rot-graue blätter - Schriftleitung
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Weitere Christenverfolgungen fanden 177 in Gallien statt. Hierbei waren die<br />
bereits erwähnten angespannten Staatsfinanzen als mitursächlich anzusehen.<br />
Gladiatoren für die Veranstaltung von Zirkusspielen wurden zunehmend<br />
knapp und teuer, da sie teilweise zu Verstärkung der Legionen im Krieg<br />
gegen die Germanen verwendet wurden. So stiegen die Kosten für die Veranstaltung<br />
derartiger Spiele, die von den Amtsinhabern der städtischen<br />
Selbstverwaltungen in den Provinzen zu bestreiten waren, über das erträgliche<br />
Maß hinaus. Diesbezügliche Beschwerden aus Gallien dürften dazu<br />
geführt haben, dass Kaiser und Senat ein Dekret erließen, wonach zum Tode<br />
verurteilte Verbrecher künftig zu Billigpreisen als Gladiatoren in der Arena<br />
eingesetzt werden durften. In Lugdunum (Lyon) machten sich daraufhin Teile<br />
der Bevölkerung daran, Christen aufzuspüren und sie im Zusammenwirken<br />
mit den örtlichen Zuständigen aburteilen zu lassen, sofern sie ihrem Bekenntnis<br />
nicht abschworen. Auch eine fremdenfeindliche Komponente könnte<br />
zusätzlich bei diesen Vorgängen eine Rolle gespielt haben, denn unter den<br />
Märtyrern waren griechische Namen zahlreich vertreten. Der zuständige Prokurator<br />
sicherte die Verurteilung der bekennenden Christen durch eine Anfrage<br />
in Rom ab. Das kaiserliche Reskript verwies auf die seit Trajan gängige<br />
Regelung. Folglich erlitt die Todesstrafe, wer sich öffentlich zum Christentum<br />
bekannte.<br />
Nachdem die standhaften Christen in Lugdunum 177 der Sensationslüsternheit<br />
des Volkes in der Arena zum Opfer gefallen waren, sind weitere Christenverfolgungen<br />
in der Regierungszeit Mark Aurels jedenfalls nicht überliefert.<br />
Vielleicht hat er nach Kenntnisnahme des Geschehensablaufs entsprechende<br />
Vorkehrungen getroffen. (vgl. P. Keresztes in R. Klein (Hrsg.), Marc<br />
Aurel. Darmstadt 1979, S. 261–303)<br />
Die Usurpation des Avidius Cassius und das Nachfolgeproblem<br />
Im Jahre 175 erhob sich als Usurpator der syrische Statthalter Avidius Cassius.<br />
Die Hintergründe sind nicht ganz klar, doch wird sowohl von Cassius<br />
Dio als auch in der (allerdings oft sehr unzuverlässigen) Historia Augusta<br />
angeführt, Faustina, die Frau des Kaisers, habe in Sorge um die angeschlagene<br />
Gesundheit ihres Mannes Kontakt zu Avidius Cassius aufgenommen.<br />
Faustina hatte wohl um das Weiterbestehen der Dynastie gefürchtet, da der<br />
einzig überlebende Sohn Commodus noch zu jung war. Wahrscheinlich<br />
spielte aber auch Faustinas Furcht vor einem Rangverlust eine Rolle, sollte<br />
jemand anders nach dem Tod Mark Aurels Kaiser werden. Eventuell wurde<br />
die Rebellion dann durch das Gerücht ausgelöst, Mark Aurel sei gestorben;<br />
im Osten fand Avidius Cassius, der sich als General im Partherkrieg bewährt<br />
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