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NEUES AUS DER STRAHLENTHERAPIE<br />
Sicherheit und Effektivität <strong>de</strong>r TARGIT<br />
– IORT beim frühen Mammakarzinom<br />
FREDERIK WENZ, MANNHEIM<br />
Bei<strong>de</strong> Modifikationen <strong>de</strong>s<br />
operativen Vorgehens ha -<br />
ben zu einer Reduktion <strong>de</strong>s<br />
Traumas für die Patientin<br />
geführt. Analog versuchte man in<br />
mehreren prospektiven Studien bei<br />
selektionierten „low risk“-Patientinnen<br />
auf die Nachbestrahlung zu<br />
verzichten. Allerdings verliefen alle<br />
diese Studien (z. B. NSABP,<br />
CALBG, ABCSG) negativ im Sinne<br />
<strong>de</strong>r Fragestellung, obwohl teilweise<br />
nur Patientinnen über 70 Jahre mit<br />
einem Rezeptor-positivem Tumor<br />
unter 2 cm eingeschlossen wur<strong>de</strong>n.<br />
D. h. im Arm <strong>de</strong>r nicht bestrahlten<br />
Patientinnen wur<strong>de</strong> immer eine<br />
signifikant erhöhte Lokalrezidiv -<br />
rate gefun<strong>de</strong>n.<br />
Da jedoch ein Großteil dieser<br />
Lokalrezidive in <strong>de</strong>r unmittelbaren<br />
Nähe <strong>de</strong>s ursprünglichen Tumors<br />
gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, begannen vor<br />
zirka zehn Jahren verschie<strong>de</strong>ne Studiengruppen<br />
das Konzept <strong>de</strong>r Teilbrustbestrahlung<br />
zu prüfen. Es<br />
wur<strong>de</strong> und wird mit unterschiedlichen<br />
Metho<strong>de</strong>n z. B. Brachytherapie,<br />
Intraoperativer Radiotherapie<br />
(IORT) o<strong>de</strong>r perkutaner<br />
3D-Bestrahlung das Konzept<br />
geprüft, ob bei selektionierten<br />
Patientinnen die<br />
Bestrahlung eines Teiles <strong>de</strong>r<br />
Brust – das erweiterte<br />
Tumorbett – im Vergleich<br />
zur Ganzbrustbestrahlung<br />
nicht unterlegen ist.<br />
Die TARGIT-Studiengruppe<br />
(TARGeted Intraoperative<br />
radioTherapy)<br />
schloss vor kurzem eine<br />
prospektive randomisierte<br />
Phase-III-Studie ab. In 30<br />
Zentren weltweit wur<strong>de</strong>n<br />
2232 ältere Patientinnen<br />
mit kleinem duktal-invasivem<br />
Mammakarzinom ran-<br />
In <strong>de</strong>n letzten Deka<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> die Aggressivität <strong>de</strong>r opera -<br />
tiven Versorgung kleiner Mammakarzinome syste matisch<br />
und risikoadaptiert reduziert. Die brusterhalten<strong>de</strong> Opera -<br />
tion gefolgt von <strong>de</strong>r postoperativen Ganzbrustbestrahlung<br />
hat bei ausgewählten Patientinnen die radikale Mastekto -<br />
mie verdrängt. Aktuell ersetzt zunehmend die gezielte<br />
Entfernung <strong>de</strong>s Wächterlymphknotens die radikale Axilla -<br />
dissektion.<br />
domisiert. Der Standardarm beinhaltete<br />
die brusterhalten<strong>de</strong> Operation<br />
gefolgt von <strong>de</strong>r perkutanen<br />
Ganzbrustbestrahlung. Im experimentellen<br />
Arm wur<strong>de</strong> ein risikoadaptiertes<br />
Vorgehen gewählt. Während<br />
<strong>de</strong>r brusterhalten<strong>de</strong>n Operation<br />
wur<strong>de</strong> eine Dosis von 20 Gy<br />
mit <strong>de</strong>m Intrabeam-System appliziert.<br />
Eine perkutane Nachbestrahlung<br />
erfolgte nur, wenn <strong>de</strong>r Pathologe<br />
Risikofaktoren (knapper<br />
Schnittrand, EIC, Lymphgefäßeinbrüche,<br />
an<strong>de</strong>re Histologie …) am<br />
Resektionspräparat beschrieb. Dies<br />
traf in zirka 15 % <strong>de</strong>r Fälle zu. Die<br />
Patientinnen wur<strong>de</strong>n regelmäßig<br />
nachgesorgt, das mediane Nachsorgeintervall<br />
lag bei über zwei Jahren,<br />
bei <strong>de</strong>n ersten 585 Patientin-<br />
Abb.: Intraoperative Radiotherapie (IORT).<br />
nen bei 54 Monaten. In <strong>de</strong>r aktuell<br />
publizierten Auswertung lag die<br />
Lokalrezidivrate nach vier Jahren<br />
in bei<strong>de</strong>n Armen bei zirka 1 % bei<br />
vergleichbarer Komplikationsrate.<br />
Über 82 % <strong>de</strong>r Patientinnen hatte<br />
überhaupt keine Nebenwirkungen,<br />
die Rate <strong>de</strong>r klinisch schweren<br />
Komplikationen insbeson<strong>de</strong>re<br />
Haut reaktionen Grad III–IV o<strong>de</strong>r<br />
punktions- bzw. operationspflichtige<br />
Hämatoserome lag in bei<strong>de</strong>n<br />
Armen bei zirka 3 %.<br />
Die TARGIT-Studie ist die erste<br />
prospektiv randomisierte Studie<br />
zur intraoperativen Radiotherapie<br />
(IORT), die Ergebnisse vorlegt und<br />
die Nicht-Unterlegenheit dieses<br />
neuen Ansatzes – IORT gefolgt von<br />
<strong>de</strong>r Nachbestrahlung nur bei Ri -<br />
sikofaktoren – bei selektionierten<br />
Patientinnen <strong>de</strong> -<br />
monstriert. Daher kann<br />
erwartet wer<strong>de</strong>n, dass diese<br />
Daten die Therapieentscheidungen<br />
zukünftig beeinflussen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Univ.-Prof. Dr. Fre<strong>de</strong>rik Wenz<br />
Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Universitätsmedizin Mannheim<br />
Universitätsklinik für<br />
Strahlentherapie und<br />
Radioonkologie<br />
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3<br />
68167 Mannheim<br />
Fre<strong>de</strong>rik.Wenz<br />
@medma.uni-hei<strong>de</strong>lberg.<strong>de</strong><br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 9<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Fre<strong>de</strong>rik Wenz