Jahresbericht 2009 - Kreissparkasse Heilbronn
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Architektonische Zeugnisse der klassischen Antike<br />
Prof. Dr. Christhard Schrenk<br />
Die antike Klassik hat in der Region<br />
<strong>Heilbronn</strong> viele Spuren hinterlassen,<br />
wobei dies bei weitem nicht<br />
die ältesten Zeugnisse menschlicher<br />
Besiedelung in diesem Raum<br />
sind. Zahlreiche steinzeitliche<br />
Funde (Bandkeramik, Michelsberger<br />
Kultur, Broncezeit, Hallstattund<br />
La-Tène-Zeit, Kelten) geben<br />
über frühere Kulturen Aufschluss.<br />
Die Römer in Südwestdeutschland<br />
Die Zeit der Römer begann im<br />
Neckarland im 1. Jahrhundert nach<br />
Christus. Während unter Caesar die<br />
Grenze des Römischen Reiches<br />
schnell bis zum Rhein ausgedehnt<br />
worden war, erlitt die rasche Expansion<br />
nach der Varus-Niederlage (9 n.<br />
Chr.) einen deutlichen Dämpfer. In<br />
der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts<br />
schoben die Römer ihre Grenze<br />
lediglich bis zur Donau vor, gegen<br />
Ende des Jahrhunderts erreichten<br />
sie schließlich den Neckar. Sie<br />
errichteten von Cannstatt bis Wimpfen<br />
den Neckarlimes, dort schloss<br />
sich der Odenwald-Limes nach Wörth<br />
am Main an. Der Neckar-Limes war<br />
durch Kastelle in Cannstatt, Benningen,<br />
Walheim, Böckingen und Wim -<br />
pfen gesichert.<br />
Im 2. Jahrhundert rückten die Römer<br />
die Grenze nochmals weiter in Richtung<br />
Westen vor. Sie verzichteten<br />
damit auf den Neckar als natürliche<br />
Grenzlinie und erbauten stattdessen<br />
ein 550 Kilometer langes Befestigungswerk.<br />
Dieses erstreckte sich<br />
von der Donau (Eining bei Regensburg)<br />
bis zum Rhein (Andernach).<br />
Durchgängig errichteten die Römer<br />
eine Palisade und viele Wachtürme.<br />
Zahlreiche Kastelle boten eine zu -<br />
sätzliche Absicherung. Eine bemerkenswerte<br />
Besonderheit besteht<br />
darin, dass der Obergermanische<br />
Limes zwischen Walldürn und Welz-<br />
heim (Haghof) auf einer Länge von<br />
81 Kilometern in nordnordöstlicher<br />
Richtung absolut geradlinig durch<br />
das Land läuft. Daran schloss sich<br />
bei Lorch der nach Osten orientierte<br />
Rätische Limes an. Auch dort be stan -<br />
den Kastelle, deren größtes dasjenige<br />
bei Aalen war.<br />
Im 3. Jahrhundert bauten die Römer<br />
den Limes immer massiver aus. Sie<br />
verstärkten die Verteidigungswirkung<br />
durch einen Graben oder sie<br />
ersetzten die Palisade durch eine<br />
massive Mauer. Das auf diese Weise<br />
besetzte Gebiet nannten die Römer<br />
Dekumatenland. In diesem Land,<br />
das – zumindest teilweise – von<br />
Kelten bewohnt war, siedelten die<br />
Rö mer Veteranen und sonstige<br />
Zuwanderer an. Größere Städte entwickelten<br />
sich dabei jedoch nicht.<br />
Vielmehr entstanden kleinere An -<br />
sied lungen und zahlreiche Gutshöfe<br />
(villae rus ticae). Diese waren – im<br />
Gegensatz zu den Behausungen der<br />
Kelten – aus Stein gebaut. Viele wurden<br />
ar chäologisch ausgegraben. Die<br />
Römer brachten den Weinbau, den<br />
Straßenbau, Götter aus verschiedenen<br />
Teilen des römischen Reiches<br />
und ein Verwaltungssystem in unser<br />
Gebiet. Das Verwaltungszentrum lag<br />
in Sumelocenna (Rottenburg am<br />
Neckar).<br />
Nach der Mitte des 3. Jahrhunderts<br />
gelang es den Alamannen, sich<br />
rechts des Rheins, am Neckar und<br />
an der oberen Donau festzusetzen<br />
und die Herrschaft der Römer schritt -<br />
weise zu beenden. Das bedeutet,<br />
dass die Römer in unserer Region<br />
westlich des Neckars weniger als<br />
zwei Jahrhunderte, östlich des<br />
Neckars nur gut ein Jahrhundert ge -<br />
herrscht haben. Trotzdem hat ihre<br />
Kultur wesentlich länger gewirkt<br />
und sie haben sehr viele Spuren hinterlassen,<br />
von denen zahlreiche<br />
auch heute noch deutlich im Be -<br />
wusstsein der Bevölkerung verankert<br />
sind.<br />
Die Römer im Raum <strong>Heilbronn</strong><br />
Im <strong>Heilbronn</strong>er Raum existieren<br />
vie le eindrucksvolle Zeugnisse der<br />
einstigen römischen Präsenz.<br />
Mün zen, Keramik(-teile), Gräber,<br />
Relief(-teile) und auch Gebrauchsgegenstände<br />
wurden sehr häufig<br />
gefunden. Be merkenswert zahlreich<br />
sind auch Mauerreste von Gutshöfen<br />
und Villen. Darüber hinaus sind<br />
verschiedene Kultstätten bzw. Überreste<br />
der Götterverehrung erhalten<br />
geblieben. Ebenso konnten Straßenverläufe<br />
nachgewiesen werden. Und<br />
schließlich fanden sich Zivilsiedlungen<br />
und Kastelle.<br />
Die römische Besiedlung im <strong>Heilbronn</strong>er<br />
Raum erfolgte in verschiedenen<br />
Phasen. In der ersten Phase<br />
ab dem Ende des 1. Jahrhunderts<br />
beherrschten die Römer nur das<br />
Gebiet westlich des Neckars. Sie er -<br />
richteten zwischen 83 und 90 n. Chr.<br />
zur Sicherung des Neckarlimes einige<br />
Kastelle, u. a. in <strong>Heilbronn</strong>-<br />
Böckingen und in Bad Wimpfen im<br />
Tal. Diese bestanden zunächst aus<br />
Erde und Holz, sie wurden jedoch<br />
bald in Steinkastelle umgebaut.<br />
Die zweite Phase dauerte etwa von<br />
120 bis um 155 n. Chr. In dieser Zeit<br />
entstanden bei den Kastellen Dörfer<br />
(vici), in denen Angehörige der Soldaten,<br />
aber auch Händler und Handwerker<br />
wohnten. Links des Neckars<br />
wurden römische Gutshöfe (villae<br />
rusticae) gebaut, welche die Soldaten<br />
und auch die Menschen in den<br />
Kastelldörfern mit Nahrungsmitteln<br />
versorgten. Auf der rechten Neckarseite<br />
errichteten die Römer z. B. mit<br />
dem Kleinkastell bei Bad Friedrichshall-Kochendorf<br />
erste Vorposten.<br />
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