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Archäologie<br />

Das Neogen: Teil 3 (alt Quartär) Fortsetzung von Heft Nr. 10<br />

Das Neogen: Teil 3 (alt Quartär)<br />

Im letzten Heft wurde die Entstehung unserer heutigen<br />

Landschaft durch Rhein und Maas und der Vulkanismus<br />

im Pleistozän von 2,58 Mill. Jahren bis 11<br />

500 Jahren beschrieben. Im heutigen Heft wollen wir<br />

die verschiedenen Eiszeiten in diesem Zeitraum behandeln.<br />

Es folgen weitere Unterteilungen in Europa, die nach den<br />

unterschiedlichen Kalt- und Warmzeiten benannt sind.<br />

Die zahlreichen lokalen Gliederungen mit ihren Eigennamen,<br />

die selbst von Fachleuten kaum übersehen werden<br />

können, wirken auf Nichtfachleute oft verwirrend. So<br />

wird der jüngste kaltzeitliche Eisvorstoß mit seinem Höhepunkt<br />

vor etwas mehr als 20.000 Jahren im nördlichen<br />

Mitteleuropa als Weichsel- im nördlichen Alpenraum als<br />

Würm-, in Nordrussland als Waldai-, auf den Britischen Inseln<br />

als Devensian-, in Nordamerika als Wisconsineiszeit<br />

usw. bezeichnet. Auch für ältere Kalt- und Warmzeiten<br />

existiert eine Fülle von Lokalnamen.<br />

Eine weitere Schwierigkeit der eiszeitlichen Ablagerungen<br />

auf dem Festland besteht darin, dass sie nicht<br />

kontinuierlich abgelagert wurden und werden. Vielmehr<br />

folgen auf Phasen schneller Sedimentation (z. B. bei<br />

Gletschervorstößen), Phasen ohne Sedimentation oder<br />

sogar Abtragungsereignisse. In Norddeutschland ist zum<br />

Beispiel kein Ort bekannt, an dem alle Geschiebemergel<br />

der drei großen Vereisungsphasen und die Ablagerungen<br />

der dazwischen liegenden Warmzeiten übereinander vorkommen.<br />

Die Korrelation muss auch hier über große Entfernungen<br />

erfolgen und kann Fehler aufweisen.<br />

Die international anerkannte Gliederung des Eiszeitalters<br />

beruht daher auf den Eigenschaften<br />

von marinen (Meeres-) Ablagerungen. Sie haben<br />

den Vorteil, dass sie an günstigen Stellen<br />

kontinuierlich abgelagert werden und sowohl<br />

die warm- als auch die kaltzeitlichen Ablagerungen<br />

enthalten.<br />

aber auch ein erhöhter Eintrag von isotopisch leichterem<br />

Schmelzwasser führt zu einer Verschiebung des 16 O/ 18 O-<br />

Verhältnises im Wasser und somit im Gehäuse der Kalkalge<br />

(Salinitätseffekt). Man hat das komplette Eiszeitalter<br />

in 103 Isotopenstadien untergliedert. Ungerade Zahlen<br />

werden an Warmzeiten (Interstadiale bzw. Interglaziale)<br />

vergeben, gerade hingegen an Kaltzeiten (Glaziale). Die<br />

gegenwärtige Warmzeit entspricht dementsprechend<br />

dem marinen Sauerstoff-Isotopenstadium 1 (abgekürzt<br />

MIS 1 für das international gebräuchliche Marine Isotope<br />

Stage 1), der Höhepunkt der letzten Kaltzeit entspricht<br />

dem MIS 2.<br />

Im Pleistozän sind sechs große Eiszeiten nachgewiesen.<br />

Diese und die folgenden Warmzeiten beinhalten aber<br />

auch mehrere große Temperaturschwankungen. Dadurch<br />

werden die Kalt- aber auch die Warmzeiten in weitere Unterstadien<br />

unterteilt. Nach der Marine Sauerstoff-Isotopen-Stratigraphie<br />

gab es 103 Isotopenstadien, das heißt,<br />

es gab seit Beginn der Eiszeit bis heute 51 Kalt- und 52<br />

Warmzeiten.<br />

Eine weitere, verbreitete Gliederung geht von den<br />

Schwankungen und Umpolungen des Magnetfeldes der<br />

Erde aus. Vor etwa 0,78 Mio. und 2,58 Mio. Jahren gab<br />

es große Umpolungen des Magnetfeldes. Weiterhin gab<br />

es kurze Umpolungsphasen innerhalb der großen Epochen,<br />

so zum Beispiel vor 1,77 Mio. Jahren. Findet man<br />

Spuren davon, etwa durch die Ausrichtung magnetischer<br />

Minerale in eiszeitlichen Ablagerungen, kann man so die<br />

Ablagerungen datieren. Diese Methode ist sowohl für<br />

festländische als auch für Meeresablagerungen geeignet.<br />

Deshalb ist eine von vielen Wissenschaftlern anerkannte<br />

Marine Sauerstoff-Isotopen-Stratigraphie:<br />

Wichtigstes Hilfsmittel bei der Gliederung des<br />

Eiszeitalters sind die Verhältnisse der stabilen<br />

Isotope des Sauerstoffs 16O und 18O in kalkschaligen<br />

Mikroorganismen (Fenomeniferen).<br />

Da das leichtere Isotop 16O im Vergleich zum<br />

schwereren 18O bei der Verdunstung angereichert<br />

wird, kommt es zu einer isotopischen<br />

Fraktionierung des Sauerstoffs. Auf Grund der<br />

Speicherung des leichten Isotopes 16O in den<br />

kontinentalen Eismassen während der Kaltzeiten<br />

ist der Ozean in dieser Zeit isotopisch<br />

schwerer (Eiseffekt). Lokal wirken sich die reduzierten<br />

Ozeantemperaturen während der<br />

Kaltzeiten auch auf das Isotopenverhältnis der<br />

Kalkschale der Foraminifere aus. Eine erhöhte<br />

Verdunstung im Lebensraum der Foraminifere,<br />

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