Nr. 11 / November 2012 - Nachfolge (PDF, 3996 kb) - KV Schweiz
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Diversity<br />
Vielfalt als Vorteil<br />
In den meisten internationalen Firmen gehört Diversity Management zum guten Ton.<br />
Das Spektrum reicht von konkreten Massnahmen zur Unterstützung von Mitarbeitenden<br />
bis zu unverbindlichen Bekenntnissen. Von Therese Jäggi<br />
Urs beschäftigt die nahende Pensionierung.<br />
Irene bemüht sich gerade,<br />
Karriere und junge Familie unter einen<br />
Hut zu bringen. Ihr Büronachbar Christian<br />
ist sehbehindert. Anna ist italienischer<br />
Muttersprache. Ihr Kollege Jamal<br />
spricht schweizerdeutsch und ist in einem<br />
muslimischen Familienumfeld aufgewachsen.<br />
Marc ist vor kurzem mit seinem<br />
Partner zusammengezogen, und<br />
John ist wegen seiner Arbeit aus London<br />
in die <strong>Schweiz</strong> gezogen. «All diese Menschen<br />
arbeiten zusammen im gleichen<br />
Unternehmen, bei Swisscom.» Betina Balitzki,<br />
Diversity-Beauftragte von Swisscom,<br />
bringt mit diesen Beispielen auf den<br />
Punkt, was mit Diversity Management gemeint<br />
ist.<br />
Eine Rolle spielen Fragen um Geschlechterverhältnisse,<br />
sexuelle Orientierung,<br />
um kulturelle oder religiöse Zugehörigkeit.<br />
Weitere Themen sind Alter,<br />
physische oder psychische Beeinträchtigung,<br />
Krankheit sowie politische und<br />
weltanschauliche Haltungen. Unternehmen,<br />
die sich diesen Fragen rund um Vielfalt<br />
und Integration stellen wollen, entwickeln<br />
entsprechende Strategien.<br />
Diversity kam auf mit der Globalisierung<br />
von Unternehmen. Diversity-Beauftragte<br />
kümmern sich nicht mehr nur um<br />
die Gleichstellung von Mann und Frau –<br />
wie früher die Gleichstellungsbeauftragten<br />
–, sondern um das Management der<br />
Vielfalt. Zur Bedeutung dieses Engagements<br />
trägt auch die Internationalisierung<br />
des <strong>Schweiz</strong>erischen Arbeitsmarktes<br />
bei.<br />
Mehr Frauen ins Management<br />
«Swisscom verfolgt ein ganzheitliches Diversity<br />
Management, damit alle Mitarbeiter<br />
ihr volles Potenzial ausschöpfen können»,<br />
sagt Betina Balitzki. Eines der Ziele<br />
lautet, dass der Frauenanteil auf Managementstufe<br />
innerhalb der nächsten drei bis<br />
fünf Jahre auf 20 Prozent ansteigt. Ein aktuelles<br />
Thema ist laut Betina Balitzki der<br />
demografische Wandel. «36 Prozent der<br />
Swisscom-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter<br />
sind bereits älter als 45 Jahre.»<br />
Swisscom setzt ältere Mitarbeitende ge-<br />
zielt in der Beratung von älteren Kunden<br />
ein, und bietet ihnen auch spezifische<br />
Formen von Altersteilzeit.<br />
Bei der Citibank <strong>Schweiz</strong> ist seit Januar<br />
ein Mann für Diversity zuständig.<br />
Dorin Mantoiu hat Kathrin Troxler abgelöst,<br />
welche diese Funktion zuvor vier<br />
Jahre lang ausübte. Innerhalb der HR-Abteilung<br />
befasst sich schwerpunktmässig<br />
immer mal wieder eine andere Person mit<br />
Diversity. «Wir fanden es nicht zwingend,<br />
dass immer eine Frau diese Funktion ausübt»,<br />
sagt Kathrin Troxler.<br />
Konkrete Resultate<br />
2008 hielt Diversity bei der Citibank Einzug.<br />
Der Input ging vom regionalen Hauptsitz<br />
in London aus, wo der Umgang mit<br />
dem Thema damals schon viel selbstverständlicher<br />
war. «Mit Diversity-Trainings<br />
wollten wir das Bewusstsein der Mitarbeitenden<br />
hier in der <strong>Schweiz</strong> sensibilisieren»,<br />
erinnert sich Kathrin Troxler. Es gab internationale<br />
Programme zur Vorbereitung<br />
für zukünftige Führungskräfte. «Ganz bewusst<br />
achteten wir darauf, dass Frauen angemessen<br />
in diesen Seminaren vertreten<br />
waren.» Das Engagement hat zu Resultaten<br />
geführt: In der Geschäftsleitung sitzen<br />
gleich viele Frauen wie Männer, im mittleren<br />
Kader sind 28 Frauen und 50 Männer<br />
vertreten, das untere Kader zählt 69 Frauen<br />
und 87 Männer. «Es war mir immer sehr<br />
wichtig, dass Diversity vom Management<br />
mitgetragen wird», sagt Kathrin Troxler.<br />
Für ihr Engagement erhielt Citi <strong>Schweiz</strong><br />
20<strong>11</strong> den Prix Egalité des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Grundsätzlich besteht auf jeder Hierarchiestufe<br />
die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten.<br />
So arbeitet beispielsweise ein Mitarbeiter<br />
im Topkader an vier Tagen mit<br />
einem 100-Prozent-Pensum (Compressed<br />
Workweek). Mitarbeitende haben die<br />
Möglichkeit, die Arbeitszeiten ihren Bedürfnissen<br />
anzupassen (Flextime), sich<br />
eine Stelle zu teilen (Job Sharing) oder teilweise<br />
zu Hause zu arbeiten (Remote Work).<br />
Wichtig ist Kathrin Troxler auch, die Diversity-Idee<br />
nach aussen zu tragen. Regelmässige<br />
Veranstaltungen oder Anlässe gezielt<br />
nur für Kundinnen sollen dazu<br />
beitragen.<br />
Strategie für Fachkräfterekrutierung<br />
«Diversity Management ist in der <strong>Schweiz</strong><br />
noch nicht sehr verbreitet, nimmt aber<br />
immer mehr an Bedeutung zu», sagt Nathalie<br />
Amstutz, eine der Dozentinnen des<br />
von vier Hochschulen angebotenen CAS<br />
Diversity- und Gleichstellungskompetenz<br />
(siehe Box). Grund dafür sei ausser der Internationalisierung<br />
des Arbeitsmarktes<br />
auch der Fachkräftemangel. Diesbezüglich<br />
könne Diversity eine wichtige Treiberin<br />
sein, wenn sie Grundlagen für neue<br />
Strategien in der Personalsuche liefern<br />
könne, ist Nathalie Amstutz überzeugt. In<br />
dem von ihr mitinitiierten Weiterbildungslehrgang<br />
wird viel Wert auf Praxisnähe<br />
gelegt. Die Studierenden beschäftigen<br />
sich mit konkreten Fragestellungen<br />
aus dem eigenen Arbeitsumfeld. Das<br />
kann beispielsweise die Erarbeitung von<br />
Massnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils<br />
auf Führungsstufe oder für die<br />
Nachwuchsförderung sein. Im Fokus stehen<br />
die Konzeption und Umsetzung von<br />
Diversity-Strategien sowie deren rechtliche<br />
Grundlagen.<br />
Wie Nathalie Amstutz ist man offenbar<br />
auch bei Swiss Re der Meinung, Diversity<br />
sei unter anderem nützlich gegen den<br />
Fachkräftemangel: «In being a front runner<br />
in the war for talent through attracting<br />
and retaining the best from a diverse<br />
talent pool», heisst es in einem Papier mit<br />
dem Titel «The richer our perspective, the<br />
higher we’ll reach». Laut Nia Joynson-Romanzina,<br />
Head Global Diversity & Inclusion,<br />
wurde das Papier an sämtliche Mitarbeitende<br />
verteilt, um ihnen aufzuzeigen,<br />
welche Ziele Swiss Re mit «Diversity & Inclusion»<br />
verfolgt. Zum Beispiel: «If you<br />
can be who you are, and you feel included,<br />
your motivation and ideas will help us<br />
succeed now and in the future. A diverse<br />
workforce will make us more competitive<br />
and stronger.»<br />
Sich selber sein bei Google<br />
Google formuliert seine Auffassung von<br />
Diversity wie folgt: «Google is a place<br />
where you can come to work, and be you.»<br />
Es gibt Netzwerke für «Asians at Google»,<br />
Blacks, Hispanics, Women, Veterans und<br />
context <strong>11</strong> – <strong>2012</strong>