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Guatemaltekinnen Opfer brutaler Morde<br />
Adrián Reyes<br />
Mexiko-Stadt, im Juni (<strong>IPS</strong>) – "Tod den Hündinnen, ich komme wieder", diese Botschaft hat der<br />
Mörder einer der 1.700 Guatemaltekinnen hinterlassen, die in den letzten fünf Jahren gewaltsam<br />
ums Leben kamen. Gewalt gegen Frauen ist zwar in vielen lateinamerikanischen Ländern ein<br />
Thema, doch nirgendwo in der Region ist der Hass gegen Frauen so manifest wie in dem zentralamerikanischen<br />
Land.<br />
Die grausamen Verstümmelungen, die den Opfern in vielen Fällen zugefügt wurden, haben Experten<br />
veranlasst, Parallelen zu den mehr als 350 Frauenmorden zu ziehen, die seit 1993 in der nordmexikanischen<br />
Stadt Ciudad Juárez begangen wurden. Doch nach Ansicht der Abgeordneten Alba Maldonado<br />
von der Nationalen Revolutionären Einheit Guatemalas (URNG) spricht die Brutalität der allein im letzten<br />
Jahr begangenen 527 Frauenmorde eine andere Sprache.<br />
Die Bestialität der Morde erinnerten an die Verbrechen des guatemaltekischen Bürgerkriegs von 1960<br />
bis 1996, betont die Abgeordnete. Auch damals seien viele Frauen im Zuge des Anti-Guerilla-Kampfes<br />
verstümmelt worden. So habe man Schwangeren die Bäuche aufgeschlitzt und Föten an Bäumen aufgehängt.<br />
Bürgerrechtsorganisationen wie das unabhängige Netzwerk Keine Gewalt gegen Frauen dokumentieren<br />
seit einigen Jahren eine Vielzahl von Fällen, die einen grenzenlosen Frauenhass belegen: Mädchen<br />
und Frauen wurde die Kehle durchgeschnitten, Fingernägel ausgerissen oder Schriftzüge wie "Rache",<br />
"Eine Hündin Weniger" oder "Das ist die Strafe, Hündin", in den Körper eingeritzt.<br />
Keine Hilfe vom Staat<br />
Wie Hilda Morales, eine Mitarbeiterin des Netzwerks, betont, erlebt Guatemala derzeit eine Kultur der<br />
Gewalt, die vor allem die Familien am Rande der Gesellschaft treffe. "Doch der Ruf nach einem Ende<br />
der Brutalität wird von der Regierung nicht gehört." Morales zufolge verhalten sich die Angehörigen der<br />
meisten Opfer aus Angst oder Hoffnungslosigkeit still.<br />
Die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International hat die Regierung von Staatspräsident Oscar<br />
Berger aufgefordert, die Frauenmorde zu untersuchen, ein effektives Vermisstensuchsystem aufzubauen,<br />
die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen, Präventivprogramme durchzuführen und die nationale<br />
Rechtsprechung an die internationalen Normen zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen anzupassen.<br />
Für die Abgeordnete Maldonado sind die Morde Ausdruck einer unterlassenen Vergangenheitsbewältigung.<br />
Nach Kriegsende seien zwar Tausende Kämpfer demobilisiert worden, Programme zu deren<br />
Wiedereingliederung in das zivile Leben aber habe es nicht gegeben, so die Politikerin. Auch die auf<br />
zwei Millionen geschätzten und aus der Zeit des Bürgerkriegs stammenden Kleinwaffen spielten einen<br />
wesentlichen Faktor für die hohe Verbrechensrate.<br />
Ende Juni wird in Guatemala ein Treffen guatemaltekischer, mexikanischer und spanischer Abgeordneter<br />
stattfinden, das den Aufbau eines gemeinsamen interparlamentarischen Netzes gegen Frauenmorde<br />
vorantreiben soll. Es sei höchste Zeit, so Maldonado, dass Staat und Gesellschaft angemessen<br />
auf die Frauenmorde reagierten. !<br />
Deutsche Bearbeitung: Karina Böckmann (<strong>IPS</strong>TD200605) Copyright © <strong>IPS</strong>-D<br />
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Herausgeber: <strong>IPS</strong> Dritte Welt Nachrichtenagentur GmbH . Dechenstr. 2 . 53115 Bonn<br />
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Geschäftsführer u. Chefredakteur: Ramesh Jaura<br />
Redaktion: Karina Böckmann<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
Heike Laermann . Grit Moskau-Porsch . Kirsten Prestin