# 31 | März 2008 readmypony.com | Göttingen | im Frühling Punk ...
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Quergeister und<br />
Unruhestifter<br />
Tina Fibiger<br />
Es gibt Situationen, da wird Edgar Wibeau einfach<br />
rebellisch. Selbst nach seinem dramatischen Abgang<br />
noch, als ein paar Volt zu viel durch seinen Körper<br />
jagten. Was seine Mutter, Kumpel Willi und auch die<br />
sehnsüchtig umschwärmte Conny da plötzlich für<br />
Erkenntnisse über ihn produzieren. »Hier hat niemand<br />
Schuld, nur ich«, erklärt der Held aus Ulrich<br />
Plenzdorfs Roman »Die neuen Leiden des Jungen<br />
W.«, den Peter Hilton Fliegel für das Junge Theater<br />
dramatisierte: »Das wollen wir mal festhalten.« Und<br />
Paul Matze riskiert nun noch so einen durchdringenden<br />
Blick auf das Publikum und gegen all die wohlmeinenden<br />
Lautsprecherst<strong>im</strong>men. Er hat Edgars<br />
Sicht der Ereignisse zu seiner Sache gemacht, diesen<br />
wunderbar rebellischen Eigensinn und den Spot<br />
über die gelegentlichen Störfälle. So ist das eben,<br />
wenn man sich als ehemals vorbildlicher Lehrling<br />
nach Berlin aufmacht, in einer baufälligen Laube Unterschlupf<br />
findet, als verkanntes Malergenie auftritt<br />
und auf dem dunklen Plumpsklo mangels Papier an<br />
Goethes »Werther« gerät. Ab jetzt wird Willi mit Tonbandnachrichten<br />
aus dem »Werther« versorgt.<br />
So wie der sich in seine Charlotte verliebt hat,<br />
geht‘s auch Edgar mit der Kindergärtnerin Charlie,<br />
die ihren verlobten Langweiler ja dann auch heiraten<br />
wird. Doch anstatt sich wie Werther deswegen<br />
»ein Loch in seine olle Birne zu schießen«, versucht<br />
er lieber bei seinem Kollegen von der Malerkolonne<br />
mit der Erfindung eines nebellosen Farbspritzgerätes<br />
zu punkten, bis ihn eine Stromladung umhaut. Und<br />
so wie Paul Matze an ihm das kurze Abenteuer der<br />
Freiheit, des Leichtsinns und der launigen Rebellion<br />
spürbar werden lässt, haut einen schließlich auch<br />
dieser Theaterabend um. Der Louis-Armstrong-Fan,<br />
der alternde Jeansträger dämlich findet und so hinreißend<br />
Werther zitiert, wäre ein wunderbarer Bündnisgenosse<br />
in allzu geordneten Verhältnissen.<br />
In Stephen Sewells Szenenfolge, die Joach<strong>im</strong> von<br />
Burchardt am Deutschen Theater inszenierte, haben<br />
die Verhältnisse bereits ein gespenstisches<br />
Ordnungsformat erreicht. Da genügt eine provokante<br />
These, wie sie der Politologe Talbot Finch <strong>im</strong><br />
Hörsaal vertritt, um ihn zum radikalen Störfall zu<br />
Paul Matzke | Die Leiden des jungen W. | JT<br />
deklarieren. Seine These, die zugleich den Stücktitel<br />
darstellt, bleibt nicht ohne Folgen: »Mythos, Propaganda<br />
und Katastrophe in Nazi-Deutschland<br />
und <strong>im</strong> heutigen Amerika«. Sie mündet in einen<br />
kafkaesken Alptraum mit einer akademischen Kulisse,<br />
die sich hinter Sachzwängen und Karriereoptionen<br />
verschanzt. Talbot geht es <strong>im</strong> Grunde um<br />
eine wachsende Law-and-Order-Mentalität, die gegen<br />
den US-Gründermythos der Rechtschaffenheit<br />
steht. Und er kommentiert die Feindbildstrategie,<br />
wie sie George W. Bush mit der Achse des Bösen beschwor,<br />
um Foltercamps zu rechtfertigen und eine<br />
anhaltende Terroristenparanoia auszulösen.<br />
Die ärgsten Befürchtungen des streitbaren Akademikers<br />
scheinen sich zu bestätigen. Er wird überfallen<br />
und verhört, auf dem Campus zirkulieren Verdächtigungen,<br />
Vorgesetzte und Kollegen gehen auf<br />
Distanz. Doch in der Frage, ob er nur seinen ärgsten<br />
Projektionen erliegt oder die Verhältnisse wirklich<br />
kafkaeske D<strong>im</strong>ensionen angenommen haben, verweigert<br />
sich die Inszenierung. Die Szenen zwischen<br />
Campus und Verhörzelle, Smalltalk und privaten Krisenherden<br />
gehen über den Status des well made play<br />
nicht hinaus und folgen einfach der filmischen Dramaturgie<br />
des Stückes. Von ein paar fiesen Videobildern<br />
mit blutig geschminkten Gesichtern geht erst<br />
recht keinerlei Beklemmung aus – schon gar nicht<br />
für eine dramatische politische Expertise.<br />
Deutsches Theater<br />
Telefon: 4 96 911 | www.dt-goettingen.de<br />
1.3. 19.45 3. Göttinger Stummfilmfestival<br />
2.3. 16.00 Sisters of Swing<br />
3.3. 20.00 DTS Ein schnelles Leben<br />
20.00 DTK Die schlechteste Show der Welt<br />
4.3. 19.45 Anatevka<br />
20.00 DTS Ein schnelles Leben<br />
5.3. 10.00 DTS Der Grüffelo<br />
19.45 Faust<br />
20.00 DTS Bahnwärter Thiel<br />
6.3. 10.00 DTS Bahnwärter Thiel<br />
19.45 Tag der Gnade<br />
20.00 DTK Spezialität des Hauses<br />
7.3. 10.00 DTS Oliver Twist<br />
19.45 Mythos, Propaganda und Katastrophe<br />
in Nazi-Deutschland...<br />
8.3. 16.00 DTS Der Grüffelo<br />
19.45 Der Gott des Gemetzels<br />
20.00 DTK Manchmal nur wie schlafen<br />
9.3. 16.00 DTK Pipi in Taka-Tuka-Land<br />
20.00 Mozart und das Ende der Zeit<br />
10.3. 19.45 Der Mann von La Mancha<br />
20.00 DTS Habe ich dir eigentlich schon erzählt<br />
11.3. 19.45 Faust<br />
20.00 DTS Hundert Tage Lesung mit L. Bärfuss<br />
12.3. 18.00 DTS King A<br />
19.45 Mythos, Propaganda und Katastrophe …<br />
13.3. 18.00 DTS Oliver Twist<br />
19.45 Tag der Gnade<br />
14.3. 19.45 Mythos, Propaganda und Katastrophe …<br />
20.00 DTK Blind Date 02.08<br />
15.3. 18.00 DTS King A<br />
19.45 eigenSinn – Gastspiel<br />
16.3. 16.00 DTK <strong>Frühling</strong> lässt sein blaues Band<br />
17.3. 19.45 Der gute Mensch von Sezuan<br />
20.00 DTS Ein schnelles Leben<br />
18.3. 18.00 DTS Cyrano<br />
19.45 Andorra<br />
20.00 DTK Die Plancks – Eine ganz normale<br />
Familiensaga<br />
19.3. 16.00 DTS Vom kleinen Maulwurf…<br />
18.00 Heinz Engels zum Gedenken<br />
20.30 Der gute Mensch von Sezuan<br />
20.3. 19.45 Das Käthchen von Heilbronn<br />
22.3. 19.45 Der Kaufmann von Venedig<br />
20.00 DTS Habe ich dir eigentlich schon erzählt<br />
24.3. 19.45 Sisters of Swing<br />
27.3. 20.00 DTK Such mich!<br />
20.15 Mozart, Haydn und die unmittelbare …<br />
28.3. 10.00 DTS Vom kleinen Maulwurf<br />
19.45 Faust<br />
20.00 Die schlechteste Show der Welt<br />
29.3. 19.45 Sisters of Swing<br />
20.00 DTS Nichts ist es, nur so viel<br />
30.3. 16.00 Faust<br />
<strong>31</strong>.3. 20.00 DTS Nichts ist es, nur so viel<br />
Junges Theater<br />
Telefon: 4 95 015 | www.junges-theater.de<br />
1.3. 20.00 Der zerbrochene Krug<br />
2.3. 19.00 Die neuen Leiden des jungen W.<br />
4.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
7.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
8.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
9.3. 20.00 Beat Generation - Gastspiel<br />
11.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
12.3. 20.00 Alles muß raus – öffentl. GP<br />
13.3. 20.00 Alles muß raus<br />
14.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
15.3. 20.00 Alles muß raus<br />
16.3. 16.00 Schneewitchen<br />
18.3. 20.00 Alles muß raus<br />
19.3. 20.00 Alles muß raus<br />
20.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
21.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
22.3. 20.00 Der zerbrochene Krug<br />
25.3. 20.00 Der zerbrochene Krug<br />
26.3. 20.00 Das Maß der Dinge<br />
27.3. 20.00 Alles muß raus<br />
28.3. 20.00 Alles muß raus<br />
29.3. 20.00 Alles muß raus<br />
30.3. 20.00 Harry Rowohlt – Lesung<br />
<strong>31</strong>.3. 18.00 Norway.Today<br />
20.00 Death by Sexy<br />
Lumière<br />
Telefon: 48 45 23 | www.<strong>im</strong>proshow.de<br />
16.3. 20:00 Impro-Show: Alles ist möglich<br />
Thop<br />
Telefon: 39 70 77 | www.gwdg.de/thop<br />
6.3. 20.15 Schnurz – Tenga Famiglia<br />
7.3. 20.15 Schnurz – Tenga Famiglia<br />
8.3. 20.15 Schnurz – Tenga Famiglia<br />
9.3. 20.15 Schnurz – Tenga Famiglia<br />
18 theater Foto Clemens Eulig<br />
Programm 19