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33><br />
Entwicklungstätigkeit in Deutschland nur<br />
noch selten. Die Gründung der SAP ist<br />
schon rund 40 Jahre her, und davon<br />
bräuchten wir mehr; Unternehmen, die<br />
starke Produkte für den Weltmarkt bauen,<br />
denn das erzeugt eine große Community.<br />
Im Silicon Valley oder auch in China scheint<br />
das zu funktionieren. Ist der Boden dort<br />
fruchtbarer<br />
Im Silicon Valley kommt alles zusammen,<br />
was man braucht – ein Schmelztiegel<br />
auf engstem Raum: die großen Unternehmen<br />
mit Zugkraft, Investoren, Venture-<br />
Capital, aber auch Eliteuniversitäten, die<br />
unternehmerisch sind und unzählige Firmen<br />
hervorgebracht haben, die es zu Weltmarktführerschaft<br />
gebracht haben wie<br />
Google oder wie SUN, wo der Name Programm<br />
ist (Standford University Network).<br />
In China ist die staatlich geplante Entwicklungspolitik<br />
der Dünger.<br />
Der Ansatz aus langfristigen staat<br />
lichen Programmen, verbunden mit der<br />
Förderung von Unternehmertum und<br />
Dumpingpreisen, sorgt für Innovationsschübe,<br />
Neugründungen und einen hohen<br />
Absatz. Das zieht viele gutausgebildete<br />
Köpfe, die in den USA oder auch in Europa<br />
studiert haben, wieder in die Heimat.<br />
Schließlich ist dort ja mehr los.<br />
Was bedeutet das für Neugründungen hierzulande<br />
Es finden sich keine starken Partner.<br />
Und ich sehe große Gefahren, dass wir im<br />
Higtech-Bereich den Anschluss verlieren.<br />
Der Wirtschaft geht es doch prima. Warum<br />
brauchen wir eine starke IT<br />
Weil die IT der Innovationstreiber der<br />
Zukunft ist. Die traditionell starken Branchen<br />
wie Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau<br />
können nur mit IT selbst innovativ<br />
und wettbewerbsfähig bleiben. Hard- und<br />
Software erhält immer stärker Einzug<br />
und wird zum entscheidenden Unterscheidungsmerkmal<br />
– Embedded Software, die<br />
heute die Innovation bei Autos ausmacht,<br />
ist ein gutes Beispiel dafür. Auch deutsche<br />
Werkzeugmaschinen und Automatisierungstechnik<br />
sind nicht Exportschlager,<br />
weil wir den härtesten Stahl haben, sondern<br />
die besten Steuerungen. Weitere Zukunftsmärkte<br />
sind intelligente Stromnetze<br />
oder die Planung von Verkehrsströmen.<br />
Das alles lässt sich nur mit IT-Systemen<br />
verwirklichen. Wenn wir die Softwaretechnologie<br />
nicht selbst beherrschen, machen<br />
wir uns abhängig, und die Nähe zur Wertschöpfungskette<br />
geht verloren. Wir brauchen<br />
daher in der deutschen Wirtschaftspolitik<br />
weniger Villa Hügel und mehr Silicon<br />
Valley. Heißt: Nicht nur das Alte feiern, sondern<br />
Neues wagen und fördern.<br />
Momentan rollt eine Welle von Technologiebrüchen<br />
auf die IT zu. Cloud-Computing,<br />
neue Techniken in der Datenspeicherung,<br />
Consumerization von IT, Mobilität, Social<br />
Media etc. Auch diese Entwicklungen werden<br />
maßgeblich aus den USA getrieben.<br />
»Eine Eigenschaft<br />
von Innovatoren<br />
ist die innere<br />
Unabhängigkeit.<br />
Ihnen ist es egal,<br />
ob Sie als Narren<br />
hingestellt werden.<br />
Sie gehen ihren<br />
Träumen nach.«<br />
Das ist richtig, doch die Chancen für<br />
deutsche Firmen, genau diese Technologiebrüche<br />
zu nutzen und neue Lösungen<br />
zu entwickeln, sind so groß wie noch nie.<br />
Ob das Apps für die Cloud sind, intelligente<br />
Benutzeroberflächen, um mit den<br />
smarten Endgeräten zu kommunizieren<br />
und sie zu steuern – hier sind unsere<br />
Entwickler und Ingenieure gefragt. Auch<br />
bei der Umsetzung von Social Media in<br />
Unternehmen gibt es enormes Potential:<br />
So gilt es etwa, Strukturen dafür zu entwickeln<br />
und diese mit IT zu unterstützen.<br />
Sie greifen selbst immer wieder disruptive<br />
Ideen auf und gründen neue Firmen –<br />
momentan etwa im Umfeld von Cloud-<br />
Computing und E-Learning. Was ist Ihre<br />
Kraftquelle, wann kommen Ihnen die<br />
besten Ideen<br />
Ich brauche viel Zeit für mich und<br />
träume vor mich hin. Früher hab ich das<br />
eher als negativ angesehen. Während<br />
andere lesen oder sich unterhalten, bevorzuge<br />
ich die Stille als Kraftquelle.<br />
Ein Beispiel bitte.<br />
In einem solchen Moment der Ruhe<br />
kam mir beispielsweise die Idee für<br />
ARIS, was im Grunde für seine Zeit auch<br />
etwas Zerstörerisches hatte, weil es die<br />
bisher vorherrschende Art, Software<br />
zu entwickeln, umkrempelte: Wir betrachteten<br />
nicht mehr Unternehmensfunktionen,<br />
sondern wollten künftig Geschäftsprozesse<br />
abbilden, die über alle<br />
Bereiche und lückenlos durch IT unterfüttert<br />
werden.<br />
Welchen Fehler verzeihen Sie sich oder<br />
Ihren Mitarbeitern, wenn eine Idee nicht<br />
wie erwartet zündet<br />
Da bin ich mittlerweile sehr tolerant<br />
– Jazz sei Dank. Im Jazz sind Fehler quasi<br />
Teil des Programms: Ein falscher Ton<br />
kann als Fehler gesehen werden oder als<br />
Startschuss für eine Veränderung, denn<br />
einen halben Ton höher oder tiefer passt<br />
es dann wieder ins Gefüge. Insofern ist<br />
eine Jazz-Band auf Fehlertoleranz und<br />
Kreativität hin ausgerichtet. Es gibt<br />
keine Hierarchie, die Rhythmusgruppe<br />
bildet den Teppich, und die Solisten<br />
sind frei im Rahmen der harmonischen<br />
Struktur. Je schneller und turbulenter<br />
ein Unternehmen ist, desto mehr sollte<br />
es von diesen Eigenschaften haben.<br />
Herr Professor Scheer, vielen Dank für<br />
das Gespräch. //<br />
über august-wilhelm scheer<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. mult.<br />
August-Wilhelm Scheer<br />
(* 27. Juli 1941 in Lübbecke, Westfalen) ist<br />
ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
IDS Scheer AG und ehemaliger Direktor des<br />
Instituts für Wirtschaftsinformatik an der<br />
Universität des Saarlandes in Saarbrücken.<br />
Er schuf die wissenschaftliche Grundlage für<br />
das ARIS-Konzept (Architektur integrierter<br />
Informationssysteme). Von 2007 bis 2011 war<br />
er Präsident des Bundesverbandes Bitkom.<br />
Heute investiert er in junge Hightech Unternehmen,<br />
die er in der Scheer Group zu einem<br />
Innovationsnetzwerk zusammenfasst.<br />
Offizieller Blog:<br />
august-wilhelm-scheer.com