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STUFE - Schwäbische Albvereinsjugend

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www.schwaebische-albvereinsjugend.de Frühling 2009 Nr. 140<br />

GEBALLTE INFOS für Aktive und Interessierte<br />

Im Brennpunkt -<br />

Jahresmotto 2009<br />

„Zwischen Tradition und Moderne”<br />

Im Brennpunkt -<br />

Mundart-Podcast-Wettbewerb<br />

JUGSNews -<br />

Energieeffizienz der Wanderheime<br />

Aktives Vereinsleben -<br />

Maultaschen? Find' ich gut!<br />

1


• • • • • • • • • • • • I N H A L T • • • • • • • • • • •<br />

IM BRENNPUNKT<br />

Sprüche, Sagen, Rituale ............................................................... 4<br />

Geplante Aktionen zum Jahresmotto ...........................................5<br />

Traditionen abschaffen oder erhalten? ...................................... 6<br />

Beispiele von Traditionen ............................................................. 8<br />

Zwischen Tradition und Moderne -<br />

was bedeutet das für mich ........................................................... 8<br />

Denke an die Quelle, wenn du Wasser trinkst ........................... 9<br />

Nachgefragt! ................................................................................. 10<br />

Online-Tagebuch oder Lagerzeitung -<br />

müssen das immer Gegensätzes sein? ......................................12<br />

Interview mit Manfred Stingel.................................................... 14<br />

Seife: Vom Luxusartikel zur Billigware ...................................... 16<br />

Mundart-Podcast-Wettbewerb ...................................................17<br />

2<br />

EDITORIAL ...................................................................................... 3<br />

JUGS<br />

NEWS<br />

Aus dem Alltag einer Bildungsreferentin .................................. 18<br />

Eine Woche Jugendgeschäftsstelle ............................................ 19<br />

Auf den Spuren von Robin Hood .............................................. 19<br />

Reden um verstanden zu werden.............................................. 20<br />

Landesfest 2009 in Ellwangen ................................................... 20<br />

Fuchsfarmfestival 2009 ................................................................21<br />

Jugendvertreter sorgen sich um<br />

Energieeffizienz der Wanderheime ........................................... 22<br />

AKTIVES VEREINSLEBEN<br />

Rückblick auf Veranstaltungen .................................................. 24<br />

Maultaschen? Find' ich gut! ........................................................ 25<br />

Waldweihnacht anstatt jährlicher Weihnachtsfeier ................. 26<br />

Schneeschuhtour im Schwarzwald ............................................ 28<br />

TIPPS<br />

Osterhasen backen ...................................................................... 29<br />

So könnt ihr Seife selbst herstellen ........................................... 30<br />

SONSTIGES<br />

Natur des Jahres 2009 ................................................................ 32<br />

Weißt du noch .............................................................................34<br />

Das Vorletzte ................................................................................ 35<br />

• • • • • • • • I M P R E S S U M • • • • • • • •<br />

S<br />

ISSN: 1861-2873<br />

T<br />

Redaktionsteam:<br />

U F<br />

Leserbriefe, Berichte und Artikel, die Emit dem Namen des<br />

Christian Bendig, Florian Engster, Holger Hendel, Kerstin Autors gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die<br />

Herausgeber:<br />

Schöberl, Lebrecht Geng, Ulrich Scheuermann, Germar Meinung der Redaktion oder des Jugendbeirats wieder.<br />

Deutsche Wanderjugend im Schulte-Hunsbeck, Sonja Ulmer<br />

<strong>Schwäbische</strong>n Albverein<br />

Die <strong>STUFE</strong> erscheint viermal jährlich und kann auf der<br />

Hospitalstr. 21 B<br />

Satz und Gestaltung: Germar Schulte-Hunsbeck<br />

Jugendgeschäftsstelle der <strong>Albvereinsjugend</strong> angefordert<br />

70174 Stuttgart<br />

werden. Die Zeitschrift wird an die Bezieher unentgeltlich<br />

Fon: 0711 22585-74<br />

Freie und feste Mitarbeiter sind im Redaktionsteam herzlich abgegeben.<br />

Fax: 0711 22585-94<br />

willkommen. Zuschriften, Anfragen, Artikel und Manuskripte<br />

bitte an die Redaktion. Sie sollten nicht mehr als eine, max. zwei Auflage: 1.500 Stück<br />

DIN A4 Seiten lang sein, ansonsten behält sich die Redaktion Druck: Druckerei Domrös, Markgröningen<br />

Redaktion: (V.i.S.d.P.):<br />

Kürzungen vor. Leserbriefe sind erwünscht! Wir freuen Papier: Recycling-Papier, chlorfrei gebleicht<br />

Christian Bendig<br />

uns, wenn Zeichnungen, Dias oder Fotos dabei sind. Beiträge<br />

Geschwister-Scholl-Str. 39<br />

werden nur berücksichtigt, wenn sie auf Diskette, CD oder als<br />

73732 Esslingen<br />

E-Mail vorliegen. Elektronische Bilder bitte mit mindestens 1<br />

E-Mail: stufe@schwaebische- Million Pixel!<br />

albvereinsjugend.de<br />

LESERBRIEFE ................................................................................ 23


Unser Verein konnte im vergangenen Jahr auf eine 120-jährige Tradition zurückblicken.<br />

Die Jugend im Verein organisierte sich erst Jahrzente nach der Gründung des<br />

Albvereins. Im Jahr 1926 stellte der Verein die „Richtlinien für die Jugendabteilungen<br />

des Schwäb. Albvereins (<strong>Albvereinsjugend</strong>ring)“ auf. Hier ein Auszug daraus:<br />

Die Jugendabteilungen verfolgen die Ziele des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins und<br />

der Jugendbewegung und bezwecken, die Kenntnisse der Heimat zu erweitern, die<br />

Heimatliebe und das Gemeinschaftsleben zu pflegen, den Heimatschutz zu fördern,<br />

Körper und Geist zu kräftigen und zu stählen, deutsche Sitte und Eigenart (auch im<br />

Volkslied, Volkstum und Spiel) zu schützen und zu pflegen. Besonderer Wert wird auf<br />

die Ausbildung tüchtiger und vorbildlicher Wanderführer gelegt. Jede Parteipolitik ist<br />

ausgeschlossen. Dem Geiste der Jugendbewegung entsprechend werden alle Volksgifte<br />

gemieden und Schmutz bekämpft und soll sich in jedem Mitglied die Freude am Einfachen,<br />

Schönen in Kleidung und Lebensführung lebendig und tief gestalten. Als Glieder<br />

eines gemeinnützigen Vereins sollen sich die Jugendabteilungen dessen bewusst sein,<br />

dass die Arbeiten des Vereins nicht sowohl dem Einzelnen, als vielmehr der Allgemeinheit zugute kommen<br />

und es ihre Pflicht ist, diesen Dienst am Volk nach Kräften zu fördern und zu Ehren des Vereins fortzusetzen.<br />

[…] In die Jugendabteilung können alle Jungmannen und Jungmädchen über 10 und unter 20 Jahren, die<br />

die Richtlinien anerkennen und auf mindestens 3 Probewanderungen für geeignet befunden worden sind,<br />

aufgenommen werden. […] Die Jugendabteilungen erhalten die Vereinszeitschrift zu einem ermäßigten<br />

Preis und verfügen über deren Verteilung.[...] aus: Blätter des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins, 38. Jahrgang 1926, Nr. 8, Seite 164f.<br />

Als ich die „Urgroßmutter“ unserer erst kürzlich überarbeiteten Jugendordnung erstmals gelesen hatte,<br />

war ich in zweierlei Hinsicht erstaunt. Einerseits über heute noch gültige Grundsätze der <strong>Albvereinsjugend</strong>,<br />

andererseits über heute längst überholte Ansichten. Auch damals waren unsere heutigen Leitbilder bereits<br />

im Ansatz zu erkennen:<br />

• …das Gemeinschaftsleben zu pflegen... - > Gemeinsam unterwegs<br />

• …Sitte und Eigenart im Volkslied, Volkstum und Spiel) zu schützen und zu pflegen - > Tradition<br />

und Moderne<br />

• und in der Formulierung ...nicht sowohl dem Einzelnen, als vielmehr der Allgemeinheit... spiegelt<br />

sich „soziales Handeln“ wieder.<br />

Bereits vor der Machtergreifung der Nazis in Deutschland schrieb sich die <strong>Albvereinsjugend</strong> parteipolitische<br />

Neutralität auf die Fahnen. Heute würden wir die „Ausbildung tüchtiger und vorbildlicher Wanderführer“<br />

als außerschulische Jugendbildung und Entwicklung von Schlüsselkompetenzen bezeichnen. Die Meidung<br />

der Volksgifte regeln heute das Jugendschutzgesetz und Drogenpräventionsprogramme. Die Erwähnung<br />

der Kleidung und Lebensführung in unserer Jugendordnung wäre heute wohl nicht mehr denkbar. Waren<br />

1926 noch drei Probewanderungen erforderlich um als „geeignet“ befunden zu werden, sprechen wir heute<br />

von Schnupperstunden bei unseren Kinder- und Jugendgruppen.<br />

Tradition und Moderne sind keine Widersprüche. Die Wurzeln unserer heutigen Leitbilder zeigen, dass<br />

es der <strong>Schwäbische</strong>n <strong>Albvereinsjugend</strong> gelungen ist traditionelle Werte und Ziele zu verfolgen und dabei<br />

moderne, zeitgemäße Medien, Sprache und Methoden zu verwenden.<br />

Heiko Herbst<br />

Hauptjugendwart (Obmann des <strong>Albvereinsjugend</strong>rings, wie man ihn 1926 genannt hätte)<br />

3


Sprüche, Sagen, Rituale<br />

Anregungen für die Vermittlung von Tradition und Moderne in Kinder- und Jugendgruppen<br />

Wer kennt diesen Spruch nicht? Aber ist das jetzt eine Tradition<br />

oder ein Spruch aus der Moderne? Darüber könnte man<br />

bestimmt abendfüllende Diskussionen führen. Die einen sagen:<br />

„Den verwenden wir immer bei unserer Freizeit“ oder „Bei uns<br />

in der Familie ist das der Beginn JEDER Mahlzeit“. Aber es wird<br />

bestimmt auch solche Stimmen geben, die sagen: „Nein, der<br />

ist doch blöd und Kinderkram““ oder „So alt ist der nicht, das<br />

kann keine Tradition sein“.<br />

Wie aber kann man Tradition und Moderne in Kinder- und Jugendgruppen<br />

vermitteln? Sicherlich macht es einen Unterschied,<br />

ob Kinder oder Jugendliche in meiner Gruppe sind. Bei Kindern<br />

sollte der Schwerpunkt im eigenen Erfahren und Erleben von<br />

Ritualen und Traditionen liegen. Welche Feste werden gefeiert?<br />

z.B. Hochzeit, Geburtstage, etc.. Welche Rituale und Traditionen<br />

gibt es im Jahresverlauf? Ostern, Weihnachten, etc. Es ist auch<br />

ein Besuch im nah gelegenen Freilichtmuseum denkbar, um den<br />

Kindern zu zeigen wie früher gelebt und Handwerk betrieben<br />

wurde. Oder mal alte Lieder, Geschichten oder Sagen singen<br />

und vorlesen. Weiterhin<br />

können eigene<br />

Rituale in der Gruppenstunde<br />

eingeführt<br />

werden, wie u.a. ein<br />

gemeinsamer Beginn<br />

oder immer wiederkehrende<br />

Aktivitäten<br />

bei Geburtstagen etc.<br />

Bei älteren Kindern<br />

können zusätzlich<br />

noch verschiedene<br />

Gegensätze gesammelt<br />

und diskutiert werden wie z.B. wurde früher telefoniert, wie<br />

heute? Computer und Schreibmaschine, Nintendo und Spiele mit<br />

Holz, etc. Auf der <strong>Schwäbische</strong>n Alb können traditionelle Orte<br />

z.B. der Blautopf in Blaubeuren besucht oder erwandert werden<br />

und dort die alten Sagen und Geschichten besprochen werden.<br />

4<br />

Piep piep piep wir ham' uns alle lieb.<br />

Ein jeder esse was er kann, nur nicht seinen Nebenmann.<br />

Und wir nehmens ganz genau: Auch nicht seine Nebenfrau.<br />

Hat er sie dann doch gegessen,<br />

Zähneputzen nicht vergessen.<br />

Piep piep piep wir ham' uns alle lieb – Guten Appetit!<br />

Erleben von Ritualen und Traditionen<br />

Es könnte aber auch eine Fotorallye durchgeführt werden, bei<br />

der moderne und traditionelle Zeichen oder Symbole gesucht<br />

und fotografiert und anschließend eine Ausstellung mit den<br />

Motiven gemacht werden. Diese unterschiedlichen Zeichen und<br />

Symbole könnten dann mit den Großeltern besprochen werden,<br />

die die alten Geschichten dazu erzählen können.<br />

Bei Jugendlichen ist eine differenziertere Behandlung des<br />

Themas notwendig. Welche eigene Haltung haben die Jugendlichen<br />

zu diesen Themen? Wie wird die Tradition und die Moderne<br />

bewertet? Hier könnten folgende Fragen im Vordergrund stehen:<br />

• Wo finden wir Traditionen und die Moderne innerhalb der<br />

Familie, im Zusammenleben, in unserer Gruppenstunde, im<br />

Verein oder z.B. bei Kleidung, in der Sprache, bei Spielen<br />

oder bei Festen im Vereinsleben etc.<br />

• Warum interessieren Jugendliche sich heute nicht mehr<br />

für die alten Traditionen?<br />

Ziel solcher Diskussionen ist das<br />

Erkennen von Stereotypen, sowie unsere<br />

Hierarchisierung von Tradition und<br />

Moderne. Die Tradition wird oftmals als<br />

negativ und zurückgeblieben empfunden<br />

und die Moderne als das Bessere und<br />

Fortschrittliches. Aber ist das wirklich<br />

immer so? Welche negativen Effekte auf<br />

jeden Einzelnen können moderne, schnell<br />

lebige und individuelle Lebensweisen<br />

haben?<br />

Hilfestellung zu all diesen Themen<br />

findet ihr auch in unserem Jahreskalender<br />

(ab Mai 2009) und in der Arbeitshilfe<br />

für Freizeiten und Jugendgruppen (ab März 2009). Beide<br />

Publikationen können in der Jugendgeschäftsstelle in Stuttgart<br />

angefordert werden.<br />

Anke Werner


Büchertipps<br />

Rituale für Kinder in Reimen, Lieder und Fingerspielen<br />

von Andrea-Anna Cavelius. Südwest Verlag, Mai 2002,<br />

ISBN 3-517-07712-7<br />

Alt und Jung im Lernaustausch: Eine Arbeitshilfe für<br />

intergenerationelle Lernprojekte von Markus Marquard,<br />

Marlis Schabacker-Bock und Carmen Stadelhofer. Juventa,<br />

Oktober 2008. ISBN 978-3-7799-2128-8.<br />

Web 2.0 für Jugendliche: Jugendbildung und Medienpädagogik<br />

am Beispiel von jugendnetz.de von<br />

Wolfgang Antes, Eva Rothfuß. Juventa; Juli 2008; ISBN<br />

978-3-7799-2127-1.<br />

Geplante Aktionen zum Jahresmotto<br />

Die Welle: Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu<br />

weit ging von Morton Rhue. Ravensburger Buchverlag<br />

(Auflage: Neuauflage), 1. November 2008. ISBN 978-3-<br />

473-58008-8.<br />

Expedition <strong>Schwäbische</strong> Alb. Wandern, Erleben und Genießen<br />

für den Naturschutz. HW 1 und HW 5. <strong>Schwäbische</strong>r<br />

Albverein. Gefördert durch Plenum und Regionen Aktiv.<br />

ISBN 3-88627-290-7. Weitere Infos unter: http://www.<br />

expedition-alb.de/<br />

Sagen der <strong>Schwäbische</strong>n Alb von Klaus Graf, Drw Verlag<br />

Weinbrenner, November 2008, ISBN 978-3-87181-031-2.<br />

Jahreskalender zum Thema „Brauchtum und Moderne“<br />

Dieser Kalender soll eine Sammlung von Ideen, Bilder, Anregungen, Festen, Traditionen und Bastelideen beinhalten und eine<br />

Hilfestellung für die Aktiven in der Ortsgruppe sein. Veröffentlicht wird der Kalender zum Landesfest im Mai in Ellwangen.<br />

Arbeitshilfe für Freizeitteams<br />

Ihr möchtet gerne bei eurer Freizeit oder in eurer Jugendgruppe das aktuelle Jahresmotto „Zwischen Tradition und Moderne“<br />

integrieren? Aber ihr wisst noch nicht so ganz wie? Kein Problem! Ab März gibt es auf der Jugendgeschäftsstelle eine Arbeitshilfe<br />

zum Jahresmotto für Freizeitteams und Jugendleiter. Hier findet ihr Ideen zur Gestaltung und Umsetzung, nützliche Links,<br />

Ausflugsziele, Adressen und vieles mehr! Schreibt einfach eine Mail an anke.werner@schwaebische-albvereinsjugend.de<br />

Mundart-Podcast (Deutsch: ein Hörstück)<br />

Jugendgruppen sind eingeladen einen vorgegebenen Text in ihrem ortsüblichen Dialekt zu sprechen und aufnehmen. Die<br />

einzelnen Textstücke und Aufnahmen werden dann auf der Homepage veröffentlicht. So bekommen wir eine bunte Mischung<br />

mit den verschiedenen Dialekten aus Baden-Württemberg. Näheres auf Seite 17.<br />

Volkstanz auf dem Fuchsfarm-Festival 26. - 28. Juni<br />

Auf dem diesjährigen Fuchsfarm-Festival soll mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiedene Tänze wie z.B. Volkstanz<br />

oder auch ein modernen Tanz, durchgeführt werden.<br />

Seminar: Brauchtum und Tradition – nein danke? 25. - 26. September 2009, Wanderheim Burg Teck<br />

Wir wollen uns auf moderne Weise mit unseren Traditionen und unserem Brauchtum auseinander setzen. In diesem Seminar<br />

wollen wir einerseits über unsere eigenen Rituale und Wertevorstellungen diskutieren, aber auch konkrete Übungen, Methoden<br />

und Spiele zur Umsetzung in Freizeiten, Jugendgruppen und bei Wanderungen erlernen. Leitung: Anke Werner<br />

Seminar: Gemeinsam Lernen! 23. - 24. Oktober 2009, Füllmenbacher Hof<br />

Wenn die Alten mit den Jungen…ein etwas anderer Lehrgang. Die Jungen lernen von den Alten, geht es auch umgekehrt? Auf<br />

dem Programm stehen Geschichten aus den guten alten Zeiten, Kochen wie bei Oma und Opa, Geocaching und das Entdecken<br />

von alten und neuen Techniken. Leitung: Martin Fritz und Anke Werner<br />

5


Traditionen abschaffen oder erhalten?<br />

Weshalb feierten von einigen Wochen viele Menschen Fasnet,<br />

Fasnacht oder Karneval? Weshalb feiern wir Weihnachten<br />

oder Sonnenwende? Bräuche, die schon seit Jahrhunderten<br />

Menschen in ihren Bann ziehen.<br />

In einer Zeit, in der häufig davon die Rede ist, dass immer<br />

mehr Traditionen verloren gehen würden, verwundert dies ja<br />

doch ein wenig. Es stellt sich die Frage, weshalb einige Traditionen<br />

gelebt werden, andere aber verloren gehen.<br />

Gibt es etwas, dass den Fortbestand von Traditionen sichert?<br />

Weshalb gehen Traditionen verloren? Ist es einfach der Lauf<br />

der Zeit, die Veränderung von Gesellschaften und Meinungen?<br />

Oder unterliegen Traditionen gewissen Kriterien, welche sie<br />

erfüllen müssen?<br />

Traditionen liegen Bräuche zugrunde, welche uns ein Gefühl<br />

von Gemeinschaft geben. Bräuche sind immer Handlungen von<br />

Gruppen - niemals von Einzelpersonen - und sie sollen uns<br />

zeitliche und soziale Stabilität geben.Selbst dem besten und<br />

kreativsten Event Manager kann es nicht gelingen, aus einer<br />

Idee einen Brauch werden zu lassen, wenn er damit nicht bei<br />

den Menschen ein Gefühl von Gemeinschaftssinn und Freude<br />

auslösen kann.<br />

Ein weiterer Faktor für Traditionen ist die Funktionalität. So<br />

müssen Traditionen eine gewisse Funktion erfüllen, dass sie<br />

6<br />

eine Chance auf Dauerhaftigkeit haben. Der<br />

Brauch eines Funkenfeuers sollte ursprünglich<br />

die Geister des Winters vertreiben und<br />

dem Frühling die Pforten öffnen.<br />

Hier wird allerdings ein Widerspruch deutlich.<br />

Heute weiß jeder aufgeklärte Mensch,<br />

dass die Veränderung von Jahreszeiten, nicht<br />

von Geistern und mythischen Einflüssen<br />

zustande kommt, sondern durch die Erdrotation<br />

und Gezeitenveränderungen. Nach<br />

heutigem Wissensstand hat das Funkenfeuer<br />

seine Funktionalität verloren und sollte keine<br />

Rolle mehr spielen. Weshalb wird dieser<br />

Brauch immer noch bzw. wieder gepflegt?<br />

Zum einen ist es nach wie vor ein Anlass,<br />

Gemeinschaft zu erleben, zu feiern und sich<br />

auf den kommenden Frühling zu freuen. Vielleicht<br />

bringen Traditionen auch ein Gefühl<br />

hervor, das wir mit Heimat verbinden oder<br />

mit den Wunsch nach Beständigkeit, es spielt auch der Wunsch<br />

nach Sicherheit eine Rolle.<br />

© geralt pixelio<br />

Eine Tradition läuft Gefahr verloren zu gehen, wenn ihre<br />

ursprüngliche Funktion nicht mehr eindeutig ist, wenn ihr<br />

Sinn verloren geht und der Gemeinschaftsfaktor nicht mehr<br />

vorhanden wäre.<br />

Würden Fasnetsfeiern so eine große Resonanz finden, wenn<br />

sie bei den Beteiligten nicht Bedürfnisse erfüllen würde wie die<br />

nach Gemeinschaft, feiern, Freude oder Leichtigkeit im Leben?<br />

Und trotzdem hat sich zum Beispiel Fasnet und Karneval<br />

in den letzten Jahrhunderten verändert. Von einem Fest, das<br />

den Menschen vor der langen, kargen Fastenzeit nochmals die<br />

Möglichkeit gab, ausgelassen zu sein, gemeinsam zu schlemmen<br />

und alltägliche Grenzen und Vorschriften außer Kraft zu setzen,<br />

wurde in der heutigen Zeit ein Brauch, bei dem zwar auch das<br />

gemeinsame Feiern und die Freude an der Maskerade im Vordergrund<br />

steht, aber niemand mehr von Aschermittwoch bis Ostern<br />

die strengen Fastenvorschriften früherer Zeiten einhalten wird<br />

und noch weniger sich darauf in der Faschingszeit vorbereitet.<br />

Diese Beispiele zeigen uns, dass Traditionen immer dem Wandel<br />

der Zeit und der Menschen unterliegen.


Hier stellt sich die zweite Frage: Was benötigt es, damit<br />

Traditionen fortbestehen und was geschieht, wenn Traditionen<br />

aufgegeben werden und neue entstehen?<br />

Grundsätzlich benötigen Menschen, Gesellschaften und<br />

Völker Traditionen, um die eben besagte Gemeinschaft zu leben.<br />

Mit Traditionen erfolgt auch eine Wertschätzung des Bewährten,<br />

Althergebrachten. Dieses Festhalten gibt uns Sicherheit, Überschaubarkeit,<br />

Planbarkeit und Geborgenheit. Bedürfnisse, welche<br />

für uns [= den Menschen] von essentieller Bedeutung sind.<br />

Allerdings sind Traditionen keine Bollwerke der Beständigkeit,<br />

wie häufig vorgehalten wird, sondern vielmehr zarte Pflanzen,<br />

die einen respektvollen und reflektierten Umgang und viel<br />

Pflege benötigen.<br />

Traditionen sind dann dem Untergang geweiht, wenn sie<br />

zum Selbstläufer werden sollen, für lange Zeit ihre Funktion zu<br />

erfüllen haben, ohne dass ihr tieferer Sinn - nämlich uns wichtige<br />

Bedürfnisse zu erfüllen - weiterentwickelt und angepasst wird.<br />

Häufig passiert dies, wenn einige<br />

wenige einer Gruppe Traditionen<br />

aus Bequemlichkeit, aus Mangel an<br />

Kreativität oder Mut für „nachhaltige“<br />

Veränderungen weiterbetreiben. So<br />

werden sie zu leeren Hülsen Quälerei<br />

für andere Menschen, die diese „Traditionshülsen“<br />

erdulden müssen und<br />

sich diesen irgendwann verweigern.<br />

Allerdings muss auch Neues und<br />

Modernes gewisse Kriterien erfüllen,<br />

um zu einer Tradition zu werden. Werden<br />

stets neue Traditionen eingeführt<br />

oder alte Traditionen stark verändert<br />

und angepasst, geht die Sinnhaftigkeit<br />

ebenfalls verloren. Aus fröhlichen<br />

Fasnetsfesten werden plötzlich reine<br />

Trink- und Krachveranstaltungen.<br />

Menschen entwickeln sich weiter,<br />

sie werden geboren und sie sterben<br />

irgendwann, was läge da ferner als<br />

auch diesen Kreislauf bei Traditionen zu suchen?<br />

Traditionen müssen einmal zu Ende gehen. Dazu gehört, dass<br />

man sich von ihnen bewusst verabschiedet und sich klar macht,<br />

dass auch die schönsten Dinge dem Zahn der Zeit unterliegen<br />

und Neuem Platz machen müssen.<br />

Dieses Phänomen ist in vielen Bereichen immer wieder zu<br />

erleben, vor allem dort, wo mehrere Generationen zusammenkommen.<br />

Traditionelle alemannische Fasnet:<br />

Bedürfnis nach Gemeinschaft, Freude und Leichtigkeit<br />

Traditionen, welche jahre- oder jahrzehntelang gut angenommen<br />

wurden, werden plötzlich von den Teilnehmern als<br />

langweilig, verpflichtend und ohne Besonderheiten betrachtet.<br />

Sie bleiben weg und es stellt sich die Frage: Wie gehen wir<br />

damit um?<br />

Man kann nun die Tradition mit dem letzten harten Kern<br />

an Personen am Leben erhalten und weiterführen. Meist wird<br />

der Inhalt diesem harten Kern angepasst, die Erhaltung der<br />

Tradition fast schon radikal weitergeführt, deren Wichtigkeit<br />

gebetsmühlenartig vorgetragen und alle anderen Ansichten als<br />

nicht gültig, unverschämt und ungehörig verurteilt bis der Frust<br />

so groß wird, dass Desinteresse und mangelnde Motivation nicht<br />

mehr in dieser einen künstlich am Leben erhaltenen Tradition<br />

gesehen wird, sondern alle möglichen Umstände und Tatsachen<br />

als Sündenbock herzuhalten haben: Die oberflächlichen jungen<br />

Leute, die sich für nichts mehr interessieren, die altmodischen<br />

und sturen älteren Leute, die sich nicht für die Bedürfnisse der<br />

Jungen interessieren.<br />

© stiefelhahn pixelio<br />

Andererseits bietet sich in solch<br />

einer Situation die einmalige Chance,<br />

Traditionen so zu moderenisieren,<br />

dass sie zwar wieder für andere, neue<br />

Zielgruppen attraktiv werden, ihr<br />

eigentlicher Sinn aber nicht vollständig<br />

verloren geht. Dazu gehört es natürlich,<br />

Kompromisse einzugehen und<br />

zwar auf allen Seiten.<br />

Vielen Musikvereinen ist in den<br />

letzten Jahren dieser Spagat gelungen.<br />

Das Musikreportoire wurde modernisiert,<br />

Altbewährtes blieb erhalten.<br />

Beide Seiten mussten sich aufeinander<br />

zubewegen und es funktioniert.<br />

Vielleicht fällt es uns ja leichter,<br />

manche Traditionen loszulassen,<br />

wenn wir im Bewusstein leben, dass<br />

immer auch etwas gleich Gutes nachkommt.<br />

Dass mit etwas Anstrengung<br />

und Kreativität genau so wichtige und<br />

schöne Traditionen entstehen können, wie es die alten waren,<br />

heute aber einfach nicht mehr in unser Leben passen.<br />

Nur eines darf nicht vergessen werden: Die Bereitschaft zur<br />

Veränderung muss da sein. Nur so können Traditionen überleben,<br />

weil sie nur dann Sinn machen, wenn sie immer wieder auf<br />

den Prüfstand gestellt werden dürfen.<br />

Tanja Jörg<br />

7


Beispiele von Traditionen<br />

Erstmal ausschlafen! Sonntags ist das ein ungeschriebenes<br />

Gesetz bei mir. Sozusagen Tradition. In diesem Fall eine sehr<br />

persönliche.<br />

Gepflogenheiten, denen wir uns öfters widmen, gibt es viele.<br />

Sie kommen aus unserem Religionsverständnis, unserer Kultur<br />

oder gehen von bestimmen Gruppen aus – beispielsweise dem<br />

Verein, dem Ort oder dem Freundeskreis und der Familie – nicht<br />

zu vergessen die eigenen“ Marotten“, die jeder von uns hat.<br />

Eine Tradition aus diesem Verständnis ist die Fasnet – gerade<br />

bei uns im Schwäbisch-allemannischen ist dieses Fest ein fester<br />

Bestandteil des Jahres. Hier wird nicht nur der Winter ausgetrieben<br />

sondern auch vom 11.11. bis Aschermittwoch kräftig<br />

gefeiert! Im Anschluss daran ist die Fastenzeit - um sich von<br />

den Feierlichkeiten zu erholen und seine Sünden zu verdauen!<br />

Bei uns im Verein ist das alljährliche FuchsFarmFestival – kurz<br />

FuFaFe, bei dem sich alle Jugendmitglieder treffen, sicherlich<br />

8<br />

auch bereits eine Tradition, nicht nur weil es dieses Fest schon<br />

seit Anbeginn der Zeit gibt, sondern auch weil es einen zentralen<br />

Stellenwert in unserem Jahresprogramm einnimmt.<br />

Viele unserer Freizeiten in unserem Jahresprogramm, wie z.B.<br />

die Burg Derneck , haben Traditionscharakter und das nicht nur<br />

weil Sie jedes Jahr stattfinden.<br />

Auch unser Hauptverein hat seine Traditionen, unter anderem<br />

das Albvereinsfest, das jährlich in einem anderen Gau stattfindet<br />

und den gesamten Verein, mit all seinen Facetten, Gruppen und<br />

Themen repräsentiert.<br />

Wie ihr seht, prägen Traditionen unser Leben und unser<br />

Verständnis für Kultur, Religion und uns selbst. Mit diesem<br />

Jahresmotto wollen wir euch motivieren, nach Traditionen in<br />

eurem Umfeld Ausschau zu halten und diese zu pflegen.<br />

Michael Neudörffer<br />

Zwischen Tradition und Moderne - was bedeutet das für mich?<br />

Traditionen, sind wiederkehrende Aktionen, die uns fehlen<br />

würden, wenn sie nicht da wären. Sie helfen uns das Jahresprogramm,<br />

bzw. Freizeitprogramm zu planen und können flexibel<br />

ausgelegt werden.<br />

Es gibt unterschiedliche Traditionen, so ist es bei einer Ortsgruppe<br />

die jährliche Nikolaus-Wanderung, bei der nächsten das<br />

jährliche Schlachtplatten-Essen und wieder bei der nächsten die<br />

Jahresfeier.<br />

Für viele Kinder und Jugendliche ist es Tradition, auf eine<br />

Freizeit, wie zum Beispiel das jährliche Zeltlager, zu gehen, das<br />

es nun schon seit 1953 gibt. Auch auf dem Zeltlager gibt es viele<br />

Traditionen: Der Besuch im Badkap, oder auch der große Teamer-<br />

Teili-Kick am letzten Zeltlagertag.<br />

Die verschiedenen Traditionen prägen diesen Verein. Jeder<br />

weiß, dass im Albverein nicht nur gewandert wird, sondern<br />

auch zusammen am Lagerfeuer gesungen wird und dass es<br />

Volkstanzgruppen gibt.<br />

Traditionen haben jedoch oft auch einen bestimmten Zweck.<br />

So sind doch mittlerweile auch die Jugendvertreterversammlungen,<br />

das Fuchsfarmfestival mit Jugendmitgliedertreffen, die<br />

Delegiertentreffen, aber auch das Landesfest mit Hauptversammlung<br />

zu festen Bestandteilen des Vereinslebens geworden.<br />

Diese Traditionen haben den Zweck, die Zukunft des Vereins zu<br />

bestimmen, und wie beim Landesfest auch Werbung für diesen<br />

Verein zu machen.<br />

Traditionen müssen jedoch gepflegt werden, da sie sonst<br />

auch aussterben können. Früher gab es auf dem Zeltlager jeden<br />

Morgen und Abend einen “Fahnenappell”, bei dem die Fahne<br />

morgens gehisst und abends eingeholt wurde, damit sie über<br />

Nacht nicht geklaut werden konnte. Heute gibt es solch einen<br />

“Fahnenapell” nicht mehr und die Fahne hängt auch über Nacht<br />

und wird von der Wache bewacht.<br />

Traditionen müssen der Zeit angepasst werden: Früher wurde<br />

das Zeltlager jedes Jahr vom Präsidenten des <strong>Schwäbische</strong>n<br />

Albvereins eröffnet. Seit den siebziger Jahren wird es vom<br />

Hauptjugendwart der <strong>Schwäbische</strong>n <strong>Albvereinsjugend</strong> eröffnet,<br />

da sich der Jugendverband etabliert hat.<br />

Das “normale und traditionelle” Wandern gibt es nicht mehr<br />

so häufig. Heute geht man barfuß, mit Lamas, im Bach oder mit<br />

verbundenen Augen wandern.<br />

Früher benutzte man Karte und Kompass, heute können viele<br />

nicht mal mehr eine Karte lesen, da man mit dem GPS-Gerät<br />

seine Schnitzeljagd oder Schatzsuche macht.<br />

Damit etwas Neues zur Tradition wird, muss es sich bewähren.<br />

Seit 2007 veranstaltet die <strong>Schwäbische</strong> <strong>Albvereinsjugend</strong><br />

beim Stuttgarter-Zeitungslauf einen Spendenlauf, wodurch<br />

dem sozialen Projekt „Schlupfwinkel“ in Stuttgart geholfen wird.<br />

Wenn diese Aktion fortgesetzt wird und sie sich bewährt, wird<br />

es vielleicht eine “Moderne Tradition.”<br />

Daniel Gabel


Blätter des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins 1898, 1955, 1968, 1979 und 2007: Langer Strom der Geschichte<br />

Beitrag der „Blätter des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins“<br />

Denke an die Quelle, wenn du Wasser trinkst<br />

Dieses chinesische Sprichwort trifft den Kern meiner Arbeit<br />

an den „Blättern des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins“. Für mich als Historikerin<br />

ist der Blick auf das Werden der Dinge selbstverständlich,<br />

auch, was den <strong>Schwäbische</strong>n Albverein betrifft. Der lange<br />

Strom der Albvereinsblätter – inzwischen 114 Jahrgänge – speist<br />

sich aus vielen Zuflüssen, aus denen die unterschiedlichsten<br />

Ausgaben - dünne Hefte, gewichtige Schriften, im während der<br />

jeweiligen Entstehungszeit aktuellen Layout - entstanden sind.<br />

Die erste Ausgabe der Albvereinsblätter erschien am 12. Mai<br />

1889 mit einem Umfang von acht Seiten und in einer Auflage<br />

von 500 Exemplaren. Heute gibt es sechs Ausgaben im Jahr mit<br />

einem Umfang von 44 Seiten und in einer Auflage von 80.000<br />

Exemplaren.<br />

Alle Albvereinsblätter von 1889 an stehen im Internet der<br />

Öffentlichkeit zur Verfügung (www.schwaben-kultur.de); im<br />

<strong>Schwäbische</strong>n Kulturarchiv scannte man die alten Ausgaben<br />

ein. Die neuen Ausgaben im Digitalzeitalter werden kurz nach<br />

Erscheinen der Printausgabe ins Netz gestellt.<br />

Das Blättern in den alten Heften ist immer wieder spannend.<br />

Welche Themen waren wichtig? Wie wurden Themen aus dem<br />

Verein behandelt? Beispielsweise wäre vor 100 Jahren niemand<br />

auf die Idee gekommen, an Kinder und Jugendliche zu denken<br />

und für sie spezielle Seiten zu machen. Diese „Zielgruppe“ wurde<br />

erst mit den Jahren und dem Aufblühen des Vereins entdeckt<br />

und wahrgenommen.<br />

Von Anfang an erfüllten die Albvereinsblätter zwei Aufgaben:<br />

einerseits die Mitglieder über den ständig wachsenden Verein,<br />

seine Tätigkeiten und seine Aufgaben zu informieren. So sind die<br />

Albvereinsblätter nicht nur ein „Buch“ der Albvereinsgeschichte,<br />

sondern auch ein Archiv, in dem für die Nachwelt das wichtigste<br />

Vereinsgeschehen dokumentiert ist.<br />

Die zweite, ebenso wichtige Säule besteht aus heimat- und<br />

landeskundlichen Themen, die anfangs unter zwei Gesichtspunkten<br />

dargestellt wurden: Zunächst sollte das Wandern als<br />

Freizeitbeschäftigung den Leserinnen und Lesern schmackhaft<br />

gemacht werden. Vor 120 Jahren war Wandern noch etwas<br />

Neues; deshalb finden sich viele Beschreibungen von Naturschönheiten<br />

und Landschaften in den Heften. Außerdem<br />

wurden die Albvereinsblätter ein Forum für Heimatforscher,<br />

Geologen, Archäologen, Naturschützer, Denkmalpfleger, Historiker;<br />

kein Wunder, denn damals gab es kaum ein anderes<br />

Medium für entsprechende Veröffentlichungen. Das sieht heute<br />

ganz anders aus.<br />

So sind die „Blätter des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins“ eine<br />

Fundgrube für Forscher aus aller Welt, in denen man übers<br />

Internet schmökern kann, wie man will. Das Witzigste aber sind<br />

die alten Anzeigen; auch hier zeigt sich ein deutlicher Wandel,<br />

was sich beispielsweise im Angebot an Wanderschuhen und<br />

Wanderbekleidung so alles verändert hat.<br />

Die vielen Bächlein und Rinnsale aus den Ortsgruppen und<br />

Gauen, aus der <strong>Albvereinsjugend</strong> und aus den Familien im Albverein,<br />

aus der <strong>Schwäbische</strong>n Kultur und aus dem Naturschutz<br />

und aus anderen Fachbereichen laufen bei mir zusammen. Alle<br />

zwei Monate entsteht daraus ein neues Heft und fügt sich ein in<br />

den langen Strom der Geschichte. In diesem Jahr wird der 115.<br />

Jahrgang produziert, selbstverständlich mit modernster Technik<br />

auf der Höhe der Zeit.<br />

Dr. Eva Walter, Schriftleitung<br />

9


Nachgefragt!<br />

Der <strong>Schwäbische</strong> Albverein zwischen Tradition und Moderne<br />

Wir haben Personen aus dem <strong>Schwäbische</strong>n Albverein<br />

angefragt, was sie unter Tradition und Moderne verstehen.<br />

Angelika Rieth-Hetzel<br />

Pressereferentin des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins<br />

Gratulation zur Auswahl<br />

dieses anspruchsvollen<br />

Jahresthemas 2009! Meine<br />

kleinen grauen Zellen<br />

beginnen zu arbeiten: Was<br />

bedeutet Tradition für mich<br />

persönlich? Wurzeln entdecken,<br />

Wurzeln haben,<br />

Wurzeln hinterfragen und<br />

an meinen Baum des Lebens<br />

immer wieder neue<br />

Knospen entwickeln!<br />

10<br />

Angelika Rieth-Hetzel:<br />

"Wo alle gleich denken,<br />

denkt keiner sehr viel"<br />

Der <strong>Schwäbische</strong> Albverein<br />

versteht sich als<br />

Heimatverein, er hat eine<br />

120jährige Tradition, die für<br />

mich wichtig ist. Ich bewundere<br />

den Elan und den Mut<br />

der Gründerväter (und der<br />

meist ungenannten Gründermütter), aus dem Nichts einen<br />

Wanderverein zu schaffen und gegen tausend Widerstände<br />

zu positionieren. Diese Tradition ist für mich die Glut unter der<br />

Asche, die ständig neu entfacht werden muss, damit das Feuer<br />

nicht erkaltet und zur Schlacke erstarrt.<br />

Persönlich liebe ich den Meinungsaustausch mit den „Bewahrern<br />

des Erbes“, aber auch mit den „Machern der Zukunft“,<br />

damit ich nicht Gefahr laufe, beratungsrestistent zu werden. Wo<br />

alle gleich denken, denkt keiner sehr viel.<br />

Kürzlich habe ich mich mit Georg Fahrbach beschäftigt,<br />

dem früheren Präsidenten des Albvereins, und ich habe mit<br />

Staunen gelesen, wie auf ihn vormals die Stuttgarter Ortsgruppe<br />

gewirkt hat, in der die Mitglieder mit knorrigen Eichenstöcken<br />

unterwegs waren. Fahrbach vermeinte, Verkrustungen zu<br />

spüren, die nicht seinem Denken entsprachen, er gründete<br />

eine freie Wandergruppe der Jugend .... und hatte Erfolg! Doch<br />

dann die Trendwende der „Altvorderen“ – denn sie integrierten<br />

Fahrbachs Jugend in den Verein, und es begann eine spannen-<br />

de Zeit des Aufbruchs. So wünsche ich mir den Albverein auch<br />

heute: Traditionen nicht leichtfertig über Bord werfen, aber offen<br />

und flexibel für Neues, für Generationen, die anders ticken. Die<br />

Experimentierfreude darf nicht erstickt werden!<br />

Die Gesangvereine und die Turnvereine – beide große „alte“<br />

Traditionsinstitutionen – haben es m.E. geschafft, auf dem Boden<br />

der Tradition zu bleiben und dennoch Ballast abzuwerfen. Ehrwürdige<br />

Männerchöre und schnauzbärtige Turnriegen haben sich<br />

geöffnet, quirliges Leben hat sich entwickelt, Kinderchöre dürfen<br />

beispielsweise „Piccolinos“ heißen und die jüngsten Turnerinnen<br />

und Turner können sich „Turnerkids“ nennen! Sprache entwickelt<br />

sich weiter, Trends können wir im allgemeinen nicht machen,<br />

sondern bestenfalls annehmen, in dem wir sie mit eigener,<br />

spezifischer Prägung versehen. Dann stehen wir auf dem Boden<br />

der Tradition, die uns jedoch nicht wie Kaugummi am Bein klebt,<br />

sondern frei macht im Denken und Handeln.<br />

Mein kleiner, bald dreijähriger Enkel Jakob Backlund ist<br />

Deutsch-Schwede. Ich habe ihn bewusst beim <strong>Schwäbische</strong>n Albverein<br />

als Mitglied angemeldet. Anfang Januar hat meine Tochter<br />

in Uppsala mein zweites Enkelkind, den kleinen Simon Backlund,<br />

geboren. Die beiden Kinder mit der doppelten Staatsbürgerschaft<br />

sollen ihre deutschen Wurzeln kennen und lieben lernen und sie<br />

sollen durch ihre Mitgliedschaft wissen, dass der <strong>Schwäbische</strong><br />

Albverein ein gutes Stück muttersprachliche Heimat für sie ist!<br />

Annimarie Hirschbach<br />

Beisitzerin im Gesamtvorstand<br />

Für mich sind die Grenzen zwischen "Tradition und Moderne"<br />

gemäß dem Spruch "panta<br />

rhei" - alles fließt, nicht leicht<br />

zu ziehen. Was in vergangenen<br />

Jahren "Modern" war,<br />

kann sich für "Menschen<br />

von Morgen" bald zur "Tradition"<br />

entwickeln. Was gut<br />

ist, und z. B. im Verein oder<br />

in der Gruppe "Anklang "<br />

findet, sollte man auch fortsetzen<br />

gemäß Friedrich von<br />

Schiller: "Was du ererbt von<br />

Deinen Vätern hast, erwirb<br />

es, um es zu besitzen."<br />

Annimarie Hirschbach:<br />

"Fließende Grenzen"


Sicherlich gibt es Momente, in denen man "innehält",<br />

Momente des Nachdenkens und der Überprüfung des Standpunktes<br />

- dann siegt die Notwendigkeit des Weitermachens und<br />

eventuell auch des "Besser machens".<br />

Stillstand bedeutet häufig auch Rückschritt - deshalb ist eine<br />

Orientierung an etwas Neuem sehr wichtig um dabei einen<br />

erweiterten Personenkreis anzusprechen. Wir, der <strong>Schwäbische</strong><br />

Albverein, sind "dauernd unterwegs" und sollten deshalb auch<br />

"laufend nach neuen Zielen und Ideen" Ausschau halten.<br />

Günther Stahl<br />

Hauptgeschäftsführer des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins von 1977<br />

bis 1988<br />

Das Jahresthema 2009 „Zwischen Tradition und Moderne“<br />

bietet reichlich Gelegenheit zum Nachdenken. Die Erklärung<br />

dieser Begriffe im Internet ist sehr vielseitig. Deshalb sollen<br />

Beispiele die Sache anschaulicher machen.<br />

• Zwei Jugendliche treffen sich, der eine mit Schlotterhose<br />

und langen Haaren, der andere schick und mit Fastglatze.<br />

„Ja, wie kommscht denn du daher? Du bischt ja richtig<br />

altmodisch!“ Der mit der Schlotterhose: „Moinscht du<br />

vielleicht, es hängt von dr Hos ab, ob i altmodisch oder<br />

modern wär?“ – Wer ist hier wohl der Moderne?<br />

• Einer trinkt Alkohol bis zum Koma – ein anderer trinkt nur<br />

Cola oder Fruchtsäfte.<br />

• Einer lebt vegetarisch – ein anderer schätzt ein frugales,<br />

rustikales, reichhaltiges Mahl.<br />

• Einer richtet sich mit schlichten, einfachen Möbeln ein – ein<br />

anderer hat prunkvolle, reich verzierte Möbel.<br />

• Einer liest nur die neuesten Krimis – ein anderer liest auch<br />

interessante alte Bücher.<br />

• Einer bildet sich ein eigenes Urteil – ein anderer schwimmt<br />

lieber mit dem Strom.<br />

• Einer will sich nicht von einer Ideologie oder einer Werbung<br />

vereinnahmen lassen – ein anderer lässt sich gerne<br />

stimmungsmäßig aufheizen.<br />

Die Moderne verlangt für alles Begründungen, die dem<br />

Verstand zugänglich sind. Tradition prüft das Alte und behält<br />

das Gute. Tradition will aus den bewährten Vorstellungen der<br />

Älteren das weitergeben und mit neuem Leben erfüllen, was<br />

auch den heutigen Menschen hilft. – Die Moderne versucht ihre<br />

Entwürfe mit Leben zu füllen, anschaulich darzustellen, emotional<br />

zu beleben und dann in die Praxis umzusetzen. Modern ist,<br />

alles zu hinterfragen, nichts gelten zu lassen, nur weil es alt ist.<br />

Tradition heißt, das was am Bestehenden lebendig ist, lebendig<br />

zu erhalten. Tradition ist nicht, wenn man einfach alles<br />

so macht, wie’s der Vater gemacht hat, sondern das, was der<br />

Vater gemacht hat, in dessen Sinne verbessert, erweitert oder<br />

verändert. Tradition äußert sich in alten Bräuchen, Liedern,<br />

Erzählungen, Achtung vor dem Gewordenen. Tradition hält alte<br />

Werte, Lebensauffassungen, Sinngebungen für hilfreich und ist<br />

bereit, diese zu übernehmen, doch stellt diese auch in Frage.<br />

Modern sein heißt, mit der Zeit gehen?<br />

Modern ist Rationalismus, Zukunftsoptimismus, Anerkennung<br />

des Individuums als eigenständig, modern ist die Umsetzung<br />

wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse, Durchsetzung<br />

der Menschenrechte für alle.<br />

Modern ist das Erfassen<br />

des jeweils vorherrschenden<br />

Zeitgeistes. So war der<br />

Faschismus in den späten<br />

Zwanziger Jahren modern:<br />

„Wir sind die neue Zeit“. Das<br />

Gefühl, neuen und großen<br />

Zielen entgegen zu gehen,<br />

gehört dazu. Hochmodern<br />

war auch einmal die Fran-<br />

zösische Revolution, ebenso<br />

die Russische Revolution<br />

1917/18.<br />

Günther Stahl:<br />

"Tradition prüft das Alte<br />

und behält das Gute"<br />

• Frage: Wie wurde England ein modernes Land (vielleicht im<br />

19. Jahrhundert das modernste) ohne Revolution?<br />

• Beispiel Baukunst: Im 19. Jahrhundert wurden historische<br />

Stile nachgeahmt; dann wurde das Nachahmen verpönt<br />

und mit dem Jugendstil kam eine völlig neue Stilrichtung.<br />

Diese war damals modern.<br />

• Gibt es einen Unterschied zwischen modern und modisch,<br />

oder Moderne und Mode?<br />

• Jeder Einzelne kann auch für sich modern sein.<br />

• Wer bestimmt, was modern ist?<br />

• Was ist heute modern? Wo sind Fragezeichen zu setzen?<br />

Welche Traditionen sind uns wichtig? Welche Traditionen<br />

sollten wir aufgeben?<br />

• Ist der Albverein modern?<br />

• Gibt es im Albverein Traditionen, die nicht mehr lebendig<br />

sind?<br />

• Wo ist die <strong>Albvereinsjugend</strong> modern und wo nur modisch?<br />

• Wo bewahrt die <strong>Albvereinsjugend</strong> die Tradition und wo<br />

verlässt sie diese bewusst?<br />

11


Online-Tagebuch oder Lagerzeitung -<br />

müssen das immer Gegensätze sein?<br />

Kompass oder GPS Gerät? Rote Kniestrümpfe oder atmungsaktive<br />

Funktionssocken? Verbeulte Sigg-Flasche oder Trinksystem<br />

im Rucksack? Winker oder Jazztanz?<br />

Bereits aus dieser kleinen, aber beliebig fortsetzbaren Auflistung<br />

wird deutlich, wie das diesjährige Jahresmotto „Zwischen<br />

Tradition und Moderne“ die vielen Gegensätze bzw. Facetten<br />

des Vereins wiedergibt. Die <strong>Albvereinsjugend</strong> muss modern<br />

sein, um nicht den Anschluss an ihre Mitglieder zu verlieren. Es<br />

ist aber auch wichtig, dass traditionelle Werte weiter gegeben<br />

werden. Die Begriffe „Tradition“ und „Moderne“ sind jedoch<br />

sehr weit gefasst und es stellt sich die Frage, was „Tradition und<br />

Moderne“ für die <strong>Albvereinsjugend</strong> bedeutet.<br />

Unter Tradition wird im Allgemeinen die Weitergabe von<br />

Gepflogenheiten, Bräuchen, Werten und Sitten an nachfolgende<br />

Generationen verstanden. Traditionen sind aus den guten wie<br />

schlechten Erfahrungen der Älteren entstanden und bieten ein<br />

Sammelsurium an Verhaltensregeln, die Ordnung und Sicherheit<br />

schaffen. Neue Ideen, die diese Regeln in Frage stellen,<br />

werden dabei zumeist skeptisch aufgefasst. In einer Gruppe<br />

von Menschen bilden Traditionen vielmals einen Grundstock<br />

an gemeinsamen Idealen und Leitbildern, die der Gruppe eine<br />

Identität geben. Aber auch nach außen hin können Traditionen<br />

eine Gruppe prägen, indem eine bestimmte Tradition zum<br />

Erkennungszeichen der Gruppe wird.<br />

Durch Traditionen ist oftmals ein fester Rahmen vorgegeben,<br />

der „nur“ noch gefüllt werden muss. Es muss nicht jedes Mal<br />

Beispiel Streuobstlese: Nicht jedes Mal das Rad aufs Neue erfinden<br />

12<br />

das Rad aufs Neue erfunden werden, sondern man kann auf<br />

Bewährtes zurückgreifen und sich somit die Planungen vereinfachen.<br />

So besteht zum Beispiel jede Jahresfeier stets aus „traditionellen“<br />

Programmteilen, die sich jedes Jahr wiederholen und<br />

bewähren. Genauso gehört zu jeder Jugendfreizeit das Sitzen am<br />

Lagerfeuer und eine Nachtwanderung. Das reduziert zum einen<br />

die Chance auf einen Misserfolg und bewahrt zum anderen auch<br />

noch nach vielen Jahren den Grundcharakter der Veranstaltung.<br />

Um eine Tradition dauerhaft zu erhalten, muss sie aber auch<br />

gepflegt werden. Sie muss in regelmäßigen Abständen gefeiert<br />

bzw. durchgeführt werden, sonst geht sie langsam aber stetig<br />

verloren, da immer weniger Personen einen persönlichen Bezug<br />

dazu haben. Traditionen dürfen aber andererseits auch nicht<br />

einfach nur blind angewendet werden, mit der Begründung,<br />

dass man es schon immer so macht. Sie müssen vielmehr<br />

regelmäßig hinterfragt werden und man muss sich bewusst<br />

machen, warum man eine spezielle Tradition eigentlich hat.<br />

Dies ist vor allem wichtig, wenn neue Mitglieder in die Gruppe<br />

kommen, da für sie der Hintergrund eines Brauches vielleicht<br />

nicht sofort ersichtlich ist. Nur wenn der Grundgedanke bewusst<br />

ist, kann verhindert werden, dass die Tradition zu einer leeren<br />

Hülle verkommt, bei der am Ende keiner mehr so genau weiß,<br />

warum man diesen bestimmten Anlass eigentlich feiert oder<br />

diese bestimme Tracht trägt.<br />

Für den Fall, dass es aber einmal soweit kommt, gibt es<br />

verschiedene Möglichkeiten: Entweder muss die Gruppe den<br />

Sinn und Wert der Tradition neu entdecken, indem sie versucht<br />

herauszufinden, wie und warum diese Tradition entstanden ist.<br />

Oder sie muss den Mut haben und die Tradition sterben lassen,<br />

da sie überhaupt nicht mehr zur Gruppe passt. Bevor aber eine<br />

Tradition fallen gelassen wird, kann sie womöglich auch an die<br />

veränderten Bedingungen angepasst werden, um wieder eine<br />

- vielleicht auch neue - Bedeutung zu bekommen. Doch kann<br />

man dann noch von Tradition sprechen oder wäre nicht ein Begriff<br />

wie „modernisierte Tradition“ oder „Moderne“ passender?<br />

Gründe für einen Bedeutungsverlust oder eine Veränderung<br />

von Traditionen sind meist Veränderungen im alltäglichen<br />

Leben, wie sie auch in die <strong>Albvereinsjugend</strong> hinein getragen<br />

werden. Jugendgruppen spüren die langsam sinkende Anzahl<br />

an Kindern und Jugendlichen im Ort, klassische Familien werden<br />

immer mehr durch sogenannte Patchwork-Familien ersetzt und<br />

es steigen die Möglichkeiten für Kinder und Jugendlichen ihre<br />

Freizeit zu verbringen. Daneben führen heute auch technische


Neuerungen zu großen Veränderungen. Es gibt immer mehr<br />

Handys mit eingebautem GPS-Gerät und Geocaching wurde<br />

zu einem Schlagwort für das moderne Wandern. Ein bunter,<br />

ansprechender Internetauftritt ist heutzutage Pflicht für jede<br />

anständige Jugendorganisation. Nordic Walking verhalf dem<br />

Wandern zu einem bundesweiten<br />

Boom und immer mehr zertifizierte<br />

„Premium-Wanderwege“ schießen<br />

aus dem Boden. Aber genügt es die<br />

Homepage der Ortsgruppe zu überarbeiten<br />

und regelmäßig Geocaching<br />

anzubieten, um „modern“ zu sein?<br />

„Moderne“ heißt zwar, dass neue<br />

Ideen und Moden aufgenommen und<br />

übernommen werden und dass auch<br />

experimentiert werden darf aber eine<br />

nachhaltige Weiterentwicklung ist nur<br />

möglich, wenn ein fundiertes Konzept<br />

dahinter steht. Man kann Jugendlichen<br />

nur schwer den Reiz des Orientierens<br />

in der Natur beibringen, wenn<br />

man selbst nur dem Pfeil auf dem<br />

GPS-Gerät hinterher läuft und nichts von der Orientierung mit<br />

Karte und Kompass versteht. Auch eine noch so tolle Homepage<br />

bringt nichts, wenn sie nicht mit sinnvollen Inhalten gefüllt ist.<br />

Oftmals bedarf es nicht einmal der neusten Extremsportart<br />

und des aktuellsten technischen Trends um Jugendliche und<br />

Kinder zu begeistern. Manchmal reicht es, Altbewährtes neu zu<br />

verpacken, um eine moderne Aktion zu erhalten. Die letztjährigen<br />

Apfelsaftwochen haben auf die schrumpfenden Bestände an<br />

Streuobstwiesen aufmerksam gemacht und zeigten, dass Apfelsaft<br />

nicht nur aus der Flasche bzw. TetraPack kommen muss. Die<br />

Herstellung von Saft aus Streuobst ist bei weitem nichts Neues,<br />

Powerwalk auf Derneck-Freizeit: Moderne Aktion<br />

jedoch war die Aktion ein voller Erfolg und für viele junge und<br />

alte Teilnehmer eine gänzlich neue Erfahrung. Genauso kann<br />

eine Außenübernachtung ohne Zelt, eine Nachtwanderung<br />

oder einfach nur das Sitzen um ein Lagerfeuer für Kinder und<br />

Jugendliche ein unglaubliches Erlebnis sein, besonders wenn<br />

Klassischer Wanderkompass, moderner GPS-Empfänger: Modernes Wandern durch Technik?<br />

sie aus aus städtischen Gebieten kommen. Für andere Jugendliche<br />

sind solche Aktionen aber nichts Neues und fallen daher<br />

vielmehr in die Kategorie „Tradition“. Hier sieht man, dass es<br />

für die Begriffe „Tradition“ und „Moderne“ keine universelle<br />

Erklärung geben kann.<br />

Traditionen müssen jedoch nicht zwingend schon mehrere<br />

Jahrzehnte alt sein, sondern können sich schnell aus einer<br />

modernen Idee zur Tradition weiterentwickelt haben. Von den<br />

Derneck-Freizeiten und den Zeltlagern ist das Online-Tagebuch<br />

seit Jahren nicht mehr weg zu denken und die Mainhardter<br />

Jugendgruppe betreut beispielsweise seit einigen Jahren ein<br />

selbst angelegtes Feuchtbiotop.<br />

Eine erfolgreiche Jugendarbeit braucht sowohl Tradition als<br />

auch Moderne. Tradition, um der Gruppe und den einzelnen<br />

Aktionen einen gemeinsamen Rahmen und eine Identität zu geben.<br />

Jugendarbeit muss sich aber auch an ihrer Zielgruppe, den<br />

Jugendlichen, orientieren und sich mit diesen weiterentwickeln,<br />

um nicht den Anschluss zu verlieren. Dabei ist manchmal auch<br />

etwas Mut zur Weiterentwicklung von Althergebrachtem nötig.<br />

Aus dem gleichzeitigen Mit- und Gegeneinander von Tradition<br />

und Moderne können aber auch spannende Situationen entstehen,<br />

wenn beispielsweise auf einer Wanderung der Kompass<br />

mit dem GPS-Gerät konkurriert und erst am Ende klar ist, wem<br />

mehr zu trauen war.<br />

Sebastian Fischer<br />

© aurora, nilsschumann2000 pixelio<br />

13


Interview mit dem Vorsitzenden des Kulturrats Manfred Stingel<br />

"Ziemlich rückständiges Traditionsbewusstsein"<br />

Was verstehen Sie unter<br />

Tradition und Moderne?<br />

„Tradition ist die Weitergabe<br />

des Feuers und nicht die<br />

Anbetung der Asche“, sagt<br />

Gustav Mahler. „Wertkonservativ<br />

sein“, diesen Begriff<br />

hat Erhard Eppler geprägt,<br />

und meinte damit: Wenn wir<br />

bestimmte Dinge erhalten<br />

wollen, müssen wir andere<br />

ändern. Die guten, wichtigen<br />

und schönen Dinge bewahren<br />

und an die Nachkommen<br />

weitergeben, das ist für mich<br />

modern. Unsere wunderbare<br />

Landschaft, unser immaterielles<br />

Kulturerbe – Tanz, Musik,<br />

Lied und Regionalsprache –<br />

gilt es zu erhalten.<br />

Die UNESCO ruft dringend<br />

und weltweit dazu auf,<br />

das immaterielle Kulturerbe<br />

zu bewahren. Damit ist gute<br />

Traditionspflege etwas ganz<br />

Modernes.<br />

Würden Sie sich eher als traditionsgebundene oder<br />

moderne Person bezeichnen?<br />

In der Kulturarbeit gehe ich mit vielen jungen Leuten um,<br />

und auch bei den Kunden, die ich in meinem Versicherungsbüro<br />

betreue, habe ich es mit vielen fortschrittlichen Menschen zu<br />

tun. Diese Begegnungen sorgen dafür, dass ich für neue Dinge<br />

offen bleibe. Aber natürlich bin ich ein ganz in der schwäbischen<br />

Kultur verwurzelter, durchaus traditionsgebundener Mensch.<br />

Der <strong>Schwäbische</strong> Albverein ist ein Verein mit einer<br />

über 120jährigen Geschichte, ist er also grundsätzlich<br />

ein traditioneller Verein?<br />

In vielen Bereichen sind die im <strong>Schwäbische</strong>n Albverein<br />

gepflegten Traditionen gut. Ich nenne den Naturschutz und die<br />

Landschaftspflege oder unser Wegenetz, das von vielen unserer<br />

Mitmenschen genutzt wird.<br />

Auch das Wandern, wenn es gut gemacht ist. Blickt man in<br />

die Vergangenheit, so hatte früher das Singen in der Wande-<br />

14<br />

Offen und traditionsgebunden: Manfred Stingel<br />

© Peter Schilling, Hechingen<br />

rergemeinschaft einen ganz großen Stellenwert.<br />

Vielerorts ist das noch so, allerdings<br />

gelingt es den Wanderern meist nicht, die<br />

jungen Leute zum gemeinsamen Singen<br />

zu bewegen. Vielerorts gibt es Kulturgruppen,<br />

in denen Jung und Alt zusammen die<br />

Regionalkultur pflegen. Ich denke schon,<br />

dass der <strong>Schwäbische</strong> Albverein ein guter<br />

traditioneller Heimatverein ist.<br />

Welche alten und neuen Traditionen<br />

zeichnen für Sie den <strong>Schwäbische</strong>n<br />

Albverein aus?<br />

Natur, Heimat und Wandern.<br />

Denken Sie, das Traditionen immer<br />

weniger gelebt und erhalten werden<br />

oder sehen sie andere Tendenzen?<br />

Ich sehe deutlich andere Tendenzen. Ich<br />

habe mehr als siebzig Gastspielreisen in 25<br />

verschiedene Länder geleitet. Dabei konnte<br />

ich feststellen, dass in vielen Ländern die<br />

Traditionen viel mehr gepflegt werden als<br />

in unserem Baden-Württemberg. Schon der<br />

Name Baden-Württemberg ist problematisch.<br />

Wir sind viel mehr Schwaben, Hohenloher<br />

oder Badener als Baden-Württemberger.<br />

Wie wird es dem Albverein gelingen Traditionen und<br />

moderne Strömungen in das Vereinsleben zu integrieren<br />

und den Verein zukunftsfähig zu halten?<br />

Was sind „moderne Strömungen“? Wenn eine moderne<br />

Strömung die Bewahrung unseres immateriellen Kulturerbes<br />

ist, wenn Naturschutz, Energieeffizienz, Bewahrung der Schöpfung<br />

und Nutzung der modernen Medien gemeint ist, dann,<br />

denke ich, können wir den vielerorts durchaus vorhandenen<br />

Reformstau aufholen. Vor allem, wenn die Jugend diese Dinge<br />

einfordert und sich einbringt und einmischt. Zukunft ist vor<br />

allem für die Jugend wichtig.<br />

Man muss aber auch nicht jedem Trend nachlaufen. Zur Zeit<br />

ist man dabei, die in den Jahrzehnten hart erkämpften Freiheitsrechte<br />

zu verspielen. Freiheit bedarf auch der Verantwortung.<br />

Komasaufen und ähnliche Auswüchse gilt es einzudämmen,<br />

damit die „Hartleiner“ nicht alles verbieten, denn das hat noch<br />

nie etwas genützt.


Wie schätzen Sie das Traditionsbewusstsein junger<br />

Menschen ein?<br />

Weltweit ist das Traditionsbewusstsein weit stärker<br />

entwickelt als im diesbezüglich ziemlich rückständigen<br />

Baden-Württemberg. Das hat auch mit unserem reichlich<br />

biederen „Spätzlesender“ SWR zu tun.<br />

Zwischen den Generationen gibt es ja zwei doch<br />

recht harte Fronten: Die Älteren halten am Bewährten<br />

und an alten Traditionen fest und die Jungen<br />

interessieren sich nur für Neumodisches und Modernes.<br />

Wie ist Ihre Einstellung dazu? Wie sollten<br />

die Generationen zu diesem Thema aufeinander<br />

zugehen und in Kontakt kommen, damit die Fronten<br />

sich auflösen können?<br />

Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Wertkonservativ<br />

sein, die guten Dinge erhalten, da kann sich Jung und<br />

Alt einreihen. Aber Generationenkonflikte sind durchaus<br />

normal. Meine 95-jährige Mutter sagte vor noch nicht allzu<br />

langer Zeit zu meiner 70-jährigen Schwester, die ihre Kinder<br />

bzw. die Enkel kritisiert hatte: „Manche alte Kuh vergisst,<br />

dass sie auch mal Kalb gewesen ist“.<br />

Traditionen machen nur Sinn, so lange sie gelebt<br />

werden und für eine bestimmte Personengruppe<br />

einen Sinn machen. Danach werden Sie zu leeren<br />

Ritualen, die sich aus reinem Selbstzweck erhalten<br />

ohne aber den zusammenführenden Sinn noch auszudrücken.<br />

Gibt es Traditionen, die für Sie diesen<br />

Offener Volkstanz beim Landesfest in Tübingen 2008: "Manches droht verloren zu gehen."<br />

Charakter haben und Sie sich deshalb eine Erneuerung<br />

dafür wünschen?<br />

Na, da gibt es schon einiges. Allerdings erledigt sich<br />

manches auch von alleine. Außerdem versuche ich Dinge<br />

wenn irgend möglich auch zu verändern. Aus der „Hauptversammlung<br />

ist im Lauf der Jahre das „Landesfest des<br />

<strong>Schwäbische</strong>n Albvereins“ geworden. Wer in Tübingen dabei<br />

war hat ein fröhliches internationales Fest der Kultur und<br />

Völkerverständigung erlebt und die „Hauptversammlung“<br />

hat natürlich auch stattgefunden und wir hatten eine sehr<br />

gute Präsentation in den Medien.<br />

Welche Traditionen, nicht nur aus dem Albverein,<br />

sind Ihre liebsten?<br />

Gutes schwäbisches Essen. Ehrliche Traditionsmusik und<br />

traditionelle Tänze, egal aus welcher Region der Erde. Gemeinsames<br />

Singen von Liedern unserer Region und natürlich<br />

unsere Jahrhunderte alten Bräuche, die man noch vielerorts<br />

finden kann. Vieles ist noch vorhanden, manches droht<br />

verloren zu gehen, wenn wir nicht helfend eingreifen. Vor<br />

zwei Jahre ist es dem Kulturrat und einigen älteren Bürgen<br />

aus Zillhausen gelungen das „Zillhauser Christkindle“ ein<br />

sehr sehr altes Ritual durch geringfügige Anpassung und<br />

einen geringen Finanzzuschuß zu bewahren.<br />

Ganz besonders gefällt mir der 30. April und 1. Mai, wo<br />

wir hier im Haus der Volkskunst den Frühling richtig fröhlich<br />

und ausgelassen begrüßen.<br />

Fragen von Tanja Jörg<br />

15


Seife: Vom Luxusartikel zur Billigware<br />

Geschichte der Seifenherstellung<br />

Die ersten historischen Hinweise sind 4500 Jahre alt.<br />

Das erste Seifenrezept findet sich auf einer 2500 Jahre<br />

alten Tontafel der Sumerer. Sie kochten die Asche<br />

von Dattelpalmen und Tannenzapfen mit Öl. Auch die<br />

Ägypter, Griechen und Römer stellten schon Seife her.<br />

Damals diente die Seife überwiegend als Heilmittel bei<br />

Hautkrankheiten. Erst der griechische Arzt Galen empfahl<br />

im 2. Jahrhundert n. Chr. die Seife als Reinigungsmittel.<br />

Die Seife in ihrer heutigen Form<br />

...erfanden die Araber 500 Jahre später. Sie verkochten<br />

erstmals Öl und Lauge. Diese Methode breitete sich schnell<br />

aus vom damals arabischen Spanien über ganz Europa. Seife<br />

wurde verfeinert, indem man erstmals Duftstoffe zusetzte.<br />

Sie war jedoch ein Luxusartikel, den sich nur der reiche Adel<br />

leisten konnte. Langsam entwickelte sich im Bürgertum<br />

eine Badekultur mit öffentlichen Badehäusern. Im Mittelalter<br />

breiteten sich Pest und Syphilis aus, und das Badevergnügen<br />

war zu Ende. Man war der Meinung, dass das Badewasser den<br />

Körper für die Krankheitserreger öffne, und dass auch Luft dem<br />

Körper schade. So wurden die Badehäuser geschlossen, man<br />

puderte sich ein, um den Körper nach außen hin abzuschließen,<br />

trug Unterwäsche, um den Körperschweiß aufzusaugen und<br />

glaubte, so würde der Körper gereinigt. Unangenehme Gerüche<br />

wurden mit Parfum überdeckt. Krankheitserreger, Flöhe und<br />

Läuse konnten sich ungehindert ausbreiten. Das änderte sich<br />

erst mit der Entdeckung der Bakterien als Krankheitserreger im<br />

19. Jahrhundert.. Der Bedarf an Seife wuchs. Die Rohstoffe Talg<br />

und Holzasche wurden knapp. Erst mit der Einfuhr von billigen<br />

Fettrohstoffen und der Erfindung eines billigeren Verfahrens<br />

zur Herstellung von Soda konnte der Bedarf an Seife gedeckt<br />

werden.<br />

Bei der industriellen Seifenherstellung<br />

...werden pflanzliche oder tierische Fette unter Druck in heißem<br />

Wasserdampf in Fettsäuren und Glycerin aufgespalten. Als Rohstoffe<br />

dienen hauptsächlich Kokosfett, Palmöl und tierische Fette<br />

wie Talg, Schmalz oder Knochenfett, die bei der Tierverwertung<br />

anfallen. Das Glycerin ist ein wertvoller Rohstoff und wird separat<br />

weiterverwendet. Durch diese Spaltung und Destillation<br />

kann man ranzige und für den Verzehr ungeeignete Fette und<br />

auch synthetische Fette, wie Erdölprodukte verwenden, denn<br />

unangenehme Gerüche verschwinden. Dann erfolgt die eigentliche<br />

Verseifung durch Neutralisierung des Fetts mit Natronlauge.<br />

Außerdem werden Farb- und Duftstoffe sowie Konservierungs-<br />

16<br />

stoffe zugesetzt. Seife ist zum Billigartikel geworden, den sich<br />

jeder leisten kann. Es gibt sie in vielen Farben und Formen.<br />

Leider auch mit allerlei unerwünschten Nebenwirkungen. Die<br />

beliebten Flüssigseifen haben eine höhere Fettlösekraft als feste<br />

Seifen und können zu trockener und juckender Haut führen.<br />

Chemische Konservierungsmittel können Allergien auslösen.<br />

Eine interessante Alternative<br />

...sind Seifen, die nach dem Kaltverfahren hergestellt werden.<br />

Dabei werden pflanzliche Fette und Öle verwendet. Diese werden<br />

nur leicht erwärmt und anschließend mit der Natronlauge<br />

vermischt, dann wird der Verseifungsprozess durch kräftiges<br />

Rühren in Gang gesetzt.<br />

Die Vorteile<br />

...liegen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand: Durch<br />

die geringe Erhitzung bleiben die pflegenden Inhaltsstoffe der<br />

Öle und das Glycerin erhalten. Die Haut fühlt sich nach dem<br />

Waschen an wie eingecremt. Man kann den Anteil der unverseiften<br />

Öle in der Seife sehr genau bestimmen und entsprechend<br />

dem Hauttyp variieren. Je nach Wunsch kann die Seife beduftet<br />

oder gefärbt werden. Es gibt für jeden Fall die richtige Seife:<br />

Kaffeeseife gegen Zwiebelduft an den Händen, Gärtnerseife<br />

für porentiefe Reinigung nach dem Unkraut jäten, Peelingseife<br />

für sanfte Massage oder bunte Konfettiseife als Hingucker im<br />

Badezimmer.<br />

Wie ihr Seife selbst herstellen könnt, steht auf Seite 29.<br />

Heidi Pregitzer


Mundart-Podcast-Wettbewerb<br />

Unser Dialekt ist Schwäbisch. Aber in den verschiedenen Regionen und Orten spricht dennoch jeder anders und seinen<br />

eigenen Dialekt. Wir wollten wissen, wie das klingt und wo welche Art von Schwäbisch gesprochen wird. deshalb haben wir<br />

einen sogenannten „Mundart-Podcast“ für euch zusammen gestellt.<br />

Biitte nehmt den unten stehenden Text und die Wörter in eurem Dialekt auf. Am besten ist eine digitale Aufnahme (neue<br />

Handys haben eine Aufnahmefunktion), aber eine normale Kassette geht auch.<br />

Eure Aufnahme wird auf unserer Homepage zum Anhören „ausgestellt“. Dort könnt ihr die verschiedenen Dialekte vergleichen.<br />

Der beste Podcast wird prämiert!<br />

Sprecht folgenden Text:<br />

Anton möchte am Dienstag in die Disco gehen. Seine Mutter würde es<br />

ihm erlauben, wenn er ihr zuvor noch einen Korb Kartoffeln aus dem<br />

Keller hoch trägt.<br />

Aber Anton sagt: „Nein, das tue ich nicht.“<br />

„ Aber du warst doch schon am Montagabend weg“, meint sein Vater.<br />

„Und ohne Kartoffeln gibt es auch keinen Kartoffelbrei“.<br />

„Dann esse ich eben ein Marmeladenbrot“, sagt Anton.<br />

„Das ist egal, die ist auch im Keller, weil deine Schwester das letzte Glas<br />

verschüttet hat“, sagt die Mutter.<br />

Da fängt Anton an zu trotzen und zu schmollen. Sein Vater schimpft: „Hör<br />

auf zu weinen, oder du bleibst gleich ganz hier!“<br />

„Echt super, dann mache ich hier mit meinen Freunden ein Fest und zum<br />

Essen gibt es Nudeln mit Soße!“.<br />

Seine Mutter erwidert: „Du wirst es nicht glauben, aber die Nudeln sind<br />

auch unten“.<br />

Weiterhin sollt ihr noch einzelne Wörter in eurem Dialekt „übersetzen“:<br />

umsonst Geld Jacke<br />

Feuer Regenrinne stehen lassen<br />

damals Rechen etwas die Treppe hinunter fallen lassen<br />

um drei Uhr Fliegenklatsche Schnürsenkel<br />

rot schlecht gelaunt<br />

grün grillen<br />

gelb Weihnachtsgebäck<br />

blau Bonbons<br />

Gerne könnt ihr zusätzlich einen kurzen Dialog aus Alltagssituationen sprechen, z.B. Einkauf beim Bäcker, Gespräch auf<br />

dem Heimweg von der Schule, Treffen auf der Straße.<br />

Sendet eure Aufnahme an<br />

<strong>Schwäbische</strong> <strong>Albvereinsjugend</strong><br />

Kennwort Mundart-Podcast<br />

Hospitalstraße 21 B<br />

70174 Stuttgart<br />

Wir wünschen euch viel Spaß!<br />

Bernadette Späth<br />

17


Aus dem Alltag einer Bildungsreferentin<br />

Hallihallo,<br />

hier erzähle ich mal<br />

wieder aus meinem<br />

Büroalltag. Diesmal fiel<br />

mir das Schreiben des<br />

Artikels aber gar nicht so<br />

einfach. Ja, was mache<br />

ich eigentlich? Womit<br />

verbringe ich meine Zeit<br />

in der Jugendgeschäftsstelle?<br />

Schreiben, Organisieren,<br />

Telefonieren,<br />

aber ist das alles?<br />

Vor Weihnachten stand der Versand des Jahresprogramms<br />

an, die Info für das Weihnachtsrundschreiben für den <strong>Schwäbische</strong>n<br />

Albverein. Und eigentlich hatte ich gedacht, ich kann vor<br />

Weihnachten auch noch den Materialraum aufräumen und mein<br />

Zimmer wieder etwas sortieren und von der Ablage befreien,<br />

aber leider ging das alles nicht, weil noch so viel anstand. Nach<br />

Weihnachten ging es gerade so weiter: schreiben, schreiben,<br />

schreiben: Artikel für die Blätter und die Stufe, Jugendleiterrundschreiben,<br />

Verwendungsnachweis für den Landesjugendring,<br />

Antrag für das Projekt „Praxisberatung Jugendarbeit und<br />

Schule“. Erst im Februar nach dem pädagogischen Basiskurs<br />

wurde es ruhiger.<br />

Aber was auch zu meiner Arbeit gehört ist u.a. Folgendes:<br />

Habt ihr schon gemerkt? Wir haben nun in der Jugendgeschäftsstelle<br />

in Stuttgart für jeden von uns einen eigenen Anrufbeantworter<br />

eingerichtet. Vielleicht habt ihr auch gemerkt, dass seither<br />

bei einem Anruf auf die -74 manchmal folgende Ansage kommt:<br />

„Ungültige Mailboxnummer“.<br />

Das kommt daher, dass der Anschluss 0711 22585-74, kein<br />

wirklich echtes Telefon ist, sondern nur ein virtueller Teilnehmer<br />

unserer Telefonanlage und auf die -30 weiter geleitet wird,<br />

was wiederum das Telefon in unserem Besprechungsraum<br />

ist. Deshalb muss dieser Apparat im Besprechungsraum, auf<br />

eins von unseren Telefonen (-27, -28, -29) umgeleitet werden.<br />

Sobald wiederum das Telefon auf das die -30 umgeleitet wird,<br />

auf unseren persönlichen Anrufbeantworter umgestellt wird,<br />

hört ihr diese Ansage: „Ungültige Mailboxnummer“.<br />

18<br />

NEWS<br />

Habt ihr's verstanden? Nein? Ich auch nicht ganz, aber das<br />

musste ich jetzt dem Berater der Telefonanlage per Telefon<br />

erzählen, der es dann wieder dem Techniker erzählt, der uns<br />

dann hoffentlich unser Problem per Ferndiagnose löst.<br />

Also wenn ihr also in Zukunft bei uns anruft und diese Meldung<br />

hört, dann wisst ihr Bescheid und ruft lieber direkt bei<br />

einem von uns an: entweder mit 0711 22585-29, -28 oder -27.<br />

Schöne Zeit<br />

Eure Anke<br />

Klein aber wichtig: Materialraum auf der Jugendgeschäftsstelle


Eine Woche Jugendgeschäftsstelle<br />

Vom 16. - 20. Februar habe ich mein BOGY (Berufsorientierung<br />

am Gymnasium) in der Jugendgeschäftsstelle als Bildungsreferentin<br />

gemacht. In dieser Woche hat mir Anke einen kleinen<br />

Einblick in ihre täglichen Aufgaben gegeben, von denen ich ein<br />

paar übernommen habe.<br />

Unter anderem habe ich die Themen für den Jugendleiterrundbrief<br />

zusammengestellt und einen groben Entwurf für den<br />

FuFaFe-Flyer erstellt und das Titelblatt für die Arbeitshilfe für<br />

Jugendleiter gestaltet.<br />

Jeden Morgen hatten wir eine kleine „Sitzung“, in welcher<br />

Anke mir einen kurzen Überblick über die bevorstehenden<br />

Tätigkeiten für den jeweiligen Tag verschafft hat und geduldig<br />

meine Fragen beantwortet hat.<br />

Am Montag und Mittwoch schnupperte ich in das Vorbereitungstreffen<br />

des FuFaFe und in die Besprechung der Steuerungsgruppe<br />

von „Tradition und Moderne“ in der ich meine<br />

Ergebnisse für den geplanten Jahreskalender vorgestellt habe.<br />

Zum Schluss bedanke ich mich recht herzlich bei Natalie,<br />

Germar und Anke von der JGS für ihr Engagement und dass sie<br />

mich, vor allem Anke, sehr gut in ihre tägliche Arbeit mit eingebunden<br />

haben und es mir ermöglicht haben diese Erfahrung<br />

zu sammeln. Ihnen gelang es, in dieser kurzen Zeit mir einen<br />

Überblick über die laufenden Aufgaben der JGS zu verschaffen.<br />

Ich bin sehr zufrieden über den Verlauf der Woche und kann<br />

sehr viel an Erfahrung mit nach Hause nehmen und habe, denke<br />

ich, meinen Traumberuf gefunden.<br />

Lea Stengel<br />

NEWS<br />

Auf den Spuren von Robin Hood<br />

Auch dieses Mal findet auf dem Füllmenbacher Hof die Osterfreizeit<br />

statt. Dazu laden wir dich ganz herzlich, um eine Woche<br />

mit uns und unsrem neuen Team zu verbringen.<br />

Wir bewegen uns dieses Jahr auf den Spuren von Robin Hood<br />

mit viel Action und Spaß. Doch natürlich dürfen Spiele, schwimmen<br />

und klettern in unserem Programm nicht fehlen. Ebenso<br />

findet wie jedes Jahr die großen Ostereier-Suche statt.<br />

In unserem Programm ist für jeden etwas dabei, sowohl für<br />

Jungs als auch für Mädchen. Werde auch du ein Teil der Osterfreizeit<br />

und erlebe mit uns spannende Tage auf dem Füllmi.<br />

Bei Fragen mailt uns osterfreizeit@schwaebische-albvereinsjugend.de.<br />

Wir freuen uns auf dich<br />

Sandra, Nicole, Daniel und Ralf.<br />

Termin: 12.04. - 18.04.2009<br />

Ort: Füllmenbacher Hof,<br />

Sternenfels-Diefenbach<br />

Preis: 160 € / Nichtmitglieder 175 €<br />

Leistungen: Unterkunft in Gruppenschlafräumen,<br />

Verpflegung, Eintritte<br />

19


Ein herzliches Dankeschön<br />

Die <strong>Schwäbische</strong> <strong>Albvereinsjugend</strong> dankt Richard Haußmann,<br />

Oberboihingen für seine Spende in Höhe von 50,00 €.<br />

Für die vielfältigen Aufgaben unserer Arbeit sind wir für jede<br />

Unterstützung sehr dankbar. Immer muss etwas repariert,<br />

erneuert oder neu angeschafft werden.<br />

Landesfest 2009 in Ellwangen<br />

Zum Landesfest am 16. und 17. Mai lädt der Nordostalbgau<br />

nach Ellwangen an der Jagst ein. Ellwangen ist mit seiner<br />

1200-jährigen Geschichte eine Stadt mit Charme, Tradition<br />

und Moderne, die sich hier in harmonischer Weise ergänzen.<br />

Bedeutende Zeugnisse aus allen Epochen wie die mächtige<br />

Basilika aus der Spätromanik mit dem davor befindlichen<br />

mit Kastanienbäumen umsäumten Marktplatz oder das auf<br />

dem Bergkamm weithin sichtbare Schloss, das den Ellwanger<br />

Fürstpröpsten als Residenz gedient hat. Auch die vielbesuchte<br />

barocke Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg bildet mit vielen<br />

weiteren sehenswerten Kirchen,<br />

Kapellen und Gebäuden ein<br />

wunderschönes Stadtbild.<br />

Bekannt auch als Pferdestadt<br />

mit einem der ältesten Märkte,<br />

dem Kalten Markt, bietet Ellwangen<br />

mit den Museen im Grenzbereich<br />

des Limes ein einzigartiges<br />

Ensemble. Der Albverein hat<br />

einiges davon aufgegriffen und<br />

ein interessantes und abwechslungsreiches<br />

Programm auf die<br />

Beine gestellt.<br />

So kann man Ellwangen bei<br />

den Stadtführungen und Wanderungen<br />

kennenlernen. Die<br />

Wanderungen führen u. a. zum Schloss, auf den Galgenberg,<br />

wo früher Hexenverbrennungen statt gefunden haben und auf<br />

den Schönenberg mit einer naturkundlichen Wanderung.<br />

Natürlich darf das Tanzfest in der Ellwanger Altstadt nicht<br />

fehlen. Eine Besonderheit ist die Aufführung der wieder entdeckten<br />

Ellwanger Francaise, auch <strong>Schwäbische</strong> Francaise genannt.<br />

20<br />

NEWS<br />

Reden um verstanden zu werden<br />

Immer sagen, was einem auf der Zunge liegt? Wenn das so<br />

einfach wäre!<br />

Gewaltfreie Kommunikation wird dein Leben nicht konfliktfrei<br />

machen, aber sie bietet die Möglichkeit im Ehrenamt, im<br />

Berufsleben, im Schulalltag und im privaten Bereich auf eine<br />

wertschätzende und einfühlsame Art zu kommunizieren.<br />

Termin: 27.03. - 29.04.2009<br />

Ort: Landvolkshochschule Wernau<br />

Preis: 50 € / Nichtmitglieder 80 €<br />

Leistungen: Unterkunft in MBZ, Verpflegung,<br />

Programm, Lehrgangsunterlagen<br />

Leitung: Tanja Jörg<br />

Der Höhepunkt wird der Festumzug am Sonntag mit mehr als<br />

30 Gruppen sein. Umrahmt von der Bürgergarde und verschiedenen<br />

Musikgruppen zeigt sich hier der <strong>Schwäbische</strong> Albverein<br />

in seiner ganzen Breite.<br />

Für Kinder, Jugendliche und<br />

Familien wird auch ein umfangreiches<br />

Programm angeboten.<br />

Am Samstagnachmittag geht es<br />

beim Geocaching auf Schatzsuche<br />

mit dem GPS-Gerät. Daneben<br />

wird, wie am Sonntag, die<br />

Spielstraße angeboten.<br />

Außerdem ist die „Pfiffige<br />

Schweineschule“ zu Gast in<br />

Ellwangen und ein Falkner<br />

zeigt Kunststücke mit seinen<br />

Tieren. Ebenso ist ein Schäfer<br />

zu Gast und ein Luftballonstart wird durchgeführt. Eine kind-<br />

und jugendgerechte Stadtführung am Sonntag rundet das<br />

Programm ab.<br />

Wir freuen uns viele Albvereinler und die es noch werden<br />

wollen in Ellwangen zu begrüßen. Das nähere Programm kann<br />

dem Flyer und den Albvereinsblättern entnommen werden.<br />

Dieter Kimmel und Gerhard Vaas


Fuchsfarmfestival 2009<br />

Morgen war besser wie gestern<br />

Beim Fuchsfarmfestival (FuFaFe) vom 26.06. - 28.06.2009<br />

soll unser diesjähriges Jahresmotto „Zwischen Tradition und<br />

Moderne“ den roten Faden bilden. Wir wollen gemeinsam<br />

eine Zeitreise zwischen Moderne und Tradition machen. Wir<br />

werden Spielen, Tanzen, Dosenwerfen, Wassergurgeln, Basteln,<br />

Stelzenlaufen und vieles mehr im Angebot haben. Wir freuen<br />

und auf euer kommen! Die Einladung folgt.<br />

Anke Werner<br />

NEWS<br />

Helfer/-innen herzlich willkommen!<br />

Termin: 26.06. - 28.06.2009<br />

Alter: ab 8 Jahren<br />

Preis: 25 €<br />

Leistungen: Unterkunft in Gruppenzelten,<br />

Verpflegung, Programm<br />

Sonstiges: eigene Anreise, Abholung vom Bahn-<br />

hof auf Anfrage möglich.<br />

Wir suchen fleissige Helferinnen und Helfer, die hinter und vor den Kulissen werkeln, beim Auf- und Abbauen helfen, hungrige<br />

Mäuler mit Essen und sauberem Geschirr versorgen.<br />

Melde dich unter anke.werner@schwaebische-albvereinsjugend.de oder 0711 22585-29 auf der Jugendgeschäftsstelle.<br />

21


22<br />

NEWS<br />

Jugendvertreter sorgen sich um Energieeffizienz der Wanderheime<br />

Das Leitbild „Natur- und Umweltschutz“ veranlasste die<br />

Vereinsjugend sich Gedanken über den Energieverbrauch auf<br />

den Wanderheimen des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins zu machen.<br />

Die Jugendverterversammlung der <strong>Schwäbische</strong>n <strong>Albvereinsjugend</strong><br />

hat in ihrer Sitzung am 01./02.03.2008 in<br />

Kaisersbach daher beschlossen, bei der Hauptausschusssitzung<br />

am 31.05.2008 in Tübingen zu beantragen, dass alle<br />

Wanderheime und die Geschäftsstelle des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins<br />

auf ihre Energieeffzienz hin untersucht werden sollen.<br />

Der Antrag vor dem höchsten Gremium des Albvereins wurde<br />

wie folgt begründet:<br />

Im Rahmen des Jahresmottos der <strong>Schwäbische</strong>n <strong>Albvereinsjugend</strong><br />

"Natur- und Umweltschutz" hat sich die<br />

<strong>Albvereinsjugend</strong> mit verschieden Aspekten des Themas<br />

beschäftigt. Neben konkreten Aktion im Naturschutz, wie<br />

beispielsweise zahlreichen Exkursionen, konkreten Pflegemaßnahmen<br />

und den ersten zentralen Apfelsaftwochen, stand<br />

auch das Thema "Energie" im Fokus unserer Überlegungen.<br />

Als anerkannter Naturschutzverband sollte der <strong>Schwäbische</strong><br />

Albverein bei der Verwendung von erneuerbaren Energien und<br />

der sparsamen Verwendung von Energie eine Vorbildfunktion<br />

einnehmen.<br />

© segovax pixelio<br />

Zur Überprüfung, in wieweit der Verein dieser Vorbildfunktion<br />

bereits gerecht wird, sollen alle zentralen Häuser (Wanderheime<br />

und die Hospitalstraße) auf ihre Energieeffizienz überprüft werden,<br />

um aus diesen Untersuchungen entweder den vorbildlichen<br />

Umgang zu dokumentieren bzw. ggf. Handlungsbedarf und<br />

Prioritäten abzuleiten.<br />

Gegenstand der Untersuchung sollten hierbei in erster Linie<br />

der Energieverbrauch und die (mögliche) Nutzung regenerativer<br />

Energien sein. Dadurch sollten nicht nur (kostspielige und<br />

langfristig umsetzbare Baumaßnahmen) abgeleitet, sondern<br />

aucheinfach unzusetzende Maßnahmen wie die Verwendung<br />

von Energiesparlampen, der Wechsel des Stromanbieters oder<br />

die Verwendung von Zeitschaltuhren Berücksichtigung finden.<br />

Soweit die Maßnahmen in den Zuständigkeitsbereich von<br />

Betreuungsvereinen oder betreuende Ortsgruppen fällt, sollen<br />

die Ergebnisse der Untersuchung Empfehlungscharakter haben.<br />

Der Antrag wurde von den Hauptausschussmitgliedern<br />

kontrovers diskutiert. Einhellig herrschte die Meinung, dass<br />

der Albverein bei seinen eignen Gebäuden auf eine sparsame<br />

Verwendung von Energie achten solle. Bei den entstehenden<br />

Kosten der Untersuchung und der sich daraus evtl. ergebenden<br />

Maßnahmen gingen die Meinungen jedoch auseinander. Der<br />

Präsident stellte daher einen Gegenantrag. Dieser sah vor,<br />

dass zunächst eine modellhafte Untersuchung der Burg Teck<br />

durchgeführt werden soll. Anhand der gewonnen Erkenntnisse<br />

dieses Wanderheims solle dann endgültig über den Antrag der<br />

<strong>Albvereinsjugend</strong> entschieden werden. Dieser Gegenantrag<br />

wurde mehrheitlich angenommen. Die Vertreter der Jugend im<br />

Hauptausschuss waren mit diesem Ergebnis zwar noch nicht<br />

zufrieden, ein Schritt vorangekommen war man trotzdem.<br />

Die Untersuchung wurde mittlerweile durchgeführt. Die Ergebnisse<br />

lagen jedoch erst einen Tag vor der Hauptausschusssitzung<br />

im Januar vor, so dass eine Auseinandersetzung noch nicht<br />

möglich war. Endgültig entscheidet nun der Hauptausschuss<br />

bei seiner Sitzung in Ellwangen am 16.05.09 über den Antrag.<br />

Heiko Herbst


Leserbriefe<br />

zu: "Der Winterschlaf - ohne Winter auch kein Winterschlaf",<br />

<strong>STUFE</strong> 139<br />

Zu den Tieren, welche Sie aufgezählt haben, kann man noch<br />

den Dachs und vor allem den Siebenschläfer, der ja deshalb<br />

seinen Namen hat, weil er sechs bis sieben Monate Winterschlaf<br />

hält, zählen. Aufgefallen ist mir auch, dass Ihnen bei den<br />

Menschen anscheinend bestimmte Berufsgruppen - hier die<br />

Beamten - nicht besonders sympathisch - sind, denn immerhin<br />

haben Sie in Ihrem Artikel dreimal auf den Winterschlaf und<br />

auf die folgende Frühjahrsmüdigkeit bei dieser Berufsgruppe<br />

hingewiesen. Vielleicht wären Sie gerne auch Beamter geworden<br />

und es hat eben nicht dazu gereicht.<br />

Als Förster war ich rund 40 Jahre in der von Ihnen wenig<br />

geachteten Berufsgruppe tätig. Gerade im Winter läuft der<br />

Holzeinschlag auf Hochtouren und im Frühjahr die Kultur- und<br />

Pflanzarbeit. Im Sommer standen dann neben laufenden Betriebsarbeiten<br />

auch regelmäßig Kurgastgführungen auf dem<br />

Programm. (...)<br />

Sie werfen ja die gesamte Beamtengruppe in einen Topf, aber<br />

wenn ich hier an die Polizei denke mit ihren Einsätzen rund um<br />

die Uhr, dann beneide ich diese Gruppe von Beamten überhaupt<br />

nicht. Im Übrigen ist mir während meiner Dienstzeit bei Besuchen<br />

auf staatlichen Ämtern nie ein gähnender Beamter begegnet,<br />

der (...) auf seine Frühjahrsmüdigkeit hinweisen wollte.<br />

Zum Abschluss vielleicht noch etwas anderes. Seit mehr als 10<br />

Jahren bin ich als VM bei der hiesigen OG des SAV tätig. Auch hier<br />

fallen immer wieder "kleinere Arbeiten und Aufgaben" an, zu<br />

welchem man selbst einen Beamten i. R. noch gebrauchen kann.<br />

Das war jetzt ein kleiner Einblick in die Tätigkeit eines Beamten,<br />

damit sie sehen, dass es auch bei dieser Berufsgruppe<br />

Leute gibt, welche für Winterschlaf und Frühjahrsmüdigkeit<br />

kaum Zeit haben.<br />

Albert Bosler, St. Johann<br />

Anm. der Redaktion: Der Verfasser, selbst ehemaliger Beamter,<br />

wählte eine betont ironische Darstellung, die zum Widerspruch<br />

anregen sollte. Er lehnt Pauschalurteile über Berufs- und Personengruppen<br />

ab.<br />

zu: <strong>STUFE</strong> allgemein<br />

Was mich seit vielen Jahren bedrückt, ist, dass ihr so brav<br />

seid. Nette Themen mit netten Erklärungen, aber wenig Kritisches<br />

dazu. Finden die <strong>Albvereinsjugend</strong>lichen heute wirklich<br />

heute und in den vergangenen Jahren alles so "nett"? Klar,<br />

der Erwachsenenverein ist Vorbild und da vermisse ich auch<br />

vieles, damals wie heute.<br />

Welche Macht hätte ein Verein mit über 100000 Mitgliedern,<br />

enn er sie nur einsetzen wollte? DA würd im Ländle in<br />

Sachen Natur- und Umweltschutz viel mehr gehen. Ärgert es<br />

die <strong>Albvereinsjugend</strong>lichen eigentlich wirklich nicht, dass die<br />

vielen SAV-Häuser (fast?) immer noch schlecht isoliert sind,<br />

keine Solarenenergie erzeugen oder warmes Wasser erwärmen?<br />

Oder dass die AV-Häuser immer noch nicht Ökostrom<br />

von einem echten Ökostromlieferanten beziehen?<br />

Ich fürchte ja, denn sonst gäbe es doch Aktivitäten in diese<br />

Richtung. Ich weiß, einige wenige diskutieren bereits darüber,<br />

aber warum ist ein Naturschutzverein hier nicht Vorreiter?<br />

Also: Ich möchte euch ermuntern, kritischer und frecher zu<br />

werden!<br />

Aber nicht nur deshalb schreib' ich euch, sondern es<br />

hat mich gefreut, über die Apfelsaft-Aktion zu lesen. Aber<br />

auch dies erscheint mir "zu nett" das Selberpressen. Was<br />

wird wirklich getan zur Erhaltung der ökologisch wertvollen<br />

Streuobstwiesen?<br />

Jugendgruppen könnten auf die jeweiligen Gemeindeverwaltungen<br />

zugehen und anfragen, ob nicht Neupflanzungen<br />

bezuschusst werden könnten. Es gibt schon heute Gemeinden,<br />

die dies tun.<br />

Oder Jugendgruppen/Ortsgruppen könnten Streuobstwiesen-Börsen<br />

durchführen. Eine Koordinationsstelle mit Telefon<br />

wird bekannt gegeben und Obstsuchende und Obstanbieter<br />

könnten so zusammengebracht werden. Plötzlich werden<br />

durch solche Angebote Schulklassen animiert mitzumachen,<br />

verkaufen dann den Saft oder Apfelkuchen aufdem Markt um<br />

die Klassenkasse für den Schullandheimaufenthalt aufzufüllen.<br />

Und, und...<br />

Gerhard Härer alias "Wussi", Aichtal<br />

23


Schreib' Klartext am 14.Februar 2009<br />

Pädagogischer Basiskurs vom 6. - 8. Februar 2009<br />

Vorbereitung des Fuchsfarm-Festivals<br />

24


Maultaschen? Find' ich gut!<br />

Schon seit ein paar Jahren beginnen wir in Bietigheim mit<br />

unserer Jugendgruppe „Dinos“ das Jahr mit einem Kochabend.<br />

Nachdem wir die letzten Jahre in China und Italien zu Besuch<br />

waren, entschieden wir uns dieses Jahr, passend zu unserem<br />

Jahresmotto „Zwischen Tradition und Moderne“, in unserer<br />

schwäbischen Heimat zu bleiben und kochten „Maultaschen<br />

nach Omas Rezept“.<br />

Unsere Jungs und Mädels jagten Rauchfleisch, allerlei Grünzeug,<br />

Zwiebeln, alte Brezeln und Weckle durch den Fleischwolf,<br />

vermischten alles mit Hackfleisch, Brät und Eiern und würzten<br />

schließlich kräftig mit Salz und Pfeffer. Anschließend wurde die<br />

Füllung gleichmäßig auf der einen Hälfte des Nudelteigs verteilt,<br />

mit der anderen Hälfte bedeckt und dann ein paar mal drüber<br />

gestreichelt, damit die die Luftblasen verschwinden. Mit einem<br />

Tellerrand die Maultaschen markiert, ausgerädelt und im Salzwasser<br />

gekocht schmeckten sie entweder „kesselfrisch“ aus dem<br />

Sud oder als Suppe in der Fleischbrühe (fast) allen super gut. Die<br />

wenigsten der Jungköche haben schon mal selber Maultaschen<br />

gekocht, aber es hat allen einen Riesenspaß gemacht.<br />

Nebenbei haben wir uns Gedanken gemacht, warum die<br />

Maultasche so heißt und woher sie kommt. Dazu gibt es<br />

verschiedene Geschichten. Während manche behaupten, sie<br />

wäre nur eine Kopie der italienischen Ravioli, beansprucht der<br />

schwäbische Kurort Bad Urach für sich die Version der sagenumwobenen<br />

Gräfin Margreth von Maultasch, die die Spezialität<br />

angeblich aus Tirol mitgebracht haben soll.<br />

Präzisionsarbeit<br />

Alles vermischen<br />

Die glaubhafteste Version ist die, die der Maultasche den<br />

Namen „Herrgotts-B´Scheißerle“ eingebracht hat: Die Mönche<br />

des Zisterzienserklosters Maulbronn erhielten während der<br />

Fastenzeit ein großes Stück Fleisch geschenkt. Sie wollten es<br />

genießen, aber keinen göttlichen Anstoß erregen. Deshalb<br />

hackten sie es klein, mischten es mit Kräutern und Spinat und<br />

versteckten die brisante Mischung in Nudelteig um den Eindruck<br />

eines fleischlosen Mahles zu erwecken.<br />

Ob Kloster oder Italien ist für die EU nicht entscheidend. Sie<br />

will angeblich demnächst das alte Mönchsrezept unter dem<br />

Namen „<strong>Schwäbische</strong> Maultasche“ als geschützte geografische<br />

Angabe genehmigen.<br />

Die erste urkundliche Erwähnung der Maultasche ist übrigens<br />

schon fast 200 Jahre alt. Sie galt damals als „Arme-Leute-<br />

Essen“ und wurde mit Küchenresten, wie Brot, Bratenresten<br />

und Gemüse zubereitet. Seit dieser Zeit wurde die Rezeptur<br />

erfreulicherweise verfeinert, und so gibt es heute Maultaschen<br />

in allen Variationen zu kaufen. Mit Fisch-, Schafskäse-, Tomaten- ,<br />

Pilz- oder vegetarischer Füllung. Das ultimative Maultaschenrezept<br />

findet ihr jedoch auf der Homepage des „SAV Bietigheim“.<br />

Einfach mal durch die „Schülergruppen“ klicken.<br />

Heidi Pregitzer<br />

25


Waldweihnacht anstatt jährlicher Weihnachtsfeier<br />

Die BruderhausDiakonie mit dem Hofgut Gaisbühl in Reutlingen<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Menschen mit geistiger und<br />

auch körperlicher Behinderung bzw. für psychisch erkrankten<br />

jungen Menschen es zu ermöglichen, einen Beruf in den Bereichen<br />

Landschaftspflege, Obstanbau oder Gemüseanbau zu<br />

erlernen und auch im Anschluss an die Ausbildung hier einen<br />

Arbeitsplatz zu erhalten. Auf dem Bauernhof leben Esel, Schafe,<br />

Ziegen, Schweine...und auch unsere drei Lamas.<br />

Im Dezember 2008 kam in der Gruppe die Idee auf, anstatt<br />

der klassischen Weihnachtsfeier, eine sogenannte „Waldweihnacht“<br />

zu feiern. Alle machten sich an die Vorbereitungen: Plätzchen<br />

wurden gebacken, ein Weihnachtsbaum samt Schmuck<br />

organisiert, Geschenke eingekauft & verpackt, Punsch wurde<br />

gekocht und Gitarren samt Noten zusammen gestellt. Am Tag<br />

der Feier, trafen wir uns, Familienmitglieder des <strong>Schwäbische</strong>n<br />

Albvereins (1 bis 34 Jahre) und junge Menschen des Hofguts<br />

Gaisbühl (17 bis 26 Jahre), am späten Vormittag, um die Bauernhoftiere<br />

auf eine Schneewanderung mit Ziel an einer Waldhütte<br />

vorzubereiten: Heu wurde verladen, die Tiere angehalftert,<br />

Packsättel und -taschen befestigt und die Wegstrecke nochmals<br />

besprochen.<br />

Dann ging es los: Über schneebedeckte Feld- und Waldwege<br />

liefen wir in einer großen Karawane mit sieben Schafen, vier<br />

Eseln, drei Lamas, zwei Alpakas und einem Hund auf dem HW 5<br />

durch den Reutlinger Stadtwald am Fuße der <strong>Schwäbische</strong>n Alb.<br />

26<br />

Draußen vom Walde komm' ich her: die Lamas sind dabei<br />

Auf der Strecke galt es für alle, die Tiere auf den zum Teil<br />

engen verschneiten und auch stellenweise vereisten Wegen,<br />

sicher zu geleiten. Mit Begeisterung bewältigten wir die unvorhergesehenen<br />

Herausforderungen der Natur: Verschneite<br />

schmale Brücken über vereiste Bäche, vereiste Baumwurzeln<br />

unter der Schneedecke und die herannahende Abenddämmerung<br />

zur frühen Nachmittagsstunde. All das wahren echte<br />

Herausforderungen für uns.<br />

Das Ziel, die verschneite Waldhütte, wurde nach fast dreistündiger<br />

Wanderung erreicht. Schnell war ein schönes Feuer<br />

angezündet, die Plätzchen, der alkoholfreie Punsch und auch<br />

der Weihnachtsbaum in der Hütte hergerichtet. Die Tiere wurden<br />

auf der verschneiten Wiese angepflockt und erhielten als erste<br />

ihren „Weihnachtsschmaus“: Heu und Wasser!<br />

Bei Weihnachtsliedern und warmen Getränken konnten<br />

alle gemütlich in der Hütte stehen, sich am Feuer wärmen und<br />

miteinander singen, feiern, plaudern, lachen oder einfach den<br />

Tieren im Freien zu schauen.<br />

Nach der Bescherung (das Taschenlampen-Set konnte auf<br />

dem Rückweg sehr gut gebraucht werden) und „Oh, Tannenbaum!“<br />

wurde es allen langsam kühl, so dass alles in Kürze<br />

zusammengepackt, die Esel beladen wurden und aufgebrochen<br />

werden konnte.<br />

War schon die Stimmung auf dem Hinweg auf bestem<br />

Niveau, so ging es frohen Mutes nach einer herrlichen Feier


Weitere Informationen<br />

Die Waldweihnacht war Wettbewerbsbeitrag im Rahmen<br />

der DWJ-Ausschreibung „Bundeswettbewerb Junges<br />

Wandern 2008“.<br />

Das Hofgut Gaisbühl ist ein weiträumiger Bauernhof, mit<br />

großen Anbauflächen für Obst (Apfel, Holunder, Beeren u.a.),<br />

drei großen Gewächshäusern plus große Ackerflächen für<br />

Gemüse. Zweimal wöchentlich wird Holzofenbrot vor Ort<br />

gebacken. Die Naturprodukte unterliegen den strengen Bioland-Richtlinien<br />

im Anbau, in der Pflege, Ernte sowie deren<br />

Weiterverarbeitung, z. B. zum naturtrüben Direkt-Apfelsaft.<br />

Sämtliche Bereiche sind nach den Bioland-Richtlinien zertifiziert.<br />

Sie werden vor Ort im Hofladen verkauft.<br />

Ein zweiter Bereich ist die Landschaftspflege. Fachkundige<br />

hauptamtliche Fachkräfte leiten in drei Arbeitsgruppen<br />

insgesamt über 20 junge Frauen und Männer an. Die Landschaftspflege<br />

erfolgt je nach Auftragslage in privaten Gärten<br />

oder auch auf gewerblichen und industriellen Grünflächen,<br />

z. B. Rasen mähen, Hecken schneiden, Bäume und Büsche<br />

pflanzen.<br />

Auf dem Hofgut Gaisbühl leben je sieben Hühner, Gänse<br />

und Schafe, je sechs Enten und Häschen, neun Meerschweinchen,<br />

fünf Ziegen, je vier Esel und Schweine, je drei Katzen<br />

und Lamas, zwei Alpakas und ein Hund. Alle Tiere werden<br />

zur Tiergestützten Pädagogik genutzt und werden deshalb<br />

nicht zum Schlachten gehalten. Es bestehen zum Teil feste<br />

Bezugssysteme zwischen den Menschen mit Behinderung<br />

und den jeweiligen Tieren. Die Tiere werden von ihnen<br />

sieben Tage in der Woche gepflegt, d. h. Ställe ausmisten,<br />

Futter richten und bei Krankheit pflegen.<br />

Ein- bis zweimal in der Woche geht es auf einen „Tierspaziergang“.<br />

Hier kommen die Schafe, Alpakas, Lamas, Esel, der<br />

Hund und unsere drei Lamahengste auf eine ca. einstündige<br />

Wanderung durch den Wald mit. Einige Tiere werden hierzu<br />

angehalftert und von den Menschen mit Behinderung<br />

geführt.<br />

Weitere Infos findet ihr unter<br />

http://www.bruderhausdiakonie.de/infobereich/wir/<br />

organisation/standorte/d.php?hid=1463.<br />

Oh Tannenbaum: Bescherung bei der Waldweihnacht<br />

inmitten des Naturschutzgebietes „Markwasen“ bei leichtem<br />

Schneefall per Fackelzug wieder auf den Rückweg. Anfangs war<br />

es so manchem etwas mulmig im Bauch. Doch die Angst vor der<br />

Dunkelheit im weißen Walde verging recht schnell.<br />

Zurückgekehrt waren wir uns alle einig: Eine so schöne<br />

Weihnachtsfeier hatte noch niemand in dieser Runde erlebt.<br />

Winterwanderung mit Tieren zur Waldweihnachtsfeier – „Auch<br />

2009 sind wir wieder mit dabei!“.<br />

Dirk Briddigkeit<br />

27


Schneeschuhtour im Schwarzwald<br />

Mit unsicheren Gefühl, was die Schneelage anging, machten<br />

wir uns am 25. Januar auf zur Schneeschuhtour. Wird es im<br />

Schwarzwald genug Schnee haben?<br />

Wir waren 15 Teilnehmer aus dem Kreis des Wanderforums,<br />

ein lockerer Zusammenschluss von Leuten, die gerne draußen<br />

unterwegs sind.<br />

Von Stuttgart ging die Fahrt mit der Bahn nach Pforzheim und<br />

von dort weiter mit der Stadtbahn nach Bad Wildbad. Das letzte<br />

Stück nach Kaltenbronn fuhren wir mit dem Bus.<br />

Hier oben auf 870 m lag Schnee, der ziemlich hart und<br />

stellenweise eisig war. Die Unentwegten packten trotzdem die<br />

Schneeschuhe an Ihren Rucksack. Vielleicht ging es weiter oben<br />

doch noch mit den Schneeschuhen.<br />

Das erste Stück führte bergauf zum Hohlohsee, ein Hochmoormoor,<br />

das zugefroren und mit Schnee und Eis bedeckt war<br />

und im Sonnenlicht glitzerte. Wir gingen weiter zum Hohlohturm,<br />

den wir natürlich bestiegen. Die Sicht reichte bei diesem tollen<br />

Wetter von den Vogesen über den Feldberg bis zur Alb.<br />

Nach dem wir uns gestärkt hatten, wanderten wir vorbei an<br />

der Schwarzmisshütte auf stellenweise eisigen Wegen durch<br />

sturmgeschädigten Bannwald zum Hochmoor Kaltenbronn. Bei<br />

einer Pause entdeckten einige eine schneebedeckte Waldlichtung,<br />

wo wir kurzerhand die Schneeschuhe anschnallten. Auf<br />

Schneeschuhen gingen wir auf dem schnee- und eisbedeckten<br />

Bohlenweg durch das Hochmoor Kaltenbronn. Auf dem letzten<br />

Stück zurück zum Kaltenbronn baumelten die Schneeschuhe<br />

wieder am Rucksack.<br />

28<br />

Über Stock und Baum: Weniger Schnee durfe es nicht sein<br />

Wieder am Ausgangspunkt angekommen, machten wir<br />

unseren verdienten Einkehrschwung und warteten bis der<br />

Bus wieder zurück nach Bad Wildbad fuhr. Einige Unentwegte<br />

testeten wie pistentauglich die Schneeschuhe sind.<br />

Obwohl kein Tiefschneefeeling aufkam, war es eine tolle<br />

Tour, die Lust auf mehr machte.<br />

Dieter Kimmel


Osterhasen backen<br />

Bald feiern wir Ostern. Der Osterhase versteckt sich an den<br />

Feiertagen in seiner Schokoladenform als Geschenk für die<br />

Kinder und schmeckt süß und lecker. Anstatt zu basteln kann<br />

man auch zu Ostern „Gutsle“ backen. Die<br />

selbst gebackenen Hasen sehen hübsch<br />

aus, sind schmackhaft und verstecken<br />

sich im Nu im Bauch der Bäckerinnen<br />

und Bäcker. Vor Ostern ist das auch etwas<br />

für eine Gruppenstunde!<br />

Außerdem hat dieser Backtipp mit<br />

unserem Jahresmotto „Zwischen Tradition<br />

und Moderne“ zu tun. Osterhasen zu<br />

backen hat bei uns eine lange Tradition.<br />

Schokoladenhasen gibt es noch nicht<br />

lange erschwinglich zu kaufen. Wer<br />

noch nie Hasen gebacken hat, sollte es<br />

unbedingt mal probieren. Das Ergebnis<br />

kann sich sicher sehen lassen und ist<br />

keinesfalls nur mit großem Backtalent<br />

zu erreichen. Bei mir gibt es auch dieses<br />

Jahr wieder traditionell Häschen, die als<br />

Geschenk willkommen und modern sind!<br />

Osterhäschen kann man aus Mürbteig<br />

ausstechen und backen oder aus Hefeteig<br />

herstellen. Die Mürbteighasen sind<br />

natürlich länger haltbar.<br />

Osterhäschen aus Mürbteig<br />

Die angegebene Menge Teig ergibt je nachdem, wie dick man<br />

den Teig auswellt zwei bis drei Backbleche.<br />

Zutaten: 375 g Mehl<br />

180 g Butter,<br />

100 g Zucker<br />

2 Eier<br />

1 Päckchen Vanillezucker<br />

1 Teelöffel Backpulver<br />

Eigelb zum Bestreichen (evtl. mit etwas<br />

Milch verdünnen, damit es besser aufgetragen<br />

werden kann)<br />

Hagelzucker zum Verzieren<br />

Rosinen für die Augen der Hasen<br />

Backspaß zu Ostern: Hefeteig-Hasen<br />

Alle Zutaten auf Zimmertemperatur bringen und auf einem<br />

Backbrett zu einem glatten Teig verarbeiten. Zuerst mit<br />

einem Messer die Zutaten hacken und dann mit den Händen<br />

verkneten. Den Teig mindestens eine<br />

Stunde abgedeckt kühl stellen. Etwa<br />

Zentimeter dick auswellen, verschiedene<br />

Hasenausstecherformen ausstechen und<br />

auf ein mit Butter eingefettetes Emaille-<br />

Backblech legen. Mit Eigelb bestreichen,<br />

Hagelzucker auf den Körper des Hasen<br />

streuen und auf die Stelle, wo das Auge<br />

sein sollte, eine ganze oder halbierte Rosine<br />

(je nach Größe des Hasen-Models)<br />

leicht in den Teig eindrücken. Die Hasen<br />

im Elektrobackofen bei 190 °C etwa 15<br />

Minuten backen, bis sie goldgelb sind.<br />

Auf einem Gitter abkühlen lassen und in<br />

einer Blechdose aufbewahren.<br />

Osterhäschen aus Hefeteig<br />

Die Hefeteig-Hasen sind auf dem Bild<br />

zu sehen und können auch weniger aufwändig<br />

verziert werden. Sie schmecken<br />

gut zu Tee und Kaffee.<br />

Dazu stellt man einen Hefeteig aus 600 g Mehl, 1 Würfel<br />

Hefe, 0,25 l lauwarmer Milch, 100 g Butter, 2 Eier, 1 Prise Salz<br />

und 50 g Zucker her.<br />

Aus Pappkarton kann man Schablonen für die Osterhasen<br />

schneiden, damit sie auch in Form bleiben. Den Hefeteig nach<br />

dem Gehen lassen, nicht mehr kneten, sondern ca. 2 cm dick<br />

auswellen, die Osterhasen ausschneiden und ebenfalls auf ein<br />

gut mit Butter eingefettetes Backblech legen. Auch diese Hasen<br />

wieder mit verquirltem Eigelb bestreichen und für die Augen<br />

Rosinen draufsetzen. Die Hasen noch mal 15 Minuten (Zugluft<br />

vermeiden) gehen lassen. Den auf 200 °C vorgeheizten Backofen<br />

auf der mittleren Leiste mit den Hasen bestücken. Bei 170 °C<br />

Umluft kann man auch mehrere Bleche gleichzeitig backen. Wer<br />

möchte, kann aus Zitronensaft, der mit Puderzucker verrührt<br />

wird, einen dicken Zuckerguss herstellen und die Hasen nach<br />

dem Backen, wenn sie noch heiß sind, damit verzieren oder mit<br />

Lebensmittelfarbe die Tiere anmalen.<br />

Viel Spaß beim Backen und Essen wünscht<br />

Kerstin Schöberl<br />

29


So könnt ihr Seife selbst herstellen<br />

Um Seife nach dem Kaltverfahren selbst herzustellen, braucht<br />

ihr verschiedene pflanzliche Fette, Natronlauge, destilliertes<br />

Wasser und evtl. Duftstoffe und Farbpigmente.<br />

Den Arbeitsplatz abseits von Lebensmitteln mit Zeitungspapier<br />

auslegen. Der Umgang mit Natronlauge ist sehr gefährlich.<br />

Schon ein Spritzer ins Auge kann zur Erblindung führen, und<br />

Verschlucken führt zu schwersten inneren Verätzungen. Tragt<br />

deshalb unbedingt Schutzbrille und zieht Gummihandschuhe an!<br />

Die festen Fette werden langsam (in einem ausgedienten<br />

möglichst hohen Topf) zum Schmelzen gebracht und dann<br />

mit den restlichen flüssigen Ölen vermischt. Die Natronlauge<br />

(NaOH) wird vom Apotheker grammgenau abgewogen und<br />

dann LANGSAM in eine genau abgemessene Menge destilliertes<br />

Wasser eingerührt. Nicht umgekehrt! Weil sich die Flüssigkeit<br />

stark erhitzt, sollte das Wasser eiskalt sein. Bei diesem Vorgang<br />

entstehen Dämpfe, die die Atemwege verletzen können. Beugt<br />

euch nicht über den Topf atmet die Dämpfe nicht ein und<br />

arbeitet möglichst am offenen Fenster. Tragt weiterhin Gummihandschuhe<br />

und Schutzbrille.<br />

30<br />

Beim Verrühren und Färben<br />

Nicht ohne Schutzbrille und Gummihandschuhe!<br />

Wenn die Lauge und die Öle auf 38° bis 45 °C abgekühlt<br />

sind, rührt ihr die Lauge vorsichtig in die Öle ein. Nicht spritzen!<br />

Um den Verseifungsprozess in Gang zu setzen, muss nun<br />

ausdauernd gerührt werden. Immer ca. fünf Minuten mit einem<br />

Handquirler schnell und kräftig rühren, kurze unterbrechen und<br />

wieder rühren, bis die Masse zähflüssig wird. Sie sollte wie frisch<br />

gekochter Vanillepudding oder eine dicke Sahnesoße aussehen.<br />

Jetzt könnt ihr bei Bedarf hochwertige Pflegeöle dazugeben, die<br />

Seife beduften oder färben.


Geeignete Gefäße wie schmale Kastenkuchenformen oder<br />

Besteckkästen mit Plastikfolie (Schrift nach außen) auslegen und<br />

die Flüssigkeit vorsichtig hineinschütten. Arbeitet weiterhin mit<br />

Gummihandschuhen. Das dauert insgesamt 1,5 bis 2 Stunden.<br />

Alles gut isolieren, z. B. in eine Styroporbox geben, Brett auf<br />

die Form legen, alte Decken o.ä. drauflegen, zudecken und über<br />

Nacht an einem warmen Ort stehen lassen. Die Verseifungsreaktion<br />

erfolgt ohne weitere Hitzeeinwirkung von außen. Nach<br />

ca. 24 Stunden sollte die Masse die Konsistenz von einem festen<br />

Schnittkäse haben. Einfach testen und wenn´s passt aus der Form<br />

nehmen (Gummihandschuhe!), in Stücke schneiden und noch<br />

ca. vier Wochen luftig lagern. In dieser Zeit reift die Seife, d. h.,<br />

sie wird fester und der ph-Wert sinkt noch.<br />

Erst dann verwenden! Nach Möglichkeit auch nicht vorher<br />

an die Kinder oder Jugendlichen verteilen.<br />

Der Vorgang ist nicht ungefährlich, aber wir haben es in<br />

unserer Gruppenstunde schon dreimal gemacht. Wir haben<br />

mit unseren 10- bis 15-jährigen Grund-, Olivenöl-, Kaffee- und<br />

Lavendelseife hergestellt. Es ist noch nie etwas was passiert,<br />

wenn man die Kinder über die Gefahren aufklärt und die<br />

„Quatschmacher“ von den gefährlichen Arbeiten ausschließt.<br />

Das wurde immer ohne Diskussion akzeptiert.<br />

Viel Spaß<br />

Heidi Pregitzer<br />

Praktische Tipps<br />

• Utensilien wie Topf, Gefäße zum Abfüllen, Handquirler<br />

usw. haben wir billig auf dem Flohmarkt erstanden,<br />

spezielle Farbpigmente und spezielle ätherische Öle<br />

können über das Internet bei „behawe“ günstig bestellt<br />

werden.<br />

• Genaue Beschreibung und Mengenangaben unter „Seife<br />

herstellen Schritt für Schritt“ ergoogeln.<br />

• Wem das zu gefährlich ist, googelt unter „Seifenbälle<br />

aus Grundseife“ und kann dann auch mit kleineren Kids<br />

tolle Seife herstellen.<br />

• Wenn die Seifen Anfang November hergestellt werden,<br />

können sie zu Nikolaus oder Weihnachten verpackt (in<br />

Butterbrotpapier und dann in Seidenpaper) und an<br />

die Kinder verteilt werden. Trotz genauer Beschreibung<br />

sollten die Jugendleiter die Herstellung vorher unbedingt<br />

selbst ausprobieren.<br />

Vorsicht beim Umfüllen<br />

Selbst hergestellte Seife hat ideellen Wert<br />

31


Wildtier des Jahres<br />

Der Igel<br />

Die dämmerungs- und nachtaktiven Igel sind in kleinräumigen<br />

Landschaften und in menschliche Siedlungen anzutreffen,<br />

wo sie Nahrung und Unterschlupf finden. Ihr Nahrungsspektrum<br />

ist breit: Laufkäfer, Larven von Nachtschmetterlingen<br />

und sonstige Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer, Schnecken,<br />

Hundert- und Tausendfüßer sowie Spinnen.<br />

Zwischen Juni und August kommen nach etwa 35 Tagen<br />

Tragzeit vier bis fünf Jungigel zur Welt. Diese sind bei der Geburt<br />

12 bis 25 Gramm schwer, rund sechs Zentimeter lang und tragen<br />

etwa 100 weiße Stacheln – ausgewachsene Igel haben 6000 bis<br />

8000 Stacheln.<br />

Im Herbst sind Igel auch tagsüber aktiv, um sich für den bevorstehenden<br />

Winterschlaf noch Fettreserven anzufressen. Zum<br />

Winterschlaf suchen sie im November bei anhaltenden Bodentemperaturen<br />

um den Gefrierpunkt Laub- und Reisighaufen auf.<br />

Ihr Winterquartier nutzen sie bei Schlechtwetterperioden bis Mai.<br />

Je nach Jahreszeit und Geschlecht wiegen Igel im Durchschnitt<br />

ein Kilogramm. Wiegen Jungigel im November weniger<br />

als 500 Gramm, sind sie hilfsbedürftig. Während des Winterschlafs<br />

verlieren Igel 20 bis 40 Prozent ihres Körpergewichts.<br />

Interessante Gegenstände werden von Igeln ausgiebig<br />

beschnuppert, beleckt und durchgekaut. Dabei entsteht eine<br />

weißschaumige Speichelabsonderung. Dieser Vorgang ist natürlich,<br />

harmlos und hat mit Tollwut nichts zu tun.<br />

Siedlungen und Straßenbau schränken den Lebensraum des<br />

Igels ein. Der Straßenverkehr kostet jährlich hunderttausende<br />

Igel das Leben. In Gärten fehlt es häufig an Unterschlupfmöglichkeiten<br />

und Nahrung. Igel benötigen giftfreie Gärten.<br />

Schneckenkorn und Rattengift können ihnen zum Verhängnis<br />

werden. Deshalb empfehlen sich grundsätzlich Alternativen zum<br />

Gifteinsatz. Ist eine Rattenbekämpfung unumgänglich, sollte der<br />

Giftköder für Igel nicht erreichbar sein.<br />

Germar Schulte-Hunsbeck<br />

32<br />

© apreuss pixelio<br />

Fisch des Jahres<br />

Der Aal<br />

Die Wahl zum Fisch des Jahres 2009 soll signalisieren, dass<br />

die Bestände des Aals (Anguilla anguilla) in fast ganz Europa<br />

erheblich zurückgegangen sind.<br />

Aale sind mit ihrem schlangenförmigen und langgestreckten<br />

Körper unverwechselbar. Männliche Aale werden bis zu<br />

einem halben Meter lang, Weibchen bis zu 1,5 Meter. Aale sind<br />

nachtaktiv, tagsüber leben sie auf dem Gewässergrund unter<br />

Steinen, im Schlamm oder in Spalten. Sie ernähren sich von<br />

Würmern, kleinen Krebsen, Insektenlarven und Fischlaich, auch<br />

von kleinen Fischen<br />

Aale schlüpfen in den Tangwäldern der Sargassosee nahe<br />

den Bahamas im Atlantik. Mit dem Golfstrom werden die Larven<br />

verdriftet bis sie nach etwa drei Jahren die europäischen Küsten<br />

erreichen. Als Glasaale wandern die sieben Zentimeter großen<br />

Jungtiere in die Flussmündungen, steigen in den Flüssen auf<br />

und gelangen auch in Seen. Kurze Strecken können sie sich<br />

über feuchtes Land bewegen.<br />

Innerhalb von sechs bis zwölf Jahren werden die Tiere<br />

geschlechtsreif. Zur Fortpflanzung wandern sie zurück in die<br />

Sargassosee, wo sie geschlüpft waren. In einer Tiefe von ca.<br />

2000 Metern laichen die Aale ab und sterben.<br />

Die Verbauung der Gewässer durch Wasserkraftwerke ist ein<br />

wichtiger Grund für den Rückgang der Bestände. Oft bleiben den<br />

Aalen nur der Weg durch den Turbinenschacht. Je nach Turbinentyp<br />

werden die Tiere dabei getötet oder schwer verletzt. Auch die<br />

weltweite Nachfrage nach Aal bringt die Fische in Bedrängnis.<br />

Zusätzlich zu den vom Menschen verursachten Gefahren hat<br />

der Aal auch noch biologische Feinde wie den Schwimmblasenwurm<br />

oder das Aal-Herpesvirus. Untersucht wird zudem, ob<br />

Klima-Änderungen Einfluss auf den Bestandsrückgang haben.<br />

Der Aal steht seit 1998 auf der Roten Liste gefährdeter Arten<br />

in Deutschland.<br />

Germar Schulte-Hunsbeck<br />

© kfm pixelio


Blume des Jahres<br />

Die Gemeine Wegwarte<br />

Die Wegwarte ist zur Blume des Jahres 2009 gekürt worden.<br />

Sie wächst an Weg- und Ackerrändern und ist botanisch mit<br />

Chicoree und Radicchio verwandt.<br />

Die Wegwarte gilt in mehreren Bundesländern als gefährdet.<br />

Wegen ihrer strahlenden Blütenfarbe ist die Wegwarte auch als<br />

„Wegeleuchte" bekannt. Praktischen Nutzen hatte in früherer<br />

Zeit ihre Wurzel, die geröstet teurem Bohnenkaffee beigemischt<br />

wurde oder auch als Zichorienkaffee oder „Muckefuck“ Kaffee-<br />

Ersatz ergab.<br />

Die Gemeine Wegwarte (Cichorium inytbus) gehört zur großen<br />

Familie der Korbblütler und gedeiht an warmen, sonnigen<br />

Standorten, gern auf trockenen Lehmböden an Mauern und<br />

Böschungen, an Wegrändern oder auf Brachen. Als typische<br />

Hochsommerbotin blüht sie von Juli bis September, teils auch<br />

noch bis in den November hinein.<br />

Vor allem Schwebfliegen, Bienen und Hummeln besuchen<br />

die Wegwartenblüten, Finkenvögel wie die Stieglitze picken im<br />

Herbst ihre Samen.<br />

In Süddeutschland ist die blaue Wegwarte men auch weiße<br />

Albinoblüten vor – noch recht häufig. In Niedersachsen und<br />

Hamburg steht die Wegwarte auf der Roten Liste, in weiteren<br />

Bundesländern auf der sogenannten Vorwarnliste.<br />

Germar Schulte-Hunsbeck<br />

© knipseline pixelio<br />

Baum des Jahres<br />

Der Bergahorn<br />

Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) trägt seinen Namen<br />

zu Recht. Sein Verbreitungsgebiet reicht von den Kantabrischen<br />

Bergen im Nordwesten Spaniens bis hin zu den Karpaten im<br />

Osten und vom Harz im Norden bis in den Apennin. In den<br />

deutschen Mittelgebirgen prägt er vor allem zusammen mit<br />

der Esche und der Bergulme die feuchten Schlucht- und Blockhaldenwälder.<br />

Die Nordgrenze seiner natürlichen Verbreitung<br />

verläuft am nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge. Durch<br />

den Menschen hat sich der Baum bis nach Südschweden, England,<br />

Irland und ostwärts bis ins europäische Russland hinein<br />

ausgebreitet.<br />

Das Holz des Bergahorn wird für Küchengeräte wie Kochlöffel,<br />

Fleischklopfer und Nudelhölzer verwendet. Eine weitere klassische<br />

Verwendung hat das recht harte, aber gut drechselbare<br />

Holz im Musikinstrumentenbau (Flöte, Fagott, Cello, Bratsche,<br />

Geige) gefunden, ebenso im Innenausbau.<br />

Der Bergahorn kann bis zu sechshundert Jahre alt werden. Er<br />

spielt in vielen Ortschaften in den Bergen eine kulturgeschichtlich<br />

ähnliche Rolle wie die Eiche oder die Linde in niederen<br />

Lagen.<br />

Ahornholz besitzt im Volksglauben eine besondere Eigenschaft.<br />

Zauberer und Hexen trauen sich nicht über eine<br />

Türschwelle aus Ahorn. Wer ganz auf Nummer Sicher gehen<br />

wollte, der stellte zusätzlich belaubte Zweige ins Fenster. Die<br />

fünflappigen, entfernt an gespreizte Hände erinnernden Blätter<br />

tun ein Übriges, um unheimliche Wesen fernzuhalten.<br />

Germar Schulte-Hunsbeck<br />

© qay pixelio<br />

33


Spielen im Freien<br />

In den Ferien verließen wir morgens<br />

das Haus zum Spielen. Wir blieben den<br />

ganzen Tag weg und mussten erst zu<br />

Hause sein, wenn die Straßenlaternen<br />

angingen. Niemand wusste, wo wir waren<br />

und es gab auch noch keine Handys.<br />

In der Clique gingen wir, mit Hammer,<br />

Sägen und Nägeln bewaffnet, in<br />

den Wald, um eine Holzhütte zu bau-<br />

Telefon<br />

Was am Telefon früher besonders war?<br />

Da war zuerst mal die Schnur. Ja,<br />

das Telefon war über eine Leitung<br />

fest mit der Wand verbunden. Nicht<br />

mit einem Stecker oder so, richtig<br />

verschraubt. Man konnte also nicht<br />

einfach ein Verlängerungskabel einbauen,<br />

nein, man war an den Standort<br />

gebunden. Bei<br />

uns war das<br />

Telefon am<br />

Fuße der Treppe.<br />

Die Schnur<br />

war so lang,<br />

dass man sich<br />

zum telefonieren<br />

bequem<br />

auf die Stufen<br />

der Steintreppe<br />

setzen<br />

konnte.<br />

Natürlich konnte jeder mithören, was<br />

besonders meiner Schwester nicht so<br />

gefiel. Ihr leidenschaftliches Telefonieren<br />

führte noch zu einem anderen<br />

Problem. Telefonieren war damals relativ<br />

teuer. Nachdem immer wieder mal<br />

das Taschengeld aufgebraucht war, kam<br />

das Telefonschloss zum Einsatz.<br />

34<br />

WEISST DU NOCH<br />

en. Dabei traf der Hammer den einen<br />

oder anderen Finger, von Schnitt- und<br />

Schürfwunden abgesehen. Doch wir<br />

hatten keine Zeit für Wehwehchen.<br />

In der Gruppe vielen uns die tollsten<br />

Sachen ein. Das erste Snowboard<br />

bestand aus einem Skateboard, bei dem<br />

man die Rollen abmoniert hatte. Angetackerte<br />

Lederriemen bildeten die<br />

Fußhalter. Besondere Tüftler bauten<br />

noch Alukannten an, die die Kurvenlage<br />

verbessern sollten.<br />

Sonja Ulmer<br />

Heutzutage nicht mehr möglich konnte<br />

man damals in ein Loch der Zählscheibe,<br />

z.B. die 3 damit man noch den<br />

Notruf wählen konnte, einen Schließzylinder<br />

stecken, welches mit einem<br />

Schlüssel gegen herausnehmen gesichert<br />

werden konnte.<br />

Ja, das Telefon hatte eine Wählscheibe.<br />

War besetzt, Anrufbeantworter gab es<br />

noch nicht, oder hatte man sich verwählt<br />

tat irgendwann der Wählfinger<br />

weh. Wahlwiederholung oder integriertes<br />

Telefonbuch war noch nicht erfunden.<br />

Das Telefon war reine Elektromechanik.<br />

Jeder hatte das gleiche Telefon, immerhin<br />

gab es verschiedene Farben.<br />

In der Regel hat man das Telefon auch<br />

nicht gekauft, sondern gemietet. Von<br />

wem? Natürlich von der Bundespost.<br />

Frei in einem Laden zu kaufen gab es<br />

eigentlich keine. Außer hat man sich<br />

eines aus dem USA mitgebracht oder<br />

schicken lassen. Die waren aber verboten,<br />

da sie in Deutschland keine<br />

Abnahme der Bundespost hatten.<br />

Heutzutage hat man meist immer und<br />

überall ein Telefon dabei und ist<br />

erreichbar. Ob gut oder nicht sie mal<br />

dahingestellt.<br />

Christian Bendig


Großer Psychotest<br />

Bist du im richtigen Verein?<br />

Hast du die richtige Einstellung, um Mitglied in der <strong>Schwäbische</strong>n <strong>Albvereinsjugend</strong> zu sein? Beantworte die Fragen und du wirst es<br />

erfahren.<br />

Die Auflösung gibt es in der nächsten <strong>STUFE</strong>. Damit wir ein repräsentatives Bild erhalten, sende uns deine Antworten per E-Mail an<br />

stufe@schwaebische-albvereinsjugend.de.<br />

Wähle immer nur eine Antwort.<br />

Was ist deine liebste Freizeitbeschäftigung?<br />

a) ein gutes Buch lesen<br />

b) Mädchen/Jungen kennen lernen<br />

c) draußen sein<br />

d) am Computer chatten, surfen und spielen<br />

e) Fernsehen<br />

Wo ist dein Lieblingsort?<br />

a) am Albtrauf<br />

b) auf dem Sofa im Wohnzimmer<br />

c) in der Disco<br />

d) im Freibad<br />

e) in der Wirtschaft eines Wanderheims<br />

Was hast Du an, wenn du in der Natur unterwegs bist?<br />

a) Jeans und T-Shirt<br />

b) Kniebundhose, rotkariertes Hemd, rote Kniestrümpfe<br />

c) Trainingsanzug<br />

d) synthetische Funktionskleidung<br />

e) Kniebundhose, blaukariertes Hemd, blaue Kniestrümpfe<br />

Was hast Du draußen auf dem Kopf?<br />

a) ich habe genug Haare, brauche keine Mütze<br />

b) Filzhut<br />

c) Baseball-Kappe<br />

d) Baskenmütze<br />

e) Bandana<br />

Was nimmst Du als Hilfsmittel mit wenn Du wanderst?<br />

a) GPS-Empfänger<br />

b) Wanderkarte<br />

c) Kompass<br />

d) Pfadfinder-Orientierungsbuch<br />

e) nix, ist doch alles gut ausgeschildert<br />

Welche Zeitschrift liest Du am liebsten?<br />

a) Lustiges Taschenbuch<br />

b) Blätter des <strong>Schwäbische</strong>n Albvereins<br />

c) Bravo<br />

d) <strong>STUFE</strong><br />

e) Nachrichtenmagazin<br />

Was ist deine Lieblingsmusik?<br />

a) Death Metal<br />

b) <strong>Schwäbische</strong> Tanzmusik<br />

c) Deutschsprachige Popmusik<br />

d) Internationale Charts<br />

e) Indonesische Volksmusik<br />

Wie oft warst du im letzten Jahr auf einer JVV?<br />

a) kein mal<br />

b) einmal<br />

c) zweimal<br />

d) dreimal<br />

e) viermal<br />

Wie viele Mitglieder des Jugendbeirats kannst du mit<br />

Namen nennen?<br />

a) 1 Mitglied<br />

b) 2 Mitglieder<br />

c) 4 Mitglieder<br />

d) 6 Mitglieder<br />

e) alle 7 Mitglieder<br />

Was sind deine Zukunftspläne?<br />

a) Karriere im Beruf<br />

b) ein Posten im Verein<br />

c) Lebenskünstler<br />

d) auf alternativem Bauernhof Radieschen züchten<br />

e) ich warte noch auf eine weise Eingebung<br />

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36<br />

71861 287008<br />

Brauchtum und Tradition - nein danke?<br />

Was hat Brauchtum und Tradition mit uns zu tun? Das kann uns doch gestohlen bleiben!<br />

Aber ist das wirklich so? Wo kommen in unserem Alltag Rituale, Werte und Moralvorstellungen vor,<br />

die mit unserer Tradition und unserem Brauchtum in Verbindung stehen? Wir wollen uns auf moderne<br />

Weise mit unseren Traditionen und unserem Brauchtum auseinandersetzen und diese in unser tägliches<br />

Leben integrieren.<br />

In diesem Seminar wollen wir über unsere Rituale und Moralvorstellungen diskutieren, aber auch<br />

Übungen, Methoden und Spiele zur Umsetzung in Freizeiten, Jugendgruppen und bei Wanderungen<br />

erlernen.<br />

Termin: 25.09. - 26.09.2009<br />

Ort: Wanderheim Burg Teck, Owen<br />

Teilnehmer: 5 - 15 Personen, ab 15 Jahren<br />

Leitung: Anke Werner<br />

Preis: 30 €<br />

Kategorie: Aufbaukurs (10 JuleiCa-Punkte)<br />

Anmeldeschluss: 27.08.2009<br />

Gemeinsam lernen!<br />

Wenn die Alten mit den Jungen...ein etwas anderer Lehrgang. Die Jungen lernen von den Alten,<br />

geht es auch umgekehrt?<br />

Geschichten aus den "guten alten Zeiten", Kochen wie bei Oma und Opa, Geocaching, Entdecken von<br />

alten und neuen Techniken. Das sind nur einige Dinge, die wir generationenübergreifend erfahren wollen.<br />

Termin: 23.10. - 24.10.2009<br />

Ort: Füllmenbacher Hof, Sternenfels-Diefenbach<br />

Teilnehmer: 5 - 15 Personen, ab 16 Jahren<br />

Leitung: Martin Fritz, Anke Werner<br />

Preis: 40 €<br />

Leistungen: Unterkunft im Mehrbettzimmer, Verpflegung, Programm<br />

Kategorie: Ergänzungskurs (8 JuleiCa-Punkte )<br />

Anmeldeschluss: 24.09.2009<br />

14.03. - 15.03.2009 Frühjahrs-jVV rOssBErGhaUs, rEUTLINGEN-GöNNINGEN ++ 27.03. - 29.03.2009 rEDEN Um<br />

VErsTaNDEN zU wErDEN ++ 08.04. 13.04.2009 arBEITsEINsaTz FUchsFarm ++ 12.04.- 18.04.2009 aUF DEN spU-<br />

rEN VON rOBIN hOOD, FüLLmENBachEr hOF ++ 26.04.2009 FrühLINGswaNDErUNG am süDraND DEs sTrOmBErGs ++<br />

15.05.2009 LaNDEsFEsT IN ELLwaNGEN ++ 20.05.- 28.05.2009 rüBEN zähLEN Im rIEsIGEN GEBIrGE ++ 10.06. -<br />

14.06.2009 kLEIN aBEr OhO! ETappENwaNDErUNG Im saarLaND ++ 20.06.2009 waNDErUNG rEUTLINGEN - TüBINGEN<br />

0 0 1 4 0<br />

++ 26.06. - 28.06.2009 FUchsFarm-FEsTIVaL ++ 28.06.2009 sOmmEr-jVV FUchsFarm ++<br />

A<br />

U<br />

S<br />

B<br />

L<br />

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