IPS-WELTBLICK Jg. 24 - Nr. 26 - IPS - WELTBLICK Online - IPS ...
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Auch Aziza Ngaruthi ist vor ein paar Monaten zu Tumaini gestoßen. In ihrem Dorf im Bezirk<br />
Meru hatte sie erlebet, wie ihre jüngere Schwester an Aids erkrankte. "Die Leute in meiner<br />
Gemeinde hassten sie dafür, sie hassten sogar ihre Kinder", sagte sie. Jetzt lässt sie<br />
sich von Tumaini ausbilden. "Ich will anderen beibringen, nicht zu hassen."<br />
Die Hilfsorganisation Tumaini hat erfahren müssen, dass der Kampf gegen Hass und Vorurteile<br />
immer schwieriger wird. "Für die Männer hier sind Frauen Menschen dritter Klasse,<br />
besonders wenn es um Sex und Sexualität geht", klagt Rama. "Wir passen nicht in ihr Konzept.<br />
Frauen sollten ihrer Meinung nach unterwürfig sein."<br />
Männer halten zusammen und tauschen die Frauen<br />
Bei den Borana und anderen Ethnien der Gegend nicht ungewöhnlich, dass Männer ihre<br />
Frauen mit anderen teilen. "Nichts als ein Vorwand für Promiskuität", verurteilt Rama den<br />
Frauentausch ('Jaal'), der der Verbreitung von HIV/Aids noch Vorschub leistet.<br />
Ibrahim Abdullahi verteidigt den Frauentausch als traditionelles Kulturgut. "Khadija ist eine<br />
dumme Frau, die unsere Sitten nicht respektiert", schimpft der Angehörige des Volkes der<br />
Borana. "Mit Jaal stärken wir den Zusammenhalt der Männer und damit unser Volk. Wir werden<br />
gegen diese Frau kämpfen, die unser Volk zerstören will", drohte er.<br />
Dass Rama sich vor handfesten Auseinandersetzungen nicht fürchtete, beweisen ihre mit<br />
Narben übersäten Arme und Hände. Dennoch ist sie entschlossen, weiter gegen Aids und<br />
Frauendiskriminierung zu kämpfen.<br />
Man hält sie jedoch nicht nur für eine Verräterin der einheimischen Kultur sondern auch<br />
der Religion. "Khadija ist keine gute Muslimin. Kondome haben im Islam nichts zu suchen.<br />
Sie verleiten die Leute nur zur Unmoral", ereifert sich der Somali Abdiker Mohammed.<br />
Ein Imam hilft<br />
Dennoch haben Rama und ihre Organisation in dem einheimischen Imam Rashid Haroun<br />
einen Mitstreiter gefunden. In seinen Predigten warnt der muslimische Geistliche vor riskantem<br />
Sex. Er verurteilt auch den Missbrauch von Frauen und die soziale Ausgrenzung von<br />
HIV/Aids-Patienten.<br />
"Inzwischen sehe ich, dass hier in Isiolo immer mehr Menschen in HIV/Aids eine echte Gefahr<br />
sehen. Sie haben erkannt, dass Aids keine westliche, christliche Krankheit ist, sondern<br />
eine Krankheit, die die gesamte Menschheit bedroht", sagte er.<br />
Dennoch ist für Rama der Kampf gegen Vorurteile und Scheinheiligkeit noch längst nicht<br />
gewonnen. "Er wird lange dauern", betont sie und fügt hinzu: "Heute Abend wollen wir wieder<br />
einmal in den Kneipen für Kondome werben. Viele Männer werden uns auslachen. Doch<br />
wenn wir auch nur einen Mann dazu bringen, in Zukunft Kondome zu benutzen, hat sich unsere<br />
Mühe gelohnt." !<br />
Nützlicher Link:<br />
http:www.aerzte-ohne-grenzen.de<br />
Deutsche Bearbeitung: Grit Moskau-Porsch (<strong>IPS</strong>TD210605) Copyright © <strong>IPS</strong>-D<br />
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Herausgeber: <strong>IPS</strong> Dritte Welt Nachrichtenagentur GmbH . Dechenstr. 2 . 53115 Bonn<br />
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Geschäftsführer u. Chefredakteur: Ramesh Jaura<br />
Redaktion: Karina Böckmann<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
Heike Laermann . Grit Moskau-Porsch . Kirsten Prestin