Nr. 11 / November 2012 - Nachfolge (PDF, 3996 kb) - KV Schweiz

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30 App Bürosoftware «swiss made» Das Start-up Unternehmen iBRWOS GmbH ist erst 2006 in Ebnat Kappel gegründet worden. Der Betrieb steht stellvertretend für etliche Schweizer Start-up-Unternehmen, die Business- Applikationen entwickeln – ihr wichtiges Projekt easySYS kommt «aus der Cloud». Von Jürg Zulliger Ein Mitarbeiter spricht leise am Telefon, eine Handvoll anderer sitzt mit locker ausgestreckten Beinen vor ihren Computerbildschirmen. Sonst sind nur die leisen Lüfter der Computer zu hören. Was in den neulich bezogenen Büros von iBROWS in Zürich-Wollishofen weiter auffällt: Das dunkle Parkett erstreckt sich über eine sehr grosszügige Bürofläche, die weitgehend leer ist. «Vorher hatten wir in der Nähe von Sihlcity Büros, die wir mangels Platz sofort wieder aufgeben mussten», erzählt Jeremias Meier von der Geschäftsleitung. Der neue Standort soll also nicht gleich aus allen Nähten platzen, wenn das Team ein weiteres Mal verstärkt wird. Lohnverzicht zur Überbrückung Hier ist eine Branche am Werk, die mit Risiken, aber auch mit dynamischen Wachstumschancen verbunden ist. «Es gibt andere solche Schweizer Start-ups», so Meier, «die die Mitarbeiterzahl sogar jährlich verdoppeln.» Bei iBROWS mit Toggenburger Wurzeln ist etwas mehr Bodenhaftung spürbar. «Natürlich gab es zu Beginn Durststrecken, die wir unter anderem mit Lohnverzicht überbrückt haben», sagt Jeremias Meier weiter. Die Firma ist 2006 von den damals erst 20-jährigen Toggenburgern Olivier Kofler und Stefan Brunner in Ebnat Kappel gegründet worden. Jeremias Meier, damals noch Student der Betriebswirtschaftslehre, stiess kurze Zeit später dazu. Die GmbH ist heute zu hundert Prozent im Besitz des Managements rund um die drei Jungunternehmer sowie eines Onkels von Stefan Brunner. Die übrigen der insgesamt 20 Mitarbeitenden in Wattwil und am neuen Standort in Zürich haben normale Anstellungsverträge, sei es als Applikationsentwickler, Senior- Entwickler oder Tester neuer Software. Business-App Das wichtigste Produkt der Toggenburger ist insofern das Programm easySYS, für das sie erst kürzlich mit einem Innovationspreis der deutschen Telekom ausgezeichnet wurden. Die Applikation ist Teil der Business-Welt, richtet sich aber ganz speziell an Kleinfirmen, KMU, selbstständig Erwerbende und Start-ups. «Ganz zu Beginn haben wir die Entwicklung eigentlich für uns selbst gemacht», erinnert sich Meier. Um die finanzielle Durststrecke eines Start-ups zu verkürzen, kam die Jungfirma damit dann aber relativ rasch auf den Markt. Im Kern bietet die Applikation das nötige Rüstzeug, die Firmen im Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Agenturen den Arbeitstag wesentlich erleichtern: Sie organisiert Kontakte, ermöglicht Zeit- und Arbeitserfassung, Projektorganisation, Lagerverwaltung und Debitorenbuchhaltung. Auf der Höhe der Zeit ist die Applikation insofern, als sie völlig unabhängig von allen Computerplattformen direkt über das Internet läuft (Programmiersprache PHP). Das heisst, die Kunden können mit jedem beliebigen internetfähigen Geräte auf das Programm und alle firmeneigenen Daten zunächst fehl am Platz. Doch ein paar Klischees über Computer und deren Programmierer sind doch nicht ganz abwegig, wie Meier bestätigt: «Es gibt sie tatsächlich, diese Programmierer, deren «Es gibt sie tatsächlich, diese Programmierer, deren ganzer Lebensinhalt sich um Computer und Programme dreht.» Geschäftsleiter Jeremias Meier ganzer Lebensinhalt sich um Computer und Programme dreht. Nach Feierabend schreiben sie zu Hause privat an ihren eigenen Applikationen.» Die exakt gleichen Büros in Zürich- Wollishofen waren zuvor ausgerechnet vom Software-Giganten Microsoft belegt, der einen Teil seiner Abteilungen inzwischen im Raum Zürich verlagert hat. Die Leute von iBROWS fanden damit eine Innenausstattung vor, wie sie sich Software-Entwickler wünschen: Liege- und Schlafmöglichkeiten, Duschen und Kochmöglichkeiten sowie einen Fussballkasten, als Ausgleich zum Denksport am PC. Alle haben hier gleitende Arbeitszeiten, ganz offiziell mit einer 42-Stunden- Woche. In intensiven Projektphasen erwartet aber der Arbeitgeber schon Mal Überstunden. Täglich halten sich auch abends um 20 Uhr noch Programmierer oder Leute für den Support in den Büros auf; wenn es irgendwo «brenzlig» ist, sogar noch länger. So kann es sich schon mal ergeben, dass die Liegeplätze wirklich gebraucht werden, um sich auszuruhen oder zu schlafen. «Wir programmieren auch Applikationen für Webshops, weshalb Eingriffe eben praktisch zu jeder Tages- oder Nachtzeit nötig sein können», erklärt Meier. Erfolgsstrategie mit zwei Stützen Über die erst kurze Firmengeschichte der letzten sechs Jahre sagt er, dass das Wachstum im Grunde genommen nur dank einer zweigleisigen Strategie möglich war. iBROWS konnte sich glücklich schätzen, praktisch von Beginn an Drittaufträge zu haben, das heisst, auf Kun- Tag- und Nachteinsätze Irgendwelche Assoziationen an Start-ups im Silicon Valley – etwa seinerzeit Microsoft oder später Google – die sich von ihrer Umwelt absondern und in Garagen Programme austüfteln, scheinen hier zudenwunsch ganz bestimmte Applikationen zu programmieren. Spezialisiert haben sich die Entwickler hier auf Anwendungen, die nicht als Programm auf dem lokalen Computer in der Firma laufen, sondern über das Internet («in der Cloud») kommunizieren. Im Lauf der Jahre setzten sie für Geschäftskunden verschiedene Applikationen um, etwa spezielle Tools für Aussendienstmitarbeiter, für Autokonzerne oder Web-Shops unterschiedlicher Branchen. Dieses Geschäftsfeld schuf die Grundlage für neue, aufwendige Applikationen. context 11 – 2012
31 Programmierung aber ein Teamwork. «Natürlich wäre es theoretisch auch möglich gewesen, dass einer allein die ganze Arbeit geleistet hätte», sagt Meier. Der Know-how-Austausch oder auch die Herausforderungen in einem Team hätten aber ohne Zweifel zu einem besseren Resultat geführt. Wichtig ist den Inhabern und Gründern, dass die Vision als Start-up von allen verinnerlicht wird, wie Stefan Brunner unterstreicht: «Das setzt das Verständnis voraus, dass wir unsere Ziele nur als Team erreichen können.» Beteiligt waren mehrere eigene Software-Entwickler, Senior-Entwickler, aber auch Fachleute, die das Software-Produkt und Konzept an und für sich entworfen haben. Wichtig waren interne Tester, die die Applikation in der konkreten Anwendung prüften. Tägliche Meetings oder auch Brainstormings beim Lunch oder nach Feierabend jeweils am Freitagnachmittag sind in der Firmenkultur selbstverständlich. Am Standort Zürich profitiert das Team von Meetings, die Fachleute anderer Firgreifen, sei es mit jedem üblichen Büro- PC, mit dem Laptop, einem Tablet oder Smart-Phone. Irgendwelche eigenen Installationen, eigene Netzwerke und Server entfallen. Auch tägliche Backups aller Daten werden direkt auf dem Server von iBROWS erledigt. Laut Firmenangaben konnten bis jetzt 500 Firmenkunden für die Applikation gefunden werden. Je nach konkreten Anforderungen können die Nutzer verschiedene Pakete zusammenstellen – zum Beispiel mit oder ohne Lagerverwaltung – und zahlen für die Nutzung eine monatliche Gebühr. Support online oder telefonisch sowie fast monatliche Updates durch den Hersteller sind dabei inbegriffen. Team-Entwicklung Welcher Entwicklungsaufwand dahinter steckt, verdeutlichen einige Zahlen: Die App umfasst rund eine halbe Million Zeilen Programmcode. Den Entwicklungsaufwand beziffert Meier mit rund fünf bis sechs Arbeitsjahren (umgerechnet auf eine Person). In Tat und Wahrheit war die men durchführen, etwa der Suchmaschinen-Gigant Google, der in Zürich den grössten Entwicklungsstandort ausserhalb der USA eingerichtet hat. Mit easy- SYS will die Firma weiter wachsen, unter anderem mit einer neuen Vertriebsgemeinschaft in der Schweiz mit Swisscom oder mit Werbemassnahmen für den deutschen Markt. Finanziert haben die Toggenburger ihren Start-up aus eigener Kraft. Bankkredite für solch aufwendige Programmierungen gibt es nicht, und auf Beteiligungen sogenannter Risikokapitalisten haben sie bewusst verzichtet. Fazit: iBROWS will sich in der Schweiz zu einem führenden Web-Dienstleister mausern. Damit wäre unser Land um einen erfolgreichen Start-up in dieser Branche reicher – neben Namen wie Doodle für Terminumfragen übers Web oder Memonic, das alle erdenklichen Notizen und digitalen Inhalte speichert. Jürg Zülliger ist freier Journalist in Zürich. zulliger@hispeed.ch YOUR IT HEART BEAT «Die bei iSource zentralisierte Plattform trägt erheblich dazu bei, dass uns massgeschneiderte IT Services zu transparenten Preisen zur Verfügung stehen. Wir haben heute eine optimale IT-Basis für die kontinuierliche Unterstützung vielfältiger Businessanforderungen sowie unserer Wachstumsstrategie.» Marco Fausch IT & project manager Starbucks Coffee Switzerland & Austria OUTSOURCING SERVICES CONSULTING ENGINEERING IT SERVICE CENTER Zahlreiche Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen verlassen sich täglich auf die langjährige Erfahrung und die ausgewiesenen Spezialisten von iSource. www.isource.ch context 11 – 2012
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