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<strong>MedReview</strong><br />
Die Zeitschrift für ärztliche Fortbildungskongresse<br />
ZKZ 52915<br />
30. Jahrestagung <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Gesellschaft für Senologie<br />
1. bis 3. Juli 2010 in Hamburg<br />
THEMA<br />
30 Jahre Deutsche Gesellschaft<br />
für Senologie<br />
BERICHTE<br />
Das PACT- & COMPACT-<br />
Studienprogramm<br />
Wie zielgerichtet ist die<br />
endokrine Therapie – gibt es eine<br />
Individualisierung?<br />
Was ist die Rolle <strong>de</strong>s Pathologen bei<br />
operierter und bestrahlter Brust?<br />
IORT beim frühen Mammakarzinom<br />
Komplementäre Therapie<br />
Minimal-invasive Mammaabszesstherapie<br />
Adjuvante endokrine Therapie und<br />
adjuvante Bisphosphonat-Therapie<br />
Hochdosistherapie mit<br />
Bisphosphonaten<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>s Fertilitätserhalts<br />
bei jungen Frauen mit<br />
Chemotherapie<br />
Interview<br />
Biologisch regenerative Matrix<br />
zur Brustrekonstruktion mit<br />
Implantaten<br />
u. a.<br />
10· 2010· 11.JAHRGANG
Impressum<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
WILEY-BLACKWELL<br />
Blackwell Verlag GmbH<br />
Rotherstraße 21<br />
10245 Berlin<br />
Telefon 030 / 47 03 14-32<br />
Telefax 030 / 47 03 14-44<br />
medreview@wiley.com<br />
www.blackwell.<strong>de</strong><br />
Chefredaktion:<br />
Dr. Beata Düm<strong>de</strong><br />
Redaktion und Berichte:<br />
Bettina Baierl<br />
Anzeigen:<br />
WILEY-BLACKWELL<br />
Blackwell Verlag GmbH<br />
Rita Mattutat<br />
Tel.: 030 / 47 03 14-30<br />
Fax: 030 / 47 03 14-44<br />
rita.mattutat@wiley.com<br />
Verlagsrepräsentanz für<br />
Anzeigen, Son<strong>de</strong>rdrucke<br />
und Son<strong>de</strong>rausgaben:<br />
Kerstin Kaminsky<br />
Bornfelsgasse 13<br />
65589 Hadamar<br />
Tel.: 06433 / 94 90 935<br />
Fax: 06433 / 94 90 936<br />
kerstin.kaminsky@t-online.<strong>de</strong><br />
Gestaltung und Druck:<br />
Schrö<strong>de</strong>rs Agentur<br />
www.<strong>schroe<strong>de</strong>rs</strong>-<strong>agentur</strong>.<strong>de</strong><br />
z.Zt. gültige Anzeigenpreisliste<br />
11/2010<br />
Die Beiträge unter <strong>de</strong>r Rubrik „Aktuelles aus <strong>de</strong>r<br />
Industrie“ ge hö ren nicht zum wissenschaftlichen<br />
Programm. Für ihren Inhalt sind allein die<br />
jeweiligen Auto ren bzw. Institutionen o<strong>de</strong>r<br />
Unternehmen ver ant wortlich.<br />
Angaben über Dosierungen und Applikationen<br />
sind im Beipackzettel auf ihre Richtigkeit zu<br />
überprüfen.<br />
Der Verlag übernimmt keine Gewähr.<br />
Nr. 10, 11. Jahrgang, September 2010<br />
ISSN 1615-777X (Printversion)<br />
ISSN 1616-8496 (Onlineversion)<br />
Einzelpreis: € 13,– zzgl. Mwst.<br />
Abonnement: € 140,– zzgl. Mwst.<br />
IVW – Informations gemeinschaft<br />
zur Fest stellung <strong>de</strong>r Verbreitung<br />
von Werbeträgern e.V.<br />
2/2010<br />
<strong>MedReview</strong> im Internet:<br />
www.medreviews.<strong>de</strong><br />
Inhalt<br />
Ingrid Schreer, Kiel<br />
SENOLOGIE 2010<br />
30 Jahre Forschung und interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle <strong>de</strong>r Frau 2<br />
Christian Jackisch, Offenbach<br />
VERSORGUNGSFORSCHUNG UND THERAPIEALLTAG<br />
Aktivitäten zur Optimierung <strong>de</strong>r Mammakarzinomtherapie:<br />
Das PACT- & COMPACT-Studienprogramm............................................................. 3<br />
Marc Thill, Lübeck<br />
NEUIGKEITEN IN DER ANTI-ENDOKRINEN THERAPIE<br />
Wie zielgerichtet ist die endokrine Therapie – gibt es eine Individualisierung? 6<br />
Annette Lebeau, Hamburg & Lübeck<br />
DIAGNOSTIK<br />
Was ist die Rolle <strong>de</strong>s Pathologen bei operierter und bestrahlter Brust? .............. 7<br />
Fre<strong>de</strong>rik Wenz, Mannheim<br />
NEUES AUS DER STRAHLENTHERAPIE<br />
Sicherheit und Effektivität <strong>de</strong>r TARGIT – IORT beim frühen Mammakarzinom ... 9<br />
Jutta Hübner, Frankfurt<br />
Komplementäre Therapie – Chancen und Risiken? ............................................... 10<br />
Alexan<strong>de</strong>r Strauss, Kiel<br />
ENTZÜNDLICHE BRUSTERKRANKUNGEN<br />
Minimal-invasive Mammaabszesstherapie ........................................................... 11<br />
Peter Dall, Lüneburg<br />
EMPFEHLUNGEN DER AGO MAMMA – STANDARD 2010<br />
Adjuvante endokrine Therapie und adjuvante Bisphosphonat-Therapie ............ 13<br />
Hans-Bernd Sittig, Geesthacht<br />
„BONE TARGETED THERAPY“<br />
Hochdosistherapie mit Bisphosphonaten – Risiko o<strong>de</strong>r adäquate<br />
Schmerztherapie? .................................................................................................... 15<br />
Michael von Wolff, Bern (Schweiz)<br />
DIE SYSTEMISCHE THERAPIE DER JUNGEN FRAU MIT KINDERWUNSCH<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>s Fertilitätserhalts bei jungen Frauen mit Chemotherapie ...... 17<br />
Interview mit Dr. Karl-Heinz Breuing, Hannover<br />
Biologisch regenerative Matrix zur Brustrekonstruktion mit Implantaten ......... 18<br />
BERICHTE<br />
MYOCET® ZEIGT BEI ANTHRAZYKLIN-VORBEHANDELTEN UND ANTHRAZYKLIN-NAIVEN<br />
PATIENTINNEN VERGLEICHBARE WIRKSAMKEIT<br />
Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten Mammakarzinoms mit nicht pegyliertem<br />
liposomalen Doxorubicin ........................................................................................ 20<br />
POSTERPREIS DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR SENOLOGIE FÜR PROF. DR. INGO J. DIEL<br />
Ibandronat bei Patientinnen mit Mammakarzinom und ossären Metastasen ... 22<br />
AKTUELLES AUS DER INDUSTRIE<br />
Augmentation <strong>de</strong>r Brust auf Basis von Hyaluronsäure ......................................... 23<br />
Shirt, Bustier und Body<br />
Neue Ö<strong>de</strong>mversorgung für Brustkrebspatientinnen............................................. 23<br />
ASCO 2010: Endauswertung einer NIS bei 3500 Brustkrebspatientinnen mit<br />
Knochenmetastasen<br />
Ibandronat im Praxisalltag – Schmerzreduktion und renale Verträglichkeit<br />
bestätigt ................................................................................................................... 24<br />
Adjuvante Therapie mit Letrozol – aktuelle Studiendaten ................................... 24<br />
Unser Titel: Aquarell von Theodor Fischer, Kirkel, www.Fischer-Theodor.<strong>de</strong><br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 1
Prof. Dr.<br />
Ingrid Schreer<br />
SENOLOGIE 2010<br />
In <strong>de</strong>r Krebsmedizin ist die Zusammenarbeit verschie<strong>de</strong>ner Fachärzte heutzutage selbstverständlich. Die Geschichte<br />
<strong>de</strong>r Senologie veranschaulicht, wie stark die interdisziplinäre Kooperation <strong>de</strong>n medizinischen Fort schritt in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen Jahrzehnten angeregt hat. Eine Bilanz dieser Entwicklung zogen Experten und die Tagungspräsi<strong>de</strong>ntin<br />
Prof. Dr. Ingrid Schreer, Kiel, auf <strong>de</strong>r 30. Jahrestagung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Senologie vom 1. bis 3. Juli<br />
2010 in Hamburg.<br />
30 Jahre Forschung und interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit zum Wohle <strong>de</strong>r Frau<br />
INGRID SCHREER, KIEL<br />
An <strong>de</strong>r Universitäts-FrauenklinikHamburg-Eppendorf<br />
wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Leitung<br />
<strong>de</strong>s damaligen Direktors,<br />
Prof. Dr. Claus Thomsen, die<br />
multidisziplinäre Kooperation ge -<br />
pflegt. So trafen sich damals bereits<br />
schon die kooperieren<strong>de</strong>n Histopathologen,<br />
Radiodiagnostiker,<br />
Strahlentherapeuten, Gynäkologen<br />
und internistischen Onkologen<br />
regelmäßig zweimal pro Woche,<br />
um gemeinsam über Diagnostik<br />
und Therapie <strong>de</strong>r betreuten Patientinnen<br />
zu sprechen. Dies führte<br />
zwangsläufig zu gegenseitiger Stimulation:<br />
Die Radiodiagnostiker,<br />
allen voran <strong>de</strong>r damalige Leiter <strong>de</strong>r<br />
Abteilung Gynäkologische Radiologie<br />
<strong>de</strong>r Universitätsfrauenklinik,<br />
Prof. Dr. H. J. Frischbier, initiierte<br />
bereits in <strong>de</strong>n 70er Jahren für Hamburg<br />
ein Mammografie-Screening-<br />
Projekt. Dies führte zwangsläufig<br />
zur Ent<strong>de</strong>ckung nicht tastbarer,<br />
damit kleiner Karzinome, was<br />
wie<strong>de</strong>rum zur Folge hatte, dass die<br />
Operateure eine neue Behandlungsstrategie<br />
ins Auge fassen<br />
konnten, die brusterhalten<strong>de</strong> Be -<br />
handlung. Diese wie<strong>de</strong>rum führte<br />
zu einem an<strong>de</strong>ren und neuen Verständnis<br />
für die psychischen Folgen<br />
von Radikaloperation und <strong>de</strong>ren<br />
Min<strong>de</strong>rung durch die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Brusterhalts. Neben <strong>de</strong>m<br />
onkologischen Therapieziel rückte<br />
das kosmetische Ergebnis ins Blickfeld,<br />
neue Schnittführungen wur<strong>de</strong>n<br />
entwickelt, die Strahlentherapeuten<br />
entwickelten innovative<br />
Strahlungsmetho<strong>de</strong>n, um ebenfalls<br />
nicht nur <strong>de</strong>n Organerhalt, son<strong>de</strong>rn<br />
ein für die Frauen zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong>s<br />
gutes kosmetisches Resultat<br />
herbeizuführen. Neben<br />
<strong>de</strong>r adjuvanten<br />
Strahlentherapie<br />
ent wickelte sich<br />
ebenfalls die adjuvante<br />
Chemo- und<br />
Hormontherapie.<br />
Die durch die<br />
regelmäßigen Diskussionen entstehen<strong>de</strong>n<br />
gegenseitigen Impulse<br />
waren <strong>de</strong>r Nährbo<strong>de</strong>n für Innovation<br />
in <strong>de</strong>n jeweiligen Fachgebieten,<br />
das heißt, durch das gegenseitige<br />
tiefere Verständnis für <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren Fachbereich entwickelten<br />
sich Forschungsprojekte, <strong>de</strong>ren<br />
vorrangiges Ziel, geringere Morbidität<br />
aber min<strong>de</strong>stens i<strong>de</strong>ntisches,<br />
eher besseres Überleben ganz im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund stand.<br />
Wenn man <strong>de</strong>n Bogen bis zur<br />
heutigen Zeit spannt, kann man<br />
erkennen, dass es hier zu einer kontinuierlichen<br />
Weiterentwicklung<br />
mit immer weniger Traumata und<br />
kürzeren Primärbehandlungszeiten<br />
gekommen ist. Genannt seien die<br />
Wächterlymphknoten-Operationen<br />
und die Teilbrustbestrahlung. Auch<br />
die heute häufig mögliche „TAR-<br />
GETED“-Therapie zielt weg vom<br />
Gießkannenprinzip mit <strong>de</strong>m Risiko<br />
<strong>de</strong>r Übertherapie für die einzelne<br />
Frau hin zu individualisierter und<br />
adaptierter Therapie.<br />
Die enorme Beschleunigung <strong>de</strong>s<br />
Wissenszuwachses sowohl durch<br />
neue diagnostische und auch therapeutische<br />
Forschungsergebnisse<br />
hat <strong>de</strong>r Multidisziplinarität, damit<br />
auch <strong>de</strong>m Hierarchie-Abbau und<br />
Wegeröffnung zu mehr Team-<br />
Arbeit aller Spezialisten weitere<br />
Impulse gegeben. Glücklicherweise<br />
wuchsen parallel die Selbsthilfe-<br />
Aktivitäten hin zu mehr For<strong>de</strong>rung<br />
nach Information und Mitspracherecht<br />
<strong>de</strong>r Betroffenen.<br />
Die erkrankte Frau steht heute<br />
mehr <strong>de</strong>nn je im Zentrum <strong>de</strong>s<br />
gemeinsamen multidisziplinären<br />
Engagements. �<br />
CCH Congress Centrum Hamburg. Foto: Baierl<br />
2 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
VERSORGUNGSFORSCHUNG UND THERAPIEALLTAG<br />
Aktivitäten zur Optimierung <strong>de</strong>r<br />
Mammakarzinomtherapie:<br />
Das PACT- & COMPACT-Studienprogramm<br />
CHRISTIAN JACKISCH, OFFENBACH, FÜR DAS STEERING BOARD DER PACT- & COMPACT-STUDIEN*<br />
Die Frage <strong>de</strong>r Therapiecompliance<br />
ist ein weltweites<br />
Problem bei <strong>de</strong>r<br />
Behandlungsführung<br />
chro nischer Erkrankungen und<br />
bezieht sich nicht ausschließlich auf<br />
onkologische Therapieformen.<br />
Deutsche Verordnungs-/Apothekendaten<br />
für orale endokrine Therapie<br />
belegen, dass die Compliance<br />
endokriner Therapien, Präparateunabhängig,<br />
nach 15 Monaten bei<br />
knapp über 60 % liegt (Abb. 1).<br />
Das 2006 begonnene PACT-Programm<br />
untersucht erstmals die<br />
Grün<strong>de</strong> und das Ausmaß <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />
Therapietreue in <strong>de</strong>r adjuvanten<br />
Therapie mit einem Aromatasehemmer.<br />
Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> ge -<br />
prüft, ob die Therapietreue durch<br />
verstärkte Motivation und Aufklärung<br />
verbessert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
PACT: Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Compliance<br />
Aktuelle Erhebungen zur Therapietreue<br />
bei adjuvanter endokriner<br />
Therapie haben eine erschreckend<br />
hohe Rate an Non-Compliance<br />
erbracht: Nach 36 Monaten – und<br />
damit nach gera<strong>de</strong> drei Fünfteln<br />
<strong>de</strong>r empfohlenen Therapiedauer –<br />
lag sie bei 40–60 % (Hadji P. Senologiekongress<br />
2010, oral presentation).<br />
Dass eine schlechte Compliance<br />
in Korrelation mit <strong>de</strong>m<br />
schlechteren Outcome <strong>de</strong>r Patientinnen<br />
steht, bestätigten erneut<br />
Hershman et al.: Sie ermittelten für<br />
therapietreue Patientinnen ein zu<br />
erwarten<strong>de</strong>s Gesamtüberleben<br />
nach zehn Jahren von 81 %, während<br />
es bei non-complianten<br />
Patientinnen bei lediglich 74 % lag<br />
(Hershman DL et al. JCO 2010;<br />
28:15s, suppl; abstr 578). Diese<br />
Zahlen ver<strong>de</strong>utlichen die Dringlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Suche nach Möglich-<br />
Seit Jahrzehnten zählte die endokrine Therapie <strong>de</strong>s<br />
Mammakarzinoms zu <strong>de</strong>n etablierten Therapiestandards<br />
<strong>de</strong>s hormonsensitiven Mammakarzinoms. Derzeit steht<br />
die adjuvanten Therapie <strong>de</strong>s Frühstadiums <strong>de</strong>r Erkrankung<br />
beson<strong>de</strong>rs im Fokus <strong>de</strong>r Versorgungsforschung, da sich die<br />
Therapiedauer an Hand <strong>de</strong>r aktuellen Studienergebnisse<br />
mehr und mehr verlängert. Der <strong>de</strong>rzeitige Therapiestandard<br />
beträgt in <strong>de</strong>r adjuvanten Situation fünf Jahre und<br />
kann in <strong>de</strong>r erweiterten adjuvanten Situation um weitere fünf Jahre, auf<br />
eine Gesamtdauer von zehn Jahre verlängert wer<strong>de</strong>n. Eine mangeln<strong>de</strong><br />
Compliance kann <strong>de</strong>n Behandlungserfolg gefähr<strong>de</strong>n.<br />
keiten, um die Compliance von<br />
Patientinnen zu verbessern.<br />
In <strong>de</strong>r PACT-Studie war versucht<br />
wor<strong>de</strong>n, dieses Ziel mit Hilfe von<br />
Informationsmaterial zu erreichen,<br />
das im ersten Therapiejahr an<br />
Patientinnen verschickt wur<strong>de</strong>, die<br />
eine adjuvante Therapie mit einem<br />
Aromatasehemmer erhielten. Es<br />
zeigte sich jedoch, dass diese Maßnahme<br />
keinen Erfolg hatte: Die<br />
Complianceraten von Informations-<br />
und Kontrollarm unterschie<strong>de</strong>n<br />
sich nicht. Nach einem Jahr<br />
Nachbeobachtungszeit lag die<br />
Compliance in bei<strong>de</strong>n Studienarmen<br />
bei nur knapp 60 % (modifizierte<br />
Endpunkt-Analyse). Weitere<br />
Auswertungen zur Compliance in<br />
Abhängigkeit von Alter, Bildung<br />
<strong>de</strong>r Patientinnen und an<strong>de</strong>ren Charakteristika<br />
wer<strong>de</strong>n folgen.<br />
Ein wichtiger Grund für <strong>de</strong>n<br />
Abbruch von Aromatasehemmer-<br />
Therapien ist bereits bekannt:<br />
Arthralgien (Dent SF et al. Breast<br />
Cancer Res Treat 2007; 106, suppl<br />
1; abstr 2079).<br />
PACT: Schlussfolgerungen für die<br />
klinische Praxis<br />
Dennoch sind die Resultate <strong>de</strong>r<br />
PACT-Studie für die Umsetzung<br />
von Erkenntnissen aus <strong>de</strong>r Versorgungsforschung<br />
für die klinische<br />
Praxis von erheblicher Be<strong>de</strong>utung.<br />
Abb. 1: PACT-Studie. Adjuvante endokrine Therapie <strong>de</strong>s Mammakarzinoms.<br />
Therapiecompliance nach 15 Monaten.<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 3<br />
Prof. Dr.<br />
Christian Jackisch
Fortsetzung<br />
Aktivitäten zur<br />
Optimierung<br />
<strong>de</strong>r Mamma -<br />
karzinomtherapie:<br />
Das PACT- &<br />
COMPACT-Stu -<br />
dien programm<br />
Abb. 2: COMPACT-Studie.<br />
Offensichtlich war es eine falsche<br />
Einschätzung, dass im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Langzeitbetreuung von onkologisch<br />
erkrankten Patientinnen die<br />
persönliche Zuwendung durch die<br />
nachsorgen<strong>de</strong>n Frauenärztinnen<br />
und Frauenärzte durch eine multimediale<br />
Informationskampagne<br />
ersetzt wer<strong>de</strong>n kann. Vielmehr ver<strong>de</strong>utlichen<br />
die Resultate <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit<br />
größten prospektiven Studie zur<br />
Therapiecompliance in <strong>de</strong>r adjuvanten<br />
Therapie <strong>de</strong>s Mammakarzinoms,<br />
dass die persönliche ärztliche<br />
Zuwendung und Re-Evaluation<br />
<strong>de</strong>s Behandlungsmanagements<br />
alternativlos ist und bleibt.<br />
Diese Resultate wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m<br />
ASCO 2010 durch <strong>de</strong>n Vortrag von<br />
Frau Prof. Nadja Harbeck für diese<br />
Studie nachhaltig unterstrichen<br />
(Harbeck N, Hadji P, Jackisch C et<br />
al. ASCO 2010).<br />
Für Langzeittherapien ist das<br />
qualitative und quantitative Auftreten<br />
von Nebenwirkungen von<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. Hier<br />
glauben die Autoren, eines <strong>de</strong>r<br />
wesentlichen Probleme für <strong>de</strong>n länger<br />
andauern<strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Aromatasehemmer<br />
zu sehen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
das vermehrte Auftreten <strong>de</strong>r<br />
Arthralgien und Myalgien führt im<br />
klinischen Alltag zu Problemen, die<br />
es <strong>de</strong>n Patientinnen schwer ma -<br />
chen, <strong>de</strong>n Therapiegewinn durch<br />
<strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Aromatasehemmer<br />
(ARI) als positiv zu erkennen und<br />
ein sinnvolles Management <strong>de</strong>r<br />
therapieassoziierten Nebenwirkungen<br />
zu akzeptieren. Hierzu liegen<br />
seit Jahren Therapieempfehlungen<br />
einer Expertenkommission vor, die<br />
einen rationalen <strong>de</strong>eskalieren<strong>de</strong>n<br />
Einsatz von NSAR o<strong>de</strong>r nNSAR<br />
empfiehlt (Jackisch C, Bolten WW,<br />
Hadji P et al. Geburtsh Frauenheilk<br />
2008; 68:977-985).<br />
COMPACT: Die logische<br />
Schlussfolgerung <strong>de</strong>r PACT-Studie<br />
Postmenopausale Mammakarzinom-Patientinnen,<br />
die zur adjuvanten<br />
endokrinen Therapie einen<br />
Aromatasehemmer einnehmen,<br />
können unter Arthralgien lei<strong>de</strong>n.<br />
Ein wirksames Management ist<br />
unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich, da ansonsten<br />
die Gefahr besteht, dass sich die<br />
Compliance <strong>de</strong>r betroffenen Frauen<br />
verschlechtert und somit <strong>de</strong>r<br />
Therapieerfolg gefähr<strong>de</strong>t ist. Die<br />
Auswirkungen <strong>de</strong>r Arthralgien auf<br />
die Compliance und damit auf die<br />
mögliche Erhöhung <strong>de</strong>s Rezidivrisikos<br />
sind allerdings ungeklärt.<br />
Eine neue Studie, die COMPACT-<br />
Studie, überprüft erstmals auf wissenschaftlich<br />
hohem Niveau die<br />
Inzi<strong>de</strong>nz und Ausprägung von<br />
Aromatasehemmer-assoziierten Ar -<br />
thral gien und prüft, welchen Einfluss<br />
die Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n auf<br />
die Compliance haben und welche<br />
Kosten die Arthralgiebehandlung<br />
verursacht.<br />
Bisherige klinische Studien zur<br />
Compliance in <strong>de</strong>r adjuvanten antihormonellen<br />
Brustkrebstherapie<br />
haben ergeben, dass 23–28 % <strong>de</strong>r<br />
Patientinnen die Therapie vorzeitig<br />
abbrechen.<br />
Im Praxisalltag weisen nach drei<br />
Jahren endokriner Therapie 32–<br />
50 % <strong>de</strong>r Brustkrebspatientinnen<br />
eine mangeln<strong>de</strong> Therapietreue auf.<br />
Umfangreiche qualitativ hochwertige<br />
Interventionsstudien zur Compliance<br />
in <strong>de</strong>r adjuvanten endo -<br />
krinen Mammakarzinomtherapie<br />
stehen allerdings noch aus.<br />
Das COMPACT-Programm stellt<br />
ebenfalls ein Projekt <strong>de</strong>r Versorgungsforschung<br />
dar. Der Fokus<br />
liegt bei COMPACT auf <strong>de</strong>n Aromatasehemmer-assoziierten<br />
Ar -<br />
thralgien, da hinsichtlich Inzi<strong>de</strong>nz,<br />
Auswirkungen und Kosten noch<br />
viele Fragen bestehen.<br />
Höchste Priorität hat dabei die<br />
Antwort auf die Frage: Wie muss<br />
mit Arthralgien umgegangen wer<strong>de</strong>n,<br />
um die Compliance nicht zu<br />
gefähr<strong>de</strong>n? Denn Mammakarzinom-Patientinnen,<br />
die ihre Medi-<br />
4 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
kamente wie verordnet einnehmen,<br />
erhöhen damit nicht nur ihren Therapieerfolg,<br />
son<strong>de</strong>rn entlasten auch<br />
budgetär die Krankenkassen.<br />
Bei COMPACT wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb<br />
gezielt die Compliance-för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Faktoren untersucht und gesundheitsökonomische<br />
Daten zu <strong>de</strong>n<br />
Kosten von Rezidiven und <strong>de</strong>s<br />
Nebenwirkungsmanagements von<br />
Gelenkschmerzen erhoben. Das<br />
Projekt wird wissenschaftlich vom<br />
Steering-Komitee <strong>de</strong>r Studie (Autoren<br />
<strong>de</strong>s Beitrags) geleitet, was eine<br />
unabhängige Datenauswertung<br />
und Veröffentlichung sicherstellt.<br />
Des Weiteren wird das COMPACT-<br />
Programm in enger Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />
Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
(DGGG), <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />
für Senologie (DGS), <strong>de</strong>m<br />
Bund nie<strong>de</strong>rgelassener Gynäkologischer<br />
Onkologen (BGNO) und<br />
<strong>de</strong>m Berufsverband <strong>de</strong>r Frauenärzte<br />
(BVF) durchgeführt und von<br />
AstraZeneca finanziert.<br />
Patientenpopulation<br />
Am COMPACT-Programm wer<strong>de</strong>n<br />
3212 postmenopausale Frauen mit<br />
Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom<br />
im Frühstadium teilnehmen,<br />
die nach Operation, ggf.<br />
Radio- und/o<strong>de</strong>r Chemotherapie<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s<br />
Tumorboards seit 3–6 Monaten<br />
Anastrozol einnehmen, und zwar<br />
upfront o<strong>de</strong>r nach einer vorangegangenen<br />
zwei- bis dreijährigen<br />
Tamoxifen-Therapie („switch“)<br />
(Abb. 2).<br />
An <strong>de</strong>r Untersuchung wer<strong>de</strong>n<br />
sich rund 700 Brustzentren, spezialisierte<br />
Kliniken sowie nie<strong>de</strong>rgelassene<br />
Gynäkologen und Onkologen<br />
beteiligen. Die Behandlung<br />
aller Teilnehmerinnen erfolgt in<br />
<strong>de</strong>n zuständigen Brustzentren entsprechend<br />
<strong>de</strong>n aktuellen Therapierichtlinien<br />
und <strong>de</strong>m Standardvorgehen<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Klinik bzw.<br />
Praxis. Alle Patientinnen erhalten<br />
zu Studienbeginn sowie 1, 3, 5, 8,<br />
12 und 20 Wochen danach per Post<br />
Broschüren zu verschie<strong>de</strong>nen Themen.<br />
Während es zunächst um <strong>de</strong>n<br />
Nutzen und die Nebenwirkungen<br />
<strong>de</strong>r endokrinen Therapie geht,<br />
informieren die später zugesen<strong>de</strong>ten<br />
Broschüren über die Themen<br />
„Kommunikation“, „Fatigue-Syndrom<br />
und Lymphö<strong>de</strong>m“, „Umgang<br />
mit Ängsten“, „Sexualität“ und<br />
„Bewegung und Ernährung“. In<br />
<strong>de</strong>n Broschüren und auch in <strong>de</strong>n<br />
dazugehörigen Anschreiben wird<br />
die Patientin an die Wichtigkeit<br />
ihrer endokrinen Therapie erinnert<br />
und motiviert, regelmäßig ihre<br />
Tabletten einzunehmen.<br />
Datenerhebung<br />
Die Laufzeit <strong>de</strong>s COMPACT-Programms<br />
beträgt maximal 15 Monate.<br />
Während dieser Zeit fin<strong>de</strong>n insgesamt<br />
vier Arztbesuche statt – zu<br />
Studienbeginn sowie nach 3, 6 und<br />
9 Monaten. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
üblichen Nebenwirkungserfassung<br />
dokumentiert <strong>de</strong>r Prüfarzt in dieser<br />
Zeit das Auftreten und die Ausprägung<br />
von Arthralgien sowie <strong>de</strong>ren<br />
Behandlung.<br />
Zu <strong>de</strong>n gleichen Zeitpunkten<br />
erhalten die Patientinnen per Post<br />
Fragebögen, die sie ausgefüllt<br />
direkt an das unabhängige Auswertungsinstitut<br />
(Alcedis GmbH)<br />
zurücksen<strong>de</strong>n. Die Bögen beinhalten<br />
Fragen zu persönlichen Daten<br />
und Lebensumstän<strong>de</strong>n, Bildung<br />
und Beruf, zur Medikamenteneinnahme,<br />
Patientenzufrie<strong>de</strong>nheit und<br />
Lebensqualität. Weiter wer<strong>de</strong>n<br />
Angaben zu eventuell aufgetretenen<br />
Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren<br />
Diagnostik und Behandlung sowie<br />
Fragen zur sportlichen Betätigung<br />
erhoben. Die Fragebögen erfassen<br />
auch Patientenangaben zur Compliance,<br />
zur Ausstellung von Rezepten,<br />
zur Verträglichkeit <strong>de</strong>r<br />
Behandlung und zur Erkrankung.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r Fragebögen wer<strong>de</strong>n<br />
die folgen<strong>de</strong>n Skalen verwen<strong>de</strong>t:<br />
GASE-P (Generic Assessmentof<br />
Si<strong>de</strong> Effects), SSAS (SomatoSensoryAmplification<br />
Scale) und BMQ<br />
(Beliefs about Medicines Questionnaires).<br />
COMPACT: Konstruktiver Dialog<br />
mit <strong>de</strong>n Kostenträgern<br />
Durch Kooperation mit <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
für Wirtschaftlichkeit und<br />
Qualität bei Krankenkassen (GWQ<br />
Service Plus AG) sowie <strong>de</strong>r Deutschen<br />
AngestelltenKrankenkasse<br />
(DAK) können die Angaben von<br />
Patientinnen, <strong>de</strong>ren Krankenkasse<br />
Mitglied <strong>de</strong>r GWQ Service Plus AG<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DAK ist, mit Krankenkassendaten<br />
verglichen wer<strong>de</strong>n. Insgesamt<br />
umfassen die Kooperationsverträge<br />
<strong>de</strong>rzeit 10,4 Millionen<br />
Versicherte. Voraussetzung für <strong>de</strong>n<br />
Datenvergleich ist, dass die betreffen<strong>de</strong>n<br />
Patientinnen ihr Einverständnis<br />
erteilt haben. In diesen<br />
Fällen wer<strong>de</strong>n die Krankenkassendaten<br />
<strong>de</strong>r Versicherten, wie beispielsweise<br />
Rezeptdaten, an das<br />
unabhängige Auswertungsinstitut<br />
überführt. Dort erfolgt unter <strong>de</strong>r<br />
alleinigen Aufsicht <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />
Leitung <strong>de</strong>r Studie<br />
(Steering-Komitee) <strong>de</strong>r Abgleich<br />
mit <strong>de</strong>n Studiendaten, nach<strong>de</strong>m<br />
zuvor aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />
die Daten pseudonymisiert<br />
wur<strong>de</strong>n. Dieses Vorgehen<br />
stellt sicher, dass nur unter ärztlicher<br />
Kontrolle patientenversorgungsrelevante<br />
Daten ausgewertet<br />
wer<strong>de</strong>n, um hierdurch letzten<br />
En<strong>de</strong>s eine zukünftige Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r ambulanten Versorgung<br />
zu erreichen. Nach <strong>de</strong>r Auswertung<br />
wer<strong>de</strong>n die Daten vollständig<br />
gelöscht, so dass Rückschlüsse auf<br />
die Patientinnen nicht möglich<br />
sind.<br />
Die <strong>de</strong>rzeit laufen<strong>de</strong> COM-<br />
PACT-Studie legt daher Fokus auf<br />
Arthralgien und ihren Einfluss auf<br />
die Compliance. En<strong>de</strong> Juni 2010<br />
waren bereits 1327 und damit<br />
mehr als ein Drittel <strong>de</strong>r vorgesehenen<br />
Patientinnen für diese Studie<br />
rekrutiert. Therapeuten, die<br />
Patientinnen in die Studie einbin<strong>de</strong>n<br />
möchten, können sich unter<br />
www.compact-programm.<strong>de</strong> informieren<br />
und anmel<strong>de</strong>n.<br />
* Blettner M, Bolten WW, Chatsiproios D,<br />
Harbeck N, Hadji P, König K, Kreienberg R,<br />
Rief W, Wallwiener D<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzanschrift:<br />
Prof. Dr. Christian Jackisch<br />
Klinikum Offenbach GmbH<br />
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
Zertifiziertes Brustzentrum<br />
Starkenburgring 66<br />
63069 Offenbach<br />
Christian.jackisch<br />
@klinikum-offenbach.<strong>de</strong><br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 5
Dr.<br />
Marc Thill<br />
NEUIGKEITEN IN DER ANTI-ENDOKRINEN THERAPIE<br />
Wie zielgerichtet ist die endokrine Therapie<br />
– gibt es eine Individualisierung?<br />
MARC THILL, LÜBECK<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren haben zielgerichtete Therapien<br />
(„targeted therapies“) in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s Mammakarzinoms<br />
immer <strong>de</strong>utlicher an Be<strong>de</strong>utung gewinnen können.<br />
Trotz <strong>de</strong>r vielen neuen Therapieoptionen gibt es zurzeit<br />
jedoch nur zwei ausreichend geprüfte, prädiktive und<br />
prognostisch relevante Targets, <strong>de</strong>n HER2-Rezeptor und<br />
<strong>de</strong>n Östrogenrezeptor. Es wäre daher von großer Wichtig -<br />
keit im Rahmen dieser Therapieoptionen individualisiert<br />
vorgehen zu können.<br />
Wenn von individualisierter<br />
Therapie die<br />
Re<strong>de</strong> ist, müssen wir<br />
uns folgen<strong>de</strong> Fragen<br />
stellen:<br />
1) Wie individualisiert ist unsere<br />
Therapie?<br />
2) Welche ist die Patientin, die<br />
neben ihrer endokrinen Therapie<br />
auch von einer Chemotherapie<br />
profitiert?<br />
3) Wenn keine Chemo-, son<strong>de</strong>rn<br />
nur eine endokrine Therapie<br />
indiziert ist, kann sie dann individuell<br />
auf die Patientin zugeschnitten<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r letzten Jahre wur<strong>de</strong>n<br />
Daten veröffentlicht, die eine Individualisierung<br />
<strong>de</strong>r endokrinen<br />
Therapie zunächst vermuten ließen.<br />
In einer retrospektiven Analyse<br />
<strong>de</strong>r ATAC-Studie (Anastrozol vs.<br />
Tamoxifen vs. die Kombination)<br />
konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass Patientinnen<br />
mit Östrogenrezeptor (ER)positivem/Progesteronrezeptor<br />
(PR)-negativem Tumor sowie die<br />
Patientinnen mit HER2-positivem<br />
Tumor durch <strong>de</strong>n Einsatz von<br />
Anastrozol die Zeit bis zum Rezidiv<br />
signifikant senken konnten<br />
(Hazard-Ratio 0,43). Eine zentrale<br />
Nachtestung im Rahmen <strong>de</strong>r Trans-<br />
ATAC-Studie konnte diesen Vorteil<br />
allerdings we<strong>de</strong>r für HER2-positive<br />
Patientinnen noch für die Kombination<br />
ER-/PR+ reproduzieren.<br />
Aktuelle Daten aus <strong>de</strong>r TEAM-<br />
Pathologie-Substudie (San Antonio<br />
Breast Cancer Symposium, SABCS<br />
2009) konnten zwar <strong>de</strong>n PR als<br />
Prognosemarker i<strong>de</strong>ntifizieren, für<br />
<strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s Aromatasehemmers<br />
Exemestan konnte er jedoch,<br />
ebenso wenig wie <strong>de</strong>r HER2-<br />
Rezeptor, keine Prädiktion zeigen.<br />
Eine weitere retrospektive Auswertung<br />
<strong>de</strong>r ATAC-Studie von<br />
Cuzick et al. zur Beantwortung <strong>de</strong>r<br />
Frage einer möglichen Korrelation<br />
zwischen Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n und<br />
Rückfallrisiko, konnte sowohl für<br />
<strong>de</strong>n Tamoxifen- als auch für <strong>de</strong>n<br />
Anastrozol-Arm ein signifikant<br />
reduziertes Rezidivrisiko feststellen.<br />
In <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m SABCS 2009<br />
von Stearns et al. präsentierten<br />
Daten <strong>de</strong>r MA27-Studie (Anastrozol<br />
vs. Exemestan) war dieser vermeintliche<br />
Vorteil we<strong>de</strong>r nach 3<br />
Monaten (HR 1,09) noch nach 12<br />
Monaten (HR 0,86) endokriner<br />
Therapie zu bestätigen.<br />
Ob <strong>de</strong>r Body-Mass-In<strong>de</strong>x (BMI)<br />
eine prädiktive o<strong>de</strong>r prognostische<br />
Rolle spielt, konnte die Arbeitsgruppe<br />
um Professor Gnant von <strong>de</strong>r<br />
Austrian Breast and Colorectal<br />
Study Group (ABCSG) mit einer<br />
aktuellen Auswertung <strong>de</strong>r ABCSG-<br />
12-Studie auf <strong>de</strong>m ASCO 2010 ein<strong>de</strong>utig<br />
positiv beantworten. In <strong>de</strong>r<br />
vierarmigen Studie, in <strong>de</strong>r bei prämenopausalen<br />
Patientinnen mit<br />
Mammakarzinom <strong>de</strong>r Einsatz von<br />
Tamoxifen + GnRH vs. Anastrozol<br />
+ GnRH verglichen wur<strong>de</strong>, war<br />
die Mortalitätsrate <strong>de</strong>r Frauen mit<br />
Übergewicht im Anastrozol-Arm<br />
um <strong>de</strong>n Faktor 3 höher (HR 3,03,<br />
p 0,004) als bei <strong>de</strong>n normalgewichtigen<br />
Patientinnen. Das Progressionsrisiko<br />
<strong>de</strong>r Erkrankung war<br />
um 50 % (HR 1,49, p 0,008)<br />
erhöht. Ob übergewichtige Patientinnen<br />
aufgrund dieser Daten nicht<br />
mit Anastrozol + GnRH behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n sollten, steht aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Äquieffektivität zu Tamoxifen +<br />
GnRH jedoch aktuell nicht zur<br />
Debatte.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>s prädiktiven<br />
Stellenwerts von CYP2D6 gibt es<br />
nahezu ebenso viele Positiv- wie<br />
Negativ-Studien. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Multicenter-Daten von Goetz et al.<br />
(SABCS 2009) und einer aktuellen<br />
Analyse von Dezentje et al. mit<br />
knapp unter 1000 Patientinnen aus<br />
<strong>de</strong>r TEAM-Studie (ASCO 2010),<br />
ist <strong>de</strong>r prädiktive Nutzen von<br />
CYP2D6 für <strong>de</strong>n Einsatz einer<br />
Tamoxifen-Therapie aktuell nicht<br />
belegt. Der Einsatz <strong>de</strong>s Amplichip<br />
® -Tests kann daher zurzeit<br />
nicht empfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusammenfassung<br />
Insgesamt bleibt somit festzuhalten,<br />
dass die spärlichen zur Ver -<br />
fügung stehen<strong>de</strong>n Tools wie die<br />
ER+ und PR-Rezeptorkonstellation<br />
o<strong>de</strong>r ein Cross-Talk zwischen<br />
HER2- und ER-Rezeptor keinen<br />
Nutzen für die Individualisierung<br />
<strong>de</strong>r endokrinen Therapie beim<br />
Mammakarzinom haben. Darüber<br />
hinaus spielt die Verstoffwechselung<br />
einer Tamoxifen-Therapie<br />
zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls<br />
keine Rolle, da <strong>de</strong>r Intensitätsgrad<br />
anti-endokriner Nebenwirkungen<br />
o<strong>de</strong>r die CYP2D6- Seite 8 unten ><br />
6 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
DIAGNOSTIK<br />
Was ist die Rolle <strong>de</strong>s Pathologen bei<br />
operierter und bestrahlter Brust?<br />
ANNETTE LEBEAU, HAMBURG & LÜBECK<br />
Trotz mo<strong>de</strong>rner, hochauflösen<strong>de</strong>r<br />
bildgeben<strong>de</strong>r Verfahren<br />
ist die diagnostische<br />
Klärung suspekter Verän<strong>de</strong>rungen<br />
nur durch die mikroskopische<br />
Untersuchung möglich. In <strong>de</strong>r<br />
bestrahlten Brust ist die Malignitätsrate<br />
suspekter Kalzifikationen<br />
signifikant höher als in <strong>de</strong>r nicht<br />
bestrahlten Brust. Die mikroskopische<br />
Untersuchung und <strong>de</strong>r Einsatz<br />
molekularpathologischer Zusatzmetho<strong>de</strong>n<br />
dienen <strong>de</strong>r Beantwortung<br />
folgen<strong>de</strong>r klinisch relevanter<br />
Fragen:<br />
1) Liegt eine reaktive Verän<strong>de</strong>rung<br />
als Behandlungsfolge o<strong>de</strong>r ein<br />
Tumorrückfall vor?<br />
2) Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>m Tumorrückfall<br />
um ein echtes Lokalrezidiv<br />
o<strong>de</strong>r ein neu aufgetretenes<br />
Zweitkarzinom?<br />
3) Hat sich <strong>de</strong>r Rezeptorstatus <strong>de</strong>s<br />
Karzinoms geän<strong>de</strong>rt?<br />
Reaktiv o<strong>de</strong>r Rezidiv<br />
Operation und Bestrahlung können<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Stroma hervorrufen,<br />
die klinisch o<strong>de</strong>r radiologisch<br />
wie ein Karzinom imponieren.<br />
Hierzu zählen Blutungen,<br />
Fettgewebsnekrosen (Ölzysten),<br />
Fremd körperreaktionen und Vernarbungen<br />
(Tab.). Die mikroskopische<br />
Untersuchung <strong>de</strong>r Biopsie<br />
gewährleistet die ein<strong>de</strong>utige<br />
Zuordnung. Als Behandlungsfolge<br />
treten gelegentlich auch epitheliale<br />
Verän<strong>de</strong>rungen auf, die ohne<br />
Kenntnis <strong>de</strong>r Vorgeschichte Anlass<br />
für Fehlinterpretationen sein können.<br />
Zu diesen zählen Plattenepithelmetaplasien<br />
nach einer Operation<br />
und Atypien <strong>de</strong>r residualen<br />
Epithelien als Folge <strong>de</strong>r Bestrahlung.<br />
Beson<strong>de</strong>rs strahlensensibel<br />
sind apokrine Epithelien, die nach<br />
einer Radiatio ausgeprägte zytopa-<br />
Neu aufgetretene klinisch o<strong>de</strong>r radiologisch suspekte<br />
Verän<strong>de</strong>rungen erfor<strong>de</strong>rn auch an <strong>de</strong>r operierten und<br />
bestrahlten Brust eine histologische Abklärung. Die vom<br />
Pathologen an <strong>de</strong>r Biopsie gestellte <strong>de</strong>finitive Diagnose<br />
bil<strong>de</strong>t die Basis für die weitere Behandlung <strong>de</strong>r Patientin.<br />
thische Effekte mit Vakuolisierung<br />
<strong>de</strong>s Zytoplasmas und Kernvergrößerungen<br />
aufweisen können. In<br />
Abgrenzung zu Atypien im Rahmen<br />
einer neoplastischen Läsion (z. B.<br />
DCIS) fin<strong>de</strong>n sich bei <strong>de</strong>n strahlenbedingten<br />
Verän<strong>de</strong>rungen keine<br />
Anzeichen einer gesteigerten Epithelproliferation.<br />
Typische Bestrahlungsfolgen sind<br />
außer<strong>de</strong>m myointimale Gefäßwandhyperplasien<br />
bis hin zur Sklerose.<br />
Gelegentlich sind auch Atypien<br />
<strong>de</strong>r Endothelien und Stromazellen<br />
zu beobachten.<br />
Vergleicht man die Folgen <strong>de</strong>r<br />
herkömmlichen Homogenbestrahlung<br />
<strong>de</strong>r gesamten Brust mit jenen<br />
einer akzelerierten Teilbrustbestrahlung,<br />
<strong>de</strong>ren Stellenwert <strong>de</strong>rzeit<br />
in Studien überprüft wird, so ist<br />
bei einer Teilbrustbestrahlung mit<br />
einer signifikant höheren Rate an<br />
Seromen, Fettgewebsnekrosen und<br />
Kalzifikationen zu rechnen (Della<br />
Sala et al. 2006; Ruch et al. 2009;<br />
Vaidya et al. 2010). Hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Narbenbildung bestehen keine<br />
signifikanten Unterschie<strong>de</strong>.<br />
Das sekundäre Angiosarkom <strong>de</strong>r<br />
Mamma nach Radiatio ist eine seltene<br />
Behandlungsfolge (Inzi<strong>de</strong>nz<br />
0,09–0,16 %). Es tritt im Mittel 74<br />
Monate (29–106 Monate) nach <strong>de</strong>r<br />
Behandlung auf und entwickelt<br />
sich signifikant häufiger in <strong>de</strong>r<br />
Haut als im Parenchym <strong>de</strong>r<br />
Mamma. Seine Entstehung scheint<br />
nicht an die Homogenbestrahlung<br />
<strong>de</strong>r gesamten Brust gebun<strong>de</strong>n zu<br />
sein. Mittlerweile wur<strong>de</strong> bereits <strong>de</strong>r<br />
erste Fall nach akzelerierter Teilbrustbestrahlung<br />
beschrieben<br />
(Andrews et al. 2010).<br />
Rezidiv o<strong>de</strong>r Zweitkarzinom<br />
Wird erneut ein Karzinomherd<br />
nachgewiesen, sollte zwischen<br />
einem echten Lokalrezidiv und<br />
einem neu entstan<strong>de</strong>nen Zweitkarzinom<br />
unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Eine<br />
Reihe von Studien hat gezeigt, dass<br />
ein Zweitkarzinom prognostisch<br />
signifikant günstiger zu bewerten<br />
Tab.:<br />
Morphologisch fassbare Behandlungsfolgen.<br />
Betroffene Struktur<br />
Intervention Stroma Drüsenparenchym<br />
Operation • Blutungen<br />
• Fettgewebsnekrosen<br />
• Fremdkörperreaktion<br />
• Vernarbung (Fibrose)<br />
• Plattenepithelmetaplasien<br />
Strahlen- • Serom • Verdickung <strong>de</strong>r Basalmembran<br />
therapie • Fettgewebsnekrosen, Ölzysten • Epithelatrophie<br />
• Kalzifikationen<br />
• Fibrose<br />
• Gefäßwandverän<strong>de</strong>rungen<br />
• Fibroblastenatypien<br />
• Angiosarkom<br />
• Epithelatypien<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 7<br />
Priv.-Doz. Dr.<br />
Annette Lebeau
Fortsetzung<br />
Was ist die Rolle<br />
<strong>de</strong>s Pathologen<br />
bei operierter<br />
und bestrahlter<br />
Brust?<br />
Fortsetzung<br />
Wie zielgerichtet<br />
ist die endokrine<br />
Therapie – gibt es<br />
eine Individua -<br />
lisierung?<br />
ist als ein Lokalrezidiv (Smith et al.<br />
2000; Huang et al. 2002; Nishimura<br />
et al. 2005; Abd-Alla et al.<br />
2006; Yoshida et al. 2010). Bei <strong>de</strong>r<br />
Differenzierung sind die Lokalisation<br />
und <strong>de</strong>r histologische Typ <strong>de</strong>s<br />
nachgewiesenen Karzinomher<strong>de</strong>s<br />
von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung.<br />
Für ein Lokalrezidiv spricht eine<br />
Entfernung < 3 cm vom primären<br />
Tumorbett und <strong>de</strong>r Nachweis <strong>de</strong>s<br />
gleichen histologischen Tumortyps.<br />
Das Grading von Lokalrezidiv und<br />
Primärtumor unterschei<strong>de</strong>t sich<br />
ebenfalls nicht signifikant (Sigal-<br />
Zafrani et al. 2007).<br />
Erneute Bestimmung <strong>de</strong>s<br />
Rezeptorstatus<br />
Nicht nur bei einem Zweitkarzinom<br />
sollte die Bestimmung <strong>de</strong>s<br />
Hormonrezeptorstatus und HER2-<br />
Status erfolgen. Auch im Falle eines<br />
Lokalrezidivs empfiehlt sich die<br />
erneute Bestimmung dieser Faktoren,<br />
da sich <strong>de</strong>r Rezeptorstatus im<br />
abhängige Tamoxifen-Metabolisierung<br />
keinen Stellenwert haben.<br />
Welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r BMI hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Dosierung einer endokrinen<br />
Therapie zukünftig haben<br />
wird, ist zurzeit noch nicht vollends<br />
geklärt. Es scheint jedoch nicht<br />
mehr <strong>de</strong>r Grundsatz zu gelten „one<br />
size fits all“.<br />
Welche Patientin nun von einer<br />
endokrinen ohne zusätzliche Gabe<br />
einer Chemotherapie profitiert,<br />
wird zurzeit prospektiv in Studien<br />
(MINDACT und TailorX) zur<br />
Einzelfall än<strong>de</strong>rn kann. Dies kann<br />
sowohl eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Prognose<br />
als auch <strong>de</strong>r Behandlungsoptionen<br />
nach sich ziehen. In einer Studie<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s M. D.<br />
An<strong>de</strong>rson Cancer Center (Liedtke et<br />
al. 2009) verliefen Mammakarzinome,<br />
die erst im Rezidiv einen triple-negativen<br />
Rezeptorstatus (ER-,<br />
PR- und HER2-negativ) aufwiesen,<br />
signifikant schlechter als Tumore<br />
die von Beginn an triple-negativ<br />
waren. Die beste Prognose zeigten<br />
die Tumore, die primär und im<br />
Rezidiv nicht triple-negativ waren,<br />
das heißt min<strong>de</strong>stens einen <strong>de</strong>r<br />
Rezeptoren exprimierten.<br />
Eine Abweichung <strong>de</strong>s Hormonrezeptorstatus<br />
zwischen Primärtumor<br />
und Lokalrezidiv (o<strong>de</strong>r Metas -<br />
tasen) wur<strong>de</strong> in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Studien in 15–40 % <strong>de</strong>r Fälle beobachtet.<br />
In <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r diskrepanten<br />
Fälle wies das Rezidiv eine<br />
vermin<strong>de</strong>rte Hormonrezeptorexpression<br />
auf. In einem geringeren<br />
Der <strong>MedReview</strong> ist das Organ für<br />
ärztliche Fortbildungs veranstaltungen<br />
und -kongresse.<br />
Er erscheint als Nachbetrachtung<br />
ca. 6 Wochen nach einer Ver anstaltung.<br />
Der <strong>MedReview</strong> enthält aus führ liche<br />
Statements und Berichte zu <strong>de</strong>n<br />
wichtigsten Veranstaltungs beiträgen<br />
und vermittelt <strong>de</strong>tail lierte Informa tio -<br />
nen auch für Nicht teilnehmer <strong>de</strong>r<br />
Veranstaltungen.<br />
Mehrmals pro Jahr wer<strong>de</strong>n onkologische<br />
Fragen thematisiert:<br />
Be<strong>de</strong>utung von Gen-Signaturen<br />
evaluiert. Aus endokriner Sicht<br />
interessant sind die Arbeiten von<br />
Dowsett et al. Durch die Gabe einer<br />
14-tägigen neoadjuvanten, endo -<br />
krinen Therapie mit Tamoxifen<br />
o<strong>de</strong>r einem Aromatasehemmer und<br />
<strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>s Proliferations-<br />
Antigens Ki67 konnten sie eine<br />
Korrelation zwischen Ki67-Anstieg<br />
und <strong>de</strong>m rezidivfreien Überleben<br />
feststellen. Doch ein standardisierter<br />
Cut-Off-Wert für Ki67 existiert<br />
<strong>de</strong> facto bisher noch nicht.<br />
Teil wur<strong>de</strong> ein Anstieg <strong>de</strong>r Hormonrezeptorexpressionfestgestellt.<br />
Dagegen ist eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
HER2-Status seltener zu erwarten.<br />
Bei qualitätsgesicherter Diagnostik<br />
ist von einer Häufigkeit <strong>de</strong>utlich<br />
unter 10 % auszugehen. Als Basis<br />
für diese Diskrepanzen wird ein<br />
heterogener HER2-Status <strong>de</strong>s Primärtumors<br />
(< 5 % <strong>de</strong>r Fälle) angesehen.<br />
Literatur bei <strong>de</strong>r Autorin<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Priv.-Doz. Dr. Annette Lebeau<br />
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />
Institut für Pathologie<br />
Martinistraße 52<br />
20246 Hamburg<br />
und<br />
Gemeinschaftspraxis für Pathologie<br />
Pfer<strong>de</strong>markt 12<br />
23552 Lübeck<br />
a.lebeau@uke.<strong>de</strong><br />
Onkologie im <strong>MedReview</strong> 2010<br />
<strong>MedReview</strong> 62. Kongress <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Gesellschaft für Urologie<br />
im November 2010<br />
<strong>MedReview</strong> Gemeinsame Jahrestagung<br />
<strong>de</strong>r Deutschen, Österreichischen und<br />
Schweizerischen Gesellschaften<br />
für Hämatologie und Onkologie<br />
im November 2010<br />
Literatur beim Autor<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzanschrift:<br />
Dr. Marc Thill<br />
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />
Campus Lübeck<br />
Klinik für Frauenheilkun<strong>de</strong> und<br />
Geburtshilfe<br />
Ratzeburger Allee 160<br />
23538 Lübeck<br />
marc.thill@uk-sh.<strong>de</strong><br />
8 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
NEUES AUS DER STRAHLENTHERAPIE<br />
Sicherheit und Effektivität <strong>de</strong>r TARGIT<br />
– IORT beim frühen Mammakarzinom<br />
FREDERIK WENZ, MANNHEIM<br />
Bei<strong>de</strong> Modifikationen <strong>de</strong>s<br />
operativen Vorgehens ha -<br />
ben zu einer Reduktion <strong>de</strong>s<br />
Traumas für die Patientin<br />
geführt. Analog versuchte man in<br />
mehreren prospektiven Studien bei<br />
selektionierten „low risk“-Patientinnen<br />
auf die Nachbestrahlung zu<br />
verzichten. Allerdings verliefen alle<br />
diese Studien (z. B. NSABP,<br />
CALBG, ABCSG) negativ im Sinne<br />
<strong>de</strong>r Fragestellung, obwohl teilweise<br />
nur Patientinnen über 70 Jahre mit<br />
einem Rezeptor-positivem Tumor<br />
unter 2 cm eingeschlossen wur<strong>de</strong>n.<br />
D. h. im Arm <strong>de</strong>r nicht bestrahlten<br />
Patientinnen wur<strong>de</strong> immer eine<br />
signifikant erhöhte Lokalrezidiv -<br />
rate gefun<strong>de</strong>n.<br />
Da jedoch ein Großteil dieser<br />
Lokalrezidive in <strong>de</strong>r unmittelbaren<br />
Nähe <strong>de</strong>s ursprünglichen Tumors<br />
gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, begannen vor<br />
zirka zehn Jahren verschie<strong>de</strong>ne Studiengruppen<br />
das Konzept <strong>de</strong>r Teilbrustbestrahlung<br />
zu prüfen. Es<br />
wur<strong>de</strong> und wird mit unterschiedlichen<br />
Metho<strong>de</strong>n z. B. Brachytherapie,<br />
Intraoperativer Radiotherapie<br />
(IORT) o<strong>de</strong>r perkutaner<br />
3D-Bestrahlung das Konzept<br />
geprüft, ob bei selektionierten<br />
Patientinnen die<br />
Bestrahlung eines Teiles <strong>de</strong>r<br />
Brust – das erweiterte<br />
Tumorbett – im Vergleich<br />
zur Ganzbrustbestrahlung<br />
nicht unterlegen ist.<br />
Die TARGIT-Studiengruppe<br />
(TARGeted Intraoperative<br />
radioTherapy)<br />
schloss vor kurzem eine<br />
prospektive randomisierte<br />
Phase-III-Studie ab. In 30<br />
Zentren weltweit wur<strong>de</strong>n<br />
2232 ältere Patientinnen<br />
mit kleinem duktal-invasivem<br />
Mammakarzinom ran-<br />
In <strong>de</strong>n letzten Deka<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> die Aggressivität <strong>de</strong>r opera -<br />
tiven Versorgung kleiner Mammakarzinome syste matisch<br />
und risikoadaptiert reduziert. Die brusterhalten<strong>de</strong> Opera -<br />
tion gefolgt von <strong>de</strong>r postoperativen Ganzbrustbestrahlung<br />
hat bei ausgewählten Patientinnen die radikale Mastekto -<br />
mie verdrängt. Aktuell ersetzt zunehmend die gezielte<br />
Entfernung <strong>de</strong>s Wächterlymphknotens die radikale Axilla -<br />
dissektion.<br />
domisiert. Der Standardarm beinhaltete<br />
die brusterhalten<strong>de</strong> Operation<br />
gefolgt von <strong>de</strong>r perkutanen<br />
Ganzbrustbestrahlung. Im experimentellen<br />
Arm wur<strong>de</strong> ein risikoadaptiertes<br />
Vorgehen gewählt. Während<br />
<strong>de</strong>r brusterhalten<strong>de</strong>n Operation<br />
wur<strong>de</strong> eine Dosis von 20 Gy<br />
mit <strong>de</strong>m Intrabeam-System appliziert.<br />
Eine perkutane Nachbestrahlung<br />
erfolgte nur, wenn <strong>de</strong>r Pathologe<br />
Risikofaktoren (knapper<br />
Schnittrand, EIC, Lymphgefäßeinbrüche,<br />
an<strong>de</strong>re Histologie …) am<br />
Resektionspräparat beschrieb. Dies<br />
traf in zirka 15 % <strong>de</strong>r Fälle zu. Die<br />
Patientinnen wur<strong>de</strong>n regelmäßig<br />
nachgesorgt, das mediane Nachsorgeintervall<br />
lag bei über zwei Jahren,<br />
bei <strong>de</strong>n ersten 585 Patientin-<br />
Abb.: Intraoperative Radiotherapie (IORT).<br />
nen bei 54 Monaten. In <strong>de</strong>r aktuell<br />
publizierten Auswertung lag die<br />
Lokalrezidivrate nach vier Jahren<br />
in bei<strong>de</strong>n Armen bei zirka 1 % bei<br />
vergleichbarer Komplikationsrate.<br />
Über 82 % <strong>de</strong>r Patientinnen hatte<br />
überhaupt keine Nebenwirkungen,<br />
die Rate <strong>de</strong>r klinisch schweren<br />
Komplikationen insbeson<strong>de</strong>re<br />
Haut reaktionen Grad III–IV o<strong>de</strong>r<br />
punktions- bzw. operationspflichtige<br />
Hämatoserome lag in bei<strong>de</strong>n<br />
Armen bei zirka 3 %.<br />
Die TARGIT-Studie ist die erste<br />
prospektiv randomisierte Studie<br />
zur intraoperativen Radiotherapie<br />
(IORT), die Ergebnisse vorlegt und<br />
die Nicht-Unterlegenheit dieses<br />
neuen Ansatzes – IORT gefolgt von<br />
<strong>de</strong>r Nachbestrahlung nur bei Ri -<br />
sikofaktoren – bei selektionierten<br />
Patientinnen <strong>de</strong> -<br />
monstriert. Daher kann<br />
erwartet wer<strong>de</strong>n, dass diese<br />
Daten die Therapieentscheidungen<br />
zukünftig beeinflussen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Univ.-Prof. Dr. Fre<strong>de</strong>rik Wenz<br />
Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Universitätsmedizin Mannheim<br />
Universitätsklinik für<br />
Strahlentherapie und<br />
Radioonkologie<br />
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3<br />
68167 Mannheim<br />
Fre<strong>de</strong>rik.Wenz<br />
@medma.uni-hei<strong>de</strong>lberg.<strong>de</strong><br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 9<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Fre<strong>de</strong>rik Wenz
Dr.<br />
Jutta Hübner<br />
Komplementäre Therapie – Chancen<br />
und Risiken?<br />
JUTTA HÜBNER, FRANKFURT<br />
Die mo<strong>de</strong>rne Therapie hat das Überleben von Tumor -<br />
patienten mit Heilung o<strong>de</strong>r chronischen Krankheitsverläufen<br />
wesentlich verbessert. Umso mehr wächst das Bedürf -<br />
nis <strong>de</strong>r PatientInnen, selber etwas zur Behandlung bei -<br />
zutragen und die Fragen nach natürlichen Behandlungsmetho<strong>de</strong>n<br />
nehmen zu.<br />
Aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Onkologen<br />
ist die Frage <strong>de</strong>r<br />
Wechselwirkungen neben<br />
<strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>m Nutzen<br />
wesentlich. Interaktionen zwischen<br />
<strong>de</strong>r anti-tumoralen Therapie<br />
und natürlichen Substanzen sind in<br />
vielfältiger Form möglich. Bekannt<br />
ist die Interaktion über Cytochrom<br />
P450 3A4, <strong>de</strong>m wesentlichen<br />
Enzym für die Verstoffwechselung<br />
von Medikamenten. Aber auch<br />
an<strong>de</strong>re Interaktionen sind möglich,<br />
so z. B. ein Einfluss auf die Resorption,<br />
direkte chemische Interaktionen,<br />
Interaktionen am Zielmolekül<br />
einer „targeted therapy“ o<strong>de</strong>r im<br />
Verlauf <strong>de</strong>r Signalkaska<strong>de</strong>n. Für<br />
Vitamin C wur<strong>de</strong> auch eine direkte<br />
Hemmung <strong>de</strong>r Apopotose be -<br />
schrieben.<br />
Für Cytochrom P450 3A4, <strong>de</strong>ssen<br />
Substrate eine Reihe wichtiger<br />
Therapeutika in <strong>de</strong>r Onkologie<br />
sind, wur<strong>de</strong> eine Reihe von natürlichen<br />
Inhibitoren beschrieben. Ein<br />
kritischer Blick zeigt allerdings<br />
auch, dass auch eine Reihe konventioneller<br />
Begleitmedikamente<br />
CYP450 3A4 inhibieren.<br />
Umgekehrt ist auch eine Wir-<br />
kungsverstärkung und somit vielleicht<br />
ein auch klinisch relevanter<br />
synergistischer Effekt möglich. Ein<br />
Beispiel könnte CYP 2D6 sein, welches<br />
für die Aktivierung von Tamoxifen<br />
entschei<strong>de</strong>nd ist und u. a. von<br />
Katechinen aus grünem Tee<br />
(EGCG) und Ginkgo induziert<br />
wird. Resistenzmechanismen sind<br />
ein wesentlicher Faktor für ein Versagen<br />
<strong>de</strong>r Tumortherapie. Ein Protein,<br />
das für <strong>de</strong>n Efflux von Medikamenten<br />
aus <strong>de</strong>r Tumorzelle sorgt,<br />
ist PGP. PGP wird u. a. durch Curcurmin,<br />
EGCG, Ginseng, Knob -<br />
lauch, Silymarin und Traubenkernöl<br />
gehemmt.<br />
Interaktionen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Ernährung und von komplementären<br />
Metho<strong>de</strong>n sind zahlreich möglich.<br />
Unsere Kenntnisse beruhen<br />
fast ausschliesslich auf Labordaten<br />
und beziehen wesentliche Faktoren<br />
nicht ein. Um die klinische Relevanz<br />
nachzuweisen, bedarf es für<br />
die synergistische Wirkung klinischer<br />
Studien, wie sie <strong>de</strong>rzeit mit<br />
<strong>de</strong>n ersten sekundären Pflanzenstoffen<br />
laufen. Ein Beispiel ist die<br />
für Curcumin in vitro belegte Synergie<br />
mit z. B. 5-FU, Gemcitabine<br />
und Paclitaxel, <strong>de</strong>r aber auch Daten<br />
für eine verringerte Wirkung von<br />
Doxorubicin und Cyclophosphamid<br />
gegenüber stehen. Nach Pilotstudien<br />
laufen <strong>de</strong>rzeit mehrere<br />
Phase-III-Studien, <strong>de</strong>ren Ergebnisse<br />
in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Monaten<br />
erwartet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bis klare klinische Beweise für<br />
eine positive Wirkung vorliegen,<br />
gelten für alle komplementären<br />
Substanzen und v. a. für hochwirksame<br />
sekundäre Pflanzenstoffe,<br />
dass die Sicherheit unserer Patienten<br />
vorgeht, dass also die Einnahme<br />
in Form hochkonzentrierter<br />
Nahrungsergänzungsmittel bei Invitro-Daten,<br />
die auf eine mögliche<br />
Wirkungsverschlechterung hin<strong>de</strong>uten,<br />
nicht empfehlenswert ist.<br />
Die Hoffnung <strong>de</strong>r Forschung<br />
besteht darin, mit diesen Substanzen<br />
nebenwirkungsarme synergistisch<br />
aktive Moleküle zu isolieren<br />
und für die praktische klinische<br />
Anwendung zu entwickeln.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Dr. Jutta Hübner<br />
Klinikum <strong>de</strong>r J. W. Goethe-Universität<br />
Frankfurt<br />
Universitäres Centrum für<br />
Tumorerkrankungen (UCT)<br />
Palliativmedizin, supportive und<br />
komplementäre Onkologie<br />
Theodor-Stern-Kai 7<br />
60490 Frankfurt<br />
Jutta.Huebner@kgu.<strong>de</strong><br />
10 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
ENTZÜNDLICHE BRUSTERKRANKUNGEN<br />
Minimal-invasive Mammaabszesstherapie<br />
ALEXANDER STRAUSS, KIEL<br />
Mammaabszesse treten<br />
während <strong>de</strong>r Laktation,<br />
aber auch abseits<br />
<strong>de</strong>r Stillperio<strong>de</strong> auf.<br />
Die Diagnose wird durch Inspektion,<br />
Palpation, Laborchemie vor<br />
allem aber Mammasonographie<br />
gesichert.<br />
Die chirurgische Abszessspaltung<br />
mit Inzision und Gegeninzision<br />
in Allgemeinanästhesie gilt<br />
nach gelten<strong>de</strong>r Lehrbuchmeinung<br />
bislang als die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahl<br />
zur Behandlung von Brustabszessen.<br />
Eine an <strong>de</strong>r Haut fixierte<br />
Lasche ermöglicht das dauerhafte<br />
Abfließen <strong>de</strong>s sich in <strong>de</strong>r Abszesshöhle<br />
ansammeln<strong>de</strong>n Pus. Die<br />
offen chirurgische Abszessspaltung<br />
lässt die Gewinnung von Untersuchungsmaterial<br />
zur bakteriologischen<br />
wie auch histologischen Aufarbeitung<br />
zu. Das Verfahren ist<br />
allerdings durch seine Invasivität,<br />
verbun<strong>de</strong>n mit entsprechen<strong>de</strong>m<br />
postoperativem Schmerz und<br />
durch seine potenzielle perioperative<br />
Morbidität charakterisiert.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist das ästhetische Ergebnis<br />
durch zwei sekundär heilen<strong>de</strong> Nar-<br />
Abb. 1: Sonographisches Erscheinungsbild <strong>de</strong>s Mammaabszesses:<br />
Glatt begrenzte Raumfor<strong>de</strong>rung mit hyperechogenem Randsaum<br />
(Abszesskapsel) erfüllt von homognen echoarmen Binnenechos<br />
als Ausdruck <strong>de</strong>r Eiteransammlung (Abszesshöhle).<br />
Eine Brustentzündung (dolor, rubor, calor) kompliziert<br />
durch abszedieren<strong>de</strong> Einschmelzung <strong>de</strong>s Entzündungsareals<br />
(tumor, Fluktuation) und stellt eine für die Patientin<br />
äußerst schmerzhafte ggf. mit Allgemeinsymtomen<br />
verbun<strong>de</strong>ne Erkrankung dar.<br />
ben an <strong>de</strong>r Brust häufig wenig<br />
zufrie<strong>de</strong>nstellend.<br />
Die hochauflösen<strong>de</strong> Mammasonographie<br />
ermöglicht nicht nur<br />
eine <strong>de</strong>tailgenaue Diagnostik tumoröser<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r weiblichen<br />
Brust, son<strong>de</strong>rn ist auch zur<br />
frühzeitigen Darstellung und Lokalisation<br />
bereits kleiner Eiteransammlungen<br />
im Brustdrüsengewebe<br />
geeignet. Dabei stellt sich eine<br />
Abszesshöhle mit echoarmen<br />
homogenen Binnenechos umgeben<br />
von einer dicken, hyperechogenen<br />
Abszessmembran dar (Abb. 1). Aus<br />
dieser non-invasiven und technisch<br />
unaufwändigen Diagnostik lassen<br />
sich darüber hinaus interventionelltherapeutische<br />
Ansätze zur möglichst<br />
wenig belasten<strong>de</strong>n Behandlung<br />
<strong>de</strong>r Abszesse gewinnen.<br />
Die sonographisch gesteuerte<br />
Punktion eines Mammaabszesses<br />
erfolgt nach lokaler Vereisung<br />
<strong>de</strong>r Punktionsstelle (Trichloräthyl -<br />
äther) durch das transkutane Einbringen<br />
einer 14-Gauge-Venen -<br />
verweilkanüle in die Abszesshöhle<br />
(Abb. 2 und 3). Der vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Eiter kann so entleert und für eine<br />
bakteriologische Untersuchung<br />
aspiriert wer<strong>de</strong>n (Abb. 4). Um<br />
einen dauerhaften Eiterabfluss und<br />
tägliche Wundspülungen (0,9%<br />
NaCl ggf. gemischt mit Clindamycin)<br />
zu ermöglichen, wird die weiche<br />
Kunststoffpunktionskanüle<br />
atraumatisch (Steristrip ® ) an <strong>de</strong>r<br />
Brusthaut fixiert (Abb. 5). Periinterventionell<br />
wird eine orale, antibiotische<br />
Therapie (z. B. Flucloxacillin,<br />
Clindamycin) angesetzt, welche<br />
gegebenenfalls nach Erhalt <strong>de</strong>r<br />
Erregerbestimmung anhand einer<br />
Abb. 2: Sonographisch gesteuerte Punktion <strong>de</strong>s Abszesses mittels<br />
Venenverweilkanüle. Kutane Einstichstelle aus ästhetischen<br />
Grün<strong>de</strong>n im Mamillenrand gewählt.<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 11<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Alexan<strong>de</strong>r Strauss
Fortsetzung<br />
Minimal-invasive<br />
Mammaabszess -<br />
therapie<br />
Abb. 3: Sonographische Lokalisation <strong>de</strong>r Abszesshöhle mit eingebrachter Venenverweil -<br />
kanüle.<br />
Resistenztestung angepasst wird.<br />
Die Behandlung durch nur eine<br />
Drainageprozedur erfolgreich zu<br />
En<strong>de</strong> zu führen, gelingt in zwei<br />
Drittel <strong>de</strong>r Patientinnen. Eine Hospitalisierung<br />
lässt sich durch das<br />
skizzierte Regime meist vermei<strong>de</strong>n<br />
und ermöglicht <strong>de</strong>r Patientin<br />
(beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r stillen<strong>de</strong>n Wöchnerin)<br />
die Vorteile einer ambulanten<br />
Betreuung.<br />
Differenzialdiagnostisch ist im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Abszesspunktion<br />
beson<strong>de</strong>rs das inflammatorische<br />
Mammakarzinom zu beachten. Klinisch<br />
kann dieses einen nur schwer<br />
zu unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aspekt<br />
annehmen. Das fehlen<strong>de</strong> Ansprechen<br />
auf das Drainage-/Antibiotika-Regime<br />
muss stets als Hinweiszeichen<br />
auf eine möglicherweise<br />
nicht infektiöse Genese <strong>de</strong>r Befun<strong>de</strong><br />
gelten. In diesen Fällen ist<br />
Abb. 4: Spülbehandlung <strong>de</strong>s Abszesses zur Drainage/Verflüssigung<br />
<strong>de</strong>s Eiters.<br />
unverzüglich die mammographische<br />
und letztlich feingewebliche<br />
Diagnostik <strong>de</strong>s Her<strong>de</strong>s anzustreben.<br />
Die sonographisch geführte<br />
Drainage eines Mammaabszesses<br />
genießt aufgrund ihrer geringen<br />
Belastung hohe Akzeptanz bei <strong>de</strong>n<br />
Patientinnen:<br />
� ambulante Behandlung (53–<br />
100 %),<br />
� Verzicht auf Allgemeinanästhesie,<br />
� geringe Schmerzhaftigkeit,<br />
� Fortsetzen <strong>de</strong>s Stillens (42–<br />
100 %) bevorzugt im häuslichen<br />
Umfeld,<br />
� hohe Erfolgsrate (84–90 %),<br />
� geringe Rezidivrate (0–20 %),<br />
� günstiges ästhetisches Ergebnis.<br />
Diese Grün<strong>de</strong> zugunsten <strong>de</strong>r<br />
minimal-invasiven Mammaabszess -<br />
punktion führen zu einer Ableh-<br />
nungsrate <strong>de</strong>r Punktionsbehandlung<br />
durch die Betroffenen von nur<br />
17 %. Als Grün<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n dabei<br />
meist Spritzenphobie o<strong>de</strong>r Voroperationen<br />
ins Feld geführt.<br />
Für <strong>de</strong>n Therapeuten gewinnt<br />
die ambulante Punktionstherapie<br />
durch ihren vergleichsweise minimal-invasiven<br />
Charakter wie auch<br />
die Nachhaltigkeit ihres Therapie -<br />
erfolges nicht zuletzt gesundheitsökonomischen<br />
Reiz.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Univ.-Prof. Dr. Alexan<strong>de</strong>r Strauss<br />
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />
Campus Kiel<br />
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
Christian-Albrechts-Universität<br />
Arnold-Heller-Straße 3<br />
24105 Kiel<br />
astrauss@email.uni-kiel.<strong>de</strong><br />
Abb. 5: Atraumatische Fixierung <strong>de</strong>r (Kunststoff-)Kanüle an <strong>de</strong>r<br />
Brust mittels Steristrip®. Diese verbleibt für wie<strong>de</strong>rholte Wund -<br />
spülungen in situ.<br />
12 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
EMPFEHLUNGEN DER AGO MAMMA – STANDARD 2010<br />
Adjuvante endokrine Therapie und<br />
adjuvante Bisphosphonat-Therapie<br />
PETER DALL, LÜNEBURG<br />
Bei prämenopausalen Pa -<br />
tientinnen mit niedrigem<br />
Risiko ist eine alleinige<br />
Tamoxifen-Therapie über<br />
fünf Jahre die Therapie <strong>de</strong>r Wahl.<br />
Die Kombination mit einem<br />
GnRHa-Analogon für die Dauer<br />
von 2–5 Jahren ist ebenfalls eine<br />
gute Behandlungsoption, obwohl<br />
aus prospektiv randomisierten Studien<br />
bis heute nicht ein<strong>de</strong>utig<br />
geklärt ist, ob die zusätzliche Gabe<br />
von GnRHa-Analoga tatsächlich<br />
die Heilungsrate verbessert. Bei<br />
Patientinnen mit hohem o<strong>de</strong>r intermediärem<br />
Risiko sollte eine Chemotherapie<br />
primär durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Anschließend ist die Gabe<br />
von Tamoxifen 20 mg für fünf<br />
Jahre die Therapie <strong>de</strong>r Wahl. Auch<br />
hier ist die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r GnRHa-<br />
Analoga-Therapie zusätzlich zum<br />
Tamoxifen nicht im Rahmen prospektiv<br />
randomisierter Studien ein<strong>de</strong>utig<br />
geklärt. Eine Metaanalyse<br />
von Cuzick et al. (Lancet 2007;<br />
369:1711-23) untersuchte die<br />
Be<strong>de</strong>utung von GnRHa-Analoga-<br />
Gaben bei prämenopausalen<br />
Patientinnen im Anschluss an eine<br />
Chemotherapie. Patientinnen, die<br />
eine alleinige Chemotherapie<br />
erhielten, profitierten in <strong>de</strong>r Altersgruppe<br />
unter 40 Jahren signifikant<br />
von <strong>de</strong>r zusätzlichen Gabe von<br />
GnRHa-Analoga mit einer relativen<br />
Risikoreduktion von 24,7 %.<br />
Bei Patientinnen, die neben <strong>de</strong>r<br />
Chemotherapie im Anschluss<br />
Tamoxifen +/- GnRHa-Analoga<br />
erhielten, war auch in <strong>de</strong>r Altersgruppe<br />
unter 40 Jahren das Ergebnis<br />
nicht signifikant, zeigte jedoch<br />
im Trend ebenfalls eine relative<br />
Risikoreduktion um ca. 30 %. Auch<br />
retrospektive Daten aus <strong>de</strong>r<br />
IBCSG-13-93-Studie (Colleoni et<br />
al. J Clin Oncol 2006; 24:1332-41)<br />
Patientinnen mit Östrogenenrezeptor- und/o<strong>de</strong>r<br />
Progesteronrezeptor-positivem Mammakarzinomen<br />
sollten in je<strong>de</strong>m Fall eine adjuvante endokrine Therapie<br />
erhalten, sofern keine Kontraindikation vorliegt und<br />
sofern nicht eine exzellente Prognose (Tumor < 1 cm G1<br />
N0) das Unterlassen je<strong>de</strong>r systemischen Therapie zulässt.<br />
Von endokrinen sensitiven Tumoren spricht man ab einem<br />
immunhistochemischen Nachweis von > 1 % Rezeptorpositiver<br />
Tumorzellen.<br />
und aus <strong>de</strong>r Zebra-Studie (Jonat et<br />
al. J Clin Oncol 2002; 20:4628)<br />
zeigten, dass das Ausbleiben einer<br />
Amenorrhoe bei prämenopausalen<br />
Frauen im Rahmen <strong>de</strong>r adjuvanten<br />
Therapie das krankheitsfreie Überleben<br />
signifikant verschlechtert.<br />
Nach einer zweijährigen Amenorrhoe-Phase<br />
war es jedoch für die<br />
Prognose unerheblich, ob die Menses<br />
im Anschluss wie<strong>de</strong>r eintrat<br />
o<strong>de</strong>r ausblieb.<br />
Perimenopausale Patientinnen<br />
In <strong>de</strong>r MA-17-Studie (Goss P et al.<br />
San Antonio Breast Cancer Symposium,<br />
Supplement 2009) wur<strong>de</strong> ret-<br />
Abb. 1: Tamoxifen/Aromatase-Inhibitoren.<br />
rospektiv eine Subgruppe von<br />
Patientinnen analysiert, die zu<br />
Beginn <strong>de</strong>r adjuvanten Therapie<br />
prämenopausal waren und unter<br />
<strong>de</strong>r 5-jährigen Tamoxifen-Therapie<br />
postmenopausal wur<strong>de</strong>n. Diese<br />
Analyse ergab, dass die erweiterte<br />
adjuvante endokrine Therapie mit<br />
<strong>de</strong>r Hinzunahme <strong>de</strong>s Aromatasehemmers<br />
Letrozol sowohl das<br />
metastasenfreie als auch das<br />
Gesamtüberleben signifikant positiv<br />
beeinflusste. Dieser Effekt<br />
wur<strong>de</strong> sowohl bei nodal positiven<br />
wie nodal negativen Patientinnen<br />
beobachtet und erbrachte insgesamt<br />
eine absolute Verbesserung<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 13<br />
Prof. Dr.<br />
Peter Dall
Fortsetzung<br />
Adjuvante<br />
endokrine<br />
Therapie und<br />
adjuvante<br />
Bisphosphonat-<br />
Therapie<br />
Abb. 2: Endokrine Therapie nach Tamoxifen.<br />
Abb. 3: Adjuvante Bisphosphonat-Therapie bei primären Mammakarzinomen.<br />
<strong>de</strong>s krankheitsfreien Überlebens<br />
von 10,1 %. Da das Rezidivrisiko<br />
bei Patientinnen mit Rezeptor-positiven<br />
Tumoren nach einer gewissen<br />
Häufung in <strong>de</strong>n ersten drei Jahren<br />
über die folgen<strong>de</strong>n 10–15 Jahre<br />
nahezu konstant bleibt (Dowsett et<br />
al. J Clin Oncol 2005; Oct 20;<br />
23(30):7512-7), ist insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Dauer <strong>de</strong>r endokrinen Therapie<br />
ein ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Faktor zur<br />
Vermeidung <strong>de</strong>r späteren Rezidive.<br />
Nach fünf Jahren Tamoxifen sollte<br />
insbeson<strong>de</strong>re bei nodal positiven<br />
Patientinnen eine Aromatasehemmer-Therapie<br />
für 3–5 Jahre angeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Postmenopausale Patientinnen<br />
Bei Patientinnen mit Rezeptorpositiven<br />
Mammakarzinomen in<br />
<strong>de</strong>r Postmenopause sollte bei Fehlen<br />
von Kontraindikationen ein<br />
Aromatasehemmer integraler<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r adjuvanten endo -<br />
krinen Therapie sein. Eine 5-jäh -<br />
rige Aromatasehemmer-Therapie<br />
scheint nach <strong>de</strong>n bisher vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Daten aus prospektiv randomisierten<br />
Studien keinen Vorteil<br />
gegenüber <strong>de</strong>r sequentiellen Therapie<br />
Tamoxifen gefolgt von Aromatasehemmern<br />
o<strong>de</strong>r „vice versa“<br />
zu haben. In <strong>de</strong>r ATAC-Studie zeig-<br />
te die 100-Monats-Follow-Up-<br />
Analyse keinen Unterschied im<br />
Gesamtüberleben zwischen <strong>de</strong>n mit<br />
Anastrozol und <strong>de</strong>n mit Tamoxifen<br />
behan<strong>de</strong>lten Patientinnen, obwohl<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r brustkrebsbezogenen<br />
To<strong>de</strong>sfälle in <strong>de</strong>r Anastrozol-<br />
Gruppe signifikant geringer war.<br />
Grund hierfür ist die in ähnlichem<br />
Maße gestiegene Anzahl von<br />
Zweitmalignomen <strong>de</strong>r Anastrozol-<br />
Gruppe, die <strong>de</strong>n Effekt auf das<br />
Gesamtüberleben egalisiert. In <strong>de</strong>r<br />
BIG-1-98-Studie wur<strong>de</strong> nicht nur<br />
die Upfront-Therapie mit Letrozol,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Sequenz-Therapie<br />
miteinan<strong>de</strong>r verglichen. In<br />
<strong>de</strong>r 76-Monats-Analyse zeigt sich<br />
eine signifikante Verbesserung <strong>de</strong>s<br />
krank heitsfreien Überlebens und<br />
<strong>de</strong>s Fernmetastasen-Überlebens<br />
unter fünf Jahren Letrozol im Vergleich<br />
zu fünf Jahren Tamoxifen<br />
und ein Trend zu einer Verbesserung<br />
<strong>de</strong>s Gesamtüberlebens mit<br />
einem jedoch nicht signifikanten<br />
P-Wert von 0,08 in <strong>de</strong>r primär<br />
geplanten Intent-to-treat-Analyse.<br />
Wenn man <strong>de</strong>n 5-Jahres-Arm<br />
Letrozol mit <strong>de</strong>n Sequenzen Letrozol<br />
gefolgt von TAM o<strong>de</strong>r TAM<br />
gefolgt von Letrozol vergleicht, so<br />
zeigt sich hier keinerlei Unterschied<br />
im krankheitsfreien Überleben, was<br />
die oben getätigte Aussage be -<br />
stätigt, dass eine alleinige 5-jährige<br />
Aromatasehemmer-Therapie im<br />
Vergleich zur Sequenz keinen zu -<br />
sätzlichen Gewinn bringt.<br />
Auch die TEAM-Studie, welche<br />
eine 5-jährige Exemestan-Therapie<br />
mit einer Sequenz Tamoxifen<br />
gefolgt von Exemestan verglichen<br />
hat, zeigt beim krankheitsfreien<br />
Überleben eine exakt <strong>de</strong>ckungsgleiche<br />
DFS-Kurve für bei<strong>de</strong><br />
Patientinnen-Kollektive. Vergleicht<br />
man Therapiesequenzen bzw.<br />
Switch-Therapien mit einer alleinigen<br />
Tamoxifen-Therapie wie in <strong>de</strong>r<br />
IES-Studie mit Exemestan geschehen,<br />
so zeigt sich hier eine absolute<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s Gesamtüberlebens<br />
nach einem Follow up von<br />
acht Jahren um 2,4 % zugunsten<br />
<strong>de</strong>r Switch-Therapie im Vergleich<br />
zu Tamoxifen alleine. Diese Daten<br />
spiegeln sich in ähnlicher Weise in<br />
<strong>de</strong>r ARNO-Studie wi<strong>de</strong>r, bei welcher<br />
nach 2–3 Jahren Tamoxifen<br />
14 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
entwe<strong>de</strong>r auf Anastrozol für 2–3<br />
Jahre gewechselt wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r die<br />
Tamoxifen-Therapie bis zur Dauer<br />
von fünf Jahren komplettiert<br />
wur<strong>de</strong>. Auch hier zeigt sich eine signifikante<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s<br />
Gesamtüberlebens im Switch-Arm.<br />
Diese Studiendaten waren <strong>de</strong>r<br />
Grund, dass die AGO Mamma die<br />
sequentielle Therapie Tamoxifen<br />
gefolgt von Aromatasehemmer<br />
bzw. Aromatasehemmer gefolgt<br />
von Tamoxifen mit ++ und die<br />
alleinige Aromatasehemmer-Therapie<br />
für fünf Jahre mit + bewertet<br />
hat.<br />
Adjuvante Bisphosphonate<br />
Nach<strong>de</strong>m Daten von Diel et al.<br />
(Ann Oncol 2008; 19:2007-11)<br />
bereits vor Jahren die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r adjuvanten Bisphosphonat-<br />
Therapie mit Clodronat auf das<br />
krankheitsfreie Gesamtüberleben<br />
„BONE TARGETED THERAPY“<br />
Eines <strong>de</strong>r Hauptsymptome<br />
sind Schmerzen, oft im<br />
Zusammenhang mit Einschränkungen<br />
in <strong>de</strong>n Aktivitäten<br />
<strong>de</strong>s täglichen Lebens und<br />
Bewegungseinschränkungen, wie<br />
sie mit knochenmetastasenbedingten<br />
Schmerzen einhergehen.<br />
Der Knochen ist reichlich innerviert<br />
mit Dehnungsrezeptoren in<br />
<strong>de</strong>r Knochenhaut und mit freien<br />
Nervenendigungen in <strong>de</strong>n endostalen<br />
Sinus. So reagiert das afferente<br />
schmerzleiten<strong>de</strong> System schon bei<br />
einer geringen Volumenzunahme<br />
<strong>de</strong>s Knochens durch das entzündungsbedingte<br />
Ö<strong>de</strong>m und durch<br />
die direkte Aktivierung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />
endostalen Sinus freiliegen<strong>de</strong>n<br />
Nervenendigungen durch mechanische<br />
und chemische Irritation.<br />
belegten, konnten diese positiven<br />
Effekte im Rahmen <strong>de</strong>r prospektiv<br />
randomisierten ABCSG-12-Studie<br />
von Gnant et al. bestätigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Prämenopausale Patientinnen<br />
erhielten neben <strong>de</strong>r endokrinen<br />
Therapie mit GnRHa plus TAM<br />
o<strong>de</strong>r Anastrozol zusätzlich für die<br />
Dauer von drei Jahren 4 mg Zoledronat<br />
i. v. alle sechs Monate. In dieser<br />
Studie konnte eine signifikante<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s krankheitsfreien<br />
Überlebens durch Zoledronat<br />
belegt wer<strong>de</strong>n. In einer prospektiv<br />
randomisierten Studie bei postmenopausalen<br />
Mammakarzinom-<br />
Patientinnen konnten Eidtmann et<br />
al. (San Antonio Breast Symposium,<br />
Supplement 2009) belegen,<br />
dass <strong>de</strong>r sofortige Beginn einer<br />
adjuvanten Bisphosphonat-Therapie<br />
mit Zoledronat 4 mg alle sechs<br />
Monate einen signifikant positiven<br />
Einfluss auf das krankheitsfreie<br />
Der Knochenschmerz hat daher<br />
nicht nur nozizeptive Anteile, son<strong>de</strong>rn<br />
auch neuropathische Anteile<br />
und hat somit als „mixed Pain“ zu<br />
gelten.<br />
Die Behandlung <strong>de</strong>r Knochenschmerzen<br />
mit klassischen Analgetika<br />
ist problematisch.<br />
Die antiphlogistisch wirksamen<br />
„Knochenanalgetika“ Diclofenac,<br />
Überleben hatte, im Vergleich zum<br />
verzögerten Therapiebeginn zum<br />
Zeitpunkt einer durch die Aromatasehemmer-Therapie<br />
induzierten<br />
Reduktion <strong>de</strong>r Knochenmasse.<br />
Diese Daten führten zur Empfehlung<br />
<strong>de</strong>r adjuvanten Bisphosphonat-Therapie<br />
bei prä- wie postmenopausalen<br />
Patientinnen durch die<br />
AGO Mamma. Vor Beginn <strong>de</strong>r Bisphosphonat-Therapie<br />
ist auf einen<br />
unauffälligen Zahnstatus zu achten,<br />
ferner auf eine regelmäßige<br />
Kontrolle <strong>de</strong>r Nierenfunktion.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Prof. Dr. Peter Dall<br />
Städtisches Klinikum Lüneburg GmbH<br />
Frauenklinik mit Brustzentrum und<br />
Gynäkologischem Krebszentrum<br />
Bögelstraße 1<br />
21339 Lüneburg<br />
Hochdosistherapie mit Bisphosphonaten<br />
– Risiko o<strong>de</strong>r adäquate Schmerztherapie?<br />
HANS-BERND SITTIG, GEESTHACHT<br />
Menschen mit Tumorerkrankung lei<strong>de</strong>n oft unter einer<br />
Vielzahl von belasten<strong>de</strong>n Symptomen wie Schmerzen,<br />
Fatigue, Appetitlosigkeit, Nausea und Emesis, Kachexie,<br />
Dyspnoe, neurologischen Symptomen, Einschränkungen in<br />
<strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>s täglich Lebens, Bewegungseinschränkungen,<br />
Anämie, Angstreaktionen, <strong>de</strong>pressiven Sympto -<br />
men. Durch die effektive Kontrolle <strong>de</strong>r belasten<strong>de</strong>n Sym -<br />
ptome wird versucht, die Lebensqualität und Selbstständigkeit<br />
<strong>de</strong>s betroffenen Menschen zu verbessern o<strong>de</strong>r<br />
zumin<strong>de</strong>st so lange wie möglich zu stabilisieren.<br />
Ibuprofen und ASS können aufgrund<br />
ihres Nebenwirkungsprofiles,<br />
ihrer Nephrotoxizität, ihrer<br />
gastrointestinalen Nebenwirkungen,<br />
ihrer geringen therapeutischen<br />
Breite und ihres Interaktionsreichtums<br />
mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Medikamenten,<br />
bei <strong>de</strong>n meist polymedikamentierten<br />
Tumorpatienten oft nur<br />
eingeschränkt eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 15<br />
Dr.<br />
Hans-Bernd Sittig
Fortsetzung<br />
Hochdosis -<br />
therapie mit<br />
Bisphosphonaten<br />
– Risiko o<strong>de</strong>r<br />
adäquate<br />
Schmerz -<br />
therapie?<br />
Bei <strong>de</strong>n Knochenmetastasenschmerzen<br />
fin<strong>de</strong>n wir einerseits in<br />
Ruhe eine mo<strong>de</strong>rate, dann aber bei<br />
je<strong>de</strong>r Belastung unvermittelt exazerbieren<strong>de</strong><br />
Schmerzsituation,<br />
an<strong>de</strong>rerseits aber auch kontinuierlich<br />
eine sehr hohe Schmerzintensität.<br />
Auch durch <strong>de</strong>n konsequenten<br />
Einsatz von retardierten Opioi<strong>de</strong>n<br />
und ROO („raptid onset Opioids“)<br />
zur Behandlung dieser meist sehr<br />
heftigen Durchbruchsschmerzen<br />
und zusätzlichen Koanalgetika wie<br />
Kortikosteroi<strong>de</strong>n, Anti<strong>de</strong>pressiva<br />
und Antikonvulsiva ist die<br />
Schmerzsituation für die betroffen<br />
Patienten oft nicht zufrie<strong>de</strong>nstellend<br />
behan<strong>de</strong>lbar und von medikamentenbedingtenNebenwirkungen<br />
geprägt.<br />
Die Lebensqualität <strong>de</strong>r Patienten<br />
wird so nicht nur durch die krankheitsbedingten<br />
Symptome, son<strong>de</strong>rn<br />
zusätzlich durch analgetikabedingte<br />
Nebenwirkungen wie gastrointestinale<br />
Beschwer<strong>de</strong>n, Müdigkeit,<br />
Konzentrations- und Koordinationsstörungen,<br />
Übelkeit, Erbrechen,<br />
Obstipation u. a. beeinträchtigt.<br />
Um die heftigen, durch eine<br />
ossäre Metastasierung hervorgerufenen<br />
Knochenschmerzen unter<br />
Kontrolle zu bekommen, reicht<br />
eine rein symptomatische Schmerztherapie<br />
(einschließlich NSAR,<br />
Opioi<strong>de</strong>, Anti<strong>de</strong>pressiva, Antikonvulsiva)<br />
in vielen Fällen nicht aus,<br />
darüber hinaus sind die häufigen<br />
Nebenwirkungen zu berücksichtigen.<br />
Bisphosponate<br />
Die gut verträglichen Bisphosponate<br />
sind heute ein integraler<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r Therapie bei Patienten/innen<br />
mit Knochenmetastasen.<br />
Sie verringern das Auftreten unerwünschter<br />
skelettaler Ereignisse<br />
wie Frakturen und Schmerzen.<br />
Nebenwirkungen können u. a.<br />
Akute-Phase-Reaktion, gastointestinale<br />
Probleme o<strong>de</strong>r Nierenprobleme<br />
sein.<br />
Zum Einsatz kommen Clodronat,<br />
Pamidronat, Zoledronat und<br />
Ibandronat. Das „konventionelle“<br />
intravenöse Dosisschema empfiehlt<br />
eine Infusion alle 3–4 Wochen.<br />
In Phase-II-Studien (Hei<strong>de</strong>nreich<br />
et. al. 2004) kamen eine hochdosierte<br />
Ibandronat-Therapie („loading<br />
dose“) bei Patienten mit überwiegend<br />
urogenitalen Tumoren<br />
zum Einsatz und zeigten hervorragen<strong>de</strong><br />
Ergebnisse hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Lin<strong>de</strong>rung von sehr starken Knochenschmerzen<br />
innerhalb eines<br />
kurzen Zeitraums. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
für <strong>de</strong>n „Loading Dose“-Einsatz<br />
war das günstige, in Phase-III-<br />
Studien nachgewiesene, renale Profil<br />
von Ibandronat.<br />
Kurth et al. (2009, 2010) untersuchten<br />
die analgetischen Effekte<br />
einer hochdosierten Ibandronat-<br />
Therapie (6 mg Ibandronat als<br />
Kurzinfusion über jeweils 60 Minuten<br />
intravenös an drei aufeinan<strong>de</strong>r<br />
folgen<strong>de</strong>n Tagen) bei Patienten mit<br />
erstdiagnostizierten ossären Metas -<br />
tasen und Knochenschmerzen.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r ersten 5–7 Tage<br />
konnten die metastasenbedingten<br />
Knochenschmerzen unabhängig<br />
vom Tumortyp <strong>de</strong>utlich reduziert<br />
wer<strong>de</strong>n. Die hochdosierte Behandlung<br />
mit Ibandronat wur<strong>de</strong> gut vertragen<br />
und es waren we<strong>de</strong>r Erhöhungen<br />
<strong>de</strong>r Schmerzmedikation<br />
noch zusätzliche palliativmedizinische<br />
Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Seine Ergebnisse stimmten mit früheren<br />
klinischen Studien zur hochdosierten<br />
Ibandronat-Therapie bei<br />
an<strong>de</strong>ren Tumorentitäten überein.<br />
Durch das angewandte Dosierungskonzept,<br />
so folgert Kurth,<br />
wird <strong>de</strong>r bereits belegte analgetische<br />
Effekt von Bisphosphonaten,<br />
<strong>de</strong>r wahrscheinlich u. a. auf <strong>de</strong>r<br />
Hemmung <strong>de</strong>r pathologischen<br />
Osteoklasten-assoziierten Knochen<strong>de</strong>struktion<br />
basiert, gestützt.<br />
Dies zeigen auch eigene Daten<br />
(Sittig, Washington 2009, Davos<br />
2010, DKK 2010). Bei Brustkrebs -<br />
patientinnen mit therapierefraktären<br />
Knochenschmerzen infolge<br />
ossärer Metastasen, die sich in<br />
einer weit fortgeschrittenen, rein<br />
palliativen Situation befan<strong>de</strong>n,<br />
wur<strong>de</strong> eine hochdosierte Ibandronat-Therapie<br />
(6 mg Ibandronat i.v.<br />
als Kurzinfusion über 15 Minuten<br />
an drei aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
Tagen) eingesetzt. Die Dokumentation<br />
<strong>de</strong>r Daten zur Intensität und<br />
Erträglichkeit <strong>de</strong>r Knochenschmerzen<br />
anhand visueller Analogskalen<br />
(VAS 0 = schmerzfrei bis 10 =<br />
maximal vorstellbarer Schmerz<br />
und 10 = maximal unerträglicher<br />
Schmerz) erfolgte mehrfach täglich.<br />
Bei allen Patientinnen konnte<br />
eine <strong>de</strong>utliche Schmerzreduktion<br />
bereits in <strong>de</strong>n ersten Tagen nach <strong>de</strong>r<br />
Ibandronat-Loading-Dose-Verab rei -<br />
chung erzielt wer<strong>de</strong>n. Die vor Therapiebeginn<br />
dokumentierten mittleren<br />
Werte (Schmerzintensität:<br />
VAS 9,5; Schmerzerträglichkeit:<br />
VAS 9,3) gingen bis Tag 6 erheblich<br />
zurück (Schmerzintensität: 4,0<br />
Punkte; Schmerzerträglichkeit:<br />
2,1 Punkte). Der tägliche Verbrauch<br />
an Opioid-Rescue-Medi -<br />
kation konnte ebenfalls gesenkt<br />
wer<strong>de</strong>n, unerwünschte Nebenwirkungen<br />
blieben aus. Es gab auch<br />
hier keine Hinweise auf Nierenversagen.<br />
Conclusio<br />
Die „Loading Dose“ mit Ibandronat,<br />
d. h. 6 mg Bondronat intravenös<br />
über jeweils 15 Minuten an drei<br />
Tagen hintereinan<strong>de</strong>r, d. h. 18 mg<br />
innerhalb von drei Tagen, ist gut<br />
verträglich und ermöglicht innerhalb<br />
weniger Tage einen <strong>de</strong>utlichen<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Schmerzsymptomatik.<br />
UAW wur<strong>de</strong>n nicht beobachtet.<br />
Die oft sehr hohe Dosis <strong>de</strong>r konventionellen<br />
Analgetika und die<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen negativen<br />
Effekte hingegen lassen sich in vielen<br />
Fällen reduzieren.<br />
Es lässt sich also folgern, dass die<br />
Loading-Dosis mit Ibandronat<br />
sowohl bei Patienten mit neu aufgetreten<br />
Knochenmetastasen und<br />
Knochenmetastasenschmerzen wie<br />
auch bei Patienten im Finalstadium<br />
eine effektive, sichere, nebenwirkungsarme<br />
Therapieoption ist, die<br />
die „konventionellen Therapieverfahren“<br />
(Analgetika, Strahlentherapie,<br />
Operation) sinnvoll ergänzt.<br />
Die Hochdosistherapie mit <strong>de</strong>m<br />
Bisphosphonat Ibandronat ist kein<br />
Risiko, son<strong>de</strong>rn eine adäquate<br />
Schmerztherapie.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Dr. Hans-Bernd Sittig<br />
Buntenskamp 5a<br />
21502 Geesthacht<br />
drhbsittig@aol.com<br />
16 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
DIE SYSTEMISCHE THERAPIE DER JUNGEN FRAU MIT KINDERWUNSCH<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>s Fertilitätserhalts bei<br />
jungen Frauen mit Chemotherapie<br />
MICHAEL VON WOLFF, BERN (SCHWEIZ)<br />
Das Risiko <strong>de</strong>r ovariellen<br />
Schädigung ist zum einen<br />
sehr stark vom Alter <strong>de</strong>r<br />
Patientin und zum an<strong>de</strong>ren<br />
von <strong>de</strong>r Toxizität <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />
Chemotherapie o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Strahlendosis abhängig. Zu <strong>de</strong>n<br />
Therapien mit einem relevanten,<br />
d. h. min<strong>de</strong>stens zirka 30%igen<br />
Risiko gehören beim Mammakarzinom<br />
bei 35- bis 40-Jährigen die<br />
Chemotherapien nach <strong>de</strong>m CMF-,<br />
FEC- und FAC-Schema. Detailliertere<br />
Angaben fin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>r<br />
Webseite <strong>de</strong>s Netzwerkes für fertilitätsprotektive<br />
Maßnahmen, FertiPROTEKT,<br />
www.fertiprotekt.<strong>de</strong>,<br />
ein Zusammenschluss von zirka 70<br />
reproduktionsmedizinischen Zentren.<br />
Allerdings ist die Datenlage<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Toxizität <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Chemotherapien noch<br />
begrenzt.<br />
Gabe von GnRH-Analoga<br />
Die in Deutschland am häufigsten<br />
durchgeführte Maßnahme ist die<br />
Gabe von GnRH-Analoga. Die<br />
Wirksamkeit dieser Medikamente<br />
wird weiterhin kontrovers diskutiert.<br />
Inzwischen wer<strong>de</strong>n zunehmend<br />
auch randomisierte Studien<br />
publiziert. Einige dieser Studien<br />
wie die ZORO-Studie, die <strong>de</strong>n ovarialprotektiven<br />
Effekt bei <strong>de</strong>r<br />
Behandlung <strong>de</strong>s Mammakarzinoms<br />
untersucht hat (Gerber et al. Gynäkologische<br />
Endokrinologie 2010;<br />
1:41-6), konnten keinen ovarialprotektiven<br />
Effekt belegen. Allerdings<br />
wiesen die Patientinnen ohne<br />
GnRH-Analoga in nur einem geringen<br />
Prozentsatz <strong>de</strong>r Fälle nach <strong>de</strong>r<br />
Chemotherapie eine Amenorrhoe<br />
auf, so dass die Patientinnenkollektive<br />
eher ungeeignet für eine Untersuchung<br />
<strong>de</strong>r Wirksamkeit von<br />
GnRH-Analoga waren. In mehreren<br />
Fertilitätsprotektive Maßnahmen stehen zunehmend im<br />
Fokus <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit bei Frauen vor einer Chemoo<strong>de</strong>r<br />
Strahlentherapie. Eine Vielzahl z. T. bereits etablierter<br />
als auch noch experimenteller Techniken wur<strong>de</strong>n und<br />
wer<strong>de</strong>n als mögliche Maßnahmen diskutiert. Dank neuer<br />
Studien <strong>de</strong>r letzten 1–2 Jahre können die Effektivität und<br />
die Risiken dieser Maßnahmen zunehmend besser abge -<br />
schätzt wer<strong>de</strong>n, so dass auch realistische Empfehlungen<br />
gegeben wer<strong>de</strong>n können. Allerdings sollten diese Empfehlungen immer<br />
auf <strong>de</strong>m individuellen Risikoprofil für eine relevante Schädigung <strong>de</strong>r<br />
Ovarien und auf <strong>de</strong>n persönlichen Wünschen <strong>de</strong>r Patientin beruhen.<br />
an<strong>de</strong>ren Studien (Badawy et al. Fertil<br />
Steril 2009; 9:694-7; Sverrisdottir<br />
et al. Breast Cancer Res Treat<br />
2009; 117:569-70) mit einer höheren<br />
Schädigungsrate <strong>de</strong>r Ovarien<br />
ohne GnRH-Gabe zeigte sich eine<br />
<strong>de</strong>utliche Verringerung <strong>de</strong>r Amenorrhoerate<br />
mit GnRH-Analoga.<br />
Somit verdichtet sich <strong>de</strong>rzeit die<br />
Datenlage dahingehend, dass<br />
GnRH-Analoga doch einen Effekt<br />
bei einem Risikokollektiv zu haben<br />
scheinen. Eine abschließen<strong>de</strong><br />
Bewertung o<strong>de</strong>r gar eine Quantifi-<br />
zierung <strong>de</strong>s Effektes ist jedoch noch<br />
nicht möglich.<br />
Soll die Chemotherapie innerhalb<br />
<strong>de</strong>r fünf Tage nach <strong>de</strong>r Gabe<br />
<strong>de</strong>r GnRH-Analoga und damit<br />
während <strong>de</strong>s FSH-„flare ups“ gegeben<br />
wer<strong>de</strong>n, so können zusätzlich<br />
GnRH-Antagonisten zur Verringerung<br />
<strong>de</strong>s „flare ups“ appliziert wer<strong>de</strong>n<br />
(von Wolff et al. Fertil Steril,<br />
submitted). Ob die Verringerung<br />
<strong>de</strong>s „flare ups“ eine klinische Relevanz<br />
hat, ist jedoch noch nicht er -<br />
wiesen. Letztlich Seite 19 unten ><br />
Abb.: Laparoskopische Transplantation von Ovargewebe in die Beckenwand (mit freund -<br />
licher Genehmigung von R. Dittrich, Frauenklinik <strong>de</strong>s Universitätsklinikums Erlangen).<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 17<br />
Prof. Dr.<br />
Michael von Wolff
Dr.<br />
Karl-Heinz Breuing<br />
MD, FACS<br />
Biologisch regenerative Matrix zur<br />
Brustrekonstruktion mit Implantaten<br />
INTERVIEW MIT HERRN DR. KARL-HEINZ BREUING, HANNOVER<br />
Sie haben Erfahrungen mit <strong>de</strong>m<br />
Einsatz einer biologischen Gewebematrix<br />
(Strattice) zur Brust -<br />
rekonstruktion mit Implantaten<br />
gesammelt. Was ist das genau?<br />
Dr. Breuing: Strattice ist eine<br />
aus Schweinehaut gewonnene<br />
Gewebematrix, aus <strong>de</strong>r alle leben<strong>de</strong>n,<br />
zellulären Elemente so vorsichtig<br />
entfernt wur<strong>de</strong>n, das ein<br />
unbeschädigtes, biomechanisch<br />
starkes, aus Kollagenfasern bestehen<strong>de</strong>s<br />
Netzwerk zurück bleibt, in<br />
welches dann die körpereigenen<br />
Zellstrukturen <strong>de</strong>s Patienten ungehin<strong>de</strong>rt<br />
einwachsen können.<br />
Dabei kommt es zu keinerlei<br />
Abstoßungs-Reaktionen von Seiten<br />
<strong>de</strong>s Patienten (es wird also vom<br />
Körper extrem gut toleriert) aufgrund<br />
<strong>de</strong>ssen eine vollständige<br />
Integration dieser Gewebematrix<br />
in das Gewebe <strong>de</strong>s Patienten er -<br />
reicht wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Warum lässt sich mit <strong>de</strong>m Einsatz<br />
von Strattice <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>s<br />
implantatbezogenen Brustwie<strong>de</strong>raufbaus<br />
vereinfachen? Wie gehen<br />
Sie dabei vor?<br />
Dr. Breuing: Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s implantatbezogenen<br />
Brust wie<strong>de</strong>raufbaus besteht in <strong>de</strong>r<br />
Stabilisierung und Positionierung<br />
<strong>de</strong>s Implantates sowie <strong>de</strong>ssen<br />
Weichteil<strong>de</strong>ckung. Dies kann zum<br />
einen sehr effektiv durch Verwendung<br />
<strong>de</strong>s Latissimus dorsi Muskels<br />
erfolgen, hinterlässt jedoch einen<br />
nicht unerheblichen Lappen-Hebe<strong>de</strong>fekt<br />
(Narbe, Asymmetrie <strong>de</strong>r<br />
lateralen Thorax-Kontur).<br />
Durch Verwendung <strong>de</strong>r Strat -<br />
tice Gewebematrix hingegen ist<br />
die Stabilisierung und Positionierung<br />
<strong>de</strong>s Implantates gewährleistet<br />
und <strong>de</strong>r Latissimus dorsi Muskel<br />
kann verschont bleiben.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren er -<br />
for<strong>de</strong>rt die herkömm<br />
liche Expan<strong>de</strong>r-Implantat-Re<br />
-<br />
konstruktion die<br />
komplette sub-muskuläre<br />
Platzierung<br />
(Pectoralis majorund<br />
Seratus Muskel) <strong>de</strong>s Expan<strong>de</strong>rs,<br />
welche aufgrund <strong>de</strong>r lokalen<br />
anatomischen Gegebenheiten eine<br />
sofortige, signifikante Volumenauffüllung<br />
<strong>de</strong>s Expan<strong>de</strong>rs nicht zuläßt,<br />
wodurch <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong><br />
Hautanteil zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht vollends genutzt wer<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
Dahingegen erlaubt die Verwendung<br />
<strong>de</strong>r Gewebematrix nicht nur<br />
die sofortige Volumenauffüllung<br />
<strong>de</strong>s Expan<strong>de</strong>rs bis hin zum spannungsfreien<br />
Verschluß <strong>de</strong>s Hautweichteil<br />
mantels, son<strong>de</strong>rn zu<strong>de</strong>m<br />
die Stabilisierung und Positionierung<br />
<strong>de</strong>s nun bereits signifikant<br />
gefüllten Expan<strong>de</strong>r-Implantates<br />
(<strong>de</strong>ssen oberer Anteil nach wie vor<br />
vom Pectoralis major Muskel<br />
be<strong>de</strong>ckt ist). Somit wird <strong>de</strong>r herkömmliche<br />
Expansionsprozess<br />
drastisch verkürzt (o<strong>de</strong>r gar obsolet),<br />
da zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Mast -<br />
ektomie <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong><br />
Brust-Hautmantel optimal ge -<br />
nutzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Wie bewerten Sie das Verfahren im<br />
Vergleich zu herkömmlichen im -<br />
plantatbezogenen Brustrekonstruktionen?<br />
Dr. Breuing: Der implantatbe -<br />
zogene Brustwie<strong>de</strong>raufbau mit<br />
Strattice ist weniger invasiv<br />
(daher weniger schmerzhaft) für<br />
die Patientin. Er ist weniger zeitaufwendig<br />
und vermei<strong>de</strong>t im Falle<br />
<strong>de</strong>r Latissimus dorsi Rekonstruktionstechnik<br />
<strong>de</strong>n nicht unbeacht-<br />
lichen Lappenhebe<strong>de</strong>fekt (Narbe,<br />
Asymmetrie <strong>de</strong>r lateralen Thorax-<br />
Kontur). Somit stellt dieses neue<br />
Verfahren eine wert volle Ergänzung<br />
bisher bestehen<strong>de</strong>r operativer<br />
Rekonstruktionsverfahren dar.<br />
Gibt es Hinweise auf eine Senkung<br />
<strong>de</strong>r Häufigkeit von postoperativen<br />
Kapselfibrosen beim Einsatz <strong>de</strong>r<br />
Matrix?<br />
Dr. Breuing: Das scheint die<br />
weitverbreitete Beobachtung <strong>de</strong>rer<br />
zu sein, die bereits über langjährige<br />
klinische Erfahrung (retrospektiv)<br />
mit dieser Gewebematrix in <strong>de</strong>n<br />
USA (Allo<strong>de</strong>rm ® und Strattice)<br />
verfügen, obwohl harte (prospektive)<br />
klinische Daten hierfür noch nicht<br />
vorliegen. Konkrete Hinweise<br />
dafür gibt es bislang nur aus vereinzelten<br />
Tierversuchen.<br />
Basierend auf <strong>de</strong>n positiven klinischen<br />
Erfahrungen wird die<br />
Strattice Gewebematrix in <strong>de</strong>n<br />
USA jedoch zunehmend nach<br />
erfolgter Kapsulektomie wegen<br />
Kapselfibrose zur Prophylaxe <strong>de</strong>rselben<br />
erfolgreich eingesetzt.<br />
Für welche Frauen kommt dieses<br />
Verfahren infrage und wer übernimmt<br />
die Kosten?<br />
Dr. Breuing: Grundsätzlich ist<br />
dieses Verfahren für alle Patientinnen<br />
geeignet, die aus persönlichen<br />
o<strong>de</strong>r anatomischen Grün<strong>de</strong>n eine<br />
Implantatrekonstruktion in Erwägung<br />
ziehen, sofern <strong>de</strong>ren Haut-<br />
Weichteilmantel nicht zuvor be -<br />
strahlt wur<strong>de</strong>. Es sollte aber auch für<br />
diejenigen in Erwägung gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, welche sich aus onkologischen<br />
Grün<strong>de</strong>n einer sofortigen<br />
Brustrekonstruktion nicht unterziehen<br />
können, damit <strong>de</strong>ren Haut-<br />
Weichteilmantel vor <strong>de</strong>m eintreten<strong>de</strong>n<br />
Schrumpfungsprozess be -<br />
18 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
wahrt wird, welcher das ästhetische<br />
Endresultat zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />
endgültigen Rekonstruktion signifikant<br />
beeinträchtigen wür<strong>de</strong>.<br />
Da es sich um einen rein rekonstruktiven<br />
Eingriff han<strong>de</strong>lt, basierend<br />
auf einer medizinischen Indikationsstellung,<br />
sollten die Kosten<br />
für dieses neue operative Behandlungsverfahren<br />
im Sinne <strong>de</strong>r<br />
Gleichstellung mit allen an<strong>de</strong>ren<br />
<strong>de</strong>rzeit verfügbaren Rekonstruk-<br />
muss weiterhin die Indikation für<br />
GnRH-Analoga individuell und<br />
nach einer sorgfältigen Aufklärung<br />
<strong>de</strong>r Patientin gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Entnahme, Kryokonservierung<br />
von Ovargewebe<br />
Die am zweithäufigsten durchgeführte<br />
Maßnahme ist die Entnahme,<br />
Kryokonservierung und ggf. Transplantation<br />
von Ovargewebe (Dittrich<br />
R et al. Dtsch Arztebl Int<br />
2008; 105:274-8). Meistens wird<br />
ein halbes Ovar entnommen und<br />
später orthotop, d. h. in o<strong>de</strong>r an<br />
das verbliebene Ovar transplantiert<br />
(Abb.), um eine geringe ovarielle<br />
Aktivität für einige Jahre zu erreichen.<br />
Diese Technik ist einfach und<br />
schnell durchzuführen und hat in<br />
einzelnen Zentren zu jeweils mehreren,<br />
insgesamt weltweit zu zwölf<br />
Geburten geführt, in an<strong>de</strong>ren Zentren<br />
war sie jedoch bisher erfolglos.<br />
Diese Erfahrungen zeigen, dass<br />
diese Technik nur bei Frauen bis<br />
zum Alter von zirka 35 Jahren und<br />
nur von Zentren durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
sollte, <strong>de</strong>ren Kryokonservierungstechniken<br />
nachweislich, z. B.<br />
im Tiermo<strong>de</strong>ll, überprüft wur<strong>de</strong>n.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>ssen gibt es im Netzwerk<br />
FertiPROTEKT die Auflage,<br />
die Kryokonservierung nur noch in<br />
solchen Zentren durchzuführen,<br />
die ihre Technik durch eine Transplantation<br />
von kryokonservierten<br />
Gewebe auf immun<strong>de</strong>fiziente<br />
tionsverfahren auch von <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Krankenkassen getragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie sind die Gesamtkosten, Komplikationen<br />
und Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />
Brustrekonstruktion mit Strattice<br />
im Vergleich zur Rekonstruktion<br />
mit Eigengewebe (TRAM o<strong>de</strong>r<br />
Latissimus Plastik) zu sehen?<br />
Dr. Breuing: Genaue Daten, die<br />
<strong>de</strong>n medizinisch-ökonomischen<br />
Mäuse überprüft haben. Legt man<br />
die Erfolgsraten <strong>de</strong>r großen Zentren<br />
wie jene in Kopenhagen und<br />
Brüssel für eine Kalkulation <strong>de</strong>r<br />
Erfolgsraten zugrun<strong>de</strong>, so ist <strong>de</strong>rzeit<br />
unter optimalen Bedingungen mit<br />
einer Geburtenrate von maximal<br />
30 % pro Transplantation zu rechnen.<br />
Ovarielle Stimulation und<br />
Kryokonservierung von Oozyten<br />
Die dritte Technik, d. h. die ovarielle<br />
Stimulation und Kryokonservierung<br />
fertilisierter und unfertilisierter<br />
Oozyten scheint zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt am effektivsten<br />
zu sein. Gemäß <strong>de</strong>r Datenauswertung<br />
<strong>de</strong>s Netzwerks FertiPRO-<br />
TEKT (Lawrenz et al. Fertil Steril,<br />
in press) können in <strong>de</strong>r Altersgruppe<br />
von 30–35 Jahren 6,1 und in <strong>de</strong>r<br />
Altersgruppe von 36–40 Jahren im<br />
Durchschnitt 5,1 Pronukleusstadien<br />
kryokonserviert wer<strong>de</strong>n. Dies<br />
entspricht einer theoretischen<br />
Geburtenrate von min<strong>de</strong>stens zirka<br />
30 %. Da eine ovarielle Stimulation<br />
inzwischen bei je<strong>de</strong>r Patientin<br />
innerhalb von zwei Wochen möglich<br />
ist (von Wolff et al. Fertil Steril<br />
2009; 92:1360-5) und bei <strong>de</strong>r<br />
Verwendung von Aromatasehemmern<br />
nur zu einem geringen<br />
Östradiolanstieg führt (Oktay et al.<br />
J Clin Endocrinol Metab 2006;<br />
91:3885-90), ist eine ovarielle Stimulation<br />
insbeson<strong>de</strong>re bei einem<br />
Vergleich dieser Techniken zulassen,<br />
haben wir bislang nicht, da sich<br />
entstehen<strong>de</strong> Langzeit-Folgekosten<br />
unserem Zugriff entziehen. Diese<br />
Daten sind jedoch unabdingbar in<br />
<strong>de</strong>r Beurteilung von Effektivität<br />
und Effizienz operativer Behandlungsverfahren.<br />
Eine überregionale Datenbank<br />
für die Brustrekonstruktion, wie<br />
z. B. das Tumor-Register, wäre<br />
daher wünschenswert.<br />
Rezeptor-negativem Mammakarzinom<br />
ggf. auch möglich.<br />
Als effektivste Möglichkeit einer<br />
Fertilitätsprotektion bietet sich die<br />
Kombination <strong>de</strong>r Kryokonservierung<br />
von Ovargewebe und einer<br />
ovariellen Stimulation an. Bei<strong>de</strong><br />
Techniken können innerhalb von<br />
zwei Wochen problemlos kombiniert<br />
wer<strong>de</strong>n (Huober-Zeeb et al.<br />
Fertil Steril, in press), ermöglichen<br />
theoretische Schwangerschaftsraten<br />
von bis zu 50 % und sind mit<br />
nur sehr geringen Risiken verbun<strong>de</strong>n.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r<br />
möglichen Techniken und <strong>de</strong>r<br />
Erfor<strong>de</strong>rnis einer individuellen<br />
Entscheidung ist eine Beratung an<br />
einem kompetenten Zentrum<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Zentren, die regelmäßig<br />
in <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Techniken<br />
unterwiesen wer<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong>n<br />
sich auf <strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>s Netzwerks<br />
FertiPROTEKT (www.fertiprotekt.<strong>de</strong>)<br />
o<strong>de</strong>r können vom Leitungsteam<br />
<strong>de</strong>s Netzwerks erfragt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />
Prof. Dr. Michael von Wolff<br />
Inselspital Bern<br />
Universitäts-Frauenklinik<br />
Abt. für Gynäkologische Endokrinologie<br />
und Reproduktionsmedizin<br />
Effingerstraße 102<br />
CH-3010 Bern, Schweiz<br />
Michael.vonWolff@insel.ch<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 19<br />
Fortsetzung<br />
Biologisch<br />
regenerative<br />
Matrix zur Brust -<br />
rekonstruktion<br />
mit Implantaten<br />
Fortsetzung<br />
Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Fertilitäts -<br />
erhalts bei<br />
jungen Frauen<br />
mit Chemo -<br />
therapie
MYOCET® ZEIGT BEI ANTHRAZYKLIN-VORBEHANDELTEN UND ANTHRAZYKLIN-NAIVEN<br />
PATIENTINNEN VERGLEICHBARE WIRKSAMKEIT<br />
Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten<br />
Mammakarzinoms mit nicht pegyliertem<br />
liposomalen Doxorubicin<br />
Brustkrebs ist mit bis zu 55.000 jährlichen Neuerkrankungen die häufigste<br />
Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Durchschnittlich je<strong>de</strong> elfte<br />
Bun<strong>de</strong>sbürgerin erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom.<br />
In Hamburg jährte sich die Tagung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />
Senologie nun zum 30. Mal. Vom 1. bis 3. Juli 2010 präsentierten die<br />
Teilnehmer neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfolg versprechen<strong>de</strong><br />
Therapieoptionen wie zum Beispiel <strong>de</strong>r Einsatz von nicht pegyliertem<br />
liposomalen Doxorubicin in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten Mamma -<br />
karzinoms.<br />
Das diesjährige Programm<br />
<strong>de</strong>r Jahrestagung bot ein<br />
vielfältiges und multidisziplinäres<br />
Angebot. Ne -<br />
ben <strong>de</strong>r Aktualisierung aller primärtherapeutischen<br />
Konzepte wie<br />
operativer Therapie, adjuvant und<br />
neoadjuvant, wur<strong>de</strong>n in Diskussionsforen<br />
umfassen<strong>de</strong>re versorgungs-<br />
und gesundheitspolitische<br />
Themen aufgegriffen. Ebenso<br />
bekamen die Poster einen ausführlichen<br />
Raum während <strong>de</strong>r Tagung.<br />
Im Kanon <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />
Themen waren auch immer wie<strong>de</strong>r<br />
Fragen nach praxisnahen Therapiekonzepten<br />
enthalten, <strong>de</strong>nn nicht<br />
alle Patientenkonstellationen lassen<br />
sich unter Studienbedingungen<br />
darstellen. Vielmehr müssen die<br />
aktuellen Therapiekonzepte ihre<br />
Berechtigung unter Alltagsbedingungen<br />
„in praxi“ beweisen.<br />
Nicht pegyliertes<br />
liposomales Doxorubicin<br />
in <strong>de</strong>r täglichen Routine<br />
Das Poster 122 von Kleeberg<br />
et al. präsentierte die<br />
Ergebnisse einer nicht interventionellen<br />
Studie von 619<br />
Patienten (608 Frauen, 11<br />
Männer) mit metastasiertem<br />
Mammakarzinom. Die<br />
Daten beruhen auf einer im<br />
Jahre 2001 gestarteten bun -<br />
<strong>de</strong>sweiten Anwendungsbeobachtung<br />
in Deutschland<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n klinischen Nutzen<br />
von nicht pegyliertem liposomalen<br />
Doxorubicin (Myocet ® ,<br />
Cephalon GmbH) in <strong>de</strong>r täglichen<br />
Routine <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten<br />
Mammakarzinoms zu<br />
untersuchen. Die Autoren verweisen<br />
darauf, dass <strong>de</strong>mentsprechend<br />
keine Ein- und Ausschlusskriterien<br />
wie Vortherapie, Therapieregime,<br />
Alter o. ä. <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>n. Darum<br />
wur<strong>de</strong>n in diese Untersuchung<br />
auch ältere und/o<strong>de</strong>r vorbehan<strong>de</strong>lte<br />
Patienten eingeschlossen, was<br />
„Real Life“-Bedingungen entspricht.<br />
Das mediane Alter betrug<br />
62 Jahre. Zirka 55 % hatten eine<br />
Vorbehandlung mit konventionellen<br />
Anthrazyklinen (Tab. 1) und<br />
etwa 40 % mit Taxanen erhalten.<br />
In fast 45 % <strong>de</strong>r Fälle erhielten die<br />
Teilnehmer eine Myocet-Monothe-<br />
Abb.: Ansprechen (best response) <strong>de</strong>r Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />
Patienten.<br />
rapie, 34,4 % Myocet in Kombination<br />
mit Cyclophosphamid und<br />
7,6 % in Kombination mit Taxanen.<br />
Dabei wur<strong>de</strong>n im median<br />
sechs Therapiezyklen und eine<br />
mediane kumulative Dosis von<br />
360 mg/m 2 Myocet appliziert.<br />
Die aktuellen Ergebnisse basieren<br />
auf <strong>de</strong>r im Mai 2010 durchgeführten<br />
finalen Auswertung <strong>de</strong>r Daten<br />
<strong>de</strong>r 619 Patienten aus 138 Zentren.<br />
Danach zeigte Myocet in dieser<br />
Auswertung vergleichbare Wirksamkeit,<br />
unabhängig davon, ob es<br />
sich um Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lte<br />
o<strong>de</strong>r Anthrazyklin-naive<br />
Patienten han<strong>de</strong>lte (Abb.). Die<br />
Ansprechraten lagen bei <strong>de</strong>n 309<br />
auswertbaren Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />
Patienten bei 57 % und<br />
bei <strong>de</strong>n 237 Anthrazyklin-naiven<br />
bei 60 %. Auch bei <strong>de</strong>n 164<br />
Anthrazyklin- und Taxan-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />
Patienten lag das Ansprechen<br />
auf Myocet bei 56 %. Myocet<br />
erwies sich in <strong>de</strong>r klinischen Routine<br />
als gut ver trägliche und sehr<br />
effektive Therapie zur Behandlung<br />
<strong>de</strong>s metastasierten Mammakarzinoms.<br />
Dies spiegelt sich auch in <strong>de</strong>r<br />
niedrigen Inzi<strong>de</strong>nz von °3/°4-Toxizitäten<br />
wi<strong>de</strong>r (Tab. 2). Im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
stan<strong>de</strong>n hämatologische<br />
Toxizitäten (Leukopenie:<br />
21,4 %, Neutro penie:<br />
13,7 %, Thrombo penie:<br />
6,7 %). Diese traten jedoch<br />
unter einer Myocet-Monotherapie<br />
um zirka 45 % seltener<br />
auf im Vergleich zu<br />
Myocet-Kombinationstherapien.<br />
Als nicht hämatologische<br />
°3/°4-Toxizität mit einer<br />
Inzi<strong>de</strong>nz > 5 % wur<strong>de</strong> lediglich<br />
Übelkeit (5,6 %), Erbrechen<br />
(6,0 %) und Schmerzen<br />
(5,1 %) im Rahmen einer<br />
Kombinationstherapie beob-<br />
20 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
Anthrazyklin-Vorbehandlung.<br />
Epirubicin 277 44,7 %<br />
• mediane kumulative Dosis (mg/m2 Tab. 1:<br />
) 360<br />
• neoadjuvant 23 3,7 %<br />
• adjuvant 186 30,1 %<br />
• metastasiert 72 11,6 %<br />
Doxorubicin 63 10,2 %<br />
• mediane kumulative Dosis (mg/m 2 ) 300<br />
• neoadjuvant 10 1,6 %<br />
• adjuvant 35 5,7 %<br />
• metastasiert 21 3,4 %<br />
Tab. 2:<br />
Toxizitäten °3 / °4 [%].<br />
Toxizitäten Gesamt Mono alle Komb. MC<br />
Leukopenie 21,4 14,2 26,9 32,6<br />
Anämie 3,9 3,0 4,6 4,7<br />
Neutropenie 13,7 8,9 17,3 20,0<br />
Thrombopenie 6,7 5,6 7,4 8,8<br />
Febrile Neutropenie 2,9 0,8 4,6 0,5<br />
Alopezie 1,8 1,1 2,3 3,7<br />
Übelkeit 3,9 1,9 5,4 5,6<br />
Schmerzen 3,2 1,9 4,2 5,1<br />
Erbrechen 3,1 0,7 4,8 6,0<br />
Stomatitis 1,0 1,5 0,6 0,5<br />
Diarrhoe 1,1 1,1 1,1 0,9<br />
Arthralgie 0,7 0,7 0,6 0,0<br />
Serum-Kreatinin-Erhöhung 0,3 0,0 0,6 0,9<br />
Dysphagie 0,3 0,0 0,6 0,0<br />
Fieber 0,5 0,0 0,8 0,5<br />
Allergie 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
Infektion ohne Neutropenie 0,2 0,0 0,6 1,0<br />
↓ Linksventrikuläre Funktion 0,5 0,8 0,3 0,0<br />
Reaktion an <strong>de</strong>r Injektionsst. 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
Infektion mit Neutropenie 2,3 1,1 2,9 3,3<br />
achtet. Insgesamt traten auch die<br />
nicht hämatologischen °3/°4-Toxizitäten<br />
unter einer Myocet-Monotherapie<br />
um ca. 55 % seltener auf<br />
als unter einer Kombinationstherapie.<br />
Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion<br />
(LVEF) als Kriterium für<br />
Kardiotoxizität blieb unter einer<br />
Myocet-basierten Therapie an -<br />
nähernd konstant. Die Rate an<br />
symptomatischer Kardiotoxizität<br />
war bei diesen vortherapierten und<br />
unselektionierten Patienten gering,<br />
so die Aussage von Kleeberg et al.<br />
Therapie-beeinflussen<strong>de</strong> Faktoren<br />
unter „Real Life“-Bedingungen<br />
In <strong>de</strong>m Posterbeitrag 125 von Lück<br />
et al. (als Vertreter <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />
Komitees) wur<strong>de</strong>n<br />
erste Daten einer offenen, europaweiten,<br />
multizentrischen, prospek-<br />
tiven Kohortenstudie (European<br />
Observation & Survey) präsentiert<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, während eines sechsmonatigen<br />
Nachbeobachtungszeit<br />
Patientinnen mit metastasiertem<br />
Mammakarzinom zu dokumentieren<br />
und Therapie-beeinflussen<strong>de</strong><br />
Faktoren zu i<strong>de</strong>ntifizieren. In dieser<br />
epi<strong>de</strong>miologischen Unter suchung<br />
wer<strong>de</strong>n Patientinnen mit einer<br />
Myocet-Therapie solchen Patientinnen<br />
gegenübergestellt, die sich<br />
mit ihrem Arzt für eine an<strong>de</strong>re Therapieoption<br />
entschie<strong>de</strong>n hatten.<br />
Dabei sollen unter „Nicht-Studien-<br />
Bedingungen“ Faktoren ermittelt<br />
und diskutiert wer<strong>de</strong>n, die entschei<strong>de</strong>nd<br />
für die getroffene Therapiewahl<br />
waren. Insgesamt wer<strong>de</strong>n<br />
die Daten von 3000 Patientinnen<br />
aus zehn Län<strong>de</strong>rn dokumentiert,<br />
je<strong>de</strong> Gruppe umfasst 1500<br />
Teilnehmerinnen. In Deutschland<br />
wur<strong>de</strong>n bereits 150 Patientinnen<br />
rekrutiert. Davon wur<strong>de</strong>n 81 dokumentiert.<br />
Berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
Fragen an alle Personen, die an <strong>de</strong>r<br />
Therapieentscheidung beteiligt<br />
waren, so dass sowohl medizinische<br />
als auch Patienten-spezifische<br />
Grün<strong>de</strong> für die Therapieauswahl<br />
ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Autoren erwarten von dieser<br />
Kohortenstudie wichtige Informationen<br />
über das Disease-Management<br />
bei Frauen mit metastasiertem<br />
Brustkrebs. Erste Zwischenauswertungen<br />
„spiegeln ein für das<br />
zu erwarten<strong>de</strong> Kollektiv günstiges<br />
Ansprechen in <strong>de</strong>r metastasierten<br />
Situation wi<strong>de</strong>r“, heißt es dort.<br />
Myocet in <strong>de</strong>r First-line-Behandlung<br />
von metastasiertem<br />
Brustkrebs bei Frauen<br />
Myocet in Kombination mit Cyclophosphamid<br />
ist für die First-line-<br />
Behandlung von metastasiertem<br />
Brustkrebs bei Frauen angezeigt.<br />
Die Zulassung für Myocet für die<br />
Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten<br />
Mammakarzinoms beruht unter<br />
an<strong>de</strong>rem auf Ergebnissen einer<br />
Phase-III-Studie, in <strong>de</strong>r die Patientinnen<br />
entwe<strong>de</strong>r eine Kombination<br />
aus Cyclophosphamid (CPA) und<br />
konventionellem Doxorubicin<br />
o<strong>de</strong>r aus CPA und liposomalem<br />
Doxorubicin erhielten.<br />
Dabei zeigten sich in <strong>de</strong>r ersten<br />
Gruppe unter einer mittleren<br />
kumulativen Gesamtdosis von<br />
480 mg/m 2 i.v. Doxorubicin bei<br />
etwa 21 % <strong>de</strong>r behan<strong>de</strong>lten Patientinnen<br />
kardiotoxische Ereignisse<br />
und bei 3,2 % eine manifeste Herzinsuffizienz,<br />
während in <strong>de</strong>r mit<br />
Myocet behan<strong>de</strong>lten Gruppe nur<br />
bei 6 % <strong>de</strong>r Patientinnen kardiotoxische<br />
Ereignisse und bei keiner<br />
Patientin eine Therapie-induzierte<br />
manifeste Herzinsuffizienz auftrat.<br />
Die klinischen Ansprechraten<br />
waren in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gruppen vergleichbar.<br />
Myocet zeigte bei<br />
Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten und<br />
Anthrazyklin-naiven Patientinnen<br />
eine vergleichbare Wirksamkeit. Im<br />
Vergleich zum konventionellen<br />
Doxorubicin war das Ansprechen<br />
unter Myocet bei <strong>de</strong>n Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />
Patientinnen<br />
jedoch höher. �<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 21
Prof. Dr.<br />
Ingo J. Diel<br />
POSTERPREIS DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR SENOLOGIE FÜR PROF. DR. INGO J. DIEL<br />
Ibandronat bei Patientinnen mit<br />
Mammakarzinom und ossären Metastasen<br />
Ein aktuell auf <strong>de</strong>r Jahrestagung <strong>de</strong>r Deutschen Gesell -<br />
schaft für Senologie prämiertes Poster von Prof. Dr. Ingo J.<br />
Diel, Mannheim, präsentiert Studienergebnisse von Phase-<br />
III-Studien mit <strong>de</strong>m Bisphosphonat Ibandronat, die zeigen,<br />
dass sich die Lebensqualität bei Patientinnen mit Mamma -<br />
karzinom und ossären Metastasen durch die Reduktion <strong>de</strong>r<br />
Knochenschmerzen erhöht.<br />
Patientinnen mit Mammakarzinom<br />
entwickeln häufig<br />
im fortgeschrittenen Stadien<br />
Knochenmetastasen,<br />
die zu schwerwiegen<strong>de</strong>n Skelettkomplikationen<br />
führen können.<br />
Das schränkt die Lebensqualität<br />
<strong>de</strong>r betroffenen Frauen erheblich<br />
ein. Die wichtigsten Therapieziele<br />
einer Behandlung mit Bisphosphonaten<br />
sind die Reduktion skelettaler<br />
Er eignisse, die Verringerung<br />
von Knochenschmerzen und die<br />
Vermeidung hyperkalzämischer<br />
Episo<strong>de</strong>n.<br />
Ibandronat (Bondronat ® , Roche<br />
Pharma) ist ein Bisphosphonat, das<br />
sowohl oral als auch intravenös<br />
verfügbar ist. Die Studienergebnisse<br />
von Phase-III-Studien zum<br />
Einsatz von Ibandronat zeigen eine<br />
signifikante Reduktion <strong>de</strong>r Inzi<strong>de</strong>nz<br />
skelettaler Komplikationen<br />
bei Brustkrebspatientinnen mit<br />
Knochenmetastasen. Das Risiko<br />
skelettaler Komplikationen konnte<br />
um 40 % mit 6 mg Ibandronat i.v.<br />
und um 38 % mit 50 mg Ibandronat<br />
oral reduziert wer<strong>de</strong>n (1). Die<br />
Zulassungsstudien konnten überdies<br />
eine signifikante Reduktion<br />
selbst stärkster Knochenschmerzen<br />
sowohl für die i.v.-Gabe als auch für<br />
die orale Applikation belegen (2–4).<br />
Die Auswertung von Diel und<br />
Mitarbeitern basiert auf drei multizentrischen,<br />
placebokontrollierten<br />
und randomisierten, doppelblin<strong>de</strong>n<br />
Zulassungsstudien mit 876<br />
Patientinnen mit ossär metastasiertem<br />
Mammakarzinom. Der Beobachtungszeitraum<br />
betrug 96 Wo -<br />
chen. In Studie 1 bekamen die 312<br />
Teilnehmer 6 mg Ibandronat i.v.<br />
o<strong>de</strong>r Placebo alle 3–4 Wochen. In<br />
Studie 2 und 3 erhielten die 564<br />
Patientinnen 50 mg Ibandronat oral<br />
o<strong>de</strong>r Placebo täglich. Erhoben wur-<br />
Abb.: Mittlere Verän<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>s EORTC QLQ-C30-Scoreszur Lebensqualität nach 96 Wochen<br />
im Vergleich zum Ausgangswert nach intravenöserGabe von Ibandronat im Vergleich zu<br />
Placebo.<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Knochenschmerzscore nach<br />
VAS 5, <strong>de</strong>r Analgetikabedarf, <strong>de</strong>r<br />
WHO Performance Status und Le -<br />
bensqualitätsparameter entsprechend<br />
EORTC-Fragebogen QLQ-C30.<br />
Höhere Lebensqualität durch<br />
Reduktion <strong>de</strong>r Knochenschmerzen<br />
Die Studienergebnisse zeigen eine<br />
signifikante Reduktion <strong>de</strong>s durchschnittlichenKnochenschmerzscores<br />
unter Ibandronat im Vergleich<br />
zu Placebo. Der Rückgang <strong>de</strong>s mittleren<br />
Knochenschmerzwertes er -<br />
folgte rasch und blieb bis zum En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Behandlungszeit unter <strong>de</strong>m<br />
Ausgangswert. Der Analgetikaverbrauch<br />
senkte sich sowohl unter<br />
Ibandronat i.v. als auch unter Ibandronat<br />
oral im Vergleich zu Placebo.<br />
Die krankheitsbedingte Abnahme<br />
<strong>de</strong>s WHO Performance Status<br />
verlangsamte sich im Verlauf <strong>de</strong>r<br />
zweijährigen Behandlungszeit. Die<br />
Lebensqualitätsparameter stiegen<br />
unter bei<strong>de</strong>n Darreichungsformen<br />
im Vergleich zu Placebo signifikant an.<br />
Die Studienerbnisse zeigen, so<br />
Diel, dass Ibandronat i.v. und oral<br />
die Knochenschmerzen bei Brustkrebspatientinnen<br />
mit Knochenmetastasen<br />
signifikant und nachhaltig<br />
min<strong>de</strong>rt.<br />
Desweiteren geht durch die<br />
Reduktion <strong>de</strong>r Knochenschmerz -<br />
intensität eine signifikante Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Lebensqualität einher.<br />
Die Senkung <strong>de</strong>s Risikos für Skelett -<br />
komplikationen war unter Ibandro<br />
nat in bei<strong>de</strong>n Darreichungsformen<br />
vergleichbar. Dies schafft nach<br />
Diel die besten Voraussetzungen für<br />
eine patientengerechte Therapie.<br />
Literatur:<br />
1 Tripathy D et al. Clin Ther 2004;<br />
26(12):1947-59<br />
2 Body JJ et al. Pain 2004; 111:306-12<br />
3 Body JJ et al. Ann Oncol 2003; 14:1399-405<br />
4 Body JJ et al. Br J Cancer 2004; 90:1133-7<br />
22 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010
Augmentation <strong>de</strong>r Brust auf Basis von Hyaluronsäure<br />
Das innovative Produktkonzept<br />
basiert auf <strong>de</strong>r einzigartigen<br />
und patentierten<br />
NASHA-Technologie von<br />
Q-Med. Sicherheit und Wirksamkeit<br />
<strong>de</strong>r NASHA-Gele<br />
sind klinisch belegt und<br />
umfassend dokumentiert.<br />
Macrolane wird in zwei Formulierungen<br />
(o<strong>de</strong>r „Volume<br />
Restoration Factors“ – VRF)<br />
hergestellt, die eine unterschiedliche<br />
Hebekapazität im<br />
Gewebe besitzen: Macrolane<br />
VRF20 und Macrolane<br />
VRF30. Macrolane VRF20 ist<br />
für Bereiche gedacht, wo eine<br />
geringere Gewebeunterstützung<br />
und -ab<strong>de</strong>ckung vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist, während sich VRF30,<br />
ein dickeres Gel, für Areale<br />
eignet, die eine umfassen<strong>de</strong><br />
Gewebeunterstützung und<br />
-ab<strong>de</strong>ckung aufweisen.<br />
Der Körper baut das biologisch<br />
verträgliche Hyaluronsäure-Gel<br />
im Körper nach und<br />
nach ab. Wird eine länger<br />
andauern<strong>de</strong> Wirkung ge -<br />
wünscht, kann das ästhetische<br />
Ergebnis mit Auffrischungsbehandlungen<br />
erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Aktuelles Poster auf <strong>de</strong>m<br />
Senologiekongress<br />
Eine Posterpräsentation von<br />
Lampe et al. auf <strong>de</strong>m diesjährigen<br />
Senologiekongress in<br />
Hamburg stellte die Ergebnisse<br />
zweier Brustaugmentationen<br />
mit <strong>de</strong>m Hyaluronsäure-Gel<br />
vor. Macrolane wur<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>n exakt <strong>de</strong>finierten Raum<br />
zwischen Brustdrüse und Pectoralisfascie<br />
verbracht, wo das<br />
Füllmaterial nach <strong>de</strong>r Injektion<br />
konfluiert und ein Depot<br />
bil<strong>de</strong>t. Um dieses Depot<br />
herum entwickelt sich eine<br />
zarte Bin<strong>de</strong>gewebskapsel,<br />
wodurch Macrolane am Ort<br />
verbleibt.<br />
Die Patientinnen waren 40<br />
und 18 Jahre alt: Die 40-jährige<br />
Patientin mit Z.n. Lejourmastopexie<br />
vor einem Jahr<br />
erhielt 160 ml Macrolane pro<br />
Seite. Die Patientin hatte<br />
damals postoperativ narbige<br />
Einziehungen entwickelt, die<br />
sich nun zwölf Monate nach<br />
<strong>de</strong>r Macrolane-Anwendung<br />
fast völlig aufgelöst hatten.<br />
Die Autoren verweisen in die-<br />
sem Zusammenhang auf die<br />
schon bekannte sehr günstige<br />
Wirkung von Hyaluronsäure<br />
auf die innere Narbenbildung.<br />
Bei <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> 18-jährigen<br />
Patientin waren es die Eltern,<br />
die herkömmliche Implantate<br />
grundsätzlich ablehnten, aber<br />
mit einer Macrolane-Augmentation<br />
<strong>de</strong>n Operationswunsch<br />
<strong>de</strong>r Tochter unterstützen wollten.<br />
Nach zwölf Monaten<br />
hatte das Volumen <strong>de</strong>r Brust<br />
etwa um die Hälfte abgenommen.<br />
Die Autoren verweisen<br />
auf die individuell variable<br />
Resorptionsquote und auf<br />
Auffrischungsbehandlungen,<br />
bei <strong>de</strong>nen dann meist nur etwa<br />
50 % <strong>de</strong>s Ausgangsmaterials<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />
Aktuelles AUS DER INDUSTRIE<br />
Macrolane ist das erste Produkt auf Basis von Hyaluronsäure, das in großen Volumina injiziert wer<strong>de</strong>n kann und damit zur Volumenwie<strong>de</strong>rherstellung,<br />
Körperkonturierung und zur <strong>de</strong>zenten Formung <strong>de</strong>r Brust in <strong>de</strong>r Europäischen Union zugelassen ist. Die<br />
Behandlung mit Macrolane bietet sofortige und lang anhalten<strong>de</strong> Ergebnisse und erfor<strong>de</strong>rt keine Vollnarkose. Macrolane wird für<br />
<strong>de</strong>n Brustaufbau unterhalb <strong>de</strong>r Brustdrüse subkutan injiziert.<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 23<br />
Fazit<br />
Macrolane (Fa. Q-MED) ist<br />
weniger invasiv als Fett und<br />
führt zu einem natürlicheren<br />
Aussehen als permanente Füllsubstanzen.<br />
Damit setzt<br />
Macrolane neue Maßstäbe für<br />
die Konturierung <strong>de</strong>s Körpers.<br />
Die Wie<strong>de</strong>rherstellung und<br />
Vergrößerung von Volumina<br />
Shirt, Bustier und Body<br />
Neue Ö<strong>de</strong>mversorgung für Brustkrebspatientinnen<br />
Bei 20 % aller Brustkrebspatientinnen<br />
wird nach <strong>de</strong>r Operation<br />
im Laufe <strong>de</strong>r Therapie<br />
ein Lymphö<strong>de</strong>m diagnostiziert.<br />
Primäre und sekundäre<br />
Lymphö<strong>de</strong>me <strong>de</strong>r Stadien I, II<br />
und III können mit <strong>de</strong>r Thorax-Versorgung<br />
erfolgreich<br />
therapiert wer<strong>de</strong>n. Sie eignet<br />
sich auch bestens für Patientinnen,<br />
die neben stärksten<br />
Ö<strong>de</strong>men auch ein sehr weiches<br />
Bin<strong>de</strong>gewebe aufweisen.<br />
Shirt, Bustier und Body gibt<br />
es wahlweise mit und ohne<br />
Armansatz in <strong>de</strong>n Farben Sand<br />
o<strong>de</strong>r Caramel. Das Plus an<br />
Comfort bieten Son<strong>de</strong>rausführungen,<br />
wie z. B. das separate<br />
Achselpolster. Es schützt<br />
das empfindliche Gewebe und<br />
verringert nach einer OP die<br />
Ö<strong>de</strong>mbildung. Ein an -<br />
schmieg samer Soft-Abschluss<br />
an allen Strickkanten und<br />
Übergängen sollte beson<strong>de</strong>rs<br />
dann Ö<strong>de</strong>mpatienten angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn das Gewebe<br />
beson<strong>de</strong>rs weich und empfindlich<br />
ist. Ebenso können<br />
Lymphpads, Futterstoff und<br />
Taschen eingearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>m Haken-Doppel -<br />
reihen-Verschluss können<br />
leichte Umfangsschwankungen<br />
leicht ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Verordnung <strong>de</strong>r Kompressionsversorgung<br />
ist eine<br />
sachliche medizinische Leistung,<br />
die zu Lasten <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Krankenversicherung<br />
verordnet wer<strong>de</strong>n kann und<br />
frei von Budgets und Richtgrößen<br />
ist.<br />
ist mit sofort sichtbaren<br />
Ergebnissen, geringer Invasivität<br />
und langfristiger Stabilität<br />
verbun<strong>de</strong>n.<br />
Macrolane sollte von Ärzten<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die<br />
umfassen<strong>de</strong> Kenntnisse <strong>de</strong>s<br />
Behandlungsbereiches und<br />
Erfahrung mit ähnlichen<br />
Techniken (z. B. <strong>de</strong>r Fetttransplantation)<br />
besitzen. Die<br />
Patientinnen wie<strong>de</strong>rum sollten<br />
für die Behandlung mit<br />
Macrolane geeignet sein und<br />
realistische Erwartungen an<br />
die Brustaugmentation mitbringen.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Hermann Lampe,<br />
Frankfurt<br />
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Aktuelles AUS DER INDUSTRIE<br />
ASCO 2010: Endauswertung einer NIS bei 3500 Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen<br />
Ibandronat im Praxisalltag – Schmerzreduktion und<br />
renale Verträglichkeit bestätigt<br />
Bisphrosphonate sind integraler Bestandteil <strong>de</strong>r Therapie von Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen. In großen klinischen<br />
Studien hat Ibandronat (Bondronat ®) , das oral und intravenös applizierbar ist, seine Wirksamkeit und Verträglichkeit unter<br />
Beweis gestellt. Auf <strong>de</strong>m ASCO 2010 wur<strong>de</strong>n Anfang Juni in Chicago von Prof. Ingo J. Diel, Mannheim, die Ergebnisse einer nicht<br />
interventionellen Studie (NIS) mit 3515 Patientinnen präsentiert. Anlässlich <strong>de</strong>s Senologiekongresses legte Prof. Diel Ziel und Fazit<br />
<strong>de</strong>r Studie zur Risiko-Nutzen-Bewertung im klinischen Alltag dar.<br />
Parameter <strong>de</strong>r Dokumentation<br />
waren Schmerzstärke,<br />
Analgetika-Verbrauch und er -<br />
rechnete Kreatinin-Clearance.<br />
Alle Teilnehmerinnen erhielten<br />
über einen Zeitraum von<br />
24 Wochen Ibandronat i.v. in<br />
<strong>de</strong>r Standard-Dosierung von<br />
6 mg alle 3–4 Wochen o<strong>de</strong>r<br />
eine 50 mg Filmtablette täglich.<br />
91 % <strong>de</strong>r Patientinnen<br />
erhielten die Infusionen.<br />
Signifikante Reduktion <strong>de</strong>r<br />
Knochenschmerzen<br />
Die Mehrheit <strong>de</strong>r 3515 klinisch<br />
evaluierten Patienten<br />
mit Brustkrebs und Knochenmetastasen<br />
war zu Studienbeginn<br />
Bisphosphonat-naiv (n =<br />
2320), an<strong>de</strong>re mit Ibandronat<br />
(n = 418) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bisphosphonaten<br />
(BP, n = 777),<br />
hauptsächlich Zoledronsäure<br />
und Pamidronat, vorbehan<strong>de</strong>lt.<br />
Der zu Studienbeginn<br />
dokumentierte Anfangs-<br />
Schmerzscore war bei BP-naiven<br />
Patienten am höchsten<br />
(3.2 ± 2.4) im Vergleich zu<br />
<strong>de</strong>njenigen mit einer Vorbe-<br />
Die Ergebnisse einer vertiefen<strong>de</strong>n<br />
IPCW-Analyse (IPCW<br />
inverse probability of censoring<br />
weighted) <strong>de</strong>r BIG-1-98-<br />
Studie zeigen, dass mit Letrozol<br />
das Gesamtüberleben<br />
gegenüber einer Therapie mit<br />
Tamoxifen um 17 % signifikant<br />
verbessert wer<strong>de</strong>n kann<br />
(HR 0,83; 95% CI 0,71–0,97;<br />
p < 0,05). Darüber hinaus<br />
bestätigen sie <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ITT-<br />
Analyse bereits gezeigten signifikanten<br />
Vorteil <strong>de</strong>r Letrozol-Therapie<br />
gegenüber Ta -<br />
moxifen für das krankheitsfreie<br />
Überleben mit einer Verbesserung<br />
um 15 % (HR 0,85;<br />
95% CI 0,76–0,96; p < 0,05)<br />
(1) und die Überlegenheit hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Zeit bis zur Fernmetastasierung<br />
von 19 % (HR<br />
0,81; 95% CI 0,69–0,96;<br />
p < 0,05). Die Daten <strong>de</strong>r BIG-<br />
1-98-Studie sprechen ein<strong>de</strong>utig<br />
für <strong>de</strong>n frühen Upfront-<br />
Einsatz von Letrozol bei allen<br />
Abb.: Renale Funktion (cont.): Prozentsatz an Patientinnen mit<br />
Ausgangs-eCrCl (ml/min) < 30, 31–60 o<strong>de</strong>r > 60 ml/min nach<br />
BP-Vorbehandlung.<br />
handlung mit an<strong>de</strong>ren Bisphosphonaten<br />
(3.1 ± 2.4)<br />
o<strong>de</strong>r Ibandronat (2.5 ± 2.1;<br />
p < 0,0001) am niedrigsten.<br />
Die Schmerzintensität, ge -<br />
messen mittels VAS-Score,<br />
nahm im Laufe <strong>de</strong>s Beobachtungszeitraums<br />
signifikant ab<br />
(VAS: 3.1 ± 2.4 auf 2.3 ± 2;<br />
p < 0,0001), wobei die Wirksamkeit<br />
von intravenösem<br />
und oralem Ibandronat vergleichbar<br />
war. Der Analgeti-<br />
postmenopausalen Patientinnen<br />
mit Hormonrezeptorpositivem<br />
Mammakarzinom.<br />
Nach <strong>de</strong>r Entblindung <strong>de</strong>r<br />
BIG-1-98 Studie wechselten<br />
aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich besseren<br />
Wirksamkeit von Letrozol<br />
25,2 % <strong>de</strong>r Patientinnen <strong>de</strong>s<br />
Tamoxifen-Arms in <strong>de</strong>n Letrozol-Arm(26-Monatsauswertung).<br />
Dieser selektive Cross -<br />
over-Effekt wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r ITT-<br />
Erhebung nicht berücksichtigt,<br />
was zu einer Verringerung<br />
<strong>de</strong>r berechneten Überlegenheit<br />
von Letrozol führte (2).<br />
Ergänzend zu dieser Auswertung<br />
wur<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r IPCW-Analyse vorgestellt.<br />
Diese international anerkannte<br />
Auswertung zeigt, wie <strong>de</strong>r<br />
klinische Effekt von Letrozol<br />
aussehen könnte, wenn kein<br />
selektiver Crossover stattgefun<strong>de</strong>n<br />
hätte.<br />
Die statistische Analyse<br />
IPCW wur<strong>de</strong> erstmals 2000<br />
ka-Verbrauch konnte ebenfalls<br />
signifikant reduziert wer<strong>de</strong>n<br />
und mehr Patienten benötigten<br />
keine weitere ergänzen<strong>de</strong><br />
Analgetikabehandlung zu Studienen<strong>de</strong><br />
(57 vs. 54 %).<br />
Stabile Kreatininwerte<br />
als Zeichen für Nierenverträglichkeit<br />
Die Kreatinin-Clearance zur<br />
Baseline unterschied sich signifikant<br />
zwischen <strong>de</strong>n Patien-<br />
von Robins et al. (3) publiziert<br />
und fand seither in mehr als 25<br />
zumeist hochrangigen Studien<br />
ihre Anwendung – vorwiegend<br />
dann, wenn in einer Studie<br />
<strong>de</strong>r Wechsel von Patienten<br />
aus <strong>de</strong>m Plazebo- in <strong>de</strong>n Wirkstoffarm<br />
möglich war.<br />
In einer weiteren Auswertung<br />
<strong>de</strong>r BIG-1-98 Studie<br />
wur<strong>de</strong> die Letrozol-Monotherapie<br />
mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Sequenztherapien<br />
verglichen: klassische<br />
Sequenztherapie (2 Jahre<br />
Tamoxifen gefolgt von 3 Jahren<br />
Letrozol) und inverse<br />
Sequenztherapie (2 Jahre<br />
Letrozol gefolgt von 3 Jahren<br />
Tamoxifen). Insbeson<strong>de</strong>re in<br />
<strong>de</strong>r Hochrisikopopulation –<br />
<strong>de</strong>n nodalpositiven Patientinnen<br />
– konnte ein <strong>de</strong>utlicher<br />
Vorteil für die Upfront-Therapie<br />
mit Letrozol belegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieser Unterschied be -<br />
steht jedoch nicht zwischen<br />
<strong>de</strong>r Upfront-Therapie und <strong>de</strong>r<br />
tinnen, die mit Zoledronsäure<br />
vorbehan<strong>de</strong>lt waren (72,4 ±<br />
31,7 ml/min) im Vergleich zu<br />
<strong>de</strong>njenigen unter Ibandronat<br />
(77,8 ± 28,8 ml/min; p =<br />
0,0090) o<strong>de</strong>r mit keinerlei<br />
Bisphosphonat-Vorbehandlung<br />
(79,5 ± 30,7 ml/min;<br />
p < 0,0001). Nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
24-wöchigen Beobachtungszeit<br />
wur<strong>de</strong>n keine Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Nierenfunktion<br />
durch die Gabe von Ibandronat<br />
beobachtet. Auch diejenigen<br />
Patienten, die eine zu<br />
Beginn schlechtere Nierenfunktion<br />
aufwiesen, blieben<br />
stabil.<br />
Schlussfolgerung<br />
Adjuvante Therapie mit Letrozol – aktuelle Studiendaten<br />
Die Ergebnisse dieser bis<br />
heute größten Studie mit Ibandronat<br />
zeigen, dass sich die in<br />
Phase-III-Studien beschriebene<br />
schmerzlin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wirksamkeit<br />
und renale Verträglichkeit<br />
von intravenösem<br />
o<strong>de</strong>r oralem Bondronat ® auch<br />
in <strong>de</strong>r klinischen Routine<br />
bestätigt.<br />
inversen Sequenz. Prof. Dr.<br />
Diethelm Wallwiener dazu:<br />
„Eine adjuvante Therapie<br />
beim Mammakarzinom sollte<br />
im Normallfall immer mit<br />
einem Aromatasehemmer wie<br />
Letrozol begonnen wer<strong>de</strong>n,<br />
auch bei einem späteren<br />
Wechsel auf Tamoxifen können<br />
die Patientinnen davon<br />
noch profitieren“.<br />
Literatur:<br />
1 Regan MM et al. Cancer Res<br />
2009; Vol 69; Number 24;<br />
Suppl 3; page 488s #16. 32nd<br />
Annual San Antonio Breast<br />
Cancer Symposium, Oral presentation,<br />
December 10, 2009<br />
2 The BIG 1-98 Collaborative<br />
Group. N Engl J Med 2009;<br />
361(8):766-776<br />
3 Robins JM, Finkestein DM.<br />
Biometrics 2000; 56:779-88<br />
Quelle: Novartis Oncology Pressegespräch<br />
„Fortschritte und Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
beim Mammakarzinom<br />
Schlüsselstudien mit Letrozol<br />
in <strong>de</strong>r adjuvanten Therapie“ in<br />
Hamburg, 2. Juli 2010<br />
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