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LBS-Kinderbarometer Wohnen in NRW - Prosoz Herten GmbH

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<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong><br />

<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Stimmungen, Me<strong>in</strong>ungen, Trends<br />

von K<strong>in</strong>dern<br />

Ergebnisse der Erhebungsjahre 2005 und 2006<br />

E<strong>in</strong> Projekt der<br />

„<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie“<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Generationen, Familie, Frauen und<br />

Integration des Landes <strong>NRW</strong><br />

sowie dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr des Landes <strong>NRW</strong><br />

Durchführung:<br />

ProKids-Institut <strong>Herten</strong><br />

Juli 2007


<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie<br />

Brigitte Niemer<br />

Himmelreichallee 40<br />

48130 Münster<br />

Telefon: 0251 / 412-5360<br />

Telefax: 0251 / 412-5190<br />

E-Mail: brigitte.niemer@lbswest.de<br />

Homepage: www.lbs.de/west/junge-familie<br />

PROSOZ ProKids-Institut<br />

Wissenschaftliche<br />

Ewaldstraße 261<br />

Bearbeitung:<br />

45699 <strong>Herten</strong> Dr. Christian Klöckner<br />

Anja Beisenkamp<br />

Sylke Hallmann<br />

Telefon: 02366 / 188-521<br />

Fotos:<br />

Telefax: 02366 / 188-444<br />

Tobias Gollan<br />

E-Mail: c.kloeckner@prosoz.de Dr. Christian Klöckner<br />

Homepage: www.k<strong>in</strong>derbarometer.de<br />

© <strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie, Münster, 2007.


Inhaltsverzeichnis<br />

1. HINTERGRUND DES <strong>LBS</strong>-KINDERBAROMETERS „WOHNEN IN <strong>NRW</strong>“ .............................. 5<br />

2. ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................................ 6<br />

3. DIE STICHPROBE .............................................................................................................................. 10<br />

3.1 GESCHLECHTERVERTEILUNG ............................................................................................................. 12<br />

3.2 ALTERSVERTEILUNG .......................................................................................................................... 12<br />

3.3 MIGRATIONSHINTERGRUND ............................................................................................................... 14<br />

3.4 BESUCHTE SCHULFORMEN................................................................................................................. 15<br />

3.5 GESCHWISTERZAHL ........................................................................................................................... 17<br />

3.6 FAMILIENKONSTELLATION................................................................................................................. 18<br />

3.7 ERWERBSTÄTIGKEIT DER ELTERN...................................................................................................... 19<br />

3.8 WOHNSITUATION ............................................................................................................................... 22<br />

4. STADTTEILKURZPROFILE............................................................................................................. 26<br />

4.1 DER KURORT ..................................................................................................................................... 26<br />

4.2 DAS NEUBAUGEBIET.......................................................................................................................... 27<br />

4.3 DER STADTTEIL IM UMBRUCH ........................................................................................................... 28<br />

4.4 STADTTEIL MIT BESONDEREM ERNEUERUNGSBEDARF ....................................................................... 29<br />

4.5 UNTERZENTRUM EINER MITTELSTADT............................................................................................... 30<br />

4.6 DIE HOCHHAUSSIEDLUNG.................................................................................................................. 31<br />

4.7 KLEINSTADT IN DER NÄHE EINES OBERZENTRUMS ............................................................................ 33<br />

4.8 DAS SCHRUMPFENDE DORF................................................................................................................ 34<br />

4.9 DIE „JUNGE“ KLEINSTADT ................................................................................................................. 36<br />

4.10 DIE PENDLERSTADT ........................................................................................................................... 37<br />

4.11 DER HISTORISCHE ORTSKERN EINER WACHSENDEN MITTELSTADT.................................................... 38<br />

4.12 DER GRÜNE KURORT.......................................................................................................................... 40<br />

4.13 DIE MITTELSTADT DER KURZEN WEGE.............................................................................................. 41<br />

4.14 DER STADTTEIL EINER FLÄCHENSTADT ............................................................................................. 43<br />

4.15 DER INNENSTADTBEREICH EINER GROßSTADT................................................................................... 44<br />

4.16 DIE KINDERREICHE LANDGEMEINDE.................................................................................................. 45<br />

4.17 DIE EINPENDLERSTADT IM UMFELD EINES OBERZENTRUMS.............................................................. 47<br />

4.18 DER JUNGE VORORT EINER GROßSTADT............................................................................................. 48<br />

4.19 DAS ZENTRUMSFERNE DORF.............................................................................................................. 50<br />

4.20 DER ZUSAMMENWACHSENDE ORTSTEIL EINER MITTELSTADT........................................................... 51<br />

5. DAS WOHLBEFINDEN DER KINDER............................................................................................ 53<br />

5.1 ALLGEMEINES WOHLBEFINDEN ......................................................................................................... 53<br />

5.2 WOHLBEFINDEN IN DER WOHNUNG ................................................................................................... 54<br />

5.3 WOHLBEFINDEN IM STADTQUARTIER................................................................................................. 56<br />

5.4 WOHLBEFINDEN IN DER GESAMTKOMMUNE ...................................................................................... 58<br />

5.5 WOHNBEZOGENES WOHLBEFINDEN UND ALLGEMEINES WOHLBEFINDEN ......................................... 60<br />

6. DIE WOHNUNG................................................................................................................................... 62<br />

6.1 ANZAHL DER ZIMMER........................................................................................................................ 62<br />

6.2 DAS EIGENE ZIMMER.......................................................................................................................... 63<br />

6.3 AUSSICHT AUS DEM KINDERZIMMER.................................................................................................. 66<br />

6.4 GRÖßE DER WOHNUNG UND RÜCKZUGSMÖGLICHKEITEN .................................................................. 77<br />

6.5 RECHTE UND PRIVATSPHÄRE ............................................................................................................. 81<br />

6.6 LAUTSTÄRKE IN DER WOHNUNG........................................................................................................ 83<br />

6.7 DER EIGENE GARTEN ......................................................................................................................... 90<br />

6.8 NUTZUNG ANDERER GÄRTEN............................................................................................................. 92<br />

6.9 ÄNDERUNGSWÜNSCHE AN DER WOHNUNG ........................................................................................ 93<br />

3


7. DAS WOHNQUARTIER ..................................................................................................................... 98<br />

7.1 AUFENTHALTSMÖGLICHKEITEN IM FREIEN ........................................................................................ 99<br />

7.2 SUBJEKTIVE SICHERHEIT IM STADTTEIL........................................................................................... 103<br />

7.3 KINDER BEURTEILEN DIE JUGENDLICHEN IM STADTTEIL.................................................................. 107<br />

7.4 FREIZEIT IM STADTTEIL.................................................................................................................... 112<br />

7.5 SOZIALES MITEINANDER IM STADTTEIL........................................................................................... 121<br />

7.6 ÄSTHETISCHE BEWERTUNG DER HÄUSER UND DER LANDSCHAFT ................................................... 127<br />

7.7 STRAßENVERKEHR ........................................................................................................................... 132<br />

7.8 TREFFPUNKTE DER KINDER.............................................................................................................. 135<br />

7.9 LIEBLINGSPLÄTZE IM STADTTEIL..................................................................................................... 139<br />

7.10 ÄSTHETISCHE FAVORITEN DER KINDER IM STADTTEIL .................................................................... 151<br />

7.11 ANGSTRÄUME .................................................................................................................................. 155<br />

7.12 ÄNDERUNGSWÜNSCHE AN DEN STADTTEIL...................................................................................... 164<br />

7.13 DIE DEUTLICHSTEN EINFLÜSSE AUF DAS WOHLBEFINDEN IM STADTTEIL ........................................ 169<br />

8. DIE ANGEBOTE DER GESAMTSTADT ....................................................................................... 170<br />

8.1 REICHWEITE DER KOMMUNALEN ANGEBOTE ................................................................................... 171<br />

8.2 BELIEBTE ANGEBOTE....................................................................................................................... 177<br />

8.3 ALLTAGSNUTZUNG .......................................................................................................................... 181<br />

8.4 ERREICHBARKEIT DER ANGEBOTE ................................................................................................... 186<br />

8.5 NICHT GENUTZTE ANGEBOTE........................................................................................................... 191<br />

9. DAS „OBJEKTIVE“ ANGEBOT ..................................................................................................... 197<br />

9.1 DAS STADTTEILBILD ........................................................................................................................ 197<br />

9.2 DIE VERKEHRSSITUATION IM STADTTEIL......................................................................................... 199<br />

9.3 ANBINDUNG AN DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHR ............................................................................... 200<br />

9.4 AUSSTATTUNG MIT GESCHÄFTEN .................................................................................................... 201<br />

9.5 SCHULEN IM STADTTEIL................................................................................................................... 201<br />

9.6 SPIELPLÄTZE IM STADTTEIL............................................................................................................. 202<br />

9.7 ANGEBOTE IM JUGENDTREFF ........................................................................................................... 203<br />

9.8 ANGEBOTE DER BÜCHEREI............................................................................................................... 203<br />

9.9 NATUR IM STADTTEIL ...................................................................................................................... 203<br />

9.10 ENTFERNUNG ZU ZENTREN .............................................................................................................. 203<br />

9.11 EMISSIONSBELASTUNG..................................................................................................................... 204<br />

10. BEURTEILUNG DER BEFRAGUNG ............................................................................................. 205<br />

10.1 WOHLBEFINDEN WÄHREND DER BEFRAGUNG.................................................................................. 205<br />

10.2 POSITIVE BEURTEILUNG DES FRAGEBOGENS ................................................................................... 205<br />

10.3 VERSTÄNDLICHKEIT DES FRAGEBOGENS ......................................................................................... 206<br />

4


1. H<strong>in</strong>tergrund des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />

„<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“<br />

In Anlehnung an die sogenannten „Politbarometer“ der Erwachsenenwelt, entwickelte<br />

die „<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie“ 1997 die Idee, e<strong>in</strong> „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ zu<br />

<strong>in</strong>stallieren, das durch Befragungen von K<strong>in</strong>dern deren E<strong>in</strong>stellungen, Wünsche<br />

und Me<strong>in</strong>ungen zu unterschiedlichen Themenfeldern ermitteln soll. Als Zielgruppen<br />

des „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s“ gelten die K<strong>in</strong>der selbst, Eltern und Schulen sowie<br />

k<strong>in</strong>derpolitisch <strong>in</strong>teressierte Erwachsene.<br />

Ziel des „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s“ war und ist es nicht, die Grundlagenforschung um<br />

e<strong>in</strong>e weitere Studie zu bereichern, sondern K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Stimme zu verschaffen,<br />

um <strong>in</strong> der Öffentlichkeit die Interessen der K<strong>in</strong>der zu vertreten. Es gilt dabei, die<br />

k<strong>in</strong>dliche Perspektive <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu stellen. Das „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ ist<br />

e<strong>in</strong>e Plattform, mit der die K<strong>in</strong>der selbst zu Wort kommen und ihre subjektiven<br />

Empf<strong>in</strong>dungen, Gedanken und Wünsche zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen können.<br />

In den Erhebungsjahren 2005 und 2006 wurde das <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> erstmals<br />

als Sonderausgabe durchgeführt, die sich ausschließlich mit dem Thema<br />

„<strong>Wohnen</strong>“ beschäftigte. Anders als <strong>in</strong> der Ausgangsform des <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />

wurde ke<strong>in</strong>e repräsentative Auswahl von K<strong>in</strong>dern aus ganz <strong>NRW</strong> befragt, sondern<br />

es wurden K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwanzig gezielt ausgewählten Stadtteilen zu ihrer Wohnung,<br />

ihrem Stadtteil und ihrer Gesamtkommune befragt. Zusätzlich zu den subjektiven<br />

Urteilen der K<strong>in</strong>der, die immer im Zentrum des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s stehen,<br />

wurde es durch diese Untersuchungsanlage möglich, auch die objektiven<br />

Wohnbed<strong>in</strong>gungen und Angebotsstrukturen <strong>in</strong> Beziehung zu den Urteilen der<br />

K<strong>in</strong>der zu setzen. In diesem Bericht werden sowohl die Ergebnisse aus der Erhebung<br />

<strong>in</strong> 2005 als auch <strong>in</strong> 2006 vorgestellt. E<strong>in</strong>ige wenige Aspekte zum <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>NRW</strong> wurden ausschließlich im Jahr 2005 erhoben, diese Ergebnisse können <strong>in</strong><br />

dem Bericht „<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2005 – <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ nachgelesen werden.<br />

Als zu untersuchende Gruppe wurde e<strong>in</strong>e Kernstichprobe von K<strong>in</strong>dern der Altersgruppe<br />

9-14 Jahre festgelegt, um wichtige Umbruchphasen (Schulwechsel, Pubertätsbeg<strong>in</strong>n),<br />

aber auch ruhigere Phasen der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung berücksichtigen<br />

zu können.<br />

Ohne Unterstützung externer Fachleute und Kontaktpartner kann e<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

solchen Umfangs nur schwer gel<strong>in</strong>gen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund gebührt<br />

besonderer Dank den Ansprechpartnern <strong>in</strong> den zwanzig Kommunen, die mit vielen<br />

guten Ideen, Interpretationshilfen und viel Engagement das Gel<strong>in</strong>gen dieser<br />

Studie erst möglich gemacht haben. Besonderer Dank gebührt weiterh<strong>in</strong> dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes <strong>NRW</strong><br />

und dem M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr des Landes <strong>NRW</strong>, die das Projekt<br />

<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ unterstützen. Ines Katzer und Tobias<br />

Gollan, die während des Projektes <strong>in</strong> unserem Institut ihr Praktikum abgeleistet<br />

haben, sei für die unermüdliche Unterstützung gedankt. Nicht zuletzt bedankt<br />

sich ProKids und die <strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie bei den gut 4.700 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />

den zwanzig Kommunen, die durch ihr engagiertes Mitwirken das Projekt ganz<br />

entscheidend geprägt haben.<br />

5


2. Zusammenfassung<br />

Die <strong>in</strong> 2005 und 2006 befragte Stichprobe von <strong>in</strong>sgesamt 4.727 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> zwanzig<br />

gezielt ausgewählten Stadtteilen kann zwar nicht als repräsentativ für <strong>NRW</strong><br />

bewertet werden, h<strong>in</strong>sichtlich vieler Kriterien aber stimmt die Zusammensetzung<br />

der Stichprobe mit der Verteilung <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> übere<strong>in</strong>. Die ausgewählten Stadtteile<br />

geben e<strong>in</strong> umfassendes Abbild der Wohnbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> wieder.<br />

Nur wenige der befragten K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der, die durchschnittliche Geschwisterzahl<br />

liegt bei 1,7 Geschwistern pro K<strong>in</strong>d. Besonders viele Geschwister<br />

haben die K<strong>in</strong>der entweder <strong>in</strong> Stadtteilen mit starkem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder<br />

<strong>in</strong> besonders auf junge Familien ausgerichteten Kommunen. Familien- bzw. K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />

schlägt sich also <strong>in</strong> der Anzahl der K<strong>in</strong>der nieder. Zwei Drittel<br />

der befragten K<strong>in</strong>der leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>- oder Zweifamilienhaus. Die Spannbreite<br />

zwischen den Stadtteilen ist allerd<strong>in</strong>gs sehr groß. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(vor allem der ersten Generation) sowie K<strong>in</strong>der, deren Eltern alle<strong>in</strong> erziehend<br />

oder arbeitslos s<strong>in</strong>d, bewohnen deutlich häufiger Mehrfamilienhäuser<br />

oder Hochhäuser.<br />

Sowohl das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der als auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung, im Wohnquartier und <strong>in</strong> der Gesamtkommune s<strong>in</strong>d gut. Am wohlsten<br />

fühlen sich die K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der eignen Wohnung, die somit zume<strong>in</strong>st<br />

e<strong>in</strong>en positiv besetzten Anker im Stadtteil und <strong>in</strong> der Gesamtkommune darstellt.<br />

Alle Wohlbef<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>ken mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der, am stärksten aber<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. Die Höhe des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Wohnquartier und<br />

<strong>in</strong> der Gesamtkommune ist erwartungsgemäß stark von den jeweiligen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

abhängig. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung, im Stadtquartier und <strong>in</strong> der Gesamtkommune zu differenzieren.<br />

E<strong>in</strong> Fünftel des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens der K<strong>in</strong>der lässt sich durch die verschiedenen<br />

Aspekte des wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>dens erklären, den stärksten<br />

E<strong>in</strong>fluss haben das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und <strong>in</strong> der Gesamtkommune.<br />

Von der Abstellkammer bis zum Flur zählen die K<strong>in</strong>der durchschnittlich 13 Zimmer<br />

<strong>in</strong> ihrer Wohnung. Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, was<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung steigert. Allerd<strong>in</strong>gs nimmt mit zunehmender<br />

Geschwisterzahl der Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer ab.<br />

Mit der Anzahl der Wohnparteien im Haus s<strong>in</strong>kt der Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />

Zimmer, im Hochhaus hat nicht e<strong>in</strong>mal die Hälfte der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer<br />

für sich. Nicht nur das Vorhandense<strong>in</strong> des eigenen Zimmers, sondern auch die<br />

subjektive Größe des K<strong>in</strong>derzimmers spielt im Leben der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle. Jedes siebte K<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>det das K<strong>in</strong>derzimmer zu kle<strong>in</strong>. Ist dies der Fall, fühlen<br />

sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil und sogar <strong>in</strong> der Gesamtstadt weniger<br />

wohl. Die Wohnung empf<strong>in</strong>den 8% der K<strong>in</strong>der als zu kle<strong>in</strong>. Auch hier zeigt<br />

sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der: K<strong>in</strong>der, die ihre Wohnung entschieden<br />

als groß genug empf<strong>in</strong>den, haben <strong>in</strong> der Wohnung und im Stadtteil das<br />

größere Wohlbef<strong>in</strong>den. 11% der K<strong>in</strong>der fehlen Rückzugsorte <strong>in</strong> der Wohnung, vor<br />

allen, wenn sie ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben. E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat Probleme<br />

„nervigen“ Geschwistern aus dem Weg zu gehen. Wenn die befragten K<strong>in</strong>der nie<br />

die Möglichkeit sehen, sich vor ihnen zurückzuziehen, wirkt dies negativ auf das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung. Die meisten K<strong>in</strong>der dürfen ihre Freunde oft mit<br />

nach Hause br<strong>in</strong>gen, vor allem wenn ihnen e<strong>in</strong> eigenes Zimmer oder e<strong>in</strong> Garten<br />

zur Verfügung steht. Auch e<strong>in</strong>mal Lärm zu machen ist den meisten K<strong>in</strong>dern ges-<br />

6


tattet, besonders wenn die Eltern nicht zu Hause s<strong>in</strong>d und die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer haben. So laut Musik hören wie sie möchten, dürfen allerd<strong>in</strong>gs nur knapp<br />

e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der. Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der darf aber das Bedürfnis, im<br />

Zimmer herumzutoben, immer oder oft ausleben, wiederum vor allem, wenn sie<br />

über e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer verfügen. Die Möglichkeit, im Zimmer herumtoben<br />

zu dürfen, steigert leicht das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung. Bei zwei Dritteln<br />

der K<strong>in</strong>der, wird die Privatsphäre häufig nicht geachtet, dann fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> der Wohnung auch weniger wohl. E<strong>in</strong> Viertel der befragten K<strong>in</strong>der hat ke<strong>in</strong>e<br />

Änderungswünsche an die Wohnung. Bei den K<strong>in</strong>dern, die gerne etwas an ihrer<br />

Wohnung ändern würden, stehen Veränderungen am K<strong>in</strong>derzimmer ganz<br />

oben auf der Wunschliste. Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto mehr möchten sie an<br />

der Wohnung, vor allem dem Bad, verändern. Wenn es gravierende Mängel an<br />

der Wohnung s<strong>in</strong>d, die K<strong>in</strong>der zu verändern wünschen, dann ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung bee<strong>in</strong>trächtigt. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong><br />

Erziehender sowie K<strong>in</strong>der Arbeitsloser leben durchschnittlich unter schlechteren<br />

Wohnbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster schön,<br />

vor allem K<strong>in</strong>dern aus E<strong>in</strong>familienhäusern gefällt ihre Aussicht. E<strong>in</strong> Blick „<strong>in</strong>s Grüne“<br />

oder e<strong>in</strong>e gute Fernsicht s<strong>in</strong>d zwei Faktoren, die e<strong>in</strong>e positive Bewertung der<br />

Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer bewirken. Wenn K<strong>in</strong>dern die Aussicht aus ihrem<br />

Fenster schön f<strong>in</strong>den, fühlen sie sich <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil und auch <strong>in</strong><br />

der Gesamtkommune wohler. Schöne Aussichten haben die K<strong>in</strong>der aber nur teilweise.<br />

Zwei Drittel aller befragten K<strong>in</strong>der blicken auf andere Häuser, zwei Fünftel<br />

sehen beim Blick aus dem Fenster Natur und je fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der hat e<strong>in</strong>e<br />

gute Fernsicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster, kann andere K<strong>in</strong>der und /oder<br />

die Straße aus dem Fenster sehen. 83% der befragten K<strong>in</strong>der - vor allem <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

- haben e<strong>in</strong>en Garten, den sie zum Spielen nutzen können. Insgesamt<br />

haben 4% der K<strong>in</strong>der nirgendwo die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten, sei es<br />

der eigene oder e<strong>in</strong> fremder Garten, zu spielen. E<strong>in</strong> eigener Garten steigert sowohl<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung als auch im Stadtteil.<br />

E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der kann im Stadtteil nicht leicht ohne vorhergehende Verabredung<br />

andere K<strong>in</strong>der treffen. Solche <strong>in</strong>formellen Treffen s<strong>in</strong>d dort am leichtesten<br />

möglich, wo viele K<strong>in</strong>der auf engem Raum zusammenleben und viele Aktivitäten<br />

draußen stattf<strong>in</strong>den. Belastungen durch Lärm oder Schmutz s<strong>in</strong>d verbreiteter als<br />

durch Gerüche. Wenn Schmutz und schlechte Gerüche im Stadtteil vorkommen,<br />

fühlen sich die K<strong>in</strong>der im Stadtteil weniger wohl. E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der hat im<br />

Stadtteil häufiger e<strong>in</strong> Unsicherheitsgefühl. Dies ist vor allem <strong>in</strong> größeren Städten<br />

der Fall. Im Schnitt haben die K<strong>in</strong>der eher selten Angst vor älteren Jugendlichen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs fürchtet sich fast jedes zehnte K<strong>in</strong>d sogar ständig vor älteren Jugendlichen,<br />

wenn es sich im Stadtteil aufhält. Die subjektive Sicherheit im Stadtteil ist<br />

e<strong>in</strong> entscheidender Faktor für das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. K<strong>in</strong>der verb<strong>in</strong>den<br />

mit Jugendlichen vor allem Umweltverschmutzung durch Müll, Alkoholkonsum<br />

und Lautse<strong>in</strong>, aber auch Coolness. Gewalt verb<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der fast gar nicht mit<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Wenn sie allerd<strong>in</strong>gs von Jugendlichen beschimpft<br />

werden sowie Jugendliche und Erwachsene Konflikte haben, fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil weniger wohl.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele Gleichaltrige, allerd<strong>in</strong>gs gibt es<br />

auch Stadtteile, <strong>in</strong> denen das problematischer ist. Die meisten Stadtteile s<strong>in</strong>d gut<br />

mit Fastfoodbuden und Eisdielen ausgestattet. E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det allerd<strong>in</strong>gs<br />

das Angebot an Geschäften, Buden oder Kiosken im Stadtteil nicht ausrei-<br />

7


chend und die Hälfte der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>det auch die Ausstattung des Stadtteils<br />

mit Spielplätzen als zu ger<strong>in</strong>g. Wenn die Kommunen besonders viel Wert auf e<strong>in</strong>e<br />

gute Ausstattung mit Spielplätzen legt, bewerten die K<strong>in</strong>der das Angebot aber<br />

deutlich besser. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Bücherei, Natur, <strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />

oder Treffpunkte sowie Museen mit <strong>in</strong>teressanten Angeboten s<strong>in</strong>d für viele K<strong>in</strong>der<br />

eher Mangelware. Das Angebot im Freizeitbereich ist für das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der im Stadtteil wichtig. Insgesamt zeigt die Analyse der Stadtteile deutlich,<br />

dass die K<strong>in</strong>der Anstrengungen der Kommune für bessere Freizeitangebote registrieren<br />

und <strong>in</strong> ihr Urteil e<strong>in</strong>beziehen. Die ästhetische Bewertung des Stadtteils<br />

– vornehmlich die den Stadtteil umgebende Landschaft – bee<strong>in</strong>flusst das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil. Die K<strong>in</strong>der schätzen e<strong>in</strong>e farbige Gestaltung der<br />

Häuser und lehnen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlich grau gestaltete Außenwand ab. Hochhäuser<br />

werden explizit nicht aufgrund der Bauhöhe negativ bewertet, sondern aufgrund<br />

anderer Gestaltungsmerkmale wie Farbe oder Fassadengestaltung. K<strong>in</strong>der schätzen<br />

es, wenn ländlich geprägte Landschaft an ihren Stadtteil angrenzt. Mit zunehmendem<br />

Alter bewerten die K<strong>in</strong>der die Ästhetik im Stadtteil kritischer.<br />

Konflikte mit Erwachsenen s<strong>in</strong>d normalerweise selten, allerd<strong>in</strong>gs steigert e<strong>in</strong>e<br />

hohe Wohndichte die Konflikthäufigkeit. Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der nehmen<br />

die Konflikte zu. Je mehr K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im Stadtteil leben,<br />

desto mehr Freundschaften zwischen K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten<br />

bestehen. E<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d stark der Me<strong>in</strong>ung, dass K<strong>in</strong>der aus anderen<br />

Ländern <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schlechter behandelt werden als deutsche. K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erleben die Diskrim<strong>in</strong>ierung ausländischer K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs<br />

oft nicht. E<strong>in</strong>e Integrationsperson ist den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Stadtteilen nur<br />

teilweise bekannt. Am seltensten ist dies <strong>in</strong> den Stadtteilen der Fall, <strong>in</strong> denen<br />

Konflikte mit Spätaussiedlern auftreten. Im Schnitt haben die K<strong>in</strong>der nur teilweise<br />

den E<strong>in</strong>druck, gefahrlos Radfahren oder Skaten zu können und im Stadtteil<br />

genug Fußgängerampeln sowie Radwege zu haben. In Stadtteilen mit viel Autoverkehr<br />

und wenigen Radwegen können die K<strong>in</strong>der nur e<strong>in</strong>geschränkt gefahrlos<br />

Radfahren. Gute Bed<strong>in</strong>gungen zum Radfahren erhöhen das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />

Als häufigste Treffpunkte nennen die K<strong>in</strong>der das eigene Zuhause, Geschäfte bzw.<br />

die E<strong>in</strong>kaufsstraße und die Eisdiele. Insgesamt f<strong>in</strong>det das soziale Leben der K<strong>in</strong>der<br />

hauptsächlich an öffentlich zugänglichen Orten statt, vor allem das der K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. An den Treffpunkten treiben die K<strong>in</strong>der meistens<br />

Sport, spielen, essen, reden und bummeln. Die Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil s<strong>in</strong>d<br />

meistens das eigene Zuhause, Spielplätze und Parkanlagen, aber auch Bolzplätze.<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorte im Stadtteil s<strong>in</strong>d hauptsächlich die Orte, die den K<strong>in</strong>dern gute<br />

Sport- und Spielmöglichkeiten sowie die Möglichkeit, Freunde zu treffen, bieten.<br />

Das eigene Zuhause ist auch als Ort wichtig, der Geborgenheit bietet. Für viele<br />

K<strong>in</strong>der machen Naturelemente (z.B. Park, Wald) e<strong>in</strong>en schönen Ort im Stadtteil<br />

aus. Orte, die die K<strong>in</strong>der schön f<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d aber nicht unbed<strong>in</strong>gt auch ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze.<br />

Welche Orte K<strong>in</strong>der schön f<strong>in</strong>den, hängt zu großen Teilen von der<br />

Ausstattung des Stadtteils ab. Wenn die K<strong>in</strong>der nichts nennen können, was sie<br />

im Stadtteil besonders schön f<strong>in</strong>den, m<strong>in</strong>dert dies ihr Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil.<br />

E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat nirgendwo im Stadtteil Angst. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es große<br />

Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Als Angstorte stehen an erster Stelle<br />

Straßen, Schulumfelder, Waldgebiete und Parks. Mädchen nennen deutlich häufiger<br />

Angstorte als Jungen. Die Hauptangstauslöser an den genannten Orten s<strong>in</strong>d<br />

Jugendliche, Dunkelheit und Betrunkene.<br />

8


88% der K<strong>in</strong>der äußern Veränderungswünsche am Stadtteil. Die Häutänderungswünsche<br />

s<strong>in</strong>d mehr oder andere Geschäfte, schönere oder besser ausgestattete<br />

Spielplätze und Sauberkeit. Jungen wünschen sich deutlich häufiger Sportangebote,<br />

an vorderster Stelle Bolzplätze zum Fußballspielen.<br />

Von den Freizeitangeboten der Kommune erreichen Eisdielen, Schwimmbäder<br />

und Geschäfte die meisten K<strong>in</strong>der. Nur wenige K<strong>in</strong>der werden durch Angebote<br />

wie Landjugend, K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamente oder Pfadf<strong>in</strong>der angesprochen.<br />

Je nach Stadtteil können die Reichweiten des gleichen Angebotes aber beträchtlich<br />

variieren. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund werden durch kostenpflichtige,<br />

konfessionell oder an Vere<strong>in</strong>sstrukturen gebundene Angebote schlechter erreicht.<br />

Beliebte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune s<strong>in</strong>d Freibäder, Bolzplätze, Hallenbäder sowie<br />

Sportvere<strong>in</strong>e und K<strong>in</strong>o. Schwimmbäder und Sportangebote haben also sowohl<br />

e<strong>in</strong>e große Reichweite als auch Beliebtheit. Jungen schätzen eher sportorientierte<br />

Angebote, Mädchen legen dagegen mehr Wert auf Treffpunkte <strong>in</strong> der<br />

Innenstadt und kulturelle Angebote. Während die Beliebtheit von Spielplätzen,<br />

Hallenbädern und Musikschulen mit dem Alter s<strong>in</strong>kt, bleibt die Beliebtheit von<br />

Freibädern konstant hoch. In der Alltagsnutzung stehen Spielplätze, Bolzplätze,<br />

Geschäfte und Freibäder ganz oben auf der Liste, also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Angebote,<br />

die die K<strong>in</strong>der ohne großen Aufwand im Stadtteil erreichen können. Nachmittags<br />

geöffnete Schulhöfe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong> wichtiges Element <strong>in</strong> der<br />

nachmittäglichen Freizeitgestaltung der K<strong>in</strong>der, obwohl kaum e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sie als beliebte<br />

Orte genannt hat. Gerne häufiger nutzen würden die K<strong>in</strong>der K<strong>in</strong>o, e<strong>in</strong>e Eishalle<br />

oder e<strong>in</strong>en Zoo. Meistens ist der Grund für e<strong>in</strong>e Nichtnutzung, dass die Angebote<br />

<strong>in</strong> der Kommune nicht vorhanden s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs spielt auch e<strong>in</strong>e Rolle,<br />

dass die Angebote oder der Weg unbekannt s<strong>in</strong>d oder es den K<strong>in</strong>dern an der Zeit<br />

fehlt, die Angebote zu nutzen. Insgesamt zeigt sich, dass Mädchen schlechter<br />

passende Angebote vorf<strong>in</strong>den als Jungen.<br />

Fast vier Fünftel der im Alltag genutzten Angebote werden von den K<strong>in</strong>dern zu<br />

Fuß oder mit dem Rad erreicht. Jungen nutzen häufiger das Fahrrad, Mädchen<br />

werden häufiger mit dem PKW gebracht oder laufen zu Fuß. Die Nutzung des<br />

Fahrrades steigt mit dem Alter der K<strong>in</strong>der. Die durchschnittliche Wegedauer der<br />

K<strong>in</strong>der beträgt 13 M<strong>in</strong>uten.<br />

Rot verkl<strong>in</strong>kerte E<strong>in</strong>familienhäuser sche<strong>in</strong>en am ehesten dem Schema der K<strong>in</strong>der<br />

von e<strong>in</strong>em Haus zu entsprechen. Darüber h<strong>in</strong>aus sche<strong>in</strong>t den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Homogenität des Stadtbildes wichtig zu se<strong>in</strong>. Auch Gärten und Grünflächen<br />

bee<strong>in</strong>flussen die Bewertung des Stadtteils sowie das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

positiv. Das Umland ihres Stadtteiles bewerten K<strong>in</strong>der besonders dann als schön,<br />

wenn es Felder und Flüsse enthält und ke<strong>in</strong>e weiteren Häuser. E<strong>in</strong> hoher Anteil<br />

an Hauptverkehrsstraßen und Tempo 50-Straßen im Stadtteil wirkt sich negativ,<br />

bauliche Verkehrsberuhigungen dagegen positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

aus. Die ÖPNV-Infrastruktur ist für die Beurteilung des Stadtteils allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

wichtig. Auch die Anzahl, die Größe und der Zustand der Spielplätze wirken sich<br />

positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil aus. K<strong>in</strong>der schätzen es,<br />

wenn der Jugendtreff e<strong>in</strong> abwechslungsreiches Angebot vorhält und häufig geöffnet<br />

ist. Dann fühlen sie sich im Stadtteil auch wohler. Wenn es h<strong>in</strong>gegen Industrie<br />

oder Landwirtschaft im Stadtteil gibt, die Lärm verursachen, ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil deutlich bee<strong>in</strong>trächtigt. Die Erwachsenenperspektive<br />

auf K<strong>in</strong>der- und Familienfreundlichkeit stimmt nur teilweise mit der E<strong>in</strong>schätzung<br />

der K<strong>in</strong>der übere<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> wichtiges Argument, die <strong>in</strong> dieser Studie dargestellte<br />

K<strong>in</strong>dersicht bei der Bewertung von Stadtteilen stärker zu berücksichtigen.<br />

9


2005 und 2006 wurden<br />

speziell für den Untersuchungsschwerpunkt<br />

„<strong>Wohnen</strong>“ K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwanzig<br />

ausgewählten Stadtteilen<br />

befragt.<br />

Die 20 Stadtteile wurden<br />

so ausgewählt, dass sie<br />

e<strong>in</strong>e große Bandbreite unterschiedlicher<br />

Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> abbilden.<br />

3. Die Stichprobe<br />

Anders als <strong>in</strong> den ersten sieben Projektjahren des<br />

<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s seit 1997 wurde <strong>in</strong> den Projektjahren<br />

2005 und 2006 speziell für den Untersuchungsschwerpunkt<br />

„<strong>Wohnen</strong>“ und dessen E<strong>in</strong>fluss<br />

auf das Wohlbef<strong>in</strong>den von K<strong>in</strong>dern zwischen<br />

9 und 14 Jahren e<strong>in</strong> alternativer Zugang gewählt:<br />

Während im klassischen <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>, zu dessen<br />

Konzept <strong>in</strong> der 2007 durchgeführten Jubiläumsausgabe<br />

„10 Jahre <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ zurückgekehrt<br />

wurde, e<strong>in</strong>e Repräsentativstichprobe<br />

von jeweils etwa 100 Schulklassen aus ganz Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

befragt wird, wurde für das zweijährige<br />

Projekt „<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>NRW</strong>“ e<strong>in</strong>e Stichprobe unterschiedlichster Wohnumfelder<br />

von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> untersucht. Dieser<br />

Zugang wurde gewählt, um die Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen genauer<br />

erfassen und deren E<strong>in</strong>fluss auf das k<strong>in</strong>dliche<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den sowie das Zusammenspiel von „objektiven“<br />

Wohnbed<strong>in</strong>gungen und dem subjektiven<br />

Erleben der K<strong>in</strong>der kontrollierter untersuchen zu<br />

können. Im Herbst 2004 wurden daher alle nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />

Kommunen angeschrieben,<br />

mit der Bitte, sich mit e<strong>in</strong>em klar umrissenen,<br />

möglichst homogenen Stadtteil an der Befragung<br />

zu beteiligen. Aus den e<strong>in</strong>gehenden Bewerbungen<br />

wurden pro Untersuchungsjahrgang 10 Stadtteile<br />

so ausgewählt, dass sie e<strong>in</strong> möglichst vielfältiges<br />

Abbild der <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> vorhandenen Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />

ermöglichten. Zwar s<strong>in</strong>d die hier dargestellten Ergebnisse<br />

der Befragung somit nicht mehr im eigentlichen<br />

S<strong>in</strong>ne repräsentativ für ganz <strong>NRW</strong>, da<br />

gezielt e<strong>in</strong>zelne Stadt- bzw. Ortsteile untersucht<br />

wurden und nur <strong>in</strong>nerhalb dieser Ortsteile repräsentativ<br />

befragt wurde, aber die Zusammenstellung<br />

der Stadtteile ergibt, wie die folgenden Zahlen<br />

zeigen, e<strong>in</strong> umfassendes Bild für <strong>NRW</strong>, aus<br />

dem durchaus Rückschlüsse für ganz <strong>NRW</strong> gezogen<br />

werden können.<br />

Insgesamt haben sich 4.727 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Tabelle<br />

3.1 dargestellten Kommunen mit jeweils e<strong>in</strong>em<br />

Stadtteil an der Befragung beteiligt. 1 Die ab-<br />

1 Der größte Teil der <strong>in</strong> diesem Bericht dargestellten<br />

Fragestellungen wurde <strong>in</strong> 2005 und 2006 <strong>in</strong> gleicher<br />

Weise erfasst, allerd<strong>in</strong>gs gab es auch e<strong>in</strong>ige Fragen, die<br />

nur 2005 oder 2006 gestellt wurden. In diesem Bericht<br />

f<strong>in</strong>den Sie alle Ergebnisse der Fragen, die <strong>in</strong> 2005 und<br />

2006 parallel gestellt wurden, sowie der Fragen, die nur<br />

2006 gestellt wurden. Die Fragestellungen, die aus-<br />

10


solute Zahl der pro Stadtteil erhaltenen Fragebögen<br />

sowie die Rücklaufquote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tabelle<br />

ebenfalls ablesbar. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Größe der Stadtteile bzw. der Zahl der dort lebenden<br />

K<strong>in</strong>der zwischen 9 und 14 Jahren, aber auch<br />

aufgrund unterschiedlich guter Rücklaufquoten ist<br />

die Basis der auf die jeweiligen Stadtteile bezogenen<br />

Aussagen unterschiedlich gut. Insbesondere <strong>in</strong><br />

Kierspe und Detmold s<strong>in</strong>d die spezifischen Aussagen<br />

für den Stadtteil nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt möglich<br />

und werden <strong>in</strong> diesem Bericht daher nicht weiter<br />

vertieft. Die erhaltenen Daten gehen allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> den Gesamtdatensatz e<strong>in</strong>.<br />

Die Befragungen der K<strong>in</strong>der fanden jeweils zwischen<br />

den Osterferien und den Sommerferien<br />

statt. Im Vorfeld der Befragungen unternahmen<br />

Mitarbeiter des ProKids-Instituts geme<strong>in</strong>sam mit<br />

Vertretern der Kommune (z.T. auch mit K<strong>in</strong>dern<br />

aus dem Stadtteil) e<strong>in</strong>en Stadtteilrundgang, um<br />

e<strong>in</strong> Bild des Stadtteiles zu erhalten. Auf der Basis<br />

dieses Rundgang und vertiefender Recherchen<br />

wurden Kurzprofile für die Stadtteile erstellt, die<br />

sich im folgenden Kapitel dieses Berichtes f<strong>in</strong>den.<br />

Insgesamt beteiligten sich<br />

4.727 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den zwanzig<br />

Kommunen an der Befragung.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Stadtteilbegehung<br />

fand die Befragung<br />

der K<strong>in</strong>der jeweils zwischen<br />

den Oster- und Sommerferien<br />

statt.<br />

Tab. 3.1: Untersuchte Stadtteile, absolute Fragebogenzahl und Rücklaufquote<br />

Kommune Stadtteil Erhebungsjahr Fragebögen Rücklaufquote<br />

Bad Driburg Gesamtkommune 2005 294 52%<br />

Bad Lippspr<strong>in</strong>ge Gesamtkommune 2006 269 30%<br />

Coesfeld Neubaugebiet NW 2005 138 73%<br />

Detmold Heidenoldendorf 2006 93 15%<br />

Heek Heek & Nienborg 2006 391 64%<br />

Herne Bickern 2005 299 37%<br />

<strong>Herten</strong> Süd 2005 131 37%<br />

Ibbenbüren Laggenbeck 2005 397 52%<br />

Iserlohn Stadtzentrum 2006 328 66%<br />

Kempen Alt-Kempen 2006 385 61%<br />

Kierspe Rönsahl 2006 32 11%<br />

Kreuztal Fritz-Erler-Siedlung 2005 142 85%<br />

Leopoldshöhe Gesamtkommune 2005 131 39%<br />

Münster Gievenbeck 2006 202 25%<br />

Nordkirchen Capelle 2005 92 63%<br />

Ostbevern Gesamtkommune 2005 367 50%<br />

Petershagen Petershagen 2006 150 48%<br />

Pulheim Brauweiler 2005 293 52%<br />

Rietberg Rietberg 2006 371 57%<br />

Würselen Stadtzentrum 2006 222 64%<br />

Insgesamt 4.727 49%<br />

schließlich 2005 untersucht wurden, werden im Jahresbericht<br />

2005 dargestellt, den Sie auf unserer Projekthomepage<br />

www.k<strong>in</strong>derbarometer.de f<strong>in</strong>den.<br />

11


Die Rücklaufquoten waren<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Die große Bandbreite der Rücklaufquoten rührt<br />

daher, dass nicht <strong>in</strong> allen Stadtteilen die eigentlich<br />

bevorzugte Erhebung <strong>in</strong> Schulklassen stattf<strong>in</strong>den<br />

konnte, da gerade bei kle<strong>in</strong>en Stadtteilen die K<strong>in</strong>der<br />

oft zu viele unterschiedliche Schulen besuchten.<br />

In diesen Fällen wurde die Befragung alternativ<br />

auf postalischem Wege durchgeführt.<br />

Mit 51% Mädchen und<br />

49% Jungen ist das Geschlechterverhältnis<br />

ausgewogen.<br />

3.1 Geschlechterverteilung<br />

Insgesamt waren 51% der von uns befragten K<strong>in</strong>der<br />

Mädchen und entsprechend 49% Jungen. Diese<br />

Verteilung weicht nur ger<strong>in</strong>gfügig ab von der <strong>in</strong><br />

der Altersgruppe <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> tatsächlich vorhandene<br />

Geschlechterverteilung von 51% Jungen und 49%<br />

Mädchen (Vergleichsdaten aus der Onl<strong>in</strong>e-<br />

Datenbank GENESIS des Statistischen Bundesamtes,<br />

Stichtag 31.12.2005) und unterscheidet sich<br />

zwischen den untersuchten Stadtteilen nicht statistisch<br />

bedeutsam.<br />

96% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

waren zwischen 9 und 14<br />

Jahren. Im Durchschnitt<br />

waren die K<strong>in</strong>der 11,4 Jahre<br />

alt.<br />

3.2 Altersverteilung<br />

Wie die Abbildung 3.1 zeigt, ist die Altersverteilung<br />

<strong>in</strong> der Gesamtstichprobe sehr ausgewogen,<br />

d.h. die zentralen Altersgruppen 10-13 Jahre s<strong>in</strong>d<br />

gleich stark besetzt und auch die angrenzenden<br />

Gruppen der 9 bzw. 14Jährigen s<strong>in</strong>d gleich stark.<br />

Die ger<strong>in</strong>gere Besetzung hier ergibt sich aus der<br />

Fokussierung auf K<strong>in</strong>der, die die vierte bis siebte<br />

Schulklasse besuchen. 96% der Stichprobe bef<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> der angestrebten Altersgruppe der 9-<br />

14Jährigen. Unter den untersuchten Stadtteilen<br />

gibt es <strong>in</strong> der Altersverteilung zum Teil Ausreißer<br />

<strong>in</strong> der Alterszusammensetzung. Der Altersschnitt<br />

<strong>in</strong> der Gesamtstichprobe liegt bei 11,5 Jahren. Der<br />

Stadtteil mit dem niedrigsten Altersschnitt von<br />

10,9 Jahren steht dem Stadtteil mit dem höchsten<br />

Altersschnitt von 12,3 Jahren gegenüber, sodass<br />

sich e<strong>in</strong> maximaler Unterschied von 1,4 Jahren<br />

ergibt, was bei K<strong>in</strong>dern dieser Altersgruppe e<strong>in</strong>en<br />

nicht unerheblichen Entwicklungsschritt darstellt,<br />

weswegen bei den <strong>in</strong> diesem Bericht dargestellten<br />

Stadtteileffekten auch stets das Alter der K<strong>in</strong>der<br />

kontrolliert wurde.<br />

12


Abb. 3.1: Altersverteilung <strong>in</strong> der Stichprobe<br />

1000<br />

863 859 888 850<br />

800<br />

Anzahl<br />

600<br />

400<br />

505<br />

444<br />

200<br />

0<br />

129<br />

62<br />

17<br />

8 9 10 11 12 13 14 15 > 15<br />

Jahre<br />

Abb. 3.2: Jahrgangsstufenverteilung <strong>in</strong> der Stichprobe<br />

30%<br />

Anteil an der Stichprobe<br />

20%<br />

10%<br />

12%<br />

22%<br />

19% 19% 19%<br />

9%<br />

0%<br />

3.<br />

Klasse<br />

4.<br />

Klasse<br />

5.<br />

Klasse<br />

6.<br />

Klasse<br />

besuchte Jahrgangsstufe<br />

7.<br />

Klasse<br />

8.<br />

Klasse<br />

Jeweils etwa e<strong>in</strong> Fünftel der befragten Stichprobe<br />

besuchte die Jahrgangsstufen vier bis sieben <strong>in</strong><br />

der Schule, also die Jahrgangsstufen, die <strong>in</strong> den<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>n 1997-2004 jeweils die Stichprobe<br />

bildeten (s. Abb. 3.2). E<strong>in</strong> weiteres Fünftel allerd<strong>in</strong>gs<br />

wird von Dritt- bzw. Achtklässlern gebildet.<br />

Diese Ausweitung über den Bereich der ei-<br />

13


gentlichen Kernstichprobe h<strong>in</strong>aus ergibt sich aus<br />

der postalischen Befragung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen.<br />

Auch hier unterscheiden sich die Stadtteile<br />

nicht unbeträchtlich.<br />

30% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

hatten e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

In den Stadtteilen lag der<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

zwischen 6% und 81%.<br />

3.3 Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

30% der von uns befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, der für unsere Studie wie<br />

folgt def<strong>in</strong>iert wurde: E<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

der K<strong>in</strong>der liegt dann vor, wenn entweder das K<strong>in</strong>d<br />

selbst oder m<strong>in</strong>destens se<strong>in</strong> Vater oder se<strong>in</strong>e Mutter<br />

nicht <strong>in</strong> Deutschland geboren wurde. Die<br />

Staatsangehörigkeit des K<strong>in</strong>des ist für diese Zählung<br />

unerheblich. Der Vorteil dieser Methode ist,<br />

dass <strong>in</strong> dieser Form die im Lebensalltag der K<strong>in</strong>der<br />

relevante Migrationsgeschichte erfasst wird. Die<br />

Quote entspricht dem 2004 im landesweit ermittelten<br />

Wert von 29% (Quelle: <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2004).<br />

Die Stadtteile unterscheiden sich extrem deutlich<br />

im Anteil der dort lebenden K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund:<br />

am ger<strong>in</strong>gsten ist der Anteil mit jeweils<br />

6% <strong>in</strong> zwei sehr dörflichen Wohnquartieren,<br />

die im Rahmen des vermehrten Zuzugs von Spätaussiedlern<br />

ke<strong>in</strong>e größeren Neubürgergruppen<br />

aufgenommen haben. Spitzenreiter mit 81% ist<br />

die <strong>in</strong> 2005 untersuchte Hochhaussiedlung. In den<br />

untersuchten Innenstadtquartieren ist der Anteil<br />

der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ebenfalls erhöht<br />

(etwa zwischen 40% und 60%).<br />

Nur 8% der befragten K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs wurden<br />

selbst nicht <strong>in</strong> Deutschland geboren, d.h. fast drei<br />

Viertel der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d<br />

E<strong>in</strong>wanderer <strong>in</strong> zweiter Generation, d.h. <strong>in</strong><br />

Deutschland geborene K<strong>in</strong>der ausländischer Eltern.<br />

Auch dieses Verhältnis von ungefähr e<strong>in</strong>em Viertel<br />

E<strong>in</strong>wanderer erster Generation zu drei Vierteln<br />

E<strong>in</strong>wanderer der zweiten Generation unter den<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist <strong>in</strong> den untersuchten<br />

Stadtteilen nicht gleich: Stadtteile, die<br />

größere Gruppen Spätaussiedler aufgenommen<br />

haben, zeichnen sich erwartungsgemäß durch e<strong>in</strong>en<br />

besonders hohen Anteil von E<strong>in</strong>wanderern<br />

erster Generation aus. Besonders niedrig ist der<br />

Anteil von E<strong>in</strong>wanderern erster Generation dagegen<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen im Ruhrgebiet bzw. <strong>in</strong> den<br />

Industrieregionen, wo die E<strong>in</strong>wanderung <strong>in</strong> der<br />

Regel bereits vor m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Generation<br />

14


stattfand und ihren Ursprung stärker aus Südbzw.<br />

Südosteuropäischen Ländern hatte.<br />

Die Tabelle 3.2 zeigt die Hauptherkunftsländer der<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund differenziert<br />

nach erster bzw. zweiter E<strong>in</strong>wanderergeneration.<br />

Es wird deutlich, dass die E<strong>in</strong>wanderergeneration,<br />

bei denen die K<strong>in</strong>der noch im Ausland geboren<br />

wurden, zu fast zwei Drittel aus den Ländern des<br />

ehemaligen Ostblocks stammt, während bei den<br />

E<strong>in</strong>wanderern, die <strong>in</strong> zweiter Generation <strong>in</strong><br />

Deutschland leben, die meisten ihre Wurzeln <strong>in</strong><br />

der Türkei haben. Es gibt also deutlich e<strong>in</strong>e zweigeteilte<br />

Struktur der Zuwanderung, die die untersuchten<br />

Stadtteile <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise betrifft<br />

(s.o.).<br />

Tab. 3.2: Hauptherkunftsländer der befragten E<strong>in</strong>wanderer<br />

der ersten bzw. zweiten Generation<br />

Herkunftsland<br />

E<strong>in</strong>wanderer erster<br />

Generation a<br />

E<strong>in</strong>wanderer zweiter<br />

Generation b<br />

Russland 32% 13%<br />

Kasachstan 19% 5%<br />

Türkei 7% 38%<br />

Polen 7% 10%<br />

Ost- & Südosteuropa 11% 11%<br />

Naher Osten bzw. arabische<br />

Länder 6% 5%<br />

weitere Länder 18% 18%<br />

a K<strong>in</strong>d & Eltern im Ausland geboren<br />

b K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland geboren, Eltern im Ausland geboren<br />

3.4 Besuchte Schulformen<br />

E<strong>in</strong> Drittel 34% der Stichprobe besucht die Grundschule.<br />

In den Jahrgangsstufen fünf bis acht verteilen<br />

sich die befragten K<strong>in</strong>der wie <strong>in</strong> Tabelle 3.3<br />

dargestellt auf die unterschiedlichen weiterführenden<br />

Schulformen. Der Vergleich zu den tatsächlichen<br />

Schülerzahlen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Quelle: GENESIS-<br />

Datenbank des Statistischen Bundesamtes, Schuljahr<br />

2005/2006) zeigt, dass bed<strong>in</strong>gt durch die<br />

Auswahl der Stadtteile vor allem weniger GesamtschülerInnen<br />

und SchülerInnen anderer Schulformen<br />

(hauptsächlich Sonderschulen) an der Befragung<br />

teilgenommen haben, dafür entsprechend<br />

mehr HauptschülerInnen und GymnasiastInnen.<br />

Erwartungsgemäß unterscheiden sich die untersuchten<br />

Stadtteile deutlich h<strong>in</strong>sichtlich der besuchten<br />

Schulformen der dort lebenden K<strong>in</strong>der. Nur<br />

zum Teil ist dies darauf zurückzuführen, dass der<br />

Gesamtschulen waren<br />

schwach, Hauptschulen<br />

und Gymnasien waren<br />

stark vertreten.<br />

15


Rücklauf aus den verschiedenen Schulformen nicht<br />

immer gleich stark war. 2 Zu e<strong>in</strong>em anderen Teil<br />

trägt zu den Unterschieden zwischen den Stadtteilen<br />

bei, dass die soziale Bewohnerstruktur der<br />

Stadtteile über die besuchte Schulform mitentscheidet.<br />

Außerdem ist das lokale Schulangebot<br />

nicht <strong>in</strong> jedem Stadtteil gleich, <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Gesamtschule fehlt häufig im Angebot der kle<strong>in</strong>eren<br />

Kommunen.<br />

Tab. 3.3: Anteile der Schüler, die die verschiedenen<br />

weiterführenden Schulformen besuchen<br />

Schulform Anteil <strong>in</strong> der<br />

Stichprobe<br />

tatsächlicher Anteil<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Hauptschule 28% 20%<br />

Realschule 29% 28%<br />

Gymnasium 37% 33%<br />

Gesamtschule 5% 16%<br />

andere Schulform 2% 5%<br />

Die Tabelle 3.4 zeigt, dass die besuchte Schulform<br />

der K<strong>in</strong>der stark von ihrem sozialen Status abhängig<br />

ist (Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Betroffenheit von<br />

Arbeitslosigkeit, alle<strong>in</strong> erziehende Eltern). So besuchen<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der<br />

arbeitsloser Eltern sowie K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />

vor allem häufiger die Hauptschulen und seltener<br />

die Gymnasien <strong>in</strong> ihren Stadtteilen. Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und Betroffenheit von Arbeitslosigkeit<br />

hängen allerd<strong>in</strong>gs zusammen (s.u.).<br />

Tab. 3.4: Anteile der Schüler, die die verschiedenen weiterführenden<br />

Schulformen besuchen, nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Arbeitslosigkeit<br />

der Eltern und Familienkonstellation<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Arbeitslosigkeit<br />

ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrunlosigkeit<br />

Arbeits-<br />

Schulform<br />

Hauptschule 21% 44% 26% 54% 27% 36%<br />

Realschule 29% 30% 30% 24% 29% 28%<br />

Gymnasium 44% 19% 39% 14% 38% 27%<br />

Gesamtschule 5% 5% 5% 5% 5% 6%<br />

andere Schulform 1% 1% 1% 3% 1% 3%<br />

Zweielternfamilie<br />

Alle<strong>in</strong>erziehende<br />

2 In e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen fehlten sogar manche Schultypen<br />

vollständig im Rücklauf und verzerren so die jeweiligen<br />

örtlichen Ergebnisse möglicherweise.<br />

16


3.5 Geschwisterzahl<br />

Nur knapp jedes zehnte der befragten K<strong>in</strong>der ist<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d, der Rest hat m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Bruder<br />

bzw. e<strong>in</strong>e Schwester (s. Abb. 3.3). Besonders<br />

häufig s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em Geschwister. Im Vergleich<br />

zu landesweiten Zahlen gibt es kaum Abweichungen<br />

(<strong>NRW</strong> 2004: 12% E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d, 43% e<strong>in</strong><br />

Geschwister, 23% zwei Geschwister, 10% drei Geschwister<br />

und 11% mehr als drei Geschwister;<br />

Quelle: <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2004). Die durchschnittliche<br />

Geschwisterzahl liegt bei 1,7 Geschwistern<br />

pro K<strong>in</strong>d, wobei es sehr deutliche Unterschiede<br />

zwischen den untersuchten Stadtteilen<br />

gibt. Die Extremwerte liegen bei durchschnittlich<br />

1,2 Geschwistern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt und 2,2 Geschwistern<br />

<strong>in</strong> der Hochhaussiedlung. Generell gesagt<br />

ist die Geschwisterzahl vor allem <strong>in</strong> Stadtteilen<br />

mit besonders hohem Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erhöht, allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen besonders familienfreundlichen Wohnquartieren<br />

(hoher E<strong>in</strong>familienhausanteil komb<strong>in</strong>iert mit<br />

guten Angeboten für K<strong>in</strong>der und Eltern).<br />

Nur 9% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der.<br />

Besonders viele Geschwister<br />

haben die K<strong>in</strong>der entweder<br />

<strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />

starkem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

oder <strong>in</strong> besonders<br />

auf junge Familien ausgerichteten<br />

Kommunen.<br />

Abb. 3.3: Geschwisterzahl <strong>in</strong> der Stichprobe<br />

50%<br />

43%<br />

Anteil <strong>in</strong> der Stichprobe<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

9%<br />

26%<br />

12% 11%<br />

0%<br />

E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d 1 Geschw ister 2 Geschw ister 3 Geschw ister mehr als 3<br />

Geschw ister<br />

Geschwisterzahl<br />

Die durchschnittliche Geschwisterzahl der K<strong>in</strong>der<br />

ist abhängig von ihren Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leben mit durchschnittlich<br />

1,6 Geschwistern <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>sten Familien.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dagegen<br />

haben durchschnittlich 2,0 Geschwister.<br />

17


Interessant ist, dass die k<strong>in</strong>derreichen Familien<br />

(häufig wie soeben dargestellt Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund)<br />

oftmals unter den schlechteren<br />

Wohnbed<strong>in</strong>gungen wohnen, d.h. auffällig große<br />

Familien wohnen oft <strong>in</strong> besonders kle<strong>in</strong>en Wohnungen<br />

(Hochhauswohnungen) bzw. <strong>in</strong> Wohnungen<br />

im Umfeld größerer Straßen.<br />

3.6 Familienkonstellation<br />

Bei 2% der befragten K<strong>in</strong>der ist m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong><br />

Elternteil verstorben, e<strong>in</strong>e durchschnittliche Quote.<br />

Die Stadtteile unterscheiden sich nicht statistisch<br />

bedeutsam. Auch weitere Gruppenunterschiede<br />

lassen sich nicht nachweisen.<br />

18% der K<strong>in</strong>der haben getrennt<br />

lebende Eltern, die<br />

Stadtteile unterscheiden<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs stark.<br />

Bei <strong>in</strong>sgesamt 18% der befragten K<strong>in</strong>der leben die<br />

beiden leiblichen Eltern getrennt bzw. <strong>in</strong> Scheidung.<br />

Auch dieser Wert liegt <strong>in</strong> der Größenordnung<br />

des <strong>in</strong> der letzten landesweiten Befragung<br />

ermittelten Wertes von 20% (Quelle: <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2004). Zwischen den Stadtteilen<br />

gibt es wiederum beträchtliche Unterschiede: Vor<br />

allem Stadtteile, <strong>in</strong> denen es kaum Mehrfamilienhauswohnungen<br />

gibt, haben <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>en<br />

sehr ger<strong>in</strong>gen Anteil von K<strong>in</strong>dern, deren Eltern getrennt<br />

leben (die niedrigsten Werte liegen um<br />

8%). Erhöht s<strong>in</strong>d die Werte vor allem <strong>in</strong> Ballungszentren<br />

mit vielen Mehrfamilienhäusern aber<br />

gleichzeitig relativ ger<strong>in</strong>gem Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Sowohl e<strong>in</strong> hoher E<strong>in</strong>familienhausanteil<br />

im Wohnquartier als auch e<strong>in</strong>e<br />

hohe Quote von Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

im Stadtteil gehen - aus unterschiedlichen<br />

Gründen - mit e<strong>in</strong>er niedrigeren Quote dort<br />

lebender Alle<strong>in</strong>erziehender e<strong>in</strong>her.<br />

Mit zunehmendem Alter der befragten K<strong>in</strong>der<br />

steigt der Anteil getrennt lebender Eltern erwartungsgemäß:<br />

13% der Eltern der befragten Drittklässler<br />

leben getrennt, dieser Anteil steigt bis auf<br />

22% bei den Achtklässlern.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben seltener<br />

getrennt lebende Eltern.<br />

Deutlich niedriger ist der Anteil getrennt lebender<br />

Eltern bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 14%<br />

dieser K<strong>in</strong>der haben getrennt lebende Eltern im<br />

Vergleich zu 20% der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Differenziert man die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> Familien, <strong>in</strong> denen beide Eltern<br />

im Ausland geboren wurden und Familien, <strong>in</strong> denen<br />

nur e<strong>in</strong> Elternteil im Ausland, der andere aber<br />

<strong>in</strong> Deutschland geboren wurde, so wird e<strong>in</strong> weite-<br />

18


er Effekt deutlich: Elternpaare, die beide nicht <strong>in</strong><br />

Deutschland geboren wurden, haben – unabhängig<br />

davon, ob sie beide aus dem gleichen Herkunftsland<br />

stammen – e<strong>in</strong>e besonders niedrige Trennungsquote:<br />

nur 9% dieser Eltern leben getrennt.<br />

Überdurchschnittlich ist dagegen die Trennungsquote,<br />

wenn die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> deutsches und e<strong>in</strong>e<br />

ausländisches Elternteil haben: mehr als e<strong>in</strong> Viertel<br />

(27%) dieser Elternpaare lebt <strong>in</strong> Trennung.<br />

Wie die Tabelle 3.5 zeigt, leben vier Fünftel der<br />

befragten K<strong>in</strong>der bei beiden leiblichen Eltern. Gut<br />

e<strong>in</strong> Zehntel der K<strong>in</strong>der lebt bei se<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong> erziehenden<br />

Mutter und 5% bei der Mutter und ihrem<br />

neuen Partner. Alle anderen Konstellationen stellen<br />

Ausnahmen dar. Von den Alle<strong>in</strong>erziehenden<br />

s<strong>in</strong>d 93% Frauen. Im Vergleich zu den landesweiten<br />

Vergleichszahlen von 2004 fällt auf, dass es <strong>in</strong><br />

der Stichprobe, die dieser Untersuchung zugrunde<br />

liegt, mehr K<strong>in</strong>der gibt, die bei beiden Eltern leben<br />

(<strong>in</strong> ganz <strong>NRW</strong> waren es 2004 noch 76%; Quelle:<br />

<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> <strong>NRW</strong>), dafür etwas weniger,<br />

die bei der Mutter und ihrem neuen Partner wohnen<br />

(<strong>NRW</strong> 2004: 7%). Insgesamt betrachtet s<strong>in</strong>d<br />

aber auch hier die Abweichungen ger<strong>in</strong>g.<br />

Besonders hohe Trennungsquoten<br />

f<strong>in</strong>den sich<br />

bei deutsch-ausländischen<br />

Elternpaaren.<br />

Vier von fünf K<strong>in</strong>dern leben<br />

bei beiden leiblichen Eltern.<br />

Auffällig ist, dass die Unterschiede zwischen Familien<br />

mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund immer<br />

stärker zu verwischen sche<strong>in</strong>en. So gibt es kaum<br />

mehr K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die mit<br />

beiden leiblichen Eltern zusammen wohnen, als<br />

K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Lediglich der<br />

Anteil neuer Partnerschaften der Mutter ist bei<br />

ausländischen Müttern noch immer ger<strong>in</strong>ger als<br />

bei deutschen.<br />

Tab. 3.5: Familienkonstellationen <strong>in</strong> der Stichprobe<br />

ke<strong>in</strong> Migra-<br />

Familienform<br />

Gesamtgruppe<br />

tions-<br />

h<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

beide leibliche Eltern 81% 80% 83%<br />

alle<strong>in</strong> erziehende Mutter 11% 11% 10%<br />

alle<strong>in</strong> erziehender Vater 1% 1% 1%<br />

leibliche Mutter und neuer Partner 5% 6% 3%<br />

leiblicher Vater und neue Partner<strong>in</strong> 1% 1% 1%<br />

weitere Konstellationen 1% 1% 2%<br />

3.7 Erwerbstätigkeit der Eltern<br />

Die Mehrzahl der Eltern der befragten K<strong>in</strong>der ist<br />

erwerbstätig: 90% der Väter und 61% der Mütter<br />

19


s<strong>in</strong>d entweder teilzeit oder vollzeit berufstätig. Arbeitslos<br />

aus Sicht der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d 6% der Mütter<br />

bzw. 7% der Väter. Ausschließlich die Arbeit im<br />

Haushalt tragen 33% der Mütter, aber nur 1% der<br />

Väter. 1% der Mütter bzw. 2% der Väter s<strong>in</strong>d<br />

Rentner.<br />

Mehr als die Hälfte der<br />

K<strong>in</strong>der hat zwei erwerbstätige<br />

Elternteile, zumeist <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Vollzeit-Teilzeit-<br />

Komb<strong>in</strong>ation.<br />

Die Tabelle 3.6a zeigt, <strong>in</strong> welchen Komb<strong>in</strong>ationen<br />

die Eltern arbeiten. Die häufigste Komb<strong>in</strong>ation ist,<br />

dass e<strong>in</strong> Elternteil (zumeist der Vater) vollzeit erwerbstätig<br />

ist und der andere teilzeit. Die traditionelle<br />

Familienform mit e<strong>in</strong>em Ernährer und e<strong>in</strong>er<br />

Person, die den Haushalt führt, ist nur <strong>in</strong> knapp<br />

e<strong>in</strong>em Drittel der Familien anzutreffen. Die Eltern<br />

von K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

unterscheiden sich vor allem dar<strong>in</strong>, dass Eltern<br />

von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund viel häufiger<br />

arbeitslos s<strong>in</strong>d. Auf der anderen Seite ist auch<br />

der Anteil größer, bei denen beide Eltern den ganzen<br />

Tag arbeiten.<br />

Tab. 3.6a: Erwerbstätigkeit der Eltern (Zweielternfamilie)<br />

ke<strong>in</strong> Migra-<br />

Erwerbskomb<strong>in</strong>ation<br />

Gesamtgruppe<br />

tions-<br />

h<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

vollzeit & teilzeit 41% 48% 26%<br />

vollzeit & Hausfrau/mann 29% 28% 29%<br />

beide vollzeit 11% 9% 14%<br />

vollzeit & arbeitslos 4% 3% 7%<br />

beide teilzeit 3% 3% 3%<br />

arbeitslos & Hausfrau/mann 3% 1% 6%<br />

teilzeit & arbeitslos 2% 1% 3%<br />

beide arbeitslos 1% 1% 3%<br />

weitere Komb<strong>in</strong>ationen 6% 6% 9%<br />

Tab. 3.6b: Erwerbstätigkeit der Eltern (Alle<strong>in</strong>erziehende)<br />

ke<strong>in</strong> Migra-<br />

Erwerbstätigkeit<br />

Gesamtgruppe<br />

tions-<br />

h<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

teilzeit 42% 46% 30%<br />

vollzeit 27% 28% 26%<br />

Hausfrau/mann 19% 17% 26%<br />

arbeitslos 10% 7% 16%<br />

weiteres 2% 2% 2%<br />

Alle<strong>in</strong>erziehende s<strong>in</strong>d häufig teilzeit erwerbstätig,<br />

e<strong>in</strong> gutes Viertel allerd<strong>in</strong>gs ist vollzeit berufstätig.<br />

Auch alle<strong>in</strong> erziehende Eltern von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d deutlich seltener er-<br />

20


werbstätig als alle<strong>in</strong> erziehende Eltern von K<strong>in</strong>dern<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (s. Tab. 3.6b).<br />

Entsprechend der sehr unterschiedlichen E<strong>in</strong>wohnerstruktur<br />

unterscheidet sich erwartungsgemäß<br />

auch die Erwerbstätigkeit <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen<br />

merklich. Je nach Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, je nach Arbeitslosenquote<br />

und je nach Anteil Alle<strong>in</strong>erziehender ist die Deutlichkeit,<br />

mit der die Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er Vollzeitund<br />

e<strong>in</strong>er Teilzeitstelle bei den Eltern die dom<strong>in</strong>ierende<br />

Erwerbskomb<strong>in</strong>ation darstellt, unterschiedlich.<br />

Lediglich <strong>in</strong> zwei Stadtteilen mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

Anteil E<strong>in</strong>wanderer der zweiten Generation ist die<br />

traditionelle Familienform die am häufigsten anzutreffende,<br />

allerd<strong>in</strong>gs eher aufgrund des großen<br />

Anteils arbeitsloser Eltern.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der steigt die Häufigkeit,<br />

mit der die Mütter vollzeit erwerbstätig<br />

s<strong>in</strong>d, leicht an.<br />

Durchschnittlich 11% der K<strong>in</strong>der haben m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>en arbeitslosen Elternteil. Diese Zahl ist im<br />

Vergleich zur landesweiten Erhebung von 2004<br />

deutlich erhöht, vermutlich ist der Anteil der untersuchten<br />

Stadtteile mit überdurchschnittlicher<br />

Arbeitslosenquote hoch. Die Stadtteile haben deutlich<br />

unterschiedliche Quoten der Betroffenheit<br />

durch Arbeitslosigkeit: von e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en dörflichen<br />

Stadtteil, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges befragtes K<strong>in</strong>d<br />

se<strong>in</strong>e Eltern als arbeitslos bezeichnet geht der Anteil<br />

bis hoch auf fast e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwei<br />

Stadtteilen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> sehr hoher Anteil von<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund lebt und die <strong>in</strong><br />

strukturschwachen Gebieten liegen. Diese massiven<br />

Unterschiede prägen die Stadtteile merklich.<br />

Zwei Drittel der Stadtteile haben e<strong>in</strong>e zum Teil<br />

deutlich unter 11% liegende Quote der Arbeitslosigkeit,<br />

e<strong>in</strong> Drittel e<strong>in</strong>e zum Teil sehr deutlich ü-<br />

berdurchschnittliche.<br />

11% der K<strong>in</strong>der haben<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en erwerbslosen<br />

Elternteil.<br />

Die Verbreitung von Arbeitslosigkeit<br />

ist e<strong>in</strong> deutlicher<br />

Indikator für die Sozialstruktur<br />

des Stadtteils<br />

und liegt zwischen 0% und<br />

24%.<br />

Jungen bezeichnen <strong>in</strong>teressanterweise ihre Eltern<br />

leicht häufiger als Mädchen als arbeitslos (11% im<br />

Vergleich zu 10%). Dieser kle<strong>in</strong>e aber statistisch<br />

nachweisbare Unterschied sche<strong>in</strong>t auf e<strong>in</strong>e etwas<br />

unterschiedliche Interpretation der Rolle der Mutter<br />

zurückzuführen se<strong>in</strong>, da Mädchen die Mutter<br />

seltener als arbeitslos, etwas häufiger aber sowohl<br />

als vollzeit erwerbstätig wie auch als Hausfrau bezeichnen.<br />

Beim Vater gibt es diesen Unterschied<br />

nicht.<br />

21


K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben deutlich<br />

häufiger e<strong>in</strong>en erwerbslosen<br />

Elternteil.<br />

Eltern von Hauptschüler-<br />

Innen s<strong>in</strong>d häufiger arbeitslos.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d mehr als<br />

dreimal so häufig von der Arbeitslosigkeit ihrer<br />

Eltern betroffen: 6% der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

haben m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en arbeitslosen<br />

Elternteil, aber 19% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Ebenfalls sehr deutlich und zum Teil auf<br />

die Anteile von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d die Unterschiede im Anteil<br />

von Arbeitslosigkeit der Eltern betroffener K<strong>in</strong>der<br />

auf den weiterführenden Schulen (s. Abb.3.4).<br />

K<strong>in</strong>der, die das Gymnasium besuchen, haben nur<br />

<strong>in</strong> Ausnahmefällen arbeitslose Eltern, während<br />

Hauptschüler zu e<strong>in</strong>em beträchtlichen Anteil arbeitslose<br />

Eltern haben.<br />

Abb. 3.4: Betroffenheit von Arbeitslosigkeit nach Schulform<br />

Anteil von Arbeitslosigkeit der Eltern<br />

betroffener K<strong>in</strong>der<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

16%<br />

15%<br />

7%<br />

9%<br />

3%<br />

Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule andere Schulform<br />

Schulform<br />

Zwei Drittel der befragten<br />

K<strong>in</strong>der bewohnen e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>oder<br />

Zweifamilienhaus.<br />

3.8 Wohnsituation<br />

64% der befragten K<strong>in</strong>der bezeichnen die Art des<br />

Hauses, <strong>in</strong> der sie wohnen als E<strong>in</strong>familienhaus<br />

bzw. als Doppelhaushälfte oder Reihene<strong>in</strong>familienhaus.<br />

28% wohnen nach eigenen Angaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Mehrfamilienhaus und 8% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus.<br />

Da die Stadtteile auch bezüglich ihrer Baustruktur<br />

sehr unterschiedlich zusammengestellt<br />

wurden, gibt es hier e<strong>in</strong>e große Spannbreite. Von<br />

Stadtteilen, <strong>in</strong> denen 88% aller K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

wohnen reicht die Spannbreite bis zu<br />

e<strong>in</strong>er Siedlung mit 82% Hochhausanteil. Der Mehr-<br />

22


familienhausanteil liegt je nach Siedlung zwischen<br />

7% und 55%.<br />

Die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d bezüglich<br />

des bewohnten Haustyps e<strong>in</strong>deutig benachteiligt:<br />

Während drei Viertel der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus wohnen<br />

(74%), s<strong>in</strong>d es nur 42% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Entsprechend höher s<strong>in</strong>d die Anteile<br />

von Mehrfamilienhauswohnungen (39% im<br />

Vergleich zu 24%), bzw. der Hochhauswohnungen<br />

(19% im Vergleich zu 3%). Besonders die E<strong>in</strong>wanderer<br />

erster Generation sche<strong>in</strong>en von diesem Phänomen<br />

betroffen zu se<strong>in</strong> (s. Abb. 3.5). Die E<strong>in</strong>wandererk<strong>in</strong>der,<br />

die bereits <strong>in</strong> zweiter Generation<br />

<strong>in</strong> Deutschland leben, leben zu e<strong>in</strong>em größeren<br />

Teil <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern, möglicherweise e<strong>in</strong> Zeichen<br />

der erfolgten Etablierung ihrer Eltern <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

Die Wohnverhältnisse von<br />

Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(besonders<br />

der ersten Generation)<br />

s<strong>in</strong>d schlechter.<br />

Abb. 3.5: Wohnform nach E<strong>in</strong>wanderergeneration<br />

100%<br />

ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

74%<br />

46%<br />

31%<br />

24%<br />

38%<br />

E<strong>in</strong>wanderer zweiter Generation<br />

E<strong>in</strong>wanderer erster Generation<br />

41%<br />

27%<br />

16%<br />

0%<br />

2%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

Wohnform<br />

Auch für K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender ist das <strong>Wohnen</strong><br />

im E<strong>in</strong>familienhaus häufig nicht Realität: 40% der<br />

K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus,<br />

im Gegensatz zu 68% der K<strong>in</strong>der aus<br />

Zweielternfamilien. Entsprechend s<strong>in</strong>d auch hier<br />

wieder die Anteile <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern (48%<br />

im Vergleich zu 26%) und <strong>in</strong> Hochhäusern (13%<br />

im Vergleich zu 7%) erhöht.<br />

Auch Arbeitslose und Alle<strong>in</strong>erziehende<br />

wohnen<br />

deutlich häufiger <strong>in</strong> Mehrfamilien-<br />

oder Hochhäusern.<br />

23


Aufgrund des deutlichen Zusammenhangs zwischen<br />

Arbeitslosigkeit und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist es nicht verwunderlich, dass K<strong>in</strong>der Arbeitsloser<br />

ebenfalls häufiger <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern (46% zu<br />

26%) bzw. <strong>in</strong> Hochhäusern (20% zu 6%) leben<br />

und entsprechend weniger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

(34% zu 67%).<br />

In fast allen Stadtteilen<br />

wohnt die Mehrheit der<br />

K<strong>in</strong>der an temporeduzierten<br />

Straßen.<br />

Mehrfamilienhäuser und<br />

Hochhäuser stehen häufiger<br />

an größeren Straßen.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

sowie arbeitsloser<br />

Eltern wohnen häufiger<br />

<strong>in</strong> unattraktiveren Wohnlagen.<br />

Aber nicht nur die Art des Wohnhauses, auch die<br />

Lage ist nicht für alle K<strong>in</strong>der gleich: Jeweils e<strong>in</strong><br />

knappes Drittel der K<strong>in</strong>der wohnt an e<strong>in</strong>er Tempo-<br />

7-Straße (30%), e<strong>in</strong>er Tempo-30-Straße (33%)<br />

und e<strong>in</strong>er Tempo-50-Straße (29%). An e<strong>in</strong>er vielbefahrenen<br />

Hauptstraße wohnen dagegen nur 8%<br />

der befragten K<strong>in</strong>der. Je nach Lage des Stadtteils<br />

s<strong>in</strong>d auch hier die Verhältnisse der Straßentypen<br />

zue<strong>in</strong>ander sehr unterschiedlich: fast überall allerd<strong>in</strong>gs<br />

wohnt die Mehrheit der K<strong>in</strong>der an temporeduzierten<br />

Straßen (Tempo 7 oder Tempo 30). Die<br />

Mehrheit für Tempo 7 oder Tempo 30 ist dabei <strong>in</strong><br />

der Regel von der Philosophie der Kommune abhängig.<br />

Hauptverkehrsstraßen machen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

untersuchten Stadtteil mehr als 14% der Wohnlagen<br />

aus, es gibt allerd<strong>in</strong>gs sowohl Innenstadtbereiche<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt wie auch <strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>ere<br />

Mittelzentren, <strong>in</strong> denen die relative Mehrheit der<br />

K<strong>in</strong>der sagt, an e<strong>in</strong>er normalen Tempo-50-Straße<br />

zu wohnen.<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser stehen <strong>in</strong>sgesamt etwas häufiger<br />

<strong>in</strong> verkehrsberuhigten Bereichen, während<br />

Mehrfamilienhäuser und Hochhäuser zwar auch<br />

noch mehrheitlich im verkehrsberuhigten Bereich<br />

gebaut s<strong>in</strong>d, aber doch häufiger als E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

auch entlang größerer Straßen stehen.<br />

Nicht nur die Hausform, sondern auch das Umfeld<br />

dieser Häuser ist also oft schwieriger für K<strong>in</strong>der.<br />

Nicht so deutlich wie bei der Hausform aber doch<br />

nachweisbar wohnen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

häufiger <strong>in</strong> den unattraktiveren Wohnlagen<br />

entlang der Tempo-50- oder Hauptstraßen:<br />

36% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wohnen<br />

an e<strong>in</strong>er Tempo-50-Straße, 12% an e<strong>in</strong>er Hauptverkehrsstraße.<br />

52% wohnen im verkehrsberuhigten<br />

Bereich. Bei K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

s<strong>in</strong>d es 68% im verkehrsberuhigten Bereich,<br />

25% an Tempo-50-Straßen und nur 7% an<br />

Hauptverkehrsstraßen. Bei K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser ist<br />

der Unterschied ähnlich.<br />

24


59% der befragten K<strong>in</strong>der leben bereits seit ihrer<br />

Geburt im untersuchten Stadtteil. Die „Ortstreue“<br />

der K<strong>in</strong>der ist zwischen den Stadtteilen allerd<strong>in</strong>gs<br />

sehr unterschiedlich: Während <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neu erschlossenen<br />

Neubaugebiet nur 3% der K<strong>in</strong>der bereits<br />

seit ihrer Geburt leben, s<strong>in</strong>d es vor allem <strong>in</strong><br />

den kle<strong>in</strong>en Landgeme<strong>in</strong>den mehr als 80% der<br />

K<strong>in</strong>der. Während sich die Hochhaussiedlung durch<br />

e<strong>in</strong>e hohe Fluktuation der Bewohner auszeichnet,<br />

ist <strong>in</strong> den zum Teil von der Wohnstruktur her wenig<br />

attraktiven Innenstadtgebieten e<strong>in</strong>e bemerkenswert<br />

hohe Ortstreue zu verzeichnen. Im<br />

Großstadtzentrum beispielsweise leben drei Viertel<br />

der K<strong>in</strong>der (73%) bereits seit ihrer Geburt, möglicherweise<br />

e<strong>in</strong> Produkt mangelnder f<strong>in</strong>anzieller<br />

Möglichkeiten der Bewohner, das Quartier zu verlassen.<br />

59% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

wohnen durchschnittlich<br />

seit der Geburt <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil. Die Spanne zwischen<br />

den Stadtteilen ist<br />

groß.<br />

Je „hochwertiger“ die Wohnform ist, desto höher<br />

ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass das K<strong>in</strong>d bereits<br />

lange an der entsprechenden Stelle wohnt, d.h.<br />

61% der K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen,<br />

tun dies bereits seit ihrer Geburt. In Mehrfamilienhäusern<br />

liegt die Quote mit 57% nur leicht<br />

darunter. In Hochhäusern allerd<strong>in</strong>gs wohnen<br />

durchschnittlich nur 42% bereits seit ihrer Geburt.<br />

Zum Teil liegt das allerd<strong>in</strong>gs am höheren Anteil<br />

dort lebender K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

denn zum<strong>in</strong>dest die E<strong>in</strong>wandererk<strong>in</strong>der erster Generation<br />

können per Def<strong>in</strong>ition nicht im untersuchten<br />

Stadtteil geboren worden se<strong>in</strong>.<br />

K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender s<strong>in</strong>d ebenfalls seltener<br />

bereits seit ihrer Geburt im untersuchten Stadtteil<br />

ansässig, vor allem wohl dann, wenn die Trennung<br />

der Eltern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umzug resultierte. Für K<strong>in</strong>der<br />

Arbeitsloser ergeben sich ke<strong>in</strong>e unterschiedlichen<br />

Wohndauern im untersuchten Stadtteil.<br />

25


4. Stadtteilkurzprofile<br />

Im folgenden Kapitel werden die zwanzig untersuchten<br />

Stadtteile jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Absatz kurz<br />

charakterisiert, damit es der Leser<strong>in</strong> bzw. dem<br />

Leser vere<strong>in</strong>facht wird, sich e<strong>in</strong> Bild der Stadtteile<br />

zu machen, die allen <strong>in</strong> diesem Band berichteten<br />

Ergebnisse zugrunde liegen. Ziel ist es nicht, die<br />

Stadtteile als Teil e<strong>in</strong>er spezifischen Kommune zu<br />

vergleichen, sondern sie als Prototypen für e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Form des Zusammenlebens <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> zu<br />

begreifen. Daher werden die Stadtteile <strong>in</strong> diesem<br />

Bericht auch nicht e<strong>in</strong>deutig bestimmten Kommunen<br />

zugeordnet, um den Blick auf die allgeme<strong>in</strong>eren<br />

Muster nicht durch e<strong>in</strong>e kommunale Konkurrenzperspektive<br />

zu verstellen.<br />

4.1 Der Kurort<br />

Der erste Stadtteil ist stark<br />

auf die Bedürfnisse von<br />

älteren Kurgästen zugeschnitten.<br />

In e<strong>in</strong>em Kurort wurde die Kernstadt als Analysegebiet<br />

ausgewählt. Diese Kernstadt liegt relativ<br />

abseits der großen Verkehrsströme <strong>in</strong> hügeliger<br />

Waldlandschaft und ist durch den Kurbetrieb, der<br />

vor allem auf über 60Jährige zielt, deutlich geprägt.<br />

Die Infrastruktur der Stadt mit Geschäften,<br />

großem Kurpark, Kurbad und Kurkl<strong>in</strong>iken spiegelt<br />

die Rolle als Kurort wider, K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

bilden nicht die Hauptzielgruppe der lokalen Aktivitäten.<br />

Die Kernstadt hat e<strong>in</strong>en relativ hohen Anteil<br />

von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die ihre<br />

Wurzeln vor allem <strong>in</strong> den Staaten Osteuropas haben.<br />

Die Kernstadt ist relativ deutlich <strong>in</strong> zwei Teile<br />

geteilt, von denen der e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en deutlichen Problembereich<br />

um e<strong>in</strong> Hochhaus herum be<strong>in</strong>haltet.<br />

Die Siedlungsstruktur und Bausubstanz ist deutlich<br />

durchmischt und sowohl von ausgeprägten E<strong>in</strong>familienhaus-<br />

und Neubausiedlungen wie auch von<br />

Mehrfamilienhaussiedlungen aus den 60er und<br />

70er Jahren geprägt. Aufgrund der geografischen<br />

Lage als Unterzentrum bietet die Kernstadt sowohl<br />

im Bildungsbereich wie im Freizeitbereich trotz der<br />

primären Ausrichtung auf die Kurgäste den K<strong>in</strong>dern<br />

e<strong>in</strong> relativ breites Angebot, das allerd<strong>in</strong>gs<br />

zum Teil <strong>in</strong> Randlagen der Kernstadt verlagert ist.<br />

26


4.2 Das Neubaugebiet<br />

E<strong>in</strong> zweiter analysierter Stadtteil war e<strong>in</strong> Neubaugebiet,<br />

das erst vor wenigen Jahren erschlossen<br />

worden ist. Es liegt – durch e<strong>in</strong>e Hauptverkehrsstraße<br />

abgetrennt – außerhalb der Kernstadt. Diese<br />

Straße bildet e<strong>in</strong>e deutliche Barriere zur eigentlichen<br />

Innenstadt, die durch e<strong>in</strong>en Fußgängertunnel<br />

erreichbar ist. Dieser Fußgängertunnel ist e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>formeller Treffpunkt vieler Jugendlicher und e<strong>in</strong><br />

Konfliktpunkt im Stadtteil. Die vorherrschende<br />

Bauform im Neubaugebiet s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>familienhäuser,<br />

allerd<strong>in</strong>gs gibt es entlang e<strong>in</strong>er Parallelstraße zur<br />

Hauptverkehrsstraße e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser,<br />

die vor allem von Spätaussiedlern bewohnt werden.<br />

Das Verhältnis zwischen diesen Spätaussiedlern<br />

und den Bewohnern der E<strong>in</strong>familienhäuser ist<br />

angespannt. Innerhalb des Neubaugebietes gibt es<br />

kaum Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, von<br />

e<strong>in</strong>em Spielplatz e<strong>in</strong>mal abgesehen. Auch E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />

und Schulen s<strong>in</strong>d nicht direkt<br />

im Neubaugebiet zu f<strong>in</strong>den. Bis auf die Hauptzufahrtsstraße<br />

des Neubaugebietes s<strong>in</strong>d alle Straßen<br />

verkehrsberuhigt, allerd<strong>in</strong>gs größtenteils mit PKW<br />

zugeparkt. Es gibt noch immer Bautätigkeit im<br />

Neubaugebiet und noch nicht alle Straßen s<strong>in</strong>d<br />

fertiggestellt.<br />

Der zweite Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

junges Neubaugebiet, <strong>in</strong><br />

dem die meisten Angebote<br />

für K<strong>in</strong>der (noch) fehlen.<br />

Abb. 4.1: E<strong>in</strong>familienhäuser im Neubaugebiet<br />

27


Abb. 4.2: Die Unterführung im Neubaugebiet<br />

Der dritte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

Stadtquartier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt im Umbruch.<br />

4.3 Der Stadtteil im Umbruch<br />

Den dritten analysierten Stadtteil bildet e<strong>in</strong>e ehemalige<br />

Bergarbeitersiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt. In<br />

starker baulicher Durchmischung von E<strong>in</strong>familienund<br />

Mehrfamilienhäusern leben <strong>in</strong> diesem Stadtteil<br />

sehr viele K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, vor<br />

allem bereits <strong>in</strong> zweiter Generation <strong>in</strong> der Stadt<br />

lebende türkischstämmige K<strong>in</strong>der. Die Arbeitslosigkeit<br />

unter den Eltern und älteren Geschwistern<br />

ist ausgeprägt, das Familiene<strong>in</strong>kommen im Stadtteil<br />

ist niedrig. Der Stadtteil grenzt an den Stadtpark,<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs von Hauptverkehrsstraßen umschlossen<br />

und zum Teil durchschnitten. Es gibt im<br />

Stadtteil wenig Freiflächen, vorhandene E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

stehen größtenteils auf kle<strong>in</strong>en<br />

Grundstücken, die zudem häufig als Nutzgärten<br />

verwendet werden. Die Geschäfts<strong>in</strong>frastruktur ist<br />

aufgrund der nahegelegenen Innenstadt nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />

vorhanden. Im Stadtteil gibt es e<strong>in</strong>ige<br />

Spiel- und Bolzplätze, die <strong>in</strong> sehr unterschiedlichem<br />

baulichen Zustand s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>ige der Straßen<br />

s<strong>in</strong>d als Spielstraßen verkehrsberuhigt, die meisten<br />

s<strong>in</strong>d Tempo 30 Zonen. Im Stadtteil bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gut<br />

frequentiertes Jugendzentrum und e<strong>in</strong>e Grundschule.<br />

Im Stadtteil gibt es e<strong>in</strong> aktives Stadtteilbüro,<br />

das vielfältige Formen der Bürgerbeteiligung<br />

(auch der K<strong>in</strong>derbeteiligung) praktiziert. So gibt es<br />

beispielsweise e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derforum, <strong>in</strong> dem die stadtteilbezogenen<br />

Wünsche der K<strong>in</strong>der erfragt werden.<br />

Durch die Lage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt ist das Angebot<br />

an K<strong>in</strong>derfreizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

sehr umfassend.<br />

28


Abb. 4.3: Wohnhäuser im Stadtteil im Umbruch<br />

Abb. 4.4: Das Jugendzentrum im Stadtteil im<br />

Umbruch<br />

4.4 Stadtteil mit besonderem<br />

Erneuerungsbedarf<br />

Sehr ähnlich zum zuvor beschriebenen Stadtteil ist<br />

auch der nächste untersuchte Stadtteil e<strong>in</strong> vom<br />

wirtschaftlichen Umbruch der Region deutlich geprägter<br />

Stadtteil. Anders als beim eben beschriebenen<br />

Stadtteil allerd<strong>in</strong>gs ist die Gesamtkommune<br />

deutlich kle<strong>in</strong>er und somit die Angebote weniger<br />

zahlreich. Der Stadtteil selbst ist ebenfalls durch<br />

e<strong>in</strong>e Mischung verschiedenster Bauformen gekennzeichnet.<br />

Besonders <strong>in</strong> den Randlagen des<br />

Stadtteils, der auf beiden Seiten an e<strong>in</strong>en Park<br />

grenzt, f<strong>in</strong>den sich vermehrt neuere E<strong>in</strong>familienhaussiedlungen.<br />

Im Zentrum f<strong>in</strong>den sich h<strong>in</strong>gegen<br />

vermehrt Mehrfamilienhäuser älteren Baudatums.<br />

Mehrere Hauptverkehrsstraßen durchschneiden<br />

den Stadtteil, e<strong>in</strong>e vielbefahrene Autobahn grenzt<br />

an den Stadtteil. Alle anderen Straßen s<strong>in</strong>d Tempo<br />

Der vierte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

Stadtteil mit besonderem<br />

Erneuerungsbedarf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Mittelstadt.<br />

29


30 Zone oder Spielstraße. Auch <strong>in</strong> diesem Stadtteil<br />

ist die Bewohnerstruktur stark durch Familien mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sowie durch hohe Quoten<br />

von Arbeitslosigkeit geprägt. Der Stadtteil hat e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es eigenes Zentrum, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Bürgerhaus<br />

(mit Angeboten für K<strong>in</strong>der) und mehrere Geschäfte<br />

für Waren des täglichen Bedarfs liegen. Im<br />

Stadtteil bef<strong>in</strong>den sich mehrere Spielplätze, von<br />

denen e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> den letzten Jahren unter K<strong>in</strong>derbeteiligung<br />

neu geplant und umgestaltet worden<br />

s<strong>in</strong>d. Es gibt zwei Schulen im Stadtteil, deren<br />

Schulhöfe ebenfalls unter K<strong>in</strong>derbeteiligung neu<br />

gestaltet wurden.<br />

Der fünfte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

eigenständiger Stadtteil<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die zur<br />

Zeit vom wandernden<br />

Bergbau profitiert.<br />

4.5 Unterzentrum e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />

Der fünfte untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong> historisch<br />

und auch geografisch von der verwaltenden Mittelstadt,<br />

die sich <strong>in</strong> etwa 3 Kilometer Entfernung bef<strong>in</strong>det,<br />

deutlich getrennter Stadtteil. Der untersuchte<br />

Stadtteil hat ke<strong>in</strong> klares Zentrum mit Geschäften,<br />

sondern ist vor allem durch die durchschneidende<br />

Bahnl<strong>in</strong>ie gekennzeichnet. E<strong>in</strong>e<br />

Hauptverkehrsstraße durchschneidet den Ortsteil<br />

weiterh<strong>in</strong>. Um die Bahnl<strong>in</strong>ie herum gibt es e<strong>in</strong>e<br />

auffällige Mischung von kle<strong>in</strong>en Handwerks- und<br />

Industriebetrieben und Wohnbebauung. Bed<strong>in</strong>gt<br />

durch den <strong>in</strong> dieser Region florierenden Bergbau<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren viele Neubaugebiete<br />

entstanden. Die stark befahrene Bahnl<strong>in</strong>ie und e<strong>in</strong>e<br />

nahegelegene Autobahn lassen im untersuchten<br />

Ortsteil e<strong>in</strong> Gefühl der Lärmbelästigung entstehen.<br />

Im untersuchten Ortsteil selbst ist das Angebot<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche relativ beschränkt,<br />

es gibt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Freibad <strong>in</strong> privater<br />

Trägerschaft und viele Sportvere<strong>in</strong>e, sowie e<strong>in</strong> Jugendzentrum.<br />

Die Kernstadt der Kommune ist mit<br />

e<strong>in</strong>er Busl<strong>in</strong>ie angebunden, die aber <strong>in</strong> den Abendstunden<br />

nicht mehr verkehrt. An e<strong>in</strong>igen Stellen<br />

im Stadtteil traten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

Konflikte zwischen jugendlichen Spätaussiedlern<br />

und K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zutage,<br />

die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>zwischen durch konfliktregulierende<br />

Tätigkeit der Stadt und der Jugende<strong>in</strong>richtungen<br />

unter Kontrolle s<strong>in</strong>d.<br />

30


Abb. 4.5: Mehrfamilienhäuser im Unterzentrum<br />

der Mittelstadt<br />

Abb. 4.6: Die den Ortsteil zerschneidende Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

im Unterzentrum der Mittelstadt<br />

4.6 Die Hochhaussiedlung<br />

Der sechste untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Hochhaussiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ansonsten von Mehrfamilien-<br />

und E<strong>in</strong>familienhäusern geprägten Mittelstadt.<br />

Die Ende der 60er Jahre entstandene Siedlung<br />

liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Randlage zur eigentlichen Kernstadt<br />

auf e<strong>in</strong>em Hügel und grenzt unmittelbar an<br />

e<strong>in</strong>e Schrebergartenanlage bzw. e<strong>in</strong> ausgedehntes<br />

Waldgebiet auf der e<strong>in</strong>en Seite und e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>familienhaussiedlung<br />

auf der anderen Seite. Der Anteil<br />

von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Siedlung<br />

ist extrem hoch, außerdem f<strong>in</strong>den sich sehr<br />

viele alle<strong>in</strong> erziehende oder arbeitslose Eltern <strong>in</strong><br />

den Wohnungen der Hochhäuser. Die Hochhäuser<br />

stehen relativ dicht beie<strong>in</strong>ander und <strong>in</strong> den Freiräumen<br />

dazwischen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Regel Garagenhöfe<br />

sowie e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Spielplätze <strong>in</strong><br />

schlechtem Zustand. Nicht unmittelbar <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Siedlung aber direkt angrenzend f<strong>in</strong>den sich<br />

31<br />

Der sechste Stadtteil ist<br />

e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Hochhaussiedlung<br />

aus den 60er Jahren<br />

im sozialen Wohnungsbau.


e<strong>in</strong>ige größere und besser ausgestattete Spielplätze.<br />

In e<strong>in</strong>em der Hochhäuser ist e<strong>in</strong>e Beratungsstelle<br />

der Arbeiterwohlfahrt beheimatet, die auch<br />

Angebote für K<strong>in</strong>der vorhält. In der E<strong>in</strong>familienhaussiedlung<br />

bef<strong>in</strong>det sich zudem e<strong>in</strong> Jugendtreff.<br />

An der Hochhaussiedlung vorbei führt e<strong>in</strong>e mäßig<br />

befahrene Straße, alle anderen Wege s<strong>in</strong>d entweder<br />

Sackgassen zu den e<strong>in</strong>zelnen Häusern oder<br />

Fußwege. Außer e<strong>in</strong>em Drogeriemarkt bef<strong>in</strong>den<br />

sich ke<strong>in</strong>e Geschäfte <strong>in</strong> der Siedlung oder <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe. Das soziale Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> der<br />

Hochhaussiedlung ist ausgeprägt, viele Aktivitäten<br />

f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Sommermonaten im Freien statt.<br />

Abb. 4.7: E<strong>in</strong>ige der niedrigeren Häuser der<br />

Hochhaussiedlung mit Garagenhof<br />

Abb. 4.8: Spielplatz <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />

32


4.7 Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es<br />

Oberzentrums<br />

Der siebte untersuchte Stadtteil ist der Kernbereich<br />

e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt, der sich <strong>in</strong> nur 15km zu e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt bef<strong>in</strong>det. Entsprechend ist die Bevölkerungsstruktur<br />

<strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt deutlich von<br />

Familien geprägt, die gleichzeitig e<strong>in</strong> ländlich geprägtes<br />

Leben und e<strong>in</strong> Oberzentrum mit kulturellen<br />

Angeboten, vielen Arbeitsplätzen und E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />

nutzen. Die Bevölkerungsentwicklung<br />

ist aufgrund der Wanderungsbewegung<br />

aus dem Oberzentrum, das mit e<strong>in</strong>er Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

günstig an die Kle<strong>in</strong>stadt angebunden ist, positiv.<br />

Die Kle<strong>in</strong>stadt wächst durch die gesteuerte Ausweisung<br />

von Neubaugebieten stetig. Aufgrund der<br />

Nähe zur Großstadt ist das Angebot <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt<br />

vor allem im Bereich E<strong>in</strong>kaufen vergleichsweise<br />

schlecht. In der Kle<strong>in</strong>stadt gibt es kaum<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, auch Arbeitslosigkeit<br />

und alle<strong>in</strong> Erziehende s<strong>in</strong>d nur marg<strong>in</strong>al<br />

vorhanden. Die deutlich vorherrschende Bauform<br />

ist das (freistehende) E<strong>in</strong>familienhaus. In e<strong>in</strong>er<br />

Randlage zum Kernbereich der Kle<strong>in</strong>stadt bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e große Gesamtschule, auf die be<strong>in</strong>ahe alle<br />

K<strong>in</strong>der der Kle<strong>in</strong>stadt sowie der umliegenden Ortschaften<br />

gehen. In unmittelbarer Nachbarschaft<br />

der Gesamtschule bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> gut ausgestattetes<br />

Jugendzentrum und e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Sportanlage, die aber den K<strong>in</strong>dern nur zeitweise<br />

zur freien Verfügung steht. Vor allem die Schulwege,<br />

aber auch viele andere Straßen <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt,<br />

s<strong>in</strong>d verkehrsberuhigt. Zudem gibt es e<strong>in</strong><br />

umfassendes Netz von re<strong>in</strong>en Fußwegen abseits<br />

der ohneh<strong>in</strong> schon verkehrsarmen Straßen. Gut<br />

gepflegte und ausgestattete Spielplätze bef<strong>in</strong>den<br />

sich an vielen Stellen der Kle<strong>in</strong>stadt. K<strong>in</strong>der- und<br />

Familienfreundlichkeit ist e<strong>in</strong>e Leitl<strong>in</strong>ie, die der<br />

Bürgermeister der Kommune ausgegeben hat.<br />

Dies drückt sich auch dar<strong>in</strong> aus, dass viele Projekte<br />

auf kurzem Verwaltungswege umgesetzt werden<br />

(können).<br />

Der siebte Stadtteil komb<strong>in</strong>iert<br />

durch se<strong>in</strong>e Lage<br />

ländliches <strong>Wohnen</strong> mit urbanen<br />

Angeboten <strong>in</strong> relativer<br />

Nähe. Er verzeichnet<br />

e<strong>in</strong> merkliches Bevölkerungswachstum.<br />

33


Abb. 4.9: Spielplatz <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe<br />

e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />

Abb. 4.10: Fußwege <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe<br />

e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />

Der achte Stadtteil ist e<strong>in</strong>e<br />

dörfliche Siedlung, die wie<br />

die Gesamtkommune unter<br />

s<strong>in</strong>kenden Bevölkerungszahlen<br />

leidet.<br />

4.8 Das schrumpfende Dorf<br />

Der achte analysierte Stadtteile ist <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />

e<strong>in</strong> Kontrast zum zuvor beschriebenen Stadtteil.<br />

Insgesamt ist er deutlich der kle<strong>in</strong>ste aller<br />

zehn untersuchten Stadtteile und liegt als eigenständige<br />

dörfliche Siedlung etwa 5 km außerhalb<br />

vom eigentlichen Kern der Kle<strong>in</strong>stadt. K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, alle<strong>in</strong> Erziehende oder Arbeitslose<br />

f<strong>in</strong>den sich im Stadtteil praktisch nicht.<br />

Der Ortskern der untersuchten dörflichen Siedlung<br />

beheimatet neben der Kirche nur wenige Geschäfte<br />

oder Imbisse. Der Ortsteil ist fast ausschließlich<br />

mit E<strong>in</strong>familienhäusern bebaut, lediglich im ältesten<br />

Dorfkern f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser.<br />

Obwohl die Hauptsstraßen nicht verkehrsberuhigt<br />

s<strong>in</strong>d, ist auch hier der Verkehr nur mäßig,<br />

die Nebenstraßen s<strong>in</strong>d zum Teil baulich verkehrsberuhigt,<br />

zum Teil durch Geschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzungen.<br />

In 1,5 km Entfernung zum Dorfkern liegt<br />

e<strong>in</strong> eigener Bahnhof, der das Dorf nicht nur an die<br />

34


Kle<strong>in</strong>stadt, sondern auch an nahegelegene Ballungszentren<br />

anb<strong>in</strong>det. Die gesamte Kommune,<br />

aber <strong>in</strong>sbesondere das Dorf leidet unter e<strong>in</strong>er negativen<br />

Bevölkerungsentwicklung, die das ohneh<strong>in</strong><br />

beschränkte Angebot der Kommune für K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche zunehmend bedroht. E<strong>in</strong> Beispiel ist<br />

die drohende Schließung des Hallenbades. Im<br />

Ortsteil f<strong>in</strong>den sich relativ zahlreiche und gut gepflegte,<br />

allerd<strong>in</strong>gs deutlich auf jüngere K<strong>in</strong>der zugeschnittene<br />

Spielplätze. Im Bereich des Dorfes<br />

gibt es zahlreiche Brachflächen, die von den K<strong>in</strong>dern<br />

zum Spielen genutzt werden (können). Insbesondere<br />

für ältere K<strong>in</strong>der und Jugendliche ist<br />

das Angebot sehr e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Abb. 4.11: Brachfläche im schrumpfenden Dorf<br />

Abb. 4.12: Der Ortskern des schrumpfenden Dorfes<br />

35


Der neunte Stadtteil ist<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong><br />

der Nähe e<strong>in</strong>es Oberzentrums,<br />

die sich besonders<br />

stark für junge Familien<br />

engagiert und e<strong>in</strong>e sehr<br />

junge Bevölkerungsstruktur<br />

hat.<br />

4.9 Die „junge“ Kle<strong>in</strong>stadt<br />

Die vorletzte untersuchte Siedlung war vergleichbar<br />

mit der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es Oberzentrums,<br />

die weiter oben beschrieben wurde. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist <strong>in</strong> dieser Kle<strong>in</strong>stadt, bei der ebenfalls die<br />

Kernstadt untersucht wurde, die positive Bevölkerungsentwicklung<br />

noch deutlicher. Die Kommune<br />

weist seit Jahren e<strong>in</strong>e der höchsten Geburtenraten<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> auf und hat e<strong>in</strong>e Altersverteilung mit vergleichsweise<br />

vielen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Das<br />

Angebot für K<strong>in</strong>der und Jugendliche ist für e<strong>in</strong>e<br />

Stadt dieser Größenordnung hervorragend mit äußerst<br />

zahlreichen, gut gepflegten und auf unterschiedliche<br />

Bedürfnisse abgestimmten Spielflächen<br />

im Stadtgebiet. Außerdem gibt es e<strong>in</strong> beliebtes<br />

Hallen- und Freibad sowie viele Angebote im musischen<br />

und sportlichen Bereich. E<strong>in</strong> Jugendzentrum<br />

ist <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt zwar vorhanden, liegt aber<br />

außerhalb der eigentlichen Kernstadt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Industriegebiet.<br />

Es f<strong>in</strong>den sich für e<strong>in</strong>e Stadt dieser<br />

Größenordnung relativ viele Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

vor allem aus dem Bereich Osteuropas.<br />

Diese K<strong>in</strong>der beteiligen sich auffällig wenig<br />

am organisierten Vere<strong>in</strong>sleben <strong>in</strong> der Kommune.<br />

Die überwiegende Bauform ist zwar das E<strong>in</strong>familienhaus,<br />

es gibt allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser<br />

im Ortskern. Durch den Ort fließt e<strong>in</strong><br />

Fluss, dessen Uferbereich an e<strong>in</strong>igen Stellen als<br />

Treffpunkt für Jugendliche gestaltet wurde. An vielen<br />

Stellen im Ort f<strong>in</strong>den sich Kunstobjekte.<br />

Abb. 4.13: Treffpunkt am Flussufer <strong>in</strong> der „jungen“<br />

Kle<strong>in</strong>stadt<br />

36


Abb. 4.14: E<strong>in</strong>familienhaussiedlung <strong>in</strong> der „jungen“<br />

Kle<strong>in</strong>stadt<br />

4.10 Die Pendlerstadt<br />

Der letzte untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong> eigenständiger<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die sich <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe e<strong>in</strong>es großen Industriegebietes e<strong>in</strong>es<br />

Ballungsraumes bef<strong>in</strong>det. Entsprechend pendelt<br />

e<strong>in</strong> Großteil der erwerbstätigen Bevölkerung aus<br />

dem Stadtteil zur Arbeit <strong>in</strong> die nahegelegene Metropole.<br />

Der Stadtteil selbst ist vor allem durch e<strong>in</strong>en<br />

zentral gelegenen großen Park um e<strong>in</strong>e Abtei<br />

herum geprägt. In Nachbarschaft zu diesem Park<br />

bef<strong>in</strong>det sich auch das eigentliche Ortszentrum, <strong>in</strong><br />

dem sich e<strong>in</strong>ige wenige Geschäfte bef<strong>in</strong>den. Die<br />

meisten E<strong>in</strong>käufe werden entweder <strong>in</strong> der Mittelstadt<br />

oder <strong>in</strong> der nahegelegenen Metropole getätigt.<br />

Auch diese Mittelstadt profitiert wirtschaftlich<br />

von der Nähe zur Metropole und die Bevölkerung<br />

wächst stetig. Der untersuchte Stadtteil gilt als<br />

sozial gehoben und ist durch Neubaugebiete unterschiedlichen<br />

Alters geprägt, <strong>in</strong> denen sich vorwiegend<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser bef<strong>in</strong>den. Im Stadtteil<br />

bef<strong>in</strong>det sich neben Spiel- und Sportplätzen sowie<br />

Brachflächen e<strong>in</strong> Jugendzentrum, das sich auf Angebote<br />

vor allem im künstlerischen Bereich spezialisiert<br />

hat und als e<strong>in</strong>e Art „K<strong>in</strong>dervolkshochschule“<br />

funktioniert. Für die Angebote dieses Jugendzentrums<br />

müssen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Regel anmelden.<br />

Abseits der Hauptverkehrsstraßen, die zum<br />

Teil stark befahren s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die meisten anderen<br />

Straßen verkehrsberuhigt. Im Stadtteil bef<strong>in</strong>den<br />

sich neben e<strong>in</strong>er Grundschule auch e<strong>in</strong> Gymnasium<br />

und e<strong>in</strong>e Realschule. Das Angebot im sportlichen<br />

Bereich ist ausgeprägt. Vor allem die älteren<br />

K<strong>in</strong>der nutzen aber auch Freizeitangebote <strong>in</strong> den<br />

nahegelegenen größeren Städten.<br />

Der zehnte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />

eigenständiger Stadtteil<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe zu e<strong>in</strong>em<br />

wirtschaftlichen Kernraum<br />

<strong>NRW</strong>s. Er ist durch starke<br />

Auspendlerströme gekennzeichnet.<br />

37


Abb. 4.15: Das Jugendzentrum <strong>in</strong> der Pendlerstadt<br />

Abb. 4.16: Das Stadtteilzentrum <strong>in</strong> der Pendlerstadt<br />

Beim elften Stadtteil handelt<br />

es sich um den historischen<br />

Kern e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />

mit vielen K<strong>in</strong>dern,<br />

die relativ dünn besiedelt<br />

und eher ländlich strukturiert<br />

ist.<br />

4.11 Der historische Ortskern e<strong>in</strong>er<br />

wachsenden Mittelstadt<br />

Das elfte Analysegebiet bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />

mit recht ger<strong>in</strong>ger E<strong>in</strong>wohnerdichte, von<br />

der weite Teile landwirtschaftlich genutzt s<strong>in</strong>d. Die<br />

Stadt ist e<strong>in</strong>e der wachsenden Städte Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalens mit relativ vielen K<strong>in</strong>dern. Der untersuchte<br />

Ortsteil bef<strong>in</strong>det sich zentral im Stadtgebiet<br />

und ist durch den historischen Stadtkern mit e<strong>in</strong>em<br />

Flusslauf, starker Begrünung und Fachwerkhäusern<br />

geprägt. Er be<strong>in</strong>haltet das meiste der<br />

kommunalen Infrastruktur. Dies s<strong>in</strong>d neben Verwaltung<br />

und weiterführenden Schulformen, Geschäfte<br />

und (Fast-Food)Restaurants. Die Wohnbebauung<br />

ist <strong>in</strong> den älteren Wohngebieten dicht, hier<br />

ist der Anteil von Mehrfamilien- und E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

etwa gleich stark, <strong>in</strong> den Wohngebieten<br />

neueren Datums dom<strong>in</strong>ieren h<strong>in</strong>gegen freistehende<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser mit zum Teil großen<br />

Grundstücken. Der Ortsteil weist e<strong>in</strong>en vergleichs-<br />

38


weise hohen Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

auf, hauptsächlich türkischstämmige<br />

Familien sowie Spätaussiedler aus Russland, die<br />

e<strong>in</strong>e starke baptistische Geme<strong>in</strong>de bildet. Das<br />

Analysegebiet ist durch e<strong>in</strong>e Umgehungsstraße<br />

vom Hauptdurchgangsverkehr abgeschottet. Die<br />

Gassen im Ortskern s<strong>in</strong>d größtenteils eng, verw<strong>in</strong>kelt<br />

und mit Kopfste<strong>in</strong> gepflastert. Im Gegensatz<br />

zur eher beschränkten Anb<strong>in</strong>dung an das öffentliche<br />

Nahverkehrsnetz gibt es e<strong>in</strong> gutes Rad- und<br />

Fußwegenetz, das auch von den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

gut angenommen wird. E<strong>in</strong>ige Angebote<br />

für K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Analysegebiet vorhanden,<br />

so z.B. e<strong>in</strong> großes Freibad, zahlreiche Spielplätze<br />

von teilweise sehr guter Qualität, e<strong>in</strong>e Skateranlage,<br />

sehr aktive Sport- und Kulturvere<strong>in</strong>e<br />

sowie e<strong>in</strong> städtisches Jugendhaus als offenes Angebot<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche und zahlreiche<br />

kirchlich getragene Angebote.<br />

Abb. 4.17: Grünfläche im historischen Ortskern<br />

e<strong>in</strong>er wachsenden Mittelstadt<br />

Abb. 4.18: Teile des Stadtzentrums im historischen<br />

Ortskern e<strong>in</strong>er wachsenden Mittelstadt<br />

39


Der zwölfte Stadtteil ist<br />

e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt mit Kurbetrieb<br />

mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil<br />

an Grünanlagen und<br />

Wald. In unmittelbarer<br />

Nähe liegt e<strong>in</strong>e Großstadt.<br />

4.12 Der grüne Kurort<br />

Als zwölftes Analysegebiet wurde e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt<br />

mit Kurbetrieb ausgewählt, die <strong>in</strong> ummittelbarer<br />

Nähe e<strong>in</strong>er Großstadt, aber dennoch <strong>in</strong> geschützter<br />

Lage zwischen Wald und Gebirge gelegen ist.<br />

Die Kle<strong>in</strong>stadt zeichnet sich durch e<strong>in</strong>en hohen<br />

Anteil an Straßenbäumen und Begrünung aus,<br />

welche nicht zuletzt dem Kurwald und den Kurparks<br />

zu verdanken ist, die für K<strong>in</strong>der geöffnet<br />

s<strong>in</strong>d. Der Ort ist stark vom Kurbetrieb geprägt. Die<br />

Kurgrünanlagen sowie zahlreiche Kurkl<strong>in</strong>iken und<br />

Behandlungszentren prägen das Stadtbild. Die Bevölkerungsstruktur<br />

ist im Vergleich des Kreises<br />

deutlich älter. E<strong>in</strong> zweiter wichtiger Faktor s<strong>in</strong>d die<br />

<strong>in</strong> der Nähe ansässigen Armeeangehörigen, die<br />

e<strong>in</strong>e ganze Anzahl Wohnhäuser bewohnen. Die<br />

Wohnbebauung lässt sich <strong>in</strong> mehrere Teilgebiet<br />

untergliedern und weist sowohl e<strong>in</strong>e 4-5 geschossige<br />

Mehrfamilienhausbebauung, kle<strong>in</strong>ere Neubaugebiete<br />

mit E<strong>in</strong>familienhäusern sowie Hochhäuser<br />

auf. Freistehende E<strong>in</strong>familienhäuser s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

meisten Wohngebieten eher die Ausnahme, Reihenhäuser<br />

herrschen vor. Das Analysegebiet wird,<br />

obwohl weitgehend verkehrsberuhigt, von e<strong>in</strong>er<br />

durchgehenden Hauptverkehrsstraße mit relativ<br />

hohem Verkehrsaufkommen geprägt. Die Straßen<br />

<strong>in</strong> den Wohngebieten s<strong>in</strong>d überwiegend Tempo-<br />

30-Zonen, es gibt auch e<strong>in</strong>ige Spielstraßen. Die<br />

Kle<strong>in</strong>stadt verfügt über ke<strong>in</strong>en Anschluss an das<br />

Bahnnetz, ist aber per Bus gut an die nahe gelegene<br />

Großstadt angebunden. Für e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt<br />

ist die Ausstattung mit Geschäften recht gut, auch<br />

im Feizeitbereich bietet der Kurort den K<strong>in</strong>dern<br />

und Jugendlichen e<strong>in</strong> relativ breites Angebot (z.B.<br />

Sport-Kombiplatz, Jugendtreff, großes Freibad,<br />

K<strong>in</strong>o).<br />

Abb. 4.19: Skateranlage im grünen Kurort<br />

40


Abb. 4.20: Die E<strong>in</strong>kaufsstraße des grünen Kurorts<br />

4.13 Die Mittelstadt der kurzen Wege<br />

Den dreizehnten analysierten Stadtteil bildet der<br />

Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er eher ländlich gelegenen<br />

Mittelstadt, welcher den Siedlungsschwerpunkt der<br />

Stadt darstellt. Hier konzentrieren sich e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

der kulturellen, schulischen und Freizeitangebote<br />

sowie die meisten Geschäfte der Stadt, die<br />

be<strong>in</strong>ahe das komplette Sortiment abdecken. Das<br />

Analysegebiet ist als Verwaltungs-, Schul- und<br />

Dienstleistungsstadt stark durch diese Sektoren<br />

gekennzeichnet, Gewerbe und Industrie gibt es<br />

kaum. Insgesamt ist der Stadtteil durch e<strong>in</strong>e<br />

sternförmige Anlage von Straßen durch vergleichsweise<br />

kurze Wege aus allen Wohngebieten<br />

<strong>in</strong> die Altstadt geprägt. In den Wohngebieten gibt<br />

es kaum <strong>in</strong>frastrukturelle Angebote, der Ortsteil ist<br />

stark auf die zentrale Altstadt ausgerichtet. Der<br />

<strong>in</strong>nerste Ortskern ist e<strong>in</strong> historisches, weitgehend<br />

homogenes Ensemble. Die Wohnbebauung ist <strong>in</strong><br />

weiten Teilen sehr homogen und von E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

als Reihenhäuser oder Doppelhaushälften<br />

geprägt. Ausnahmen bilden Mehrfamilienhäuser<br />

sowie e<strong>in</strong> Stadtteil mit größeren vielgeschossigen<br />

Wohnblocks. Die Altstadt ist vom Fußgängern und<br />

Radfahrer geprägt, <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

zum Radfahren im Analysegebiet sehr gut<br />

(z.B. durch Fahrradstraßen), das Rad wird dementsprechend<br />

auch viel genutzt. Die Straßen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> der Regel als Tempo-30-Zonen ausgewiesen,<br />

der Ortsteil ist gut an das öffentliche Nahverkehrsnetz<br />

angebunden. Die Angebote für K<strong>in</strong>der<br />

41<br />

Der dreizehnte Stadtteil ist<br />

der historische Stadtkern<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt mit e<strong>in</strong>er<br />

breiten Angebotspalette.<br />

E<strong>in</strong>e sternförmige Anlage<br />

der Straßen verb<strong>in</strong>det die<br />

Altstadt mit den umliegenden<br />

Wohngebieten.


und Jugendliche im Befragungsgebiet s<strong>in</strong>d sowohl<br />

im Kultur- als auch im Freizeitbereich sehr umfangreich<br />

(z.B. e<strong>in</strong>e Vielzahl an Spiel- und Bolzplätzen,<br />

Jugendzentren, K<strong>in</strong>o, Schwimmbad, K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendbücherei, Museum, Skaterpark)<br />

und werden gut angenommen.<br />

Abb. 4.21: Die Innenstadt der Mittelstadt der kurzen<br />

Wege<br />

Abb. 4.22: Spielplatz <strong>in</strong> der Mittelstadt der kurzen<br />

Wege<br />

42


4.14 Der Stadtteil e<strong>in</strong>er Flächenstadt<br />

Der nächste untersuchte Stadtteil ist der e<strong>in</strong>wohnerstärkste<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die nur wenig<br />

zentralisiert aufgebaut, dünn besiedelt und<br />

deutlich ländlich geprägt ist. In der Ortschaft leben<br />

überdurchschnittlich viele K<strong>in</strong>der der befragten<br />

Altersgruppe. Der Anteil an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist leicht überdurchschnittlich, wobei<br />

es sich hauptsächlich um Spätaussiedler aus<br />

Russland handelt. Die Wohnbebauung des Stadtteils<br />

lässt sich <strong>in</strong> zwei Bereiche e<strong>in</strong>teilen: den alten<br />

Ortskern und die umliegenden Neubaugebiete unterschiedlichen<br />

Baudatums. Die weit überwiegende<br />

Zahl der Häuser s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>familienhäuser <strong>in</strong> 2-3 geschossiger<br />

Bauweise, mehrheitlich <strong>in</strong> Reihenbauweise.<br />

Im Analysegebiet s<strong>in</strong>d mehrere noch aktive<br />

Bauerhöfe angesiedelt, <strong>in</strong>sgesamt gibt es viel Grün<br />

im Stadtbild, welches aber <strong>in</strong> der Regel nicht angelegt<br />

ist, auch das Umland ist von Feldern, Wiesen,<br />

Flussauen und Wäldern geprägt. Die Ortschaft<br />

ist umschlossen von e<strong>in</strong>em Fluss und je e<strong>in</strong>er stark<br />

befahrenen Bundes- und Landstraße, <strong>in</strong> der Ortschaft<br />

selber s<strong>in</strong>d alle Straßen m<strong>in</strong>destens Tempo-<br />

30- Zone. Der Stadtteil hat ke<strong>in</strong>en unmittelbaren<br />

Anschluss an das Schienennetz der DB, die Angebote<br />

des Busverkehrs s<strong>in</strong>d eher mäßig. Ebenso<br />

verhält es sich mit dem Angebot an Geschäften,<br />

viele haben <strong>in</strong> den letzten Jahren geschlossen. Angebote<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d bis auf<br />

Ausnahmen (Jugendtreff, städtische Bücherei, Musikschule)<br />

sowohl im Freizeit- als auch im Kulturbereich<br />

eher wenig vorhanden, allerd<strong>in</strong>gs verfügt<br />

der Ortsteil über viele Brachflächen, Wiesen und<br />

andere bespielbare Flächen.<br />

Der vierzehnte Stadtteil ist<br />

e<strong>in</strong> Stadtteil e<strong>in</strong>er ländlich<br />

geprägten, dünn besiedelten<br />

Mittelstadt mit vielen<br />

K<strong>in</strong>dern. Der Anteil an E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

ist hoch.<br />

Abb. 4.23: Bauernhof im Stadtteil e<strong>in</strong>er Flächenstadt<br />

43


Abb. 4.24: E<strong>in</strong>familienhaussiedlung im Stadtteil<br />

e<strong>in</strong>er Flächenstadt<br />

Der fünfzehnte Stadtteil<br />

stellt die Innenstadt e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt mit e<strong>in</strong>em vergleichsweise<br />

hohen Anteil<br />

an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

dar. Er ist geprägt<br />

durch Gewerbe, Industrie<br />

und starkem Autoverkehr<br />

auf den Hauptstraßen,<br />

aber auch durch<br />

e<strong>in</strong> breites Angebot für<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />

4.15 Der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt<br />

Der fünfzehnte untersuchte Stadtteil steht <strong>in</strong> deutlichem<br />

Kontrast zu dem vorhergehenden. Als Analysegebiet<br />

wurde der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt ausgewählt, welcher deutlich von Industrie<br />

und Gewerbe geprägt ist. Die E<strong>in</strong>wohnerstruktur<br />

ist von e<strong>in</strong>em vergleichsweise hohen Anteil<br />

an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (v.a.<br />

türkischstämmig) gekennzeichnet, die Betroffenheit<br />

durch Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise<br />

hoch. Der Stadtteil untergliedert sich <strong>in</strong> mehrere<br />

Teilbereiche, z.B. die Fußgängerzone mit dem Geschäfts-<br />

und Verwaltungszentrum, e<strong>in</strong> Gründerzeitviertel<br />

sowie e<strong>in</strong> Viertel mit eher niedrigem<br />

Wohnstandard. Dementsprechend unterschiedlich<br />

gestaltet sich die Wohnbebauung im Stadtbezirk,<br />

die aus drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern<br />

<strong>in</strong> unterschiedlich gutem Zustand, z.T.<br />

großen gewerblich genutzten Gebäuden und<br />

Hochhäuser besteht, E<strong>in</strong>familienhäuser s<strong>in</strong>d eher<br />

die Ausnahme. Der Ortsteil wird von starkem Autoverkehr<br />

auf den Hauptstraßen dom<strong>in</strong>iert, ausgewiesene<br />

Fahrradwege gibt es nur wenige. Es<br />

existiert e<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen<br />

Verkehr. Die Ausstattung mit Geschäften ist sehr<br />

umfangreich. Auch die Angebote für K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bezug auf die Freizeitangebote<br />

sehr umfangreich, v. a. aber <strong>in</strong> Bezug auf die kulturellen<br />

und bildenden Angebote (z.B. Museum,<br />

Musikschule, Theater, Bücherei, K<strong>in</strong>o). Auffällig<br />

war <strong>in</strong> diesem Analysegebiet die hohe Anzahl alkohol-<br />

und drogenkonsumierender Jugendlicher<br />

und Erwachsener auf den Spielplätzen und -<br />

flächen der K<strong>in</strong>der, die die K<strong>in</strong>der ängstigen. Grün-<br />

44


zw. bespielbare Naturflächen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem<br />

Stadtteil eher Mangelware.<br />

Abb. 4.25: Spielplatz im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt<br />

Abb. 4.26: Hochhäuser im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt<br />

4.16 Die k<strong>in</strong>derreiche Landgeme<strong>in</strong>de<br />

Das nächste Analysegebiet bildet wieder e<strong>in</strong>en Gegensatz<br />

zum gerade beschriebenen Stadtteil. Es<br />

handelt sich um e<strong>in</strong>en Stadtteil e<strong>in</strong>er ländlich gelegenen<br />

Kle<strong>in</strong>stadt, die e<strong>in</strong>en Geburtenüberschuss<br />

zu verzeichnen hat und stetig wächst. Nur wenige<br />

K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die Arbeitslosigkeit<br />

unter den Eltern ist deutlich unterdurchschnittlich.<br />

Die Struktur des Analysegebiets<br />

wirkt deutlich zweipolig, viele E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

jeweils beiden Ortsteilen vorhanden. Sowohl meh-<br />

45<br />

Der sechzehnte Stadtteil<br />

ist e<strong>in</strong> Stadtteil e<strong>in</strong>er ländlichen<br />

Kle<strong>in</strong>stadt mit Geburtenüberschuss.<br />

Es dom<strong>in</strong>ieren<br />

große freistehende<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser <strong>in</strong><br />

zahlreichen Neubaugebieten.


ere Gewerbegebiete als auch Parzellen mit Kle<strong>in</strong>tierhaltung<br />

lassen sich f<strong>in</strong>den. Die Wohnbebauung<br />

ist ausgesprochen homogen, fast alle Häuser s<strong>in</strong>d<br />

recht große freistehende, 1,5-geschossige E<strong>in</strong>familienhäuser,<br />

Mehrfamilienhäuser s<strong>in</strong>d die Ausnahme,<br />

es gibt zahlreiche Neubaugebiete. Die Verkehrssituation<br />

ist im Ortsteil weitgehend entspannt,<br />

allerd<strong>in</strong>gs durchschneidet e<strong>in</strong>e Autobahn<br />

das Geme<strong>in</strong>degebiet, die zur Belastung durch Verkehrslärm<br />

führt. Die Wohnstraßen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />

kaum befahren und durchweg als Tempo 30 bzw.<br />

7 ausgeschildert. Die Bed<strong>in</strong>gungen zum Radfahren<br />

s<strong>in</strong>d gut, dementsprechend s<strong>in</strong>d viele K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche mit dem Rad unterwegs. Das Busnetz<br />

ist relativ gut ausgebaut. Verglichen mit der Größe<br />

verfügt der untersuchte Stadtteil über e<strong>in</strong> relativ<br />

umfangreiches und breites Angebot an E<strong>in</strong>zelhandel.<br />

Das Angebot an Spielplätzen ist <strong>in</strong> dem Analysegebiet<br />

von unterschiedlicher Qualität, der Stadtteil<br />

hat e<strong>in</strong> auffällig lebendiges Vere<strong>in</strong>sleben mit<br />

vielen Angeboten für K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />

Während das Analysegebiet bezogen auf das freie<br />

Spiel außerhalb des Hauses viel Grün und Natur zu<br />

bieten hat, ist die Ausstattung mit freizeit-, bildungs-<br />

und kulturbezogenen Angeboten mit Ausnahme<br />

des neuen Jugendtreffs und des Musikschulenangebots<br />

eher wenig ausgebaut.<br />

Abb. 4.27: Kle<strong>in</strong>tierhaltung <strong>in</strong> der k<strong>in</strong>derreichen<br />

Landgeme<strong>in</strong>de<br />

46


Abb. 4.28: Ortskern <strong>in</strong> der k<strong>in</strong>derreichen Landgeme<strong>in</strong>de<br />

4.17 Die E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es<br />

Oberzentrums<br />

Das siebzehnte Analysegebiet ist die Innenstadt<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die nahe an e<strong>in</strong>er Großstadt gelegen<br />

ist. Trotz dieser Lage ist der Ort allerd<strong>in</strong>gs<br />

deutlich durch E<strong>in</strong>pendlung geprägt. Die Bevölkerungsentwicklung<br />

ist durch Zuzüge aus dem Umland<br />

positiv, der Anteil an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

sowie getrennt lebender und zumeist<br />

alle<strong>in</strong> erziehender Eltern ist vergleichsweise hoch.<br />

Im ausgewählten Stadtteil konzentrieren sich fast<br />

alle Angebote der Mittelstadt, die Verwaltung, die<br />

E<strong>in</strong>kaufszone und viele Schulen. Die Wohnbebauung<br />

ist bezogen auf die Geschosshöhe der Wohnbauten<br />

homogen (zwei bis drei Geschosse),<br />

gleichzeitig aber auch une<strong>in</strong>heitlich, was die Gestaltung<br />

der Fassaden betrifft. Trotz der Nähe zur<br />

Großstadt verfügt der Stadtteil über e<strong>in</strong> fast komplettes<br />

Angebot an Geschäften. Neben der E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />

gibt es e<strong>in</strong> großes Gewerbegebiet mit<br />

zahlreichen größeren E<strong>in</strong>kaufsmärkten und Fast-<br />

Food-Ketten, das auch für die <strong>in</strong> der Innenstadt<br />

lebenden K<strong>in</strong>der gut zu erreichen ist. Die Verkehrssituation<br />

ist durch zahlreiche verkehrsreiche<br />

Hauptstraßen gekennzeichnet, teilweise s<strong>in</strong>d die<br />

Straßen sehr eng, Radwege s<strong>in</strong>d im untersuchten<br />

Stadtteil relativ selten. Der größte Teil der Straßen<br />

s<strong>in</strong>d Tempo-30-Zonen. Durch die Nähe zur Großstadt<br />

ist das Analysegebiet gut an das Netz des<br />

Busverkehrs angebunden. E<strong>in</strong>e außerordentliche<br />

Rolle spielen im Analysegebiet soziale Probleme,<br />

die K<strong>in</strong>der fürchten sich vor Jugendlichen und bestimmten<br />

Erwachsenen. Das Angebot für K<strong>in</strong>der<br />

im Analysegebiet ist <strong>in</strong> vielen Bereichen gut (z.B.<br />

Bolzplätze, Skateranlage, Sportvere<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong>der-<br />

Der siebzehnte Stadtteil ist<br />

der verkehrsreiche Stadtkern<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die<br />

durch E<strong>in</strong>pendlung geprägt<br />

ist. Der Anteil an K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

sowie getrennt lebender<br />

und alle<strong>in</strong> erziehender Eltern<br />

ist relativ hoch. Die<br />

Ausstattung mit Geschäften<br />

ist gut.<br />

47


und Jugendtreff mit offenen Angeboten, K<strong>in</strong>o,<br />

Freizeitbad, Kulturzentrum und Stadtbücherei mit<br />

speziellen K<strong>in</strong>derangeboten). Neben gestalteten<br />

Spielflächen gibt es Park- und Naturflächen.<br />

Abb. 4.29: Nebenstraße <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>pendlerstadt im<br />

Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />

Abb. 4.30: Sportplatz <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>pendlerstadt im<br />

Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />

Der achtzehnte Stadtteil ist<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wohnerstarker Vorort<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt, der<br />

immer noch expandiert<br />

und e<strong>in</strong>e breite Angebotspalette<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

vorhält.<br />

4.18 Der junge Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

Der achtzehnte Stadtteil ist e<strong>in</strong> relativ e<strong>in</strong>wohnerstarker<br />

Teil <strong>in</strong> Stadtrandlage e<strong>in</strong>er Großstadt, welche<br />

als Universitäts- und Verwaltungsstadt mit<br />

großem E<strong>in</strong>zugsgebiet gekennzeichnet werden<br />

kann. Der Aufbau des Analysegebietes wurde <strong>in</strong><br />

den 70er und 80er Jahren forciert, damals als<br />

Stadtteil für Universitätsangehörige und Studierende.<br />

Die Expansion des Stadtteils hält weiterh<strong>in</strong><br />

mit steigender E<strong>in</strong>wohnerzahl an. Sowohl die Arbeitslosenquote<br />

als auch der Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist relativ niedrig. Entsprechend<br />

der unterschiedlichen Erschließungsjahrzehnte<br />

ist die Wohnbebauung im Stadtteil eher<br />

heterogen. Es lassen sich freistehende E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

im Stil der 70er Jahre, Mahrfamilienhäu-<br />

48


ser, Hochhäuser mit bis zu zehn Geschossen sowie<br />

kle<strong>in</strong>e Reihenhäuser für englische Armeeangehörige<br />

f<strong>in</strong>den. Im Analysegebiet gibt es kle<strong>in</strong>ere bis<br />

mittelgroße Parkanlagen, Brachflächen sowie e<strong>in</strong><br />

Grüngürtel, es grenzt direkt an Wald- und Wiesenlandschaft.<br />

E<strong>in</strong>e viel befahrene Hauptverkehrsstraße<br />

durchzieht den Stadtteil, ansonsten lassen<br />

sich überwiegend Tempo-30-Zonen f<strong>in</strong>den, die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zum Radfahren s<strong>in</strong>d sehr gut. Auch<br />

die Anb<strong>in</strong>dung mit Busverb<strong>in</strong>dungen ist recht gut.<br />

Die Ausstattung mit Geschäften deckt aufgrund<br />

der Nähe zum Innenstadtbereich des Oberzentrums<br />

eher den täglichen Bedarf ab. Sehr umfangreich<br />

ist die Ausstattung mit Freizeit- und Bildungsangeboten<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Neben<br />

Spielplätzen und drei Büchereien, bieten<br />

Sportvere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e große Palette an Sportmöglichkeiten<br />

ab, dazu kommen drei K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs<br />

mit e<strong>in</strong>em breit gefächerten Angebot. Nicht<br />

zuletzt strahlt auch das enorme Angebot der Großstadt<br />

<strong>in</strong> das Analysegebiet h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Abb. 4.31: 70er Jahre-Bauten im jungen Vorort<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

Abb. 4.32: Spielplatz im jungen Vorort e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt<br />

49


Der neunzehnte Stadtteil<br />

ist e<strong>in</strong> Dorf <strong>in</strong> Naturumgebung<br />

mit ländlicher Struktur.<br />

Der Anteil an russischen<br />

Spätaussiedlern ist<br />

relativ hoch. Frei- und<br />

Brachflächen prägen das<br />

Bild, Geschäfte gibt es eher<br />

wenige.<br />

4.19 Das zentrumsferne Dorf<br />

Der neunzehnte analysierte Stadtteil steht <strong>in</strong> vielerlei<br />

H<strong>in</strong>sicht im Kontrast zum oben beschriebenen<br />

Stadtteil. Als Ortschaft mit deutlich ländlicher<br />

Struktur liegt er deutlich abseitig von der Kernstadt<br />

e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> Naturumgebung. Der<br />

Ortsteil ist durch e<strong>in</strong>e Durchmischung von Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>dustrie,<br />

Handwerk und Wohnbebauung geprägt. In<br />

den 90er Jahren erlebte die Ortschaft e<strong>in</strong>en starken<br />

Zuzug von russischen Spätaussiedlern, die<br />

e<strong>in</strong>e große baptistische Geme<strong>in</strong>de bilden. Insgesamt<br />

lebt diese Gruppe recht zurückgezogen, es<br />

kommt zu sozialen Konflikten zwischen ihnen und<br />

den anderen Bewohnern der Ortschaft. Die Bebauungsform<br />

ist weitgehend homogen, sie ist geprägt<br />

von freistehenden E<strong>in</strong>familienhäusern auf großzügigen<br />

Grundstücken, Mehrfamilienhäuser s<strong>in</strong>d eher<br />

die Ausnahme, die Geschosshöhe übersteigt nur<br />

selten zwei Geschosse. In dem Analysegebiet gibt<br />

es kaum gestaltete Parkanlagen, dafür aber viele<br />

grüne Frei- und Brachflächen sowie e<strong>in</strong>en naturnahen<br />

Bachlauf. E<strong>in</strong>e viel befahrene Hauptverkehrsstraße<br />

durchzieht die Ortschaft, auf der auch<br />

Anlieferverzehr für die ortsansässige Industrie und<br />

das Handwerk stattf<strong>in</strong>det. Alle anderen Straßen<br />

s<strong>in</strong>d wenig befahren, die meisten Wohnstraßen<br />

s<strong>in</strong>d Tempo-30-Zonen. Ausgewiesene Radwege<br />

gibt es <strong>in</strong> der Ortschaft ke<strong>in</strong>e, die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />

s<strong>in</strong>d dennoch viel mit dem Rad unterwegs.<br />

Fußwege s<strong>in</strong>d ebenfalls selten, die Anb<strong>in</strong>dung<br />

an den öffentlichen Verkehr ist relativ<br />

schlecht. Auch die Ausstattung mit Geschäften ist<br />

eher mäßig, deckt aber den täglichen Bedarf ab.<br />

Das <strong>in</strong>stitutionalisierte Angebot für K<strong>in</strong>der ist <strong>in</strong><br />

dem Analysegebiet vergleichsweise beschränkt. Es<br />

verfügt über e<strong>in</strong>ige Spielplätze <strong>in</strong> mittelmäßigem<br />

Zustand, e<strong>in</strong>en Bolz- und e<strong>in</strong>en Sportplatz sowie<br />

e<strong>in</strong> Naturschwimmbad. Sowohl das Jugendzentrum<br />

(offenes Angebot) und die Kirchengeme<strong>in</strong>den als<br />

auch die Zweigstelle der Stadtbücherei können nur<br />

e<strong>in</strong>geschränkte Angebote machen.<br />

50


Abb. 4.33: Naturschwimmbad im zentrumsfernen<br />

Dorf<br />

Abb. 4.34: Homogene Wohnbebauung im zentrumsfernen<br />

Dorf<br />

4.20 Der zusammenwachsende Ortsteil<br />

e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />

Bei dem zwanzigsten Stadtteil handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong>en Ortsteil e<strong>in</strong>es Mittelzentrums, der ca. 3 km<br />

von der Innenstadt entfernt liegt. Das Umland ist<br />

landwirtschaftlich genutzt, im Stadtteil selbst s<strong>in</strong>d<br />

kle<strong>in</strong>ere Gewerbebetriebe ansässig. Das Analysegebiet<br />

ist e<strong>in</strong> stark wachsender Ortsteil, bislang<br />

hat er (noch) ke<strong>in</strong>e durchgängig besiedelte Fläche.<br />

Der Anteil an Spätaussiedlern ist relativ groß, zwischen<br />

ihnen und der ursprünglichen Bevölkerung<br />

des Ortsteils besteht e<strong>in</strong> reserviertes Verhältnis.<br />

Kennzeichnend ist darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> Spannungsverhältnis<br />

zwischen vielen Jugendlichen und den<br />

Erwachsenen, aber auch zwischen Jugendlichengruppen<br />

untere<strong>in</strong>ander. Die Wohnbebauung ist<br />

stark gemischt: der größere Teil der Bebauung<br />

s<strong>in</strong>d relativ kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>familienhäuser als Reihenhäuser.<br />

Der Rest s<strong>in</strong>d Mehrfamilien, die meistens<br />

nicht über e<strong>in</strong>e Geschosshöhe von zwei bis drei<br />

51<br />

Der zwanzigste Stadtteil<br />

ist e<strong>in</strong> stark wachsender<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>es Mittelzentrums,<br />

der (noch) nicht<br />

durchgängig besiedelt ist.<br />

Der Anteil an Spätaussiedlern<br />

ist vergleichsweise<br />

hoch. Die Wohnbebauung<br />

ist stark gemischt.


h<strong>in</strong>ausragen, sowie zu Wohnhäusern umgebaute<br />

alte Bauernhäuser. Das Analysegebiet ist durch<br />

zwei große Hauptstraßen geprägt, die den Ortsteil<br />

durchschneiden und vielbefahren s<strong>in</strong>d. Auch e<strong>in</strong>e<br />

Bahnl<strong>in</strong>ie trennt e<strong>in</strong>ige Teile der Ortschaft deutlich<br />

vom Rest ab. Die meisten Wohnstraßen s<strong>in</strong>d Tempo-30-Zonen,<br />

e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d auch Spielstraßen. Radwege<br />

gibt es zwar e<strong>in</strong>ige, aber zumeist fehlen sie<br />

an den Hauptverkehrsstraßen. Der Stadtteil ist mit<br />

Bussen recht gut angebunden, im Mittelzentrum<br />

besteht darüber h<strong>in</strong>aus Anschluss an das Schienennetz<br />

der Bahn. Aufgrund der Nähe zum Stadtzentrum<br />

s<strong>in</strong>d hier nur wenige Geschäfte ansässig,<br />

welche eher den täglichen Bedarf abdecken. Die<br />

Angebote für K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d im Analysegebiet v.a. im<br />

bildungsbezogenen Bereich e<strong>in</strong>geschränkt, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist durch die Nähe der Innenstadt das dortige<br />

Angebot leicht nutzbar. Der Ortsteil hat e<strong>in</strong>en<br />

Sportplatz, e<strong>in</strong>en Bolzplatz, e<strong>in</strong>ige Spielplätze sowie<br />

e<strong>in</strong> Jugendhaus mit beschränkten Öffnungszeiten.<br />

Das Freibad ist für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e der Hauptattraktionen.<br />

Im Westen gibt es e<strong>in</strong> naturnahes<br />

Naherholungsgebiet mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en See.<br />

Abb. 4.35: Brachfläche im zusammenwachsenden<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />

52


5. Das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der<br />

Das zentrale Anliegen des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />

ist es seit 1997, E<strong>in</strong>flüsse auf das k<strong>in</strong>dliche Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Lebensbereichen zu i-<br />

dentifizieren, um so Ansatzpunkte zur Verbesserung<br />

des Wohlbef<strong>in</strong>dens zu f<strong>in</strong>den bzw. herauszustreichen,<br />

<strong>in</strong> welchen Bereichen Veränderungen zu<br />

e<strong>in</strong>er merklichen Verschlechterung des Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />

führen würden. Entsprechend ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der auch die leitende Variable des<br />

„<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“. Dabei<br />

wird das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der neben e<strong>in</strong>er<br />

abstrakten Form – dem allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

– auch spezifisch für die Bereiche Wohnhaus bzw.<br />

Wohnung, Wohnquartier bzw. Stadtteil und Gesamtkommune<br />

erhoben. In e<strong>in</strong>zelnen Fällen waren<br />

bei kle<strong>in</strong>en Kommunen untersuchter Stadtteil und<br />

Gesamtkommune identisch.<br />

Es wurde das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den sowie das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung,<br />

im Wohnquartier<br />

und <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

erfasst.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der wird im <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> über e<strong>in</strong>e eigens entwickelte und<br />

seit Jahren etablierte Barometerskala (s. Abb. 5.1)<br />

erhoben. Die verschiedenen Wohlbef<strong>in</strong>denszustände<br />

s<strong>in</strong>d über Wetterphänomene visualisiert, das<br />

Gewitter steht dabei für „sehr schlechtes“ Wohlbef<strong>in</strong>den,<br />

der wolkenlose Sonnenhimmel für „sehr<br />

gutes“ Wohlbef<strong>in</strong>den. Das schlechteste Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

wird für die Auswertung mit dem Zahlenwert<br />

„1“ erfasst, das beste mit dem Zahlenwert „7“.<br />

Abb. 5.1:<br />

Die verwendete Barometerskala<br />

5.1 Allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong>e<br />

über die Jahre der <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbefragung bemerkenswert<br />

konstante Größe: Mit Ausnahme der Befragung<br />

unmittelbar nach den Terroranschlägen<br />

am 11. September 2000 liegt das durchschnittliche<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> jeder<br />

durchgeführten Befragung bei e<strong>in</strong>em Wert von<br />

M=5,7, d.h. zwischen e<strong>in</strong>em „eher guten“ und e<strong>in</strong>em<br />

„guten“ Wohlbef<strong>in</strong>den. Auch <strong>in</strong> der dieser<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der befragten K<strong>in</strong>der<br />

ist gut.<br />

53


Studie zugrunde liegenden Stichprobe ist der Wert<br />

auf exakt diesem Niveau. Zudem unterscheiden<br />

sich die Stadtteile nicht, d.h. die Unterschiede im<br />

allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d so ger<strong>in</strong>g, dass es<br />

nicht <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Wohnort schwankt.<br />

31% der befragten K<strong>in</strong>der fühlen sich im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

„sehr gut“, 35% fühlen sich „gut“ und<br />

18% „eher gut“. 11% der K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> mittelmäßiges<br />

allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den, nur 5% der<br />

K<strong>in</strong>der antworten im negativen Bereich (2% „sehr<br />

schlecht“, 1% „schlecht und 2% „eher schlecht“).<br />

Auch dieser Wert von etwa 5% K<strong>in</strong>dern mit negativem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den ist seit Jahren konstant.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

s<strong>in</strong>kt das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der.<br />

Jungen und Mädchen haben ebenfalls ke<strong>in</strong> unterschiedlich<br />

ausgeprägtes allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den,<br />

allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> beiden Gruppen das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den mit dem Alter: Von e<strong>in</strong>em<br />

durchschnittlichen Wohlbef<strong>in</strong>den von M=5,9<br />

(=„gut“) <strong>in</strong> der dritten und vierten Klasse s<strong>in</strong>kt das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den auf e<strong>in</strong>en Wert M=5,5 (=“eher gut“<br />

bis „gut“) <strong>in</strong> der siebten und achten Klasse leicht<br />

ab.<br />

K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender haben ebenfalls e<strong>in</strong> leicht<br />

niedrigeres allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den (M=5,4) als<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> mit zwei Erwachsenen zusammen<br />

wohnen (M=5,8).<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung ist noch besser<br />

als das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

5.2 Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Wohnung<br />

bzw. ihrem Wohnhaus ist mit e<strong>in</strong>em Mittelwert von<br />

M=6,3 noch merklich positiver als das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den. Fast zwei Drittel der K<strong>in</strong>der fühlen<br />

sich <strong>in</strong> ihrer Wohnung „sehr gut“, weitere 22%<br />

„gut“ und 8% „eher gut“, d.h. für fast alle befragten<br />

K<strong>in</strong>der ist die eigene Wohnung e<strong>in</strong> mit äußerst<br />

positivem Wohlbef<strong>in</strong>den besetzter Ort – e<strong>in</strong> „sicherer<br />

Hafen“ von dem aus sie sich die Außenwelt<br />

aneignen können. 5% haben nur e<strong>in</strong> mittelmäßiges<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und 4% antworten<br />

im negativen Bereich (1% „sehr schlecht“,<br />

1% „schlecht“ und 2% „eher schlecht“). Das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung ist im Übrigen auch<br />

deutlich höher als das <strong>in</strong> früheren Befragungen<br />

gemessene Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Familie (M=5,8),<br />

d.h. die K<strong>in</strong>der differenzieren zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung, das stärker von der<br />

physikalischen Umwelt geprägt ist und der Beziehungsebene<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Familie.<br />

54


Auch <strong>in</strong> Bezug auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

unterscheiden sich die untersuchten Stadtteile<br />

kaum: zwar liegen die Werte zwischen M=5,8<br />

<strong>in</strong> der Hochhaussiedlung mit sehr kle<strong>in</strong>en Wohnungen<br />

und M=6,6 <strong>in</strong> Gebieten mit sehr hohem<br />

E<strong>in</strong>familienhausanteil, die meisten Werte liegen<br />

aber eng beie<strong>in</strong>ander dazwischen. Nur die Extremwerte<br />

unterscheiden sich bedeutsam. Wie<br />

diese Stadtteilunterschiede schon vermuten lassen,<br />

ist das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung deutlich<br />

von der Form des bewohnten Hauses anhängig (s.<br />

Abb. 5.2). K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen,<br />

haben e<strong>in</strong> merklich besseres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

dort, als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder<br />

Hochhäusern. Diese Unterschiede lassen sich<br />

durch die <strong>in</strong> Kapitel 3 dargestellten unterschiedlichen<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> diesen Wohnformen<br />

erklären.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung liegt <strong>in</strong> den<br />

meisten Stadtteilen nah<br />

beie<strong>in</strong>ander.<br />

Abb. 5.2:<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung nach<br />

Wohnform<br />

Hochhaus<br />

5,9<br />

Mehrfamilienhaus<br />

6,1<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

6,5<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

ger<strong>in</strong>g<br />

hoch<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung s<strong>in</strong>kt mit<br />

dem Alter der K<strong>in</strong>der, allerd<strong>in</strong>gs auf sehr hohem<br />

Niveau. S<strong>in</strong>d die Dritt- und Viertklässler noch so<br />

une<strong>in</strong>geschränkt zufrieden, dass sie mit e<strong>in</strong>em Mittelwert<br />

von M=6,5 zwischen „gut“ und „sehr gut“<br />

antworten, s<strong>in</strong>kt der Wert <strong>in</strong> der siebten und achten<br />

Klasse auf M=6,1, d.h. durchschnittlich „gut“.<br />

Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung s<strong>in</strong>kt mit<br />

dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />

55


K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

Arbeitsloser und<br />

Alle<strong>in</strong>erziehender haben<br />

e<strong>in</strong> schlechteres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />

und K<strong>in</strong>der Arbeitsloser haben jeweils<br />

e<strong>in</strong>e durchschnittlich 0,4 Skalenpunkte niedrigeres<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, was sich durch die<br />

höheren Anteile von <strong>in</strong> Mehrfamilien- und Hochhäusern<br />

lebenden K<strong>in</strong>dern aus diesen Gruppen<br />

erklären lässt.<br />

Auch im Stadtteil fühlen<br />

sich die K<strong>in</strong>der gut.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil wird deutlich vom<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild der jeweiligen<br />

Stadtteile geprägt.<br />

5.3 Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier<br />

Im Stadtquartier ist das durchschnittliche Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

mit M=5,7 <strong>in</strong> der gleichen Höhe wie das<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der. 38% fühlen<br />

sich „sehr gut“ <strong>in</strong> ihrer direkten Wohnumgebung,<br />

28% haben e<strong>in</strong> „gutes“ Wohlbef<strong>in</strong>den, 15% geht<br />

es „eher gut“ und 11% haben nur e<strong>in</strong> „mittelmäßiges“<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den. Die stärkere Variation des<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil wird allerd<strong>in</strong>gs daran<br />

deutlich, dass im Vergleich zum allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den mehr K<strong>in</strong>der im sehr positiven wie<br />

auch im negativen Bereich antworten: 9% der K<strong>in</strong>der<br />

nämlich fühlen sich nicht gut im Stadtteil (2%<br />

„sehr schlecht“, 2% „schlecht“ und 4% „eher<br />

schlecht“ 3 ).<br />

Nach Stadtteilen differenziert ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil erwartungsgemäß dasjenige mit der<br />

größten Spannbreite (s. Abb. 5.3). Da die Stadtteile<br />

bewusst besonders unterschiedlich ausgewählt<br />

wurden, erstaunt es nicht, dass das durchschnittliche<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der ebenfalls<br />

stark streut: In der Hochhaussiedlung berichten<br />

die K<strong>in</strong>der mit M=4,6 das deutlich niedrigste<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den aller zehn Stadtteile. Aber auch<br />

Stadtteile im Innenstadtbereich und e<strong>in</strong> Stadtteil<br />

mit besonderem Erneuerungsbedarf schneiden<br />

deutlich unterdurchschnittlich ab mit Werten zwischen<br />

M=5,1 und M=5,2. Das positive Gegenteil<br />

mit Wohlbef<strong>in</strong>denswerten von je M=6,2 bilden drei<br />

strukturell sehr unterschiedliche Stadtteile, die<br />

aber alle durch e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>familienhausanteil<br />

gekennzeichnet s<strong>in</strong>d: Die Pendlerstadt, das<br />

schrumpfende Dorf und der junge Vorort e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt. Generell sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> hoher Mehrfamilienhaus,<br />

bzw. Hochhausanteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier,<br />

aber auch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte Angebotspalette<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier zu senken.<br />

3 Die Abweichung der Summe der E<strong>in</strong>zelprozentwerte<br />

vom zuvor berichteten kumulierten Prozentwert ist auf<br />

die mathematische Rundung der Zahlen zurückzuführen.<br />

56


Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil s<strong>in</strong>kt mit steigendem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der deutlich um e<strong>in</strong>en Skalenpunkt<br />

von M=6,1 <strong>in</strong> der dritten Klasse auf M=5,1<br />

<strong>in</strong> der achten. Mit steigendem Aktionsradius und<br />

sich wandelnden Bedürfnissen der K<strong>in</strong>der wird der<br />

Stadtteil also offensichtlich <strong>in</strong> der Regel weniger<br />

attraktiv. Dieser Rückgang ist <strong>in</strong> ländlich strukturierten<br />

Gegenden nicht systematisch stärker ausgeprägt<br />

als <strong>in</strong> städtischen Gegenden mit e<strong>in</strong>em<br />

größeren Angebotsspektrum. Auch <strong>in</strong> städtischen<br />

Wohnquartieren s<strong>in</strong>d nicht alle attraktiven Angebote<br />

konzentriert und auch <strong>in</strong> städtischen Wohnquartieren<br />

suchen die K<strong>in</strong>der mit steigendem Alter<br />

möglicherweise mehr Abstand vom Elternhaus.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil s<strong>in</strong>kt deutlich,<br />

wenn die K<strong>in</strong>der älter werden.<br />

Das beste Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil berichten<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen. Niedrig<br />

ist es vor allem bei K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

wohnen. Allerd<strong>in</strong>gs ist die Verteilung der Wohnformen<br />

auf die Stadtteile nicht gleich, sodass hier<br />

der Effekt der Wohnform mit dem sonstiger Merkmale<br />

des Stadtteils vermischt vorliegt.<br />

Abb. 5.3:<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier nach<br />

Wohnform<br />

Hochhaus<br />

5,2<br />

Mehrfamilienhaus<br />

5,6<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

5,8<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

ger<strong>in</strong>g<br />

hoch<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Da K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Arbeitsloser<br />

und K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender eher <strong>in</strong><br />

Stadtteilen mit schlechterer Wohnstruktur leben,<br />

fällt das Wohlbef<strong>in</strong>den dieser Gruppen im Stadtteil<br />

erwartungsgemäß jeweils auch 0,3 Skalenpunkte<br />

niedriger aus.<br />

57


5.4 Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Gesamtkommune<br />

Das letzte untersuchte Wohlbef<strong>in</strong>den bezieht sich<br />

auf die gesamte Kommune, also nicht nur den untersuchten<br />

Stadtteil. Bei fünf Stadtteilen ist der<br />

untersuchte Stadtteil aufgrund der ger<strong>in</strong>gen Größe<br />

der Kommune allerd<strong>in</strong>gs identisch mit der Gesamtkommen,<br />

bzw. entspricht der Gesamtkommune<br />

bis auf wenige vorgelagerte Bauernschaften.<br />

In der Gesamtkommune<br />

fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

der Regel gut.<br />

Mit ebenfalls M=5,7 liegt das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Gesamtkommune wiederum <strong>in</strong> der gleichen Höhe<br />

wie das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den und das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Wohnquartier. 33% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

fühlen sich <strong>in</strong> ihrer Stadt „sehr gut“, 32% „gut“<br />

und 17% „eher gut“. 10% geben e<strong>in</strong> mittleres<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den an und <strong>in</strong>sgesamt 7% e<strong>in</strong> negatives<br />

(2% „sehr schlecht“, 2% „schlecht“ und 4% „eher<br />

schlecht“ 4 ).<br />

Der Zusammenhang zwischen der Beurteilung des<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens im Wohnquartier und dem <strong>in</strong> der<br />

Kommune ist zwar deutlich nachweisbar, aber weniger<br />

hoch als zu erwarten wäre, wenn die K<strong>in</strong>der<br />

die beiden Bereiche nicht trennen könnten<br />

(r=.41 5 ). Interessant ist, dass die Zusammenhänge<br />

zwischen der Beurteilung des Wohnquartiers<br />

und der Gesamtkommune dann besonders stark<br />

s<strong>in</strong>d, wenn der untersuchte Stadtteil das Zentrum<br />

der Kommune bildet, also entweder den zentralen<br />

Ortsteil oder das Stadtzentrum. In den untersuchten<br />

Stadtteilen, die nicht das kommunale Zentrum<br />

bilden, s<strong>in</strong>d die Zusammenhänge unterdurch-<br />

4 Die Abweichung der Summe der E<strong>in</strong>zelprozentwerte<br />

vom zuvor berichteten kumulierten Prozentwert ist auf<br />

die mathematische Rundung der Zahlen zurückzuführen.<br />

5 Der dargestellte Pearson-Korrelations-Wert ist wie<br />

folgt zu <strong>in</strong>terpretieren: Der Wert kann zwischen r=-<br />

1.00 und r=1.00 liegen, die jeweils bedeuten würden,<br />

dass die kompletten Unterschiede <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Variablen,<br />

die zwischen den Antworten der e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>der<br />

bestehen, durch Unterschiede <strong>in</strong> der zweiten analysierten<br />

erklärt werden können. E<strong>in</strong> Zusammenhang von r=-<br />

1.00 bedeutet dabei e<strong>in</strong>en perfekten „je mehr desto<br />

weniger“ Zusammenhang der beiden Variablen, e<strong>in</strong><br />

Wert von r=1.00 e<strong>in</strong>en perfekten „je mehr desto mehr“<br />

Zusammenhang. E<strong>in</strong> Wert von r=.00 beschreibt zwei<br />

Variablen, die ke<strong>in</strong>erlei Zusammenhang zeigen, deren<br />

Unterschiede zwischen den e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>dern also völlig<br />

unzusammenhängend s<strong>in</strong>d.<br />

58


schnittlich. Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der gesamten<br />

Stadt sche<strong>in</strong>t also <strong>in</strong> der Regel stärker von den<br />

zentralen E<strong>in</strong>richtungen und Angeboten als von<br />

den <strong>in</strong> der Stadtperipherie lokalisierten D<strong>in</strong>gen<br />

abhängig zu se<strong>in</strong>.<br />

Die Kommunen, <strong>in</strong> denen die untersuchten Stadtteile<br />

liegen, erhalten von den K<strong>in</strong>dern sehr unterschiedliche<br />

Bewertungen. Das ger<strong>in</strong>gste Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

(M=5,0, d.h. „eher gut“) berichten K<strong>in</strong>der,<br />

die im „schrumpfenden“ Dorf wohnen. E<strong>in</strong>en sehr<br />

ähnlich niedrigen Mittelwert erreicht das „zentrumsferne“<br />

Dorf. Beides s<strong>in</strong>d Siedlungsformen, die<br />

dadurch gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, dass der Weg <strong>in</strong> das<br />

Zentrum der Kommune relativ weit ist und <strong>in</strong> der<br />

das kommunale Zentrum zudem durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktes<br />

Angebot gekennzeichnet ist. Sehr positive<br />

Bewertungen erhalten (relativ unabhängig von<br />

der Bewertung des Wohnquartiers selbst, s.o.)<br />

Großstädte, die durch e<strong>in</strong>e breite Angebotsvielfalt<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche glänzen. Der junge<br />

Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt erhält den besten Wert mit<br />

M=6,2 (d.h. „gut“). Die Spannbreite der Urteile<br />

über die Gesamtstadt ist also fast ebenso groß wie<br />

die der Urteile über den Stadtteil, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der<br />

leben.<br />

Mit steigendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt auch das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt merklich von<br />

M=6,1 <strong>in</strong> der dritten auf M=5,4 <strong>in</strong> der achten Klasse.<br />

Es gibt dabei ke<strong>in</strong>e klaren Tendenzen, dass<br />

dieser Rückgang <strong>in</strong> großen Städten mit entsprechend<br />

umfangreicherem Angebot für Jugendliche,<br />

ger<strong>in</strong>ger ausfiele.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben ke<strong>in</strong> niedrigeres<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt als K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, e<strong>in</strong> Zeichen dafür,<br />

dass die Angebote <strong>in</strong> der Gesamtkommune <strong>in</strong> der<br />

Regel für K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ähnlich zugänglich s<strong>in</strong>d. Gleiches gilt für<br />

K<strong>in</strong>der Arbeitsloser. K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender allerd<strong>in</strong>gs<br />

haben e<strong>in</strong> leicht niedrigeres Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Gesamtstadt als K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Zweielternfamilien<br />

leben. Allerd<strong>in</strong>gs ist dieser Unterschied mit 0,2<br />

Skalenpunkten zwar statistisch bedeutsam aber<br />

sehr ger<strong>in</strong>g.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Gesamtkommune<br />

schwankt je nach Stadtteil<br />

zwischen „eher gut“ und<br />

„gut“.<br />

Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Gesamtkommune s<strong>in</strong>kt<br />

mit dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

fühlen sich <strong>in</strong> der<br />

Gesamtkommune genauso<br />

wohl wie K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

59


5.5 Wohnbezogenes Wohlbef<strong>in</strong>den und<br />

allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Da im <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ der<br />

Fokus ausschließlich auf wohnbezogenen Faktoren<br />

des Alltagslebens der K<strong>in</strong>der lag und demgemäß<br />

ke<strong>in</strong> Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Familie, <strong>in</strong> der Schule<br />

und im Freundeskreis abgefragt wurde, ist der Anspruch<br />

der Studie selbstverständlich nicht, das<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der möglichst<br />

umfassend beschreiben zu können. Vielmehr geht<br />

es im Folgenden darum, den Beitrag der wohnortbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>densfaktoren zum allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den zu bestimmen und abzugrenzen,<br />

<strong>in</strong>wieweit die K<strong>in</strong>der die e<strong>in</strong>zelnen wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den vone<strong>in</strong>ander abgrenzen.<br />

Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d gut <strong>in</strong> der<br />

Lage, das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Wohnung, im Stadtteil<br />

und <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

zu differenzieren.<br />

Die Tabelle 1 zeigt, dass die K<strong>in</strong>der zwischen dem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Wohnquartier bzw. <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />

sehr gut differenzieren können. Aus den Unterschieden<br />

im Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung lassen<br />

sich nur jeweils 6% der Unterschiede im Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil bzw. <strong>in</strong> der Gesamtstadt erklären.<br />

Die <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> den Stadtteilen vorhandene<br />

wenig homogene Ausstattung der Wohnungen,<br />

d.h. die große Bandbreite der Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> den Wohnungen erklärt diesen ger<strong>in</strong>gen Zusammenhang.<br />

Größer ist der Zusammenhang wie bereits oben<br />

angesprochen zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtquartier und dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs differenzieren die K<strong>in</strong>der<br />

auch diese beiden Faktoren deutlich vone<strong>in</strong>ander<br />

(s. Tab. 5.1).<br />

Tab. 5.1: Zusammenhänge der drei<br />

wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Quartier Gesamtstadt<br />

Wohnung .25 .24<br />

Quartier .41<br />

dargestellt s<strong>in</strong>d Pearson-Korrelationen, alle p


Insgesamt 21% der Unterschiede im allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d auf die wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den zurückzuführen. E<strong>in</strong> Fünftel<br />

zum Wohlbef<strong>in</strong>den von K<strong>in</strong>dern tragen also Faktoren<br />

bei, die sich hauptsächlich auf Wohn- und Angebotsstrukturen<br />

zurückführen lassen. Den stärksten<br />

von den beiden anderen Faktoren unabhängigen<br />

E<strong>in</strong>fluss 6 auf das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den hat<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung (beta=.25),<br />

dicht gefolgt vom Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />

(beta=.23). Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Wohnquartier ist von ger<strong>in</strong>gerem E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den (beta=.14).<br />

Alle wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

erklären e<strong>in</strong>en<br />

Teil des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens.<br />

Den stärksten<br />

E<strong>in</strong>fluss haben das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung<br />

und das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Gesamtkommune.<br />

6 Berechnet wurde hier e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Regression des allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens auf die drei wohnbezogenen<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den. Die dargestellten beta-Gewichte s<strong>in</strong>d<br />

entsprechend des Pearson-Korrelationswertes „r“ (s.<br />

Fußnote 5) zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />

61


6. Die Wohnung<br />

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen<br />

Aspekten der Wohnung und ihrem E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

subjektive Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung.<br />

Neben den Aspekten zum Platzangebot der<br />

Wohnung werden ästhetische Aspekte der K<strong>in</strong>derzimmeraussicht<br />

und bestimmte Rechte der K<strong>in</strong>der<br />

dargestellt.<br />

6.1 Anzahl der Zimmer<br />

In diesem Erhebungsjahr wurden die K<strong>in</strong>der nach<br />

der Anzahl der Zimmer <strong>in</strong> ihrer Wohnung gefragt.<br />

Dabei sollten alle Räume von der Küche bis zum<br />

Wohnzimmer, aber auch Abstellkammern und Kellerräume<br />

sowie Dachboden und Flure mitgezählt<br />

werden, um den K<strong>in</strong>dern die Aufgabe zu erleichtern.<br />

Die Wohnungen der befragten<br />

K<strong>in</strong>der haben<br />

durchschnittlich 13 Zimmer.<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienoder<br />

Reihenhäusern stehen<br />

mehr Räume zur Verfügung,<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

weniger.<br />

Im Durchschnitt wohnen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Wohnungen<br />

mit 13,2 Zimmern, der Median liegt bei 12 7 und<br />

am häufigsten werden 10 Zimmer genannt (Modus<br />

=10).<br />

Die Anzahl der Zimmer <strong>in</strong> der Wohnung zeigt den<br />

höchsten Zusammenhang mit der Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es eigenen Gartens (r=.37), gefolgt davon,<br />

dass die Wohnung als zu kle<strong>in</strong> empfunden wird<br />

(r=-.31). Der Zusammenhang mit den vorhandenen<br />

Rückzugsmöglichkeiten fällt h<strong>in</strong>gegen wesentlich<br />

kle<strong>in</strong>er aus (r=.19).<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familien- oder Reihenhaus<br />

wohnen, geben deutlich mehr Zimmer an<br />

(M=15,3; Mehrfamilienhaus: M=9,6 und Hochhaus:<br />

M=8,2). Das erklärt auch, dass K<strong>in</strong>der mit<br />

mehr Zimmern vermehrt e<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />

haben und der Ausblick aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

eher <strong>in</strong> die Natur geht. Interessanterweise unterscheiden<br />

sich die unterschiedlich großen Wohnungen<br />

nicht dar<strong>in</strong>, an welcher Straße sie stehen.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geben deutlich<br />

weniger Räume an (M=10,7) als K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=14,4). Ebenso geben<br />

K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender (M=10,2) und K<strong>in</strong>der ar-<br />

7 Der Median bezeichnet die Zahl, die genau <strong>in</strong> der Mitte<br />

aller Werte liegt, wenn sie vom kle<strong>in</strong>sten bis zum<br />

größten beobachteten Wert aufgereiht werden. Der Modus<br />

bezeichnet die am häufigsten genannte Zahl.<br />

62


eitsloser Eltern (M=9,6) weniger Räume <strong>in</strong> der<br />

Wohnung an. Dieses Ergebnis stimmt mit den<br />

schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen dieser Gruppen<br />

übere<strong>in</strong> (s. Kapitel 3).<br />

Auch E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der geben im Schnitt drei Räume<br />

weniger an als K<strong>in</strong>der mit Geschwistern. Sie leben<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch vermehrt <strong>in</strong> Zwei- oder Mehrfamilienhäusern,<br />

woh<strong>in</strong>gegen Familien mit mehr K<strong>in</strong>dern<br />

vermehrt <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen.<br />

Die Anzahl der Räume zeigt e<strong>in</strong>en mäßigen<br />

(r=.17), aber signifikanten Zusammenhang mit<br />

dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, vor allem <strong>in</strong><br />

den Zwei- und Mehrfamilienhäusern.<br />

6.2 Das eigene Zimmer<br />

83% aller befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer. E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der besitzen zu 98% e<strong>in</strong> eigenes<br />

K<strong>in</strong>derzimmer (s. Abb. 6.1), mit zunehmender Geschwisterzahl<br />

s<strong>in</strong>kt der Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />

K<strong>in</strong>derzimmer.<br />

Vier Fünftel der befragten<br />

K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer. Je mehr Geschwister<br />

die K<strong>in</strong>der haben,<br />

desto seltener ist e<strong>in</strong><br />

eigenes Zimmer.<br />

Abb. 6.1: Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Geschwisterzahl<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

98%<br />

90%<br />

82%<br />

70%<br />

61%<br />

0%<br />

E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d 1<br />

Geschwisterk<strong>in</strong>d<br />

2<br />

Geschwister<br />

Anzahl der Geschwister<br />

3<br />

Geschwister<br />

mehr als 3<br />

Geschwister<br />

63


Mit der Anzahl der Wohnparteien<br />

im Haus s<strong>in</strong>kt der<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />

Zimmer.<br />

Es zeigt sich e<strong>in</strong> großer Zusammenhang zwischen<br />

der Wohnform und dem Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen<br />

K<strong>in</strong>derzimmers. Im Hochhaus hat nicht<br />

e<strong>in</strong>mal die Hälfte der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer,<br />

während die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

fast alle e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben (s. Abb.<br />

6.2). Die Unterschiede zwischen den Wohnformen<br />

s<strong>in</strong>d signifikant, d.h. K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

haben signifikant häufiger e<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />

als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern. Diese<br />

K<strong>in</strong>der haben aber wiederum signifikant häufiger<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer als K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern.<br />

Abb. 6.2: Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Wohnform<br />

100%<br />

92%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

74%<br />

45%<br />

0%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

Wohnform<br />

Je mehr Geschwister die<br />

K<strong>in</strong>der haben, desto seltener<br />

haben sie e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs haben die E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> jeder Wohnform<br />

fast alle e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer für sich alle<strong>in</strong>. Mit<br />

zunehmender Anzahl der Geschwister nimmt das<br />

Vorhandense<strong>in</strong> des eigenen Zimmers ab, allerd<strong>in</strong>gs<br />

im Mehrfamilienhaus und im Hochhaus drastischer<br />

als im E<strong>in</strong>familienhaus (s. Abb. 6.3). Im<br />

Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich die K<strong>in</strong>der<br />

ihr Zimmer <strong>in</strong> der Regel mit Geschwistern teilen<br />

und nicht mit anderen Personen.<br />

64


Abb. 6.3: Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Wohnform und der Geschwisterzahl<br />

100%<br />

99% 97%<br />

93%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

70%<br />

50%<br />

37%<br />

0%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der<br />

mehr als 3 Geschwister<br />

K<strong>in</strong>der der vierten Klasse haben seltener e<strong>in</strong> Zimmer<br />

für sich alle<strong>in</strong>e als die älteren K<strong>in</strong>der aber sie<br />

leben vermehrt <strong>in</strong> Hochhäusern. Möglicherweise ist<br />

dieser Effekt aber e<strong>in</strong>em Ungleichgewicht <strong>in</strong> der<br />

Stichprobe e<strong>in</strong>es untersuchten Stadtteils geschuldet.<br />

Sowohl K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, als auch<br />

K<strong>in</strong>der deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d, haben seltener e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer für sich<br />

alle<strong>in</strong>. Noch seltener besitzen K<strong>in</strong>der, die arbeitslose<br />

Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben, e<strong>in</strong><br />

eigenes K<strong>in</strong>derzimmer.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung steigt von<br />

M=5,9 ohne K<strong>in</strong>derzimmer auf M=6,4 mit eigenem<br />

K<strong>in</strong>derzimmer. Aber auch auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil hat das eigene K<strong>in</strong>derzimmer e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

(M=5,5 ohne K<strong>in</strong>derzimmer und M=5,7 mit<br />

K<strong>in</strong>derzimmer). Der E<strong>in</strong>fluss ist allerd<strong>in</strong>gs viel ger<strong>in</strong>ger<br />

und zu e<strong>in</strong>em Großteil wahrsche<strong>in</strong>lich auf<br />

die unterschiedlichen Wohnbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen zurückzuführen.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

oder arbeitslosen<br />

Eltern müssen häufiger auf<br />

e<strong>in</strong>e eigens K<strong>in</strong>derzimmer<br />

verzichten.<br />

Die K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong><br />

der Wohnung wohler,<br />

wenn sie e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer<br />

haben.<br />

Aber nicht nur das Vorhandense<strong>in</strong> des eigenen<br />

Zimmers, sondern auch die subjektive Größe des<br />

K<strong>in</strong>derzimmers spielen im Leben der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle. Sobald die K<strong>in</strong>der me<strong>in</strong>en, dass ihr<br />

K<strong>in</strong>derzimmer zu kle<strong>in</strong> sei, fühlen sie sich <strong>in</strong> der<br />

Die K<strong>in</strong>der fühlen sich weniger<br />

wohl, wenn sie ihr<br />

Zimmer zu kle<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den.<br />

65


Wohnung, im Stadtteil und sogar <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />

weniger wohl als K<strong>in</strong>der, die ihr Zimmer zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong>igermaßen groß genug f<strong>in</strong>den. Das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den wird zwar auch bee<strong>in</strong>flusst,<br />

aber nicht so deutlich wie die anderen Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

13% der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den das<br />

K<strong>in</strong>derzimmer zu kle<strong>in</strong>.<br />

70% aller befragten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den ihr Zimmer groß<br />

genug, 17% reicht der Platz im Zimmer zum<strong>in</strong>dest<br />

teilweise aus und 13% me<strong>in</strong>en, dass ihr Zimmer<br />

nicht groß genug sei.<br />

Die E<strong>in</strong>schätzung danach, ob das Zimmer als groß<br />

genug erlebt wird, hängt ganz entscheidend davon<br />

ab, ob die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben,<br />

oder ob sie das Zimmer mit Anderen, <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie Geschwister, teilen müssen.<br />

Unabhängig von dem E<strong>in</strong>zelzimmer hat die Wohnform<br />

e<strong>in</strong>en entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die E<strong>in</strong>schätzung<br />

der Zimmergröße: K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

leben (M=3,4), empf<strong>in</strong>den ihr Zimmer als<br />

weniger groß als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern<br />

(M=3,7), die wiederum ihr Zimmer als weniger<br />

groß genug e<strong>in</strong>schätzen als K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

(M=4,2).<br />

Ebenso empf<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d, ihr Zimmer als nicht groß<br />

genug. Dieser Effekt lässt sich vor allem darauf<br />

zurückführen, dass diese Gruppen <strong>in</strong> den Wohnungen<br />

mit schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen leben.<br />

Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />

die Aussicht aus dem<br />

K<strong>in</strong>derzimmer schön.<br />

6.3 Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der (66%) f<strong>in</strong>den die Aussicht aus<br />

ihrem K<strong>in</strong>derzimmer schön. 19% können dies nur<br />

teilweise bestätigen und 19% f<strong>in</strong>den die Aussicht<br />

aus dem K<strong>in</strong>derzimmer nicht schön (s. Abb. 6.4).<br />

66


Abb. 6.4: Die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer ist schön<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

9% 10%<br />

19% 22%<br />

40%<br />

0%<br />

stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />

teils<br />

stimmt ziemlich<br />

stimmt völlig<br />

schöne Aussicht<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus wohnen, f<strong>in</strong>den<br />

die Aussicht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer deutlich<br />

schöner als K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern und K<strong>in</strong>der<br />

aus Mehrfamilienhäusern (s. Abb. 6.5).<br />

Vor allem K<strong>in</strong>dern aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

gefällt ihre<br />

Aussicht.<br />

Abb. 6.5: Die Aussicht aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

ist schön, nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

3,9<br />

Mehrfamilienhaus<br />

3,4<br />

Hochhaus<br />

3,6<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

schöne Aussicht<br />

K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer f<strong>in</strong>den die Aussicht<br />

aus ihrem Zimmer schöner (M=3,8) als K<strong>in</strong>der<br />

ohne eigenes Zimmer (M=3,5). Das Vorhan-<br />

67


dense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen Zimmers ist aber wiederum<br />

sehr eng an die Wohnform gebunden, so haben<br />

K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern zu 92% e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer, während es im Hochhaus nur 45% s<strong>in</strong>d.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,6) f<strong>in</strong>den<br />

die Aussicht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer signifikant<br />

weniger schön als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(M=3,8). Ebenso ergeht es K<strong>in</strong>dern, deren<br />

Familie von Arbeitslosigkeit betroffen ist<br />

(M=3,5), dabei ist zu beachten, dass es hier große<br />

Überschneidungen gibt, denn 19% aller Familien<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen (6% Familien ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund).<br />

Außerdem leben K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> weniger guten (z.B. kle<strong>in</strong>ere Wohnungen,<br />

ke<strong>in</strong>e Gärten) Wohnbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Wenn K<strong>in</strong>dern die Aussicht<br />

nicht gefällt, fühlen sie<br />

sich weniger wohl.<br />

E<strong>in</strong> Blick „<strong>in</strong>s Grüne“ oder<br />

e<strong>in</strong>e gute Fernsicht sche<strong>in</strong>en<br />

zwei Faktoren zu se<strong>in</strong>,<br />

die e<strong>in</strong>e positive Bewertung<br />

der Aussicht aus dem<br />

K<strong>in</strong>derzimmer bewirken.<br />

K<strong>in</strong>der, die die Aussicht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

gar nicht schön f<strong>in</strong>den, fühlen sich <strong>in</strong> der Wohnung,<br />

im Stadtteil aber auch <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />

signifikant schlechter als K<strong>in</strong>der, die ihre K<strong>in</strong>derzimmeraussicht<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> wenig schön f<strong>in</strong>den.<br />

Um zu überprüfen, welche Aspekte aus K<strong>in</strong>dersicht<br />

e<strong>in</strong>e schöne Aussicht ausmachen, wurden die K<strong>in</strong>der<br />

danach gefragt, was sie sehen, wenn sie aus<br />

ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehen. Den größten<br />

Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er als schön empfundenen<br />

Aussicht zeigt e<strong>in</strong> Ausblick <strong>in</strong> die Natur (r=.52).<br />

Aber auch die Tatsache, weit gucken zu können,<br />

wird als schön empfunden (r=.47). Beide Aspekte<br />

zeigen allerd<strong>in</strong>gs auch mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>en großen<br />

Zusammenhang (r=.51). Fernsicht ist also auch<br />

mit Natursicht (und andersherum) verbunden.<br />

Andere K<strong>in</strong>der zu sehen, wird auch mit schöner<br />

Aussicht assoziiert (r=.17), aber bei weitem nicht<br />

so stark wie die anderen beiden Aspekte (Natursicht<br />

und Fernsicht).<br />

Zwei Fünftel der K<strong>in</strong>der<br />

sehen beim Blick aus dem<br />

Fenster Natur.<br />

25% aller befragten K<strong>in</strong>der aus 2006 sehen viel<br />

Natur, wenn sie aus dem Fenster sehen, bei 19%<br />

stimmt das ziemlich. 23% sehen nur zum Teil Natur<br />

und 34% der K<strong>in</strong>der sehen ke<strong>in</strong>e Natur bzw.<br />

nur wenig Natur, wenn sie aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

schauen 8 (s. Abb. 6.6). K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />

Zimmer sehen signifikant häufiger Natur,<br />

wenn sie aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster schauen.<br />

8 Abweichungen von 100% ergeben sich durch das kaufmännische<br />

Runden.<br />

68


Sie leben aber auch häufiger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern.<br />

Abb. 6.6: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmer sehe ich viel Natur<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

19%<br />

15%<br />

23%<br />

19%<br />

25%<br />

0%<br />

stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />

teils<br />

stimmt ziemlich<br />

stimmt völlig<br />

Natursicht<br />

K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern sehen deutlich<br />

mehr Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster als K<strong>in</strong>der<br />

aus Mehrfamilienhäusern, aber nicht signifikant<br />

mehr als K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern (s. Abb.<br />

6.7). Dies ist mit der besseren Fernsicht aus Hochhäusern<br />

zu erklären.<br />

K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

haben häufiger e<strong>in</strong>en<br />

Ausblick auf Natur.<br />

K<strong>in</strong>der aus dem Gymnasium sehen signifikant<br />

mehr Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster als K<strong>in</strong>der<br />

der Hauptschule. Dieser Unterschied liegt aber<br />

eher dar<strong>in</strong> begründet, dass deutlich weniger<br />

HauptschülerInnen (53%) <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

leben als GymnasiastInnen (80%) und die Aussicht<br />

aus den E<strong>in</strong>familienhäusern mehr auf Natur<br />

ausgerichtet ist (s. Abb. 6.7). Das gleiche gilt für<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Sie sehen weniger<br />

Natur (M=2,8 zu M=3,3) und leben seltener <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>familienhäusern (42% zu 74%). Da besonders<br />

viele Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> ähnliches<br />

Ergebnis zu Arbeitslosigkeit. K<strong>in</strong>der, die Arbeitslosigkeit<br />

<strong>in</strong> ihrer Familie erleben, sehen deutlich<br />

weniger Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

(M=2,7 zu M=3,2). Sie leben aber auch weniger<br />

häufig <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern mit der besseren Natursicht<br />

(34% zu 67%).<br />

69


Abb. 6.7: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmer sehe ich viel<br />

Natur, nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

3,3<br />

Mehrfamilienhaus<br />

2,8<br />

Hochhaus<br />

3,1<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

viel Natur<br />

Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />

hat e<strong>in</strong>e gute Fernsicht aus<br />

dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster.<br />

45% der K<strong>in</strong>der können aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

weit <strong>in</strong> die Ferne sehen. 20% können dies<br />

nur teilweise und 35% können weniger oder sogar<br />

nicht weit sehen (s. Abb. 6.8).<br />

Abb. 6.8: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster kann ich weit gucken<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

20%<br />

15%<br />

20% 19%<br />

26%<br />

0%<br />

stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />

teils<br />

stimmt ziemlich<br />

stimmt völlig<br />

Fernsicht<br />

Es zeigt sich auch <strong>in</strong> dieser Frage e<strong>in</strong> Wohnformunterschied.<br />

K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern kön-<br />

70


nen deutlich besser <strong>in</strong> die Ferne sehen als K<strong>in</strong>der<br />

aus Mehrfamilienhäusern. K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern<br />

nehmen e<strong>in</strong>e mittlere Position e<strong>in</strong> (s. Abb. 6.9).<br />

Abb. 6.9: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmer kann ich<br />

weit gucken (nach Wohnform)<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

3,4<br />

Mehrfamilienhaus<br />

2,8<br />

Hochhaus<br />

3,0<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

Fernsicht<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können weniger<br />

weit aus ihrem Fenster sehen (M=3,0 zu M=3,2)<br />

als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Der Unterschied<br />

ist wiederum darauf zurückzuführen, dass<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund seltener <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

leben. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Unterschied<br />

nicht so groß wie bei der vorangegangenen<br />

Frage, da diese K<strong>in</strong>der häufiger <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

leben, die wiederum e<strong>in</strong>e bessere Fernsicht gewähren<br />

als Mehrfamilienhäuser.<br />

46% der K<strong>in</strong>der sehen andere K<strong>in</strong>der, wenn sie<br />

aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehen. 22% können<br />

nur teilweise andere K<strong>in</strong>der aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

sehen und 33% gel<strong>in</strong>gt das wenig oder<br />

sogar nicht (s. Abb. 6.10).<br />

Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />

kann andere K<strong>in</strong>der aus<br />

dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

sehen.<br />

71


Abb. 6.10: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe ich andere K<strong>in</strong>der<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

20%<br />

13%<br />

22%<br />

18%<br />

28%<br />

0%<br />

stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />

teils<br />

stimmt ziemlich<br />

stimmt völlig<br />

ich sehe andere K<strong>in</strong>der<br />

Zu dieser Frage zeigen sich <strong>in</strong>teressanterweise<br />

ke<strong>in</strong>e Wohnformunterschiede im statistischen S<strong>in</strong>ne.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,4) sehen<br />

häufiger andere K<strong>in</strong>der aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,1).<br />

Dies kann e<strong>in</strong>erseits mit der dichteren Bebauung<br />

der Wohnumgebung dieser K<strong>in</strong>der und andererseits<br />

mit dem häufigeren Aufenthalt im Freien aufgrund<br />

kle<strong>in</strong>erer Wohnungen von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zusammenhängen.<br />

Je verkehrsberuhigter e<strong>in</strong>e<br />

Straße ist, desto eher können<br />

die K<strong>in</strong>der durch das<br />

Fenster Kontakt zu anderen<br />

K<strong>in</strong>dern aufnehmen.<br />

Die Aussicht auf andere K<strong>in</strong>der aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

hängt von der Art der Straße ab, an<br />

der die K<strong>in</strong>der wohnen. Auch wenn die Unterschiede<br />

nicht signifikant im statistischen S<strong>in</strong>ne werden,<br />

zeigt sich doch e<strong>in</strong>e Tendenz dah<strong>in</strong>gehend, dass<br />

die K<strong>in</strong>der aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer, umso mehr<br />

K<strong>in</strong>der sehen, je verkehrsberuhigter e<strong>in</strong>e Straße<br />

ist (s. Abb. 6.11).<br />

72


Abb. 6.11: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

sehe ich andere K<strong>in</strong>der (nach Wohnstraße)<br />

Spielstraße<br />

3,5<br />

Tempo 30<br />

Straße<br />

3,2<br />

normale<br />

Straße<br />

3,0<br />

große Straße<br />

2,8<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

andere K<strong>in</strong>der<br />

Die Aussicht auf e<strong>in</strong>e Straße, andere Häuser oder<br />

Garagen f<strong>in</strong>den die befragten K<strong>in</strong>der weder besonders<br />

schön, noch bee<strong>in</strong>flussen sie ihr ästhetisches<br />

Empf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> negativer Richtung. Außerdem bee<strong>in</strong>flussen<br />

diese Aussichten ke<strong>in</strong>es der abgefragten<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der.<br />

Fast die Hälfte aller K<strong>in</strong>der sieht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

e<strong>in</strong>e Straße. Etwas mehr als e<strong>in</strong><br />

Viertel sieht diese gar nicht vom K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

aus (s. Abb. 6.12).<br />

73


Abb. 6.12: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe die Straße<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

27%<br />

8% 9% 12%<br />

45%<br />

0%<br />

stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />

teils<br />

stimmt ziemlich<br />

stimmt völlig<br />

ich sehe die Straße<br />

Andere Häuser sehen zwei Drittel aller befragten<br />

K<strong>in</strong>der. 7% der K<strong>in</strong>der sehen ke<strong>in</strong> anderes Haus<br />

(s. Abb. 6.13).<br />

Abb. 6.13: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe ich andere Häuser<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

7% 6% 8%<br />

13%<br />

66%<br />

0%<br />

stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />

teils<br />

stimmt ziemlich<br />

stimmt völlig<br />

ich sehe andere Häuser<br />

E<strong>in</strong> Viertel aller befragten K<strong>in</strong>der sehen aus ihrem<br />

K<strong>in</strong>derzimmerzimmerfenster Garagen (s. Abb.<br />

6.14). Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der sieht ke<strong>in</strong>e.<br />

74


Abb. 6.14: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe ich Garagen<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

47%<br />

10% 10% 10%<br />

25%<br />

0%<br />

stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />

teils<br />

stimmt ziemlich<br />

stimmt völlig<br />

ich sehe Garagen<br />

Abb. 6.15: Aussichten aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

Garage<br />

2,6<br />

andere Häuser<br />

4,3<br />

Straße<br />

andere K<strong>in</strong>der<br />

Ferne<br />

Natur<br />

3,4<br />

3,2<br />

3,2<br />

3,2<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, e<strong>in</strong>e<br />

schöne Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

hebt das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil<br />

und sogar <strong>in</strong> der Gesamtstadt. Als sehr schön<br />

erleben K<strong>in</strong>der die Aussicht auf die Natur und <strong>in</strong><br />

die Ferne, schön f<strong>in</strong>den sie es auch, andere K<strong>in</strong>der<br />

zu sehen. Diese schönen Aussichten haben die<br />

K<strong>in</strong>der aber nur zum Teil (M=3,2, das entspricht:<br />

„stimmt teils / teils“), viel häufiger sehen sie andere<br />

Häuser oder e<strong>in</strong>e Straße (s. Abb. 6.15) und<br />

Die K<strong>in</strong>der fühlen sich<br />

wohler, wenn sie e<strong>in</strong>e<br />

schöne Aussicht aus dem<br />

K<strong>in</strong>derzimmerfenster haben.<br />

Schön f<strong>in</strong>den sie Natur-<br />

und Fernsicht und den<br />

Blick auf andere K<strong>in</strong>der.<br />

75


e<strong>in</strong>ige sehen aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster auf<br />

Garage. Diese Aussichten bewerten die K<strong>in</strong>der<br />

eher neutral und es bee<strong>in</strong>flusst das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

auch nicht negativ.<br />

Die K<strong>in</strong>der hatten außerdem die Möglichkeit weitere<br />

Aussichten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Frage anzugeben.<br />

Über 1.100 K<strong>in</strong>der haben von dieser Möglichkeit<br />

Gebrauch gemacht, Mehrfachantworten waren<br />

möglich. Die Antworten wurden mit Hilfe der Qualitativen<br />

Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 24 Kategorien<br />

zugeordnet.<br />

K<strong>in</strong>der blicken aus ihrem<br />

Fenster auch auf den eignen<br />

Garten, Naturelemente<br />

und Autos.<br />

Am häufigsten wird der eigene Garten (26% der<br />

K<strong>in</strong>der, die auf diese Frage antworten) genannt.<br />

Danach werden Nature<strong>in</strong>zelelemente wie e<strong>in</strong> bestimmter<br />

Baum, der Berg usw. (14%) aufgezählt.<br />

An dritter Stelle folgen Autos bzw. Verkehr (11%).<br />

8% der K<strong>in</strong>der sehen Wiesen und Felder und 7%<br />

sehen Tiere und weitere 2% e<strong>in</strong>en Wald. Insgesamt<br />

sehen also 57% K<strong>in</strong>der Aspekte der Natur<br />

aus ihrem Fenster. 78 K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> der geschlossenen<br />

Frage angegeben haben, dass sie nicht viel<br />

Natur aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehen, nennen<br />

<strong>in</strong> der Ergänzungsfrage Naturkategorien. 612<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> der geschlossenen Frage angegeben<br />

haben, dass sie Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />

sehen, spezifizieren das durch Angaben dazu,<br />

was sie genau sehen.<br />

Während K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern häufiger<br />

ihren Garten, Wiesen und Felder usw. sehen, können<br />

K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern vermehrt E<strong>in</strong>zelnaturelemente<br />

wie e<strong>in</strong>en bestimmten Baum, e<strong>in</strong>en<br />

Bach oder Ähnliches sowie Autos und Verkehr,<br />

aber auch e<strong>in</strong>en Spielplatz sehen.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sehen viel häufiger<br />

Autos und Verkehr, Industrie oder Gewerbe<br />

und e<strong>in</strong>en Spielplatz als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Diese sehen vermehrt Wiesen und<br />

Felder sowie Tiere. Dieser Unterschied lässt sich<br />

vor allem damit erklären, dass K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

viel häufiger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

leben.<br />

K<strong>in</strong>der aus Familien, die von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d, sehen eher als andere K<strong>in</strong>der Gebäudeteile<br />

aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster.<br />

K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender sehen statt Wiesen und<br />

Feldern eher e<strong>in</strong>en Spielplatz, wenn sie aus ihrem<br />

K<strong>in</strong>derzimmerfenster schauen.<br />

76


E<strong>in</strong> Alterseffekt von der vierten bis zur siebten<br />

Klasse zeigt sich dah<strong>in</strong>gehend, dass E<strong>in</strong>zelelemente<br />

der Natur (bestimmte Bäume, Berge usw.) und<br />

Tiere mit zunehmendem Alter seltener genannt<br />

werden.<br />

Fast schon trivial ist das Ergebnis, dass K<strong>in</strong>der, die<br />

an e<strong>in</strong>er Hauptstraße wohnen, zuallererst angeben,<br />

Autos und Verkehr zu sehen, und erst an<br />

zweiter Stelle e<strong>in</strong>en Garten. Dafür sehen sie viel<br />

seltener Tiere.<br />

6.4 Größe der Wohnung und<br />

Rückzugsmöglichkeiten<br />

8% der K<strong>in</strong>der ist die eigene Wohnung ziemlich<br />

oder völlig zu kle<strong>in</strong>. Wie im letzten Jahr f<strong>in</strong>den<br />

77% der K<strong>in</strong>der ihre Wohnung als überhaupt nicht<br />

zu kle<strong>in</strong>. 85% der befragten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det die Größe<br />

der Wohnung, <strong>in</strong> der sie wohnen, also <strong>in</strong> Ordnung.<br />

Der Anteil der unentschiedenen K<strong>in</strong>der liegt<br />

bei 7%.<br />

Die E<strong>in</strong>schätzung, ob die Wohnung als zu kle<strong>in</strong> erlebt<br />

wird, ist von der Wohnform abhängig. Es zeigen<br />

sich drei klar vone<strong>in</strong>ander abgegrenzte Gruppen<br />

(s. Abb. 6.16). K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern empf<strong>in</strong>den<br />

die Wohnung signifikant häufiger als zu<br />

kle<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern, die wiederum<br />

f<strong>in</strong>den ihre Wohnung signifikant häufiger zu<br />

kle<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern.<br />

8% der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>den<br />

ihre Wohnung als zu kle<strong>in</strong>.<br />

K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern<br />

und Mehrfamilienhäusern<br />

f<strong>in</strong>den ihre Wohnung häufiger<br />

zu kle<strong>in</strong>.<br />

Wie bei der Zimmergröße (s.o.) f<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>der, deren<br />

Familien von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d,<br />

und K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ihre Wohnung<br />

häufiger als zu kle<strong>in</strong>, aber, im Gegensatz zur<br />

Zimmergröße, f<strong>in</strong>den auch K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />

die Wohnung häufiger als zu kle<strong>in</strong>. Das Ergebnis<br />

lässt sich damit erklären, dass alle drei Gruppen<br />

<strong>in</strong> schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen leben, K<strong>in</strong>der<br />

Alle<strong>in</strong>erziehender aber häufiger ke<strong>in</strong>e Geschwister<br />

und somit e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer für sich alle<strong>in</strong><br />

haben.<br />

Den größten Zusammenhang mit der E<strong>in</strong>schätzung<br />

der Wohnungsgröße zeigt die E<strong>in</strong>schätzung der<br />

Größe des K<strong>in</strong>derzimmers (r=-.40).<br />

K<strong>in</strong>der, die ihre Wohnung entschieden als groß<br />

genug empf<strong>in</strong>den, haben <strong>in</strong> der Wohnung und im<br />

Stadtteil das größere Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

K<strong>in</strong>der fühlen sich wohler,<br />

wenn sie die Wohnung<br />

groß genug f<strong>in</strong>den.<br />

77


Abb. 6.16: E<strong>in</strong>schätzung der Wohnungsgröße<br />

nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

1,3<br />

Mehrfamilienhaus<br />

1,8<br />

Hochhaus<br />

2,4<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

Die Wohnung ist zu kle<strong>in</strong><br />

Ob die Wohnung als groß genug empfunden wird,<br />

hängt auch mit der E<strong>in</strong>schätzung danach zusammen,<br />

ob die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung Rückzugsmöglichkeiten<br />

vorf<strong>in</strong>den (r=-.26).<br />

11% der K<strong>in</strong>der fehlt e<strong>in</strong><br />

Rückzugsort <strong>in</strong> der Wohnung.<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser bieten<br />

den K<strong>in</strong>dern häufiger als<br />

Mahrfamilienhäuser oder<br />

Hochhäuser e<strong>in</strong>en Rückzugsort.<br />

Die K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />

Zimmer haben bessere<br />

Rückzugsmöglichkeiten.<br />

11% aller K<strong>in</strong>der haben <strong>in</strong> ihrer Wohnung ke<strong>in</strong>en<br />

Platz, an dem sie <strong>in</strong> Ruhe gelassen werden, wenn<br />

sie das wünschen. Demgegenüber stehen 52% der<br />

K<strong>in</strong>der, denen das immer gel<strong>in</strong>gt.<br />

Die Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung ist sehr<br />

stark von der Wohnform abhängig. So haben die<br />

K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern signifikant bessere<br />

Möglichkeiten, sich <strong>in</strong> der Wohnung e<strong>in</strong>en Platz zu<br />

suchen, an dem sie <strong>in</strong> Ruhe gelassen werden,<br />

wenn sie das wünschen, als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern.<br />

Diesen gel<strong>in</strong>gt der Rückzug aber wiederum<br />

besser als K<strong>in</strong>dern aus Hochhäusern (s.<br />

Abb. 6.17).<br />

K<strong>in</strong>der mit eigenem Zimmer (M=4,1) haben signifikant<br />

bessere Möglichkeiten sich zurückzuziehen<br />

als K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong> Zimmer für sich alle<strong>in</strong> haben<br />

(M=3,1). Das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen Zimmers<br />

ist eng an die Wohnform gebunden, beide<br />

Variablen haben aber ke<strong>in</strong>e Wechselwirkung, d.h.<br />

ke<strong>in</strong>en sich gegenseitig potenzierenden Effekt.<br />

78


Abb. 6.17: Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung<br />

nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

4,1<br />

Mehrfamilienhaus<br />

3,7<br />

Hochhaus<br />

3,4<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung<br />

Interessanterweise f<strong>in</strong>den Mädchen eher als Jungen<br />

e<strong>in</strong>en Platz zum Rückzug.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,6) haben<br />

weniger gute Möglichkeiten sich zurückzuziehen<br />

als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=4,1).<br />

Ebenso s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der benachteiligt, die von Arbeitslosigkeit<br />

der Eltern betroffen s<strong>in</strong>d (M=3,4 zu<br />

M=4,0 bei K<strong>in</strong>dern, deren Familie nicht von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d). Dabei ist zu beachten,<br />

dass es teilweise die gleichen K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d.<br />

Diese Unterschiede nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und Betroffenheit von Arbeitslosigkeit f<strong>in</strong>den sich<br />

nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>- und Mehrfamilienhäusern, <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

erleben die K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>en Unterschied im statistischen<br />

S<strong>in</strong>ne.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

f<strong>in</strong>den seltener<br />

e<strong>in</strong>en Rückzugsort.<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den und jenes <strong>in</strong> der<br />

Wohnung steigen tendenziell, aber nicht signifikant<br />

im statistischen S<strong>in</strong>ne auf dem Signifikanzniveau<br />

von p≤.001, mit der Möglichkeit, sich zurückziehen<br />

zu können.<br />

Nervenden Geschwistern aus dem Weg zu gehen<br />

gel<strong>in</strong>gt fast der Hälfte der befragten K<strong>in</strong>der (46%)<br />

immer und weiteren 21% oft (s. Abb. 6.18). 9%<br />

der K<strong>in</strong>der haben nie die Chance Geschwistern<br />

auszuweichen, wenn sie sich genervt fühlen.<br />

Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der hat<br />

Probleme „nervigen“ Geschwistern<br />

aus dem Weg<br />

zu gehen.<br />

79


Haben die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer und f<strong>in</strong>den sie<br />

es groß genug, können sie<br />

sich besser vor Geschwistern<br />

zurückziehen. E<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Wohnung ist dabei<br />

allerd<strong>in</strong>gs h<strong>in</strong>derlich.<br />

Die Anzahl der Geschwister<br />

zeigt ke<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

mit der Möglichkeit,<br />

sich vor Geschwistern zurückzuziehen.<br />

Selbstredend fällt dieser Rückzug K<strong>in</strong>dern wesentlich<br />

leichter, die e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben<br />

(M=4,0 zu M=3,3). Die subjektiv e<strong>in</strong>geschätzte<br />

Größe des K<strong>in</strong>derzimmers spielt hierbei e<strong>in</strong>e Rolle,<br />

auch wenn die K<strong>in</strong>der sich das Zimmer teilen müssen.<br />

Je größer das Zimmer empfunden wird, umso<br />

eher haben die K<strong>in</strong>der die Möglichkeit des Rückzugs<br />

vor Geschwistern (K<strong>in</strong>dern ohne eigenes<br />

Zimmer: r=.25; K<strong>in</strong>der mit eigenem Zimmer:<br />

r=.26). Der Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em Rückzugsplatz<br />

<strong>in</strong> der Wohnung ist dabei noch größer (K<strong>in</strong>dern<br />

ohne eigenes Zimmer: r=.30; K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />

Zimmer: r=.37). Etwas ger<strong>in</strong>ger fällt der<br />

Zusammenhang mit der e<strong>in</strong>geschätzten Größe der<br />

Wohnung aus. Je kle<strong>in</strong>er die K<strong>in</strong>der die Wohnung<br />

e<strong>in</strong>schätzen, umso weniger sehen sie Möglichkeiten,<br />

sich vor Geschwistern zurück zu ziehen (r=-<br />

.20). Dieses Ergebnis ist von dem Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es eigenen K<strong>in</strong>derzimmers unabhängig.<br />

Die Anzahl der Geschwister zeigt ke<strong>in</strong>en statistisch<br />

auffälligen Zusammenhang zu der Möglichkeit,<br />

sich vor diesen, wenn sie nerven, zurückzuziehen.<br />

Abb. 6.18: Möglichkeit Geschwistern aus dem Weg zu gehen, wenn diese<br />

nerven<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

46%<br />

21%<br />

15%<br />

10% 9%<br />

0%<br />

immer oft manchmal selten nie<br />

Rückzugsmöglichkeit vor den Geschwistern<br />

Die Möglichkeit, sich von den Geschwistern bei<br />

Bedarf zurückzuziehen, ist stark von der Wohnform<br />

abhängig (s. Abb. 6.19). Die wiederum hängt<br />

sehr stark mit dem Platzangebot der Wohnung und<br />

dem Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen K<strong>in</strong>derzimmers<br />

zusammen.<br />

80


Abb. 6.19: Rückzugsmöglichkeiten von den Geschwistern<br />

nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

4,0<br />

Mehrfamilienhaus<br />

3,7<br />

Hochhaus<br />

3,3<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

Rückzugsmöglichkeit vor den Geschwistern<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,5) fällt es<br />

deutlich schwerer, Geschwistern aus dem Weg zu<br />

gehen, als K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(M=4,0). Nach Wohnform getrennt betrachtet,<br />

bleibt dieser Unterschied im E<strong>in</strong>familien- und<br />

Mehrfamilienhaus bestehen, d.h. auch wenn die<br />

Wohnform eigentlich die Möglichkeit zum Rückzug<br />

bietet, können sich K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

schlechter von ihren Geschwistern distanzieren.<br />

Auch K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d, haben die schlechteren<br />

Möglichkeiten sich von Geschwistern zurückzuziehen<br />

(M=3,4 mit Arbeitslosigkeit; M=3,9 ohne<br />

Arbeitslosigkeit).<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und K<strong>in</strong>der erwerbsloser<br />

Eltern können<br />

ihren Geschwistern<br />

schlechter aus dem Weg<br />

gehen.<br />

Wenn K<strong>in</strong>der für sich nie die Möglichkeit sehen,<br />

sich von ihren Geschwistern zurückzuziehen, wirkt<br />

dies negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung.<br />

6.5 Rechte und Privatsphäre<br />

Die K<strong>in</strong>der dürfen im Durchschnitt mehr als „oft“<br />

(M=4,3) Freunde und Freund<strong>in</strong>nen mit nach Hause<br />

br<strong>in</strong>gen. 6% aller K<strong>in</strong>der dürfen dies allerd<strong>in</strong>gs nie<br />

oder höchstens selten (s. Abb. 6.20).<br />

6% der K<strong>in</strong>der dürfen nur<br />

selten ihre Freunde mit<br />

nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />

81


Abb. 6.20: Erlaubnis Freunde und Freund<strong>in</strong>nen mit nach Hause zu br<strong>in</strong>gen<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

58%<br />

25%<br />

11%<br />

4% 2%<br />

immer oft manchmal selten nie<br />

FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen dürfen<br />

Wenn K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer oder e<strong>in</strong> Garten<br />

zur Verfügung steht, dürfen<br />

sie häufiger FreundInnen<br />

mit nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />

K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer dürfen signifikant<br />

häufiger (M=4,4) Freunde und Freund<strong>in</strong>nen<br />

mit nach Hause br<strong>in</strong>gen als K<strong>in</strong>der ohne eigenes<br />

Zimmer (M=3,9). Interessanterweise trifft dieses<br />

Ergebnis auch für den eigenen Garten zu (M=4,4<br />

mit eigenem Garten). Obwohl auch K<strong>in</strong>der ohne<br />

eigenen Garten immer noch „oft“ (M=4,0) Freund-<br />

Innen mit nach Hause br<strong>in</strong>gen dürfen, steigert das<br />

Vorhandense<strong>in</strong> des Gartens die Besuchserlaubnis.<br />

So zeigt es sich auch, dass die Erlaubnis Freund-<br />

Innen mitzubr<strong>in</strong>gen signifikant von der Wohnform<br />

abhängt (s. Abb. 6.21).<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=4,1) dürfen<br />

signifikant seltener FreundInnen mit nach Hause<br />

br<strong>in</strong>gen als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(M=4,4). Allerd<strong>in</strong>gs zeigt sich dieser Effekt nicht <strong>in</strong><br />

Hochhäusern, d.h. ab e<strong>in</strong>er bestimmten Enge <strong>in</strong><br />

den Wohnverhältnissen ist das Mitbr<strong>in</strong>gen von<br />

FreundInnen unabhängig vom Migrantenstatus<br />

seltener gestattet. Das gleiche Ergebnis f<strong>in</strong>det<br />

sich, wenn die K<strong>in</strong>der getrennt danach betrachtet<br />

werden, ob <strong>in</strong> ihrer Familie Arbeitslosigkeit vorkommt<br />

oder nicht. K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d (M=4,0), dürfen signifikant<br />

seltener FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen als K<strong>in</strong>der,<br />

deren Familien nicht betroffen s<strong>in</strong>d (M=4,4). Und<br />

auch hier verschw<strong>in</strong>det der Unterschied <strong>in</strong> den<br />

Hochhäusern.<br />

82


Abb. 6.21: Erlaubnis Freunde und Freund<strong>in</strong>nen<br />

mit nach Hause zu br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

4,4<br />

Mehrfamilienhaus<br />

4,2<br />

Hochhaus<br />

3,9<br />

1 2 3 4 5<br />

stimmt nicht<br />

stimmt völlig<br />

FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen dürfen<br />

Die Besuchserlaubnis von Freunden und Freund<strong>in</strong>nen<br />

steigt mit zunehmendem Alter deutlich an (s.<br />

Abb. 6.22).<br />

Mit steigendem Alter dürfen<br />

die K<strong>in</strong>der häufiger<br />

FreundInnen mit nach<br />

Hause br<strong>in</strong>gen.<br />

Abb. 6.22: Erlaubnis FreundInnen mit nach Hause zu<br />

br<strong>in</strong>gen, nach Alter<br />

immer<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

nie<br />

1,0<br />

4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />

FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen dürfen<br />

6.6 Lautstärke <strong>in</strong> der Wohnung<br />

Wann dürfen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Zimmer laut se<strong>in</strong>,<br />

können sie so laut wie sie wollen Musik hören und<br />

wird Toben erlaubt Wenn die Eltern nicht Zuhause<br />

s<strong>in</strong>d, dürfen die K<strong>in</strong>der be<strong>in</strong>ahe „oft“ (M=3,6)<br />

laut se<strong>in</strong>, s<strong>in</strong>d die Eltern h<strong>in</strong>gegen Zuhause reduziert<br />

sich die Häufigkeit auf „manchmal“ (M=2,9).<br />

17% der K<strong>in</strong>der dürfen nie laut se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Anwesen-<br />

83<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der dürfen<br />

<strong>in</strong> ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

auch e<strong>in</strong>mal Lärm machen.


heit der Eltern und 9% dürfen das immer. S<strong>in</strong>d die<br />

Eltern nicht Zuhause, dürfen trotzdem 10% nie<br />

laut se<strong>in</strong> und 34% immer (s. Abb. 6.23).<br />

Abb. 6.23: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen nach Anwesenheit der Eltern<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

9%<br />

34%<br />

32%<br />

21% 22% 23%<br />

22%<br />

12%<br />

mit Eltern<br />

ohne Eltern<br />

17%<br />

10%<br />

0%<br />

immer oft manchmal selten nie<br />

Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen<br />

S<strong>in</strong>d die Eltern nicht Zuhause, dürfen K<strong>in</strong>der im<br />

E<strong>in</strong>familienhaus deutlich häufiger laut se<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der<br />

aus Mehrfamilien- oder Hochhäusern (s. Abb.<br />

6.24).<br />

Abb. 6.24: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern<br />

abwesend s<strong>in</strong>d, nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

3,8<br />

Mehrfamilienhaus<br />

3,3<br />

Hochhaus<br />

3,1<br />

1 2 3 4 5<br />

nie<br />

immer<br />

Zuhause laut se<strong>in</strong>, wenn Eltern nicht da s<strong>in</strong>d<br />

84


E<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer steigert die erlaubte<br />

Häufigkeit des Lautse<strong>in</strong>s. Dieser Effekt zeigt sich<br />

aber nicht im Mehrfamilienhaus, d.h. hier werden<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich die Nachbarn e<strong>in</strong>e gewisse Kontrollfunktion<br />

darüber ausüben, dass die K<strong>in</strong>der<br />

nicht zu häufig zu laut s<strong>in</strong>d.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,3) dürfen<br />

signifikant seltener laut se<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,7). Auch K<strong>in</strong>der, deren<br />

Familien von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d,<br />

dürfen seltener laut se<strong>in</strong> (M=3,0 gegenüber<br />

M=3,6).<br />

Bei e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer,<br />

dürfen die K<strong>in</strong>der häufiger<br />

laut se<strong>in</strong>.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

oder erwerbslosen<br />

Eltern dürfen seltener<br />

<strong>in</strong> ihrem Zimmer laut se<strong>in</strong>.<br />

K<strong>in</strong>der der vierten Klasse dürfen deutlich seltener<br />

bei Abwesenheit der Eltern laut se<strong>in</strong> als die älteren<br />

K<strong>in</strong>der (s. Abb. 6.25), bzw. ältere K<strong>in</strong>der nehmen<br />

sich dieses Recht häufiger.<br />

Abb. 6.25: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern abwesend<br />

s<strong>in</strong>d, nach Alter<br />

immer<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

nie<br />

1,0<br />

4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />

laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern abw esend s<strong>in</strong>d<br />

Wenn die Eltern h<strong>in</strong>gegen Zuhause s<strong>in</strong>d, dürfen<br />

die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt seltener laut se<strong>in</strong>, als wenn<br />

die Eltern außer Haus s<strong>in</strong>d. Auch bei dieser Frage<br />

zeigt sich e<strong>in</strong> deutlicher Wohnformeffekt. K<strong>in</strong>der<br />

aus E<strong>in</strong>familienhäusern dürfen auch wenn die Eltern<br />

daheim s<strong>in</strong>d häufiger laut se<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der aus<br />

Mehrfamilien- oder Hochhäusern (s. Abb. 6.26).<br />

Wenn die Eltern zu Hause<br />

s<strong>in</strong>d, dürfen die K<strong>in</strong>der seltener<br />

laut se<strong>in</strong>, vor allem<br />

<strong>in</strong> Mehrfamilien- oder<br />

Hochhäusern.<br />

85


Abb. 6.26: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern<br />

daheim s<strong>in</strong>d, nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

3,0<br />

Mehrfamilienhaus<br />

2,6<br />

Hochhaus<br />

2,3<br />

1 2 3 4 5<br />

nie<br />

immer<br />

Zuhause laut se<strong>in</strong>, wenn Eltern Daheim s<strong>in</strong>d<br />

Demgemäß können K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

(das s<strong>in</strong>d auch vermehrt K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

92%), häufiger <strong>in</strong> Anwesenheit der<br />

Eltern laut se<strong>in</strong>.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

ist nicht davon bee<strong>in</strong>flusst,<br />

ob sie Lärm machen<br />

dürfen oder nicht.<br />

Auch <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht dürfen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(M=2,6) weniger als K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,0). Ebenso dürfen<br />

K<strong>in</strong>der, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d seltener laut <strong>in</strong> ihrem Zimmer se<strong>in</strong>, wenn die<br />

Eltern daheim s<strong>in</strong>d als K<strong>in</strong>der, deren Eltern nicht<br />

arbeitslos s<strong>in</strong>d (M=2,9).<br />

Im K<strong>in</strong>derzimmer laut se<strong>in</strong> dürfen, ob Eltern nun<br />

anwesend s<strong>in</strong>d oder nicht, wirkt sich nicht auf das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der aus.<br />

E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der dürfen<br />

<strong>in</strong> ihrem Zimmer nie so<br />

laut Musik hören wie sie<br />

möchten.<br />

Wie sieht es damit aus, wenn K<strong>in</strong>der laut Musik<br />

hören möchten Fast e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der dürfen<br />

nie so laut Musik <strong>in</strong> ihrem Zimmer hören wie sie<br />

möchten und 12% dürfen das immer (s. Abb.<br />

6.27).<br />

86


Abb. 6.27: Im Zimmer so laut Musik hören wie gewünscht<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

12%<br />

18%<br />

25% 22% 24%<br />

0%<br />

immer oft manchmal selten nie<br />

laut Musik hören<br />

Weniger von der Wohnform als vielmehr von dem<br />

Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen K<strong>in</strong>derzimmers abhängig<br />

ist die Möglichkeit, im K<strong>in</strong>derzimmer so<br />

laut Musik hören zu dürfen wie die K<strong>in</strong>der wollen<br />

(M=2,8 mit eigenem Zimmer; M=2,4 ohne eigenes<br />

Zimmer).<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer haben, dürfen<br />

sie häufiger im K<strong>in</strong>derzimmer<br />

laut Musik hören.<br />

Auch hier dürfen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(M=2,5) weniger häufig laute Musik hören (K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund M=2,8). Arbeitslosigkeit<br />

<strong>in</strong> der Familie schlägt hier <strong>in</strong>teressanterweise<br />

weniger zu Buche, die Unterschiede s<strong>in</strong>d nicht im<br />

statistischen S<strong>in</strong>ne auffällig.<br />

Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der wird nicht von der<br />

Lautstärke, mit der sie Musik hören dürfen, bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Neben lauter Musik, kann es für K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Bedürfnis<br />

se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben zu dürfen.<br />

16% der K<strong>in</strong>der dürfen das allerd<strong>in</strong>gs nie.<br />

24% dürfen h<strong>in</strong>gegen immer toben, wenn sie es<br />

wollen (s. Abb. 6.28).<br />

16% der K<strong>in</strong>der dürfen nie<br />

<strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben.<br />

87


Abb. 6.28: Im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben dürfen<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

24%<br />

20% 22% 19%<br />

16%<br />

0%<br />

immer oft manchmal selten nie<br />

herumtoben dürfen<br />

K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Zimmer dürfen häufiger<br />

dar<strong>in</strong> herumtoben.<br />

K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben (M=3,3),<br />

dürfen signifikant häufiger dar<strong>in</strong> herumtoben als<br />

K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben<br />

(M=2,6). Die Möglichkeit zu toben steigt mit der<br />

Anzahl der Zimmer <strong>in</strong> der Wohnung (r=.17) sowie<br />

der Gegebenheit e<strong>in</strong>es Rückzugplatzes (r=.22)<br />

leicht an und nimmt ab, wenn die Wohnung als zu<br />

kle<strong>in</strong> erlebt wird (r=-.13).<br />

Die Erlaubnis herumzutoben hängt sehr stark von<br />

der Wohnform ab (s. Abb. 6.29).<br />

Abb. 6.29: Im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben dürfen<br />

nach Wohnform<br />

E<strong>in</strong>familienhaus<br />

3,2<br />

Mehrfamilienhaus<br />

3,0<br />

Hochhaus<br />

2,5<br />

1 2 3 4 5<br />

nie<br />

immer<br />

im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben dürfen<br />

88


K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern dürfen signifikant<br />

häufiger im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben als K<strong>in</strong>der<br />

aus Mehrfamilienhäusern, die aber wiederum signifikant<br />

häufiger toben dürfen als K<strong>in</strong>der aus<br />

Hochhäusern. Die Wohnform weist aber auch e<strong>in</strong>en<br />

sehr großen Zusammenhang mit der Wohnungsgröße<br />

und somit mit dem Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derzimmers auf.<br />

Interessanterweise haben Mädchen (M=3,3), anders<br />

als erwartet, signifikant häufiger die Erlaubnis<br />

<strong>in</strong> ihrem Zimmer herumzutoben als Jungen<br />

(M=3,1).<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=2,8) dürfen<br />

deutlich seltener <strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben als<br />

K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,3).<br />

Ebenso ergeht es K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> deren Familien Arbeitslosigkeit<br />

besteht, mit nahezu identischen Mittelwerten<br />

(K<strong>in</strong>der Arbeitsloser: M=2,8; K<strong>in</strong>der ohne<br />

Betroffenheit von Arbeitslosigkeit: M=3,2).<br />

Mädchen dürfen häufiger<br />

<strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben<br />

als Jungen.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

oder erwerbslosen<br />

Eltern erhalten seltener<br />

die Erlaubnis, <strong>in</strong> ihrem<br />

Zimmer herumzutoben.<br />

Die Möglichkeit im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben zu<br />

dürfen zeigt e<strong>in</strong>en leichten Zusammenhang mit<br />

dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung (r=.13).<br />

Wie wird das Recht auf Privatsphäre der K<strong>in</strong>der<br />

eigentlich vom Rest der Familie respektiert Die<br />

K<strong>in</strong>der wurden danach gefragt, wie häufig andere<br />

<strong>in</strong> ihr K<strong>in</strong>derzimmer ohne anzuklopfen e<strong>in</strong>treten,<br />

wenn sie die K<strong>in</strong>derzimmertür geschlossen haben.<br />

Im Mittel erleben die K<strong>in</strong>der es etwas mehr als<br />

manchmal (M=3,2), dass jemand <strong>in</strong>s Zimmer tritt,<br />

ohne anzuklopfen. Be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong> Viertel (24%) erlebt<br />

dies sogar immer und nur 15% erleben das<br />

nie (s. Abb. 6.30).<br />

E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der machen<br />

ständig die Erfahrung,<br />

dass ihr Zimmer ohne<br />

vorher anzuklopfen betreten<br />

wird.<br />

Zu dieser Frage zeigen sich ke<strong>in</strong>erlei Unterschiede<br />

bezogen auf die unterschiedlichen Wohnformen.<br />

Jungen erleben den E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> ihre Privatsphäre<br />

signifikant häufiger (M=3,3) als Mädchen (M=3,1).<br />

Andere Gruppenunterschiede zeigen sich nicht.<br />

Die Privatsphäre von Mädchen<br />

wird häufiger gewahrt.<br />

89


Abb. 6.30: Ohne anzuklopfen <strong>in</strong>s geschlossene K<strong>in</strong>derzimmer e<strong>in</strong>treten<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

24%<br />

21% 21% 19%<br />

15%<br />

0%<br />

immer oft manchmal selten nie<br />

ohne anklopfen <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>derzimmer e<strong>in</strong>treten<br />

Es zeigt sich e<strong>in</strong> leichter negativer Zusammenhang<br />

zwischen der Tatsache, dass andere <strong>in</strong> das K<strong>in</strong>derzimmer<br />

kommen, ohne anzuklopfen und dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

sowie dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

(jeweils r=.13).<br />

Vor allem Familien aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

haben e<strong>in</strong>en<br />

eigenen Garten, <strong>in</strong><br />

dem die K<strong>in</strong>der spielen<br />

dürfen.<br />

6.7 Der eigene Garten<br />

83% aller befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en Garten,<br />

den sie zum Spielen nutzen können. Sehr deutlich<br />

ist der Unterschied zwischen den verschiedenen<br />

Wohnformen (s. Abb. 6.31), so haben <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

signifikant mehr K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Garten zur Verfügung als <strong>in</strong> den Mehrfamilienhäusern,<br />

die haben aber wiederum signifikant<br />

häufiger e<strong>in</strong>en Garten als die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Hochhäusern.<br />

Das spiegelt sich auch im Vergleich der<br />

Stadtteile. Die K<strong>in</strong>der aus der Hochhaussiedlung<br />

geben signifikant seltener an, e<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />

zu haben als K<strong>in</strong>der aller anderen Stadtteile.<br />

Ausschließlich Häuser, die an e<strong>in</strong>er „großen Straße“<br />

stehen, haben seltener e<strong>in</strong>en Garten.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />

und K<strong>in</strong>der, deren Familie von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen ist, haben seltener e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Garten. Zu dieser Frage zeigt sich ke<strong>in</strong>e im statistischen<br />

S<strong>in</strong>ne signifikante Wechselwirkung.<br />

90


Abb. 6.31: Eigener Garten nach Wohnform<br />

100%<br />

97%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

67%<br />

22%<br />

0%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

Wohnform<br />

Der eigene Garten steigert sowohl das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Wohnung als auch im Stadtteil der K<strong>in</strong>der<br />

dieser Altersgruppe (s. Abb. 6.32).<br />

Abb. 6.32: Der E<strong>in</strong>fluss des eigenen Gartens auf<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Garten spielen<br />

können, fühlen sie sich<br />

wohler.<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil<br />

5,3<br />

5,8<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der<br />

Wohnung<br />

5,8<br />

6,4<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

ger<strong>in</strong>g<br />

hoch<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

eigener Garten ke<strong>in</strong> Garten<br />

91


4% der K<strong>in</strong>der haben nirgendwo<br />

die Möglichkeit, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Garten zu spielen.<br />

K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

können am häufigsten<br />

fremde Gärten nutzen.<br />

6.8 Nutzung anderer Gärten<br />

Gärten Anderer können 91% der befragten K<strong>in</strong>der<br />

nutzen. 23% aller K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />

haben, können auch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em anderen Garten<br />

spielen. Insgesamt haben 4% der K<strong>in</strong>der nirgendwo<br />

die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten zu spielen.<br />

Die Nutzungsmöglichkeit anderer Gärten hängt<br />

sehr stark von der Wohnform ab. Am häufigsten<br />

können K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern fremde<br />

Gärten nutzen, danach die K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern,<br />

gefolgt von K<strong>in</strong>dern aus Hochhäusern<br />

(s. Abb. 6.33).<br />

Abb. 6.33: Die Möglichkeit andere Gärten zu nutzen, nach Wohnform<br />

100%<br />

80%<br />

94%<br />

88%<br />

80%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />

Wohnform<br />

Interessant an diesem Ergebnis ist die Tatsache,<br />

dass dieser Unterschied verschw<strong>in</strong>det, wenn die<br />

K<strong>in</strong>der getrennt danach betrachtet werden, ob sie<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Garten zur Verfügung haben oder<br />

nicht. K<strong>in</strong>der mit eigenem Garten können <strong>in</strong>sgesamt<br />

gesehen zu 94% zusätzlich e<strong>in</strong>en fremden<br />

Garten nutzen, K<strong>in</strong>der ohne eigenen Garten können<br />

dies nur zu 77% und es zeigen sich ke<strong>in</strong>e<br />

Wohnformeffekte mehr.<br />

K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>der mit<br />

92


Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können seltener e<strong>in</strong>en<br />

fremden Garten nutzen.<br />

6.9 Änderungswünsche an der<br />

Wohnung<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der<br />

danach gefragt, was sie an ihrer Wohnung oder<br />

ihrem Haus sofort verändern würden, wenn sie<br />

alles so zaubern könnten, dass es ihnen richtig gut<br />

gefällt. Diese Frage wurde bewusst an den Anfang<br />

des Blockes zur eigenen Wohnung gestellt, damit<br />

die K<strong>in</strong>der möglichst unbee<strong>in</strong>flusst vom Fragebogen<br />

auf diese Frage antworten konnten. Insgesamt<br />

wurden 5.332 Antworten (Erhebungsjahr<br />

2005 und 2006) mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse<br />

e<strong>in</strong>er von 62 möglichen Kategorien zugeordnet.<br />

E<strong>in</strong> Viertel aller befragten K<strong>in</strong>der will gar nichts an<br />

der Wohnung verändern. Wenn überhaupt etwas<br />

verändert werden soll (s. Abb. 6.34), dann ist es<br />

an erster Stelle das eigene Zimmer, werden alle<br />

Aussagen zum eigenen Zimmer zusammengezählt,<br />

dann haben fast e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der Veränderungswünsche<br />

zum K<strong>in</strong>derzimmer und hier vor<br />

allem den Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren eigenen<br />

Zimmer. An zweiter Stelle wünschen sich die K<strong>in</strong>der<br />

mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung, gefolgt vom Garten.<br />

E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der hat<br />

ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche<br />

an die Wohnung.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der möchten<br />

etwas an ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />

verändern.<br />

Abb. 6.34: Änderungswünsche an der Wohnung<br />

20%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

10%<br />

12%<br />

9% 9%<br />

8%<br />

7%<br />

4% 4%<br />

0%<br />

größeres<br />

eigenes<br />

Zimmer<br />

mehr Platz <strong>in</strong><br />

der Wohnung<br />

Garten<br />

me<strong>in</strong> Zimmer Schwimmbad<br />

/ Pool<br />

neue Möbel<br />

eigenes<br />

Zimmer<br />

Änderungswünsche<br />

93


Wenn die K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer haben, wünschen<br />

sie sich dies an erster<br />

Stelle.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Ergebnis ist, dass die K<strong>in</strong>der, die<br />

e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, zu 27% ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche<br />

an der Wohnung haben. Wenn die<br />

K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, s<strong>in</strong>kt diese<br />

Zahl auf 16% ab. An erster Stelle der Wünsche<br />

dieser K<strong>in</strong>der steht dann der Wunsch nach e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Zimmer (22%), gefolgt von dem Wunsch<br />

nach mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung (14%).<br />

Aber auch K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>en eigenen Garten haben,<br />

wünschen sich doppelt so häufig wie die anderen<br />

K<strong>in</strong>der (16% ohne Garten; 8% mit Garten)<br />

mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung und dreimal häufiger<br />

e<strong>in</strong> eigenes Zimmer (10% ohne Garten; 3% mit<br />

Garten). Das deutet darauf h<strong>in</strong>, dass ke<strong>in</strong>en Garten<br />

zu haben konform mit schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />

geht, d.h. kle<strong>in</strong>ere engere Wohnungen.<br />

Diese K<strong>in</strong>der haben aber genauso häufig Änderungswünsche<br />

zur Kategorie „Garten“ wie K<strong>in</strong>der,<br />

die e<strong>in</strong>en Garten haben. Diese Kategorie be<strong>in</strong>haltet<br />

sowohl den Aspekt sich überhaupt e<strong>in</strong>en Garten<br />

zu wünschen als auch Änderungsaspekte zu<br />

e<strong>in</strong>em vorhandenen Garten. Der Garten kann als<br />

Ergänzung zur engen Wohnung, quasi als Ausweichraum,<br />

dienen. Insgesamt gesehen ist den<br />

K<strong>in</strong>dern die Größe der Wohnung aber wichtiger als<br />

e<strong>in</strong> Garten.<br />

K<strong>in</strong>der, die ihr Zimmer als<br />

zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den, wünschen<br />

sich als erstes e<strong>in</strong><br />

größeres Zimmer.<br />

Ist den K<strong>in</strong>dern die Wohnung<br />

zu kle<strong>in</strong>, ist e<strong>in</strong>e größere<br />

Wohnung der vordr<strong>in</strong>glichste<br />

Wunsch.<br />

Wenn K<strong>in</strong>der ihr Zimmer als zu kle<strong>in</strong> erleben,<br />

wünschen sie sich an erster Stelle (26%) e<strong>in</strong> größeres<br />

eigenes Zimmer (zu 6% der K<strong>in</strong>der, die ihr<br />

Zimmer groß genug f<strong>in</strong>den), gefolgt von mehr<br />

Platz <strong>in</strong> der Wohnung (14% zu 7%) und dem<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer (9% zu 2%).<br />

Ähnlich sehen die Ergebnisse aus, wenn die K<strong>in</strong>der<br />

die Wohnung <strong>in</strong>sgesamt als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den,<br />

dann wünschen sie sich mit deutlichem Abstand<br />

e<strong>in</strong>e größere Wohnung (30% zu 8%), aber im Verhältnis<br />

noch etwas häufiger e<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />

(13% zu 3%). Die E<strong>in</strong>schätzung der Wohnungsgröße<br />

zieht allerd<strong>in</strong>gs wieder mehr Veränderungswünsche<br />

zur Kategorie „Garten“ nach sich.<br />

Gibt es nach E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der zu wenig<br />

Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung, dann<br />

wünschen sich diese K<strong>in</strong>der viere<strong>in</strong>halb mal häufiger<br />

e<strong>in</strong> eigenes Zimmer (9% zu 2%), aber auch<br />

der Wunsch nach mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung<br />

(13% zu 8%) und nach e<strong>in</strong>em größeren eigenem<br />

Zimmer (13% zu 11%) ist häufiger. Diese Ergebnisse<br />

machen deutlich, wie wichtig e<strong>in</strong> ausreichend<br />

großes Raumangebot für K<strong>in</strong>der ist. Schlechtere<br />

94


Wohnbed<strong>in</strong>gungen zeichnen sich im Rahmen dieser<br />

Untersuchung durch kle<strong>in</strong>e Wohnungen, weniger<br />

Zimmer und ke<strong>in</strong>en Garten aus. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Bedürfnispyramide ist aber dann zuerst der<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>er größeren Wohnungen bei den<br />

K<strong>in</strong>der geweckt und danach erst der Wunsch nach<br />

e<strong>in</strong>em Garten, der ja auch als Ausweichraum, vor<br />

allem im Sommer, genutzt werden kann.<br />

Berichtenswerte Unterschiede zwischen Jungen<br />

und Mädchen zeigen sich auf den h<strong>in</strong>teren der ersten<br />

zehn Rangplätze, so wünschen sich die Mädchen<br />

deutlicher als die Jungen e<strong>in</strong> Zimmer für sich<br />

alle<strong>in</strong> und würden ihr Zimmer eher verändern.<br />

Jungen wünschen sich mehr Veränderungen als<br />

die Mädchen zum Fernseher und Computer.<br />

Mit zunehmendem Alter nimmt die Zufriedenheit<br />

<strong>in</strong>sgesamt leicht ab, denn es gibt immer weniger<br />

K<strong>in</strong>der, die „nichts“ an der Wohnung verändern<br />

würden. Berichtenswerte Unterschiede zeigen sich<br />

nur dar<strong>in</strong>, dass die Kategorie „Badezimmer“ ab<br />

Klasse 7 unter den ersten zehn Rangplätzen genannt<br />

wird. Das Bad wird zwar <strong>in</strong>sgesamt von den<br />

Mädchen häufiger genannt, aber bei den Jungen<br />

steigt der Wert von der vierten bis zur achten<br />

Klasse um mehr als das dreifache an, während<br />

sich der Wert der Mädchen etwas mehr als verdoppelt,<br />

d.h. die Bedeutung des Bades steigt bei<br />

den Jungen mit zunehmendem Alter deutlicher an<br />

als bei den Mädchen. Für die älteren K<strong>in</strong>der beiderlei<br />

Geschlechts sche<strong>in</strong>t also das Äußere und die<br />

Körperpflege wichtiger zu werden, sodass das Badezimmer<br />

an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Der Wunsch<br />

nach e<strong>in</strong>em Badezimmer ist von der Größe der<br />

Wohnung unabhängig.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto mehr möchten sie an<br />

der Wohnung, vor allem<br />

dem Bad, verändern.<br />

Bezogen auf die Wohnformen (E<strong>in</strong>familienhaus,<br />

Mehrfamilienhaus und Hochhaus) zeigen sich deutliche<br />

Unterschiede. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hochhäusern<br />

wohnen, wünschen sich an erster Stelle mehr Platz<br />

<strong>in</strong> der Wohnung, an zweiter Stelle e<strong>in</strong> eigenes<br />

Zimmer und erst an dritter Stelle e<strong>in</strong> größeres eigenes<br />

Zimmer. Dieser Wunsch steht bei den K<strong>in</strong>dern<br />

aus E<strong>in</strong>- oder Mehrfamilienhäusern bereits<br />

auf Platz e<strong>in</strong>s. In Hochhäusern sche<strong>in</strong>t also das<br />

Platzangebot häufig generell so beschränkt zu<br />

se<strong>in</strong>, dass die gesamte Wohnung als zu eng erlebt<br />

wird, bzw. dass ke<strong>in</strong>e Möglichkeit besteht, den<br />

K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> eigenes Zimmer zu bieten. Aber auch<br />

den K<strong>in</strong>dern aus Mehrfamilienhäusern ist mehr<br />

Platz <strong>in</strong> der Wohnung und e<strong>in</strong> eigenes Zimmer zu<br />

haben, e<strong>in</strong> größeres Bedürfnis als K<strong>in</strong>dern aus E<strong>in</strong>-<br />

95


familienhäusern, bei denen beides eher gegeben<br />

ist. Dafür wünschen sich diese K<strong>in</strong>der eher als die<br />

beiden anderen Gruppen e<strong>in</strong> Schwimmbad bzw.<br />

Pool, das heißt also Wünsche, die sich nicht auf die<br />

Grundfunktionen der Wohnung beziehen. K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />

und von Arbeitslosigkeit betroffene Familien<br />

wohnen vermehrt <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder<br />

Hochhäusern. Diese K<strong>in</strong>der sagen entsprechend<br />

seltener, dass sie ke<strong>in</strong>erlei Veränderungswünsche<br />

an die Wohnung haben.<br />

Bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist der<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Zimmer vordr<strong>in</strong>glicher.<br />

Die Wünsche von K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

unterscheiden sich zum Teil deutlich.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund würden sich<br />

deutlich stärker e<strong>in</strong> eigenes Zimmer zaubern (4.<br />

Rangplatz zu 11. Rangplatz bei K<strong>in</strong>dern ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund). K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

würden eher D<strong>in</strong>ge am Garten,<br />

Haustiere und zu Renovierungen zaubern. Dieser<br />

Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer lässt sich<br />

e<strong>in</strong>erseits damit erklären, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

häufiger <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Wohnungen<br />

leben und andererseits aufgrund der größeren Geschwisterzahl<br />

(s. Kap. 3) diese kle<strong>in</strong>ere Wohnung<br />

auch mit mehr Personen teilen müssen.<br />

Die Unterschiede der Veränderungswünsche zwischen<br />

K<strong>in</strong>dern Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>dern aus<br />

Zweielternfamilien f<strong>in</strong>den sich auf dem letzten der<br />

ersten zehn Rangplätze. K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />

wünschen sich eher Haustiere und Renovierungen.<br />

Beides lässt sich über die tendenziell schlechteren<br />

Wohnbed<strong>in</strong>gungen Alle<strong>in</strong>erziehender erklären, die<br />

sowohl die Haustierhaltung erschweren (Mietwohnungen)<br />

als auch zum Teil e<strong>in</strong>e schlechtere Bausubstanz<br />

haben.<br />

K<strong>in</strong>der deren Familie von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

ist, wünschen sich eher e<strong>in</strong> eigenes Zimmer und<br />

K<strong>in</strong>der, die nicht von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d, eher e<strong>in</strong> größeres eigenes Zimmer. Hier<br />

spielt e<strong>in</strong>e Rolle, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

auch stärker von der Arbeitslosigkeit der<br />

Eltern betroffen s<strong>in</strong>d, sodass es sich um e<strong>in</strong>en Effekt<br />

der Wohnbed<strong>in</strong>gungen und Familiengröße der<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund handeln dürfte.<br />

96


Abb. 6.35: E<strong>in</strong>fluss des Veränderungswunsches auf das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />

nichts<br />

Schwimmbad<br />

Garten<br />

größeres eigenes Zimmer<br />

me<strong>in</strong> Zimmer<br />

mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung<br />

eigenes Zimmer<br />

6,8<br />

6,6<br />

6,3<br />

6,3<br />

6,0<br />

6,0<br />

5,8<br />

alles<br />

4,9<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

ger<strong>in</strong>g<br />

hoch<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

K<strong>in</strong>der, die alles an der Wohnung oder ihr Zimmer<br />

verändern möchten, und K<strong>in</strong>der, die sich mehr<br />

Platz <strong>in</strong> der Wohnung wünschen, berichten von<br />

e<strong>in</strong>em deutlich ger<strong>in</strong>gerem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung als K<strong>in</strong>der, die nichts oder eher „Luxus“<br />

wie e<strong>in</strong> Schwimmbad verändern würden (s. Abb.<br />

6.35). Der Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren Zimmer<br />

oder Veränderungswünsche am Garten schlagen<br />

sich dagegen nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutlich verm<strong>in</strong>derten<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den nieder. Wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der geschlossenen<br />

Frage ankreuzen, dass sie ihr Zimmer<br />

als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den, geht das mit e<strong>in</strong>em deutlich<br />

verm<strong>in</strong>derten Wohlbef<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>her (s. Abschnitt<br />

6.2). Alle<strong>in</strong> der Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren<br />

Zimmer drückt also nicht zw<strong>in</strong>gend die Tatsache<br />

aus, dass das eigene Zimmer als zu kle<strong>in</strong> erlebt<br />

wird. Den Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren Zimmer<br />

können K<strong>in</strong>der auch dann haben, wenn sie<br />

das eigene Zimmer eigentlich für groß genug halten.<br />

Wenn es gravierende Mängel<br />

an der Wohnung s<strong>in</strong>d,<br />

die die K<strong>in</strong>der zu verändern<br />

wünschen, dann ist<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Wohnung bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

97


7. Das Wohnquartier<br />

In diesem Kapitel wird die k<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong>schätzung<br />

des direkten Wohnumfeldes im Wohnquartier dargestellt.<br />

Das Thema br<strong>in</strong>gt es mit sich, dass <strong>in</strong> diesem<br />

Abschnitt die Unterschiede zwischen den<br />

zwanzig analysierten Stadtteilen besonders groß<br />

und die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten besonders<br />

ausgeprägt s<strong>in</strong>d. Auf die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten<br />

e<strong>in</strong>es jeden Stadtteils soll <strong>in</strong> diesem Bericht<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur wenig Gewicht gelegt werden. Vielmehr<br />

wird e<strong>in</strong>e übergeordnete Perspektive e<strong>in</strong>genommen<br />

und die Grundmuster der Antworten der<br />

K<strong>in</strong>der, die über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg gelten, werden<br />

herausgearbeitet. An bestimmten Stellen wird<br />

allerd<strong>in</strong>gs anhand von E<strong>in</strong>zelbeispielen gezeigt,<br />

wie die Analyse der für den jeweiligen Stadtteil<br />

erhobenen Daten e<strong>in</strong>en auch für kommunale Bedürfnisse<br />

<strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die k<strong>in</strong>dliche<br />

Lebenswelt dieses Stadtteils bietet.<br />

Folgende Aspekte des Lebens im unmittelbaren<br />

Umfeld der Wohnung der K<strong>in</strong>der, also im Stadtteil,<br />

werden im E<strong>in</strong>zelnen dargestellt: Wie gestaltet<br />

sich das Leben und Spielen der K<strong>in</strong>der draußen im<br />

Stadtteil Wie wird die subjektive Sicherheit e<strong>in</strong>geschätzt<br />

Wie wirken die Jugendlichen im Stadtteil<br />

auf die K<strong>in</strong>der Wie sieht es mit Freizeitangeboten<br />

im Stadtteil aus Wie ist das soziale Mite<strong>in</strong>ander,<br />

vor allem bezogen auf verschiedene Generationen<br />

und Nationalitäten Wie beurteilen die<br />

K<strong>in</strong>der die vorherrschende Gestaltung der Häuser<br />

und die Landschaft, die den Stadtteil umgibt<br />

Spielen ästhetische Fragen bei der Beurteilung des<br />

Stadtteils durch die K<strong>in</strong>der überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle<br />

Wie beurteilen die K<strong>in</strong>der die Verkehrssituation<br />

sowie die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

Was s<strong>in</strong>d die häufigsten Treffpunkte der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil und was tun sie dann dort Welches<br />

s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />

und vor allem, was zeichnet die Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

der K<strong>in</strong>der aus Welche Stellen im Stadtteil empf<strong>in</strong>den<br />

die K<strong>in</strong>der als besonders schön Und welches<br />

s<strong>in</strong>d Orte, an denen sich die K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />

unsicher fühlen und warum ist das so Was<br />

möchten die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil am liebsten<br />

verändern<br />

Abschließend werden die deutlichsten E<strong>in</strong>flüsse auf<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil aufgezeigt.<br />

98


7.1 Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien<br />

In diesem ersten Teilkapitel wird näher untersucht,<br />

wie unterschiedliche Aspekte des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Lebens im Freien im Stadtteil verankert s<strong>in</strong>d und<br />

welche Rolle sie für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

spielen. Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d das folgende Aspekte:<br />

Ist das spontane Treffen andere K<strong>in</strong>der, ohne Verabredungen<br />

treffen zu müssen, im Stadtteil möglich<br />

Dürfen die K<strong>in</strong>der überhaupt alle<strong>in</strong>e auf die<br />

Straße Gibt es im Stadtteil Belastungen durch<br />

Schmutz, Lärm oder Gerüche<br />

Fünf verschiedene Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wurden<br />

also abgefragt, die K<strong>in</strong>der sollten sowohl 2005 als<br />

auch 2006 auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen Skala (1=“nie“<br />

bis 5=“immer“) e<strong>in</strong>schätzen, wie häufig die beschriebenen<br />

Zustände im Stadtteil e<strong>in</strong>treten (s.<br />

Abb. 7.1). Der mittlere Strich steht dabei für den<br />

Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, die äußeren<br />

Striche markieren den niedrigsten und den höchsten<br />

Durchschnittswert, so dass die Spannweite der<br />

E<strong>in</strong>schätzungen über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg abzulesen<br />

ist. Aus Abbildung 7.1 wird deutlich, dass die<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihren Stadtteilen sehr oft alle<strong>in</strong>e draußen<br />

se<strong>in</strong> dürfen (M=4,4, d.h. „oft“ bis „immer“). Das<br />

spontane Treffen mit anderen K<strong>in</strong>dern ohne vorherige<br />

Verabredung ist schon weniger gegeben, im<br />

Schnitt ist dies „manchmal“ (M=3,2) möglich. Wenig<br />

überraschend gibt es e<strong>in</strong>en positiven Zusammenhang<br />

zwischen diesen beiden Aspekten, d.h.<br />

je häufiger sich K<strong>in</strong>der auch ohne Aufsichtsperson<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil draußen aufhalten dürfen, desto<br />

leichter können sie auch ohne vorherige Verabredung<br />

andere K<strong>in</strong>der treffen (oder umgekehrt)<br />

(r=.31). E<strong>in</strong>e Belastung durch Gestank oder<br />

schlechte Gerüche kommt <strong>in</strong> den untersuchten<br />

Stadtteilen eher „selten“ vor (M=1,9) und sche<strong>in</strong>t<br />

für die K<strong>in</strong>der wenig relevant zu se<strong>in</strong>. Dagegen<br />

wird die Belastung durch Lärm und Schmutz von<br />

den K<strong>in</strong>dern höher e<strong>in</strong>geschätzt, beides kommt im<br />

Schnitt „selten“ bis „manchmal“ vor (M=2,7 und<br />

M=2,6). Alle drei Belastungsarten hängen positiv<br />

mite<strong>in</strong>ander zusammen, d.h. je lauter die K<strong>in</strong>der<br />

ihren Stadtteil empf<strong>in</strong>den, desto schmutziger<br />

(r=.48) und schlechter riechend (r=.44) wirkt er<br />

auf sie (oder umgekehrt). Dies hängt damit zusammen,<br />

dass alle drei Emissionsarten mit zunehmender<br />

Städtigkeit des Wohnquartiers zunehmen.<br />

7% der K<strong>in</strong>der dürfen nur<br />

selten alle<strong>in</strong>e draußen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

29% der K<strong>in</strong>der können<br />

nur selten ohne vorherige<br />

Verabredung andere K<strong>in</strong>der<br />

auf der Straße treffen.<br />

Belastungen durch Lärm<br />

oder Schmutz s<strong>in</strong>d verbreiteter<br />

als durch Geruch.<br />

99


Abb. 7.1: Beurteilung der Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen beim Aufenthalt im<br />

Freien<br />

Gestank<br />

Schmutz<br />

Lärm<br />

spontane Treffen<br />

möglich<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong><br />

dürfen<br />

nie<br />

1 2 3 4 5<br />

immer<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

In den verkehrsreichen<br />

Stadtteilen der Mittel- und<br />

Großstädte dürfen die K<strong>in</strong>der<br />

seltener alle<strong>in</strong>e draußen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Die besten Möglichkeiten,<br />

ohne formelle Verabredung<br />

andere K<strong>in</strong>der zu treffen,<br />

bestehen dort, wo sehr<br />

viele K<strong>in</strong>der auf engem<br />

Raum leben und die Wohnungen<br />

so kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, dass<br />

viele Aktivitäten draußen<br />

stattf<strong>in</strong>den.<br />

Noch <strong>in</strong>teressanter als die Durchschnittswerte s<strong>in</strong>d<br />

die unterschiedlichen Bewertungen <strong>in</strong> den Stadtteilen:<br />

Die zwanzig Stadtteile unterscheiden sich<br />

nur mäßig <strong>in</strong> der Frage, <strong>in</strong>wieweit die K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e<br />

draußen se<strong>in</strong> dürfen. Die Mittelwerte liegen<br />

zwischen M=3,8 und M=4,7, wobei <strong>in</strong>sgesamt die<br />

verkehrsreichen Stadtteile der Mittel- und Großstädte<br />

(z.B. der Stadtteil im Umbruch, der Innenstadtbereich<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt, die E<strong>in</strong>pendlerstadt<br />

im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums) die niedrigsten<br />

Werte aufweisen. In den deutlich ländlichen geprägten<br />

Stadtteilen mit dünner Angebotsstruktur<br />

(beispielsweise das schrumpfende Dorf, das zentrumsferne<br />

Dorf, das Neubaugebiet) dürfen die<br />

K<strong>in</strong>der dagegen häufiger alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong>.<br />

Auch die Beurteilung der Möglichkeit, im Stadtteil<br />

auch ohne Verabredung andere K<strong>in</strong>der treffen zu<br />

können ist nicht sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />

zwischen den Stadtteilen. Die ger<strong>in</strong>gsten Möglichkeiten<br />

(M=2,8) bestehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit<br />

relativ vielen Hauptverkehrsstraßen, <strong>in</strong> dem die<br />

K<strong>in</strong>der auch am wenigsten alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong><br />

dürfen (s.o.). Die besten bestehen aus Sicht der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung (M=3,8), <strong>in</strong> der<br />

viele K<strong>in</strong>der auf engem Raum <strong>in</strong> zudem sehr kle<strong>in</strong>en<br />

Wohnungen wohnen. Diese K<strong>in</strong>der halten sich<br />

am Nachmittag sehr häufig außerhalb der Woh-<br />

100


nung zwischen den Hochhäusern oder auf den<br />

verkehrsberuhigten Straßen auf, wo sie auch ohne<br />

formelle Verabredungen leicht auf andere K<strong>in</strong>der<br />

treffen. Die Beurteilungen der Lärm- und<br />

Schmutzbelastung <strong>in</strong> den Stadtteilen streuen deutlicher<br />

als die der vorhergehenden Aspekte. Sowohl<br />

bei der Lärmbelastung (höchster Wert: M=3,8) als<br />

auch bei der Belastung durch Schmutz (höchster<br />

Wert: M=3,7) weisen die dicht bebauten Stadtteile<br />

von Mittel- und Großstädten (z.B. die Hochhaussiedlung,<br />

der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt)<br />

die negativsten Bewertungen und die Stadtteile<br />

mit hohen Anteilen an Begrünung bzw. Parkanlagen<br />

(das schrumpfende Dorf, die Pendlerstadt, der<br />

grüne Kurort etc.) die positivsten Werte (niedrigster<br />

Wert: M=1,9 bzw. 2,1) auf. Die starke Begrünung<br />

der Stadtteile mildert vermutlich die bestehende<br />

Lärm- bzw. Schmutzbelastung <strong>in</strong> der Wahrnehmung<br />

und Bewertung der K<strong>in</strong>der ab. Die Belastung<br />

durch Gerüche unterscheidet sich wieder nur<br />

mittelmäßig zwischen den Stadtteilen. Korrespondierend<br />

mit der Schmutz- und Lärmbelastung<br />

schneiden wieder die dicht bebauten Stadtteile von<br />

Mittel- und Großstädten am schlechtesten (höchster<br />

Wert: M=2,5), ländlich gelegene Stadtteile sowie<br />

Stadtteile mit Parkanlagen (z.B. der zusammenwachsende<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die Pendlerstadt)<br />

am besten ab (niedrigster Wert: M=1,6).<br />

Geschlechtsunterschiede treten bei den beiden<br />

Aspekten auf, die mit dem Aufenthalt auf der<br />

Straße zu tun haben (s. Abb. 7.2). Jungen dürfen<br />

etwas häufiger als Mädchen alle<strong>in</strong> draußen se<strong>in</strong><br />

und können dann auch leichter andere K<strong>in</strong>der dort<br />

ganz <strong>in</strong>formell zum Spielen treffen. Die Unterschiede<br />

s<strong>in</strong>d aber nicht sehr deutlich ausgeprägt.<br />

Die Belastungen durch<br />

Lärm, Schmutz und Gerüche<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den dichtbebauten<br />

Mittel- und Großstädten<br />

am stärksten.<br />

Jungen s<strong>in</strong>d häufiger alle<strong>in</strong>e<br />

auf der Straße und treffen<br />

somit auch leichter andere<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

101


Abb. 7.2: Geschlechtsunterschiede beim Spielen<br />

ohne<br />

Veradredung<br />

andere K<strong>in</strong>der<br />

treffen<br />

3,1<br />

3,3<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

alle<strong>in</strong>e<br />

draußen se<strong>in</strong><br />

dürfen<br />

4,3<br />

4,5<br />

1 2 3 4 5<br />

nie<br />

immer<br />

Ältere K<strong>in</strong>der dürfen sich<br />

häufiger alle<strong>in</strong>e im Stadtteil<br />

bewegen. Sie fühlen<br />

sich aber auch stärker<br />

durch Schmutz und Geruch<br />

belästigt.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der haben diese<br />

nach eigenem Empf<strong>in</strong>den häufiger die Erlaubnis,<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> zu dürfen, und können eher<br />

ohne vorherige Verabredung andere K<strong>in</strong>der auf der<br />

Straße treffen. Negativer wird allerd<strong>in</strong>gs die Bewertung<br />

der Schmutz- und Geruchsbelastung im<br />

Stadtteil, d.h. diese wird höher e<strong>in</strong>geschätzt (s.<br />

Abb. 7.3). Möglicherweise nehmen die K<strong>in</strong>der mit<br />

zunehmendem Alter Schmutz- und Geruchsbelastungen<br />

im Stadtteil bewusster wahr.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aspekt, der sich nicht alle<strong>in</strong> auf<br />

die schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen zurückführen<br />

lässt, von K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund:<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dürfen etwas<br />

seltener als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

alle<strong>in</strong>e nach draußen (M=4,2 versus M=4,5).<br />

K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender leben offenbar <strong>in</strong> den untersuchten<br />

Stadtteilen durchweg an Stellen, die sie<br />

für etwas schmutziger (M=2,9 versus M=2,6), lauter<br />

(M=2,9 versus M=2,6) und schlechter riechend<br />

(M=2,0 versus M=1,9) halten als K<strong>in</strong>der aus Zweielternfamilien.<br />

102


Abb. 7.3: Altersunterschiede bei ausgewählten Aspekten<br />

des Aufenthalts im Freien<br />

5,0<br />

4,0<br />

Mittelwerte<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

ohne Verabredung andere<br />

K<strong>in</strong>der treffen<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen<br />

Stadtteil ist schmutzig<br />

im Stadtteil riecht es schlecht<br />

Die Lärmbelastung schätzen auch die K<strong>in</strong>der von<br />

Arbeitslosigkeit betroffener Eltern höher e<strong>in</strong> als die<br />

K<strong>in</strong>der, deren Eltern nicht von Arbeitslosigkeit betroffen<br />

s<strong>in</strong>d (M=2,9 versus M=2,6). Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

erhalten sie nach eigenen Angaben seltener<br />

die Erlaubnis, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil alle<strong>in</strong>e draußen zu<br />

se<strong>in</strong> (M=4,1 versus M=4,4).<br />

Drei der zuvor beschriebenen Aspekte zeigen besonders<br />

starke Zusammenhänge mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil: wenn die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck<br />

haben, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schmutzig ist<br />

(β=-.22) oder schlecht riecht (β=-.22), senkt das<br />

ihr Wohlbef<strong>in</strong>den merklich ab. Leicht positiv auf<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den wirkt, wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />

die Möglichkeit haben, sich ohne Verabredung<br />

zu treffen (β=.10).<br />

Schlechter Geruch und<br />

Schmutz senken das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil.<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der Gleichaltrige<br />

ohne Verabredung auf<br />

der Straße treffen können,<br />

wirkt das positiv auf das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

7.2 Subjektive Sicherheit im Stadtteil<br />

Im folgenden Teilkapitel wird dargestellt, wie sicher<br />

sich die K<strong>in</strong>der generell <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

fühlen, ob sie sich vor älteren Jugendlichen fürchten<br />

und wie häufig sie auf dem Schulweg Angst<br />

vor Jugendlichen haben bzw. den Straßenverkehr<br />

als gefährlich e<strong>in</strong>schätzen (s. Abb. 7.4). Die ersten<br />

beiden Aspekte wurden sowohl 2005 als auch<br />

2006 abgefragt, die Fragen zur E<strong>in</strong>schätzung der<br />

Sicherheit auf dem Schulweg nur <strong>in</strong> 2006 d.h. nur<br />

<strong>in</strong> der Hälfte der Stadtteile.<br />

103


E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der fühlt<br />

sich manchmal nicht sicher<br />

im Stadtteil.<br />

Jedes zehnte K<strong>in</strong>d hat im<br />

Stadtteil ständig Angst vor<br />

älteren Jugendlichen.<br />

Angst vor Jugendlichen<br />

oder dem Straßenverkehr<br />

auf dem Schulweg kommt<br />

selten vor.<br />

In den Stadtteilen der<br />

Groß- und Mittelstädte mit<br />

e<strong>in</strong>er hohen und dichten<br />

Bebauung ist die subjektive<br />

Sicherheit ger<strong>in</strong>ger<br />

ausgeprägt<br />

Die Abbildung 7.4 zeigt, wie die K<strong>in</strong>der ihr Sicherheitsgefühl<br />

im Stadtteil e<strong>in</strong>schätzen. Hierzu wurden<br />

die oben genannten vier verschiedene Aspekte<br />

abgefragt, die die K<strong>in</strong>der auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen<br />

Skala (1=“nie“ bis 5=“immer“) daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schätzen<br />

sollten, wie häufig diese für sie zutreffen.<br />

Der mittlere Strich steht dabei wieder für den<br />

Durchschnitt aller untersuchten Stadtteile, die äußeren<br />

Striche markieren den niedrigsten und den<br />

höchsten Durchschnittswert, so dass die Spannweite<br />

der E<strong>in</strong>schätzungen über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg<br />

abzulesen ist.<br />

Der überwiegende Teil der K<strong>in</strong>der (73%) fühlt sich<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil „oft“ oder „immer“ sicher. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

gibt immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> gutes Viertel der K<strong>in</strong>der<br />

(27%) an, sich nur „manchmal“ oder noch seltener<br />

sicher zu fühlen. Angst vor älteren Jugendlichen ist<br />

für die meisten K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> im Vergleich eher seltenes<br />

Phänomen, allerd<strong>in</strong>gs hat die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />

zum<strong>in</strong>dest „manchmal“ Angst vor älteren Jugendlichen<br />

(50%). Fast jedes zehnte K<strong>in</strong>d fürchtet sich<br />

sogar ständig vor älteren Jugendlichen, wenn es<br />

sich im Stadtteil aufhält. Im Gegensatz dazu liegt<br />

die Angst vor Jugendlichen auf dem Schulweg um<br />

e<strong>in</strong>iges niedriger. Jugendliche s<strong>in</strong>d auf dem Schulweg<br />

für die K<strong>in</strong>der nie bis selten angste<strong>in</strong>flößend.<br />

Auf dem Schulweg stellt auch der Straßenverkehr<br />

selten e<strong>in</strong>e Gefahr für die K<strong>in</strong>der dar.<br />

Von den hier dargestellten Aspekten wird die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Sicherheit im Stadtteil am stärksten von<br />

der Angst vor älteren Jugendlichen bee<strong>in</strong>flusst<br />

(β=-.23), d.h. das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />

der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt merklich, wenn sie sich vor älteren<br />

Jugendlichen im Stadtteil fürchten.<br />

Differenziert man nach den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen<br />

zeigt sich, dass sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

am wenigsten sicher fühlen, die sich durch e<strong>in</strong>e<br />

eher hohe und dichte Bebauung auszeichnen und<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Groß- oder Mittelstadt liegen (z.B. der<br />

Stadtteil im Umbruch, die Hochhaussiedlung; niedrigster<br />

Wert: M=3,2). Am positivsten fällt das Urteil<br />

über die allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit <strong>in</strong> Stadtteilen<br />

wie dem schrumpfenden Dorf oder der Pendlerstadt<br />

aus, die entweder als ländlich und überschaubar<br />

oder als sozial gehoben charakterisierbar<br />

s<strong>in</strong>d (höchster Wert: M=4,4).<br />

104


Abb. 7.4: Beurteilung der Sicherheit im Stadtteil<br />

Aspekte subjektiver Sicherheit<br />

allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit<br />

Angst vor älteren<br />

Jugendlichen<br />

Gefahr durch<br />

Straßenverkehr auf<br />

Schulweg<br />

Angst vor<br />

Jugendlichen auf<br />

Schulweg<br />

1 2 3 4 5<br />

nie<br />

immer<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig bzw. zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich<br />

des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig bzw. zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der<br />

rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

Die Angst vor älteren Jugendlichen ist nur wenig<br />

unterschiedlich zwischen den Stadtteilen. Mit e<strong>in</strong>er<br />

Ausnahme (M=2,1 im schrumpfenden Dorf) liegen<br />

alle Mittelwerte nahe beie<strong>in</strong>ander zwischen M=2,4<br />

und M=2,9 im Neubaugebiet. Angst vor Jugendlichen<br />

ist also ke<strong>in</strong> lokales Phänomen, sondern<br />

kommt <strong>in</strong> fast allen Stadtteilen vor. Das gleiche<br />

kann für den Aspekt „Angst vor Jugendlichen auf<br />

dem Schulweg“ festgehalten werden, hier liegen<br />

die Mittelwerte zwischen den Stadtteilen sogar<br />

noch enger zusammen (M=1,4 bis M=1,8). Die<br />

Beurteilungen der Gefahr durch Straßenverkehr<br />

auf dem Schulweg liegen <strong>in</strong> den Stadtteilen wieder<br />

etwas stärker ause<strong>in</strong>ander (niedrigster Wert:<br />

M=1,9, höchster Wert: M=2,7). In den verkehrsreichen<br />

Stadtteilen mit erhöhten Anteilen an<br />

Hauptverkehrsstraßen (z.B. der zusammenwachsende<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die E<strong>in</strong>pendlerstadt<br />

im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums) ist den K<strong>in</strong>dern<br />

die Gefahr durch den Straßenverkehr auf<br />

dem Schulweg auch stärker bewusst. K<strong>in</strong>der aus<br />

eher verkehrsarmen und ländlich geprägten Stadtteilen<br />

(das zentrumsferne Dorf, der Stadtteil e<strong>in</strong>er<br />

Flächenstadt etc.) sehen dagegen im Straßenverkehr<br />

auf ihren Schulwegen nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

e<strong>in</strong>e Gefahr.<br />

Die Angst vor Jugendlichen<br />

im Stadtteil oder auf dem<br />

Schulweg kommt <strong>in</strong> allen<br />

Stadtteilen etwa gleich<br />

stark vor.<br />

K<strong>in</strong>der aus verkehrsarmen<br />

und ländlich geprägten<br />

Stadtteilen sehen auf ihrem<br />

Schulweg im Straßenverkehr<br />

nur selten e<strong>in</strong>e Gefahr.<br />

105


Jungen fühlen sich im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

sicherer und haben<br />

weniger Angst vor älteren<br />

Jugendlichen.<br />

Bei der E<strong>in</strong>schätzung der subjektiven Sicherheit<br />

fallen Unterschiede <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>schätzungen zwischen<br />

den Geschlechtern auf (s. Abb. 7.5). Mädchen<br />

fühlen sich nicht nur allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil weniger sicher als Jungen, sie haben<br />

auch mehr Angst vor Jugendlichen, sowohl <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil als auch auf dem Schulweg.<br />

Abb. 7.5: Subjektive Sicherheit nach Geschlecht<br />

allgeme<strong>in</strong>e<br />

Sicherheit<br />

3,8<br />

4,0<br />

Angst vor<br />

älteren<br />

Jugendlichen<br />

2,4<br />

2,7<br />

Angst vor<br />

Jugendlichen<br />

auf Schulweg<br />

1,4<br />

1,7<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

nie<br />

1 2 3 4 5<br />

immer<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto weniger Angst haben<br />

sie vor älteren Jugendlichen.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der nimmt die<br />

Angst vor Jugendlichen - sowohl im Stadtteil <strong>in</strong>sgesamt<br />

als auch auf dem Schulweg – <strong>in</strong> dem Maße<br />

ab, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der selber zu Jugendlichen werden<br />

(s. Abb. 7.6).<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund fühlen sich sowohl<br />

bei der allgeme<strong>in</strong>en Sicherheit (M=3,7 versus<br />

M=4,0) als auch bezogen auf Angst vor Jugendlichen<br />

auf dem Schulweg (M=1,6 versus M=1,5)<br />

schlechter als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs haben Letztere etwas mehr Angst vor<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil (M=1,5 versus<br />

M=1,6).<br />

Auch K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender fühlen sich allgeme<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil etwas weniger wohl als<br />

K<strong>in</strong>der aus Zweielternfamilien (M=3,8 versus<br />

M=3,9), ebenso verhält es sich mit K<strong>in</strong>dern, deren<br />

Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d (M=3,7<br />

versus M=3,9). Das verm<strong>in</strong>derte allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />

im Stadtteil hängt vermutlich so-<br />

106


wohl bei K<strong>in</strong>dern arbeitsloser und alle<strong>in</strong>erziehender<br />

Eltern als auch bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

damit zusammen, dass sie häufiger <strong>in</strong><br />

Mehrfamilienhäusern und Hochhäusern <strong>in</strong> Großund<br />

Mittelstädten leben. In Stadtteilen, die vornehmlich<br />

von diesen Bebauungstypen geprägt<br />

s<strong>in</strong>d, ist das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl <strong>in</strong>sgesamt<br />

herabgesetzt (s.o.).<br />

Abb. 7.6: Subjektive Sicherheit im Stadtteil nach Alter<br />

5,0<br />

4,0<br />

Mittelwerte<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Angst vor Jugendlichen auf<br />

Schulw eg<br />

Angst vor älteren<br />

Jugendlichen<br />

Für das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil ist vor allem die<br />

allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit entscheidend<br />

(β=.34). Wird der Straßenverkehr auf dem Schulweg<br />

als gefährlich e<strong>in</strong>geschätzt, m<strong>in</strong>dert dies das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil leicht (β=-.06).<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e subjektive<br />

Sicherheit im Stadtteil ist<br />

ausgesprochen wichtig für<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil.<br />

7.3 K<strong>in</strong>der beurteilen die Jugendlichen<br />

im Stadtteil<br />

Werden die häufigsten Begründungen der befragten<br />

K<strong>in</strong>der, warum sie sich an bestimmten Orten<br />

<strong>in</strong> ihrem Wohnquartier unwohl fühlen, betrachtet<br />

(s. Kapitel 7.11), dann stehen neben Dunkelheit<br />

als Angstauslöser (23% der K<strong>in</strong>der nennen Dunkelheit<br />

als Grund) vor allem Jugendliche (ebenfalls<br />

von 23% der K<strong>in</strong>der genannt) ganz vorne <strong>in</strong> der<br />

Liste der potenziellen Angstauslöser. Aus diesem<br />

Grunde wurde <strong>in</strong> diesem Jahr vertiefend analysiert,<br />

wie die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den zehn ausgewählten<br />

Stadtteilen die sich dort aufhaltenden Jugendlichen<br />

erleben und ob sich diese E<strong>in</strong>schätzungen auf ihre<br />

107


Angst vor Jugendlichen im Stadtteil auswirkt. Dazu<br />

wurde den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Liste mit zehn Verhaltensweisen<br />

vorgelegt und darum gebeten, e<strong>in</strong>zuschätzen,<br />

wie häufig die Jugendlichen im jeweiligen<br />

Stadtteil diese Verhaltensweisen zeigen (von<br />

1=„nie“ bis 5=„immer“).<br />

Die Abbildung 7.7 zeigt, welche der Verhaltensweisen<br />

die K<strong>in</strong>der bei den Jugendlichen generell<br />

häufig erleben und welche eher selten. Die mittleren<br />

Striche im Balken <strong>in</strong> der Abbildung markieren<br />

den Durchschnitt aller zehn Stadtteile. Außerdem<br />

zeigt die Abbildung die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen<br />

zwischen Stadtteilen (jeweils die äußeren<br />

Begrenzungen des Balkens markieren den Stadtteil<br />

mit dem niedrigsten bzw. höchsten Durchschnittswert).<br />

Abb. 7.7: Verhaltensweisen, die die K<strong>in</strong>der bei Jugendlichen im Stadtteil<br />

erleben<br />

sie verhauen mich<br />

Eigenschaften von Jugendlichem im Stadtteil<br />

sie bedrohen mich<br />

sie beschimpfen mich<br />

sie helfen mir<br />

sie legen sich mit Erwachsenen an<br />

sie benehmen sich gut<br />

sie s<strong>in</strong>d cool<br />

sie s<strong>in</strong>d laut<br />

sie tr<strong>in</strong>ken Alkohol<br />

sie lassen Müll herumliegen<br />

1 2 3 4 5<br />

nie<br />

immer<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

108


Die Abbildung zeigt deutlich, dass die K<strong>in</strong>der bei<br />

den Jugendlichen häufig die drei negativen Verhaltensweisen<br />

„Umweltverschmutzung durch Müll“<br />

(Mittelwert M=3,7, d.h. nahe „oft“), „Alkoholkonsum“<br />

(M=3,5, d.h. „manchmal“ bis „oft“) und<br />

„s<strong>in</strong>d laut“ (M=3,2, d.h. „manchmal“) erleben. Erst<br />

dann folgt e<strong>in</strong>e erste positiv besetzte Eigenschaft,<br />

die Jugendlichen werden als „cool“ erlebt (M=2,8,<br />

d.h. „manchmal“). Fast nie allerd<strong>in</strong>gs erleben die<br />

K<strong>in</strong>der körperliche Gewalt durch die Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil (M=1,2) und auch Bedrohungen<br />

oder Beschimpfungen s<strong>in</strong>d selten. Hilfsbereitschaft<br />

der Jugendlichen allerd<strong>in</strong>gs gibt es aus Sicht der<br />

K<strong>in</strong>der ebenfalls nur selten. Das Bild, das K<strong>in</strong>der<br />

von Jugendlichen im Stadtteil haben, ist also vor<br />

allem durch deren unangepasstes, sich den Normen<br />

der Gesellschaft widersetzendes Auftreten<br />

geprägt, nur selten aber durch direkte Erfahrungen<br />

körperlicher oder verbaler Gewalt.<br />

Weiterh<strong>in</strong> zeigt die Abbildung, dass die Beurteilung<br />

der Jugendlichen zwischen den Stadtteilen wenig<br />

differiert: Die Spannbreite der Balken <strong>in</strong> der Abbildung<br />

ist <strong>in</strong> der Regel so kle<strong>in</strong>, dass es ke<strong>in</strong>e statistisch<br />

nachweisbaren Unterschiede zwischen den<br />

Stadtteilen gibt. Lediglich bei der erlebten Hilfsbereitschaft<br />

und bei der Verschmutzung des Stadtteils<br />

durch Müll s<strong>in</strong>d die Unterschiede so groß,<br />

dass sich der Stadtteil mit dem höchsten Ergebnis<br />

von dem mit dem niedrigsten jeweils statistisch<br />

unterscheiden lässt. Besonders viel Verschmutzung<br />

durch Jugendliche erleben die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

untersuchten großstädtischen Innenstadtbereich,<br />

besonders wenig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Landgeme<strong>in</strong>de mit<br />

besonders gut situierter Bevölkerungsstruktur. Die<br />

E<strong>in</strong>drücke, die die K<strong>in</strong>der beschreiben, decken sich<br />

mit den während der Ortsteilbegehung durch das<br />

ProKids-Team gewonnenen. Die erlebte Hilfsbereitschaft<br />

der Jugendlichen ist ebenfalls <strong>in</strong> der bereits<br />

angesprochenen Landgeme<strong>in</strong>de besonders<br />

hoch, während sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt <strong>in</strong> Stadtrandlage erstaunlicherweise,<br />

trotz e<strong>in</strong>er Bevölkerungsstruktur mit vergleichsweise<br />

hohem Sozialstatus, relativ ger<strong>in</strong>g ist. Die<br />

Jugendlichen im zuvor angesprochenen Innenstadtquartier<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt schneiden hier im<br />

Vergleich deutlich besser ab. Möglicherweise spielt<br />

die Bevölkerungsstruktur hier <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Rolle,<br />

dass der niedrigere Sozialstatus und der damit<br />

verbundene häufig größere Zusammenhalt im beschriebenen<br />

Innenstadtquartier den generell zu<br />

verzeichnenden Effekt ger<strong>in</strong>gerer Hilfsbereitschaft<br />

K<strong>in</strong>der verb<strong>in</strong>den mit Jugendlichen<br />

vor allem Umweltverschmutzung<br />

durch<br />

Müll, Alkoholkonsum und<br />

Lautse<strong>in</strong>.<br />

Gewalt verb<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der<br />

fast gar nicht mit Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil.<br />

Das Bild, das K<strong>in</strong>der von<br />

Jugendlichen haben, ist <strong>in</strong><br />

den untersuchten Stadtteilen<br />

sehr ähnlich.<br />

109


<strong>in</strong> Städten im Vergleich zu dörflichen Strukturen<br />

kompensieren.<br />

Jungen erleben mehr Gewalt<br />

durch Jugendliche im<br />

Stadtteil als Mädchen.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

beurteilen die K<strong>in</strong>der die<br />

Jugendlichen positiver.<br />

Jungen sche<strong>in</strong>en etwas häufiger <strong>in</strong> verbale und<br />

körperliche Konflikte mit Jugendlichen verwickelt<br />

zu se<strong>in</strong> als Mädchen. So bewerten Jungen die Jugendlichen<br />

etwas negativer <strong>in</strong> Bezug auf „verhauen“,<br />

„beschimpfen“ und „bedrohen“. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

beurteilen sie im Gegenzug auch die Hilfsbereitschaft<br />

der Jugendlichen leicht positiver (s. Abb.<br />

7.8).<br />

Bei e<strong>in</strong>igen Aspekte hängt die Beurteilung der Jugendlichen<br />

deutlich vom Alter der beurteilenden<br />

K<strong>in</strong>der ab, d.h. je älter die K<strong>in</strong>der werden, je näher<br />

sie also selbst dem Jugendalter rücken, desto<br />

positiver beurteilen sie Jugendliche bezogen auf<br />

Hilfsbereitschaft (die Werte M=1,6 [„nie“ bis „selten“]<br />

aus der Sicht der DrittklässlerInnen auf<br />

M=2,4 [„selten“ bis „manchmal“] aus der Sicht der<br />

AchtklässlerInnen). Auch die erlebte Coolness<br />

steigt von Klasse drei bis Klasse acht um e<strong>in</strong>en<br />

halben Skalenpunkt von M=2,7 auf M=3,2. Das<br />

Müllproblem wird aus K<strong>in</strong>dersicht etwas ger<strong>in</strong>ger<br />

(M=3,9 auf M=3,5), das Benehmen der Jugendlichen<br />

etwas besser (M=2,3 auf M=2,6), je älter die<br />

beurteilenden K<strong>in</strong>der werden.<br />

Abb. 7.8: Ausgewählte Verhaltensweisen, die<br />

die K<strong>in</strong>der bei Jugendlichen im Stadtteil<br />

erleben (nach Geschlecht).<br />

sie verhauen<br />

mich<br />

1,1<br />

1,3<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

sie bedrohen<br />

mich<br />

1,4<br />

1,6<br />

sie<br />

beschimpfen<br />

mich<br />

1,8<br />

1,9<br />

sie helfen mir<br />

1,9<br />

2,1<br />

1 2 3 4 5<br />

nie<br />

immer<br />

110


K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern wohnen, erleben<br />

es etwas häufiger als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern,<br />

dass sich Jugendliche mit Erwachsenen<br />

anlegen. Vielleicht spielt die beengtere Wohnsituation,<br />

<strong>in</strong> der sich Jugendliche und erwachsene Bewohner<br />

e<strong>in</strong>es Hauses nicht immer aus dem Weg<br />

gehen können e<strong>in</strong>e Rolle. Im Gegensatz zu K<strong>in</strong>dern<br />

Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>dern arbeitsloser<br />

Eltern zeigt sich dieser Effekt auch bei K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Möglicherweise spielt daher<br />

auch e<strong>in</strong>e Rolle, dass zum Teil <strong>in</strong>terkulturelle Konflikte<br />

zwischen Erwachsenen und Jugendlichen<br />

zum Ausdruck kommen.<br />

Im letzten Abschnitt dieses Kapitels wird untersucht,<br />

welche der subjektiv erlebten negativen<br />

oder positiven Verhaltensweisen der Jugendlichen<br />

im Stadtteil zur Angst der K<strong>in</strong>der vor diesen Jugendlichen<br />

beitragen: Welches Verhalten also<br />

macht Jugendliche zu Angstauslösern Im negativen<br />

Bereich machen Jugendliche K<strong>in</strong>dern vor allem<br />

dann Angst, wenn sie diese beschimpfen (β=.17 9 ),<br />

wenn sich die K<strong>in</strong>der bedroht fühlen (β=.17) und<br />

wenn die Jugendlichen sehr laut s<strong>in</strong>d (β=.11).<br />

Senkend auf die Angst vor Jugendlichen wirkt sich<br />

aus, wenn die K<strong>in</strong>der sie als hilfsbereit erleben<br />

(β=-.15). Kaum e<strong>in</strong>e Rolle spielen die weiteren<br />

Faktoren, d.h. körperliche Gewalt, aber auch negatives<br />

Verhalten der Jugendlichen gegenüber Erwachsenen<br />

oder der Umwelt sowie wahrgenommener<br />

Alkoholkonsum verängstigt K<strong>in</strong>der kaum.<br />

K<strong>in</strong>der ängstigt es, wenn<br />

Jugendliche sie beschimpfen,<br />

sie sich bedroht fühlen<br />

und wenn die Jugendlichen<br />

laut s<strong>in</strong>d.<br />

Das Ergebnis fällt be<strong>in</strong>ahe identisch aus, wenn<br />

nicht die allgeme<strong>in</strong>e Angst vor Jugendlichen, sondern<br />

die auf dem Schulweg untersucht wird. Es<br />

lassen sich wiederum die beschriebenen vier Verhaltensweisen<br />

als e<strong>in</strong>flussreich nachweisen mit<br />

be<strong>in</strong>ahe identischen β-Gewichten.<br />

Interessanterweise ist die Gewichtung der vier e<strong>in</strong>flussreichen<br />

Verhaltensweisen für Jungen und<br />

9 Es wurde e<strong>in</strong>e schrittweise l<strong>in</strong>eare Regression der<br />

Angst vor Jugendlichen im Stadtteil auf die zehn Verhaltensweisen<br />

berechnet. Die dargestellten standardisierten<br />

β-Gewichte geben die Stärke des E<strong>in</strong>flusses des<br />

jeweiligen Faktors an. E<strong>in</strong> β-Gewicht von „.00“ bedeutet<br />

ke<strong>in</strong>en nachweisbaren Zusammenhang, der über die<br />

anderen Faktoren bereits berücksichtigten Faktoren<br />

h<strong>in</strong>aus geht, je näher der Wert „+1“ oder „-1“ kommt,<br />

desto stärker positiv oder negativ bee<strong>in</strong>flusst der Faktor<br />

die erlebte Angst vor den Jugendlichen. Die Varianzaufklärung<br />

der vier dargestellten Prädiktoren beträgt<br />

R 2 =.20.<br />

111


Mädchen unterschiedlich. Jungen haben vor allem<br />

dann Angst vor Jugendlichen, wenn diese sie beschimpfen<br />

oder bedrohen. Die Lautstärke der Jugendlichen<br />

hat für Jungen ke<strong>in</strong>e nennenswerte<br />

Bedeutung. Bei Mädchen ist das beschimpft werden<br />

dagegen relativ unwichtig und der Aspekt Bedrohung<br />

ist für sie wichtiger. Auch die Lautstärke<br />

Jugendlicher ist für Mädchen e<strong>in</strong> stärkerer Angstauslöser.<br />

Außerdem reagieren sie stärker positiv<br />

auf erlebte Hilfsbereitschaft.<br />

Die K<strong>in</strong>der fühlen sich im<br />

Stadtteil weniger wohl,<br />

wenn sie von Jugendlichen<br />

beschimpft werden sowie<br />

Erwachsene und Jugendliche<br />

Konflikte haben.<br />

Für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil s<strong>in</strong>d<br />

nur noch zwei der Aspekte von nachweisbarem<br />

E<strong>in</strong>fluss: Wenn die Jugendlichen im Stadtteil die<br />

K<strong>in</strong>der häufiger beschimpfen, senkt das ihr Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

leicht (β=-.11). Außerdem zeigt sich an<br />

dieser Stelle auch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss der erlebten Konflikte<br />

zwischen Jugendlichen und Erwachsenen (β=-<br />

.10), deren Häufigkeit ebenfalls negativ mit dem<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der zusammenhängt. Dies<br />

lässt sich darauf zurückführen, dass die Konflikthäufigkeit<br />

zwischen Erwachsenen und Jugendlichen<br />

zwar ke<strong>in</strong>e direkte Angst bei den K<strong>in</strong>dern erzeugt,<br />

aber dennoch das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />

im Stadtteil senkt. Die K<strong>in</strong>der fühlen sich<br />

zwar nicht persönlich bedroht, erleben ihren Stadtteil<br />

aber generell als konfliktbehafteter und somit<br />

unsicherer. Dies wirkt sich dann wiederum negativ<br />

auf ihr Wohlbef<strong>in</strong>den aus.<br />

7.4 Freizeit im Stadtteil<br />

In diesem Teilkapitel wird dargestellt, wie die K<strong>in</strong>der<br />

die Freizeitangebote ihres Wohnumfeldes beurteilen.<br />

Insgesamt wurde dieser Themenbereich<br />

anhand von 13 E<strong>in</strong>zelaspekten erfasst, von denen<br />

sieben ausschließlich <strong>in</strong> 2006 <strong>in</strong> der Befragung<br />

aufgenommen worden waren. Jeder Aspekt wurden<br />

von den K<strong>in</strong>dern mit Hilfe e<strong>in</strong>er fünfstufigen<br />

Skala (1=“stimmt nicht“ bis 5=“stimmt völlig“)<br />

daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschätzt, <strong>in</strong> welchem Ausmaß er für<br />

sie zutrifft. Der mittlere Strich <strong>in</strong> Abb. 7.9 steht<br />

dabei erneut für den Durchschnitt aller untersuchten<br />

Stadtteile, die äußeren Striche markieren den<br />

niedrigsten und den höchsten Durchschnittswert,<br />

so dass die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen über<br />

die Stadtteile h<strong>in</strong>weg abzulesen ist.<br />

Die Abbildung 7.9 zeigt die durchschnittlichen<br />

Ausprägungen der e<strong>in</strong>zelnen Aspekte. Am deutlichsten<br />

positiv wird durch die K<strong>in</strong>der bewertet,<br />

dass es im Stadtteil e<strong>in</strong>e Eisdiele gibt, <strong>in</strong> der sie<br />

112


sich gerne aufhalten. Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der<br />

(83%) stimmen diesem Aspekt <strong>in</strong> hohem Maße zu.<br />

Damit korrespondiert der Befund, dass e<strong>in</strong>e Eisdiele<br />

für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>en häufigen Treffpunkt<br />

sowie beliebten Ort im Stadtteil darstellt<br />

(s.u.). Es gibt lediglich e<strong>in</strong>en Stadtteil - das zentrumsferne<br />

Dorf - welcher für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> sehr<br />

klares Defizit aufweist (M=1,1).<br />

Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil e<strong>in</strong>e<br />

Eisdiele, <strong>in</strong> der sie sich<br />

gerne aufhalten.<br />

Abb. 7.9: Freizeitangebote im Stadtteil<br />

beliebte Eisdiele<br />

viele Gleichaltrige<br />

beliebte Fastfood-Buden<br />

beliebte Geschäfte<br />

genug Spielplätze<br />

Freizeitangebote im Stadtteil<br />

viel Natur<br />

<strong>in</strong>teressante Bücherei<br />

<strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />

<strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />

genug Grünflächen, auf<br />

denen K<strong>in</strong>der spielen dürfen<br />

<strong>in</strong>teressante Angebote<br />

im K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />

versteckte Treffpunkte<br />

<strong>in</strong>teressante Museen<br />

nicht<br />

1 2 3 4 5<br />

völlig<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig bzw. zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich<br />

des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig bzw. zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der<br />

rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

113


Die meisten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele<br />

Gleichaltrige, allerd<strong>in</strong>gs<br />

gibt es auch Stadtteile, <strong>in</strong><br />

denen das problematischer<br />

ist.<br />

Die meisten Stadtteile s<strong>in</strong>d<br />

gut mit Fastfood-Buden<br />

ausgestattet.<br />

E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det<br />

das Angebot von Geschäften,<br />

Buden oder Kiosken<br />

im Stadtteil nicht ausreichend.<br />

Die Hälfte der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>det<br />

die Ausstattung des<br />

Stadtteils mit Spielplätzen<br />

als zu ger<strong>in</strong>g. In Kommunen,<br />

die besonders viel<br />

Wert auf e<strong>in</strong>e gute Ausstattung<br />

mit Spielplätzen<br />

legen, bewerten die K<strong>in</strong>der<br />

das Angebot auch deutlich<br />

besser.<br />

Für e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der<br />

ist Natur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

Mangelware.<br />

Fast drei Viertel (73%) der K<strong>in</strong>der haben den E<strong>in</strong>druck,<br />

dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem<br />

Alter wohnen. Die Mittelwerte schwanken <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen zwischen M=3,3 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil<br />

(dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt), der im<br />

Familienatlas des Bundesfamilienm<strong>in</strong>isteriums als<br />

von relativ vielen S<strong>in</strong>glehaushalten gekennzeichnet<br />

e<strong>in</strong>gestuft wird, und M=4,3 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil<br />

mit e<strong>in</strong>er sehr jungen Alterststruktur. Knapp e<strong>in</strong><br />

Zehntel (9%) der K<strong>in</strong>der aber f<strong>in</strong>det es schwierig,<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil Gleichaltrige anzutreffen.<br />

Mit wenigen Abweichungen zwischen den Stadtteilen<br />

(M=3,6 versus M=4,1) bestätigen die K<strong>in</strong>der<br />

im Schnitt „ziemlich“, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

beliebte Fastfood-Buden (Pommesbude, Dönerbude,<br />

Pizzeria o.ä.) gibt. Das heißt, im Gegensatz zu<br />

Eisdielen sche<strong>in</strong>t der Bedarf an Fastfood-Buden <strong>in</strong><br />

allen Stadtteilen relativ gut abgedeckt zu se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> anderes Bild zeigt sich, wenn es um die Ausstattung<br />

mit Geschäften oder Buden/Kiosken für<br />

die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil geht. Zwar stimmen<br />

über die Hälfte der K<strong>in</strong>der (55%) <strong>in</strong> hohem Maße<br />

der Aussage zu, dass es Geschäfte oder Buden/Kioske<br />

gibt, <strong>in</strong> denen sie gerne e<strong>in</strong>kaufen,<br />

jedoch sagt auch etwa e<strong>in</strong> Viertel (24%), dass dies<br />

nicht oder nur wenig zutrifft. Erwartungsgemäß<br />

erhalten die Kernbereiche der Groß- und Mittelstädte<br />

die besten Werte (höchster Wert im Innenstadtbereich<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt, M=4,0) und die<br />

kle<strong>in</strong>räumigen Landkommunen oder Neubaugebiete<br />

ohne jede Infrastruktur die schlechtesten (niedrigster<br />

Wert im Neubaugebiet, M=1,1).<br />

Die Anzahl der vorhandenen Spielplätze wird im<br />

Durchschnitt als mittelmäßig betrachtet. Weniger<br />

als die Hälfte der K<strong>in</strong>der (48%) f<strong>in</strong>det das Spielplatzangebot<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil so gut, dass sie<br />

der Aussage, es gäbe im Stadtteil genug Spielplätze,<br />

„ziemlich“ oder „völlig“ zustimmen. 52% können<br />

dies nicht oder nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktem Maße<br />

bestätigen. Auch hier streuen die Mittelwerte je<br />

nach Stadtteil beträchtlich: Den ger<strong>in</strong>gsten Wert<br />

von M=2,4 erreicht e<strong>in</strong> ländlicher, dünn besiedelter<br />

Stadtteil, den höchsten Wert (M=4,2) erreicht<br />

e<strong>in</strong> Stadtteil e<strong>in</strong>er Großstadt, der das gesetzlich<br />

vorgeschriebene Spielplatzangebot überbietet.<br />

Bei der Frage nach der Menge an Natur liegen die<br />

Stadtteile noch weiter ause<strong>in</strong>ander. Erwartungsgemäß<br />

ist vor allem <strong>in</strong> den dicht bebauten Kernbereichen<br />

der Groß- und Mittelstädte Natur Mangel-<br />

114


ware (niedrigster Wert im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt: M=2,0). Die ländlich strukturierten<br />

Stadtteile oder der grüne Kurort haben dagegen<br />

viel Natur zu bieten (höchster Wert im zentrumsfernen<br />

Dorf: M=4,3). Insgesamt wird die Menge<br />

an Natur mittelmäßig beurteilt, gut e<strong>in</strong> Viertel der<br />

K<strong>in</strong>der (27%) ist der Ansicht, dass es ke<strong>in</strong>e oder<br />

wenig Natur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gibt, für fast die<br />

Hälfte (47%) ist ihr Stadtteil <strong>in</strong> hohem Ausmaß<br />

mit Natur-Bereichen ausgestattet.<br />

Für e<strong>in</strong> Drittel der befragten K<strong>in</strong>der (33%) gibt es<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil nicht oder nur stark e<strong>in</strong>geschränkt<br />

e<strong>in</strong>e Bücherei mit Angeboten, die sie <strong>in</strong>teressieren.<br />

Fast die Hälfte (47%) kann aber <strong>in</strong><br />

hohem Maße e<strong>in</strong> solches Angebot nutzen. Hier<br />

zeigt sich wenig überraschend das gespiegelte Bild<br />

zum Anteil an Natur im Stadtteil: Bei der Ausstattung<br />

mit <strong>in</strong>teressanten Büchereien liegen vornehmlich<br />

die untersuchten Zentren oder Stadtteile<br />

von Groß- und Mittelstädten vorne (höchster Wert<br />

im jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt: M=4,1), die<br />

ländlich strukturierten Geme<strong>in</strong>den oder Kle<strong>in</strong>städte<br />

schneiden eher schlecht ab (niedrigster Wert <strong>in</strong><br />

der k<strong>in</strong>derreichen Landgeme<strong>in</strong>de: M=2,8).<br />

Interessante Sportangebote s<strong>in</strong>d im Schnitt nur <strong>in</strong><br />

mittelmäßigem Ausmaß vorhanden. Nur 43% der<br />

befragten K<strong>in</strong>der sagen im Durchschnitt, dass das<br />

Sportangebot im Stadtteil für sie „ziemlich“ oder<br />

„völlig“ <strong>in</strong>teressant ist. Auch hier gibt es deutliche<br />

Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Die Mittelwerte<br />

liegen zwischen M=1,9 <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />

ohne weitere Angebote und M=4,0 im jungen<br />

Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt, der e<strong>in</strong> breit gefächertes<br />

Sportangebot für die K<strong>in</strong>der bereithält.<br />

Interessante Treffpunkte für K<strong>in</strong>der gibt es <strong>in</strong> den<br />

meisten Stadtteilen eher wenig. Nur e<strong>in</strong> gutes<br />

Drittel (37%) f<strong>in</strong>det im Stadtteil solche Angebote<br />

vor. Hier liegen die Mittelwerte der Stadtteile zwischen<br />

M=2,2 <strong>in</strong> dem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />

und M=3,5 <strong>in</strong> der Mittelstadt der<br />

kurzen Wege.<br />

Auch genügend Grünflächen, die bespielt werden<br />

dürfen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den analysierten Stadtteilen nur<br />

„mittelmäßig“ häufig vorhanden. Nur zwei Fünftel<br />

der K<strong>in</strong>der (40%) s<strong>in</strong>d mit dem Angebot „ziemlich“<br />

oder „völlig“ zufrieden. Bei diesem Aspekt zeigen<br />

sich wieder recht große Unterschiede zwischen den<br />

Stadtteilen. Den niedrigsten Wert erhält der dich<br />

bebaute Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

115<br />

Bei der Ausstattung mit<br />

<strong>in</strong>teressanten Büchereien<br />

gibt es e<strong>in</strong>en Stadt-Land–<br />

Unterschied.<br />

Interessante Sportangebote<br />

s<strong>in</strong>d für viele K<strong>in</strong>der<br />

eher Mangelware.<br />

Nur e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der<br />

f<strong>in</strong>det ausreichend <strong>in</strong>teressante<br />

Treffpunkte im<br />

Stadtteil vor.<br />

Die K<strong>in</strong>der schätzen es,<br />

wenn Spielflächen im<br />

Stadtteil zum Teil „nur“<br />

Brachflächen s<strong>in</strong>d.


(M=2,0), <strong>in</strong> der Pendlerstadt, welche e<strong>in</strong>en großen<br />

Park und viele kle<strong>in</strong>ere Grünflächen, die als Spielplätze<br />

ausgewiesen s<strong>in</strong>d, aber nicht mit Spielgeräten<br />

bebaut s<strong>in</strong>d, liegt mit M=3,7 der höchste Wert.<br />

Die Ausstattung mit <strong>in</strong>teressanten<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs<br />

ist für e<strong>in</strong> Drittel<br />

der K<strong>in</strong>der nicht ausreichend.<br />

Versteckte Treffpunkte<br />

f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil vor.<br />

Am häufigsten gibt es sie<br />

<strong>in</strong> ländlichen Stadtteilen<br />

und historischen Ortskernen.<br />

Museen mit <strong>in</strong>teressanten<br />

Angeboten s<strong>in</strong>d für die<br />

meisten K<strong>in</strong>der die Ausnahme.<br />

Dies ist vorwiegend<br />

<strong>in</strong> ländlich strukturierten<br />

Stadtteilen der Fall.<br />

Die Analyse der Stadtteile<br />

zeigt deutlich, dass die<br />

K<strong>in</strong>der Anstrengungen der<br />

Kommune für bessere Freizeitangebote<br />

registrieren<br />

und <strong>in</strong> ihr Urteil e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Interessante Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil s<strong>in</strong>d im Schnitt „mittelmäßig“<br />

vorhanden. E<strong>in</strong> gutes Drittel (35%) der<br />

K<strong>in</strong>der stimmt der Aussage „In me<strong>in</strong>em Stadtteil<br />

gibt es viele <strong>in</strong>teressante Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendtreff“ „nicht“ oder „wenig“ zu. Ü-<br />

berraschenderweise liegt nicht nur die beste, sondern<br />

auch die schlechteste Bewertung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Stadtteil e<strong>in</strong>er Großstadt: Im Innenstadtbereich<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt werden die Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff am negativsten bewertet<br />

(M=2,5), im jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt am<br />

positivsten (M=3,6).<br />

Versteckte Treffpunkte gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

eher wenige. E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der (34%) f<strong>in</strong>det<br />

Stellen im Stadtteil vor, an denen sie sich mit<br />

Freunden treffen können und wo sie ke<strong>in</strong>er sieht,<br />

zwei Drittel der K<strong>in</strong>der (66%) kann dies nicht oder<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt bestätigen. Insgesamt ist die<br />

Möglichkeit der versteckten Treffpunkte <strong>in</strong> den<br />

dicht bebauten Stadtteilen der Groß- und Mittelstädte<br />

weniger vorhanden (niedrigster Wert im<br />

Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt: M=2,3). Dagegen<br />

kommen versteckte Treffpunkte <strong>in</strong> ländlich<br />

strukturierten Stadtteilen oder <strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />

historischen Ortskernen häufiger vor (höchster<br />

Wert im zentrumsfernen Dorf: M=3,4).<br />

Interessante Museen mit Angeboten, die die K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong>teressieren, s<strong>in</strong>d für die meisten K<strong>in</strong>der eher<br />

die Ausnahme. Fast zwei Drittel der K<strong>in</strong>der (63%)<br />

sagen, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gar ke<strong>in</strong> Museum<br />

mit Angeboten gibt, die sie <strong>in</strong>teressieren. Für weniger<br />

als e<strong>in</strong> Zehntel (9%) wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Museum angeboten. Erwartungsgemäß schneiden<br />

bei diesem Aspekt die ländlich strukturierten<br />

Stadtteile schlechter ab (niedrigster Wert im zentrumsfernen<br />

Dorf: M=1,2) als die Zentren von Mittel-<br />

oder Großstädten mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>sgesamt breiten<br />

Angebotspalette für K<strong>in</strong>der (höchster Wert <strong>in</strong> der<br />

Mittelstadt der kurzen Wege: M=2,2).<br />

Es lässt sich also festhalten, dass sich die objektive<br />

Angebotsstruktur <strong>in</strong> den Stadtteilen deutlich <strong>in</strong><br />

den Antworten der K<strong>in</strong>der wiederf<strong>in</strong>det und dies<br />

obwohl die K<strong>in</strong>der die Stadtteile nicht, wie die Erwachsenen<br />

Beurteiler <strong>in</strong> dieser Studie, im Ver-<br />

116


gleich bewerten. Das subjektive Empf<strong>in</strong>den spiegelt<br />

somit die vorgefundene Realität wieder.<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> diesem<br />

Themenbereich <strong>in</strong> fünf der 13 Aspekte (s. Abb.<br />

7.10). Es zeigt sich, dass Jungen stärker als Mädchen<br />

den E<strong>in</strong>druck haben, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

sowohl Fastfood-Buden, <strong>in</strong> denen sie gerne<br />

essen, als auch <strong>in</strong>teressante Treffpunkte und <strong>in</strong>teressante<br />

Sportangebote gibt. Letzteres spiegelt<br />

wider, dass viele Sportangebote eher auf Jungen<br />

(vor allem Fußball) als auf Mädchen ausgerichtet<br />

s<strong>in</strong>d. Dieser Unterschied ist <strong>in</strong> manchen untersuchten<br />

Stadtteilen besonders deutlich, <strong>in</strong> anderen<br />

dagegen nicht vorhanden. Besonders groß ist der<br />

Unterschied zwischen Jungen und Mädchen immer<br />

dann, wenn sich das Sportangebot im Stadtteil <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie auf e<strong>in</strong>en Bolzplatz beschränkt. Mädchen<br />

dagegen geben häufiger als Jungen an, dass<br />

es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil e<strong>in</strong>e Bücherei gibt, die für sie<br />

<strong>in</strong>teressante Angebote vorhält. Mädchen f<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil auch häufiger e<strong>in</strong>e Eisdiele, <strong>in</strong> der<br />

sie sich gerne aufhalten. Dieser Befund korrespondiert<br />

mit den Antworten auf die Frage nach dem<br />

häufigsten Treffpunkt und dem schönsten Ort im<br />

Stadtteil, da Mädchen Eisdielen stärker als Jungen<br />

sowohl als Treffpunkt als auch als Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />

nennen (s.u.).<br />

Jungen bewerten das Angebot<br />

an <strong>in</strong>teressanten<br />

Sportangeboten, Fastfoodbuden<br />

und <strong>in</strong>teressanten<br />

Treffpunkten im Stadtteil<br />

positiver. Für Mädchen ist<br />

das Angebot an Büchereien<br />

und Eisdielen <strong>in</strong>teressanter.<br />

Abb. 7.10: Freizeitangebote im Stadtteil nach Geschlecht<br />

beliebte<br />

Eisdiele<br />

4,2<br />

4,5<br />

beliebte<br />

Fastfood-Buden<br />

3,9<br />

4,1<br />

<strong>in</strong>teressante<br />

Bücherei<br />

3,1<br />

3,4<br />

<strong>in</strong>teressante<br />

Sportangebote<br />

<strong>in</strong>teressante<br />

Treffpunkte<br />

3,0<br />

3,3<br />

3,1<br />

3,2<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

nicht<br />

1 2 3 4 5<br />

völlig<br />

117


Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto kritischer bewerten<br />

sie die Angebote im Stadtteil.<br />

Lediglich versteckte<br />

Treffpunkte werden mit<br />

zunehmendem Alter positiver<br />

bewertet.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der wird die Bewertung<br />

ihres Stadtteils h<strong>in</strong>sichtlich der meisten<br />

Kriterien der Freizeitgestaltung leicht schlechter<br />

(s. Abb. 7.11a-d). Die Angebote von Museen, Büchereien<br />

und K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs sprechen<br />

stärker die jüngeren als die älteren K<strong>in</strong>der an.<br />

Auch die Anzahl an Grünflächen, auf denen K<strong>in</strong>der<br />

spielen dürfen und Gleichaltriger im Stadtteil wird<br />

von den jüngeren K<strong>in</strong>dern positiver e<strong>in</strong>geschätzt<br />

als von den älteren. E<strong>in</strong> ähnlicher Effekt zeigt sich<br />

bei dem Anteil an Natur im Stadtteil, allerd<strong>in</strong>gs<br />

wird dieser von den K<strong>in</strong>dern der achten Klasse<br />

wieder um e<strong>in</strong>iges positiver e<strong>in</strong>geschätzt. Das e<strong>in</strong>zige<br />

Kriterium der Freizeitgestaltung, welches mit<br />

zunehmendem Alter stetig besser bewertet wird,<br />

ist das Vorhandense<strong>in</strong> von versteckten Treffpunkten<br />

im Stadtteil. Diese sche<strong>in</strong>en sich den K<strong>in</strong>dern<br />

also umso mehr zu erschließen, je älter sie werden.<br />

Interessant ist, dass <strong>in</strong> drei Aspekten die Bewertung<br />

zunächst zwischen der dritten und vierten<br />

Klasse etwas besser wird, um dann abzufallen. Die<br />

ist bei der Anzahl <strong>in</strong>teressanter Sportangebote und<br />

Treffpunkte sowie dem Vorhandense<strong>in</strong> beliebter<br />

Geschäfte der Fall.<br />

Abb. 7.11a: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />

5<br />

Mittelwerte<br />

4<br />

3<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

viele Gleichaltrige<br />

beliebte Geschäfte<br />

118


Abb. 7.11b: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />

5<br />

Mittelwerte<br />

4<br />

3<br />

2<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Natur<br />

Bücherei<br />

<strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />

Abb. 7.11c: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />

4<br />

Mittelwerte<br />

3<br />

2<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

<strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />

genug Grünflächen<br />

Angebote K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />

119


Abb. 7.11d: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />

4<br />

Mittelwerte<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

versteckte Treffpunkte<br />

<strong>in</strong>teressante Museen<br />

Die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung<br />

<strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil bewerten K<strong>in</strong>der<br />

mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

teilweise unterschiedlich.<br />

Im Durchschnitt bewerten K<strong>in</strong>der mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sechs Kriterien der Freizeitgestaltung<br />

leicht unterschiedlich. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

sagen, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

weniger Natur (M=3,0 versus M=3,4), Spielplätze<br />

(M=3,3 versus M=3,4) und versteckte Treffpunkte<br />

(M=2,8 versus M=2,9) gibt als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs bewerten sie das Angebot<br />

an Fastfood-Buden (M=4,1 versus M=3,9)<br />

sowie Geschäften, <strong>in</strong> denen sie gerne e<strong>in</strong>kaufen<br />

(M=3,6 versus M=3,5), <strong>in</strong> ihrem Stadtteil positiver.<br />

Erklärbar werden diese Unterschiede dadurch,<br />

dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund verstärkt <strong>in</strong><br />

den dicht bebauten Zentren und Stadtteilen von<br />

Mittel- und Großstädten leben, <strong>in</strong> denen zwar naturnahe<br />

Freiräume eher die Ausnahme s<strong>in</strong>d, dafür<br />

aber das Angebot an Geschäften breit gefächert<br />

ist. Über alle Stadtteile h<strong>in</strong>weg wird das Sportangebot<br />

von K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

besser bewertet (M=3,3 versus M=2,9), allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist je nach Stadtteil dieser Unterschied sehr verschieden<br />

ausgeprägt: <strong>in</strong> den meisten Stadtteilen<br />

bewerten die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund das<br />

Sportangebot deutlich schlechter. Die größten Unterschiede<br />

treten <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>städten bzw. Geme<strong>in</strong>den<br />

zutage, <strong>in</strong> denen der Anteil an K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund niedrig ist. Es gibt aber<br />

auch Stadtteile, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

das Sportangebot besser bewerten,<br />

<strong>in</strong> anderen gibt es ke<strong>in</strong>en nennenswerten Unterschied.<br />

In diesen unterschiedlichen E<strong>in</strong>schät-<br />

120


zungen spiegelt sich das lokale Angebot der Stadtteile<br />

wieder.<br />

22% des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil lassen sich<br />

durch vorhandene Freizeitangebote erklären. Am<br />

deutlichsten ist der E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

bei den Treffpunkten: S<strong>in</strong>d für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressante<br />

vorhanden, steigt das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der im Stadtteil (β=.22). Ebenfalls bee<strong>in</strong>flusst<br />

der Anteil an Natur im Stadtteil (β=.14) und die<br />

Anzahl der im Stadtteil lebenden gleichaltrigen<br />

K<strong>in</strong>der (β=.11) das Wohlbef<strong>in</strong>den. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohler,<br />

wenn es im Stadtteil e<strong>in</strong>e beliebte Eisdiele<br />

(β=.09), <strong>in</strong>teressante Sportangebote (β=.07) sowie<br />

genug Grünflächen gibt, auf denen K<strong>in</strong>der<br />

spielen dürfen (β=.07).<br />

S<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressante Treffpunkte,<br />

Natur und bespielbare<br />

Grünflächen sowie<br />

genug Gleichaltrige, <strong>in</strong>teressante<br />

Sportangebote<br />

und e<strong>in</strong>e Eisdiele im Stadtteile<br />

vorhanden, steigt das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil.<br />

7.5 Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil<br />

Im Stadtteil kann es sowohl Konflikte von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Erwachsenen oder alten Menschen als auch<br />

Konflikte mit K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen aus anderen<br />

Herkunftsländern geben. Diese Aspekte des<br />

sozialen Mite<strong>in</strong>anders werden <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />

analysiert.<br />

Die Abbildung 7.12 gibt die Aspekte wieder, mit<br />

denen das soziale Mite<strong>in</strong>ander erfasst worden ist.<br />

Fünf der aufgeführten Aspekte wurden bereits<br />

2005 erhoben, das Vorhandense<strong>in</strong> von Treffpunkten<br />

für Menschen aus verschiedenen Ländern sowie<br />

e<strong>in</strong>er Integrationsperson wurde ausschließlich<br />

2006 erfragt. Es zeigt sich, dass soziale Konflikte<br />

eher selten <strong>in</strong> den Stadtteilen auftreten. Teilweise<br />

gibt es Konflikte mit Erwachsenen, fast die Hälfte<br />

der K<strong>in</strong>der (45%) gibt aber an, dass es ke<strong>in</strong>e oder<br />

selten Konflikte zwischen ihnen und Erwachsenen<br />

gibt. Besonders selten gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

mit hohem E<strong>in</strong>familienhausanteil Ärger mit Erwachsenen<br />

(wie <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es<br />

Oberzentrums: M=2,5). Relativ häufig s<strong>in</strong>d<br />

Konflikte zwischen K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen dagegen<br />

<strong>in</strong> eng bebauten Hochhaussiedlungen<br />

(höchster Wert: die Hochhaussiedlung: M=3,5),<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich weil die Konfliktpotentiale hier<br />

durch die räumliche Enge erhöht s<strong>in</strong>d und oder<br />

hier Menschen vieler verschiedener Nationalitäten<br />

unter e<strong>in</strong>em Dach wohnen.<br />

Konflikte mit Erwachsenen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Stadtteilen<br />

selten. Sie treten<br />

häufiger auf, wenn die<br />

Wohndichte hoch ist.<br />

Mit alten Menschen kommen die K<strong>in</strong>der sogar noch<br />

etwas besser aus. 54% der K<strong>in</strong>der sagen, dass es<br />

121


Konflikte mit alten Menschen<br />

s<strong>in</strong>d die Ausnahme.<br />

Sogar <strong>in</strong> den untersuchten<br />

Kurorten bieten die unterschiedlichen<br />

Interessen<br />

der K<strong>in</strong>der und der Kurgäste<br />

offenbar nur wenig Konfliktpotential.<br />

„nie“ oder nur „selten“ zu Konflikten mit alten<br />

Menschen kommt. Besonders selten s<strong>in</strong>d solche<br />

Konflikte im Neubaugebiet (M=1,9) sowie allgeme<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen vorwiegend Familien<br />

mit K<strong>in</strong>dern und nur wenige ältere Menschen<br />

wohnen. In eng bebauten und altersgemischten<br />

Wohngebieten steigt dagegen die Wahrnehmung<br />

solcher Konflikte (M=3,3 <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung),<br />

wohl nicht zuletzt, weil K<strong>in</strong>der und<br />

ältere Menschen hier häufiger aufe<strong>in</strong>ander treffen.<br />

In den beiden untersuchten Kurorten ist die Häufigkeit<br />

von Konflikten mit alten Menschen h<strong>in</strong>gegen<br />

nur leicht erhöht, obwohl sich dort sehr viele<br />

alte Menschen aufhalten, die zudem im Kurbetrieb<br />

Ruhe erwarten. E<strong>in</strong> starkes Konfliktpotential<br />

sche<strong>in</strong>t sich zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesen beiden Kurorten<br />

daraus nicht zu ergeben, womöglich weil die Kurgäste<br />

von den K<strong>in</strong>dern eher als Gäste <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil wahrgenommen werden und es wenige<br />

direkte Berührungspunkte gibt.<br />

Abb.7.12: Beurteilung des sozialen Mite<strong>in</strong>anders im Stadtteil<br />

viele Menschen aus<br />

anderen Ländern<br />

befreundet mit Menschen<br />

aus anderen Ländern<br />

Aspekte des sozialen Mite<strong>in</strong>anders<br />

Integrationsperson<br />

Treffpunkte für Menschen<br />

aus verschiedenen Ländern<br />

Ärger mit Erw achsenen<br />

Ärger mit alten Menschen<br />

K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern<br />

diskrim<strong>in</strong>iert<br />

nicht<br />

1 2 3 4 5<br />

völlig<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn bzw. zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich<br />

des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn bzw. zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der<br />

rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

122


Über die Hälfte der K<strong>in</strong>der (51%) ist <strong>in</strong> hohem Maße<br />

davon überzeugt, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele<br />

Menschen aus anderen Ländern wohnen. Insgesamt<br />

ist die Spannweite der Angaben zwischen<br />

den Stadtteilen sehr groß. Selbst <strong>in</strong> Stadtteilen, <strong>in</strong><br />

denen der Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

eher ger<strong>in</strong>g ist, liegt der Mittelwert bei<br />

M=2,5. Sehr viel höher ist dagegen der Mittelwert<br />

erwartungsgemäß <strong>in</strong> den Stadtteilen mit hohem<br />

bis sehr hohem Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(am höchsten <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung:<br />

M=4,6).<br />

Mit Menschen aus anderen Ländern befreundet<br />

s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der mittelmäßig häufig, 42% der K<strong>in</strong>der<br />

sagen, dass sie dies s<strong>in</strong>d. Die Antworten auf<br />

diese Frage hängen allerd<strong>in</strong>gs sowohl mit dem tatsächlichen<br />

Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

im Stadtteil zusammen (r=.27) als auch<br />

– sogar etwas stärker – mit der E<strong>in</strong>schätzung,<br />

dass viele K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern im Stadtteil<br />

wohnen (r=.30). Mit K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern<br />

s<strong>in</strong>d die befragten K<strong>in</strong>der also vor allem dann befreundet,<br />

wenn es relativ viele davon gibt. Es kann<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch se<strong>in</strong>, dass die Freundschaft mit<br />

K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern die wahrgenommene<br />

Häufigkeit dieser K<strong>in</strong>der im Stadtteil erhöht. Entsprechend<br />

unterscheiden sich auch bei diesem Aspekt<br />

die Werte <strong>in</strong> den Stadtteilen sehr stark vone<strong>in</strong>ander.<br />

In den Stadtteilen mit den ger<strong>in</strong>gsten<br />

Anteilen von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

gibt es auch nur wenig Freundschaften mit Menschen<br />

aus anderen Ländern (M=2,0 im schrumpfenden<br />

Dorf). Häufig s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Freundschaften erwartungsgemäß <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung,<br />

<strong>in</strong> der viele K<strong>in</strong>der aus unterschiedlichsten<br />

Ländern zusammenwohnen (M=4,2).<br />

Teilweise gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen Treffpunkte, an<br />

denen sich K<strong>in</strong>der aus verschiedenen Ländern treffen.<br />

Diese hängen mit der Größe der jeweiligen<br />

Stadt zusammen, die Spanne reicht vom zusammenwachsenden<br />

Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt (M=2,2)<br />

bis zum jungen Ortsteil e<strong>in</strong>er Großstadt (M=3,2).<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung von K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern<br />

erleben knapp zwei Drittel der befragten K<strong>in</strong>der<br />

(62%) <strong>in</strong> ihrem Stadtteil „wenig“, aber immerh<strong>in</strong><br />

fast e<strong>in</strong> Fünftel (18%) der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d „ziemlich“<br />

oder „völlig“ der Me<strong>in</strong>ung, dass K<strong>in</strong>der aus anderen<br />

Ländern <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schlechter behandelt<br />

werden als deutsche. Etwas häufiger wird ü-<br />

ber Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> den Stadtteilen berichtet, <strong>in</strong><br />

123<br />

Viele K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den, dass <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil viele Menschen<br />

aus anderen Ländern<br />

leben. Die Stadtteile<br />

differieren stark.<br />

Je mehr K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

im Stadtteil<br />

leben, desto mehr<br />

Freundschaften zwischen<br />

K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten<br />

bestehen.<br />

Treffpunkte für K<strong>in</strong>der aus<br />

verschiedenen Ländern<br />

gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

eher selten.<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung ausländischer<br />

K<strong>in</strong>der ist häufiger,<br />

wenn der Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

hoch ist oder<br />

wenn Konflikte bereits offen<br />

zutage getreten s<strong>in</strong>d.


Freundschaften zwischen<br />

K<strong>in</strong>dern unterschiedlicher<br />

Nationalitäten machen<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierungen offenbar<br />

sichtbarer.<br />

E<strong>in</strong>e Integrationsperson ist<br />

<strong>in</strong> den Stadtteilen nur teilweise<br />

vorhanden. Am seltensten<br />

ist dies <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen der Fall, <strong>in</strong> denen<br />

Konflikte mit Spätaussiedlern<br />

auftreten.<br />

denen auch e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wohnt (r=.12). Der<br />

höchste Mittelwert der Stadtteile zeigt sich <strong>in</strong> der<br />

E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />

(M=2,6), <strong>in</strong> dem der Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

relativ hoch ist. Allerd<strong>in</strong>gs spielen<br />

andere Faktoren wie offene Konflikte zwischen<br />

K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten wohl auch<br />

e<strong>in</strong>e Rolle, denn Stadtteile, <strong>in</strong> denen der Anteil an<br />

ausländischen K<strong>in</strong>dern eher im Mittelfeld liegt, es<br />

aber vor e<strong>in</strong>iger Zeit zu Konflikten zwischen Aussiedlern<br />

und der e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung gekommen<br />

ist, weisen e<strong>in</strong>en erhöhten Mittelwert <strong>in</strong><br />

der Frage der Diskrim<strong>in</strong>ierung von K<strong>in</strong>dern aus<br />

anderen Ländern auf (z.B. das Unterzentrum e<strong>in</strong>er<br />

Mittelstadt, M=2,5). Der niedrigste Wert f<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ländlichen Kommune (M=1,7). Die<br />

Häufigkeit, mit der Freundschaften zwischen K<strong>in</strong>dern<br />

aus verschiedenen Ländern bestehen, senkt<br />

nicht die Häufigkeit von Diskrim<strong>in</strong>ierungen. Im<br />

Gegenteil, es besteht sogar e<strong>in</strong> leichter positiver<br />

Zusammenhang (r=.09), der sich auch nicht daraus<br />

erklären lässt, dass beide Variablen mit dem<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zunehmen.<br />

Dies lässt sich so erklären, dass mit häufigeren<br />

Freundschaften auch erlebte Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />

durch andere Personen stärker kommuniziert<br />

oder sogar miterlebt werden.<br />

Aus der Perspektive der K<strong>in</strong>der steht <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

teilweise e<strong>in</strong>e Person zur Verfügung, die sich<br />

um die Integration verschiedener Nationalitäten<br />

kümmert, 28% der K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong>e Person mit dieser<br />

Funktion im Stadtteil allerd<strong>in</strong>gs nicht bekannt.<br />

Auffallend ist, dass der Anteil der K<strong>in</strong>der, denen<br />

e<strong>in</strong>e Person mit e<strong>in</strong>er derartigen Funktion im<br />

Stadtteil bekannt ist, <strong>in</strong> den Stadtteilen am niedrigsten<br />

ist, <strong>in</strong> denen relativ starke Konflikte mit<br />

Spätaussiedlern auftreten (niedrigster Wert im<br />

zentrumsfernen Dorf: M=2,5). Möglicherweise<br />

konnten sich gerade <strong>in</strong> Bezug auf diese vergleichsweise<br />

neue Gruppe noch ke<strong>in</strong>e geeigneten<br />

Integrationsstrukturen etablieren. Den höchsten<br />

Wert zu diesem Aspekt weist der junge Vorort e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt auf (M=3,2), <strong>in</strong> dem der Anteil von<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund relativ niedrig<br />

ist.<br />

Jungen geraten etwas häufiger<br />

<strong>in</strong> Konflikt mit Erwachsenen<br />

und älteren<br />

Menschen.<br />

Geschlechtsunterschiede gibt es bezogen auf die<br />

Fragen des sozialen Mite<strong>in</strong>anders <strong>in</strong> drei Aspekten.<br />

Jungen haben häufiger sowohl mit Erwachsenen<br />

als auch mit alten Menschen Konflikte als Mädchen<br />

124


(s. Abb. 7.13). Darüber h<strong>in</strong>aus kennen sie häufiger<br />

Treffpunkte, an denen sich K<strong>in</strong>der aus verschiedenen<br />

Ländern treffen, möglicherweise bed<strong>in</strong>gt durch<br />

ihre stärkere Freizeitorientierung außerhalb des<br />

Hauses.<br />

Mädchen kennen seltener<br />

e<strong>in</strong>en Treffpunkt für Menschen<br />

verschiedener Nationalitäten.<br />

Abb. 7.13: Soziales Mite<strong>in</strong>ander nach Geschlecht<br />

Ärger mit<br />

Erwachsenen<br />

2,7<br />

2,9<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

Ärger mit alten<br />

Menschen<br />

2,5<br />

2,7<br />

Treffpunkte für<br />

Menschen<br />

aus<br />

verschiedenen<br />

Ländern<br />

2,7<br />

3,0<br />

1 2 3 4 5<br />

nicht<br />

völlig<br />

Abhängig vom Alter verändern sich e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>schätzungen<br />

der K<strong>in</strong>der (s. Abb. 7.14). Konflikte<br />

mit Erwachsenen und alten Menschen nehmen<br />

umso mehr zu, je älter die K<strong>in</strong>der werden. Auch<br />

die E<strong>in</strong>schätzung, dass im Stadtteil viele Menschen<br />

aus anderen Ländern leben, nimmt mit steigendem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der zu, gleichzeitig werden die<br />

Freundschaften mit Menschen aus anderen Ländern<br />

mit dem Älterwerden häufiger.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

steigen Konflikte mit Erwachsenen<br />

und alten Menschen<br />

an, Freundschaften<br />

mit Menschen anderer Nationalitäten<br />

nehmen zu.<br />

125


Abb. 7.14: Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil nach Alter<br />

5,0<br />

4,0<br />

Mittelwerte<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

befreundet mit Menschen aus<br />

anderen Ländern<br />

viele Menschen aus anderen<br />

Ländern<br />

Ärger mit alten Menschen<br />

Ärger mit Erw achsenen<br />

Besonders K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben<br />

häufiger Konflikte mit<br />

Erwachsenen und älteren<br />

Menschen, wenn e<strong>in</strong> Auslöser<br />

gegeben ist.<br />

Die E<strong>in</strong>schätzungen von K<strong>in</strong>dern mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zum sozialen Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil unterscheiden sich zum Teil deutlich.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund berichten<br />

<strong>in</strong>sgesamt über mehr Konflikte sowohl mit Erwachsenen<br />

(M=2,9 versus M=2,7) als auch mit<br />

alten Menschen (M=2,7 versus M=2,5) als K<strong>in</strong>der<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Über besonders deutlich<br />

mehr Konflikte mit Erwachsenen berichten<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> fünf Stadtteilen:<br />

Am stärksten ist der Unterschied <strong>in</strong> der Kommune<br />

mit dem niedrigsten Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, relativ groß ist er auch <strong>in</strong><br />

drei Stadtteilen, <strong>in</strong> denen vergleichsweise viele<br />

Aussiedler wohnen sowie <strong>in</strong> der bereits beschriebenen<br />

Kommune mit der konfliktbehafteten Historie.<br />

In Bezug auf Konflikte mit alten Menschen s<strong>in</strong>d<br />

die Ergebnisse <strong>in</strong> den Stadtteilen durchmischter,<br />

es gibt sowohl Stadtteile, <strong>in</strong> denen K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mehr Konflikte mit alten<br />

Menschen haben als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

als auch Stadtteile, <strong>in</strong> denen sie von weniger<br />

Konflikten mit alten Menschen berichten.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben darüber<br />

h<strong>in</strong>aus verstärkt den E<strong>in</strong>druck, dass <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil viele Menschen aus anderen Ländern<br />

wohnen (M=3,8 versus M=3,5), mit denen sie<br />

126


auch viel häufiger befreundet s<strong>in</strong>d (M=3,7 versus<br />

M=2,7). Sie haben außerdem im Vergleich zu K<strong>in</strong>dern<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> stärkerem Maße<br />

den E<strong>in</strong>druck, dass K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern<br />

diskrim<strong>in</strong>iert werden (M=2,5 versus M=2,2). Dies<br />

gilt für fast alle Stadtteile, nur <strong>in</strong> drei Stadtteilen<br />

zeigt sich e<strong>in</strong> entgegen gesetztes Ergebnis. Am<br />

stärksten ist der Unterschied <strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />

ger<strong>in</strong>gem oder mittlerem Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Bei diesem Aspekt addieren<br />

sich wahrsche<strong>in</strong>lich die eigenen Erfahrungen<br />

der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mit denen<br />

ihrer ausländischen Freunde.<br />

Auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil haben drei Aspekte<br />

des sozialen Mite<strong>in</strong>anders e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss: Je<br />

mehr Konflikte es mit alten Menschen gibt (β=<br />

-.15) und je mehr die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck haben,<br />

dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern<br />

diskrim<strong>in</strong>iert werden (β=-.09), desto weniger<br />

wohl fühlen sie sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. E<strong>in</strong> weiterer,<br />

positiver E<strong>in</strong>flussfaktor ist das Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Integrationsperson im Stadtteil (β=.15).<br />

K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

erleben die Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

ausländischer<br />

K<strong>in</strong>der oft nicht.<br />

Konflikte mit Erwachsenen<br />

und alten Menschen sowie<br />

der E<strong>in</strong>druck, dass K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

diskrim<strong>in</strong>iert werden, senken<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />

K<strong>in</strong>der im Stadtteil. E<strong>in</strong>e<br />

Integrationsperson lässt<br />

es steigen.<br />

7.6 Ästhetische Bewertung der Häuser<br />

und der Landschaft<br />

Da im letzten <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> die ästhetischen<br />

Komponenten der Bebauung bemerkenswert<br />

wichtig für die K<strong>in</strong>der waren, wurde auch <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr erfragt, ob den K<strong>in</strong>dern die Gestaltung<br />

der Häuser und Gärten <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gefällt.<br />

Zusätzlich nahmen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem Jahr e<strong>in</strong>e<br />

Bewertung der Landschaft um ihren Stadtteil herum<br />

nach ästhetischen Gesichtspunkten vor.<br />

Aus Abbildung 7.15 ist abzulesen, wie die K<strong>in</strong>der<br />

verschiedene ästhetische Aspekte ihres Stadtteils<br />

auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen Skala von „gefällt mir gar<br />

nicht“ bis „gefällt mir völlig“ beurteilen. Im Schnitt<br />

werden die ästhetischen Aspekte der Stadtteile<br />

von den K<strong>in</strong>dern im mittleren Bereich bewertet.<br />

Am besten schneidet die Landschaft um die Stadtteile<br />

herum ab, am schlechtesten die Außenwände<br />

der meisten Häuser. Insgesamt betrachtet gefällt<br />

36% der K<strong>in</strong>der die Farbe der Häuser im Stadtteil<br />

sehr oder völlig, 50% gefällt die Höhe der Häuser<br />

und 55% mögen die Gestaltung der Gärten. Die<br />

Außenwände der Häuser im Stadtteil f<strong>in</strong>den dagegen<br />

lediglich bei 30% sehr oder völliges Gefallen,<br />

die Landschaft um die jeweiligen Stadtteile herum<br />

aber bei 60% der K<strong>in</strong>der.<br />

Am besten gefällt den K<strong>in</strong>dern<br />

die Landschaft um<br />

ihren Stadtteil herum, am<br />

schlechtesten die Fassadengestaltung<br />

der Häuser.<br />

127


Abb. 7.15: Beurteilung ästhetischer Aspekte im Stadtteil<br />

Außenwände der<br />

Häuser<br />

ästhetische Aspekte im Stadtteil<br />

Farbe der Häuser<br />

Höhe der Häuser<br />

Gärten der Häuser<br />

Landschaft um<br />

Stadtteil<br />

gar nicht<br />

1 2 3 4 5<br />

völlig<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig (bzw. zehn <strong>in</strong> Bezug auf „Landschaft<br />

im Stadtteil“) Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig bzw. zehn<br />

Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen<br />

Durchschnitt.<br />

Die Höhe von Hochhäusern<br />

ist aus K<strong>in</strong>dersicht nicht<br />

negativ.<br />

Graue Häuserwände bewerten<br />

die K<strong>in</strong>der negativ.<br />

Für die e<strong>in</strong>zelnen Aspekte der ästhetischen Bewertungen<br />

zeigen sich größtenteils recht große<br />

Spannweiten zwischen dem niedrigsten und dem<br />

höchsten Mittelwert <strong>in</strong> den Stadtteilen. Dementsprechend<br />

gibt es auch statistisch nachweisbare<br />

Unterschiede. So wird die Höhe der Häuser <strong>in</strong>teressanterweise<br />

nicht <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung –<br />

die mittlere bis gute Werte erreicht – sondern <strong>in</strong><br />

den (<strong>in</strong>nen)städtischen Wohnquartieren mit dichter,<br />

vornehmlich mehrgeschossiger Bauweise am<br />

negativsten bewertet (niedrigster Wert im Stadtteil<br />

„Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt“ mit<br />

M=2,7). Die Höhe der Häuser gefällt dagegen <strong>in</strong><br />

besonderem Maße K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />

überwiegend niedriggeschossigen E<strong>in</strong>familienhäusern<br />

wohnen (höchster Wert im Stadtteil „das<br />

schrumpfende Dorf“: M=3,9). Die Höhe der Hochhäuser<br />

wird also nicht per se negativ bewertet,<br />

sondern bietet den K<strong>in</strong>dern aufgrund der schönen<br />

Aussicht im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern (s.<br />

Kap. 6) wahrsche<strong>in</strong>lich auch Lebensqualität. Die<br />

farbliche Gestaltung der Hochhäuser (e<strong>in</strong>farbig<br />

grauer Waschbeton) gefällt den K<strong>in</strong>dern allerd<strong>in</strong>gs<br />

am wenigsten, dementsprechend erhält die Hochhaussiedlung<br />

den niedrigsten Wert (M=2,3) (s.<br />

Abb. 7.16a). Auch andere Stadtteile mit hohem<br />

128


Hochhausanteil bzw. Innenstadtquartiere mit vielen<br />

grauen verputzten Häusern erhalten niedrige<br />

Werte. Die besten Werte erhalten Stadtteile mit<br />

Neubaucharakter und hohem E<strong>in</strong>familienhausanteil,<br />

die häufig rot verkl<strong>in</strong>kert s<strong>in</strong>d (maximal<br />

M=3,6) (s. Abb. 7.16c & 7.16d). Diese Struktur<br />

spiegelt sich auch <strong>in</strong> der Bewertung der Außenwände<br />

wider. Auch hier f<strong>in</strong>den sich die ger<strong>in</strong>geren<br />

Werte für die Stadtteile mit hohem Hochhausanteil<br />

bzw. für die Innenstadtquartiere (Hochhaussiedlung:<br />

M=2,3), die höheren Werte <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

mit vornehmlich E<strong>in</strong>familienhäusern und Neubaugebieten<br />

(maximal M=3,5). E<strong>in</strong> ähnliches Muster<br />

f<strong>in</strong>det sich zwar auch <strong>in</strong> Bezug auf die Bewertung<br />

der Gärten, bei der der Innenstadtbereich<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt erwartungsgemäß die niedrigsten<br />

und die eher von E<strong>in</strong>familienhäusern geprägten<br />

Stadtteile die höchsten Werte erhalten, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist die Spannweite zwischen den Stadtteilen mit<br />

M=3,0 und M=3,9 nicht ganz so groß. Die Landschaft<br />

rund um den Stadtteil gefällt schließlich<br />

denjenigen K<strong>in</strong>dern schlechter, die im Innenstadtbereich<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt (M=2,9) oder im Zentrum<br />

der E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />

(M=3,1) leben. Diese Stadtteile grenzen an<br />

andere bebaute Stadtteile und nicht im eigentlichen<br />

S<strong>in</strong>ne an „Landschaft“. Diese angrenzenden<br />

Stadtteile werden von den K<strong>in</strong>dern offensichtlich <strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>gem Maße positiv bewertet als an den eigenen<br />

Stadtteil angrenzende ländliche Strukturen<br />

(höchster Wert: das zentrumsferne Dorf: M=4,1).<br />

K<strong>in</strong>dern gefällt es, wenn<br />

ländlich geprägte Landschaft<br />

an ihren Stadtteil<br />

angrenzt.<br />

Abb. 7.16a: Hochhaussiedlung<br />

Abb. 7.16b: Stadtquartier<br />

129


Abb. 7.16c: E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

Abb. 7.16d: Mehrfamilienhäuser<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich fast nicht<br />

<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>schätzungen der ästhetischen Komponenten<br />

ihres Stadtteils. Lediglich die Gestaltung<br />

der Gärten gefällt den Mädchen besser als den<br />

Jungen (M=3,6 versus 3,5). Bei den K<strong>in</strong>dern mit<br />

und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zeigen sich schon<br />

mehr Unterschiede: K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

gefällt sowohl die farbliche Gestaltung<br />

(M=3,0 versus 3,2) und die Gestaltung der Außenwände<br />

(M=2,9 versus 3,1) der Häuser <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil, als auch die Landschaft um ihren Stadtteil<br />

herum (M=3,5 versus 3,8) jeweils schlechter,<br />

allerd<strong>in</strong>gs wohnen sie auch vermehrt <strong>in</strong> den Stadtteilen,<br />

<strong>in</strong> denen tristere Fassaden und weniger attraktive<br />

umgebende Landschaft zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto kritischer bewerten<br />

sie die Ästhetik im Stadtteil.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der verschieben<br />

sich die Urteile vor allem für die Farbe der Häuser<br />

und die Landschaft um den Stadtteil herum (s.<br />

Abb. 7.17a), aber auch für die Höhe der Häuser,<br />

die Gestaltung der Außenwände sowie der Gärten<br />

(s. Abb. 7.17b) <strong>in</strong> die negative Richtung. Die K<strong>in</strong>der<br />

werden also kritischer, je älter sie werden.<br />

Weitere Unterschiede zeigen sich, wenn man betrachtet,<br />

<strong>in</strong>wieweit die Eltern der K<strong>in</strong>der von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d oder nicht. K<strong>in</strong>dern,<br />

deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffenen s<strong>in</strong>d,<br />

gefällt die Landschaft um ihren Stadtteil herum<br />

weniger gut als K<strong>in</strong>dern, deren Eltern dies nicht<br />

s<strong>in</strong>d (M=3,5 versus M=3,8), allerd<strong>in</strong>gs wohnen sie<br />

auch tatsächlich vermehrt <strong>in</strong> Stadtteilen, deren<br />

landschaftliche Umgebung von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>sgesamt<br />

als weniger ästhetisch e<strong>in</strong>geschätzt wird (s.o.).<br />

130


Abb. 7.17a: Ästhetische Bewertung nach Alter<br />

5,0<br />

4,0<br />

Mittelwerte<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Farbe der Häuser<br />

Landschaft um Stadtteil<br />

Abb. 7.17b: Ästhetische Bewertung nach Alter<br />

5,0<br />

4,0<br />

Mittelwerte<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Höhe der Häuser<br />

Gärten der Häuser<br />

Außenw ände der Häuser<br />

Zwei der ästhetischen Komponenten zeigen deutliche<br />

Zusammenhänge mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil. Je besser den K<strong>in</strong>dern die Landschaft um<br />

den Stadtteil herum gefällt, desto besser fühlen<br />

sie sich im Stadtteil (β=.30). Auch wenn den K<strong>in</strong>dern<br />

die farbliche Gestaltung der Häuser gefällt,<br />

ist das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil höher (β=.17).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist zu beachten, dass e<strong>in</strong>e von den K<strong>in</strong>dern<br />

wahrgenommene ästhetische Qualität auch<br />

mit e<strong>in</strong>er bestimmten Wohnform (E<strong>in</strong>familienhaus)<br />

131<br />

Die K<strong>in</strong>der fühlen sich im<br />

Stadtteil umso wohler, je<br />

besser ihnen die Landschaft<br />

rund um den Stadtteil<br />

und die farbliche Gestaltung<br />

der Häuser gefällt.


e<strong>in</strong>hergeht, die auch andere Vorzüge hat, die diesen<br />

Zusammenhang bed<strong>in</strong>gen könnten und die<br />

nicht im Fragebogen erhoben wurden. Für e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>gehendere Abschätzung der Wichtigkeit der ästhetischen<br />

Komponente sei auf die späteren Analysen<br />

<strong>in</strong> diesem Kapitel verwiesen.<br />

7.7 Straßenverkehr<br />

In diesem Teilabschnitt wird beleuchtet, wie die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen des Straßenverkehrs aus Sicht der<br />

K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d und welche Unterschiede sich zeigen.<br />

Das Thema wurde nur <strong>in</strong> 2006 aufgegriffen, lediglich<br />

nach dem Aspekt des gefahrlosen Radfahrens<br />

wurden die K<strong>in</strong>der bereits 2005 gefragt.<br />

Die Abbildung 7.18 zeigt, wie die K<strong>in</strong>der acht verschiedene<br />

Aspekte des Straßenverkehrs e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Im Schnitt haben die K<strong>in</strong>der nur teilweise den<br />

E<strong>in</strong>druck, gefahrlos Radfahren oder Skaten zu<br />

können und im Stadtteil genug Fußgängerampeln<br />

sowie viele Radwege zu haben. Die Autos fahren<br />

„manchmal“ auf normalen Straßen und Spielstraßen<br />

zu schnell, auf letzteren allerd<strong>in</strong>gs noch etwas<br />

seltener. Teilweise müssen die K<strong>in</strong>der auf dem<br />

Weg zu Freizeitangeboten große Straßen überqueren.<br />

Spielstraßen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen<br />

selten so zugeparkt, dass die K<strong>in</strong>der dort<br />

nicht spielen können. Die Topografie der Stadtteile<br />

stellt offensichtlich für die K<strong>in</strong>der für das Radfahren<br />

ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>derungsgrund dar, 75% der K<strong>in</strong>der<br />

geben an, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil nicht oder nur<br />

<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Ausmaß zu hügelig zum Radfahren<br />

ist.<br />

In Stadtteilen mit viel Autoverkehr<br />

und wenigen<br />

Radwegen können die K<strong>in</strong>der<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt gefahrlos<br />

Radfahren.<br />

Die Anzahl an Radwegen<br />

unterscheidet sich <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen stark.<br />

Zu e<strong>in</strong>igen Aspekten unterscheiden sich die Angaben<br />

der K<strong>in</strong>der stark je nach Stadtteil. Das gefahrlose<br />

Radfahren ist am wenigsten im Innenstadtbereich<br />

e<strong>in</strong>er Großstadt möglich (M=2,4), aber <strong>in</strong>sgesamt<br />

s<strong>in</strong>d die Werte <strong>in</strong> den Stadtteilen am niedrigsten,<br />

die eher schlecht mit Radwegen ausgestattet<br />

s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> denen das Verkehrsaufkommen<br />

des motorisierten Individualverkehrs hoch ist. Das<br />

gefahrlose Radfahren ist am besten im kle<strong>in</strong>sten<br />

untersuchten Stadtteil möglich (M=4,0), der überschaubar<br />

und eher ländlich strukturiert ist. Die<br />

größte Streuung tritt bei der Frage nach der Ausstattung<br />

mit Radwegen <strong>in</strong> den Stadtteilen auf.<br />

132


Abb. 7.18: Beurteilung des Straßenverkehrs im Stadtteil<br />

genug Fußgängerampeln<br />

es gibt<br />

viele Radw ege<br />

gefahrloses<br />

Radfahren möglich<br />

Aspekte des Straßenverkehrs<br />

Autos zu schnell<br />

(normale Straße)<br />

Autos zu schnell<br />

(Spielstraße)<br />

große Straßen<br />

müss überquert<br />

w erden<br />

Spielstraßen<br />

zugeparkt<br />

zu hügelig<br />

zum Radfahren<br />

1 2 3 4 5<br />

nicht<br />

völlig<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn (bzw. zwanzig <strong>in</strong> Bezug auf das gefahrlose<br />

Radfahren) Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn (bzw. zwanzig)<br />

Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen<br />

Durchschnitt.<br />

Die wenigsten Radwege gibt es nach der E<strong>in</strong>schätzung<br />

der K<strong>in</strong>der im zentrumsfernen Dorf (M=1,8)<br />

und dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

(M=2,0), <strong>in</strong> denen auch das gefahrlose Radfahren<br />

am wenigsten möglich ist (s.o.). Die K<strong>in</strong>der, die im<br />

jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt leben, sagen mit<br />

Abstand am häufigsten, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

viele Radwege gibt (M=4,3). Dieser Stadtteil profitiert<br />

von der Strategie der Kommune, die viel Wert<br />

auf den Radverkehr und se<strong>in</strong>e Infrastruktur legt.<br />

Im zentrumsfernen Dorf haben die K<strong>in</strong>der – wie<br />

bei den Radwegen – am wenigsten den E<strong>in</strong>druck,<br />

dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil genug Fußgängerampeln<br />

gibt (M=2,4). Ebenfalls niedrige Werte werden <strong>in</strong><br />

den Stadtteilen vergeben, die entweder ebenfalls<br />

133<br />

Sowohl <strong>in</strong> dicht als auch <strong>in</strong><br />

dünn besiedelten Stadtteilen<br />

gibt es zu wenige Fußgängerampeln.


Nur wenige K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />

es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil zu<br />

hügelig zum Radfahren.<br />

eher dünn besiedelt s<strong>in</strong>d oder dagegen Zentren<br />

von Groß- oder Mittelstädten s<strong>in</strong>d. Im grünen Kurort<br />

schätzen die K<strong>in</strong>der die Ausstattung mit Fußgängerampeln<br />

am besten e<strong>in</strong> (M=4,0). Die E<strong>in</strong>schätzung,<br />

<strong>in</strong>wieweit es im Stadtteil zu hügelig<br />

zum Radfahren ist, entspricht weitgehend der tatsächlichen<br />

Topografie. Der junge Vorort e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt (M=1,4) wird von den K<strong>in</strong>dern am seltensten,<br />

der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

(M=2,4) am häufigsten als zu hügelig zum Radfahren<br />

e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Unterschiede zwischen den Angaben von K<strong>in</strong>dern<br />

mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d bei diesem<br />

Aspekt dadurch überlagert, dass K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund vermehrt <strong>in</strong> Stadtteilen leben,<br />

<strong>in</strong> denen die Belastungen durch den motorisierten<br />

Individualverkehr erhöht s<strong>in</strong>d.<br />

Jungen haben häufiger als Mädchen den E<strong>in</strong>druck,<br />

dass die Spielstraßen so von Autos zugeparkt s<strong>in</strong>d,<br />

dass sie dort nicht spielen können und dass sie auf<br />

dem Weg zu Freizeitangeboten große Straßen<br />

überqueren müssen (s. Abb. 7.19).<br />

Abb. 7.19: Beurteilung des Straßenverkehrs nach<br />

Geschlecht<br />

Spielstraßen<br />

zugeparkt<br />

2,5<br />

2,7<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

große Straßen<br />

müssen<br />

überquert<br />

werden<br />

2,7<br />

2,9<br />

gefahrlos<br />

Rad fahren<br />

möglich<br />

3,1<br />

3,4<br />

nicht<br />

1 2 3 4 5<br />

völlig<br />

Möglicherweise ist dies bed<strong>in</strong>gt durch den üblicherweise<br />

größeren Aktionsradius – der häufig radelnd<br />

erschlossen wird - und die vermehrte Frei-<br />

134


zeitgestaltung von Jungen im Freien (z.B. Fußballspielen<br />

auf der Straße oder auf dem Bolzplätzen),<br />

so dass sie mit diesen Aspekten des Straßenverkehrs<br />

stärker konfrontiert s<strong>in</strong>d. Dies könnte auch<br />

e<strong>in</strong>e Erklärung dafür se<strong>in</strong>, dass Jungen im Gegensatz<br />

zu Mädchen das Radfahren <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

als weniger gefährlich e<strong>in</strong>schätzen: Sie s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong><br />

der Regel mehr gewohnt, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil Rad zu<br />

fahren und dementsprechend mit dem Straßenverkehr<br />

aus dieser Perspektive stärker vertraut.<br />

Das Gefühl, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gefahrlos Rad fahren<br />

oder Skaten zu können, nimmt bei den K<strong>in</strong>dern<br />

mit dem Alter zu (3,3 <strong>in</strong> der 3. Klasse bzw.<br />

3,1 <strong>in</strong> der 4. Klasse versus 3,5 <strong>in</strong> der 8 Klasse).<br />

Nachvollziehbar s<strong>in</strong>d diese Effekte vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />

dass K<strong>in</strong>der öfter mit dem Fahrrad unterwegs<br />

s<strong>in</strong>d, je älter sie werden. Mit zunehmender<br />

Übung erlangen sie e<strong>in</strong>e größere Verkehrssicherheit,<br />

die auch durch h<strong>in</strong>zu gewonnene körperliche<br />

Fähigkeiten verstärkt wird (z.B. Gleichgewicht halten<br />

können, Geschw<strong>in</strong>digkeiten e<strong>in</strong>schätzen, Übersicht<br />

durch Körpergröße).<br />

Die Bed<strong>in</strong>gungen, die der jeweilige Stadtteil für<br />

das Radfahren bietet, bestimmen bezogen auf den<br />

Straßenverkehr das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil am stärksten. Die K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil umso wohler, je höher sie die Anzahl<br />

der Radwege im Stadtteil (β=.14) sowie die<br />

Möglichkeit zum gefahrlosen Radfahren (β=.10)<br />

e<strong>in</strong>schätzen und je weniger hügelig sie ihren<br />

Stadtteil f<strong>in</strong>den (β=-.14). Auch wenn genug Fußgängerampeln<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, fühlen sich die<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohler (β=.10).<br />

Jungen f<strong>in</strong>den das Radfahren<br />

im Stadtteil weniger<br />

gefährlich als Mädchen. Sie<br />

empf<strong>in</strong>den die Spielstraßen<br />

als stärker zugeparkt und<br />

sie müssen häufiger große<br />

Straße überqueren, um zu<br />

Freizeitangeboten zu gelangen.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

wird das Radfahren im<br />

Stadtteil weniger gefährlich,<br />

die Anzahl der Radwege<br />

allerd<strong>in</strong>gs kritischer<br />

bewertet.<br />

Gute Bed<strong>in</strong>gungen zum<br />

Radfahren erhöhen das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil.<br />

7.8 Treffpunkte der K<strong>in</strong>der<br />

Mithilfe e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der im<br />

Jahr 2006 gefragt, an welcher Stelle <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil sie sich am häufigsten mit ihren Freund<strong>in</strong>nen<br />

und Freunden treffen. Nach <strong>in</strong>haltsanalytischen<br />

Kriterien wurden Kategorien ermittelt und<br />

die Antworten der K<strong>in</strong>der diesen jeweils zugeordnet<br />

10 . Insgesamt haben 2.259 K<strong>in</strong>der auf diese<br />

Frage geantwortet. Das soziale Leben der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> den zehn Stadtteilen f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>sgesamt hauptsächlich<br />

an öffentlich zugänglichen Orten wie der<br />

E<strong>in</strong>kaufsstraße oder Geschäften, Eisdielen oder<br />

Das soziale Leben der K<strong>in</strong>der<br />

f<strong>in</strong>det hauptsächlich an<br />

öffentlich zugänglichen Orten<br />

statt.<br />

10 Da die Frage nur 2006 gestellt wurde, beziehen sich<br />

die Antworten auf nur zehn der <strong>in</strong>sgesamt zwanzig untersuchten<br />

Stadtteile.<br />

135


dem Marktplatz statt (s. Abb. 7.20). Aber auch<br />

Privathäuser spielen als Treffpunkt e<strong>in</strong>e Rolle. So<br />

treffen sich etwa e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der entweder<br />

zu Hause oder bei Freunden. Als Treffpunkt mit<br />

Freunden seltener genannt werden Spielplätze,<br />

Bolzplätze und das Freibad, wobei zu berücksichtigen<br />

ist, dass den K<strong>in</strong>dern nicht <strong>in</strong> allen untersuchten<br />

Stadtteilen e<strong>in</strong> Freibad zur Verfügung steht.<br />

Abb.7.20: Häufigster Treffpunkt mit Freund<strong>in</strong>nen und Freunden im Stadtteil<br />

30%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

20%<br />

10%<br />

21%<br />

12%<br />

10%<br />

5% 5%<br />

4% 4% 4%<br />

0%<br />

zu Hause<br />

E<strong>in</strong>kaufsstraße, Geschäfte<br />

Eisdiele<br />

Marktplatz<br />

bei Freunden<br />

Freibad<br />

Spielplatz<br />

Bolzplatz<br />

häufigste Treffpunkte<br />

Jungen und Mädchen bevorzugen<br />

teilweise unterschiedliche<br />

Treffpunkte.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

treffen sich häufiger<br />

an öffentlich zugänglichen<br />

Orten.<br />

Manche Treffpunkte werden von Mädchen und<br />

Jungen <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß favorisiert.<br />

Mädchen treffen sich mit Freund<strong>in</strong>nen und Freunden<br />

häufiger als Jungen zu Hause, <strong>in</strong> der Eisdiele<br />

und <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße oder Geschäften, während<br />

Bolzplätze und Freibäder stärker Treffpunkte<br />

von Jungen als von Mädchen s<strong>in</strong>d.<br />

Privathäuser s<strong>in</strong>d für K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

viel weniger e<strong>in</strong> Treffpunkt, sei es zu<br />

Hause oder bei Freunden. Dafür treffen sie sich<br />

deutlich häufiger <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße oder <strong>in</strong>/an<br />

Geschäften, dem Marktplatz oder auf Spielplätzen,<br />

also an öffentlich zugänglichen Orten. Dies liegt<br />

vermutlich daran, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

häufiger als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder Hochhäusern<br />

wohnen, <strong>in</strong> denen ihnen – auch bed<strong>in</strong>gt durch<br />

die höhere Geschwisterzahl - weniger Platz zur<br />

136


Verfügung steht und sie deshalb eher auf Treffpunkte<br />

außerhalb der Wohnung ausweichen.<br />

In den Stadtteilen, die eher durch e<strong>in</strong>en niedrigen<br />

Wohnstandard gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, werden als<br />

häufigste Treffpunkte „zu Hause“ und „bei Freunden“<br />

auffallend selten genannt. In den Stadtteilen<br />

mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil teilweise großer E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

s<strong>in</strong>d dagegen die Bed<strong>in</strong>gungen offensichtlich<br />

sehr viel günstiger, sich <strong>in</strong> den Privatwohnungen<br />

zu treffen. Die untersuchten Stadtteile<br />

mit den niedrigen Wohnstandards s<strong>in</strong>d aber zumeist<br />

auch die, die e<strong>in</strong> gutes bis sehr gutes Angebot<br />

an Geschäften sowie anderer Angebote vorhalten.<br />

So treffen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Innenstädten<br />

der Groß- und Mittelstädte viel häufiger <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />

bzw. Geschäften als die K<strong>in</strong>der, deren<br />

Stadtteil kaum mit Geschäften aufwarten kann.<br />

Hier verlagert sich also der Treffpunkt aus den Privatwohnungen<br />

h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> den öffentlichen Bereich<br />

der Innenstadt bzw. der E<strong>in</strong>kaufsstraße.<br />

In Stadtteilen mit vielen<br />

E<strong>in</strong>familienhäusern treffen<br />

sich die K<strong>in</strong>der häufiger zu<br />

Hause oder bei Freunden.<br />

Die K<strong>in</strong>der, die sich am häufigsten mit ihren<br />

Freund<strong>in</strong>nen und Freunden zu Hause treffen, fühlen<br />

sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohler als diejenigen,<br />

deren häufigster Treffpunkt die Innenstadt bzw.<br />

Geschäfte oder die Eisdiele s<strong>in</strong>d. Hier spielt e<strong>in</strong>e<br />

Rolle, dass außerhäusige Treffpunkte vor allem <strong>in</strong><br />

den untersuchten Innenstadtquartieren e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen, die <strong>in</strong>sgesamt durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Wohnqualität<br />

vor allem <strong>in</strong> Bezug auf die Wohnungen<br />

gekennzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />

Im Anschluss wurde den K<strong>in</strong>dern die Frage gestellt,<br />

was sie meistens tun, wenn sie sich an den<br />

Stellen <strong>in</strong> den Kommunen treffen. 2.079 Antworten<br />

wurden auf diese ebenfalls offene Frage gegeben.<br />

Sport, Spielen, Essen, mite<strong>in</strong>ander quatschen<br />

und Bummeln, das s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gstätigkeiten,<br />

die K<strong>in</strong>der an oder von ihren Treffpunkten aus<br />

ausführen. Die Tätigkeiten am häufigsten Treffpunkt<br />

s<strong>in</strong>d stark geschlechtsabhängig (s. Abb.<br />

7.21). Wie bereits die unterschiedliche Priorisierung<br />

der Treffpunkte vermuten lässt (s.o.), essen,<br />

reden, bummeln und spielen Mädchen häufiger,<br />

wenn sie sich treffen, Jungen dagegen treiben<br />

mehr Sport.<br />

An den Treffpunkten treiben<br />

die K<strong>in</strong>der meistens<br />

Sport, spielen, essen, reden<br />

und bummeln.<br />

Jungen und Mädchen üben<br />

unterschiedliche Tätigkeiten<br />

an den Treffpunkten<br />

aus.<br />

137


Abb. 7.21: Tätigkeiten am Treffpunkt nach Geschlecht<br />

60%<br />

50%<br />

45%<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

15%<br />

31%<br />

24%<br />

27%<br />

23%<br />

20%<br />

10%<br />

9% 9%<br />

7%<br />

5% 5%<br />

0%<br />

Sport Spielen Essen Reden Bummeln Spazieren<br />

gehen<br />

Tätigkeiten am Treffpunkt<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der älter werden,<br />

spielen sie weniger an<br />

den Treffpunkten, stattdessen<br />

reden, essen und<br />

bummeln sie öfter.<br />

K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

treiben an ihren<br />

Treffpunkten häufiger<br />

Sport als K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Das Spielen als Tätigkeit von K<strong>in</strong>dern wird mit zunehmendem<br />

Alter seltener (dritte Klasse: 66%,<br />

achte Klasse: 4%). Dafür steigt die Häufigkeit, mit<br />

der die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>fach mite<strong>in</strong>ander reden, wenn<br />

sie sich treffen (von 3% auf 28%), etwas essen<br />

(von 3% auf 23%) und/oder <strong>in</strong> der Stadt bzw. Geschäften<br />

bummeln gehen (von 0% auf 10%).<br />

Neben dem Geschlecht und dem Alter der K<strong>in</strong>der<br />

hat auch der Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>en starken<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Tätigkeiten am Treffpunkt. K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gehen häufiger von ihrem<br />

Treffpunkt aus spazieren (10% versus 3%)<br />

und bummeln häufiger als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(17% versus 12%), K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gehen dagegen bei ihren<br />

Treffen häufiger sportlichen Aktivitäten nach (31%<br />

versus 25%).<br />

In den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen eher viel Verkehr vorherrscht,<br />

spielen die K<strong>in</strong>der auffällig weniger bei<br />

ihren Treffen. Dementsprechend spielen die K<strong>in</strong>der<br />

mehr <strong>in</strong> den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer<br />

Straßenverkehr dies offensichtlich eher zulässt.<br />

Wenig überraschend ist darüber h<strong>in</strong>aus, dass die<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit e<strong>in</strong>em Ortskern<br />

e<strong>in</strong>er Mittel- oder Großstadt leben, bei ihren Treffen<br />

häufiger essen und bummeln als diejenigen,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit mäßigem Angebot an<br />

Geschäften und (Fast-Food-)Restaurants wohnen.<br />

138


Nimmt man das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil <strong>in</strong> den Blick, so zeigt sich, dass sich die<br />

K<strong>in</strong>der, die bei ihren Treffen mit Freund<strong>in</strong>nen und<br />

Freunden meistens spielen, wohler fühlen als diejenigen,<br />

die essen oder reden, wenn sie sich treffen.<br />

Erklärbar wird dieser Befund vor allem durch<br />

den Alterseffekt: es s<strong>in</strong>d hauptsächlich die jüngeren<br />

K<strong>in</strong>der, die spielen, wenn sie sich treffen, die<br />

älteren essen häufiger und reden mite<strong>in</strong>ander<br />

(s.o.). Gleichzeitig ist bei den älteren K<strong>in</strong>dern das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil generell deutlich ger<strong>in</strong>ger<br />

als bei den jüngeren K<strong>in</strong>dern (s. Kap. 5.1),<br />

also auch unabhängig von den Tätigkeiten am<br />

Treffpunkt. Möglicherweise bietet das Spielen aber<br />

auch mehr Möglichkeiten, sich mit dem Stadtteil<br />

aktiv ause<strong>in</strong>ander zu setzen als der Aufenthalt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Eisdiele oder Pizzeria.<br />

Schließlich bleibt noch die Frage offen, wo die K<strong>in</strong>der<br />

was tun. Treffen sich die K<strong>in</strong>der zu Hause oder<br />

bei Freunden, dann spielen sie vornehmlich, gefolgt<br />

von Sport, reden und Computer spielen. Wenig<br />

überraschend wird dagegen <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />

bzw. Geschäften hauptsächlich gebummelt,<br />

gegessen und mite<strong>in</strong>ander geredet. In der Eisdiele<br />

steht das Essen klar im Vordergrund, aber auch<br />

reden und bummeln werden hier genannt. Der<br />

Marktplatz bietet sich vor allem zum Essen und<br />

Bummeln, aber auch zum Reden, K<strong>in</strong>o und zum<br />

Rumhängen an. Der Treffpunkt Freibad dagegen<br />

ist deutlich von der Tätigkeit „Sport“ dom<strong>in</strong>iert,<br />

gespielt und geredet wird dabei schon viel weniger<br />

häufig. Noch klarer als das Freibad wird der Bolzplatz<br />

von den K<strong>in</strong>dern fast ausschließlich für die<br />

Tätigkeit Sport genutzt. Auf dem Spielplatz wiederum<br />

steht neben dem Spielen auch mite<strong>in</strong>ander<br />

quatschen und Sport im Vordergrund.<br />

Je nach Treffpunkt führen<br />

die K<strong>in</strong>der unterschiedliche<br />

Tätigkeiten aus.<br />

7.9 Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil<br />

Von den K<strong>in</strong>dern wurde sowohl 2005 als auch<br />

2006 erfragt, ob sie e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil haben, welcher Platz das ist und was diesen<br />

Platz zum Liebl<strong>in</strong>gsplatz für die K<strong>in</strong>der macht.<br />

Insgesamt haben 64% der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Allerd<strong>in</strong>gs nimmt der Anteil<br />

der K<strong>in</strong>der, der e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil<br />

hat, mit zunehmendem Alter deutlich ab (s.<br />

Abb. 7.22). Dieser Effekt ist ab der 5. Klasse zu<br />

beobachten. Auch die analysierten Stadtteile unterscheiden<br />

sich dar<strong>in</strong>, wie viele K<strong>in</strong>der jeweils an-<br />

Die K<strong>in</strong>der haben seltener<br />

e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz, wenn<br />

sie älter werden.<br />

139


geben, e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz zu haben. Weitere<br />

Gruppenunterschiede treten nicht auf.<br />

Abb. 7.22: Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsplatzes im Stadtteil<br />

nach Alter<br />

100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

64%<br />

69%<br />

66%<br />

65%<br />

60%<br />

54%<br />

0%<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Klassenstufe<br />

E<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz zu haben,<br />

steigert das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />

Das eigene Zuhause, Spielplätze<br />

und Parkanlagen<br />

s<strong>in</strong>d die häufigsten<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorte der K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil.<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil e<strong>in</strong>e Stelle benennen<br />

können, die sie als ihren Liebl<strong>in</strong>gsort bezeichnen,<br />

ist auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil deutlich<br />

besser (M=5,9 versus M=5,4). Die Art des<br />

Liebl<strong>in</strong>gsortes selbst (s.u.) zeigt allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil.<br />

Die K<strong>in</strong>der, die angaben, e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz zu<br />

haben, wurden gebeten, diesen zu benennen 11 .<br />

Abbildung 7.23 gibt die häufigsten Antworten auf<br />

diese Frage wieder. In ihrem Stadtteil stehen für<br />

die K<strong>in</strong>der sowohl das eigene Zuhause, Spielplätze<br />

oder Bolzplätze als auch Parks ganz oben auf der<br />

Liste der Liebl<strong>in</strong>gsplätze. Sehr beliebt s<strong>in</strong>d auch<br />

Sportplätze, Freibäder (falls vorhanden), Eisdielen<br />

und die Innenstadt mit ihren Geschäften. In e<strong>in</strong>er<br />

berichtenswerten Häufigkeit wurden von den K<strong>in</strong>dern<br />

darüber h<strong>in</strong>aus Jugendtreffs, der Marktplatz<br />

oder Waldstücke als Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil<br />

genannt.<br />

11 Die Frage nach den Liebl<strong>in</strong>gsplätzen im Stadtteil wurde<br />

den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt. Die 2.888<br />

Antworten wurden nach Kriterien der Qualitativen Inhaltanalyse<br />

e<strong>in</strong>er von 52 Kategorien zugeordnet.<br />

140


Auffällig s<strong>in</strong>d die starken Überschneidungen der<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätze mit den häufigsten Treffpunkten<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil (s.o.).<br />

Abb. 7.23: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil<br />

Zuhause<br />

Spielplatz<br />

Bolzplatz<br />

Park<br />

8%<br />

8%<br />

8%<br />

8%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

Sportplatz<br />

Freibad<br />

Eisdiele<br />

Innenstadt / Geschäfte<br />

Jugendtreff, Jugendcafe<br />

Marktplatz<br />

im Wald<br />

6%<br />

6%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

3%<br />

0 5 10 15 20<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Im weiteren S<strong>in</strong>ne sportliche Aktivitäten der K<strong>in</strong>der<br />

(z.B. Bolzplatz, Freibad, Reiterhof, Tennisplatz,<br />

Sportplatz) umfassen 28% der Nennungen. Auf<br />

Orte <strong>in</strong> der Natur (am Wasser, Park, im Wald,<br />

Wiese, Feld etc.) beziehen sich 17% aller Nennungen.<br />

„Sport“ und „Natur“ s<strong>in</strong>d für K<strong>in</strong>der also offensichtlich<br />

wichtige Dimensionen zur Kennzeichnung<br />

e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsortes im Stadtteil.<br />

Abhängig von der tatsächlichen Ausstattung des<br />

jeweiligen Stadtteils unterscheidet sich die Hitliste<br />

der Liebl<strong>in</strong>gsorte zwischen den untersuchten<br />

Stadtteilen sehr deutlich. Das eigene Zuhause ist<br />

fast <strong>in</strong> jedem Stadtteil unter den ersten fünf Nennungen.<br />

Ausnahmen bestehen lediglich <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen, <strong>in</strong> denen die Qualität sowie das Platzangebot<br />

der vorherrschenden Wohnbebauung relativ<br />

ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d. Spielplätze s<strong>in</strong>d vor allem dort beliebt,<br />

wo relativ viele K<strong>in</strong>der wohnen und es (noch)<br />

Sportmöglichkeiten und<br />

Natur s<strong>in</strong>d wichtige Kennzeichen<br />

e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>sortes<br />

im Stadtteil.<br />

Das eigene Zuhause ist<br />

fast immer unter den fünf<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorten.<br />

141


Gibt es e<strong>in</strong> Stadtzentrum,<br />

e<strong>in</strong>en Marktplatz oder Parkanlagen<br />

im Stadtteil gehören<br />

sie immer zu den<br />

liebsten Orten.<br />

vergleichsweise wenige alternative Angebote oder<br />

Freizeitmöglichkeiten an frischer Luft gibt (z.B.<br />

Neubaugebiete). E<strong>in</strong> ähnliches Muster zeigt sich<br />

beim Freibad; es wird dann besonders häufig als<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort genannt, wenn nur wenige weitere der<br />

sonst genannten attraktiven Orte im Stadtteil vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. In allen untersuchten Innenstadtbereichen<br />

bzw. Stadtzentren s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />

bzw. die Geschäfte bei den K<strong>in</strong>dern unter den ersten<br />

vier Liebl<strong>in</strong>gsplätzen im Stadtteil. Ähnlich verhält<br />

es sich mit Marktplätzen und Parkanlagen:<br />

S<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong> den Stadtteilen vorhanden, dann<br />

stehen sie bei den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der Beliebtheit jeweils<br />

ganz oben auf der Liste.<br />

Abb. 7.24: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil nach Geschlecht<br />

zu Hause<br />

8%<br />

9%<br />

Spielplatz<br />

Bolzplatz<br />

2%<br />

7%<br />

9%<br />

15%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

Park<br />

Sportplatz<br />

Freibad<br />

Eisdiele<br />

Innenstadt/<br />

Geschäfte<br />

Jugendtreff,<br />

Jugendcafe<br />

Marktplatz<br />

im Wald<br />

6%<br />

2%<br />

7%<br />

5%<br />

8%<br />

3%<br />

6%<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

3%<br />

4%<br />

3%<br />

3%<br />

10%<br />

11%<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

0 5 10 15 20<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Mädchen und Jungen unterscheiden sich teilweise<br />

deutlich dar<strong>in</strong>, was für sie jeweils Liebl<strong>in</strong>gsorte <strong>in</strong><br />

142


ihrem Stadtteil s<strong>in</strong>d (s. Abb. 7.24). Die Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

der Jungen s<strong>in</strong>d klar Bolzplätze und Sportplätze.<br />

Parks, Spielplätze und Eisdielen werden<br />

stärker von den Mädchen als Liebl<strong>in</strong>gsplätze genannt.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto seltener s<strong>in</strong>d<br />

Spielplätze oder das eigene Zuhause die Orte, die<br />

den K<strong>in</strong>dern am liebsten s<strong>in</strong>d (s. Abb. 7.25). Mit<br />

zunehmendem Alter nehmen Jugendtreffs bzw.<br />

Jugendcafes immer mehr diese Bedeutung e<strong>in</strong>.<br />

Die Liebl<strong>in</strong>gsorte von Jungen<br />

und Mädchen s<strong>in</strong>d sehr<br />

unterschiedlich.<br />

Das eigene Zuhause und<br />

Spielplätze s<strong>in</strong>d vor allem<br />

für die jüngeren K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />

Abb. 7.25: Das eigene Zuhause, Jugendtreffs und der Spielplatz<br />

als Liebl<strong>in</strong>gsorte im Stadtteil nach Alter<br />

20%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

10%<br />

0%<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Zuhause<br />

Jugendtreff, Jugendcafe<br />

Spielplatz<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich <strong>in</strong> ihrer Wahl des Liebl<strong>in</strong>gsortes im<br />

Stadtteil <strong>in</strong> drei Kategorien: Vor allem Spielplätze<br />

und die Innenstadt mit ihren Geschäften nennen<br />

die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund als Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

(s. Abb. 7.26). Die Eisdiele wird häufiger<br />

von K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund als Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />

genannt.<br />

143


Abb. 7.26: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

Eisdiele<br />

Innenstadt/<br />

Geschäfte<br />

4%<br />

4%<br />

7%<br />

8%<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Spielplatz<br />

5%<br />

14%<br />

0 5 10 15 20<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Abb. 7.27: Die häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort im Stadtteil<br />

Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Freunde<br />

treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Natur<br />

Tiere<br />

Nahrungserwerb<br />

5%<br />

5%<br />

7%<br />

9%<br />

9%<br />

12%<br />

17%<br />

19%<br />

Spaß<br />

4%<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Was genau macht aber die genannten Liebl<strong>in</strong>gsorte<br />

für die K<strong>in</strong>der zu Liebl<strong>in</strong>gsorten Dies wurden<br />

die K<strong>in</strong>der ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Format gefragt<br />

12 . Die neun häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort zeigt die Abbildung 7.27.<br />

12 1.514 Antworten wurden von den K<strong>in</strong>dern auf diese<br />

Frage gegeben, bis zu drei Nennungen waren möglich.<br />

144


Gute Sport- und Spielmöglichkeiten sowie die<br />

Möglichkeit, dort Freunde zu treffen s<strong>in</strong>d die<br />

Hauptgründe für Liebl<strong>in</strong>gsorte. Auch Qualitäten<br />

wie Ruhe und Schönheit kennzeichnen e<strong>in</strong>en Ort<br />

als Liebl<strong>in</strong>gsort. Naturbezogene Elemente s<strong>in</strong>d<br />

ebenfalls wichtig. Teilweise s<strong>in</strong>d Liebl<strong>in</strong>gsorte aber<br />

auch Orte, an denen die K<strong>in</strong>der etwas zu essen<br />

kaufen oder e<strong>in</strong>fach Spaß haben können.<br />

Mit Ausnahme der Sportmöglichkeiten, die weit<br />

überwiegend e<strong>in</strong> Kennzeichen für die Liebl<strong>in</strong>gsorte<br />

der Jungen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die Geschlechtsunterschiede<br />

bei den Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsorte weniger<br />

ausgeprägt als bei den Liebl<strong>in</strong>gsorten selbst (s.<br />

Abb. 7.28). Für Mädchen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs Naturelemente<br />

sowie soziale Komponenten stärker von<br />

Bedeutung.<br />

Sport- und Spielmöglichkeiten<br />

sowie die Möglichkeit,<br />

Freunde zu treffen,<br />

machen e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

aus.<br />

Sportmöglichkeiten kennzeichnen<br />

vor allem<br />

Liebl<strong>in</strong>gsorte der Jungen.<br />

Für Mädchen s<strong>in</strong>d Naturelemente<br />

und soziale Aspekte<br />

relevanter.<br />

Abb. 7.28: Die häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort nach Geschlecht<br />

Sportmöglichkeiten<br />

8%<br />

34%<br />

Freunde treffen<br />

19%<br />

15%<br />

Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Natur<br />

Tiere<br />

12%<br />

12%<br />

11%<br />

7%<br />

11%<br />

6%<br />

9%<br />

4%<br />

8%<br />

1%<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

Nahrungserwerb<br />

6%<br />

3%<br />

Spaß<br />

5%<br />

4%<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Sie wurden nach Kriterien der Qualitativen Inhaltsanalyse<br />

e<strong>in</strong>er von 43 Kategorien zugeordnet.<br />

145


Für die älteren K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />

die Freunde e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Kriterium für e<strong>in</strong>en<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />

Mit dem Alter der K<strong>in</strong>der werden erwartungsgemäß<br />

die Spielmöglichkeiten immer weniger e<strong>in</strong><br />

Kennzeichen des Liebl<strong>in</strong>gsplatzes, dafür wird es<br />

deutlich wichtiger, dass am Liebl<strong>in</strong>gsplatz die<br />

Freunde und Freund<strong>in</strong>nen anzutreffen s<strong>in</strong>d (s. Abb.<br />

7.29). Aber auch die Komponente „Ruhe“, also e<strong>in</strong><br />

Rückzugsort, wird für die K<strong>in</strong>der wichtiger, je älter<br />

sie werden.<br />

Abb. 7.29: Ausgewählte Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

nach Alter<br />

40%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Ruhe<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Die Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort zeigen<br />

ke<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil.<br />

Die verschiedenen Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />

aus sehr unterschiedlichen Gründen die Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />

der K<strong>in</strong>der (s. Abb. 7.30a-i).<br />

Spielplätze s<strong>in</strong>d auch wichtige<br />

Treffpunkte mit Freunden.<br />

Das eigene Zuhause der<br />

K<strong>in</strong>der bietet Geborgenheit<br />

und Ruhe.<br />

Der Spielplatz ist erwartungsgemäß deshalb e<strong>in</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>gsort im Stadtteil, weil er v.a. Spielmöglichkeiten,<br />

aber auch Gelegenheit zu sozialen Kontakten<br />

bietet.<br />

Das eigene Zuhause ist für die K<strong>in</strong>der aus vielen<br />

verschiedenen Gründen e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsplatz. K<strong>in</strong>der<br />

schätzen ihr Zuhause vor allem weil es für sie für<br />

„Geborgenheit und Gemütlichkeit“ steht, häufig<br />

genannt werden auch „Ruhe“ und „Schönheit“.<br />

Das Zuhause ist also für viele K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Art „sicherer<br />

Hafen“.<br />

146


Abb. 7.30a-i: Ausgewählte Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

nach Liebl<strong>in</strong>gsort<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Spielplatz<br />

Liebl<strong>in</strong>gspltz: Spielplatz<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

9%<br />

5%<br />

19%<br />

38%<br />

9%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Zuhause<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Zuhause<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

3%<br />

22%<br />

0%<br />

10%<br />

9%<br />

7%<br />

5%<br />

4%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Auch der Park als Liebl<strong>in</strong>gsort hat vielfältige Begründungen:<br />

Am häufigsten werden die „Natur“,<br />

„Ruhe“ und „Schönheit“ genannt, aber auch<br />

Spielmöglichkeiten und die Möglichkeit, Freunde<br />

zu treffen s<strong>in</strong>d relevant.<br />

Das Freibad h<strong>in</strong>gegen erfüllt vornehmlich zwei<br />

Funktionen: Die meisten K<strong>in</strong>der sehen es als<br />

Sportanlage, die aber gleichzeitig auch e<strong>in</strong> Ort sozialer<br />

Begegnungen ist.<br />

Im Park genießen die K<strong>in</strong>der<br />

die Natur, Ruhe und<br />

Schönheit.<br />

Freibäder s<strong>in</strong>d auch Orte<br />

sozialer Begegnung.<br />

147


Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Park<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Park<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

20%<br />

2%<br />

1%<br />

18%<br />

19%<br />

14%<br />

15%<br />

5%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Freibad<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Freibad<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

1%<br />

0%<br />

5%<br />

5%<br />

6%<br />

25%<br />

7%<br />

40%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Der Bolzplatz und der<br />

Sportplatz s<strong>in</strong>d vor allem<br />

Sportanlage.<br />

Eisdielen s<strong>in</strong>d nicht nur<br />

zum Eisessen, sonders<br />

auch als Treffpunkt beliebt.<br />

Der Bolzplatz ist für die K<strong>in</strong>der sehr e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong>e<br />

Sportanlage, auf der manche K<strong>in</strong>der auch Freunde<br />

treffen oder spielen. Der Sport steht aber im Mittelpunkt.<br />

Ähnliches gilt für den Sportplatz, der aber etwas<br />

stärker die Funktion e<strong>in</strong>es Treffpunktes e<strong>in</strong>nimmt<br />

als der Bolzplatz.<br />

Die Eisdiele ist für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Ort, wo sie etwas<br />

kaufen können, was sie gerne mögen. Außerdem<br />

ist sie im Stadtteil e<strong>in</strong> wichtiger Treffpunkt mit anderen<br />

K<strong>in</strong>dern.<br />

148


Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Bolzplatz<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Bolzplatz<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

3%<br />

1%<br />

0%<br />

3%<br />

0%<br />

13%<br />

7%<br />

74%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Sportplatz<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Sportplatz<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

2%<br />

0%<br />

0%<br />

5%<br />

2%<br />

17%<br />

8%<br />

60%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

149


Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Eisdiele<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Eisdiele<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

1%<br />

2%<br />

56%<br />

4%<br />

6%<br />

33%<br />

0%<br />

0%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Die Innenstadt bzw. die<br />

Geschäfte mögen die K<strong>in</strong>der<br />

aus verschiedenen<br />

Gründen, hauptsächlich als<br />

Treffpunkt mit Freunden.<br />

Am Jugendtreff schätzen<br />

die K<strong>in</strong>der vor allem die<br />

Kontaktmöglichkeiten sowie<br />

die Angebote.<br />

Bei der Innenstadt bzw. ihren Geschäften gibt es<br />

ke<strong>in</strong>en dom<strong>in</strong>ierenden Hauptgrund, sie ist für die<br />

K<strong>in</strong>der aus vielfältigen Gründen e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />

An ihr schätzen die K<strong>in</strong>der am häufigsten, dass sie<br />

sich dort mit ihren Freunden treffen können. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus strahlt sie für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e ästhetische<br />

Komponente aus und steht bei manchen für<br />

den Erwerb und Verzehr von Nahrungsmitteln.<br />

Der Jugendtreff bzw. das Jugendcafe ist als<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort vor allem als sozialer Ort des Kontaktes<br />

mit Freunden sowie durch Spielmöglichkeiten<br />

gekennzeichnet. In eher ger<strong>in</strong>gem Maße steht er<br />

für die K<strong>in</strong>der auch für die Möglichkeit, Sport zu<br />

treiben.<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Innenstadt / Geschäfte<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Innenstadt /<br />

Geschäfte<br />

Natur<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

1%<br />

3%<br />

6%<br />

0%<br />

9%<br />

19%<br />

4%<br />

4%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

150


Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Jugendtreff, Jugendcafe<br />

Natur<br />

0%<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Jugendtreff,<br />

Jugendcafe<br />

Geborgenheit<br />

Nahrungserwerb<br />

Ruhe<br />

Schönheit<br />

Freunde treffen<br />

Spielmöglichkeiten<br />

Sportmöglichkeiten<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

2%<br />

9%<br />

24%<br />

44%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

7.10 Ästhetische Favoriten der K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil<br />

Ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der<br />

danach gefragt, welche Stellen sie <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

besonders schön f<strong>in</strong>den. Diese Frage wurde<br />

ausschließlich 2006 gestellt, <strong>in</strong>sgesamt gaben die<br />

K<strong>in</strong>der 2.433 Antworten auf diese Frage 13 .<br />

Die für die K<strong>in</strong>der schönsten Orte im Stadtteil s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>deutig Parkanlagen (s. Abb. 7.31). Aber auch<br />

die jeweilige Innenstadt mit ihren E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />

empf<strong>in</strong>den viele K<strong>in</strong>der als schön, ebenso<br />

wie Marktplätze oder Waldstücke im Stadtteil.<br />

Insgesamt kennzeichnen für 39% der K<strong>in</strong>der Natur-Elemente<br />

(z.B. Park, Wald, Teich) e<strong>in</strong>en ästhetischen<br />

Ort. Orte, die für soziale Interaktionsmöglichkeiten<br />

im Stadtteil stehen (wie die Innenstadt,<br />

Marktplatz, Jugendtreff etc.) bezeichnen <strong>in</strong>sgesamt<br />

33% der K<strong>in</strong>der als schön.<br />

Für viele K<strong>in</strong>der machen<br />

Naturelemente e<strong>in</strong>en<br />

schönen Ort im Stadtteil<br />

aus.<br />

13 Bis zu drei Antworten e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des wurden aufgenommen.<br />

Die Antworten wurden nach Kriterien der<br />

Qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 56 Kategorien<br />

zugeordnet.<br />

151


Abb. 7.31: Die schönsten Stellen im Stadtteil<br />

Park<br />

Innenstadt / Geschäfte<br />

12%<br />

19%<br />

Marktplatz<br />

9%<br />

schöne Stellen<br />

Wald<br />

Bach, Fluss<br />

Teich, See<br />

bestimmte Gebäude<br />

Spielplatz<br />

Zuhause<br />

nichts<br />

Eisdiele<br />

Jugendtreff, Jugendcafe<br />

6%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Orte, die die K<strong>in</strong>der schön<br />

f<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d nicht unged<strong>in</strong>gt<br />

auch ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze.<br />

Mädchen und Jungen f<strong>in</strong>den<br />

häufig die gleichen Orte<br />

im Stadtteil schön.<br />

Vergleicht man die Angaben der K<strong>in</strong>der, was sie<br />

zum e<strong>in</strong>en als besonders schöne Stellen und zum<br />

anderen als ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil (s.<br />

Abb. 7.23) e<strong>in</strong>schätzen, fällt auf, dass es zwar<br />

Übere<strong>in</strong>stimmungen, aber auch große Abweichungen<br />

gibt. So werden z.B. Bäche, Flüsse, Teiche<br />

oder Seen als schön empfunden, tauchen aber bei<br />

den Liebl<strong>in</strong>gsplätzen nicht auf. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d<br />

zum Beispiel Bolzplätze und Freibäder häufig genannte<br />

Liebl<strong>in</strong>gsplätze, die aber von den K<strong>in</strong>dern<br />

nicht als schöne Stellen empfunden werden. Die<br />

Schönheit und die Beliebtheit e<strong>in</strong>es Platzes müssen<br />

also nicht gleichbedeutend se<strong>in</strong>. Dies kommt<br />

auch dar<strong>in</strong> zum Ausdruck, dass die K<strong>in</strong>der als Begründung<br />

für ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze Schönheit erst<br />

an fünfter Stelle nennen (s. Abb. 7.27).<br />

Bemerkenswerterweise unterscheiden sich Jungen<br />

und Mädchen nur wenig <strong>in</strong> der Bewertung der<br />

schönsten Stellen bzw. Orte <strong>in</strong> ihrem Stadtteil (s.<br />

Abb. 7.32). Während Mädchen <strong>in</strong>sgesamt Orte, die<br />

mit Natur assoziiert s<strong>in</strong>d (z.B. Park, Bach bzw.<br />

Fluss) ästhetischer als Jungen f<strong>in</strong>den, bezeichnen<br />

Jungen häufiger als Mädchen die Innenstadt bzw.<br />

Geschäfte als besonders schönen Ort <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil. Während Parkanlagen von Mädchen auch<br />

als Liebl<strong>in</strong>gsort häufiger als von Jungen genannt<br />

werden, fällt auf, dass für Mädchen die Innenstadt<br />

152


zw. Geschäfte zwar sowohl häufigerer Treffpunkt<br />

als auch Liebl<strong>in</strong>gsplatz als für Jungen ist, sich auf<br />

die Frage nach den schönsten Stellen aber e<strong>in</strong><br />

entgegen gesetzter Effekt zeigt. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

kommt hier der ger<strong>in</strong>ge Anteil an Naturelementen<br />

zum Tragen, der für Mädchen <strong>in</strong> Bezug auf schöne<br />

Stellen im Stadtteil e<strong>in</strong>e größere Bedeutung hat<br />

als für Jungen.<br />

Abb. 7.32: Die schönsten Stellen im Stadtteil nach<br />

Geschlecht<br />

Park<br />

Innenstadt / Geschäfte<br />

Marktplatz<br />

16%<br />

10%<br />

14%<br />

9%<br />

9%<br />

23%<br />

schöne Stellen<br />

Wald<br />

Bach, Fluss<br />

zu Hause<br />

Teich, See<br />

6%<br />

6%<br />

8%<br />

4%<br />

3%<br />

5%<br />

5%<br />

4%<br />

Spielplatz<br />

Eisdiele<br />

Jugendtreff, Jugendcafe<br />

bestimmte Gebäude<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

3%<br />

3%<br />

2%<br />

4%<br />

4%<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Die ästhetische Bewertung von Orten bzw. Stellen<br />

im Stadtteil verändert sich mit dem Alter der K<strong>in</strong>der<br />

nur wenig. Die jüngeren K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en<br />

Wald <strong>in</strong> stärkerem Maße als schön, während<br />

die Innenstadt <strong>in</strong>klusive ihrer Geschäfte eher für<br />

die älteren K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e ästhetische Komponente<br />

aufweist (s. Abb. 7.33).<br />

Die Innenstadt empf<strong>in</strong>den<br />

eher die älteren K<strong>in</strong>der als<br />

schön.<br />

153


Abb. 7.33: Die schönsten Stellen im Stadtteil nach Alter<br />

30%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Wald<br />

Innenstadt / Geschäfte<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf den Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erhalten<br />

- wie schon bei der Wahl des Liebl<strong>in</strong>gsortes - auch<br />

bei der Wahl des schönsten Ortes vor allem zwei<br />

Orte unterschiedliche Bewertungen: für K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund stehen <strong>in</strong> stärkerem Maße<br />

sowohl Spielplätze (8% versus 2%) als auch die<br />

Innenstadt bzw. Geschäfte (16% versus 10%) für<br />

e<strong>in</strong>en besonders schönen Ort als für K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Letztere f<strong>in</strong>den dagegen<br />

<strong>in</strong>sgesamt stärker <strong>in</strong> Natur-Elementen <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil (z.B. Park, Teich, See) ästhetische Relevanz.<br />

Dieser Befund ist allerd<strong>in</strong>gs davon bee<strong>in</strong>flusst,<br />

dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im<br />

Vergleich zu K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

häufiger <strong>in</strong> dicht bebauten und angebotsreichen<br />

Innenstadtquartieren mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Anteil an<br />

Naturelementen leben.<br />

Welche Orte K<strong>in</strong>der schön<br />

f<strong>in</strong>den, hängt zu Teilen von<br />

der Ausstattung des Stadtteils<br />

ab.<br />

Was die K<strong>in</strong>der als die schönsten Stellen im Stadtteil<br />

angeben, unterscheidet sich teilweise je nachdem,<br />

<strong>in</strong> welchem Stadtteil die K<strong>in</strong>der wohnen. So<br />

zeigt sich, dass sowohl das eigene Zuhause als<br />

auch der Ort „Wald“ vor allem von den K<strong>in</strong>dern<br />

selten als schöne Stellen im Stadtteil genannt<br />

werden, die im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

sowie <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es<br />

Oberzentrums leben, die vermehrt durch Mehrfamilienhäuser<br />

oder Hochhäuser sowie wenige Grünund<br />

Naturflächen geprägt s<strong>in</strong>d. Die Innenstadt<br />

bzw. die E<strong>in</strong>kaufsstraße bewerten erwartungsgemäß<br />

K<strong>in</strong>der aus den Stadtteilen besonders schön,<br />

die im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Groß- oder Mittelstadt<br />

mit e<strong>in</strong>er großen Palette an Geschäften und<br />

154


Angeboten für K<strong>in</strong>der (s.o.) wohnen. Interessanterweise<br />

empf<strong>in</strong>den auch K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em historischen<br />

Ortskern leben, ihre Innenstadt als<br />

schön, d.h. bereits K<strong>in</strong>der dieser Altersgruppe f<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er historischen Bebauung e<strong>in</strong>e ästhetische<br />

Komponente. Wenig überraschend wird e<strong>in</strong><br />

Marktplatz vornehmlich von denjenigen K<strong>in</strong>dern<br />

als ästhetisch bewertet, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Innenstadtbereich<br />

e<strong>in</strong>er Mittel- oder Großstadt wohnen.<br />

Wenn es e<strong>in</strong>en Bach oder Fluss im Stadtteil gibt,<br />

dann hat er für die K<strong>in</strong>der auch e<strong>in</strong>e große ästhetische<br />

Relevanz. Der Jugendtreff bzw. das Jugendcafe<br />

wird von den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>er k<strong>in</strong>derreichen<br />

Landgeme<strong>in</strong>de als besonders schön hervorgehoben,<br />

denen ansonsten wenige Angebote gemacht<br />

werden und deren Jugendtreff noch neu ist. Der<br />

Park hat besonders im grünen Kurort hohe ästhetische<br />

Relevanz, wo der weitläufige Kurpark für die<br />

K<strong>in</strong>der geöffnet wurde. Auffällig ist schließlich der<br />

hohe Anteil von K<strong>in</strong>dern, die explizit „nichts“ auf<br />

die Frage nach besonders schönen Stellen <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil geantwortet haben. Dies waren hauptsächlich<br />

K<strong>in</strong>der aus dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />

Großstadt sowie der E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld<br />

e<strong>in</strong>es Oberzentrums.<br />

Es zeigen sich statistisch nachweisbare Zusammenhänge<br />

zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den und den<br />

Orten, die die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil besonders<br />

schön f<strong>in</strong>den. Am wenigsten wohl fühlen sich die<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil, wenn es <strong>in</strong> ihren Augen<br />

nichts gibt, was sie als besonders schöne Stelle <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil benennen können.<br />

Schon K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem<br />

Alter f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e historische<br />

Bebauung ästhetisch.<br />

Falls im Stadtteil vorhanden,<br />

haben Bäche und<br />

Flüsse für K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e hohe<br />

ästhetische Relevanz.<br />

Wenn die K<strong>in</strong>der nichts<br />

nennen können, was sie im<br />

Stadtteil besonders schön<br />

f<strong>in</strong>den, m<strong>in</strong>dert dies ihr<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil.<br />

7.11 Angsträume<br />

Neben den Liebl<strong>in</strong>gsorten, Treffpunkten und besonders<br />

schönen Orten im Stadtteil wurden die<br />

K<strong>in</strong>der auch mit e<strong>in</strong>er offenen Frage danach gefragt,<br />

an welchen Stellen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil sie<br />

Angst haben oder sich unsicher fühlen und warum<br />

das der Fall ist. Insgesamt gaben die K<strong>in</strong>der 3.457<br />

Antworten, die nach <strong>in</strong>haltlichen Kriterien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

von 31 Kategorien e<strong>in</strong>geordnet wurden.<br />

Die mit Abstand meisten K<strong>in</strong>der gaben an, dass sie<br />

an ke<strong>in</strong>er Stelle im Stadtteil Unsicherheit oder<br />

Angst erleben (s. Abb. 7.34). Im Durchschnitt ist<br />

es e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>e Unsicherheitsorte<br />

im Stadtteil benennen konnten. Je nach<br />

Stadtteil schwanken die Werte deutlich zwischen<br />

e<strong>in</strong>em guten Fünftel und fast der Hälfte der K<strong>in</strong>-<br />

E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat<br />

nirgendwo im Stadtteil<br />

Angst. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es<br />

große Unterschiede zwischen<br />

den Stadtteilen.<br />

155


der. Besonders wenige Angstorte wurden im kle<strong>in</strong>räumigsten<br />

untersuchten Stadtteil gefunden, dem<br />

schrumpfenden Dorf. Besonders viele K<strong>in</strong>der nennen<br />

Angstorte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Ballungsraum (die anderen Ballungsraumquartiere<br />

erreichen allerd<strong>in</strong>gs durchschnittliche Werte) und<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier, das sowohl von mehreren<br />

Hauptverkehrsstraßen durchzogen ist, als auch<br />

e<strong>in</strong>e als Treffpunkt von angstauslösenden Jugendlichen<br />

bekannte Hauptschule be<strong>in</strong>haltet. Die untersuchte<br />

Hochhaussiedlung hat durchschnittlich viele<br />

Angstorte.<br />

Abb. 7.34:<br />

Angstorte im Wohnquartier<br />

<strong>in</strong> bestimmten<br />

Stadtteilen<br />

auf dem Spielplatz<br />

Häufigste Angsträume<br />

im Park<br />

an Schulen<br />

im Wald<br />

an bestimmten Straßen<br />

Nirgendwo<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Anteil der Nennungen<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

Der häufigste Angstort<br />

s<strong>in</strong>d Straßen. Neben der<br />

Verkehrsgefährdung spielt<br />

auch der soziale Aspekt<br />

e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Die häufigsten genannten Angstort beziehen sich<br />

auf bestimmte Straßen, s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nur zu e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>eren Teil Hauptstraßen oder gefährliche<br />

Straßenkreuzungen (4% der 14%). Das deutet<br />

bereits an, dass nicht nur der Straßenverkehr e<strong>in</strong><br />

Angstauslöser bei diesen Nennungen von Straßen<br />

war (s.u.). Auch hier streuen die Stadtteile besonders<br />

stark: Es fällt auf, dass Stadtteile mit ver-<br />

156


kehrsreichen Straßen oder mit Straßenzügen, <strong>in</strong><br />

denen „berüchtigte Bewohner“ leben, besonders<br />

hohe Werte erreichen. Wälder, wenn sie im Stadtteil<br />

oder <strong>in</strong> der Nähe des Stadtteils vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d häufig Angstorte, besonders dann, wenn<br />

sie bei Erwachsenen den Ruf haben, gefährlich zu<br />

se<strong>in</strong>, wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil ausgeprägt der Fall<br />

ist. Gleiches gilt für die etwas seltener genannten<br />

Parkanlagen. Bei beiden ist allerd<strong>in</strong>gs die Streuung<br />

der Stadtteile nicht so stark ausgeprägt. Bestimmte<br />

Schulen oder Schulhöfe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Stadtteilen<br />

ebenfalls ausgeprägte Angstorte. In mehr als<br />

der Hälfte der Fälle handelt es sich um Hauptschulen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen untersuchten Stadtteilen,<br />

wo die entsprechende Hauptschule sogar zu<br />

e<strong>in</strong>em der Hauptangstorte wird. Spielplätze s<strong>in</strong>d<br />

für e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der ebenfalls angstbesetzte Orte, hier<br />

ist die Streuung der Stadtteile ger<strong>in</strong>ger. Die Nennungen<br />

bestimmter Stadtteile als Angstorte ist da<br />

ausgeprägt, wo der untersuchte Stadtteil nochmals<br />

<strong>in</strong> klar umgrenzte kle<strong>in</strong>ere Stadtteile unterteilt<br />

werden kann. Dann ist es häufig der Fall, dass<br />

die K<strong>in</strong>der sich <strong>in</strong> dem Teil ihres Wohnquartiers,<br />

dem sie sich nicht zugehörig fühlen, verstärkt<br />

ängstlich s<strong>in</strong>d. Dies ist e<strong>in</strong> klares Zeichen für die<br />

ausgeprägte Ortsidentität, die die K<strong>in</strong>der entwickeln<br />

und mit ihrem unmittelbaren Wohnquartier<br />

verb<strong>in</strong>den.<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich sowohl <strong>in</strong><br />

der Häufigkeit der Nennung von Angsträumen im<br />

Stadtteil als auch <strong>in</strong> der Rangfolge der dann genannten<br />

Orte merklich (s. Tab. 7.1): Besonders<br />

deutlich ist, dass Mädchen <strong>in</strong>sgesamt häufiger<br />

Angstorte nennen, nur e<strong>in</strong> Viertel der Mädchen hat<br />

ke<strong>in</strong>e Angstorte im Quartier, aber fast doppelt so<br />

viele Jungen. Entsprechend häufiger nennen die<br />

Mädchen verschiedene Angstorte, vor allem <strong>in</strong><br />

Parkanlagen oder im Wald. Auch Spielplätze, der<br />

öffentliche Nahverkehr und Friedhöfe werden von<br />

Mädchen jeweils etwa doppelt so häufig genannt<br />

wie von Jungen. Jungen nennen ausschließlich die<br />

anderen Stadtteilbezirke und eventuell vorhandene<br />

Inl<strong>in</strong>erplätze häufiger als Mädchen. Möglicherweise<br />

s<strong>in</strong>d Jungen mobiler als Mädchen (s. Kap.<br />

8.4) und halten sich daher häufiger <strong>in</strong> anderen<br />

Bereichen ihres Stadtteils auf.<br />

Auch Wälder/Parkanlagen<br />

und bestimmte Schulen<br />

s<strong>in</strong>d häufig genannte<br />

Angstorte der K<strong>in</strong>der.<br />

Mädchen haben mehr<br />

Angstorte im Stadtteil als<br />

Jungen.<br />

157


Tab. 7.1: Angstorte nach Geschlecht<br />

Rang Jungen Mädchen<br />

1 nirgendwo 42% nirgendwo 23%<br />

2 an bestimmten Straßen 11% an bestimmten Straßen 17%<br />

3 an Schulen 5% im Wald 9%<br />

4 im Wald 5% im Park 6%<br />

5 <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen 4% an Schulen 6%<br />

In Abhängigkeit vom Alter der befragten K<strong>in</strong>der<br />

gibt es kaum klare Unterschiede: der Anteil der<br />

K<strong>in</strong>der ohne Angstorte liegt <strong>in</strong> allen Altersgruppen<br />

konstant um 32%, auch der Anteil der K<strong>in</strong>der, die<br />

bestimmte Straßen als Angstorte nennen, sowie<br />

der Anteil, die Spielplätze oder Parks nennen, ändert<br />

sich nicht mit dem Alter der K<strong>in</strong>der. Leicht<br />

ansteigend ist dagegen der Anteil der K<strong>in</strong>der, die<br />

schulbezogene Angstorte nennen (4% <strong>in</strong> der vierten<br />

Klasse und 8% <strong>in</strong> der siebten Klasse). Ebenso<br />

steigt der Anteil der K<strong>in</strong>der, die bestimmte Stadtteile<br />

nennen, von 1% <strong>in</strong> der vierten Klasse auf 6%<br />

<strong>in</strong> der siebten Klasse, möglicherweise aufgrund<br />

des größeren Aktionsradius der K<strong>in</strong>der.<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

nennen<br />

gleich viele Angstorte im<br />

Stadtteil.<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich <strong>in</strong> den Angsträumen teilweise. So<br />

nennen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zwar genauso<br />

häufig ke<strong>in</strong>e Angsträume wie K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, allerd<strong>in</strong>gs ist der Angstraum<br />

„Straße“ und der Angstraum „Schule“ bei<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund weniger ausgeprägt<br />

(s. Tab. 7.2). Dafür s<strong>in</strong>d Wald und die Innenstadt<br />

häufiger genannte Angsträume. Diese<br />

Effekte lassen sich allerd<strong>in</strong>gs überwiegend darauf<br />

zurückführen, dass die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

besonders häufig <strong>in</strong> der untersuchten<br />

Hochhaussiedlung leben, die nahe an e<strong>in</strong>em Waldgebiet,<br />

allerd<strong>in</strong>gs weitgehend verkehrsberuhigt<br />

liegt, sowie im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt,<br />

was den häufiger genannten Angstort „Innenstadt“<br />

erklärt.<br />

Tab. 7.2: Angstorte nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Rang Ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

1 nirgendwo 32% nirgendwo 32%<br />

2 an bestimmten Straßen 16% an bestimmten Straßen 12%<br />

3 an Schulen 7% im Wald 11%<br />

4 im Wald 5% im Park 5%<br />

5 im Park 5% auf dem Spielplatz 4%<br />

6 <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen 3% <strong>in</strong> der Innenstadt 4%<br />

158


Die Häufigkeit der Nennung des Angstortes „Straßen“<br />

ist nicht davon abhängig, ob die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er verkehrsberuhigten oder vielbefahrenen<br />

Straße wohnen. Neben den vielfältigen Gründen<br />

für den Angstort „Straße“, unter denen der Verkehr<br />

nur e<strong>in</strong>en Teil ausmacht (s.u.), spielt hier<br />

wohl auch e<strong>in</strong>e Rolle, dass die K<strong>in</strong>der offenbar<br />

nicht nur die Straßen <strong>in</strong> ihrer unmittelbaren<br />

Wohnumgebung <strong>in</strong> die Bewertung e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Neben den Angstorten an sich wurden die K<strong>in</strong>der<br />

auch mit e<strong>in</strong>er weiteren offenen Frage danach gefragt,<br />

warum sie an den jeweiligen Orten Angst<br />

oder e<strong>in</strong> Unsicherheitsgefühl hätten. Die Abfrage<br />

wurde 2006 im Vergleich zu 2005 verändert, um<br />

die Angaben der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>deutiger den Angstorten<br />

zuordnen zu können. Daher beziehen sich die<br />

folgenden Ergebnisse nur auf die zehn <strong>in</strong> 2006<br />

analysierten Stadtteile.<br />

Die Abbildung 7.35 zeigt, dass Dunkelheit und Jugendliche<br />

mit identischen Häufigkeiten die mit Abstand<br />

meistgenannten Angstauslöser s<strong>in</strong>d. Es folgen<br />

die Angst vor Gewalt, vor Betrunkenen, vor<br />

e<strong>in</strong>samen Gegenden und erst an sechster Stelle<br />

gefolgt von gefährlichem Straßenverkehr. Andere<br />

unerwünschte soziale Begegnungen (also alle<br />

Nennungen von Personen, mit denen die K<strong>in</strong>der<br />

nicht zusammen treffen möchten, außer Betrunkene<br />

oder Jugendliche) werden von fast jedem<br />

zehnten K<strong>in</strong>d als Grund angeführt. 6% der K<strong>in</strong>der<br />

können die Auslöser für das Unwohlse<strong>in</strong> nicht konkreter<br />

beschreiben, als dass die an dem Ort unspezifisch<br />

„Angst verspüren“. Betrachtet man die<br />

Liste der Angstauslöser, so fällt auf, dass der weit<br />

überwiegende Teil sozialer Natur ist.<br />

Gerade <strong>in</strong> diesen sozialen Angstauslösern unterscheiden<br />

sich die Stadtteile deutlich. Aggressive<br />

Jugendliche, Betrunkene oder andere unerwünschte<br />

Personen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen e<strong>in</strong><br />

besonderes Problem, <strong>in</strong> anderen fast gar nicht. Die<br />

Betrunkenen beispielsweise spielen im Innenstadtquartier<br />

der Großstadt e<strong>in</strong>e ganz herausgehobene<br />

Rolle als Angstauslöser – e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck, der sich<br />

schon bei der Stadtteilbegehung bestätigt hat. Jugendliche<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Stadtteil dafür kaum Auslöser<br />

von Angst. Die „unerwünschten anderen sozialen<br />

Begegnungen“ kommen herausgehoben <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Stadtteil vor, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der auch über<br />

besonders viele Konflikte zwischen K<strong>in</strong>dern und<br />

Erwachsenen berichteten. Dunkle oder e<strong>in</strong>same<br />

Stellen, Straßenverkehr, aber auch Angst vor Ge-<br />

159<br />

Am häufigsten lösen Dunkelheit<br />

und Jugendliche bei<br />

den K<strong>in</strong>dern Angst bzw.<br />

Unsicherheit aus.<br />

Soziale Angstauslöser<br />

kommen <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

unterschiedlich häufig vor.


walt, Pöbeleien oder unspezifische Angst h<strong>in</strong>gegen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> (fast) allen Stadtteilen etwa gleich stark<br />

vorhanden.<br />

Abb. 7.35:<br />

Angstgründe im Wohnquartier<br />

unspezifische Angst<br />

Pöbeleien<br />

Häufigste Angstgründe<br />

andere soziale<br />

Begegnungen<br />

Straßenverkehr<br />

E<strong>in</strong>samkeit<br />

Betrunkene<br />

Gewalt<br />

Dunkelheit<br />

Jugendliche<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Anteil der Nennungen<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens den<br />

niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

Mädchen ängstigen sich<br />

eher vor dunklen oder e<strong>in</strong>samen<br />

Orten, Jungen davor,<br />

Opfer von Gewalt zu<br />

werden.<br />

Jungen und Mädchen zeigen <strong>in</strong> vielen Aspekten<br />

deutliche Unterschiede <strong>in</strong> der Begründung ihrer<br />

Angstorte (s. Tab. 7.3): Dunkle oder e<strong>in</strong>same Orte<br />

ängstigen Mädchen viel stärker als Jungen, auch<br />

Betrunkene sowie andere unerwünschte Begegnungen<br />

s<strong>in</strong>d vor allem bei Mädchen Angstauslöser.<br />

Jungen haben umgekehrt deutlich mehr Angst davor,<br />

Opfer von Gewalt zu werden. Ausländer als<br />

Angstauslöser nennen Mädchen nur sehr selten.<br />

Jugendliche und Straßenverkehr nennen Jungen<br />

und Mädchen gleich häufig.<br />

160


Tab. 7.3: Angstauslöser nach Geschlecht<br />

Rang Jungen Mädchen<br />

1 Jugendliche 25% Dunkelheit 32%<br />

2 Gewalt 17% Jugendliche 26%<br />

3 Dunkelheit 17% E<strong>in</strong>samkeit 13%<br />

4 Straßenverkehr 9% Betrunkene 12%<br />

5 Ausländer 8% andere soziale Begegnungen 11%<br />

6 Betrunkene 8% Straßenverkehr 9%<br />

Viele Angstauslöser s<strong>in</strong>d erstaunlich alterskonstant:<br />

Betrunkene, E<strong>in</strong>samkeit, Dunkelheit und<br />

auch unspezifische Angst lösen bei 9-Jährigen und<br />

14-Jährigen <strong>in</strong> gleicher Weise Unwohlse<strong>in</strong> aus. Jugendliche<br />

s<strong>in</strong>d offenbar besonders für Fünftklässler<br />

e<strong>in</strong> Bedrohung (also nach dem Wechsel zur weiterführenden<br />

Schule) (s. Abb. 7.36). Straßenverkehr<br />

verliert aus K<strong>in</strong>dersicht deutlich an Bedrohlichkeit:<br />

14% der Viertklässler, aber nur noch 3% der<br />

Siebtklässler nennen Orte im Stadtteil, an denen<br />

starker oder gefährlicher Verkehr Angst auslöst.<br />

Mit dem Alter zunehmend s<strong>in</strong>d die Angstauslöser<br />

„Furcht vor Gewalt“, „Pöbeleien“ und die Furcht<br />

vor „anderen unerwünschten Begegnungen“: 5%<br />

der Viertklässer nennen Gewaltfurcht als Angstauslöser,<br />

aber bereits 17% der Siebtklässler. Auch<br />

die Angst vor Pöbeleien steigt von 5% auf 13%.<br />

Unerwünschte soziale Begegnungen s<strong>in</strong>d für 4%<br />

der Viertklässler, aber für 14% der Siebtklässler<br />

e<strong>in</strong> Auslöser von Angst. Möglicherweise hängen<br />

diese drei massiv häufiger auftretenden Angstauslöser<br />

damit zusammen, dass die älteren befragten<br />

K<strong>in</strong>der sich viel weiter und häufiger alle<strong>in</strong>e durch<br />

den Stadtteil bewegen und somit eher Kontakt mit<br />

unangenehmen Situationen haben oder dies zum<strong>in</strong>dest<br />

befürchten.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geben deutlich<br />

andere Angstauslöser an als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(s. Tab. 7.4). Die Angaben spiegeln<br />

klar die durchschnittliche Wohnsituation von<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> stärker von<br />

Betrunkenen oder Obdachlosen aufgesuchten Vierteln<br />

wider.<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

verliert der Straßenverkehr<br />

an Bedrohlichkeit für die<br />

K<strong>in</strong>der, die Furcht vor Gewalt,<br />

Pöbeleien und vor<br />

anderen unerwünschten<br />

Begegnungen nimmt aber<br />

zu.<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

nennen<br />

unterschiedliche Angstauslöser.<br />

161


Abb. 7.36: Angstauslöser Jugendliche<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />

Tab. 7.4: Angstauslöser nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Rang ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

1 Jugendliche 29% Dunkelheit 23%<br />

2 Dunkelheit 27% Jugendliche 17%<br />

3 Gewalt 13% Betrunkene 17%<br />

4 andere soziale Begegnungen 10% Gewalt 8%<br />

5 Straßenverkehr 10% Obdachlose 8%<br />

6 Betrunkene 7% unspezifische Angst 8%<br />

Interessanterweise ist auch die Häufigkeit, mit der<br />

der Straßenverkehr als Angstauslöser angegeben<br />

wird, nicht abhängig von der Straße, <strong>in</strong> der die<br />

K<strong>in</strong>der wohnen. K<strong>in</strong>der, die stärker an Hauptstraßen<br />

wohnen, geben allerd<strong>in</strong>gs Betrunkene etwas<br />

häufiger als Angstauslöser an, möglicherweise,<br />

weil diese sich häufiger wegen der Kneipen oder<br />

Geschäfte entlang der Hauptstraßen aufhalten.<br />

Jugendliche und Gewalt fürchten dagegen stärker<br />

K<strong>in</strong>der, die selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verkehrsberuhigten<br />

Bereich wohnen.<br />

An den Angstorten bewirken<br />

jeweils unterschiedliche<br />

Auslöser Angst oder<br />

Unsicherheit der K<strong>in</strong>der.<br />

Betrachtet man die spezifischen Angstauslöser<br />

aufgeschlüsselt nach den Hauptangstorten (s. Tab.<br />

7.5), dann fällt auf, dass sich je nach Ort die Auslöser<br />

deutlich unterscheiden. Zwar nennen die<br />

meisten K<strong>in</strong>der den Straßenverkehr als Auslöser<br />

für Angst an bestimmten Straßen, Dunkelheit und<br />

E<strong>in</strong>samkeit spielen aber ebenfalls e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Die Angstauslöser im Wald s<strong>in</strong>d breiter gestreut:<br />

Dunkelheit und E<strong>in</strong>samkeit s<strong>in</strong>d die häufigsten Begründungen,<br />

vielen K<strong>in</strong>dern ist es im Wald aber<br />

auch ganz e<strong>in</strong>fach unheimlich oder sie fürchten,<br />

162


dort Opfer e<strong>in</strong>es Verbrechens zu werden. Schulen<br />

s<strong>in</strong>d fast ausschließlich Angstorte, weil die K<strong>in</strong>der<br />

sich vor dort anwesenden Jugendlichen oder Gewalt<br />

und Pöbeleien fürchten. Insbesondere <strong>in</strong> den<br />

Abendstunden ist das der Fall. Jugendliche am<br />

Abend s<strong>in</strong>d auch die Hauptauslöser für Angst im<br />

Park.<br />

Tab. 7.5: Angstauslöser nach Angstort<br />

Rang an bestimmten Straßen im Wald<br />

1 Straßenverkehr 43% Dunkelheit 41%<br />

2 Dunkelheit 28% E<strong>in</strong>samkeit 20%<br />

3 E<strong>in</strong>samkeit 9% unspezifische Angst 17%<br />

4 Jugendliche 7% Krim<strong>in</strong>alität 12%<br />

5 andere soziale Begegnungen 6% Betrunkene 9%<br />

Rang an Schulen im Park<br />

1 Jugendliche 45% Dunkelheit 45%<br />

2 Gewalt 23% Jugendliche 42%<br />

3 Pöbeleien 17% Gewalt 11%<br />

4 Dunkelheit 13% Betrunkene 10%<br />

5 andere soziale Begegnungen 12% andere soziale Begegnungen 8%<br />

Rang auf dem Spielplatz <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen<br />

1 Jugendliche 56% Gewalt 22%<br />

2 Gewalt 22% Jugendliche 19%<br />

3 Betrunkene 19% Ausländer 19%<br />

4 andere soziale Begegnungen 7% andere soziale Begegnungen 19%<br />

5 Drogen 7% Pöbeleien 11%<br />

Auf dem Spielplatz s<strong>in</strong>d die Gründe ähnlich wie an<br />

der Schule: Jugendliche und Gewalt, Betrunkene<br />

und andere unerwünschte Sozialkontakte, sowie<br />

Drogenmissbrauch im Umfeld des Spielplatzes<br />

können ihn zu e<strong>in</strong>em Angstort machen. Bestimmte<br />

Teile der untersuchten Stadtteile haben oft e<strong>in</strong> so<br />

schlechtes Image, dass die K<strong>in</strong>der sie meiden. In<br />

der Regel ist dieses Image an die Bewohner dieser<br />

Stadtteile oder an Angst davor, dort Opfer von<br />

Gewalt zu werden, geknüpft.<br />

K<strong>in</strong>der, die angeben, an ke<strong>in</strong>er Stelle im Stadtteil<br />

Angst oder e<strong>in</strong> mulmiges Gefühl zu haben, haben<br />

auch e<strong>in</strong> leicht besseres Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />

als K<strong>in</strong>der, die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Angstort benennen<br />

können (M=5,9 zu M=5,6). Die Begründung<br />

für den Ort spielt dabei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

K<strong>in</strong>der, die nirgendwo <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil Angst erleben,<br />

fühlen sich dort auch<br />

wohler.<br />

163


7.12 Änderungswünsche an den Stadtteil<br />

Als letzter Teilaspekt <strong>in</strong> diesem Kapitel wird im<br />

Folgenden beschrieben, welche Änderungswünsche<br />

die K<strong>in</strong>der für ihren jeweiligen Stadtteil haben.<br />

Sowohl 2005 als auch 2006 wurden die K<strong>in</strong>der<br />

nach ihren dr<strong>in</strong>gendsten Veränderungswünschen<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil mit der Methode des<br />

„H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zauberer“ gefragt. Bis<br />

zu drei offene Antworten je K<strong>in</strong>d wurden nach Kriterien<br />

der Qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 76<br />

Kategorien zugeordnet. Die Antworten auf diese<br />

Frage waren sehr zahlreich (4.034) und vielfältig,<br />

was darauf h<strong>in</strong>weist, dass sich die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>gehend<br />

mit ihrem Stadtteil ause<strong>in</strong>ander gesetzt haben.<br />

Aus der Abbildung 7.37 s<strong>in</strong>d die häufigsten<br />

Veränderungswünsche abzulesen.<br />

88% äußern Veränderungswünsche<br />

am Stadtteil.<br />

Die Hauptwünsche beziehen<br />

sich auf die Geschäfte,<br />

Spielplätze und die Sauberkeit<br />

im Stadtteil.<br />

Insgesamt liegen die Wünsche nahe beie<strong>in</strong>ander.<br />

Die größte Teilgruppe der K<strong>in</strong>der (12%) ist mit<br />

ihrem Stadtteil so zufrieden, dass sie ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche<br />

hat. Umgekehrt bedeutet das,<br />

dass 88% D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> ihrem Stadtteil bemerken, die<br />

sie gerne verändern würden, wenn sie könnten.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der würden gerne etwas an ihrer<br />

Innenstadt bzw. den Geschäften verändern, sie<br />

wünschen sich mehr oder andere Geschäfte<br />

(10%). Auf Platz zwei der „Wunschliste“ stehen<br />

Spielplätze (8%), die die K<strong>in</strong>der gerne verschönern<br />

bzw. deren Angebote sie verbessern würden.<br />

Die Sauberkeit (7%) ist e<strong>in</strong> drittes wichtiges Thema,<br />

das die K<strong>in</strong>der gerne angehen würden, gefolgt<br />

von dem Wunsch nach mehr Grünflächen (6%) <strong>in</strong><br />

ihrem Stadtteil. Auf den weiteren Plätzen folgen<br />

viele Wünsche aus dem Bereich der Freizeit<strong>in</strong>frastruktur<br />

(Schwimmbad, Bolzplätze, K<strong>in</strong>o, Angebote<br />

für Jugendliche etc.), aber auch der Wunsch nach<br />

vermehrten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.<br />

E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der haben weiterh<strong>in</strong> den Wunsch, das<br />

soziale Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil zu verbessern o-<br />

der die vorherrschende Bauform der Häuser (z.B.<br />

Hochhäuser oder Wohnblocks) zu verändern bzw.<br />

zu verschönern.<br />

164


Abb.7.37: Die häufigsten Veränderungswünsche im Stadtteil<br />

nichts<br />

12%<br />

Innenstadt / Geschäfte<br />

10%<br />

Veränderungswünsche<br />

Spielplätze<br />

Sauberkeit<br />

mehr Grün(flächen)<br />

Schwimmbad<br />

Bolzplätze<br />

Verkehrsberuhigung<br />

K<strong>in</strong>o<br />

Angebote für<br />

Jugendliche<br />

Freibad<br />

Schule<br />

Bauform / Hausform<br />

alles billiger / umsonst<br />

soziale Verbesserung<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

5%<br />

5%<br />

4%<br />

4%<br />

4%<br />

3%<br />

3%<br />

2%<br />

2%<br />

0 5 10 15 20<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Stadtteile<br />

sehr deutlich <strong>in</strong> den meistgenannten Veränderungswünschen.<br />

Interessanterweise ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges<br />

Muster zu erkennen, wenn es um die Anteile<br />

der K<strong>in</strong>der geht, die nichts <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

verändern möchten, er liegt zwischen 3% <strong>in</strong> der<br />

Hochhaussiedlung und 24% im Stadtteil im Umbruch.<br />

Die drängendsten Veränderungsbedarfe<br />

s<strong>in</strong>d je nach Wohngebiet sehr unterschiedlich.<br />

Häufig stehen die Spielplätze ganz oben auf der<br />

Agenda der K<strong>in</strong>der (wie z.B. <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung,<br />

dem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />

sowie dem Neubaugebiet). Mal werden vor<br />

allem mehr oder besser auf K<strong>in</strong>der zugeschnittene<br />

Geschäfte gewünscht (beispielsweise <strong>in</strong> der „jungen“<br />

Kle<strong>in</strong>stadt, dem Kurort oder der E<strong>in</strong>pendlerstadt<br />

im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums). Mal ist es<br />

e<strong>in</strong> Freibad (verstärkt <strong>in</strong> Stadtteilen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- oder<br />

Mittelstädten, die <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e schwache Angebotsstruktur<br />

aufweisen wie die k<strong>in</strong>derreiche Land-<br />

165


kommune oder das Unterzentrum e<strong>in</strong>er Mittelstadt),<br />

e<strong>in</strong> anderes Mal s<strong>in</strong>d es mehr Grünflächen.<br />

Grünflächen s<strong>in</strong>d verstärkt den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> Anliegen,<br />

die <strong>in</strong> dicht bebauten Stadtteilen leben wie<br />

beispielsweise dem Unterzentrum e<strong>in</strong>er Mittelstadt,<br />

dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt oder<br />

dem jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt. Die Sauberkeit<br />

steht ebenfalls auffällig häufig auf der<br />

Wunschliste derjenigen K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> den dicht<br />

bebauten Stadtteilen von Mittel- und Großstädten<br />

leben (wie der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />

oder der Kurort) und auch <strong>in</strong> verstärktem Maße<br />

ihren Stadtteil als schmutzig bewertet haben<br />

(s.o.).<br />

Abb.7.38: Die häufigsten Veränderungswünsche im<br />

Stadtteil nach Geschlecht<br />

Veränderungswünsche<br />

nichts<br />

Innenstadt /<br />

Geschäfte<br />

Spielplätze<br />

Sauberkeit<br />

mehr Grün(flächen)<br />

Bolzplätze<br />

Verkehrsberuhigung<br />

Angebote für<br />

Jugendliche<br />

Freibad<br />

Schule<br />

Bauform / Hausform<br />

Freizeitaktivitäten<br />

Skateanlage<br />

11%<br />

13%<br />

12%<br />

9%<br />

10%<br />

7%<br />

8%<br />

5%<br />

7%<br />

5%<br />

1%<br />

10%<br />

6%<br />

4%<br />

5%<br />

2%<br />

4%<br />

3%<br />

4%<br />

3%<br />

4%<br />

3%<br />

Mädchen<br />

3%<br />

Jungen<br />

2%<br />

1%<br />

3%<br />

0 5 10 15 20<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />

Auffällige Geschlechtsunterschiede gibt es nur bei<br />

wenigen Veränderungswünschen (s. Abb 7.38).<br />

Jungen wünschen sich deutlich häufiger Sportangebote,<br />

an vorderster Stelle Bolzplätze zum Fuß-<br />

166


allspielen. Mädchen dagegen geben häufiger<br />

mehr oder andere Geschäfte sowie verbesserte<br />

Spielplätze als Aspekte an, die sie ändern würden,<br />

wenn sie könnten. Auch die Sauberkeit im Stadtteil<br />

und vielfältigere bzw. zahlreichere Angebote<br />

für Jugendliche liegen den Mädchen mehr am Herzen<br />

als den Jungen.<br />

Altersbed<strong>in</strong>gte Veränderungen <strong>in</strong> den Änderungswünschen<br />

gibt es ebenfalls nur wenige (s. Abb.<br />

7.39a & 7.39b). Vor allem s<strong>in</strong>kt der Anteil der K<strong>in</strong>der,<br />

der ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche am Stadtteil<br />

äußert, von 18% <strong>in</strong> der dritten Klasse auf 7% <strong>in</strong><br />

der achten Klasse. Dies hängt zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Teil sicherlich damit zusammen, dass der Erfahrungshorizont<br />

der K<strong>in</strong>der mit zunehmendem Alter<br />

größer wird und sie dadurch ihren Stadtteil und<br />

se<strong>in</strong>e Mängel deutlicher wahrnehmen. Der Wunsch<br />

nach e<strong>in</strong>em Spielplatz s<strong>in</strong>kt altersgemäß ebenfalls<br />

deutlich ab. Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto stärker<br />

wird der Wunsch nach passenden Geschäften,<br />

differenzierteren bzw. zahlreicheren Angeboten für<br />

Jugendliche, e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>o sowie e<strong>in</strong>er passenden<br />

Schule im Stadtteil. Vor allem den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der<br />

fünften Klasse liegen verstärkte Maßnahmen zur<br />

Verkehrsberuhigung im Stadtteil am Herzen. Dies<br />

hängt wahrsche<strong>in</strong>lich damit zusammen, dass sich<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem Alter durch den Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

weiterführende Schule häufig mit neuen und erste<strong>in</strong>mal<br />

ungewohnten Verkehrsmitteln sowie<br />

(Schul-)wegen ause<strong>in</strong>ander setzen müssen. Mit<br />

zunehmendem Alter werden sie im Straßenverkehr<br />

sicherer.<br />

Mädchen wünschen sich<br />

mehr oder andere Geschäfte,<br />

Spielplätze und Sauberkeit,<br />

Jungen liegen Sportangebote<br />

m Herzen.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto zahlreicher werden<br />

ihre Veränderungswünsche.<br />

Abb.7.39a: ausgewählte Veränderungswünsche im Stadtteil<br />

nach Alter<br />

30%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

nichts<br />

Spielplätze<br />

Innenstadt / Geschäfte<br />

167


Abb.7.39b: ausgewählte Veränderungswünsche im Stadtteil<br />

nach Alter<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />

Verkehrsberuhigung<br />

K<strong>in</strong>o<br />

Angebote für Jugendliche<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

legen mehr Wert<br />

auf Spielplätze und mehr<br />

bzw. andere Geschäfte.<br />

Auch K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

unterscheiden sich nur <strong>in</strong> wenigen Aspekten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

nennenswerten Größenordnung dar<strong>in</strong>, was sie<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil verändern würden, falls sie zaubern<br />

könnten. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(11%) wünschen sich hauptsächlich schönere und<br />

besser ausgestattete Spielplätze als K<strong>in</strong>der ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (7%). Außerdem liegen ihnen<br />

verstärkt mehr bzw. andere Geschäfte am<br />

Herzen (12% versus 10%). Mehr Grünflächen (4%<br />

versus 7%) sowie Verkehrsberuhigung (3% versus<br />

6%) im Stadtteil s<strong>in</strong>d ihnen allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres<br />

Anliegen im Vergleich zu den K<strong>in</strong>dern ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Folgende statistisch nachweisbare Zusammenhänge<br />

zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil und<br />

den Veränderungswünschen der K<strong>in</strong>der am Stadtteil<br />

lassen sich nachweisen: Diejenigen K<strong>in</strong>der, die<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil „nichts“ anders zaubern würden,<br />

wenn sie könnten, fühlen sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

wohler als diejenigen, die die dr<strong>in</strong>glichsten Veränderungen<br />

<strong>in</strong> Verbesserungen des sozialen Klimas<br />

sowie den Angebote für Jugendliche <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil sehen.<br />

168


7.13 Die deutlichsten E<strong>in</strong>flüsse auf das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />

Nachdem bisher die E<strong>in</strong>flüsse der E<strong>in</strong>zelaspekte<br />

jeweils <strong>in</strong> ihrem direkten <strong>in</strong>haltlichen Kontext geprüft<br />

wurden, soll <strong>in</strong> diesem Abschnitt im Zusammenspiel<br />

aller erfassten E<strong>in</strong>zelaspekte dargestellt<br />

werden, welche davon die stärksten E<strong>in</strong>flüsse auf<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil haben.<br />

Die <strong>in</strong> Tabelle 7.6 angegebenen neun E<strong>in</strong>zelfaktoren<br />

haben den stärksten nachweisbaren E<strong>in</strong>fluss<br />

und erklären immerh<strong>in</strong> gut e<strong>in</strong> Viertel des Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />

im Stadtteil. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Zusammenhänge<br />

der jeweiligen E<strong>in</strong>zelfaktoren eher ger<strong>in</strong>g.<br />

Den deutlichsten E<strong>in</strong>fluss hat die subjektive<br />

Sicherheit. K<strong>in</strong>der fühlen sich also dann im Stadtteil<br />

wohl, wenn sie sich dort sicher fühlen. Aber<br />

auch wenn es dort weder laut noch schmutzig ist,<br />

wenn sie die Landschaft um den Stadtteil herum<br />

schön f<strong>in</strong>den, wenn ihnen für die Freizeitgestaltung<br />

<strong>in</strong>teressante Treffpunkte, Angebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong>derund<br />

Jugendtreffs sowie e<strong>in</strong>e Eisdiele zur Verfügung<br />

stehen und wenn sie genügend Gleichaltrige treffen<br />

können, ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil besser.<br />

Wenn sich die K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil sicher fühlen, ihnen<br />

die Landschaft um den<br />

Stadtteil herum gefällt und<br />

es <strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />

gibt, fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil wohler.<br />

Sieben der neun wichtigsten E<strong>in</strong>zelfaktoren stammen<br />

aus den Themenbereichen „Freizeitgestaltung<br />

im Stadtteil“ und „Aufenthaltsmöglichkeiten im<br />

Freien“. Dies unterstreicht erneut die Bedeutsamkeit<br />

dieser beiden Themenbereiche für das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />

Tab. 7.6: Die wichtigsten Prädiktoren des Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />

im Stadtteil<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil (β)<br />

allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit .17<br />

Landschaft um Stadtteil herum ist schön .15<br />

<strong>in</strong>teressante Treffpunkte .13<br />

<strong>in</strong>teressante Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derund<br />

Jugendtreff .08<br />

genügend Gleichaltrige .08<br />

Eisdiele .07<br />

alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen -.07<br />

Lärmbelastung -.10<br />

Schmutzbelastung -.11<br />

169


8. Die Angebote der<br />

Gesamtstadt<br />

Als letzte Ebene wurde die Gesamtkommune analysiert,<br />

d.h. <strong>in</strong> größeren Städten die Gesamtstadt<br />

im Vergleich zum vorher untersuchten Stadtteil<br />

und <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>räumigeren Kommunen die Gesamtkommune<br />

<strong>in</strong>klusive aller e<strong>in</strong>zelner Ortsteile und<br />

zugehörigen Ortschaften. Für die Gesamtkommune<br />

wurde das Angebot an Freizeitmöglichkeiten<br />

durch die K<strong>in</strong>der des untersuchten Stadtteils bewertet,<br />

d.h. es handelt sich <strong>in</strong> der Regel nicht um<br />

e<strong>in</strong>e Analyse der Angebote aus der Sicht aller <strong>in</strong><br />

der Kommune lebenden K<strong>in</strong>der. 14<br />

Die Freizeitangebote für die K<strong>in</strong>der wurden unter<br />

verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln analysiert. Zuerst<br />

wurde erfragt, wie groß die Reichweite der Angebote<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune unter den im untersuchten<br />

Stadtteil lebenden K<strong>in</strong>dern ist. Reichweite ist dabei<br />

nicht räumlich zu verstehen, sondern beschreibt,<br />

welcher Anteil der befragten K<strong>in</strong>der das Angebot<br />

überhaupt im Verlaufe des Jahres nutzte, wie viele<br />

K<strong>in</strong>der also Kontakt zu den jeweiligen Angeboten<br />

hatten, unabhängig davon, wie häufig sie das Angebot<br />

nutzten. Diese Analyse verdeutlicht, ob das<br />

jeweilige Angebot breite Schichten der K<strong>in</strong>der anspricht<br />

oder im Gegenteil nur sehr spezifische<br />

Teilgruppen erreicht.<br />

Die zweite Analyseebene unterzieht die Beliebtheit<br />

der Angebote e<strong>in</strong>er Betrachtung: Die K<strong>in</strong>der wurden<br />

gebeten, aus den zuvor bewerteten Angeboten<br />

die drei auszuwählen, die sie besonders gerne<br />

nutzen. Auf der dritten Ebene wurde mit der Stichtagsmethode<br />

die Alltagsnutzung der Angebote erfasst,<br />

d.h. die K<strong>in</strong>der suchten aus der Liste die Angebote<br />

heraus, die sie am Tag vor der Befragung<br />

genutzt hatten. So konnte e<strong>in</strong>geschätzt werden,<br />

welche Bedeutung die verschiedenen Angebote im<br />

Alltag der K<strong>in</strong>der haben. Zusätzlich wurde erfragt,<br />

mit welchem Verkehrsmittel die K<strong>in</strong>der den Weg<br />

zu diesen Angeboten zurücklegten und wie lange<br />

der Weg dauerte. Abschließend wurde erfragt,<br />

welche der möglichen Angebote, die e<strong>in</strong>e Kommune<br />

macht bzw. machen könnte, die K<strong>in</strong>der gerne<br />

häufiger nutzen würden und welche Gründe diese<br />

Nutzung verh<strong>in</strong>dern.<br />

14 Außer <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen der analysierte Stadtteil<br />

gleichzeitig die Gesamtkommune darstellt.<br />

170


8.1 Reichweite der kommunalen<br />

Angebote<br />

Die Abbildung 8.1 zeigt, dass die erfragten Angebote<br />

e<strong>in</strong>e sehr unterschiedliche Reichweite haben:<br />

Durchschnittlich 60% der K<strong>in</strong>der oder mehr nutzen<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o, die Spielplätze, e<strong>in</strong> Hallenbad, die Geschäfte<br />

der Stadt e<strong>in</strong> Freibad und – deutlich auf<br />

dem ersten Platz – e<strong>in</strong>e Eisdiele. Sehr ger<strong>in</strong>ge<br />

Reichweiten mit durchschnittlich nur 10% erreichter<br />

K<strong>in</strong>der oder weniger haben Nachmittagsunterricht<br />

(z.B. im Rahmen der offenen Ganztagsschule),<br />

KJG (bzw. Jungkolp<strong>in</strong>g oder Jungschar), Golfplätze,<br />

Jugendfeuerwehr, Pfadf<strong>in</strong>der, Jugendrotkreuz,<br />

K<strong>in</strong>der- oder Jugendparlamente und die<br />

Landjugend. Auffällig viele (kirchliche oder geme<strong>in</strong>nützige)<br />

Jugendorganisationen f<strong>in</strong>den sich auf<br />

diesen h<strong>in</strong>teren Plätzen, sie sche<strong>in</strong>en jeweils nur<br />

für Teilgruppen der K<strong>in</strong>der attraktiv zu se<strong>in</strong>.<br />

Die größte Reichweite haben<br />

Eisdielen, Frei- und<br />

Hallenbäder, Geschäfte<br />

sowie Spielplätze.<br />

Sehr ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die<br />

Reichweiten von der Landjugend,<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamenten,<br />

Jugendrotkreuz,<br />

Pfadf<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendfeuerwehr.<br />

Nicht alle Angebote allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> jeder<br />

Kommune vorhanden, sodass ger<strong>in</strong>ge Reichweiten<br />

e<strong>in</strong>zelner Angebote auch auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Verbreitung<br />

schließen lassen könnten. Allerd<strong>in</strong>gs betrifft<br />

dies <strong>in</strong> der Regel nicht die Jugendorganisationen,<br />

die es mehr oder weniger stark <strong>in</strong> fast allen untersuchten<br />

Stadtteilen gibt.<br />

Die Abbildung 8.1 zeigt weiterh<strong>in</strong>, dass die Reichweiten<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Angebote sich sehr deutlich<br />

je nach analysiertem Stadtteil unterscheiden. Besonders<br />

deutlich ist das bei für die Kommune kostspieligen<br />

Angeboten wie Schwimmbädern, Eishalle<br />

oder Zoo der Fall sowie bei Angeboten wie K<strong>in</strong>os,<br />

die e<strong>in</strong>e gewisse Zahl an potenziellen NutzerInnen<br />

voraussetzen. Hier unterscheiden sich vor allem<br />

kle<strong>in</strong>e Landkommunen, <strong>in</strong> denen die jeweiligen<br />

Angebote fehlen, von großstädtischen Wohnquartieren,<br />

<strong>in</strong> denen die Angebote jeweils vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> denen die Reichweiten entsprechend<br />

deutlich höher s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e Ausnahme stellt die Bücherei dar, die – sei es<br />

<strong>in</strong> kirchlicher oder kommunaler Trägerschaft – <strong>in</strong><br />

fast allen untersuchten Kommunen vorhanden ist,<br />

trotzdem aber sehr unterschiedliche Reichweiten<br />

erzielt. Die Qualität der Angebote sche<strong>in</strong>t also so<br />

unterschiedlich zu se<strong>in</strong>, dass die Reichweiten sich<br />

unterscheiden.<br />

Im Vergleich der Kommunen<br />

haben bestimmte Angebote<br />

sehr unterschiedliche<br />

Reichweiten.<br />

Auffällig unterschiedliche<br />

Reichweiten erzielen Büchereien.<br />

171


Abb. 8.1: Reichweite der Angebote der Kommune<br />

Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

Landjugend<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament<br />

Jugendrotkreuz<br />

Pfadf<strong>in</strong>der<br />

Jugendfeuerw ehr<br />

Golfplatz<br />

KJG, Jungkolp<strong>in</strong>g, Jungschar<br />

Nachmittagsunterricht<br />

Mädchen-, Jungengruppe<br />

Schützenvere<strong>in</strong><br />

Internetcafe<br />

Hausaufgabenbetreuung<br />

Volleyballplatz<br />

Theater<br />

Messdiener<br />

Jugenddisko<br />

Tanzen<br />

Reiterhof<br />

Museum<br />

Ferienbetreuung<br />

Grillplätze<br />

schulische AGs<br />

Basketballplatz<br />

andere Treffpunkte<br />

Skateranlage<br />

Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>e/Chor<br />

M<strong>in</strong>igolf<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />

Eishalle<br />

Zoo / Tierpark<br />

Kegeln / Bow l<strong>in</strong>g<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Schulhöfe<br />

Sportvere<strong>in</strong>e<br />

Bücherei<br />

Bolzplatz/Fußballplatz<br />

K<strong>in</strong>o<br />

Spielplatz<br />

Hallenbad<br />

Geschäfte<br />

Freibad<br />

Eisdiele<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Reichweite<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

172


Die auch bei den meisten anderen Angeboten sehr<br />

großen Spannbreiten der Reichweiten zeigen, dass<br />

sich, je nach untersuchtem Stadtteil und der dortigen<br />

BewohnerInnen- und Angebotsstruktur, andere<br />

Reichweiten ergeben. Interessant ist beispielsweise,<br />

dass die k<strong>in</strong>derreiche Landgeme<strong>in</strong>de, die<br />

Vere<strong>in</strong>e nur dann fördert, wenn sie e<strong>in</strong>e aktive Jugendarbeit<br />

betreiben, quer durch alle Vere<strong>in</strong>saktivitäten<br />

Spitzenplätze bei der Reichweite belegt. In<br />

der gleichen Geme<strong>in</strong>de erreicht das neu errichtete<br />

Jugendzentrum sehr breite Schichten der <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de lebenden K<strong>in</strong>der. Geschäfte wiederum<br />

erreichen dann besonders viele K<strong>in</strong>der, wenn das<br />

untersuchte Wohnquartier <strong>in</strong>nenstadtnah gelegen<br />

war. Internetcafes s<strong>in</strong>d besonders <strong>in</strong> Stadtteilen<br />

mit hohem Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

attraktiv.<br />

Die folgenden Angebote erreichen mehr Mädchen<br />

als Jungen: Tanzangebote (die Reichweite bei den<br />

Mädchen ist 22% höher als bei den Jungen), Reiterhof<br />

(+20%), Bücherei (+11%), Musikschule<br />

oder Chor (+10%), Geschäfte (+8%), Eishalle<br />

(+7%), Eisdiele (+6%), Zoo (+5%), Nachmittags-<br />

AGs (+5%) und geschlechtsspezifische Jugendgruppen<br />

(+4%).<br />

Manche Angebote erreichen<br />

Mädchen und Jungen<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß.<br />

Stärker die Jungen erreichen dagegen folgende<br />

Angebote, vor allem aus dem sportlichen Bereich:<br />

Fußballplatz (+40%), Basketballplatz (+20%),<br />

Sportvere<strong>in</strong>e (+15%), Skateranlage (+14%), Internetcafe<br />

(+7%), Kegeln & Bowl<strong>in</strong>g (+7%), K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendtreff (+6%), M<strong>in</strong>igolf (+6%),<br />

Golfplatz (+4%), Pfadf<strong>in</strong>der (+4%), Jugendfeuerwehr<br />

(+4%), K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament (+3%)<br />

und Landjugend (+2%).<br />

Bei e<strong>in</strong>igen Angeboten s<strong>in</strong>kt die Reichweite mit<br />

dem Alter der K<strong>in</strong>der ab. Besonders stark ist dies<br />

bei Spielplätzen, Zoos, Museen und Büchereien<br />

der Fall, die jeweils zwischen der vierten und der<br />

siebten Klasse zwischen 17% und 30% an Reichweite<br />

verlieren (s. Abb. 8.2). 15 9% bis 15% an<br />

Reichweite verlieren die Angebote Schulhöfe, Ferienbetreuung,<br />

Musikschule und Reiterhöfe (s.<br />

Abb. 8.3). Relativ ger<strong>in</strong>g, aber statistisch nachweisbar<br />

s<strong>in</strong>d die Reichweitenverluste bei Messdie-<br />

Bei Spielplätzen, Zoos, Museen<br />

und Büchereien s<strong>in</strong>kt<br />

die Reichweite mit dem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der stark ab.<br />

15 Die dritten und achten Klassen wurden hier nicht mit<br />

dargestellt, da aufgrund der Tatsache, dass nicht <strong>in</strong><br />

allen zwanzig Stadtteilen <strong>in</strong> der dritten und achten<br />

Klasse erhoben wurde, <strong>in</strong> diesen Stadtteilen e<strong>in</strong>e Überlagerung<br />

der Effekte durch Stadtteileffekte vorliegt.<br />

173


nern, Tanzangeboten, Hausaufgabenbetreuung<br />

und Pfadf<strong>in</strong>dern, die aber schon <strong>in</strong> der vierten<br />

Klasse ke<strong>in</strong>e besonders hohen Reichweiten besitzen.<br />

(s. Abb. 8.4).<br />

Abb. 8.2: Angebote mit starkem Verlust der<br />

Reichweite mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />

Spielplatz<br />

Zoo/Tierpark<br />

Museum<br />

Bücherei<br />

Abb. 8.3: Angebote mit mittlerem Verlust der<br />

Reichweite mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />

Schulhöfe<br />

Ferienbetreuung<br />

Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>/Chor<br />

Reiterhof<br />

174


Abb. 8.4: Angebote mit leichtem Verlust der<br />

Reichweite mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />

Messdiener<br />

Tanzen<br />

Hausaufgabenbetreuung<br />

Pfadf<strong>in</strong>der<br />

Die beiden Angebote Internetcafe und Jugenddisko<br />

erfreuen sich dagegen mit zunehmendem Alter der<br />

K<strong>in</strong>der leicht aber statistisch bedeutsam steigender<br />

Reichweiten (s. Abb. 8.5).<br />

Abb. 8.5: Angebote mit leichtem Zugew<strong>in</strong>n an<br />

Reichweite mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />

Internetcafe<br />

Jugenddisko<br />

Die Unterschiede der Reichweite e<strong>in</strong>zelner Angebote<br />

s<strong>in</strong>d zwischen K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

teilweise deutlich ausgeprägt (s. Tabelle<br />

8.1).<br />

175


Tab. 8.1: Reichweite ausgewählter Freizeitangebote nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Angebot<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Spielplätze 63% 74%<br />

Sportvere<strong>in</strong>e 61% 45%<br />

Bolzplatz / Fußballplatz 57% 62%<br />

K<strong>in</strong>o 57% 66%<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de 38% 26%<br />

M<strong>in</strong>igolf 31% 23%<br />

Musikschule, Musikvere<strong>in</strong>e 30% 23%<br />

Tierpark / Zoo 29% 39%<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs 28% 36%<br />

Eishalle 28% 40%<br />

andere Treffpunkte für K<strong>in</strong>der 25% 33%<br />

Ferienbetreuung 24% 14%<br />

Reiterhof 22% 15%<br />

Basketballplatz 21% 39%<br />

Messdiener 21% 10%<br />

Museum 18% 25%<br />

Tanzangebote 17% 24%<br />

Jugenddisko 16% 25%<br />

Grillplätze 16% 34%<br />

Schützenvere<strong>in</strong> 14% 10%<br />

Theater 14% 22%<br />

Volleyballplatz 13% 19%<br />

Hausaufgabenbetreuung 12% 20%<br />

KJG, Jungkolp<strong>in</strong>g, Jungschar 11% 7%<br />

Mädchen-/Jungengruppen 10% 16%<br />

Internetcafe 9% 24%<br />

Nachmittagsunterricht 9% 14%<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament 3% 6%<br />

Anmerkung zum Lesen der Tabelle:<br />

Kursiv gesetzte Prozentwerte zeigen zwar e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen K<strong>in</strong>dern mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, der allerd<strong>in</strong>gs eher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unterschiedlichen Ausstattung der jeweiligen<br />

Stadtteile begründet liegen dürfte.<br />

Zum Teil s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> der Tabelle 8.1 dargestellten<br />

Unterschiede allerd<strong>in</strong>gs eher Unterschiede im Angebot<br />

der jeweils bewohnten Stadtteile: so ergeben<br />

sich, da K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

häufiger <strong>in</strong> den großstädtischeren Wohnquartieren<br />

mit dem umfangreicheren Angebot leben, verme<strong>in</strong>tliche<br />

Unterschiede nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Dies dürfte bei Angeboten wie K<strong>in</strong>o, Eishalle,<br />

Museum, Theater und K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament<br />

16 der Fall se<strong>in</strong>. Auffällig bleiben allerd<strong>in</strong>gs<br />

vier Tendenzen: K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>-<br />

16 Hier liegt e<strong>in</strong> besonders aktives und gut angenommenes<br />

Jugendforum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit besonders<br />

hohem Migrantenanteil.<br />

176


tergrund meiden stärker als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Freizeitangebote, die mit e<strong>in</strong>er<br />

Vere<strong>in</strong>sstruktur verbunden s<strong>in</strong>d (z.B. Sportvere<strong>in</strong>e,<br />

Schützenvere<strong>in</strong>e), sie vermeiden stärker Angebote,<br />

die kostspielig s<strong>in</strong>d (z.B. Reiterhof), sie meiden<br />

aufgrund der Zugehörigkeit zu anderen Glaubensrichtungen<br />

stärker christlich-konfessionell gebundene<br />

Angebote (z.B. Messdiener, KJG) und sie<br />

nutzen stärker freie und offene Angebote (z.B.<br />

Bolzplätze, Basketballplätze, K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff,<br />

Grillplätze). Außerdem sche<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Ausstattung<br />

von Computern mit Internetzugang <strong>in</strong> der eigenen<br />

Wohnung mit e<strong>in</strong>er stärkeren Nutzung von Internetcafes<br />

zu kompensieren. Jungen- oder Mädchengruppen<br />

sowie Hausaufgabenbetreuung<br />

sche<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ebenfalls<br />

stärker zu erreichen.<br />

Kostenpflichtige, konfessionell<br />

oder an Vere<strong>in</strong>strukturen<br />

gebundene Angebote<br />

erreichen K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

schlechter.<br />

8.2 Beliebte Angebote<br />

Anders als im vorangehenden Abschnitt wird im<br />

Folgenden analysiert, welche der Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kommune bei den K<strong>in</strong>dern besonders beliebt<br />

s<strong>in</strong>d. Dazu wurden die K<strong>in</strong>der gebeten, aus der<br />

Liste der zuvor abgefragten Angebote die drei auszuwählen,<br />

die sie über das Jahr gesehen am liebsten<br />

nutzen. Die Abbildung 8.6 zeigt die fünfzehn<br />

beliebtesten Angebote, sowie die Spannbreite zwischen<br />

den untersuchten Stadtteilen. Freibäder s<strong>in</strong>d<br />

die mit Abstand beliebtesten Angebote, die K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt nutzen. Auch Bolzplätze und Hallenbäder<br />

s<strong>in</strong>d bei den K<strong>in</strong>dern sehr beliebt, erstere<br />

allerd<strong>in</strong>gs besonders bei Jungen (s.u.). Es folgen<br />

Sportvere<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong>os, Eisdielen (als Treffpunkte),<br />

Geschäfte und Spielplätze. Büchereien, Musikschulen<br />

sowie K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer<br />

Bedeutung für die Altersgruppe ebenfalls nicht zu<br />

unterschätzen.<br />

Beliebte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kommune s<strong>in</strong>d Freibäder,<br />

Bolzplätze, Hallenbäder<br />

sowie Sportvere<strong>in</strong>e.<br />

Auch bei den beliebtesten Angeboten ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

zu berücksichtigen, dass nicht jede Stadt über e<strong>in</strong><br />

Freibad (diese s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs sehr verbreitet), e<strong>in</strong><br />

Hallenbad oder e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o verfügt. Insbesondere das<br />

Hallenbad ist e<strong>in</strong> beliebtes Angebot, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

kle<strong>in</strong>en Kommunen <strong>in</strong> direkter Umgebung fehlt,<br />

wie auch die große Spannbreite zeigt. Insgesamt<br />

gilt für die Spannbreiten, dass e<strong>in</strong>e besonders hohe<br />

Beliebtheit e<strong>in</strong>es Angebotes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt nicht<br />

immer bedeutet, dass das jeweilige Angebot im<br />

Vergleich ähnlicher Angebote besonders attraktiv<br />

ist. Eher sche<strong>in</strong>t es so zu se<strong>in</strong>, dass besonders<br />

große Beliebtheiten e<strong>in</strong>zelner Angebote vor allem<br />

177


<strong>in</strong> den Städten auftreten, <strong>in</strong> denen die Angebotspalette<br />

eher beschränkt ist, d.h. je breiter die<br />

Auswahl der Angebote e<strong>in</strong>er Stadt ist, desto eher<br />

suchen sich die K<strong>in</strong>der verschiedene Liebl<strong>in</strong>gsangebote<br />

aus.<br />

Abb. 8.6: Die fünfzehn beliebtesten Freizeitangebote<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />

Skateranlage<br />

Messdiener<br />

Tanzen<br />

beliebteste Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

Musikschule / Musikvere<strong>in</strong> / Chor<br />

Reiterhof<br />

Bücherei<br />

Spielplatz<br />

Geschäfte<br />

Eisdiele<br />

K<strong>in</strong>o<br />

Sportvere<strong>in</strong><br />

Hallenbad<br />

Bolzplatz / Fußballplatz<br />

Freibad<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Anteil der Nennungen<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

Während sechs der abgefragten Aspekte von Jungen<br />

und Mädchen ungefähr gleich häufig als beliebteste<br />

Angebote genannt werden (Frei- und Hallenbad,<br />

K<strong>in</strong>o, Spielplatz, K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />

sowie Messdiener), gibt es bei den restlichen neun<br />

Angeboten deutliche Präferenzen des e<strong>in</strong>en oder<br />

anderen Geschlechts: Jungen bevorzugen viel<br />

stärker als Mädchen den Bolzplatz (47% der Jungen<br />

im Vergleich zu 8% der Mädchen), s<strong>in</strong>d akti-<br />

178


ver <strong>in</strong> Sportvere<strong>in</strong>en (27% im Vergleich zu 19%)<br />

und s<strong>in</strong>d häufiger eifrige Nutzer von Skateranlagen<br />

(8% im Vergleich zu 3%). Mädchen dagegen haben<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Präferenz für die Eisdiele, <strong>in</strong> der<br />

sie sich oft mit Freund<strong>in</strong>nen treffen (23% im Vergleich<br />

zu 15%), f<strong>in</strong>den Geschäfte zum Bummeln<br />

attraktiver (24% um Vergleich zu 13%), nennen<br />

fast doppelt so häufig wie Jungen die Bücherei als<br />

Liebl<strong>in</strong>gsangebot (15% im Vergleich zu 8%) und<br />

nennen häufiger Musikschule, Chor oder Musikvere<strong>in</strong>e<br />

(9% im Vergleich zu 5%). Reiterhöfe als Liebl<strong>in</strong>gsangebote<br />

werden ebenso wie Tanzangebote<br />

fast ausschließlich von Mädchen genannt. Insgesamt<br />

kann also gesagt werden, dass Jungen stärker<br />

als Mädchen sportorientierte Angebote schätzen,<br />

während Mädchen mehr Wert auf Treffpunkte<br />

<strong>in</strong> der Innenstadt und kulturelle Angebote legen.<br />

Aus diesen Unterschieden <strong>in</strong> der Häufigkeit ergeben<br />

sich unterschiedliche Liebl<strong>in</strong>gsangebote von<br />

Jungen und Mädchen (s. Tab. 8.2).<br />

Jungen schätzen eher<br />

sportorientierte Angebote,<br />

Mädchen legen dagegen<br />

mehr Wert auf Treffpunkte<br />

<strong>in</strong> der Innenstadt und kulturelle<br />

Angebote.<br />

Tab. 8.2: Die beliebtesten Angebote nach Geschlecht<br />

Rang Jungen Mädchen<br />

1 Bolzplatz/Fußballplatz 47% Freibad 41%<br />

2 Freibad 40% Hallenbad 25%<br />

3 Hallenbad 27% Geschäfte 24%<br />

4 Sportvere<strong>in</strong>e 27% Eisdiele 23%<br />

5 K<strong>in</strong>o 22% K<strong>in</strong>o 19%<br />

6 Eisdiele 15% Sportvere<strong>in</strong>e 19%<br />

Während Freibäder, Bolzplätze, Sportvere<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong>os,<br />

Reiterhöfe, Tanzangebote, K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs<br />

sowie Skateranlagen <strong>in</strong> allen untersuchten<br />

Altersgruppen ungefähr gleich beliebt s<strong>in</strong>d,<br />

ändert sich die Beliebtheit e<strong>in</strong>iger Angebote mit<br />

zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der: Insbesondere<br />

Spielplätze (24% Nennungen <strong>in</strong> der dritten Klasse<br />

und nur noch 9% <strong>in</strong> der achten Klasse), aber auch<br />

das Hallenbad (36% <strong>in</strong> der dritten und 20% <strong>in</strong> der<br />

achten Klasse), die Musikschule (10% <strong>in</strong> der dritten<br />

und 3% <strong>in</strong> der achten Klasse) und die Messdiener<br />

(6% <strong>in</strong> der dritten und 3% <strong>in</strong> der achten<br />

Klasse) s<strong>in</strong>d besonders bei jüngeren K<strong>in</strong>dern beliebt.<br />

Die Bücherei ist für K<strong>in</strong>der bis zur sechsten<br />

Klasse immer gleich attraktiv (ca 13% der Nennungen),<br />

um dann <strong>in</strong> der Beliebtheit leicht auf 9%<br />

zurückzugehen. Ältere K<strong>in</strong>der dagegen bevorzugen<br />

stärker Geschäfte zum Bummeln (26% im Vergleich<br />

zu 11%) und Eisdielen zum Treffen (24% im<br />

Vergleich zu 4%). Auch das Internetcafe ist e<strong>in</strong><br />

Angebot, das vor allem ältere K<strong>in</strong>der nennen (12%<br />

179<br />

Während die Beliebtheit<br />

von Spielplätzen, Hallenbädern<br />

und Musikschulen<br />

mit dem Alter s<strong>in</strong>kt, bleibt<br />

die Beliebtheit von Freibädern<br />

konstant hoch.


<strong>in</strong> der achten Klasse) und kaum K<strong>in</strong>der aus der<br />

dritten Klasse (3%). Diese Veränderungen bewirken<br />

auch e<strong>in</strong>e leichte Verschiebung der Rangfolge:<br />

Zwar belegt das Freibad <strong>in</strong> allen Jahrgangsstufen<br />

den ersten Platz der Liebl<strong>in</strong>gsangebote, was noch<br />

e<strong>in</strong>mal die sowohl alters- wie auch geschlechtsübergreifende<br />

Bedeutung e<strong>in</strong>es solchen Ortes und<br />

se<strong>in</strong>e vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten (Sport,<br />

sich treffen, spielen, …) unterstreicht, das Hallenbad<br />

h<strong>in</strong>gegen sackt von e<strong>in</strong>em zweiten Platz <strong>in</strong> der<br />

dritten Klasse auf den siebten Platz <strong>in</strong> der achten<br />

Klasse ab. Besonders stark gew<strong>in</strong>nen Eisdielen<br />

(von Platz 16 auf Platz 3 der Hitliste) und Geschäfte<br />

(von Platz 8 auf Platz 2) an Bedeutung.<br />

Insbesondere Sportvere<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

weit weniger<br />

beliebt.<br />

Die Tabelle 8.3 zeigt deutlich, dass sich K<strong>in</strong>der mit<br />

und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden.<br />

Auffällig ist vor allem, dass Sportvere<strong>in</strong>e weit weniger<br />

beliebt s<strong>in</strong>d. Auch Reiterhöfe werden deutlich<br />

seltener genannt (4% Nennungen bei K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund), hier spielt möglicherweise<br />

auch die Lage der Stadtteile mit erhöhtem Anteil<br />

von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> großstädtischerer<br />

Umgebung e<strong>in</strong>e Rolle und die häufig<br />

ger<strong>in</strong>gere f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung von Familien mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Häufiger nennen K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dagegen Spielplätze (auch<br />

für die älteren K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

e<strong>in</strong> beliebter Treffpunkt).<br />

Tab. 8.3: Die beliebtesten Angebote nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Rang ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

1 Freibad 39% Freibad 45%<br />

2 Sportvere<strong>in</strong>e 27% Bolzplatz/Fußballplatz 27%<br />

3 Bolzplatz/Fußballplatz 27% Hallenbad 26%<br />

4 Hallenbad 26% K<strong>in</strong>o 23%<br />

5 Eisdiele 20% Geschäfte 20%<br />

6 K<strong>in</strong>o 19% Spielplatz 17%<br />

7 Geschäfte 17% Eisdiele 17%<br />

8 Reiterhof 11% Sportvere<strong>in</strong>e 14%<br />

9 Spielplatz 11% Bücherei 11%<br />

10 Bücherei 10% Tanzen 8%<br />

K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender nennen etwas seltener<br />

kostenpflichtige Angebote wie Musikschule und<br />

Sportvere<strong>in</strong>e. Bei K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser ist das nicht<br />

der Fall, hier geht die Tendenz sogar eher <strong>in</strong> die<br />

Gegenrichtung.<br />

180


Die bevorzugten Freizeitangebote zeigen ke<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> der Kommune. E<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Zusammenhang<br />

gibt es allerd<strong>in</strong>gs mit dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den: K<strong>in</strong>der, die Sportvere<strong>in</strong>e als e<strong>in</strong>es<br />

der drei beliebtesten Angebote auswählen, haben<br />

e<strong>in</strong> merklich höheres allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

K<strong>in</strong>der, die Sportvere<strong>in</strong>e<br />

als Angebot der Kommune<br />

mögen, fühlen sich allgeme<strong>in</strong><br />

wohler.<br />

8.3 Alltagsnutzung<br />

Die dritte Betrachtungsebene der kommunalen<br />

Angebote ist die der Alltagsnutzung der K<strong>in</strong>der.<br />

Nicht alle Angebote, die die K<strong>in</strong>der gerne nutzen<br />

und nicht alle, die e<strong>in</strong>e besonders hohe Reichweite<br />

haben, s<strong>in</strong>d auch die Angebote, die im Lebensalltags<br />

der K<strong>in</strong>der die größte Rolle spielen: e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

geht beispielsweise nicht jeden Tag <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o,<br />

selbst wenn das K<strong>in</strong>o se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsangebot ist und<br />

selbst wenn das kommunale K<strong>in</strong>o über das Jahr<br />

gesehen von fast jedem K<strong>in</strong>d besucht wird.<br />

Zur Erfassung der Alltagsnutzung der kommunalen<br />

Angebote wurden die K<strong>in</strong>der gebeten, aus der Liste<br />

der Angebote diejenigen auszuwählen, die sie<br />

an e<strong>in</strong>em Stichtag (dem Tag vor der Befragung)<br />

genutzt haben. Bis zu drei Angebote konnten die<br />

K<strong>in</strong>der dabei auswählen. Um den Stichtag beurteilen<br />

zu können, wurde auch das Datum, an dem die<br />

Befragung stattfand erhoben.<br />

Wie die Tabelle 8.4 zeigt, s<strong>in</strong>d die Stichtage relativ<br />

gleich über die Wochentage verteilt, mit Ausnahme<br />

des Freitags und des Samstags, die aufgrund<br />

der teilweise über Schulen durchgeführten Erhebung<br />

seltener vorkommen.<br />

Tab. 8.4: Verteilung der Stichtage zur<br />

Alltagsnutzung<br />

Stichtag<br />

Montag 18%<br />

Dienstag 19%<br />

Mittwoch 15%<br />

Donnerstag 20%<br />

Freitag 7%<br />

Samstag 5%<br />

Sonntag 16%<br />

Insgesamt 74% der Stichtagsangaben beziehen<br />

sich auf e<strong>in</strong>en Werktag, 5% auf e<strong>in</strong>en Samstag<br />

und 21% auf e<strong>in</strong>en Sonntag bzw. auf e<strong>in</strong>en der <strong>in</strong><br />

181


die beiden Erhebungszeiträume fallenden sechs<br />

gesetzlichen Feiertage. 17<br />

Bolzplätze, Spielplätze,<br />

Geschäfte und Freibäder<br />

s<strong>in</strong>d die im Alltag am häufigsten<br />

genutzten Angebote.<br />

Die Abbildung 8.7 zeigt die zehn häufigsten Nennungen<br />

<strong>in</strong> der Alltagsnutzung. Fast jedes vierte<br />

K<strong>in</strong>d hat am Tag vor der Befragung auf e<strong>in</strong>em<br />

Bolzplatz gespielt, jedes fünfte ist zu bestimmten<br />

Geschäften gefahren, um etwas zu kaufen oder<br />

um zu bummeln. Es fällt auf, dass Angebote, die<br />

ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>tritt kosten und die im unmittelbaren<br />

Nahbereich der K<strong>in</strong>der liegen (z.B. Bolzplatz,<br />

Spielplatz oder auch nachmittags zugängliche<br />

Schulhöfe), e<strong>in</strong>e bedeutendere Rolle spielen, als es<br />

die Rangliste der beliebtesten Angebote vermuten<br />

ließe. Daraus lässt sich ablesen, dass e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Ausrichtung der städtischen Angebote auf die bei<br />

den K<strong>in</strong>dern beliebtesten vernachlässigen würde,<br />

dass manche dieser beliebten Angebote eher Besonderheiten<br />

im Alltag der K<strong>in</strong>der darstellen, die<br />

um erreichbare und gut zugängliche Angebote ergänzt<br />

werden müssen, die zwar nicht die Topplätze<br />

der Beliebtheit e<strong>in</strong>nehmen, aber trotzdem wichtig<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die <strong>in</strong> der Abbildung 8.7 dargestellte relativ weite<br />

Streuung zwischen den untersuchten Stadtteilen<br />

zeigt, dass je nach lokalen Gegebenheiten e<strong>in</strong> Angebot<br />

<strong>in</strong> die Alltagskultur der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>geht oder<br />

nicht. E<strong>in</strong> sehr attraktives K<strong>in</strong>o <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

beispielsweise führt dazu, dass fast e<strong>in</strong> Fünftel der<br />

dort befragten K<strong>in</strong>der dieses am Tag vor der Befragung<br />

auch nutzten. Besonders unattraktive<br />

Spielplätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Kommune gehen auch<br />

mit e<strong>in</strong>er deutlich ger<strong>in</strong>geren Nutzung dieser<br />

Spielplätze e<strong>in</strong>her. Umgekehrt werden e<strong>in</strong>zelne<br />

Angebote zu besonders wichtigen Treffpunkten der<br />

K<strong>in</strong>der, wenn die Angebotsvielfalt e<strong>in</strong>geschränkt<br />

ist. So ist beispielsweise <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />

der zentrale Spielplatz e<strong>in</strong> ganz wichtiges Angebot,<br />

an dem sich sowohl jüngere als auch ältere K<strong>in</strong>der<br />

treffen. Auffällig ist weiterh<strong>in</strong>, dass die Bedeutung<br />

der Geschäfte <strong>in</strong> der Kommune für die Alltagsfreizeitgestaltung<br />

der dort lebenden K<strong>in</strong>der relativ<br />

unabhängig davon ist, ob es sich um e<strong>in</strong> Innenstadtzentrum<br />

mit großer Geschäftsvielfalt oder<br />

e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf mit nur wenigen Angeboten<br />

handelt. Beide werden fast gleich häufig genutzt.<br />

17<br />

Mögliche Schulbrückentage wurden aufgrund der<br />

stark differierenden Ausgestaltung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schulen nicht berücksichtigt.<br />

182


Abb. 8.7: Die zehn im Alltag am häufigsten genutzten Freizeitangebote<br />

Alltagsnutzung der Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

Schulhöfe<br />

K<strong>in</strong>o<br />

Bücherei<br />

Hallenbad<br />

Eisdiele<br />

Sportvere<strong>in</strong><br />

Spielplatz<br />

Freibad<br />

Geschäfte<br />

Bolzplatz / Fußballplatz<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Anteil der Nennungen<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

Wie die Tabelle 8.5 zeigt, s<strong>in</strong>d die Anteile der K<strong>in</strong>der,<br />

die die zehn wichtigsten Angebote nutzen,<br />

ger<strong>in</strong>gfügig unterschiedlich, wenn man danach<br />

differenziert, ob es sich beim Stichtag um e<strong>in</strong>en<br />

Werktag, e<strong>in</strong>en Samstag oder e<strong>in</strong>en Sonn- bzw.<br />

Feiertag handelt: Geschäfte spielen erwartungsgemäß<br />

e<strong>in</strong>e größere Rolle, wenn sie auch geöffnet<br />

haben, e<strong>in</strong>ige Aktivitäten, wie Freibad, Hallenbad<br />

und Eisdiele haben am Sonntag größere Anteile,<br />

möglicherweise, wenn das Angebot dann Ziel e<strong>in</strong>es<br />

Familienausflugs wird. Der Tag des Sportvere<strong>in</strong>s<br />

sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>deutig der Samstag zu se<strong>in</strong>, möglicherweise<br />

der Tag, an dem bevorzugt die Wettkämpfe<br />

ausgetragen werden, während sich das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

über die gesamte Woche verteilt.<br />

Sportvere<strong>in</strong>saktivitäten<br />

sche<strong>in</strong>en bei vielen K<strong>in</strong>dern<br />

den Samstag zu dom<strong>in</strong>ieren.<br />

183


Tab. 8.5: Verteilung der zehn wichtigsten Angebote auf<br />

die Stichtage<br />

Angebot Werktag Samstag Sonn- oder<br />

Feiertag<br />

Bolzplatz / Fußballplatz 23% 28% 25%<br />

Geschäfte 22% 21% 12%<br />

Freibad 18% 21% 23%<br />

Spielplatz 18% 20% 19%<br />

Sportvere<strong>in</strong> 17% 22% 14%<br />

Eisdiele 12% 12% 17%<br />

Hallenbad 8% 8% 10%<br />

Bücherei 8% 3% 4%<br />

K<strong>in</strong>o 7% 3% 7%<br />

Schulhöfe 7% 5% 4%<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden<br />

sich deutlich <strong>in</strong><br />

der Alltagsnutzung der Angebote<br />

<strong>in</strong> der Kommune.<br />

Erwartungsgemäß unterscheiden sich Jungen und<br />

Mädchen <strong>in</strong> der Rangliste ihrer zur Alltagsfreizeit<br />

genutzten Angebote deutlich (s. Tab. 8.6): Bei den<br />

Jungen stehen Sportangebote wie Fußball oder<br />

Sportvere<strong>in</strong>, gefolgt vom Hallenbad ganz oben.<br />

Spielplätze, Geschäfte und die Eisdiele folgen erst<br />

dann. Bei den Mädchen ist es be<strong>in</strong>ahe umgekehrt:<br />

hier belegen Geschäfte und Spielplätze die<br />

Topplätze vor Freibad, gefolgt von Eisdiele und<br />

dann erst Sportvere<strong>in</strong>en, sowie dem Reiterhof. Die<br />

Bolzplätze spielen im Alltag der Mädchen nur e<strong>in</strong>e<br />

untergeordnete Rolle (8% allerd<strong>in</strong>gs haben sie am<br />

Tag vor der Befragung besucht!).<br />

Tab. 8.6: Alltagsnutzung der Angebote nach Geschlecht<br />

Rang Jungen Mädchen<br />

1 Bolzplatz/Fußballplatz 39% Geschäfte 26%<br />

2 Sportvere<strong>in</strong>e 22% Spielplatz 22%<br />

3 Freibad 21% Freibad 17%<br />

4 Spielplatz 16% Eisdiele 15%<br />

5 Geschäfte 15% Sportvere<strong>in</strong>e 11%<br />

6 Eisdiele 11% Reiterhof 10%<br />

Das Freibad ist <strong>in</strong> jedem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Element der Freizeitgestaltung<br />

<strong>in</strong> der Kommune.<br />

Während das Hallenbad mit zunehmendem Alter<br />

der K<strong>in</strong>der weniger Raum im Alltag e<strong>in</strong>nimmt,<br />

steigt die Nutzung des Freibades an, e<strong>in</strong> weiteres<br />

Zeichen dafür, dass das Freibad mehr ist, als e<strong>in</strong><br />

Ort, an dem die K<strong>in</strong>der schwimmen können. Es ist<br />

auch Treffpunkt, Spielort, Flirtbühne und so weiter.<br />

Geschäfte, d.h. also „Shopp<strong>in</strong>g“ und Bummeln<br />

werden ebenfalls mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der<br />

zentralerer Teil des Alltags, der Anteil an den<br />

Alltagsaktivitäten steigt von 15% <strong>in</strong> der dritten<br />

Klasse fast auf das doppelte <strong>in</strong> der achten (27%).<br />

Auch die Eisdiele als Treffpunkt wird viel wichtiger.<br />

184


Spielplätze h<strong>in</strong>gegen verlieren an Bedeutung, s<strong>in</strong>d<br />

aber selbst für Achtklässler noch e<strong>in</strong>er der zentralen<br />

Anlaufpunkte, dann eher als Treffpunkt denn<br />

als Spielort. Sportvere<strong>in</strong>e und Bolzplätze behalten<br />

ihre Bedeutung über die untersuchten Altersstufen<br />

h<strong>in</strong>weg.<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben<br />

andere Präferenzen bei der Alltagsfreizeitgestaltung<br />

(s. Tab. 8.7), wobei an dieser Stelle der E<strong>in</strong>fluss<br />

der unterschiedlichen Wohnbed<strong>in</strong>gungen und<br />

der damit vorhandenen Möglichkeiten nicht verschwiegen<br />

werden soll. Obwohl K<strong>in</strong>der mit und<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund die gleichen sechs Angebote<br />

nutzen, fällt doch die bereits oben angedeutete<br />

stärkere Meidung von Sportvere<strong>in</strong>en auf<br />

und die Bevorzugung der Innenstadt/Geschäftsbereiche<br />

sowie der Spielplätze als <strong>in</strong>formelle Treffpunkte.<br />

Beide Effekte s<strong>in</strong>d bei E<strong>in</strong>wanderern der<br />

ersten Generation deutlich stärker ausgeprägt als<br />

bei K<strong>in</strong>dern, die bereits <strong>in</strong> Deutschland geboren<br />

wurden.<br />

Während Spielplätze mit<br />

zunehmendem Alter der<br />

K<strong>in</strong>der an Bedeutung verlieren,<br />

werden Geschäfte<br />

und Eisdielen im Alltag der<br />

K<strong>in</strong>der viel wichtiger.<br />

Tab. 8.7: Alltagsnutzung der Angebote nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Rang ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

1 Bolzplatz/Fußballplatz 23% Spielplatz 26%<br />

2 Sportvere<strong>in</strong>e 19% Geschäfte 24%<br />

3 Geschäfte 19% Bolzplatz/Fußballplatz 23%<br />

4 Freibad 17% Freibad 22%<br />

5 Spielplatz 15% Eisdiele 13%<br />

6 Eisdiele 13% Sportvere<strong>in</strong> 12%<br />

Je größer die Straße ist, an der die K<strong>in</strong>der wohnen,<br />

desto seltener nutzen sie Spielplätze, möglicherweise,<br />

weil die <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Spielplätze – sofern überhaupt vorhanden –<br />

als Treffpunkte nicht attraktiv s<strong>in</strong>d.<br />

Welche Angebote die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Alltagsfreizeit<br />

nutzen, hat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf ihr Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

der Kommune.<br />

Mehr als e<strong>in</strong> Viertel der befragten K<strong>in</strong>der (28%)<br />

gab an, am Stichtag gar ke<strong>in</strong>es der angegebenen<br />

Angebote genutzt zu haben. Die Werte liegen bei<br />

den untersuchten Stadtteilen zwischen 20% und<br />

49%. Besonders hohe Werte erreichen dabei die<br />

beiden Stadtteile, die vom jeweiligen Stadtzentrum<br />

deutlich entfernt liegen und selbst kaum attraktive<br />

Angebote haben. Besonders niedrige Werte<br />

185<br />

E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der hat<br />

am Vortag gar ke<strong>in</strong> kommunales<br />

Angebot genutzt.<br />

Der Wert liegt <strong>in</strong> den<br />

Stadtteilen zwischen 20%<br />

und 49%.


haben vor allem die <strong>in</strong>nenstadtnahen Quartiere<br />

bzw. Innenstadtquartiere, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Angeboten für die K<strong>in</strong>der gut erreichbar ist.<br />

Insgesamt ist die Nutzung kommunaler Angebote<br />

gemessen an dem Anteil der K<strong>in</strong>der, der sagt, am<br />

Vortag ke<strong>in</strong>es der Angebote genutzt zu haben, bei<br />

Jungen höher als bei Mädchen: 31% der Mädchen,<br />

aber nur 24% der Jungen sagen, sie hätten ke<strong>in</strong><br />

Angebot genutzt, vielleicht e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf,<br />

dass Jungen ihre Freizeit häufiger als Mädchen<br />

außerhalb des Hauses verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt der Anteil,<br />

der ke<strong>in</strong>e Angebote nutzt, von 32% <strong>in</strong> der<br />

vierten Klasse auf 22% <strong>in</strong> der siebten Klasse. 18<br />

Auch hier ist zu vermuten, dass mit steigendem<br />

Alter der K<strong>in</strong>der die Freizeitgestaltung häufiger<br />

außerhalb des Elternhauses stattf<strong>in</strong>det.<br />

Ob die K<strong>in</strong>der überhaupt Angebote nutzen oder<br />

nicht, hängt nicht mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />

Kommune zusammen.<br />

8.4 Erreichbarkeit der Angebote<br />

Wie oben bereits beschrieben, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Alltagsnutzung<br />

die Freizeitangebote zentraler, die die<br />

K<strong>in</strong>der eigenständig, d.h. <strong>in</strong> der Regel mit dem<br />

Fahrrad oder zu Fuß erreichen können. Um dies zu<br />

überprüfen, wurden die K<strong>in</strong>der außerdem gefragt,<br />

mit welchen Verkehrsmitteln sie die am Vortag<br />

besuchten Freizeitangebote jeweils erreicht hatten.<br />

E<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der wird<br />

zu den Angeboten <strong>in</strong> der<br />

Kommune im PKW chauffiert.<br />

Inwieweit die K<strong>in</strong>der zu<br />

den Angeboten mit dem<br />

Rad fahren, ist stark von<br />

dem Stadtteil abhängig.<br />

Wie die Abbildung 8.8 zeigt, s<strong>in</strong>d fast vier von fünf<br />

besuchten Angeboten jeweils mit dem Rad oder zu<br />

Fuß besucht worden, d.h. normalerweise ohne die<br />

Begleitung der Eltern. Knapp e<strong>in</strong> Fünftel der Freizeitwege<br />

legten die K<strong>in</strong>der im PKW der Eltern<br />

chauffiert zurück.<br />

Zwischen den Stadtteilen schwanken die Werte<br />

zum Teil beträchtlich, wobei sich – je nach Topografie,<br />

Fahrradfreundlichkeit des Wohnquartiers<br />

und „Fahrradkultur“ – die Fahrrad- und Fußwegehäufigkeit<br />

umgekehrt proportional verhalten: je<br />

mehr die K<strong>in</strong>der Rad fahren, desto seltener laufen<br />

sie und umgekehrt. Radfahren ist vor allem <strong>in</strong> fla-<br />

18 Da die dritten und achten Klassen nicht <strong>in</strong> allen<br />

Stadtteilen erhoben wurden, s<strong>in</strong>d die Werte hier nicht<br />

dargestellt.<br />

186


chen, radverkehrsgemäß erschlossenen Quartieren<br />

der Fall, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong> der Regel die Wege zu den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Angeboten etwas weiter s<strong>in</strong>d. Fußwege<br />

dom<strong>in</strong>ieren vor allem das Innenstadtwohnen. Der<br />

PKW-Anteil ist <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen kaum<br />

unterschiedlich, mit Ausnahme von drei Quartieren,<br />

<strong>in</strong> denen der untersuchte Stadtteil jeweils<br />

deutlich räumlich separiert von der eigentlichen<br />

Kernstadt lag. Hier machen PKW-Wege jeweils etwa<br />

e<strong>in</strong> Drittel der Wege aus. Der öffentliche Nahverkehr<br />

spielt im Alltag der meisten K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e<br />

Rolle, allerd<strong>in</strong>gs gibt es <strong>in</strong> vier Stadtteilen e<strong>in</strong>e<br />

Ausnahme: die beiden im Ballungsraum Ruhrgebiet<br />

gelegenen Stadtteile profitieren von der guten<br />

Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel, hier<br />

nutzen die K<strong>in</strong>der für 11% bzw. 18% der Wege<br />

den Bus. Zwei <strong>in</strong>nenstadtfernere Stadtteile haben<br />

zudem durch e<strong>in</strong>e gute Busanb<strong>in</strong>dung und die relative<br />

Entfernung zum Zentrum e<strong>in</strong>en Busanteil<br />

von 13% bzw. 20% an allen Wegen. Die K<strong>in</strong>der<br />

nutzen also vor allem dann den Bus, wenn er sie<br />

gut (d.h. ohne Umsteigen) <strong>in</strong> das Stadtzentrum<br />

br<strong>in</strong>gt, gleichzeitig aber die Entfernung zu weit<br />

oder die Wege zu gefährlich zum Radfahren s<strong>in</strong>d.<br />

Zu Fuß gehen die K<strong>in</strong>der<br />

vor allem <strong>in</strong> den Innenstadtquartieren.<br />

Der ÖPNV spielt für die Alltagswege<br />

der meisten K<strong>in</strong>der<br />

ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Abb. 8.8: Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen<br />

Verkehrsmittel auf dem Weg zu<br />

Freizeitzielen<br />

öffentlicher Verkehr<br />

PKW<br />

Fahrrad<br />

zu Fuß<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Anteil der Nennungen<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> der<br />

Wahl der Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen<br />

(s. Abb. 8.9): Jungen fahren merklich häufiger<br />

Rad als Mädchen, dafür werden sie etwas seltener<br />

von den Eltern im PKW gebracht. In ihrer<br />

Mobilität, vor allem auf den etwas längeren Stre-<br />

Jungen nutzen häufiger<br />

das Fahrrad, Mädchen<br />

werden häufiger im PKW<br />

gefahren.<br />

187


cken im Stadtteil, s<strong>in</strong>d Jungen also etwas unabhängiger<br />

von den Eltern als Mädchen.<br />

Abb. 8.9: Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen nach<br />

Geschlecht<br />

50%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

44%<br />

38%<br />

35%<br />

37%<br />

20%<br />

16%<br />

Jungen<br />

Mädchen<br />

0%<br />

5%<br />

5%<br />

zu Fuß Fahrrad PKW öffentlicher<br />

Verkehr<br />

Abb. 8.10: Anteil der Freizeitangebote, die zu Fuß oder mit dem<br />

Rad erreicht wurden<br />

Freizeitangebote<br />

Schulhöfe<br />

K<strong>in</strong>o<br />

Bücherei<br />

Hallenbad<br />

Eisdiele<br />

Sportvere<strong>in</strong><br />

Spielplatz<br />

Freibad<br />

Geschäfte<br />

Bolzplatz / Fußballplatz<br />

87%<br />

63%<br />

82%<br />

65%<br />

85%<br />

75%<br />

87%<br />

76%<br />

79%<br />

85%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

Die Erreichbarkeit der Angebote<br />

für die K<strong>in</strong>der ist im<br />

Alltag von zentraler Bedeutung.<br />

Werden die zehn im Alltag besonders häufig besuchten<br />

Freizeitaktivitäten daraufh<strong>in</strong> untersucht,<br />

wie gut sie von den K<strong>in</strong>dern zu Fuß bzw. mit dem<br />

Rad erreicht werden können, so fällt auf, dass von<br />

den zwar besonders beliebten, im Alltag aber nicht<br />

zentralen Angeboten viele dadurch gekennzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d, dass sie von den K<strong>in</strong>dern schlechter erreicht<br />

werden können (z.B. Hallenbad oder K<strong>in</strong>o, s. Abb.<br />

188


8.10). Schulhöfe und Spielplätze auf der anderen<br />

Seite s<strong>in</strong>d zwar nicht die beliebtesten Angebote,<br />

dafür aber sehr e<strong>in</strong>fach erreichbar.<br />

Während der Anteil der zu Fuß zurückgelegten<br />

Wege von der vierten bis zur siebten Klasse konstant<br />

bleibt (4. Klasse: 38%; 7. Klasse: 39%)<br />

steigt der Anteil der mit dem Rad zurückgelegten<br />

deutlich (4. Klasse: 36%; 7. Klasse: 44%). Der<br />

Anteil der von den Eltern im PKW gefahrenen K<strong>in</strong>der<br />

halbiert sich dagegen von 23% <strong>in</strong> der vierten<br />

Klasse auf 12% <strong>in</strong> der siebten. Je älter die K<strong>in</strong>der<br />

werden, desto eher fahren sie also mit dem Rad<br />

und desto seltener werden sie im PKW chauffiert.<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund treffen<br />

e<strong>in</strong>e deutlich andere Verkehrsmittelwahl auf dem<br />

Weg zu Freizeitzielen (s. Abb. 8.11), allerd<strong>in</strong>gs<br />

muss dabei auch berücksichtigt werden, dass K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund häufiger <strong>in</strong> Stadtquartieren<br />

wohnen, <strong>in</strong> denen die Vorraussetzungen<br />

zum Radfahren schlecht s<strong>in</strong>d. Aber auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Stadtteile betrachtet, ist der Anteil der Radwege<br />

bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund deutlich<br />

ger<strong>in</strong>ger als bei K<strong>in</strong>dern ohne. Dafür gehen sie<br />

häufiger zu Fuß. Daraus ergibt sich, dass sich K<strong>in</strong>der<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>eren Radius um ihre Wohnung herum<br />

bewegen.<br />

Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />

desto seltener werden sie<br />

im PKW gefahren und desto<br />

öfter nutzen sie das<br />

Rad.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

s<strong>in</strong>d seltener mit<br />

dem Rad unterwegs.<br />

Abb. 8.11: Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen nach<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

31%<br />

47%<br />

47%<br />

29%<br />

19%<br />

17%<br />

4%<br />

7%<br />

zu Fuß Fahrrad PKW öffentlicher<br />

Verkehr<br />

Verkehrsmittel<br />

ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

189


Im Schnitt brauchen die<br />

K<strong>in</strong>der für ihre Wege 13<br />

M<strong>in</strong>uten. Dieser Wert gilt<br />

für alle Subgruppen.<br />

In 2006 wurden die K<strong>in</strong>der zusätzlich zum gewählten<br />

Verkehrsmittel danach gefragt, wie lange der<br />

Weg zum jeweiligen Angebot ungefähr gedauert<br />

hat. Der durchschnittliche Weg ist 12,6 M<strong>in</strong>uten<br />

lang. 19 Diese Wegedauer ist <strong>in</strong> allen (!) untersuchten<br />

Subgruppen gleich, d.h. Jungen und Mädchen,<br />

Viert- und Siebtklässler, K<strong>in</strong>der mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sowie K<strong>in</strong>der aus den zehn<br />

unterschiedlichen Stadtteilen legen alle Wege zurück,<br />

die etwa gleich lang dauern. Unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d die jeweils hauptsächlich genutzten Verkehrsmittel,<br />

sodass beispielsweise Mädchen <strong>in</strong>sgesamt<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren Radius ihrer Freizeitmobilität<br />

haben dürften als Jungen und K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren Radius als K<strong>in</strong>der<br />

ohne.<br />

Deutliche Unterschiede <strong>in</strong> der Wegedauer gibt es<br />

allerd<strong>in</strong>gs nach den Hauptaktivitäten <strong>in</strong> der Alltagsfreizeit<br />

differenziert (s. Abb. 8.12): Besonders<br />

kurze Wege legen die K<strong>in</strong>der zu Spielplätzen, zur<br />

Bücherei und zu nachmittags geöffneten Schulhöfen<br />

zurück. Insbesondere Spielplätze und die<br />

Schulhöfe dürften sich also <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe<br />

der Wohnung der K<strong>in</strong>der bef<strong>in</strong>den, da sie von fast<br />

allen K<strong>in</strong>dern zu Fuß oder mit dem Rad erreicht<br />

werden. Aber auch die Bücherei ist – wenn sie Teil<br />

der Alltagsaktivitäten e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ist – sehr nahe<br />

gelegen und kann von fast allen K<strong>in</strong>dern zu Fuß<br />

oder mit dem Fahrrad <strong>in</strong> kurzer Zeit erreicht werden.<br />

Eher weiter entfernte Ziele s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>o, Freibad<br />

und auch das Hallenbad. Längere Wege legen die<br />

K<strong>in</strong>der zu Zielen zurück, die im Alltag nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle spielen (z.B. Eishalle, Theater,<br />

Museum und Zoo), hier s<strong>in</strong>d die Wege jeweils etwa<br />

30 M<strong>in</strong>uten lang.<br />

19 Das bedeutet geschätzt 500-1000 m zu Fuß bzw.<br />

etwa 2-3 km mit dem Rad.<br />

190


Abb. 8.12: Wegedauer nach Alltagsziel<br />

Schulhöfe<br />

10,3<br />

K<strong>in</strong>o<br />

17,4<br />

Bücherei<br />

9,2<br />

Alltagsaktivitäten<br />

Hallenbad<br />

Eisdiele<br />

Sportvere<strong>in</strong><br />

Spielplatz<br />

7,7<br />

13,0<br />

10,5<br />

12,0<br />

Freibad<br />

15,1<br />

Geschäfte<br />

12,8<br />

Bolzplatz / Fußballplatz<br />

10,9<br />

0 5 10 15 20<br />

M<strong>in</strong>uten<br />

Die Erreichbarkeit der Angebote hat ke<strong>in</strong>en nachweisbaren<br />

E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> der Kommune.<br />

8.5 Nicht genutzte Angebote<br />

63% der befragten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der vorgelegten<br />

Liste Angebote, die sie gerne öfter nutzen<br />

würden, als sie es zurzeit tun. Je nach untersuchtem<br />

Stadtteil schwankt der Wert der Zufriedenen<br />

zwischen 21% und 51%. Die höchste Zufriedenheit<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>in</strong>nenstadtnahen Stadtteilen, da<br />

hier <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e große Angebotspalette vorliegt.<br />

Ganz besonders niedrig ist die Zufriedenheit<br />

<strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en Stadtteilen, denen viele <strong>in</strong>stitutionalisierte<br />

Angebote fehlen.<br />

Interessanterweise f<strong>in</strong>den Mädchen offenbar<br />

durchschnittlich e<strong>in</strong> schlechter passendes Angebot<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil vor, d.h. der Anteil der rundum<br />

mit dem Angebot zufriedenen Mädchen ist mit<br />

33% deutlich ger<strong>in</strong>ger als bei den Jungen (42%).<br />

Hier spielt sicher e<strong>in</strong>e Rolle, dass Mädchen <strong>in</strong> der<br />

Regel e<strong>in</strong> breiteres Angebotsspektrum schätzen,<br />

während Jungen sich stark auf Sportangebote, vor<br />

allem Bolzplätze konzentrieren. Für die Stadtplanung<br />

ist daher zu beachten, dass auch die Bedürfnisse<br />

der Mädchen adäquat berücksichtigt werden<br />

müssen. Auffällig ist, dass die Freizeitbedürfnisse<br />

der Mädchen offenbar dann besser berücksichtigt<br />

191<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en<br />

Stadtteilen vermissen viele<br />

<strong>in</strong>stitutionalisierte Angebote<br />

e<strong>in</strong>er Kommune.<br />

Mädchen f<strong>in</strong>den schlechter<br />

passende Angebote vor als<br />

Jungen.


s<strong>in</strong>d, wenn auch <strong>in</strong>sgesamt das Angebot breiter<br />

ist, d.h. <strong>in</strong> Großstädten f<strong>in</strong>den Mädchen eher Angebote<br />

vor, die ihren Bedürfnissen entsprechen.<br />

E<strong>in</strong>en generellen Alterseffekt gibt es nicht, ebenso<br />

wenig Effekte nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

K<strong>in</strong>o, Eishalle und e<strong>in</strong> Zoo<br />

s<strong>in</strong>d Angebote, die die K<strong>in</strong>der<br />

am liebsten nutzen<br />

würden, obwohl sie es<br />

nicht tun.<br />

Die Abbildung 8.13 zeigt die sieben meistgeäußerten<br />

Wünsche der K<strong>in</strong>der. Ganz oben auf der<br />

Wunschliste stehen K<strong>in</strong>o und Eishalle, zwei Angebote,<br />

die <strong>in</strong> vielen der untersuchten Kommunen<br />

nicht vorhanden waren. Es folgen Zoo, Reiterhof,<br />

Jugenddisco, Freibad und Hallenbad. Erwartungsgemäß<br />

s<strong>in</strong>d die Wünsche nach Eishalle, K<strong>in</strong>o, Hallenbad<br />

und Freibad besonders <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />

ausgeprägt, wo es das Angebot <strong>in</strong> der Kommune<br />

nicht gibt.<br />

Abb. 8.13: Am liebsten häufiger genutzte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

Am liebsten häufiger genutzte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kommune<br />

Hallenbad<br />

Freibad<br />

Jugenddisco<br />

Reiterhof<br />

Zoo<br />

Eishalle<br />

K<strong>in</strong>o<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Anteil der Nennungen<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />

Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> den<br />

Freizeitangeboten, die sie gerne häufiger nutzen<br />

würden, relativ deutlich (s. Tab. 8.8). Zwar bele-<br />

192


gen <strong>in</strong> beiden Gruppen das K<strong>in</strong>o und die Eishalle<br />

den zweiten Platz, dafür nennen Jungen kaum den<br />

Reiterhof und viel seltener Disco und Tanzangebote<br />

als Wunsch. In dieser Altersgruppe s<strong>in</strong>d die<br />

Mädchen an solchen Angeboten stärker <strong>in</strong>teressiert.<br />

Jungen würden dafür gerne noch häufiger<br />

schwimmen gehen.<br />

Tab. 8.8: Wunsch nach häufigerer Nutzung der Angebote<br />

nach Geschlecht<br />

Rang Jungen Mädchen<br />

1 K<strong>in</strong>o 26% K<strong>in</strong>o 24%<br />

2 Eishalle 20% Eishalle 23%<br />

3 Zoo / Tierpark 15% Reiterhof 19%<br />

4 Hallenbad 13% Zoo / Tierpark 18%<br />

5 Freibad 13% Jugenddisco 15%<br />

6 Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 11% Tanzen 14%<br />

Der Wunsch nach e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>o und e<strong>in</strong>er Eishalle<br />

wird mit dem Alter der K<strong>in</strong>der häufiger genannt.<br />

Von den Viertklässlern wünschen sich 19% mehr<br />

K<strong>in</strong>o und 17% mehr Eishalle, von den Siebtklässlern<br />

s<strong>in</strong>d es 29% bzw. 24%. Beide E<strong>in</strong>richtungen<br />

sche<strong>in</strong>en den älteren K<strong>in</strong>dern also wichtiger zu<br />

se<strong>in</strong>, möglicherweise, weil sie sich dort mit ihren<br />

Freunden und Freund<strong>in</strong>nen treffen. Gleiches gilt<br />

für die Jugenddisco, deren Anteil der Wünsche von<br />

12% auf 16% leicht ansteigt. Der Zoo und der<br />

Reiterhof dagegen werden eher von jüngeren K<strong>in</strong>dern<br />

genannt. Hier s<strong>in</strong>ken die Anteile an den Wünschen<br />

von 18% (Zoo) und 16% (Reiterhof) <strong>in</strong> der<br />

vierten Klasse auf 14% bzw. 9% <strong>in</strong> der siebten<br />

Klasse.<br />

Der Wunsch, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o oder<br />

e<strong>in</strong>e Eishalle zu besuchen<br />

steigt mit dem Alter der<br />

K<strong>in</strong>der an.<br />

K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />

sich <strong>in</strong> ihren Wünschen kaum und nur<br />

aufgrund der unterschiedlichen Größe der Stadt <strong>in</strong><br />

der sie mehrheitlich wohnen: Von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wird aufgrund der häufigeren<br />

Großstadtwohnlage der Wunsche nach Hallenund<br />

Freibad seltener geäußert, weil sie häufiger<br />

e<strong>in</strong> Hallen- und/oder Freibad vorf<strong>in</strong>den. Anstelle<br />

dessen wünschen sie sich häufiger Tanzangebote<br />

oder Jugenddiscos.<br />

Die Art der gewünschten Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

zeigt ke<strong>in</strong>en nachweisbaren Zusammenhang<br />

mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Kommune.<br />

193


In der Regel würden die<br />

K<strong>in</strong>der gerne Angebote<br />

nutzen, die sie nicht nutzen<br />

können, weil sie <strong>in</strong> der<br />

Kommune nicht vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Neben dem Nichtvorhandense<strong>in</strong><br />

der Angebote ist<br />

Zeitmangel der K<strong>in</strong>der der<br />

wichtigste Grund für die<br />

Nichtnutzung.<br />

Die meisten der Angebote werden erwartungsgemäß<br />

deswegen nicht genutzt, weil sie <strong>in</strong> der Kommune<br />

nicht vorhanden s<strong>in</strong>d (s. Abb. 8.14). Dies ist<br />

bei 36% aller nicht genutzten Angebote der Fall.<br />

Weitere 12% der K<strong>in</strong>der sagen, das entsprechende<br />

Angebot sei ihnen nicht bekannt und zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong> Teil dieser nicht bekannten Angebote existiert<br />

tatsächlich auch nicht. Vor allem die Begründungen<br />

„Angebot nicht vorhanden“ bzw. „unbekannt“<br />

s<strong>in</strong>d aufgrund der sehr unterschiedlich umfangreichen<br />

Ausstattung der Kommunen stark vom betrachteten<br />

Stadtteil abhängig und kommen <strong>in</strong><br />

Großstädten sehr viel seltener vor als <strong>in</strong> dörflichen<br />

Strukturen. Der wichtigste nicht an der Existenz<br />

des Angebotes festgemachte Grund ist fehlende<br />

Zeit (10%), d.h. jedes zehnte K<strong>in</strong>d, das sich<br />

wünscht, bestimmte Angebote mehr zu nutzen,<br />

wird an der Nutzung durch fehlende Zeit geh<strong>in</strong>dert.<br />

7% kennen den Weg zum entsprechenden<br />

Angebot nicht, 5% ist es zu weit weg. Das bedeutet,<br />

dass bei mehr als jedem zehnten gewünschten<br />

Angebot die Nutzung e<strong>in</strong>es Angebotes an Orientierung<br />

und Mobilität scheitert.<br />

Abb. 8.14: Begründungen für die Nichtnutzung e<strong>in</strong>es Angebotes<br />

zu jung<br />

Begründungen für die Nichtnutzung von<br />

Angeboten<br />

Fähigkeiten fehlen<br />

Erlaubnis fehlt<br />

Weg zu weit<br />

Weg unbekannt<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit<br />

Angebot unbekannt<br />

Angebot nicht vorhanden<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

194<br />

Anteil der Nennungen<br />

Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />

Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />

den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.


Die Begründungen der Nichtnutzung von Angeboten<br />

s<strong>in</strong>d nicht geschlechtsabhängig. Die fehlende<br />

Zeit als H<strong>in</strong>derungsgrund geben <strong>in</strong>teressanterweise<br />

vor allem jüngere K<strong>in</strong>der an (14% <strong>in</strong> der vierten<br />

Klasse und 7% <strong>in</strong> der siebten). Umgekehrt<br />

verhält es sich mit der Aussage „gibt es nicht“:<br />

hier geben 29% der Viertklässler aber 42% der<br />

Siebtklässler diese Begründung. Das bedeutet,<br />

dass jüngere K<strong>in</strong>der stärker als ältere K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>fach,<br />

weil sie mit anderen D<strong>in</strong>gen zu beschäftigt<br />

s<strong>in</strong>d, bestimmte Angebote nicht nutzen, während<br />

ältere K<strong>in</strong>der sich die Zeit für ihre beliebten Angebote<br />

schon nehmen – wenn es sie denn gibt.<br />

K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nutzen aufgrund<br />

der häufigeren Wohnlage <strong>in</strong> Großstädten seltener<br />

bestimmte Angebote nicht, weil sie nicht vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. Auffällig häufiger aber s<strong>in</strong>d Verbote der<br />

H<strong>in</strong>derungsgrund (16% im Vergleich zu 7%). Auch<br />

der hohe Preis (14% im Vergleich zu 10%) und<br />

mangelnde Fähigkeiten (11% im Vergleich zu 6%)<br />

h<strong>in</strong>dern eher K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Die höhere Quote von Verboten trifft Jungen und<br />

Mädchen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> gleicher<br />

Weise.<br />

Differenziert man die Begründungen für die fehlende<br />

Nutzung nach den am meisten gewünschten<br />

Angeboten (s. Tab. 8.9), dann fällt bei zwei Angeboten<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Abweichung auf: Reiterhof<br />

und Jugenddisco werden viel weniger als die anderen<br />

Angebote deswegen nicht genutzt, weil sie<br />

nicht vorhanden s<strong>in</strong>d. Beim Reiterhof spielen vor<br />

allem die hohen Kosten und die (möglicherweise<br />

damit verbundene) fehlende Erlaubnis der Eltern<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist die Nutzung<br />

von Angeboten häufiger<br />

verboten. Auch der hohe<br />

Preis ist häufiger e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>derungsgrund.<br />

Bei Reiterhöfen ist oft der<br />

hohe Preis der Hauptgrund<br />

der Nichtnutzung.<br />

Tab. 8.9: Gründe für die Nichtnutzung nach gewünschten Angeboten<br />

Angebot Hauptgrund Nebengrund 1 Nebengrund 2 Nebengrund 3<br />

Freibad<br />

nicht vorhanden zu weit weg unbekannt ke<strong>in</strong>e Zeit<br />

(67%)<br />

(6%)<br />

(5%)<br />

(4%)<br />

K<strong>in</strong>o<br />

nicht vorhanden unbekannt zu weit weg ke<strong>in</strong>e Zeit<br />

(65%)<br />

(6%)<br />

(5%)<br />

(4%)<br />

Zoo / Tierpark<br />

nicht vorhanden zu weit weg ke<strong>in</strong>e Zeit unbekannt<br />

(63%)<br />

(6%)<br />

(6%)<br />

(5%)<br />

Hallenbad<br />

nicht vorhanden zu weit weg unbekannt zu teuer<br />

(62%)<br />

(6%)<br />

(5%)<br />

(4%)<br />

Eishalle<br />

nicht vorhanden unbekannt ke<strong>in</strong>e Zeit zu weit weg<br />

(60%)<br />

(7%)<br />

(6%)<br />

(6%)<br />

Jugenddisco<br />

nicht vorhanden zu jung ke<strong>in</strong>e Zeit darf nicht<br />

(34%)<br />

(10%)<br />

(9%)<br />

(9%)<br />

Reiterhof<br />

nicht vorhanden ke<strong>in</strong>e Zeit zu teuer darf nicht<br />

(27%)<br />

(13%)<br />

(11%)<br />

(8%)<br />

195


Die Nutzung der Jugenddisco<br />

scheitert stärker am<br />

fehlenden Alter.<br />

Bei der Jugenddisco s<strong>in</strong>d das fehlende Alter und<br />

(möglicherweise wiederum damit verbunden) die<br />

fehlende Erlaubnis der Eltern wichtiger als bei anderen<br />

Angeboten. Auch das Hallenbad wird von<br />

e<strong>in</strong>em Teil der K<strong>in</strong>der deswegen nicht genutzt, weil<br />

es zu teuer ist.<br />

196


9. Das „objektive“ Angebot<br />

Bei den zehn Stadtteilen, die <strong>in</strong> 2006 befragt wurden,<br />

wurde während der Ortsteilbegehung ausführlich<br />

dokumentiert, welche Ausstattung bezüglich<br />

der Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche im<br />

Stadtteil vorhanden war. Im folgenden Kapitel<br />

werden diese objektiven Kriterien mit den Beurteilungen<br />

des Stadtteils durch die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Beziehung<br />

gesetzt. Aufgrund der mit zehn Stadtteilen<br />

relativ ger<strong>in</strong>gen Variation der Merkmale und der<br />

gleichzeitigen Überlagerung verschiedener Effekte<br />

(z.B. geht e<strong>in</strong> hoher Mehrfamilienhausanteil oft mit<br />

e<strong>in</strong>em städtischeren Wohnquartier e<strong>in</strong>her), s<strong>in</strong>d<br />

die im Folgenden beschriebenen Effekte nicht immer<br />

e<strong>in</strong>deutig zu trennen. Auf die Angabe von<br />

Kennzahlen wird daher weitgehend verzichtet, es<br />

werden nur erkennbare Tendenzen beschrieben.<br />

9.1 Das Stadtteilbild<br />

Dass die K<strong>in</strong>der auch ästhetische Kriterien mit <strong>in</strong><br />

ihre Bewertung des Wohlbef<strong>in</strong>dens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil<br />

mit e<strong>in</strong>beziehen, ist bereits im ersten Erhebungsjahrgang<br />

des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s „<strong>Wohnen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ offenbar geworden. Daher wurden <strong>in</strong><br />

diesem Jahr e<strong>in</strong>ige Merkmale des Stadtteilbildes<br />

während der Ortsteilsbegehung systematisch erfasst.<br />

Es handelt sich bei diesen Daten jeweils um<br />

Schätzungen bzw. subjektive Beurteilungen des<br />

ProKids-Forschungsteams.<br />

Je stärker e<strong>in</strong> Stadtteil durch E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

geprägt ist, desto besser beurteilen die K<strong>in</strong>der die<br />

vorherrschende Hausform, es gibt also e<strong>in</strong>e merkliche<br />

Präferenz für E<strong>in</strong>familienhäuser und eher gegen<br />

Mehrfamilienhäuser. Allerd<strong>in</strong>gs steht der E<strong>in</strong>und<br />

Mehrfamilienhausanteil natürlich auch mit anderen<br />

Faktoren des Stadtteilbildes (z.B. Fassadenform<br />

und Gärten) <strong>in</strong> Zusammenhang.<br />

Interessant ist, dass K<strong>in</strong>der neuere und verkl<strong>in</strong>kerte<br />

Häuser besonders schätzen. Möglicherweise<br />

entspricht das verkl<strong>in</strong>kerte, d.h. erkennbar aus<br />

Ste<strong>in</strong>en gemauerte Haus am ehesten dem Schema<br />

der K<strong>in</strong>der von e<strong>in</strong>em Haus. Dem entspricht, dass<br />

die K<strong>in</strong>der auch vor allem rote Häuser attraktiv zu<br />

f<strong>in</strong>den sche<strong>in</strong>en. Eher helle Fassadengestaltung<br />

oder bunte Straßenzüge werden von den K<strong>in</strong>dern<br />

schlechter beurteilt. Wichtig sche<strong>in</strong>t den K<strong>in</strong>dern<br />

darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e gewisse Homogenität<br />

des Stadtteilbildes zu se<strong>in</strong>, denn K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong><br />

Die K<strong>in</strong>der präferieren E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

im Gegensatz<br />

zu Mehrfamilienhäusern.<br />

Rot verkl<strong>in</strong>kerte Häuser<br />

sche<strong>in</strong>en am ehesten dem<br />

Schema der K<strong>in</strong>der von e<strong>in</strong>em<br />

Haus zu entsprechen.<br />

K<strong>in</strong>der mögen e<strong>in</strong> homogenes<br />

Stadtbild.<br />

197


heterogenen Stadtteilen befragt wurden, äußern<br />

sich etwas negativer.<br />

Gärten steigern das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der und<br />

bewirken e<strong>in</strong>e bessere Bewertung<br />

der Häuser.<br />

Mit Grün im Stadtteil fühlen<br />

sich die K<strong>in</strong>der im<br />

Stadtteil wohler. Außerdem<br />

wird die Landschaft<br />

um den Stadtteil positiver<br />

bewertet.<br />

K<strong>in</strong>der bevorzugen e<strong>in</strong>e<br />

flache Landschaftsform.<br />

Schön f<strong>in</strong>den sie Felder<br />

und Flüsse, aber ke<strong>in</strong>e<br />

Häuser.<br />

Wenn die Häuser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil Gärten haben,<br />

drückt sich dies auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em höheren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil aus und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren Bewertung<br />

der Häuser. Auch Schrebergärten können<br />

diese Funktion erfüllen, allerd<strong>in</strong>gs weniger stark.<br />

Die Anzahl vorhandener Parks hängt leicht positiv<br />

mit der Beurteilung der Landschaft um den Stadtteil<br />

herum zusammen, größere Brachflächen dagegen<br />

führen eher zu e<strong>in</strong>er negativeren Bewertung<br />

des Landschaftsbildes.<br />

Grün im Stadtteil steigert sowohl das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil, als auch die positive Beurteilung<br />

des Landschaftsbildes um den Stadtteil herum.<br />

Dabei wird sowohl Grün <strong>in</strong> Parkanlagen, wie auch<br />

<strong>in</strong> Privatgärten, Blumenrabatten im Stadtteil oder<br />

entlang der Straßen <strong>in</strong> Betracht gezogen. Interessanterweise<br />

ist der Zusammenhang zwischen Grün<br />

auf dem Spielplatz und der Beurteilung des Stadtbildes<br />

negativ, möglicherweise dann, wenn das<br />

Grün auf den Spielflächen als „verwildert“ angesehen<br />

wird.<br />

Die Tabelle 9.1 zeigt, welche Kriterien des Umlandes<br />

zu e<strong>in</strong>er positiveren Bewertung desselben beizutragen<br />

sche<strong>in</strong>en. Die K<strong>in</strong>der bewerten das Umland<br />

ihres Stadtteiles besonders dann als schön,<br />

wenn es Felder und Flüsse enthält und ke<strong>in</strong>e weiteren<br />

Häuser.<br />

Tab. 9.1: Auswirkungen bestimmter Landschaftskriterien<br />

auf die Beurteilung<br />

durch die K<strong>in</strong>der<br />

Kriterium Ja Ne<strong>in</strong><br />

Umland hügelig 3,5 3,8<br />

Umland waldig 3,6 3,8<br />

Umland Häuser 3,1 4,0<br />

Umland Felder 3,9 2,9<br />

Umland Brachflächen 3,6 3,8<br />

Umland Seen 3,7 3,7<br />

Umland Industrie 3,7 3,7<br />

Umland Verkehrsflächen 3,7 3,7<br />

Umland Fluss 3,9 3,5<br />

Anmerkung zum Lesen der Tabelle:<br />

Dargestellt s<strong>in</strong>d die Mittelwerte der subjektiven Beurteilung des<br />

Umlandes ihres Stadtteils durch die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Abhängigkeit vom<br />

Vorhandense<strong>in</strong> bestimmter objektiver Merkmale. Statistisch bedeutsame<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Mittelwerten s<strong>in</strong>d fett hervorgehoben.<br />

Die Mittelwerte können zwischen M=1 (=“sehr schlecht“) und<br />

M=5 (=“sehr gut“) liegen.<br />

198


Hügel sche<strong>in</strong>en die K<strong>in</strong>der eher negativ zu erleben<br />

– möglicherweise schränken Hügel die Beweglichkeit<br />

der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>. Als Landschaftsform schneidet<br />

die flache Landschaft e<strong>in</strong>deutig besser ab als die<br />

hügelige. Interessanterweise spielt Wald, aber<br />

auch Industrie zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den von uns untersuchten<br />

Stadtteilen ke<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> der Bewertung.<br />

9.2 Die Verkehrssituation im Stadtteil<br />

Je größer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil der Anteil der Hauptverkehrsstraßen<br />

und Tempo 50-Straßen ist, desto<br />

negativer ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem<br />

Stadtteil. Außerdem gibt es nachweisbare Zusammenhänge<br />

zur subjektiven Beurteilung der<br />

Verkehrssicherheit durch die K<strong>in</strong>der, d.h. je mehr<br />

schnell befahrbare Straßen es im Stadtteil gibt,<br />

desto stärker sehen die K<strong>in</strong>der ihre Sicherheit gefährdet<br />

und desto stärker vermissen sie gesicherte<br />

Radwege.<br />

Wenn der Straßenverkehr beispielsweise durch<br />

Fahrbahnverschwenkungen oder Aufpflasterungen<br />

(„Berl<strong>in</strong>er Kissen“) baulich verkehrsberuhigt wurde,<br />

ist sowohl die erlebte Verkehrssicherheit als<br />

auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil deutlich höher.<br />

Interessanterweise ist dafür nicht die Anzahl der<br />

Verkehrsberuhigungen relevant, d.h. der subjektive<br />

E<strong>in</strong>druck der K<strong>in</strong>der hängt eher daran, ob überhaupt<br />

bauliche Beruhigungsmaßnahmen durchgeführt<br />

wurden. Auch generell gepflasterte Straßen<br />

(oft e<strong>in</strong>hergehend mit e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkung)<br />

gehen mit e<strong>in</strong>em besseren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil e<strong>in</strong>her.<br />

E<strong>in</strong> hoher Anteil an Hauptverkehrsstraßen<br />

und Tempo<br />

50-Straßen im Stadtteil<br />

wirkt sich negativ auf das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

aus.<br />

Bauliche Verkehrsberuhigungen<br />

erhöhen das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

der K<strong>in</strong>der.<br />

Wenn viele Autos im Straßenraum parken, bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

dies sowohl das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil als auch die erlebte Verkehrssicherheit.<br />

Tatsächlich vorhandene Querungs<strong>in</strong>seln und<br />

vorhandene Fußgängerampeln korrespondieren<br />

e<strong>in</strong>deutig mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Wahrnehmung<br />

der K<strong>in</strong>der, d.h. wenn es sie gibt, sagen die K<strong>in</strong>der<br />

deutlich häufiger, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil genügend<br />

vorhanden seien. Zebrastreifen erhöhen<br />

ebenfalls die subjektive Verkehrssicherheit.<br />

Die Tabelle 9.2 zeigt die Auswirkungen bestimmter<br />

Formen von Radwege auf die E<strong>in</strong>schätzung der<br />

K<strong>in</strong>der, ob es genügend Radwege gäbe und ob<br />

man im Stadtteil gefahrlos Rad fahren könne. Alle<br />

Formen von Radwegen steigern die subjektive<br />

Verkehrssicherheit und den E<strong>in</strong>druck, es gäbe ge-<br />

Das Radfahren ist für die<br />

K<strong>in</strong>der je nach Radwegeart<br />

unterschiedlich gefährlich.<br />

199


Das Vorhandense<strong>in</strong> von<br />

Radwegen steigert die<br />

Nutzung des Fahrrades.<br />

nug Radwege, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die baulich von den<br />

Verkehrsstraßen getrennten Wege aus Sicht der<br />

K<strong>in</strong>der im Vorteil. Alle Formen der Radwege gehen<br />

auch mit e<strong>in</strong>em deutlich höheren Anteil des Radverkehrs<br />

an den Freizeitwegen e<strong>in</strong>her: Dort wo es<br />

Fahrradwege gibt, werden jeweils mehr als 50%<br />

der Freizeitwege der K<strong>in</strong>der mit dem Rad zurückgelegt,<br />

wobei natürlich die Untersuchung nicht klären<br />

kann, <strong>in</strong>wieweit das gute Radwegenetz den<br />

Radverkehr fördert oder e<strong>in</strong> starker Radverkehr<br />

e<strong>in</strong> gutes Radwegenetz notwendig macht. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

greifen beide Effekte <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander.<br />

Tab. 9.2: Auswirkungen bestimmter Radwegeformen auf die Beurteilung<br />

durch die K<strong>in</strong>der<br />

Verkehrssicherheit genug Radwege<br />

Radwege direkt an der Straße<br />

Ja 3,1 3,6<br />

Ne<strong>in</strong> 2,9 3,2<br />

Radwege baulich getrennt<br />

Ja 3,2 3,7<br />

Ne<strong>in</strong> 2,7 2,7<br />

Radwege abseits der Straßen<br />

Ja 3,2 3,6<br />

Ne<strong>in</strong> 2,7 2,9<br />

Anmerkung zum Lesen der Tabelle:<br />

Dargestellt s<strong>in</strong>d die Mittelwerte der subjektiven Beurteilung der Verkehrssicherheit und der<br />

Ausstattung mit Radwegen <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Vorhandense<strong>in</strong> bestimmter Formen von<br />

Radwegen. Statistisch bedeutsame Unterschiede <strong>in</strong> den Mittelwerten s<strong>in</strong>d fett hervorgehoben. Die<br />

Mittelwerte können zwischen M=1 (=“sehr schlecht“) und M=5 (=“sehr gut“) liegen.<br />

Wenn Schleichwege vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d, fühlen sich<br />

die K<strong>in</strong>der im Verkehr sicherer.<br />

Bei den Fußwegen tragen vor allem völlig abseits<br />

der Straßen verlaufende Fußwege („Schleichwege“)<br />

zu e<strong>in</strong>er besseren Beurteilung der Verkehrssicherheit<br />

bei. Sowohl k<strong>in</strong>dgerechte Rad- als auch<br />

Fußwege tragen zu e<strong>in</strong>em besseren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil bei – möglicherweise weil e<strong>in</strong> solches<br />

Verkehrswegenetz den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e selbstbestimmte<br />

und unbeaufsichtigte Fortbewegung durch<br />

den Stadtteil ermöglicht. Die Form der Fußwege<br />

zeigt ke<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem Anteil der<br />

Fußwege an den Alltagswegen der K<strong>in</strong>der.<br />

Der Grad der Beleuchtung und Übersichtlichkeit<br />

der Rad- und Fußwege trägt nicht dazu bei, die<br />

subjektive Verkehrssicherheit und das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil zu erklären.<br />

9.3 Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen<br />

Verkehr<br />

Die erfassten Kriterien für e<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung an<br />

den öffentlichen Verkehr (Anzahl der L<strong>in</strong>ien, Taktdichte,<br />

erste und letzte Fahrt) zeigen ke<strong>in</strong>en Zu-<br />

200


sammenhang zum Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. Für<br />

die K<strong>in</strong>der dieser Altersgruppe ist der öffentliche<br />

Verkehr offenbar ke<strong>in</strong> zentraler Aspekt der Beurteilung<br />

des Stadtteils.<br />

Die ÖPNV-Infrastruktur ist<br />

für die Beurteilung des<br />

Stadtteils nicht wichtig.<br />

K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Stadtteilen wohnen, <strong>in</strong> denen viele<br />

Stadtbusl<strong>in</strong>ien verkehren (also L<strong>in</strong>ien, die Stadtteile<br />

untere<strong>in</strong>ander oder den Stadtteil mit dem Zentrum<br />

verb<strong>in</strong>den) nutzen häufiger den Bus. Überregionale<br />

L<strong>in</strong>ien haben diesen Effekt nicht, d.h. K<strong>in</strong>der<br />

des von uns befragten Alters beschränken ihren<br />

Mobilitätsraum offenbar <strong>in</strong> der Regel auf die<br />

eigene Stadt. Auch e<strong>in</strong> dichter Fahrtakt geht mit<br />

e<strong>in</strong>er verstärkten Nutzung e<strong>in</strong>her, während besonders<br />

ausgedünnte Fahrtakte <strong>in</strong> Stadtteilen vorherrschen,<br />

<strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong>der viel mit dem Rad<br />

unterwegs s<strong>in</strong>d.<br />

9.4 Ausstattung mit Geschäften<br />

Auch bei der Ausstattung mit Geschäften im Stadtteil<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e nachweisbaren positiven Effekte<br />

e<strong>in</strong>er umfassenden Ausstattung auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

im Stadtteil. Es gibt allerd<strong>in</strong>gs nachweisbare<br />

Effekte auf die Beurteilung der Aussage „In<br />

me<strong>in</strong>em Stadtteil gibt es Geschäfte oder Buden/Kioske,<br />

<strong>in</strong> denen ich gerne e<strong>in</strong>kaufe.“ Die K<strong>in</strong>der<br />

stimmen der Aussage umso eher zu, je mehr<br />

Kioske, Supermärkte, Eisdielen, Restaurants, Fastfood-Buden,<br />

Kleidungsgeschäfte, Computerspieleläden,<br />

Frisöre und Handyläden es im Stadtteil gibt.<br />

Die Ausstattung mit Fastfood-Restaurants / Imbissen<br />

h<strong>in</strong>gegen zeigt ke<strong>in</strong>erlei Zusammenhang mit<br />

der E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />

gäbe es e<strong>in</strong>e Pommesbude, e<strong>in</strong>e Dönerbude, e<strong>in</strong>e<br />

Pizzeria oder etwas ähnliches, <strong>in</strong> der sie gerne essen.<br />

Die K<strong>in</strong>der sche<strong>in</strong>en eher e<strong>in</strong>e dezentrale Lage der<br />

Geschäfte, d.h. <strong>in</strong> der Regel kurze Wege, gegenüber<br />

e<strong>in</strong>er zentralen Lage mit e<strong>in</strong>er Fußgängerzone<br />

zu bevorzugen.<br />

K<strong>in</strong>der schätzen kurze Wege<br />

zu Geschäften oder Kiosken.<br />

9.5 Schulen im Stadtteil<br />

Zwischen den im Stadtteil vorhandenen Schulformen<br />

und dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />

gibt es ke<strong>in</strong>en Zusammenhang.<br />

Interessant ist allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> negativer Zusammenhang<br />

zwischen der Lage weiterführender<br />

Schulen im Stadtteil (<strong>in</strong>sbesondere Hauptschulen)<br />

201


Weiterführende Schulen im<br />

Stadtteil wirken sich negativ<br />

auf die subjektive Sicherheit<br />

der K<strong>in</strong>der aus.<br />

und der subjektiven Sicherheit und der Angst vor<br />

Jugendlichen auf dem Schulweg. Wenn es e<strong>in</strong>e<br />

solche Schule gibt, fürchten sich die K<strong>in</strong>der stärker<br />

vor Jugendlichen und erleben <strong>in</strong>sgesamt im Stadtteil<br />

auch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere subjektive Sicherheit.<br />

Möglicherweise tragen dazu Jugendliche bei, die<br />

aus anderen Stadtteilen die jeweilige Schule besuchen<br />

und den K<strong>in</strong>dern somit nicht bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

Je mehr Spielplätze es im<br />

Stadtteil gibt, desto besser<br />

fühlen sich die K<strong>in</strong>der dort.<br />

Auch die Größe und der<br />

Zustand der Spielplätze ist<br />

wichtig.<br />

9.6 Spielplätze im Stadtteil<br />

Die Spielplätze im jeweiligen Stadtteil wurden<br />

während der Ortsteilbegehung e<strong>in</strong>er Beurteilung<br />

durch das ProKids-Team unterzogen. Die Anzahl<br />

der Spielplätze im Stadtteil zeigt e<strong>in</strong>en nachweisbaren<br />

Zusammenhang zum Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />

Stadtteil: je mehr Spielplätze es gibt, desto besser.<br />

Weiterh<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Stadtteilen mit vielen<br />

Spielplätzen mehr Gleichaltrige, mehr Möglichkeiten,<br />

<strong>in</strong> der Natur zu spielen und mehr Verstecke.<br />

Auch der Zustand und die Größe der Spielplätze<br />

wird von den K<strong>in</strong>dern bei der Beurteilung mit berücksichtigt,<br />

d.h. je größer und je besser gepflegt<br />

die Plätze s<strong>in</strong>d, desto besser fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil und desto besser beurteilen sie das<br />

Angebot an Spielplätzen. Außerdem ist noch entscheidend,<br />

dass sich die Spielplätze nicht nur an<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der, sondern auch an ältere K<strong>in</strong>der richten.<br />

Je mehr Spielplätze auch auf e<strong>in</strong>e ältere Zielgruppe<br />

ausgerichtet s<strong>in</strong>d, desto eher haben die K<strong>in</strong>der<br />

der von uns befragten Altersgruppe den E<strong>in</strong>druck,<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil seien genug Spielplätze vorhanden.<br />

Wenn die Spielplätze naturnah gestaltet s<strong>in</strong>d,<br />

haben die K<strong>in</strong>der stärker den E<strong>in</strong>druck, <strong>in</strong> ihrem<br />

Stadtteil gäbe es viel Natur.<br />

Die Anzahl der im Stadtteil aktiven Sportvere<strong>in</strong>e<br />

hat ebenso wenig e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Zufriedenheit<br />

mit dem Sportangebot wie die freie Zugänglichkeit<br />

vorhandener Sportanlagen wie Sportplätze,<br />

Turn- oder Schwimmhallen. Hier sche<strong>in</strong>t also<br />

vor allem die Qualität des Angebotes zu zählen<br />

und nicht die re<strong>in</strong>e Quantität.<br />

202


9.7 Angebote im Jugendtreff<br />

Alle <strong>in</strong> diesem Jahr untersuchten Stadtteile haben<br />

e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mehr oder<br />

weniger stark ausgebauten Form. Je mehr Tage <strong>in</strong><br />

der Woche der Jugendtreff geöffnet hat und je<br />

breiter das Spektrum der dort angebotenen Themen<br />

ist, desto besser wird er von den K<strong>in</strong>dern beurteilt<br />

und auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil ist<br />

höher. Zudem erfüllt e<strong>in</strong> häufiger geöffneter und<br />

thematisch abwechslungsreicher K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />

besser die Funktion als Treffpunkt für<br />

K<strong>in</strong>der.<br />

K<strong>in</strong>der schätzen e<strong>in</strong> abwechslungsreiches<br />

Angebot<br />

und ausgedehnte Öffnungszeiten.<br />

9.8 Angebote der Bücherei<br />

Die k<strong>in</strong>dliche Beurteilung des Bücherei-Angebotes<br />

im Stadtteil ist nicht davon abhängig, an wie vielen<br />

Tagen die Bücherei geöffnet hat. Deutliche Unterschiede<br />

gibt es allerd<strong>in</strong>gs differenziert nach der<br />

Trägerschaft: städtische Büchereien schneiden <strong>in</strong><br />

der Beurteilung durch die K<strong>in</strong>der deutlich besser<br />

ab als die – häufig kle<strong>in</strong>eren – kirchlich getragenen<br />

Büchereien. Es sche<strong>in</strong>t also eher das Angebot<br />

e<strong>in</strong>er Bücherei für die K<strong>in</strong>der wichtig zu se<strong>in</strong> als<br />

die Anzahl der Öffnungstage. Wenn das Angebot<br />

stimmt, können sich die K<strong>in</strong>der auch mit Büchereien<br />

arrangieren, die nur an e<strong>in</strong>igen Tagen <strong>in</strong> der<br />

Woche geöffnet haben.<br />

Städtische Büchereien<br />

schneiden <strong>in</strong> der Beurteilung<br />

der K<strong>in</strong>der besser ab<br />

als kirchlich getragene.<br />

9.9 Natur im Stadtteil<br />

Die E<strong>in</strong>schätzung, dass es im Stadtteil genügend<br />

Natur gäbe, ist von e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Faktoren<br />

bee<strong>in</strong>flusst: vorhandene Schrebergärten und<br />

Gärten an Privathäusern (vor allem an E<strong>in</strong>familienhäusern)<br />

tragen ebenso dazu bei wie Parks,<br />

Wegrandbegrünungen, Blumenrabatten im Stadtteil<br />

oder Felder im Umland des Stadtteils. Grün auf<br />

Spielplätzen wird von den K<strong>in</strong>dern aber ebenso<br />

wenig berücksichtigt, wie sich selbst überlassene<br />

Brachflächen.<br />

Grün auf Spielplätzen und<br />

Brachflächen zählen für<br />

K<strong>in</strong>der nicht zu Natur.<br />

9.10 Entfernung zu Zentren<br />

Die Entfernung vom untersuchten Stadtteil zum<br />

jeweiligen kommunalen Zentrum, aber auch zum<br />

nächsten Mittel- und Oberzentrum ist für die K<strong>in</strong>der<br />

der untersuchten Altersgruppe ke<strong>in</strong> für das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den relevantes Kriterium.<br />

203


Lärmemittenten sowie das<br />

Vorhandense<strong>in</strong> von Baustellen<br />

im Stadtteil senken<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

im Stadtteil.<br />

9.11 Emissionsbelastung<br />

Wenn sich Industrie im Stadtteil bef<strong>in</strong>det, die Lärm<br />

verursacht, dann ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> ihrem Stadtteil deutlich bee<strong>in</strong>trächtigt. Entsprechend<br />

deutlich schlechter beurteilen auch die K<strong>in</strong>der<br />

selbst die Lärmbelastung im Stadtteil, darüber<br />

h<strong>in</strong>aus aber auch die Belastung durch Gestank und<br />

Schmutz, die offenbar mit der Lärmbelastung oft<br />

e<strong>in</strong>hergeht. Industrie im Umland des untersuchten<br />

Stadtteils wirkt sich genauso stark aus, vor allem,<br />

wenn sie mit Lärmemissionen verbunden ist. Sogar<br />

lärm<strong>in</strong>tensive Landwirtschaft hat ungefähr den<br />

gleichen Effekt auf die k<strong>in</strong>dliche Belastungswahrnehmung,<br />

auch hier wird neben der Lärmbelastung<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte Geruchs- und Schmutzbelastung<br />

erlebt.<br />

Wenn es im Stadtteil viele Baustellen gab, urteilten<br />

die K<strong>in</strong>der ebenfalls deutlich negativer bezüglich<br />

der Belastungen mit Schmutz, Lärm und Geruch,<br />

außerdem war e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger ausgeprägtes<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil zu verzeichnen.<br />

204


10. Beurteilung der Befragung<br />

Zum Abschluss jedes <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> Fragebogens<br />

werden die K<strong>in</strong>der gefragt, wie sie sich<br />

während der Ausfüllens gefühlt haben, ob sie die<br />

Befragung gut gefunden und ob sie alle Fragen<br />

verstanden hätten.<br />

10.1 Wohlbef<strong>in</strong>den während der<br />

Befragung<br />

Das selbstberichtete Wohlbef<strong>in</strong>den während der<br />

Befragung war mit durchschnittlich M=5,7 zwischen<br />

„eher gut“ und „gut“. 39% fühlten sich sehr<br />

gut, 27% gut, 15% eher gut und 11% mittelmäßig.<br />

9% der K<strong>in</strong>der antworteten im negativen Bereich<br />

(4% sehr schlecht, 2% schlecht, 4% eher<br />

schlecht). Insgesamt ist der Anteil der K<strong>in</strong>der, die<br />

im negativen Bereich antworten vergleichsweise<br />

hoch, verglichen mit anderen <strong>LBS</strong>-<br />

<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> Befragungen. Die <strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit dem Bereich „<strong>Wohnen</strong>“<br />

sche<strong>in</strong>t also für e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e größere Belastung<br />

gewesen zu se<strong>in</strong>, als das Ausfüllen der üblichen<br />

<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> Fragebögen.<br />

Die meisten K<strong>in</strong>der fühlten<br />

sich bei der Befragung gut.<br />

Die Spannbreite der untersuchten Stadtteile ist<br />

dabei relativ hoch, die Mittelwerte liegen zwischen<br />

M=5,2 und M=6,0, was sich durch Unterschiede<br />

im Durchschnittsalter der jeweils befragten Stichproben<br />

erklären lässt.<br />

Von der vierten bis zur siebten Klasse s<strong>in</strong>kt das<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der beim Ausfüllen merklich<br />

von M=6,0 auf M=5,4 um mehr als e<strong>in</strong>en halben<br />

Skalenpunkt. Weitere Unterschiede gab es ke<strong>in</strong>e.<br />

10.2 Positive Beurteilung des<br />

Fragebogens<br />

47% der K<strong>in</strong>der stimmten der Aussage völlig zu,<br />

dass sie die Befragung gut fanden, weitere 25%<br />

stimmten ziemlich zu. Nicht oder nur wenig zustimmen<br />

konnten 10% (je 5% nicht und wenig).<br />

17% antworteten im mittleren Bereich. Der Mittelwert<br />

liegt bei M=4,0 und damit genau bei e<strong>in</strong>er<br />

ziemlichen Zustimmung und nur leicht unter dem<br />

Standard-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> (M=4,2).<br />

Drei Viertel der K<strong>in</strong>der fanden<br />

es sehr gut, zu ihrem<br />

Wohnumfeld befragt zu<br />

werden.<br />

Mit Werten zwischen M=3,5 und M=4,4 liegen<br />

auch hier die e<strong>in</strong>zelnen Stadtteile zum Teil weit<br />

205


ause<strong>in</strong>ander, auch hier f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Alterseffekt:<br />

von M=4,2 <strong>in</strong> der vierten Klasse s<strong>in</strong>kt die Zustimmung<br />

zur Befragung bis auf M=3,9 <strong>in</strong> der siebten<br />

Klasse leicht ab.<br />

Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der hatte<br />

ke<strong>in</strong>e Probleme mit der<br />

Verständlichkeit der Fragen.<br />

10.3 Verständlichkeit des Fragebogens<br />

51% der K<strong>in</strong>der sagten, dass sie alle Fragen problemlos<br />

verstanden haben, weitere 31% stimmten<br />

der Aussage ziemlich zu. Insgesamt 18% hatten<br />

merklichere Probleme mit e<strong>in</strong>zelnen Fragen (2%<br />

viele, 3% eher viele, 13% mittelmäßig). Der Mittelwert<br />

liegt mit M=4,3 jenseits von „stimmt ziemlich“<br />

und <strong>in</strong> der gleichen Höhe wie im normalen<br />

<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> (M=4,2).<br />

Mit Werten zwischen M=3,9 und M=4,5 gibt es<br />

wiederum e<strong>in</strong>e gewisse Varianz zwischen den<br />

Stadtteilen. Stadtteile mit e<strong>in</strong>em besonders hohen<br />

Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

schneiden erwartungsgemäß etwas schlechter ab.<br />

Mit steigendem Alter der K<strong>in</strong>der steigt die Verständlichkeit<br />

des Fragebogens leicht an von M=3,9<br />

<strong>in</strong> der dritten Klasse auf M=4,4 <strong>in</strong> der achten Klasse.<br />

HauptschülerInnen hatten etwas stärkere<br />

Probleme im Verständnis (M=4,2) als SchülerInnen,<br />

die Real- oder Gesamtschulen besuchten (je<br />

M=4,3). Am besten schnitten GymnasiastInnen ab<br />

(M=4,5). Erwartungsgemäß schneiden K<strong>in</strong>der mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leicht schlechter ab (M=4,1<br />

im Vergleich zu M=4,3), allerd<strong>in</strong>gs ist der Unterschied<br />

ger<strong>in</strong>g. Besonders E<strong>in</strong>wanderer erster Generation,<br />

also bei denen das K<strong>in</strong>d selbst noch im<br />

Ausland geboren wurde, schneiden hier schlechter<br />

ab.<br />

Ob die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck hatten, die Fragen gut<br />

verstanden zu haben, zeigt e<strong>in</strong>en deutlichen Zusammenhang<br />

mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den beim Ausfüllen<br />

des Fragebogens (r=.55). Je eher Verständnisprobleme<br />

auftraten, desto stärker war das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

herabgesetzt. Vielleicht hat <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang auch e<strong>in</strong>e am Schluss des Fragebogens<br />

stehende relativ komplexe Aufgabe zu der<br />

negativeren Bewertung dieser Befragung beigetragen.<br />

Nicht so deutlich ist der Zusammenhang zwischen<br />

dem Verständnis der Fragen und e<strong>in</strong>er positiven<br />

Beurteilung des Fragebogens (r=.28). E<strong>in</strong>ige<br />

K<strong>in</strong>der ärgerten sich offenbar über manche Frage,<br />

fanden den Fragebogen an sich aber doch gut.<br />

206

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