KnallFrosch 2006 - Wey-Zunftmeister: met em Beck a d’Säck!

STADT LUZERN
3. Jahrgang 2006 21
Ein Tag im
städtischen Taubenschlag
In der teuersten Vogelbehausung
der westlichen Hemisphäre: exklusiv
und schonungslos enthüllt der
Knallfrosch, was ohne ihn unter
dem grossen Luzerner Rathausdach
verborgen bliebe. Hier die dritte
Folge einer unendlich unheimlichen
und nicht enden wollenden
Endlos-Serie.
Er ist jetzt einer von ihnen:
Die Stadttauben haben den Knallfrosch
in ihren Kreis aufgenommen.
Dass er nicht fliegen kann,
merkt dort niemand.
Es gibt Leute, die tun etwas. Und es gibt solche,
die reden gut. Genau das fällt dem biederen
Kurt schwer. Deshalb bleibt er heute im
Schlag, zum Büffeln. Er übt, er, formuliert, er
spricht, er fleht um Aufmerksamkeit, aber
niemand hört ihm zu. Selbststudium bringst
offensichtlich nicht. Der Geplagte sollte wohl
in Stapis Rednerschule, meint der Knallfrosch.
Damit zumindest seine Worte ankommen,
wenn alles andere den Bach ab geht.
Tochtertag im Stadthaus:
sehen wo Vati sich ausruht
Täuberich Kurt H. und Täubchen Trudi tigern
im Schlag auf und ab. Der Hunger plagt. Immerhin
sind seit ihrer Labsalung am F rühstücksbuffet
schon 45 Minuten v ergangen.
Zum Glück steht noch die Einladung für das
Mittagessen mit einer Ex-Miss Schw eiz an
sowie ein Häppchen-Apéro am späteren
Nachmittag und ein Gratis-Benefiz-Essen.
Dazwischen büffelt er für den Kampf der
Kantone im nationalen F ernsehsender. Kurt
H. und die Pisa-Sho w im Schweizer Fernsehen
– eine einzige Erfolgsgeschichte. Moderator:
«Welcher Monat hat 28 Tage» Illi:
«Februar.» Moderator: «Falsch, jeder.»
Nicht der Dümmste…
Trotzdem, der dümmste ist Kurt H. definitiv
nicht, sonst hätte er die Stadt Luzern nicht zu
den zehn bekanntesten Städten der Welt
gemacht. Jene neun Städte, die nicht v or Luzern
liegen, liegen dahinter. Wählen Sie
selbst, welche es sein könnten: New York, Los
Angeles, San Francisco, Huston, Dallas, New
Orleans, Rio de Janeiro, Sao P aolo, Rom,
Florenz, Venedig, Wien, Prag, Paris, Cannes,
Nizza, Brüssel, Amsterdam, Berlin, Hamburg,
München, Florenz, Athen, Istanbul,
Hongkong, Shanghai, Peking, Tokio, Moskau,
St. Petersburg, Sydney, Stockholm, Kopenhagen,
London, Madrid , Barcelona, Lissabon,
Johannesburg, Kapstadt. F azit: Wir
sind gut und haben Ge wicht! Kurt H.’s Tun
steht unter dem Titel «Nachhaltigkeit», was
man auch sieht.
Die schnelle Waage
Nicht weniger gewichtig ist Robi Grosshaus,
Präsident des Quar tiervereins Altstadt.
Schnelligkeit ist sein Mark enzeichen, auch
wenn man das hinter seinem rustikalen Outfit
gar nicht zu vermuten vermag. In weniger als
zwei Sekunden von 0 auf 100 – nicht er, nein,
seine neue Digitalwaage.
Mit seinem klar markier ten Sponsoring-
Christbaum vor dem Rathaus schrieb der QV-
Präsi ein happiges Stück Weihnachtsgeschichte.
Damit lässt er den von Ikae gestifteten
Stall in Bethlehem ziemlich schitter aussehen.
Nachdem auch noch die Quar tierbewohnerInnen
um f inanziellen Christbaum-
Beistand gebeten wurden, stellt sich die Frage
der Gewinnverwendung. Ob dieses Geld für
den Kauf eines Dudens v erwendet wurde
Die Empfänger der von ihm verfassten Briefe
wären ihm dafür sicher dankbar . Gramadick
und Ordografie sind nicht des Suwenierhändlers
Ding und demztuvolge rheine Glüksache.
Wie im Taubenschlag allgemein geflüstert
wird, geht es dem Robi als nächstes
darum, Kurt H. möglichst schnell als Präsident
der City Vereinigung abzulösen.
Engelshaar auf der Seebrücke
Die neue Zürcher Weihnachtsbeleuchtung an
der Bahnhofstrasse gab natürlich auch im
Taubenschlag zu reden. Frage: Wann endlich
erhalten wir die alte, da wir zu etwas Eigenem
ja wohl kaum fähig sind. Mit dieser Bemerkung
verbrannte sich der Knallfrosch seine
Finger, bzw. Schwimmhäute. Der neuste
Trick heisst: weg von Engeln und Ster nen –
hin zum Engelshaar. Die Seebrücke als Testfeld
für 35’000-Franken-Pro-Stück-Leuchten.
Bauernregeln:
Sind die Hühner platt wie Teller,
war der Traktor sicher schneller.
Der städtische Wirtshaftsförderungs-Fridolin
will aus dem bedauer nswerten Weihnachtsmarkt
in Zukunft eine Weihnachtsmeile machen.
Schliesslich hat das städtische Zimmerwerk
auf Geheiss hin eine stolze Zahl v on
Baräggli gezimmert, welche sich a) amor tisieren
und b) saftige Ge winne einspielen
müssen.
Der General heisst auch Meister Proper. «Wir
werden diesen Taubenschlag einer g ründlichen
Analyse unterziehen und den ganzen Laden
neu strukturieren um eine gewisse Nachhaltigkeit
zu gewährleisten. Was da passier t,
bzw. nicht passier t, schlägt dem Fässli den
Boden raus». Wer so spricht ist alt Re gierungsrat
und kann es nicht verkraften. Der mit
geschwellter Brust posierende Täuberich gilt
als Spezialist auf Spuckaf fären, Besen und
Blocher. So gesehen ist Ueli der Gefässelte
(neue Schreibweise des Wortes Gefasel) im
Rathaus-Taubenschlag genau richtig.