Nebenwerb mit<br />

kleinen Landwirtschaften zur Selbstversorgung<br />

ausgestattet wurden. Kulturlandschaften<br />

sind aber nicht nur Zeugen<br />

geschichtlicher Entwicklungen, sondern<br />

bilden auch die aktuellen Einflüsse auf<br />

die Landschaft ab. Sie entstehen als<br />

Nebenprodukt des von gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen und individuellen<br />

Zielsetzungen geleiteten Handelns der<br />

LandnutzerInnen, KonsumentInnen und<br />

BewohnerInnen (MIR 2007: 4). Somit sollte<br />

Kulturlandschaft nicht als starre Schutzkategorie<br />

aufgefasst, sondern gemäß<br />

aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen<br />

behutsam weiterentwickelt werden.<br />

Landwirtschaft als treibende<br />

Kraft der Kulturlandschaftssicherung<br />

Die Bedeutung der regionstypischen<br />

Landwirtschaft für die Kulturlandschaftssicherung<br />

in der als Weltkulturerbelandschaft<br />

ausgezeichneten Region<br />

Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> ist unbestritten. Die<br />

durchgeführte Analyse der landwirtschaftlichen<br />

Situation und ihrer Rahmenbedingungen<br />

in den Gemeinden Bad Goisern,<br />

Gosau, Hallstatt und Obertraun stellt die<br />

Basis für mögliche zukünftige Szenarien<br />

dar und ist Ausgangspunkt für die Erarbeitung<br />

regionaler Entwicklungsstrategien.


16<br />

Ausgangslage<br />

Ein historisches Erbe<br />

Schon auf Grund der naturräumlichen<br />

Gegebenheiten (enge Täler, steile<br />

Hänge, raues Gebirgsklima) waren seit<br />

jeher die Entstehungsmöglichkeiten<br />

von großfl ächigen, vollerwerbsfähigen<br />

Landwirtschaften im Salzkammergut<br />

eingeschränkt.<br />

Jene LandwirtInnen, welche nur Kleinbetriebe<br />

führen, sehen ihre Landwirtschaft<br />

heute vielmehr als Hobby an, obwohl<br />

sehr viel Arbeitszeit investiert werden<br />

muss. Oft steht die Landwirtschaft heute<br />

auch in enger Verbindung mit dem<br />

Tourismus, da sie die Kulturlandschaft<br />

mitprägt und somit die Basisressource<br />

für das landschaftsbedingte Erholungspotential<br />

bereitstellt.<br />

Für die besondere Ausprägung der –<br />

kleinregional teils sehr differenzierten –<br />

Landwirtschaften war jedoch die Waldund<br />

Bergbauwirtschaft ausschlaggebend.<br />

Für jene Salz- und Holzarbeiter<br />

wurden als Nebenerwerb Kleinlandwirtschaften<br />

zur Sicherstellung ihrer<br />

Ernährungsgrundlage geschaffen und<br />

Höfen Servitutsrechte für Weide und<br />

Forst zugeschrieben.<br />

Während in Gosau heute noch viele Landwirte<br />

von ihrem Weiderecht Gebrauch machen,<br />

wird dieses in Bad Goisern immer<br />

mehr in Geld und Eigengrund abgelöst.<br />

In Hallstatt und Obertraun gibt es nur<br />

noch sehr wenige Vieh haltende Betriebe,<br />

wodurch folglich auch die Almbewirtschaftung<br />

zurück geht (Jeschke 2006: 81ff).<br />

Kleinteiligkeit als Entwicklungspotential Betriebsgrößen in der Welterberegion<br />

Quelle: Eigene Darstellung, Datengrundlage: Abteilung ländliche Neuordnung - Agrarbehörde OÖ o.J.<br />

Kulturlandschaftssicherung<br />

im inneren Salzkammergut<br />

Im Rahmen des von der Agrarbezirksbehörde<br />

für Oberösterreich initiierten<br />

<strong>Projekt</strong>s „Kulturlandschaftssicherung<br />

Salzkammergut“ wurden bereits Daten<br />

für die landwirtschaftlichen Betriebe der<br />

Gemeinden Bad Goisern (2010) und Gosau<br />

(2011) erhoben und im April 2012 mit<br />

Befragungsergebnissen aus der Gemeinde<br />

Obertraun für die Region vervollständigt.<br />

Der letzte verbliebene landwirtschaftliche<br />

Betrieb Hallstatts stand einer<br />

Befragung nicht zur Verfügung.<br />

Regional betrachtet, zeigt sich eine<br />

kleinteilige, regelmäßige Erstreckung der<br />

Betriebe in den ebenen Talböden und<br />

deren Randlagen. Beim Vergleich der<br />

Betriebsgrößen ist zu erkennen, dass bei<br />

allen drei untersuchten Gemeinden mehr<br />

als 50% der Betriebe weniger als 4ha<br />

Fläche im Eigenbesitz bewirtschaften.<br />

Die meisten Betriebe werden im Nebenerwerb<br />

unter großem zeitlichen Aufwand<br />

geführt.<br />

Es muss ein Anliegen der Planung sein,<br />

dass diese Betriebe ihre Flächenbewirtschaftung<br />

und damit auch die Sicherung<br />

der kulturlandschaftlichen Qualität<br />

fortführen. Jedoch scheint gerade diese<br />

Grundlage der Kulturlandschaftspfl ege<br />

stark gefährdet zu sein. Vor allem in den<br />

Gemeinden Gosau und Bad Goisern<br />

sieht eine beträchtliche Zahl an Betriebswirtinnen<br />

und Betriebswirten keine<br />

Möglichkeit einer direkten Hofübernahme<br />

nach angetretenem Ruhestand.


17<br />

Die betroffenen Hofstellen liegen in den<br />

Gemeindegebieten verstreut, die gefährdeten<br />

Flächen befi nden sich primär<br />

in den Hanglagen am Siedlungsrand.<br />

Diese Tatsache ist heikel, da gerade<br />

eben jene Bereiche eher unter Extensivierungserscheinungen<br />

wie bspw. unter<br />

Verbuschung leiden und somit einen<br />

fruchtbaren Nährboden für unerwünschte<br />

Sukzessionsentwicklungen bieten.<br />

In den folgenden 20 bis 30 Jahren wird<br />

das Thema der Hofübernahme bei<br />

einer Vielzahl der Betriebe in der Region<br />

zum Problem werden. Eine potentielle<br />

familieninterne Hofübergabe ist bei den<br />

meisten Betrieben theoretisch möglich,<br />

jedoch ist es bei vielen Betrieben<br />

unsicher, ob die eigenen Kinder den Hof<br />

übernehmen werden.<br />

Der Rückgang der Viehhaltung<br />

als Gradmesser<br />

Die Bewirtschaftungsart eines Hofes<br />

zeigt Details zur regionalen Betriebsdiversifi<br />

zierung und liefert Anhaltspunkte<br />

zu Intensitätsgrad und Stabilität der<br />

landwirtschaftlichen Betriebsstruktur<br />

der Region.<br />

Bad Goisern weist eine stabile und<br />

vielfältige Betriebsmischung auf, im<br />

Vordergrund stehen Jungviehaufzuchtund<br />

Mutterkuhbetriebe. Ein ähnliches<br />

Bild spiegelt auch die Struktur Gosaus<br />

wieder, Milchviehbetriebe bündeln sich<br />

in der Gemeinde eher in der Mitte des<br />

Talbodens, wohingegen zu den nördlichen<br />

und südlichen Talrändern hin<br />

Hofnachfolge gesichert<br />

Quelle: Eigene Darstellung, Datengrundlage: Abteilung ländliche Neuordnung - Agrarbehörde OÖ o.J.<br />

tendenziell weniger Betriebe situiert<br />

sind. Die Gemeinde mit der geringsten<br />

Betriebszahl ist Obertraun, wo vor allem<br />

die Jungviehaufzucht, sowie Kleinvieh<br />

und Sonderbetriebe (bspw. Pferdehof,<br />

Damwild) dominieren, Milchviehbetriebe<br />

gibt es keine mehr in Obertraun.<br />

Es stellt sich die Frage, ob bei der<br />

vorherrschenden landwirtschaftlichen<br />

Struktur der Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong><br />

der Betrieb eines Hofes einen wirtschaftlichen<br />

Nutzen für die Bäuerinnen und<br />

Bauern darstellen kann. Eine touristische<br />

Nutzung als „Urlaub am Bauernhof“-<br />

Betrieb, oder eine Direktvermarktung<br />

selbst hergestellter Produkte bietet die<br />

Möglichkeit zusätzliches Einkommen<br />

aus dem Betrieb zu lukrieren.<br />

Es zeigt sich, dass knapp ein Drittel<br />

aller Betriebe in Bad Goisern eigene<br />

Produkte vermarktet und dass 10<br />

der 59 Betriebe in Gosau „Urlaub am<br />

Bauernhof“ anbieten. Die Bereitschaft<br />

mit anderen Betrieben zu kooperieren<br />

verteilt sich jedoch gemeindespezifi sch<br />

(Abteilung ländliche Neuordnung -<br />

Agrarbehörde OÖ o.J.) S. Karten K10<br />

und K11 auf CD. Sowohl in Bad Goisern<br />

und Gosau gibt es Interesse an einer<br />

Zusammenarbeit mit anderen landwirtschaftlichen<br />

Betrieben; in Obertraun ist<br />

der Wille zur Vernetzung nur schwach<br />

vorhanden.<br />

Wandel der Kulturlandschaft<br />

In Bereichen, wo die landwirtschaftliche<br />

Nutzung aufgebeben wird, vollzieht sich<br />

eine Änderung der Kulturlandschaft von<br />

offenen Flächen über Verbuschung bis<br />

hin zum Wald. Es fi nden sich die Verwaldungsfl<br />

ächen vor allem in den Talrandlagen.<br />

Für Gosau konnten nur minimale<br />

Verwaldungsfl ächen festgestellt werden.


18<br />

Flächen, deren Bewirtschaftung durch<br />

eine unsichere Hofübernahme nicht<br />

gesichert ist und Flächen, die durch<br />

Extensivierungsmaßnahmen von der<br />

Nutzung vermutlich als erstes ausgenommen<br />

werden, stellen primäre Zonen<br />

mit Veränderungsdruck dar.<br />

Nutzung vermutlich als erstes ausgenommen<br />

werden, stellen primäre Zonen<br />

mit Veränderungsdruck dar.<br />

Landwirtschaftliches<br />

Förderwesen<br />

Die für die Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong><br />

wichtigen Förderungen zur Unterstützung<br />

der Landwirtschaft durch EU-Mittel<br />

fi nden sich im GAP, der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik. Die gemeinsame Agrarpolitik<br />

besteht aus zwei Säulen. In die erste<br />

Säule fällt der europäische Garantiefonds<br />

für Landwirtschaft (EGFL), der<br />

zu 100 % durch die EU fi nanziert wird.<br />

Diese Säule enthält die Zahlungen zur<br />

Gemeinsamen Marktordnung sowie<br />

auch die Direktzahlungen, wie beispielsweise<br />

Betriebsprämie, Tierprämie,<br />

Förderung von Erzeugergemeinschaften<br />

und Beihilfen für den Weinbau. Die<br />

zweite Säule enthält das Programm<br />

„Ländliche Entwicklung 2007-2013“.<br />

Finanziert wird der Europäische Landwirtschaftsfonds<br />

für die Entwicklung des<br />

ländlichen Raumes über die EU sowie<br />

kofi nanziert von Bund und den Ländern.<br />

Diese 2.Säule das GAP besteht aus vier<br />

Achsen, die zur ländlichen Entwicklung<br />

beitragen. Unter anderem fallen in diese<br />

Bereiche mit Veränderungsdruck, am Beispiel der Gemeinde Bad Goisern<br />

Quelle: eigene Bearbeitung, Datengrundlage: Agrarbezirksbehörde f. OÖ o.J.,<br />

Kartengrundlage: BEV (2012)<br />

Säule die Programme „Ausgleichszulage<br />

für benachteiligte Gebiete“ sowie<br />

„ÖPUL“, das Agrar-Umwelt-Programm.<br />

Die Förderungen der Europäischen<br />

Union und des Staates Österreich zur<br />

Unterstützung landwirtschaftlicher<br />

Betriebe sind nicht ausgelegt auf eine<br />

kleinfl ächige Landwirtschaftsstruktur,<br />

wie sie in der Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong><br />

zu fi nden ist. Einerseits ist die fi nanzielle<br />

Unterstützung erst ab einer bestimmten<br />

Größe des Betriebes erhältlich, wie z.B.<br />

die einheitliche Betriebsprämie, andererseits<br />

gibt es keine eigene oder zusätzliche<br />

Unterstützung kleinstrukturierter<br />

Betriebe. Die Betriebe in der Region<br />

erhalten aufgrund ihres benachteiligten<br />

Standortes und ihrer hauptsächlich<br />

nachhaltigen Bewirtschaftung in allen<br />

relevanten Fördersparten meist die<br />

höchstmögliche Förderung pro ha.<br />

Dennoch stellen diese Fördervolumina<br />

kaum eine fi nanzielle Absicherung zur<br />

Substanzerhaltung der Betriebe dar.<br />

Als mittelfristiges Ziel zur Erhaltung der<br />

traditionellen Nebenerwerbsbetriebe in<br />

der Welterberegion bedarf es Sonderprogramme,<br />

die der bestehenden Struktur<br />

angepasst sind. Ein erfolgreiches<br />

Fördermodell könnte in weiterer Folge<br />

ein Vorbild für Regionen mit ähnlichen<br />

Bedingungen sein und somit könnte die<br />

Welterberegion Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> eine<br />

Rolle als Modellregion übernehmen.


Leitbild: Kulturlandschafft Identität<br />

19<br />

Kulturlandschaft beinhaltet verschiedene<br />

Dimensionen: je nach Blickwinkel wird<br />

damit die Nutzung und Bewirtschaftung,<br />

die natürlichen Lebensgrundlagen, ein<br />

ästhetisches Idealbild oder auch die<br />

regionale Identität angesprochen.<br />

Für die Gemeinden Bad Goisern, Gosau,<br />

Hallstatt und Obertraun lässt sich<br />

eine regionstypische Kulturlandschaft<br />

erkennen. Diese Eigenheit wurde auch<br />

durch die Auszeichnung als UNESCO<br />

Weltkulturerbe bestätigt.<br />

Eine regionale Identität, die durch die<br />

Kulturlandschaft zum Ausdruck kommt,<br />

kann als Stärke sowohl nach innen als<br />

auch nach außen wirken: Innerhalb der<br />

Region soll sie die Handlungsfähigkeit<br />

und Selbstorganisation unterstützen,<br />

etwa durch Kooperationen zwischen<br />

der lokalen Wirtschaft, der Tourismusbranche,<br />

sowie der Land-, Forst- und<br />

Wasserwirtschaft. Nach außen soll<br />

sie verstärkend der Vermarktung und<br />

der Artikulation von Interessen dienen<br />

(Gailing/Röhring 2008: 7). Die Kulturlandschaft<br />

und die ihr zugrunde liegende<br />

Landwirtschaft in der Region Hallstatt-<br />

<strong>Dachstein</strong> kann in diesem Sinne einen<br />

wichtigen Beitrag zur Regionalentwicklung<br />

leisten.<br />

Aufbauend auf diese Leitgedanken<br />

wurden Ziele und Maßnahmen definiert.<br />

Diese sind in drei Themenbereiche untergliedert,<br />

welche sich auf die ökonomische,<br />

die soziale und die ökologische<br />

Dimension von Kulturlandschaft und<br />

Landwirtschaft beziehen:<br />

Kulturlandschaft als Abbild der Landnutzung - Blick ins Gosautal<br />

Landwirtschaft als Rückgrat<br />

der regionalen Entwicklung<br />

Die meist als Nebenerwerb geführten Betriebe<br />

der Region dienten sowohl in historischen<br />

Zeiten als auch heute größtenteils<br />

der Eigenversorgung. In Kombination mit<br />

anderen Erwerbsarbeiten war und ist die<br />

Landwirtschaft ein essentieller Bestandteil<br />

des regionalen Wirtschaftssystems. Zunehmende<br />

Bedeutung erlangt die Landwirtschaft<br />

für den Tourismus durch ihren<br />

prägenden Einfluss auf das Landschaftsbild,<br />

die Herstellung von Produkten und<br />

das potentielle Nächtigungsangebot.<br />

Vielfalt und Kleinteiligkeit als<br />

Basis regionaler Identität<br />

Eine Besonderheit der Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong><br />

ist die kleinstrukturierte<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Landbewirtschaftung. Somit tragen<br />

viele einzelne Personen zum Erhalt der<br />

Kulturlandschaft bei. Diese geteilte<br />

Verantwortung schafft die Basis für<br />

eine regionale Identität. Eine Unterstützung<br />

dieser Kleinteiligkeit und der<br />

sozialen Netzwerke ist daher unbedingt<br />

notwendig.<br />

Kulturlandschaft als Ausdruck<br />

regionaler Identität<br />

Kulturlandschaft ist das Abbild einer<br />

spezifischen Nutzung und Bewirtschaftung<br />

basierend auf den regionalen<br />

Ressourcen. Sie ist somit Ausdruck<br />

einer regionalen Kultur und Identität.<br />

Durch das Aufrechterhalten der Landbewirtschaftung<br />

sollen typische Kulturlandschaftselemente<br />

und ökologisch wertvolle<br />

Lebensräume geschützt werden.


Landwirtschaft als Rückgrat<br />

der Regionalentwicklung<br />

21<br />

Dachmarke für Produkte aus<br />

der Welterberegion<br />

Zeithorizont: mittelfristig<br />

Priorität: hoch<br />

Beteiligte AkteurInnen: Tourismusverband<br />

Inneres Salzkammergut, REGIS, LandwirtInnen,<br />

BBK, LWK<br />

Die Dachmarke bildet die Grundlage für<br />

weiterführende Maßnahmen.<br />

Es soll eine Dachmarke für hochwertige<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse aus<br />

der Region gegründet werden. Dabei<br />

wird der UNESCO-Weltkulturerbestatus<br />

vermarktet. Alle Erzeugnisse, die in der<br />

Region produziert werden, erhalten<br />

das Siegel Weltkulturerbe Hallstatt-<br />

<strong>Dachstein</strong>. Das Gütesiegel wird nur an<br />

kontrollierte Produkte, die in der Region<br />

hergestellt werden, vergeben. So ist für<br />

potentielle KäuferInnen auf den ersten<br />

Blick ersichtlich, dass ein Produkt aus<br />

der Region stammt. Generell muss<br />

die Produktion regionaler Erzeugnisse<br />

gefördert und gesteigert werden, um<br />

diese Maßnahmen umsetzen zu können.<br />

Es können neue oder in einzelnen<br />

Gebieten aufgelassene Bewirtschaftungsformen,<br />

bspw. Alm- oder Milchviehwirtschaft,<br />

wieder aufgenommen<br />

werden und somit einen zusätzlichen<br />

Beitrag liefern.<br />

Umsetzungsschritte:<br />

> Vermarktungsstrategie auf vorhandene<br />

Strukturen aufbauen, auf Ideen und<br />

Netzwerke der bereits angedachten<br />

Dachmarke „Inneres Salzkammergut“<br />

zurückgreifen.<br />

> Eine zentrale Koordinationsstelle soll<br />

alle AkteurInnen an einen Tisch bringen<br />

und die Organisation übernehmen.<br />

Diese soll auch eine Strategie<br />

entwickeln, die einen Überblick über<br />

alle Arbeitsschritte zur Implementierung<br />

der Dachmarke bildet.<br />

> Ein Logo bzw. Siegel gibt der Marke<br />

Wiedererkennungswert.<br />

> Erhebung der Bereitschaft der LandwirtInnen<br />

in der Region unter dem<br />

Welterbesiegel zu produzieren.<br />

> Einrichten einer Qualitätssicherungsstelle<br />

und Aufstellen eines Kriterienkataloges<br />

sowie die Entwicklung eines<br />

Marketingkonzepts.<br />

Kosten: Zentrale Koordinationsstelle,<br />

Grafiker, Kontrollstelle und Erstellung<br />

des Kriterienkataloges, RundeTische<br />

(Treffen der AkteurInnen), Strategieerstellung,<br />

Marketing<br />

Finanzierung:<br />

> LEADER <strong>Projekt</strong> (REGIS) und/ oder<br />

Tourismusverband Inneres Salzkammergut<br />

> Förderungen für den Ländlichen Raum<br />

> „Welterbetopf“<br />

Regionale Ecken in<br />

Nahversorgern nach<br />

„shop-in-shop“ -system<br />

Zeithorizont: kurzfristig<br />

Priorität: mittel<br />

AkteurInnen: LandwirtInnen und ErzeugerInnen<br />

weiterer regionaler Produkte, Nahversorger<br />

in den 4 Gemeinden<br />

In lokalen Nahversorgern werden kleine<br />

Ecken eingerichtet in denen Erzeugnisse<br />

von Bauern aus der Region vertrieben<br />

werden. Dadurch erfahren die Produkte<br />

eine sehr hohe Kundenfrequenz und die<br />

Supermärkte können regionale Produkte<br />

mit minimalem Transportweg anbieten.<br />

Umsetzungsschritte:<br />

> Eruierung der Bereitwilligkeit Nahversorger<br />

mit eigenständig produzierten<br />

Erzeugnissen zu versorgen, Sondierung<br />

der Produktpalette<br />

> Ermittlung der Bereitschaft der Nahversorger<br />

Verkaufsflächen zu Verfügung<br />

zu stellen<br />

> Marketingkonzept/Werbung (Logo der<br />

Dachmarke für Verkaufsstände)<br />

> Vertragliche Koordinierung mit Partnerbetrieben<br />

und Belieferung der Nahversorger<br />

Kosten: Erhebung, Infoveranstaltung,<br />

Einrichtung der Ecken<br />

Finanzierung: Nahversorger, LEADER<br />

(REGIS)


22<br />

Ein Bauernhof zum<br />

Mitanpacken<br />

Zeithorizont: mittelfristig<br />

Priorität: hoch<br />

Beteiligte AkteurInnen: Landwirtschaftliche<br />

Fachschulen, umliegende Schulen, Tourismusverband,<br />

LandwirtInnen, Trägerverein<br />

Der Lehrbauernhof ist ein Bauernhof<br />

der bestimmte Bewirtschaftungsformen,<br />

bspw. Obstbaum- und Heckenwirtschaft,<br />

Almbewirtschaftung, etc.,<br />

umfasst und zur Vermittlung landwirtschaftlicher<br />

Tätigkeiten an SchülerInnen<br />

auch aus landwirtschaftlichen Fachschulen<br />

und Interessierten wie auch<br />

TouristInnen dient. Der Bauernhof wird<br />

bewirtschaftet. SchülerInnen und Interessierte<br />

können diesen besuchen (für<br />

einen kürzeren oder längeren Zeitraum).<br />

Es werden die anfallenden Tätigkeiten<br />

vorgestellt. So haben die BesucherInnen<br />

die Möglichkeit traditionelle, landwirtschaftliche<br />

Tätigkeiten kennen zu lernen<br />

und auszuprobieren. Ziel ist auch die<br />

Mithilfe der Personen und dadurch<br />

Näherbringen und Ausbildung in den<br />

landwirtschaftlichen Tätigkeiten und<br />

Handwerkswissen. Produkte, die in der<br />

Region anfallen, aber nicht verwertet<br />

werden, bspw. Obst, können am Lehrbauernhof<br />

veredelt werden. Als Standort<br />

des Bauernhofes kann auch ein von der<br />

Auflassung betroffener Betrieb dienen.<br />

Er soll hauptsächlich die kleinstrukturierte<br />

Betriebsweise näher bringen. Spezialisiert<br />

wird der Betrieb auf Viehhaltung,<br />

Grünlandbewirtschaftung, Hausgartenwirtschaft,<br />

Almbetrieb, und Herstellung<br />

von landwirtschaftlichen Produkten.<br />

Umsetzungsschritte:<br />

> Standort für den Betrieb (entweder<br />

Gosau oder Bad Goisern) finden<br />

> BetreiberIn des Lehrbauernhofs finden<br />

und Einrichtung eines Trägervereins<br />

> Kooperation mit landwirtschaftlichen<br />

Schulen (bspw. Altmünster)<br />

> Kooperation mit anderen Schulen und<br />

Tourismusverband, unter die Dachmarke<br />

stellen<br />

> Kooperationen mit LandwirtInnen, die<br />

ihre Ernten dort veredeln lassen<br />

Kosten: Miete/Pacht für den Standort,<br />

BewirtschafterIn, Lehr- und Betriebspersonal,<br />

Adaption des bestehenden<br />

Gebäudes, Erwerb von Maschinen und<br />

Ausrüstung<br />

Finanzierung: REGIS, Landwirtschaftsministerium,<br />

Trägerverein<br />

Ausweisen von Vorrang- und<br />

Offenhaltungszonen in Hanglagen<br />

sowie wichtiger Sichtbeziehungen<br />

Zeithorizont: kurzfristig<br />

Priorität: mittel<br />

AkteurInnen: Gemeinden, PlanerInnen<br />

Ausweisen von wichtigen Sichtbeziehungen<br />

und Vorrangzonen für die<br />

Landwirtschaft sowohl in den Flächenwidmungsplänen,<br />

den örtlichen Entwicklungskonzepten,<br />

als auch ggf. in den<br />

Bebauungsplänen der einzelnen Gemeinden.<br />

Diese Maßnahme liefert einen<br />

entscheidenden Beitrag zur langfristigen<br />

Sicherung von Landwirtschaft und<br />

Kulturlandschaft. Die Sichtbeziehungen,<br />

vor allem in den Hanglagen, sollen das<br />

Landschaftsbild und das touristische<br />

Potential aufrecht erhalten.<br />

Umsetzungsschritte:<br />

> Aufbauend auf teilweise bereits<br />

vorhandene örtliche Entwicklungskonzepte,<br />

in denen bestimmte Zonen<br />

bereits verortet worden sind, sollen<br />

diese in die Pläne übertragen werden.<br />

> Herausfiltern durch ExpertInnen,<br />

welche Sichtbeziehungen für das<br />

Landschaftsbild besonders wichtig<br />

sind. Augenmerk ist im Speziellen auf<br />

Hanglagen und Sichtbeziehungen<br />

vom Berg aus ins Tal zu legen.<br />

> In weiterer Folge sollen diese ausgewiesen<br />

und in die rechtswirksamen<br />

Plandokumente (Flächenwidmunsgplan<br />

und Bebauungsplan) übertragen<br />

werden.<br />

Kosten: PlanerInnen und Analyse der<br />

Flächen, Erstellen der Flächenwidmungspläne<br />

Finanzierung: Gemeinde, Landesförderungen<br />

(Kulturlandschaftsförderung -><br />

noch nicht vorhanden), REGIS


SIEdlungsentwiCklung


24<br />

Ausschnitt der Streusiedlung in Gosau<br />

In Mitten der Kalk-Hochalpen und der<br />

Salzkammergut Voralpen, liegen die<br />

vier Gemeinden Bad Goisern, Gosau,<br />

Hallstatt und Obertraun. Charakterstisch<br />

für die inneralpine, ländliche Lage ist der<br />

meist kleine Dauersiedlungsraum in den<br />

Talbereichen, der neben den zerstreuten<br />

Siedlungsstrukturen in den Randbereichen<br />

oft durch extreme Hangneigung<br />

geprägt ist.<br />

Flur- und Siedlungsformen<br />

Voherrschende Flur- und Siedlungsformen<br />

in den Gemeinden Bad Goisern,<br />

Gosau und Obertraun bilden Einödblockfluren<br />

mit Kleinweilersiedlungen<br />

(Klaar, 1942). Weiters sind in Bad<br />

Goisern die Blockflur, die blockartige<br />

Streifenflur und die Gewannfelder zu<br />

finden. Der Hauptort der Gemeinde Bad<br />

Goisern besitzt einen historischen Ortskern<br />

mit der Struktur eines Gassengruppendorfes.<br />

Heute sind die ursprünglichen<br />

Kleinweilersiedlungen aufgrund der<br />

starken Siedlungsentwicklung allerdings<br />

oft nur mehr in Ansätzen erkennbar. Die<br />

Gemeinde Hallstatt, mit seinem außergewöhnlichen<br />

Ortskern und den an den<br />

steil hinaufragenden Felswänden gebauten<br />

Häusern mit verspielten Holzfassaden,<br />

zählt zu den ältesten Siedlungen<br />

des Salzkammerguts und lockt jährlich<br />

tausende Besucher an.<br />

Gebäudenutzung und<br />

Wirtschaftsstruktur<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Die meisten Gebäude sind durch<br />

Wohnnutzung und Gewerbe - vor allem<br />

Tourismus und Landwirtschaft - geprägt.<br />

Größerer Gewerbebetriebe befindet sich<br />

in Bad Goisern und vereinzelt in Gosau<br />

und Obertraun.<br />

Im Jahr 2006 waren die meisten<br />

Beschäftigten in den Branchen „Sachgütererzeugung“<br />

(904), „Öffentliche Verwaltung,<br />

Sozialversicherung Unterrichtswesen“<br />

und „Handel“ (595) vorzufinden.<br />

(Statistik Austria 2006)


Analyse<br />

25<br />

Naturräumliche, historische<br />

und planungsrechtliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

Die naturräumlichen Gegebenheiten –<br />

wie die steilen Hanglagen und Wälder<br />

– begrenzen das Siedlungsgebiet auf die<br />

Talbereiche in dieser Region. Auch werden<br />

die Tallagen durch die vorhandenen<br />

Gewässer und Seen beschränkt.<br />

Zusätzlich zu den natürlichen Begrenzungen<br />

wird das Siedlungsgebiet durch<br />

planungsrechtliche Rahmenbedingungen<br />

eingeschränkt. Eine wesentliche<br />

Rahmenbedingung ist der Gefahrenzonenplan<br />

der Wildbach- und Lawinenverbauung,<br />

der die weitere Siedlungstätigkeit<br />

durch Ausweisung von gefährdeten<br />

Bereichen eindämmt. Einen weiteren<br />

wichtigen rechtlichen Rahmen bildet die<br />

naturschutzrechtliche Festlegung durch<br />

Natura 2000, welche die Siedlungsflächen<br />

in diesem Gebiet, durch die<br />

Ausweisung von Schutzgebieten, weiter<br />

reduzieren. Auch der Denkmalschutz<br />

spielt in den vier Gemeinden eine entscheidende<br />

Rolle. Denn Gebäude und<br />

Objekte, die eine historische Relevanz<br />

aufweisen, wurden vom Bundesdenkmalamt<br />

unter Schutz gestellt und dürfen<br />

dadurch nur unter bestimmten Auflagen<br />

abgeändert werden.<br />

Baulandvorrat und<br />

Baulandverfügbarkeit<br />

Grundsätzlich kann gesagt werden,<br />

dass in den Gemeinden Bad Goisern<br />

Gefahrenzonenplan der Gemeinde Gosau<br />

Quelle: eigene Bearbeitung, Kartengrundlage: BEV (2012)<br />

und Gosau aufgrund der unbebauten<br />

gewidmeten Wohnbauflächen, ausreichend<br />

Bauland zur Verfügung steht. Im<br />

Gegensatz dazu besteht in Hallstatt eine<br />

Baulandknappheit, welche zur Erhöhung<br />

der Immobilienpreise führt.<br />

Diese begünstigt wiederum eine Abwanderung<br />

in der Gemeinde, da die<br />

geforderten Miet- und Wohneigentumspreise<br />

für Einheimische der Gemeinde<br />

nicht mehr erschwinglich sind.<br />

Planerischer Umgang<br />

mit ortsüblichen Bauund<br />

Siedlungsformen<br />

Generell sind im „Inneren Salzkammergut“<br />

zwei verschiedene Bauformen charakteristisch.<br />

Zum einen das Bauernhaus und<br />

zum anderen das Siedlerhaus. Daran<br />

orientieren sich auch die heutigen Einfamilienhäuser.<br />

Der Erhalt dieser Strukturen<br />

ist von den meisten Gemeinden gewollt,<br />

rechtliche Rahmenbedingungen, sind<br />

aber nur in der Gemeinde Bad Goisern<br />

vorhanden. Dort gibt es bereits Bebauungsrichtlinien,<br />

durch welche die historisch<br />

gewachsene Bausubstanz erhalten bleibt.


26<br />

Änderung der EinwohnerInnenzahl in den Jahren 2001 - 2011<br />

Quelle: Statistik Austria (Abfrage 2012)<br />

Änderung der Beschäftigten in den Jahren 2001 - 2011<br />

Quelle: Statistik Austria (Abfrage 2012)<br />

Entwicklung der<br />

EinwohnerInnenund<br />

Beschäftigtenzahl<br />

In allen vier Gemeinden ist einerseits<br />

ein Rückgang bei der Bevölkerung<br />

zu verzeichnen und andererseits ein<br />

Zuwachs bei den Beschäftigten. Im<br />

Zeitraum von 2001 – 2011 haben sich<br />

die EinwohnerInnen um 315 (3%) verringert.<br />

Der Beschäftigtenanteil ist seit<br />

2001 kontinuierlich angestiegen und<br />

hat sich im Zeitraum von 2001 – 2006<br />

um 22% erhöht, was einen Anteil von<br />

749 Personen bedeutet. Somit hat sich<br />

in fünf Jahren die Beschäftigtenzahl<br />

um mehr als ein Fünftel erhöht. Daraus<br />

lässt sich schließen, dass die Region<br />

weniger vor dem Problem steht, zu<br />

wenig Arbeitsplätze zur Verfügung zu<br />

haben, vielmehr gelingt es nicht, die<br />

AnwohnerInnen in der Region zu halten.<br />

Dies zeigt sich auch in der Entwicklung<br />

der PendlerInnenbewegung. Die<br />

Anzahl der AuspendlerInnen hat sich<br />

im Zeitraum von 2001 – 2009 um 1,4%<br />

(35 Personen) reduziert, während sich<br />

die EinpendlerInnenzahl um 27% (382<br />

Personen) erhöht hat.<br />

Wirtschaft<br />

Das Innere Salzkammergut ist ein<br />

potentieller Standort für Sommer- und<br />

Wintertourismus. Trotzdem ist der<br />

größte Anteil der Bevölkerung nicht im<br />

„Beherbergungswesen“ beschäftigt (402<br />

Beschäftigte), sondern in der Sachgütererzeugung,<br />

im öffentlichen Dienst, bei<br />

der Sozialversicherung, im Unterrichtswesen<br />

und im Handel ( ungefähr 2250<br />

Beschäftigte).<br />

Die größten Beschäftigungszuwächse<br />

verzeichnen das Realitätenwesen und die<br />

Unternehmensdienstleistung mit 298%<br />

Zuwachs im Zeitraum 2001 – 2006.<br />

Zweitwohnsitze<br />

Im April 2012 verzeichnete die Region<br />

11.061 Haupt- und 1.706 Zweitwohnsitze,<br />

was einen relativen Anteil von 13%<br />

ZweitwohnbesitzerInnen im Inneren<br />

Salzkammergut ausmacht. Sieht man<br />

sich diesen Anteil gemeindeweise an,<br />

dann vergrößert sich dieser sogar. In<br />

Bad Goisern und Gosau haben 10%<br />

einen Zweitwohnsitz, in Hallstatt und<br />

Obertraun sind es sogar 30%.<br />

Das Innere Salzkammergut gehört damit<br />

zu den Regionen, mit dem höchsten<br />

Anteil von Zweitwohnsitzen innerhalb<br />

von Oberösterreich.


Leitbild<br />

27<br />

Aus den in der Analyse gewonnenen<br />

Informationen, wurden folgende 3 Zielsetzungen<br />

für die Siedlungsentwicklung<br />

der Region festgelegt:<br />

Vernetzung<br />

Siedlungs- und<br />

Raumstruktur<br />

Siedlungsverdichtung<br />

> Erhalt und Verbesserung der<br />

Siedlungsstruktur<br />

> Bevölkerungsstabilisierung bzw.<br />

Bevölkerrungswachstum<br />

> Stärkung der Wirtschaft<br />

Basierend auf diesen drei Grundsätzen,<br />

wurde ein Leitbild entwickelt, welches<br />

auf drei Säulen aufbaut:<br />

Stärkung<br />

der Wirtschaft<br />

Energieautarkie<br />

Leitbild<br />

UNify (verbinden)<br />

EStablish (niederlassen)<br />

COoperate (zusammenarbeiten)<br />

Ökonomie<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Attraktivierung der<br />

Region für die junge<br />

Bevölkerung<br />

Soziodemographie<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

Siedlungs- und Raumstruktur<br />

Die in der Region vorhandene traditionelle<br />

Architektur und das vorhandene<br />

historische Erbe prägen den Siedlungsraum<br />

der vier Gemeinden. Diesen einerseits<br />

zu erhalten und andererseits sanft<br />

weiterzuentwickeln, ist eine der größten<br />

Herausforderungen der Siedlungsentwicklung.<br />

Bautätigkeiten müssen diesen<br />

besonderen Voraussetzungen entsprechend<br />

durchgeführt werden. Durch eine<br />

Verdichtung der bestehenden Siedlungen,<br />

können Infrastrukturkosten niedrig<br />

gehalten und die soziale Vernetzung der<br />

BewohnerInnen verstärkt werden.<br />

Soziodemographie<br />

Um die Zukunft der Region zu sichern,<br />

ist die Eindämmung des Bevölkerungsrückgangs<br />

anzustreben und der Überalterung<br />

entgegenzuwirken. Somit können<br />

soziale Netzwerke und Versorgungseinrichtungen<br />

künftig erhalten und eine Diversität<br />

der Wirtschaft gefördert werden.<br />

Durch neue Wohn- und Nutzungsmodelle<br />

können allen Generationen, ihren<br />

Bedürfnissen entsprechende Angebote<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Ökonomie<br />

Nur eine starke, diversifizierte Wirtschaftsstruktur<br />

bietet den BewohnerInnen<br />

einen Anreiz in der Region zu<br />

bleiben und sich dort niederzulassen.<br />

Um dies zu erreichen, müssen verschiedene<br />

Branchen gestärkt bzw. neue<br />

Nischen gefunden werden. Weiters kann<br />

die Attraktivität der Region durch eine<br />

bessere öffentliche Anbindung an die<br />

Nachbargebiete gesteigert werden.<br />

Leitbild UNESCO<br />

UNify (verbinden)<br />

EStablish (niederlassen)<br />

COoperation (zusammenarbeiten)<br />

Ein wichtiges Leitziel des Leitbildes für<br />

die zukünftige Entwicklung der Region<br />

ist die stärkere Verbindung bzw. Vernetzung<br />

der zersiedelten Gebiete, der<br />

Gemeinden und mit den umliegenden<br />

Regionen - sei es durch Baulandverdichtung<br />

und Baulanderweiterung oder<br />

durch den Ausbau des öffentlichen<br />

Verkehrsnetzes.<br />

Ein weites Leitziel ist es, der negativen<br />

Bevölkerungsentwicklung entgegenzuwirken.<br />

So müssen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden, die sowohl bei<br />

der jungen Bevölkerung, als auch bei<br />

Betrieben das Interesse weckt, sich in<br />

der Region niederzulassen.<br />

Zur Umsetzung dieser Ziele bedarf es<br />

einer engen Kooperation zwischen den<br />

Gemeinden auf allen Ebenen.


28<br />

OberzielE UnterzielE MaSSnahmen<br />

siedlung<br />

Ortsbild Siedlung<br />

Bevölkerung<br />

> Nachhaltige<br />

Siedlungsentwicklung<br />

> Erhaltung der charakteristischen<br />

Bausubstanz der Region<br />

> Entgegenwirkung der<br />

Zersiedelung<br />

> Vorrang für die Etablierung von<br />

Hauptwohnsitzen<br />

> Neue Formen der<br />

Siedlungsentwicklung (z.B.:<br />

Generationendorf)<br />

> Erhalt und Fortführung<br />

der kulturell geprägten<br />

Gebäudestruktur<br />

> Erhaltung und Weiterentwicklung > Freihaltung wichtiger<br />

der Siedlungs- u. Freiraumstruktur Sichtbeziehungen<br />

> Reduzierung des<br />

Bevölkerungsschwunds<br />

> Halten der Ansässigen<br />

und Gewinnung neuer<br />

Wohnbevölkerung<br />

> Erhaltung u. Verbesserung<br />

regionaler Lebensqualität<br />

> Vermeidung von Neuwidmungen<br />

> Festlegung von Flächen mittels<br />

Zonierungsplans zwecks<br />

Verdichtung, Erweiterung und<br />

Erhalt<br />

> Einführung der<br />

Zweitwohnsitzabgabe<br />

> keine weitere Ausweisung von<br />

“Gebieten für den zeitweiligen<br />

Wohnbedarf”<br />

> Weiterführung der regionalen<br />

Baukultur durch gemeinsame<br />

Bebauungsrichtlinien<br />

> Erstellung eines<br />

Gestaltungskonzeptes für die<br />

jeweiligen Gemeinden<br />

> Förderung von Startwohnungen<br />

für junge Menschen und Familien<br />

> Schaffung neuer Wohn- und<br />

Nutzungsmodelle<br />

Wirtschaft<br />

> Sicherung und Erweiterung<br />

der erfolgreichen Standorte für<br />

wirtschaftliche Tätigkeiten<br />

> Vorbereitung auf eine<br />

Energieautarke Region/<br />

Gemeinde*<br />

> Ausweisung künftiger<br />

Betriebsgebiete<br />

> Errichtung einer<br />

GO<br />

Hackschnitzelanlage<br />

> Bereitstellung von Förderungen<br />

für bestehende und zukünftige<br />

Betriebe<br />

> Festlegung von Flächen mittels<br />

Zonierungsplans zwecks<br />

Verdichtung, Erweiterung und<br />

Erhalt<br />

Mit * gekennzeichnete Ziele bzw. Maßnahmen sind fachübergreifend


Bebauungsrichtlinien<br />

29<br />

Die Region „Inneres Salzkammergut“<br />

erhielt im Jahre 1997 aufgrund ihrer jahrtausendealten<br />

Geschichte im Salinenwesen,<br />

ihrer historischen Siedlungsstruktur,<br />

der traditionellen Holzbaukultur und des<br />

besonderen Orts- und Landschaftsbildes<br />

den Status des UNESCO Weltkultur-<br />

und Naturerbes verliehen. Diese besondere<br />

Auszeichnung ist ein wichtiger<br />

wirtschaftlicher und touristischer Motor<br />

für die geamte Region.<br />

Problematik<br />

Die vier Gemeinden verfügen über keine<br />

rechtlichen Instrumente, welche sich<br />

auf die Wahrung der historisch gewachsenen<br />

Baukultur beziehen. Fehlen<br />

derartige Instrumente, ist es für die<br />

Gemeinden schwierig, unerwünschte<br />

Bebauungsabsichten abzuwenden, bzw.<br />

der traditionellen Bauweise anzupassen.<br />

Bebauungsrichtlinien dienen nicht<br />

nur als Instrument zum Schutz des<br />

Ortsbildes, sondern tragen auch zum<br />

Erhalt der jeweils vorhandenen Bau- und<br />

Siedlungsstruktur bei.<br />

Rechtliche Vorgaben und<br />

Instrumente<br />

Das Oberösterreichischen Raumordnungsgesetz<br />

(Oö. ROG 1994 §32 Abs.<br />

7) verlangt bei der Erstellung eines<br />

Bebauungsplans keine zeichnerische<br />

Darstellung der Festlegung oder Ausweisung,<br />

wenn diese nicht zweckmäßig ist.<br />

In diesem Fall kann die Festlegung des<br />

Wohnhäuser mit ortsüblichem Aussehen<br />

Bebauungsplanes zur Gänze in schriftlicher<br />

Form erfolgen.<br />

Umsetzung<br />

Zeithorizont: mittel- bis langfristig<br />

Priorität: mittel<br />

Beteiligte AkteurInnen: Gemeinde, REGIS,<br />

Landesbeamte des Naturschutzes und der<br />

Raumordnung, VertreterInnen des Bundesdenkmalamt,<br />

ICOMOS<br />

Aufgrund der vorhandenen Gesetzeslage,<br />

sollen Bebauungsrichtlinien in<br />

textlicher Form für die vier Gemeinden<br />

ausgearbeitet werden, in welcher sich<br />

VertreterInnen der vier Gemeinden und<br />

ebenso VertreterInnen des Bundesdenkmalamtes,<br />

des Naturschutzes, der<br />

Raumordnung und ICOMOS auf ein<br />

gemeinsames Regelwerk verständigen.<br />

Um dies zu erreichen ist es notwendig,<br />

alle betroffenen Institutionen bzw. VertreterInnen<br />

an einen Tisch zu bringen, um<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

gemeinsam die möglichen Bebauungsrichtlinien<br />

zu entwerfen und festzulegen.<br />

Dieses Regelwerk beinhaltet Vorgaben<br />

z.B. zu morphologischen Merkmalen der<br />

Dachform (Satteldach), Dachneigung,<br />

Hauptfirstrichtung (parallel oder normal<br />

zur Straße), Geschoßanzahl, Fassadengestaltung<br />

(Holzelemente), Fassadenfarben<br />

(bestimmte Farbgebung verhindern)<br />

und Einfriedungsrahmenbedingungen.<br />

Organisation und der Arbeitskreise<br />

zur Erstellung der Richtlinien könnte<br />

von REGIS durchgeführt werden. (z.B.<br />

LEADER-Maßnahme „Kulturlandschaftsplan)<br />

Die gemeinsam ausgearbeiteten<br />

Vorgaben, werden dann mittels Verordnung<br />

durch die jeweiligen Gemeinderäte<br />

beschlossen. Da die Durchführung einer<br />

solchen Maßnahme für alle der vier Gemeinden<br />

und deren zukünftig Entwicklung<br />

von großer Wichtigkeit ist, müssen<br />

die anfallenden Kosten von den Gemeinden<br />

anteilsmäßig übernommen werden.


30<br />

Zweitwohnsitzabgabe<br />

Problematik<br />

In den vier Gemeinden der Region<br />

Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> beträgt die Anzahl<br />

der Zweitwohnsitze 10% bis 30%.<br />

Diese hohe Anzahl wirkt sich auf der<br />

einen Seite negativ auf den Finanzausgleich<br />

der Gemeinde aus, da diese<br />

nur durch Hauptwohnsitze Mittel vom<br />

Bund bekommen. Auf der anderen<br />

Seite gefährden Zweitwohnsitze auch<br />

die bestehenden sozialen Netzwerke,<br />

und führen in weiterer Folge auch zu<br />

einer Schwächung der Wirtschaft. Diese<br />

Schwächen zeigen sich in der reduzierten<br />

Rentabilität der Nahversorgungsinfrastruktur,<br />

was weiter eine Reduzierung<br />

der Beschäftigten zur Folge hat.<br />

Ein weiteres Problem stellt die technische<br />

Infrastruktur dar, welche von den<br />

Gemeinden errichtet wird und deren<br />

Kosten von den Zweitwohnbesitzer-<br />

Innen nur teilweise zurückerstattet<br />

werden müssen. Für die künftige<br />

Instandhaltung dieser Infrastruktureinrichtungen<br />

ist wiederum die Gemeinde<br />

verpflichtet. Aufgrund des Status‘ als<br />

Zweitwohnsitz fehlen diese Beträge im<br />

Finanzausgleich. Bei einer derart hohen<br />

Anzahl an nicht Hauptgemeldeten wäre<br />

zur Minderung der Infrastrukturinstandhaltung<br />

bzw. -kosten, ein angemessener<br />

von den ZweitwohnbesitzerInnen<br />

einzuhebender Betrag gerechtfertigt.<br />

Dadurch können zumindest die finanziellen<br />

Einbußen der Gemeinden ausgeglichen<br />

werden.<br />

Umsetzung<br />

Zeithorizont: mittel- bis langfristig<br />

Priorität: niedrig bis mittel<br />

Beteiligte AkteurInnen: Land, Gemeinde<br />

Für die Umsetzung einer Abgabe ist zu<br />

Beginn ein Landesgesetz von Nöten,<br />

um eine rechtliche Basis garantieren zu<br />

können. Dafür muss ein Ansuchen beim<br />

Land eingehen und eine<br />

Verordnung der Landesregierung verabschiedet<br />

werden. Bundesländer wie<br />

Kärnten, Vorarlberg und die Steiermark<br />

verfügen bereits über solche rechtliche<br />

Grundlagen, welche die Einführung des<br />

Instruments – Zweitwohnsitzabgabe<br />

(Ktn. und Vlbg.) bzw. Ferienwohnungsabgabegesetz<br />

(Stmk.) – beinhalten.<br />

Auch in der Gemeinde Obertraun gibt es<br />

bereits eine „Tourismuspauschalabgabe<br />

für ZweitwohnungsbesitzerInnen.<br />

Durch eine gesetzliche Grundlage verfügen<br />

die Gemeinden über eine rechtliche<br />

Basis zur Einhebung dieser Abgabe und<br />

können mittels Gemeinderatsbeschluss<br />

eine Verordnung erlassen. Dabei besteht<br />

– wie z.B. in Kärnten – die Möglichkeit,<br />

dass von der Landesregierung Beträge<br />

für die Abgabe festgelegt werden. Diese<br />

richten sich nach der Quadratmeteranzahl<br />

des Wohnsitzes und werden von<br />

der Landesregierung in Kategorien<br />

eingeteilt.<br />

Trotzdem besteht für die Gemeinden die<br />

Möglichkeit, weniger einzuheben, als<br />

vorgeschrieben. Die einzige Bedingung<br />

besteht darin, dass der Betrag der darüber<br />

liegenden Kategorie nicht niedriger<br />

sein darf, als die der darunter liegenden.<br />

Da die Abgabe monatlich eingefordert<br />

wird, ergibt sich eine Obergrenze pro<br />

Kategorie und Jahr.<br />

Für die Umsetzung muss auf kommunaler<br />

Ebene Bürgerbeteiligung betrieben<br />

werden, bei der die Möglichkeit besteht<br />

die Problematik der Zweitwohnsitze zu<br />

diskutieren und gemeinsam zu entwickeln.<br />

Dies sollte von Gemeinde- bzw.<br />

Regionsseite organisiert werden und<br />

die dabei anfallenden Kosten auch von<br />

ihnen getragen werden.<br />

Um das Bewusstsein zu schärfen, sollte<br />

die Problematik im Vorfeld des Ansuchens<br />

medienwirksam für die Öffentlichkeit<br />

aufbereitet und diskutiert werden.<br />

Unterstützend sollen dabei der Regionalverband<br />

und der mit eingebundene<br />

Tourismusverband wirken.


Regionsdatenbank<br />

Problematik<br />

Leerstehende Gebäude, ungesicherte<br />

Hofnachfolgen und frei verfügbares<br />

Bauland in der Region, sind für potenzielle<br />

Interessenten nicht öffentlich<br />

einsehbar. Den Gemeinden fehlt es an<br />

Zonierungsplänen, die Leerstände sowie<br />

Verdichtungsmöglichkeiten in der Region<br />

aufzeigen. Somit ist kein Gemeindegrenzen<br />

überschreitender Überblick über<br />

verfügbare Immobilien, Jobmöglichkeiten<br />

und Betriebsgebiete vorhanden.<br />

Eine regionale Datenbank bietet die<br />

Möglichkeit für die Region, diese<br />

vakanten Immobilien und Arbeitsplätze<br />

gesammelt aufzuzeigen und damit den<br />

Unternehmen, Immobilien-InteressentInnen<br />

und Arbeitssuchenden die Ansiedelung<br />

bzw. Jobsuche zu erleichtern.<br />

Umsetzung<br />

Zeithorizont: kurz- bis mittelfristig<br />

Priorität: niedrig bis mittel<br />

Beteiligte AkteurInnen: Gemeinden, Unternehmen/Betriebe,<br />

BürgerInnen<br />

Um dieses Informationsdefizit in der<br />

Region auszugleichen und dabei die<br />

verschiedenen Interessensgruppen zu<br />

vernetzen, soll eine zentrale Internetplattform<br />

erstellt werden, auf die sowohl<br />

die Bevölkerung, als auch Gemeinden<br />

und Betriebe zugreifen können, um<br />

selbst Daten zu platzieren bzw. abrufen<br />

zu können. Bei Personen die keinen<br />

Internetanschluss haben, kann die<br />

31<br />

@<br />

Gemeinde diese Aufgabe übernehmen.<br />

So können freie Arbeitsplätze künftige Bewirtschafter zu finden.<br />

Viehanzahl auf die Plattform stellen um<br />

und leerstehende Wohnungen, Zimmer<br />

oder Häuser zu jeder Zeit abgerufen Durch ein ansprechendes Webdesign<br />

werden. Die Datenbank wird von den und Kommunikation in der Bevölkerung<br />

Gemeinden in Kooperation erstellt und soll sich die Plattform als Tauschbörse in<br />

betrieben. Eine regelmäßige Wartung der Bevölkerung etablieren. Außerdem<br />

der Plattform erhält die Aktualität der soll dadurch eine Bewusstseinsbildung<br />

verfügbaren Datensätze. Zusätzlich und vor allem ein Zusammenhalt der<br />

besteht die Möglichkeit diese mit Bevölkerung gegenüber ihrer Region<br />

dem digitalen Oberösterreichischen und deren vorhandener Ressourcen geschaffen<br />

werden und damit die Hemm-<br />

Raum-Informations-System (DORIS)<br />

zu verknüpfen, um die Datensätze schwelle zur Bereitstellung der vorhandenen<br />

Arbeits- und Wohnmöglichkeiten<br />

dort verorten zu können und daraus<br />

Kartenmaterial erstellen zu können. Die gesenkt werden. Auch die vier Gemeinden<br />

profitieren. Die durch die Plattform<br />

im Kapitel Kulturlandschaft angestrebte<br />

Maßnahme, eine Tauschbörse für landwirtschaftliche<br />

Arbeitskraft zu erstellen, den Gemeinden einen wichtigen Beitrag,<br />

gesammelten Datensätze, können in<br />

kann ebenfalls über diese Plattform beispielsweise bei der Erstellung eines<br />

koordiniert werden. Außerdem können räumlichen Entwicklungskonzeptes,<br />

Bauernhöfe, die über keine Nachfolgergeneration<br />

verfügen, ihren Hof mit widmungsplanes leisten.<br />

oder bei der Überarbeitung des Flächen-<br />

sämtlichen Zusatzinformationen wie<br />

z.B. Größe, Bewirtschaftungsart und


GEWÄSSER


33<br />

1<br />

Gosaubach<br />

Bad Goisern<br />

Traun<br />

4<br />

Hallstätter See<br />

Gosauzwang<br />

2<br />

Gosauer Staubecken<br />

3<br />

2<br />

Gosaubach<br />

1<br />

Gosau<br />

Hallstatt<br />

4<br />

Hallstätter See<br />

5<br />

Traun<br />

6<br />

Obertraun<br />

5<br />

Uferpromenade Obertraun<br />

3<br />

Vorderer Gosausee<br />

6<br />

Traun<br />

Gewässerübersichtskarte Quelle: eigene Fotos, eigene Bearbeitung, Kartengrundlage: BEV (2012)<br />

In allen vier Gemeinden (Bad Goisern,<br />

Gosau, Hallstatt und Obertraun) spielen<br />

die Gewässer eine große Rolle. Aufgrund<br />

seiner Lage ist der Hallstätter See<br />

das prägende und verbindende Element<br />

zwischen den Gemeinden.<br />

Die Traun, der größte Fluss der Region,<br />

fl ießt von Obertraun durch den Hallstätter<br />

See nach Bad Goisern.<br />

Zahlreiche weitere Flüsse und Bäche<br />

wie der Gosaubach fl ießen durch die<br />

Region. Im Gemeindegebiet von Gosau<br />

liegt der Vordere und der Hintere Gosausee,<br />

welche für den Hochwasserschutz<br />

künstlich aufgestaut wurden. Ein positiver<br />

Nebeneffekt der Aufstauung war die<br />

Energiegewinnung aus der Wasserkraft.<br />

Früher wurden die Gewässer hauptsächlich<br />

für das Schwemmen von Holz,<br />

der sogenannten Trift, verwendet. Die<br />

oben abgebildete Darstellung zeigt eine<br />

Übersicht mit Eindrücken der stehenden<br />

und fl ießenden Gewässer.


34<br />

Analyse<br />

Analyse<br />

Stärken<br />

STÄRKEN<br />

SCHWÄCHEN<br />

RHV. Der Reinhaltungsverband Hallstätter<br />

See ist eine der wenigen gemeinsamen<br />

Plattformen, in der alle vier<br />

Gemeinden vertreten sind. Hier kommen<br />

die vier Bürgermeister zusammen und<br />

können sich über Themen, welche die<br />

gesamte Region betreffen, austauschen.<br />

Daher kann der RHV als Medium der<br />

Kommunikation in der Region bezeichnet<br />

werden.<br />

Kraftwerksgruppe Gosau. Mit dem Bau<br />

der 4 Wasserkraftwerke von 1910-1968<br />

wurde in der Region Pionierarbeit für<br />

ganz Österreich geleistet. Diese Kraftwerke<br />

liefern erneuerbare Energie und<br />

haben einen großen Symbolcharakter für<br />

die Region.<br />

Uferpromenade Obertraun. Der Seezugang<br />

in Obertraun ist ein sehr gutes<br />

Erholungs- und Freizeitangebot für<br />

BewohnerInnen und TouristInnen. Durch<br />

den Spielplatz, den Beachvolleyballplatz,<br />

den Seezugang, die Schiffstation<br />

und das Seecafe bietet dieser Ort<br />

vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zur<br />

Freizeitgestaltung.<br />

Schwächen<br />

CHANCEN<br />

RISIKEN<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

Beschränkter Uferzugang. Neben der<br />

gut ausgebauten Uferpromenade in<br />

Obertraun gibt es auch zahlreiche<br />

Uferbereiche, an denen der Hallstätter<br />

See, die Traun und der Gosaubach nicht<br />

zugänglich sind. Dies liegt u.a. an den<br />

sehr steilen Hängen am See und an den<br />

stark regulierten Flussläufen.<br />

Fehlende finanzielle Mittel. <strong>Projekt</strong>e,<br />

wie die Aufwertung des Strandbads<br />

in Bad Goisern und die Renaturierung<br />

des Bärnbachs sind an den fehlenden<br />

finanziellen Mitteln gescheitert.<br />

Chancen<br />

Strandbad Bad Goisern und Obertraun.<br />

Das Strandbad Obertraun gehört zu den<br />

Stärken bietet aber auch eine Chance<br />

für Bad Goisern. Es kann durch eine<br />

weitere Aufwertung zu einem neuen<br />

Erlebnisort am Wasser werden.<br />

Rückbaumaßnahmen an der Traun.<br />

Durch diese Maßnahmen hat die Traun<br />

wieder die Chance zu einem Erlebnisort<br />

für die Bevölkerung zu werden. Es wird<br />

die Zugänglichkeit verbessert und daher<br />

können neue Erholungsmöglichkeiten<br />

am Wasser geschaffen werden.<br />

Risiken<br />

Hochwasser. Das Hochwasser ist eine<br />

ständige Bedrohung für die Siedlungsgebiete,<br />

die sich in den Gefahrenzonen<br />

befinden. Hochwasser kann niemals<br />

gänzlich ausgeschlossen werden, jedoch<br />

kann durch geeignete Maßnahmen<br />

das Risiko eingeschränkt werden.<br />

Stark regulierte Flüsse. Die stark begradigten<br />

und regulierten Flüsse, wie die<br />

Traun in Obertraun und die Bäche im<br />

Siedlungsbereich von Gosau, sind ein<br />

Produkt aus der Vergangenheit, als noch<br />

geglaubt wurde, dass die Wassermengen<br />

schnell talabwärts befördert werden<br />

müssen, um ein mögliches Hochwasser<br />

zu verhindern. Allerdings wird dadurch<br />

nur das Hochwasser flussabwärts verlagert<br />

und nicht verhindert. Daher stellen<br />

diese Flussläufe ein Risiko da und sollten<br />

rückgebaut bzw. renaturiert werden.


35<br />

Traun in Obertraun (Blickrichtung flussabwärts)<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Das Element, das vernetzt<br />

Gewässer sind eine wichtige Lebensgrundlage<br />

für Menschen, Tiere und Pflanzen.<br />

Deshalb müssen sie geschützt und<br />

ihre Funktion auf Dauer sicher gestellt<br />

werden. Dementsprechend sollte besonders<br />

sorgsam und schonend mit dieser<br />

Ressource umgegangen werden.<br />

Auch die in der Planungsregion befindlichen<br />

Gewässer dienen als unverzichtbare<br />

Lebensräume für eine vielfältige Pflanzenund<br />

Tierwelt. Weiters schätzen die Bevölkerung<br />

und TouristInnen die Gewässer<br />

als Naherholungsorte.<br />

Auf Basis der SWOT-Analyse und<br />

festgestellten Defizite wurde ein Leitbild<br />

erstellt. Im Leitbild „H 2 O - Das Element,<br />

das vernetzt“ ist die Entwicklungsstrategie<br />

formuliert. Der Name soll die bestehende<br />

Verbindung der Region zu ihren Gewässern<br />

unterstreichen. Die drei Entwicklungsziele<br />

stehen im Vordergrund, welche in der<br />

Abbildung als Dreieck dargestellt sind.<br />

Gosau<br />

energieversorgung<br />

Bad<br />

Goisern<br />

Hallstatt<br />

ökologisch verträglich<br />

hochwasserschutz<br />

Obertraun<br />

Leitbild, Quelle: eigene Bearbeitung, Kartengrundlage:<br />

BEV (2012)<br />

Das Dreieck zeigt auch die Zusammengehörigkeit<br />

der Gemeinden, denn der<br />

Gewässerstrom fließt nicht nur sinnbildlich<br />

durch alle Gemeinden, sondern soll<br />

weiters die Kommunikation zwischen<br />

den einzelnen Kommunen hervorheben.<br />

Ebenso sind die beiden Plattformen, der<br />

Reinhaltungsverband und der LEADER<br />

Verein Regis, wichtige Bausteine für eine<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Aus den drei Entwicklungszielen wurden<br />

Unterziele und in Folge Maßnahmen<br />

entwickelt, die der Region einen Aufschwung<br />

geben sollen. In den folgenden<br />

Punkten wird detailliert auf die drei<br />

Schwerpunkte eingegangen:


36<br />

Leitbild – Schwerpunkte<br />

1. Schwerpunkt<br />

Hochwasserschutz<br />

Gewährleistung<br />

einer<br />

ökologisch<br />

nachhaltigen<br />

Nutzung der<br />

Gewässer<br />

2. Schwerpunkt<br />

Wasser als<br />

Versorgungselement<br />

3. Schwerpunkt<br />

Die Region soll auch künftigen Generationen<br />

als Lebensraum zur Verfügung<br />

stehen. Denn sie sind lebenswichtige<br />

Adern in unseren Landschaften und<br />

stehen für eine ausgleichende Wirkung<br />

in unseren Ökosystemen (BUWAL/BWG<br />

2003: 4). Vor allem die verpflichtende<br />

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtline<br />

und die damit verbundenen Ziele,<br />

die Vermeidung der Verschlechterung<br />

der Wasserqualität sowie der Schutz<br />

und die Verbesserung des Zustandes<br />

des Wassers, haben das Gewässer zu<br />

einem wichtigen Bestandteil der Natur<br />

gemacht. Trotz der geplanten Schaffung<br />

von Eingangspunkten zu Uferbereichen<br />

müssen die verschiedenen Nutzungsinteressen<br />

abgewogen werden und<br />

gemeinsam die Prioritäten festgelegt<br />

werden.<br />

Alle vier Gemeinden haben bereits in<br />

der Vergangenheit Erfahrung mit Hochwasser<br />

gemacht und versucht durch<br />

Maßnahmen die Siedlungsgebiete zu<br />

schützen. Zum Beispiel wurden die<br />

Stauseen in Gosau zum Zwecke der<br />

Hochwasserregulierung gebaut und die<br />

Energiegewinnung war nur ein positiver<br />

Nebeneffekt. Trotzdem sind die Gemeinden<br />

Obertraun und Gosau in der<br />

jüngsten Vergangenheit von Hochwasser<br />

betroffen gewesen. Daher bezieht<br />

sich der zweite Schwerpunkt auf den<br />

Hochwasserschutz. Es gilt, zukünftig die<br />

Risiken eines erneuten Hochwassers<br />

so gering, wie möglich zu halten. In<br />

Obertraun wurden bereits Maßnahmen<br />

im Bereich des Hochwasserschutzes<br />

durch den Gewässerbezirk Gmunden<br />

entwickelt.<br />

Wasser ist sowohl in Form von Quellund<br />

als Grundwasser reichlich vorhanden.<br />

Es wird als eine wichtige wirtschaftliche<br />

Ressource angesehen. Folglich<br />

wurde die Nutzung der Wasserkraft<br />

bereits als Potential erkannt. Im Gosautal<br />

wird Strom aus Wasserkraft schon<br />

seit dem Jahr 1910 erzeugt. Die Energieversorgung<br />

durch die Wasserkraft soll<br />

in Zukunft an möglichen Standorten, die<br />

den ökologischen Haushalt der Gewässer<br />

nicht beeinträchtigen, ausgeweitet<br />

werden. Als langfristiges Ziel steht im<br />

dritten Schwerpunkt eine Energie- und<br />

Wasserautarke Region im Vordergrund.


37<br />

OberzielE UnterzielE MaSSnahmen<br />

> Gewährleistung einer<br />

ökologisch nachhaltigen<br />

Nutzung der Gewässer<br />

> Förderung der Zugänglichkeit<br />

der Uferbereiche<br />

> Eingangspunkte zu den<br />

stehenden und fließenden<br />

Gewässern schaffen<br />

gewässer<br />

Hochwasser Ökologie<br />

> Hochwasserschutz<br />

> Wasser als<br />

Kulturlandschaftselement für die<br />

BewohnerInnen<br />

> Minimierung der Gefahrenzonen<br />

für Siedlungsgebiete<br />

> Ökologischen Zustand der<br />

Gewässer erhalten oder<br />

verbessern<br />

> Attraktivierung der Flussufer für<br />

Erholungssuchende<br />

> Renaturierung der fließenden<br />

Gewässer<br />

> Errichtung von Themenwegen<br />

an den fließenden Gewässern<br />

> Renaturierung der versiegelten<br />

Flüsse<br />

> Erweiterung der Retentionsflächen<br />

> Errichtung von Schutzdämmen<br />

> Umsetzung der EU-<br />

Wasserrahmenrichtlinie<br />

> Stärkung des Bewusstseins<br />

der Schutzzonen innerhalb der<br />

Bevölkerung<br />

Versorgung<br />

> Wasser als Energie- und<br />

Versorgungselement<br />

> Vorbereitung auf eine<br />

energieautarke Region/Gemeinde<br />

*<br />

> Langfristige Gewährleistung der<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Mit * gekennzeichnete Ziele bzw. Maßnahmen sind fachübergreifend<br />

> Gründung eines Energie -<br />

Verbandes (EV am Hallstättersee)<br />

> Standorte für regionale<br />

Wasserkraftwerke sichern<br />

> Aufstellung von<br />

Finanzierungsplänen für neue<br />

Kraftwerke<br />

> Errichtung von neuen Zugängen<br />

zum Grundwasser<br />

> Errichtung von weiteren<br />

Trinkwassergenossenschaften<br />

> Errichtung einer Mineralwasserabfüllungsanlage<br />

in Obertraun


38<br />

Gemeinsam autark werden<br />

Energieverband<br />

Hallstätter See (EV)<br />

Zeithorizont: mittelfristig<br />

Priorität: hoch<br />

Akteure: Gemeinden, Energie AG<br />

Die Gosauer Kraftwerksgruppe, die<br />

im Besitz der Energie AG ist, erzeugt<br />

jährlich Strom für ca. 35.000 Personen<br />

bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch<br />

von 2.000 KWh pro Person. Damit<br />

könnten die ca. 11.000 EinwohnerInnen<br />

der Region ausreichend versorgt<br />

werden. Derzeit wird der Strom aus der<br />

Wasserkraft des Inneren Salzkammergutes<br />

erzeugt und gelangt anschließend<br />

in das Gesamtnetz von Oberöstereich.<br />

Darauffolgend wird der Strom von den<br />

BewohnerInnen der vier Gemeinden<br />

wieder zurückgekauft.<br />

Um diesen paradoxen Kreislauf zu<br />

stoppen, sollen die Gemeinden eine<br />

Kooperation mit der Energie AG, in<br />

Form eines Verbandes eingehen. So soll<br />

sichergestellt werden, dass der Strom,<br />

der in der Region produziert wird, auch<br />

in erster Linie von der ansässigen Bevölkerung<br />

zu günstigen Regionaltarifen<br />

verbraucht wird. Da die Engerie AG über<br />

Wassernutzungsrechte verfügt, ist eine<br />

Kooperation nicht ohne ein Entgegenkommen<br />

der Energie AG möglich. Dabei<br />

kann vom Energieverband des Bundes<br />

eine ensprechende Unterstützung bei<br />

den Verhandlungen gefordert werden.<br />

Der Bund verfolgt als übergeordnetes<br />

Ziel die Entwicklung energieautarker<br />

Seitenarm der Traun in Obertraun,<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Gemeinden und Regionen (BMWFJ/<br />

BMLFUW 2010). Mittels des Verbandes<br />

könnte mit ernsthaften Verhandlungen<br />

über regionale Lieferverträge für die<br />

Region gestartet werden. Der Verband<br />

wäre daher ein erster wichtiger Schritt<br />

in Richtung einer Regionalisierung der<br />

Stromversorgung mit der Chance auf<br />

günstige Regionalstromtarife. Für die<br />

Energie AG besteht die Chance, auf<br />

diesem Wege Regionalstrom als Marke<br />

zu etablieren und sich positiv innerhalb<br />

der „Welterbe-Modellregion“ Hallstatt-<br />

<strong>Dachstein</strong> zu positionieren.<br />

Hochwasserschutzprojekt<br />

Obertraun<br />

Zeithorizont: langfristig<br />

Priorität: sehr hoch<br />

Akteure: Gemeinde Obertraun, ÖBf,<br />

Blattfisch, Bund, Land<br />

Das bereits fertig geplante Hochwasserschutzprojekt<br />

in Obertraun gilt als<br />

Vorzeigeprojekt für den Hochwasserschutz<br />

sowie für die Verbesserung der<br />

ökologischen Situation.<br />

Vorderer Gosausee (Staubecken),<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Maßnahmen der beiden Oberziele<br />

Ökologie und Hochwasser kommen<br />

in diesem Porjekt zur Anwendung.<br />

Grundsätzlich gilt es, mit Hilfe dieses<br />

<strong>Projekt</strong>es die Gefahr des Hochwassers<br />

zu vermindern.<br />

Renaturierung der fließenden<br />

Gewässer<br />

Die Traun soll als Kulturlandschaftselement<br />

aktiver in den Ort Obertraun<br />

eingebunden werden. Dadurch sollen<br />

die Attraktivität der Ufer erhöht werden<br />

und auch ökologisch wertvollere Landschaftsteile<br />

entstehen. Somit kann der<br />

Erholungswert sowohl für die ansässige<br />

Bevölkerung, als auch für den Tourismus<br />

gesteigert werden.<br />

Erweiterung der Retentionsflächen<br />

Ein wichtiger und natürlicher Schutz vor<br />

Hochwasser sind natürliche Überflutungsflächen.<br />

In diesen wird das Wasser<br />

gespeichert und sukzessive wieder<br />

an den Fluss abgegeben. In Obertraun<br />

ist dem Wasser mehr Raum zur Verfügung<br />

zu stellen.


Wasser als Landschaftselement<br />

39<br />

werden. Eine bisherige Erschließung ist<br />

an den hohen Kosten gescheitert, da<br />

die Hangneigung sehr exponiert und<br />

wenig Platz am See vorhanden ist. Auch<br />

entlang des Gosauzwangs ist es sehr<br />

schmal und steil. Da diese Wegeverbindungen<br />

für die BewohnerInnen und<br />

den Tourismus besonders wichtig sind,<br />

kommt der Umstetzung des <strong>Projekt</strong>es<br />

eine hohe Priorität zu.<br />

Wesentliche Hochwasserschutzmaßnahmen in Obertraun<br />

Quelle: eigene Bearbeitung, Kartengrundlagen: BEV (2012),<br />

Amt der oö. Landesregierung (2008)<br />

Errichtung von Schutzdämmen<br />

Schutzdämme sind ein weiteres Mittel,<br />

um die Siedlungsgebiete vor Hochwasser<br />

zu schützen. Dabei ist es vor allem<br />

wichtig, dass sie gut in das Landschaftbild<br />

integriert werden. In Obertraun sind<br />

im Zuge des geplanten <strong>Projekt</strong>es zwei<br />

Dämme und eine Mauer geplant.<br />

Errichtung eines Themenweges an<br />

den fließenden Gewässern<br />

Entlang der Traun soll ein Themenweg<br />

entstehen, welcher Informationen über<br />

die Traun und ihren Lebensraum enthalten<br />

soll. Der Weg soll zu Fuß, mit dem<br />

Rad und auch über das Wasser für die<br />

Menschen erreichbar sein. Beispielsweise<br />

könnten an diesem Weg auch kleine<br />

Wasserspielplätze errichtet werden, um<br />

ihn erlebnisorientiert zu gestalten.<br />

Ein derartiges <strong>Projekt</strong> ist ebenfalls für<br />

den Gosaubach empfehlenswert. Der<br />

Flusslauf ist im Siedlungsbiet stark reguliert<br />

und bietet keine guten Zugangsmöglichkeiten.<br />

Wegeerschließung<br />

Hallstatt - Bad Goisern -<br />

Gosauzwang<br />

Zeithorizont: kurzfristig<br />

Priorität: sehr hoch<br />

Akteure: Gemeinden (Bad Goisern, Gosau,<br />

Hallstatt), ÖBf<br />

Bad Goisern und Hallstatt sind nur<br />

durch die Landesstraße verbunden.<br />

Desweitern gibt es ebenfalls nur eine<br />

befestigte Wegeverbindung in Form der<br />

Landesstraße Richtung Gosau. Diese<br />

Straßen sind für FußgängerInnen und<br />

RadfahrerInnen besonders gefährlich.<br />

Daher sollten hier neue Wege errichtet<br />

Gewässer als<br />

Querschnittsmaterie<br />

Dem Themenbereich Gewässer wird in<br />

Kleinregionalen Entwicklungskonzepten<br />

oft eine zu geringe Bedeutung beigemessen.<br />

Im Inneren Salzkammergut<br />

nimmt allerdings das Wasser eine besondere<br />

Rolle ein. Die Maßnahmen des<br />

Themenbereichs Wassers geben allen<br />

anderen <strong>Fachbereich</strong>en - Siedlungswesen,<br />

Engerie, Kulturlandschaft, Verkehr,<br />

Tourismus - wichtige Impulse.<br />

Wesentlich ist zum Thema Gewässer,<br />

dass in der Region nicht viele Attraktionen<br />

in den Mittelpunkt geraten, sondern<br />

die Natur selbst soll die Hauptattraktion<br />

der Region bleiben. Dies ist ein entscheidendes<br />

Merkmal der Region, die<br />

unbedingt bewahrt werden muss, um<br />

nicht die Identität zu verlieren.


TOURISMUS


41<br />

Gebirgsmassiv in Hallstatt<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Das Salzkammergut gilt als eine der<br />

ältesten Tourismusdestinationen Österreichs.<br />

Des Kaisers liebstes Ferienziel<br />

machte die Region schon zur Jahrhundertwende<br />

zu einem Hotspot für<br />

SommerfrischlerInnen. Die spannende<br />

Vergangenheit des inneren Salzkammerguts<br />

und die landschaftliche Schönheit<br />

bergen eine schier unfassbare Vielfalt<br />

an Produkten, Freizeitangeboten und<br />

Sehenswürdigkeiten. Die Jahrtausende<br />

alte Geschichte, beginnend von der<br />

Hallstattzeit über die Jahrhunderte alte<br />

Tradition des Salinenwesens und der<br />

Wald- und Gewässernutzung und nicht<br />

zuletzt der Status als Weltkultur- und<br />

-naturerbe, machten aus der Region<br />

einen ganz besonderen Lebensraum,<br />

welcher von Menschen aus aller Welt<br />

besucht und bewundert wird. Dieses<br />

rege Interesse an der Einzigartigkeit der<br />

Region beschert den BewohnerInnen<br />

zum einen sichere Arbeitsplätze im Tourismus<br />

und eine vielfältige Infrastruktur<br />

und zum anderen Investitionsdruck auf<br />

Hotel- und GastronomiebesitzerInnen<br />

mit einem nahezu nicht endend wollenden<br />

Strom an Tagesgästen in Hallstatt<br />

und eine einseitige Wirtschaftsstruktur,<br />

welche zur Abwanderung der jüngeren<br />

Bevölkerung führt. Diese spannende<br />

Situation verlangt nach guten Ideen zur<br />

Weiterentwicklung der Region, sowohl<br />

als Urlaubsziel, als auch als lebenswerter<br />

Wohn- und Arbeitsstandort für die<br />

Bevölkerung.


42<br />

Analyse<br />

Die Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> gilt zu<br />

Zeiten der Habsburger als Sommerfrische<br />

und zählt heute zu einem der<br />

beliebtesten Urlaubsziele weltweit.<br />

Seit die Region 1997 in die Liste der<br />

UNESCO Welterbestätten aufgenommen<br />

wurde, erlebt sie einen regelrechten<br />

Ansturm an TouristInnen.<br />

Hallstatt ist zur Tourismushochburg aufgestiegen<br />

und kann 800.000 TagestouristInnen<br />

pro Jahr verzeichnen, was bei<br />

einer EinwohnerInnenzahl von 800 auf<br />

Grenzen stößt.<br />

Das Weltkulturerbesiegel hat die Region<br />

weltberühmt gemacht und die meisten<br />

Gäste kommen derzeit aus dem<br />

asiatischen Raum. Der Großteil der<br />

TouristInnen sind TagestouristInnen,<br />

die vorwiegend im Sommer kommen.<br />

Gosau verzeichnet durch den Standort<br />

des drittgrößten Skigebietes des<br />

Landes mehr Winter- als Sommertourismus.<br />

Trotz Tourismusansturm sind die<br />

Nächtigungen, bezogen auf die letzten<br />

zwanzig Jahre, rückläufig. Auch die<br />

durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist<br />

geringer geworden. Vor allem Hallstatt<br />

hat nur sehr kurze Aufenthalte.<br />

Eine verkürzte Aufenthaltsdauer kann<br />

dadurch erklärt werden, dass sich allgemein<br />

ein Trend in Richtung kürzere und<br />

kurzfristige, dafür aber häufigere Urlaube<br />

pro Jahr, entwickelt.<br />

Das Ausbleiben der Nächtigungen,<br />

trotz Gästeansturm und ausreichend<br />

Unterkunftsmöglichkeiten in der Region,<br />

widerspricht sich. Der Status „Welterbe“<br />

bringt einerseits mehr Gäste, verlangt<br />

aber auch einen größeren Anspruch<br />

an die Region. TouristInnen erwarten<br />

hinsichtlich Unterkunft und Verpflegung<br />

einen gewissen Standard, der zur Zeit<br />

noch nicht überall in den Gemeinden<br />

geboten werden kann. Vor Jahren<br />

errichtete Räumlichkeiten wurden nicht<br />

weiter entwickelt und nicht auf modernstem<br />

Stand gehalten. Nun stehen viele<br />

Privatzimmer leer und es ergeben sich<br />

massive Probleme bei der Vermietung<br />

der Zimmer.<br />

Hallstatt und Obertraun haben ihre<br />

Bettenkapazität quantitativ wie auch<br />

qualitativ im vier Sterne Bereich erweitert.<br />

Das Heritage Hotel in Hallstatt wird<br />

bereits sehr gut angenommen und die<br />

Ferienanlage in Obertraun feierte heuer<br />

Eröffnung.<br />

Gosau hat neben leerstehenden Privatzimmern<br />

außerdem noch mit einer peripheren<br />

und öffentlich schlecht angebundenen<br />

Lage zu kämpfen. TouristInnen,<br />

wie auch EinwohnerInnen können sich<br />

ohne Auto innerhalb der Region kaum<br />

fortbewegen.<br />

Angebote wie Wald- oder Almtourismus<br />

erfordern oft eine Anreise mit dem PKW,<br />

obwohl es mit dem Rad oder E-Bike<br />

ökologisch verträglicher wäre.<br />

Die öffentliche Vernetzung zwischen den<br />

Gemeinden und der Region mit ihrem<br />

Umland ist dringend verbesserungsbedürftig.<br />

Der Regionalentwicklungsverein Inneres<br />

Salzkammergut (REGIS) arbeitet gemeinsam<br />

mit den Tourismusverbänden<br />

daran, die Region zu stärken, wettbewerbsfähiger<br />

und erlebbarer zu machen.<br />

Im Rahmen von EU - LEADER <strong>Projekt</strong>en<br />

wurden bereits Kooperation zwischen<br />

den Gemeinden, Tourismus, Landwirtschaft,<br />

Kultur und Wirtschaft vorangetrieben.<br />

Auch neue touristische Nischen,<br />

wie Schlechtwettertourismus werden<br />

forciert.<br />

Eines der Hauptanliegen ist die Schaffung<br />

qualitativ hochwertiger Arbeitsplätze.<br />

Bad Goisern ist die einzige Gemeinde<br />

mit einer größeren Branchenvielfalt,<br />

ansonsten leiden die Gemeinden unter<br />

starker Abwanderung, vor allem von<br />

jungen Erwachsenen.<br />

Wirtschaftszweige, wie das Salinenwesen<br />

sind kaum mehr als Arbeitgeber<br />

vorhanden und der Tourismus wird meist<br />

als einzige Lösung gesehen, die Abwanderung<br />

zu stoppen.<br />

In den letzten Jahren kommt es auch zu<br />

einem immer größer werdenden Verlust<br />

an der Palette landwirtschaftlicher Produkte,<br />

die vor allem für eine hochwertige<br />

Gastronomie und einem möglichen<br />

Selbstversorgertourismus von großer<br />

Bedeutung wären.


Leitbild<br />

43<br />

BAD GOISERN<br />

GOSAU<br />

4 Gemeinden<br />

4 Funktionen<br />

1 Region OBERTRAUN<br />

HALLSTATT<br />

Leitbild<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

Als eine der ersten Tourismusregionen<br />

Österreichs, verbindet die Region nicht<br />

nur der gemeinsame geschichtliche<br />

Hintergrund, sondern auch der Status<br />

als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe.<br />

Diese Voraussetzungen bedürfen einer<br />

starken Zusammenarbeit, einerseits<br />

zwischen den vier Gemeinden und andererseits<br />

zwischen den verschiedenen<br />

AkteurInnen und Interessensgruppen,<br />

um eine dem Welterbestatus entsprechende<br />

Entwicklung dieser besonderen<br />

Region zu garantieren.<br />

Wie in der Analyse klar ersichtlich wurde,<br />

verfügen die vier Gemeinden über unterschiedliche<br />

touristische Angebote und<br />

klare Schwerpunkte im touristischen Bereich.<br />

Dabei wurden für jede der vier Ortschaften<br />

spezifi sche Stärken erarbeitet,<br />

aus welchen sich Spezialisierungspotentiale<br />

je Gemeinde ergeben: Bad Goisern<br />

als wertvoller Wohnstandort und Kurort,<br />

Hallstatt mit seinem gastronomischen<br />

Angebot, Gosau als Anziehungspunkt für<br />

Ski- und Almtourismus und Obertraun<br />

mit einem Schwerpunkt auf Selbstversorgertourismus<br />

und Sportaktivitäten.<br />

Durch die Vernetzung auf unterschiedlichen<br />

Ebenen, kann ein vielseitiges<br />

Angebot für die gesamte Region<br />

geschaffen werden. Zudem können so<br />

die Schwächen einer Gemeinde durch<br />

die Stärken der anderen Gemeinden<br />

ausgeglichen werden.<br />

Um zukünftig gemeinsam kulturelle bzw.<br />

touristische Aspekte weiterzuentwickeln<br />

bzw. besser aufeinander abzustimmen,<br />

bedarf es einer besseren Verknüpfung<br />

der einzelnen touristischen Angebote<br />

und Aktivitäten.


44<br />

OBERZIELE UNTERZIELE MASSNAHMEN<br />

TOURISMUS<br />

Touristisches<br />

Angebot<br />

und Nächtigungen<br />

> Erweiterung des<br />

Unterkunftsangebots<br />

qualitativ und quantitativ<br />

> Verbesserung des<br />

gastronomischen Angebots<br />

& Ausbau des Einzelhandels<br />

(landwirtschaftl. Produkte)<br />

> Erreichung neuer<br />

touristischer Nischen<br />

> Schaffung von Wellnesshotels<br />

und Kurbetrieben<br />

> Erhöhung der Standards<br />

von Privatzimmern GO<br />

> Bettenausbau durch<br />

neue Hotels<br />

> Förderung: Urlaub am Bauernhof*<br />

> Unterstützung und<br />

organisatorische Verbesserung<br />

des sanften Almtourismus*<br />

> Qualitativ hochwertige<br />

Gastronomie<br />

> Kooperationen zw. Land- und<br />

GastwirtInnen*<br />

> Vermarktung regionaler Produkte* > Kampagne “Welterbe-Fisch”<br />

> Erhöhung der Angebote für<br />

SelbstversorgerInnen*<br />

> “Gesundheitsurlaub”<br />

> “Wellness und Beauty”<br />

> “Wetterunabhängigkeit<br />

im Urlaub”<br />

> Umbau des Salzhauses zu einem<br />

Spa (“Solewelt”) HS<br />

> Erstellung eines Qualitätsleitfadens<br />

und Schaffung finanzieller Anreize<br />

> Suche nach InvestorInnen zum<br />

Bau eines 4-Sterne Hotels GO<br />

> Anreize zum Umbau lw. Betriebe*<br />

> Vernetzung der Almhütten mittels<br />

Beschilderungen & Gewährleistung<br />

der Bewirtschaftung*<br />

> Fokus auf Verarbeitung<br />

regionaler Produkte<br />

> Verstärkte Abnahme landwirtschaftl.<br />

Produkte durch GastwirtInnen*<br />

> Bauernmarkt & Verkauf in den<br />

Geschäften (“Regionale Ecken”)*<br />

> Burnout Prophylaxe<br />

> Wellnessanlage im Salzhaus HS<br />

> “Regenwetterbroschüre” nach<br />

dem Bausteinkonzept<br />

Mobilität<br />

> Förderung von autofreiem<br />

Urlaub in der Welterberegion<br />

> Ausbau des Radtourismus<br />

> Verbesserung der Verbindung<br />

zw. den Orten<br />

> Marketingmaßnahmen zur<br />

sanften Mobilität<br />

> Marketing, Beschilderung, All-<br />

Inclusive-Card mit E-Bikes etc.<br />

> Elektro-Shuttlebus: “Tälerbus”<br />

> Anreisepackage mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, All-Inclusive-<br />

Card mit Tälerbus<br />

Gewerbestruktur<br />

> Diversifizierung der<br />

bestehenden Gewerbestruktur<br />

> Schaffung neuer Berufsfelder* > Wellness (Anwendungen,..)<br />

> Gesundheit (TherapeutInnen,<br />

BeraterInnen,<br />

> Ausbau Trainingslagerstandort<br />

(TrainerInnen,..) BG OT<br />

> Erhaltung Wirtschaftsstruktur BG<br />

Mit * gekennzeichnete Ziele bzw. Maßnahmen sind fachübergreifend<br />

Die mit einem Button gekennzeichneten Ziele/Maßnahmen beziehen sich nur auf eine Gemeinde: BG..Bad Goisern; OT..Obertraun; HS..Hallstatt; GO..Gosau


Welterbe leben und erleben<br />

45<br />

Zeithorizont: mittelfristig<br />

Priorität: mittel<br />

AkteurInnen: Land, Gemeinden, Bundesforste,<br />

Landwirtschaftskammer, Tourismusverband,<br />

REGIS, Nahversorger, Gastronomie,<br />

Bevölkerung<br />

Im Welterbe zu leben ist etwas Besonderes.<br />

Im Welterbe Urlaub zu machen<br />

und dabei die beachtenswerte Landschaft<br />

zu genießen und die vielen Kulturschätze<br />

erleben zu können, ist eine<br />

wahre Freude!<br />

Das besondere an der Region ist nicht<br />

nur ihr Welterbestatus, sondern die<br />

Tatsache, dass man sich nicht in einem<br />

Museum aufhält und in einer lebendigen<br />

Region urlaubt. Die von LandwirtInnen<br />

erzeugten Produkte, gewachsen im<br />

Welterbe, die dort gefangenen Fische<br />

oder die berühmten Goiserer Schuhe,<br />

die vielseitigen Sportmöglichkeiten und<br />

Naturschätze - all diese Dinge sind lebendiger<br />

Teil des Welterbes. Daher soll -<br />

wie im Thema Kulturlandschaft beschrieben<br />

- eine gemeinsame Dachmarke zur<br />

Vermarktung dieser Produkte geschaffen<br />

werden. Dabei sollen nicht nur materielle<br />

Güter und Erzeugnisse der Region unter<br />

einem Namen zusammengefasst, sondern<br />

auch Aktivitäten wie beispielsweise<br />

„Skifahren im Welterbe“, „Fischen im<br />

Welterbe“ oder ähnliches miteinbezogen<br />

werden.<br />

Das oftmals vorherrschende Bild des<br />

Welterbes als verstaubte museale<br />

Gegend soll durch jenes einer aktiven,<br />

lebendigen und stolzen Region ersetzt<br />

Traditionelle Holzbauweise in Hallstatt<br />

werden. Um diese Ziele zu erreichen,<br />

müssen verstärkt Kooperationen<br />

zwischen den ErzeugerInnen regionaler<br />

Spezialitäten, der Gastronomie und dem<br />

Handel eingegangen werden. Die von<br />

den LandwirtInnen erzeugten Produkte<br />

werden in den örtlichen Gastronomiebetrieben<br />

unter der Dachmarke verarbeitet.<br />

Jedoch sollen nicht nur regionale<br />

landwirtschaftliche Produkte unter dieser<br />

Marke stehen. Sowohl typische handwerkliche<br />

Erzeugnisse, als auch Aktivitäten,<br />

die in der Region einzigartig sind,<br />

wie beispielsweise die Almwirtschaft mit<br />

ihren zahlreichen liebevoll erhaltenen<br />

Hütten oder die Salinen, Outdoorsport<br />

und Fischen, sind in dieser Dachmarke<br />

vereint.<br />

Wichtig dabei ist die Intensivierung der<br />

gemeinsame Linie, angefangen von<br />

Prospekten, Broschüren und Karten,<br />

bis zur Beschilderung der Wege und<br />

Organisation des Ferienprogramms und<br />

der Öffnungszeiten. Die gute Vernetzung<br />

der verschiedenen Beteiligten muss<br />

transparent und lückenlos organisiert<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

werden. Der Verein REGIS, welcher<br />

LEADER <strong>Projekt</strong>e abwickelt und der<br />

Tourismusverband Inneres Salzkammergut,<br />

wären hierfür als Drehscheibe,<br />

Mittler und Organisator zwischen den<br />

AkteurInnen vorstellbar. Im Rahmen<br />

eines LEADER <strong>Projekt</strong>s werden die ErzeugerInnen,<br />

VerarbeiterInnen und VermarkterInnen<br />

mit Werbefachleuten und<br />

VertreterInnen der vier Gemeinden und<br />

der REGIS an einen Tisch gebracht, um<br />

Möglichkeiten und Ziele für die gemeinsame<br />

Dachmarke und das Gütesiegel<br />

zu erarbeiten. In einem weiteren Schritt<br />

wird die Bevölkerung miteinbezogen um<br />

somit eine Strategie zu entwickeln, mit<br />

der sich sowohl die BewohnerInnen,<br />

als auch die ErzeugerInnen identifizieren<br />

können. Diese Maßnahme ist nicht<br />

nur aus vermarktungstechnischer Sicht<br />

relevant, sondern trägt stark zum Erhalt<br />

traditioneller Berufe und Fähigkeiten in<br />

der Region bei.


46<br />

Potentiale nutzen!<br />

Zeithorizont: Mittelfristig<br />

Priorität: Mittel<br />

Beteiligte AkteurInnen: Gemeinden, REGIS,<br />

InvestorInnen, Hotelerie, BetreiberIn, Tourismusverband<br />

Welterbe genießen -<br />

Bei jedem Wetter<br />

Jede Urlaubsregion hat ihre Besonderheiten,<br />

auch bei schlechtem Wetter! Das<br />

es in der Region Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> viel<br />

regnet ist eine Tatsache. Dass das ein<br />

Nachteil ist, stimmt nicht – denn egal ob<br />

der Himmel blau oder grau ist, im Welterbe<br />

gibt es immer etwas zu erleben.<br />

Das bestehende Schlechtwetterangebot<br />

ist bereits sehr umfassend: Die Höhlenwelt<br />

am Krippenstein, das Salzbergwerk<br />

und auch die vielen Museen bieten ein<br />

abwechslungsreiches Angebot für Jung<br />

und Alt.<br />

Um das Potential des Schlechtwettertourismus<br />

zu nutzen soll der Fokus auf<br />

das aktive Erleben des Regens und<br />

die Wetter-Naturschauspiele gelenkt<br />

werden.<br />

Gesundheitszentrum<br />

im Salzhaus<br />

Nischen wie Gesundheit und Wohlbefinden<br />

sind weder vom Wetter noch von<br />

der Saison abhängig. Dieser bereits<br />

vorhandene Tourismuszweig soll um<br />

eine neue Dimension erweitert werden.<br />

Das Salzhaus in Hallstatt, welches bis<br />

zum jetzigen Zeitpunkt leer steht, dient<br />

Das Salzhaus am Hallstätter See<br />

dabei als Zentrum für diese Nische.<br />

Es soll ein Gesundheitszentrum entstehen,<br />

das mehr bietet als eine gewöhnliche<br />

Thermenanlage mit Bädern, Saunas<br />

und Massageangeboten: Es können Seminare<br />

und Veranstaltungen zu Themen<br />

der Gesundheit oder auch Sportkurse<br />

abgehalten werden.<br />

Über Leader-Förderungen kann die<br />

Erarbeitung eines Konzeptes und die<br />

Planung es <strong>Projekt</strong>es kofinanziert werden.<br />

Die Umbaukosten, sowie Kosten<br />

für Marketing und Betrieb können durch<br />

Zuschüsse des Landes und Kooperationen<br />

mit HotelbetreiberInnen, die als<br />

InvestorInnen das Gesundheitszentrum<br />

als Teil ihres Angebots für Gäste nutzen<br />

können, finanziert werden.<br />

Diversifizierung der<br />

Wirtschaftsstruktur<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Um die wenig diversifizierte Wirtschaft<br />

und den damit einhergehenden Mangel<br />

an qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen<br />

zu mindern, können in der<br />

Tourismusbranche, der wichtigsten<br />

„Einkommensquelle“ der Region, neue<br />

Berufsfelder geschaffen werden.<br />

Durch das neue Gesundheitszentrum<br />

in Hallstatt entstehen attraktive Arbeitsplätze,<br />

wie ErnährungsberaterInnen,<br />

GesundheitstrainerInnen, Burnout-ProphylaxetrainerInnen<br />

oder auch HeilmasseurInnen.<br />

Ausbildungsmöglichkeiten für<br />

diese Berufe bietet die „Body Health academy“<br />

in Linz und das BFI in Gmunden.


Urlaub vom Auto im Welterbe<br />

47<br />

Schiffverkehr auf dem Hallstättersee<br />

Zeithorizont: Langfristig<br />

Priorität: Hoch<br />

Beteiligte AkteurInnen: ÖBB, Postbus AG,<br />

Tourismusverband, REGIS, Gemeinden,<br />

Land, Beherbergungsbetriebe,Touristische<br />

Infrastruktur (Salzbergwerk, Seilbahnen, Museen,<br />

<strong>Dachstein</strong> & Eishöhlen Gmbh & Co KG)<br />

Um eine nachhaltige Entwicklung in der<br />

Region voranzutreiben, ist ein Umdenken<br />

in der Verkehrsplanung notwendig.<br />

UrlauberInnen sollen die Möglichkeit<br />

bekommen, ohne Auto in die Region zu<br />

reisen.<br />

Durch rasant ansteigende Spritpreise,<br />

stundenlange Staus und Stress auf der<br />

Straße werden Anreisealternativen immer<br />

attraktiver. Urlauber verzichten gerne<br />

auf ihr Fahrzeug, wenn sie bequem<br />

und günstiger mit der Bahn anreisen<br />

können und vor Ort ausreichend Shuttlebusse<br />

zur Verfügung haben. Um dieses<br />

Angebot zu schaffen, muss der öffentliche<br />

Verkehr in der Region <strong>Dachstein</strong>-<br />

Salzkammergut verbessert werden.<br />

Vor allem müssen die Verbindungen<br />

zwischen den Gemeinden gewährleistet<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

sein. Es soll möglich sein, spät abends,<br />

an Feiertagen oder an Wochenenden<br />

eine Verbindung von einem Ort zum<br />

anderen nutzen zu können. Die mit dem<br />

öffentlichen Verkehr schwer erreichbaren<br />

Ausflugsziele sollen für Rad und<br />

E-Bike – FahrerInnen besser zugänglich<br />

gemacht werden.<br />

Als Grundlage für eine Verbesserung<br />

der Verkehrssituation muss ein regionales<br />

Verkehrskonzept erstellt werden. In<br />

diesem werden künftige Strategien und<br />

Ziele für die Erreichbarkeit definiert und<br />

Prioritäten für eine zukunftsorientierte<br />

Entwicklung der Region ausgearbeitet<br />

werden. Verkehrsrelevante Einflussgrößen<br />

innerhalb der Region und deren<br />

Entwicklungspotenzial sowie Beziehungen<br />

untereinander können somit<br />

abgebildet und Maßnahmen erstellt<br />

werden. Dadurch soll eine Abstimmung<br />

zwischen den beteiligten AkteurInnen<br />

der Fachdisziplinen entstehen und eine<br />

langfristige einseitige Abhängigkeit vom<br />

motorisierten Individualverkehr vermieden<br />

werden.<br />

All-Inclusive-Card<br />

Für die vier Gemeinden wird eine All-Inclusive-Card<br />

geschaffen, mit welcher die<br />

Möglichkeit besteht, die Sehenswürdigkeiten<br />

und Angebote vor Ort günstiger<br />

zu nutzen. Zudem werden die vorhandenen<br />

Seilbahnen, das E-Bike-Verleihsystem<br />

und auch ein Shuttle, welches<br />

zwischen den vier Gemeinden verkehrt,<br />

in diese Karte inkludiert. Für die TouristInnen<br />

besteht die Möglichkeit für beliebig<br />

viele Tage eine solche Karte zu erwerben.<br />

Als Anreiz für mehr Übernachtungen<br />

in der Region kann eine Kooperation<br />

zwischen den Beherbergungsbetrieben<br />

und der örtlichen Infrastruktur entstehen.<br />

Dabei können Packages angeboten<br />

werden, bei denen z.B. ab drei Übernachtungen<br />

die Karte enthalten ist. Für<br />

die Umsetzung ist eine gute Koordination<br />

wichtig, welche vom Tourismusverband<br />

und REGIS übernommen werden kann.<br />

Daneben sind Informationsveranstaltungen<br />

genauso wichtig, wie das Aufbauen<br />

auf schon vorhandene Strukturen der<br />

Salzkammergut-Card.<br />

Natürlich werden bei einer solchen Koordination<br />

und auch bei der Umsetzung<br />

Kosten entstehen. Diese müssen durch<br />

die vier Gemeinden, eine erhöhte Tourismusabgabe,<br />

durch Förderungen von<br />

Leader und dem Land bezahlt werden.<br />

Durch den Bund, beispielsweise durch<br />

eine Förderung von klima.aktiv mobil,<br />

könnte das <strong>Projekt</strong> zudem mitfinanziert<br />

werden. Die Beantragung der Leader-<br />

Förderungen kann über REGIS erfolgen.


48<br />

Schlusswort<br />

Gosau<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Zielgruppen dieses kleinregionalen<br />

Entwicklungskonzepts sind die Bevölkerung<br />

und die EntscheidungsträgerInnen<br />

der Gemeinden Bad Goisern, Gosau,<br />

Hallstatt und Obertraun. Als Anleitung<br />

für konkrete Maßnahmen, aber auch als<br />

Anknüpfung für weitere Ideen sollen die<br />

Kommunen, verschiedene Institutionen,<br />

die Landesverwaltung und einzelne<br />

EinwohnerInnen zur Weiterentwicklung<br />

ihres Lebensraumes auf dieses informelle<br />

Konzept zurückgreifen können.<br />

Der UNESCO-Weltkulturerbestatus trägt<br />

dazu bei, dass die Wahrnehmung aller<br />

vier Gemeinden als gemeinsame Region<br />

gestärkt wird. Um regionale Chancen<br />

nutzen zu können, bedarf es einer<br />

Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden.<br />

Die unterschiedlichen Stärken der<br />

Gemeinden gilt es zu kombinieren, so<br />

dass die Lebensqualität in der Region<br />

erhalten bleibt.<br />

Das aus der Analyse entstandene<br />

Leitbild „Regionales Erbe nachhaltig<br />

nutzen!“ soll zum Ausdruck bringen,<br />

dass bei zukünftigen Planungen die<br />

historischen Wurzeln nicht außer Acht<br />

gelassen werden dürfen und Bestehendes<br />

in einer ökonomisch, ökologisch<br />

und sozial nachhaltigen Weise weiterentwickelt<br />

werden soll.<br />

Die Strategien und Ziele aus den vier<br />

<strong>Fachbereich</strong>en sollen den Gemeinden<br />

als Anregungen für zukünftige Planungen<br />

dienen, sowie die Kooperation<br />

zwischen ihnen fördern.<br />

Eine wichtige Aufgabe für das Siedlungswesen<br />

ist es, den Bevölkerungsrückgang<br />

des letzten Jahrzehnts zu<br />

stoppen und die EinwohnerInnenzahl<br />

wieder zu stabilisieren. In einer Region,<br />

in der die Bevölkerung zunehmend<br />

abwandert, besteht die Gefahr, dass das<br />

Angebot an Infrastruktur immer knapper<br />

wird und damit die Lebensbedingungen<br />

erschwert werden. Für die Gewährleistung<br />

einer flächendeckenden Infrastrukturversorgung<br />

ist es überdies notwendig,<br />

der Zersiedelung entgegenzuwirken.<br />

Dafür müssen Entwicklungs- und<br />

Verdichtungsschwerpunkte in räumlicher<br />

und funktionaler Hinsicht gesetzt und<br />

definiert werden. Besonders wichtig ist<br />

dabei die Kooperation und Abstimmung<br />

zwischen den Gemeinden.<br />

Die Kulturlandschaft leistet in der Region


49<br />

Hallstättersee<br />

Hallstatt-<strong>Dachstein</strong> einen besonderen<br />

Beitrag zur Regionalentwicklung und<br />

vermittelt einen Ausdruck von regionaler<br />

Identität. Um diese besondere Kulturlandschaft<br />

aufrecht erhalten zu können,<br />

müssen die LandwirtInnen der Region<br />

unterstützt werden. Der Bedarf an regionalen<br />

Produkten ist in der Gastronomie<br />

vorhanden und zeigt die Notwendigkeit<br />

einer verstärkten Einbindung der Landwirtschaft<br />

in die regionalen ökonomischen<br />

Kreisläufe.<br />

Das gastronomische Angebot mit regionalen<br />

landwirtschaftlichen Produkten<br />

zu erweitern und zu verbessern, liefert<br />

somit einen Mehrwert für die Branchen<br />

Landwirtschaft und Tourismus. Durch<br />

die Aktivierung bisher nicht genutzter<br />

Quelle: eigenes Foto<br />

Potentiale können neue Tourismusnischen<br />

erschlossen werden, z.B. die<br />

Solenutzung im Gesundheitsbereich.<br />

Für die Verbesserung der Verkehrssituation<br />

ist es notwendig, ein regionales<br />

Verkehrskonzept zu erstellen. Eine<br />

Möglichkeit, die Vernetzung der Gemeinden<br />

zu stärken, stellt die Förderung<br />

von autofreiem Urlaub mit neuen<br />

Mobilitätskonzepten dar. Dazu bedarf<br />

es beispielsweise einer Umsetzung von<br />

geeigneten Radwegen an den Uferbereichen<br />

der Gewässer. Hierbei wird auch<br />

die Zugänglichkeit zu den Gewässern<br />

verbessert, welche die Erholungsmöglichkeiten<br />

erhöht.<br />

Alle Gemeinden und Sachbereiche sind<br />

mit dem Thema Wasser eng verbunden.<br />

Durch den Hochwasserschutz werden<br />

Siedlungsflächen geschützt. Die Energiegewinnung<br />

aus der Wasserkraft blickt<br />

in der Region auf eine lange Tradition zurück<br />

und langfristig wird eine energieautarke<br />

Region angestrebt. Die Gefahr von<br />

Hochwasser ist durch den Reichtum<br />

an Wasser in vielen Siedlungsgebieten<br />

gegeben. Diese Gefahr gilt es in Zukunft<br />

zu minimieren.<br />

Für eine nachhaltige Entwicklung des<br />

Lebensraums sind die regionalen Ressourcen<br />

Holz, Wasser, Salz und wichtige<br />

Kulturlandschaftselemente zu sichern<br />

und nutzbar zu machen. Dazu sind auch<br />

die großen „Spieler“, die diese Ressourcen<br />

aus der Geschichte heraus „zentral“<br />

verwalten - die ÖBf, die Energie AG,<br />

die Salinenbetriebe, das Bundesherr<br />

und der Naturschutz - in die regionale<br />

Entwicklung einzubeziehen, aber auch<br />

in die Verantwortung zu nehmen als<br />

Schlüsselinstitutionen für die Entwicklung<br />

der Region und ihres Erbes. Die<br />

Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturund<br />

Naturerberegion anerkennt diese<br />

natürlichen und kulturellen Besonderheiten<br />

und den Reichtum der Region.<br />

Zur Gewährleistung einer erfolgreichen<br />

Umsetzung der erarbeiteten Ziele und<br />

Maßnahmen ist eine Zusammenarbeit<br />

der Gemeinden und die Vernetzung der<br />

AkteurInnen unterschiedlicher Sachgebiete<br />

von großer Bedeutung. Unser<br />

Beitrag soll dazu anregen und ermutigen,<br />

diese Vernetzung fortzuführen und<br />

in neue Bereiche zu erweitern.


50<br />

Quellenverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

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BEV (BUNDESAMT FÜR EICH-UND VERMESSUNGSWESEN) (2012):<br />

> Digitale Katastermappe der Gemeinden Bad Goisern, Gosau, Hallstatt und Obertraun<br />

> Digitales Höhenmodell der Gemeinden Bad Goisern, Gosau, Hallstatt und Obertraun<br />

> Digitale Orthophotos der Gemeinden Bad Goisern, Gosau, Hallstatt und Obertraun<br />

> Digitales Landschaftsmodell der Gemeinden Bad Goisern, Gosau, Hallstatt und Obertraun

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