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Indien erneuert Verbot von jodfreiem Salz<br />
Von Ranjit Devraj<br />
Neu Delhi, im Juni (<strong>IPS</strong>) – Die indische Regierung hat Salz ohne Jodzusatz erneut verboten.<br />
Anlass ist die Vermutung, dass der Anstieg von Jodmangelerkrankungen (IDD) bei Kindern auf<br />
die Aufhebung des Verbots vor sechs Jahren zurückzuführen ist.<br />
"Wir geben den Salzherstellern zwei Monate Zeit, um nur noch jodhaltiges Salz zu produzieren", erklärt<br />
der indische Gesundheitsminister Anbumani Ramadoss.<br />
Mit der jüngsten Entscheidung vollzieht Indien eine Kehrtwende in der öffentlichen Gesundheitspolitik,<br />
die jahrelang von der ultrahinduistischen 'Bharatiya Janata Party' (BJP) beeinflusst wurde. Im Mai 2004<br />
wurde die BJP abgewählt. Mitverantwortlich war der Eindruck, sie kümmere sich vornehmlich um die Interessen<br />
der Unternehmer und Eliten des Landes. Zurzeit regiert die Kongresspartei unter Manmohan<br />
Singh, die BJP ist stärkste Oppositionspartei.<br />
Jod ist notwendig, um das Schilddrüsenhormon Thyroxin zu produzieren, ein Wachstumshormon, das<br />
den Stoffwechsel ankurbelt und die Lebenserwartung erhöht. Ein Mangel an Thyroxin im fötalen oder<br />
frühkindlichen Alter behindert die geistige Entwicklung, führt zu einem niedrigen Intelligenzquotienten und<br />
kann im schlimmsten Fall Kretinismus zur Folge haben.<br />
Indien ist weltweit Vorreiter bei der universellen Salzjodierung. Bereits in den 50er Jahren führte das<br />
südasiatische Land Untersuchungen in den Grenzgebieten des Himalaja in Indien, Nepal und Bangladesch<br />
durch, die zeigten, dass das Vorkommen von geistigen Behinderungen in Zusammenhang mit jodarmen<br />
Böden stand. Schnell wurde erkannt, dass Mangelerscheinungen durch eine Prise Jod im Speisesalz<br />
leicht zu beheben sind und somit Millionen Menschen vor IDD bewahrt werden können. Doch obwohl<br />
Jodmangel leicht beseitigt werden kann, gibt es in 40 Prozent der indischen Haushalte kein Jodsalz. "Das<br />
ist genau der Teil der Bevölkerung, der unter der Armutsgrenze lebt, mangelernährt ist und sich das teuere<br />
Jodsalz nicht leisten kann", sagt der Hormonexperte N. Kochupillai.<br />
Kochupillai und seine Kollegen von der endokrinologischen Abteilung des Indischen Instituts für Medizinische<br />
Wissenschaften (AIIMS) stellten sich bereits vor sechs Jahren energisch gegen eine Aufhebung<br />
des Verbots von jodfreiem Salz - ohne Erfolg. Heute zeigt sich, dass die Warnungen der Wissenschaftler<br />
berechtigt waren. Untersuchungen von AIIMS, eines der angesehensten Institute in Indien, belegen, dass<br />
Schulkinder, die zu Hause ausschließlich normales Salz bekommen, einen niedrigeren IQ haben.<br />
Diese Entwicklung bestätigt auch eine Studie des 'Government Medical College' (GMC) in Südindien,<br />
die herausfand, dass in der Stadt Baroda im westlichen Bundesstaat Gujarat, der zu den führenden Salzherstellern<br />
Indiens gehört, der Verbrauch von jodhaltigem Salz in der Bevölkerung am niedrigsten ist. Nur<br />
rund 13,5 Prozent der Anwohner des Distrikts Vadodara benutzen Jodsalz, wodurch IDD in diesem Gebiet<br />
weit verbreitet ist. Mindestens sieben Prozent der Bevölkerung sind von leichten bis schweren Folgeerkrankungen<br />
betroffen.<br />
1998 wurde die universelle Salzjodierung von mehr als 170 Staaten als notwendige Präventionsmaßnahme<br />
anerkannt. Zahlreiche Regierungen stellen in ihrem Haushalt Gelder für die Eliminierung von IDD<br />
bereit. Nach Angaben des Weltkinderhilfswerks (UNICEF) hat ein Großteil der Bevölkerung in mehr als<br />
87 Ländern oder 68 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu Jodsalz. !<br />
Deutsche Bearbeitung: Kirsten Prestin (<strong>IPS</strong>TD210605) Copyright © <strong>IPS</strong>-D<br />
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Herausgeber: <strong>IPS</strong> Dritte Welt Nachrichtenagentur GmbH . Dechenstr. 2 . 53115 Bonn<br />
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Geschäftsführer u. Chefredakteur: Ramesh Jaura<br />
Redaktion: Karina Böckmann<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
Heike Laermann . Grit Moskau-Porsch . Kirsten Prestin