IPS-WELTBLICK Jg. 24 - Nr. 26 - IPS - WELTBLICK Online - IPS ...
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Malaysia nimmt Kampf gegen Aids auf<br />
Von Baradan Kuppusamy<br />
Kuala Lumpur, im Juni (<strong>IPS</strong>) – Im Kampf gegen HIV/Aids setzt Malaysias Regierungschef Abdullah<br />
Badawi mehr auf handfeste Prävention als auf islamische Moralgebote. Alarmiert durch die<br />
Warnungen einheimischer Mediziner und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer epidemischen<br />
Ausbreitung der Immunschwächekrankheit hat er ein staatlich finanziertes Programm<br />
angekündigt. Es sieht die Versorgung von Drogenkonsumenten mit Einwegspritzen und Kondomen<br />
vor. Geistliche aller Religionen sind empört.<br />
Im Oktober werden Drogenabhängige die ersten 130.000 Einwegspritzen erhalten. Die sexuell Aktiven<br />
unter ihnen erhalten zudem kostenlos Kondome. "Das Programm kostet umgerechnet 39,5 Millionen Dollar",<br />
sagte Gesundheitsminister Chua Soi Lek. "In fünf Jahren sehen wir hoffentlich Erfolge. Wenn wir gar<br />
nichts tun, sind 300.000 Malaysier in Gefahr."<br />
Abdullahs Amtsvorgänger Mahathir Mohamad und seine Regierung hatten Jahrzehnte lang geleugnet,<br />
dass es in Malaysia ein Aidsproblem gibt und alle fachkundigen Ratschläge zur Vorbeugung und Eindämmung<br />
der Krankheit in den Wind geschlagen. Kondome und Einwegspritzen wurden als unmoralisch<br />
abgelehnt. In der Hauptstadt Kuala Lumpur wurde sogar eine Privatinitiative gestoppt, Spritzen und Gratis-Kondome<br />
im heruntergekommenen Stadtviertel Chow Kit, einem Brennpunkt der Drogenszene, zu<br />
verteilen.<br />
Medizin vor Moral<br />
Die 25 Millionen Malaysier sind zu 60 Prozent Muslime. Der Islam ist Staatsreligion. Der Regierungschef,<br />
der für gewöhnlich Wert auf einen versöhnlichen Umgang mit der islamischen Geistlichkeit legt,<br />
wartete deren mögliche Intervention erst gar nicht ab und folgte dem Rat des Gesundheitsministeriums,<br />
das ihm alarmierende Statistiken auf den Tisch gelegt hatte.<br />
"Unsere Zahlen und die Erfolge, die orthodox-islamische Staaten wie Iran und Indonesien mit ihren<br />
Programmen zur Aidsbekämpfung erzielt haben, konnten die Regierung überzeugen", berichtete ein leitender<br />
Beamter aus dem Gesundheitsministerium im Gespräch mit <strong>IPS</strong>." Über 20 Jahre lang haben wir<br />
das Problem geleugnet. So kann es nicht weitergehen", erklärte er.<br />
In Malaysia ist die Zahl bekannter HIV-Infektionen von 3.000 im Jahr 1993 auf über 64.000 (2004) angestiegen.<br />
Nach den Erfahrungen medizinisch versierter UN-Mitarbeiter ist die Dunkelziffer groß und die<br />
tatsächliche Zahl der Infizierten fünf Mal höher. In Malaysia wären somit 300.000 Menschen mit dem HI-<br />
Virus infiziert. Eine kürzlich in <strong>26</strong> malaysischen Drogenzentren durchgeführte Untersuchung hatte ergeben,<br />
dass sich 65 Prozent der 3<strong>26</strong> Befragten Drogen spritzen. 77 Prozent der Befragten bezeichneten<br />
sich als sexuell aktiv, doch nur 19 Prozent benutzen Kondome.<br />
Anderen aktuellen Zahlen zufolge reichen 75 Prozent der 600.000 malaysischen Drogenabhängigen die<br />
Injektionsspritzen untereinander weiter. Auch von geschütztem Sex halten die meisten nichts. Experten<br />
befürchten deshalb, die längst überfällige Anti-Aids-Initiative der malaysischen Regierung werde die epidemische<br />
Ausbreitung der Krankheit nicht mehr verhindern können. Auch von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) kam kürzlich eine Warnung. Mit seinen 15.000 so genannten Aids-Waisen müsse Malaysia<br />
der Gefahr einer drohenden Epidemie mit entschiedenen Maßnahmen begegnen, erklärte WHO-<br />
Sprecher Hans Tieru. !!!<br />
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Herausgeber: <strong>IPS</strong> Dritte Welt Nachrichtenagentur GmbH . Dechenstr. 2 . 53115 Bonn<br />
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Geschäftsführer u. Chefredakteur: Ramesh Jaura<br />
Redaktion: Karina Böckmann<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
Heike Laermann . Grit Moskau-Porsch . Kirsten Prestin