Pfarrblatt Oktober 2013 - Pfarrei Wünnewil-Flamatt
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REGION<br />
Abt Martin Werlen in Burgbühl<br />
und Prozess im Dekanat<br />
Loslassen können –<br />
gegen den Stillstand<br />
«Die Leute von heute interessiert die Kirche<br />
nicht» – diesen Satz, so Abt Martin Werlen, habe<br />
er oft gehört. Wer so denke, der würde immer<br />
seine Mei nung bestätigt sehen. Dass die Kirche<br />
und Auf brüche in ihr aber immer noch Themen<br />
sind, die Menschen bewegen, zeigten die über<br />
200 Besu cher, die sich am 4. September im Bildungszentrum<br />
Burgbühl einfanden, um mit Abt<br />
Martin Werlen ins Gespräch zu kommen. Diese<br />
Gedanken geben Anstösse – auch im Dekanat<br />
und Bischofsvikariat Deutschfreiburg.<br />
«Loslassen können ist ein lebenslanger Prozess»,<br />
so Abt Martin Werlen. Die Geburt, das Laufenlernen<br />
– immer schon präge diese Bewegung unser<br />
Leben. Zunächst habe man fast keine Wahl. Später<br />
aber werde das Loslassen immer schwieriger. «Als<br />
Erwachsene bauen wir grosse Fassaden auf, um<br />
uns zu versichern, dass alles so bleibt, wie es ist.<br />
Spätestens wenn diese dann erschüttert werden,<br />
merken wir, dass es wenig Sicherheit gibt, dass wir<br />
in Illusionen gelebt haben, in einer Täuschung –<br />
ansonsten wäre man ja auch nicht “ent”-täuscht.»<br />
Gegen das Verharren im Stillstand empfahl er eine<br />
realistische Sicht der Dinge. «Den unberechenbaren<br />
Tod täglich vor Augen haben», so zitierte er die<br />
Benediktusregel – dies sei eine Lebensweise, die<br />
die Mönche in Einsiedeln ständig übten. Symbol<br />
dafür seien die kleinen Särge, in denen ihr Besteck<br />
für Mahlzeiten aufbewahrt würde. In der Perspektive,<br />
dass nur eine Sache im Leben «todsicher» sei,<br />
könne man das Leben besser gestalten, Dinge<br />
aufgeben und weiterwachsen. Mit Vertrauen auf<br />
den Heiligen Geist dürfe man sich auf Überraschungen<br />
einlassen und Altes loslassen.<br />
«Wenn das Loslassen im Leben wichtig ist», so<br />
Martin Werlen, «und die Kirche etwas mit dem Le -<br />
ben der Menschen zu tun haben will, dann muss<br />
man auch in der Kirche loslassen können.» Für<br />
Menschen wie für die Kiche gelte: Das Festnageln<br />
auf den Ist-Zustand verhindert Leben. Viel Hoffnung<br />
zieht Martin Werlen aus dem Verhalten von Papst<br />
Franziskus: der Titelverzicht am Telefon, seine<br />
Nähe und viele menschliche Selbstverständlich keiten<br />
liessen aufhorchen, da man dies von einem<br />
Papst gar nicht gewohnt sei.<br />
Abt Martin Werlen ist selbst für Aufbruchsstimmung<br />
bekannt: Zum «Jahr des Glaubens» und zum 50. Konzilsjubiläum<br />
2012 hatte er die Schrift «Mitein ander<br />
die Glut unter der Asche entdecken» ge schrie ben, in<br />
der er viele Fragen zur Lage der Kirche, zu inhaltlichen<br />
wie strukturellen Themen gestellt hatte.<br />
Auch das Dekanat und das Bischofsvikariat Deutschfreiburg<br />
spüren, dass Veränderungen nötig sind. In<br />
Rechthalten, Brünisried und Heitenried wurden z. B.<br />
engagierte Personen als «Ansprech personen» an -<br />
gestellt, da es nicht ausreichend Nachwuchs an<br />
Priestern oder Laienseelsorgern gibt. «Die An -<br />
sprech personen», so die Adjunktin im Bischofsvikariat<br />
Marianne Pohl-Henzen, «nehmen die An -<br />
liegen der <strong>Pfarrei</strong>angehören und Aussenstehenden<br />
entgegen und wirkten als Bindeglied zum Seelsorge<br />
team der Seelsorgeeinheit. Sie übernehmen<br />
selbst viele kleine und grosse Aufgaben in der<br />
Pfarr kirche und garantieren so, dass in jeder Kirche<br />
noch immer gefeiert und gebetet wird.»<br />
Um den Veränderungen in der Gesellschaft und in<br />
der Kirche proaktiv zu begegnen, hat sich eine Projektplanungsgruppe<br />
mit Vertretern aus unterschiedlichen<br />
Gremien gebildet, um Visionen für eine Kirche<br />
Deutschfreiburg in 10-15 Jahren zu sammeln. Die<br />
Ergebnisse sollen dann in alle kirchlichen Strukturen<br />
weitergetragen und diskutiert werden. Begleitet<br />
wird der Prozess von der Theologin und Fachfrau<br />
für Organisationsentwicklung Marie-Theres Beeler.<br />
«Natürlich ist es vor allem eine pastorale Frage,<br />
aber dazu gehören auch personelle und strukturelle<br />
Veränderungen», so Marianne Pohl-Henzen.<br />
Auch Ihre Meinung ist gefragt: Wir würden uns<br />
freuen, Ihre Wünsche und Visionen zu erfahren, da -<br />
mit wir zusammen die Zukunft der Kirche Deutschfreiburg<br />
gestalten können!<br />
Kontakt: Bischofsvikariat Deutschfreiburg,<br />
Bildungszentrum Burgbühl, 1713 St. Antoni oder<br />
bischofsvikariat@kath-fr.ch