"Aus Gottes Frieden leben â für gerechten Frieden sorgen" als pdf
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(35) Mit Sorge sind deshalb in der Folge der Terrorangriffe vom<br />
11. September 2001 die Handlungen zu beobachten, die das multilaterale<br />
Regelwerk der UN-Charta schwächen. Bedingt durch die<br />
Unvorhersehbarkeit konkreter Bedrohungen und das potenziell<br />
verheerende <strong>Aus</strong>maß von möglichen Terrorakten spitzt sich die<br />
Kontroverse darüber zu, ob Staaten wie den USA einseitig das Recht<br />
zustehen soll, zur Gefahrenabwehr militärische Gewalt »präventiv« 6<br />
anzuwenden. Die große Mehrheit der Staatengemeinschaft, gestützt<br />
von Analysen des UN-Gener<strong>als</strong>ekretärs sowie zahlreichen Experten,<br />
sieht in dem bestehenden Sanktionssystem nach Kapitel VII<br />
(Artikel 39, 41, 42 UN-Charta), zusammen mit dem den Staaten<br />
traditionell zustehenden Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51<br />
UN-Charta eine hinreichende Grundlage, um unmittelbar drohenden<br />
Gefahren, latente Bedrohungen eingeschlossen, zu begegnen.<br />
Aber Verstöße gegen multilaterale Regelwerke dürfen nicht unkommentiert<br />
hingenommen werden, weil, wer im zwischenstaatlichen<br />
Verkehr Rechtsverstöße über einen längeren Zeitraum duldet, allgemein<br />
gültige Rechtsregeln untergräbt und unter Umständen seine<br />
eigene Rechtsposition verwirkt. Einige Staaten sind daher mit<br />
Recht der fehlenden Autorisierung des Angriffs gegen den Irak im<br />
Jahr 2003 durch den UN-Sicherheitsrat entgegengetreten. Nur wer<br />
heute aktiv für die multilaterale <strong>Frieden</strong>sordnung der UN-Charta<br />
eintritt, kann morgen darauf hoffen, dass deren Regeln größtmöglichen<br />
Schutz, auch zu seinen Gunsten, entfalten werden. Dies gilt<br />
auch für den gesamten Bereich des humanitären Völkerrechts (ius<br />
in bello), bei dem seit Jahren ein erschreckendes <strong>Aus</strong>maß an unkommentierten<br />
und sanktionslos hingenommenen Rechtsverletzungen<br />
festzustellen ist. Würde stattdessen eine internationale, auf den<br />
<strong>Frieden</strong> bezogene Rechtsordnung wie die UN-Charta nachhaltig<br />
gefördert und gestärkt, verbesserte dies auch die Chancen und<br />
Möglichkeiten der Christenheit, mit den ihr zur Verfügung stehenden<br />
Mitteln zum <strong>Frieden</strong> in der Welt beizutragen.<br />
6. Der Sprachgebrauch ist nicht einheitlich. Zwar wird häufig zwischen »präventiv«<br />
und »präemptiv« unterschieden, aber beide Begriffe sind nicht immer eindeutig<br />
definiert. Insbesondere zwischen der juristischen und der militärstrategischen<br />
Semantik dieser Begriffe gibt es nicht unerhebliche Differenzen.<br />
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