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DIE SYSTEMISCHE THERAPIE DER JUNGEN FRAU MIT KINDERWUNSCH<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>s Fertilitätserhalts bei<br />
jungen Frauen mit Chemotherapie<br />
MICHAEL VON WOLFF, BERN (SCHWEIZ)<br />
Das Risiko <strong>de</strong>r ovariellen<br />
Schädigung ist zum einen<br />
sehr stark vom Alter <strong>de</strong>r<br />
Patientin und zum an<strong>de</strong>ren<br />
von <strong>de</strong>r Toxizität <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />
Chemotherapie o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Strahlendosis abhängig. Zu <strong>de</strong>n<br />
Therapien mit einem relevanten,<br />
d. h. min<strong>de</strong>stens zirka 30%igen<br />
Risiko gehören beim Mammakarzinom<br />
bei 35- bis 40-Jährigen die<br />
Chemotherapien nach <strong>de</strong>m CMF-,<br />
FEC- und FAC-Schema. Detailliertere<br />
Angaben fin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>r<br />
Webseite <strong>de</strong>s Netzwerkes für fertilitätsprotektive<br />
Maßnahmen, FertiPROTEKT,<br />
www.fertiprotekt.<strong>de</strong>,<br />
ein Zusammenschluss von zirka 70<br />
reproduktionsmedizinischen Zentren.<br />
Allerdings ist die Datenlage<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Toxizität <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Chemotherapien noch<br />
begrenzt.<br />
Gabe von GnRH-Analoga<br />
Die in Deutschland am häufigsten<br />
durchgeführte Maßnahme ist die<br />
Gabe von GnRH-Analoga. Die<br />
Wirksamkeit dieser Medikamente<br />
wird weiterhin kontrovers diskutiert.<br />
Inzwischen wer<strong>de</strong>n zunehmend<br />
auch randomisierte Studien<br />
publiziert. Einige dieser Studien<br />
wie die ZORO-Studie, die <strong>de</strong>n ovarialprotektiven<br />
Effekt bei <strong>de</strong>r<br />
Behandlung <strong>de</strong>s Mammakarzinoms<br />
untersucht hat (Gerber et al. Gynäkologische<br />
Endokrinologie 2010;<br />
1:41-6), konnten keinen ovarialprotektiven<br />
Effekt belegen. Allerdings<br />
wiesen die Patientinnen ohne<br />
GnRH-Analoga in nur einem geringen<br />
Prozentsatz <strong>de</strong>r Fälle nach <strong>de</strong>r<br />
Chemotherapie eine Amenorrhoe<br />
auf, so dass die Patientinnenkollektive<br />
eher ungeeignet für eine Untersuchung<br />
<strong>de</strong>r Wirksamkeit von<br />
GnRH-Analoga waren. In mehreren<br />
Fertilitätsprotektive Maßnahmen stehen zunehmend im<br />
Fokus <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit bei Frauen vor einer Chemoo<strong>de</strong>r<br />
Strahlentherapie. Eine Vielzahl z. T. bereits etablierter<br />
als auch noch experimenteller Techniken wur<strong>de</strong>n und<br />
wer<strong>de</strong>n als mögliche Maßnahmen diskutiert. Dank neuer<br />
Studien <strong>de</strong>r letzten 1–2 Jahre können die Effektivität und<br />
die Risiken dieser Maßnahmen zunehmend besser abge -<br />
schätzt wer<strong>de</strong>n, so dass auch realistische Empfehlungen<br />
gegeben wer<strong>de</strong>n können. Allerdings sollten diese Empfehlungen immer<br />
auf <strong>de</strong>m individuellen Risikoprofil für eine relevante Schädigung <strong>de</strong>r<br />
Ovarien und auf <strong>de</strong>n persönlichen Wünschen <strong>de</strong>r Patientin beruhen.<br />
an<strong>de</strong>ren Studien (Badawy et al. Fertil<br />
Steril 2009; 9:694-7; Sverrisdottir<br />
et al. Breast Cancer Res Treat<br />
2009; 117:569-70) mit einer höheren<br />
Schädigungsrate <strong>de</strong>r Ovarien<br />
ohne GnRH-Gabe zeigte sich eine<br />
<strong>de</strong>utliche Verringerung <strong>de</strong>r Amenorrhoerate<br />
mit GnRH-Analoga.<br />
Somit verdichtet sich <strong>de</strong>rzeit die<br />
Datenlage dahingehend, dass<br />
GnRH-Analoga doch einen Effekt<br />
bei einem Risikokollektiv zu haben<br />
scheinen. Eine abschließen<strong>de</strong><br />
Bewertung o<strong>de</strong>r gar eine Quantifi-<br />
zierung <strong>de</strong>s Effektes ist jedoch noch<br />
nicht möglich.<br />
Soll die Chemotherapie innerhalb<br />
<strong>de</strong>r fünf Tage nach <strong>de</strong>r Gabe<br />
<strong>de</strong>r GnRH-Analoga und damit<br />
während <strong>de</strong>s FSH-„flare ups“ gegeben<br />
wer<strong>de</strong>n, so können zusätzlich<br />
GnRH-Antagonisten zur Verringerung<br />
<strong>de</strong>s „flare ups“ appliziert wer<strong>de</strong>n<br />
(von Wolff et al. Fertil Steril,<br />
submitted). Ob die Verringerung<br />
<strong>de</strong>s „flare ups“ eine klinische Relevanz<br />
hat, ist jedoch noch nicht er -<br />
wiesen. Letztlich Seite 19 unten ><br />
Abb.: Laparoskopische Transplantation von Ovargewebe in die Beckenwand (mit freund -<br />
licher Genehmigung von R. Dittrich, Frauenklinik <strong>de</strong>s Universitätsklinikums Erlangen).<br />
<strong>MedReview</strong> 10 ·2010 17<br />
Prof. Dr.<br />
Michael von Wolff