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Kunst aus Marzahn Die Wuhle entspringt nahe der Berliner Stadtgrenze bei Ahrensfelde. Sie mündet nach knapp 17 Kilometern bei Spindlersfeld in die Spree. Es wäre maßlos übertrieben, das Flüsschen zu den bedeutenden Wasserstraßen der Hauptstadt zu zählen. Dennoch findet sich die Wuhle in vielen geografischen Bezeichnungen in Berlin wieder – so hat wohl jedermann schon von der Wuhlheide und dem Wuhletal gehört. Und der kleine Fluss ist sogar Bestandteil eines Stadtwappens: Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf schmückt sich damit. Marzahn entstand vor mehr als 700 Jahren als mittelalterliches Angerdorf, sehenswerte Überreste davon sind bis heute erhalten. Berühmtheit erlangte der Ort ab Mitte der 1970er Jahre, als dort nach einem Beschluss des VIII. Parteitags der SED die ausgedehnteste Großwohnsiedlung der DDR errichtet wurde. Marzahn war fortan dank seiner industriellen Bauweise das Synonym für die „Platte“ schlechthin. 103.000 Menschen wohnen in Marzahn, ebenso viele wie in Salzgitter oder Hildesheim etwa. In Marzahn leben vorwiegend dralle junge Frauen in pinkfarbenen Freizeitanzügen, glauben manche unserer Landsleute (vor allem die, die noch nie in Marzahn waren und den Namen nur aus dem Fernsehen kennen). Dabei weiß jedes Kind, dass das nicht stimmt. Dennoch hat Marzahn seit eh und je mit manchem Vorurteil zu ringen. Dieser Kampf wird zunehmend erfolgreicher ausgefochten. Das beweisen die stark angestiegenen Zuzüge, die vergleichsweise geringe Arbeitslosigkeit und die unübersehbar schöner gewordenen Häuser und Anlagen. Das Land Berlin hat beträchtliche Fördergelder bereit gestellt. Investoren wie die degewo sanieren und erneuern mit kreativen Einfällen. Eine solche Idee ist das Atelier-Programm, von der degewo vor einem guten Jahr aufgelegt und seither höchst erfolgreich. Anfängliche Skepsis – Künstler, ausgerechnet hier? – ist mittlerweile einer geradezu begeisterten Nachfrage gewichen. Großzügige Räume, unter anderem an der Marzahner Promenade, zum Arbeiten und für Ausstellungen gibt es für wenig Geld. Und so ist die Nachfrage inzwischen wesentlich höher als das Angebot. Ein Faktum, das die Leiterin der kommunalen Galerie M, Karin Scheel, mit Genugtuung erfüllt. Sie agiert im Atelier-Programm als Kooperationspartnerin der degewo und kümmert sich um die Künstler, die in den Läden und Büros im Erdgeschoss der Plattenbauten Quartier nehmen. Seit zwanzig Jahren gibt es die Galerie M in der Marzahner Promenade 13. Es sei ein merkwürdiger, durchaus schwieriger Raum, sagt die Galeristin, indessen gut geeignet für Konzeptkunst unter Verwendung neuer Medien. Vielleicht muss das so sein? Schließlich ist Marzahn auch nicht der Ort, an dem man auf den ersten Blick an Kunst denkt. Bis Mitte Februar haben 15 Künstler, die am Atelier-Programm teilnehmen, in der Galerie M ihre Arbeiten gezeigt. Das waren eigenwillige Blicke auf und in Landschaft und Leben in Marzahn. Allen Sichtweisen war anzusehen, was Karin Scheel erfreut feststellt: Die Künstler finden Marzahn spannend, abwechslungsreich, behaglich
sogar. Diese oder jener ist auch unverhohlen froh, wenigstens für ein Weilchen dem mitunter überdrehten Kultur-Rummel der Stadtmitte zu entkommen. Abgesehen davon, dass dort das Arbeiten immer schwerer wird, weil die Mieten stetig steigen. In der Galerie M sind jetzt, bis zum 11. März, Arbeiten aus der Universität der Künste zu besichtigen. URBANE CODES – in diesem Entwurfs- und Ausstellungsprojekt setzen sich Studenten mit dem öffentlichen Raum auseinander und entfalten eine räumliche Installation im Stadtraum Marzahn. Der Wohn- und Lebensort Marzahner Promenade wird auf heutige und künftige Potentiale untersucht. Anregungen sollen es sein, über alternative Strategien der Stadtplanung nachzudenken. Es ist nicht zu übersehen, dass die Großsiedlung Marzahn den Menschen, die sich ihr unvoreingenommen, spielerisch und nachdenklich nähern, einen kräftigen Phantasie-Schub versetzen kann. Erquicklich ist sodann, dass diese künstlerischen Eingebungen auch den nötigen Raum erhalten, um wahrgenommen zu werden. Harry Mehner Die degewo verwaltet in Berlin über 54.000 eigene Wohnungen und mehr als 5.000 weitere Objekte. Ein Streifzug durch die über die ganze Stadt verstreuten Quartiere spiegelt anschaulich deren Vielfalt wider.
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