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TN 43 - Gemeinnütziger Verein Tiegenhof - Kreis Großes Werder eV

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Immer hätten zwei Familien darin gewohnt. So hörte ich meinen Großvater öfter erzählen. Die<br />

vordere Seite habe bereits mehrere Mieter gehabt. Meist seien es Schiffer gewesen, die dort<br />

einzogen. Für sie war es auch sehr praktisch. Auf dem Fluß, ganz in der Nähe des Hauses konnte<br />

man den Frachtkahn gut deponieren. Die dicken alten Kopfweiden, die das Ufer zierten, waren die<br />

besten Poller. Hier wurde das Schiff vertäut.<br />

Die Familie, die schon einige Jahre in dem Haus wohnte, als ich dort Einzug hielt, übte ebenfalls<br />

diesen Beruf aus. Sie hatten bereits einen eisernen, sogenannten "Oberländer" Frachtkahn. Die<br />

meisten dieser Transportmittel waren noch aus Holz und wesentlich kleiner. Die Schifferei war<br />

schon ein hartes Stück Arbeit. Aber man verdiente nicht schlecht dabei.<br />

Dem nicht gerade kleinen Wohnhaus schloß sich auch ein geräumiger Stall, sowie eine große<br />

Scheune an. Der Stall war so eingeteilt, daß zwei Familien hier Kleintiere halten konnten.<br />

Wie schon erwähnt, war das Haus bereits in die Jahre gekommen und Reparaturen standen an. Doch<br />

die Gemeinde Altendorf, der es noch gehörte, wollte nicht reparieren. So erwarb die Familie<br />

Gründenlaml Anfang der zwanziger Jahre dieses Anwesen. Für sie bot es sich geradezu an. Der<br />

Frachtkahn als Hauptbroterwerb hatte auf der Tiege seinen Standplatz, wenn man nicht damit<br />

unterwegs war. Stall und Garten boten einen guten Nebenerwerb.<br />

So wurde auch bald mit den Reparaturarbeiten begonnen. Zunächst bekam das Wohnhaus ein neues<br />

Pfannendach. Es war bisher noch, so wie Stall und Scheune auch, mit Rohr (Reet) gedeckt und<br />

schon etwas undicht. Die Stufen, die ins Haus führten, waren ausgetreten und morsch. Hier machte<br />

man gleich Nägel mit Köpfen und verzierte das Haus mit einer schönen Veranda. Diese bot auch<br />

Schutz gegen Regen, Wind und Schneegestöber. In späteren Jahren erhielt sie sogar Fenster und<br />

eine Glastür. Nun war sie perfekt.<br />

Der übermächtige Kastanienbaum, der vor<br />

dem Haus geprangt hatte, war längst entfernt<br />

worden und lieferte Brennholz für eine<br />

geraume Zeit. Statt seiner pflanzte man zwei<br />

junge Linden, die in späteren Jahren immer<br />

schön geschnitten wurden. Im Sommer<br />

spendeten sie Schatten und waren im Winter<br />

ohne Blätter sehr lichtdurchlässig. Die Sonne<br />

hatte keine Schwierigkeiten, die Zimmer zu<br />

erhellen und auch etwas zu wärmen. Zudem<br />

verbreiteten die Linden im Frühjahr ihren<br />

herrlichen Duft während der Blütezeit.<br />

An der Nordseite, dort lag unsere Wohnung,<br />

war es schon anders. Da gediehen die Das Kleinbauernhaus in Altendorf an der Tiege 1937<br />

Eisblumen an den Fenstern bei starkem Frost<br />

besonders gut. Der Kachelofen schaffte es oft nicht, sie wenigstens am Tag zu vertreiben. Meine<br />

Großeltenl waren daran gewöhnt. Sie kannten es über Jahrzelmte nicht anders. Ich in meinem<br />

Kleinkindalter kam mir dann immer wie eingesperrt vor. Nicht einmal zum Fenster rausgucken<br />

konnte ich. "Wenn der Frost nachläßt, kannst wieder gucken," waren dann die Trostworte. Doch<br />

sehr bald hatte ich rausgefunden, daß es an der Südseite bei Familie Gründemann viel schöner war.<br />

Zumindest bei Tage gab es hier freie Aussicht. So konnte man mich oft bei dieser Familie finden.<br />

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