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rot-graue blätter - Schriftleitung

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eispielloser Hingabe ausgeübt hat. Die Anzahl der Gerichtstage pro Jahr<br />

wurde auf seine Anordnung erhöht, so dass schließlich 230 Tage für Verhandlungen<br />

und Schlichtungstermine vorgesehen waren. Als er 168 selber<br />

gegen die Germanen ins Feld zog – mit Lucius Verus zunächst noch, nach<br />

dessen Tod 169 aber ganz auf sich gestellt -, hat er seine richterliche Tätigkeit<br />

vor Ort fortgesetzt. Die Prozessbeteiligten mussten ggf. zur Verhandlung im<br />

Feldlager anreisen. Der Historiker Cassius Dio berichtet darüber:<br />

„Sooft ihm der Krieg etwas freie Zeit ließ, sprach er Recht. Den Rednern ließ<br />

er die Wasseruhren [wie sie bei Gericht gebräuchlich waren] reichlich füllen,<br />

und er beschäftigte sich sehr ausführlich mit den einleitenden Untersuchungen<br />

und Vernehmungen, um ein allseits gerechtes Urteil zu fällen. So verwandte<br />

er oft bis zu elf oder zwölf Tage auf die Verhandlung eines einzigen Falles,<br />

obwohl er manchmal sogar nachts Sitzungen abhielt. Denn er war fleißig und<br />

widmete sich den Aufgaben seines Amtes mit der größten Sorgfalt. Nie<br />

sprach, schrieb oder tat er etwas, als ob es sich um etwas Unwichtiges handle,<br />

sondern verbrachte bisweilen ganze Tage über irgend einer winzigen Kleinigkeit,<br />

weil er glaubte, es stehe einem Kaiser nicht an, etwas nur obenhin zu<br />

tun. Er war nämlich davon überzeugt, daß schon das geringste Versehen ein<br />

schlechtes Licht auch auf all seine übrigen Handlungen werfen werde.“ (zitiert<br />

nach Birley 1977, S. 326f.)<br />

Tiberüberschwemmung, Pestepidemie, Kriegskosten: Es war in einer äußerst<br />

bedrängten Lage, dass Mark Aurel sich auch in der Führung des Staatshaushalts<br />

zu bewähren hatte. Eine mit der Verminderung des Edelmetallgehalts<br />

der Münzen verbundene verdeckte Inflation war unter solchen Umständen<br />

wohl kaum vermeidbar. Ansonsten aber trug der Kaiser durch vorbildliche<br />

Zurückhaltung in der eigenen Lebensführung dazu bei, dass Ausgabenbegrenzungen<br />

etwa im Bereich der Zirkusspiele dem Volk vermittelbar waren.<br />

Auch zur Kriegsfinanzierung leistete das Kaiserhaus seinen Beitrag, indem<br />

eine Vielzahl wertvoller Gegenstände aus kaiserlichen Besitzständen auf dem<br />

Forum zur Versteigerung gebracht wurden. Der Historiker Cassius Dio (Senator<br />

unter Commodus; unter Severus Alexander Statthalter der Provinzen Africa,<br />

Dalmatien und Oberpannonien) zeigte sich besonders beeindruckt von<br />

Mark Aurels Auftreten gegenüber den im Felde siegreichen Soldaten, die als<br />

Siegprämie eine Sonderzahlung verlangten. Der Kaiser lehnte dies strikt ab<br />

und verwies darauf, dass jede solche Zahlung u.a. den Eltern und Verwandten<br />

der Legionäre abgepresst werden müsste.<br />

Militärische Herausforderungen<br />

Schon zur Regierungszeit des Antoninus Pius hatte der Partherkönig Vologaeses<br />

IV. wohl einen Krieg gegen Rom vorbereitet, um den römischen Einfluss in<br />

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