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25><br />

teve Mahan hebt beide<br />

S<br />

Hände und winkt freundlich<br />

aus dem Auto heraus.<br />

»Hey, so gut bin ich<br />

wirklich noch nie gefahren«,<br />

sagt er lachend<br />

zu seinen Mitfahrern. Steve ist Testfahrer<br />

und nahezu blind. Trotzdem rollt der<br />

Toyota Prius Hybrid sicher durch die<br />

Straßen von Morgan Hill in Kalifornien –<br />

wie von Geisterhand gesteuert. Es ist<br />

kein Prius vom Fließband, sondern das<br />

autonome Roboter-Modell aus dem Hause<br />

Google. Und Mahan, Geschäftsführer<br />

des Santa-Clara-Valley-Blindencenters,<br />

spielt die männliche Hauptrolle im Werbefilm<br />

zum selbstfahrenden Googlecar.<br />

Seit 2009 führt Google bereits Tests<br />

mit vollautomatischen Autos durch. Statt<br />

durch menschliche Aufmerksamkeit und<br />

Intuition gesteuert, werden die Roboter-<br />

Autos mit Lasertechnik, Radar-Sensoren,<br />

Kameras und GPS gelenkt. Bis heute hat<br />

die Fahrzeugflotte offenbar über eine halbe<br />

Million Kilometer unfallfrei absolviert.<br />

Google hat das Prinzip des selbstfahrenden<br />

Autos zwar nicht erfunden, versucht<br />

aber mit zahlreichen Präsentationen<br />

seiner Boliden zumindest die Pole-Position<br />

im medialen Rennen herauszuholen.<br />

Googles Spurt in puncto selbstfahrendes<br />

Auto könnte den Eindruck hinterlassen,<br />

die mobile Konkurrenz aus<br />

Deutschland sehe nur auf die Bremslichter.<br />

Das befragte Gros der Automobilindustrie<br />

möchte derzeit denn auch<br />

nicht öffentlich über die sportiven Google-Ambitionen<br />

spekulieren. Darum lässt<br />

zum Beispiel BMW durch seine Pressestelle<br />

lediglich auf Anfrage mitteilen,<br />

dass man dazu keine Aussage machen<br />

könne. Auch bei Audi will niemand die Aktivitäten<br />

der Konkurrenz kommentieren;<br />

obwohl Google auch mit einem Audi TT<br />

autonome Testfahrten unternommen hat.<br />

Und Volkswagen antwortet trotz mehrfacher<br />

Anfragen lieber erst gar nicht.<br />

Einzig die Daimler AG in Person ihres<br />

Pressesprechers Benjamin Oberkersch<br />

reagiert gelassen auf den Online-Wettbewerber<br />

um das Auto der Zukunft. Man sei<br />

in Stuttgart von der Fahrleistung durchaus<br />

beeindruckt, gesteht Oberkersch,<br />

aber diese basiere nicht auf einer serientauglichen<br />

Technik. So kostet das militärische<br />

Auge, der Laserscanner auf dem<br />

Dach des Fahrzeugs, allein schon rund<br />

70.000 US-Dollar. »Google bringt das Thema<br />

›autonomes Fahren‹ geschickt in die<br />

Öffentlichkeit«, konstatiert Oberkersch,<br />

aber von der Serienreife sei man in Mountain<br />

View auch noch meilenweit entfernt.<br />

»Google wird schneller in Serie gehen,<br />

als wir uns das heute vorstellen können«,<br />

prophezeit dagegen der Automobilexperte<br />

von der Universität Duisburg-Essen,<br />

Professor Ferdinand Dudenhöffer. In wenigen<br />

Jahren wird eine niedrigere Kostenstruktur<br />

die Serienreife ermöglichen.<br />

»Es wird die größte Innovation in der Geschichte<br />

des Autos«, davon ist der Wissenschaftler<br />

überzeugt. Der demographische<br />

Wandel der Gesellschaft und die<br />

Vision von global null Verkehrstoten seien<br />

die Antriebskraft für diese Entwicklung.<br />

Sieht die hiesige Automobilindustrie<br />

beim autonomen Fahren<br />

nur noch Googles Rücklichter<br />

Sebastian Thrun, Professor für künstliche<br />

Intelligenz an der Universität Stanford und<br />

Mitentwickler des autonom fahrenden<br />

Google-VW-Touareg »Stanley«, hat nach<br />

eigenem Bekunden sein ganzes Berufsleben<br />

der Rettung der weltweit jährlich<br />

über eine Million Verkehrstoten gewidmet.<br />

Gutmensch Google US-Verbraucherschützer<br />

haben da so ihre eigenen<br />

Visionen: ein integrierter Fahrtenschreiber<br />

im Dienste von Googles Profilern.<br />

Denn Google kennt die ökonomischen<br />

Biographien seiner Fahrzeuglenker nur<br />

zu gut. Und sehr leicht ließe sich mit diesen<br />

Daten ein völlig neuer Straßenatlas<br />

zeichnen, um Produkte, Services oder<br />

Merchandising schneller an den User,<br />

Verzeihung, Fahrer zu bringen. Google<br />

regelt den Verkehr: Ihr liefert das Auto,<br />

wir die Daten! Das könnte den ein oder<br />

anderen Autohersteller neidisch machen.<br />

Die Verbraucherschutzorganisation<br />

Consumer Watchdog fordert daher, den<br />

Datenschutz explizit im kalifornischen<br />

Gesetz für Roboterautos zu verankern. Sie<br />

fürchtet, dass in den Roboterautos mehr<br />

Der Suchmaschinengigant kennt<br />

die ökonomischen Biographien<br />

seiner Fahrzeuglenker<br />

Daten gesammelt werden könnten, als<br />

es für den Betrieb nötig sei. Schließlich<br />

beruht Googles Geschäftsmodell darauf,<br />

digitale Verhaltensprofile zu erstellen und<br />

diese für eine personalisierte Werbung zu<br />

verkaufen. Deshalb dürfe der Preis für<br />

diese fahrerlose Technik nicht der sein,<br />

die Fahrer auszuspionieren.<br />

Dass Google die Vorliebe für einen<br />

Drive-in bei Burger King statt beim<br />

Konkurrenten McDonald's gewinnbringend<br />

vermarkten will, hält Professor<br />

Dudenhöffer dann doch eher für wenig<br />

wahrscheinlich: »Burger King ist doch<br />

langweilig gegenüber dem Wert null Verkehrstote.«<br />

Aber regionale AdWords-Anzeigen<br />

statt eines unwichtigen Drehzahlmessers<br />

im Armaturenbrett kann sich<br />

auch der Automobilexperte vorstellen.<br />

Denn schließlich hat Google das Steuer ja<br />

fest in der Hand. //<br />

mehr informationen<br />

autonomes-fahren.de<br />

bit.ly/TT4ALV<br />

bit.ly/XrwOn5<br />

youtu.be/cdgQpa1pUUE

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