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<strong>MedReview</strong><br />

Die Zeitschrift für ärztliche Fortbildungskongresse<br />

ZKZ 52915<br />

30. Jahrestagung <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Gesellschaft für Senologie<br />

1. bis 3. Juli 2010 in Hamburg<br />

THEMA<br />

30 Jahre Deutsche Gesellschaft<br />

für Senologie<br />

BERICHTE<br />

Das PACT- & COMPACT-<br />

Studienprogramm<br />

Wie zielgerichtet ist die<br />

endokrine Therapie – gibt es eine<br />

Individualisierung?<br />

Was ist die Rolle <strong>de</strong>s Pathologen bei<br />

operierter und bestrahlter Brust?<br />

IORT beim frühen Mammakarzinom<br />

Komplementäre Therapie<br />

Minimal-invasive Mammaabszesstherapie<br />

Adjuvante endokrine Therapie und<br />

adjuvante Bisphosphonat-Therapie<br />

Hochdosistherapie mit<br />

Bisphosphonaten<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Fertilitätserhalts<br />

bei jungen Frauen mit<br />

Chemotherapie<br />

Interview<br />

Biologisch regenerative Matrix<br />

zur Brustrekonstruktion mit<br />

Implantaten<br />

u. a.<br />

10· 2010· 11.JAHRGANG


Impressum<br />

Herausgeber und Verlag:<br />

WILEY-BLACKWELL<br />

Blackwell Verlag GmbH<br />

Rotherstraße 21<br />

10245 Berlin<br />

Telefon 030 / 47 03 14-32<br />

Telefax 030 / 47 03 14-44<br />

medreview@wiley.com<br />

www.blackwell.<strong>de</strong><br />

Chefredaktion:<br />

Dr. Beata Düm<strong>de</strong><br />

Redaktion und Berichte:<br />

Bettina Baierl<br />

Anzeigen:<br />

WILEY-BLACKWELL<br />

Blackwell Verlag GmbH<br />

Rita Mattutat<br />

Tel.: 030 / 47 03 14-30<br />

Fax: 030 / 47 03 14-44<br />

rita.mattutat@wiley.com<br />

Verlagsrepräsentanz für<br />

Anzeigen, Son<strong>de</strong>rdrucke<br />

und Son<strong>de</strong>rausgaben:<br />

Kerstin Kaminsky<br />

Bornfelsgasse 13<br />

65589 Hadamar<br />

Tel.: 06433 / 94 90 935<br />

Fax: 06433 / 94 90 936<br />

kerstin.kaminsky@t-online.<strong>de</strong><br />

Gestaltung und Druck:<br />

Schrö<strong>de</strong>rs Agentur<br />

www.<strong>schroe<strong>de</strong>rs</strong>-<strong>agentur</strong>.<strong>de</strong><br />

z.Zt. gültige Anzeigenpreisliste<br />

11/2010<br />

Die Beiträge unter <strong>de</strong>r Rubrik „Aktuelles aus <strong>de</strong>r<br />

Industrie“ ge hö ren nicht zum wissenschaftlichen<br />

Programm. Für ihren Inhalt sind allein die<br />

jeweiligen Auto ren bzw. Institutionen o<strong>de</strong>r<br />

Unternehmen ver ant wortlich.<br />

Angaben über Dosierungen und Applikationen<br />

sind im Beipackzettel auf ihre Richtigkeit zu<br />

überprüfen.<br />

Der Verlag übernimmt keine Gewähr.<br />

Nr. 10, 11. Jahrgang, September 2010<br />

ISSN 1615-777X (Printversion)<br />

ISSN 1616-8496 (Onlineversion)<br />

Einzelpreis: € 13,– zzgl. Mwst.<br />

Abonnement: € 140,– zzgl. Mwst.<br />

IVW – Informations gemeinschaft<br />

zur Fest stellung <strong>de</strong>r Verbreitung<br />

von Werbeträgern e.V.<br />

2/2010<br />

<strong>MedReview</strong> im Internet:<br />

www.medreviews.<strong>de</strong><br />

Inhalt<br />

Ingrid Schreer, Kiel<br />

SENOLOGIE 2010<br />

30 Jahre Forschung und interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle <strong>de</strong>r Frau 2<br />

Christian Jackisch, Offenbach<br />

VERSORGUNGSFORSCHUNG UND THERAPIEALLTAG<br />

Aktivitäten zur Optimierung <strong>de</strong>r Mammakarzinomtherapie:<br />

Das PACT- & COMPACT-Studienprogramm............................................................. 3<br />

Marc Thill, Lübeck<br />

NEUIGKEITEN IN DER ANTI-ENDOKRINEN THERAPIE<br />

Wie zielgerichtet ist die endokrine Therapie – gibt es eine Individualisierung? 6<br />

Annette Lebeau, Hamburg & Lübeck<br />

DIAGNOSTIK<br />

Was ist die Rolle <strong>de</strong>s Pathologen bei operierter und bestrahlter Brust? .............. 7<br />

Fre<strong>de</strong>rik Wenz, Mannheim<br />

NEUES AUS DER STRAHLENTHERAPIE<br />

Sicherheit und Effektivität <strong>de</strong>r TARGIT – IORT beim frühen Mammakarzinom ... 9<br />

Jutta Hübner, Frankfurt<br />

Komplementäre Therapie – Chancen und Risiken? ............................................... 10<br />

Alexan<strong>de</strong>r Strauss, Kiel<br />

ENTZÜNDLICHE BRUSTERKRANKUNGEN<br />

Minimal-invasive Mammaabszesstherapie ........................................................... 11<br />

Peter Dall, Lüneburg<br />

EMPFEHLUNGEN DER AGO MAMMA – STANDARD 2010<br />

Adjuvante endokrine Therapie und adjuvante Bisphosphonat-Therapie ............ 13<br />

Hans-Bernd Sittig, Geesthacht<br />

„BONE TARGETED THERAPY“<br />

Hochdosistherapie mit Bisphosphonaten – Risiko o<strong>de</strong>r adäquate<br />

Schmerztherapie? .................................................................................................... 15<br />

Michael von Wolff, Bern (Schweiz)<br />

DIE SYSTEMISCHE THERAPIE DER JUNGEN FRAU MIT KINDERWUNSCH<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Fertilitätserhalts bei jungen Frauen mit Chemotherapie ...... 17<br />

Interview mit Dr. Karl-Heinz Breuing, Hannover<br />

Biologisch regenerative Matrix zur Brustrekonstruktion mit Implantaten ......... 18<br />

BERICHTE<br />

MYOCET® ZEIGT BEI ANTHRAZYKLIN-VORBEHANDELTEN UND ANTHRAZYKLIN-NAIVEN<br />

PATIENTINNEN VERGLEICHBARE WIRKSAMKEIT<br />

Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten Mammakarzinoms mit nicht pegyliertem<br />

liposomalen Doxorubicin ........................................................................................ 20<br />

POSTERPREIS DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR SENOLOGIE FÜR PROF. DR. INGO J. DIEL<br />

Ibandronat bei Patientinnen mit Mammakarzinom und ossären Metastasen ... 22<br />

AKTUELLES AUS DER INDUSTRIE<br />

Augmentation <strong>de</strong>r Brust auf Basis von Hyaluronsäure ......................................... 23<br />

Shirt, Bustier und Body<br />

Neue Ö<strong>de</strong>mversorgung für Brustkrebspatientinnen............................................. 23<br />

ASCO 2010: Endauswertung einer NIS bei 3500 Brustkrebspatientinnen mit<br />

Knochenmetastasen<br />

Ibandronat im Praxisalltag – Schmerzreduktion und renale Verträglichkeit<br />

bestätigt ................................................................................................................... 24<br />

Adjuvante Therapie mit Letrozol – aktuelle Studiendaten ................................... 24<br />

Unser Titel: Aquarell von Theodor Fischer, Kirkel, www.Fischer-Theodor.<strong>de</strong><br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 1


Prof. Dr.<br />

Ingrid Schreer<br />

SENOLOGIE 2010<br />

In <strong>de</strong>r Krebsmedizin ist die Zusammenarbeit verschie<strong>de</strong>ner Fachärzte heutzutage selbstverständlich. Die Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Senologie veranschaulicht, wie stark die interdisziplinäre Kooperation <strong>de</strong>n medizinischen Fort schritt in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Jahrzehnten angeregt hat. Eine Bilanz dieser Entwicklung zogen Experten und die Tagungspräsi<strong>de</strong>ntin<br />

Prof. Dr. Ingrid Schreer, Kiel, auf <strong>de</strong>r 30. Jahrestagung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Senologie vom 1. bis 3. Juli<br />

2010 in Hamburg.<br />

30 Jahre Forschung und interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit zum Wohle <strong>de</strong>r Frau<br />

INGRID SCHREER, KIEL<br />

An <strong>de</strong>r Universitäts-FrauenklinikHamburg-Eppendorf<br />

wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Leitung<br />

<strong>de</strong>s damaligen Direktors,<br />

Prof. Dr. Claus Thomsen, die<br />

multidisziplinäre Kooperation ge -<br />

pflegt. So trafen sich damals bereits<br />

schon die kooperieren<strong>de</strong>n Histopathologen,<br />

Radiodiagnostiker,<br />

Strahlentherapeuten, Gynäkologen<br />

und internistischen Onkologen<br />

regelmäßig zweimal pro Woche,<br />

um gemeinsam über Diagnostik<br />

und Therapie <strong>de</strong>r betreuten Patientinnen<br />

zu sprechen. Dies führte<br />

zwangsläufig zu gegenseitiger Stimulation:<br />

Die Radiodiagnostiker,<br />

allen voran <strong>de</strong>r damalige Leiter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung Gynäkologische Radiologie<br />

<strong>de</strong>r Universitätsfrauenklinik,<br />

Prof. Dr. H. J. Frischbier, initiierte<br />

bereits in <strong>de</strong>n 70er Jahren für Hamburg<br />

ein Mammografie-Screening-<br />

Projekt. Dies führte zwangsläufig<br />

zur Ent<strong>de</strong>ckung nicht tastbarer,<br />

damit kleiner Karzinome, was<br />

wie<strong>de</strong>rum zur Folge hatte, dass die<br />

Operateure eine neue Behandlungsstrategie<br />

ins Auge fassen<br />

konnten, die brusterhalten<strong>de</strong> Be -<br />

handlung. Diese wie<strong>de</strong>rum führte<br />

zu einem an<strong>de</strong>ren und neuen Verständnis<br />

für die psychischen Folgen<br />

von Radikaloperation und <strong>de</strong>ren<br />

Min<strong>de</strong>rung durch die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Brusterhalts. Neben <strong>de</strong>m<br />

onkologischen Therapieziel rückte<br />

das kosmetische Ergebnis ins Blickfeld,<br />

neue Schnittführungen wur<strong>de</strong>n<br />

entwickelt, die Strahlentherapeuten<br />

entwickelten innovative<br />

Strahlungsmetho<strong>de</strong>n, um ebenfalls<br />

nicht nur <strong>de</strong>n Organerhalt, son<strong>de</strong>rn<br />

ein für die Frauen zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong>s<br />

gutes kosmetisches Resultat<br />

herbeizuführen. Neben<br />

<strong>de</strong>r adjuvanten<br />

Strahlentherapie<br />

ent wickelte sich<br />

ebenfalls die adjuvante<br />

Chemo- und<br />

Hormontherapie.<br />

Die durch die<br />

regelmäßigen Diskussionen entstehen<strong>de</strong>n<br />

gegenseitigen Impulse<br />

waren <strong>de</strong>r Nährbo<strong>de</strong>n für Innovation<br />

in <strong>de</strong>n jeweiligen Fachgebieten,<br />

das heißt, durch das gegenseitige<br />

tiefere Verständnis für <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Fachbereich entwickelten<br />

sich Forschungsprojekte, <strong>de</strong>ren<br />

vorrangiges Ziel, geringere Morbidität<br />

aber min<strong>de</strong>stens i<strong>de</strong>ntisches,<br />

eher besseres Überleben ganz im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund stand.<br />

Wenn man <strong>de</strong>n Bogen bis zur<br />

heutigen Zeit spannt, kann man<br />

erkennen, dass es hier zu einer kontinuierlichen<br />

Weiterentwicklung<br />

mit immer weniger Traumata und<br />

kürzeren Primärbehandlungszeiten<br />

gekommen ist. Genannt seien die<br />

Wächterlymphknoten-Operationen<br />

und die Teilbrustbestrahlung. Auch<br />

die heute häufig mögliche „TAR-<br />

GETED“-Therapie zielt weg vom<br />

Gießkannenprinzip mit <strong>de</strong>m Risiko<br />

<strong>de</strong>r Übertherapie für die einzelne<br />

Frau hin zu individualisierter und<br />

adaptierter Therapie.<br />

Die enorme Beschleunigung <strong>de</strong>s<br />

Wissenszuwachses sowohl durch<br />

neue diagnostische und auch therapeutische<br />

Forschungsergebnisse<br />

hat <strong>de</strong>r Multidisziplinarität, damit<br />

auch <strong>de</strong>m Hierarchie-Abbau und<br />

Wegeröffnung zu mehr Team-<br />

Arbeit aller Spezialisten weitere<br />

Impulse gegeben. Glücklicherweise<br />

wuchsen parallel die Selbsthilfe-<br />

Aktivitäten hin zu mehr For<strong>de</strong>rung<br />

nach Information und Mitspracherecht<br />

<strong>de</strong>r Betroffenen.<br />

Die erkrankte Frau steht heute<br />

mehr <strong>de</strong>nn je im Zentrum <strong>de</strong>s<br />

gemeinsamen multidisziplinären<br />

Engagements. �<br />

CCH Congress Centrum Hamburg. Foto: Baierl<br />

2 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


VERSORGUNGSFORSCHUNG UND THERAPIEALLTAG<br />

Aktivitäten zur Optimierung <strong>de</strong>r<br />

Mammakarzinomtherapie:<br />

Das PACT- & COMPACT-Studienprogramm<br />

CHRISTIAN JACKISCH, OFFENBACH, FÜR DAS STEERING BOARD DER PACT- & COMPACT-STUDIEN*<br />

Die Frage <strong>de</strong>r Therapiecompliance<br />

ist ein weltweites<br />

Problem bei <strong>de</strong>r<br />

Behandlungsführung<br />

chro nischer Erkrankungen und<br />

bezieht sich nicht ausschließlich auf<br />

onkologische Therapieformen.<br />

Deutsche Verordnungs-/Apothekendaten<br />

für orale endokrine Therapie<br />

belegen, dass die Compliance<br />

endokriner Therapien, Präparateunabhängig,<br />

nach 15 Monaten bei<br />

knapp über 60 % liegt (Abb. 1).<br />

Das 2006 begonnene PACT-Programm<br />

untersucht erstmals die<br />

Grün<strong>de</strong> und das Ausmaß <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />

Therapietreue in <strong>de</strong>r adjuvanten<br />

Therapie mit einem Aromatasehemmer.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> ge -<br />

prüft, ob die Therapietreue durch<br />

verstärkte Motivation und Aufklärung<br />

verbessert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

PACT: Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Compliance<br />

Aktuelle Erhebungen zur Therapietreue<br />

bei adjuvanter endokriner<br />

Therapie haben eine erschreckend<br />

hohe Rate an Non-Compliance<br />

erbracht: Nach 36 Monaten – und<br />

damit nach gera<strong>de</strong> drei Fünfteln<br />

<strong>de</strong>r empfohlenen Therapiedauer –<br />

lag sie bei 40–60 % (Hadji P. Senologiekongress<br />

2010, oral presentation).<br />

Dass eine schlechte Compliance<br />

in Korrelation mit <strong>de</strong>m<br />

schlechteren Outcome <strong>de</strong>r Patientinnen<br />

steht, bestätigten erneut<br />

Hershman et al.: Sie ermittelten für<br />

therapietreue Patientinnen ein zu<br />

erwarten<strong>de</strong>s Gesamtüberleben<br />

nach zehn Jahren von 81 %, während<br />

es bei non-complianten<br />

Patientinnen bei lediglich 74 % lag<br />

(Hershman DL et al. JCO 2010;<br />

28:15s, suppl; abstr 578). Diese<br />

Zahlen ver<strong>de</strong>utlichen die Dringlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Suche nach Möglich-<br />

Seit Jahrzehnten zählte die endokrine Therapie <strong>de</strong>s<br />

Mammakarzinoms zu <strong>de</strong>n etablierten Therapiestandards<br />

<strong>de</strong>s hormonsensitiven Mammakarzinoms. Derzeit steht<br />

die adjuvanten Therapie <strong>de</strong>s Frühstadiums <strong>de</strong>r Erkrankung<br />

beson<strong>de</strong>rs im Fokus <strong>de</strong>r Versorgungsforschung, da sich die<br />

Therapiedauer an Hand <strong>de</strong>r aktuellen Studienergebnisse<br />

mehr und mehr verlängert. Der <strong>de</strong>rzeitige Therapiestandard<br />

beträgt in <strong>de</strong>r adjuvanten Situation fünf Jahre und<br />

kann in <strong>de</strong>r erweiterten adjuvanten Situation um weitere fünf Jahre, auf<br />

eine Gesamtdauer von zehn Jahre verlängert wer<strong>de</strong>n. Eine mangeln<strong>de</strong><br />

Compliance kann <strong>de</strong>n Behandlungserfolg gefähr<strong>de</strong>n.<br />

keiten, um die Compliance von<br />

Patientinnen zu verbessern.<br />

In <strong>de</strong>r PACT-Studie war versucht<br />

wor<strong>de</strong>n, dieses Ziel mit Hilfe von<br />

Informationsmaterial zu erreichen,<br />

das im ersten Therapiejahr an<br />

Patientinnen verschickt wur<strong>de</strong>, die<br />

eine adjuvante Therapie mit einem<br />

Aromatasehemmer erhielten. Es<br />

zeigte sich jedoch, dass diese Maßnahme<br />

keinen Erfolg hatte: Die<br />

Complianceraten von Informations-<br />

und Kontrollarm unterschie<strong>de</strong>n<br />

sich nicht. Nach einem Jahr<br />

Nachbeobachtungszeit lag die<br />

Compliance in bei<strong>de</strong>n Studienarmen<br />

bei nur knapp 60 % (modifizierte<br />

Endpunkt-Analyse). Weitere<br />

Auswertungen zur Compliance in<br />

Abhängigkeit von Alter, Bildung<br />

<strong>de</strong>r Patientinnen und an<strong>de</strong>ren Charakteristika<br />

wer<strong>de</strong>n folgen.<br />

Ein wichtiger Grund für <strong>de</strong>n<br />

Abbruch von Aromatasehemmer-<br />

Therapien ist bereits bekannt:<br />

Arthralgien (Dent SF et al. Breast<br />

Cancer Res Treat 2007; 106, suppl<br />

1; abstr 2079).<br />

PACT: Schlussfolgerungen für die<br />

klinische Praxis<br />

Dennoch sind die Resultate <strong>de</strong>r<br />

PACT-Studie für die Umsetzung<br />

von Erkenntnissen aus <strong>de</strong>r Versorgungsforschung<br />

für die klinische<br />

Praxis von erheblicher Be<strong>de</strong>utung.<br />

Abb. 1: PACT-Studie. Adjuvante endokrine Therapie <strong>de</strong>s Mammakarzinoms.<br />

Therapiecompliance nach 15 Monaten.<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 3<br />

Prof. Dr.<br />

Christian Jackisch


Fortsetzung<br />

Aktivitäten zur<br />

Optimierung<br />

<strong>de</strong>r Mamma -<br />

karzinomtherapie:<br />

Das PACT- &<br />

COMPACT-Stu -<br />

dien programm<br />

Abb. 2: COMPACT-Studie.<br />

Offensichtlich war es eine falsche<br />

Einschätzung, dass im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Langzeitbetreuung von onkologisch<br />

erkrankten Patientinnen die<br />

persönliche Zuwendung durch die<br />

nachsorgen<strong>de</strong>n Frauenärztinnen<br />

und Frauenärzte durch eine multimediale<br />

Informationskampagne<br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n kann. Vielmehr ver<strong>de</strong>utlichen<br />

die Resultate <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit<br />

größten prospektiven Studie zur<br />

Therapiecompliance in <strong>de</strong>r adjuvanten<br />

Therapie <strong>de</strong>s Mammakarzinoms,<br />

dass die persönliche ärztliche<br />

Zuwendung und Re-Evaluation<br />

<strong>de</strong>s Behandlungsmanagements<br />

alternativlos ist und bleibt.<br />

Diese Resultate wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m<br />

ASCO 2010 durch <strong>de</strong>n Vortrag von<br />

Frau Prof. Nadja Harbeck für diese<br />

Studie nachhaltig unterstrichen<br />

(Harbeck N, Hadji P, Jackisch C et<br />

al. ASCO 2010).<br />

Für Langzeittherapien ist das<br />

qualitative und quantitative Auftreten<br />

von Nebenwirkungen von<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. Hier<br />

glauben die Autoren, eines <strong>de</strong>r<br />

wesentlichen Probleme für <strong>de</strong>n länger<br />

andauern<strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Aromatasehemmer<br />

zu sehen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

das vermehrte Auftreten <strong>de</strong>r<br />

Arthralgien und Myalgien führt im<br />

klinischen Alltag zu Problemen, die<br />

es <strong>de</strong>n Patientinnen schwer ma -<br />

chen, <strong>de</strong>n Therapiegewinn durch<br />

<strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Aromatasehemmer<br />

(ARI) als positiv zu erkennen und<br />

ein sinnvolles Management <strong>de</strong>r<br />

therapieassoziierten Nebenwirkungen<br />

zu akzeptieren. Hierzu liegen<br />

seit Jahren Therapieempfehlungen<br />

einer Expertenkommission vor, die<br />

einen rationalen <strong>de</strong>eskalieren<strong>de</strong>n<br />

Einsatz von NSAR o<strong>de</strong>r nNSAR<br />

empfiehlt (Jackisch C, Bolten WW,<br />

Hadji P et al. Geburtsh Frauenheilk<br />

2008; 68:977-985).<br />

COMPACT: Die logische<br />

Schlussfolgerung <strong>de</strong>r PACT-Studie<br />

Postmenopausale Mammakarzinom-Patientinnen,<br />

die zur adjuvanten<br />

endokrinen Therapie einen<br />

Aromatasehemmer einnehmen,<br />

können unter Arthralgien lei<strong>de</strong>n.<br />

Ein wirksames Management ist<br />

unbedingt erfor<strong>de</strong>rlich, da ansonsten<br />

die Gefahr besteht, dass sich die<br />

Compliance <strong>de</strong>r betroffenen Frauen<br />

verschlechtert und somit <strong>de</strong>r<br />

Therapieerfolg gefähr<strong>de</strong>t ist. Die<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>r Arthralgien auf<br />

die Compliance und damit auf die<br />

mögliche Erhöhung <strong>de</strong>s Rezidivrisikos<br />

sind allerdings ungeklärt.<br />

Eine neue Studie, die COMPACT-<br />

Studie, überprüft erstmals auf wissenschaftlich<br />

hohem Niveau die<br />

Inzi<strong>de</strong>nz und Ausprägung von<br />

Aromatasehemmer-assoziierten Ar -<br />

thral gien und prüft, welchen Einfluss<br />

die Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n auf<br />

die Compliance haben und welche<br />

Kosten die Arthralgiebehandlung<br />

verursacht.<br />

Bisherige klinische Studien zur<br />

Compliance in <strong>de</strong>r adjuvanten antihormonellen<br />

Brustkrebstherapie<br />

haben ergeben, dass 23–28 % <strong>de</strong>r<br />

Patientinnen die Therapie vorzeitig<br />

abbrechen.<br />

Im Praxisalltag weisen nach drei<br />

Jahren endokriner Therapie 32–<br />

50 % <strong>de</strong>r Brustkrebspatientinnen<br />

eine mangeln<strong>de</strong> Therapietreue auf.<br />

Umfangreiche qualitativ hochwertige<br />

Interventionsstudien zur Compliance<br />

in <strong>de</strong>r adjuvanten endo -<br />

krinen Mammakarzinomtherapie<br />

stehen allerdings noch aus.<br />

Das COMPACT-Programm stellt<br />

ebenfalls ein Projekt <strong>de</strong>r Versorgungsforschung<br />

dar. Der Fokus<br />

liegt bei COMPACT auf <strong>de</strong>n Aromatasehemmer-assoziierten<br />

Ar -<br />

thralgien, da hinsichtlich Inzi<strong>de</strong>nz,<br />

Auswirkungen und Kosten noch<br />

viele Fragen bestehen.<br />

Höchste Priorität hat dabei die<br />

Antwort auf die Frage: Wie muss<br />

mit Arthralgien umgegangen wer<strong>de</strong>n,<br />

um die Compliance nicht zu<br />

gefähr<strong>de</strong>n? Denn Mammakarzinom-Patientinnen,<br />

die ihre Medi-<br />

4 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


kamente wie verordnet einnehmen,<br />

erhöhen damit nicht nur ihren Therapieerfolg,<br />

son<strong>de</strong>rn entlasten auch<br />

budgetär die Krankenkassen.<br />

Bei COMPACT wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb<br />

gezielt die Compliance-för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Faktoren untersucht und gesundheitsökonomische<br />

Daten zu <strong>de</strong>n<br />

Kosten von Rezidiven und <strong>de</strong>s<br />

Nebenwirkungsmanagements von<br />

Gelenkschmerzen erhoben. Das<br />

Projekt wird wissenschaftlich vom<br />

Steering-Komitee <strong>de</strong>r Studie (Autoren<br />

<strong>de</strong>s Beitrags) geleitet, was eine<br />

unabhängige Datenauswertung<br />

und Veröffentlichung sicherstellt.<br />

Des Weiteren wird das COMPACT-<br />

Programm in enger Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

(DGGG), <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />

für Senologie (DGS), <strong>de</strong>m<br />

Bund nie<strong>de</strong>rgelassener Gynäkologischer<br />

Onkologen (BGNO) und<br />

<strong>de</strong>m Berufsverband <strong>de</strong>r Frauenärzte<br />

(BVF) durchgeführt und von<br />

AstraZeneca finanziert.<br />

Patientenpopulation<br />

Am COMPACT-Programm wer<strong>de</strong>n<br />

3212 postmenopausale Frauen mit<br />

Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom<br />

im Frühstadium teilnehmen,<br />

die nach Operation, ggf.<br />

Radio- und/o<strong>de</strong>r Chemotherapie<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s<br />

Tumorboards seit 3–6 Monaten<br />

Anastrozol einnehmen, und zwar<br />

upfront o<strong>de</strong>r nach einer vorangegangenen<br />

zwei- bis dreijährigen<br />

Tamoxifen-Therapie („switch“)<br />

(Abb. 2).<br />

An <strong>de</strong>r Untersuchung wer<strong>de</strong>n<br />

sich rund 700 Brustzentren, spezialisierte<br />

Kliniken sowie nie<strong>de</strong>rgelassene<br />

Gynäkologen und Onkologen<br />

beteiligen. Die Behandlung<br />

aller Teilnehmerinnen erfolgt in<br />

<strong>de</strong>n zuständigen Brustzentren entsprechend<br />

<strong>de</strong>n aktuellen Therapierichtlinien<br />

und <strong>de</strong>m Standardvorgehen<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Klinik bzw.<br />

Praxis. Alle Patientinnen erhalten<br />

zu Studienbeginn sowie 1, 3, 5, 8,<br />

12 und 20 Wochen danach per Post<br />

Broschüren zu verschie<strong>de</strong>nen Themen.<br />

Während es zunächst um <strong>de</strong>n<br />

Nutzen und die Nebenwirkungen<br />

<strong>de</strong>r endokrinen Therapie geht,<br />

informieren die später zugesen<strong>de</strong>ten<br />

Broschüren über die Themen<br />

„Kommunikation“, „Fatigue-Syndrom<br />

und Lymphö<strong>de</strong>m“, „Umgang<br />

mit Ängsten“, „Sexualität“ und<br />

„Bewegung und Ernährung“. In<br />

<strong>de</strong>n Broschüren und auch in <strong>de</strong>n<br />

dazugehörigen Anschreiben wird<br />

die Patientin an die Wichtigkeit<br />

ihrer endokrinen Therapie erinnert<br />

und motiviert, regelmäßig ihre<br />

Tabletten einzunehmen.<br />

Datenerhebung<br />

Die Laufzeit <strong>de</strong>s COMPACT-Programms<br />

beträgt maximal 15 Monate.<br />

Während dieser Zeit fin<strong>de</strong>n insgesamt<br />

vier Arztbesuche statt – zu<br />

Studienbeginn sowie nach 3, 6 und<br />

9 Monaten. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

üblichen Nebenwirkungserfassung<br />

dokumentiert <strong>de</strong>r Prüfarzt in dieser<br />

Zeit das Auftreten und die Ausprägung<br />

von Arthralgien sowie <strong>de</strong>ren<br />

Behandlung.<br />

Zu <strong>de</strong>n gleichen Zeitpunkten<br />

erhalten die Patientinnen per Post<br />

Fragebögen, die sie ausgefüllt<br />

direkt an das unabhängige Auswertungsinstitut<br />

(Alcedis GmbH)<br />

zurücksen<strong>de</strong>n. Die Bögen beinhalten<br />

Fragen zu persönlichen Daten<br />

und Lebensumstän<strong>de</strong>n, Bildung<br />

und Beruf, zur Medikamenteneinnahme,<br />

Patientenzufrie<strong>de</strong>nheit und<br />

Lebensqualität. Weiter wer<strong>de</strong>n<br />

Angaben zu eventuell aufgetretenen<br />

Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren<br />

Diagnostik und Behandlung sowie<br />

Fragen zur sportlichen Betätigung<br />

erhoben. Die Fragebögen erfassen<br />

auch Patientenangaben zur Compliance,<br />

zur Ausstellung von Rezepten,<br />

zur Verträglichkeit <strong>de</strong>r<br />

Behandlung und zur Erkrankung.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Fragebögen wer<strong>de</strong>n<br />

die folgen<strong>de</strong>n Skalen verwen<strong>de</strong>t:<br />

GASE-P (Generic Assessmentof<br />

Si<strong>de</strong> Effects), SSAS (SomatoSensoryAmplification<br />

Scale) und BMQ<br />

(Beliefs about Medicines Questionnaires).<br />

COMPACT: Konstruktiver Dialog<br />

mit <strong>de</strong>n Kostenträgern<br />

Durch Kooperation mit <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

für Wirtschaftlichkeit und<br />

Qualität bei Krankenkassen (GWQ<br />

Service Plus AG) sowie <strong>de</strong>r Deutschen<br />

AngestelltenKrankenkasse<br />

(DAK) können die Angaben von<br />

Patientinnen, <strong>de</strong>ren Krankenkasse<br />

Mitglied <strong>de</strong>r GWQ Service Plus AG<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DAK ist, mit Krankenkassendaten<br />

verglichen wer<strong>de</strong>n. Insgesamt<br />

umfassen die Kooperationsverträge<br />

<strong>de</strong>rzeit 10,4 Millionen<br />

Versicherte. Voraussetzung für <strong>de</strong>n<br />

Datenvergleich ist, dass die betreffen<strong>de</strong>n<br />

Patientinnen ihr Einverständnis<br />

erteilt haben. In diesen<br />

Fällen wer<strong>de</strong>n die Krankenkassendaten<br />

<strong>de</strong>r Versicherten, wie beispielsweise<br />

Rezeptdaten, an das<br />

unabhängige Auswertungsinstitut<br />

überführt. Dort erfolgt unter <strong>de</strong>r<br />

alleinigen Aufsicht <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Leitung <strong>de</strong>r Studie<br />

(Steering-Komitee) <strong>de</strong>r Abgleich<br />

mit <strong>de</strong>n Studiendaten, nach<strong>de</strong>m<br />

zuvor aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

die Daten pseudonymisiert<br />

wur<strong>de</strong>n. Dieses Vorgehen<br />

stellt sicher, dass nur unter ärztlicher<br />

Kontrolle patientenversorgungsrelevante<br />

Daten ausgewertet<br />

wer<strong>de</strong>n, um hierdurch letzten<br />

En<strong>de</strong>s eine zukünftige Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r ambulanten Versorgung<br />

zu erreichen. Nach <strong>de</strong>r Auswertung<br />

wer<strong>de</strong>n die Daten vollständig<br />

gelöscht, so dass Rückschlüsse auf<br />

die Patientinnen nicht möglich<br />

sind.<br />

Die <strong>de</strong>rzeit laufen<strong>de</strong> COM-<br />

PACT-Studie legt daher Fokus auf<br />

Arthralgien und ihren Einfluss auf<br />

die Compliance. En<strong>de</strong> Juni 2010<br />

waren bereits 1327 und damit<br />

mehr als ein Drittel <strong>de</strong>r vorgesehenen<br />

Patientinnen für diese Studie<br />

rekrutiert. Therapeuten, die<br />

Patientinnen in die Studie einbin<strong>de</strong>n<br />

möchten, können sich unter<br />

www.compact-programm.<strong>de</strong> informieren<br />

und anmel<strong>de</strong>n.<br />

* Blettner M, Bolten WW, Chatsiproios D,<br />

Harbeck N, Hadji P, König K, Kreienberg R,<br />

Rief W, Wallwiener D<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzanschrift:<br />

Prof. Dr. Christian Jackisch<br />

Klinikum Offenbach GmbH<br />

Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

Zertifiziertes Brustzentrum<br />

Starkenburgring 66<br />

63069 Offenbach<br />

Christian.jackisch<br />

@klinikum-offenbach.<strong>de</strong><br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 5


Dr.<br />

Marc Thill<br />

NEUIGKEITEN IN DER ANTI-ENDOKRINEN THERAPIE<br />

Wie zielgerichtet ist die endokrine Therapie<br />

– gibt es eine Individualisierung?<br />

MARC THILL, LÜBECK<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren haben zielgerichtete Therapien<br />

(„targeted therapies“) in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s Mammakarzinoms<br />

immer <strong>de</strong>utlicher an Be<strong>de</strong>utung gewinnen können.<br />

Trotz <strong>de</strong>r vielen neuen Therapieoptionen gibt es zurzeit<br />

jedoch nur zwei ausreichend geprüfte, prädiktive und<br />

prognostisch relevante Targets, <strong>de</strong>n HER2-Rezeptor und<br />

<strong>de</strong>n Östrogenrezeptor. Es wäre daher von großer Wichtig -<br />

keit im Rahmen dieser Therapieoptionen individualisiert<br />

vorgehen zu können.<br />

Wenn von individualisierter<br />

Therapie die<br />

Re<strong>de</strong> ist, müssen wir<br />

uns folgen<strong>de</strong> Fragen<br />

stellen:<br />

1) Wie individualisiert ist unsere<br />

Therapie?<br />

2) Welche ist die Patientin, die<br />

neben ihrer endokrinen Therapie<br />

auch von einer Chemotherapie<br />

profitiert?<br />

3) Wenn keine Chemo-, son<strong>de</strong>rn<br />

nur eine endokrine Therapie<br />

indiziert ist, kann sie dann individuell<br />

auf die Patientin zugeschnitten<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r letzten Jahre wur<strong>de</strong>n<br />

Daten veröffentlicht, die eine Individualisierung<br />

<strong>de</strong>r endokrinen<br />

Therapie zunächst vermuten ließen.<br />

In einer retrospektiven Analyse<br />

<strong>de</strong>r ATAC-Studie (Anastrozol vs.<br />

Tamoxifen vs. die Kombination)<br />

konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass Patientinnen<br />

mit Östrogenrezeptor (ER)positivem/Progesteronrezeptor<br />

(PR)-negativem Tumor sowie die<br />

Patientinnen mit HER2-positivem<br />

Tumor durch <strong>de</strong>n Einsatz von<br />

Anastrozol die Zeit bis zum Rezidiv<br />

signifikant senken konnten<br />

(Hazard-Ratio 0,43). Eine zentrale<br />

Nachtestung im Rahmen <strong>de</strong>r Trans-<br />

ATAC-Studie konnte diesen Vorteil<br />

allerdings we<strong>de</strong>r für HER2-positive<br />

Patientinnen noch für die Kombination<br />

ER-/PR+ reproduzieren.<br />

Aktuelle Daten aus <strong>de</strong>r TEAM-<br />

Pathologie-Substudie (San Antonio<br />

Breast Cancer Symposium, SABCS<br />

2009) konnten zwar <strong>de</strong>n PR als<br />

Prognosemarker i<strong>de</strong>ntifizieren, für<br />

<strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s Aromatasehemmers<br />

Exemestan konnte er jedoch,<br />

ebenso wenig wie <strong>de</strong>r HER2-<br />

Rezeptor, keine Prädiktion zeigen.<br />

Eine weitere retrospektive Auswertung<br />

<strong>de</strong>r ATAC-Studie von<br />

Cuzick et al. zur Beantwortung <strong>de</strong>r<br />

Frage einer möglichen Korrelation<br />

zwischen Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n und<br />

Rückfallrisiko, konnte sowohl für<br />

<strong>de</strong>n Tamoxifen- als auch für <strong>de</strong>n<br />

Anastrozol-Arm ein signifikant<br />

reduziertes Rezidivrisiko feststellen.<br />

In <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m SABCS 2009<br />

von Stearns et al. präsentierten<br />

Daten <strong>de</strong>r MA27-Studie (Anastrozol<br />

vs. Exemestan) war dieser vermeintliche<br />

Vorteil we<strong>de</strong>r nach 3<br />

Monaten (HR 1,09) noch nach 12<br />

Monaten (HR 0,86) endokriner<br />

Therapie zu bestätigen.<br />

Ob <strong>de</strong>r Body-Mass-In<strong>de</strong>x (BMI)<br />

eine prädiktive o<strong>de</strong>r prognostische<br />

Rolle spielt, konnte die Arbeitsgruppe<br />

um Professor Gnant von <strong>de</strong>r<br />

Austrian Breast and Colorectal<br />

Study Group (ABCSG) mit einer<br />

aktuellen Auswertung <strong>de</strong>r ABCSG-<br />

12-Studie auf <strong>de</strong>m ASCO 2010 ein<strong>de</strong>utig<br />

positiv beantworten. In <strong>de</strong>r<br />

vierarmigen Studie, in <strong>de</strong>r bei prämenopausalen<br />

Patientinnen mit<br />

Mammakarzinom <strong>de</strong>r Einsatz von<br />

Tamoxifen + GnRH vs. Anastrozol<br />

+ GnRH verglichen wur<strong>de</strong>, war<br />

die Mortalitätsrate <strong>de</strong>r Frauen mit<br />

Übergewicht im Anastrozol-Arm<br />

um <strong>de</strong>n Faktor 3 höher (HR 3,03,<br />

p 0,004) als bei <strong>de</strong>n normalgewichtigen<br />

Patientinnen. Das Progressionsrisiko<br />

<strong>de</strong>r Erkrankung war<br />

um 50 % (HR 1,49, p 0,008)<br />

erhöht. Ob übergewichtige Patientinnen<br />

aufgrund dieser Daten nicht<br />

mit Anastrozol + GnRH behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten, steht aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Äquieffektivität zu Tamoxifen +<br />

GnRH jedoch aktuell nicht zur<br />

Debatte.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s prädiktiven<br />

Stellenwerts von CYP2D6 gibt es<br />

nahezu ebenso viele Positiv- wie<br />

Negativ-Studien. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Multicenter-Daten von Goetz et al.<br />

(SABCS 2009) und einer aktuellen<br />

Analyse von Dezentje et al. mit<br />

knapp unter 1000 Patientinnen aus<br />

<strong>de</strong>r TEAM-Studie (ASCO 2010),<br />

ist <strong>de</strong>r prädiktive Nutzen von<br />

CYP2D6 für <strong>de</strong>n Einsatz einer<br />

Tamoxifen-Therapie aktuell nicht<br />

belegt. Der Einsatz <strong>de</strong>s Amplichip<br />

® -Tests kann daher zurzeit<br />

nicht empfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />

Zusammenfassung<br />

Insgesamt bleibt somit festzuhalten,<br />

dass die spärlichen zur Ver -<br />

fügung stehen<strong>de</strong>n Tools wie die<br />

ER+ und PR-Rezeptorkonstellation<br />

o<strong>de</strong>r ein Cross-Talk zwischen<br />

HER2- und ER-Rezeptor keinen<br />

Nutzen für die Individualisierung<br />

<strong>de</strong>r endokrinen Therapie beim<br />

Mammakarzinom haben. Darüber<br />

hinaus spielt die Verstoffwechselung<br />

einer Tamoxifen-Therapie<br />

zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls<br />

keine Rolle, da <strong>de</strong>r Intensitätsgrad<br />

anti-endokriner Nebenwirkungen<br />

o<strong>de</strong>r die CYP2D6- Seite 8 unten ><br />

6 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


DIAGNOSTIK<br />

Was ist die Rolle <strong>de</strong>s Pathologen bei<br />

operierter und bestrahlter Brust?<br />

ANNETTE LEBEAU, HAMBURG & LÜBECK<br />

Trotz mo<strong>de</strong>rner, hochauflösen<strong>de</strong>r<br />

bildgeben<strong>de</strong>r Verfahren<br />

ist die diagnostische<br />

Klärung suspekter Verän<strong>de</strong>rungen<br />

nur durch die mikroskopische<br />

Untersuchung möglich. In <strong>de</strong>r<br />

bestrahlten Brust ist die Malignitätsrate<br />

suspekter Kalzifikationen<br />

signifikant höher als in <strong>de</strong>r nicht<br />

bestrahlten Brust. Die mikroskopische<br />

Untersuchung und <strong>de</strong>r Einsatz<br />

molekularpathologischer Zusatzmetho<strong>de</strong>n<br />

dienen <strong>de</strong>r Beantwortung<br />

folgen<strong>de</strong>r klinisch relevanter<br />

Fragen:<br />

1) Liegt eine reaktive Verän<strong>de</strong>rung<br />

als Behandlungsfolge o<strong>de</strong>r ein<br />

Tumorrückfall vor?<br />

2) Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>m Tumorrückfall<br />

um ein echtes Lokalrezidiv<br />

o<strong>de</strong>r ein neu aufgetretenes<br />

Zweitkarzinom?<br />

3) Hat sich <strong>de</strong>r Rezeptorstatus <strong>de</strong>s<br />

Karzinoms geän<strong>de</strong>rt?<br />

Reaktiv o<strong>de</strong>r Rezidiv<br />

Operation und Bestrahlung können<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Stroma hervorrufen,<br />

die klinisch o<strong>de</strong>r radiologisch<br />

wie ein Karzinom imponieren.<br />

Hierzu zählen Blutungen,<br />

Fettgewebsnekrosen (Ölzysten),<br />

Fremd körperreaktionen und Vernarbungen<br />

(Tab.). Die mikroskopische<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r Biopsie<br />

gewährleistet die ein<strong>de</strong>utige<br />

Zuordnung. Als Behandlungsfolge<br />

treten gelegentlich auch epitheliale<br />

Verän<strong>de</strong>rungen auf, die ohne<br />

Kenntnis <strong>de</strong>r Vorgeschichte Anlass<br />

für Fehlinterpretationen sein können.<br />

Zu diesen zählen Plattenepithelmetaplasien<br />

nach einer Operation<br />

und Atypien <strong>de</strong>r residualen<br />

Epithelien als Folge <strong>de</strong>r Bestrahlung.<br />

Beson<strong>de</strong>rs strahlensensibel<br />

sind apokrine Epithelien, die nach<br />

einer Radiatio ausgeprägte zytopa-<br />

Neu aufgetretene klinisch o<strong>de</strong>r radiologisch suspekte<br />

Verän<strong>de</strong>rungen erfor<strong>de</strong>rn auch an <strong>de</strong>r operierten und<br />

bestrahlten Brust eine histologische Abklärung. Die vom<br />

Pathologen an <strong>de</strong>r Biopsie gestellte <strong>de</strong>finitive Diagnose<br />

bil<strong>de</strong>t die Basis für die weitere Behandlung <strong>de</strong>r Patientin.<br />

thische Effekte mit Vakuolisierung<br />

<strong>de</strong>s Zytoplasmas und Kernvergrößerungen<br />

aufweisen können. In<br />

Abgrenzung zu Atypien im Rahmen<br />

einer neoplastischen Läsion (z. B.<br />

DCIS) fin<strong>de</strong>n sich bei <strong>de</strong>n strahlenbedingten<br />

Verän<strong>de</strong>rungen keine<br />

Anzeichen einer gesteigerten Epithelproliferation.<br />

Typische Bestrahlungsfolgen sind<br />

außer<strong>de</strong>m myointimale Gefäßwandhyperplasien<br />

bis hin zur Sklerose.<br />

Gelegentlich sind auch Atypien<br />

<strong>de</strong>r Endothelien und Stromazellen<br />

zu beobachten.<br />

Vergleicht man die Folgen <strong>de</strong>r<br />

herkömmlichen Homogenbestrahlung<br />

<strong>de</strong>r gesamten Brust mit jenen<br />

einer akzelerierten Teilbrustbestrahlung,<br />

<strong>de</strong>ren Stellenwert <strong>de</strong>rzeit<br />

in Studien überprüft wird, so ist<br />

bei einer Teilbrustbestrahlung mit<br />

einer signifikant höheren Rate an<br />

Seromen, Fettgewebsnekrosen und<br />

Kalzifikationen zu rechnen (Della<br />

Sala et al. 2006; Ruch et al. 2009;<br />

Vaidya et al. 2010). Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Narbenbildung bestehen keine<br />

signifikanten Unterschie<strong>de</strong>.<br />

Das sekundäre Angiosarkom <strong>de</strong>r<br />

Mamma nach Radiatio ist eine seltene<br />

Behandlungsfolge (Inzi<strong>de</strong>nz<br />

0,09–0,16 %). Es tritt im Mittel 74<br />

Monate (29–106 Monate) nach <strong>de</strong>r<br />

Behandlung auf und entwickelt<br />

sich signifikant häufiger in <strong>de</strong>r<br />

Haut als im Parenchym <strong>de</strong>r<br />

Mamma. Seine Entstehung scheint<br />

nicht an die Homogenbestrahlung<br />

<strong>de</strong>r gesamten Brust gebun<strong>de</strong>n zu<br />

sein. Mittlerweile wur<strong>de</strong> bereits <strong>de</strong>r<br />

erste Fall nach akzelerierter Teilbrustbestrahlung<br />

beschrieben<br />

(Andrews et al. 2010).<br />

Rezidiv o<strong>de</strong>r Zweitkarzinom<br />

Wird erneut ein Karzinomherd<br />

nachgewiesen, sollte zwischen<br />

einem echten Lokalrezidiv und<br />

einem neu entstan<strong>de</strong>nen Zweitkarzinom<br />

unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Eine<br />

Reihe von Studien hat gezeigt, dass<br />

ein Zweitkarzinom prognostisch<br />

signifikant günstiger zu bewerten<br />

Tab.:<br />

Morphologisch fassbare Behandlungsfolgen.<br />

Betroffene Struktur<br />

Intervention Stroma Drüsenparenchym<br />

Operation • Blutungen<br />

• Fettgewebsnekrosen<br />

• Fremdkörperreaktion<br />

• Vernarbung (Fibrose)<br />

• Plattenepithelmetaplasien<br />

Strahlen- • Serom • Verdickung <strong>de</strong>r Basalmembran<br />

therapie • Fettgewebsnekrosen, Ölzysten • Epithelatrophie<br />

• Kalzifikationen<br />

• Fibrose<br />

• Gefäßwandverän<strong>de</strong>rungen<br />

• Fibroblastenatypien<br />

• Angiosarkom<br />

• Epithelatypien<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 7<br />

Priv.-Doz. Dr.<br />

Annette Lebeau


Fortsetzung<br />

Was ist die Rolle<br />

<strong>de</strong>s Pathologen<br />

bei operierter<br />

und bestrahlter<br />

Brust?<br />

Fortsetzung<br />

Wie zielgerichtet<br />

ist die endokrine<br />

Therapie – gibt es<br />

eine Individua -<br />

lisierung?<br />

ist als ein Lokalrezidiv (Smith et al.<br />

2000; Huang et al. 2002; Nishimura<br />

et al. 2005; Abd-Alla et al.<br />

2006; Yoshida et al. 2010). Bei <strong>de</strong>r<br />

Differenzierung sind die Lokalisation<br />

und <strong>de</strong>r histologische Typ <strong>de</strong>s<br />

nachgewiesenen Karzinomher<strong>de</strong>s<br />

von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung.<br />

Für ein Lokalrezidiv spricht eine<br />

Entfernung < 3 cm vom primären<br />

Tumorbett und <strong>de</strong>r Nachweis <strong>de</strong>s<br />

gleichen histologischen Tumortyps.<br />

Das Grading von Lokalrezidiv und<br />

Primärtumor unterschei<strong>de</strong>t sich<br />

ebenfalls nicht signifikant (Sigal-<br />

Zafrani et al. 2007).<br />

Erneute Bestimmung <strong>de</strong>s<br />

Rezeptorstatus<br />

Nicht nur bei einem Zweitkarzinom<br />

sollte die Bestimmung <strong>de</strong>s<br />

Hormonrezeptorstatus und HER2-<br />

Status erfolgen. Auch im Falle eines<br />

Lokalrezidivs empfiehlt sich die<br />

erneute Bestimmung dieser Faktoren,<br />

da sich <strong>de</strong>r Rezeptorstatus im<br />

abhängige Tamoxifen-Metabolisierung<br />

keinen Stellenwert haben.<br />

Welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r BMI hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Dosierung einer endokrinen<br />

Therapie zukünftig haben<br />

wird, ist zurzeit noch nicht vollends<br />

geklärt. Es scheint jedoch nicht<br />

mehr <strong>de</strong>r Grundsatz zu gelten „one<br />

size fits all“.<br />

Welche Patientin nun von einer<br />

endokrinen ohne zusätzliche Gabe<br />

einer Chemotherapie profitiert,<br />

wird zurzeit prospektiv in Studien<br />

(MINDACT und TailorX) zur<br />

Einzelfall än<strong>de</strong>rn kann. Dies kann<br />

sowohl eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Prognose<br />

als auch <strong>de</strong>r Behandlungsoptionen<br />

nach sich ziehen. In einer Studie<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s M. D.<br />

An<strong>de</strong>rson Cancer Center (Liedtke et<br />

al. 2009) verliefen Mammakarzinome,<br />

die erst im Rezidiv einen triple-negativen<br />

Rezeptorstatus (ER-,<br />

PR- und HER2-negativ) aufwiesen,<br />

signifikant schlechter als Tumore<br />

die von Beginn an triple-negativ<br />

waren. Die beste Prognose zeigten<br />

die Tumore, die primär und im<br />

Rezidiv nicht triple-negativ waren,<br />

das heißt min<strong>de</strong>stens einen <strong>de</strong>r<br />

Rezeptoren exprimierten.<br />

Eine Abweichung <strong>de</strong>s Hormonrezeptorstatus<br />

zwischen Primärtumor<br />

und Lokalrezidiv (o<strong>de</strong>r Metas -<br />

tasen) wur<strong>de</strong> in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Studien in 15–40 % <strong>de</strong>r Fälle beobachtet.<br />

In <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r diskrepanten<br />

Fälle wies das Rezidiv eine<br />

vermin<strong>de</strong>rte Hormonrezeptorexpression<br />

auf. In einem geringeren<br />

Der <strong>MedReview</strong> ist das Organ für<br />

ärztliche Fortbildungs veranstaltungen<br />

und -kongresse.<br />

Er erscheint als Nachbetrachtung<br />

ca. 6 Wochen nach einer Ver anstaltung.<br />

Der <strong>MedReview</strong> enthält aus führ liche<br />

Statements und Berichte zu <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Veranstaltungs beiträgen<br />

und vermittelt <strong>de</strong>tail lierte Informa tio -<br />

nen auch für Nicht teilnehmer <strong>de</strong>r<br />

Veranstaltungen.<br />

Mehrmals pro Jahr wer<strong>de</strong>n onkologische<br />

Fragen thematisiert:<br />

Be<strong>de</strong>utung von Gen-Signaturen<br />

evaluiert. Aus endokriner Sicht<br />

interessant sind die Arbeiten von<br />

Dowsett et al. Durch die Gabe einer<br />

14-tägigen neoadjuvanten, endo -<br />

krinen Therapie mit Tamoxifen<br />

o<strong>de</strong>r einem Aromatasehemmer und<br />

<strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>s Proliferations-<br />

Antigens Ki67 konnten sie eine<br />

Korrelation zwischen Ki67-Anstieg<br />

und <strong>de</strong>m rezidivfreien Überleben<br />

feststellen. Doch ein standardisierter<br />

Cut-Off-Wert für Ki67 existiert<br />

<strong>de</strong> facto bisher noch nicht.<br />

Teil wur<strong>de</strong> ein Anstieg <strong>de</strong>r Hormonrezeptorexpressionfestgestellt.<br />

Dagegen ist eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

HER2-Status seltener zu erwarten.<br />

Bei qualitätsgesicherter Diagnostik<br />

ist von einer Häufigkeit <strong>de</strong>utlich<br />

unter 10 % auszugehen. Als Basis<br />

für diese Diskrepanzen wird ein<br />

heterogener HER2-Status <strong>de</strong>s Primärtumors<br />

(< 5 % <strong>de</strong>r Fälle) angesehen.<br />

Literatur bei <strong>de</strong>r Autorin<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Priv.-Doz. Dr. Annette Lebeau<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

Institut für Pathologie<br />

Martinistraße 52<br />

20246 Hamburg<br />

und<br />

Gemeinschaftspraxis für Pathologie<br />

Pfer<strong>de</strong>markt 12<br />

23552 Lübeck<br />

a.lebeau@uke.<strong>de</strong><br />

Onkologie im <strong>MedReview</strong> 2010<br />

<strong>MedReview</strong> 62. Kongress <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Gesellschaft für Urologie<br />

im November 2010<br />

<strong>MedReview</strong> Gemeinsame Jahrestagung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen, Österreichischen und<br />

Schweizerischen Gesellschaften<br />

für Hämatologie und Onkologie<br />

im November 2010<br />

Literatur beim Autor<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzanschrift:<br />

Dr. Marc Thill<br />

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />

Campus Lübeck<br />

Klinik für Frauenheilkun<strong>de</strong> und<br />

Geburtshilfe<br />

Ratzeburger Allee 160<br />

23538 Lübeck<br />

marc.thill@uk-sh.<strong>de</strong><br />

8 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


NEUES AUS DER STRAHLENTHERAPIE<br />

Sicherheit und Effektivität <strong>de</strong>r TARGIT<br />

– IORT beim frühen Mammakarzinom<br />

FREDERIK WENZ, MANNHEIM<br />

Bei<strong>de</strong> Modifikationen <strong>de</strong>s<br />

operativen Vorgehens ha -<br />

ben zu einer Reduktion <strong>de</strong>s<br />

Traumas für die Patientin<br />

geführt. Analog versuchte man in<br />

mehreren prospektiven Studien bei<br />

selektionierten „low risk“-Patientinnen<br />

auf die Nachbestrahlung zu<br />

verzichten. Allerdings verliefen alle<br />

diese Studien (z. B. NSABP,<br />

CALBG, ABCSG) negativ im Sinne<br />

<strong>de</strong>r Fragestellung, obwohl teilweise<br />

nur Patientinnen über 70 Jahre mit<br />

einem Rezeptor-positivem Tumor<br />

unter 2 cm eingeschlossen wur<strong>de</strong>n.<br />

D. h. im Arm <strong>de</strong>r nicht bestrahlten<br />

Patientinnen wur<strong>de</strong> immer eine<br />

signifikant erhöhte Lokalrezidiv -<br />

rate gefun<strong>de</strong>n.<br />

Da jedoch ein Großteil dieser<br />

Lokalrezidive in <strong>de</strong>r unmittelbaren<br />

Nähe <strong>de</strong>s ursprünglichen Tumors<br />

gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, begannen vor<br />

zirka zehn Jahren verschie<strong>de</strong>ne Studiengruppen<br />

das Konzept <strong>de</strong>r Teilbrustbestrahlung<br />

zu prüfen. Es<br />

wur<strong>de</strong> und wird mit unterschiedlichen<br />

Metho<strong>de</strong>n z. B. Brachytherapie,<br />

Intraoperativer Radiotherapie<br />

(IORT) o<strong>de</strong>r perkutaner<br />

3D-Bestrahlung das Konzept<br />

geprüft, ob bei selektionierten<br />

Patientinnen die<br />

Bestrahlung eines Teiles <strong>de</strong>r<br />

Brust – das erweiterte<br />

Tumorbett – im Vergleich<br />

zur Ganzbrustbestrahlung<br />

nicht unterlegen ist.<br />

Die TARGIT-Studiengruppe<br />

(TARGeted Intraoperative<br />

radioTherapy)<br />

schloss vor kurzem eine<br />

prospektive randomisierte<br />

Phase-III-Studie ab. In 30<br />

Zentren weltweit wur<strong>de</strong>n<br />

2232 ältere Patientinnen<br />

mit kleinem duktal-invasivem<br />

Mammakarzinom ran-<br />

In <strong>de</strong>n letzten Deka<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> die Aggressivität <strong>de</strong>r opera -<br />

tiven Versorgung kleiner Mammakarzinome syste matisch<br />

und risikoadaptiert reduziert. Die brusterhalten<strong>de</strong> Opera -<br />

tion gefolgt von <strong>de</strong>r postoperativen Ganzbrustbestrahlung<br />

hat bei ausgewählten Patientinnen die radikale Mastekto -<br />

mie verdrängt. Aktuell ersetzt zunehmend die gezielte<br />

Entfernung <strong>de</strong>s Wächterlymphknotens die radikale Axilla -<br />

dissektion.<br />

domisiert. Der Standardarm beinhaltete<br />

die brusterhalten<strong>de</strong> Operation<br />

gefolgt von <strong>de</strong>r perkutanen<br />

Ganzbrustbestrahlung. Im experimentellen<br />

Arm wur<strong>de</strong> ein risikoadaptiertes<br />

Vorgehen gewählt. Während<br />

<strong>de</strong>r brusterhalten<strong>de</strong>n Operation<br />

wur<strong>de</strong> eine Dosis von 20 Gy<br />

mit <strong>de</strong>m Intrabeam-System appliziert.<br />

Eine perkutane Nachbestrahlung<br />

erfolgte nur, wenn <strong>de</strong>r Pathologe<br />

Risikofaktoren (knapper<br />

Schnittrand, EIC, Lymphgefäßeinbrüche,<br />

an<strong>de</strong>re Histologie …) am<br />

Resektionspräparat beschrieb. Dies<br />

traf in zirka 15 % <strong>de</strong>r Fälle zu. Die<br />

Patientinnen wur<strong>de</strong>n regelmäßig<br />

nachgesorgt, das mediane Nachsorgeintervall<br />

lag bei über zwei Jahren,<br />

bei <strong>de</strong>n ersten 585 Patientin-<br />

Abb.: Intraoperative Radiotherapie (IORT).<br />

nen bei 54 Monaten. In <strong>de</strong>r aktuell<br />

publizierten Auswertung lag die<br />

Lokalrezidivrate nach vier Jahren<br />

in bei<strong>de</strong>n Armen bei zirka 1 % bei<br />

vergleichbarer Komplikationsrate.<br />

Über 82 % <strong>de</strong>r Patientinnen hatte<br />

überhaupt keine Nebenwirkungen,<br />

die Rate <strong>de</strong>r klinisch schweren<br />

Komplikationen insbeson<strong>de</strong>re<br />

Haut reaktionen Grad III–IV o<strong>de</strong>r<br />

punktions- bzw. operationspflichtige<br />

Hämatoserome lag in bei<strong>de</strong>n<br />

Armen bei zirka 3 %.<br />

Die TARGIT-Studie ist die erste<br />

prospektiv randomisierte Studie<br />

zur intraoperativen Radiotherapie<br />

(IORT), die Ergebnisse vorlegt und<br />

die Nicht-Unterlegenheit dieses<br />

neuen Ansatzes – IORT gefolgt von<br />

<strong>de</strong>r Nachbestrahlung nur bei Ri -<br />

sikofaktoren – bei selektionierten<br />

Patientinnen <strong>de</strong> -<br />

monstriert. Daher kann<br />

erwartet wer<strong>de</strong>n, dass diese<br />

Daten die Therapieentscheidungen<br />

zukünftig beeinflussen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Univ.-Prof. Dr. Fre<strong>de</strong>rik Wenz<br />

Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Universitätsmedizin Mannheim<br />

Universitätsklinik für<br />

Strahlentherapie und<br />

Radioonkologie<br />

Theodor-Kutzer-Ufer 1–3<br />

68167 Mannheim<br />

Fre<strong>de</strong>rik.Wenz<br />

@medma.uni-hei<strong>de</strong>lberg.<strong>de</strong><br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 9<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Fre<strong>de</strong>rik Wenz


Dr.<br />

Jutta Hübner<br />

Komplementäre Therapie – Chancen<br />

und Risiken?<br />

JUTTA HÜBNER, FRANKFURT<br />

Die mo<strong>de</strong>rne Therapie hat das Überleben von Tumor -<br />

patienten mit Heilung o<strong>de</strong>r chronischen Krankheitsverläufen<br />

wesentlich verbessert. Umso mehr wächst das Bedürf -<br />

nis <strong>de</strong>r PatientInnen, selber etwas zur Behandlung bei -<br />

zutragen und die Fragen nach natürlichen Behandlungsmetho<strong>de</strong>n<br />

nehmen zu.<br />

Aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Onkologen<br />

ist die Frage <strong>de</strong>r<br />

Wechselwirkungen neben<br />

<strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>m Nutzen<br />

wesentlich. Interaktionen zwischen<br />

<strong>de</strong>r anti-tumoralen Therapie<br />

und natürlichen Substanzen sind in<br />

vielfältiger Form möglich. Bekannt<br />

ist die Interaktion über Cytochrom<br />

P450 3A4, <strong>de</strong>m wesentlichen<br />

Enzym für die Verstoffwechselung<br />

von Medikamenten. Aber auch<br />

an<strong>de</strong>re Interaktionen sind möglich,<br />

so z. B. ein Einfluss auf die Resorption,<br />

direkte chemische Interaktionen,<br />

Interaktionen am Zielmolekül<br />

einer „targeted therapy“ o<strong>de</strong>r im<br />

Verlauf <strong>de</strong>r Signalkaska<strong>de</strong>n. Für<br />

Vitamin C wur<strong>de</strong> auch eine direkte<br />

Hemmung <strong>de</strong>r Apopotose be -<br />

schrieben.<br />

Für Cytochrom P450 3A4, <strong>de</strong>ssen<br />

Substrate eine Reihe wichtiger<br />

Therapeutika in <strong>de</strong>r Onkologie<br />

sind, wur<strong>de</strong> eine Reihe von natürlichen<br />

Inhibitoren beschrieben. Ein<br />

kritischer Blick zeigt allerdings<br />

auch, dass auch eine Reihe konventioneller<br />

Begleitmedikamente<br />

CYP450 3A4 inhibieren.<br />

Umgekehrt ist auch eine Wir-<br />

kungsverstärkung und somit vielleicht<br />

ein auch klinisch relevanter<br />

synergistischer Effekt möglich. Ein<br />

Beispiel könnte CYP 2D6 sein, welches<br />

für die Aktivierung von Tamoxifen<br />

entschei<strong>de</strong>nd ist und u. a. von<br />

Katechinen aus grünem Tee<br />

(EGCG) und Ginkgo induziert<br />

wird. Resistenzmechanismen sind<br />

ein wesentlicher Faktor für ein Versagen<br />

<strong>de</strong>r Tumortherapie. Ein Protein,<br />

das für <strong>de</strong>n Efflux von Medikamenten<br />

aus <strong>de</strong>r Tumorzelle sorgt,<br />

ist PGP. PGP wird u. a. durch Curcurmin,<br />

EGCG, Ginseng, Knob -<br />

lauch, Silymarin und Traubenkernöl<br />

gehemmt.<br />

Interaktionen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Ernährung und von komplementären<br />

Metho<strong>de</strong>n sind zahlreich möglich.<br />

Unsere Kenntnisse beruhen<br />

fast ausschliesslich auf Labordaten<br />

und beziehen wesentliche Faktoren<br />

nicht ein. Um die klinische Relevanz<br />

nachzuweisen, bedarf es für<br />

die synergistische Wirkung klinischer<br />

Studien, wie sie <strong>de</strong>rzeit mit<br />

<strong>de</strong>n ersten sekundären Pflanzenstoffen<br />

laufen. Ein Beispiel ist die<br />

für Curcumin in vitro belegte Synergie<br />

mit z. B. 5-FU, Gemcitabine<br />

und Paclitaxel, <strong>de</strong>r aber auch Daten<br />

für eine verringerte Wirkung von<br />

Doxorubicin und Cyclophosphamid<br />

gegenüber stehen. Nach Pilotstudien<br />

laufen <strong>de</strong>rzeit mehrere<br />

Phase-III-Studien, <strong>de</strong>ren Ergebnisse<br />

in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Monaten<br />

erwartet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bis klare klinische Beweise für<br />

eine positive Wirkung vorliegen,<br />

gelten für alle komplementären<br />

Substanzen und v. a. für hochwirksame<br />

sekundäre Pflanzenstoffe,<br />

dass die Sicherheit unserer Patienten<br />

vorgeht, dass also die Einnahme<br />

in Form hochkonzentrierter<br />

Nahrungsergänzungsmittel bei Invitro-Daten,<br />

die auf eine mögliche<br />

Wirkungsverschlechterung hin<strong>de</strong>uten,<br />

nicht empfehlenswert ist.<br />

Die Hoffnung <strong>de</strong>r Forschung<br />

besteht darin, mit diesen Substanzen<br />

nebenwirkungsarme synergistisch<br />

aktive Moleküle zu isolieren<br />

und für die praktische klinische<br />

Anwendung zu entwickeln.<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Dr. Jutta Hübner<br />

Klinikum <strong>de</strong>r J. W. Goethe-Universität<br />

Frankfurt<br />

Universitäres Centrum für<br />

Tumorerkrankungen (UCT)<br />

Palliativmedizin, supportive und<br />

komplementäre Onkologie<br />

Theodor-Stern-Kai 7<br />

60490 Frankfurt<br />

Jutta.Huebner@kgu.<strong>de</strong><br />

10 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


ENTZÜNDLICHE BRUSTERKRANKUNGEN<br />

Minimal-invasive Mammaabszesstherapie<br />

ALEXANDER STRAUSS, KIEL<br />

Mammaabszesse treten<br />

während <strong>de</strong>r Laktation,<br />

aber auch abseits<br />

<strong>de</strong>r Stillperio<strong>de</strong> auf.<br />

Die Diagnose wird durch Inspektion,<br />

Palpation, Laborchemie vor<br />

allem aber Mammasonographie<br />

gesichert.<br />

Die chirurgische Abszessspaltung<br />

mit Inzision und Gegeninzision<br />

in Allgemeinanästhesie gilt<br />

nach gelten<strong>de</strong>r Lehrbuchmeinung<br />

bislang als die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahl<br />

zur Behandlung von Brustabszessen.<br />

Eine an <strong>de</strong>r Haut fixierte<br />

Lasche ermöglicht das dauerhafte<br />

Abfließen <strong>de</strong>s sich in <strong>de</strong>r Abszesshöhle<br />

ansammeln<strong>de</strong>n Pus. Die<br />

offen chirurgische Abszessspaltung<br />

lässt die Gewinnung von Untersuchungsmaterial<br />

zur bakteriologischen<br />

wie auch histologischen Aufarbeitung<br />

zu. Das Verfahren ist<br />

allerdings durch seine Invasivität,<br />

verbun<strong>de</strong>n mit entsprechen<strong>de</strong>m<br />

postoperativem Schmerz und<br />

durch seine potenzielle perioperative<br />

Morbidität charakterisiert.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist das ästhetische Ergebnis<br />

durch zwei sekundär heilen<strong>de</strong> Nar-<br />

Abb. 1: Sonographisches Erscheinungsbild <strong>de</strong>s Mammaabszesses:<br />

Glatt begrenzte Raumfor<strong>de</strong>rung mit hyperechogenem Randsaum<br />

(Abszesskapsel) erfüllt von homognen echoarmen Binnenechos<br />

als Ausdruck <strong>de</strong>r Eiteransammlung (Abszesshöhle).<br />

Eine Brustentzündung (dolor, rubor, calor) kompliziert<br />

durch abszedieren<strong>de</strong> Einschmelzung <strong>de</strong>s Entzündungsareals<br />

(tumor, Fluktuation) und stellt eine für die Patientin<br />

äußerst schmerzhafte ggf. mit Allgemeinsymtomen<br />

verbun<strong>de</strong>ne Erkrankung dar.<br />

ben an <strong>de</strong>r Brust häufig wenig<br />

zufrie<strong>de</strong>nstellend.<br />

Die hochauflösen<strong>de</strong> Mammasonographie<br />

ermöglicht nicht nur<br />

eine <strong>de</strong>tailgenaue Diagnostik tumoröser<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r weiblichen<br />

Brust, son<strong>de</strong>rn ist auch zur<br />

frühzeitigen Darstellung und Lokalisation<br />

bereits kleiner Eiteransammlungen<br />

im Brustdrüsengewebe<br />

geeignet. Dabei stellt sich eine<br />

Abszesshöhle mit echoarmen<br />

homogenen Binnenechos umgeben<br />

von einer dicken, hyperechogenen<br />

Abszessmembran dar (Abb. 1). Aus<br />

dieser non-invasiven und technisch<br />

unaufwändigen Diagnostik lassen<br />

sich darüber hinaus interventionelltherapeutische<br />

Ansätze zur möglichst<br />

wenig belasten<strong>de</strong>n Behandlung<br />

<strong>de</strong>r Abszesse gewinnen.<br />

Die sonographisch gesteuerte<br />

Punktion eines Mammaabszesses<br />

erfolgt nach lokaler Vereisung<br />

<strong>de</strong>r Punktionsstelle (Trichloräthyl -<br />

äther) durch das transkutane Einbringen<br />

einer 14-Gauge-Venen -<br />

verweilkanüle in die Abszesshöhle<br />

(Abb. 2 und 3). Der vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Eiter kann so entleert und für eine<br />

bakteriologische Untersuchung<br />

aspiriert wer<strong>de</strong>n (Abb. 4). Um<br />

einen dauerhaften Eiterabfluss und<br />

tägliche Wundspülungen (0,9%<br />

NaCl ggf. gemischt mit Clindamycin)<br />

zu ermöglichen, wird die weiche<br />

Kunststoffpunktionskanüle<br />

atraumatisch (Steristrip ® ) an <strong>de</strong>r<br />

Brusthaut fixiert (Abb. 5). Periinterventionell<br />

wird eine orale, antibiotische<br />

Therapie (z. B. Flucloxacillin,<br />

Clindamycin) angesetzt, welche<br />

gegebenenfalls nach Erhalt <strong>de</strong>r<br />

Erregerbestimmung anhand einer<br />

Abb. 2: Sonographisch gesteuerte Punktion <strong>de</strong>s Abszesses mittels<br />

Venenverweilkanüle. Kutane Einstichstelle aus ästhetischen<br />

Grün<strong>de</strong>n im Mamillenrand gewählt.<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 11<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Strauss


Fortsetzung<br />

Minimal-invasive<br />

Mammaabszess -<br />

therapie<br />

Abb. 3: Sonographische Lokalisation <strong>de</strong>r Abszesshöhle mit eingebrachter Venenverweil -<br />

kanüle.<br />

Resistenztestung angepasst wird.<br />

Die Behandlung durch nur eine<br />

Drainageprozedur erfolgreich zu<br />

En<strong>de</strong> zu führen, gelingt in zwei<br />

Drittel <strong>de</strong>r Patientinnen. Eine Hospitalisierung<br />

lässt sich durch das<br />

skizzierte Regime meist vermei<strong>de</strong>n<br />

und ermöglicht <strong>de</strong>r Patientin<br />

(beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r stillen<strong>de</strong>n Wöchnerin)<br />

die Vorteile einer ambulanten<br />

Betreuung.<br />

Differenzialdiagnostisch ist im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Abszesspunktion<br />

beson<strong>de</strong>rs das inflammatorische<br />

Mammakarzinom zu beachten. Klinisch<br />

kann dieses einen nur schwer<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aspekt<br />

annehmen. Das fehlen<strong>de</strong> Ansprechen<br />

auf das Drainage-/Antibiotika-Regime<br />

muss stets als Hinweiszeichen<br />

auf eine möglicherweise<br />

nicht infektiöse Genese <strong>de</strong>r Befun<strong>de</strong><br />

gelten. In diesen Fällen ist<br />

Abb. 4: Spülbehandlung <strong>de</strong>s Abszesses zur Drainage/Verflüssigung<br />

<strong>de</strong>s Eiters.<br />

unverzüglich die mammographische<br />

und letztlich feingewebliche<br />

Diagnostik <strong>de</strong>s Her<strong>de</strong>s anzustreben.<br />

Die sonographisch geführte<br />

Drainage eines Mammaabszesses<br />

genießt aufgrund ihrer geringen<br />

Belastung hohe Akzeptanz bei <strong>de</strong>n<br />

Patientinnen:<br />

� ambulante Behandlung (53–<br />

100 %),<br />

� Verzicht auf Allgemeinanästhesie,<br />

� geringe Schmerzhaftigkeit,<br />

� Fortsetzen <strong>de</strong>s Stillens (42–<br />

100 %) bevorzugt im häuslichen<br />

Umfeld,<br />

� hohe Erfolgsrate (84–90 %),<br />

� geringe Rezidivrate (0–20 %),<br />

� günstiges ästhetisches Ergebnis.<br />

Diese Grün<strong>de</strong> zugunsten <strong>de</strong>r<br />

minimal-invasiven Mammaabszess -<br />

punktion führen zu einer Ableh-<br />

nungsrate <strong>de</strong>r Punktionsbehandlung<br />

durch die Betroffenen von nur<br />

17 %. Als Grün<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n dabei<br />

meist Spritzenphobie o<strong>de</strong>r Voroperationen<br />

ins Feld geführt.<br />

Für <strong>de</strong>n Therapeuten gewinnt<br />

die ambulante Punktionstherapie<br />

durch ihren vergleichsweise minimal-invasiven<br />

Charakter wie auch<br />

die Nachhaltigkeit ihres Therapie -<br />

erfolges nicht zuletzt gesundheitsökonomischen<br />

Reiz.<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Univ.-Prof. Dr. Alexan<strong>de</strong>r Strauss<br />

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein<br />

Campus Kiel<br />

Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

Christian-Albrechts-Universität<br />

Arnold-Heller-Straße 3<br />

24105 Kiel<br />

astrauss@email.uni-kiel.<strong>de</strong><br />

Abb. 5: Atraumatische Fixierung <strong>de</strong>r (Kunststoff-)Kanüle an <strong>de</strong>r<br />

Brust mittels Steristrip®. Diese verbleibt für wie<strong>de</strong>rholte Wund -<br />

spülungen in situ.<br />

12 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


EMPFEHLUNGEN DER AGO MAMMA – STANDARD 2010<br />

Adjuvante endokrine Therapie und<br />

adjuvante Bisphosphonat-Therapie<br />

PETER DALL, LÜNEBURG<br />

Bei prämenopausalen Pa -<br />

tientinnen mit niedrigem<br />

Risiko ist eine alleinige<br />

Tamoxifen-Therapie über<br />

fünf Jahre die Therapie <strong>de</strong>r Wahl.<br />

Die Kombination mit einem<br />

GnRHa-Analogon für die Dauer<br />

von 2–5 Jahren ist ebenfalls eine<br />

gute Behandlungsoption, obwohl<br />

aus prospektiv randomisierten Studien<br />

bis heute nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

geklärt ist, ob die zusätzliche Gabe<br />

von GnRHa-Analoga tatsächlich<br />

die Heilungsrate verbessert. Bei<br />

Patientinnen mit hohem o<strong>de</strong>r intermediärem<br />

Risiko sollte eine Chemotherapie<br />

primär durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Anschließend ist die Gabe<br />

von Tamoxifen 20 mg für fünf<br />

Jahre die Therapie <strong>de</strong>r Wahl. Auch<br />

hier ist die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r GnRHa-<br />

Analoga-Therapie zusätzlich zum<br />

Tamoxifen nicht im Rahmen prospektiv<br />

randomisierter Studien ein<strong>de</strong>utig<br />

geklärt. Eine Metaanalyse<br />

von Cuzick et al. (Lancet 2007;<br />

369:1711-23) untersuchte die<br />

Be<strong>de</strong>utung von GnRHa-Analoga-<br />

Gaben bei prämenopausalen<br />

Patientinnen im Anschluss an eine<br />

Chemotherapie. Patientinnen, die<br />

eine alleinige Chemotherapie<br />

erhielten, profitierten in <strong>de</strong>r Altersgruppe<br />

unter 40 Jahren signifikant<br />

von <strong>de</strong>r zusätzlichen Gabe von<br />

GnRHa-Analoga mit einer relativen<br />

Risikoreduktion von 24,7 %.<br />

Bei Patientinnen, die neben <strong>de</strong>r<br />

Chemotherapie im Anschluss<br />

Tamoxifen +/- GnRHa-Analoga<br />

erhielten, war auch in <strong>de</strong>r Altersgruppe<br />

unter 40 Jahren das Ergebnis<br />

nicht signifikant, zeigte jedoch<br />

im Trend ebenfalls eine relative<br />

Risikoreduktion um ca. 30 %. Auch<br />

retrospektive Daten aus <strong>de</strong>r<br />

IBCSG-13-93-Studie (Colleoni et<br />

al. J Clin Oncol 2006; 24:1332-41)<br />

Patientinnen mit Östrogenenrezeptor- und/o<strong>de</strong>r<br />

Progesteronrezeptor-positivem Mammakarzinomen<br />

sollten in je<strong>de</strong>m Fall eine adjuvante endokrine Therapie<br />

erhalten, sofern keine Kontraindikation vorliegt und<br />

sofern nicht eine exzellente Prognose (Tumor < 1 cm G1<br />

N0) das Unterlassen je<strong>de</strong>r systemischen Therapie zulässt.<br />

Von endokrinen sensitiven Tumoren spricht man ab einem<br />

immunhistochemischen Nachweis von > 1 % Rezeptorpositiver<br />

Tumorzellen.<br />

und aus <strong>de</strong>r Zebra-Studie (Jonat et<br />

al. J Clin Oncol 2002; 20:4628)<br />

zeigten, dass das Ausbleiben einer<br />

Amenorrhoe bei prämenopausalen<br />

Frauen im Rahmen <strong>de</strong>r adjuvanten<br />

Therapie das krankheitsfreie Überleben<br />

signifikant verschlechtert.<br />

Nach einer zweijährigen Amenorrhoe-Phase<br />

war es jedoch für die<br />

Prognose unerheblich, ob die Menses<br />

im Anschluss wie<strong>de</strong>r eintrat<br />

o<strong>de</strong>r ausblieb.<br />

Perimenopausale Patientinnen<br />

In <strong>de</strong>r MA-17-Studie (Goss P et al.<br />

San Antonio Breast Cancer Symposium,<br />

Supplement 2009) wur<strong>de</strong> ret-<br />

Abb. 1: Tamoxifen/Aromatase-Inhibitoren.<br />

rospektiv eine Subgruppe von<br />

Patientinnen analysiert, die zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r adjuvanten Therapie<br />

prämenopausal waren und unter<br />

<strong>de</strong>r 5-jährigen Tamoxifen-Therapie<br />

postmenopausal wur<strong>de</strong>n. Diese<br />

Analyse ergab, dass die erweiterte<br />

adjuvante endokrine Therapie mit<br />

<strong>de</strong>r Hinzunahme <strong>de</strong>s Aromatasehemmers<br />

Letrozol sowohl das<br />

metastasenfreie als auch das<br />

Gesamtüberleben signifikant positiv<br />

beeinflusste. Dieser Effekt<br />

wur<strong>de</strong> sowohl bei nodal positiven<br />

wie nodal negativen Patientinnen<br />

beobachtet und erbrachte insgesamt<br />

eine absolute Verbesserung<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 13<br />

Prof. Dr.<br />

Peter Dall


Fortsetzung<br />

Adjuvante<br />

endokrine<br />

Therapie und<br />

adjuvante<br />

Bisphosphonat-<br />

Therapie<br />

Abb. 2: Endokrine Therapie nach Tamoxifen.<br />

Abb. 3: Adjuvante Bisphosphonat-Therapie bei primären Mammakarzinomen.<br />

<strong>de</strong>s krankheitsfreien Überlebens<br />

von 10,1 %. Da das Rezidivrisiko<br />

bei Patientinnen mit Rezeptor-positiven<br />

Tumoren nach einer gewissen<br />

Häufung in <strong>de</strong>n ersten drei Jahren<br />

über die folgen<strong>de</strong>n 10–15 Jahre<br />

nahezu konstant bleibt (Dowsett et<br />

al. J Clin Oncol 2005; Oct 20;<br />

23(30):7512-7), ist insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Dauer <strong>de</strong>r endokrinen Therapie<br />

ein ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Faktor zur<br />

Vermeidung <strong>de</strong>r späteren Rezidive.<br />

Nach fünf Jahren Tamoxifen sollte<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei nodal positiven<br />

Patientinnen eine Aromatasehemmer-Therapie<br />

für 3–5 Jahre angeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Postmenopausale Patientinnen<br />

Bei Patientinnen mit Rezeptorpositiven<br />

Mammakarzinomen in<br />

<strong>de</strong>r Postmenopause sollte bei Fehlen<br />

von Kontraindikationen ein<br />

Aromatasehemmer integraler<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r adjuvanten endo -<br />

krinen Therapie sein. Eine 5-jäh -<br />

rige Aromatasehemmer-Therapie<br />

scheint nach <strong>de</strong>n bisher vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Daten aus prospektiv randomisierten<br />

Studien keinen Vorteil<br />

gegenüber <strong>de</strong>r sequentiellen Therapie<br />

Tamoxifen gefolgt von Aromatasehemmern<br />

o<strong>de</strong>r „vice versa“<br />

zu haben. In <strong>de</strong>r ATAC-Studie zeig-<br />

te die 100-Monats-Follow-Up-<br />

Analyse keinen Unterschied im<br />

Gesamtüberleben zwischen <strong>de</strong>n mit<br />

Anastrozol und <strong>de</strong>n mit Tamoxifen<br />

behan<strong>de</strong>lten Patientinnen, obwohl<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r brustkrebsbezogenen<br />

To<strong>de</strong>sfälle in <strong>de</strong>r Anastrozol-<br />

Gruppe signifikant geringer war.<br />

Grund hierfür ist die in ähnlichem<br />

Maße gestiegene Anzahl von<br />

Zweitmalignomen <strong>de</strong>r Anastrozol-<br />

Gruppe, die <strong>de</strong>n Effekt auf das<br />

Gesamtüberleben egalisiert. In <strong>de</strong>r<br />

BIG-1-98-Studie wur<strong>de</strong> nicht nur<br />

die Upfront-Therapie mit Letrozol,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Sequenz-Therapie<br />

miteinan<strong>de</strong>r verglichen. In<br />

<strong>de</strong>r 76-Monats-Analyse zeigt sich<br />

eine signifikante Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

krank heitsfreien Überlebens und<br />

<strong>de</strong>s Fernmetastasen-Überlebens<br />

unter fünf Jahren Letrozol im Vergleich<br />

zu fünf Jahren Tamoxifen<br />

und ein Trend zu einer Verbesserung<br />

<strong>de</strong>s Gesamtüberlebens mit<br />

einem jedoch nicht signifikanten<br />

P-Wert von 0,08 in <strong>de</strong>r primär<br />

geplanten Intent-to-treat-Analyse.<br />

Wenn man <strong>de</strong>n 5-Jahres-Arm<br />

Letrozol mit <strong>de</strong>n Sequenzen Letrozol<br />

gefolgt von TAM o<strong>de</strong>r TAM<br />

gefolgt von Letrozol vergleicht, so<br />

zeigt sich hier keinerlei Unterschied<br />

im krankheitsfreien Überleben, was<br />

die oben getätigte Aussage be -<br />

stätigt, dass eine alleinige 5-jährige<br />

Aromatasehemmer-Therapie im<br />

Vergleich zur Sequenz keinen zu -<br />

sätzlichen Gewinn bringt.<br />

Auch die TEAM-Studie, welche<br />

eine 5-jährige Exemestan-Therapie<br />

mit einer Sequenz Tamoxifen<br />

gefolgt von Exemestan verglichen<br />

hat, zeigt beim krankheitsfreien<br />

Überleben eine exakt <strong>de</strong>ckungsgleiche<br />

DFS-Kurve für bei<strong>de</strong><br />

Patientinnen-Kollektive. Vergleicht<br />

man Therapiesequenzen bzw.<br />

Switch-Therapien mit einer alleinigen<br />

Tamoxifen-Therapie wie in <strong>de</strong>r<br />

IES-Studie mit Exemestan geschehen,<br />

so zeigt sich hier eine absolute<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s Gesamtüberlebens<br />

nach einem Follow up von<br />

acht Jahren um 2,4 % zugunsten<br />

<strong>de</strong>r Switch-Therapie im Vergleich<br />

zu Tamoxifen alleine. Diese Daten<br />

spiegeln sich in ähnlicher Weise in<br />

<strong>de</strong>r ARNO-Studie wi<strong>de</strong>r, bei welcher<br />

nach 2–3 Jahren Tamoxifen<br />

14 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


entwe<strong>de</strong>r auf Anastrozol für 2–3<br />

Jahre gewechselt wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r die<br />

Tamoxifen-Therapie bis zur Dauer<br />

von fünf Jahren komplettiert<br />

wur<strong>de</strong>. Auch hier zeigt sich eine signifikante<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

Gesamtüberlebens im Switch-Arm.<br />

Diese Studiendaten waren <strong>de</strong>r<br />

Grund, dass die AGO Mamma die<br />

sequentielle Therapie Tamoxifen<br />

gefolgt von Aromatasehemmer<br />

bzw. Aromatasehemmer gefolgt<br />

von Tamoxifen mit ++ und die<br />

alleinige Aromatasehemmer-Therapie<br />

für fünf Jahre mit + bewertet<br />

hat.<br />

Adjuvante Bisphosphonate<br />

Nach<strong>de</strong>m Daten von Diel et al.<br />

(Ann Oncol 2008; 19:2007-11)<br />

bereits vor Jahren die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r adjuvanten Bisphosphonat-<br />

Therapie mit Clodronat auf das<br />

krankheitsfreie Gesamtüberleben<br />

„BONE TARGETED THERAPY“<br />

Eines <strong>de</strong>r Hauptsymptome<br />

sind Schmerzen, oft im<br />

Zusammenhang mit Einschränkungen<br />

in <strong>de</strong>n Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>s täglichen Lebens und<br />

Bewegungseinschränkungen, wie<br />

sie mit knochenmetastasenbedingten<br />

Schmerzen einhergehen.<br />

Der Knochen ist reichlich innerviert<br />

mit Dehnungsrezeptoren in<br />

<strong>de</strong>r Knochenhaut und mit freien<br />

Nervenendigungen in <strong>de</strong>n endostalen<br />

Sinus. So reagiert das afferente<br />

schmerzleiten<strong>de</strong> System schon bei<br />

einer geringen Volumenzunahme<br />

<strong>de</strong>s Knochens durch das entzündungsbedingte<br />

Ö<strong>de</strong>m und durch<br />

die direkte Aktivierung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

endostalen Sinus freiliegen<strong>de</strong>n<br />

Nervenendigungen durch mechanische<br />

und chemische Irritation.<br />

belegten, konnten diese positiven<br />

Effekte im Rahmen <strong>de</strong>r prospektiv<br />

randomisierten ABCSG-12-Studie<br />

von Gnant et al. bestätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Prämenopausale Patientinnen<br />

erhielten neben <strong>de</strong>r endokrinen<br />

Therapie mit GnRHa plus TAM<br />

o<strong>de</strong>r Anastrozol zusätzlich für die<br />

Dauer von drei Jahren 4 mg Zoledronat<br />

i. v. alle sechs Monate. In dieser<br />

Studie konnte eine signifikante<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s krankheitsfreien<br />

Überlebens durch Zoledronat<br />

belegt wer<strong>de</strong>n. In einer prospektiv<br />

randomisierten Studie bei postmenopausalen<br />

Mammakarzinom-<br />

Patientinnen konnten Eidtmann et<br />

al. (San Antonio Breast Symposium,<br />

Supplement 2009) belegen,<br />

dass <strong>de</strong>r sofortige Beginn einer<br />

adjuvanten Bisphosphonat-Therapie<br />

mit Zoledronat 4 mg alle sechs<br />

Monate einen signifikant positiven<br />

Einfluss auf das krankheitsfreie<br />

Der Knochenschmerz hat daher<br />

nicht nur nozizeptive Anteile, son<strong>de</strong>rn<br />

auch neuropathische Anteile<br />

und hat somit als „mixed Pain“ zu<br />

gelten.<br />

Die Behandlung <strong>de</strong>r Knochenschmerzen<br />

mit klassischen Analgetika<br />

ist problematisch.<br />

Die antiphlogistisch wirksamen<br />

„Knochenanalgetika“ Diclofenac,<br />

Überleben hatte, im Vergleich zum<br />

verzögerten Therapiebeginn zum<br />

Zeitpunkt einer durch die Aromatasehemmer-Therapie<br />

induzierten<br />

Reduktion <strong>de</strong>r Knochenmasse.<br />

Diese Daten führten zur Empfehlung<br />

<strong>de</strong>r adjuvanten Bisphosphonat-Therapie<br />

bei prä- wie postmenopausalen<br />

Patientinnen durch die<br />

AGO Mamma. Vor Beginn <strong>de</strong>r Bisphosphonat-Therapie<br />

ist auf einen<br />

unauffälligen Zahnstatus zu achten,<br />

ferner auf eine regelmäßige<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r Nierenfunktion.<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Prof. Dr. Peter Dall<br />

Städtisches Klinikum Lüneburg GmbH<br />

Frauenklinik mit Brustzentrum und<br />

Gynäkologischem Krebszentrum<br />

Bögelstraße 1<br />

21339 Lüneburg<br />

Hochdosistherapie mit Bisphosphonaten<br />

– Risiko o<strong>de</strong>r adäquate Schmerztherapie?<br />

HANS-BERND SITTIG, GEESTHACHT<br />

Menschen mit Tumorerkrankung lei<strong>de</strong>n oft unter einer<br />

Vielzahl von belasten<strong>de</strong>n Symptomen wie Schmerzen,<br />

Fatigue, Appetitlosigkeit, Nausea und Emesis, Kachexie,<br />

Dyspnoe, neurologischen Symptomen, Einschränkungen in<br />

<strong>de</strong>n Aktivitäten <strong>de</strong>s täglich Lebens, Bewegungseinschränkungen,<br />

Anämie, Angstreaktionen, <strong>de</strong>pressiven Sympto -<br />

men. Durch die effektive Kontrolle <strong>de</strong>r belasten<strong>de</strong>n Sym -<br />

ptome wird versucht, die Lebensqualität und Selbstständigkeit<br />

<strong>de</strong>s betroffenen Menschen zu verbessern o<strong>de</strong>r<br />

zumin<strong>de</strong>st so lange wie möglich zu stabilisieren.<br />

Ibuprofen und ASS können aufgrund<br />

ihres Nebenwirkungsprofiles,<br />

ihrer Nephrotoxizität, ihrer<br />

gastrointestinalen Nebenwirkungen,<br />

ihrer geringen therapeutischen<br />

Breite und ihres Interaktionsreichtums<br />

mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Medikamenten,<br />

bei <strong>de</strong>n meist polymedikamentierten<br />

Tumorpatienten oft nur<br />

eingeschränkt eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 15<br />

Dr.<br />

Hans-Bernd Sittig


Fortsetzung<br />

Hochdosis -<br />

therapie mit<br />

Bisphosphonaten<br />

– Risiko o<strong>de</strong>r<br />

adäquate<br />

Schmerz -<br />

therapie?<br />

Bei <strong>de</strong>n Knochenmetastasenschmerzen<br />

fin<strong>de</strong>n wir einerseits in<br />

Ruhe eine mo<strong>de</strong>rate, dann aber bei<br />

je<strong>de</strong>r Belastung unvermittelt exazerbieren<strong>de</strong><br />

Schmerzsituation,<br />

an<strong>de</strong>rerseits aber auch kontinuierlich<br />

eine sehr hohe Schmerzintensität.<br />

Auch durch <strong>de</strong>n konsequenten<br />

Einsatz von retardierten Opioi<strong>de</strong>n<br />

und ROO („raptid onset Opioids“)<br />

zur Behandlung dieser meist sehr<br />

heftigen Durchbruchsschmerzen<br />

und zusätzlichen Koanalgetika wie<br />

Kortikosteroi<strong>de</strong>n, Anti<strong>de</strong>pressiva<br />

und Antikonvulsiva ist die<br />

Schmerzsituation für die betroffen<br />

Patienten oft nicht zufrie<strong>de</strong>nstellend<br />

behan<strong>de</strong>lbar und von medikamentenbedingtenNebenwirkungen<br />

geprägt.<br />

Die Lebensqualität <strong>de</strong>r Patienten<br />

wird so nicht nur durch die krankheitsbedingten<br />

Symptome, son<strong>de</strong>rn<br />

zusätzlich durch analgetikabedingte<br />

Nebenwirkungen wie gastrointestinale<br />

Beschwer<strong>de</strong>n, Müdigkeit,<br />

Konzentrations- und Koordinationsstörungen,<br />

Übelkeit, Erbrechen,<br />

Obstipation u. a. beeinträchtigt.<br />

Um die heftigen, durch eine<br />

ossäre Metastasierung hervorgerufenen<br />

Knochenschmerzen unter<br />

Kontrolle zu bekommen, reicht<br />

eine rein symptomatische Schmerztherapie<br />

(einschließlich NSAR,<br />

Opioi<strong>de</strong>, Anti<strong>de</strong>pressiva, Antikonvulsiva)<br />

in vielen Fällen nicht aus,<br />

darüber hinaus sind die häufigen<br />

Nebenwirkungen zu berücksichtigen.<br />

Bisphosponate<br />

Die gut verträglichen Bisphosponate<br />

sind heute ein integraler<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r Therapie bei Patienten/innen<br />

mit Knochenmetastasen.<br />

Sie verringern das Auftreten unerwünschter<br />

skelettaler Ereignisse<br />

wie Frakturen und Schmerzen.<br />

Nebenwirkungen können u. a.<br />

Akute-Phase-Reaktion, gastointestinale<br />

Probleme o<strong>de</strong>r Nierenprobleme<br />

sein.<br />

Zum Einsatz kommen Clodronat,<br />

Pamidronat, Zoledronat und<br />

Ibandronat. Das „konventionelle“<br />

intravenöse Dosisschema empfiehlt<br />

eine Infusion alle 3–4 Wochen.<br />

In Phase-II-Studien (Hei<strong>de</strong>nreich<br />

et. al. 2004) kamen eine hochdosierte<br />

Ibandronat-Therapie („loading<br />

dose“) bei Patienten mit überwiegend<br />

urogenitalen Tumoren<br />

zum Einsatz und zeigten hervorragen<strong>de</strong><br />

Ergebnisse hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Lin<strong>de</strong>rung von sehr starken Knochenschmerzen<br />

innerhalb eines<br />

kurzen Zeitraums. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

für <strong>de</strong>n „Loading Dose“-Einsatz<br />

war das günstige, in Phase-III-<br />

Studien nachgewiesene, renale Profil<br />

von Ibandronat.<br />

Kurth et al. (2009, 2010) untersuchten<br />

die analgetischen Effekte<br />

einer hochdosierten Ibandronat-<br />

Therapie (6 mg Ibandronat als<br />

Kurzinfusion über jeweils 60 Minuten<br />

intravenös an drei aufeinan<strong>de</strong>r<br />

folgen<strong>de</strong>n Tagen) bei Patienten mit<br />

erstdiagnostizierten ossären Metas -<br />

tasen und Knochenschmerzen.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r ersten 5–7 Tage<br />

konnten die metastasenbedingten<br />

Knochenschmerzen unabhängig<br />

vom Tumortyp <strong>de</strong>utlich reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die hochdosierte Behandlung<br />

mit Ibandronat wur<strong>de</strong> gut vertragen<br />

und es waren we<strong>de</strong>r Erhöhungen<br />

<strong>de</strong>r Schmerzmedikation<br />

noch zusätzliche palliativmedizinische<br />

Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Seine Ergebnisse stimmten mit früheren<br />

klinischen Studien zur hochdosierten<br />

Ibandronat-Therapie bei<br />

an<strong>de</strong>ren Tumorentitäten überein.<br />

Durch das angewandte Dosierungskonzept,<br />

so folgert Kurth,<br />

wird <strong>de</strong>r bereits belegte analgetische<br />

Effekt von Bisphosphonaten,<br />

<strong>de</strong>r wahrscheinlich u. a. auf <strong>de</strong>r<br />

Hemmung <strong>de</strong>r pathologischen<br />

Osteoklasten-assoziierten Knochen<strong>de</strong>struktion<br />

basiert, gestützt.<br />

Dies zeigen auch eigene Daten<br />

(Sittig, Washington 2009, Davos<br />

2010, DKK 2010). Bei Brustkrebs -<br />

patientinnen mit therapierefraktären<br />

Knochenschmerzen infolge<br />

ossärer Metastasen, die sich in<br />

einer weit fortgeschrittenen, rein<br />

palliativen Situation befan<strong>de</strong>n,<br />

wur<strong>de</strong> eine hochdosierte Ibandronat-Therapie<br />

(6 mg Ibandronat i.v.<br />

als Kurzinfusion über 15 Minuten<br />

an drei aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />

Tagen) eingesetzt. Die Dokumentation<br />

<strong>de</strong>r Daten zur Intensität und<br />

Erträglichkeit <strong>de</strong>r Knochenschmerzen<br />

anhand visueller Analogskalen<br />

(VAS 0 = schmerzfrei bis 10 =<br />

maximal vorstellbarer Schmerz<br />

und 10 = maximal unerträglicher<br />

Schmerz) erfolgte mehrfach täglich.<br />

Bei allen Patientinnen konnte<br />

eine <strong>de</strong>utliche Schmerzreduktion<br />

bereits in <strong>de</strong>n ersten Tagen nach <strong>de</strong>r<br />

Ibandronat-Loading-Dose-Verab rei -<br />

chung erzielt wer<strong>de</strong>n. Die vor Therapiebeginn<br />

dokumentierten mittleren<br />

Werte (Schmerzintensität:<br />

VAS 9,5; Schmerzerträglichkeit:<br />

VAS 9,3) gingen bis Tag 6 erheblich<br />

zurück (Schmerzintensität: 4,0<br />

Punkte; Schmerzerträglichkeit:<br />

2,1 Punkte). Der tägliche Verbrauch<br />

an Opioid-Rescue-Medi -<br />

kation konnte ebenfalls gesenkt<br />

wer<strong>de</strong>n, unerwünschte Nebenwirkungen<br />

blieben aus. Es gab auch<br />

hier keine Hinweise auf Nierenversagen.<br />

Conclusio<br />

Die „Loading Dose“ mit Ibandronat,<br />

d. h. 6 mg Bondronat intravenös<br />

über jeweils 15 Minuten an drei<br />

Tagen hintereinan<strong>de</strong>r, d. h. 18 mg<br />

innerhalb von drei Tagen, ist gut<br />

verträglich und ermöglicht innerhalb<br />

weniger Tage einen <strong>de</strong>utlichen<br />

Rückgang <strong>de</strong>r Schmerzsymptomatik.<br />

UAW wur<strong>de</strong>n nicht beobachtet.<br />

Die oft sehr hohe Dosis <strong>de</strong>r konventionellen<br />

Analgetika und die<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen negativen<br />

Effekte hingegen lassen sich in vielen<br />

Fällen reduzieren.<br />

Es lässt sich also folgern, dass die<br />

Loading-Dosis mit Ibandronat<br />

sowohl bei Patienten mit neu aufgetreten<br />

Knochenmetastasen und<br />

Knochenmetastasenschmerzen wie<br />

auch bei Patienten im Finalstadium<br />

eine effektive, sichere, nebenwirkungsarme<br />

Therapieoption ist, die<br />

die „konventionellen Therapieverfahren“<br />

(Analgetika, Strahlentherapie,<br />

Operation) sinnvoll ergänzt.<br />

Die Hochdosistherapie mit <strong>de</strong>m<br />

Bisphosphonat Ibandronat ist kein<br />

Risiko, son<strong>de</strong>rn eine adäquate<br />

Schmerztherapie.<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Dr. Hans-Bernd Sittig<br />

Buntenskamp 5a<br />

21502 Geesthacht<br />

drhbsittig@aol.com<br />

16 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


DIE SYSTEMISCHE THERAPIE DER JUNGEN FRAU MIT KINDERWUNSCH<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s Fertilitätserhalts bei<br />

jungen Frauen mit Chemotherapie<br />

MICHAEL VON WOLFF, BERN (SCHWEIZ)<br />

Das Risiko <strong>de</strong>r ovariellen<br />

Schädigung ist zum einen<br />

sehr stark vom Alter <strong>de</strong>r<br />

Patientin und zum an<strong>de</strong>ren<br />

von <strong>de</strong>r Toxizität <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />

Chemotherapie o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Strahlendosis abhängig. Zu <strong>de</strong>n<br />

Therapien mit einem relevanten,<br />

d. h. min<strong>de</strong>stens zirka 30%igen<br />

Risiko gehören beim Mammakarzinom<br />

bei 35- bis 40-Jährigen die<br />

Chemotherapien nach <strong>de</strong>m CMF-,<br />

FEC- und FAC-Schema. Detailliertere<br />

Angaben fin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>r<br />

Webseite <strong>de</strong>s Netzwerkes für fertilitätsprotektive<br />

Maßnahmen, FertiPROTEKT,<br />

www.fertiprotekt.<strong>de</strong>,<br />

ein Zusammenschluss von zirka 70<br />

reproduktionsmedizinischen Zentren.<br />

Allerdings ist die Datenlage<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Toxizität <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Chemotherapien noch<br />

begrenzt.<br />

Gabe von GnRH-Analoga<br />

Die in Deutschland am häufigsten<br />

durchgeführte Maßnahme ist die<br />

Gabe von GnRH-Analoga. Die<br />

Wirksamkeit dieser Medikamente<br />

wird weiterhin kontrovers diskutiert.<br />

Inzwischen wer<strong>de</strong>n zunehmend<br />

auch randomisierte Studien<br />

publiziert. Einige dieser Studien<br />

wie die ZORO-Studie, die <strong>de</strong>n ovarialprotektiven<br />

Effekt bei <strong>de</strong>r<br />

Behandlung <strong>de</strong>s Mammakarzinoms<br />

untersucht hat (Gerber et al. Gynäkologische<br />

Endokrinologie 2010;<br />

1:41-6), konnten keinen ovarialprotektiven<br />

Effekt belegen. Allerdings<br />

wiesen die Patientinnen ohne<br />

GnRH-Analoga in nur einem geringen<br />

Prozentsatz <strong>de</strong>r Fälle nach <strong>de</strong>r<br />

Chemotherapie eine Amenorrhoe<br />

auf, so dass die Patientinnenkollektive<br />

eher ungeeignet für eine Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r Wirksamkeit von<br />

GnRH-Analoga waren. In mehreren<br />

Fertilitätsprotektive Maßnahmen stehen zunehmend im<br />

Fokus <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit bei Frauen vor einer Chemoo<strong>de</strong>r<br />

Strahlentherapie. Eine Vielzahl z. T. bereits etablierter<br />

als auch noch experimenteller Techniken wur<strong>de</strong>n und<br />

wer<strong>de</strong>n als mögliche Maßnahmen diskutiert. Dank neuer<br />

Studien <strong>de</strong>r letzten 1–2 Jahre können die Effektivität und<br />

die Risiken dieser Maßnahmen zunehmend besser abge -<br />

schätzt wer<strong>de</strong>n, so dass auch realistische Empfehlungen<br />

gegeben wer<strong>de</strong>n können. Allerdings sollten diese Empfehlungen immer<br />

auf <strong>de</strong>m individuellen Risikoprofil für eine relevante Schädigung <strong>de</strong>r<br />

Ovarien und auf <strong>de</strong>n persönlichen Wünschen <strong>de</strong>r Patientin beruhen.<br />

an<strong>de</strong>ren Studien (Badawy et al. Fertil<br />

Steril 2009; 9:694-7; Sverrisdottir<br />

et al. Breast Cancer Res Treat<br />

2009; 117:569-70) mit einer höheren<br />

Schädigungsrate <strong>de</strong>r Ovarien<br />

ohne GnRH-Gabe zeigte sich eine<br />

<strong>de</strong>utliche Verringerung <strong>de</strong>r Amenorrhoerate<br />

mit GnRH-Analoga.<br />

Somit verdichtet sich <strong>de</strong>rzeit die<br />

Datenlage dahingehend, dass<br />

GnRH-Analoga doch einen Effekt<br />

bei einem Risikokollektiv zu haben<br />

scheinen. Eine abschließen<strong>de</strong><br />

Bewertung o<strong>de</strong>r gar eine Quantifi-<br />

zierung <strong>de</strong>s Effektes ist jedoch noch<br />

nicht möglich.<br />

Soll die Chemotherapie innerhalb<br />

<strong>de</strong>r fünf Tage nach <strong>de</strong>r Gabe<br />

<strong>de</strong>r GnRH-Analoga und damit<br />

während <strong>de</strong>s FSH-„flare ups“ gegeben<br />

wer<strong>de</strong>n, so können zusätzlich<br />

GnRH-Antagonisten zur Verringerung<br />

<strong>de</strong>s „flare ups“ appliziert wer<strong>de</strong>n<br />

(von Wolff et al. Fertil Steril,<br />

submitted). Ob die Verringerung<br />

<strong>de</strong>s „flare ups“ eine klinische Relevanz<br />

hat, ist jedoch noch nicht er -<br />

wiesen. Letztlich Seite 19 unten ><br />

Abb.: Laparoskopische Transplantation von Ovargewebe in die Beckenwand (mit freund -<br />

licher Genehmigung von R. Dittrich, Frauenklinik <strong>de</strong>s Universitätsklinikums Erlangen).<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 17<br />

Prof. Dr.<br />

Michael von Wolff


Dr.<br />

Karl-Heinz Breuing<br />

MD, FACS<br />

Biologisch regenerative Matrix zur<br />

Brustrekonstruktion mit Implantaten<br />

INTERVIEW MIT HERRN DR. KARL-HEINZ BREUING, HANNOVER<br />

Sie haben Erfahrungen mit <strong>de</strong>m<br />

Einsatz einer biologischen Gewebematrix<br />

(Strattice) zur Brust -<br />

rekonstruktion mit Implantaten<br />

gesammelt. Was ist das genau?<br />

Dr. Breuing: Strattice ist eine<br />

aus Schweinehaut gewonnene<br />

Gewebematrix, aus <strong>de</strong>r alle leben<strong>de</strong>n,<br />

zellulären Elemente so vorsichtig<br />

entfernt wur<strong>de</strong>n, das ein<br />

unbeschädigtes, biomechanisch<br />

starkes, aus Kollagenfasern bestehen<strong>de</strong>s<br />

Netzwerk zurück bleibt, in<br />

welches dann die körpereigenen<br />

Zellstrukturen <strong>de</strong>s Patienten ungehin<strong>de</strong>rt<br />

einwachsen können.<br />

Dabei kommt es zu keinerlei<br />

Abstoßungs-Reaktionen von Seiten<br />

<strong>de</strong>s Patienten (es wird also vom<br />

Körper extrem gut toleriert) aufgrund<br />

<strong>de</strong>ssen eine vollständige<br />

Integration dieser Gewebematrix<br />

in das Gewebe <strong>de</strong>s Patienten er -<br />

reicht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Warum lässt sich mit <strong>de</strong>m Einsatz<br />

von Strattice <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>s<br />

implantatbezogenen Brustwie<strong>de</strong>raufbaus<br />

vereinfachen? Wie gehen<br />

Sie dabei vor?<br />

Dr. Breuing: Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s implantatbezogenen<br />

Brust wie<strong>de</strong>raufbaus besteht in <strong>de</strong>r<br />

Stabilisierung und Positionierung<br />

<strong>de</strong>s Implantates sowie <strong>de</strong>ssen<br />

Weichteil<strong>de</strong>ckung. Dies kann zum<br />

einen sehr effektiv durch Verwendung<br />

<strong>de</strong>s Latissimus dorsi Muskels<br />

erfolgen, hinterlässt jedoch einen<br />

nicht unerheblichen Lappen-Hebe<strong>de</strong>fekt<br />

(Narbe, Asymmetrie <strong>de</strong>r<br />

lateralen Thorax-Kontur).<br />

Durch Verwendung <strong>de</strong>r Strat -<br />

tice Gewebematrix hingegen ist<br />

die Stabilisierung und Positionierung<br />

<strong>de</strong>s Implantates gewährleistet<br />

und <strong>de</strong>r Latissimus dorsi Muskel<br />

kann verschont bleiben.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren er -<br />

for<strong>de</strong>rt die herkömm<br />

liche Expan<strong>de</strong>r-Implantat-Re<br />

-<br />

konstruktion die<br />

komplette sub-muskuläre<br />

Platzierung<br />

(Pectoralis majorund<br />

Seratus Muskel) <strong>de</strong>s Expan<strong>de</strong>rs,<br />

welche aufgrund <strong>de</strong>r lokalen<br />

anatomischen Gegebenheiten eine<br />

sofortige, signifikante Volumenauffüllung<br />

<strong>de</strong>s Expan<strong>de</strong>rs nicht zuläßt,<br />

wodurch <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong><br />

Hautanteil zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht vollends genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Dahingegen erlaubt die Verwendung<br />

<strong>de</strong>r Gewebematrix nicht nur<br />

die sofortige Volumenauffüllung<br />

<strong>de</strong>s Expan<strong>de</strong>rs bis hin zum spannungsfreien<br />

Verschluß <strong>de</strong>s Hautweichteil<br />

mantels, son<strong>de</strong>rn zu<strong>de</strong>m<br />

die Stabilisierung und Positionierung<br />

<strong>de</strong>s nun bereits signifikant<br />

gefüllten Expan<strong>de</strong>r-Implantates<br />

(<strong>de</strong>ssen oberer Anteil nach wie vor<br />

vom Pectoralis major Muskel<br />

be<strong>de</strong>ckt ist). Somit wird <strong>de</strong>r herkömmliche<br />

Expansionsprozess<br />

drastisch verkürzt (o<strong>de</strong>r gar obsolet),<br />

da zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Mast -<br />

ektomie <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong><br />

Brust-Hautmantel optimal ge -<br />

nutzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Wie bewerten Sie das Verfahren im<br />

Vergleich zu herkömmlichen im -<br />

plantatbezogenen Brustrekonstruktionen?<br />

Dr. Breuing: Der implantatbe -<br />

zogene Brustwie<strong>de</strong>raufbau mit<br />

Strattice ist weniger invasiv<br />

(daher weniger schmerzhaft) für<br />

die Patientin. Er ist weniger zeitaufwendig<br />

und vermei<strong>de</strong>t im Falle<br />

<strong>de</strong>r Latissimus dorsi Rekonstruktionstechnik<br />

<strong>de</strong>n nicht unbeacht-<br />

lichen Lappenhebe<strong>de</strong>fekt (Narbe,<br />

Asymmetrie <strong>de</strong>r lateralen Thorax-<br />

Kontur). Somit stellt dieses neue<br />

Verfahren eine wert volle Ergänzung<br />

bisher bestehen<strong>de</strong>r operativer<br />

Rekonstruktionsverfahren dar.<br />

Gibt es Hinweise auf eine Senkung<br />

<strong>de</strong>r Häufigkeit von postoperativen<br />

Kapselfibrosen beim Einsatz <strong>de</strong>r<br />

Matrix?<br />

Dr. Breuing: Das scheint die<br />

weitverbreitete Beobachtung <strong>de</strong>rer<br />

zu sein, die bereits über langjährige<br />

klinische Erfahrung (retrospektiv)<br />

mit dieser Gewebematrix in <strong>de</strong>n<br />

USA (Allo<strong>de</strong>rm ® und Strattice)<br />

verfügen, obwohl harte (prospektive)<br />

klinische Daten hierfür noch nicht<br />

vorliegen. Konkrete Hinweise<br />

dafür gibt es bislang nur aus vereinzelten<br />

Tierversuchen.<br />

Basierend auf <strong>de</strong>n positiven klinischen<br />

Erfahrungen wird die<br />

Strattice Gewebematrix in <strong>de</strong>n<br />

USA jedoch zunehmend nach<br />

erfolgter Kapsulektomie wegen<br />

Kapselfibrose zur Prophylaxe <strong>de</strong>rselben<br />

erfolgreich eingesetzt.<br />

Für welche Frauen kommt dieses<br />

Verfahren infrage und wer übernimmt<br />

die Kosten?<br />

Dr. Breuing: Grundsätzlich ist<br />

dieses Verfahren für alle Patientinnen<br />

geeignet, die aus persönlichen<br />

o<strong>de</strong>r anatomischen Grün<strong>de</strong>n eine<br />

Implantatrekonstruktion in Erwägung<br />

ziehen, sofern <strong>de</strong>ren Haut-<br />

Weichteilmantel nicht zuvor be -<br />

strahlt wur<strong>de</strong>. Es sollte aber auch für<br />

diejenigen in Erwägung gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, welche sich aus onkologischen<br />

Grün<strong>de</strong>n einer sofortigen<br />

Brustrekonstruktion nicht unterziehen<br />

können, damit <strong>de</strong>ren Haut-<br />

Weichteilmantel vor <strong>de</strong>m eintreten<strong>de</strong>n<br />

Schrumpfungsprozess be -<br />

18 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


wahrt wird, welcher das ästhetische<br />

Endresultat zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

endgültigen Rekonstruktion signifikant<br />

beeinträchtigen wür<strong>de</strong>.<br />

Da es sich um einen rein rekonstruktiven<br />

Eingriff han<strong>de</strong>lt, basierend<br />

auf einer medizinischen Indikationsstellung,<br />

sollten die Kosten<br />

für dieses neue operative Behandlungsverfahren<br />

im Sinne <strong>de</strong>r<br />

Gleichstellung mit allen an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>de</strong>rzeit verfügbaren Rekonstruk-<br />

muss weiterhin die Indikation für<br />

GnRH-Analoga individuell und<br />

nach einer sorgfältigen Aufklärung<br />

<strong>de</strong>r Patientin gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Entnahme, Kryokonservierung<br />

von Ovargewebe<br />

Die am zweithäufigsten durchgeführte<br />

Maßnahme ist die Entnahme,<br />

Kryokonservierung und ggf. Transplantation<br />

von Ovargewebe (Dittrich<br />

R et al. Dtsch Arztebl Int<br />

2008; 105:274-8). Meistens wird<br />

ein halbes Ovar entnommen und<br />

später orthotop, d. h. in o<strong>de</strong>r an<br />

das verbliebene Ovar transplantiert<br />

(Abb.), um eine geringe ovarielle<br />

Aktivität für einige Jahre zu erreichen.<br />

Diese Technik ist einfach und<br />

schnell durchzuführen und hat in<br />

einzelnen Zentren zu jeweils mehreren,<br />

insgesamt weltweit zu zwölf<br />

Geburten geführt, in an<strong>de</strong>ren Zentren<br />

war sie jedoch bisher erfolglos.<br />

Diese Erfahrungen zeigen, dass<br />

diese Technik nur bei Frauen bis<br />

zum Alter von zirka 35 Jahren und<br />

nur von Zentren durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte, <strong>de</strong>ren Kryokonservierungstechniken<br />

nachweislich, z. B.<br />

im Tiermo<strong>de</strong>ll, überprüft wur<strong>de</strong>n.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>ssen gibt es im Netzwerk<br />

FertiPROTEKT die Auflage,<br />

die Kryokonservierung nur noch in<br />

solchen Zentren durchzuführen,<br />

die ihre Technik durch eine Transplantation<br />

von kryokonservierten<br />

Gewebe auf immun<strong>de</strong>fiziente<br />

tionsverfahren auch von <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Krankenkassen getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie sind die Gesamtkosten, Komplikationen<br />

und Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

Brustrekonstruktion mit Strattice<br />

im Vergleich zur Rekonstruktion<br />

mit Eigengewebe (TRAM o<strong>de</strong>r<br />

Latissimus Plastik) zu sehen?<br />

Dr. Breuing: Genaue Daten, die<br />

<strong>de</strong>n medizinisch-ökonomischen<br />

Mäuse überprüft haben. Legt man<br />

die Erfolgsraten <strong>de</strong>r großen Zentren<br />

wie jene in Kopenhagen und<br />

Brüssel für eine Kalkulation <strong>de</strong>r<br />

Erfolgsraten zugrun<strong>de</strong>, so ist <strong>de</strong>rzeit<br />

unter optimalen Bedingungen mit<br />

einer Geburtenrate von maximal<br />

30 % pro Transplantation zu rechnen.<br />

Ovarielle Stimulation und<br />

Kryokonservierung von Oozyten<br />

Die dritte Technik, d. h. die ovarielle<br />

Stimulation und Kryokonservierung<br />

fertilisierter und unfertilisierter<br />

Oozyten scheint zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt am effektivsten<br />

zu sein. Gemäß <strong>de</strong>r Datenauswertung<br />

<strong>de</strong>s Netzwerks FertiPRO-<br />

TEKT (Lawrenz et al. Fertil Steril,<br />

in press) können in <strong>de</strong>r Altersgruppe<br />

von 30–35 Jahren 6,1 und in <strong>de</strong>r<br />

Altersgruppe von 36–40 Jahren im<br />

Durchschnitt 5,1 Pronukleusstadien<br />

kryokonserviert wer<strong>de</strong>n. Dies<br />

entspricht einer theoretischen<br />

Geburtenrate von min<strong>de</strong>stens zirka<br />

30 %. Da eine ovarielle Stimulation<br />

inzwischen bei je<strong>de</strong>r Patientin<br />

innerhalb von zwei Wochen möglich<br />

ist (von Wolff et al. Fertil Steril<br />

2009; 92:1360-5) und bei <strong>de</strong>r<br />

Verwendung von Aromatasehemmern<br />

nur zu einem geringen<br />

Östradiolanstieg führt (Oktay et al.<br />

J Clin Endocrinol Metab 2006;<br />

91:3885-90), ist eine ovarielle Stimulation<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei einem<br />

Vergleich dieser Techniken zulassen,<br />

haben wir bislang nicht, da sich<br />

entstehen<strong>de</strong> Langzeit-Folgekosten<br />

unserem Zugriff entziehen. Diese<br />

Daten sind jedoch unabdingbar in<br />

<strong>de</strong>r Beurteilung von Effektivität<br />

und Effizienz operativer Behandlungsverfahren.<br />

Eine überregionale Datenbank<br />

für die Brustrekonstruktion, wie<br />

z. B. das Tumor-Register, wäre<br />

daher wünschenswert.<br />

Rezeptor-negativem Mammakarzinom<br />

ggf. auch möglich.<br />

Als effektivste Möglichkeit einer<br />

Fertilitätsprotektion bietet sich die<br />

Kombination <strong>de</strong>r Kryokonservierung<br />

von Ovargewebe und einer<br />

ovariellen Stimulation an. Bei<strong>de</strong><br />

Techniken können innerhalb von<br />

zwei Wochen problemlos kombiniert<br />

wer<strong>de</strong>n (Huober-Zeeb et al.<br />

Fertil Steril, in press), ermöglichen<br />

theoretische Schwangerschaftsraten<br />

von bis zu 50 % und sind mit<br />

nur sehr geringen Risiken verbun<strong>de</strong>n.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r<br />

möglichen Techniken und <strong>de</strong>r<br />

Erfor<strong>de</strong>rnis einer individuellen<br />

Entscheidung ist eine Beratung an<br />

einem kompetenten Zentrum<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Zentren, die regelmäßig<br />

in <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>r Techniken<br />

unterwiesen wer<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong>n<br />

sich auf <strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>s Netzwerks<br />

FertiPROTEKT (www.fertiprotekt.<strong>de</strong>)<br />

o<strong>de</strong>r können vom Leitungsteam<br />

<strong>de</strong>s Netzwerks erfragt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse:<br />

Prof. Dr. Michael von Wolff<br />

Inselspital Bern<br />

Universitäts-Frauenklinik<br />

Abt. für Gynäkologische Endokrinologie<br />

und Reproduktionsmedizin<br />

Effingerstraße 102<br />

CH-3010 Bern, Schweiz<br />

Michael.vonWolff@insel.ch<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 19<br />

Fortsetzung<br />

Biologisch<br />

regenerative<br />

Matrix zur Brust -<br />

rekonstruktion<br />

mit Implantaten<br />

Fortsetzung<br />

Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Fertilitäts -<br />

erhalts bei<br />

jungen Frauen<br />

mit Chemo -<br />

therapie


MYOCET® ZEIGT BEI ANTHRAZYKLIN-VORBEHANDELTEN UND ANTHRAZYKLIN-NAIVEN<br />

PATIENTINNEN VERGLEICHBARE WIRKSAMKEIT<br />

Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten<br />

Mammakarzinoms mit nicht pegyliertem<br />

liposomalen Doxorubicin<br />

Brustkrebs ist mit bis zu 55.000 jährlichen Neuerkrankungen die häufigste<br />

Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Durchschnittlich je<strong>de</strong> elfte<br />

Bun<strong>de</strong>sbürgerin erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom.<br />

In Hamburg jährte sich die Tagung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />

Senologie nun zum 30. Mal. Vom 1. bis 3. Juli 2010 präsentierten die<br />

Teilnehmer neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfolg versprechen<strong>de</strong><br />

Therapieoptionen wie zum Beispiel <strong>de</strong>r Einsatz von nicht pegyliertem<br />

liposomalen Doxorubicin in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten Mamma -<br />

karzinoms.<br />

Das diesjährige Programm<br />

<strong>de</strong>r Jahrestagung bot ein<br />

vielfältiges und multidisziplinäres<br />

Angebot. Ne -<br />

ben <strong>de</strong>r Aktualisierung aller primärtherapeutischen<br />

Konzepte wie<br />

operativer Therapie, adjuvant und<br />

neoadjuvant, wur<strong>de</strong>n in Diskussionsforen<br />

umfassen<strong>de</strong>re versorgungs-<br />

und gesundheitspolitische<br />

Themen aufgegriffen. Ebenso<br />

bekamen die Poster einen ausführlichen<br />

Raum während <strong>de</strong>r Tagung.<br />

Im Kanon <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Themen waren auch immer wie<strong>de</strong>r<br />

Fragen nach praxisnahen Therapiekonzepten<br />

enthalten, <strong>de</strong>nn nicht<br />

alle Patientenkonstellationen lassen<br />

sich unter Studienbedingungen<br />

darstellen. Vielmehr müssen die<br />

aktuellen Therapiekonzepte ihre<br />

Berechtigung unter Alltagsbedingungen<br />

„in praxi“ beweisen.<br />

Nicht pegyliertes<br />

liposomales Doxorubicin<br />

in <strong>de</strong>r täglichen Routine<br />

Das Poster 122 von Kleeberg<br />

et al. präsentierte die<br />

Ergebnisse einer nicht interventionellen<br />

Studie von 619<br />

Patienten (608 Frauen, 11<br />

Männer) mit metastasiertem<br />

Mammakarzinom. Die<br />

Daten beruhen auf einer im<br />

Jahre 2001 gestarteten bun -<br />

<strong>de</strong>sweiten Anwendungsbeobachtung<br />

in Deutschland<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n klinischen Nutzen<br />

von nicht pegyliertem liposomalen<br />

Doxorubicin (Myocet ® ,<br />

Cephalon GmbH) in <strong>de</strong>r täglichen<br />

Routine <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten<br />

Mammakarzinoms zu<br />

untersuchen. Die Autoren verweisen<br />

darauf, dass <strong>de</strong>mentsprechend<br />

keine Ein- und Ausschlusskriterien<br />

wie Vortherapie, Therapieregime,<br />

Alter o. ä. <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>n. Darum<br />

wur<strong>de</strong>n in diese Untersuchung<br />

auch ältere und/o<strong>de</strong>r vorbehan<strong>de</strong>lte<br />

Patienten eingeschlossen, was<br />

„Real Life“-Bedingungen entspricht.<br />

Das mediane Alter betrug<br />

62 Jahre. Zirka 55 % hatten eine<br />

Vorbehandlung mit konventionellen<br />

Anthrazyklinen (Tab. 1) und<br />

etwa 40 % mit Taxanen erhalten.<br />

In fast 45 % <strong>de</strong>r Fälle erhielten die<br />

Teilnehmer eine Myocet-Monothe-<br />

Abb.: Ansprechen (best response) <strong>de</strong>r Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />

Patienten.<br />

rapie, 34,4 % Myocet in Kombination<br />

mit Cyclophosphamid und<br />

7,6 % in Kombination mit Taxanen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n im median<br />

sechs Therapiezyklen und eine<br />

mediane kumulative Dosis von<br />

360 mg/m 2 Myocet appliziert.<br />

Die aktuellen Ergebnisse basieren<br />

auf <strong>de</strong>r im Mai 2010 durchgeführten<br />

finalen Auswertung <strong>de</strong>r Daten<br />

<strong>de</strong>r 619 Patienten aus 138 Zentren.<br />

Danach zeigte Myocet in dieser<br />

Auswertung vergleichbare Wirksamkeit,<br />

unabhängig davon, ob es<br />

sich um Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lte<br />

o<strong>de</strong>r Anthrazyklin-naive<br />

Patienten han<strong>de</strong>lte (Abb.). Die<br />

Ansprechraten lagen bei <strong>de</strong>n 309<br />

auswertbaren Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />

Patienten bei 57 % und<br />

bei <strong>de</strong>n 237 Anthrazyklin-naiven<br />

bei 60 %. Auch bei <strong>de</strong>n 164<br />

Anthrazyklin- und Taxan-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />

Patienten lag das Ansprechen<br />

auf Myocet bei 56 %. Myocet<br />

erwies sich in <strong>de</strong>r klinischen Routine<br />

als gut ver trägliche und sehr<br />

effektive Therapie zur Behandlung<br />

<strong>de</strong>s metastasierten Mammakarzinoms.<br />

Dies spiegelt sich auch in <strong>de</strong>r<br />

niedrigen Inzi<strong>de</strong>nz von °3/°4-Toxizitäten<br />

wi<strong>de</strong>r (Tab. 2). Im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

stan<strong>de</strong>n hämatologische<br />

Toxizitäten (Leukopenie:<br />

21,4 %, Neutro penie:<br />

13,7 %, Thrombo penie:<br />

6,7 %). Diese traten jedoch<br />

unter einer Myocet-Monotherapie<br />

um zirka 45 % seltener<br />

auf im Vergleich zu<br />

Myocet-Kombinationstherapien.<br />

Als nicht hämatologische<br />

°3/°4-Toxizität mit einer<br />

Inzi<strong>de</strong>nz > 5 % wur<strong>de</strong> lediglich<br />

Übelkeit (5,6 %), Erbrechen<br />

(6,0 %) und Schmerzen<br />

(5,1 %) im Rahmen einer<br />

Kombinationstherapie beob-<br />

20 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


Anthrazyklin-Vorbehandlung.<br />

Epirubicin 277 44,7 %<br />

• mediane kumulative Dosis (mg/m2 Tab. 1:<br />

) 360<br />

• neoadjuvant 23 3,7 %<br />

• adjuvant 186 30,1 %<br />

• metastasiert 72 11,6 %<br />

Doxorubicin 63 10,2 %<br />

• mediane kumulative Dosis (mg/m 2 ) 300<br />

• neoadjuvant 10 1,6 %<br />

• adjuvant 35 5,7 %<br />

• metastasiert 21 3,4 %<br />

Tab. 2:<br />

Toxizitäten °3 / °4 [%].<br />

Toxizitäten Gesamt Mono alle Komb. MC<br />

Leukopenie 21,4 14,2 26,9 32,6<br />

Anämie 3,9 3,0 4,6 4,7<br />

Neutropenie 13,7 8,9 17,3 20,0<br />

Thrombopenie 6,7 5,6 7,4 8,8<br />

Febrile Neutropenie 2,9 0,8 4,6 0,5<br />

Alopezie 1,8 1,1 2,3 3,7<br />

Übelkeit 3,9 1,9 5,4 5,6<br />

Schmerzen 3,2 1,9 4,2 5,1<br />

Erbrechen 3,1 0,7 4,8 6,0<br />

Stomatitis 1,0 1,5 0,6 0,5<br />

Diarrhoe 1,1 1,1 1,1 0,9<br />

Arthralgie 0,7 0,7 0,6 0,0<br />

Serum-Kreatinin-Erhöhung 0,3 0,0 0,6 0,9<br />

Dysphagie 0,3 0,0 0,6 0,0<br />

Fieber 0,5 0,0 0,8 0,5<br />

Allergie 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

Infektion ohne Neutropenie 0,2 0,0 0,6 1,0<br />

↓ Linksventrikuläre Funktion 0,5 0,8 0,3 0,0<br />

Reaktion an <strong>de</strong>r Injektionsst. 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

Infektion mit Neutropenie 2,3 1,1 2,9 3,3<br />

achtet. Insgesamt traten auch die<br />

nicht hämatologischen °3/°4-Toxizitäten<br />

unter einer Myocet-Monotherapie<br />

um ca. 55 % seltener auf<br />

als unter einer Kombinationstherapie.<br />

Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion<br />

(LVEF) als Kriterium für<br />

Kardiotoxizität blieb unter einer<br />

Myocet-basierten Therapie an -<br />

nähernd konstant. Die Rate an<br />

symptomatischer Kardiotoxizität<br />

war bei diesen vortherapierten und<br />

unselektionierten Patienten gering,<br />

so die Aussage von Kleeberg et al.<br />

Therapie-beeinflussen<strong>de</strong> Faktoren<br />

unter „Real Life“-Bedingungen<br />

In <strong>de</strong>m Posterbeitrag 125 von Lück<br />

et al. (als Vertreter <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />

Komitees) wur<strong>de</strong>n<br />

erste Daten einer offenen, europaweiten,<br />

multizentrischen, prospek-<br />

tiven Kohortenstudie (European<br />

Observation & Survey) präsentiert<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel, während eines sechsmonatigen<br />

Nachbeobachtungszeit<br />

Patientinnen mit metastasiertem<br />

Mammakarzinom zu dokumentieren<br />

und Therapie-beeinflussen<strong>de</strong><br />

Faktoren zu i<strong>de</strong>ntifizieren. In dieser<br />

epi<strong>de</strong>miologischen Unter suchung<br />

wer<strong>de</strong>n Patientinnen mit einer<br />

Myocet-Therapie solchen Patientinnen<br />

gegenübergestellt, die sich<br />

mit ihrem Arzt für eine an<strong>de</strong>re Therapieoption<br />

entschie<strong>de</strong>n hatten.<br />

Dabei sollen unter „Nicht-Studien-<br />

Bedingungen“ Faktoren ermittelt<br />

und diskutiert wer<strong>de</strong>n, die entschei<strong>de</strong>nd<br />

für die getroffene Therapiewahl<br />

waren. Insgesamt wer<strong>de</strong>n<br />

die Daten von 3000 Patientinnen<br />

aus zehn Län<strong>de</strong>rn dokumentiert,<br />

je<strong>de</strong> Gruppe umfasst 1500<br />

Teilnehmerinnen. In Deutschland<br />

wur<strong>de</strong>n bereits 150 Patientinnen<br />

rekrutiert. Davon wur<strong>de</strong>n 81 dokumentiert.<br />

Berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />

Fragen an alle Personen, die an <strong>de</strong>r<br />

Therapieentscheidung beteiligt<br />

waren, so dass sowohl medizinische<br />

als auch Patienten-spezifische<br />

Grün<strong>de</strong> für die Therapieauswahl<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Autoren erwarten von dieser<br />

Kohortenstudie wichtige Informationen<br />

über das Disease-Management<br />

bei Frauen mit metastasiertem<br />

Brustkrebs. Erste Zwischenauswertungen<br />

„spiegeln ein für das<br />

zu erwarten<strong>de</strong> Kollektiv günstiges<br />

Ansprechen in <strong>de</strong>r metastasierten<br />

Situation wi<strong>de</strong>r“, heißt es dort.<br />

Myocet in <strong>de</strong>r First-line-Behandlung<br />

von metastasiertem<br />

Brustkrebs bei Frauen<br />

Myocet in Kombination mit Cyclophosphamid<br />

ist für die First-line-<br />

Behandlung von metastasiertem<br />

Brustkrebs bei Frauen angezeigt.<br />

Die Zulassung für Myocet für die<br />

Behandlung <strong>de</strong>s metastasierten<br />

Mammakarzinoms beruht unter<br />

an<strong>de</strong>rem auf Ergebnissen einer<br />

Phase-III-Studie, in <strong>de</strong>r die Patientinnen<br />

entwe<strong>de</strong>r eine Kombination<br />

aus Cyclophosphamid (CPA) und<br />

konventionellem Doxorubicin<br />

o<strong>de</strong>r aus CPA und liposomalem<br />

Doxorubicin erhielten.<br />

Dabei zeigten sich in <strong>de</strong>r ersten<br />

Gruppe unter einer mittleren<br />

kumulativen Gesamtdosis von<br />

480 mg/m 2 i.v. Doxorubicin bei<br />

etwa 21 % <strong>de</strong>r behan<strong>de</strong>lten Patientinnen<br />

kardiotoxische Ereignisse<br />

und bei 3,2 % eine manifeste Herzinsuffizienz,<br />

während in <strong>de</strong>r mit<br />

Myocet behan<strong>de</strong>lten Gruppe nur<br />

bei 6 % <strong>de</strong>r Patientinnen kardiotoxische<br />

Ereignisse und bei keiner<br />

Patientin eine Therapie-induzierte<br />

manifeste Herzinsuffizienz auftrat.<br />

Die klinischen Ansprechraten<br />

waren in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gruppen vergleichbar.<br />

Myocet zeigte bei<br />

Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten und<br />

Anthrazyklin-naiven Patientinnen<br />

eine vergleichbare Wirksamkeit. Im<br />

Vergleich zum konventionellen<br />

Doxorubicin war das Ansprechen<br />

unter Myocet bei <strong>de</strong>n Anthrazyklin-vorbehan<strong>de</strong>lten<br />

Patientinnen<br />

jedoch höher. �<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 21


Prof. Dr.<br />

Ingo J. Diel<br />

POSTERPREIS DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR SENOLOGIE FÜR PROF. DR. INGO J. DIEL<br />

Ibandronat bei Patientinnen mit<br />

Mammakarzinom und ossären Metastasen<br />

Ein aktuell auf <strong>de</strong>r Jahrestagung <strong>de</strong>r Deutschen Gesell -<br />

schaft für Senologie prämiertes Poster von Prof. Dr. Ingo J.<br />

Diel, Mannheim, präsentiert Studienergebnisse von Phase-<br />

III-Studien mit <strong>de</strong>m Bisphosphonat Ibandronat, die zeigen,<br />

dass sich die Lebensqualität bei Patientinnen mit Mamma -<br />

karzinom und ossären Metastasen durch die Reduktion <strong>de</strong>r<br />

Knochenschmerzen erhöht.<br />

Patientinnen mit Mammakarzinom<br />

entwickeln häufig<br />

im fortgeschrittenen Stadien<br />

Knochenmetastasen,<br />

die zu schwerwiegen<strong>de</strong>n Skelettkomplikationen<br />

führen können.<br />

Das schränkt die Lebensqualität<br />

<strong>de</strong>r betroffenen Frauen erheblich<br />

ein. Die wichtigsten Therapieziele<br />

einer Behandlung mit Bisphosphonaten<br />

sind die Reduktion skelettaler<br />

Er eignisse, die Verringerung<br />

von Knochenschmerzen und die<br />

Vermeidung hyperkalzämischer<br />

Episo<strong>de</strong>n.<br />

Ibandronat (Bondronat ® , Roche<br />

Pharma) ist ein Bisphosphonat, das<br />

sowohl oral als auch intravenös<br />

verfügbar ist. Die Studienergebnisse<br />

von Phase-III-Studien zum<br />

Einsatz von Ibandronat zeigen eine<br />

signifikante Reduktion <strong>de</strong>r Inzi<strong>de</strong>nz<br />

skelettaler Komplikationen<br />

bei Brustkrebspatientinnen mit<br />

Knochenmetastasen. Das Risiko<br />

skelettaler Komplikationen konnte<br />

um 40 % mit 6 mg Ibandronat i.v.<br />

und um 38 % mit 50 mg Ibandronat<br />

oral reduziert wer<strong>de</strong>n (1). Die<br />

Zulassungsstudien konnten überdies<br />

eine signifikante Reduktion<br />

selbst stärkster Knochenschmerzen<br />

sowohl für die i.v.-Gabe als auch für<br />

die orale Applikation belegen (2–4).<br />

Die Auswertung von Diel und<br />

Mitarbeitern basiert auf drei multizentrischen,<br />

placebokontrollierten<br />

und randomisierten, doppelblin<strong>de</strong>n<br />

Zulassungsstudien mit 876<br />

Patientinnen mit ossär metastasiertem<br />

Mammakarzinom. Der Beobachtungszeitraum<br />

betrug 96 Wo -<br />

chen. In Studie 1 bekamen die 312<br />

Teilnehmer 6 mg Ibandronat i.v.<br />

o<strong>de</strong>r Placebo alle 3–4 Wochen. In<br />

Studie 2 und 3 erhielten die 564<br />

Patientinnen 50 mg Ibandronat oral<br />

o<strong>de</strong>r Placebo täglich. Erhoben wur-<br />

Abb.: Mittlere Verän<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>s EORTC QLQ-C30-Scoreszur Lebensqualität nach 96 Wochen<br />

im Vergleich zum Ausgangswert nach intravenöserGabe von Ibandronat im Vergleich zu<br />

Placebo.<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Knochenschmerzscore nach<br />

VAS 5, <strong>de</strong>r Analgetikabedarf, <strong>de</strong>r<br />

WHO Performance Status und Le -<br />

bensqualitätsparameter entsprechend<br />

EORTC-Fragebogen QLQ-C30.<br />

Höhere Lebensqualität durch<br />

Reduktion <strong>de</strong>r Knochenschmerzen<br />

Die Studienergebnisse zeigen eine<br />

signifikante Reduktion <strong>de</strong>s durchschnittlichenKnochenschmerzscores<br />

unter Ibandronat im Vergleich<br />

zu Placebo. Der Rückgang <strong>de</strong>s mittleren<br />

Knochenschmerzwertes er -<br />

folgte rasch und blieb bis zum En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Behandlungszeit unter <strong>de</strong>m<br />

Ausgangswert. Der Analgetikaverbrauch<br />

senkte sich sowohl unter<br />

Ibandronat i.v. als auch unter Ibandronat<br />

oral im Vergleich zu Placebo.<br />

Die krankheitsbedingte Abnahme<br />

<strong>de</strong>s WHO Performance Status<br />

verlangsamte sich im Verlauf <strong>de</strong>r<br />

zweijährigen Behandlungszeit. Die<br />

Lebensqualitätsparameter stiegen<br />

unter bei<strong>de</strong>n Darreichungsformen<br />

im Vergleich zu Placebo signifikant an.<br />

Die Studienerbnisse zeigen, so<br />

Diel, dass Ibandronat i.v. und oral<br />

die Knochenschmerzen bei Brustkrebspatientinnen<br />

mit Knochenmetastasen<br />

signifikant und nachhaltig<br />

min<strong>de</strong>rt.<br />

Desweiteren geht durch die<br />

Reduktion <strong>de</strong>r Knochenschmerz -<br />

intensität eine signifikante Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Lebensqualität einher.<br />

Die Senkung <strong>de</strong>s Risikos für Skelett -<br />

komplikationen war unter Ibandro<br />

nat in bei<strong>de</strong>n Darreichungsformen<br />

vergleichbar. Dies schafft nach<br />

Diel die besten Voraussetzungen für<br />

eine patientengerechte Therapie.<br />

Literatur:<br />

1 Tripathy D et al. Clin Ther 2004;<br />

26(12):1947-59<br />

2 Body JJ et al. Pain 2004; 111:306-12<br />

3 Body JJ et al. Ann Oncol 2003; 14:1399-405<br />

4 Body JJ et al. Br J Cancer 2004; 90:1133-7<br />

22 <strong>MedReview</strong> 10 ·2010


Augmentation <strong>de</strong>r Brust auf Basis von Hyaluronsäure<br />

Das innovative Produktkonzept<br />

basiert auf <strong>de</strong>r einzigartigen<br />

und patentierten<br />

NASHA-Technologie von<br />

Q-Med. Sicherheit und Wirksamkeit<br />

<strong>de</strong>r NASHA-Gele<br />

sind klinisch belegt und<br />

umfassend dokumentiert.<br />

Macrolane wird in zwei Formulierungen<br />

(o<strong>de</strong>r „Volume<br />

Restoration Factors“ – VRF)<br />

hergestellt, die eine unterschiedliche<br />

Hebekapazität im<br />

Gewebe besitzen: Macrolane<br />

VRF20 und Macrolane<br />

VRF30. Macrolane VRF20 ist<br />

für Bereiche gedacht, wo eine<br />

geringere Gewebeunterstützung<br />

und -ab<strong>de</strong>ckung vorhan<strong>de</strong>n<br />

ist, während sich VRF30,<br />

ein dickeres Gel, für Areale<br />

eignet, die eine umfassen<strong>de</strong><br />

Gewebeunterstützung und<br />

-ab<strong>de</strong>ckung aufweisen.<br />

Der Körper baut das biologisch<br />

verträgliche Hyaluronsäure-Gel<br />

im Körper nach und<br />

nach ab. Wird eine länger<br />

andauern<strong>de</strong> Wirkung ge -<br />

wünscht, kann das ästhetische<br />

Ergebnis mit Auffrischungsbehandlungen<br />

erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Aktuelles Poster auf <strong>de</strong>m<br />

Senologiekongress<br />

Eine Posterpräsentation von<br />

Lampe et al. auf <strong>de</strong>m diesjährigen<br />

Senologiekongress in<br />

Hamburg stellte die Ergebnisse<br />

zweier Brustaugmentationen<br />

mit <strong>de</strong>m Hyaluronsäure-Gel<br />

vor. Macrolane wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n exakt <strong>de</strong>finierten Raum<br />

zwischen Brustdrüse und Pectoralisfascie<br />

verbracht, wo das<br />

Füllmaterial nach <strong>de</strong>r Injektion<br />

konfluiert und ein Depot<br />

bil<strong>de</strong>t. Um dieses Depot<br />

herum entwickelt sich eine<br />

zarte Bin<strong>de</strong>gewebskapsel,<br />

wodurch Macrolane am Ort<br />

verbleibt.<br />

Die Patientinnen waren 40<br />

und 18 Jahre alt: Die 40-jährige<br />

Patientin mit Z.n. Lejourmastopexie<br />

vor einem Jahr<br />

erhielt 160 ml Macrolane pro<br />

Seite. Die Patientin hatte<br />

damals postoperativ narbige<br />

Einziehungen entwickelt, die<br />

sich nun zwölf Monate nach<br />

<strong>de</strong>r Macrolane-Anwendung<br />

fast völlig aufgelöst hatten.<br />

Die Autoren verweisen in die-<br />

sem Zusammenhang auf die<br />

schon bekannte sehr günstige<br />

Wirkung von Hyaluronsäure<br />

auf die innere Narbenbildung.<br />

Bei <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> 18-jährigen<br />

Patientin waren es die Eltern,<br />

die herkömmliche Implantate<br />

grundsätzlich ablehnten, aber<br />

mit einer Macrolane-Augmentation<br />

<strong>de</strong>n Operationswunsch<br />

<strong>de</strong>r Tochter unterstützen wollten.<br />

Nach zwölf Monaten<br />

hatte das Volumen <strong>de</strong>r Brust<br />

etwa um die Hälfte abgenommen.<br />

Die Autoren verweisen<br />

auf die individuell variable<br />

Resorptionsquote und auf<br />

Auffrischungsbehandlungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen dann meist nur etwa<br />

50 % <strong>de</strong>s Ausgangsmaterials<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />

Aktuelles AUS DER INDUSTRIE<br />

Macrolane ist das erste Produkt auf Basis von Hyaluronsäure, das in großen Volumina injiziert wer<strong>de</strong>n kann und damit zur Volumenwie<strong>de</strong>rherstellung,<br />

Körperkonturierung und zur <strong>de</strong>zenten Formung <strong>de</strong>r Brust in <strong>de</strong>r Europäischen Union zugelassen ist. Die<br />

Behandlung mit Macrolane bietet sofortige und lang anhalten<strong>de</strong> Ergebnisse und erfor<strong>de</strong>rt keine Vollnarkose. Macrolane wird für<br />

<strong>de</strong>n Brustaufbau unterhalb <strong>de</strong>r Brustdrüse subkutan injiziert.<br />

<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 23<br />

Fazit<br />

Macrolane (Fa. Q-MED) ist<br />

weniger invasiv als Fett und<br />

führt zu einem natürlicheren<br />

Aussehen als permanente Füllsubstanzen.<br />

Damit setzt<br />

Macrolane neue Maßstäbe für<br />

die Konturierung <strong>de</strong>s Körpers.<br />

Die Wie<strong>de</strong>rherstellung und<br />

Vergrößerung von Volumina<br />

Shirt, Bustier und Body<br />

Neue Ö<strong>de</strong>mversorgung für Brustkrebspatientinnen<br />

Bei 20 % aller Brustkrebspatientinnen<br />

wird nach <strong>de</strong>r Operation<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Therapie<br />

ein Lymphö<strong>de</strong>m diagnostiziert.<br />

Primäre und sekundäre<br />

Lymphö<strong>de</strong>me <strong>de</strong>r Stadien I, II<br />

und III können mit <strong>de</strong>r Thorax-Versorgung<br />

erfolgreich<br />

therapiert wer<strong>de</strong>n. Sie eignet<br />

sich auch bestens für Patientinnen,<br />

die neben stärksten<br />

Ö<strong>de</strong>men auch ein sehr weiches<br />

Bin<strong>de</strong>gewebe aufweisen.<br />

Shirt, Bustier und Body gibt<br />

es wahlweise mit und ohne<br />

Armansatz in <strong>de</strong>n Farben Sand<br />

o<strong>de</strong>r Caramel. Das Plus an<br />

Comfort bieten Son<strong>de</strong>rausführungen,<br />

wie z. B. das separate<br />

Achselpolster. Es schützt<br />

das empfindliche Gewebe und<br />

verringert nach einer OP die<br />

Ö<strong>de</strong>mbildung. Ein an -<br />

schmieg samer Soft-Abschluss<br />

an allen Strickkanten und<br />

Übergängen sollte beson<strong>de</strong>rs<br />

dann Ö<strong>de</strong>mpatienten angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn das Gewebe<br />

beson<strong>de</strong>rs weich und empfindlich<br />

ist. Ebenso können<br />

Lymphpads, Futterstoff und<br />

Taschen eingearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Haken-Doppel -<br />

reihen-Verschluss können<br />

leichte Umfangsschwankungen<br />

leicht ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Verordnung <strong>de</strong>r Kompressionsversorgung<br />

ist eine<br />

sachliche medizinische Leistung,<br />

die zu Lasten <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Krankenversicherung<br />

verordnet wer<strong>de</strong>n kann und<br />

frei von Budgets und Richtgrößen<br />

ist.<br />

ist mit sofort sichtbaren<br />

Ergebnissen, geringer Invasivität<br />

und langfristiger Stabilität<br />

verbun<strong>de</strong>n.<br />

Macrolane sollte von Ärzten<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die<br />

umfassen<strong>de</strong> Kenntnisse <strong>de</strong>s<br />

Behandlungsbereiches und<br />

Erfahrung mit ähnlichen<br />

Techniken (z. B. <strong>de</strong>r Fetttransplantation)<br />

besitzen. Die<br />

Patientinnen wie<strong>de</strong>rum sollten<br />

für die Behandlung mit<br />

Macrolane geeignet sein und<br />

realistische Erwartungen an<br />

die Brustaugmentation mitbringen.<br />

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Dr. Hermann Lampe,<br />

Frankfurt<br />

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Aktuelles AUS DER INDUSTRIE<br />

ASCO 2010: Endauswertung einer NIS bei 3500 Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen<br />

Ibandronat im Praxisalltag – Schmerzreduktion und<br />

renale Verträglichkeit bestätigt<br />

Bisphrosphonate sind integraler Bestandteil <strong>de</strong>r Therapie von Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen. In großen klinischen<br />

Studien hat Ibandronat (Bondronat ®) , das oral und intravenös applizierbar ist, seine Wirksamkeit und Verträglichkeit unter<br />

Beweis gestellt. Auf <strong>de</strong>m ASCO 2010 wur<strong>de</strong>n Anfang Juni in Chicago von Prof. Ingo J. Diel, Mannheim, die Ergebnisse einer nicht<br />

interventionellen Studie (NIS) mit 3515 Patientinnen präsentiert. Anlässlich <strong>de</strong>s Senologiekongresses legte Prof. Diel Ziel und Fazit<br />

<strong>de</strong>r Studie zur Risiko-Nutzen-Bewertung im klinischen Alltag dar.<br />

Parameter <strong>de</strong>r Dokumentation<br />

waren Schmerzstärke,<br />

Analgetika-Verbrauch und er -<br />

rechnete Kreatinin-Clearance.<br />

Alle Teilnehmerinnen erhielten<br />

über einen Zeitraum von<br />

24 Wochen Ibandronat i.v. in<br />

<strong>de</strong>r Standard-Dosierung von<br />

6 mg alle 3–4 Wochen o<strong>de</strong>r<br />

eine 50 mg Filmtablette täglich.<br />

91 % <strong>de</strong>r Patientinnen<br />

erhielten die Infusionen.<br />

Signifikante Reduktion <strong>de</strong>r<br />

Knochenschmerzen<br />

Die Mehrheit <strong>de</strong>r 3515 klinisch<br />

evaluierten Patienten<br />

mit Brustkrebs und Knochenmetastasen<br />

war zu Studienbeginn<br />

Bisphosphonat-naiv (n =<br />

2320), an<strong>de</strong>re mit Ibandronat<br />

(n = 418) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bisphosphonaten<br />

(BP, n = 777),<br />

hauptsächlich Zoledronsäure<br />

und Pamidronat, vorbehan<strong>de</strong>lt.<br />

Der zu Studienbeginn<br />

dokumentierte Anfangs-<br />

Schmerzscore war bei BP-naiven<br />

Patienten am höchsten<br />

(3.2 ± 2.4) im Vergleich zu<br />

<strong>de</strong>njenigen mit einer Vorbe-<br />

Die Ergebnisse einer vertiefen<strong>de</strong>n<br />

IPCW-Analyse (IPCW<br />

inverse probability of censoring<br />

weighted) <strong>de</strong>r BIG-1-98-<br />

Studie zeigen, dass mit Letrozol<br />

das Gesamtüberleben<br />

gegenüber einer Therapie mit<br />

Tamoxifen um 17 % signifikant<br />

verbessert wer<strong>de</strong>n kann<br />

(HR 0,83; 95% CI 0,71–0,97;<br />

p < 0,05). Darüber hinaus<br />

bestätigen sie <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ITT-<br />

Analyse bereits gezeigten signifikanten<br />

Vorteil <strong>de</strong>r Letrozol-Therapie<br />

gegenüber Ta -<br />

moxifen für das krankheitsfreie<br />

Überleben mit einer Verbesserung<br />

um 15 % (HR 0,85;<br />

95% CI 0,76–0,96; p < 0,05)<br />

(1) und die Überlegenheit hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Zeit bis zur Fernmetastasierung<br />

von 19 % (HR<br />

0,81; 95% CI 0,69–0,96;<br />

p < 0,05). Die Daten <strong>de</strong>r BIG-<br />

1-98-Studie sprechen ein<strong>de</strong>utig<br />

für <strong>de</strong>n frühen Upfront-<br />

Einsatz von Letrozol bei allen<br />

Abb.: Renale Funktion (cont.): Prozentsatz an Patientinnen mit<br />

Ausgangs-eCrCl (ml/min) < 30, 31–60 o<strong>de</strong>r > 60 ml/min nach<br />

BP-Vorbehandlung.<br />

handlung mit an<strong>de</strong>ren Bisphosphonaten<br />

(3.1 ± 2.4)<br />

o<strong>de</strong>r Ibandronat (2.5 ± 2.1;<br />

p < 0,0001) am niedrigsten.<br />

Die Schmerzintensität, ge -<br />

messen mittels VAS-Score,<br />

nahm im Laufe <strong>de</strong>s Beobachtungszeitraums<br />

signifikant ab<br />

(VAS: 3.1 ± 2.4 auf 2.3 ± 2;<br />

p < 0,0001), wobei die Wirksamkeit<br />

von intravenösem<br />

und oralem Ibandronat vergleichbar<br />

war. Der Analgeti-<br />

postmenopausalen Patientinnen<br />

mit Hormonrezeptorpositivem<br />

Mammakarzinom.<br />

Nach <strong>de</strong>r Entblindung <strong>de</strong>r<br />

BIG-1-98 Studie wechselten<br />

aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich besseren<br />

Wirksamkeit von Letrozol<br />

25,2 % <strong>de</strong>r Patientinnen <strong>de</strong>s<br />

Tamoxifen-Arms in <strong>de</strong>n Letrozol-Arm(26-Monatsauswertung).<br />

Dieser selektive Cross -<br />

over-Effekt wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r ITT-<br />

Erhebung nicht berücksichtigt,<br />

was zu einer Verringerung<br />

<strong>de</strong>r berechneten Überlegenheit<br />

von Letrozol führte (2).<br />

Ergänzend zu dieser Auswertung<br />

wur<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r IPCW-Analyse vorgestellt.<br />

Diese international anerkannte<br />

Auswertung zeigt, wie <strong>de</strong>r<br />

klinische Effekt von Letrozol<br />

aussehen könnte, wenn kein<br />

selektiver Crossover stattgefun<strong>de</strong>n<br />

hätte.<br />

Die statistische Analyse<br />

IPCW wur<strong>de</strong> erstmals 2000<br />

ka-Verbrauch konnte ebenfalls<br />

signifikant reduziert wer<strong>de</strong>n<br />

und mehr Patienten benötigten<br />

keine weitere ergänzen<strong>de</strong><br />

Analgetikabehandlung zu Studienen<strong>de</strong><br />

(57 vs. 54 %).<br />

Stabile Kreatininwerte<br />

als Zeichen für Nierenverträglichkeit<br />

Die Kreatinin-Clearance zur<br />

Baseline unterschied sich signifikant<br />

zwischen <strong>de</strong>n Patien-<br />

von Robins et al. (3) publiziert<br />

und fand seither in mehr als 25<br />

zumeist hochrangigen Studien<br />

ihre Anwendung – vorwiegend<br />

dann, wenn in einer Studie<br />

<strong>de</strong>r Wechsel von Patienten<br />

aus <strong>de</strong>m Plazebo- in <strong>de</strong>n Wirkstoffarm<br />

möglich war.<br />

In einer weiteren Auswertung<br />

<strong>de</strong>r BIG-1-98 Studie<br />

wur<strong>de</strong> die Letrozol-Monotherapie<br />

mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Sequenztherapien<br />

verglichen: klassische<br />

Sequenztherapie (2 Jahre<br />

Tamoxifen gefolgt von 3 Jahren<br />

Letrozol) und inverse<br />

Sequenztherapie (2 Jahre<br />

Letrozol gefolgt von 3 Jahren<br />

Tamoxifen). Insbeson<strong>de</strong>re in<br />

<strong>de</strong>r Hochrisikopopulation –<br />

<strong>de</strong>n nodalpositiven Patientinnen<br />

– konnte ein <strong>de</strong>utlicher<br />

Vorteil für die Upfront-Therapie<br />

mit Letrozol belegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Unterschied be -<br />

steht jedoch nicht zwischen<br />

<strong>de</strong>r Upfront-Therapie und <strong>de</strong>r<br />

tinnen, die mit Zoledronsäure<br />

vorbehan<strong>de</strong>lt waren (72,4 ±<br />

31,7 ml/min) im Vergleich zu<br />

<strong>de</strong>njenigen unter Ibandronat<br />

(77,8 ± 28,8 ml/min; p =<br />

0,0090) o<strong>de</strong>r mit keinerlei<br />

Bisphosphonat-Vorbehandlung<br />

(79,5 ± 30,7 ml/min;<br />

p < 0,0001). Nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

24-wöchigen Beobachtungszeit<br />

wur<strong>de</strong>n keine Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Nierenfunktion<br />

durch die Gabe von Ibandronat<br />

beobachtet. Auch diejenigen<br />

Patienten, die eine zu<br />

Beginn schlechtere Nierenfunktion<br />

aufwiesen, blieben<br />

stabil.<br />

Schlussfolgerung<br />

Adjuvante Therapie mit Letrozol – aktuelle Studiendaten<br />

Die Ergebnisse dieser bis<br />

heute größten Studie mit Ibandronat<br />

zeigen, dass sich die in<br />

Phase-III-Studien beschriebene<br />

schmerzlin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wirksamkeit<br />

und renale Verträglichkeit<br />

von intravenösem<br />

o<strong>de</strong>r oralem Bondronat ® auch<br />

in <strong>de</strong>r klinischen Routine<br />

bestätigt.<br />

inversen Sequenz. Prof. Dr.<br />

Diethelm Wallwiener dazu:<br />

„Eine adjuvante Therapie<br />

beim Mammakarzinom sollte<br />

im Normallfall immer mit<br />

einem Aromatasehemmer wie<br />

Letrozol begonnen wer<strong>de</strong>n,<br />

auch bei einem späteren<br />

Wechsel auf Tamoxifen können<br />

die Patientinnen davon<br />

noch profitieren“.<br />

Literatur:<br />

1 Regan MM et al. Cancer Res<br />

2009; Vol 69; Number 24;<br />

Suppl 3; page 488s #16. 32nd<br />

Annual San Antonio Breast<br />

Cancer Symposium, Oral presentation,<br />

December 10, 2009<br />

2 The BIG 1-98 Collaborative<br />

Group. N Engl J Med 2009;<br />

361(8):766-776<br />

3 Robins JM, Finkestein DM.<br />

Biometrics 2000; 56:779-88<br />

Quelle: Novartis Oncology Pressegespräch<br />

„Fortschritte und Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

beim Mammakarzinom<br />

Schlüsselstudien mit Letrozol<br />

in <strong>de</strong>r adjuvanten Therapie“ in<br />

Hamburg, 2. Juli 2010<br />

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