aktuelle Vereinszeitung Nr.25 - Ruder-Club-Havel Brandenburg e.V.
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Warum essen wir von dem Tierchen nicht weiter? Nein war die Antwort. Wenn du<br />
jetzt den Fisch umdrehst und die andere Hälfte essen willst, wirst du morgen gar<br />
keinen Fisch mehr essen. Gut ich überlegte eine Weile. Kam aber auf keine<br />
schlüssige Antwort. Dann ließ mir diese Prozedere keine Ruhe und ich fragte<br />
noch mal nach.<br />
Ja Bo, war die Antwort. Wenn Du den Fisch umdrehst wirst Du morgen keinen<br />
mehr essen. Es gibt hier eine Legende: „Da saß die Fischerfamilie ebenfalls beim<br />
Essen und die Familie aß den Fisch des Vaters, der ebenfalls köstlich zubereitet<br />
war. Alle waren Happy und aßen den gesamten Fisch auf, nachdem der Vater ihn<br />
gewendet hatte. Am nächsten Tag stand kein Fisch mehr auf dem Tisch der<br />
Familie, weil der Fischer mit seinem Boot kenterte und ertrank.“<br />
Das Fazit dieser Story, man isst hier immer nur die eine, oben liegende Seite des<br />
Fisches, dann geht alles gut, und auch morgen wird es Fisch geben.<br />
Ich frage mich wirklich, wie es möglich ist, dass dieses Riesenvolk sich solch<br />
einen Luxus leisten kann? Wenn Tradition und Aberglaube in diesem Land eine<br />
so dominierende Rolle spielen, frage ich mich, wie man hier nur alle Menschen<br />
satt bekommen kann?<br />
Aber nun zu dem neuen Fisch, von dem aus Tradition nur der Kopf gegessen<br />
wird. Dolmetscher Zhuo Yi, der vier Jahre in Deutschland Betriebswirtschaft in<br />
Stendal studierte, sagte mir, seine Mutter arbeitet in einem Restaurant und er<br />
weiß, dass der gesamte Fisch weggeworfen wird. Oder aber zu einem ganz, ganz<br />
geringen Preis verkauft wird. Auch das ist mir bei meiner ökonomischen<br />
Denkweise nicht erklärlich. Und ich gab keine Ruhe, dann schmecken also diese<br />
Fische absolut nicht? Das weiß ich nicht! War seine Antwort, denn ich habe noch<br />
nie einen gegessen. Ich scheitere, denn das Gespräch lässt sich nicht fortsetzen,<br />
wenn er also noch nie diesen Fisch gegessen hat, muss er mir auch eine Antwort<br />
schuldig bleiben.<br />
Als wir das kalte Restaurant, dass nur durch die warmen Suppen etwas Flair<br />
hatte, verließen, sagte man mir, heute ist der letzte Tag des „chinesischen Neuen<br />
Jahres“, das so genante Drachenbootfest. Und tatsächlich auf dem angrenzenden<br />
Fluss sah man Menschen in goldgelben und goldroten Anzügen, die damit<br />
beschäftigt waren, Drachen und Boote durch die Luft zu schwenken, es war pure<br />
Lebensfreude, es knallten Böller auf beiden Seiten des Flusses. Und die<br />
Menschen ließen kleine Heißluftballons in die Luft steigen.<br />
64<br />
Doch unsere Fahrt ging<br />
weiter, denn es lag<br />
noch eine gute Stunde<br />
Weg vor uns. Und<br />
dieser Weg wird kein<br />
leichter sein, denn nicht<br />
nur die Straßen wurden<br />
immer schlechter auch<br />
die Dunkelheit und der<br />
leichte Nebel<br />
erschwerte die Fahrt.