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Archäologie<br />

Das Neogen: Teil 3<br />

Grenze des Eiszeitalters gegen das Pliozän die große Umpolung<br />

des Erdmagnetfeldes vor 2,58 Mio. Jahren, die<br />

gut mit dem ersten Auftreten von Vergletscherungen auf<br />

der Nordhalbkugel übereinstimmt.<br />

Innerhalb dieser Kaltzeiten gab es kältere Klimabedingungen,<br />

in denen sich das Eis ausdehnte, und wärmere<br />

Zeiten, in dehnen sich das Eis wieder zurück zog. Dadurch<br />

finden sich innerhalb einer Kaltzeit mehrere Eisvorstoßphasen,<br />

die mit unterschiedlichen Namen gekennzeichnet<br />

wurden. Im polnischen wie im Alpenraum<br />

haben diese unterschiedlichen Eisvorstoßphasen andere<br />

Namen erhalten. Das im Eis gebundene Wasser führte zu<br />

großen Meeresspiegelschwankungen. Diese waren bis zu<br />

150 Meter mit erheblichen Folgen. Die Nordsee und das<br />

Mittelmeer sowie das dahinterliegende Marmara- und<br />

Schwarze Meer fielen mehrfach trocken. Für die in diesen<br />

langen, über mehrere Jahrtausend dauernden Trockenzeiten<br />

lebenden Menschen war der alte Meeresboden<br />

neuer Lebensraum und nach Generationen auch Heimat.<br />

Bein nächsten Meeresanstieg liefen die Meeresbecken<br />

von Mittelmeer, Marmara- und Schwarzen Meer wieder<br />

voll. Für die dort lebenden Menschen war dies die Sintflut,<br />

was ja auch in der Bibel und in anderen Volkssagen<br />

eindrucksvoll beschrieben wird.<br />

Die erste große Vereisungswelle die das Mitteleuropäische<br />

Tiefland erreichte, war zur Elster Kaltzeit. Erstmals<br />

schlossen sich die skandinavischen mit den schottischen<br />

Eismassen zusammen und bedeckten die ganze Nordsee.<br />

In unserem Bereich kam das Eis bis in den Nordosten der<br />

Niederlande wo glazigene Sande und dunkelbraune Tone,<br />

die so genannten Pot-Clay gefunden wurde. Die Grenzen<br />

sind aber schwer zu bestimmen, da sie von der nachfolgenden<br />

Saale-Eiszeit verwischt oder beseitigt wurden.<br />

Man vermutet, dass die Eismassen bis in das Rheingebiet<br />

vorgestoßen sind und den Rhein schon zu dieser Zeit das<br />

erste Mal umgeleitet haben.<br />

In Norddeutschland entstanden durch Schmelzwassererosion<br />

tiefe Rillen. Ein extremes Beispiel ist die bis über<br />

400 m unter NN eingetiefte Reeßelner Rinne in der nordöstlichen<br />

Lüneburger Heide. Im nördlichen Niedersachsen<br />

ist ein hoher Anteil des Geschiebes aus dem Oslogebiet.<br />

Im nordostdeutschen Tiefland ging der Eisvorstoß<br />

bis zu den südlichen Mittelgebirgen. Mindestens zwei<br />

eingeschaltete Geschiebemergelschichten in den sonstigen<br />

Ablagerungen lassen zwei größere Eisvorstöße<br />

erkennen. Der Hauptvorstoß, die Zwickauer Phase, ging<br />

vom Thüringer Becken, dem Elbsandsteingebirge bis zum<br />

Lausitzer Bergland.<br />

Der zweite Hauptvorstoß, die Markranstädter Phase,<br />

blieb deutlich hinter der ersten zurück. In der dazwischen<br />

liegenden Abschmelzphase soll sich das Eis aus Norddeutschland<br />

zurückgezogen haben.<br />

In der Holstein Warmzeit drang das aus der Nordsee<br />

kommende Holstein-Meer über Südholstein bis nach<br />

Jütland vor. Einzelne große Buchten erreichten über die<br />

Niederelbe Westbrandenburg und Westmecklenburg. Von<br />

hier ging ein Meeresarm bis nach Wismar.<br />

Die Ostsee in der uns heute bekannten Ausdehnung gab<br />

es zu dieser Zeit noch nicht. Aus den erbohrten Ablagerungen<br />

kann man eine kurze kalte Phase erkennen, an die<br />

sich wieder warmzeitliche Ablagerungen (Dömnitz- oder<br />

Wacker-Warmzeit) anschließen. Diese werden noch der<br />

Holstein-Warmzeit zugerechnet.<br />

In der Saale-Eiszeit überzogen mehrere Vorstöße des<br />

Inlandeises das Mitteleuropäische Tiefland. Der erste<br />

Eisvorstoß das Drenthe-Stadium erreichte im Westen in<br />

seiner größten gesicherten Verbreitung auch den Norden<br />

von Düsseldorf, Kaarst, Krefeld, Nijmwegen und Amersfoort.<br />

Ob das Eis möglicherweise noch weiter nach Süden<br />

vorgedrungen ist, wie Bodenuntersuchungen im Braunkohlengebiet<br />

bei Grevenbroich (Bodenablagerungen in<br />

Ost-West Fließrichtung) vermuten lassen, kann nicht<br />

nachgewiesen werden. Auch haben das Rheinwasser und<br />

die Eisstaugewässer viele Spuren wieder verwischt. Dadurch<br />

wurde dem Rhein seine natürliche Abflussrinne<br />

verbaut. Er suchte sich von Grimlinghausen aus, südlich<br />

an Neuss vorbei, in Richtung Viersen bis nach Venlo<br />

ein neues Bett. Dort floss er mit der Maas über den trockengefallenen<br />

Ärmelkanal in den Atlantik. Die Schelde,<br />

Themse und Seine waren seine Nebenflüsse. Nach dem<br />

Rückzug des Eises belegte der Rhein wieder sein altes<br />

Bett. Zurück blieb ein sumpfiges Flusstal, der sogenannte<br />

Nordkanal. Hier wollte Napoleon unter Ausnutzung dieser<br />

alten Flusssenke einen Kanal vom Rhein bis zur Maas<br />

bauen. Als Endmoränen sind bei uns u.a. der Hülser Berg<br />

bei Krefeld, die Hinsbecker Schweiz und der Fürstenberg<br />

bei Xanten erhalten geblieben. Hier wurde neben älteren<br />

Terrassen auch die jüngere Mittelterrasse zu einer Endmoräne<br />

zusammengeschoben.<br />

In Ostdeutschland und in Südpolen hatte das Eis seine<br />

größte Ausdehnung, fast bis in das Quellgebiet von Oder<br />

und Weichsel.<br />

Anschließend zog sich das Eis bis an die Ostsee zurück.<br />

Durch Bohrungen sind mehrere weitere Eisvorstöße belegt,<br />

die aber nur den Norddeutschen Raum erreichten.<br />

Der jüngste Drenthe-Eisvorstoß, die Lamstedter Phase,<br />

hat einen markanten Endmoränenzug von Cuxhaven bis<br />

Soltau hinterlassen. In Ostdeutschland ist ein zweiter Eisvorstoß<br />

nur in der Letzlinger Heide nachzuweisen.<br />

In der Zeit zwischen dem Drenthe-Stadium und dem folgenden<br />

Warthe-Stadium war Norddeutschland eisfrei.<br />

Das Eis des Warthe-Stadiums hatte nicht die Ausdehnung<br />

des Drenthe-Stadiums. Im Nordwesten hat es knapp das<br />

Urstromtal der Elbe überschritten. In Ostdeutschland wird<br />

die erste Phase als Fläming-Kaltzeit benannt. Die zweite<br />

Phase wird als Lausitzer-Kaltzeit bezeichnet. Beide Kaltzeiten<br />

waren möglicherweise durch eine wärmere Phase<br />

der Rügen-Warmzeit getrennt. In dieser Zeit soll das Eis<br />

bis an die Nordsee abgeschmolzen sein.<br />

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