Programmheft herunterladen - Münchner Philharmoniker
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26<br />
Philharmonische<br />
Blätter<br />
Über die Schulter geschaut<br />
„Musik ist Kommunikation in reinster Form“<br />
Der <strong>Philharmoniker</strong> Gunter Pretzel über das Symposium<br />
„Musik ist Kommunikation“ vom 2. bis 5. Januar<br />
Warum ist Musik Kommunikation<br />
Weil Musik sich in einem Raum entfaltet,<br />
in dem sich mehrere Menschen<br />
aufhalten, und diese durch Musik in<br />
eine Wahrnehmungssphäre gehoben<br />
werden, in der der Einzelne als abgegrenztes<br />
Individuum zurücktritt. So<br />
wie Musiker sich im gelingenden Zusammenspiel<br />
in einer höheren Identität wiederfinden<br />
können, so kann sich das Publikum dort oben in<br />
dieser Sphäre auch mit den Musikern verbinden.<br />
Wie kann man sich das genau vorstellen<br />
Musikalische Kommunikation ist inhaltlich nicht<br />
festgelegt und sie geschieht wechselseitig und<br />
gleichzeitig, in ihr fallen Tun und „Verstehen“<br />
zusammen. In meinen Augen finden wir in der<br />
Musik die Kommunikation in ihrer reinsten und<br />
unmittelbarsten Form. Diese Kommunikation<br />
kann überaus dicht sein. Zwischen den Musikern<br />
– und darüber sprechen wir ja in dem Symposium<br />
– kann Kommunikation zu so etwas wie einem<br />
Fluidum werden, in welchem man sich gemeinsam<br />
in großer Sicherheit und Selbstverständlichkeit<br />
bewegt. Von außen gesehen sieht<br />
das aber so aus, als würde man sich da auf<br />
extrem schmalen Grat bewegen. Das Symposium<br />
will die Hörer in dieses Fluidum hinein<br />
nehmen, ich halte dies für eine sehr spannende<br />
Aufgabe.<br />
Gibt es mal mehr und mal<br />
weniger Kommunikation<br />
Es gibt Kommunikation auf sehr verschiedenen<br />
Ebenen. Das fängt an<br />
beim orchestralen Alltag, wenn es<br />
darum geht, zusammen zu spielen,<br />
zum Beispiel bei den Streichern dieselben<br />
Striche zur selben Zeit zu machen. Nennen<br />
wir es mal das grundlegende Räderwerk der<br />
orchesterinternen Kommunikation. Kommunikation<br />
geht aber noch weiter, verfeinert sich immer<br />
mehr und berührt schließlich den Identitätskern<br />
des Orchesters. Musikalische Kommunikation<br />
in ihrer höchsten Form lässt die bloße<br />
Synchronisation weit hinter sich. Sie gibt jedem<br />
Musiker das Gefühl von Freiheit und Spontaneität,<br />
in welcher man sich dennoch gegenseitig<br />
gar nicht verlieren kann.<br />
Haben Sie ein konkretes Beispiel vor<br />
Augen<br />
Es war für uns alle ein unglaubliches Erlebnis, als<br />
Zubin Mehta einmal bei einem Konzert in Wien<br />
kurzfristig für den erkrankten Sergiu Celibidache<br />
eingesprungen war, es wurde Bruckner gespielt.<br />
Ich kann es hier in der gebotenen Kürze gar nicht<br />
angemessen erzählen, aber sowohl er als auch<br />
wir selbst erlebten in einem hochemotionalen<br />
Konzert, welch überwältigende geistige Kraft<br />
ein Orchester aus sich selbst heraus entwickeln<br />
kann – ein Erlebnis, das uns mit ihm bis heute<br />
in besonderer Weise verbindet.