11.11.2012 Aufrufe

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

http://rcin.org.pl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ALTVATER<br />

Organ des mährisch-schlesischen Sudeten-Gebirg-s-Vereines.<br />

Redigiert von Adolf Kettner in Freiwaldau.<br />

F ür Mitglieder unentgeltlich; fü r Nichtmitglieder pro J a h r 1 fl. 50 kr. oder 3 Mark<br />

Nr. 3. Freiwaldau, 15. Mai 1889. VII. Jahrg.<br />

Die Feenixhöhlen von Matzdorf in<br />

Oesterreich-Schlesien.*)<br />

Wenn man von der Höhe der Le ob sc h ütz-Neustädtischen<br />

Chaussee, noch vor den Marken beider<br />

Schlesien den BJick nach Westen hinüber zu den blauen<br />

Bergen richtet, so winken zunächst aus der Tiefe einer<br />

Thalschlucht die weissen Häuser und die blinkende Thurmspitze<br />

des nahen österreichischen Dörfchens Matzdorf,<br />

in dessen Gemeindeverband nach Kaschnitz auch die<br />

Münzerei gehört, deren Besitzer zugleich Eigenthüm er der<br />

Matzdorfer Erbrichterei ist und das ehrenvolle A m t eines<br />

Bürgermeisters über die Gemeinde ausübt. Das Auge eines<br />

Bewunderers landschaftlicher Schönheiten wird aber<br />

sogleich von dem am westlichen Horizonte' auftauchenden<br />

Gefoirgspanoraina gefangen genommen das hier zwischen<br />

den bewaldeten Röwersdorfer Bergen und der dasselbe<br />

scharf begrenzenden Bischofskoppe besonders schön mit<br />

seinem glänzenden Liebenthal sich abhebt. W äre ich<br />

Maler und Meister meiner Kunst, so müsste diese Partie<br />

des prächtigen Altvatergebirgszuges mit ihren schön<br />

gerundeten Bergkuppen im Hintergründe, ihren terrassenartig<br />

sich abstufenden Parallelzügen und Farbenuancen<br />

und endlich den wechselnden Scenen im Vordergründe<br />

in dem Rahmen eines Landschaftsbildes sich festhalten<br />

lassen.<br />

Die Vorlandschaft dieser allerliebsten Gebirgskette<br />

w ird von einer verlorenen Hügelreihe durchzogen, welche<br />

vom sogenannten Hut- oder Kapellenberge vor Eausen bis<br />

zum Auberge mit seiner romantischen Bergstrasse vor<br />

Hotzen<strong>pl</strong>otz wie der letzte Aussenwall einer weitausgedehnten<br />

Feste sich hinzieht. Jenseits dieser malerischen<br />

Hinflucht weilet sich ein Thal mit blumenreichen Wiesengründen<br />

und dichten Laubholzgebtischen, in welchem im<br />

Frühjahre liederreiche Nachtigallen zu herrlichem Wett-<br />

gesange sich vereinen. In der Niederung dieses Thalgrundes<br />

findet der Grosse Bach sein vielfach gewundenes<br />

Bett bis zur Ossa, welche wiederum ihren reichlichen<br />

Wasservorrath an die rauschende Hotzen<strong>pl</strong>otz absetzt. Der<br />

sonst geschlossene Hügelkamm wird nun bei Matzdorf<br />

von der Thalschlucht durchbrochen, in welcher das von<br />

W eiden- und Erlengsbiisch begleitete Blümsdorfer Wasser<br />

aus Preussisch-Schlesien die Feldriesel sammelt und sie<br />

vereinigt dem Grossen Bach zuführt<br />

*) Aus der in Troppau erscheinenden „Freien Sehles. Presse“<br />

Auf der breiten Thalsohle zwischen den beiden<br />

Häuserreihen von Matzdorf, die sich weitab von den beiden<br />

Ufern des durchfliessenden Baches halten, liegen eingefriedete<br />

Fruchtgärten und kleine Fischteiche. Auf der<br />

einen Dorfseite reihen sich an den stattlichen Dominialhof<br />

des Baron Klein auf Hennersdorf die grösseren Wirtschafts-<br />

I °<br />

höfe, während drüben über dem Wasser mehr die<br />

kleineren Besitzer ihre Häuser und Gärten haben. In den<br />

beiden Gasthäusern, wovon das eine dem Erbrichterei-<br />

besitzer M ünzer gehört, geben sich die Wirte Miihe, dem<br />

Fremden freundlich aufzuwarten mit einem Glase Henners-<br />

dorfer oder einem Schoppen Oesterreicher.<br />

Hinter dem anheimelnden Dorfe wechseln breite<br />

Wiesen mit dunklem Erlengesträuch zwischen bewaldeten<br />

Höhen einerseits und Heissig bebauten Hügellehnen<br />

andererseits bis zu der eine Viertelstunde vom Dorfe<br />

entfernten, in einem geschützten Thalkessel idyllisch<br />

geb<strong>org</strong>enen Matzdorfer Mühle. Der liebenswürdige Besitzer<br />

derselben, H err Riedel, hat die seit vielen Jahren verschütteten<br />

Eingänge zu den sagenhaften Feenixhöhlen in<br />

den Matzdorfer Hügeln freigelegt. Diese Hügel selbst<br />

liegen gerade in dem Winkel, welchen das Matzdorfer<br />

Wasser und der Grosse Bach bei ihrem Zusammenflusse<br />

bilden.<br />

Der nächste Weg zu den Höhlen führt vom Dorfe<br />

aus am bewaldeten Hügelsaume entlang. Touristen aber,<br />

welche die höchst lohnende Fusspartie von Rausen nach<br />

Füllstein und Hotzen<strong>pl</strong>otz durch die schattenreiche,<br />

gewundene Schlucht am Fusse der buschigen Gehänge<br />

wählen, kommen auf ihrer dankbaren Tour an den Feenixhöhlen<br />

vorüber. Nur müssen sie, um zu den Eingängen<br />

zu gelangen, den Fusspfad verlassen und die Anhöhen<br />

besteigen, in welchen die merkwürdigen Höhlen verb<strong>org</strong>en<br />

liegen. Man kann sie aber durchaus nicht verfehlen, wenn<br />

man auf die zahlreich umherliegenden, manchmal wie<br />

absichtlich gehäuften Steinblöcke achtet, die ihre unmittelbare<br />

Nähe verrathen. Auch eine frisch sprudelnde,<br />

wasserreiche Bergquelle, aus welcher das überlaufende<br />

Quellwasser zwischen zarten Moosbüscheln und duftigen<br />

Bergkräutern in kleinen Cascaden zum <strong>pl</strong>ätschernden<br />

Mühlenbach hinabspringt, und deren Quellenbassin von<br />

einem mächtigen Steinwall eingeschlossen ist, zeigt die<br />

Gegend an, wo man aufwärts steigen muss.<br />

D ie F e e n i x e n.<br />

Die Volkssage versetzte in diese dunkeln Grotten<br />

Berggeister, welche sie Feenixmännel und Feenixweibel<br />

<strong>http</strong>://<strong>rcin</strong>.<strong>org</strong>.<strong>pl</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!