LBS-Kinderbarometer Wohnen in NRW - Prosoz Herten GmbH
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<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong><br />
<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />
Stimmungen, Me<strong>in</strong>ungen, Trends<br />
von K<strong>in</strong>dern<br />
Ergebnisse der Erhebungsjahre 2005 und 2006<br />
E<strong>in</strong> Projekt der<br />
„<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie“<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />
M<strong>in</strong>isterium für Generationen, Familie, Frauen und<br />
Integration des Landes <strong>NRW</strong><br />
sowie dem<br />
M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr des Landes <strong>NRW</strong><br />
Durchführung:<br />
ProKids-Institut <strong>Herten</strong><br />
Juli 2007
<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie<br />
Brigitte Niemer<br />
Himmelreichallee 40<br />
48130 Münster<br />
Telefon: 0251 / 412-5360<br />
Telefax: 0251 / 412-5190<br />
E-Mail: brigitte.niemer@lbswest.de<br />
Homepage: www.lbs.de/west/junge-familie<br />
PROSOZ ProKids-Institut<br />
Wissenschaftliche<br />
Ewaldstraße 261<br />
Bearbeitung:<br />
45699 <strong>Herten</strong> Dr. Christian Klöckner<br />
Anja Beisenkamp<br />
Sylke Hallmann<br />
Telefon: 02366 / 188-521<br />
Fotos:<br />
Telefax: 02366 / 188-444<br />
Tobias Gollan<br />
E-Mail: c.kloeckner@prosoz.de Dr. Christian Klöckner<br />
Homepage: www.k<strong>in</strong>derbarometer.de<br />
© <strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie, Münster, 2007.
Inhaltsverzeichnis<br />
1. HINTERGRUND DES <strong>LBS</strong>-KINDERBAROMETERS „WOHNEN IN <strong>NRW</strong>“ .............................. 5<br />
2. ZUSAMMENFASSUNG ........................................................................................................................ 6<br />
3. DIE STICHPROBE .............................................................................................................................. 10<br />
3.1 GESCHLECHTERVERTEILUNG ............................................................................................................. 12<br />
3.2 ALTERSVERTEILUNG .......................................................................................................................... 12<br />
3.3 MIGRATIONSHINTERGRUND ............................................................................................................... 14<br />
3.4 BESUCHTE SCHULFORMEN................................................................................................................. 15<br />
3.5 GESCHWISTERZAHL ........................................................................................................................... 17<br />
3.6 FAMILIENKONSTELLATION................................................................................................................. 18<br />
3.7 ERWERBSTÄTIGKEIT DER ELTERN...................................................................................................... 19<br />
3.8 WOHNSITUATION ............................................................................................................................... 22<br />
4. STADTTEILKURZPROFILE............................................................................................................. 26<br />
4.1 DER KURORT ..................................................................................................................................... 26<br />
4.2 DAS NEUBAUGEBIET.......................................................................................................................... 27<br />
4.3 DER STADTTEIL IM UMBRUCH ........................................................................................................... 28<br />
4.4 STADTTEIL MIT BESONDEREM ERNEUERUNGSBEDARF ....................................................................... 29<br />
4.5 UNTERZENTRUM EINER MITTELSTADT............................................................................................... 30<br />
4.6 DIE HOCHHAUSSIEDLUNG.................................................................................................................. 31<br />
4.7 KLEINSTADT IN DER NÄHE EINES OBERZENTRUMS ............................................................................ 33<br />
4.8 DAS SCHRUMPFENDE DORF................................................................................................................ 34<br />
4.9 DIE „JUNGE“ KLEINSTADT ................................................................................................................. 36<br />
4.10 DIE PENDLERSTADT ........................................................................................................................... 37<br />
4.11 DER HISTORISCHE ORTSKERN EINER WACHSENDEN MITTELSTADT.................................................... 38<br />
4.12 DER GRÜNE KURORT.......................................................................................................................... 40<br />
4.13 DIE MITTELSTADT DER KURZEN WEGE.............................................................................................. 41<br />
4.14 DER STADTTEIL EINER FLÄCHENSTADT ............................................................................................. 43<br />
4.15 DER INNENSTADTBEREICH EINER GROßSTADT................................................................................... 44<br />
4.16 DIE KINDERREICHE LANDGEMEINDE.................................................................................................. 45<br />
4.17 DIE EINPENDLERSTADT IM UMFELD EINES OBERZENTRUMS.............................................................. 47<br />
4.18 DER JUNGE VORORT EINER GROßSTADT............................................................................................. 48<br />
4.19 DAS ZENTRUMSFERNE DORF.............................................................................................................. 50<br />
4.20 DER ZUSAMMENWACHSENDE ORTSTEIL EINER MITTELSTADT........................................................... 51<br />
5. DAS WOHLBEFINDEN DER KINDER............................................................................................ 53<br />
5.1 ALLGEMEINES WOHLBEFINDEN ......................................................................................................... 53<br />
5.2 WOHLBEFINDEN IN DER WOHNUNG ................................................................................................... 54<br />
5.3 WOHLBEFINDEN IM STADTQUARTIER................................................................................................. 56<br />
5.4 WOHLBEFINDEN IN DER GESAMTKOMMUNE ...................................................................................... 58<br />
5.5 WOHNBEZOGENES WOHLBEFINDEN UND ALLGEMEINES WOHLBEFINDEN ......................................... 60<br />
6. DIE WOHNUNG................................................................................................................................... 62<br />
6.1 ANZAHL DER ZIMMER........................................................................................................................ 62<br />
6.2 DAS EIGENE ZIMMER.......................................................................................................................... 63<br />
6.3 AUSSICHT AUS DEM KINDERZIMMER.................................................................................................. 66<br />
6.4 GRÖßE DER WOHNUNG UND RÜCKZUGSMÖGLICHKEITEN .................................................................. 77<br />
6.5 RECHTE UND PRIVATSPHÄRE ............................................................................................................. 81<br />
6.6 LAUTSTÄRKE IN DER WOHNUNG........................................................................................................ 83<br />
6.7 DER EIGENE GARTEN ......................................................................................................................... 90<br />
6.8 NUTZUNG ANDERER GÄRTEN............................................................................................................. 92<br />
6.9 ÄNDERUNGSWÜNSCHE AN DER WOHNUNG ........................................................................................ 93<br />
3
7. DAS WOHNQUARTIER ..................................................................................................................... 98<br />
7.1 AUFENTHALTSMÖGLICHKEITEN IM FREIEN ........................................................................................ 99<br />
7.2 SUBJEKTIVE SICHERHEIT IM STADTTEIL........................................................................................... 103<br />
7.3 KINDER BEURTEILEN DIE JUGENDLICHEN IM STADTTEIL.................................................................. 107<br />
7.4 FREIZEIT IM STADTTEIL.................................................................................................................... 112<br />
7.5 SOZIALES MITEINANDER IM STADTTEIL........................................................................................... 121<br />
7.6 ÄSTHETISCHE BEWERTUNG DER HÄUSER UND DER LANDSCHAFT ................................................... 127<br />
7.7 STRAßENVERKEHR ........................................................................................................................... 132<br />
7.8 TREFFPUNKTE DER KINDER.............................................................................................................. 135<br />
7.9 LIEBLINGSPLÄTZE IM STADTTEIL..................................................................................................... 139<br />
7.10 ÄSTHETISCHE FAVORITEN DER KINDER IM STADTTEIL .................................................................... 151<br />
7.11 ANGSTRÄUME .................................................................................................................................. 155<br />
7.12 ÄNDERUNGSWÜNSCHE AN DEN STADTTEIL...................................................................................... 164<br />
7.13 DIE DEUTLICHSTEN EINFLÜSSE AUF DAS WOHLBEFINDEN IM STADTTEIL ........................................ 169<br />
8. DIE ANGEBOTE DER GESAMTSTADT ....................................................................................... 170<br />
8.1 REICHWEITE DER KOMMUNALEN ANGEBOTE ................................................................................... 171<br />
8.2 BELIEBTE ANGEBOTE....................................................................................................................... 177<br />
8.3 ALLTAGSNUTZUNG .......................................................................................................................... 181<br />
8.4 ERREICHBARKEIT DER ANGEBOTE ................................................................................................... 186<br />
8.5 NICHT GENUTZTE ANGEBOTE........................................................................................................... 191<br />
9. DAS „OBJEKTIVE“ ANGEBOT ..................................................................................................... 197<br />
9.1 DAS STADTTEILBILD ........................................................................................................................ 197<br />
9.2 DIE VERKEHRSSITUATION IM STADTTEIL......................................................................................... 199<br />
9.3 ANBINDUNG AN DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHR ............................................................................... 200<br />
9.4 AUSSTATTUNG MIT GESCHÄFTEN .................................................................................................... 201<br />
9.5 SCHULEN IM STADTTEIL................................................................................................................... 201<br />
9.6 SPIELPLÄTZE IM STADTTEIL............................................................................................................. 202<br />
9.7 ANGEBOTE IM JUGENDTREFF ........................................................................................................... 203<br />
9.8 ANGEBOTE DER BÜCHEREI............................................................................................................... 203<br />
9.9 NATUR IM STADTTEIL ...................................................................................................................... 203<br />
9.10 ENTFERNUNG ZU ZENTREN .............................................................................................................. 203<br />
9.11 EMISSIONSBELASTUNG..................................................................................................................... 204<br />
10. BEURTEILUNG DER BEFRAGUNG ............................................................................................. 205<br />
10.1 WOHLBEFINDEN WÄHREND DER BEFRAGUNG.................................................................................. 205<br />
10.2 POSITIVE BEURTEILUNG DES FRAGEBOGENS ................................................................................... 205<br />
10.3 VERSTÄNDLICHKEIT DES FRAGEBOGENS ......................................................................................... 206<br />
4
1. H<strong>in</strong>tergrund des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />
„<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“<br />
In Anlehnung an die sogenannten „Politbarometer“ der Erwachsenenwelt, entwickelte<br />
die „<strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie“ 1997 die Idee, e<strong>in</strong> „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ zu<br />
<strong>in</strong>stallieren, das durch Befragungen von K<strong>in</strong>dern deren E<strong>in</strong>stellungen, Wünsche<br />
und Me<strong>in</strong>ungen zu unterschiedlichen Themenfeldern ermitteln soll. Als Zielgruppen<br />
des „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s“ gelten die K<strong>in</strong>der selbst, Eltern und Schulen sowie<br />
k<strong>in</strong>derpolitisch <strong>in</strong>teressierte Erwachsene.<br />
Ziel des „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s“ war und ist es nicht, die Grundlagenforschung um<br />
e<strong>in</strong>e weitere Studie zu bereichern, sondern K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Stimme zu verschaffen,<br />
um <strong>in</strong> der Öffentlichkeit die Interessen der K<strong>in</strong>der zu vertreten. Es gilt dabei, die<br />
k<strong>in</strong>dliche Perspektive <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu stellen. Das „<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ ist<br />
e<strong>in</strong>e Plattform, mit der die K<strong>in</strong>der selbst zu Wort kommen und ihre subjektiven<br />
Empf<strong>in</strong>dungen, Gedanken und Wünsche zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen können.<br />
In den Erhebungsjahren 2005 und 2006 wurde das <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> erstmals<br />
als Sonderausgabe durchgeführt, die sich ausschließlich mit dem Thema<br />
„<strong>Wohnen</strong>“ beschäftigte. Anders als <strong>in</strong> der Ausgangsform des <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />
wurde ke<strong>in</strong>e repräsentative Auswahl von K<strong>in</strong>dern aus ganz <strong>NRW</strong> befragt, sondern<br />
es wurden K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwanzig gezielt ausgewählten Stadtteilen zu ihrer Wohnung,<br />
ihrem Stadtteil und ihrer Gesamtkommune befragt. Zusätzlich zu den subjektiven<br />
Urteilen der K<strong>in</strong>der, die immer im Zentrum des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s stehen,<br />
wurde es durch diese Untersuchungsanlage möglich, auch die objektiven<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen und Angebotsstrukturen <strong>in</strong> Beziehung zu den Urteilen der<br />
K<strong>in</strong>der zu setzen. In diesem Bericht werden sowohl die Ergebnisse aus der Erhebung<br />
<strong>in</strong> 2005 als auch <strong>in</strong> 2006 vorgestellt. E<strong>in</strong>ige wenige Aspekte zum <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>NRW</strong> wurden ausschließlich im Jahr 2005 erhoben, diese Ergebnisse können <strong>in</strong><br />
dem Bericht „<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2005 – <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ nachgelesen werden.<br />
Als zu untersuchende Gruppe wurde e<strong>in</strong>e Kernstichprobe von K<strong>in</strong>dern der Altersgruppe<br />
9-14 Jahre festgelegt, um wichtige Umbruchphasen (Schulwechsel, Pubertätsbeg<strong>in</strong>n),<br />
aber auch ruhigere Phasen der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung berücksichtigen<br />
zu können.<br />
Ohne Unterstützung externer Fachleute und Kontaktpartner kann e<strong>in</strong>e Untersuchung<br />
solchen Umfangs nur schwer gel<strong>in</strong>gen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund gebührt<br />
besonderer Dank den Ansprechpartnern <strong>in</strong> den zwanzig Kommunen, die mit vielen<br />
guten Ideen, Interpretationshilfen und viel Engagement das Gel<strong>in</strong>gen dieser<br />
Studie erst möglich gemacht haben. Besonderer Dank gebührt weiterh<strong>in</strong> dem<br />
M<strong>in</strong>isterium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes <strong>NRW</strong><br />
und dem M<strong>in</strong>isterium für Bauen und Verkehr des Landes <strong>NRW</strong>, die das Projekt<br />
<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ unterstützen. Ines Katzer und Tobias<br />
Gollan, die während des Projektes <strong>in</strong> unserem Institut ihr Praktikum abgeleistet<br />
haben, sei für die unermüdliche Unterstützung gedankt. Nicht zuletzt bedankt<br />
sich ProKids und die <strong>LBS</strong>-Initiative Junge Familie bei den gut 4.700 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />
den zwanzig Kommunen, die durch ihr engagiertes Mitwirken das Projekt ganz<br />
entscheidend geprägt haben.<br />
5
2. Zusammenfassung<br />
Die <strong>in</strong> 2005 und 2006 befragte Stichprobe von <strong>in</strong>sgesamt 4.727 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> zwanzig<br />
gezielt ausgewählten Stadtteilen kann zwar nicht als repräsentativ für <strong>NRW</strong><br />
bewertet werden, h<strong>in</strong>sichtlich vieler Kriterien aber stimmt die Zusammensetzung<br />
der Stichprobe mit der Verteilung <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> übere<strong>in</strong>. Die ausgewählten Stadtteile<br />
geben e<strong>in</strong> umfassendes Abbild der Wohnbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> wieder.<br />
Nur wenige der befragten K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der, die durchschnittliche Geschwisterzahl<br />
liegt bei 1,7 Geschwistern pro K<strong>in</strong>d. Besonders viele Geschwister<br />
haben die K<strong>in</strong>der entweder <strong>in</strong> Stadtteilen mit starkem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder<br />
<strong>in</strong> besonders auf junge Familien ausgerichteten Kommunen. Familien- bzw. K<strong>in</strong>derfreundlichkeit<br />
schlägt sich also <strong>in</strong> der Anzahl der K<strong>in</strong>der nieder. Zwei Drittel<br />
der befragten K<strong>in</strong>der leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>- oder Zweifamilienhaus. Die Spannbreite<br />
zwischen den Stadtteilen ist allerd<strong>in</strong>gs sehr groß. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(vor allem der ersten Generation) sowie K<strong>in</strong>der, deren Eltern alle<strong>in</strong> erziehend<br />
oder arbeitslos s<strong>in</strong>d, bewohnen deutlich häufiger Mehrfamilienhäuser<br />
oder Hochhäuser.<br />
Sowohl das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der als auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Wohnung, im Wohnquartier und <strong>in</strong> der Gesamtkommune s<strong>in</strong>d gut. Am wohlsten<br />
fühlen sich die K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der eignen Wohnung, die somit zume<strong>in</strong>st<br />
e<strong>in</strong>en positiv besetzten Anker im Stadtteil und <strong>in</strong> der Gesamtkommune darstellt.<br />
Alle Wohlbef<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>ken mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der, am stärksten aber<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. Die Höhe des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Wohnquartier und<br />
<strong>in</strong> der Gesamtkommune ist erwartungsgemäß stark von den jeweiligen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
abhängig. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Wohnung, im Stadtquartier und <strong>in</strong> der Gesamtkommune zu differenzieren.<br />
E<strong>in</strong> Fünftel des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens der K<strong>in</strong>der lässt sich durch die verschiedenen<br />
Aspekte des wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>dens erklären, den stärksten<br />
E<strong>in</strong>fluss haben das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und <strong>in</strong> der Gesamtkommune.<br />
Von der Abstellkammer bis zum Flur zählen die K<strong>in</strong>der durchschnittlich 13 Zimmer<br />
<strong>in</strong> ihrer Wohnung. Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes Zimmer, was<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung steigert. Allerd<strong>in</strong>gs nimmt mit zunehmender<br />
Geschwisterzahl der Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer ab.<br />
Mit der Anzahl der Wohnparteien im Haus s<strong>in</strong>kt der Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />
Zimmer, im Hochhaus hat nicht e<strong>in</strong>mal die Hälfte der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer<br />
für sich. Nicht nur das Vorhandense<strong>in</strong> des eigenen Zimmers, sondern auch die<br />
subjektive Größe des K<strong>in</strong>derzimmers spielt im Leben der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle. Jedes siebte K<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>det das K<strong>in</strong>derzimmer zu kle<strong>in</strong>. Ist dies der Fall, fühlen<br />
sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil und sogar <strong>in</strong> der Gesamtstadt weniger<br />
wohl. Die Wohnung empf<strong>in</strong>den 8% der K<strong>in</strong>der als zu kle<strong>in</strong>. Auch hier zeigt<br />
sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der: K<strong>in</strong>der, die ihre Wohnung entschieden<br />
als groß genug empf<strong>in</strong>den, haben <strong>in</strong> der Wohnung und im Stadtteil das<br />
größere Wohlbef<strong>in</strong>den. 11% der K<strong>in</strong>der fehlen Rückzugsorte <strong>in</strong> der Wohnung, vor<br />
allen, wenn sie ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben. E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat Probleme<br />
„nervigen“ Geschwistern aus dem Weg zu gehen. Wenn die befragten K<strong>in</strong>der nie<br />
die Möglichkeit sehen, sich vor ihnen zurückzuziehen, wirkt dies negativ auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung. Die meisten K<strong>in</strong>der dürfen ihre Freunde oft mit<br />
nach Hause br<strong>in</strong>gen, vor allem wenn ihnen e<strong>in</strong> eigenes Zimmer oder e<strong>in</strong> Garten<br />
zur Verfügung steht. Auch e<strong>in</strong>mal Lärm zu machen ist den meisten K<strong>in</strong>dern ges-<br />
6
tattet, besonders wenn die Eltern nicht zu Hause s<strong>in</strong>d und die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer haben. So laut Musik hören wie sie möchten, dürfen allerd<strong>in</strong>gs nur knapp<br />
e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der. Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der darf aber das Bedürfnis, im<br />
Zimmer herumzutoben, immer oder oft ausleben, wiederum vor allem, wenn sie<br />
über e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer verfügen. Die Möglichkeit, im Zimmer herumtoben<br />
zu dürfen, steigert leicht das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung. Bei zwei Dritteln<br />
der K<strong>in</strong>der, wird die Privatsphäre häufig nicht geachtet, dann fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> der Wohnung auch weniger wohl. E<strong>in</strong> Viertel der befragten K<strong>in</strong>der hat ke<strong>in</strong>e<br />
Änderungswünsche an die Wohnung. Bei den K<strong>in</strong>dern, die gerne etwas an ihrer<br />
Wohnung ändern würden, stehen Veränderungen am K<strong>in</strong>derzimmer ganz<br />
oben auf der Wunschliste. Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto mehr möchten sie an<br />
der Wohnung, vor allem dem Bad, verändern. Wenn es gravierende Mängel an<br />
der Wohnung s<strong>in</strong>d, die K<strong>in</strong>der zu verändern wünschen, dann ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der Wohnung bee<strong>in</strong>trächtigt. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong><br />
Erziehender sowie K<strong>in</strong>der Arbeitsloser leben durchschnittlich unter schlechteren<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster schön,<br />
vor allem K<strong>in</strong>dern aus E<strong>in</strong>familienhäusern gefällt ihre Aussicht. E<strong>in</strong> Blick „<strong>in</strong>s Grüne“<br />
oder e<strong>in</strong>e gute Fernsicht s<strong>in</strong>d zwei Faktoren, die e<strong>in</strong>e positive Bewertung der<br />
Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer bewirken. Wenn K<strong>in</strong>dern die Aussicht aus ihrem<br />
Fenster schön f<strong>in</strong>den, fühlen sie sich <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil und auch <strong>in</strong><br />
der Gesamtkommune wohler. Schöne Aussichten haben die K<strong>in</strong>der aber nur teilweise.<br />
Zwei Drittel aller befragten K<strong>in</strong>der blicken auf andere Häuser, zwei Fünftel<br />
sehen beim Blick aus dem Fenster Natur und je fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der hat e<strong>in</strong>e<br />
gute Fernsicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster, kann andere K<strong>in</strong>der und /oder<br />
die Straße aus dem Fenster sehen. 83% der befragten K<strong>in</strong>der - vor allem <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
- haben e<strong>in</strong>en Garten, den sie zum Spielen nutzen können. Insgesamt<br />
haben 4% der K<strong>in</strong>der nirgendwo die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten, sei es<br />
der eigene oder e<strong>in</strong> fremder Garten, zu spielen. E<strong>in</strong> eigener Garten steigert sowohl<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung als auch im Stadtteil.<br />
E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der kann im Stadtteil nicht leicht ohne vorhergehende Verabredung<br />
andere K<strong>in</strong>der treffen. Solche <strong>in</strong>formellen Treffen s<strong>in</strong>d dort am leichtesten<br />
möglich, wo viele K<strong>in</strong>der auf engem Raum zusammenleben und viele Aktivitäten<br />
draußen stattf<strong>in</strong>den. Belastungen durch Lärm oder Schmutz s<strong>in</strong>d verbreiteter als<br />
durch Gerüche. Wenn Schmutz und schlechte Gerüche im Stadtteil vorkommen,<br />
fühlen sich die K<strong>in</strong>der im Stadtteil weniger wohl. E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der hat im<br />
Stadtteil häufiger e<strong>in</strong> Unsicherheitsgefühl. Dies ist vor allem <strong>in</strong> größeren Städten<br />
der Fall. Im Schnitt haben die K<strong>in</strong>der eher selten Angst vor älteren Jugendlichen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs fürchtet sich fast jedes zehnte K<strong>in</strong>d sogar ständig vor älteren Jugendlichen,<br />
wenn es sich im Stadtteil aufhält. Die subjektive Sicherheit im Stadtteil ist<br />
e<strong>in</strong> entscheidender Faktor für das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. K<strong>in</strong>der verb<strong>in</strong>den<br />
mit Jugendlichen vor allem Umweltverschmutzung durch Müll, Alkoholkonsum<br />
und Lautse<strong>in</strong>, aber auch Coolness. Gewalt verb<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der fast gar nicht mit<br />
Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Wenn sie allerd<strong>in</strong>gs von Jugendlichen beschimpft<br />
werden sowie Jugendliche und Erwachsene Konflikte haben, fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil weniger wohl.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele Gleichaltrige, allerd<strong>in</strong>gs gibt es<br />
auch Stadtteile, <strong>in</strong> denen das problematischer ist. Die meisten Stadtteile s<strong>in</strong>d gut<br />
mit Fastfoodbuden und Eisdielen ausgestattet. E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det allerd<strong>in</strong>gs<br />
das Angebot an Geschäften, Buden oder Kiosken im Stadtteil nicht ausrei-<br />
7
chend und die Hälfte der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>det auch die Ausstattung des Stadtteils<br />
mit Spielplätzen als zu ger<strong>in</strong>g. Wenn die Kommunen besonders viel Wert auf e<strong>in</strong>e<br />
gute Ausstattung mit Spielplätzen legt, bewerten die K<strong>in</strong>der das Angebot aber<br />
deutlich besser. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Bücherei, Natur, <strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />
oder Treffpunkte sowie Museen mit <strong>in</strong>teressanten Angeboten s<strong>in</strong>d für viele K<strong>in</strong>der<br />
eher Mangelware. Das Angebot im Freizeitbereich ist für das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der im Stadtteil wichtig. Insgesamt zeigt die Analyse der Stadtteile deutlich,<br />
dass die K<strong>in</strong>der Anstrengungen der Kommune für bessere Freizeitangebote registrieren<br />
und <strong>in</strong> ihr Urteil e<strong>in</strong>beziehen. Die ästhetische Bewertung des Stadtteils<br />
– vornehmlich die den Stadtteil umgebende Landschaft – bee<strong>in</strong>flusst das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der im Stadtteil. Die K<strong>in</strong>der schätzen e<strong>in</strong>e farbige Gestaltung der<br />
Häuser und lehnen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlich grau gestaltete Außenwand ab. Hochhäuser<br />
werden explizit nicht aufgrund der Bauhöhe negativ bewertet, sondern aufgrund<br />
anderer Gestaltungsmerkmale wie Farbe oder Fassadengestaltung. K<strong>in</strong>der schätzen<br />
es, wenn ländlich geprägte Landschaft an ihren Stadtteil angrenzt. Mit zunehmendem<br />
Alter bewerten die K<strong>in</strong>der die Ästhetik im Stadtteil kritischer.<br />
Konflikte mit Erwachsenen s<strong>in</strong>d normalerweise selten, allerd<strong>in</strong>gs steigert e<strong>in</strong>e<br />
hohe Wohndichte die Konflikthäufigkeit. Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der nehmen<br />
die Konflikte zu. Je mehr K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im Stadtteil leben,<br />
desto mehr Freundschaften zwischen K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten<br />
bestehen. E<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d stark der Me<strong>in</strong>ung, dass K<strong>in</strong>der aus anderen<br />
Ländern <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schlechter behandelt werden als deutsche. K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erleben die Diskrim<strong>in</strong>ierung ausländischer K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs<br />
oft nicht. E<strong>in</strong>e Integrationsperson ist den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Stadtteilen nur<br />
teilweise bekannt. Am seltensten ist dies <strong>in</strong> den Stadtteilen der Fall, <strong>in</strong> denen<br />
Konflikte mit Spätaussiedlern auftreten. Im Schnitt haben die K<strong>in</strong>der nur teilweise<br />
den E<strong>in</strong>druck, gefahrlos Radfahren oder Skaten zu können und im Stadtteil<br />
genug Fußgängerampeln sowie Radwege zu haben. In Stadtteilen mit viel Autoverkehr<br />
und wenigen Radwegen können die K<strong>in</strong>der nur e<strong>in</strong>geschränkt gefahrlos<br />
Radfahren. Gute Bed<strong>in</strong>gungen zum Radfahren erhöhen das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />
Als häufigste Treffpunkte nennen die K<strong>in</strong>der das eigene Zuhause, Geschäfte bzw.<br />
die E<strong>in</strong>kaufsstraße und die Eisdiele. Insgesamt f<strong>in</strong>det das soziale Leben der K<strong>in</strong>der<br />
hauptsächlich an öffentlich zugänglichen Orten statt, vor allem das der K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. An den Treffpunkten treiben die K<strong>in</strong>der meistens<br />
Sport, spielen, essen, reden und bummeln. Die Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil s<strong>in</strong>d<br />
meistens das eigene Zuhause, Spielplätze und Parkanlagen, aber auch Bolzplätze.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsorte im Stadtteil s<strong>in</strong>d hauptsächlich die Orte, die den K<strong>in</strong>dern gute<br />
Sport- und Spielmöglichkeiten sowie die Möglichkeit, Freunde zu treffen, bieten.<br />
Das eigene Zuhause ist auch als Ort wichtig, der Geborgenheit bietet. Für viele<br />
K<strong>in</strong>der machen Naturelemente (z.B. Park, Wald) e<strong>in</strong>en schönen Ort im Stadtteil<br />
aus. Orte, die die K<strong>in</strong>der schön f<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d aber nicht unbed<strong>in</strong>gt auch ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze.<br />
Welche Orte K<strong>in</strong>der schön f<strong>in</strong>den, hängt zu großen Teilen von der<br />
Ausstattung des Stadtteils ab. Wenn die K<strong>in</strong>der nichts nennen können, was sie<br />
im Stadtteil besonders schön f<strong>in</strong>den, m<strong>in</strong>dert dies ihr Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil.<br />
E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat nirgendwo im Stadtteil Angst. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es große<br />
Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Als Angstorte stehen an erster Stelle<br />
Straßen, Schulumfelder, Waldgebiete und Parks. Mädchen nennen deutlich häufiger<br />
Angstorte als Jungen. Die Hauptangstauslöser an den genannten Orten s<strong>in</strong>d<br />
Jugendliche, Dunkelheit und Betrunkene.<br />
8
88% der K<strong>in</strong>der äußern Veränderungswünsche am Stadtteil. Die Häutänderungswünsche<br />
s<strong>in</strong>d mehr oder andere Geschäfte, schönere oder besser ausgestattete<br />
Spielplätze und Sauberkeit. Jungen wünschen sich deutlich häufiger Sportangebote,<br />
an vorderster Stelle Bolzplätze zum Fußballspielen.<br />
Von den Freizeitangeboten der Kommune erreichen Eisdielen, Schwimmbäder<br />
und Geschäfte die meisten K<strong>in</strong>der. Nur wenige K<strong>in</strong>der werden durch Angebote<br />
wie Landjugend, K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamente oder Pfadf<strong>in</strong>der angesprochen.<br />
Je nach Stadtteil können die Reichweiten des gleichen Angebotes aber beträchtlich<br />
variieren. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund werden durch kostenpflichtige,<br />
konfessionell oder an Vere<strong>in</strong>sstrukturen gebundene Angebote schlechter erreicht.<br />
Beliebte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune s<strong>in</strong>d Freibäder, Bolzplätze, Hallenbäder sowie<br />
Sportvere<strong>in</strong>e und K<strong>in</strong>o. Schwimmbäder und Sportangebote haben also sowohl<br />
e<strong>in</strong>e große Reichweite als auch Beliebtheit. Jungen schätzen eher sportorientierte<br />
Angebote, Mädchen legen dagegen mehr Wert auf Treffpunkte <strong>in</strong> der<br />
Innenstadt und kulturelle Angebote. Während die Beliebtheit von Spielplätzen,<br />
Hallenbädern und Musikschulen mit dem Alter s<strong>in</strong>kt, bleibt die Beliebtheit von<br />
Freibädern konstant hoch. In der Alltagsnutzung stehen Spielplätze, Bolzplätze,<br />
Geschäfte und Freibäder ganz oben auf der Liste, also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Angebote,<br />
die die K<strong>in</strong>der ohne großen Aufwand im Stadtteil erreichen können. Nachmittags<br />
geöffnete Schulhöfe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong> wichtiges Element <strong>in</strong> der<br />
nachmittäglichen Freizeitgestaltung der K<strong>in</strong>der, obwohl kaum e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sie als beliebte<br />
Orte genannt hat. Gerne häufiger nutzen würden die K<strong>in</strong>der K<strong>in</strong>o, e<strong>in</strong>e Eishalle<br />
oder e<strong>in</strong>en Zoo. Meistens ist der Grund für e<strong>in</strong>e Nichtnutzung, dass die Angebote<br />
<strong>in</strong> der Kommune nicht vorhanden s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs spielt auch e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
dass die Angebote oder der Weg unbekannt s<strong>in</strong>d oder es den K<strong>in</strong>dern an der Zeit<br />
fehlt, die Angebote zu nutzen. Insgesamt zeigt sich, dass Mädchen schlechter<br />
passende Angebote vorf<strong>in</strong>den als Jungen.<br />
Fast vier Fünftel der im Alltag genutzten Angebote werden von den K<strong>in</strong>dern zu<br />
Fuß oder mit dem Rad erreicht. Jungen nutzen häufiger das Fahrrad, Mädchen<br />
werden häufiger mit dem PKW gebracht oder laufen zu Fuß. Die Nutzung des<br />
Fahrrades steigt mit dem Alter der K<strong>in</strong>der. Die durchschnittliche Wegedauer der<br />
K<strong>in</strong>der beträgt 13 M<strong>in</strong>uten.<br />
Rot verkl<strong>in</strong>kerte E<strong>in</strong>familienhäuser sche<strong>in</strong>en am ehesten dem Schema der K<strong>in</strong>der<br />
von e<strong>in</strong>em Haus zu entsprechen. Darüber h<strong>in</strong>aus sche<strong>in</strong>t den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Homogenität des Stadtbildes wichtig zu se<strong>in</strong>. Auch Gärten und Grünflächen<br />
bee<strong>in</strong>flussen die Bewertung des Stadtteils sowie das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
positiv. Das Umland ihres Stadtteiles bewerten K<strong>in</strong>der besonders dann als schön,<br />
wenn es Felder und Flüsse enthält und ke<strong>in</strong>e weiteren Häuser. E<strong>in</strong> hoher Anteil<br />
an Hauptverkehrsstraßen und Tempo 50-Straßen im Stadtteil wirkt sich negativ,<br />
bauliche Verkehrsberuhigungen dagegen positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
aus. Die ÖPNV-Infrastruktur ist für die Beurteilung des Stadtteils allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />
wichtig. Auch die Anzahl, die Größe und der Zustand der Spielplätze wirken sich<br />
positiv auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil aus. K<strong>in</strong>der schätzen es,<br />
wenn der Jugendtreff e<strong>in</strong> abwechslungsreiches Angebot vorhält und häufig geöffnet<br />
ist. Dann fühlen sie sich im Stadtteil auch wohler. Wenn es h<strong>in</strong>gegen Industrie<br />
oder Landwirtschaft im Stadtteil gibt, die Lärm verursachen, ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der im Stadtteil deutlich bee<strong>in</strong>trächtigt. Die Erwachsenenperspektive<br />
auf K<strong>in</strong>der- und Familienfreundlichkeit stimmt nur teilweise mit der E<strong>in</strong>schätzung<br />
der K<strong>in</strong>der übere<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> wichtiges Argument, die <strong>in</strong> dieser Studie dargestellte<br />
K<strong>in</strong>dersicht bei der Bewertung von Stadtteilen stärker zu berücksichtigen.<br />
9
2005 und 2006 wurden<br />
speziell für den Untersuchungsschwerpunkt<br />
„<strong>Wohnen</strong>“ K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwanzig<br />
ausgewählten Stadtteilen<br />
befragt.<br />
Die 20 Stadtteile wurden<br />
so ausgewählt, dass sie<br />
e<strong>in</strong>e große Bandbreite unterschiedlicher<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> abbilden.<br />
3. Die Stichprobe<br />
Anders als <strong>in</strong> den ersten sieben Projektjahren des<br />
<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s seit 1997 wurde <strong>in</strong> den Projektjahren<br />
2005 und 2006 speziell für den Untersuchungsschwerpunkt<br />
„<strong>Wohnen</strong>“ und dessen E<strong>in</strong>fluss<br />
auf das Wohlbef<strong>in</strong>den von K<strong>in</strong>dern zwischen<br />
9 und 14 Jahren e<strong>in</strong> alternativer Zugang gewählt:<br />
Während im klassischen <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>, zu dessen<br />
Konzept <strong>in</strong> der 2007 durchgeführten Jubiläumsausgabe<br />
„10 Jahre <strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>“ zurückgekehrt<br />
wurde, e<strong>in</strong>e Repräsentativstichprobe<br />
von jeweils etwa 100 Schulklassen aus ganz Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
befragt wird, wurde für das zweijährige<br />
Projekt „<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>NRW</strong>“ e<strong>in</strong>e Stichprobe unterschiedlichster Wohnumfelder<br />
von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> untersucht. Dieser<br />
Zugang wurde gewählt, um die Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />
von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen genauer<br />
erfassen und deren E<strong>in</strong>fluss auf das k<strong>in</strong>dliche<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den sowie das Zusammenspiel von „objektiven“<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen und dem subjektiven<br />
Erleben der K<strong>in</strong>der kontrollierter untersuchen zu<br />
können. Im Herbst 2004 wurden daher alle nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen<br />
Kommunen angeschrieben,<br />
mit der Bitte, sich mit e<strong>in</strong>em klar umrissenen,<br />
möglichst homogenen Stadtteil an der Befragung<br />
zu beteiligen. Aus den e<strong>in</strong>gehenden Bewerbungen<br />
wurden pro Untersuchungsjahrgang 10 Stadtteile<br />
so ausgewählt, dass sie e<strong>in</strong> möglichst vielfältiges<br />
Abbild der <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> vorhandenen Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
ermöglichten. Zwar s<strong>in</strong>d die hier dargestellten Ergebnisse<br />
der Befragung somit nicht mehr im eigentlichen<br />
S<strong>in</strong>ne repräsentativ für ganz <strong>NRW</strong>, da<br />
gezielt e<strong>in</strong>zelne Stadt- bzw. Ortsteile untersucht<br />
wurden und nur <strong>in</strong>nerhalb dieser Ortsteile repräsentativ<br />
befragt wurde, aber die Zusammenstellung<br />
der Stadtteile ergibt, wie die folgenden Zahlen<br />
zeigen, e<strong>in</strong> umfassendes Bild für <strong>NRW</strong>, aus<br />
dem durchaus Rückschlüsse für ganz <strong>NRW</strong> gezogen<br />
werden können.<br />
Insgesamt haben sich 4.727 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Tabelle<br />
3.1 dargestellten Kommunen mit jeweils e<strong>in</strong>em<br />
Stadtteil an der Befragung beteiligt. 1 Die ab-<br />
1 Der größte Teil der <strong>in</strong> diesem Bericht dargestellten<br />
Fragestellungen wurde <strong>in</strong> 2005 und 2006 <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise erfasst, allerd<strong>in</strong>gs gab es auch e<strong>in</strong>ige Fragen, die<br />
nur 2005 oder 2006 gestellt wurden. In diesem Bericht<br />
f<strong>in</strong>den Sie alle Ergebnisse der Fragen, die <strong>in</strong> 2005 und<br />
2006 parallel gestellt wurden, sowie der Fragen, die nur<br />
2006 gestellt wurden. Die Fragestellungen, die aus-<br />
10
solute Zahl der pro Stadtteil erhaltenen Fragebögen<br />
sowie die Rücklaufquote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tabelle<br />
ebenfalls ablesbar. Aufgrund der unterschiedlichen<br />
Größe der Stadtteile bzw. der Zahl der dort lebenden<br />
K<strong>in</strong>der zwischen 9 und 14 Jahren, aber auch<br />
aufgrund unterschiedlich guter Rücklaufquoten ist<br />
die Basis der auf die jeweiligen Stadtteile bezogenen<br />
Aussagen unterschiedlich gut. Insbesondere <strong>in</strong><br />
Kierspe und Detmold s<strong>in</strong>d die spezifischen Aussagen<br />
für den Stadtteil nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt möglich<br />
und werden <strong>in</strong> diesem Bericht daher nicht weiter<br />
vertieft. Die erhaltenen Daten gehen allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>in</strong> den Gesamtdatensatz e<strong>in</strong>.<br />
Die Befragungen der K<strong>in</strong>der fanden jeweils zwischen<br />
den Osterferien und den Sommerferien<br />
statt. Im Vorfeld der Befragungen unternahmen<br />
Mitarbeiter des ProKids-Instituts geme<strong>in</strong>sam mit<br />
Vertretern der Kommune (z.T. auch mit K<strong>in</strong>dern<br />
aus dem Stadtteil) e<strong>in</strong>en Stadtteilrundgang, um<br />
e<strong>in</strong> Bild des Stadtteiles zu erhalten. Auf der Basis<br />
dieses Rundgang und vertiefender Recherchen<br />
wurden Kurzprofile für die Stadtteile erstellt, die<br />
sich im folgenden Kapitel dieses Berichtes f<strong>in</strong>den.<br />
Insgesamt beteiligten sich<br />
4.727 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den zwanzig<br />
Kommunen an der Befragung.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Stadtteilbegehung<br />
fand die Befragung<br />
der K<strong>in</strong>der jeweils zwischen<br />
den Oster- und Sommerferien<br />
statt.<br />
Tab. 3.1: Untersuchte Stadtteile, absolute Fragebogenzahl und Rücklaufquote<br />
Kommune Stadtteil Erhebungsjahr Fragebögen Rücklaufquote<br />
Bad Driburg Gesamtkommune 2005 294 52%<br />
Bad Lippspr<strong>in</strong>ge Gesamtkommune 2006 269 30%<br />
Coesfeld Neubaugebiet NW 2005 138 73%<br />
Detmold Heidenoldendorf 2006 93 15%<br />
Heek Heek & Nienborg 2006 391 64%<br />
Herne Bickern 2005 299 37%<br />
<strong>Herten</strong> Süd 2005 131 37%<br />
Ibbenbüren Laggenbeck 2005 397 52%<br />
Iserlohn Stadtzentrum 2006 328 66%<br />
Kempen Alt-Kempen 2006 385 61%<br />
Kierspe Rönsahl 2006 32 11%<br />
Kreuztal Fritz-Erler-Siedlung 2005 142 85%<br />
Leopoldshöhe Gesamtkommune 2005 131 39%<br />
Münster Gievenbeck 2006 202 25%<br />
Nordkirchen Capelle 2005 92 63%<br />
Ostbevern Gesamtkommune 2005 367 50%<br />
Petershagen Petershagen 2006 150 48%<br />
Pulheim Brauweiler 2005 293 52%<br />
Rietberg Rietberg 2006 371 57%<br />
Würselen Stadtzentrum 2006 222 64%<br />
Insgesamt 4.727 49%<br />
schließlich 2005 untersucht wurden, werden im Jahresbericht<br />
2005 dargestellt, den Sie auf unserer Projekthomepage<br />
www.k<strong>in</strong>derbarometer.de f<strong>in</strong>den.<br />
11
Die Rücklaufquoten waren<br />
sehr unterschiedlich.<br />
Die große Bandbreite der Rücklaufquoten rührt<br />
daher, dass nicht <strong>in</strong> allen Stadtteilen die eigentlich<br />
bevorzugte Erhebung <strong>in</strong> Schulklassen stattf<strong>in</strong>den<br />
konnte, da gerade bei kle<strong>in</strong>en Stadtteilen die K<strong>in</strong>der<br />
oft zu viele unterschiedliche Schulen besuchten.<br />
In diesen Fällen wurde die Befragung alternativ<br />
auf postalischem Wege durchgeführt.<br />
Mit 51% Mädchen und<br />
49% Jungen ist das Geschlechterverhältnis<br />
ausgewogen.<br />
3.1 Geschlechterverteilung<br />
Insgesamt waren 51% der von uns befragten K<strong>in</strong>der<br />
Mädchen und entsprechend 49% Jungen. Diese<br />
Verteilung weicht nur ger<strong>in</strong>gfügig ab von der <strong>in</strong><br />
der Altersgruppe <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> tatsächlich vorhandene<br />
Geschlechterverteilung von 51% Jungen und 49%<br />
Mädchen (Vergleichsdaten aus der Onl<strong>in</strong>e-<br />
Datenbank GENESIS des Statistischen Bundesamtes,<br />
Stichtag 31.12.2005) und unterscheidet sich<br />
zwischen den untersuchten Stadtteilen nicht statistisch<br />
bedeutsam.<br />
96% der befragten K<strong>in</strong>der<br />
waren zwischen 9 und 14<br />
Jahren. Im Durchschnitt<br />
waren die K<strong>in</strong>der 11,4 Jahre<br />
alt.<br />
3.2 Altersverteilung<br />
Wie die Abbildung 3.1 zeigt, ist die Altersverteilung<br />
<strong>in</strong> der Gesamtstichprobe sehr ausgewogen,<br />
d.h. die zentralen Altersgruppen 10-13 Jahre s<strong>in</strong>d<br />
gleich stark besetzt und auch die angrenzenden<br />
Gruppen der 9 bzw. 14Jährigen s<strong>in</strong>d gleich stark.<br />
Die ger<strong>in</strong>gere Besetzung hier ergibt sich aus der<br />
Fokussierung auf K<strong>in</strong>der, die die vierte bis siebte<br />
Schulklasse besuchen. 96% der Stichprobe bef<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> der angestrebten Altersgruppe der 9-<br />
14Jährigen. Unter den untersuchten Stadtteilen<br />
gibt es <strong>in</strong> der Altersverteilung zum Teil Ausreißer<br />
<strong>in</strong> der Alterszusammensetzung. Der Altersschnitt<br />
<strong>in</strong> der Gesamtstichprobe liegt bei 11,5 Jahren. Der<br />
Stadtteil mit dem niedrigsten Altersschnitt von<br />
10,9 Jahren steht dem Stadtteil mit dem höchsten<br />
Altersschnitt von 12,3 Jahren gegenüber, sodass<br />
sich e<strong>in</strong> maximaler Unterschied von 1,4 Jahren<br />
ergibt, was bei K<strong>in</strong>dern dieser Altersgruppe e<strong>in</strong>en<br />
nicht unerheblichen Entwicklungsschritt darstellt,<br />
weswegen bei den <strong>in</strong> diesem Bericht dargestellten<br />
Stadtteileffekten auch stets das Alter der K<strong>in</strong>der<br />
kontrolliert wurde.<br />
12
Abb. 3.1: Altersverteilung <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
1000<br />
863 859 888 850<br />
800<br />
Anzahl<br />
600<br />
400<br />
505<br />
444<br />
200<br />
0<br />
129<br />
62<br />
17<br />
8 9 10 11 12 13 14 15 > 15<br />
Jahre<br />
Abb. 3.2: Jahrgangsstufenverteilung <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
30%<br />
Anteil an der Stichprobe<br />
20%<br />
10%<br />
12%<br />
22%<br />
19% 19% 19%<br />
9%<br />
0%<br />
3.<br />
Klasse<br />
4.<br />
Klasse<br />
5.<br />
Klasse<br />
6.<br />
Klasse<br />
besuchte Jahrgangsstufe<br />
7.<br />
Klasse<br />
8.<br />
Klasse<br />
Jeweils etwa e<strong>in</strong> Fünftel der befragten Stichprobe<br />
besuchte die Jahrgangsstufen vier bis sieben <strong>in</strong><br />
der Schule, also die Jahrgangsstufen, die <strong>in</strong> den<br />
<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>n 1997-2004 jeweils die Stichprobe<br />
bildeten (s. Abb. 3.2). E<strong>in</strong> weiteres Fünftel allerd<strong>in</strong>gs<br />
wird von Dritt- bzw. Achtklässlern gebildet.<br />
Diese Ausweitung über den Bereich der ei-<br />
13
gentlichen Kernstichprobe h<strong>in</strong>aus ergibt sich aus<br />
der postalischen Befragung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen.<br />
Auch hier unterscheiden sich die Stadtteile<br />
nicht unbeträchtlich.<br />
30% der befragten K<strong>in</strong>der<br />
hatten e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
In den Stadtteilen lag der<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
zwischen 6% und 81%.<br />
3.3 Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
30% der von uns befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, der für unsere Studie wie<br />
folgt def<strong>in</strong>iert wurde: E<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
der K<strong>in</strong>der liegt dann vor, wenn entweder das K<strong>in</strong>d<br />
selbst oder m<strong>in</strong>destens se<strong>in</strong> Vater oder se<strong>in</strong>e Mutter<br />
nicht <strong>in</strong> Deutschland geboren wurde. Die<br />
Staatsangehörigkeit des K<strong>in</strong>des ist für diese Zählung<br />
unerheblich. Der Vorteil dieser Methode ist,<br />
dass <strong>in</strong> dieser Form die im Lebensalltag der K<strong>in</strong>der<br />
relevante Migrationsgeschichte erfasst wird. Die<br />
Quote entspricht dem 2004 im landesweit ermittelten<br />
Wert von 29% (Quelle: <strong>LBS</strong>-<br />
<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2004).<br />
Die Stadtteile unterscheiden sich extrem deutlich<br />
im Anteil der dort lebenden K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund:<br />
am ger<strong>in</strong>gsten ist der Anteil mit jeweils<br />
6% <strong>in</strong> zwei sehr dörflichen Wohnquartieren,<br />
die im Rahmen des vermehrten Zuzugs von Spätaussiedlern<br />
ke<strong>in</strong>e größeren Neubürgergruppen<br />
aufgenommen haben. Spitzenreiter mit 81% ist<br />
die <strong>in</strong> 2005 untersuchte Hochhaussiedlung. In den<br />
untersuchten Innenstadtquartieren ist der Anteil<br />
der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ebenfalls erhöht<br />
(etwa zwischen 40% und 60%).<br />
Nur 8% der befragten K<strong>in</strong>der allerd<strong>in</strong>gs wurden<br />
selbst nicht <strong>in</strong> Deutschland geboren, d.h. fast drei<br />
Viertel der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d<br />
E<strong>in</strong>wanderer <strong>in</strong> zweiter Generation, d.h. <strong>in</strong><br />
Deutschland geborene K<strong>in</strong>der ausländischer Eltern.<br />
Auch dieses Verhältnis von ungefähr e<strong>in</strong>em Viertel<br />
E<strong>in</strong>wanderer erster Generation zu drei Vierteln<br />
E<strong>in</strong>wanderer der zweiten Generation unter den<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist <strong>in</strong> den untersuchten<br />
Stadtteilen nicht gleich: Stadtteile, die<br />
größere Gruppen Spätaussiedler aufgenommen<br />
haben, zeichnen sich erwartungsgemäß durch e<strong>in</strong>en<br />
besonders hohen Anteil von E<strong>in</strong>wanderern<br />
erster Generation aus. Besonders niedrig ist der<br />
Anteil von E<strong>in</strong>wanderern erster Generation dagegen<br />
<strong>in</strong> den Stadtteilen im Ruhrgebiet bzw. <strong>in</strong> den<br />
Industrieregionen, wo die E<strong>in</strong>wanderung <strong>in</strong> der<br />
Regel bereits vor m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Generation<br />
14
stattfand und ihren Ursprung stärker aus Südbzw.<br />
Südosteuropäischen Ländern hatte.<br />
Die Tabelle 3.2 zeigt die Hauptherkunftsländer der<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund differenziert<br />
nach erster bzw. zweiter E<strong>in</strong>wanderergeneration.<br />
Es wird deutlich, dass die E<strong>in</strong>wanderergeneration,<br />
bei denen die K<strong>in</strong>der noch im Ausland geboren<br />
wurden, zu fast zwei Drittel aus den Ländern des<br />
ehemaligen Ostblocks stammt, während bei den<br />
E<strong>in</strong>wanderern, die <strong>in</strong> zweiter Generation <strong>in</strong><br />
Deutschland leben, die meisten ihre Wurzeln <strong>in</strong><br />
der Türkei haben. Es gibt also deutlich e<strong>in</strong>e zweigeteilte<br />
Struktur der Zuwanderung, die die untersuchten<br />
Stadtteile <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise betrifft<br />
(s.o.).<br />
Tab. 3.2: Hauptherkunftsländer der befragten E<strong>in</strong>wanderer<br />
der ersten bzw. zweiten Generation<br />
Herkunftsland<br />
E<strong>in</strong>wanderer erster<br />
Generation a<br />
E<strong>in</strong>wanderer zweiter<br />
Generation b<br />
Russland 32% 13%<br />
Kasachstan 19% 5%<br />
Türkei 7% 38%<br />
Polen 7% 10%<br />
Ost- & Südosteuropa 11% 11%<br />
Naher Osten bzw. arabische<br />
Länder 6% 5%<br />
weitere Länder 18% 18%<br />
a K<strong>in</strong>d & Eltern im Ausland geboren<br />
b K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland geboren, Eltern im Ausland geboren<br />
3.4 Besuchte Schulformen<br />
E<strong>in</strong> Drittel 34% der Stichprobe besucht die Grundschule.<br />
In den Jahrgangsstufen fünf bis acht verteilen<br />
sich die befragten K<strong>in</strong>der wie <strong>in</strong> Tabelle 3.3<br />
dargestellt auf die unterschiedlichen weiterführenden<br />
Schulformen. Der Vergleich zu den tatsächlichen<br />
Schülerzahlen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Quelle: GENESIS-<br />
Datenbank des Statistischen Bundesamtes, Schuljahr<br />
2005/2006) zeigt, dass bed<strong>in</strong>gt durch die<br />
Auswahl der Stadtteile vor allem weniger GesamtschülerInnen<br />
und SchülerInnen anderer Schulformen<br />
(hauptsächlich Sonderschulen) an der Befragung<br />
teilgenommen haben, dafür entsprechend<br />
mehr HauptschülerInnen und GymnasiastInnen.<br />
Erwartungsgemäß unterscheiden sich die untersuchten<br />
Stadtteile deutlich h<strong>in</strong>sichtlich der besuchten<br />
Schulformen der dort lebenden K<strong>in</strong>der. Nur<br />
zum Teil ist dies darauf zurückzuführen, dass der<br />
Gesamtschulen waren<br />
schwach, Hauptschulen<br />
und Gymnasien waren<br />
stark vertreten.<br />
15
Rücklauf aus den verschiedenen Schulformen nicht<br />
immer gleich stark war. 2 Zu e<strong>in</strong>em anderen Teil<br />
trägt zu den Unterschieden zwischen den Stadtteilen<br />
bei, dass die soziale Bewohnerstruktur der<br />
Stadtteile über die besuchte Schulform mitentscheidet.<br />
Außerdem ist das lokale Schulangebot<br />
nicht <strong>in</strong> jedem Stadtteil gleich, <strong>in</strong>sbesondere die<br />
Gesamtschule fehlt häufig im Angebot der kle<strong>in</strong>eren<br />
Kommunen.<br />
Tab. 3.3: Anteile der Schüler, die die verschiedenen<br />
weiterführenden Schulformen besuchen<br />
Schulform Anteil <strong>in</strong> der<br />
Stichprobe<br />
tatsächlicher Anteil<br />
<strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />
Hauptschule 28% 20%<br />
Realschule 29% 28%<br />
Gymnasium 37% 33%<br />
Gesamtschule 5% 16%<br />
andere Schulform 2% 5%<br />
Die Tabelle 3.4 zeigt, dass die besuchte Schulform<br />
der K<strong>in</strong>der stark von ihrem sozialen Status abhängig<br />
ist (Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Betroffenheit von<br />
Arbeitslosigkeit, alle<strong>in</strong> erziehende Eltern). So besuchen<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der<br />
arbeitsloser Eltern sowie K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
vor allem häufiger die Hauptschulen und seltener<br />
die Gymnasien <strong>in</strong> ihren Stadtteilen. Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und Betroffenheit von Arbeitslosigkeit<br />
hängen allerd<strong>in</strong>gs zusammen (s.u.).<br />
Tab. 3.4: Anteile der Schüler, die die verschiedenen weiterführenden<br />
Schulformen besuchen, nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, Arbeitslosigkeit<br />
der Eltern und Familienkonstellation<br />
ke<strong>in</strong>e<br />
Arbeitslosigkeit<br />
ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrunlosigkeit<br />
Arbeits-<br />
Schulform<br />
Hauptschule 21% 44% 26% 54% 27% 36%<br />
Realschule 29% 30% 30% 24% 29% 28%<br />
Gymnasium 44% 19% 39% 14% 38% 27%<br />
Gesamtschule 5% 5% 5% 5% 5% 6%<br />
andere Schulform 1% 1% 1% 3% 1% 3%<br />
Zweielternfamilie<br />
Alle<strong>in</strong>erziehende<br />
2 In e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen fehlten sogar manche Schultypen<br />
vollständig im Rücklauf und verzerren so die jeweiligen<br />
örtlichen Ergebnisse möglicherweise.<br />
16
3.5 Geschwisterzahl<br />
Nur knapp jedes zehnte der befragten K<strong>in</strong>der ist<br />
e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d, der Rest hat m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Bruder<br />
bzw. e<strong>in</strong>e Schwester (s. Abb. 3.3). Besonders<br />
häufig s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em Geschwister. Im Vergleich<br />
zu landesweiten Zahlen gibt es kaum Abweichungen<br />
(<strong>NRW</strong> 2004: 12% E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d, 43% e<strong>in</strong><br />
Geschwister, 23% zwei Geschwister, 10% drei Geschwister<br />
und 11% mehr als drei Geschwister;<br />
Quelle: <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2004). Die durchschnittliche<br />
Geschwisterzahl liegt bei 1,7 Geschwistern<br />
pro K<strong>in</strong>d, wobei es sehr deutliche Unterschiede<br />
zwischen den untersuchten Stadtteilen<br />
gibt. Die Extremwerte liegen bei durchschnittlich<br />
1,2 Geschwistern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt und 2,2 Geschwistern<br />
<strong>in</strong> der Hochhaussiedlung. Generell gesagt<br />
ist die Geschwisterzahl vor allem <strong>in</strong> Stadtteilen<br />
mit besonders hohem Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erhöht, allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>igen besonders familienfreundlichen Wohnquartieren<br />
(hoher E<strong>in</strong>familienhausanteil komb<strong>in</strong>iert mit<br />
guten Angeboten für K<strong>in</strong>der und Eltern).<br />
Nur 9% der befragten K<strong>in</strong>der<br />
s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der.<br />
Besonders viele Geschwister<br />
haben die K<strong>in</strong>der entweder<br />
<strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />
starkem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
oder <strong>in</strong> besonders<br />
auf junge Familien ausgerichteten<br />
Kommunen.<br />
Abb. 3.3: Geschwisterzahl <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
50%<br />
43%<br />
Anteil <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
9%<br />
26%<br />
12% 11%<br />
0%<br />
E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d 1 Geschw ister 2 Geschw ister 3 Geschw ister mehr als 3<br />
Geschw ister<br />
Geschwisterzahl<br />
Die durchschnittliche Geschwisterzahl der K<strong>in</strong>der<br />
ist abhängig von ihren Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leben mit durchschnittlich<br />
1,6 Geschwistern <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>sten Familien.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dagegen<br />
haben durchschnittlich 2,0 Geschwister.<br />
17
Interessant ist, dass die k<strong>in</strong>derreichen Familien<br />
(häufig wie soeben dargestellt Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund)<br />
oftmals unter den schlechteren<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen wohnen, d.h. auffällig große<br />
Familien wohnen oft <strong>in</strong> besonders kle<strong>in</strong>en Wohnungen<br />
(Hochhauswohnungen) bzw. <strong>in</strong> Wohnungen<br />
im Umfeld größerer Straßen.<br />
3.6 Familienkonstellation<br />
Bei 2% der befragten K<strong>in</strong>der ist m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong><br />
Elternteil verstorben, e<strong>in</strong>e durchschnittliche Quote.<br />
Die Stadtteile unterscheiden sich nicht statistisch<br />
bedeutsam. Auch weitere Gruppenunterschiede<br />
lassen sich nicht nachweisen.<br />
18% der K<strong>in</strong>der haben getrennt<br />
lebende Eltern, die<br />
Stadtteile unterscheiden<br />
sich allerd<strong>in</strong>gs stark.<br />
Bei <strong>in</strong>sgesamt 18% der befragten K<strong>in</strong>der leben die<br />
beiden leiblichen Eltern getrennt bzw. <strong>in</strong> Scheidung.<br />
Auch dieser Wert liegt <strong>in</strong> der Größenordnung<br />
des <strong>in</strong> der letzten landesweiten Befragung<br />
ermittelten Wertes von 20% (Quelle: <strong>LBS</strong>-<br />
<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> 2004). Zwischen den Stadtteilen<br />
gibt es wiederum beträchtliche Unterschiede: Vor<br />
allem Stadtteile, <strong>in</strong> denen es kaum Mehrfamilienhauswohnungen<br />
gibt, haben <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>en<br />
sehr ger<strong>in</strong>gen Anteil von K<strong>in</strong>dern, deren Eltern getrennt<br />
leben (die niedrigsten Werte liegen um<br />
8%). Erhöht s<strong>in</strong>d die Werte vor allem <strong>in</strong> Ballungszentren<br />
mit vielen Mehrfamilienhäusern aber<br />
gleichzeitig relativ ger<strong>in</strong>gem Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Sowohl e<strong>in</strong> hoher E<strong>in</strong>familienhausanteil<br />
im Wohnquartier als auch e<strong>in</strong>e<br />
hohe Quote von Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
im Stadtteil gehen - aus unterschiedlichen<br />
Gründen - mit e<strong>in</strong>er niedrigeren Quote dort<br />
lebender Alle<strong>in</strong>erziehender e<strong>in</strong>her.<br />
Mit zunehmendem Alter der befragten K<strong>in</strong>der<br />
steigt der Anteil getrennt lebender Eltern erwartungsgemäß:<br />
13% der Eltern der befragten Drittklässler<br />
leben getrennt, dieser Anteil steigt bis auf<br />
22% bei den Achtklässlern.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
haben seltener<br />
getrennt lebende Eltern.<br />
Deutlich niedriger ist der Anteil getrennt lebender<br />
Eltern bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 14%<br />
dieser K<strong>in</strong>der haben getrennt lebende Eltern im<br />
Vergleich zu 20% der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Differenziert man die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> Familien, <strong>in</strong> denen beide Eltern<br />
im Ausland geboren wurden und Familien, <strong>in</strong> denen<br />
nur e<strong>in</strong> Elternteil im Ausland, der andere aber<br />
<strong>in</strong> Deutschland geboren wurde, so wird e<strong>in</strong> weite-<br />
18
er Effekt deutlich: Elternpaare, die beide nicht <strong>in</strong><br />
Deutschland geboren wurden, haben – unabhängig<br />
davon, ob sie beide aus dem gleichen Herkunftsland<br />
stammen – e<strong>in</strong>e besonders niedrige Trennungsquote:<br />
nur 9% dieser Eltern leben getrennt.<br />
Überdurchschnittlich ist dagegen die Trennungsquote,<br />
wenn die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> deutsches und e<strong>in</strong>e<br />
ausländisches Elternteil haben: mehr als e<strong>in</strong> Viertel<br />
(27%) dieser Elternpaare lebt <strong>in</strong> Trennung.<br />
Wie die Tabelle 3.5 zeigt, leben vier Fünftel der<br />
befragten K<strong>in</strong>der bei beiden leiblichen Eltern. Gut<br />
e<strong>in</strong> Zehntel der K<strong>in</strong>der lebt bei se<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong> erziehenden<br />
Mutter und 5% bei der Mutter und ihrem<br />
neuen Partner. Alle anderen Konstellationen stellen<br />
Ausnahmen dar. Von den Alle<strong>in</strong>erziehenden<br />
s<strong>in</strong>d 93% Frauen. Im Vergleich zu den landesweiten<br />
Vergleichszahlen von 2004 fällt auf, dass es <strong>in</strong><br />
der Stichprobe, die dieser Untersuchung zugrunde<br />
liegt, mehr K<strong>in</strong>der gibt, die bei beiden Eltern leben<br />
(<strong>in</strong> ganz <strong>NRW</strong> waren es 2004 noch 76%; Quelle:<br />
<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> <strong>NRW</strong>), dafür etwas weniger,<br />
die bei der Mutter und ihrem neuen Partner wohnen<br />
(<strong>NRW</strong> 2004: 7%). Insgesamt betrachtet s<strong>in</strong>d<br />
aber auch hier die Abweichungen ger<strong>in</strong>g.<br />
Besonders hohe Trennungsquoten<br />
f<strong>in</strong>den sich<br />
bei deutsch-ausländischen<br />
Elternpaaren.<br />
Vier von fünf K<strong>in</strong>dern leben<br />
bei beiden leiblichen Eltern.<br />
Auffällig ist, dass die Unterschiede zwischen Familien<br />
mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund immer<br />
stärker zu verwischen sche<strong>in</strong>en. So gibt es kaum<br />
mehr K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die mit<br />
beiden leiblichen Eltern zusammen wohnen, als<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Lediglich der<br />
Anteil neuer Partnerschaften der Mutter ist bei<br />
ausländischen Müttern noch immer ger<strong>in</strong>ger als<br />
bei deutschen.<br />
Tab. 3.5: Familienkonstellationen <strong>in</strong> der Stichprobe<br />
ke<strong>in</strong> Migra-<br />
Familienform<br />
Gesamtgruppe<br />
tions-<br />
h<strong>in</strong>tergrund<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
beide leibliche Eltern 81% 80% 83%<br />
alle<strong>in</strong> erziehende Mutter 11% 11% 10%<br />
alle<strong>in</strong> erziehender Vater 1% 1% 1%<br />
leibliche Mutter und neuer Partner 5% 6% 3%<br />
leiblicher Vater und neue Partner<strong>in</strong> 1% 1% 1%<br />
weitere Konstellationen 1% 1% 2%<br />
3.7 Erwerbstätigkeit der Eltern<br />
Die Mehrzahl der Eltern der befragten K<strong>in</strong>der ist<br />
erwerbstätig: 90% der Väter und 61% der Mütter<br />
19
s<strong>in</strong>d entweder teilzeit oder vollzeit berufstätig. Arbeitslos<br />
aus Sicht der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d 6% der Mütter<br />
bzw. 7% der Väter. Ausschließlich die Arbeit im<br />
Haushalt tragen 33% der Mütter, aber nur 1% der<br />
Väter. 1% der Mütter bzw. 2% der Väter s<strong>in</strong>d<br />
Rentner.<br />
Mehr als die Hälfte der<br />
K<strong>in</strong>der hat zwei erwerbstätige<br />
Elternteile, zumeist <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Vollzeit-Teilzeit-<br />
Komb<strong>in</strong>ation.<br />
Die Tabelle 3.6a zeigt, <strong>in</strong> welchen Komb<strong>in</strong>ationen<br />
die Eltern arbeiten. Die häufigste Komb<strong>in</strong>ation ist,<br />
dass e<strong>in</strong> Elternteil (zumeist der Vater) vollzeit erwerbstätig<br />
ist und der andere teilzeit. Die traditionelle<br />
Familienform mit e<strong>in</strong>em Ernährer und e<strong>in</strong>er<br />
Person, die den Haushalt führt, ist nur <strong>in</strong> knapp<br />
e<strong>in</strong>em Drittel der Familien anzutreffen. Die Eltern<br />
von K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
unterscheiden sich vor allem dar<strong>in</strong>, dass Eltern<br />
von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund viel häufiger<br />
arbeitslos s<strong>in</strong>d. Auf der anderen Seite ist auch<br />
der Anteil größer, bei denen beide Eltern den ganzen<br />
Tag arbeiten.<br />
Tab. 3.6a: Erwerbstätigkeit der Eltern (Zweielternfamilie)<br />
ke<strong>in</strong> Migra-<br />
Erwerbskomb<strong>in</strong>ation<br />
Gesamtgruppe<br />
tions-<br />
h<strong>in</strong>tergrund<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
vollzeit & teilzeit 41% 48% 26%<br />
vollzeit & Hausfrau/mann 29% 28% 29%<br />
beide vollzeit 11% 9% 14%<br />
vollzeit & arbeitslos 4% 3% 7%<br />
beide teilzeit 3% 3% 3%<br />
arbeitslos & Hausfrau/mann 3% 1% 6%<br />
teilzeit & arbeitslos 2% 1% 3%<br />
beide arbeitslos 1% 1% 3%<br />
weitere Komb<strong>in</strong>ationen 6% 6% 9%<br />
Tab. 3.6b: Erwerbstätigkeit der Eltern (Alle<strong>in</strong>erziehende)<br />
ke<strong>in</strong> Migra-<br />
Erwerbstätigkeit<br />
Gesamtgruppe<br />
tions-<br />
h<strong>in</strong>tergrund<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
teilzeit 42% 46% 30%<br />
vollzeit 27% 28% 26%<br />
Hausfrau/mann 19% 17% 26%<br />
arbeitslos 10% 7% 16%<br />
weiteres 2% 2% 2%<br />
Alle<strong>in</strong>erziehende s<strong>in</strong>d häufig teilzeit erwerbstätig,<br />
e<strong>in</strong> gutes Viertel allerd<strong>in</strong>gs ist vollzeit berufstätig.<br />
Auch alle<strong>in</strong> erziehende Eltern von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d deutlich seltener er-<br />
20
werbstätig als alle<strong>in</strong> erziehende Eltern von K<strong>in</strong>dern<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (s. Tab. 3.6b).<br />
Entsprechend der sehr unterschiedlichen E<strong>in</strong>wohnerstruktur<br />
unterscheidet sich erwartungsgemäß<br />
auch die Erwerbstätigkeit <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen<br />
merklich. Je nach Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, je nach Arbeitslosenquote<br />
und je nach Anteil Alle<strong>in</strong>erziehender ist die Deutlichkeit,<br />
mit der die Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er Vollzeitund<br />
e<strong>in</strong>er Teilzeitstelle bei den Eltern die dom<strong>in</strong>ierende<br />
Erwerbskomb<strong>in</strong>ation darstellt, unterschiedlich.<br />
Lediglich <strong>in</strong> zwei Stadtteilen mit e<strong>in</strong>em hohen<br />
Anteil E<strong>in</strong>wanderer der zweiten Generation ist die<br />
traditionelle Familienform die am häufigsten anzutreffende,<br />
allerd<strong>in</strong>gs eher aufgrund des großen<br />
Anteils arbeitsloser Eltern.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der steigt die Häufigkeit,<br />
mit der die Mütter vollzeit erwerbstätig<br />
s<strong>in</strong>d, leicht an.<br />
Durchschnittlich 11% der K<strong>in</strong>der haben m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>en arbeitslosen Elternteil. Diese Zahl ist im<br />
Vergleich zur landesweiten Erhebung von 2004<br />
deutlich erhöht, vermutlich ist der Anteil der untersuchten<br />
Stadtteile mit überdurchschnittlicher<br />
Arbeitslosenquote hoch. Die Stadtteile haben deutlich<br />
unterschiedliche Quoten der Betroffenheit<br />
durch Arbeitslosigkeit: von e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en dörflichen<br />
Stadtteil, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges befragtes K<strong>in</strong>d<br />
se<strong>in</strong>e Eltern als arbeitslos bezeichnet geht der Anteil<br />
bis hoch auf fast e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwei<br />
Stadtteilen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> sehr hoher Anteil von<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund lebt und die <strong>in</strong><br />
strukturschwachen Gebieten liegen. Diese massiven<br />
Unterschiede prägen die Stadtteile merklich.<br />
Zwei Drittel der Stadtteile haben e<strong>in</strong>e zum Teil<br />
deutlich unter 11% liegende Quote der Arbeitslosigkeit,<br />
e<strong>in</strong> Drittel e<strong>in</strong>e zum Teil sehr deutlich ü-<br />
berdurchschnittliche.<br />
11% der K<strong>in</strong>der haben<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en erwerbslosen<br />
Elternteil.<br />
Die Verbreitung von Arbeitslosigkeit<br />
ist e<strong>in</strong> deutlicher<br />
Indikator für die Sozialstruktur<br />
des Stadtteils<br />
und liegt zwischen 0% und<br />
24%.<br />
Jungen bezeichnen <strong>in</strong>teressanterweise ihre Eltern<br />
leicht häufiger als Mädchen als arbeitslos (11% im<br />
Vergleich zu 10%). Dieser kle<strong>in</strong>e aber statistisch<br />
nachweisbare Unterschied sche<strong>in</strong>t auf e<strong>in</strong>e etwas<br />
unterschiedliche Interpretation der Rolle der Mutter<br />
zurückzuführen se<strong>in</strong>, da Mädchen die Mutter<br />
seltener als arbeitslos, etwas häufiger aber sowohl<br />
als vollzeit erwerbstätig wie auch als Hausfrau bezeichnen.<br />
Beim Vater gibt es diesen Unterschied<br />
nicht.<br />
21
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
haben deutlich<br />
häufiger e<strong>in</strong>en erwerbslosen<br />
Elternteil.<br />
Eltern von Hauptschüler-<br />
Innen s<strong>in</strong>d häufiger arbeitslos.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d mehr als<br />
dreimal so häufig von der Arbeitslosigkeit ihrer<br />
Eltern betroffen: 6% der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
haben m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en arbeitslosen<br />
Elternteil, aber 19% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Ebenfalls sehr deutlich und zum Teil auf<br />
die Anteile von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
zurückzuführen s<strong>in</strong>d die Unterschiede im Anteil<br />
von Arbeitslosigkeit der Eltern betroffener K<strong>in</strong>der<br />
auf den weiterführenden Schulen (s. Abb.3.4).<br />
K<strong>in</strong>der, die das Gymnasium besuchen, haben nur<br />
<strong>in</strong> Ausnahmefällen arbeitslose Eltern, während<br />
Hauptschüler zu e<strong>in</strong>em beträchtlichen Anteil arbeitslose<br />
Eltern haben.<br />
Abb. 3.4: Betroffenheit von Arbeitslosigkeit nach Schulform<br />
Anteil von Arbeitslosigkeit der Eltern<br />
betroffener K<strong>in</strong>der<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
16%<br />
15%<br />
7%<br />
9%<br />
3%<br />
Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule andere Schulform<br />
Schulform<br />
Zwei Drittel der befragten<br />
K<strong>in</strong>der bewohnen e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>oder<br />
Zweifamilienhaus.<br />
3.8 Wohnsituation<br />
64% der befragten K<strong>in</strong>der bezeichnen die Art des<br />
Hauses, <strong>in</strong> der sie wohnen als E<strong>in</strong>familienhaus<br />
bzw. als Doppelhaushälfte oder Reihene<strong>in</strong>familienhaus.<br />
28% wohnen nach eigenen Angaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Mehrfamilienhaus und 8% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hochhaus.<br />
Da die Stadtteile auch bezüglich ihrer Baustruktur<br />
sehr unterschiedlich zusammengestellt<br />
wurden, gibt es hier e<strong>in</strong>e große Spannbreite. Von<br />
Stadtteilen, <strong>in</strong> denen 88% aller K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
wohnen reicht die Spannbreite bis zu<br />
e<strong>in</strong>er Siedlung mit 82% Hochhausanteil. Der Mehr-<br />
22
familienhausanteil liegt je nach Siedlung zwischen<br />
7% und 55%.<br />
Die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d bezüglich<br />
des bewohnten Haustyps e<strong>in</strong>deutig benachteiligt:<br />
Während drei Viertel der K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus wohnen<br />
(74%), s<strong>in</strong>d es nur 42% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Entsprechend höher s<strong>in</strong>d die Anteile<br />
von Mehrfamilienhauswohnungen (39% im<br />
Vergleich zu 24%), bzw. der Hochhauswohnungen<br />
(19% im Vergleich zu 3%). Besonders die E<strong>in</strong>wanderer<br />
erster Generation sche<strong>in</strong>en von diesem Phänomen<br />
betroffen zu se<strong>in</strong> (s. Abb. 3.5). Die E<strong>in</strong>wandererk<strong>in</strong>der,<br />
die bereits <strong>in</strong> zweiter Generation<br />
<strong>in</strong> Deutschland leben, leben zu e<strong>in</strong>em größeren<br />
Teil <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern, möglicherweise e<strong>in</strong> Zeichen<br />
der erfolgten Etablierung ihrer Eltern <strong>in</strong><br />
Deutschland.<br />
Die Wohnverhältnisse von<br />
Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(besonders<br />
der ersten Generation)<br />
s<strong>in</strong>d schlechter.<br />
Abb. 3.5: Wohnform nach E<strong>in</strong>wanderergeneration<br />
100%<br />
ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
74%<br />
46%<br />
31%<br />
24%<br />
38%<br />
E<strong>in</strong>wanderer zweiter Generation<br />
E<strong>in</strong>wanderer erster Generation<br />
41%<br />
27%<br />
16%<br />
0%<br />
2%<br />
E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />
Wohnform<br />
Auch für K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender ist das <strong>Wohnen</strong><br />
im E<strong>in</strong>familienhaus häufig nicht Realität: 40% der<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus,<br />
im Gegensatz zu 68% der K<strong>in</strong>der aus<br />
Zweielternfamilien. Entsprechend s<strong>in</strong>d auch hier<br />
wieder die Anteile <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern (48%<br />
im Vergleich zu 26%) und <strong>in</strong> Hochhäusern (13%<br />
im Vergleich zu 7%) erhöht.<br />
Auch Arbeitslose und Alle<strong>in</strong>erziehende<br />
wohnen<br />
deutlich häufiger <strong>in</strong> Mehrfamilien-<br />
oder Hochhäusern.<br />
23
Aufgrund des deutlichen Zusammenhangs zwischen<br />
Arbeitslosigkeit und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ist es nicht verwunderlich, dass K<strong>in</strong>der Arbeitsloser<br />
ebenfalls häufiger <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern (46% zu<br />
26%) bzw. <strong>in</strong> Hochhäusern (20% zu 6%) leben<br />
und entsprechend weniger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
(34% zu 67%).<br />
In fast allen Stadtteilen<br />
wohnt die Mehrheit der<br />
K<strong>in</strong>der an temporeduzierten<br />
Straßen.<br />
Mehrfamilienhäuser und<br />
Hochhäuser stehen häufiger<br />
an größeren Straßen.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
sowie arbeitsloser<br />
Eltern wohnen häufiger<br />
<strong>in</strong> unattraktiveren Wohnlagen.<br />
Aber nicht nur die Art des Wohnhauses, auch die<br />
Lage ist nicht für alle K<strong>in</strong>der gleich: Jeweils e<strong>in</strong><br />
knappes Drittel der K<strong>in</strong>der wohnt an e<strong>in</strong>er Tempo-<br />
7-Straße (30%), e<strong>in</strong>er Tempo-30-Straße (33%)<br />
und e<strong>in</strong>er Tempo-50-Straße (29%). An e<strong>in</strong>er vielbefahrenen<br />
Hauptstraße wohnen dagegen nur 8%<br />
der befragten K<strong>in</strong>der. Je nach Lage des Stadtteils<br />
s<strong>in</strong>d auch hier die Verhältnisse der Straßentypen<br />
zue<strong>in</strong>ander sehr unterschiedlich: fast überall allerd<strong>in</strong>gs<br />
wohnt die Mehrheit der K<strong>in</strong>der an temporeduzierten<br />
Straßen (Tempo 7 oder Tempo 30). Die<br />
Mehrheit für Tempo 7 oder Tempo 30 ist dabei <strong>in</strong><br />
der Regel von der Philosophie der Kommune abhängig.<br />
Hauptverkehrsstraßen machen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />
untersuchten Stadtteil mehr als 14% der Wohnlagen<br />
aus, es gibt allerd<strong>in</strong>gs sowohl Innenstadtbereiche<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt wie auch <strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>ere<br />
Mittelzentren, <strong>in</strong> denen die relative Mehrheit der<br />
K<strong>in</strong>der sagt, an e<strong>in</strong>er normalen Tempo-50-Straße<br />
zu wohnen.<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser stehen <strong>in</strong>sgesamt etwas häufiger<br />
<strong>in</strong> verkehrsberuhigten Bereichen, während<br />
Mehrfamilienhäuser und Hochhäuser zwar auch<br />
noch mehrheitlich im verkehrsberuhigten Bereich<br />
gebaut s<strong>in</strong>d, aber doch häufiger als E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
auch entlang größerer Straßen stehen.<br />
Nicht nur die Hausform, sondern auch das Umfeld<br />
dieser Häuser ist also oft schwieriger für K<strong>in</strong>der.<br />
Nicht so deutlich wie bei der Hausform aber doch<br />
nachweisbar wohnen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
häufiger <strong>in</strong> den unattraktiveren Wohnlagen<br />
entlang der Tempo-50- oder Hauptstraßen:<br />
36% der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wohnen<br />
an e<strong>in</strong>er Tempo-50-Straße, 12% an e<strong>in</strong>er Hauptverkehrsstraße.<br />
52% wohnen im verkehrsberuhigten<br />
Bereich. Bei K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
s<strong>in</strong>d es 68% im verkehrsberuhigten Bereich,<br />
25% an Tempo-50-Straßen und nur 7% an<br />
Hauptverkehrsstraßen. Bei K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser ist<br />
der Unterschied ähnlich.<br />
24
59% der befragten K<strong>in</strong>der leben bereits seit ihrer<br />
Geburt im untersuchten Stadtteil. Die „Ortstreue“<br />
der K<strong>in</strong>der ist zwischen den Stadtteilen allerd<strong>in</strong>gs<br />
sehr unterschiedlich: Während <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neu erschlossenen<br />
Neubaugebiet nur 3% der K<strong>in</strong>der bereits<br />
seit ihrer Geburt leben, s<strong>in</strong>d es vor allem <strong>in</strong><br />
den kle<strong>in</strong>en Landgeme<strong>in</strong>den mehr als 80% der<br />
K<strong>in</strong>der. Während sich die Hochhaussiedlung durch<br />
e<strong>in</strong>e hohe Fluktuation der Bewohner auszeichnet,<br />
ist <strong>in</strong> den zum Teil von der Wohnstruktur her wenig<br />
attraktiven Innenstadtgebieten e<strong>in</strong>e bemerkenswert<br />
hohe Ortstreue zu verzeichnen. Im<br />
Großstadtzentrum beispielsweise leben drei Viertel<br />
der K<strong>in</strong>der (73%) bereits seit ihrer Geburt, möglicherweise<br />
e<strong>in</strong> Produkt mangelnder f<strong>in</strong>anzieller<br />
Möglichkeiten der Bewohner, das Quartier zu verlassen.<br />
59% der befragten K<strong>in</strong>der<br />
wohnen durchschnittlich<br />
seit der Geburt <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil. Die Spanne zwischen<br />
den Stadtteilen ist<br />
groß.<br />
Je „hochwertiger“ die Wohnform ist, desto höher<br />
ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass das K<strong>in</strong>d bereits<br />
lange an der entsprechenden Stelle wohnt, d.h.<br />
61% der K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen,<br />
tun dies bereits seit ihrer Geburt. In Mehrfamilienhäusern<br />
liegt die Quote mit 57% nur leicht<br />
darunter. In Hochhäusern allerd<strong>in</strong>gs wohnen<br />
durchschnittlich nur 42% bereits seit ihrer Geburt.<br />
Zum Teil liegt das allerd<strong>in</strong>gs am höheren Anteil<br />
dort lebender K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
denn zum<strong>in</strong>dest die E<strong>in</strong>wandererk<strong>in</strong>der erster Generation<br />
können per Def<strong>in</strong>ition nicht im untersuchten<br />
Stadtteil geboren worden se<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender s<strong>in</strong>d ebenfalls seltener<br />
bereits seit ihrer Geburt im untersuchten Stadtteil<br />
ansässig, vor allem wohl dann, wenn die Trennung<br />
der Eltern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umzug resultierte. Für K<strong>in</strong>der<br />
Arbeitsloser ergeben sich ke<strong>in</strong>e unterschiedlichen<br />
Wohndauern im untersuchten Stadtteil.<br />
25
4. Stadtteilkurzprofile<br />
Im folgenden Kapitel werden die zwanzig untersuchten<br />
Stadtteile jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Absatz kurz<br />
charakterisiert, damit es der Leser<strong>in</strong> bzw. dem<br />
Leser vere<strong>in</strong>facht wird, sich e<strong>in</strong> Bild der Stadtteile<br />
zu machen, die allen <strong>in</strong> diesem Band berichteten<br />
Ergebnisse zugrunde liegen. Ziel ist es nicht, die<br />
Stadtteile als Teil e<strong>in</strong>er spezifischen Kommune zu<br />
vergleichen, sondern sie als Prototypen für e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Form des Zusammenlebens <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> zu<br />
begreifen. Daher werden die Stadtteile <strong>in</strong> diesem<br />
Bericht auch nicht e<strong>in</strong>deutig bestimmten Kommunen<br />
zugeordnet, um den Blick auf die allgeme<strong>in</strong>eren<br />
Muster nicht durch e<strong>in</strong>e kommunale Konkurrenzperspektive<br />
zu verstellen.<br />
4.1 Der Kurort<br />
Der erste Stadtteil ist stark<br />
auf die Bedürfnisse von<br />
älteren Kurgästen zugeschnitten.<br />
In e<strong>in</strong>em Kurort wurde die Kernstadt als Analysegebiet<br />
ausgewählt. Diese Kernstadt liegt relativ<br />
abseits der großen Verkehrsströme <strong>in</strong> hügeliger<br />
Waldlandschaft und ist durch den Kurbetrieb, der<br />
vor allem auf über 60Jährige zielt, deutlich geprägt.<br />
Die Infrastruktur der Stadt mit Geschäften,<br />
großem Kurpark, Kurbad und Kurkl<strong>in</strong>iken spiegelt<br />
die Rolle als Kurort wider, K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
bilden nicht die Hauptzielgruppe der lokalen Aktivitäten.<br />
Die Kernstadt hat e<strong>in</strong>en relativ hohen Anteil<br />
von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die ihre<br />
Wurzeln vor allem <strong>in</strong> den Staaten Osteuropas haben.<br />
Die Kernstadt ist relativ deutlich <strong>in</strong> zwei Teile<br />
geteilt, von denen der e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en deutlichen Problembereich<br />
um e<strong>in</strong> Hochhaus herum be<strong>in</strong>haltet.<br />
Die Siedlungsstruktur und Bausubstanz ist deutlich<br />
durchmischt und sowohl von ausgeprägten E<strong>in</strong>familienhaus-<br />
und Neubausiedlungen wie auch von<br />
Mehrfamilienhaussiedlungen aus den 60er und<br />
70er Jahren geprägt. Aufgrund der geografischen<br />
Lage als Unterzentrum bietet die Kernstadt sowohl<br />
im Bildungsbereich wie im Freizeitbereich trotz der<br />
primären Ausrichtung auf die Kurgäste den K<strong>in</strong>dern<br />
e<strong>in</strong> relativ breites Angebot, das allerd<strong>in</strong>gs<br />
zum Teil <strong>in</strong> Randlagen der Kernstadt verlagert ist.<br />
26
4.2 Das Neubaugebiet<br />
E<strong>in</strong> zweiter analysierter Stadtteil war e<strong>in</strong> Neubaugebiet,<br />
das erst vor wenigen Jahren erschlossen<br />
worden ist. Es liegt – durch e<strong>in</strong>e Hauptverkehrsstraße<br />
abgetrennt – außerhalb der Kernstadt. Diese<br />
Straße bildet e<strong>in</strong>e deutliche Barriere zur eigentlichen<br />
Innenstadt, die durch e<strong>in</strong>en Fußgängertunnel<br />
erreichbar ist. Dieser Fußgängertunnel ist e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>formeller Treffpunkt vieler Jugendlicher und e<strong>in</strong><br />
Konfliktpunkt im Stadtteil. Die vorherrschende<br />
Bauform im Neubaugebiet s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>familienhäuser,<br />
allerd<strong>in</strong>gs gibt es entlang e<strong>in</strong>er Parallelstraße zur<br />
Hauptverkehrsstraße e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser,<br />
die vor allem von Spätaussiedlern bewohnt werden.<br />
Das Verhältnis zwischen diesen Spätaussiedlern<br />
und den Bewohnern der E<strong>in</strong>familienhäuser ist<br />
angespannt. Innerhalb des Neubaugebietes gibt es<br />
kaum Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, von<br />
e<strong>in</strong>em Spielplatz e<strong>in</strong>mal abgesehen. Auch E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
und Schulen s<strong>in</strong>d nicht direkt<br />
im Neubaugebiet zu f<strong>in</strong>den. Bis auf die Hauptzufahrtsstraße<br />
des Neubaugebietes s<strong>in</strong>d alle Straßen<br />
verkehrsberuhigt, allerd<strong>in</strong>gs größtenteils mit PKW<br />
zugeparkt. Es gibt noch immer Bautätigkeit im<br />
Neubaugebiet und noch nicht alle Straßen s<strong>in</strong>d<br />
fertiggestellt.<br />
Der zweite Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />
junges Neubaugebiet, <strong>in</strong><br />
dem die meisten Angebote<br />
für K<strong>in</strong>der (noch) fehlen.<br />
Abb. 4.1: E<strong>in</strong>familienhäuser im Neubaugebiet<br />
27
Abb. 4.2: Die Unterführung im Neubaugebiet<br />
Der dritte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />
Stadtquartier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt im Umbruch.<br />
4.3 Der Stadtteil im Umbruch<br />
Den dritten analysierten Stadtteil bildet e<strong>in</strong>e ehemalige<br />
Bergarbeitersiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt. In<br />
starker baulicher Durchmischung von E<strong>in</strong>familienund<br />
Mehrfamilienhäusern leben <strong>in</strong> diesem Stadtteil<br />
sehr viele K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, vor<br />
allem bereits <strong>in</strong> zweiter Generation <strong>in</strong> der Stadt<br />
lebende türkischstämmige K<strong>in</strong>der. Die Arbeitslosigkeit<br />
unter den Eltern und älteren Geschwistern<br />
ist ausgeprägt, das Familiene<strong>in</strong>kommen im Stadtteil<br />
ist niedrig. Der Stadtteil grenzt an den Stadtpark,<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs von Hauptverkehrsstraßen umschlossen<br />
und zum Teil durchschnitten. Es gibt im<br />
Stadtteil wenig Freiflächen, vorhandene E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
stehen größtenteils auf kle<strong>in</strong>en<br />
Grundstücken, die zudem häufig als Nutzgärten<br />
verwendet werden. Die Geschäfts<strong>in</strong>frastruktur ist<br />
aufgrund der nahegelegenen Innenstadt nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />
vorhanden. Im Stadtteil gibt es e<strong>in</strong>ige<br />
Spiel- und Bolzplätze, die <strong>in</strong> sehr unterschiedlichem<br />
baulichen Zustand s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>ige der Straßen<br />
s<strong>in</strong>d als Spielstraßen verkehrsberuhigt, die meisten<br />
s<strong>in</strong>d Tempo 30 Zonen. Im Stadtteil bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong> von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gut<br />
frequentiertes Jugendzentrum und e<strong>in</strong>e Grundschule.<br />
Im Stadtteil gibt es e<strong>in</strong> aktives Stadtteilbüro,<br />
das vielfältige Formen der Bürgerbeteiligung<br />
(auch der K<strong>in</strong>derbeteiligung) praktiziert. So gibt es<br />
beispielsweise e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derforum, <strong>in</strong> dem die stadtteilbezogenen<br />
Wünsche der K<strong>in</strong>der erfragt werden.<br />
Durch die Lage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt ist das Angebot<br />
an K<strong>in</strong>derfreizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />
sehr umfassend.<br />
28
Abb. 4.3: Wohnhäuser im Stadtteil im Umbruch<br />
Abb. 4.4: Das Jugendzentrum im Stadtteil im<br />
Umbruch<br />
4.4 Stadtteil mit besonderem<br />
Erneuerungsbedarf<br />
Sehr ähnlich zum zuvor beschriebenen Stadtteil ist<br />
auch der nächste untersuchte Stadtteil e<strong>in</strong> vom<br />
wirtschaftlichen Umbruch der Region deutlich geprägter<br />
Stadtteil. Anders als beim eben beschriebenen<br />
Stadtteil allerd<strong>in</strong>gs ist die Gesamtkommune<br />
deutlich kle<strong>in</strong>er und somit die Angebote weniger<br />
zahlreich. Der Stadtteil selbst ist ebenfalls durch<br />
e<strong>in</strong>e Mischung verschiedenster Bauformen gekennzeichnet.<br />
Besonders <strong>in</strong> den Randlagen des<br />
Stadtteils, der auf beiden Seiten an e<strong>in</strong>en Park<br />
grenzt, f<strong>in</strong>den sich vermehrt neuere E<strong>in</strong>familienhaussiedlungen.<br />
Im Zentrum f<strong>in</strong>den sich h<strong>in</strong>gegen<br />
vermehrt Mehrfamilienhäuser älteren Baudatums.<br />
Mehrere Hauptverkehrsstraßen durchschneiden<br />
den Stadtteil, e<strong>in</strong>e vielbefahrene Autobahn grenzt<br />
an den Stadtteil. Alle anderen Straßen s<strong>in</strong>d Tempo<br />
Der vierte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />
Stadtteil mit besonderem<br />
Erneuerungsbedarf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Mittelstadt.<br />
29
30 Zone oder Spielstraße. Auch <strong>in</strong> diesem Stadtteil<br />
ist die Bewohnerstruktur stark durch Familien mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sowie durch hohe Quoten<br />
von Arbeitslosigkeit geprägt. Der Stadtteil hat e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>es eigenes Zentrum, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Bürgerhaus<br />
(mit Angeboten für K<strong>in</strong>der) und mehrere Geschäfte<br />
für Waren des täglichen Bedarfs liegen. Im<br />
Stadtteil bef<strong>in</strong>den sich mehrere Spielplätze, von<br />
denen e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> den letzten Jahren unter K<strong>in</strong>derbeteiligung<br />
neu geplant und umgestaltet worden<br />
s<strong>in</strong>d. Es gibt zwei Schulen im Stadtteil, deren<br />
Schulhöfe ebenfalls unter K<strong>in</strong>derbeteiligung neu<br />
gestaltet wurden.<br />
Der fünfte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />
eigenständiger Stadtteil<br />
e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die zur<br />
Zeit vom wandernden<br />
Bergbau profitiert.<br />
4.5 Unterzentrum e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />
Der fünfte untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong> historisch<br />
und auch geografisch von der verwaltenden Mittelstadt,<br />
die sich <strong>in</strong> etwa 3 Kilometer Entfernung bef<strong>in</strong>det,<br />
deutlich getrennter Stadtteil. Der untersuchte<br />
Stadtteil hat ke<strong>in</strong> klares Zentrum mit Geschäften,<br />
sondern ist vor allem durch die durchschneidende<br />
Bahnl<strong>in</strong>ie gekennzeichnet. E<strong>in</strong>e<br />
Hauptverkehrsstraße durchschneidet den Ortsteil<br />
weiterh<strong>in</strong>. Um die Bahnl<strong>in</strong>ie herum gibt es e<strong>in</strong>e<br />
auffällige Mischung von kle<strong>in</strong>en Handwerks- und<br />
Industriebetrieben und Wohnbebauung. Bed<strong>in</strong>gt<br />
durch den <strong>in</strong> dieser Region florierenden Bergbau<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren viele Neubaugebiete<br />
entstanden. Die stark befahrene Bahnl<strong>in</strong>ie und e<strong>in</strong>e<br />
nahegelegene Autobahn lassen im untersuchten<br />
Ortsteil e<strong>in</strong> Gefühl der Lärmbelästigung entstehen.<br />
Im untersuchten Ortsteil selbst ist das Angebot<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche relativ beschränkt,<br />
es gibt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Freibad <strong>in</strong> privater<br />
Trägerschaft und viele Sportvere<strong>in</strong>e, sowie e<strong>in</strong> Jugendzentrum.<br />
Die Kernstadt der Kommune ist mit<br />
e<strong>in</strong>er Busl<strong>in</strong>ie angebunden, die aber <strong>in</strong> den Abendstunden<br />
nicht mehr verkehrt. An e<strong>in</strong>igen Stellen<br />
im Stadtteil traten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
Konflikte zwischen jugendlichen Spätaussiedlern<br />
und K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zutage,<br />
die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>zwischen durch konfliktregulierende<br />
Tätigkeit der Stadt und der Jugende<strong>in</strong>richtungen<br />
unter Kontrolle s<strong>in</strong>d.<br />
30
Abb. 4.5: Mehrfamilienhäuser im Unterzentrum<br />
der Mittelstadt<br />
Abb. 4.6: Die den Ortsteil zerschneidende Bahnl<strong>in</strong>ie<br />
im Unterzentrum der Mittelstadt<br />
4.6 Die Hochhaussiedlung<br />
Der sechste untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />
Hochhaussiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ansonsten von Mehrfamilien-<br />
und E<strong>in</strong>familienhäusern geprägten Mittelstadt.<br />
Die Ende der 60er Jahre entstandene Siedlung<br />
liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Randlage zur eigentlichen Kernstadt<br />
auf e<strong>in</strong>em Hügel und grenzt unmittelbar an<br />
e<strong>in</strong>e Schrebergartenanlage bzw. e<strong>in</strong> ausgedehntes<br />
Waldgebiet auf der e<strong>in</strong>en Seite und e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>familienhaussiedlung<br />
auf der anderen Seite. Der Anteil<br />
von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Siedlung<br />
ist extrem hoch, außerdem f<strong>in</strong>den sich sehr<br />
viele alle<strong>in</strong> erziehende oder arbeitslose Eltern <strong>in</strong><br />
den Wohnungen der Hochhäuser. Die Hochhäuser<br />
stehen relativ dicht beie<strong>in</strong>ander und <strong>in</strong> den Freiräumen<br />
dazwischen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Regel Garagenhöfe<br />
sowie e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Spielplätze <strong>in</strong><br />
schlechtem Zustand. Nicht unmittelbar <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Siedlung aber direkt angrenzend f<strong>in</strong>den sich<br />
31<br />
Der sechste Stadtteil ist<br />
e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Hochhaussiedlung<br />
aus den 60er Jahren<br />
im sozialen Wohnungsbau.
e<strong>in</strong>ige größere und besser ausgestattete Spielplätze.<br />
In e<strong>in</strong>em der Hochhäuser ist e<strong>in</strong>e Beratungsstelle<br />
der Arbeiterwohlfahrt beheimatet, die auch<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der vorhält. In der E<strong>in</strong>familienhaussiedlung<br />
bef<strong>in</strong>det sich zudem e<strong>in</strong> Jugendtreff.<br />
An der Hochhaussiedlung vorbei führt e<strong>in</strong>e mäßig<br />
befahrene Straße, alle anderen Wege s<strong>in</strong>d entweder<br />
Sackgassen zu den e<strong>in</strong>zelnen Häusern oder<br />
Fußwege. Außer e<strong>in</strong>em Drogeriemarkt bef<strong>in</strong>den<br />
sich ke<strong>in</strong>e Geschäfte <strong>in</strong> der Siedlung oder <strong>in</strong> unmittelbarer<br />
Nähe. Das soziale Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> der<br />
Hochhaussiedlung ist ausgeprägt, viele Aktivitäten<br />
f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Sommermonaten im Freien statt.<br />
Abb. 4.7: E<strong>in</strong>ige der niedrigeren Häuser der<br />
Hochhaussiedlung mit Garagenhof<br />
Abb. 4.8: Spielplatz <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />
32
4.7 Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es<br />
Oberzentrums<br />
Der siebte untersuchte Stadtteil ist der Kernbereich<br />
e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt, der sich <strong>in</strong> nur 15km zu e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt bef<strong>in</strong>det. Entsprechend ist die Bevölkerungsstruktur<br />
<strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt deutlich von<br />
Familien geprägt, die gleichzeitig e<strong>in</strong> ländlich geprägtes<br />
Leben und e<strong>in</strong> Oberzentrum mit kulturellen<br />
Angeboten, vielen Arbeitsplätzen und E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
nutzen. Die Bevölkerungsentwicklung<br />
ist aufgrund der Wanderungsbewegung<br />
aus dem Oberzentrum, das mit e<strong>in</strong>er Bahnl<strong>in</strong>ie<br />
günstig an die Kle<strong>in</strong>stadt angebunden ist, positiv.<br />
Die Kle<strong>in</strong>stadt wächst durch die gesteuerte Ausweisung<br />
von Neubaugebieten stetig. Aufgrund der<br />
Nähe zur Großstadt ist das Angebot <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt<br />
vor allem im Bereich E<strong>in</strong>kaufen vergleichsweise<br />
schlecht. In der Kle<strong>in</strong>stadt gibt es kaum<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, auch Arbeitslosigkeit<br />
und alle<strong>in</strong> Erziehende s<strong>in</strong>d nur marg<strong>in</strong>al<br />
vorhanden. Die deutlich vorherrschende Bauform<br />
ist das (freistehende) E<strong>in</strong>familienhaus. In e<strong>in</strong>er<br />
Randlage zum Kernbereich der Kle<strong>in</strong>stadt bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong>e große Gesamtschule, auf die be<strong>in</strong>ahe alle<br />
K<strong>in</strong>der der Kle<strong>in</strong>stadt sowie der umliegenden Ortschaften<br />
gehen. In unmittelbarer Nachbarschaft<br />
der Gesamtschule bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> gut ausgestattetes<br />
Jugendzentrum und e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />
Sportanlage, die aber den K<strong>in</strong>dern nur zeitweise<br />
zur freien Verfügung steht. Vor allem die Schulwege,<br />
aber auch viele andere Straßen <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt,<br />
s<strong>in</strong>d verkehrsberuhigt. Zudem gibt es e<strong>in</strong><br />
umfassendes Netz von re<strong>in</strong>en Fußwegen abseits<br />
der ohneh<strong>in</strong> schon verkehrsarmen Straßen. Gut<br />
gepflegte und ausgestattete Spielplätze bef<strong>in</strong>den<br />
sich an vielen Stellen der Kle<strong>in</strong>stadt. K<strong>in</strong>der- und<br />
Familienfreundlichkeit ist e<strong>in</strong>e Leitl<strong>in</strong>ie, die der<br />
Bürgermeister der Kommune ausgegeben hat.<br />
Dies drückt sich auch dar<strong>in</strong> aus, dass viele Projekte<br />
auf kurzem Verwaltungswege umgesetzt werden<br />
(können).<br />
Der siebte Stadtteil komb<strong>in</strong>iert<br />
durch se<strong>in</strong>e Lage<br />
ländliches <strong>Wohnen</strong> mit urbanen<br />
Angeboten <strong>in</strong> relativer<br />
Nähe. Er verzeichnet<br />
e<strong>in</strong> merkliches Bevölkerungswachstum.<br />
33
Abb. 4.9: Spielplatz <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe<br />
e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />
Abb. 4.10: Fußwege <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe<br />
e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />
Der achte Stadtteil ist e<strong>in</strong>e<br />
dörfliche Siedlung, die wie<br />
die Gesamtkommune unter<br />
s<strong>in</strong>kenden Bevölkerungszahlen<br />
leidet.<br />
4.8 Das schrumpfende Dorf<br />
Der achte analysierte Stadtteile ist <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />
e<strong>in</strong> Kontrast zum zuvor beschriebenen Stadtteil.<br />
Insgesamt ist er deutlich der kle<strong>in</strong>ste aller<br />
zehn untersuchten Stadtteile und liegt als eigenständige<br />
dörfliche Siedlung etwa 5 km außerhalb<br />
vom eigentlichen Kern der Kle<strong>in</strong>stadt. K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, alle<strong>in</strong> Erziehende oder Arbeitslose<br />
f<strong>in</strong>den sich im Stadtteil praktisch nicht.<br />
Der Ortskern der untersuchten dörflichen Siedlung<br />
beheimatet neben der Kirche nur wenige Geschäfte<br />
oder Imbisse. Der Ortsteil ist fast ausschließlich<br />
mit E<strong>in</strong>familienhäusern bebaut, lediglich im ältesten<br />
Dorfkern f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser.<br />
Obwohl die Hauptsstraßen nicht verkehrsberuhigt<br />
s<strong>in</strong>d, ist auch hier der Verkehr nur mäßig,<br />
die Nebenstraßen s<strong>in</strong>d zum Teil baulich verkehrsberuhigt,<br />
zum Teil durch Geschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzungen.<br />
In 1,5 km Entfernung zum Dorfkern liegt<br />
e<strong>in</strong> eigener Bahnhof, der das Dorf nicht nur an die<br />
34
Kle<strong>in</strong>stadt, sondern auch an nahegelegene Ballungszentren<br />
anb<strong>in</strong>det. Die gesamte Kommune,<br />
aber <strong>in</strong>sbesondere das Dorf leidet unter e<strong>in</strong>er negativen<br />
Bevölkerungsentwicklung, die das ohneh<strong>in</strong><br />
beschränkte Angebot der Kommune für K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche zunehmend bedroht. E<strong>in</strong> Beispiel ist<br />
die drohende Schließung des Hallenbades. Im<br />
Ortsteil f<strong>in</strong>den sich relativ zahlreiche und gut gepflegte,<br />
allerd<strong>in</strong>gs deutlich auf jüngere K<strong>in</strong>der zugeschnittene<br />
Spielplätze. Im Bereich des Dorfes<br />
gibt es zahlreiche Brachflächen, die von den K<strong>in</strong>dern<br />
zum Spielen genutzt werden (können). Insbesondere<br />
für ältere K<strong>in</strong>der und Jugendliche ist<br />
das Angebot sehr e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Abb. 4.11: Brachfläche im schrumpfenden Dorf<br />
Abb. 4.12: Der Ortskern des schrumpfenden Dorfes<br />
35
Der neunte Stadtteil ist<br />
ebenfalls e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong><br />
der Nähe e<strong>in</strong>es Oberzentrums,<br />
die sich besonders<br />
stark für junge Familien<br />
engagiert und e<strong>in</strong>e sehr<br />
junge Bevölkerungsstruktur<br />
hat.<br />
4.9 Die „junge“ Kle<strong>in</strong>stadt<br />
Die vorletzte untersuchte Siedlung war vergleichbar<br />
mit der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es Oberzentrums,<br />
die weiter oben beschrieben wurde. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist <strong>in</strong> dieser Kle<strong>in</strong>stadt, bei der ebenfalls die<br />
Kernstadt untersucht wurde, die positive Bevölkerungsentwicklung<br />
noch deutlicher. Die Kommune<br />
weist seit Jahren e<strong>in</strong>e der höchsten Geburtenraten<br />
<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> auf und hat e<strong>in</strong>e Altersverteilung mit vergleichsweise<br />
vielen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Das<br />
Angebot für K<strong>in</strong>der und Jugendliche ist für e<strong>in</strong>e<br />
Stadt dieser Größenordnung hervorragend mit äußerst<br />
zahlreichen, gut gepflegten und auf unterschiedliche<br />
Bedürfnisse abgestimmten Spielflächen<br />
im Stadtgebiet. Außerdem gibt es e<strong>in</strong> beliebtes<br />
Hallen- und Freibad sowie viele Angebote im musischen<br />
und sportlichen Bereich. E<strong>in</strong> Jugendzentrum<br />
ist <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt zwar vorhanden, liegt aber<br />
außerhalb der eigentlichen Kernstadt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Industriegebiet.<br />
Es f<strong>in</strong>den sich für e<strong>in</strong>e Stadt dieser<br />
Größenordnung relativ viele Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
vor allem aus dem Bereich Osteuropas.<br />
Diese K<strong>in</strong>der beteiligen sich auffällig wenig<br />
am organisierten Vere<strong>in</strong>sleben <strong>in</strong> der Kommune.<br />
Die überwiegende Bauform ist zwar das E<strong>in</strong>familienhaus,<br />
es gibt allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong>ige Mehrfamilienhäuser<br />
im Ortskern. Durch den Ort fließt e<strong>in</strong><br />
Fluss, dessen Uferbereich an e<strong>in</strong>igen Stellen als<br />
Treffpunkt für Jugendliche gestaltet wurde. An vielen<br />
Stellen im Ort f<strong>in</strong>den sich Kunstobjekte.<br />
Abb. 4.13: Treffpunkt am Flussufer <strong>in</strong> der „jungen“<br />
Kle<strong>in</strong>stadt<br />
36
Abb. 4.14: E<strong>in</strong>familienhaussiedlung <strong>in</strong> der „jungen“<br />
Kle<strong>in</strong>stadt<br />
4.10 Die Pendlerstadt<br />
Der letzte untersuchte Stadtteil ist e<strong>in</strong> eigenständiger<br />
Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die sich <strong>in</strong> unmittelbarer<br />
Nähe e<strong>in</strong>es großen Industriegebietes e<strong>in</strong>es<br />
Ballungsraumes bef<strong>in</strong>det. Entsprechend pendelt<br />
e<strong>in</strong> Großteil der erwerbstätigen Bevölkerung aus<br />
dem Stadtteil zur Arbeit <strong>in</strong> die nahegelegene Metropole.<br />
Der Stadtteil selbst ist vor allem durch e<strong>in</strong>en<br />
zentral gelegenen großen Park um e<strong>in</strong>e Abtei<br />
herum geprägt. In Nachbarschaft zu diesem Park<br />
bef<strong>in</strong>det sich auch das eigentliche Ortszentrum, <strong>in</strong><br />
dem sich e<strong>in</strong>ige wenige Geschäfte bef<strong>in</strong>den. Die<br />
meisten E<strong>in</strong>käufe werden entweder <strong>in</strong> der Mittelstadt<br />
oder <strong>in</strong> der nahegelegenen Metropole getätigt.<br />
Auch diese Mittelstadt profitiert wirtschaftlich<br />
von der Nähe zur Metropole und die Bevölkerung<br />
wächst stetig. Der untersuchte Stadtteil gilt als<br />
sozial gehoben und ist durch Neubaugebiete unterschiedlichen<br />
Alters geprägt, <strong>in</strong> denen sich vorwiegend<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser bef<strong>in</strong>den. Im Stadtteil<br />
bef<strong>in</strong>det sich neben Spiel- und Sportplätzen sowie<br />
Brachflächen e<strong>in</strong> Jugendzentrum, das sich auf Angebote<br />
vor allem im künstlerischen Bereich spezialisiert<br />
hat und als e<strong>in</strong>e Art „K<strong>in</strong>dervolkshochschule“<br />
funktioniert. Für die Angebote dieses Jugendzentrums<br />
müssen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Regel anmelden.<br />
Abseits der Hauptverkehrsstraßen, die zum<br />
Teil stark befahren s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die meisten anderen<br />
Straßen verkehrsberuhigt. Im Stadtteil bef<strong>in</strong>den<br />
sich neben e<strong>in</strong>er Grundschule auch e<strong>in</strong> Gymnasium<br />
und e<strong>in</strong>e Realschule. Das Angebot im sportlichen<br />
Bereich ist ausgeprägt. Vor allem die älteren<br />
K<strong>in</strong>der nutzen aber auch Freizeitangebote <strong>in</strong> den<br />
nahegelegenen größeren Städten.<br />
Der zehnte Stadtteil ist e<strong>in</strong><br />
eigenständiger Stadtteil<br />
e<strong>in</strong>er Mittelstadt <strong>in</strong> unmittelbarer<br />
Nähe zu e<strong>in</strong>em<br />
wirtschaftlichen Kernraum<br />
<strong>NRW</strong>s. Er ist durch starke<br />
Auspendlerströme gekennzeichnet.<br />
37
Abb. 4.15: Das Jugendzentrum <strong>in</strong> der Pendlerstadt<br />
Abb. 4.16: Das Stadtteilzentrum <strong>in</strong> der Pendlerstadt<br />
Beim elften Stadtteil handelt<br />
es sich um den historischen<br />
Kern e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />
mit vielen K<strong>in</strong>dern,<br />
die relativ dünn besiedelt<br />
und eher ländlich strukturiert<br />
ist.<br />
4.11 Der historische Ortskern e<strong>in</strong>er<br />
wachsenden Mittelstadt<br />
Das elfte Analysegebiet bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />
mit recht ger<strong>in</strong>ger E<strong>in</strong>wohnerdichte, von<br />
der weite Teile landwirtschaftlich genutzt s<strong>in</strong>d. Die<br />
Stadt ist e<strong>in</strong>e der wachsenden Städte Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalens mit relativ vielen K<strong>in</strong>dern. Der untersuchte<br />
Ortsteil bef<strong>in</strong>det sich zentral im Stadtgebiet<br />
und ist durch den historischen Stadtkern mit e<strong>in</strong>em<br />
Flusslauf, starker Begrünung und Fachwerkhäusern<br />
geprägt. Er be<strong>in</strong>haltet das meiste der<br />
kommunalen Infrastruktur. Dies s<strong>in</strong>d neben Verwaltung<br />
und weiterführenden Schulformen, Geschäfte<br />
und (Fast-Food)Restaurants. Die Wohnbebauung<br />
ist <strong>in</strong> den älteren Wohngebieten dicht, hier<br />
ist der Anteil von Mehrfamilien- und E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
etwa gleich stark, <strong>in</strong> den Wohngebieten<br />
neueren Datums dom<strong>in</strong>ieren h<strong>in</strong>gegen freistehende<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser mit zum Teil großen<br />
Grundstücken. Der Ortsteil weist e<strong>in</strong>en vergleichs-<br />
38
weise hohen Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
auf, hauptsächlich türkischstämmige<br />
Familien sowie Spätaussiedler aus Russland, die<br />
e<strong>in</strong>e starke baptistische Geme<strong>in</strong>de bildet. Das<br />
Analysegebiet ist durch e<strong>in</strong>e Umgehungsstraße<br />
vom Hauptdurchgangsverkehr abgeschottet. Die<br />
Gassen im Ortskern s<strong>in</strong>d größtenteils eng, verw<strong>in</strong>kelt<br />
und mit Kopfste<strong>in</strong> gepflastert. Im Gegensatz<br />
zur eher beschränkten Anb<strong>in</strong>dung an das öffentliche<br />
Nahverkehrsnetz gibt es e<strong>in</strong> gutes Rad- und<br />
Fußwegenetz, das auch von den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
gut angenommen wird. E<strong>in</strong>ige Angebote<br />
für K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Analysegebiet vorhanden,<br />
so z.B. e<strong>in</strong> großes Freibad, zahlreiche Spielplätze<br />
von teilweise sehr guter Qualität, e<strong>in</strong>e Skateranlage,<br />
sehr aktive Sport- und Kulturvere<strong>in</strong>e<br />
sowie e<strong>in</strong> städtisches Jugendhaus als offenes Angebot<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche und zahlreiche<br />
kirchlich getragene Angebote.<br />
Abb. 4.17: Grünfläche im historischen Ortskern<br />
e<strong>in</strong>er wachsenden Mittelstadt<br />
Abb. 4.18: Teile des Stadtzentrums im historischen<br />
Ortskern e<strong>in</strong>er wachsenden Mittelstadt<br />
39
Der zwölfte Stadtteil ist<br />
e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt mit Kurbetrieb<br />
mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil<br />
an Grünanlagen und<br />
Wald. In unmittelbarer<br />
Nähe liegt e<strong>in</strong>e Großstadt.<br />
4.12 Der grüne Kurort<br />
Als zwölftes Analysegebiet wurde e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt<br />
mit Kurbetrieb ausgewählt, die <strong>in</strong> ummittelbarer<br />
Nähe e<strong>in</strong>er Großstadt, aber dennoch <strong>in</strong> geschützter<br />
Lage zwischen Wald und Gebirge gelegen ist.<br />
Die Kle<strong>in</strong>stadt zeichnet sich durch e<strong>in</strong>en hohen<br />
Anteil an Straßenbäumen und Begrünung aus,<br />
welche nicht zuletzt dem Kurwald und den Kurparks<br />
zu verdanken ist, die für K<strong>in</strong>der geöffnet<br />
s<strong>in</strong>d. Der Ort ist stark vom Kurbetrieb geprägt. Die<br />
Kurgrünanlagen sowie zahlreiche Kurkl<strong>in</strong>iken und<br />
Behandlungszentren prägen das Stadtbild. Die Bevölkerungsstruktur<br />
ist im Vergleich des Kreises<br />
deutlich älter. E<strong>in</strong> zweiter wichtiger Faktor s<strong>in</strong>d die<br />
<strong>in</strong> der Nähe ansässigen Armeeangehörigen, die<br />
e<strong>in</strong>e ganze Anzahl Wohnhäuser bewohnen. Die<br />
Wohnbebauung lässt sich <strong>in</strong> mehrere Teilgebiet<br />
untergliedern und weist sowohl e<strong>in</strong>e 4-5 geschossige<br />
Mehrfamilienhausbebauung, kle<strong>in</strong>ere Neubaugebiete<br />
mit E<strong>in</strong>familienhäusern sowie Hochhäuser<br />
auf. Freistehende E<strong>in</strong>familienhäuser s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />
meisten Wohngebieten eher die Ausnahme, Reihenhäuser<br />
herrschen vor. Das Analysegebiet wird,<br />
obwohl weitgehend verkehrsberuhigt, von e<strong>in</strong>er<br />
durchgehenden Hauptverkehrsstraße mit relativ<br />
hohem Verkehrsaufkommen geprägt. Die Straßen<br />
<strong>in</strong> den Wohngebieten s<strong>in</strong>d überwiegend Tempo-<br />
30-Zonen, es gibt auch e<strong>in</strong>ige Spielstraßen. Die<br />
Kle<strong>in</strong>stadt verfügt über ke<strong>in</strong>en Anschluss an das<br />
Bahnnetz, ist aber per Bus gut an die nahe gelegene<br />
Großstadt angebunden. Für e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>stadt<br />
ist die Ausstattung mit Geschäften recht gut, auch<br />
im Feizeitbereich bietet der Kurort den K<strong>in</strong>dern<br />
und Jugendlichen e<strong>in</strong> relativ breites Angebot (z.B.<br />
Sport-Kombiplatz, Jugendtreff, großes Freibad,<br />
K<strong>in</strong>o).<br />
Abb. 4.19: Skateranlage im grünen Kurort<br />
40
Abb. 4.20: Die E<strong>in</strong>kaufsstraße des grünen Kurorts<br />
4.13 Die Mittelstadt der kurzen Wege<br />
Den dreizehnten analysierten Stadtteil bildet der<br />
Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er eher ländlich gelegenen<br />
Mittelstadt, welcher den Siedlungsschwerpunkt der<br />
Stadt darstellt. Hier konzentrieren sich e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
der kulturellen, schulischen und Freizeitangebote<br />
sowie die meisten Geschäfte der Stadt, die<br />
be<strong>in</strong>ahe das komplette Sortiment abdecken. Das<br />
Analysegebiet ist als Verwaltungs-, Schul- und<br />
Dienstleistungsstadt stark durch diese Sektoren<br />
gekennzeichnet, Gewerbe und Industrie gibt es<br />
kaum. Insgesamt ist der Stadtteil durch e<strong>in</strong>e<br />
sternförmige Anlage von Straßen durch vergleichsweise<br />
kurze Wege aus allen Wohngebieten<br />
<strong>in</strong> die Altstadt geprägt. In den Wohngebieten gibt<br />
es kaum <strong>in</strong>frastrukturelle Angebote, der Ortsteil ist<br />
stark auf die zentrale Altstadt ausgerichtet. Der<br />
<strong>in</strong>nerste Ortskern ist e<strong>in</strong> historisches, weitgehend<br />
homogenes Ensemble. Die Wohnbebauung ist <strong>in</strong><br />
weiten Teilen sehr homogen und von E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
als Reihenhäuser oder Doppelhaushälften<br />
geprägt. Ausnahmen bilden Mehrfamilienhäuser<br />
sowie e<strong>in</strong> Stadtteil mit größeren vielgeschossigen<br />
Wohnblocks. Die Altstadt ist vom Fußgängern und<br />
Radfahrer geprägt, <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen<br />
zum Radfahren im Analysegebiet sehr gut<br />
(z.B. durch Fahrradstraßen), das Rad wird dementsprechend<br />
auch viel genutzt. Die Straßen s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> der Regel als Tempo-30-Zonen ausgewiesen,<br />
der Ortsteil ist gut an das öffentliche Nahverkehrsnetz<br />
angebunden. Die Angebote für K<strong>in</strong>der<br />
41<br />
Der dreizehnte Stadtteil ist<br />
der historische Stadtkern<br />
e<strong>in</strong>er Mittelstadt mit e<strong>in</strong>er<br />
breiten Angebotspalette.<br />
E<strong>in</strong>e sternförmige Anlage<br />
der Straßen verb<strong>in</strong>det die<br />
Altstadt mit den umliegenden<br />
Wohngebieten.
und Jugendliche im Befragungsgebiet s<strong>in</strong>d sowohl<br />
im Kultur- als auch im Freizeitbereich sehr umfangreich<br />
(z.B. e<strong>in</strong>e Vielzahl an Spiel- und Bolzplätzen,<br />
Jugendzentren, K<strong>in</strong>o, Schwimmbad, K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendbücherei, Museum, Skaterpark)<br />
und werden gut angenommen.<br />
Abb. 4.21: Die Innenstadt der Mittelstadt der kurzen<br />
Wege<br />
Abb. 4.22: Spielplatz <strong>in</strong> der Mittelstadt der kurzen<br />
Wege<br />
42
4.14 Der Stadtteil e<strong>in</strong>er Flächenstadt<br />
Der nächste untersuchte Stadtteil ist der e<strong>in</strong>wohnerstärkste<br />
Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die nur wenig<br />
zentralisiert aufgebaut, dünn besiedelt und<br />
deutlich ländlich geprägt ist. In der Ortschaft leben<br />
überdurchschnittlich viele K<strong>in</strong>der der befragten<br />
Altersgruppe. Der Anteil an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ist leicht überdurchschnittlich, wobei<br />
es sich hauptsächlich um Spätaussiedler aus<br />
Russland handelt. Die Wohnbebauung des Stadtteils<br />
lässt sich <strong>in</strong> zwei Bereiche e<strong>in</strong>teilen: den alten<br />
Ortskern und die umliegenden Neubaugebiete unterschiedlichen<br />
Baudatums. Die weit überwiegende<br />
Zahl der Häuser s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>familienhäuser <strong>in</strong> 2-3 geschossiger<br />
Bauweise, mehrheitlich <strong>in</strong> Reihenbauweise.<br />
Im Analysegebiet s<strong>in</strong>d mehrere noch aktive<br />
Bauerhöfe angesiedelt, <strong>in</strong>sgesamt gibt es viel Grün<br />
im Stadtbild, welches aber <strong>in</strong> der Regel nicht angelegt<br />
ist, auch das Umland ist von Feldern, Wiesen,<br />
Flussauen und Wäldern geprägt. Die Ortschaft<br />
ist umschlossen von e<strong>in</strong>em Fluss und je e<strong>in</strong>er stark<br />
befahrenen Bundes- und Landstraße, <strong>in</strong> der Ortschaft<br />
selber s<strong>in</strong>d alle Straßen m<strong>in</strong>destens Tempo-<br />
30- Zone. Der Stadtteil hat ke<strong>in</strong>en unmittelbaren<br />
Anschluss an das Schienennetz der DB, die Angebote<br />
des Busverkehrs s<strong>in</strong>d eher mäßig. Ebenso<br />
verhält es sich mit dem Angebot an Geschäften,<br />
viele haben <strong>in</strong> den letzten Jahren geschlossen. Angebote<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d bis auf<br />
Ausnahmen (Jugendtreff, städtische Bücherei, Musikschule)<br />
sowohl im Freizeit- als auch im Kulturbereich<br />
eher wenig vorhanden, allerd<strong>in</strong>gs verfügt<br />
der Ortsteil über viele Brachflächen, Wiesen und<br />
andere bespielbare Flächen.<br />
Der vierzehnte Stadtteil ist<br />
e<strong>in</strong> Stadtteil e<strong>in</strong>er ländlich<br />
geprägten, dünn besiedelten<br />
Mittelstadt mit vielen<br />
K<strong>in</strong>dern. Der Anteil an E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
ist hoch.<br />
Abb. 4.23: Bauernhof im Stadtteil e<strong>in</strong>er Flächenstadt<br />
43
Abb. 4.24: E<strong>in</strong>familienhaussiedlung im Stadtteil<br />
e<strong>in</strong>er Flächenstadt<br />
Der fünfzehnte Stadtteil<br />
stellt die Innenstadt e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt mit e<strong>in</strong>em vergleichsweise<br />
hohen Anteil<br />
an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
dar. Er ist geprägt<br />
durch Gewerbe, Industrie<br />
und starkem Autoverkehr<br />
auf den Hauptstraßen,<br />
aber auch durch<br />
e<strong>in</strong> breites Angebot für<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />
4.15 Der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt<br />
Der fünfzehnte untersuchte Stadtteil steht <strong>in</strong> deutlichem<br />
Kontrast zu dem vorhergehenden. Als Analysegebiet<br />
wurde der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt ausgewählt, welcher deutlich von Industrie<br />
und Gewerbe geprägt ist. Die E<strong>in</strong>wohnerstruktur<br />
ist von e<strong>in</strong>em vergleichsweise hohen Anteil<br />
an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (v.a.<br />
türkischstämmig) gekennzeichnet, die Betroffenheit<br />
durch Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise<br />
hoch. Der Stadtteil untergliedert sich <strong>in</strong> mehrere<br />
Teilbereiche, z.B. die Fußgängerzone mit dem Geschäfts-<br />
und Verwaltungszentrum, e<strong>in</strong> Gründerzeitviertel<br />
sowie e<strong>in</strong> Viertel mit eher niedrigem<br />
Wohnstandard. Dementsprechend unterschiedlich<br />
gestaltet sich die Wohnbebauung im Stadtbezirk,<br />
die aus drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern<br />
<strong>in</strong> unterschiedlich gutem Zustand, z.T.<br />
großen gewerblich genutzten Gebäuden und<br />
Hochhäuser besteht, E<strong>in</strong>familienhäuser s<strong>in</strong>d eher<br />
die Ausnahme. Der Ortsteil wird von starkem Autoverkehr<br />
auf den Hauptstraßen dom<strong>in</strong>iert, ausgewiesene<br />
Fahrradwege gibt es nur wenige. Es<br />
existiert e<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen<br />
Verkehr. Die Ausstattung mit Geschäften ist sehr<br />
umfangreich. Auch die Angebote für K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bezug auf die Freizeitangebote<br />
sehr umfangreich, v. a. aber <strong>in</strong> Bezug auf die kulturellen<br />
und bildenden Angebote (z.B. Museum,<br />
Musikschule, Theater, Bücherei, K<strong>in</strong>o). Auffällig<br />
war <strong>in</strong> diesem Analysegebiet die hohe Anzahl alkohol-<br />
und drogenkonsumierender Jugendlicher<br />
und Erwachsener auf den Spielplätzen und -<br />
flächen der K<strong>in</strong>der, die die K<strong>in</strong>der ängstigen. Grün-<br />
44
zw. bespielbare Naturflächen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem<br />
Stadtteil eher Mangelware.<br />
Abb. 4.25: Spielplatz im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt<br />
Abb. 4.26: Hochhäuser im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt<br />
4.16 Die k<strong>in</strong>derreiche Landgeme<strong>in</strong>de<br />
Das nächste Analysegebiet bildet wieder e<strong>in</strong>en Gegensatz<br />
zum gerade beschriebenen Stadtteil. Es<br />
handelt sich um e<strong>in</strong>en Stadtteil e<strong>in</strong>er ländlich gelegenen<br />
Kle<strong>in</strong>stadt, die e<strong>in</strong>en Geburtenüberschuss<br />
zu verzeichnen hat und stetig wächst. Nur wenige<br />
K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die Arbeitslosigkeit<br />
unter den Eltern ist deutlich unterdurchschnittlich.<br />
Die Struktur des Analysegebiets<br />
wirkt deutlich zweipolig, viele E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
jeweils beiden Ortsteilen vorhanden. Sowohl meh-<br />
45<br />
Der sechzehnte Stadtteil<br />
ist e<strong>in</strong> Stadtteil e<strong>in</strong>er ländlichen<br />
Kle<strong>in</strong>stadt mit Geburtenüberschuss.<br />
Es dom<strong>in</strong>ieren<br />
große freistehende<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser <strong>in</strong><br />
zahlreichen Neubaugebieten.
ere Gewerbegebiete als auch Parzellen mit Kle<strong>in</strong>tierhaltung<br />
lassen sich f<strong>in</strong>den. Die Wohnbebauung<br />
ist ausgesprochen homogen, fast alle Häuser s<strong>in</strong>d<br />
recht große freistehende, 1,5-geschossige E<strong>in</strong>familienhäuser,<br />
Mehrfamilienhäuser s<strong>in</strong>d die Ausnahme,<br />
es gibt zahlreiche Neubaugebiete. Die Verkehrssituation<br />
ist im Ortsteil weitgehend entspannt,<br />
allerd<strong>in</strong>gs durchschneidet e<strong>in</strong>e Autobahn<br />
das Geme<strong>in</strong>degebiet, die zur Belastung durch Verkehrslärm<br />
führt. Die Wohnstraßen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />
kaum befahren und durchweg als Tempo 30 bzw.<br />
7 ausgeschildert. Die Bed<strong>in</strong>gungen zum Radfahren<br />
s<strong>in</strong>d gut, dementsprechend s<strong>in</strong>d viele K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche mit dem Rad unterwegs. Das Busnetz<br />
ist relativ gut ausgebaut. Verglichen mit der Größe<br />
verfügt der untersuchte Stadtteil über e<strong>in</strong> relativ<br />
umfangreiches und breites Angebot an E<strong>in</strong>zelhandel.<br />
Das Angebot an Spielplätzen ist <strong>in</strong> dem Analysegebiet<br />
von unterschiedlicher Qualität, der Stadtteil<br />
hat e<strong>in</strong> auffällig lebendiges Vere<strong>in</strong>sleben mit<br />
vielen Angeboten für K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />
Während das Analysegebiet bezogen auf das freie<br />
Spiel außerhalb des Hauses viel Grün und Natur zu<br />
bieten hat, ist die Ausstattung mit freizeit-, bildungs-<br />
und kulturbezogenen Angeboten mit Ausnahme<br />
des neuen Jugendtreffs und des Musikschulenangebots<br />
eher wenig ausgebaut.<br />
Abb. 4.27: Kle<strong>in</strong>tierhaltung <strong>in</strong> der k<strong>in</strong>derreichen<br />
Landgeme<strong>in</strong>de<br />
46
Abb. 4.28: Ortskern <strong>in</strong> der k<strong>in</strong>derreichen Landgeme<strong>in</strong>de<br />
4.17 Die E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es<br />
Oberzentrums<br />
Das siebzehnte Analysegebiet ist die Innenstadt<br />
e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die nahe an e<strong>in</strong>er Großstadt gelegen<br />
ist. Trotz dieser Lage ist der Ort allerd<strong>in</strong>gs<br />
deutlich durch E<strong>in</strong>pendlung geprägt. Die Bevölkerungsentwicklung<br />
ist durch Zuzüge aus dem Umland<br />
positiv, der Anteil an K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
sowie getrennt lebender und zumeist<br />
alle<strong>in</strong> erziehender Eltern ist vergleichsweise hoch.<br />
Im ausgewählten Stadtteil konzentrieren sich fast<br />
alle Angebote der Mittelstadt, die Verwaltung, die<br />
E<strong>in</strong>kaufszone und viele Schulen. Die Wohnbebauung<br />
ist bezogen auf die Geschosshöhe der Wohnbauten<br />
homogen (zwei bis drei Geschosse),<br />
gleichzeitig aber auch une<strong>in</strong>heitlich, was die Gestaltung<br />
der Fassaden betrifft. Trotz der Nähe zur<br />
Großstadt verfügt der Stadtteil über e<strong>in</strong> fast komplettes<br />
Angebot an Geschäften. Neben der E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />
gibt es e<strong>in</strong> großes Gewerbegebiet mit<br />
zahlreichen größeren E<strong>in</strong>kaufsmärkten und Fast-<br />
Food-Ketten, das auch für die <strong>in</strong> der Innenstadt<br />
lebenden K<strong>in</strong>der gut zu erreichen ist. Die Verkehrssituation<br />
ist durch zahlreiche verkehrsreiche<br />
Hauptstraßen gekennzeichnet, teilweise s<strong>in</strong>d die<br />
Straßen sehr eng, Radwege s<strong>in</strong>d im untersuchten<br />
Stadtteil relativ selten. Der größte Teil der Straßen<br />
s<strong>in</strong>d Tempo-30-Zonen. Durch die Nähe zur Großstadt<br />
ist das Analysegebiet gut an das Netz des<br />
Busverkehrs angebunden. E<strong>in</strong>e außerordentliche<br />
Rolle spielen im Analysegebiet soziale Probleme,<br />
die K<strong>in</strong>der fürchten sich vor Jugendlichen und bestimmten<br />
Erwachsenen. Das Angebot für K<strong>in</strong>der<br />
im Analysegebiet ist <strong>in</strong> vielen Bereichen gut (z.B.<br />
Bolzplätze, Skateranlage, Sportvere<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong>der-<br />
Der siebzehnte Stadtteil ist<br />
der verkehrsreiche Stadtkern<br />
e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die<br />
durch E<strong>in</strong>pendlung geprägt<br />
ist. Der Anteil an K<strong>in</strong>dern<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
sowie getrennt lebender<br />
und alle<strong>in</strong> erziehender Eltern<br />
ist relativ hoch. Die<br />
Ausstattung mit Geschäften<br />
ist gut.<br />
47
und Jugendtreff mit offenen Angeboten, K<strong>in</strong>o,<br />
Freizeitbad, Kulturzentrum und Stadtbücherei mit<br />
speziellen K<strong>in</strong>derangeboten). Neben gestalteten<br />
Spielflächen gibt es Park- und Naturflächen.<br />
Abb. 4.29: Nebenstraße <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>pendlerstadt im<br />
Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />
Abb. 4.30: Sportplatz <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>pendlerstadt im<br />
Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />
Der achtzehnte Stadtteil ist<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wohnerstarker Vorort<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt, der<br />
immer noch expandiert<br />
und e<strong>in</strong>e breite Angebotspalette<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
vorhält.<br />
4.18 Der junge Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
Der achtzehnte Stadtteil ist e<strong>in</strong> relativ e<strong>in</strong>wohnerstarker<br />
Teil <strong>in</strong> Stadtrandlage e<strong>in</strong>er Großstadt, welche<br />
als Universitäts- und Verwaltungsstadt mit<br />
großem E<strong>in</strong>zugsgebiet gekennzeichnet werden<br />
kann. Der Aufbau des Analysegebietes wurde <strong>in</strong><br />
den 70er und 80er Jahren forciert, damals als<br />
Stadtteil für Universitätsangehörige und Studierende.<br />
Die Expansion des Stadtteils hält weiterh<strong>in</strong><br />
mit steigender E<strong>in</strong>wohnerzahl an. Sowohl die Arbeitslosenquote<br />
als auch der Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist relativ niedrig. Entsprechend<br />
der unterschiedlichen Erschließungsjahrzehnte<br />
ist die Wohnbebauung im Stadtteil eher<br />
heterogen. Es lassen sich freistehende E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
im Stil der 70er Jahre, Mahrfamilienhäu-<br />
48
ser, Hochhäuser mit bis zu zehn Geschossen sowie<br />
kle<strong>in</strong>e Reihenhäuser für englische Armeeangehörige<br />
f<strong>in</strong>den. Im Analysegebiet gibt es kle<strong>in</strong>ere bis<br />
mittelgroße Parkanlagen, Brachflächen sowie e<strong>in</strong><br />
Grüngürtel, es grenzt direkt an Wald- und Wiesenlandschaft.<br />
E<strong>in</strong>e viel befahrene Hauptverkehrsstraße<br />
durchzieht den Stadtteil, ansonsten lassen<br />
sich überwiegend Tempo-30-Zonen f<strong>in</strong>den, die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen zum Radfahren s<strong>in</strong>d sehr gut. Auch<br />
die Anb<strong>in</strong>dung mit Busverb<strong>in</strong>dungen ist recht gut.<br />
Die Ausstattung mit Geschäften deckt aufgrund<br />
der Nähe zum Innenstadtbereich des Oberzentrums<br />
eher den täglichen Bedarf ab. Sehr umfangreich<br />
ist die Ausstattung mit Freizeit- und Bildungsangeboten<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Neben<br />
Spielplätzen und drei Büchereien, bieten<br />
Sportvere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e große Palette an Sportmöglichkeiten<br />
ab, dazu kommen drei K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs<br />
mit e<strong>in</strong>em breit gefächerten Angebot. Nicht<br />
zuletzt strahlt auch das enorme Angebot der Großstadt<br />
<strong>in</strong> das Analysegebiet h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />
Abb. 4.31: 70er Jahre-Bauten im jungen Vorort<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
Abb. 4.32: Spielplatz im jungen Vorort e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt<br />
49
Der neunzehnte Stadtteil<br />
ist e<strong>in</strong> Dorf <strong>in</strong> Naturumgebung<br />
mit ländlicher Struktur.<br />
Der Anteil an russischen<br />
Spätaussiedlern ist<br />
relativ hoch. Frei- und<br />
Brachflächen prägen das<br />
Bild, Geschäfte gibt es eher<br />
wenige.<br />
4.19 Das zentrumsferne Dorf<br />
Der neunzehnte analysierte Stadtteil steht <strong>in</strong> vielerlei<br />
H<strong>in</strong>sicht im Kontrast zum oben beschriebenen<br />
Stadtteil. Als Ortschaft mit deutlich ländlicher<br />
Struktur liegt er deutlich abseitig von der Kernstadt<br />
e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> Naturumgebung. Der<br />
Ortsteil ist durch e<strong>in</strong>e Durchmischung von Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>dustrie,<br />
Handwerk und Wohnbebauung geprägt. In<br />
den 90er Jahren erlebte die Ortschaft e<strong>in</strong>en starken<br />
Zuzug von russischen Spätaussiedlern, die<br />
e<strong>in</strong>e große baptistische Geme<strong>in</strong>de bilden. Insgesamt<br />
lebt diese Gruppe recht zurückgezogen, es<br />
kommt zu sozialen Konflikten zwischen ihnen und<br />
den anderen Bewohnern der Ortschaft. Die Bebauungsform<br />
ist weitgehend homogen, sie ist geprägt<br />
von freistehenden E<strong>in</strong>familienhäusern auf großzügigen<br />
Grundstücken, Mehrfamilienhäuser s<strong>in</strong>d eher<br />
die Ausnahme, die Geschosshöhe übersteigt nur<br />
selten zwei Geschosse. In dem Analysegebiet gibt<br />
es kaum gestaltete Parkanlagen, dafür aber viele<br />
grüne Frei- und Brachflächen sowie e<strong>in</strong>en naturnahen<br />
Bachlauf. E<strong>in</strong>e viel befahrene Hauptverkehrsstraße<br />
durchzieht die Ortschaft, auf der auch<br />
Anlieferverzehr für die ortsansässige Industrie und<br />
das Handwerk stattf<strong>in</strong>det. Alle anderen Straßen<br />
s<strong>in</strong>d wenig befahren, die meisten Wohnstraßen<br />
s<strong>in</strong>d Tempo-30-Zonen. Ausgewiesene Radwege<br />
gibt es <strong>in</strong> der Ortschaft ke<strong>in</strong>e, die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />
s<strong>in</strong>d dennoch viel mit dem Rad unterwegs.<br />
Fußwege s<strong>in</strong>d ebenfalls selten, die Anb<strong>in</strong>dung<br />
an den öffentlichen Verkehr ist relativ<br />
schlecht. Auch die Ausstattung mit Geschäften ist<br />
eher mäßig, deckt aber den täglichen Bedarf ab.<br />
Das <strong>in</strong>stitutionalisierte Angebot für K<strong>in</strong>der ist <strong>in</strong><br />
dem Analysegebiet vergleichsweise beschränkt. Es<br />
verfügt über e<strong>in</strong>ige Spielplätze <strong>in</strong> mittelmäßigem<br />
Zustand, e<strong>in</strong>en Bolz- und e<strong>in</strong>en Sportplatz sowie<br />
e<strong>in</strong> Naturschwimmbad. Sowohl das Jugendzentrum<br />
(offenes Angebot) und die Kirchengeme<strong>in</strong>den als<br />
auch die Zweigstelle der Stadtbücherei können nur<br />
e<strong>in</strong>geschränkte Angebote machen.<br />
50
Abb. 4.33: Naturschwimmbad im zentrumsfernen<br />
Dorf<br />
Abb. 4.34: Homogene Wohnbebauung im zentrumsfernen<br />
Dorf<br />
4.20 Der zusammenwachsende Ortsteil<br />
e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />
Bei dem zwanzigsten Stadtteil handelt es sich um<br />
e<strong>in</strong>en Ortsteil e<strong>in</strong>es Mittelzentrums, der ca. 3 km<br />
von der Innenstadt entfernt liegt. Das Umland ist<br />
landwirtschaftlich genutzt, im Stadtteil selbst s<strong>in</strong>d<br />
kle<strong>in</strong>ere Gewerbebetriebe ansässig. Das Analysegebiet<br />
ist e<strong>in</strong> stark wachsender Ortsteil, bislang<br />
hat er (noch) ke<strong>in</strong>e durchgängig besiedelte Fläche.<br />
Der Anteil an Spätaussiedlern ist relativ groß, zwischen<br />
ihnen und der ursprünglichen Bevölkerung<br />
des Ortsteils besteht e<strong>in</strong> reserviertes Verhältnis.<br />
Kennzeichnend ist darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> Spannungsverhältnis<br />
zwischen vielen Jugendlichen und den<br />
Erwachsenen, aber auch zwischen Jugendlichengruppen<br />
untere<strong>in</strong>ander. Die Wohnbebauung ist<br />
stark gemischt: der größere Teil der Bebauung<br />
s<strong>in</strong>d relativ kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>familienhäuser als Reihenhäuser.<br />
Der Rest s<strong>in</strong>d Mehrfamilien, die meistens<br />
nicht über e<strong>in</strong>e Geschosshöhe von zwei bis drei<br />
51<br />
Der zwanzigste Stadtteil<br />
ist e<strong>in</strong> stark wachsender<br />
Ortsteil e<strong>in</strong>es Mittelzentrums,<br />
der (noch) nicht<br />
durchgängig besiedelt ist.<br />
Der Anteil an Spätaussiedlern<br />
ist vergleichsweise<br />
hoch. Die Wohnbebauung<br />
ist stark gemischt.
h<strong>in</strong>ausragen, sowie zu Wohnhäusern umgebaute<br />
alte Bauernhäuser. Das Analysegebiet ist durch<br />
zwei große Hauptstraßen geprägt, die den Ortsteil<br />
durchschneiden und vielbefahren s<strong>in</strong>d. Auch e<strong>in</strong>e<br />
Bahnl<strong>in</strong>ie trennt e<strong>in</strong>ige Teile der Ortschaft deutlich<br />
vom Rest ab. Die meisten Wohnstraßen s<strong>in</strong>d Tempo-30-Zonen,<br />
e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d auch Spielstraßen. Radwege<br />
gibt es zwar e<strong>in</strong>ige, aber zumeist fehlen sie<br />
an den Hauptverkehrsstraßen. Der Stadtteil ist mit<br />
Bussen recht gut angebunden, im Mittelzentrum<br />
besteht darüber h<strong>in</strong>aus Anschluss an das Schienennetz<br />
der Bahn. Aufgrund der Nähe zum Stadtzentrum<br />
s<strong>in</strong>d hier nur wenige Geschäfte ansässig,<br />
welche eher den täglichen Bedarf abdecken. Die<br />
Angebote für K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d im Analysegebiet v.a. im<br />
bildungsbezogenen Bereich e<strong>in</strong>geschränkt, allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist durch die Nähe der Innenstadt das dortige<br />
Angebot leicht nutzbar. Der Ortsteil hat e<strong>in</strong>en<br />
Sportplatz, e<strong>in</strong>en Bolzplatz, e<strong>in</strong>ige Spielplätze sowie<br />
e<strong>in</strong> Jugendhaus mit beschränkten Öffnungszeiten.<br />
Das Freibad ist für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e der Hauptattraktionen.<br />
Im Westen gibt es e<strong>in</strong> naturnahes<br />
Naherholungsgebiet mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en See.<br />
Abb. 4.35: Brachfläche im zusammenwachsenden<br />
Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt<br />
52
5. Das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der<br />
Das zentrale Anliegen des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s<br />
ist es seit 1997, E<strong>in</strong>flüsse auf das k<strong>in</strong>dliche Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Lebensbereichen zu i-<br />
dentifizieren, um so Ansatzpunkte zur Verbesserung<br />
des Wohlbef<strong>in</strong>dens zu f<strong>in</strong>den bzw. herauszustreichen,<br />
<strong>in</strong> welchen Bereichen Veränderungen zu<br />
e<strong>in</strong>er merklichen Verschlechterung des Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />
führen würden. Entsprechend ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der auch die leitende Variable des<br />
„<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s <strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“. Dabei<br />
wird das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der neben e<strong>in</strong>er<br />
abstrakten Form – dem allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
– auch spezifisch für die Bereiche Wohnhaus bzw.<br />
Wohnung, Wohnquartier bzw. Stadtteil und Gesamtkommune<br />
erhoben. In e<strong>in</strong>zelnen Fällen waren<br />
bei kle<strong>in</strong>en Kommunen untersuchter Stadtteil und<br />
Gesamtkommune identisch.<br />
Es wurde das allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den sowie das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung,<br />
im Wohnquartier<br />
und <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />
erfasst.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der wird im <strong>LBS</strong>-<br />
<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> über e<strong>in</strong>e eigens entwickelte und<br />
seit Jahren etablierte Barometerskala (s. Abb. 5.1)<br />
erhoben. Die verschiedenen Wohlbef<strong>in</strong>denszustände<br />
s<strong>in</strong>d über Wetterphänomene visualisiert, das<br />
Gewitter steht dabei für „sehr schlechtes“ Wohlbef<strong>in</strong>den,<br />
der wolkenlose Sonnenhimmel für „sehr<br />
gutes“ Wohlbef<strong>in</strong>den. Das schlechteste Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
wird für die Auswertung mit dem Zahlenwert<br />
„1“ erfasst, das beste mit dem Zahlenwert „7“.<br />
Abb. 5.1:<br />
Die verwendete Barometerskala<br />
5.1 Allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong>e<br />
über die Jahre der <strong>LBS</strong>-K<strong>in</strong>derbefragung bemerkenswert<br />
konstante Größe: Mit Ausnahme der Befragung<br />
unmittelbar nach den Terroranschlägen<br />
am 11. September 2000 liegt das durchschnittliche<br />
allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> jeder<br />
durchgeführten Befragung bei e<strong>in</strong>em Wert von<br />
M=5,7, d.h. zwischen e<strong>in</strong>em „eher guten“ und e<strong>in</strong>em<br />
„guten“ Wohlbef<strong>in</strong>den. Auch <strong>in</strong> der dieser<br />
Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der befragten K<strong>in</strong>der<br />
ist gut.<br />
53
Studie zugrunde liegenden Stichprobe ist der Wert<br />
auf exakt diesem Niveau. Zudem unterscheiden<br />
sich die Stadtteile nicht, d.h. die Unterschiede im<br />
allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d so ger<strong>in</strong>g, dass es<br />
nicht <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Wohnort schwankt.<br />
31% der befragten K<strong>in</strong>der fühlen sich im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
„sehr gut“, 35% fühlen sich „gut“ und<br />
18% „eher gut“. 11% der K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> mittelmäßiges<br />
allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den, nur 5% der<br />
K<strong>in</strong>der antworten im negativen Bereich (2% „sehr<br />
schlecht“, 1% „schlecht und 2% „eher schlecht“).<br />
Auch dieser Wert von etwa 5% K<strong>in</strong>dern mit negativem<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den ist seit Jahren konstant.<br />
Mit zunehmendem Alter<br />
s<strong>in</strong>kt das allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der.<br />
Jungen und Mädchen haben ebenfalls ke<strong>in</strong> unterschiedlich<br />
ausgeprägtes allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den,<br />
allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> beiden Gruppen das allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den mit dem Alter: Von e<strong>in</strong>em<br />
durchschnittlichen Wohlbef<strong>in</strong>den von M=5,9<br />
(=„gut“) <strong>in</strong> der dritten und vierten Klasse s<strong>in</strong>kt das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den auf e<strong>in</strong>en Wert M=5,5 (=“eher gut“<br />
bis „gut“) <strong>in</strong> der siebten und achten Klasse leicht<br />
ab.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender haben ebenfalls e<strong>in</strong> leicht<br />
niedrigeres allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den (M=5,4) als<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> mit zwei Erwachsenen zusammen<br />
wohnen (M=5,8).<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Wohnung ist noch besser<br />
als das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
5.2 Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Wohnung<br />
bzw. ihrem Wohnhaus ist mit e<strong>in</strong>em Mittelwert von<br />
M=6,3 noch merklich positiver als das allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den. Fast zwei Drittel der K<strong>in</strong>der fühlen<br />
sich <strong>in</strong> ihrer Wohnung „sehr gut“, weitere 22%<br />
„gut“ und 8% „eher gut“, d.h. für fast alle befragten<br />
K<strong>in</strong>der ist die eigene Wohnung e<strong>in</strong> mit äußerst<br />
positivem Wohlbef<strong>in</strong>den besetzter Ort – e<strong>in</strong> „sicherer<br />
Hafen“ von dem aus sie sich die Außenwelt<br />
aneignen können. 5% haben nur e<strong>in</strong> mittelmäßiges<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und 4% antworten<br />
im negativen Bereich (1% „sehr schlecht“,<br />
1% „schlecht“ und 2% „eher schlecht“). Das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung ist im Übrigen auch<br />
deutlich höher als das <strong>in</strong> früheren Befragungen<br />
gemessene Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Familie (M=5,8),<br />
d.h. die K<strong>in</strong>der differenzieren zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der Wohnung, das stärker von der<br />
physikalischen Umwelt geprägt ist und der Beziehungsebene<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Familie.<br />
54
Auch <strong>in</strong> Bezug auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />
unterscheiden sich die untersuchten Stadtteile<br />
kaum: zwar liegen die Werte zwischen M=5,8<br />
<strong>in</strong> der Hochhaussiedlung mit sehr kle<strong>in</strong>en Wohnungen<br />
und M=6,6 <strong>in</strong> Gebieten mit sehr hohem<br />
E<strong>in</strong>familienhausanteil, die meisten Werte liegen<br />
aber eng beie<strong>in</strong>ander dazwischen. Nur die Extremwerte<br />
unterscheiden sich bedeutsam. Wie<br />
diese Stadtteilunterschiede schon vermuten lassen,<br />
ist das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung deutlich<br />
von der Form des bewohnten Hauses anhängig (s.<br />
Abb. 5.2). K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen,<br />
haben e<strong>in</strong> merklich besseres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
dort, als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder<br />
Hochhäusern. Diese Unterschiede lassen sich<br />
durch die <strong>in</strong> Kapitel 3 dargestellten unterschiedlichen<br />
Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> diesen Wohnformen<br />
erklären.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Wohnung liegt <strong>in</strong> den<br />
meisten Stadtteilen nah<br />
beie<strong>in</strong>ander.<br />
Abb. 5.2:<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung nach<br />
Wohnform<br />
Hochhaus<br />
5,9<br />
Mehrfamilienhaus<br />
6,1<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
6,5<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
hoch<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung s<strong>in</strong>kt mit<br />
dem Alter der K<strong>in</strong>der, allerd<strong>in</strong>gs auf sehr hohem<br />
Niveau. S<strong>in</strong>d die Dritt- und Viertklässler noch so<br />
une<strong>in</strong>geschränkt zufrieden, dass sie mit e<strong>in</strong>em Mittelwert<br />
von M=6,5 zwischen „gut“ und „sehr gut“<br />
antworten, s<strong>in</strong>kt der Wert <strong>in</strong> der siebten und achten<br />
Klasse auf M=6,1, d.h. durchschnittlich „gut“.<br />
Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Wohnung s<strong>in</strong>kt mit<br />
dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />
55
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
Arbeitsloser und<br />
Alle<strong>in</strong>erziehender haben<br />
e<strong>in</strong> schlechteres Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der Wohnung.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
und K<strong>in</strong>der Arbeitsloser haben jeweils<br />
e<strong>in</strong>e durchschnittlich 0,4 Skalenpunkte niedrigeres<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, was sich durch die<br />
höheren Anteile von <strong>in</strong> Mehrfamilien- und Hochhäusern<br />
lebenden K<strong>in</strong>dern aus diesen Gruppen<br />
erklären lässt.<br />
Auch im Stadtteil fühlen<br />
sich die K<strong>in</strong>der gut.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil wird deutlich vom<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild der jeweiligen<br />
Stadtteile geprägt.<br />
5.3 Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier<br />
Im Stadtquartier ist das durchschnittliche Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
mit M=5,7 <strong>in</strong> der gleichen Höhe wie das<br />
allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der. 38% fühlen<br />
sich „sehr gut“ <strong>in</strong> ihrer direkten Wohnumgebung,<br />
28% haben e<strong>in</strong> „gutes“ Wohlbef<strong>in</strong>den, 15% geht<br />
es „eher gut“ und 11% haben nur e<strong>in</strong> „mittelmäßiges“<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den. Die stärkere Variation des<br />
Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil wird allerd<strong>in</strong>gs daran<br />
deutlich, dass im Vergleich zum allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den mehr K<strong>in</strong>der im sehr positiven wie<br />
auch im negativen Bereich antworten: 9% der K<strong>in</strong>der<br />
nämlich fühlen sich nicht gut im Stadtteil (2%<br />
„sehr schlecht“, 2% „schlecht“ und 4% „eher<br />
schlecht“ 3 ).<br />
Nach Stadtteilen differenziert ist das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil erwartungsgemäß dasjenige mit der<br />
größten Spannbreite (s. Abb. 5.3). Da die Stadtteile<br />
bewusst besonders unterschiedlich ausgewählt<br />
wurden, erstaunt es nicht, dass das durchschnittliche<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der ebenfalls<br />
stark streut: In der Hochhaussiedlung berichten<br />
die K<strong>in</strong>der mit M=4,6 das deutlich niedrigste<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den aller zehn Stadtteile. Aber auch<br />
Stadtteile im Innenstadtbereich und e<strong>in</strong> Stadtteil<br />
mit besonderem Erneuerungsbedarf schneiden<br />
deutlich unterdurchschnittlich ab mit Werten zwischen<br />
M=5,1 und M=5,2. Das positive Gegenteil<br />
mit Wohlbef<strong>in</strong>denswerten von je M=6,2 bilden drei<br />
strukturell sehr unterschiedliche Stadtteile, die<br />
aber alle durch e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>familienhausanteil<br />
gekennzeichnet s<strong>in</strong>d: Die Pendlerstadt, das<br />
schrumpfende Dorf und der junge Vorort e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt. Generell sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> hoher Mehrfamilienhaus,<br />
bzw. Hochhausanteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier,<br />
aber auch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte Angebotspalette<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier zu senken.<br />
3 Die Abweichung der Summe der E<strong>in</strong>zelprozentwerte<br />
vom zuvor berichteten kumulierten Prozentwert ist auf<br />
die mathematische Rundung der Zahlen zurückzuführen.<br />
56
Das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil s<strong>in</strong>kt mit steigendem<br />
Alter der K<strong>in</strong>der deutlich um e<strong>in</strong>en Skalenpunkt<br />
von M=6,1 <strong>in</strong> der dritten Klasse auf M=5,1<br />
<strong>in</strong> der achten. Mit steigendem Aktionsradius und<br />
sich wandelnden Bedürfnissen der K<strong>in</strong>der wird der<br />
Stadtteil also offensichtlich <strong>in</strong> der Regel weniger<br />
attraktiv. Dieser Rückgang ist <strong>in</strong> ländlich strukturierten<br />
Gegenden nicht systematisch stärker ausgeprägt<br />
als <strong>in</strong> städtischen Gegenden mit e<strong>in</strong>em<br />
größeren Angebotsspektrum. Auch <strong>in</strong> städtischen<br />
Wohnquartieren s<strong>in</strong>d nicht alle attraktiven Angebote<br />
konzentriert und auch <strong>in</strong> städtischen Wohnquartieren<br />
suchen die K<strong>in</strong>der mit steigendem Alter<br />
möglicherweise mehr Abstand vom Elternhaus.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil s<strong>in</strong>kt deutlich,<br />
wenn die K<strong>in</strong>der älter werden.<br />
Das beste Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil berichten<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen. Niedrig<br />
ist es vor allem bei K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> Hochhäusern<br />
wohnen. Allerd<strong>in</strong>gs ist die Verteilung der Wohnformen<br />
auf die Stadtteile nicht gleich, sodass hier<br />
der Effekt der Wohnform mit dem sonstiger Merkmale<br />
des Stadtteils vermischt vorliegt.<br />
Abb. 5.3:<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtquartier nach<br />
Wohnform<br />
Hochhaus<br />
5,2<br />
Mehrfamilienhaus<br />
5,6<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
5,8<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
hoch<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Da K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Arbeitsloser<br />
und K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender eher <strong>in</strong><br />
Stadtteilen mit schlechterer Wohnstruktur leben,<br />
fällt das Wohlbef<strong>in</strong>den dieser Gruppen im Stadtteil<br />
erwartungsgemäß jeweils auch 0,3 Skalenpunkte<br />
niedriger aus.<br />
57
5.4 Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Gesamtkommune<br />
Das letzte untersuchte Wohlbef<strong>in</strong>den bezieht sich<br />
auf die gesamte Kommune, also nicht nur den untersuchten<br />
Stadtteil. Bei fünf Stadtteilen ist der<br />
untersuchte Stadtteil aufgrund der ger<strong>in</strong>gen Größe<br />
der Kommune allerd<strong>in</strong>gs identisch mit der Gesamtkommen,<br />
bzw. entspricht der Gesamtkommune<br />
bis auf wenige vorgelagerte Bauernschaften.<br />
In der Gesamtkommune<br />
fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
der Regel gut.<br />
Mit ebenfalls M=5,7 liegt das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Gesamtkommune wiederum <strong>in</strong> der gleichen Höhe<br />
wie das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den und das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Wohnquartier. 33% der befragten K<strong>in</strong>der<br />
fühlen sich <strong>in</strong> ihrer Stadt „sehr gut“, 32% „gut“<br />
und 17% „eher gut“. 10% geben e<strong>in</strong> mittleres<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den an und <strong>in</strong>sgesamt 7% e<strong>in</strong> negatives<br />
(2% „sehr schlecht“, 2% „schlecht“ und 4% „eher<br />
schlecht“ 4 ).<br />
Der Zusammenhang zwischen der Beurteilung des<br />
Wohlbef<strong>in</strong>dens im Wohnquartier und dem <strong>in</strong> der<br />
Kommune ist zwar deutlich nachweisbar, aber weniger<br />
hoch als zu erwarten wäre, wenn die K<strong>in</strong>der<br />
die beiden Bereiche nicht trennen könnten<br />
(r=.41 5 ). Interessant ist, dass die Zusammenhänge<br />
zwischen der Beurteilung des Wohnquartiers<br />
und der Gesamtkommune dann besonders stark<br />
s<strong>in</strong>d, wenn der untersuchte Stadtteil das Zentrum<br />
der Kommune bildet, also entweder den zentralen<br />
Ortsteil oder das Stadtzentrum. In den untersuchten<br />
Stadtteilen, die nicht das kommunale Zentrum<br />
bilden, s<strong>in</strong>d die Zusammenhänge unterdurch-<br />
4 Die Abweichung der Summe der E<strong>in</strong>zelprozentwerte<br />
vom zuvor berichteten kumulierten Prozentwert ist auf<br />
die mathematische Rundung der Zahlen zurückzuführen.<br />
5 Der dargestellte Pearson-Korrelations-Wert ist wie<br />
folgt zu <strong>in</strong>terpretieren: Der Wert kann zwischen r=-<br />
1.00 und r=1.00 liegen, die jeweils bedeuten würden,<br />
dass die kompletten Unterschiede <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Variablen,<br />
die zwischen den Antworten der e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>der<br />
bestehen, durch Unterschiede <strong>in</strong> der zweiten analysierten<br />
erklärt werden können. E<strong>in</strong> Zusammenhang von r=-<br />
1.00 bedeutet dabei e<strong>in</strong>en perfekten „je mehr desto<br />
weniger“ Zusammenhang der beiden Variablen, e<strong>in</strong><br />
Wert von r=1.00 e<strong>in</strong>en perfekten „je mehr desto mehr“<br />
Zusammenhang. E<strong>in</strong> Wert von r=.00 beschreibt zwei<br />
Variablen, die ke<strong>in</strong>erlei Zusammenhang zeigen, deren<br />
Unterschiede zwischen den e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>dern also völlig<br />
unzusammenhängend s<strong>in</strong>d.<br />
58
schnittlich. Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der gesamten<br />
Stadt sche<strong>in</strong>t also <strong>in</strong> der Regel stärker von den<br />
zentralen E<strong>in</strong>richtungen und Angeboten als von<br />
den <strong>in</strong> der Stadtperipherie lokalisierten D<strong>in</strong>gen<br />
abhängig zu se<strong>in</strong>.<br />
Die Kommunen, <strong>in</strong> denen die untersuchten Stadtteile<br />
liegen, erhalten von den K<strong>in</strong>dern sehr unterschiedliche<br />
Bewertungen. Das ger<strong>in</strong>gste Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
(M=5,0, d.h. „eher gut“) berichten K<strong>in</strong>der,<br />
die im „schrumpfenden“ Dorf wohnen. E<strong>in</strong>en sehr<br />
ähnlich niedrigen Mittelwert erreicht das „zentrumsferne“<br />
Dorf. Beides s<strong>in</strong>d Siedlungsformen, die<br />
dadurch gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, dass der Weg <strong>in</strong> das<br />
Zentrum der Kommune relativ weit ist und <strong>in</strong> der<br />
das kommunale Zentrum zudem durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktes<br />
Angebot gekennzeichnet ist. Sehr positive<br />
Bewertungen erhalten (relativ unabhängig von<br />
der Bewertung des Wohnquartiers selbst, s.o.)<br />
Großstädte, die durch e<strong>in</strong>e breite Angebotsvielfalt<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche glänzen. Der junge<br />
Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt erhält den besten Wert mit<br />
M=6,2 (d.h. „gut“). Die Spannbreite der Urteile<br />
über die Gesamtstadt ist also fast ebenso groß wie<br />
die der Urteile über den Stadtteil, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der<br />
leben.<br />
Mit steigendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt auch das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt merklich von<br />
M=6,1 <strong>in</strong> der dritten auf M=5,4 <strong>in</strong> der achten Klasse.<br />
Es gibt dabei ke<strong>in</strong>e klaren Tendenzen, dass<br />
dieser Rückgang <strong>in</strong> großen Städten mit entsprechend<br />
umfangreicherem Angebot für Jugendliche,<br />
ger<strong>in</strong>ger ausfiele.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben ke<strong>in</strong> niedrigeres<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt als K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, e<strong>in</strong> Zeichen dafür,<br />
dass die Angebote <strong>in</strong> der Gesamtkommune <strong>in</strong> der<br />
Regel für K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ähnlich zugänglich s<strong>in</strong>d. Gleiches gilt für<br />
K<strong>in</strong>der Arbeitsloser. K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender allerd<strong>in</strong>gs<br />
haben e<strong>in</strong> leicht niedrigeres Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Gesamtstadt als K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Zweielternfamilien<br />
leben. Allerd<strong>in</strong>gs ist dieser Unterschied mit 0,2<br />
Skalenpunkten zwar statistisch bedeutsam aber<br />
sehr ger<strong>in</strong>g.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Gesamtkommune<br />
schwankt je nach Stadtteil<br />
zwischen „eher gut“ und<br />
„gut“.<br />
Auch das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Gesamtkommune s<strong>in</strong>kt<br />
mit dem Alter der K<strong>in</strong>der.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
fühlen sich <strong>in</strong> der<br />
Gesamtkommune genauso<br />
wohl wie K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
59
5.5 Wohnbezogenes Wohlbef<strong>in</strong>den und<br />
allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Da im <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> „<strong>Wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ der<br />
Fokus ausschließlich auf wohnbezogenen Faktoren<br />
des Alltagslebens der K<strong>in</strong>der lag und demgemäß<br />
ke<strong>in</strong> Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Familie, <strong>in</strong> der Schule<br />
und im Freundeskreis abgefragt wurde, ist der Anspruch<br />
der Studie selbstverständlich nicht, das<br />
allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der möglichst<br />
umfassend beschreiben zu können. Vielmehr geht<br />
es im Folgenden darum, den Beitrag der wohnortbezogenen<br />
Wohlbef<strong>in</strong>densfaktoren zum allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den zu bestimmen und abzugrenzen,<br />
<strong>in</strong>wieweit die K<strong>in</strong>der die e<strong>in</strong>zelnen wohnbezogenen<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den vone<strong>in</strong>ander abgrenzen.<br />
Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d gut <strong>in</strong> der<br />
Lage, das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Wohnung, im Stadtteil<br />
und <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />
zu differenzieren.<br />
Die Tabelle 1 zeigt, dass die K<strong>in</strong>der zwischen dem<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung und dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Wohnquartier bzw. <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
sehr gut differenzieren können. Aus den Unterschieden<br />
im Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung lassen<br />
sich nur jeweils 6% der Unterschiede im Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil bzw. <strong>in</strong> der Gesamtstadt erklären.<br />
Die <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> den Stadtteilen vorhandene<br />
wenig homogene Ausstattung der Wohnungen,<br />
d.h. die große Bandbreite der Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> den Wohnungen erklärt diesen ger<strong>in</strong>gen Zusammenhang.<br />
Größer ist der Zusammenhang wie bereits oben<br />
angesprochen zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtquartier und dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtstadt.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs differenzieren die K<strong>in</strong>der<br />
auch diese beiden Faktoren deutlich vone<strong>in</strong>ander<br />
(s. Tab. 5.1).<br />
Tab. 5.1: Zusammenhänge der drei<br />
wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Quartier Gesamtstadt<br />
Wohnung .25 .24<br />
Quartier .41<br />
dargestellt s<strong>in</strong>d Pearson-Korrelationen, alle p
Insgesamt 21% der Unterschiede im allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d auf die wohnbezogenen<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den zurückzuführen. E<strong>in</strong> Fünftel<br />
zum Wohlbef<strong>in</strong>den von K<strong>in</strong>dern tragen also Faktoren<br />
bei, die sich hauptsächlich auf Wohn- und Angebotsstrukturen<br />
zurückführen lassen. Den stärksten<br />
von den beiden anderen Faktoren unabhängigen<br />
E<strong>in</strong>fluss 6 auf das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den hat<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung (beta=.25),<br />
dicht gefolgt vom Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Gesamtkommune<br />
(beta=.23). Das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Wohnquartier ist von ger<strong>in</strong>gerem E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den (beta=.14).<br />
Alle wohnbezogenen Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
erklären e<strong>in</strong>en<br />
Teil des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong>dens.<br />
Den stärksten<br />
E<strong>in</strong>fluss haben das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der Wohnung<br />
und das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Gesamtkommune.<br />
6 Berechnet wurde hier e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Regression des allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>dens auf die drei wohnbezogenen<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den. Die dargestellten beta-Gewichte s<strong>in</strong>d<br />
entsprechend des Pearson-Korrelationswertes „r“ (s.<br />
Fußnote 5) zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />
61
6. Die Wohnung<br />
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen<br />
Aspekten der Wohnung und ihrem E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
subjektive Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
Neben den Aspekten zum Platzangebot der<br />
Wohnung werden ästhetische Aspekte der K<strong>in</strong>derzimmeraussicht<br />
und bestimmte Rechte der K<strong>in</strong>der<br />
dargestellt.<br />
6.1 Anzahl der Zimmer<br />
In diesem Erhebungsjahr wurden die K<strong>in</strong>der nach<br />
der Anzahl der Zimmer <strong>in</strong> ihrer Wohnung gefragt.<br />
Dabei sollten alle Räume von der Küche bis zum<br />
Wohnzimmer, aber auch Abstellkammern und Kellerräume<br />
sowie Dachboden und Flure mitgezählt<br />
werden, um den K<strong>in</strong>dern die Aufgabe zu erleichtern.<br />
Die Wohnungen der befragten<br />
K<strong>in</strong>der haben<br />
durchschnittlich 13 Zimmer.<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienoder<br />
Reihenhäusern stehen<br />
mehr Räume zur Verfügung,<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
weniger.<br />
Im Durchschnitt wohnen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Wohnungen<br />
mit 13,2 Zimmern, der Median liegt bei 12 7 und<br />
am häufigsten werden 10 Zimmer genannt (Modus<br />
=10).<br />
Die Anzahl der Zimmer <strong>in</strong> der Wohnung zeigt den<br />
höchsten Zusammenhang mit der Vorhandense<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>es eigenen Gartens (r=.37), gefolgt davon,<br />
dass die Wohnung als zu kle<strong>in</strong> empfunden wird<br />
(r=-.31). Der Zusammenhang mit den vorhandenen<br />
Rückzugsmöglichkeiten fällt h<strong>in</strong>gegen wesentlich<br />
kle<strong>in</strong>er aus (r=.19).<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familien- oder Reihenhaus<br />
wohnen, geben deutlich mehr Zimmer an<br />
(M=15,3; Mehrfamilienhaus: M=9,6 und Hochhaus:<br />
M=8,2). Das erklärt auch, dass K<strong>in</strong>der mit<br />
mehr Zimmern vermehrt e<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />
haben und der Ausblick aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
eher <strong>in</strong> die Natur geht. Interessanterweise unterscheiden<br />
sich die unterschiedlich großen Wohnungen<br />
nicht dar<strong>in</strong>, an welcher Straße sie stehen.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geben deutlich<br />
weniger Räume an (M=10,7) als K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=14,4). Ebenso geben<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender (M=10,2) und K<strong>in</strong>der ar-<br />
7 Der Median bezeichnet die Zahl, die genau <strong>in</strong> der Mitte<br />
aller Werte liegt, wenn sie vom kle<strong>in</strong>sten bis zum<br />
größten beobachteten Wert aufgereiht werden. Der Modus<br />
bezeichnet die am häufigsten genannte Zahl.<br />
62
eitsloser Eltern (M=9,6) weniger Räume <strong>in</strong> der<br />
Wohnung an. Dieses Ergebnis stimmt mit den<br />
schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen dieser Gruppen<br />
übere<strong>in</strong> (s. Kapitel 3).<br />
Auch E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der geben im Schnitt drei Räume<br />
weniger an als K<strong>in</strong>der mit Geschwistern. Sie leben<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch vermehrt <strong>in</strong> Zwei- oder Mehrfamilienhäusern,<br />
woh<strong>in</strong>gegen Familien mit mehr K<strong>in</strong>dern<br />
vermehrt <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern wohnen.<br />
Die Anzahl der Räume zeigt e<strong>in</strong>en mäßigen<br />
(r=.17), aber signifikanten Zusammenhang mit<br />
dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, vor allem <strong>in</strong><br />
den Zwei- und Mehrfamilienhäusern.<br />
6.2 Das eigene Zimmer<br />
83% aller befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer. E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der besitzen zu 98% e<strong>in</strong> eigenes<br />
K<strong>in</strong>derzimmer (s. Abb. 6.1), mit zunehmender Geschwisterzahl<br />
s<strong>in</strong>kt der Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />
K<strong>in</strong>derzimmer.<br />
Vier Fünftel der befragten<br />
K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer. Je mehr Geschwister<br />
die K<strong>in</strong>der haben,<br />
desto seltener ist e<strong>in</strong><br />
eigenes Zimmer.<br />
Abb. 6.1: Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von der Geschwisterzahl<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
98%<br />
90%<br />
82%<br />
70%<br />
61%<br />
0%<br />
E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>d 1<br />
Geschwisterk<strong>in</strong>d<br />
2<br />
Geschwister<br />
Anzahl der Geschwister<br />
3<br />
Geschwister<br />
mehr als 3<br />
Geschwister<br />
63
Mit der Anzahl der Wohnparteien<br />
im Haus s<strong>in</strong>kt der<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />
Zimmer.<br />
Es zeigt sich e<strong>in</strong> großer Zusammenhang zwischen<br />
der Wohnform und dem Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen<br />
K<strong>in</strong>derzimmers. Im Hochhaus hat nicht<br />
e<strong>in</strong>mal die Hälfte der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer,<br />
während die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
fast alle e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben (s. Abb.<br />
6.2). Die Unterschiede zwischen den Wohnformen<br />
s<strong>in</strong>d signifikant, d.h. K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
haben signifikant häufiger e<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />
als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern. Diese<br />
K<strong>in</strong>der haben aber wiederum signifikant häufiger<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer als K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern.<br />
Abb. 6.2: Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von der Wohnform<br />
100%<br />
92%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
74%<br />
45%<br />
0%<br />
E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />
Wohnform<br />
Je mehr Geschwister die<br />
K<strong>in</strong>der haben, desto seltener<br />
haben sie e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs haben die E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> jeder Wohnform<br />
fast alle e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer für sich alle<strong>in</strong>. Mit<br />
zunehmender Anzahl der Geschwister nimmt das<br />
Vorhandense<strong>in</strong> des eigenen Zimmers ab, allerd<strong>in</strong>gs<br />
im Mehrfamilienhaus und im Hochhaus drastischer<br />
als im E<strong>in</strong>familienhaus (s. Abb. 6.3). Im<br />
Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich die K<strong>in</strong>der<br />
ihr Zimmer <strong>in</strong> der Regel mit Geschwistern teilen<br />
und nicht mit anderen Personen.<br />
64
Abb. 6.3: Anteil der K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von der Wohnform und der Geschwisterzahl<br />
100%<br />
99% 97%<br />
93%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
70%<br />
50%<br />
37%<br />
0%<br />
E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />
E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>der<br />
mehr als 3 Geschwister<br />
K<strong>in</strong>der der vierten Klasse haben seltener e<strong>in</strong> Zimmer<br />
für sich alle<strong>in</strong>e als die älteren K<strong>in</strong>der aber sie<br />
leben vermehrt <strong>in</strong> Hochhäusern. Möglicherweise ist<br />
dieser Effekt aber e<strong>in</strong>em Ungleichgewicht <strong>in</strong> der<br />
Stichprobe e<strong>in</strong>es untersuchten Stadtteils geschuldet.<br />
Sowohl K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, als auch<br />
K<strong>in</strong>der deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
s<strong>in</strong>d, haben seltener e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer für sich<br />
alle<strong>in</strong>. Noch seltener besitzen K<strong>in</strong>der, die arbeitslose<br />
Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben, e<strong>in</strong><br />
eigenes K<strong>in</strong>derzimmer.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung steigt von<br />
M=5,9 ohne K<strong>in</strong>derzimmer auf M=6,4 mit eigenem<br />
K<strong>in</strong>derzimmer. Aber auch auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil hat das eigene K<strong>in</strong>derzimmer e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />
(M=5,5 ohne K<strong>in</strong>derzimmer und M=5,7 mit<br />
K<strong>in</strong>derzimmer). Der E<strong>in</strong>fluss ist allerd<strong>in</strong>gs viel ger<strong>in</strong>ger<br />
und zu e<strong>in</strong>em Großteil wahrsche<strong>in</strong>lich auf<br />
die unterschiedlichen Wohnbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen zurückzuführen.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
oder arbeitslosen<br />
Eltern müssen häufiger auf<br />
e<strong>in</strong>e eigens K<strong>in</strong>derzimmer<br />
verzichten.<br />
Die K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong><br />
der Wohnung wohler,<br />
wenn sie e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer<br />
haben.<br />
Aber nicht nur das Vorhandense<strong>in</strong> des eigenen<br />
Zimmers, sondern auch die subjektive Größe des<br />
K<strong>in</strong>derzimmers spielen im Leben der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle. Sobald die K<strong>in</strong>der me<strong>in</strong>en, dass ihr<br />
K<strong>in</strong>derzimmer zu kle<strong>in</strong> sei, fühlen sie sich <strong>in</strong> der<br />
Die K<strong>in</strong>der fühlen sich weniger<br />
wohl, wenn sie ihr<br />
Zimmer zu kle<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den.<br />
65
Wohnung, im Stadtteil und sogar <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
weniger wohl als K<strong>in</strong>der, die ihr Zimmer zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong>igermaßen groß genug f<strong>in</strong>den. Das allgeme<strong>in</strong>e<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den wird zwar auch bee<strong>in</strong>flusst,<br />
aber nicht so deutlich wie die anderen Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
13% der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den das<br />
K<strong>in</strong>derzimmer zu kle<strong>in</strong>.<br />
70% aller befragten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den ihr Zimmer groß<br />
genug, 17% reicht der Platz im Zimmer zum<strong>in</strong>dest<br />
teilweise aus und 13% me<strong>in</strong>en, dass ihr Zimmer<br />
nicht groß genug sei.<br />
Die E<strong>in</strong>schätzung danach, ob das Zimmer als groß<br />
genug erlebt wird, hängt ganz entscheidend davon<br />
ab, ob die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben,<br />
oder ob sie das Zimmer mit Anderen, <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie Geschwister, teilen müssen.<br />
Unabhängig von dem E<strong>in</strong>zelzimmer hat die Wohnform<br />
e<strong>in</strong>en entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die E<strong>in</strong>schätzung<br />
der Zimmergröße: K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hochhäusern<br />
leben (M=3,4), empf<strong>in</strong>den ihr Zimmer als<br />
weniger groß als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern<br />
(M=3,7), die wiederum ihr Zimmer als weniger<br />
groß genug e<strong>in</strong>schätzen als K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
(M=4,2).<br />
Ebenso empf<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen s<strong>in</strong>d, ihr Zimmer als nicht groß<br />
genug. Dieser Effekt lässt sich vor allem darauf<br />
zurückführen, dass diese Gruppen <strong>in</strong> den Wohnungen<br />
mit schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen leben.<br />
Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />
die Aussicht aus dem<br />
K<strong>in</strong>derzimmer schön.<br />
6.3 Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der (66%) f<strong>in</strong>den die Aussicht aus<br />
ihrem K<strong>in</strong>derzimmer schön. 19% können dies nur<br />
teilweise bestätigen und 19% f<strong>in</strong>den die Aussicht<br />
aus dem K<strong>in</strong>derzimmer nicht schön (s. Abb. 6.4).<br />
66
Abb. 6.4: Die Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer ist schön<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
9% 10%<br />
19% 22%<br />
40%<br />
0%<br />
stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />
teils<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt völlig<br />
schöne Aussicht<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus wohnen, f<strong>in</strong>den<br />
die Aussicht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer deutlich<br />
schöner als K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern und K<strong>in</strong>der<br />
aus Mehrfamilienhäusern (s. Abb. 6.5).<br />
Vor allem K<strong>in</strong>dern aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
gefällt ihre<br />
Aussicht.<br />
Abb. 6.5: Die Aussicht aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
ist schön, nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
3,9<br />
Mehrfamilienhaus<br />
3,4<br />
Hochhaus<br />
3,6<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
schöne Aussicht<br />
K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer f<strong>in</strong>den die Aussicht<br />
aus ihrem Zimmer schöner (M=3,8) als K<strong>in</strong>der<br />
ohne eigenes Zimmer (M=3,5). Das Vorhan-<br />
67
dense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen Zimmers ist aber wiederum<br />
sehr eng an die Wohnform gebunden, so haben<br />
K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern zu 92% e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer, während es im Hochhaus nur 45% s<strong>in</strong>d.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,6) f<strong>in</strong>den<br />
die Aussicht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer signifikant<br />
weniger schön als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(M=3,8). Ebenso ergeht es K<strong>in</strong>dern, deren<br />
Familie von Arbeitslosigkeit betroffen ist<br />
(M=3,5), dabei ist zu beachten, dass es hier große<br />
Überschneidungen gibt, denn 19% aller Familien<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen (6% Familien ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund).<br />
Außerdem leben K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> weniger guten (z.B. kle<strong>in</strong>ere Wohnungen,<br />
ke<strong>in</strong>e Gärten) Wohnbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Wenn K<strong>in</strong>dern die Aussicht<br />
nicht gefällt, fühlen sie<br />
sich weniger wohl.<br />
E<strong>in</strong> Blick „<strong>in</strong>s Grüne“ oder<br />
e<strong>in</strong>e gute Fernsicht sche<strong>in</strong>en<br />
zwei Faktoren zu se<strong>in</strong>,<br />
die e<strong>in</strong>e positive Bewertung<br />
der Aussicht aus dem<br />
K<strong>in</strong>derzimmer bewirken.<br />
K<strong>in</strong>der, die die Aussicht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
gar nicht schön f<strong>in</strong>den, fühlen sich <strong>in</strong> der Wohnung,<br />
im Stadtteil aber auch <strong>in</strong> der Gesamtstadt<br />
signifikant schlechter als K<strong>in</strong>der, die ihre K<strong>in</strong>derzimmeraussicht<br />
zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> wenig schön f<strong>in</strong>den.<br />
Um zu überprüfen, welche Aspekte aus K<strong>in</strong>dersicht<br />
e<strong>in</strong>e schöne Aussicht ausmachen, wurden die K<strong>in</strong>der<br />
danach gefragt, was sie sehen, wenn sie aus<br />
ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehen. Den größten<br />
Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er als schön empfundenen<br />
Aussicht zeigt e<strong>in</strong> Ausblick <strong>in</strong> die Natur (r=.52).<br />
Aber auch die Tatsache, weit gucken zu können,<br />
wird als schön empfunden (r=.47). Beide Aspekte<br />
zeigen allerd<strong>in</strong>gs auch mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>en großen<br />
Zusammenhang (r=.51). Fernsicht ist also auch<br />
mit Natursicht (und andersherum) verbunden.<br />
Andere K<strong>in</strong>der zu sehen, wird auch mit schöner<br />
Aussicht assoziiert (r=.17), aber bei weitem nicht<br />
so stark wie die anderen beiden Aspekte (Natursicht<br />
und Fernsicht).<br />
Zwei Fünftel der K<strong>in</strong>der<br />
sehen beim Blick aus dem<br />
Fenster Natur.<br />
25% aller befragten K<strong>in</strong>der aus 2006 sehen viel<br />
Natur, wenn sie aus dem Fenster sehen, bei 19%<br />
stimmt das ziemlich. 23% sehen nur zum Teil Natur<br />
und 34% der K<strong>in</strong>der sehen ke<strong>in</strong>e Natur bzw.<br />
nur wenig Natur, wenn sie aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
schauen 8 (s. Abb. 6.6). K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />
Zimmer sehen signifikant häufiger Natur,<br />
wenn sie aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster schauen.<br />
8 Abweichungen von 100% ergeben sich durch das kaufmännische<br />
Runden.<br />
68
Sie leben aber auch häufiger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern.<br />
Abb. 6.6: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmer sehe ich viel Natur<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
19%<br />
15%<br />
23%<br />
19%<br />
25%<br />
0%<br />
stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />
teils<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt völlig<br />
Natursicht<br />
K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern sehen deutlich<br />
mehr Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster als K<strong>in</strong>der<br />
aus Mehrfamilienhäusern, aber nicht signifikant<br />
mehr als K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern (s. Abb.<br />
6.7). Dies ist mit der besseren Fernsicht aus Hochhäusern<br />
zu erklären.<br />
K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
haben häufiger e<strong>in</strong>en<br />
Ausblick auf Natur.<br />
K<strong>in</strong>der aus dem Gymnasium sehen signifikant<br />
mehr Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster als K<strong>in</strong>der<br />
der Hauptschule. Dieser Unterschied liegt aber<br />
eher dar<strong>in</strong> begründet, dass deutlich weniger<br />
HauptschülerInnen (53%) <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
leben als GymnasiastInnen (80%) und die Aussicht<br />
aus den E<strong>in</strong>familienhäusern mehr auf Natur<br />
ausgerichtet ist (s. Abb. 6.7). Das gleiche gilt für<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Sie sehen weniger<br />
Natur (M=2,8 zu M=3,3) und leben seltener <strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>familienhäusern (42% zu 74%). Da besonders<br />
viele Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> ähnliches<br />
Ergebnis zu Arbeitslosigkeit. K<strong>in</strong>der, die Arbeitslosigkeit<br />
<strong>in</strong> ihrer Familie erleben, sehen deutlich<br />
weniger Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
(M=2,7 zu M=3,2). Sie leben aber auch weniger<br />
häufig <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern mit der besseren Natursicht<br />
(34% zu 67%).<br />
69
Abb. 6.7: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmer sehe ich viel<br />
Natur, nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
3,3<br />
Mehrfamilienhaus<br />
2,8<br />
Hochhaus<br />
3,1<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
viel Natur<br />
Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />
hat e<strong>in</strong>e gute Fernsicht aus<br />
dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster.<br />
45% der K<strong>in</strong>der können aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
weit <strong>in</strong> die Ferne sehen. 20% können dies<br />
nur teilweise und 35% können weniger oder sogar<br />
nicht weit sehen (s. Abb. 6.8).<br />
Abb. 6.8: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster kann ich weit gucken<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
20%<br />
15%<br />
20% 19%<br />
26%<br />
0%<br />
stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />
teils<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt völlig<br />
Fernsicht<br />
Es zeigt sich auch <strong>in</strong> dieser Frage e<strong>in</strong> Wohnformunterschied.<br />
K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern kön-<br />
70
nen deutlich besser <strong>in</strong> die Ferne sehen als K<strong>in</strong>der<br />
aus Mehrfamilienhäusern. K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern<br />
nehmen e<strong>in</strong>e mittlere Position e<strong>in</strong> (s. Abb. 6.9).<br />
Abb. 6.9: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmer kann ich<br />
weit gucken (nach Wohnform)<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
3,4<br />
Mehrfamilienhaus<br />
2,8<br />
Hochhaus<br />
3,0<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
Fernsicht<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können weniger<br />
weit aus ihrem Fenster sehen (M=3,0 zu M=3,2)<br />
als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Der Unterschied<br />
ist wiederum darauf zurückzuführen, dass<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund seltener <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
leben. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Unterschied<br />
nicht so groß wie bei der vorangegangenen<br />
Frage, da diese K<strong>in</strong>der häufiger <strong>in</strong> Hochhäusern<br />
leben, die wiederum e<strong>in</strong>e bessere Fernsicht gewähren<br />
als Mehrfamilienhäuser.<br />
46% der K<strong>in</strong>der sehen andere K<strong>in</strong>der, wenn sie<br />
aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehen. 22% können<br />
nur teilweise andere K<strong>in</strong>der aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
sehen und 33% gel<strong>in</strong>gt das wenig oder<br />
sogar nicht (s. Abb. 6.10).<br />
Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />
kann andere K<strong>in</strong>der aus<br />
dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
sehen.<br />
71
Abb. 6.10: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe ich andere K<strong>in</strong>der<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
20%<br />
13%<br />
22%<br />
18%<br />
28%<br />
0%<br />
stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />
teils<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt völlig<br />
ich sehe andere K<strong>in</strong>der<br />
Zu dieser Frage zeigen sich <strong>in</strong>teressanterweise<br />
ke<strong>in</strong>e Wohnformunterschiede im statistischen S<strong>in</strong>ne.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,4) sehen<br />
häufiger andere K<strong>in</strong>der aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,1).<br />
Dies kann e<strong>in</strong>erseits mit der dichteren Bebauung<br />
der Wohnumgebung dieser K<strong>in</strong>der und andererseits<br />
mit dem häufigeren Aufenthalt im Freien aufgrund<br />
kle<strong>in</strong>erer Wohnungen von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zusammenhängen.<br />
Je verkehrsberuhigter e<strong>in</strong>e<br />
Straße ist, desto eher können<br />
die K<strong>in</strong>der durch das<br />
Fenster Kontakt zu anderen<br />
K<strong>in</strong>dern aufnehmen.<br />
Die Aussicht auf andere K<strong>in</strong>der aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
hängt von der Art der Straße ab, an<br />
der die K<strong>in</strong>der wohnen. Auch wenn die Unterschiede<br />
nicht signifikant im statistischen S<strong>in</strong>ne werden,<br />
zeigt sich doch e<strong>in</strong>e Tendenz dah<strong>in</strong>gehend, dass<br />
die K<strong>in</strong>der aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmer, umso mehr<br />
K<strong>in</strong>der sehen, je verkehrsberuhigter e<strong>in</strong>e Straße<br />
ist (s. Abb. 6.11).<br />
72
Abb. 6.11: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
sehe ich andere K<strong>in</strong>der (nach Wohnstraße)<br />
Spielstraße<br />
3,5<br />
Tempo 30<br />
Straße<br />
3,2<br />
normale<br />
Straße<br />
3,0<br />
große Straße<br />
2,8<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
andere K<strong>in</strong>der<br />
Die Aussicht auf e<strong>in</strong>e Straße, andere Häuser oder<br />
Garagen f<strong>in</strong>den die befragten K<strong>in</strong>der weder besonders<br />
schön, noch bee<strong>in</strong>flussen sie ihr ästhetisches<br />
Empf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> negativer Richtung. Außerdem bee<strong>in</strong>flussen<br />
diese Aussichten ke<strong>in</strong>es der abgefragten<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der.<br />
Fast die Hälfte aller K<strong>in</strong>der sieht aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
e<strong>in</strong>e Straße. Etwas mehr als e<strong>in</strong><br />
Viertel sieht diese gar nicht vom K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
aus (s. Abb. 6.12).<br />
73
Abb. 6.12: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe die Straße<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
27%<br />
8% 9% 12%<br />
45%<br />
0%<br />
stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />
teils<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt völlig<br />
ich sehe die Straße<br />
Andere Häuser sehen zwei Drittel aller befragten<br />
K<strong>in</strong>der. 7% der K<strong>in</strong>der sehen ke<strong>in</strong> anderes Haus<br />
(s. Abb. 6.13).<br />
Abb. 6.13: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe ich andere Häuser<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
7% 6% 8%<br />
13%<br />
66%<br />
0%<br />
stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />
teils<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt völlig<br />
ich sehe andere Häuser<br />
E<strong>in</strong> Viertel aller befragten K<strong>in</strong>der sehen aus ihrem<br />
K<strong>in</strong>derzimmerzimmerfenster Garagen (s. Abb.<br />
6.14). Fast die Hälfte der K<strong>in</strong>der sieht ke<strong>in</strong>e.<br />
74
Abb. 6.14: Aus me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehe ich Garagen<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
47%<br />
10% 10% 10%<br />
25%<br />
0%<br />
stimmt nicht stimmt wenig stimmt teils /<br />
teils<br />
stimmt ziemlich<br />
stimmt völlig<br />
ich sehe Garagen<br />
Abb. 6.15: Aussichten aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
Garage<br />
2,6<br />
andere Häuser<br />
4,3<br />
Straße<br />
andere K<strong>in</strong>der<br />
Ferne<br />
Natur<br />
3,4<br />
3,2<br />
3,2<br />
3,2<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, e<strong>in</strong>e<br />
schöne Aussicht aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
hebt das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung, im Stadtteil<br />
und sogar <strong>in</strong> der Gesamtstadt. Als sehr schön<br />
erleben K<strong>in</strong>der die Aussicht auf die Natur und <strong>in</strong><br />
die Ferne, schön f<strong>in</strong>den sie es auch, andere K<strong>in</strong>der<br />
zu sehen. Diese schönen Aussichten haben die<br />
K<strong>in</strong>der aber nur zum Teil (M=3,2, das entspricht:<br />
„stimmt teils / teils“), viel häufiger sehen sie andere<br />
Häuser oder e<strong>in</strong>e Straße (s. Abb. 6.15) und<br />
Die K<strong>in</strong>der fühlen sich<br />
wohler, wenn sie e<strong>in</strong>e<br />
schöne Aussicht aus dem<br />
K<strong>in</strong>derzimmerfenster haben.<br />
Schön f<strong>in</strong>den sie Natur-<br />
und Fernsicht und den<br />
Blick auf andere K<strong>in</strong>der.<br />
75
e<strong>in</strong>ige sehen aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster auf<br />
Garage. Diese Aussichten bewerten die K<strong>in</strong>der<br />
eher neutral und es bee<strong>in</strong>flusst das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
auch nicht negativ.<br />
Die K<strong>in</strong>der hatten außerdem die Möglichkeit weitere<br />
Aussichten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Frage anzugeben.<br />
Über 1.100 K<strong>in</strong>der haben von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch gemacht, Mehrfachantworten waren<br />
möglich. Die Antworten wurden mit Hilfe der Qualitativen<br />
Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 24 Kategorien<br />
zugeordnet.<br />
K<strong>in</strong>der blicken aus ihrem<br />
Fenster auch auf den eignen<br />
Garten, Naturelemente<br />
und Autos.<br />
Am häufigsten wird der eigene Garten (26% der<br />
K<strong>in</strong>der, die auf diese Frage antworten) genannt.<br />
Danach werden Nature<strong>in</strong>zelelemente wie e<strong>in</strong> bestimmter<br />
Baum, der Berg usw. (14%) aufgezählt.<br />
An dritter Stelle folgen Autos bzw. Verkehr (11%).<br />
8% der K<strong>in</strong>der sehen Wiesen und Felder und 7%<br />
sehen Tiere und weitere 2% e<strong>in</strong>en Wald. Insgesamt<br />
sehen also 57% K<strong>in</strong>der Aspekte der Natur<br />
aus ihrem Fenster. 78 K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> der geschlossenen<br />
Frage angegeben haben, dass sie nicht viel<br />
Natur aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster sehen, nennen<br />
<strong>in</strong> der Ergänzungsfrage Naturkategorien. 612<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> der geschlossenen Frage angegeben<br />
haben, dass sie Natur aus dem K<strong>in</strong>derzimmerfenster<br />
sehen, spezifizieren das durch Angaben dazu,<br />
was sie genau sehen.<br />
Während K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern häufiger<br />
ihren Garten, Wiesen und Felder usw. sehen, können<br />
K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern vermehrt E<strong>in</strong>zelnaturelemente<br />
wie e<strong>in</strong>en bestimmten Baum, e<strong>in</strong>en<br />
Bach oder Ähnliches sowie Autos und Verkehr,<br />
aber auch e<strong>in</strong>en Spielplatz sehen.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sehen viel häufiger<br />
Autos und Verkehr, Industrie oder Gewerbe<br />
und e<strong>in</strong>en Spielplatz als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Diese sehen vermehrt Wiesen und<br />
Felder sowie Tiere. Dieser Unterschied lässt sich<br />
vor allem damit erklären, dass K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
viel häufiger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
leben.<br />
K<strong>in</strong>der aus Familien, die von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
s<strong>in</strong>d, sehen eher als andere K<strong>in</strong>der Gebäudeteile<br />
aus ihrem K<strong>in</strong>derzimmerfenster.<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender sehen statt Wiesen und<br />
Feldern eher e<strong>in</strong>en Spielplatz, wenn sie aus ihrem<br />
K<strong>in</strong>derzimmerfenster schauen.<br />
76
E<strong>in</strong> Alterseffekt von der vierten bis zur siebten<br />
Klasse zeigt sich dah<strong>in</strong>gehend, dass E<strong>in</strong>zelelemente<br />
der Natur (bestimmte Bäume, Berge usw.) und<br />
Tiere mit zunehmendem Alter seltener genannt<br />
werden.<br />
Fast schon trivial ist das Ergebnis, dass K<strong>in</strong>der, die<br />
an e<strong>in</strong>er Hauptstraße wohnen, zuallererst angeben,<br />
Autos und Verkehr zu sehen, und erst an<br />
zweiter Stelle e<strong>in</strong>en Garten. Dafür sehen sie viel<br />
seltener Tiere.<br />
6.4 Größe der Wohnung und<br />
Rückzugsmöglichkeiten<br />
8% der K<strong>in</strong>der ist die eigene Wohnung ziemlich<br />
oder völlig zu kle<strong>in</strong>. Wie im letzten Jahr f<strong>in</strong>den<br />
77% der K<strong>in</strong>der ihre Wohnung als überhaupt nicht<br />
zu kle<strong>in</strong>. 85% der befragten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det die Größe<br />
der Wohnung, <strong>in</strong> der sie wohnen, also <strong>in</strong> Ordnung.<br />
Der Anteil der unentschiedenen K<strong>in</strong>der liegt<br />
bei 7%.<br />
Die E<strong>in</strong>schätzung, ob die Wohnung als zu kle<strong>in</strong> erlebt<br />
wird, ist von der Wohnform abhängig. Es zeigen<br />
sich drei klar vone<strong>in</strong>ander abgegrenzte Gruppen<br />
(s. Abb. 6.16). K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern empf<strong>in</strong>den<br />
die Wohnung signifikant häufiger als zu<br />
kle<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern, die wiederum<br />
f<strong>in</strong>den ihre Wohnung signifikant häufiger zu<br />
kle<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern.<br />
8% der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>den<br />
ihre Wohnung als zu kle<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong>der aus Hochhäusern<br />
und Mehrfamilienhäusern<br />
f<strong>in</strong>den ihre Wohnung häufiger<br />
zu kle<strong>in</strong>.<br />
Wie bei der Zimmergröße (s.o.) f<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>der, deren<br />
Familien von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d,<br />
und K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ihre Wohnung<br />
häufiger als zu kle<strong>in</strong>, aber, im Gegensatz zur<br />
Zimmergröße, f<strong>in</strong>den auch K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
die Wohnung häufiger als zu kle<strong>in</strong>. Das Ergebnis<br />
lässt sich damit erklären, dass alle drei Gruppen<br />
<strong>in</strong> schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen leben, K<strong>in</strong>der<br />
Alle<strong>in</strong>erziehender aber häufiger ke<strong>in</strong>e Geschwister<br />
und somit e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derzimmer für sich alle<strong>in</strong><br />
haben.<br />
Den größten Zusammenhang mit der E<strong>in</strong>schätzung<br />
der Wohnungsgröße zeigt die E<strong>in</strong>schätzung der<br />
Größe des K<strong>in</strong>derzimmers (r=-.40).<br />
K<strong>in</strong>der, die ihre Wohnung entschieden als groß<br />
genug empf<strong>in</strong>den, haben <strong>in</strong> der Wohnung und im<br />
Stadtteil das größere Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
K<strong>in</strong>der fühlen sich wohler,<br />
wenn sie die Wohnung<br />
groß genug f<strong>in</strong>den.<br />
77
Abb. 6.16: E<strong>in</strong>schätzung der Wohnungsgröße<br />
nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
1,3<br />
Mehrfamilienhaus<br />
1,8<br />
Hochhaus<br />
2,4<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
Die Wohnung ist zu kle<strong>in</strong><br />
Ob die Wohnung als groß genug empfunden wird,<br />
hängt auch mit der E<strong>in</strong>schätzung danach zusammen,<br />
ob die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wohnung Rückzugsmöglichkeiten<br />
vorf<strong>in</strong>den (r=-.26).<br />
11% der K<strong>in</strong>der fehlt e<strong>in</strong><br />
Rückzugsort <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
E<strong>in</strong>familienhäuser bieten<br />
den K<strong>in</strong>dern häufiger als<br />
Mahrfamilienhäuser oder<br />
Hochhäuser e<strong>in</strong>en Rückzugsort.<br />
Die K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />
Zimmer haben bessere<br />
Rückzugsmöglichkeiten.<br />
11% aller K<strong>in</strong>der haben <strong>in</strong> ihrer Wohnung ke<strong>in</strong>en<br />
Platz, an dem sie <strong>in</strong> Ruhe gelassen werden, wenn<br />
sie das wünschen. Demgegenüber stehen 52% der<br />
K<strong>in</strong>der, denen das immer gel<strong>in</strong>gt.<br />
Die Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung ist sehr<br />
stark von der Wohnform abhängig. So haben die<br />
K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern signifikant bessere<br />
Möglichkeiten, sich <strong>in</strong> der Wohnung e<strong>in</strong>en Platz zu<br />
suchen, an dem sie <strong>in</strong> Ruhe gelassen werden,<br />
wenn sie das wünschen, als K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern.<br />
Diesen gel<strong>in</strong>gt der Rückzug aber wiederum<br />
besser als K<strong>in</strong>dern aus Hochhäusern (s.<br />
Abb. 6.17).<br />
K<strong>in</strong>der mit eigenem Zimmer (M=4,1) haben signifikant<br />
bessere Möglichkeiten sich zurückzuziehen<br />
als K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong> Zimmer für sich alle<strong>in</strong> haben<br />
(M=3,1). Das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen Zimmers<br />
ist eng an die Wohnform gebunden, beide<br />
Variablen haben aber ke<strong>in</strong>e Wechselwirkung, d.h.<br />
ke<strong>in</strong>en sich gegenseitig potenzierenden Effekt.<br />
78
Abb. 6.17: Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung<br />
nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
4,1<br />
Mehrfamilienhaus<br />
3,7<br />
Hochhaus<br />
3,4<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
Rückzugsmöglichkeit <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Interessanterweise f<strong>in</strong>den Mädchen eher als Jungen<br />
e<strong>in</strong>en Platz zum Rückzug.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,6) haben<br />
weniger gute Möglichkeiten sich zurückzuziehen<br />
als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=4,1).<br />
Ebenso s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der benachteiligt, die von Arbeitslosigkeit<br />
der Eltern betroffen s<strong>in</strong>d (M=3,4 zu<br />
M=4,0 bei K<strong>in</strong>dern, deren Familie nicht von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen s<strong>in</strong>d). Dabei ist zu beachten,<br />
dass es teilweise die gleichen K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d.<br />
Diese Unterschiede nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und Betroffenheit von Arbeitslosigkeit f<strong>in</strong>den sich<br />
nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>- und Mehrfamilienhäusern, <strong>in</strong> Hochhäusern<br />
erleben die K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>en Unterschied im statistischen<br />
S<strong>in</strong>ne.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
f<strong>in</strong>den seltener<br />
e<strong>in</strong>en Rückzugsort.<br />
Das allgeme<strong>in</strong>e Wohlbef<strong>in</strong>den und jenes <strong>in</strong> der<br />
Wohnung steigen tendenziell, aber nicht signifikant<br />
im statistischen S<strong>in</strong>ne auf dem Signifikanzniveau<br />
von p≤.001, mit der Möglichkeit, sich zurückziehen<br />
zu können.<br />
Nervenden Geschwistern aus dem Weg zu gehen<br />
gel<strong>in</strong>gt fast der Hälfte der befragten K<strong>in</strong>der (46%)<br />
immer und weiteren 21% oft (s. Abb. 6.18). 9%<br />
der K<strong>in</strong>der haben nie die Chance Geschwistern<br />
auszuweichen, wenn sie sich genervt fühlen.<br />
Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der hat<br />
Probleme „nervigen“ Geschwistern<br />
aus dem Weg<br />
zu gehen.<br />
79
Haben die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer und f<strong>in</strong>den sie<br />
es groß genug, können sie<br />
sich besser vor Geschwistern<br />
zurückziehen. E<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Wohnung ist dabei<br />
allerd<strong>in</strong>gs h<strong>in</strong>derlich.<br />
Die Anzahl der Geschwister<br />
zeigt ke<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />
mit der Möglichkeit,<br />
sich vor Geschwistern zurückzuziehen.<br />
Selbstredend fällt dieser Rückzug K<strong>in</strong>dern wesentlich<br />
leichter, die e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben<br />
(M=4,0 zu M=3,3). Die subjektiv e<strong>in</strong>geschätzte<br />
Größe des K<strong>in</strong>derzimmers spielt hierbei e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
auch wenn die K<strong>in</strong>der sich das Zimmer teilen müssen.<br />
Je größer das Zimmer empfunden wird, umso<br />
eher haben die K<strong>in</strong>der die Möglichkeit des Rückzugs<br />
vor Geschwistern (K<strong>in</strong>dern ohne eigenes<br />
Zimmer: r=.25; K<strong>in</strong>der mit eigenem Zimmer:<br />
r=.26). Der Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em Rückzugsplatz<br />
<strong>in</strong> der Wohnung ist dabei noch größer (K<strong>in</strong>dern<br />
ohne eigenes Zimmer: r=.30; K<strong>in</strong>der mit eigenem<br />
Zimmer: r=.37). Etwas ger<strong>in</strong>ger fällt der<br />
Zusammenhang mit der e<strong>in</strong>geschätzten Größe der<br />
Wohnung aus. Je kle<strong>in</strong>er die K<strong>in</strong>der die Wohnung<br />
e<strong>in</strong>schätzen, umso weniger sehen sie Möglichkeiten,<br />
sich vor Geschwistern zurück zu ziehen (r=-<br />
.20). Dieses Ergebnis ist von dem Vorhandense<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>es eigenen K<strong>in</strong>derzimmers unabhängig.<br />
Die Anzahl der Geschwister zeigt ke<strong>in</strong>en statistisch<br />
auffälligen Zusammenhang zu der Möglichkeit,<br />
sich vor diesen, wenn sie nerven, zurückzuziehen.<br />
Abb. 6.18: Möglichkeit Geschwistern aus dem Weg zu gehen, wenn diese<br />
nerven<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
46%<br />
21%<br />
15%<br />
10% 9%<br />
0%<br />
immer oft manchmal selten nie<br />
Rückzugsmöglichkeit vor den Geschwistern<br />
Die Möglichkeit, sich von den Geschwistern bei<br />
Bedarf zurückzuziehen, ist stark von der Wohnform<br />
abhängig (s. Abb. 6.19). Die wiederum hängt<br />
sehr stark mit dem Platzangebot der Wohnung und<br />
dem Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen K<strong>in</strong>derzimmers<br />
zusammen.<br />
80
Abb. 6.19: Rückzugsmöglichkeiten von den Geschwistern<br />
nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
4,0<br />
Mehrfamilienhaus<br />
3,7<br />
Hochhaus<br />
3,3<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
Rückzugsmöglichkeit vor den Geschwistern<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,5) fällt es<br />
deutlich schwerer, Geschwistern aus dem Weg zu<br />
gehen, als K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(M=4,0). Nach Wohnform getrennt betrachtet,<br />
bleibt dieser Unterschied im E<strong>in</strong>familien- und<br />
Mehrfamilienhaus bestehen, d.h. auch wenn die<br />
Wohnform eigentlich die Möglichkeit zum Rückzug<br />
bietet, können sich K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
schlechter von ihren Geschwistern distanzieren.<br />
Auch K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen s<strong>in</strong>d, haben die schlechteren<br />
Möglichkeiten sich von Geschwistern zurückzuziehen<br />
(M=3,4 mit Arbeitslosigkeit; M=3,9 ohne<br />
Arbeitslosigkeit).<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und K<strong>in</strong>der erwerbsloser<br />
Eltern können<br />
ihren Geschwistern<br />
schlechter aus dem Weg<br />
gehen.<br />
Wenn K<strong>in</strong>der für sich nie die Möglichkeit sehen,<br />
sich von ihren Geschwistern zurückzuziehen, wirkt<br />
dies negativ auf das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung.<br />
6.5 Rechte und Privatsphäre<br />
Die K<strong>in</strong>der dürfen im Durchschnitt mehr als „oft“<br />
(M=4,3) Freunde und Freund<strong>in</strong>nen mit nach Hause<br />
br<strong>in</strong>gen. 6% aller K<strong>in</strong>der dürfen dies allerd<strong>in</strong>gs nie<br />
oder höchstens selten (s. Abb. 6.20).<br />
6% der K<strong>in</strong>der dürfen nur<br />
selten ihre Freunde mit<br />
nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />
81
Abb. 6.20: Erlaubnis Freunde und Freund<strong>in</strong>nen mit nach Hause zu br<strong>in</strong>gen<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
58%<br />
25%<br />
11%<br />
4% 2%<br />
immer oft manchmal selten nie<br />
FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen dürfen<br />
Wenn K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer oder e<strong>in</strong> Garten<br />
zur Verfügung steht, dürfen<br />
sie häufiger FreundInnen<br />
mit nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />
K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer dürfen signifikant<br />
häufiger (M=4,4) Freunde und Freund<strong>in</strong>nen<br />
mit nach Hause br<strong>in</strong>gen als K<strong>in</strong>der ohne eigenes<br />
Zimmer (M=3,9). Interessanterweise trifft dieses<br />
Ergebnis auch für den eigenen Garten zu (M=4,4<br />
mit eigenem Garten). Obwohl auch K<strong>in</strong>der ohne<br />
eigenen Garten immer noch „oft“ (M=4,0) Freund-<br />
Innen mit nach Hause br<strong>in</strong>gen dürfen, steigert das<br />
Vorhandense<strong>in</strong> des Gartens die Besuchserlaubnis.<br />
So zeigt es sich auch, dass die Erlaubnis Freund-<br />
Innen mitzubr<strong>in</strong>gen signifikant von der Wohnform<br />
abhängt (s. Abb. 6.21).<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=4,1) dürfen<br />
signifikant seltener FreundInnen mit nach Hause<br />
br<strong>in</strong>gen als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(M=4,4). Allerd<strong>in</strong>gs zeigt sich dieser Effekt nicht <strong>in</strong><br />
Hochhäusern, d.h. ab e<strong>in</strong>er bestimmten Enge <strong>in</strong><br />
den Wohnverhältnissen ist das Mitbr<strong>in</strong>gen von<br />
FreundInnen unabhängig vom Migrantenstatus<br />
seltener gestattet. Das gleiche Ergebnis f<strong>in</strong>det<br />
sich, wenn die K<strong>in</strong>der getrennt danach betrachtet<br />
werden, ob <strong>in</strong> ihrer Familie Arbeitslosigkeit vorkommt<br />
oder nicht. K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen s<strong>in</strong>d (M=4,0), dürfen signifikant<br />
seltener FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen als K<strong>in</strong>der,<br />
deren Familien nicht betroffen s<strong>in</strong>d (M=4,4). Und<br />
auch hier verschw<strong>in</strong>det der Unterschied <strong>in</strong> den<br />
Hochhäusern.<br />
82
Abb. 6.21: Erlaubnis Freunde und Freund<strong>in</strong>nen<br />
mit nach Hause zu br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von der Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
4,4<br />
Mehrfamilienhaus<br />
4,2<br />
Hochhaus<br />
3,9<br />
1 2 3 4 5<br />
stimmt nicht<br />
stimmt völlig<br />
FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen dürfen<br />
Die Besuchserlaubnis von Freunden und Freund<strong>in</strong>nen<br />
steigt mit zunehmendem Alter deutlich an (s.<br />
Abb. 6.22).<br />
Mit steigendem Alter dürfen<br />
die K<strong>in</strong>der häufiger<br />
FreundInnen mit nach<br />
Hause br<strong>in</strong>gen.<br />
Abb. 6.22: Erlaubnis FreundInnen mit nach Hause zu<br />
br<strong>in</strong>gen, nach Alter<br />
immer<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
nie<br />
1,0<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
FreundInnen mitbr<strong>in</strong>gen dürfen<br />
6.6 Lautstärke <strong>in</strong> der Wohnung<br />
Wann dürfen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Zimmer laut se<strong>in</strong>,<br />
können sie so laut wie sie wollen Musik hören und<br />
wird Toben erlaubt Wenn die Eltern nicht Zuhause<br />
s<strong>in</strong>d, dürfen die K<strong>in</strong>der be<strong>in</strong>ahe „oft“ (M=3,6)<br />
laut se<strong>in</strong>, s<strong>in</strong>d die Eltern h<strong>in</strong>gegen Zuhause reduziert<br />
sich die Häufigkeit auf „manchmal“ (M=2,9).<br />
17% der K<strong>in</strong>der dürfen nie laut se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Anwesen-<br />
83<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der dürfen<br />
<strong>in</strong> ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
auch e<strong>in</strong>mal Lärm machen.
heit der Eltern und 9% dürfen das immer. S<strong>in</strong>d die<br />
Eltern nicht Zuhause, dürfen trotzdem 10% nie<br />
laut se<strong>in</strong> und 34% immer (s. Abb. 6.23).<br />
Abb. 6.23: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen nach Anwesenheit der Eltern<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
9%<br />
34%<br />
32%<br />
21% 22% 23%<br />
22%<br />
12%<br />
mit Eltern<br />
ohne Eltern<br />
17%<br />
10%<br />
0%<br />
immer oft manchmal selten nie<br />
Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen<br />
S<strong>in</strong>d die Eltern nicht Zuhause, dürfen K<strong>in</strong>der im<br />
E<strong>in</strong>familienhaus deutlich häufiger laut se<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der<br />
aus Mehrfamilien- oder Hochhäusern (s. Abb.<br />
6.24).<br />
Abb. 6.24: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern<br />
abwesend s<strong>in</strong>d, nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
3,8<br />
Mehrfamilienhaus<br />
3,3<br />
Hochhaus<br />
3,1<br />
1 2 3 4 5<br />
nie<br />
immer<br />
Zuhause laut se<strong>in</strong>, wenn Eltern nicht da s<strong>in</strong>d<br />
84
E<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer steigert die erlaubte<br />
Häufigkeit des Lautse<strong>in</strong>s. Dieser Effekt zeigt sich<br />
aber nicht im Mehrfamilienhaus, d.h. hier werden<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich die Nachbarn e<strong>in</strong>e gewisse Kontrollfunktion<br />
darüber ausüben, dass die K<strong>in</strong>der<br />
nicht zu häufig zu laut s<strong>in</strong>d.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,3) dürfen<br />
signifikant seltener laut se<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,7). Auch K<strong>in</strong>der, deren<br />
Familien von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d,<br />
dürfen seltener laut se<strong>in</strong> (M=3,0 gegenüber<br />
M=3,6).<br />
Bei e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer,<br />
dürfen die K<strong>in</strong>der häufiger<br />
laut se<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
oder erwerbslosen<br />
Eltern dürfen seltener<br />
<strong>in</strong> ihrem Zimmer laut se<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong>der der vierten Klasse dürfen deutlich seltener<br />
bei Abwesenheit der Eltern laut se<strong>in</strong> als die älteren<br />
K<strong>in</strong>der (s. Abb. 6.25), bzw. ältere K<strong>in</strong>der nehmen<br />
sich dieses Recht häufiger.<br />
Abb. 6.25: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern abwesend<br />
s<strong>in</strong>d, nach Alter<br />
immer<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
nie<br />
1,0<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern abw esend s<strong>in</strong>d<br />
Wenn die Eltern h<strong>in</strong>gegen Zuhause s<strong>in</strong>d, dürfen<br />
die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt seltener laut se<strong>in</strong>, als wenn<br />
die Eltern außer Haus s<strong>in</strong>d. Auch bei dieser Frage<br />
zeigt sich e<strong>in</strong> deutlicher Wohnformeffekt. K<strong>in</strong>der<br />
aus E<strong>in</strong>familienhäusern dürfen auch wenn die Eltern<br />
daheim s<strong>in</strong>d häufiger laut se<strong>in</strong> als K<strong>in</strong>der aus<br />
Mehrfamilien- oder Hochhäusern (s. Abb. 6.26).<br />
Wenn die Eltern zu Hause<br />
s<strong>in</strong>d, dürfen die K<strong>in</strong>der seltener<br />
laut se<strong>in</strong>, vor allem<br />
<strong>in</strong> Mehrfamilien- oder<br />
Hochhäusern.<br />
85
Abb. 6.26: Zuhause laut se<strong>in</strong> dürfen, wenn Eltern<br />
daheim s<strong>in</strong>d, nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
3,0<br />
Mehrfamilienhaus<br />
2,6<br />
Hochhaus<br />
2,3<br />
1 2 3 4 5<br />
nie<br />
immer<br />
Zuhause laut se<strong>in</strong>, wenn Eltern Daheim s<strong>in</strong>d<br />
Demgemäß können K<strong>in</strong>der mit eigenem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
(das s<strong>in</strong>d auch vermehrt K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
92%), häufiger <strong>in</strong> Anwesenheit der<br />
Eltern laut se<strong>in</strong>.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
ist nicht davon bee<strong>in</strong>flusst,<br />
ob sie Lärm machen<br />
dürfen oder nicht.<br />
Auch <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht dürfen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(M=2,6) weniger als K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,0). Ebenso dürfen<br />
K<strong>in</strong>der, deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
s<strong>in</strong>d seltener laut <strong>in</strong> ihrem Zimmer se<strong>in</strong>, wenn die<br />
Eltern daheim s<strong>in</strong>d als K<strong>in</strong>der, deren Eltern nicht<br />
arbeitslos s<strong>in</strong>d (M=2,9).<br />
Im K<strong>in</strong>derzimmer laut se<strong>in</strong> dürfen, ob Eltern nun<br />
anwesend s<strong>in</strong>d oder nicht, wirkt sich nicht auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der aus.<br />
E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der dürfen<br />
<strong>in</strong> ihrem Zimmer nie so<br />
laut Musik hören wie sie<br />
möchten.<br />
Wie sieht es damit aus, wenn K<strong>in</strong>der laut Musik<br />
hören möchten Fast e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der dürfen<br />
nie so laut Musik <strong>in</strong> ihrem Zimmer hören wie sie<br />
möchten und 12% dürfen das immer (s. Abb.<br />
6.27).<br />
86
Abb. 6.27: Im Zimmer so laut Musik hören wie gewünscht<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
12%<br />
18%<br />
25% 22% 24%<br />
0%<br />
immer oft manchmal selten nie<br />
laut Musik hören<br />
Weniger von der Wohnform als vielmehr von dem<br />
Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es eigenen K<strong>in</strong>derzimmers abhängig<br />
ist die Möglichkeit, im K<strong>in</strong>derzimmer so<br />
laut Musik hören zu dürfen wie die K<strong>in</strong>der wollen<br />
(M=2,8 mit eigenem Zimmer; M=2,4 ohne eigenes<br />
Zimmer).<br />
Wenn die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer haben, dürfen<br />
sie häufiger im K<strong>in</strong>derzimmer<br />
laut Musik hören.<br />
Auch hier dürfen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(M=2,5) weniger häufig laute Musik hören (K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund M=2,8). Arbeitslosigkeit<br />
<strong>in</strong> der Familie schlägt hier <strong>in</strong>teressanterweise<br />
weniger zu Buche, die Unterschiede s<strong>in</strong>d nicht im<br />
statistischen S<strong>in</strong>ne auffällig.<br />
Das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der wird nicht von der<br />
Lautstärke, mit der sie Musik hören dürfen, bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Neben lauter Musik, kann es für K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Bedürfnis<br />
se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben zu dürfen.<br />
16% der K<strong>in</strong>der dürfen das allerd<strong>in</strong>gs nie.<br />
24% dürfen h<strong>in</strong>gegen immer toben, wenn sie es<br />
wollen (s. Abb. 6.28).<br />
16% der K<strong>in</strong>der dürfen nie<br />
<strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben.<br />
87
Abb. 6.28: Im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben dürfen<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
24%<br />
20% 22% 19%<br />
16%<br />
0%<br />
immer oft manchmal selten nie<br />
herumtoben dürfen<br />
K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Zimmer dürfen häufiger<br />
dar<strong>in</strong> herumtoben.<br />
K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben (M=3,3),<br />
dürfen signifikant häufiger dar<strong>in</strong> herumtoben als<br />
K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>derzimmer haben<br />
(M=2,6). Die Möglichkeit zu toben steigt mit der<br />
Anzahl der Zimmer <strong>in</strong> der Wohnung (r=.17) sowie<br />
der Gegebenheit e<strong>in</strong>es Rückzugplatzes (r=.22)<br />
leicht an und nimmt ab, wenn die Wohnung als zu<br />
kle<strong>in</strong> erlebt wird (r=-.13).<br />
Die Erlaubnis herumzutoben hängt sehr stark von<br />
der Wohnform ab (s. Abb. 6.29).<br />
Abb. 6.29: Im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben dürfen<br />
nach Wohnform<br />
E<strong>in</strong>familienhaus<br />
3,2<br />
Mehrfamilienhaus<br />
3,0<br />
Hochhaus<br />
2,5<br />
1 2 3 4 5<br />
nie<br />
immer<br />
im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben dürfen<br />
88
K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern dürfen signifikant<br />
häufiger im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben als K<strong>in</strong>der<br />
aus Mehrfamilienhäusern, die aber wiederum signifikant<br />
häufiger toben dürfen als K<strong>in</strong>der aus<br />
Hochhäusern. Die Wohnform weist aber auch e<strong>in</strong>en<br />
sehr großen Zusammenhang mit der Wohnungsgröße<br />
und somit mit dem Vorhandense<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derzimmers auf.<br />
Interessanterweise haben Mädchen (M=3,3), anders<br />
als erwartet, signifikant häufiger die Erlaubnis<br />
<strong>in</strong> ihrem Zimmer herumzutoben als Jungen<br />
(M=3,1).<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=2,8) dürfen<br />
deutlich seltener <strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben als<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (M=3,3).<br />
Ebenso ergeht es K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> deren Familien Arbeitslosigkeit<br />
besteht, mit nahezu identischen Mittelwerten<br />
(K<strong>in</strong>der Arbeitsloser: M=2,8; K<strong>in</strong>der ohne<br />
Betroffenheit von Arbeitslosigkeit: M=3,2).<br />
Mädchen dürfen häufiger<br />
<strong>in</strong> ihrem Zimmer herumtoben<br />
als Jungen.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
oder erwerbslosen<br />
Eltern erhalten seltener<br />
die Erlaubnis, <strong>in</strong> ihrem<br />
Zimmer herumzutoben.<br />
Die Möglichkeit im K<strong>in</strong>derzimmer herumtoben zu<br />
dürfen zeigt e<strong>in</strong>en leichten Zusammenhang mit<br />
dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung (r=.13).<br />
Wie wird das Recht auf Privatsphäre der K<strong>in</strong>der<br />
eigentlich vom Rest der Familie respektiert Die<br />
K<strong>in</strong>der wurden danach gefragt, wie häufig andere<br />
<strong>in</strong> ihr K<strong>in</strong>derzimmer ohne anzuklopfen e<strong>in</strong>treten,<br />
wenn sie die K<strong>in</strong>derzimmertür geschlossen haben.<br />
Im Mittel erleben die K<strong>in</strong>der es etwas mehr als<br />
manchmal (M=3,2), dass jemand <strong>in</strong>s Zimmer tritt,<br />
ohne anzuklopfen. Be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong> Viertel (24%) erlebt<br />
dies sogar immer und nur 15% erleben das<br />
nie (s. Abb. 6.30).<br />
E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der machen<br />
ständig die Erfahrung,<br />
dass ihr Zimmer ohne<br />
vorher anzuklopfen betreten<br />
wird.<br />
Zu dieser Frage zeigen sich ke<strong>in</strong>erlei Unterschiede<br />
bezogen auf die unterschiedlichen Wohnformen.<br />
Jungen erleben den E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> ihre Privatsphäre<br />
signifikant häufiger (M=3,3) als Mädchen (M=3,1).<br />
Andere Gruppenunterschiede zeigen sich nicht.<br />
Die Privatsphäre von Mädchen<br />
wird häufiger gewahrt.<br />
89
Abb. 6.30: Ohne anzuklopfen <strong>in</strong>s geschlossene K<strong>in</strong>derzimmer e<strong>in</strong>treten<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
24%<br />
21% 21% 19%<br />
15%<br />
0%<br />
immer oft manchmal selten nie<br />
ohne anklopfen <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>derzimmer e<strong>in</strong>treten<br />
Es zeigt sich e<strong>in</strong> leichter negativer Zusammenhang<br />
zwischen der Tatsache, dass andere <strong>in</strong> das K<strong>in</strong>derzimmer<br />
kommen, ohne anzuklopfen und dem allgeme<strong>in</strong>en<br />
sowie dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />
(jeweils r=.13).<br />
Vor allem Familien aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
haben e<strong>in</strong>en<br />
eigenen Garten, <strong>in</strong><br />
dem die K<strong>in</strong>der spielen<br />
dürfen.<br />
6.7 Der eigene Garten<br />
83% aller befragten K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong>en Garten,<br />
den sie zum Spielen nutzen können. Sehr deutlich<br />
ist der Unterschied zwischen den verschiedenen<br />
Wohnformen (s. Abb. 6.31), so haben <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
signifikant mehr K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Garten zur Verfügung als <strong>in</strong> den Mehrfamilienhäusern,<br />
die haben aber wiederum signifikant<br />
häufiger e<strong>in</strong>en Garten als die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Hochhäusern.<br />
Das spiegelt sich auch im Vergleich der<br />
Stadtteile. Die K<strong>in</strong>der aus der Hochhaussiedlung<br />
geben signifikant seltener an, e<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />
zu haben als K<strong>in</strong>der aller anderen Stadtteile.<br />
Ausschließlich Häuser, die an e<strong>in</strong>er „großen Straße“<br />
stehen, haben seltener e<strong>in</strong>en Garten.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
und K<strong>in</strong>der, deren Familie von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen ist, haben seltener e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Garten. Zu dieser Frage zeigt sich ke<strong>in</strong>e im statistischen<br />
S<strong>in</strong>ne signifikante Wechselwirkung.<br />
90
Abb. 6.31: Eigener Garten nach Wohnform<br />
100%<br />
97%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
67%<br />
22%<br />
0%<br />
E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />
Wohnform<br />
Der eigene Garten steigert sowohl das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der Wohnung als auch im Stadtteil der K<strong>in</strong>der<br />
dieser Altersgruppe (s. Abb. 6.32).<br />
Abb. 6.32: Der E<strong>in</strong>fluss des eigenen Gartens auf<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
Wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
eigenen Garten spielen<br />
können, fühlen sie sich<br />
wohler.<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil<br />
5,3<br />
5,8<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der<br />
Wohnung<br />
5,8<br />
6,4<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
hoch<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
eigener Garten ke<strong>in</strong> Garten<br />
91
4% der K<strong>in</strong>der haben nirgendwo<br />
die Möglichkeit, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Garten zu spielen.<br />
K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
können am häufigsten<br />
fremde Gärten nutzen.<br />
6.8 Nutzung anderer Gärten<br />
Gärten Anderer können 91% der befragten K<strong>in</strong>der<br />
nutzen. 23% aller K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>en eigenen Garten<br />
haben, können auch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em anderen Garten<br />
spielen. Insgesamt haben 4% der K<strong>in</strong>der nirgendwo<br />
die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Garten zu spielen.<br />
Die Nutzungsmöglichkeit anderer Gärten hängt<br />
sehr stark von der Wohnform ab. Am häufigsten<br />
können K<strong>in</strong>der aus E<strong>in</strong>familienhäusern fremde<br />
Gärten nutzen, danach die K<strong>in</strong>der aus Mehrfamilienhäusern,<br />
gefolgt von K<strong>in</strong>dern aus Hochhäusern<br />
(s. Abb. 6.33).<br />
Abb. 6.33: Die Möglichkeit andere Gärten zu nutzen, nach Wohnform<br />
100%<br />
80%<br />
94%<br />
88%<br />
80%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
E<strong>in</strong>familienhaus Mehrfamilienhaus Hochhaus<br />
Wohnform<br />
Interessant an diesem Ergebnis ist die Tatsache,<br />
dass dieser Unterschied verschw<strong>in</strong>det, wenn die<br />
K<strong>in</strong>der getrennt danach betrachtet werden, ob sie<br />
e<strong>in</strong>en eigenen Garten zur Verfügung haben oder<br />
nicht. K<strong>in</strong>der mit eigenem Garten können <strong>in</strong>sgesamt<br />
gesehen zu 94% zusätzlich e<strong>in</strong>en fremden<br />
Garten nutzen, K<strong>in</strong>der ohne eigenen Garten können<br />
dies nur zu 77% und es zeigen sich ke<strong>in</strong>e<br />
Wohnformeffekte mehr.<br />
K<strong>in</strong>der, deren Familien von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
s<strong>in</strong>d, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>der mit<br />
92
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können seltener e<strong>in</strong>en<br />
fremden Garten nutzen.<br />
6.9 Änderungswünsche an der<br />
Wohnung<br />
Mit Hilfe e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der<br />
danach gefragt, was sie an ihrer Wohnung oder<br />
ihrem Haus sofort verändern würden, wenn sie<br />
alles so zaubern könnten, dass es ihnen richtig gut<br />
gefällt. Diese Frage wurde bewusst an den Anfang<br />
des Blockes zur eigenen Wohnung gestellt, damit<br />
die K<strong>in</strong>der möglichst unbee<strong>in</strong>flusst vom Fragebogen<br />
auf diese Frage antworten konnten. Insgesamt<br />
wurden 5.332 Antworten (Erhebungsjahr<br />
2005 und 2006) mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse<br />
e<strong>in</strong>er von 62 möglichen Kategorien zugeordnet.<br />
E<strong>in</strong> Viertel aller befragten K<strong>in</strong>der will gar nichts an<br />
der Wohnung verändern. Wenn überhaupt etwas<br />
verändert werden soll (s. Abb. 6.34), dann ist es<br />
an erster Stelle das eigene Zimmer, werden alle<br />
Aussagen zum eigenen Zimmer zusammengezählt,<br />
dann haben fast e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der Veränderungswünsche<br />
zum K<strong>in</strong>derzimmer und hier vor<br />
allem den Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren eigenen<br />
Zimmer. An zweiter Stelle wünschen sich die K<strong>in</strong>der<br />
mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung, gefolgt vom Garten.<br />
E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der hat<br />
ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche<br />
an die Wohnung.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der möchten<br />
etwas an ihrem K<strong>in</strong>derzimmer<br />
verändern.<br />
Abb. 6.34: Änderungswünsche an der Wohnung<br />
20%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
10%<br />
12%<br />
9% 9%<br />
8%<br />
7%<br />
4% 4%<br />
0%<br />
größeres<br />
eigenes<br />
Zimmer<br />
mehr Platz <strong>in</strong><br />
der Wohnung<br />
Garten<br />
me<strong>in</strong> Zimmer Schwimmbad<br />
/ Pool<br />
neue Möbel<br />
eigenes<br />
Zimmer<br />
Änderungswünsche<br />
93
Wenn die K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer haben, wünschen<br />
sie sich dies an erster<br />
Stelle.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Ergebnis ist, dass die K<strong>in</strong>der, die<br />
e<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, zu 27% ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche<br />
an der Wohnung haben. Wenn die<br />
K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong> eigenes Zimmer haben, s<strong>in</strong>kt diese<br />
Zahl auf 16% ab. An erster Stelle der Wünsche<br />
dieser K<strong>in</strong>der steht dann der Wunsch nach e<strong>in</strong>em<br />
eigenen Zimmer (22%), gefolgt von dem Wunsch<br />
nach mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung (14%).<br />
Aber auch K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>en eigenen Garten haben,<br />
wünschen sich doppelt so häufig wie die anderen<br />
K<strong>in</strong>der (16% ohne Garten; 8% mit Garten)<br />
mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung und dreimal häufiger<br />
e<strong>in</strong> eigenes Zimmer (10% ohne Garten; 3% mit<br />
Garten). Das deutet darauf h<strong>in</strong>, dass ke<strong>in</strong>en Garten<br />
zu haben konform mit schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen<br />
geht, d.h. kle<strong>in</strong>ere engere Wohnungen.<br />
Diese K<strong>in</strong>der haben aber genauso häufig Änderungswünsche<br />
zur Kategorie „Garten“ wie K<strong>in</strong>der,<br />
die e<strong>in</strong>en Garten haben. Diese Kategorie be<strong>in</strong>haltet<br />
sowohl den Aspekt sich überhaupt e<strong>in</strong>en Garten<br />
zu wünschen als auch Änderungsaspekte zu<br />
e<strong>in</strong>em vorhandenen Garten. Der Garten kann als<br />
Ergänzung zur engen Wohnung, quasi als Ausweichraum,<br />
dienen. Insgesamt gesehen ist den<br />
K<strong>in</strong>dern die Größe der Wohnung aber wichtiger als<br />
e<strong>in</strong> Garten.<br />
K<strong>in</strong>der, die ihr Zimmer als<br />
zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den, wünschen<br />
sich als erstes e<strong>in</strong><br />
größeres Zimmer.<br />
Ist den K<strong>in</strong>dern die Wohnung<br />
zu kle<strong>in</strong>, ist e<strong>in</strong>e größere<br />
Wohnung der vordr<strong>in</strong>glichste<br />
Wunsch.<br />
Wenn K<strong>in</strong>der ihr Zimmer als zu kle<strong>in</strong> erleben,<br />
wünschen sie sich an erster Stelle (26%) e<strong>in</strong> größeres<br />
eigenes Zimmer (zu 6% der K<strong>in</strong>der, die ihr<br />
Zimmer groß genug f<strong>in</strong>den), gefolgt von mehr<br />
Platz <strong>in</strong> der Wohnung (14% zu 7%) und dem<br />
Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer (9% zu 2%).<br />
Ähnlich sehen die Ergebnisse aus, wenn die K<strong>in</strong>der<br />
die Wohnung <strong>in</strong>sgesamt als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den,<br />
dann wünschen sie sich mit deutlichem Abstand<br />
e<strong>in</strong>e größere Wohnung (30% zu 8%), aber im Verhältnis<br />
noch etwas häufiger e<strong>in</strong> eigenes Zimmer<br />
(13% zu 3%). Die E<strong>in</strong>schätzung der Wohnungsgröße<br />
zieht allerd<strong>in</strong>gs wieder mehr Veränderungswünsche<br />
zur Kategorie „Garten“ nach sich.<br />
Gibt es nach E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der zu wenig<br />
Rückzugsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Wohnung, dann<br />
wünschen sich diese K<strong>in</strong>der viere<strong>in</strong>halb mal häufiger<br />
e<strong>in</strong> eigenes Zimmer (9% zu 2%), aber auch<br />
der Wunsch nach mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung<br />
(13% zu 8%) und nach e<strong>in</strong>em größeren eigenem<br />
Zimmer (13% zu 11%) ist häufiger. Diese Ergebnisse<br />
machen deutlich, wie wichtig e<strong>in</strong> ausreichend<br />
großes Raumangebot für K<strong>in</strong>der ist. Schlechtere<br />
94
Wohnbed<strong>in</strong>gungen zeichnen sich im Rahmen dieser<br />
Untersuchung durch kle<strong>in</strong>e Wohnungen, weniger<br />
Zimmer und ke<strong>in</strong>en Garten aus. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />
Bedürfnispyramide ist aber dann zuerst der<br />
Wunsch nach e<strong>in</strong>er größeren Wohnungen bei den<br />
K<strong>in</strong>der geweckt und danach erst der Wunsch nach<br />
e<strong>in</strong>em Garten, der ja auch als Ausweichraum, vor<br />
allem im Sommer, genutzt werden kann.<br />
Berichtenswerte Unterschiede zwischen Jungen<br />
und Mädchen zeigen sich auf den h<strong>in</strong>teren der ersten<br />
zehn Rangplätze, so wünschen sich die Mädchen<br />
deutlicher als die Jungen e<strong>in</strong> Zimmer für sich<br />
alle<strong>in</strong> und würden ihr Zimmer eher verändern.<br />
Jungen wünschen sich mehr Veränderungen als<br />
die Mädchen zum Fernseher und Computer.<br />
Mit zunehmendem Alter nimmt die Zufriedenheit<br />
<strong>in</strong>sgesamt leicht ab, denn es gibt immer weniger<br />
K<strong>in</strong>der, die „nichts“ an der Wohnung verändern<br />
würden. Berichtenswerte Unterschiede zeigen sich<br />
nur dar<strong>in</strong>, dass die Kategorie „Badezimmer“ ab<br />
Klasse 7 unter den ersten zehn Rangplätzen genannt<br />
wird. Das Bad wird zwar <strong>in</strong>sgesamt von den<br />
Mädchen häufiger genannt, aber bei den Jungen<br />
steigt der Wert von der vierten bis zur achten<br />
Klasse um mehr als das dreifache an, während<br />
sich der Wert der Mädchen etwas mehr als verdoppelt,<br />
d.h. die Bedeutung des Bades steigt bei<br />
den Jungen mit zunehmendem Alter deutlicher an<br />
als bei den Mädchen. Für die älteren K<strong>in</strong>der beiderlei<br />
Geschlechts sche<strong>in</strong>t also das Äußere und die<br />
Körperpflege wichtiger zu werden, sodass das Badezimmer<br />
an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Der Wunsch<br />
nach e<strong>in</strong>em Badezimmer ist von der Größe der<br />
Wohnung unabhängig.<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />
desto mehr möchten sie an<br />
der Wohnung, vor allem<br />
dem Bad, verändern.<br />
Bezogen auf die Wohnformen (E<strong>in</strong>familienhaus,<br />
Mehrfamilienhaus und Hochhaus) zeigen sich deutliche<br />
Unterschiede. K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Hochhäusern<br />
wohnen, wünschen sich an erster Stelle mehr Platz<br />
<strong>in</strong> der Wohnung, an zweiter Stelle e<strong>in</strong> eigenes<br />
Zimmer und erst an dritter Stelle e<strong>in</strong> größeres eigenes<br />
Zimmer. Dieser Wunsch steht bei den K<strong>in</strong>dern<br />
aus E<strong>in</strong>- oder Mehrfamilienhäusern bereits<br />
auf Platz e<strong>in</strong>s. In Hochhäusern sche<strong>in</strong>t also das<br />
Platzangebot häufig generell so beschränkt zu<br />
se<strong>in</strong>, dass die gesamte Wohnung als zu eng erlebt<br />
wird, bzw. dass ke<strong>in</strong>e Möglichkeit besteht, den<br />
K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> eigenes Zimmer zu bieten. Aber auch<br />
den K<strong>in</strong>dern aus Mehrfamilienhäusern ist mehr<br />
Platz <strong>in</strong> der Wohnung und e<strong>in</strong> eigenes Zimmer zu<br />
haben, e<strong>in</strong> größeres Bedürfnis als K<strong>in</strong>dern aus E<strong>in</strong>-<br />
95
familienhäusern, bei denen beides eher gegeben<br />
ist. Dafür wünschen sich diese K<strong>in</strong>der eher als die<br />
beiden anderen Gruppen e<strong>in</strong> Schwimmbad bzw.<br />
Pool, das heißt also Wünsche, die sich nicht auf die<br />
Grundfunktionen der Wohnung beziehen. K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
und von Arbeitslosigkeit betroffene Familien<br />
wohnen vermehrt <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder<br />
Hochhäusern. Diese K<strong>in</strong>der sagen entsprechend<br />
seltener, dass sie ke<strong>in</strong>erlei Veränderungswünsche<br />
an die Wohnung haben.<br />
Bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ist der<br />
Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Zimmer vordr<strong>in</strong>glicher.<br />
Die Wünsche von K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
unterscheiden sich zum Teil deutlich.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund würden sich<br />
deutlich stärker e<strong>in</strong> eigenes Zimmer zaubern (4.<br />
Rangplatz zu 11. Rangplatz bei K<strong>in</strong>dern ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund). K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
würden eher D<strong>in</strong>ge am Garten,<br />
Haustiere und zu Renovierungen zaubern. Dieser<br />
Wunsch nach e<strong>in</strong>em eigenen Zimmer lässt sich<br />
e<strong>in</strong>erseits damit erklären, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
häufiger <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Wohnungen<br />
leben und andererseits aufgrund der größeren Geschwisterzahl<br />
(s. Kap. 3) diese kle<strong>in</strong>ere Wohnung<br />
auch mit mehr Personen teilen müssen.<br />
Die Unterschiede der Veränderungswünsche zwischen<br />
K<strong>in</strong>dern Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>dern aus<br />
Zweielternfamilien f<strong>in</strong>den sich auf dem letzten der<br />
ersten zehn Rangplätze. K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender<br />
wünschen sich eher Haustiere und Renovierungen.<br />
Beides lässt sich über die tendenziell schlechteren<br />
Wohnbed<strong>in</strong>gungen Alle<strong>in</strong>erziehender erklären, die<br />
sowohl die Haustierhaltung erschweren (Mietwohnungen)<br />
als auch zum Teil e<strong>in</strong>e schlechtere Bausubstanz<br />
haben.<br />
K<strong>in</strong>der deren Familie von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
ist, wünschen sich eher e<strong>in</strong> eigenes Zimmer und<br />
K<strong>in</strong>der, die nicht von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
s<strong>in</strong>d, eher e<strong>in</strong> größeres eigenes Zimmer. Hier<br />
spielt e<strong>in</strong>e Rolle, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
auch stärker von der Arbeitslosigkeit der<br />
Eltern betroffen s<strong>in</strong>d, sodass es sich um e<strong>in</strong>en Effekt<br />
der Wohnbed<strong>in</strong>gungen und Familiengröße der<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund handeln dürfte.<br />
96
Abb. 6.35: E<strong>in</strong>fluss des Veränderungswunsches auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnung<br />
nichts<br />
Schwimmbad<br />
Garten<br />
größeres eigenes Zimmer<br />
me<strong>in</strong> Zimmer<br />
mehr Platz <strong>in</strong> der Wohnung<br />
eigenes Zimmer<br />
6,8<br />
6,6<br />
6,3<br />
6,3<br />
6,0<br />
6,0<br />
5,8<br />
alles<br />
4,9<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
ger<strong>in</strong>g<br />
hoch<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
K<strong>in</strong>der, die alles an der Wohnung oder ihr Zimmer<br />
verändern möchten, und K<strong>in</strong>der, die sich mehr<br />
Platz <strong>in</strong> der Wohnung wünschen, berichten von<br />
e<strong>in</strong>em deutlich ger<strong>in</strong>gerem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Wohnung als K<strong>in</strong>der, die nichts oder eher „Luxus“<br />
wie e<strong>in</strong> Schwimmbad verändern würden (s. Abb.<br />
6.35). Der Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren Zimmer<br />
oder Veränderungswünsche am Garten schlagen<br />
sich dagegen nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutlich verm<strong>in</strong>derten<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den nieder. Wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der geschlossenen<br />
Frage ankreuzen, dass sie ihr Zimmer<br />
als zu kle<strong>in</strong> empf<strong>in</strong>den, geht das mit e<strong>in</strong>em deutlich<br />
verm<strong>in</strong>derten Wohlbef<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>her (s. Abschnitt<br />
6.2). Alle<strong>in</strong> der Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren<br />
Zimmer drückt also nicht zw<strong>in</strong>gend die Tatsache<br />
aus, dass das eigene Zimmer als zu kle<strong>in</strong> erlebt<br />
wird. Den Wunsch nach e<strong>in</strong>em größeren Zimmer<br />
können K<strong>in</strong>der auch dann haben, wenn sie<br />
das eigene Zimmer eigentlich für groß genug halten.<br />
Wenn es gravierende Mängel<br />
an der Wohnung s<strong>in</strong>d,<br />
die die K<strong>in</strong>der zu verändern<br />
wünschen, dann ist<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Wohnung bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
97
7. Das Wohnquartier<br />
In diesem Kapitel wird die k<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong>schätzung<br />
des direkten Wohnumfeldes im Wohnquartier dargestellt.<br />
Das Thema br<strong>in</strong>gt es mit sich, dass <strong>in</strong> diesem<br />
Abschnitt die Unterschiede zwischen den<br />
zwanzig analysierten Stadtteilen besonders groß<br />
und die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten besonders<br />
ausgeprägt s<strong>in</strong>d. Auf die <strong>in</strong>dividuellen Besonderheiten<br />
e<strong>in</strong>es jeden Stadtteils soll <strong>in</strong> diesem Bericht<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur wenig Gewicht gelegt werden. Vielmehr<br />
wird e<strong>in</strong>e übergeordnete Perspektive e<strong>in</strong>genommen<br />
und die Grundmuster der Antworten der<br />
K<strong>in</strong>der, die über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg gelten, werden<br />
herausgearbeitet. An bestimmten Stellen wird<br />
allerd<strong>in</strong>gs anhand von E<strong>in</strong>zelbeispielen gezeigt,<br />
wie die Analyse der für den jeweiligen Stadtteil<br />
erhobenen Daten e<strong>in</strong>en auch für kommunale Bedürfnisse<br />
<strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die k<strong>in</strong>dliche<br />
Lebenswelt dieses Stadtteils bietet.<br />
Folgende Aspekte des Lebens im unmittelbaren<br />
Umfeld der Wohnung der K<strong>in</strong>der, also im Stadtteil,<br />
werden im E<strong>in</strong>zelnen dargestellt: Wie gestaltet<br />
sich das Leben und Spielen der K<strong>in</strong>der draußen im<br />
Stadtteil Wie wird die subjektive Sicherheit e<strong>in</strong>geschätzt<br />
Wie wirken die Jugendlichen im Stadtteil<br />
auf die K<strong>in</strong>der Wie sieht es mit Freizeitangeboten<br />
im Stadtteil aus Wie ist das soziale Mite<strong>in</strong>ander,<br />
vor allem bezogen auf verschiedene Generationen<br />
und Nationalitäten Wie beurteilen die<br />
K<strong>in</strong>der die vorherrschende Gestaltung der Häuser<br />
und die Landschaft, die den Stadtteil umgibt<br />
Spielen ästhetische Fragen bei der Beurteilung des<br />
Stadtteils durch die K<strong>in</strong>der überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle<br />
Wie beurteilen die K<strong>in</strong>der die Verkehrssituation<br />
sowie die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
Was s<strong>in</strong>d die häufigsten Treffpunkte der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil und was tun sie dann dort Welches<br />
s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />
und vor allem, was zeichnet die Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
der K<strong>in</strong>der aus Welche Stellen im Stadtteil empf<strong>in</strong>den<br />
die K<strong>in</strong>der als besonders schön Und welches<br />
s<strong>in</strong>d Orte, an denen sich die K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />
unsicher fühlen und warum ist das so Was<br />
möchten die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil am liebsten<br />
verändern<br />
Abschließend werden die deutlichsten E<strong>in</strong>flüsse auf<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil aufgezeigt.<br />
98
7.1 Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien<br />
In diesem ersten Teilkapitel wird näher untersucht,<br />
wie unterschiedliche Aspekte des k<strong>in</strong>dlichen<br />
Lebens im Freien im Stadtteil verankert s<strong>in</strong>d und<br />
welche Rolle sie für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
spielen. Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d das folgende Aspekte:<br />
Ist das spontane Treffen andere K<strong>in</strong>der, ohne Verabredungen<br />
treffen zu müssen, im Stadtteil möglich<br />
Dürfen die K<strong>in</strong>der überhaupt alle<strong>in</strong>e auf die<br />
Straße Gibt es im Stadtteil Belastungen durch<br />
Schmutz, Lärm oder Gerüche<br />
Fünf verschiedene Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wurden<br />
also abgefragt, die K<strong>in</strong>der sollten sowohl 2005 als<br />
auch 2006 auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen Skala (1=“nie“<br />
bis 5=“immer“) e<strong>in</strong>schätzen, wie häufig die beschriebenen<br />
Zustände im Stadtteil e<strong>in</strong>treten (s.<br />
Abb. 7.1). Der mittlere Strich steht dabei für den<br />
Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, die äußeren<br />
Striche markieren den niedrigsten und den höchsten<br />
Durchschnittswert, so dass die Spannweite der<br />
E<strong>in</strong>schätzungen über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg abzulesen<br />
ist. Aus Abbildung 7.1 wird deutlich, dass die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihren Stadtteilen sehr oft alle<strong>in</strong>e draußen<br />
se<strong>in</strong> dürfen (M=4,4, d.h. „oft“ bis „immer“). Das<br />
spontane Treffen mit anderen K<strong>in</strong>dern ohne vorherige<br />
Verabredung ist schon weniger gegeben, im<br />
Schnitt ist dies „manchmal“ (M=3,2) möglich. Wenig<br />
überraschend gibt es e<strong>in</strong>en positiven Zusammenhang<br />
zwischen diesen beiden Aspekten, d.h.<br />
je häufiger sich K<strong>in</strong>der auch ohne Aufsichtsperson<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil draußen aufhalten dürfen, desto<br />
leichter können sie auch ohne vorherige Verabredung<br />
andere K<strong>in</strong>der treffen (oder umgekehrt)<br />
(r=.31). E<strong>in</strong>e Belastung durch Gestank oder<br />
schlechte Gerüche kommt <strong>in</strong> den untersuchten<br />
Stadtteilen eher „selten“ vor (M=1,9) und sche<strong>in</strong>t<br />
für die K<strong>in</strong>der wenig relevant zu se<strong>in</strong>. Dagegen<br />
wird die Belastung durch Lärm und Schmutz von<br />
den K<strong>in</strong>dern höher e<strong>in</strong>geschätzt, beides kommt im<br />
Schnitt „selten“ bis „manchmal“ vor (M=2,7 und<br />
M=2,6). Alle drei Belastungsarten hängen positiv<br />
mite<strong>in</strong>ander zusammen, d.h. je lauter die K<strong>in</strong>der<br />
ihren Stadtteil empf<strong>in</strong>den, desto schmutziger<br />
(r=.48) und schlechter riechend (r=.44) wirkt er<br />
auf sie (oder umgekehrt). Dies hängt damit zusammen,<br />
dass alle drei Emissionsarten mit zunehmender<br />
Städtigkeit des Wohnquartiers zunehmen.<br />
7% der K<strong>in</strong>der dürfen nur<br />
selten alle<strong>in</strong>e draußen<br />
se<strong>in</strong>.<br />
29% der K<strong>in</strong>der können<br />
nur selten ohne vorherige<br />
Verabredung andere K<strong>in</strong>der<br />
auf der Straße treffen.<br />
Belastungen durch Lärm<br />
oder Schmutz s<strong>in</strong>d verbreiteter<br />
als durch Geruch.<br />
99
Abb. 7.1: Beurteilung der Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen beim Aufenthalt im<br />
Freien<br />
Gestank<br />
Schmutz<br />
Lärm<br />
spontane Treffen<br />
möglich<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong><br />
dürfen<br />
nie<br />
1 2 3 4 5<br />
immer<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
In den verkehrsreichen<br />
Stadtteilen der Mittel- und<br />
Großstädte dürfen die K<strong>in</strong>der<br />
seltener alle<strong>in</strong>e draußen<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Die besten Möglichkeiten,<br />
ohne formelle Verabredung<br />
andere K<strong>in</strong>der zu treffen,<br />
bestehen dort, wo sehr<br />
viele K<strong>in</strong>der auf engem<br />
Raum leben und die Wohnungen<br />
so kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, dass<br />
viele Aktivitäten draußen<br />
stattf<strong>in</strong>den.<br />
Noch <strong>in</strong>teressanter als die Durchschnittswerte s<strong>in</strong>d<br />
die unterschiedlichen Bewertungen <strong>in</strong> den Stadtteilen:<br />
Die zwanzig Stadtteile unterscheiden sich<br />
nur mäßig <strong>in</strong> der Frage, <strong>in</strong>wieweit die K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e<br />
draußen se<strong>in</strong> dürfen. Die Mittelwerte liegen<br />
zwischen M=3,8 und M=4,7, wobei <strong>in</strong>sgesamt die<br />
verkehrsreichen Stadtteile der Mittel- und Großstädte<br />
(z.B. der Stadtteil im Umbruch, der Innenstadtbereich<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt, die E<strong>in</strong>pendlerstadt<br />
im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums) die niedrigsten<br />
Werte aufweisen. In den deutlich ländlichen geprägten<br />
Stadtteilen mit dünner Angebotsstruktur<br />
(beispielsweise das schrumpfende Dorf, das zentrumsferne<br />
Dorf, das Neubaugebiet) dürfen die<br />
K<strong>in</strong>der dagegen häufiger alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong>.<br />
Auch die Beurteilung der Möglichkeit, im Stadtteil<br />
auch ohne Verabredung andere K<strong>in</strong>der treffen zu<br />
können ist nicht sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />
zwischen den Stadtteilen. Die ger<strong>in</strong>gsten Möglichkeiten<br />
(M=2,8) bestehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit<br />
relativ vielen Hauptverkehrsstraßen, <strong>in</strong> dem die<br />
K<strong>in</strong>der auch am wenigsten alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong><br />
dürfen (s.o.). Die besten bestehen aus Sicht der<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung (M=3,8), <strong>in</strong> der<br />
viele K<strong>in</strong>der auf engem Raum <strong>in</strong> zudem sehr kle<strong>in</strong>en<br />
Wohnungen wohnen. Diese K<strong>in</strong>der halten sich<br />
am Nachmittag sehr häufig außerhalb der Woh-<br />
100
nung zwischen den Hochhäusern oder auf den<br />
verkehrsberuhigten Straßen auf, wo sie auch ohne<br />
formelle Verabredungen leicht auf andere K<strong>in</strong>der<br />
treffen. Die Beurteilungen der Lärm- und<br />
Schmutzbelastung <strong>in</strong> den Stadtteilen streuen deutlicher<br />
als die der vorhergehenden Aspekte. Sowohl<br />
bei der Lärmbelastung (höchster Wert: M=3,8) als<br />
auch bei der Belastung durch Schmutz (höchster<br />
Wert: M=3,7) weisen die dicht bebauten Stadtteile<br />
von Mittel- und Großstädten (z.B. die Hochhaussiedlung,<br />
der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt)<br />
die negativsten Bewertungen und die Stadtteile<br />
mit hohen Anteilen an Begrünung bzw. Parkanlagen<br />
(das schrumpfende Dorf, die Pendlerstadt, der<br />
grüne Kurort etc.) die positivsten Werte (niedrigster<br />
Wert: M=1,9 bzw. 2,1) auf. Die starke Begrünung<br />
der Stadtteile mildert vermutlich die bestehende<br />
Lärm- bzw. Schmutzbelastung <strong>in</strong> der Wahrnehmung<br />
und Bewertung der K<strong>in</strong>der ab. Die Belastung<br />
durch Gerüche unterscheidet sich wieder nur<br />
mittelmäßig zwischen den Stadtteilen. Korrespondierend<br />
mit der Schmutz- und Lärmbelastung<br />
schneiden wieder die dicht bebauten Stadtteile von<br />
Mittel- und Großstädten am schlechtesten (höchster<br />
Wert: M=2,5), ländlich gelegene Stadtteile sowie<br />
Stadtteile mit Parkanlagen (z.B. der zusammenwachsende<br />
Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die Pendlerstadt)<br />
am besten ab (niedrigster Wert: M=1,6).<br />
Geschlechtsunterschiede treten bei den beiden<br />
Aspekten auf, die mit dem Aufenthalt auf der<br />
Straße zu tun haben (s. Abb. 7.2). Jungen dürfen<br />
etwas häufiger als Mädchen alle<strong>in</strong> draußen se<strong>in</strong><br />
und können dann auch leichter andere K<strong>in</strong>der dort<br />
ganz <strong>in</strong>formell zum Spielen treffen. Die Unterschiede<br />
s<strong>in</strong>d aber nicht sehr deutlich ausgeprägt.<br />
Die Belastungen durch<br />
Lärm, Schmutz und Gerüche<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den dichtbebauten<br />
Mittel- und Großstädten<br />
am stärksten.<br />
Jungen s<strong>in</strong>d häufiger alle<strong>in</strong>e<br />
auf der Straße und treffen<br />
somit auch leichter andere<br />
K<strong>in</strong>der.<br />
101
Abb. 7.2: Geschlechtsunterschiede beim Spielen<br />
ohne<br />
Veradredung<br />
andere K<strong>in</strong>der<br />
treffen<br />
3,1<br />
3,3<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
alle<strong>in</strong>e<br />
draußen se<strong>in</strong><br />
dürfen<br />
4,3<br />
4,5<br />
1 2 3 4 5<br />
nie<br />
immer<br />
Ältere K<strong>in</strong>der dürfen sich<br />
häufiger alle<strong>in</strong>e im Stadtteil<br />
bewegen. Sie fühlen<br />
sich aber auch stärker<br />
durch Schmutz und Geruch<br />
belästigt.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der haben diese<br />
nach eigenem Empf<strong>in</strong>den häufiger die Erlaubnis,<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> zu dürfen, und können eher<br />
ohne vorherige Verabredung andere K<strong>in</strong>der auf der<br />
Straße treffen. Negativer wird allerd<strong>in</strong>gs die Bewertung<br />
der Schmutz- und Geruchsbelastung im<br />
Stadtteil, d.h. diese wird höher e<strong>in</strong>geschätzt (s.<br />
Abb. 7.3). Möglicherweise nehmen die K<strong>in</strong>der mit<br />
zunehmendem Alter Schmutz- und Geruchsbelastungen<br />
im Stadtteil bewusster wahr.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />
sich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aspekt, der sich nicht alle<strong>in</strong> auf<br />
die schlechteren Wohnbed<strong>in</strong>gungen zurückführen<br />
lässt, von K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund:<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dürfen etwas<br />
seltener als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
alle<strong>in</strong>e nach draußen (M=4,2 versus M=4,5).<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender leben offenbar <strong>in</strong> den untersuchten<br />
Stadtteilen durchweg an Stellen, die sie<br />
für etwas schmutziger (M=2,9 versus M=2,6), lauter<br />
(M=2,9 versus M=2,6) und schlechter riechend<br />
(M=2,0 versus M=1,9) halten als K<strong>in</strong>der aus Zweielternfamilien.<br />
102
Abb. 7.3: Altersunterschiede bei ausgewählten Aspekten<br />
des Aufenthalts im Freien<br />
5,0<br />
4,0<br />
Mittelwerte<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
ohne Verabredung andere<br />
K<strong>in</strong>der treffen<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen<br />
Stadtteil ist schmutzig<br />
im Stadtteil riecht es schlecht<br />
Die Lärmbelastung schätzen auch die K<strong>in</strong>der von<br />
Arbeitslosigkeit betroffener Eltern höher e<strong>in</strong> als die<br />
K<strong>in</strong>der, deren Eltern nicht von Arbeitslosigkeit betroffen<br />
s<strong>in</strong>d (M=2,9 versus M=2,6). Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
erhalten sie nach eigenen Angaben seltener<br />
die Erlaubnis, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil alle<strong>in</strong>e draußen zu<br />
se<strong>in</strong> (M=4,1 versus M=4,4).<br />
Drei der zuvor beschriebenen Aspekte zeigen besonders<br />
starke Zusammenhänge mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil: wenn die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck<br />
haben, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schmutzig ist<br />
(β=-.22) oder schlecht riecht (β=-.22), senkt das<br />
ihr Wohlbef<strong>in</strong>den merklich ab. Leicht positiv auf<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den wirkt, wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />
die Möglichkeit haben, sich ohne Verabredung<br />
zu treffen (β=.10).<br />
Schlechter Geruch und<br />
Schmutz senken das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil.<br />
Wenn die K<strong>in</strong>der Gleichaltrige<br />
ohne Verabredung auf<br />
der Straße treffen können,<br />
wirkt das positiv auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
7.2 Subjektive Sicherheit im Stadtteil<br />
Im folgenden Teilkapitel wird dargestellt, wie sicher<br />
sich die K<strong>in</strong>der generell <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
fühlen, ob sie sich vor älteren Jugendlichen fürchten<br />
und wie häufig sie auf dem Schulweg Angst<br />
vor Jugendlichen haben bzw. den Straßenverkehr<br />
als gefährlich e<strong>in</strong>schätzen (s. Abb. 7.4). Die ersten<br />
beiden Aspekte wurden sowohl 2005 als auch<br />
2006 abgefragt, die Fragen zur E<strong>in</strong>schätzung der<br />
Sicherheit auf dem Schulweg nur <strong>in</strong> 2006 d.h. nur<br />
<strong>in</strong> der Hälfte der Stadtteile.<br />
103
E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der fühlt<br />
sich manchmal nicht sicher<br />
im Stadtteil.<br />
Jedes zehnte K<strong>in</strong>d hat im<br />
Stadtteil ständig Angst vor<br />
älteren Jugendlichen.<br />
Angst vor Jugendlichen<br />
oder dem Straßenverkehr<br />
auf dem Schulweg kommt<br />
selten vor.<br />
In den Stadtteilen der<br />
Groß- und Mittelstädte mit<br />
e<strong>in</strong>er hohen und dichten<br />
Bebauung ist die subjektive<br />
Sicherheit ger<strong>in</strong>ger<br />
ausgeprägt<br />
Die Abbildung 7.4 zeigt, wie die K<strong>in</strong>der ihr Sicherheitsgefühl<br />
im Stadtteil e<strong>in</strong>schätzen. Hierzu wurden<br />
die oben genannten vier verschiedene Aspekte<br />
abgefragt, die die K<strong>in</strong>der auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen<br />
Skala (1=“nie“ bis 5=“immer“) daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schätzen<br />
sollten, wie häufig diese für sie zutreffen.<br />
Der mittlere Strich steht dabei wieder für den<br />
Durchschnitt aller untersuchten Stadtteile, die äußeren<br />
Striche markieren den niedrigsten und den<br />
höchsten Durchschnittswert, so dass die Spannweite<br />
der E<strong>in</strong>schätzungen über die Stadtteile h<strong>in</strong>weg<br />
abzulesen ist.<br />
Der überwiegende Teil der K<strong>in</strong>der (73%) fühlt sich<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil „oft“ oder „immer“ sicher. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
gibt immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> gutes Viertel der K<strong>in</strong>der<br />
(27%) an, sich nur „manchmal“ oder noch seltener<br />
sicher zu fühlen. Angst vor älteren Jugendlichen ist<br />
für die meisten K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> im Vergleich eher seltenes<br />
Phänomen, allerd<strong>in</strong>gs hat die Hälfte der K<strong>in</strong>der<br />
zum<strong>in</strong>dest „manchmal“ Angst vor älteren Jugendlichen<br />
(50%). Fast jedes zehnte K<strong>in</strong>d fürchtet sich<br />
sogar ständig vor älteren Jugendlichen, wenn es<br />
sich im Stadtteil aufhält. Im Gegensatz dazu liegt<br />
die Angst vor Jugendlichen auf dem Schulweg um<br />
e<strong>in</strong>iges niedriger. Jugendliche s<strong>in</strong>d auf dem Schulweg<br />
für die K<strong>in</strong>der nie bis selten angste<strong>in</strong>flößend.<br />
Auf dem Schulweg stellt auch der Straßenverkehr<br />
selten e<strong>in</strong>e Gefahr für die K<strong>in</strong>der dar.<br />
Von den hier dargestellten Aspekten wird die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Sicherheit im Stadtteil am stärksten von<br />
der Angst vor älteren Jugendlichen bee<strong>in</strong>flusst<br />
(β=-.23), d.h. das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />
der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt merklich, wenn sie sich vor älteren<br />
Jugendlichen im Stadtteil fürchten.<br />
Differenziert man nach den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen<br />
zeigt sich, dass sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
am wenigsten sicher fühlen, die sich durch e<strong>in</strong>e<br />
eher hohe und dichte Bebauung auszeichnen und<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Groß- oder Mittelstadt liegen (z.B. der<br />
Stadtteil im Umbruch, die Hochhaussiedlung; niedrigster<br />
Wert: M=3,2). Am positivsten fällt das Urteil<br />
über die allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit <strong>in</strong> Stadtteilen<br />
wie dem schrumpfenden Dorf oder der Pendlerstadt<br />
aus, die entweder als ländlich und überschaubar<br />
oder als sozial gehoben charakterisierbar<br />
s<strong>in</strong>d (höchster Wert: M=4,4).<br />
104
Abb. 7.4: Beurteilung der Sicherheit im Stadtteil<br />
Aspekte subjektiver Sicherheit<br />
allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit<br />
Angst vor älteren<br />
Jugendlichen<br />
Gefahr durch<br />
Straßenverkehr auf<br />
Schulweg<br />
Angst vor<br />
Jugendlichen auf<br />
Schulweg<br />
1 2 3 4 5<br />
nie<br />
immer<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig bzw. zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich<br />
des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig bzw. zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der<br />
rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Die Angst vor älteren Jugendlichen ist nur wenig<br />
unterschiedlich zwischen den Stadtteilen. Mit e<strong>in</strong>er<br />
Ausnahme (M=2,1 im schrumpfenden Dorf) liegen<br />
alle Mittelwerte nahe beie<strong>in</strong>ander zwischen M=2,4<br />
und M=2,9 im Neubaugebiet. Angst vor Jugendlichen<br />
ist also ke<strong>in</strong> lokales Phänomen, sondern<br />
kommt <strong>in</strong> fast allen Stadtteilen vor. Das gleiche<br />
kann für den Aspekt „Angst vor Jugendlichen auf<br />
dem Schulweg“ festgehalten werden, hier liegen<br />
die Mittelwerte zwischen den Stadtteilen sogar<br />
noch enger zusammen (M=1,4 bis M=1,8). Die<br />
Beurteilungen der Gefahr durch Straßenverkehr<br />
auf dem Schulweg liegen <strong>in</strong> den Stadtteilen wieder<br />
etwas stärker ause<strong>in</strong>ander (niedrigster Wert:<br />
M=1,9, höchster Wert: M=2,7). In den verkehrsreichen<br />
Stadtteilen mit erhöhten Anteilen an<br />
Hauptverkehrsstraßen (z.B. der zusammenwachsende<br />
Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt, die E<strong>in</strong>pendlerstadt<br />
im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums) ist den K<strong>in</strong>dern<br />
die Gefahr durch den Straßenverkehr auf<br />
dem Schulweg auch stärker bewusst. K<strong>in</strong>der aus<br />
eher verkehrsarmen und ländlich geprägten Stadtteilen<br />
(das zentrumsferne Dorf, der Stadtteil e<strong>in</strong>er<br />
Flächenstadt etc.) sehen dagegen im Straßenverkehr<br />
auf ihren Schulwegen nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
e<strong>in</strong>e Gefahr.<br />
Die Angst vor Jugendlichen<br />
im Stadtteil oder auf dem<br />
Schulweg kommt <strong>in</strong> allen<br />
Stadtteilen etwa gleich<br />
stark vor.<br />
K<strong>in</strong>der aus verkehrsarmen<br />
und ländlich geprägten<br />
Stadtteilen sehen auf ihrem<br />
Schulweg im Straßenverkehr<br />
nur selten e<strong>in</strong>e Gefahr.<br />
105
Jungen fühlen sich im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
sicherer und haben<br />
weniger Angst vor älteren<br />
Jugendlichen.<br />
Bei der E<strong>in</strong>schätzung der subjektiven Sicherheit<br />
fallen Unterschiede <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>schätzungen zwischen<br />
den Geschlechtern auf (s. Abb. 7.5). Mädchen<br />
fühlen sich nicht nur allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil weniger sicher als Jungen, sie haben<br />
auch mehr Angst vor Jugendlichen, sowohl <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil als auch auf dem Schulweg.<br />
Abb. 7.5: Subjektive Sicherheit nach Geschlecht<br />
allgeme<strong>in</strong>e<br />
Sicherheit<br />
3,8<br />
4,0<br />
Angst vor<br />
älteren<br />
Jugendlichen<br />
2,4<br />
2,7<br />
Angst vor<br />
Jugendlichen<br />
auf Schulweg<br />
1,4<br />
1,7<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
nie<br />
1 2 3 4 5<br />
immer<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />
desto weniger Angst haben<br />
sie vor älteren Jugendlichen.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der nimmt die<br />
Angst vor Jugendlichen - sowohl im Stadtteil <strong>in</strong>sgesamt<br />
als auch auf dem Schulweg – <strong>in</strong> dem Maße<br />
ab, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der selber zu Jugendlichen werden<br />
(s. Abb. 7.6).<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund fühlen sich sowohl<br />
bei der allgeme<strong>in</strong>en Sicherheit (M=3,7 versus<br />
M=4,0) als auch bezogen auf Angst vor Jugendlichen<br />
auf dem Schulweg (M=1,6 versus M=1,5)<br />
schlechter als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs haben Letztere etwas mehr Angst vor<br />
Jugendlichen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil (M=1,5 versus<br />
M=1,6).<br />
Auch K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender fühlen sich allgeme<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil etwas weniger wohl als<br />
K<strong>in</strong>der aus Zweielternfamilien (M=3,8 versus<br />
M=3,9), ebenso verhält es sich mit K<strong>in</strong>dern, deren<br />
Eltern von Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d (M=3,7<br />
versus M=3,9). Das verm<strong>in</strong>derte allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />
im Stadtteil hängt vermutlich so-<br />
106
wohl bei K<strong>in</strong>dern arbeitsloser und alle<strong>in</strong>erziehender<br />
Eltern als auch bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
damit zusammen, dass sie häufiger <strong>in</strong><br />
Mehrfamilienhäusern und Hochhäusern <strong>in</strong> Großund<br />
Mittelstädten leben. In Stadtteilen, die vornehmlich<br />
von diesen Bebauungstypen geprägt<br />
s<strong>in</strong>d, ist das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl <strong>in</strong>sgesamt<br />
herabgesetzt (s.o.).<br />
Abb. 7.6: Subjektive Sicherheit im Stadtteil nach Alter<br />
5,0<br />
4,0<br />
Mittelwerte<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Angst vor Jugendlichen auf<br />
Schulw eg<br />
Angst vor älteren<br />
Jugendlichen<br />
Für das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil ist vor allem die<br />
allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit entscheidend<br />
(β=.34). Wird der Straßenverkehr auf dem Schulweg<br />
als gefährlich e<strong>in</strong>geschätzt, m<strong>in</strong>dert dies das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil leicht (β=-.06).<br />
Die allgeme<strong>in</strong>e subjektive<br />
Sicherheit im Stadtteil ist<br />
ausgesprochen wichtig für<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil.<br />
7.3 K<strong>in</strong>der beurteilen die Jugendlichen<br />
im Stadtteil<br />
Werden die häufigsten Begründungen der befragten<br />
K<strong>in</strong>der, warum sie sich an bestimmten Orten<br />
<strong>in</strong> ihrem Wohnquartier unwohl fühlen, betrachtet<br />
(s. Kapitel 7.11), dann stehen neben Dunkelheit<br />
als Angstauslöser (23% der K<strong>in</strong>der nennen Dunkelheit<br />
als Grund) vor allem Jugendliche (ebenfalls<br />
von 23% der K<strong>in</strong>der genannt) ganz vorne <strong>in</strong> der<br />
Liste der potenziellen Angstauslöser. Aus diesem<br />
Grunde wurde <strong>in</strong> diesem Jahr vertiefend analysiert,<br />
wie die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den zehn ausgewählten<br />
Stadtteilen die sich dort aufhaltenden Jugendlichen<br />
erleben und ob sich diese E<strong>in</strong>schätzungen auf ihre<br />
107
Angst vor Jugendlichen im Stadtteil auswirkt. Dazu<br />
wurde den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Liste mit zehn Verhaltensweisen<br />
vorgelegt und darum gebeten, e<strong>in</strong>zuschätzen,<br />
wie häufig die Jugendlichen im jeweiligen<br />
Stadtteil diese Verhaltensweisen zeigen (von<br />
1=„nie“ bis 5=„immer“).<br />
Die Abbildung 7.7 zeigt, welche der Verhaltensweisen<br />
die K<strong>in</strong>der bei den Jugendlichen generell<br />
häufig erleben und welche eher selten. Die mittleren<br />
Striche im Balken <strong>in</strong> der Abbildung markieren<br />
den Durchschnitt aller zehn Stadtteile. Außerdem<br />
zeigt die Abbildung die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen<br />
zwischen Stadtteilen (jeweils die äußeren<br />
Begrenzungen des Balkens markieren den Stadtteil<br />
mit dem niedrigsten bzw. höchsten Durchschnittswert).<br />
Abb. 7.7: Verhaltensweisen, die die K<strong>in</strong>der bei Jugendlichen im Stadtteil<br />
erleben<br />
sie verhauen mich<br />
Eigenschaften von Jugendlichem im Stadtteil<br />
sie bedrohen mich<br />
sie beschimpfen mich<br />
sie helfen mir<br />
sie legen sich mit Erwachsenen an<br />
sie benehmen sich gut<br />
sie s<strong>in</strong>d cool<br />
sie s<strong>in</strong>d laut<br />
sie tr<strong>in</strong>ken Alkohol<br />
sie lassen Müll herumliegen<br />
1 2 3 4 5<br />
nie<br />
immer<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
108
Die Abbildung zeigt deutlich, dass die K<strong>in</strong>der bei<br />
den Jugendlichen häufig die drei negativen Verhaltensweisen<br />
„Umweltverschmutzung durch Müll“<br />
(Mittelwert M=3,7, d.h. nahe „oft“), „Alkoholkonsum“<br />
(M=3,5, d.h. „manchmal“ bis „oft“) und<br />
„s<strong>in</strong>d laut“ (M=3,2, d.h. „manchmal“) erleben. Erst<br />
dann folgt e<strong>in</strong>e erste positiv besetzte Eigenschaft,<br />
die Jugendlichen werden als „cool“ erlebt (M=2,8,<br />
d.h. „manchmal“). Fast nie allerd<strong>in</strong>gs erleben die<br />
K<strong>in</strong>der körperliche Gewalt durch die Jugendlichen<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil (M=1,2) und auch Bedrohungen<br />
oder Beschimpfungen s<strong>in</strong>d selten. Hilfsbereitschaft<br />
der Jugendlichen allerd<strong>in</strong>gs gibt es aus Sicht der<br />
K<strong>in</strong>der ebenfalls nur selten. Das Bild, das K<strong>in</strong>der<br />
von Jugendlichen im Stadtteil haben, ist also vor<br />
allem durch deren unangepasstes, sich den Normen<br />
der Gesellschaft widersetzendes Auftreten<br />
geprägt, nur selten aber durch direkte Erfahrungen<br />
körperlicher oder verbaler Gewalt.<br />
Weiterh<strong>in</strong> zeigt die Abbildung, dass die Beurteilung<br />
der Jugendlichen zwischen den Stadtteilen wenig<br />
differiert: Die Spannbreite der Balken <strong>in</strong> der Abbildung<br />
ist <strong>in</strong> der Regel so kle<strong>in</strong>, dass es ke<strong>in</strong>e statistisch<br />
nachweisbaren Unterschiede zwischen den<br />
Stadtteilen gibt. Lediglich bei der erlebten Hilfsbereitschaft<br />
und bei der Verschmutzung des Stadtteils<br />
durch Müll s<strong>in</strong>d die Unterschiede so groß,<br />
dass sich der Stadtteil mit dem höchsten Ergebnis<br />
von dem mit dem niedrigsten jeweils statistisch<br />
unterscheiden lässt. Besonders viel Verschmutzung<br />
durch Jugendliche erleben die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
untersuchten großstädtischen Innenstadtbereich,<br />
besonders wenig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Landgeme<strong>in</strong>de mit<br />
besonders gut situierter Bevölkerungsstruktur. Die<br />
E<strong>in</strong>drücke, die die K<strong>in</strong>der beschreiben, decken sich<br />
mit den während der Ortsteilbegehung durch das<br />
ProKids-Team gewonnenen. Die erlebte Hilfsbereitschaft<br />
der Jugendlichen ist ebenfalls <strong>in</strong> der bereits<br />
angesprochenen Landgeme<strong>in</strong>de besonders<br />
hoch, während sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt <strong>in</strong> Stadtrandlage erstaunlicherweise,<br />
trotz e<strong>in</strong>er Bevölkerungsstruktur mit vergleichsweise<br />
hohem Sozialstatus, relativ ger<strong>in</strong>g ist. Die<br />
Jugendlichen im zuvor angesprochenen Innenstadtquartier<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt schneiden hier im<br />
Vergleich deutlich besser ab. Möglicherweise spielt<br />
die Bevölkerungsstruktur hier <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
dass der niedrigere Sozialstatus und der damit<br />
verbundene häufig größere Zusammenhalt im beschriebenen<br />
Innenstadtquartier den generell zu<br />
verzeichnenden Effekt ger<strong>in</strong>gerer Hilfsbereitschaft<br />
K<strong>in</strong>der verb<strong>in</strong>den mit Jugendlichen<br />
vor allem Umweltverschmutzung<br />
durch<br />
Müll, Alkoholkonsum und<br />
Lautse<strong>in</strong>.<br />
Gewalt verb<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der<br />
fast gar nicht mit Jugendlichen<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil.<br />
Das Bild, das K<strong>in</strong>der von<br />
Jugendlichen haben, ist <strong>in</strong><br />
den untersuchten Stadtteilen<br />
sehr ähnlich.<br />
109
<strong>in</strong> Städten im Vergleich zu dörflichen Strukturen<br />
kompensieren.<br />
Jungen erleben mehr Gewalt<br />
durch Jugendliche im<br />
Stadtteil als Mädchen.<br />
Mit zunehmendem Alter<br />
beurteilen die K<strong>in</strong>der die<br />
Jugendlichen positiver.<br />
Jungen sche<strong>in</strong>en etwas häufiger <strong>in</strong> verbale und<br />
körperliche Konflikte mit Jugendlichen verwickelt<br />
zu se<strong>in</strong> als Mädchen. So bewerten Jungen die Jugendlichen<br />
etwas negativer <strong>in</strong> Bezug auf „verhauen“,<br />
„beschimpfen“ und „bedrohen“. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
beurteilen sie im Gegenzug auch die Hilfsbereitschaft<br />
der Jugendlichen leicht positiver (s. Abb.<br />
7.8).<br />
Bei e<strong>in</strong>igen Aspekte hängt die Beurteilung der Jugendlichen<br />
deutlich vom Alter der beurteilenden<br />
K<strong>in</strong>der ab, d.h. je älter die K<strong>in</strong>der werden, je näher<br />
sie also selbst dem Jugendalter rücken, desto<br />
positiver beurteilen sie Jugendliche bezogen auf<br />
Hilfsbereitschaft (die Werte M=1,6 [„nie“ bis „selten“]<br />
aus der Sicht der DrittklässlerInnen auf<br />
M=2,4 [„selten“ bis „manchmal“] aus der Sicht der<br />
AchtklässlerInnen). Auch die erlebte Coolness<br />
steigt von Klasse drei bis Klasse acht um e<strong>in</strong>en<br />
halben Skalenpunkt von M=2,7 auf M=3,2. Das<br />
Müllproblem wird aus K<strong>in</strong>dersicht etwas ger<strong>in</strong>ger<br />
(M=3,9 auf M=3,5), das Benehmen der Jugendlichen<br />
etwas besser (M=2,3 auf M=2,6), je älter die<br />
beurteilenden K<strong>in</strong>der werden.<br />
Abb. 7.8: Ausgewählte Verhaltensweisen, die<br />
die K<strong>in</strong>der bei Jugendlichen im Stadtteil<br />
erleben (nach Geschlecht).<br />
sie verhauen<br />
mich<br />
1,1<br />
1,3<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
sie bedrohen<br />
mich<br />
1,4<br />
1,6<br />
sie<br />
beschimpfen<br />
mich<br />
1,8<br />
1,9<br />
sie helfen mir<br />
1,9<br />
2,1<br />
1 2 3 4 5<br />
nie<br />
immer<br />
110
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern wohnen, erleben<br />
es etwas häufiger als K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern,<br />
dass sich Jugendliche mit Erwachsenen<br />
anlegen. Vielleicht spielt die beengtere Wohnsituation,<br />
<strong>in</strong> der sich Jugendliche und erwachsene Bewohner<br />
e<strong>in</strong>es Hauses nicht immer aus dem Weg<br />
gehen können e<strong>in</strong>e Rolle. Im Gegensatz zu K<strong>in</strong>dern<br />
Alle<strong>in</strong>erziehender und K<strong>in</strong>dern arbeitsloser<br />
Eltern zeigt sich dieser Effekt auch bei K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Möglicherweise spielt daher<br />
auch e<strong>in</strong>e Rolle, dass zum Teil <strong>in</strong>terkulturelle Konflikte<br />
zwischen Erwachsenen und Jugendlichen<br />
zum Ausdruck kommen.<br />
Im letzten Abschnitt dieses Kapitels wird untersucht,<br />
welche der subjektiv erlebten negativen<br />
oder positiven Verhaltensweisen der Jugendlichen<br />
im Stadtteil zur Angst der K<strong>in</strong>der vor diesen Jugendlichen<br />
beitragen: Welches Verhalten also<br />
macht Jugendliche zu Angstauslösern Im negativen<br />
Bereich machen Jugendliche K<strong>in</strong>dern vor allem<br />
dann Angst, wenn sie diese beschimpfen (β=.17 9 ),<br />
wenn sich die K<strong>in</strong>der bedroht fühlen (β=.17) und<br />
wenn die Jugendlichen sehr laut s<strong>in</strong>d (β=.11).<br />
Senkend auf die Angst vor Jugendlichen wirkt sich<br />
aus, wenn die K<strong>in</strong>der sie als hilfsbereit erleben<br />
(β=-.15). Kaum e<strong>in</strong>e Rolle spielen die weiteren<br />
Faktoren, d.h. körperliche Gewalt, aber auch negatives<br />
Verhalten der Jugendlichen gegenüber Erwachsenen<br />
oder der Umwelt sowie wahrgenommener<br />
Alkoholkonsum verängstigt K<strong>in</strong>der kaum.<br />
K<strong>in</strong>der ängstigt es, wenn<br />
Jugendliche sie beschimpfen,<br />
sie sich bedroht fühlen<br />
und wenn die Jugendlichen<br />
laut s<strong>in</strong>d.<br />
Das Ergebnis fällt be<strong>in</strong>ahe identisch aus, wenn<br />
nicht die allgeme<strong>in</strong>e Angst vor Jugendlichen, sondern<br />
die auf dem Schulweg untersucht wird. Es<br />
lassen sich wiederum die beschriebenen vier Verhaltensweisen<br />
als e<strong>in</strong>flussreich nachweisen mit<br />
be<strong>in</strong>ahe identischen β-Gewichten.<br />
Interessanterweise ist die Gewichtung der vier e<strong>in</strong>flussreichen<br />
Verhaltensweisen für Jungen und<br />
9 Es wurde e<strong>in</strong>e schrittweise l<strong>in</strong>eare Regression der<br />
Angst vor Jugendlichen im Stadtteil auf die zehn Verhaltensweisen<br />
berechnet. Die dargestellten standardisierten<br />
β-Gewichte geben die Stärke des E<strong>in</strong>flusses des<br />
jeweiligen Faktors an. E<strong>in</strong> β-Gewicht von „.00“ bedeutet<br />
ke<strong>in</strong>en nachweisbaren Zusammenhang, der über die<br />
anderen Faktoren bereits berücksichtigten Faktoren<br />
h<strong>in</strong>aus geht, je näher der Wert „+1“ oder „-1“ kommt,<br />
desto stärker positiv oder negativ bee<strong>in</strong>flusst der Faktor<br />
die erlebte Angst vor den Jugendlichen. Die Varianzaufklärung<br />
der vier dargestellten Prädiktoren beträgt<br />
R 2 =.20.<br />
111
Mädchen unterschiedlich. Jungen haben vor allem<br />
dann Angst vor Jugendlichen, wenn diese sie beschimpfen<br />
oder bedrohen. Die Lautstärke der Jugendlichen<br />
hat für Jungen ke<strong>in</strong>e nennenswerte<br />
Bedeutung. Bei Mädchen ist das beschimpft werden<br />
dagegen relativ unwichtig und der Aspekt Bedrohung<br />
ist für sie wichtiger. Auch die Lautstärke<br />
Jugendlicher ist für Mädchen e<strong>in</strong> stärkerer Angstauslöser.<br />
Außerdem reagieren sie stärker positiv<br />
auf erlebte Hilfsbereitschaft.<br />
Die K<strong>in</strong>der fühlen sich im<br />
Stadtteil weniger wohl,<br />
wenn sie von Jugendlichen<br />
beschimpft werden sowie<br />
Erwachsene und Jugendliche<br />
Konflikte haben.<br />
Für das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil s<strong>in</strong>d<br />
nur noch zwei der Aspekte von nachweisbarem<br />
E<strong>in</strong>fluss: Wenn die Jugendlichen im Stadtteil die<br />
K<strong>in</strong>der häufiger beschimpfen, senkt das ihr Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
leicht (β=-.11). Außerdem zeigt sich an<br />
dieser Stelle auch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss der erlebten Konflikte<br />
zwischen Jugendlichen und Erwachsenen (β=-<br />
.10), deren Häufigkeit ebenfalls negativ mit dem<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der zusammenhängt. Dies<br />
lässt sich darauf zurückführen, dass die Konflikthäufigkeit<br />
zwischen Erwachsenen und Jugendlichen<br />
zwar ke<strong>in</strong>e direkte Angst bei den K<strong>in</strong>dern erzeugt,<br />
aber dennoch das allgeme<strong>in</strong>e Sicherheitsgefühl<br />
im Stadtteil senkt. Die K<strong>in</strong>der fühlen sich<br />
zwar nicht persönlich bedroht, erleben ihren Stadtteil<br />
aber generell als konfliktbehafteter und somit<br />
unsicherer. Dies wirkt sich dann wiederum negativ<br />
auf ihr Wohlbef<strong>in</strong>den aus.<br />
7.4 Freizeit im Stadtteil<br />
In diesem Teilkapitel wird dargestellt, wie die K<strong>in</strong>der<br />
die Freizeitangebote ihres Wohnumfeldes beurteilen.<br />
Insgesamt wurde dieser Themenbereich<br />
anhand von 13 E<strong>in</strong>zelaspekten erfasst, von denen<br />
sieben ausschließlich <strong>in</strong> 2006 <strong>in</strong> der Befragung<br />
aufgenommen worden waren. Jeder Aspekt wurden<br />
von den K<strong>in</strong>dern mit Hilfe e<strong>in</strong>er fünfstufigen<br />
Skala (1=“stimmt nicht“ bis 5=“stimmt völlig“)<br />
daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschätzt, <strong>in</strong> welchem Ausmaß er für<br />
sie zutrifft. Der mittlere Strich <strong>in</strong> Abb. 7.9 steht<br />
dabei erneut für den Durchschnitt aller untersuchten<br />
Stadtteile, die äußeren Striche markieren den<br />
niedrigsten und den höchsten Durchschnittswert,<br />
so dass die Spannweite der E<strong>in</strong>schätzungen über<br />
die Stadtteile h<strong>in</strong>weg abzulesen ist.<br />
Die Abbildung 7.9 zeigt die durchschnittlichen<br />
Ausprägungen der e<strong>in</strong>zelnen Aspekte. Am deutlichsten<br />
positiv wird durch die K<strong>in</strong>der bewertet,<br />
dass es im Stadtteil e<strong>in</strong>e Eisdiele gibt, <strong>in</strong> der sie<br />
112
sich gerne aufhalten. Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der<br />
(83%) stimmen diesem Aspekt <strong>in</strong> hohem Maße zu.<br />
Damit korrespondiert der Befund, dass e<strong>in</strong>e Eisdiele<br />
für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>en häufigen Treffpunkt<br />
sowie beliebten Ort im Stadtteil darstellt<br />
(s.u.). Es gibt lediglich e<strong>in</strong>en Stadtteil - das zentrumsferne<br />
Dorf - welcher für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> sehr<br />
klares Defizit aufweist (M=1,1).<br />
Zwei Drittel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil e<strong>in</strong>e<br />
Eisdiele, <strong>in</strong> der sie sich<br />
gerne aufhalten.<br />
Abb. 7.9: Freizeitangebote im Stadtteil<br />
beliebte Eisdiele<br />
viele Gleichaltrige<br />
beliebte Fastfood-Buden<br />
beliebte Geschäfte<br />
genug Spielplätze<br />
Freizeitangebote im Stadtteil<br />
viel Natur<br />
<strong>in</strong>teressante Bücherei<br />
<strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />
<strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />
genug Grünflächen, auf<br />
denen K<strong>in</strong>der spielen dürfen<br />
<strong>in</strong>teressante Angebote<br />
im K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
versteckte Treffpunkte<br />
<strong>in</strong>teressante Museen<br />
nicht<br />
1 2 3 4 5<br />
völlig<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig bzw. zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich<br />
des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig bzw. zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der<br />
rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
113
Die meisten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele<br />
Gleichaltrige, allerd<strong>in</strong>gs<br />
gibt es auch Stadtteile, <strong>in</strong><br />
denen das problematischer<br />
ist.<br />
Die meisten Stadtteile s<strong>in</strong>d<br />
gut mit Fastfood-Buden<br />
ausgestattet.<br />
E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>det<br />
das Angebot von Geschäften,<br />
Buden oder Kiosken<br />
im Stadtteil nicht ausreichend.<br />
Die Hälfte der K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>det<br />
die Ausstattung des<br />
Stadtteils mit Spielplätzen<br />
als zu ger<strong>in</strong>g. In Kommunen,<br />
die besonders viel<br />
Wert auf e<strong>in</strong>e gute Ausstattung<br />
mit Spielplätzen<br />
legen, bewerten die K<strong>in</strong>der<br />
das Angebot auch deutlich<br />
besser.<br />
Für e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der<br />
ist Natur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
Mangelware.<br />
Fast drei Viertel (73%) der K<strong>in</strong>der haben den E<strong>in</strong>druck,<br />
dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem<br />
Alter wohnen. Die Mittelwerte schwanken <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen zwischen M=3,3 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil<br />
(dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt), der im<br />
Familienatlas des Bundesfamilienm<strong>in</strong>isteriums als<br />
von relativ vielen S<strong>in</strong>glehaushalten gekennzeichnet<br />
e<strong>in</strong>gestuft wird, und M=4,3 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil<br />
mit e<strong>in</strong>er sehr jungen Alterststruktur. Knapp e<strong>in</strong><br />
Zehntel (9%) der K<strong>in</strong>der aber f<strong>in</strong>det es schwierig,<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil Gleichaltrige anzutreffen.<br />
Mit wenigen Abweichungen zwischen den Stadtteilen<br />
(M=3,6 versus M=4,1) bestätigen die K<strong>in</strong>der<br />
im Schnitt „ziemlich“, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
beliebte Fastfood-Buden (Pommesbude, Dönerbude,<br />
Pizzeria o.ä.) gibt. Das heißt, im Gegensatz zu<br />
Eisdielen sche<strong>in</strong>t der Bedarf an Fastfood-Buden <strong>in</strong><br />
allen Stadtteilen relativ gut abgedeckt zu se<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> anderes Bild zeigt sich, wenn es um die Ausstattung<br />
mit Geschäften oder Buden/Kiosken für<br />
die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil geht. Zwar stimmen<br />
über die Hälfte der K<strong>in</strong>der (55%) <strong>in</strong> hohem Maße<br />
der Aussage zu, dass es Geschäfte oder Buden/Kioske<br />
gibt, <strong>in</strong> denen sie gerne e<strong>in</strong>kaufen,<br />
jedoch sagt auch etwa e<strong>in</strong> Viertel (24%), dass dies<br />
nicht oder nur wenig zutrifft. Erwartungsgemäß<br />
erhalten die Kernbereiche der Groß- und Mittelstädte<br />
die besten Werte (höchster Wert im Innenstadtbereich<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt, M=4,0) und die<br />
kle<strong>in</strong>räumigen Landkommunen oder Neubaugebiete<br />
ohne jede Infrastruktur die schlechtesten (niedrigster<br />
Wert im Neubaugebiet, M=1,1).<br />
Die Anzahl der vorhandenen Spielplätze wird im<br />
Durchschnitt als mittelmäßig betrachtet. Weniger<br />
als die Hälfte der K<strong>in</strong>der (48%) f<strong>in</strong>det das Spielplatzangebot<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil so gut, dass sie<br />
der Aussage, es gäbe im Stadtteil genug Spielplätze,<br />
„ziemlich“ oder „völlig“ zustimmen. 52% können<br />
dies nicht oder nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktem Maße<br />
bestätigen. Auch hier streuen die Mittelwerte je<br />
nach Stadtteil beträchtlich: Den ger<strong>in</strong>gsten Wert<br />
von M=2,4 erreicht e<strong>in</strong> ländlicher, dünn besiedelter<br />
Stadtteil, den höchsten Wert (M=4,2) erreicht<br />
e<strong>in</strong> Stadtteil e<strong>in</strong>er Großstadt, der das gesetzlich<br />
vorgeschriebene Spielplatzangebot überbietet.<br />
Bei der Frage nach der Menge an Natur liegen die<br />
Stadtteile noch weiter ause<strong>in</strong>ander. Erwartungsgemäß<br />
ist vor allem <strong>in</strong> den dicht bebauten Kernbereichen<br />
der Groß- und Mittelstädte Natur Mangel-<br />
114
ware (niedrigster Wert im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt: M=2,0). Die ländlich strukturierten<br />
Stadtteile oder der grüne Kurort haben dagegen<br />
viel Natur zu bieten (höchster Wert im zentrumsfernen<br />
Dorf: M=4,3). Insgesamt wird die Menge<br />
an Natur mittelmäßig beurteilt, gut e<strong>in</strong> Viertel der<br />
K<strong>in</strong>der (27%) ist der Ansicht, dass es ke<strong>in</strong>e oder<br />
wenig Natur <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gibt, für fast die<br />
Hälfte (47%) ist ihr Stadtteil <strong>in</strong> hohem Ausmaß<br />
mit Natur-Bereichen ausgestattet.<br />
Für e<strong>in</strong> Drittel der befragten K<strong>in</strong>der (33%) gibt es<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil nicht oder nur stark e<strong>in</strong>geschränkt<br />
e<strong>in</strong>e Bücherei mit Angeboten, die sie <strong>in</strong>teressieren.<br />
Fast die Hälfte (47%) kann aber <strong>in</strong><br />
hohem Maße e<strong>in</strong> solches Angebot nutzen. Hier<br />
zeigt sich wenig überraschend das gespiegelte Bild<br />
zum Anteil an Natur im Stadtteil: Bei der Ausstattung<br />
mit <strong>in</strong>teressanten Büchereien liegen vornehmlich<br />
die untersuchten Zentren oder Stadtteile<br />
von Groß- und Mittelstädten vorne (höchster Wert<br />
im jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt: M=4,1), die<br />
ländlich strukturierten Geme<strong>in</strong>den oder Kle<strong>in</strong>städte<br />
schneiden eher schlecht ab (niedrigster Wert <strong>in</strong><br />
der k<strong>in</strong>derreichen Landgeme<strong>in</strong>de: M=2,8).<br />
Interessante Sportangebote s<strong>in</strong>d im Schnitt nur <strong>in</strong><br />
mittelmäßigem Ausmaß vorhanden. Nur 43% der<br />
befragten K<strong>in</strong>der sagen im Durchschnitt, dass das<br />
Sportangebot im Stadtteil für sie „ziemlich“ oder<br />
„völlig“ <strong>in</strong>teressant ist. Auch hier gibt es deutliche<br />
Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Die Mittelwerte<br />
liegen zwischen M=1,9 <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />
ohne weitere Angebote und M=4,0 im jungen<br />
Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt, der e<strong>in</strong> breit gefächertes<br />
Sportangebot für die K<strong>in</strong>der bereithält.<br />
Interessante Treffpunkte für K<strong>in</strong>der gibt es <strong>in</strong> den<br />
meisten Stadtteilen eher wenig. Nur e<strong>in</strong> gutes<br />
Drittel (37%) f<strong>in</strong>det im Stadtteil solche Angebote<br />
vor. Hier liegen die Mittelwerte der Stadtteile zwischen<br />
M=2,2 <strong>in</strong> dem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />
und M=3,5 <strong>in</strong> der Mittelstadt der<br />
kurzen Wege.<br />
Auch genügend Grünflächen, die bespielt werden<br />
dürfen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den analysierten Stadtteilen nur<br />
„mittelmäßig“ häufig vorhanden. Nur zwei Fünftel<br />
der K<strong>in</strong>der (40%) s<strong>in</strong>d mit dem Angebot „ziemlich“<br />
oder „völlig“ zufrieden. Bei diesem Aspekt zeigen<br />
sich wieder recht große Unterschiede zwischen den<br />
Stadtteilen. Den niedrigsten Wert erhält der dich<br />
bebaute Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
115<br />
Bei der Ausstattung mit<br />
<strong>in</strong>teressanten Büchereien<br />
gibt es e<strong>in</strong>en Stadt-Land–<br />
Unterschied.<br />
Interessante Sportangebote<br />
s<strong>in</strong>d für viele K<strong>in</strong>der<br />
eher Mangelware.<br />
Nur e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der<br />
f<strong>in</strong>det ausreichend <strong>in</strong>teressante<br />
Treffpunkte im<br />
Stadtteil vor.<br />
Die K<strong>in</strong>der schätzen es,<br />
wenn Spielflächen im<br />
Stadtteil zum Teil „nur“<br />
Brachflächen s<strong>in</strong>d.
(M=2,0), <strong>in</strong> der Pendlerstadt, welche e<strong>in</strong>en großen<br />
Park und viele kle<strong>in</strong>ere Grünflächen, die als Spielplätze<br />
ausgewiesen s<strong>in</strong>d, aber nicht mit Spielgeräten<br />
bebaut s<strong>in</strong>d, liegt mit M=3,7 der höchste Wert.<br />
Die Ausstattung mit <strong>in</strong>teressanten<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs<br />
ist für e<strong>in</strong> Drittel<br />
der K<strong>in</strong>der nicht ausreichend.<br />
Versteckte Treffpunkte<br />
f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil vor.<br />
Am häufigsten gibt es sie<br />
<strong>in</strong> ländlichen Stadtteilen<br />
und historischen Ortskernen.<br />
Museen mit <strong>in</strong>teressanten<br />
Angeboten s<strong>in</strong>d für die<br />
meisten K<strong>in</strong>der die Ausnahme.<br />
Dies ist vorwiegend<br />
<strong>in</strong> ländlich strukturierten<br />
Stadtteilen der Fall.<br />
Die Analyse der Stadtteile<br />
zeigt deutlich, dass die<br />
K<strong>in</strong>der Anstrengungen der<br />
Kommune für bessere Freizeitangebote<br />
registrieren<br />
und <strong>in</strong> ihr Urteil e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Interessante Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil s<strong>in</strong>d im Schnitt „mittelmäßig“<br />
vorhanden. E<strong>in</strong> gutes Drittel (35%) der<br />
K<strong>in</strong>der stimmt der Aussage „In me<strong>in</strong>em Stadtteil<br />
gibt es viele <strong>in</strong>teressante Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendtreff“ „nicht“ oder „wenig“ zu. Ü-<br />
berraschenderweise liegt nicht nur die beste, sondern<br />
auch die schlechteste Bewertung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Stadtteil e<strong>in</strong>er Großstadt: Im Innenstadtbereich<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt werden die Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff am negativsten bewertet<br />
(M=2,5), im jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt am<br />
positivsten (M=3,6).<br />
Versteckte Treffpunkte gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
eher wenige. E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der (34%) f<strong>in</strong>det<br />
Stellen im Stadtteil vor, an denen sie sich mit<br />
Freunden treffen können und wo sie ke<strong>in</strong>er sieht,<br />
zwei Drittel der K<strong>in</strong>der (66%) kann dies nicht oder<br />
nur e<strong>in</strong>geschränkt bestätigen. Insgesamt ist die<br />
Möglichkeit der versteckten Treffpunkte <strong>in</strong> den<br />
dicht bebauten Stadtteilen der Groß- und Mittelstädte<br />
weniger vorhanden (niedrigster Wert im<br />
Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt: M=2,3). Dagegen<br />
kommen versteckte Treffpunkte <strong>in</strong> ländlich<br />
strukturierten Stadtteilen oder <strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />
historischen Ortskernen häufiger vor (höchster<br />
Wert im zentrumsfernen Dorf: M=3,4).<br />
Interessante Museen mit Angeboten, die die K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong>teressieren, s<strong>in</strong>d für die meisten K<strong>in</strong>der eher<br />
die Ausnahme. Fast zwei Drittel der K<strong>in</strong>der (63%)<br />
sagen, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gar ke<strong>in</strong> Museum<br />
mit Angeboten gibt, die sie <strong>in</strong>teressieren. Für weniger<br />
als e<strong>in</strong> Zehntel (9%) wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />
Museum angeboten. Erwartungsgemäß schneiden<br />
bei diesem Aspekt die ländlich strukturierten<br />
Stadtteile schlechter ab (niedrigster Wert im zentrumsfernen<br />
Dorf: M=1,2) als die Zentren von Mittel-<br />
oder Großstädten mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>sgesamt breiten<br />
Angebotspalette für K<strong>in</strong>der (höchster Wert <strong>in</strong> der<br />
Mittelstadt der kurzen Wege: M=2,2).<br />
Es lässt sich also festhalten, dass sich die objektive<br />
Angebotsstruktur <strong>in</strong> den Stadtteilen deutlich <strong>in</strong><br />
den Antworten der K<strong>in</strong>der wiederf<strong>in</strong>det und dies<br />
obwohl die K<strong>in</strong>der die Stadtteile nicht, wie die Erwachsenen<br />
Beurteiler <strong>in</strong> dieser Studie, im Ver-<br />
116
gleich bewerten. Das subjektive Empf<strong>in</strong>den spiegelt<br />
somit die vorgefundene Realität wieder.<br />
Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> diesem<br />
Themenbereich <strong>in</strong> fünf der 13 Aspekte (s. Abb.<br />
7.10). Es zeigt sich, dass Jungen stärker als Mädchen<br />
den E<strong>in</strong>druck haben, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
sowohl Fastfood-Buden, <strong>in</strong> denen sie gerne<br />
essen, als auch <strong>in</strong>teressante Treffpunkte und <strong>in</strong>teressante<br />
Sportangebote gibt. Letzteres spiegelt<br />
wider, dass viele Sportangebote eher auf Jungen<br />
(vor allem Fußball) als auf Mädchen ausgerichtet<br />
s<strong>in</strong>d. Dieser Unterschied ist <strong>in</strong> manchen untersuchten<br />
Stadtteilen besonders deutlich, <strong>in</strong> anderen<br />
dagegen nicht vorhanden. Besonders groß ist der<br />
Unterschied zwischen Jungen und Mädchen immer<br />
dann, wenn sich das Sportangebot im Stadtteil <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie auf e<strong>in</strong>en Bolzplatz beschränkt. Mädchen<br />
dagegen geben häufiger als Jungen an, dass<br />
es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil e<strong>in</strong>e Bücherei gibt, die für sie<br />
<strong>in</strong>teressante Angebote vorhält. Mädchen f<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil auch häufiger e<strong>in</strong>e Eisdiele, <strong>in</strong> der<br />
sie sich gerne aufhalten. Dieser Befund korrespondiert<br />
mit den Antworten auf die Frage nach dem<br />
häufigsten Treffpunkt und dem schönsten Ort im<br />
Stadtteil, da Mädchen Eisdielen stärker als Jungen<br />
sowohl als Treffpunkt als auch als Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />
nennen (s.u.).<br />
Jungen bewerten das Angebot<br />
an <strong>in</strong>teressanten<br />
Sportangeboten, Fastfoodbuden<br />
und <strong>in</strong>teressanten<br />
Treffpunkten im Stadtteil<br />
positiver. Für Mädchen ist<br />
das Angebot an Büchereien<br />
und Eisdielen <strong>in</strong>teressanter.<br />
Abb. 7.10: Freizeitangebote im Stadtteil nach Geschlecht<br />
beliebte<br />
Eisdiele<br />
4,2<br />
4,5<br />
beliebte<br />
Fastfood-Buden<br />
3,9<br />
4,1<br />
<strong>in</strong>teressante<br />
Bücherei<br />
3,1<br />
3,4<br />
<strong>in</strong>teressante<br />
Sportangebote<br />
<strong>in</strong>teressante<br />
Treffpunkte<br />
3,0<br />
3,3<br />
3,1<br />
3,2<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
nicht<br />
1 2 3 4 5<br />
völlig<br />
117
Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />
desto kritischer bewerten<br />
sie die Angebote im Stadtteil.<br />
Lediglich versteckte<br />
Treffpunkte werden mit<br />
zunehmendem Alter positiver<br />
bewertet.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der wird die Bewertung<br />
ihres Stadtteils h<strong>in</strong>sichtlich der meisten<br />
Kriterien der Freizeitgestaltung leicht schlechter<br />
(s. Abb. 7.11a-d). Die Angebote von Museen, Büchereien<br />
und K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs sprechen<br />
stärker die jüngeren als die älteren K<strong>in</strong>der an.<br />
Auch die Anzahl an Grünflächen, auf denen K<strong>in</strong>der<br />
spielen dürfen und Gleichaltriger im Stadtteil wird<br />
von den jüngeren K<strong>in</strong>dern positiver e<strong>in</strong>geschätzt<br />
als von den älteren. E<strong>in</strong> ähnlicher Effekt zeigt sich<br />
bei dem Anteil an Natur im Stadtteil, allerd<strong>in</strong>gs<br />
wird dieser von den K<strong>in</strong>dern der achten Klasse<br />
wieder um e<strong>in</strong>iges positiver e<strong>in</strong>geschätzt. Das e<strong>in</strong>zige<br />
Kriterium der Freizeitgestaltung, welches mit<br />
zunehmendem Alter stetig besser bewertet wird,<br />
ist das Vorhandense<strong>in</strong> von versteckten Treffpunkten<br />
im Stadtteil. Diese sche<strong>in</strong>en sich den K<strong>in</strong>dern<br />
also umso mehr zu erschließen, je älter sie werden.<br />
Interessant ist, dass <strong>in</strong> drei Aspekten die Bewertung<br />
zunächst zwischen der dritten und vierten<br />
Klasse etwas besser wird, um dann abzufallen. Die<br />
ist bei der Anzahl <strong>in</strong>teressanter Sportangebote und<br />
Treffpunkte sowie dem Vorhandense<strong>in</strong> beliebter<br />
Geschäfte der Fall.<br />
Abb. 7.11a: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />
5<br />
Mittelwerte<br />
4<br />
3<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
viele Gleichaltrige<br />
beliebte Geschäfte<br />
118
Abb. 7.11b: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />
5<br />
Mittelwerte<br />
4<br />
3<br />
2<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Natur<br />
Bücherei<br />
<strong>in</strong>teressante Sportangebote<br />
Abb. 7.11c: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />
4<br />
Mittelwerte<br />
3<br />
2<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
<strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />
genug Grünflächen<br />
Angebote K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
119
Abb. 7.11d: Freizeitangebote im Stadtteil nach Alter<br />
4<br />
Mittelwerte<br />
3<br />
2<br />
1<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
versteckte Treffpunkte<br />
<strong>in</strong>teressante Museen<br />
Die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung<br />
<strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil bewerten K<strong>in</strong>der<br />
mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
teilweise unterschiedlich.<br />
Im Durchschnitt bewerten K<strong>in</strong>der mit und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sechs Kriterien der Freizeitgestaltung<br />
leicht unterschiedlich. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
sagen, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
weniger Natur (M=3,0 versus M=3,4), Spielplätze<br />
(M=3,3 versus M=3,4) und versteckte Treffpunkte<br />
(M=2,8 versus M=2,9) gibt als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs bewerten sie das Angebot<br />
an Fastfood-Buden (M=4,1 versus M=3,9)<br />
sowie Geschäften, <strong>in</strong> denen sie gerne e<strong>in</strong>kaufen<br />
(M=3,6 versus M=3,5), <strong>in</strong> ihrem Stadtteil positiver.<br />
Erklärbar werden diese Unterschiede dadurch,<br />
dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund verstärkt <strong>in</strong><br />
den dicht bebauten Zentren und Stadtteilen von<br />
Mittel- und Großstädten leben, <strong>in</strong> denen zwar naturnahe<br />
Freiräume eher die Ausnahme s<strong>in</strong>d, dafür<br />
aber das Angebot an Geschäften breit gefächert<br />
ist. Über alle Stadtteile h<strong>in</strong>weg wird das Sportangebot<br />
von K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
besser bewertet (M=3,3 versus M=2,9), allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist je nach Stadtteil dieser Unterschied sehr verschieden<br />
ausgeprägt: <strong>in</strong> den meisten Stadtteilen<br />
bewerten die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund das<br />
Sportangebot deutlich schlechter. Die größten Unterschiede<br />
treten <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>städten bzw. Geme<strong>in</strong>den<br />
zutage, <strong>in</strong> denen der Anteil an K<strong>in</strong>dern<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund niedrig ist. Es gibt aber<br />
auch Stadtteile, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
das Sportangebot besser bewerten,<br />
<strong>in</strong> anderen gibt es ke<strong>in</strong>en nennenswerten Unterschied.<br />
In diesen unterschiedlichen E<strong>in</strong>schät-<br />
120
zungen spiegelt sich das lokale Angebot der Stadtteile<br />
wieder.<br />
22% des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Stadtteil lassen sich<br />
durch vorhandene Freizeitangebote erklären. Am<br />
deutlichsten ist der E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
bei den Treffpunkten: S<strong>in</strong>d für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressante<br />
vorhanden, steigt das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der im Stadtteil (β=.22). Ebenfalls bee<strong>in</strong>flusst<br />
der Anteil an Natur im Stadtteil (β=.14) und die<br />
Anzahl der im Stadtteil lebenden gleichaltrigen<br />
K<strong>in</strong>der (β=.11) das Wohlbef<strong>in</strong>den. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
fühlen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohler,<br />
wenn es im Stadtteil e<strong>in</strong>e beliebte Eisdiele<br />
(β=.09), <strong>in</strong>teressante Sportangebote (β=.07) sowie<br />
genug Grünflächen gibt, auf denen K<strong>in</strong>der<br />
spielen dürfen (β=.07).<br />
S<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressante Treffpunkte,<br />
Natur und bespielbare<br />
Grünflächen sowie<br />
genug Gleichaltrige, <strong>in</strong>teressante<br />
Sportangebote<br />
und e<strong>in</strong>e Eisdiele im Stadtteile<br />
vorhanden, steigt das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil.<br />
7.5 Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil<br />
Im Stadtteil kann es sowohl Konflikte von K<strong>in</strong>dern<br />
mit Erwachsenen oder alten Menschen als auch<br />
Konflikte mit K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen aus anderen<br />
Herkunftsländern geben. Diese Aspekte des<br />
sozialen Mite<strong>in</strong>anders werden <strong>in</strong> diesem Abschnitt<br />
analysiert.<br />
Die Abbildung 7.12 gibt die Aspekte wieder, mit<br />
denen das soziale Mite<strong>in</strong>ander erfasst worden ist.<br />
Fünf der aufgeführten Aspekte wurden bereits<br />
2005 erhoben, das Vorhandense<strong>in</strong> von Treffpunkten<br />
für Menschen aus verschiedenen Ländern sowie<br />
e<strong>in</strong>er Integrationsperson wurde ausschließlich<br />
2006 erfragt. Es zeigt sich, dass soziale Konflikte<br />
eher selten <strong>in</strong> den Stadtteilen auftreten. Teilweise<br />
gibt es Konflikte mit Erwachsenen, fast die Hälfte<br />
der K<strong>in</strong>der (45%) gibt aber an, dass es ke<strong>in</strong>e oder<br />
selten Konflikte zwischen ihnen und Erwachsenen<br />
gibt. Besonders selten gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
mit hohem E<strong>in</strong>familienhausanteil Ärger mit Erwachsenen<br />
(wie <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es<br />
Oberzentrums: M=2,5). Relativ häufig s<strong>in</strong>d<br />
Konflikte zwischen K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen dagegen<br />
<strong>in</strong> eng bebauten Hochhaussiedlungen<br />
(höchster Wert: die Hochhaussiedlung: M=3,5),<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich weil die Konfliktpotentiale hier<br />
durch die räumliche Enge erhöht s<strong>in</strong>d und oder<br />
hier Menschen vieler verschiedener Nationalitäten<br />
unter e<strong>in</strong>em Dach wohnen.<br />
Konflikte mit Erwachsenen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Stadtteilen<br />
selten. Sie treten<br />
häufiger auf, wenn die<br />
Wohndichte hoch ist.<br />
Mit alten Menschen kommen die K<strong>in</strong>der sogar noch<br />
etwas besser aus. 54% der K<strong>in</strong>der sagen, dass es<br />
121
Konflikte mit alten Menschen<br />
s<strong>in</strong>d die Ausnahme.<br />
Sogar <strong>in</strong> den untersuchten<br />
Kurorten bieten die unterschiedlichen<br />
Interessen<br />
der K<strong>in</strong>der und der Kurgäste<br />
offenbar nur wenig Konfliktpotential.<br />
„nie“ oder nur „selten“ zu Konflikten mit alten<br />
Menschen kommt. Besonders selten s<strong>in</strong>d solche<br />
Konflikte im Neubaugebiet (M=1,9) sowie allgeme<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen vorwiegend Familien<br />
mit K<strong>in</strong>dern und nur wenige ältere Menschen<br />
wohnen. In eng bebauten und altersgemischten<br />
Wohngebieten steigt dagegen die Wahrnehmung<br />
solcher Konflikte (M=3,3 <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung),<br />
wohl nicht zuletzt, weil K<strong>in</strong>der und<br />
ältere Menschen hier häufiger aufe<strong>in</strong>ander treffen.<br />
In den beiden untersuchten Kurorten ist die Häufigkeit<br />
von Konflikten mit alten Menschen h<strong>in</strong>gegen<br />
nur leicht erhöht, obwohl sich dort sehr viele<br />
alte Menschen aufhalten, die zudem im Kurbetrieb<br />
Ruhe erwarten. E<strong>in</strong> starkes Konfliktpotential<br />
sche<strong>in</strong>t sich zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesen beiden Kurorten<br />
daraus nicht zu ergeben, womöglich weil die Kurgäste<br />
von den K<strong>in</strong>dern eher als Gäste <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil wahrgenommen werden und es wenige<br />
direkte Berührungspunkte gibt.<br />
Abb.7.12: Beurteilung des sozialen Mite<strong>in</strong>anders im Stadtteil<br />
viele Menschen aus<br />
anderen Ländern<br />
befreundet mit Menschen<br />
aus anderen Ländern<br />
Aspekte des sozialen Mite<strong>in</strong>anders<br />
Integrationsperson<br />
Treffpunkte für Menschen<br />
aus verschiedenen Ländern<br />
Ärger mit Erw achsenen<br />
Ärger mit alten Menschen<br />
K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern<br />
diskrim<strong>in</strong>iert<br />
nicht<br />
1 2 3 4 5<br />
völlig<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn bzw. zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich<br />
des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn bzw. zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der<br />
rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
122
Über die Hälfte der K<strong>in</strong>der (51%) ist <strong>in</strong> hohem Maße<br />
davon überzeugt, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil viele<br />
Menschen aus anderen Ländern wohnen. Insgesamt<br />
ist die Spannweite der Angaben zwischen<br />
den Stadtteilen sehr groß. Selbst <strong>in</strong> Stadtteilen, <strong>in</strong><br />
denen der Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
eher ger<strong>in</strong>g ist, liegt der Mittelwert bei<br />
M=2,5. Sehr viel höher ist dagegen der Mittelwert<br />
erwartungsgemäß <strong>in</strong> den Stadtteilen mit hohem<br />
bis sehr hohem Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(am höchsten <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung:<br />
M=4,6).<br />
Mit Menschen aus anderen Ländern befreundet<br />
s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der mittelmäßig häufig, 42% der K<strong>in</strong>der<br />
sagen, dass sie dies s<strong>in</strong>d. Die Antworten auf<br />
diese Frage hängen allerd<strong>in</strong>gs sowohl mit dem tatsächlichen<br />
Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
im Stadtteil zusammen (r=.27) als auch<br />
– sogar etwas stärker – mit der E<strong>in</strong>schätzung,<br />
dass viele K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern im Stadtteil<br />
wohnen (r=.30). Mit K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern<br />
s<strong>in</strong>d die befragten K<strong>in</strong>der also vor allem dann befreundet,<br />
wenn es relativ viele davon gibt. Es kann<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch se<strong>in</strong>, dass die Freundschaft mit<br />
K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern die wahrgenommene<br />
Häufigkeit dieser K<strong>in</strong>der im Stadtteil erhöht. Entsprechend<br />
unterscheiden sich auch bei diesem Aspekt<br />
die Werte <strong>in</strong> den Stadtteilen sehr stark vone<strong>in</strong>ander.<br />
In den Stadtteilen mit den ger<strong>in</strong>gsten<br />
Anteilen von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
gibt es auch nur wenig Freundschaften mit Menschen<br />
aus anderen Ländern (M=2,0 im schrumpfenden<br />
Dorf). Häufig s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Freundschaften erwartungsgemäß <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung,<br />
<strong>in</strong> der viele K<strong>in</strong>der aus unterschiedlichsten<br />
Ländern zusammenwohnen (M=4,2).<br />
Teilweise gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen Treffpunkte, an<br />
denen sich K<strong>in</strong>der aus verschiedenen Ländern treffen.<br />
Diese hängen mit der Größe der jeweiligen<br />
Stadt zusammen, die Spanne reicht vom zusammenwachsenden<br />
Ortsteil e<strong>in</strong>er Mittelstadt (M=2,2)<br />
bis zum jungen Ortsteil e<strong>in</strong>er Großstadt (M=3,2).<br />
Diskrim<strong>in</strong>ierung von K<strong>in</strong>dern aus anderen Ländern<br />
erleben knapp zwei Drittel der befragten K<strong>in</strong>der<br />
(62%) <strong>in</strong> ihrem Stadtteil „wenig“, aber immerh<strong>in</strong><br />
fast e<strong>in</strong> Fünftel (18%) der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d „ziemlich“<br />
oder „völlig“ der Me<strong>in</strong>ung, dass K<strong>in</strong>der aus anderen<br />
Ländern <strong>in</strong> ihrem Stadtteil schlechter behandelt<br />
werden als deutsche. Etwas häufiger wird ü-<br />
ber Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> den Stadtteilen berichtet, <strong>in</strong><br />
123<br />
Viele K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den, dass <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil viele Menschen<br />
aus anderen Ländern<br />
leben. Die Stadtteile<br />
differieren stark.<br />
Je mehr K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
im Stadtteil<br />
leben, desto mehr<br />
Freundschaften zwischen<br />
K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten<br />
bestehen.<br />
Treffpunkte für K<strong>in</strong>der aus<br />
verschiedenen Ländern<br />
gibt es <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
eher selten.<br />
Diskrim<strong>in</strong>ierung ausländischer<br />
K<strong>in</strong>der ist häufiger,<br />
wenn der Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
hoch ist oder<br />
wenn Konflikte bereits offen<br />
zutage getreten s<strong>in</strong>d.
Freundschaften zwischen<br />
K<strong>in</strong>dern unterschiedlicher<br />
Nationalitäten machen<br />
Diskrim<strong>in</strong>ierungen offenbar<br />
sichtbarer.<br />
E<strong>in</strong>e Integrationsperson ist<br />
<strong>in</strong> den Stadtteilen nur teilweise<br />
vorhanden. Am seltensten<br />
ist dies <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen der Fall, <strong>in</strong> denen<br />
Konflikte mit Spätaussiedlern<br />
auftreten.<br />
denen auch e<strong>in</strong> relativ hoher Anteil von K<strong>in</strong>dern<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wohnt (r=.12). Der<br />
höchste Mittelwert der Stadtteile zeigt sich <strong>in</strong> der<br />
E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />
(M=2,6), <strong>in</strong> dem der Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
relativ hoch ist. Allerd<strong>in</strong>gs spielen<br />
andere Faktoren wie offene Konflikte zwischen<br />
K<strong>in</strong>dern verschiedener Nationalitäten wohl auch<br />
e<strong>in</strong>e Rolle, denn Stadtteile, <strong>in</strong> denen der Anteil an<br />
ausländischen K<strong>in</strong>dern eher im Mittelfeld liegt, es<br />
aber vor e<strong>in</strong>iger Zeit zu Konflikten zwischen Aussiedlern<br />
und der e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung gekommen<br />
ist, weisen e<strong>in</strong>en erhöhten Mittelwert <strong>in</strong><br />
der Frage der Diskrim<strong>in</strong>ierung von K<strong>in</strong>dern aus<br />
anderen Ländern auf (z.B. das Unterzentrum e<strong>in</strong>er<br />
Mittelstadt, M=2,5). Der niedrigste Wert f<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ländlichen Kommune (M=1,7). Die<br />
Häufigkeit, mit der Freundschaften zwischen K<strong>in</strong>dern<br />
aus verschiedenen Ländern bestehen, senkt<br />
nicht die Häufigkeit von Diskrim<strong>in</strong>ierungen. Im<br />
Gegenteil, es besteht sogar e<strong>in</strong> leichter positiver<br />
Zusammenhang (r=.09), der sich auch nicht daraus<br />
erklären lässt, dass beide Variablen mit dem<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zunehmen.<br />
Dies lässt sich so erklären, dass mit häufigeren<br />
Freundschaften auch erlebte Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />
durch andere Personen stärker kommuniziert<br />
oder sogar miterlebt werden.<br />
Aus der Perspektive der K<strong>in</strong>der steht <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
teilweise e<strong>in</strong>e Person zur Verfügung, die sich<br />
um die Integration verschiedener Nationalitäten<br />
kümmert, 28% der K<strong>in</strong>der ist e<strong>in</strong>e Person mit dieser<br />
Funktion im Stadtteil allerd<strong>in</strong>gs nicht bekannt.<br />
Auffallend ist, dass der Anteil der K<strong>in</strong>der, denen<br />
e<strong>in</strong>e Person mit e<strong>in</strong>er derartigen Funktion im<br />
Stadtteil bekannt ist, <strong>in</strong> den Stadtteilen am niedrigsten<br />
ist, <strong>in</strong> denen relativ starke Konflikte mit<br />
Spätaussiedlern auftreten (niedrigster Wert im<br />
zentrumsfernen Dorf: M=2,5). Möglicherweise<br />
konnten sich gerade <strong>in</strong> Bezug auf diese vergleichsweise<br />
neue Gruppe noch ke<strong>in</strong>e geeigneten<br />
Integrationsstrukturen etablieren. Den höchsten<br />
Wert zu diesem Aspekt weist der junge Vorort e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt auf (M=3,2), <strong>in</strong> dem der Anteil von<br />
Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund relativ niedrig<br />
ist.<br />
Jungen geraten etwas häufiger<br />
<strong>in</strong> Konflikt mit Erwachsenen<br />
und älteren<br />
Menschen.<br />
Geschlechtsunterschiede gibt es bezogen auf die<br />
Fragen des sozialen Mite<strong>in</strong>anders <strong>in</strong> drei Aspekten.<br />
Jungen haben häufiger sowohl mit Erwachsenen<br />
als auch mit alten Menschen Konflikte als Mädchen<br />
124
(s. Abb. 7.13). Darüber h<strong>in</strong>aus kennen sie häufiger<br />
Treffpunkte, an denen sich K<strong>in</strong>der aus verschiedenen<br />
Ländern treffen, möglicherweise bed<strong>in</strong>gt durch<br />
ihre stärkere Freizeitorientierung außerhalb des<br />
Hauses.<br />
Mädchen kennen seltener<br />
e<strong>in</strong>en Treffpunkt für Menschen<br />
verschiedener Nationalitäten.<br />
Abb. 7.13: Soziales Mite<strong>in</strong>ander nach Geschlecht<br />
Ärger mit<br />
Erwachsenen<br />
2,7<br />
2,9<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
Ärger mit alten<br />
Menschen<br />
2,5<br />
2,7<br />
Treffpunkte für<br />
Menschen<br />
aus<br />
verschiedenen<br />
Ländern<br />
2,7<br />
3,0<br />
1 2 3 4 5<br />
nicht<br />
völlig<br />
Abhängig vom Alter verändern sich e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>schätzungen<br />
der K<strong>in</strong>der (s. Abb. 7.14). Konflikte<br />
mit Erwachsenen und alten Menschen nehmen<br />
umso mehr zu, je älter die K<strong>in</strong>der werden. Auch<br />
die E<strong>in</strong>schätzung, dass im Stadtteil viele Menschen<br />
aus anderen Ländern leben, nimmt mit steigendem<br />
Alter der K<strong>in</strong>der zu, gleichzeitig werden die<br />
Freundschaften mit Menschen aus anderen Ländern<br />
mit dem Älterwerden häufiger.<br />
Mit zunehmendem Alter<br />
steigen Konflikte mit Erwachsenen<br />
und alten Menschen<br />
an, Freundschaften<br />
mit Menschen anderer Nationalitäten<br />
nehmen zu.<br />
125
Abb. 7.14: Soziales Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil nach Alter<br />
5,0<br />
4,0<br />
Mittelwerte<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
befreundet mit Menschen aus<br />
anderen Ländern<br />
viele Menschen aus anderen<br />
Ländern<br />
Ärger mit alten Menschen<br />
Ärger mit Erw achsenen<br />
Besonders K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben<br />
häufiger Konflikte mit<br />
Erwachsenen und älteren<br />
Menschen, wenn e<strong>in</strong> Auslöser<br />
gegeben ist.<br />
Die E<strong>in</strong>schätzungen von K<strong>in</strong>dern mit und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zum sozialen Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil unterscheiden sich zum Teil deutlich.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund berichten<br />
<strong>in</strong>sgesamt über mehr Konflikte sowohl mit Erwachsenen<br />
(M=2,9 versus M=2,7) als auch mit<br />
alten Menschen (M=2,7 versus M=2,5) als K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Über besonders deutlich<br />
mehr Konflikte mit Erwachsenen berichten<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> fünf Stadtteilen:<br />
Am stärksten ist der Unterschied <strong>in</strong> der Kommune<br />
mit dem niedrigsten Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, relativ groß ist er auch <strong>in</strong><br />
drei Stadtteilen, <strong>in</strong> denen vergleichsweise viele<br />
Aussiedler wohnen sowie <strong>in</strong> der bereits beschriebenen<br />
Kommune mit der konfliktbehafteten Historie.<br />
In Bezug auf Konflikte mit alten Menschen s<strong>in</strong>d<br />
die Ergebnisse <strong>in</strong> den Stadtteilen durchmischter,<br />
es gibt sowohl Stadtteile, <strong>in</strong> denen K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mehr Konflikte mit alten<br />
Menschen haben als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
als auch Stadtteile, <strong>in</strong> denen sie von weniger<br />
Konflikten mit alten Menschen berichten.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben darüber<br />
h<strong>in</strong>aus verstärkt den E<strong>in</strong>druck, dass <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil viele Menschen aus anderen Ländern<br />
wohnen (M=3,8 versus M=3,5), mit denen sie<br />
126
auch viel häufiger befreundet s<strong>in</strong>d (M=3,7 versus<br />
M=2,7). Sie haben außerdem im Vergleich zu K<strong>in</strong>dern<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> stärkerem Maße<br />
den E<strong>in</strong>druck, dass K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern<br />
diskrim<strong>in</strong>iert werden (M=2,5 versus M=2,2). Dies<br />
gilt für fast alle Stadtteile, nur <strong>in</strong> drei Stadtteilen<br />
zeigt sich e<strong>in</strong> entgegen gesetztes Ergebnis. Am<br />
stärksten ist der Unterschied <strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />
ger<strong>in</strong>gem oder mittlerem Anteil von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Bei diesem Aspekt addieren<br />
sich wahrsche<strong>in</strong>lich die eigenen Erfahrungen<br />
der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mit denen<br />
ihrer ausländischen Freunde.<br />
Auf das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil haben drei Aspekte<br />
des sozialen Mite<strong>in</strong>anders e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss: Je<br />
mehr Konflikte es mit alten Menschen gibt (β=<br />
-.15) und je mehr die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck haben,<br />
dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil K<strong>in</strong>der aus anderen Ländern<br />
diskrim<strong>in</strong>iert werden (β=-.09), desto weniger<br />
wohl fühlen sie sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil. E<strong>in</strong> weiterer,<br />
positiver E<strong>in</strong>flussfaktor ist das Vorhandense<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Integrationsperson im Stadtteil (β=.15).<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
erleben die Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
ausländischer<br />
K<strong>in</strong>der oft nicht.<br />
Konflikte mit Erwachsenen<br />
und alten Menschen sowie<br />
der E<strong>in</strong>druck, dass K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
diskrim<strong>in</strong>iert werden, senken<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den der<br />
K<strong>in</strong>der im Stadtteil. E<strong>in</strong>e<br />
Integrationsperson lässt<br />
es steigen.<br />
7.6 Ästhetische Bewertung der Häuser<br />
und der Landschaft<br />
Da im letzten <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> die ästhetischen<br />
Komponenten der Bebauung bemerkenswert<br />
wichtig für die K<strong>in</strong>der waren, wurde auch <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr erfragt, ob den K<strong>in</strong>dern die Gestaltung<br />
der Häuser und Gärten <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gefällt.<br />
Zusätzlich nahmen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem Jahr e<strong>in</strong>e<br />
Bewertung der Landschaft um ihren Stadtteil herum<br />
nach ästhetischen Gesichtspunkten vor.<br />
Aus Abbildung 7.15 ist abzulesen, wie die K<strong>in</strong>der<br />
verschiedene ästhetische Aspekte ihres Stadtteils<br />
auf e<strong>in</strong>er fünfstufigen Skala von „gefällt mir gar<br />
nicht“ bis „gefällt mir völlig“ beurteilen. Im Schnitt<br />
werden die ästhetischen Aspekte der Stadtteile<br />
von den K<strong>in</strong>dern im mittleren Bereich bewertet.<br />
Am besten schneidet die Landschaft um die Stadtteile<br />
herum ab, am schlechtesten die Außenwände<br />
der meisten Häuser. Insgesamt betrachtet gefällt<br />
36% der K<strong>in</strong>der die Farbe der Häuser im Stadtteil<br />
sehr oder völlig, 50% gefällt die Höhe der Häuser<br />
und 55% mögen die Gestaltung der Gärten. Die<br />
Außenwände der Häuser im Stadtteil f<strong>in</strong>den dagegen<br />
lediglich bei 30% sehr oder völliges Gefallen,<br />
die Landschaft um die jeweiligen Stadtteile herum<br />
aber bei 60% der K<strong>in</strong>der.<br />
Am besten gefällt den K<strong>in</strong>dern<br />
die Landschaft um<br />
ihren Stadtteil herum, am<br />
schlechtesten die Fassadengestaltung<br />
der Häuser.<br />
127
Abb. 7.15: Beurteilung ästhetischer Aspekte im Stadtteil<br />
Außenwände der<br />
Häuser<br />
ästhetische Aspekte im Stadtteil<br />
Farbe der Häuser<br />
Höhe der Häuser<br />
Gärten der Häuser<br />
Landschaft um<br />
Stadtteil<br />
gar nicht<br />
1 2 3 4 5<br />
völlig<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig (bzw. zehn <strong>in</strong> Bezug auf „Landschaft<br />
im Stadtteil“) Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig bzw. zehn<br />
Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen<br />
Durchschnitt.<br />
Die Höhe von Hochhäusern<br />
ist aus K<strong>in</strong>dersicht nicht<br />
negativ.<br />
Graue Häuserwände bewerten<br />
die K<strong>in</strong>der negativ.<br />
Für die e<strong>in</strong>zelnen Aspekte der ästhetischen Bewertungen<br />
zeigen sich größtenteils recht große<br />
Spannweiten zwischen dem niedrigsten und dem<br />
höchsten Mittelwert <strong>in</strong> den Stadtteilen. Dementsprechend<br />
gibt es auch statistisch nachweisbare<br />
Unterschiede. So wird die Höhe der Häuser <strong>in</strong>teressanterweise<br />
nicht <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung –<br />
die mittlere bis gute Werte erreicht – sondern <strong>in</strong><br />
den (<strong>in</strong>nen)städtischen Wohnquartieren mit dichter,<br />
vornehmlich mehrgeschossiger Bauweise am<br />
negativsten bewertet (niedrigster Wert im Stadtteil<br />
„Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt“ mit<br />
M=2,7). Die Höhe der Häuser gefällt dagegen <strong>in</strong><br />
besonderem Maße K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> Stadtteilen mit<br />
überwiegend niedriggeschossigen E<strong>in</strong>familienhäusern<br />
wohnen (höchster Wert im Stadtteil „das<br />
schrumpfende Dorf“: M=3,9). Die Höhe der Hochhäuser<br />
wird also nicht per se negativ bewertet,<br />
sondern bietet den K<strong>in</strong>dern aufgrund der schönen<br />
Aussicht im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern (s.<br />
Kap. 6) wahrsche<strong>in</strong>lich auch Lebensqualität. Die<br />
farbliche Gestaltung der Hochhäuser (e<strong>in</strong>farbig<br />
grauer Waschbeton) gefällt den K<strong>in</strong>dern allerd<strong>in</strong>gs<br />
am wenigsten, dementsprechend erhält die Hochhaussiedlung<br />
den niedrigsten Wert (M=2,3) (s.<br />
Abb. 7.16a). Auch andere Stadtteile mit hohem<br />
128
Hochhausanteil bzw. Innenstadtquartiere mit vielen<br />
grauen verputzten Häusern erhalten niedrige<br />
Werte. Die besten Werte erhalten Stadtteile mit<br />
Neubaucharakter und hohem E<strong>in</strong>familienhausanteil,<br />
die häufig rot verkl<strong>in</strong>kert s<strong>in</strong>d (maximal<br />
M=3,6) (s. Abb. 7.16c & 7.16d). Diese Struktur<br />
spiegelt sich auch <strong>in</strong> der Bewertung der Außenwände<br />
wider. Auch hier f<strong>in</strong>den sich die ger<strong>in</strong>geren<br />
Werte für die Stadtteile mit hohem Hochhausanteil<br />
bzw. für die Innenstadtquartiere (Hochhaussiedlung:<br />
M=2,3), die höheren Werte <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
mit vornehmlich E<strong>in</strong>familienhäusern und Neubaugebieten<br />
(maximal M=3,5). E<strong>in</strong> ähnliches Muster<br />
f<strong>in</strong>det sich zwar auch <strong>in</strong> Bezug auf die Bewertung<br />
der Gärten, bei der der Innenstadtbereich<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt erwartungsgemäß die niedrigsten<br />
und die eher von E<strong>in</strong>familienhäusern geprägten<br />
Stadtteile die höchsten Werte erhalten, allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist die Spannweite zwischen den Stadtteilen mit<br />
M=3,0 und M=3,9 nicht ganz so groß. Die Landschaft<br />
rund um den Stadtteil gefällt schließlich<br />
denjenigen K<strong>in</strong>dern schlechter, die im Innenstadtbereich<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt (M=2,9) oder im Zentrum<br />
der E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums<br />
(M=3,1) leben. Diese Stadtteile grenzen an<br />
andere bebaute Stadtteile und nicht im eigentlichen<br />
S<strong>in</strong>ne an „Landschaft“. Diese angrenzenden<br />
Stadtteile werden von den K<strong>in</strong>dern offensichtlich <strong>in</strong><br />
ger<strong>in</strong>gem Maße positiv bewertet als an den eigenen<br />
Stadtteil angrenzende ländliche Strukturen<br />
(höchster Wert: das zentrumsferne Dorf: M=4,1).<br />
K<strong>in</strong>dern gefällt es, wenn<br />
ländlich geprägte Landschaft<br />
an ihren Stadtteil<br />
angrenzt.<br />
Abb. 7.16a: Hochhaussiedlung<br />
Abb. 7.16b: Stadtquartier<br />
129
Abb. 7.16c: E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
Abb. 7.16d: Mehrfamilienhäuser<br />
Jungen und Mädchen unterscheiden sich fast nicht<br />
<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>schätzungen der ästhetischen Komponenten<br />
ihres Stadtteils. Lediglich die Gestaltung<br />
der Gärten gefällt den Mädchen besser als den<br />
Jungen (M=3,6 versus 3,5). Bei den K<strong>in</strong>dern mit<br />
und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zeigen sich schon<br />
mehr Unterschiede: K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
gefällt sowohl die farbliche Gestaltung<br />
(M=3,0 versus 3,2) und die Gestaltung der Außenwände<br />
(M=2,9 versus 3,1) der Häuser <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil, als auch die Landschaft um ihren Stadtteil<br />
herum (M=3,5 versus 3,8) jeweils schlechter,<br />
allerd<strong>in</strong>gs wohnen sie auch vermehrt <strong>in</strong> den Stadtteilen,<br />
<strong>in</strong> denen tristere Fassaden und weniger attraktive<br />
umgebende Landschaft zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />
desto kritischer bewerten<br />
sie die Ästhetik im Stadtteil.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der verschieben<br />
sich die Urteile vor allem für die Farbe der Häuser<br />
und die Landschaft um den Stadtteil herum (s.<br />
Abb. 7.17a), aber auch für die Höhe der Häuser,<br />
die Gestaltung der Außenwände sowie der Gärten<br />
(s. Abb. 7.17b) <strong>in</strong> die negative Richtung. Die K<strong>in</strong>der<br />
werden also kritischer, je älter sie werden.<br />
Weitere Unterschiede zeigen sich, wenn man betrachtet,<br />
<strong>in</strong>wieweit die Eltern der K<strong>in</strong>der von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen s<strong>in</strong>d oder nicht. K<strong>in</strong>dern,<br />
deren Eltern von Arbeitslosigkeit betroffenen s<strong>in</strong>d,<br />
gefällt die Landschaft um ihren Stadtteil herum<br />
weniger gut als K<strong>in</strong>dern, deren Eltern dies nicht<br />
s<strong>in</strong>d (M=3,5 versus M=3,8), allerd<strong>in</strong>gs wohnen sie<br />
auch tatsächlich vermehrt <strong>in</strong> Stadtteilen, deren<br />
landschaftliche Umgebung von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>sgesamt<br />
als weniger ästhetisch e<strong>in</strong>geschätzt wird (s.o.).<br />
130
Abb. 7.17a: Ästhetische Bewertung nach Alter<br />
5,0<br />
4,0<br />
Mittelwerte<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Farbe der Häuser<br />
Landschaft um Stadtteil<br />
Abb. 7.17b: Ästhetische Bewertung nach Alter<br />
5,0<br />
4,0<br />
Mittelwerte<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Höhe der Häuser<br />
Gärten der Häuser<br />
Außenw ände der Häuser<br />
Zwei der ästhetischen Komponenten zeigen deutliche<br />
Zusammenhänge mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil. Je besser den K<strong>in</strong>dern die Landschaft um<br />
den Stadtteil herum gefällt, desto besser fühlen<br />
sie sich im Stadtteil (β=.30). Auch wenn den K<strong>in</strong>dern<br />
die farbliche Gestaltung der Häuser gefällt,<br />
ist das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil höher (β=.17).<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist zu beachten, dass e<strong>in</strong>e von den K<strong>in</strong>dern<br />
wahrgenommene ästhetische Qualität auch<br />
mit e<strong>in</strong>er bestimmten Wohnform (E<strong>in</strong>familienhaus)<br />
131<br />
Die K<strong>in</strong>der fühlen sich im<br />
Stadtteil umso wohler, je<br />
besser ihnen die Landschaft<br />
rund um den Stadtteil<br />
und die farbliche Gestaltung<br />
der Häuser gefällt.
e<strong>in</strong>hergeht, die auch andere Vorzüge hat, die diesen<br />
Zusammenhang bed<strong>in</strong>gen könnten und die<br />
nicht im Fragebogen erhoben wurden. Für e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>gehendere Abschätzung der Wichtigkeit der ästhetischen<br />
Komponente sei auf die späteren Analysen<br />
<strong>in</strong> diesem Kapitel verwiesen.<br />
7.7 Straßenverkehr<br />
In diesem Teilabschnitt wird beleuchtet, wie die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen des Straßenverkehrs aus Sicht der<br />
K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d und welche Unterschiede sich zeigen.<br />
Das Thema wurde nur <strong>in</strong> 2006 aufgegriffen, lediglich<br />
nach dem Aspekt des gefahrlosen Radfahrens<br />
wurden die K<strong>in</strong>der bereits 2005 gefragt.<br />
Die Abbildung 7.18 zeigt, wie die K<strong>in</strong>der acht verschiedene<br />
Aspekte des Straßenverkehrs e<strong>in</strong>schätzen.<br />
Im Schnitt haben die K<strong>in</strong>der nur teilweise den<br />
E<strong>in</strong>druck, gefahrlos Radfahren oder Skaten zu<br />
können und im Stadtteil genug Fußgängerampeln<br />
sowie viele Radwege zu haben. Die Autos fahren<br />
„manchmal“ auf normalen Straßen und Spielstraßen<br />
zu schnell, auf letzteren allerd<strong>in</strong>gs noch etwas<br />
seltener. Teilweise müssen die K<strong>in</strong>der auf dem<br />
Weg zu Freizeitangeboten große Straßen überqueren.<br />
Spielstraßen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den untersuchten Stadtteilen<br />
selten so zugeparkt, dass die K<strong>in</strong>der dort<br />
nicht spielen können. Die Topografie der Stadtteile<br />
stellt offensichtlich für die K<strong>in</strong>der für das Radfahren<br />
ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>derungsgrund dar, 75% der K<strong>in</strong>der<br />
geben an, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil nicht oder nur<br />
<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Ausmaß zu hügelig zum Radfahren<br />
ist.<br />
In Stadtteilen mit viel Autoverkehr<br />
und wenigen<br />
Radwegen können die K<strong>in</strong>der<br />
nur e<strong>in</strong>geschränkt gefahrlos<br />
Radfahren.<br />
Die Anzahl an Radwegen<br />
unterscheidet sich <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen stark.<br />
Zu e<strong>in</strong>igen Aspekten unterscheiden sich die Angaben<br />
der K<strong>in</strong>der stark je nach Stadtteil. Das gefahrlose<br />
Radfahren ist am wenigsten im Innenstadtbereich<br />
e<strong>in</strong>er Großstadt möglich (M=2,4), aber <strong>in</strong>sgesamt<br />
s<strong>in</strong>d die Werte <strong>in</strong> den Stadtteilen am niedrigsten,<br />
die eher schlecht mit Radwegen ausgestattet<br />
s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> denen das Verkehrsaufkommen<br />
des motorisierten Individualverkehrs hoch ist. Das<br />
gefahrlose Radfahren ist am besten im kle<strong>in</strong>sten<br />
untersuchten Stadtteil möglich (M=4,0), der überschaubar<br />
und eher ländlich strukturiert ist. Die<br />
größte Streuung tritt bei der Frage nach der Ausstattung<br />
mit Radwegen <strong>in</strong> den Stadtteilen auf.<br />
132
Abb. 7.18: Beurteilung des Straßenverkehrs im Stadtteil<br />
genug Fußgängerampeln<br />
es gibt<br />
viele Radw ege<br />
gefahrloses<br />
Radfahren möglich<br />
Aspekte des Straßenverkehrs<br />
Autos zu schnell<br />
(normale Straße)<br />
Autos zu schnell<br />
(Spielstraße)<br />
große Straßen<br />
müss überquert<br />
w erden<br />
Spielstraßen<br />
zugeparkt<br />
zu hügelig<br />
zum Radfahren<br />
1 2 3 4 5<br />
nicht<br />
völlig<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn (bzw. zwanzig <strong>in</strong> Bezug auf das gefahrlose<br />
Radfahren) Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn (bzw. zwanzig)<br />
Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen<br />
Durchschnitt.<br />
Die wenigsten Radwege gibt es nach der E<strong>in</strong>schätzung<br />
der K<strong>in</strong>der im zentrumsfernen Dorf (M=1,8)<br />
und dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
(M=2,0), <strong>in</strong> denen auch das gefahrlose Radfahren<br />
am wenigsten möglich ist (s.o.). Die K<strong>in</strong>der, die im<br />
jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt leben, sagen mit<br />
Abstand am häufigsten, dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
viele Radwege gibt (M=4,3). Dieser Stadtteil profitiert<br />
von der Strategie der Kommune, die viel Wert<br />
auf den Radverkehr und se<strong>in</strong>e Infrastruktur legt.<br />
Im zentrumsfernen Dorf haben die K<strong>in</strong>der – wie<br />
bei den Radwegen – am wenigsten den E<strong>in</strong>druck,<br />
dass es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil genug Fußgängerampeln<br />
gibt (M=2,4). Ebenfalls niedrige Werte werden <strong>in</strong><br />
den Stadtteilen vergeben, die entweder ebenfalls<br />
133<br />
Sowohl <strong>in</strong> dicht als auch <strong>in</strong><br />
dünn besiedelten Stadtteilen<br />
gibt es zu wenige Fußgängerampeln.
Nur wenige K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den<br />
es <strong>in</strong> ihrem Stadtteil zu<br />
hügelig zum Radfahren.<br />
eher dünn besiedelt s<strong>in</strong>d oder dagegen Zentren<br />
von Groß- oder Mittelstädten s<strong>in</strong>d. Im grünen Kurort<br />
schätzen die K<strong>in</strong>der die Ausstattung mit Fußgängerampeln<br />
am besten e<strong>in</strong> (M=4,0). Die E<strong>in</strong>schätzung,<br />
<strong>in</strong>wieweit es im Stadtteil zu hügelig<br />
zum Radfahren ist, entspricht weitgehend der tatsächlichen<br />
Topografie. Der junge Vorort e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt (M=1,4) wird von den K<strong>in</strong>dern am seltensten,<br />
der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
(M=2,4) am häufigsten als zu hügelig zum Radfahren<br />
e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Unterschiede zwischen den Angaben von K<strong>in</strong>dern<br />
mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d bei diesem<br />
Aspekt dadurch überlagert, dass K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund vermehrt <strong>in</strong> Stadtteilen leben,<br />
<strong>in</strong> denen die Belastungen durch den motorisierten<br />
Individualverkehr erhöht s<strong>in</strong>d.<br />
Jungen haben häufiger als Mädchen den E<strong>in</strong>druck,<br />
dass die Spielstraßen so von Autos zugeparkt s<strong>in</strong>d,<br />
dass sie dort nicht spielen können und dass sie auf<br />
dem Weg zu Freizeitangeboten große Straßen<br />
überqueren müssen (s. Abb. 7.19).<br />
Abb. 7.19: Beurteilung des Straßenverkehrs nach<br />
Geschlecht<br />
Spielstraßen<br />
zugeparkt<br />
2,5<br />
2,7<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
große Straßen<br />
müssen<br />
überquert<br />
werden<br />
2,7<br />
2,9<br />
gefahrlos<br />
Rad fahren<br />
möglich<br />
3,1<br />
3,4<br />
nicht<br />
1 2 3 4 5<br />
völlig<br />
Möglicherweise ist dies bed<strong>in</strong>gt durch den üblicherweise<br />
größeren Aktionsradius – der häufig radelnd<br />
erschlossen wird - und die vermehrte Frei-<br />
134
zeitgestaltung von Jungen im Freien (z.B. Fußballspielen<br />
auf der Straße oder auf dem Bolzplätzen),<br />
so dass sie mit diesen Aspekten des Straßenverkehrs<br />
stärker konfrontiert s<strong>in</strong>d. Dies könnte auch<br />
e<strong>in</strong>e Erklärung dafür se<strong>in</strong>, dass Jungen im Gegensatz<br />
zu Mädchen das Radfahren <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
als weniger gefährlich e<strong>in</strong>schätzen: Sie s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong><br />
der Regel mehr gewohnt, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil Rad zu<br />
fahren und dementsprechend mit dem Straßenverkehr<br />
aus dieser Perspektive stärker vertraut.<br />
Das Gefühl, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil gefahrlos Rad fahren<br />
oder Skaten zu können, nimmt bei den K<strong>in</strong>dern<br />
mit dem Alter zu (3,3 <strong>in</strong> der 3. Klasse bzw.<br />
3,1 <strong>in</strong> der 4. Klasse versus 3,5 <strong>in</strong> der 8 Klasse).<br />
Nachvollziehbar s<strong>in</strong>d diese Effekte vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />
dass K<strong>in</strong>der öfter mit dem Fahrrad unterwegs<br />
s<strong>in</strong>d, je älter sie werden. Mit zunehmender<br />
Übung erlangen sie e<strong>in</strong>e größere Verkehrssicherheit,<br />
die auch durch h<strong>in</strong>zu gewonnene körperliche<br />
Fähigkeiten verstärkt wird (z.B. Gleichgewicht halten<br />
können, Geschw<strong>in</strong>digkeiten e<strong>in</strong>schätzen, Übersicht<br />
durch Körpergröße).<br />
Die Bed<strong>in</strong>gungen, die der jeweilige Stadtteil für<br />
das Radfahren bietet, bestimmen bezogen auf den<br />
Straßenverkehr das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im<br />
Stadtteil am stärksten. Die K<strong>in</strong>der fühlen sich <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil umso wohler, je höher sie die Anzahl<br />
der Radwege im Stadtteil (β=.14) sowie die<br />
Möglichkeit zum gefahrlosen Radfahren (β=.10)<br />
e<strong>in</strong>schätzen und je weniger hügelig sie ihren<br />
Stadtteil f<strong>in</strong>den (β=-.14). Auch wenn genug Fußgängerampeln<br />
vorhanden s<strong>in</strong>d, fühlen sich die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohler (β=.10).<br />
Jungen f<strong>in</strong>den das Radfahren<br />
im Stadtteil weniger<br />
gefährlich als Mädchen. Sie<br />
empf<strong>in</strong>den die Spielstraßen<br />
als stärker zugeparkt und<br />
sie müssen häufiger große<br />
Straße überqueren, um zu<br />
Freizeitangeboten zu gelangen.<br />
Mit zunehmendem Alter<br />
wird das Radfahren im<br />
Stadtteil weniger gefährlich,<br />
die Anzahl der Radwege<br />
allerd<strong>in</strong>gs kritischer<br />
bewertet.<br />
Gute Bed<strong>in</strong>gungen zum<br />
Radfahren erhöhen das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil.<br />
7.8 Treffpunkte der K<strong>in</strong>der<br />
Mithilfe e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der im<br />
Jahr 2006 gefragt, an welcher Stelle <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil sie sich am häufigsten mit ihren Freund<strong>in</strong>nen<br />
und Freunden treffen. Nach <strong>in</strong>haltsanalytischen<br />
Kriterien wurden Kategorien ermittelt und<br />
die Antworten der K<strong>in</strong>der diesen jeweils zugeordnet<br />
10 . Insgesamt haben 2.259 K<strong>in</strong>der auf diese<br />
Frage geantwortet. Das soziale Leben der K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> den zehn Stadtteilen f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>sgesamt hauptsächlich<br />
an öffentlich zugänglichen Orten wie der<br />
E<strong>in</strong>kaufsstraße oder Geschäften, Eisdielen oder<br />
Das soziale Leben der K<strong>in</strong>der<br />
f<strong>in</strong>det hauptsächlich an<br />
öffentlich zugänglichen Orten<br />
statt.<br />
10 Da die Frage nur 2006 gestellt wurde, beziehen sich<br />
die Antworten auf nur zehn der <strong>in</strong>sgesamt zwanzig untersuchten<br />
Stadtteile.<br />
135
dem Marktplatz statt (s. Abb. 7.20). Aber auch<br />
Privathäuser spielen als Treffpunkt e<strong>in</strong>e Rolle. So<br />
treffen sich etwa e<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der entweder<br />
zu Hause oder bei Freunden. Als Treffpunkt mit<br />
Freunden seltener genannt werden Spielplätze,<br />
Bolzplätze und das Freibad, wobei zu berücksichtigen<br />
ist, dass den K<strong>in</strong>dern nicht <strong>in</strong> allen untersuchten<br />
Stadtteilen e<strong>in</strong> Freibad zur Verfügung steht.<br />
Abb.7.20: Häufigster Treffpunkt mit Freund<strong>in</strong>nen und Freunden im Stadtteil<br />
30%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
20%<br />
10%<br />
21%<br />
12%<br />
10%<br />
5% 5%<br />
4% 4% 4%<br />
0%<br />
zu Hause<br />
E<strong>in</strong>kaufsstraße, Geschäfte<br />
Eisdiele<br />
Marktplatz<br />
bei Freunden<br />
Freibad<br />
Spielplatz<br />
Bolzplatz<br />
häufigste Treffpunkte<br />
Jungen und Mädchen bevorzugen<br />
teilweise unterschiedliche<br />
Treffpunkte.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
treffen sich häufiger<br />
an öffentlich zugänglichen<br />
Orten.<br />
Manche Treffpunkte werden von Mädchen und<br />
Jungen <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß favorisiert.<br />
Mädchen treffen sich mit Freund<strong>in</strong>nen und Freunden<br />
häufiger als Jungen zu Hause, <strong>in</strong> der Eisdiele<br />
und <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße oder Geschäften, während<br />
Bolzplätze und Freibäder stärker Treffpunkte<br />
von Jungen als von Mädchen s<strong>in</strong>d.<br />
Privathäuser s<strong>in</strong>d für K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
viel weniger e<strong>in</strong> Treffpunkt, sei es zu<br />
Hause oder bei Freunden. Dafür treffen sie sich<br />
deutlich häufiger <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße oder <strong>in</strong>/an<br />
Geschäften, dem Marktplatz oder auf Spielplätzen,<br />
also an öffentlich zugänglichen Orten. Dies liegt<br />
vermutlich daran, dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
häufiger als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern oder Hochhäusern<br />
wohnen, <strong>in</strong> denen ihnen – auch bed<strong>in</strong>gt durch<br />
die höhere Geschwisterzahl - weniger Platz zur<br />
136
Verfügung steht und sie deshalb eher auf Treffpunkte<br />
außerhalb der Wohnung ausweichen.<br />
In den Stadtteilen, die eher durch e<strong>in</strong>en niedrigen<br />
Wohnstandard gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, werden als<br />
häufigste Treffpunkte „zu Hause“ und „bei Freunden“<br />
auffallend selten genannt. In den Stadtteilen<br />
mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil teilweise großer E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
s<strong>in</strong>d dagegen die Bed<strong>in</strong>gungen offensichtlich<br />
sehr viel günstiger, sich <strong>in</strong> den Privatwohnungen<br />
zu treffen. Die untersuchten Stadtteile<br />
mit den niedrigen Wohnstandards s<strong>in</strong>d aber zumeist<br />
auch die, die e<strong>in</strong> gutes bis sehr gutes Angebot<br />
an Geschäften sowie anderer Angebote vorhalten.<br />
So treffen sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den Innenstädten<br />
der Groß- und Mittelstädte viel häufiger <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />
bzw. Geschäften als die K<strong>in</strong>der, deren<br />
Stadtteil kaum mit Geschäften aufwarten kann.<br />
Hier verlagert sich also der Treffpunkt aus den Privatwohnungen<br />
h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> den öffentlichen Bereich<br />
der Innenstadt bzw. der E<strong>in</strong>kaufsstraße.<br />
In Stadtteilen mit vielen<br />
E<strong>in</strong>familienhäusern treffen<br />
sich die K<strong>in</strong>der häufiger zu<br />
Hause oder bei Freunden.<br />
Die K<strong>in</strong>der, die sich am häufigsten mit ihren<br />
Freund<strong>in</strong>nen und Freunden zu Hause treffen, fühlen<br />
sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil wohler als diejenigen,<br />
deren häufigster Treffpunkt die Innenstadt bzw.<br />
Geschäfte oder die Eisdiele s<strong>in</strong>d. Hier spielt e<strong>in</strong>e<br />
Rolle, dass außerhäusige Treffpunkte vor allem <strong>in</strong><br />
den untersuchten Innenstadtquartieren e<strong>in</strong>e Rolle<br />
spielen, die <strong>in</strong>sgesamt durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Wohnqualität<br />
vor allem <strong>in</strong> Bezug auf die Wohnungen<br />
gekennzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />
Im Anschluss wurde den K<strong>in</strong>dern die Frage gestellt,<br />
was sie meistens tun, wenn sie sich an den<br />
Stellen <strong>in</strong> den Kommunen treffen. 2.079 Antworten<br />
wurden auf diese ebenfalls offene Frage gegeben.<br />
Sport, Spielen, Essen, mite<strong>in</strong>ander quatschen<br />
und Bummeln, das s<strong>in</strong>d die Liebl<strong>in</strong>gstätigkeiten,<br />
die K<strong>in</strong>der an oder von ihren Treffpunkten aus<br />
ausführen. Die Tätigkeiten am häufigsten Treffpunkt<br />
s<strong>in</strong>d stark geschlechtsabhängig (s. Abb.<br />
7.21). Wie bereits die unterschiedliche Priorisierung<br />
der Treffpunkte vermuten lässt (s.o.), essen,<br />
reden, bummeln und spielen Mädchen häufiger,<br />
wenn sie sich treffen, Jungen dagegen treiben<br />
mehr Sport.<br />
An den Treffpunkten treiben<br />
die K<strong>in</strong>der meistens<br />
Sport, spielen, essen, reden<br />
und bummeln.<br />
Jungen und Mädchen üben<br />
unterschiedliche Tätigkeiten<br />
an den Treffpunkten<br />
aus.<br />
137
Abb. 7.21: Tätigkeiten am Treffpunkt nach Geschlecht<br />
60%<br />
50%<br />
45%<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
15%<br />
31%<br />
24%<br />
27%<br />
23%<br />
20%<br />
10%<br />
9% 9%<br />
7%<br />
5% 5%<br />
0%<br />
Sport Spielen Essen Reden Bummeln Spazieren<br />
gehen<br />
Tätigkeiten am Treffpunkt<br />
Wenn die K<strong>in</strong>der älter werden,<br />
spielen sie weniger an<br />
den Treffpunkten, stattdessen<br />
reden, essen und<br />
bummeln sie öfter.<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
treiben an ihren<br />
Treffpunkten häufiger<br />
Sport als K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Das Spielen als Tätigkeit von K<strong>in</strong>dern wird mit zunehmendem<br />
Alter seltener (dritte Klasse: 66%,<br />
achte Klasse: 4%). Dafür steigt die Häufigkeit, mit<br />
der die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>fach mite<strong>in</strong>ander reden, wenn<br />
sie sich treffen (von 3% auf 28%), etwas essen<br />
(von 3% auf 23%) und/oder <strong>in</strong> der Stadt bzw. Geschäften<br />
bummeln gehen (von 0% auf 10%).<br />
Neben dem Geschlecht und dem Alter der K<strong>in</strong>der<br />
hat auch der Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>en starken<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die Tätigkeiten am Treffpunkt. K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gehen häufiger von ihrem<br />
Treffpunkt aus spazieren (10% versus 3%)<br />
und bummeln häufiger als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(17% versus 12%), K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gehen dagegen bei ihren<br />
Treffen häufiger sportlichen Aktivitäten nach (31%<br />
versus 25%).<br />
In den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen eher viel Verkehr vorherrscht,<br />
spielen die K<strong>in</strong>der auffällig weniger bei<br />
ihren Treffen. Dementsprechend spielen die K<strong>in</strong>der<br />
mehr <strong>in</strong> den Stadtteilen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer<br />
Straßenverkehr dies offensichtlich eher zulässt.<br />
Wenig überraschend ist darüber h<strong>in</strong>aus, dass die<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit e<strong>in</strong>em Ortskern<br />
e<strong>in</strong>er Mittel- oder Großstadt leben, bei ihren Treffen<br />
häufiger essen und bummeln als diejenigen,<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit mäßigem Angebot an<br />
Geschäften und (Fast-Food-)Restaurants wohnen.<br />
138
Nimmt man das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil <strong>in</strong> den Blick, so zeigt sich, dass sich die<br />
K<strong>in</strong>der, die bei ihren Treffen mit Freund<strong>in</strong>nen und<br />
Freunden meistens spielen, wohler fühlen als diejenigen,<br />
die essen oder reden, wenn sie sich treffen.<br />
Erklärbar wird dieser Befund vor allem durch<br />
den Alterseffekt: es s<strong>in</strong>d hauptsächlich die jüngeren<br />
K<strong>in</strong>der, die spielen, wenn sie sich treffen, die<br />
älteren essen häufiger und reden mite<strong>in</strong>ander<br />
(s.o.). Gleichzeitig ist bei den älteren K<strong>in</strong>dern das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil generell deutlich ger<strong>in</strong>ger<br />
als bei den jüngeren K<strong>in</strong>dern (s. Kap. 5.1),<br />
also auch unabhängig von den Tätigkeiten am<br />
Treffpunkt. Möglicherweise bietet das Spielen aber<br />
auch mehr Möglichkeiten, sich mit dem Stadtteil<br />
aktiv ause<strong>in</strong>ander zu setzen als der Aufenthalt <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Eisdiele oder Pizzeria.<br />
Schließlich bleibt noch die Frage offen, wo die K<strong>in</strong>der<br />
was tun. Treffen sich die K<strong>in</strong>der zu Hause oder<br />
bei Freunden, dann spielen sie vornehmlich, gefolgt<br />
von Sport, reden und Computer spielen. Wenig<br />
überraschend wird dagegen <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />
bzw. Geschäften hauptsächlich gebummelt,<br />
gegessen und mite<strong>in</strong>ander geredet. In der Eisdiele<br />
steht das Essen klar im Vordergrund, aber auch<br />
reden und bummeln werden hier genannt. Der<br />
Marktplatz bietet sich vor allem zum Essen und<br />
Bummeln, aber auch zum Reden, K<strong>in</strong>o und zum<br />
Rumhängen an. Der Treffpunkt Freibad dagegen<br />
ist deutlich von der Tätigkeit „Sport“ dom<strong>in</strong>iert,<br />
gespielt und geredet wird dabei schon viel weniger<br />
häufig. Noch klarer als das Freibad wird der Bolzplatz<br />
von den K<strong>in</strong>dern fast ausschließlich für die<br />
Tätigkeit Sport genutzt. Auf dem Spielplatz wiederum<br />
steht neben dem Spielen auch mite<strong>in</strong>ander<br />
quatschen und Sport im Vordergrund.<br />
Je nach Treffpunkt führen<br />
die K<strong>in</strong>der unterschiedliche<br />
Tätigkeiten aus.<br />
7.9 Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil<br />
Von den K<strong>in</strong>dern wurde sowohl 2005 als auch<br />
2006 erfragt, ob sie e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil haben, welcher Platz das ist und was diesen<br />
Platz zum Liebl<strong>in</strong>gsplatz für die K<strong>in</strong>der macht.<br />
Insgesamt haben 64% der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil. Allerd<strong>in</strong>gs nimmt der Anteil<br />
der K<strong>in</strong>der, der e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil<br />
hat, mit zunehmendem Alter deutlich ab (s.<br />
Abb. 7.22). Dieser Effekt ist ab der 5. Klasse zu<br />
beobachten. Auch die analysierten Stadtteile unterscheiden<br />
sich dar<strong>in</strong>, wie viele K<strong>in</strong>der jeweils an-<br />
Die K<strong>in</strong>der haben seltener<br />
e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz, wenn<br />
sie älter werden.<br />
139
geben, e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz zu haben. Weitere<br />
Gruppenunterschiede treten nicht auf.<br />
Abb. 7.22: Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsplatzes im Stadtteil<br />
nach Alter<br />
100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
64%<br />
69%<br />
66%<br />
65%<br />
60%<br />
54%<br />
0%<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Klassenstufe<br />
E<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz zu haben,<br />
steigert das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />
Das eigene Zuhause, Spielplätze<br />
und Parkanlagen<br />
s<strong>in</strong>d die häufigsten<br />
Liebl<strong>in</strong>gsorte der K<strong>in</strong>der im<br />
Stadtteil.<br />
Wenn die K<strong>in</strong>der im Stadtteil e<strong>in</strong>e Stelle benennen<br />
können, die sie als ihren Liebl<strong>in</strong>gsort bezeichnen,<br />
ist auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil deutlich<br />
besser (M=5,9 versus M=5,4). Die Art des<br />
Liebl<strong>in</strong>gsortes selbst (s.u.) zeigt allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>en<br />
Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil.<br />
Die K<strong>in</strong>der, die angaben, e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsplatz zu<br />
haben, wurden gebeten, diesen zu benennen 11 .<br />
Abbildung 7.23 gibt die häufigsten Antworten auf<br />
diese Frage wieder. In ihrem Stadtteil stehen für<br />
die K<strong>in</strong>der sowohl das eigene Zuhause, Spielplätze<br />
oder Bolzplätze als auch Parks ganz oben auf der<br />
Liste der Liebl<strong>in</strong>gsplätze. Sehr beliebt s<strong>in</strong>d auch<br />
Sportplätze, Freibäder (falls vorhanden), Eisdielen<br />
und die Innenstadt mit ihren Geschäften. In e<strong>in</strong>er<br />
berichtenswerten Häufigkeit wurden von den K<strong>in</strong>dern<br />
darüber h<strong>in</strong>aus Jugendtreffs, der Marktplatz<br />
oder Waldstücke als Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil<br />
genannt.<br />
11 Die Frage nach den Liebl<strong>in</strong>gsplätzen im Stadtteil wurde<br />
den K<strong>in</strong>dern als offene Frage gestellt. Die 2.888<br />
Antworten wurden nach Kriterien der Qualitativen Inhaltanalyse<br />
e<strong>in</strong>er von 52 Kategorien zugeordnet.<br />
140
Auffällig s<strong>in</strong>d die starken Überschneidungen der<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplätze mit den häufigsten Treffpunkten<br />
der K<strong>in</strong>der im Stadtteil (s.o.).<br />
Abb. 7.23: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil<br />
Zuhause<br />
Spielplatz<br />
Bolzplatz<br />
Park<br />
8%<br />
8%<br />
8%<br />
8%<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
Sportplatz<br />
Freibad<br />
Eisdiele<br />
Innenstadt / Geschäfte<br />
Jugendtreff, Jugendcafe<br />
Marktplatz<br />
im Wald<br />
6%<br />
6%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
3%<br />
0 5 10 15 20<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Im weiteren S<strong>in</strong>ne sportliche Aktivitäten der K<strong>in</strong>der<br />
(z.B. Bolzplatz, Freibad, Reiterhof, Tennisplatz,<br />
Sportplatz) umfassen 28% der Nennungen. Auf<br />
Orte <strong>in</strong> der Natur (am Wasser, Park, im Wald,<br />
Wiese, Feld etc.) beziehen sich 17% aller Nennungen.<br />
„Sport“ und „Natur“ s<strong>in</strong>d für K<strong>in</strong>der also offensichtlich<br />
wichtige Dimensionen zur Kennzeichnung<br />
e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gsortes im Stadtteil.<br />
Abhängig von der tatsächlichen Ausstattung des<br />
jeweiligen Stadtteils unterscheidet sich die Hitliste<br />
der Liebl<strong>in</strong>gsorte zwischen den untersuchten<br />
Stadtteilen sehr deutlich. Das eigene Zuhause ist<br />
fast <strong>in</strong> jedem Stadtteil unter den ersten fünf Nennungen.<br />
Ausnahmen bestehen lediglich <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen, <strong>in</strong> denen die Qualität sowie das Platzangebot<br />
der vorherrschenden Wohnbebauung relativ<br />
ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d. Spielplätze s<strong>in</strong>d vor allem dort beliebt,<br />
wo relativ viele K<strong>in</strong>der wohnen und es (noch)<br />
Sportmöglichkeiten und<br />
Natur s<strong>in</strong>d wichtige Kennzeichen<br />
e<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>sortes<br />
im Stadtteil.<br />
Das eigene Zuhause ist<br />
fast immer unter den fünf<br />
Liebl<strong>in</strong>gsorten.<br />
141
Gibt es e<strong>in</strong> Stadtzentrum,<br />
e<strong>in</strong>en Marktplatz oder Parkanlagen<br />
im Stadtteil gehören<br />
sie immer zu den<br />
liebsten Orten.<br />
vergleichsweise wenige alternative Angebote oder<br />
Freizeitmöglichkeiten an frischer Luft gibt (z.B.<br />
Neubaugebiete). E<strong>in</strong> ähnliches Muster zeigt sich<br />
beim Freibad; es wird dann besonders häufig als<br />
Liebl<strong>in</strong>gsort genannt, wenn nur wenige weitere der<br />
sonst genannten attraktiven Orte im Stadtteil vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d. In allen untersuchten Innenstadtbereichen<br />
bzw. Stadtzentren s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>kaufsstraße<br />
bzw. die Geschäfte bei den K<strong>in</strong>dern unter den ersten<br />
vier Liebl<strong>in</strong>gsplätzen im Stadtteil. Ähnlich verhält<br />
es sich mit Marktplätzen und Parkanlagen:<br />
S<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong> den Stadtteilen vorhanden, dann<br />
stehen sie bei den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der Beliebtheit jeweils<br />
ganz oben auf der Liste.<br />
Abb. 7.24: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil nach Geschlecht<br />
zu Hause<br />
8%<br />
9%<br />
Spielplatz<br />
Bolzplatz<br />
2%<br />
7%<br />
9%<br />
15%<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
Park<br />
Sportplatz<br />
Freibad<br />
Eisdiele<br />
Innenstadt/<br />
Geschäfte<br />
Jugendtreff,<br />
Jugendcafe<br />
Marktplatz<br />
im Wald<br />
6%<br />
2%<br />
7%<br />
5%<br />
8%<br />
3%<br />
6%<br />
4%<br />
4%<br />
4%<br />
3%<br />
4%<br />
3%<br />
3%<br />
10%<br />
11%<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
0 5 10 15 20<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Mädchen und Jungen unterscheiden sich teilweise<br />
deutlich dar<strong>in</strong>, was für sie jeweils Liebl<strong>in</strong>gsorte <strong>in</strong><br />
142
ihrem Stadtteil s<strong>in</strong>d (s. Abb. 7.24). Die Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
der Jungen s<strong>in</strong>d klar Bolzplätze und Sportplätze.<br />
Parks, Spielplätze und Eisdielen werden<br />
stärker von den Mädchen als Liebl<strong>in</strong>gsplätze genannt.<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto seltener s<strong>in</strong>d<br />
Spielplätze oder das eigene Zuhause die Orte, die<br />
den K<strong>in</strong>dern am liebsten s<strong>in</strong>d (s. Abb. 7.25). Mit<br />
zunehmendem Alter nehmen Jugendtreffs bzw.<br />
Jugendcafes immer mehr diese Bedeutung e<strong>in</strong>.<br />
Die Liebl<strong>in</strong>gsorte von Jungen<br />
und Mädchen s<strong>in</strong>d sehr<br />
unterschiedlich.<br />
Das eigene Zuhause und<br />
Spielplätze s<strong>in</strong>d vor allem<br />
für die jüngeren K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong><br />
Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />
Abb. 7.25: Das eigene Zuhause, Jugendtreffs und der Spielplatz<br />
als Liebl<strong>in</strong>gsorte im Stadtteil nach Alter<br />
20%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
10%<br />
0%<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Zuhause<br />
Jugendtreff, Jugendcafe<br />
Spielplatz<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />
sich <strong>in</strong> ihrer Wahl des Liebl<strong>in</strong>gsortes im<br />
Stadtteil <strong>in</strong> drei Kategorien: Vor allem Spielplätze<br />
und die Innenstadt mit ihren Geschäften nennen<br />
die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund als Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
(s. Abb. 7.26). Die Eisdiele wird häufiger<br />
von K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund als Liebl<strong>in</strong>gsplatz<br />
genannt.<br />
143
Abb. 7.26: Liebl<strong>in</strong>gsplatz im Stadtteil nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
Eisdiele<br />
Innenstadt/<br />
Geschäfte<br />
4%<br />
4%<br />
7%<br />
8%<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Spielplatz<br />
5%<br />
14%<br />
0 5 10 15 20<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Abb. 7.27: Die häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort im Stadtteil<br />
Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
Sportmöglichkeiten<br />
Freunde<br />
treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Natur<br />
Tiere<br />
Nahrungserwerb<br />
5%<br />
5%<br />
7%<br />
9%<br />
9%<br />
12%<br />
17%<br />
19%<br />
Spaß<br />
4%<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Was genau macht aber die genannten Liebl<strong>in</strong>gsorte<br />
für die K<strong>in</strong>der zu Liebl<strong>in</strong>gsorten Dies wurden<br />
die K<strong>in</strong>der ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Format gefragt<br />
12 . Die neun häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />
Liebl<strong>in</strong>gsort zeigt die Abbildung 7.27.<br />
12 1.514 Antworten wurden von den K<strong>in</strong>dern auf diese<br />
Frage gegeben, bis zu drei Nennungen waren möglich.<br />
144
Gute Sport- und Spielmöglichkeiten sowie die<br />
Möglichkeit, dort Freunde zu treffen s<strong>in</strong>d die<br />
Hauptgründe für Liebl<strong>in</strong>gsorte. Auch Qualitäten<br />
wie Ruhe und Schönheit kennzeichnen e<strong>in</strong>en Ort<br />
als Liebl<strong>in</strong>gsort. Naturbezogene Elemente s<strong>in</strong>d<br />
ebenfalls wichtig. Teilweise s<strong>in</strong>d Liebl<strong>in</strong>gsorte aber<br />
auch Orte, an denen die K<strong>in</strong>der etwas zu essen<br />
kaufen oder e<strong>in</strong>fach Spaß haben können.<br />
Mit Ausnahme der Sportmöglichkeiten, die weit<br />
überwiegend e<strong>in</strong> Kennzeichen für die Liebl<strong>in</strong>gsorte<br />
der Jungen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die Geschlechtsunterschiede<br />
bei den Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsorte weniger<br />
ausgeprägt als bei den Liebl<strong>in</strong>gsorten selbst (s.<br />
Abb. 7.28). Für Mädchen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs Naturelemente<br />
sowie soziale Komponenten stärker von<br />
Bedeutung.<br />
Sport- und Spielmöglichkeiten<br />
sowie die Möglichkeit,<br />
Freunde zu treffen,<br />
machen e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />
aus.<br />
Sportmöglichkeiten kennzeichnen<br />
vor allem<br />
Liebl<strong>in</strong>gsorte der Jungen.<br />
Für Mädchen s<strong>in</strong>d Naturelemente<br />
und soziale Aspekte<br />
relevanter.<br />
Abb. 7.28: Die häufigsten Begründungen für e<strong>in</strong>en<br />
Liebl<strong>in</strong>gsort nach Geschlecht<br />
Sportmöglichkeiten<br />
8%<br />
34%<br />
Freunde treffen<br />
19%<br />
15%<br />
Begründungen für Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Natur<br />
Tiere<br />
12%<br />
12%<br />
11%<br />
7%<br />
11%<br />
6%<br />
9%<br />
4%<br />
8%<br />
1%<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
Nahrungserwerb<br />
6%<br />
3%<br />
Spaß<br />
5%<br />
4%<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Sie wurden nach Kriterien der Qualitativen Inhaltsanalyse<br />
e<strong>in</strong>er von 43 Kategorien zugeordnet.<br />
145
Für die älteren K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />
die Freunde e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Kriterium für e<strong>in</strong>en<br />
Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />
Mit dem Alter der K<strong>in</strong>der werden erwartungsgemäß<br />
die Spielmöglichkeiten immer weniger e<strong>in</strong><br />
Kennzeichen des Liebl<strong>in</strong>gsplatzes, dafür wird es<br />
deutlich wichtiger, dass am Liebl<strong>in</strong>gsplatz die<br />
Freunde und Freund<strong>in</strong>nen anzutreffen s<strong>in</strong>d (s. Abb.<br />
7.29). Aber auch die Komponente „Ruhe“, also e<strong>in</strong><br />
Rückzugsort, wird für die K<strong>in</strong>der wichtiger, je älter<br />
sie werden.<br />
Abb. 7.29: Ausgewählte Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />
nach Alter<br />
40%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Ruhe<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Die Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort zeigen<br />
ke<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil.<br />
Die verschiedenen Liebl<strong>in</strong>gsplätze der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d<br />
aus sehr unterschiedlichen Gründen die Liebl<strong>in</strong>gsplätze<br />
der K<strong>in</strong>der (s. Abb. 7.30a-i).<br />
Spielplätze s<strong>in</strong>d auch wichtige<br />
Treffpunkte mit Freunden.<br />
Das eigene Zuhause der<br />
K<strong>in</strong>der bietet Geborgenheit<br />
und Ruhe.<br />
Der Spielplatz ist erwartungsgemäß deshalb e<strong>in</strong><br />
Liebl<strong>in</strong>gsort im Stadtteil, weil er v.a. Spielmöglichkeiten,<br />
aber auch Gelegenheit zu sozialen Kontakten<br />
bietet.<br />
Das eigene Zuhause ist für die K<strong>in</strong>der aus vielen<br />
verschiedenen Gründen e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsplatz. K<strong>in</strong>der<br />
schätzen ihr Zuhause vor allem weil es für sie für<br />
„Geborgenheit und Gemütlichkeit“ steht, häufig<br />
genannt werden auch „Ruhe“ und „Schönheit“.<br />
Das Zuhause ist also für viele K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Art „sicherer<br />
Hafen“.<br />
146
Abb. 7.30a-i: Ausgewählte Begründungen für e<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>gsort<br />
nach Liebl<strong>in</strong>gsort<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Spielplatz<br />
Liebl<strong>in</strong>gspltz: Spielplatz<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
9%<br />
5%<br />
19%<br />
38%<br />
9%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Zuhause<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Zuhause<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
3%<br />
22%<br />
0%<br />
10%<br />
9%<br />
7%<br />
5%<br />
4%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Auch der Park als Liebl<strong>in</strong>gsort hat vielfältige Begründungen:<br />
Am häufigsten werden die „Natur“,<br />
„Ruhe“ und „Schönheit“ genannt, aber auch<br />
Spielmöglichkeiten und die Möglichkeit, Freunde<br />
zu treffen s<strong>in</strong>d relevant.<br />
Das Freibad h<strong>in</strong>gegen erfüllt vornehmlich zwei<br />
Funktionen: Die meisten K<strong>in</strong>der sehen es als<br />
Sportanlage, die aber gleichzeitig auch e<strong>in</strong> Ort sozialer<br />
Begegnungen ist.<br />
Im Park genießen die K<strong>in</strong>der<br />
die Natur, Ruhe und<br />
Schönheit.<br />
Freibäder s<strong>in</strong>d auch Orte<br />
sozialer Begegnung.<br />
147
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Park<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Park<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
20%<br />
2%<br />
1%<br />
18%<br />
19%<br />
14%<br />
15%<br />
5%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Freibad<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Freibad<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
1%<br />
0%<br />
5%<br />
5%<br />
6%<br />
25%<br />
7%<br />
40%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Der Bolzplatz und der<br />
Sportplatz s<strong>in</strong>d vor allem<br />
Sportanlage.<br />
Eisdielen s<strong>in</strong>d nicht nur<br />
zum Eisessen, sonders<br />
auch als Treffpunkt beliebt.<br />
Der Bolzplatz ist für die K<strong>in</strong>der sehr e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong>e<br />
Sportanlage, auf der manche K<strong>in</strong>der auch Freunde<br />
treffen oder spielen. Der Sport steht aber im Mittelpunkt.<br />
Ähnliches gilt für den Sportplatz, der aber etwas<br />
stärker die Funktion e<strong>in</strong>es Treffpunktes e<strong>in</strong>nimmt<br />
als der Bolzplatz.<br />
Die Eisdiele ist für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Ort, wo sie etwas<br />
kaufen können, was sie gerne mögen. Außerdem<br />
ist sie im Stadtteil e<strong>in</strong> wichtiger Treffpunkt mit anderen<br />
K<strong>in</strong>dern.<br />
148
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Bolzplatz<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Bolzplatz<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
3%<br />
1%<br />
0%<br />
3%<br />
0%<br />
13%<br />
7%<br />
74%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Sportplatz<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Sportplatz<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
2%<br />
0%<br />
0%<br />
5%<br />
2%<br />
17%<br />
8%<br />
60%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
149
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Eisdiele<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Eisdiele<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
1%<br />
2%<br />
56%<br />
4%<br />
6%<br />
33%<br />
0%<br />
0%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Die Innenstadt bzw. die<br />
Geschäfte mögen die K<strong>in</strong>der<br />
aus verschiedenen<br />
Gründen, hauptsächlich als<br />
Treffpunkt mit Freunden.<br />
Am Jugendtreff schätzen<br />
die K<strong>in</strong>der vor allem die<br />
Kontaktmöglichkeiten sowie<br />
die Angebote.<br />
Bei der Innenstadt bzw. ihren Geschäften gibt es<br />
ke<strong>in</strong>en dom<strong>in</strong>ierenden Hauptgrund, sie ist für die<br />
K<strong>in</strong>der aus vielfältigen Gründen e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsort.<br />
An ihr schätzen die K<strong>in</strong>der am häufigsten, dass sie<br />
sich dort mit ihren Freunden treffen können. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus strahlt sie für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e ästhetische<br />
Komponente aus und steht bei manchen für<br />
den Erwerb und Verzehr von Nahrungsmitteln.<br />
Der Jugendtreff bzw. das Jugendcafe ist als<br />
Liebl<strong>in</strong>gsort vor allem als sozialer Ort des Kontaktes<br />
mit Freunden sowie durch Spielmöglichkeiten<br />
gekennzeichnet. In eher ger<strong>in</strong>gem Maße steht er<br />
für die K<strong>in</strong>der auch für die Möglichkeit, Sport zu<br />
treiben.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Innenstadt / Geschäfte<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Innenstadt /<br />
Geschäfte<br />
Natur<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
1%<br />
3%<br />
6%<br />
0%<br />
9%<br />
19%<br />
4%<br />
4%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
150
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Jugendtreff, Jugendcafe<br />
Natur<br />
0%<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplatz: Jugendtreff,<br />
Jugendcafe<br />
Geborgenheit<br />
Nahrungserwerb<br />
Ruhe<br />
Schönheit<br />
Freunde treffen<br />
Spielmöglichkeiten<br />
Sportmöglichkeiten<br />
4%<br />
4%<br />
4%<br />
2%<br />
9%<br />
24%<br />
44%<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
7.10 Ästhetische Favoriten der K<strong>in</strong>der im<br />
Stadtteil<br />
Ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Frage wurden die K<strong>in</strong>der<br />
danach gefragt, welche Stellen sie <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
besonders schön f<strong>in</strong>den. Diese Frage wurde<br />
ausschließlich 2006 gestellt, <strong>in</strong>sgesamt gaben die<br />
K<strong>in</strong>der 2.433 Antworten auf diese Frage 13 .<br />
Die für die K<strong>in</strong>der schönsten Orte im Stadtteil s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>deutig Parkanlagen (s. Abb. 7.31). Aber auch<br />
die jeweilige Innenstadt mit ihren E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten<br />
empf<strong>in</strong>den viele K<strong>in</strong>der als schön, ebenso<br />
wie Marktplätze oder Waldstücke im Stadtteil.<br />
Insgesamt kennzeichnen für 39% der K<strong>in</strong>der Natur-Elemente<br />
(z.B. Park, Wald, Teich) e<strong>in</strong>en ästhetischen<br />
Ort. Orte, die für soziale Interaktionsmöglichkeiten<br />
im Stadtteil stehen (wie die Innenstadt,<br />
Marktplatz, Jugendtreff etc.) bezeichnen <strong>in</strong>sgesamt<br />
33% der K<strong>in</strong>der als schön.<br />
Für viele K<strong>in</strong>der machen<br />
Naturelemente e<strong>in</strong>en<br />
schönen Ort im Stadtteil<br />
aus.<br />
13 Bis zu drei Antworten e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des wurden aufgenommen.<br />
Die Antworten wurden nach Kriterien der<br />
Qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 56 Kategorien<br />
zugeordnet.<br />
151
Abb. 7.31: Die schönsten Stellen im Stadtteil<br />
Park<br />
Innenstadt / Geschäfte<br />
12%<br />
19%<br />
Marktplatz<br />
9%<br />
schöne Stellen<br />
Wald<br />
Bach, Fluss<br />
Teich, See<br />
bestimmte Gebäude<br />
Spielplatz<br />
Zuhause<br />
nichts<br />
Eisdiele<br />
Jugendtreff, Jugendcafe<br />
6%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
4%<br />
4%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Orte, die die K<strong>in</strong>der schön<br />
f<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d nicht unged<strong>in</strong>gt<br />
auch ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze.<br />
Mädchen und Jungen f<strong>in</strong>den<br />
häufig die gleichen Orte<br />
im Stadtteil schön.<br />
Vergleicht man die Angaben der K<strong>in</strong>der, was sie<br />
zum e<strong>in</strong>en als besonders schöne Stellen und zum<br />
anderen als ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze im Stadtteil (s.<br />
Abb. 7.23) e<strong>in</strong>schätzen, fällt auf, dass es zwar<br />
Übere<strong>in</strong>stimmungen, aber auch große Abweichungen<br />
gibt. So werden z.B. Bäche, Flüsse, Teiche<br />
oder Seen als schön empfunden, tauchen aber bei<br />
den Liebl<strong>in</strong>gsplätzen nicht auf. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d<br />
zum Beispiel Bolzplätze und Freibäder häufig genannte<br />
Liebl<strong>in</strong>gsplätze, die aber von den K<strong>in</strong>dern<br />
nicht als schöne Stellen empfunden werden. Die<br />
Schönheit und die Beliebtheit e<strong>in</strong>es Platzes müssen<br />
also nicht gleichbedeutend se<strong>in</strong>. Dies kommt<br />
auch dar<strong>in</strong> zum Ausdruck, dass die K<strong>in</strong>der als Begründung<br />
für ihre Liebl<strong>in</strong>gsplätze Schönheit erst<br />
an fünfter Stelle nennen (s. Abb. 7.27).<br />
Bemerkenswerterweise unterscheiden sich Jungen<br />
und Mädchen nur wenig <strong>in</strong> der Bewertung der<br />
schönsten Stellen bzw. Orte <strong>in</strong> ihrem Stadtteil (s.<br />
Abb. 7.32). Während Mädchen <strong>in</strong>sgesamt Orte, die<br />
mit Natur assoziiert s<strong>in</strong>d (z.B. Park, Bach bzw.<br />
Fluss) ästhetischer als Jungen f<strong>in</strong>den, bezeichnen<br />
Jungen häufiger als Mädchen die Innenstadt bzw.<br />
Geschäfte als besonders schönen Ort <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil. Während Parkanlagen von Mädchen auch<br />
als Liebl<strong>in</strong>gsort häufiger als von Jungen genannt<br />
werden, fällt auf, dass für Mädchen die Innenstadt<br />
152
zw. Geschäfte zwar sowohl häufigerer Treffpunkt<br />
als auch Liebl<strong>in</strong>gsplatz als für Jungen ist, sich auf<br />
die Frage nach den schönsten Stellen aber e<strong>in</strong><br />
entgegen gesetzter Effekt zeigt. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
kommt hier der ger<strong>in</strong>ge Anteil an Naturelementen<br />
zum Tragen, der für Mädchen <strong>in</strong> Bezug auf schöne<br />
Stellen im Stadtteil e<strong>in</strong>e größere Bedeutung hat<br />
als für Jungen.<br />
Abb. 7.32: Die schönsten Stellen im Stadtteil nach<br />
Geschlecht<br />
Park<br />
Innenstadt / Geschäfte<br />
Marktplatz<br />
16%<br />
10%<br />
14%<br />
9%<br />
9%<br />
23%<br />
schöne Stellen<br />
Wald<br />
Bach, Fluss<br />
zu Hause<br />
Teich, See<br />
6%<br />
6%<br />
8%<br />
4%<br />
3%<br />
5%<br />
5%<br />
4%<br />
Spielplatz<br />
Eisdiele<br />
Jugendtreff, Jugendcafe<br />
bestimmte Gebäude<br />
4%<br />
4%<br />
4%<br />
3%<br />
3%<br />
2%<br />
4%<br />
4%<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Die ästhetische Bewertung von Orten bzw. Stellen<br />
im Stadtteil verändert sich mit dem Alter der K<strong>in</strong>der<br />
nur wenig. Die jüngeren K<strong>in</strong>der empf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en<br />
Wald <strong>in</strong> stärkerem Maße als schön, während<br />
die Innenstadt <strong>in</strong>klusive ihrer Geschäfte eher für<br />
die älteren K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e ästhetische Komponente<br />
aufweist (s. Abb. 7.33).<br />
Die Innenstadt empf<strong>in</strong>den<br />
eher die älteren K<strong>in</strong>der als<br />
schön.<br />
153
Abb. 7.33: Die schönsten Stellen im Stadtteil nach Alter<br />
30%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Wald<br />
Innenstadt / Geschäfte<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf den Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erhalten<br />
- wie schon bei der Wahl des Liebl<strong>in</strong>gsortes - auch<br />
bei der Wahl des schönsten Ortes vor allem zwei<br />
Orte unterschiedliche Bewertungen: für K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund stehen <strong>in</strong> stärkerem Maße<br />
sowohl Spielplätze (8% versus 2%) als auch die<br />
Innenstadt bzw. Geschäfte (16% versus 10%) für<br />
e<strong>in</strong>en besonders schönen Ort als für K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Letztere f<strong>in</strong>den dagegen<br />
<strong>in</strong>sgesamt stärker <strong>in</strong> Natur-Elementen <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil (z.B. Park, Teich, See) ästhetische Relevanz.<br />
Dieser Befund ist allerd<strong>in</strong>gs davon bee<strong>in</strong>flusst,<br />
dass K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im<br />
Vergleich zu K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
häufiger <strong>in</strong> dicht bebauten und angebotsreichen<br />
Innenstadtquartieren mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Anteil an<br />
Naturelementen leben.<br />
Welche Orte K<strong>in</strong>der schön<br />
f<strong>in</strong>den, hängt zu Teilen von<br />
der Ausstattung des Stadtteils<br />
ab.<br />
Was die K<strong>in</strong>der als die schönsten Stellen im Stadtteil<br />
angeben, unterscheidet sich teilweise je nachdem,<br />
<strong>in</strong> welchem Stadtteil die K<strong>in</strong>der wohnen. So<br />
zeigt sich, dass sowohl das eigene Zuhause als<br />
auch der Ort „Wald“ vor allem von den K<strong>in</strong>dern<br />
selten als schöne Stellen im Stadtteil genannt<br />
werden, die im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
sowie <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld e<strong>in</strong>es<br />
Oberzentrums leben, die vermehrt durch Mehrfamilienhäuser<br />
oder Hochhäuser sowie wenige Grünund<br />
Naturflächen geprägt s<strong>in</strong>d. Die Innenstadt<br />
bzw. die E<strong>in</strong>kaufsstraße bewerten erwartungsgemäß<br />
K<strong>in</strong>der aus den Stadtteilen besonders schön,<br />
die im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Groß- oder Mittelstadt<br />
mit e<strong>in</strong>er großen Palette an Geschäften und<br />
154
Angeboten für K<strong>in</strong>der (s.o.) wohnen. Interessanterweise<br />
empf<strong>in</strong>den auch K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em historischen<br />
Ortskern leben, ihre Innenstadt als<br />
schön, d.h. bereits K<strong>in</strong>der dieser Altersgruppe f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er historischen Bebauung e<strong>in</strong>e ästhetische<br />
Komponente. Wenig überraschend wird e<strong>in</strong><br />
Marktplatz vornehmlich von denjenigen K<strong>in</strong>dern<br />
als ästhetisch bewertet, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Innenstadtbereich<br />
e<strong>in</strong>er Mittel- oder Großstadt wohnen.<br />
Wenn es e<strong>in</strong>en Bach oder Fluss im Stadtteil gibt,<br />
dann hat er für die K<strong>in</strong>der auch e<strong>in</strong>e große ästhetische<br />
Relevanz. Der Jugendtreff bzw. das Jugendcafe<br />
wird von den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>er k<strong>in</strong>derreichen<br />
Landgeme<strong>in</strong>de als besonders schön hervorgehoben,<br />
denen ansonsten wenige Angebote gemacht<br />
werden und deren Jugendtreff noch neu ist. Der<br />
Park hat besonders im grünen Kurort hohe ästhetische<br />
Relevanz, wo der weitläufige Kurpark für die<br />
K<strong>in</strong>der geöffnet wurde. Auffällig ist schließlich der<br />
hohe Anteil von K<strong>in</strong>dern, die explizit „nichts“ auf<br />
die Frage nach besonders schönen Stellen <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil geantwortet haben. Dies waren hauptsächlich<br />
K<strong>in</strong>der aus dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt sowie der E<strong>in</strong>pendlerstadt im Umfeld<br />
e<strong>in</strong>es Oberzentrums.<br />
Es zeigen sich statistisch nachweisbare Zusammenhänge<br />
zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den und den<br />
Orten, die die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil besonders<br />
schön f<strong>in</strong>den. Am wenigsten wohl fühlen sich die<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrem Stadtteil, wenn es <strong>in</strong> ihren Augen<br />
nichts gibt, was sie als besonders schöne Stelle <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil benennen können.<br />
Schon K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem<br />
Alter f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e historische<br />
Bebauung ästhetisch.<br />
Falls im Stadtteil vorhanden,<br />
haben Bäche und<br />
Flüsse für K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e hohe<br />
ästhetische Relevanz.<br />
Wenn die K<strong>in</strong>der nichts<br />
nennen können, was sie im<br />
Stadtteil besonders schön<br />
f<strong>in</strong>den, m<strong>in</strong>dert dies ihr<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil.<br />
7.11 Angsträume<br />
Neben den Liebl<strong>in</strong>gsorten, Treffpunkten und besonders<br />
schönen Orten im Stadtteil wurden die<br />
K<strong>in</strong>der auch mit e<strong>in</strong>er offenen Frage danach gefragt,<br />
an welchen Stellen <strong>in</strong> ihrem Stadtteil sie<br />
Angst haben oder sich unsicher fühlen und warum<br />
das der Fall ist. Insgesamt gaben die K<strong>in</strong>der 3.457<br />
Antworten, die nach <strong>in</strong>haltlichen Kriterien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
von 31 Kategorien e<strong>in</strong>geordnet wurden.<br />
Die mit Abstand meisten K<strong>in</strong>der gaben an, dass sie<br />
an ke<strong>in</strong>er Stelle im Stadtteil Unsicherheit oder<br />
Angst erleben (s. Abb. 7.34). Im Durchschnitt ist<br />
es e<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der, die ke<strong>in</strong>e Unsicherheitsorte<br />
im Stadtteil benennen konnten. Je nach<br />
Stadtteil schwanken die Werte deutlich zwischen<br />
e<strong>in</strong>em guten Fünftel und fast der Hälfte der K<strong>in</strong>-<br />
E<strong>in</strong> Drittel der K<strong>in</strong>der hat<br />
nirgendwo im Stadtteil<br />
Angst. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es<br />
große Unterschiede zwischen<br />
den Stadtteilen.<br />
155
der. Besonders wenige Angstorte wurden im kle<strong>in</strong>räumigsten<br />
untersuchten Stadtteil gefunden, dem<br />
schrumpfenden Dorf. Besonders viele K<strong>in</strong>der nennen<br />
Angstorte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Ballungsraum (die anderen Ballungsraumquartiere<br />
erreichen allerd<strong>in</strong>gs durchschnittliche Werte) und<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier, das sowohl von mehreren<br />
Hauptverkehrsstraßen durchzogen ist, als auch<br />
e<strong>in</strong>e als Treffpunkt von angstauslösenden Jugendlichen<br />
bekannte Hauptschule be<strong>in</strong>haltet. Die untersuchte<br />
Hochhaussiedlung hat durchschnittlich viele<br />
Angstorte.<br />
Abb. 7.34:<br />
Angstorte im Wohnquartier<br />
<strong>in</strong> bestimmten<br />
Stadtteilen<br />
auf dem Spielplatz<br />
Häufigste Angsträume<br />
im Park<br />
an Schulen<br />
im Wald<br />
an bestimmten Straßen<br />
Nirgendwo<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Der häufigste Angstort<br />
s<strong>in</strong>d Straßen. Neben der<br />
Verkehrsgefährdung spielt<br />
auch der soziale Aspekt<br />
e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Die häufigsten genannten Angstort beziehen sich<br />
auf bestimmte Straßen, s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nur zu e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>eren Teil Hauptstraßen oder gefährliche<br />
Straßenkreuzungen (4% der 14%). Das deutet<br />
bereits an, dass nicht nur der Straßenverkehr e<strong>in</strong><br />
Angstauslöser bei diesen Nennungen von Straßen<br />
war (s.u.). Auch hier streuen die Stadtteile besonders<br />
stark: Es fällt auf, dass Stadtteile mit ver-<br />
156
kehrsreichen Straßen oder mit Straßenzügen, <strong>in</strong><br />
denen „berüchtigte Bewohner“ leben, besonders<br />
hohe Werte erreichen. Wälder, wenn sie im Stadtteil<br />
oder <strong>in</strong> der Nähe des Stadtteils vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d häufig Angstorte, besonders dann, wenn<br />
sie bei Erwachsenen den Ruf haben, gefährlich zu<br />
se<strong>in</strong>, wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil ausgeprägt der Fall<br />
ist. Gleiches gilt für die etwas seltener genannten<br />
Parkanlagen. Bei beiden ist allerd<strong>in</strong>gs die Streuung<br />
der Stadtteile nicht so stark ausgeprägt. Bestimmte<br />
Schulen oder Schulhöfe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Stadtteilen<br />
ebenfalls ausgeprägte Angstorte. In mehr als<br />
der Hälfte der Fälle handelt es sich um Hauptschulen,<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen untersuchten Stadtteilen,<br />
wo die entsprechende Hauptschule sogar zu<br />
e<strong>in</strong>em der Hauptangstorte wird. Spielplätze s<strong>in</strong>d<br />
für e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der ebenfalls angstbesetzte Orte, hier<br />
ist die Streuung der Stadtteile ger<strong>in</strong>ger. Die Nennungen<br />
bestimmter Stadtteile als Angstorte ist da<br />
ausgeprägt, wo der untersuchte Stadtteil nochmals<br />
<strong>in</strong> klar umgrenzte kle<strong>in</strong>ere Stadtteile unterteilt<br />
werden kann. Dann ist es häufig der Fall, dass<br />
die K<strong>in</strong>der sich <strong>in</strong> dem Teil ihres Wohnquartiers,<br />
dem sie sich nicht zugehörig fühlen, verstärkt<br />
ängstlich s<strong>in</strong>d. Dies ist e<strong>in</strong> klares Zeichen für die<br />
ausgeprägte Ortsidentität, die die K<strong>in</strong>der entwickeln<br />
und mit ihrem unmittelbaren Wohnquartier<br />
verb<strong>in</strong>den.<br />
Jungen und Mädchen unterscheiden sich sowohl <strong>in</strong><br />
der Häufigkeit der Nennung von Angsträumen im<br />
Stadtteil als auch <strong>in</strong> der Rangfolge der dann genannten<br />
Orte merklich (s. Tab. 7.1): Besonders<br />
deutlich ist, dass Mädchen <strong>in</strong>sgesamt häufiger<br />
Angstorte nennen, nur e<strong>in</strong> Viertel der Mädchen hat<br />
ke<strong>in</strong>e Angstorte im Quartier, aber fast doppelt so<br />
viele Jungen. Entsprechend häufiger nennen die<br />
Mädchen verschiedene Angstorte, vor allem <strong>in</strong><br />
Parkanlagen oder im Wald. Auch Spielplätze, der<br />
öffentliche Nahverkehr und Friedhöfe werden von<br />
Mädchen jeweils etwa doppelt so häufig genannt<br />
wie von Jungen. Jungen nennen ausschließlich die<br />
anderen Stadtteilbezirke und eventuell vorhandene<br />
Inl<strong>in</strong>erplätze häufiger als Mädchen. Möglicherweise<br />
s<strong>in</strong>d Jungen mobiler als Mädchen (s. Kap.<br />
8.4) und halten sich daher häufiger <strong>in</strong> anderen<br />
Bereichen ihres Stadtteils auf.<br />
Auch Wälder/Parkanlagen<br />
und bestimmte Schulen<br />
s<strong>in</strong>d häufig genannte<br />
Angstorte der K<strong>in</strong>der.<br />
Mädchen haben mehr<br />
Angstorte im Stadtteil als<br />
Jungen.<br />
157
Tab. 7.1: Angstorte nach Geschlecht<br />
Rang Jungen Mädchen<br />
1 nirgendwo 42% nirgendwo 23%<br />
2 an bestimmten Straßen 11% an bestimmten Straßen 17%<br />
3 an Schulen 5% im Wald 9%<br />
4 im Wald 5% im Park 6%<br />
5 <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen 4% an Schulen 6%<br />
In Abhängigkeit vom Alter der befragten K<strong>in</strong>der<br />
gibt es kaum klare Unterschiede: der Anteil der<br />
K<strong>in</strong>der ohne Angstorte liegt <strong>in</strong> allen Altersgruppen<br />
konstant um 32%, auch der Anteil der K<strong>in</strong>der, die<br />
bestimmte Straßen als Angstorte nennen, sowie<br />
der Anteil, die Spielplätze oder Parks nennen, ändert<br />
sich nicht mit dem Alter der K<strong>in</strong>der. Leicht<br />
ansteigend ist dagegen der Anteil der K<strong>in</strong>der, die<br />
schulbezogene Angstorte nennen (4% <strong>in</strong> der vierten<br />
Klasse und 8% <strong>in</strong> der siebten Klasse). Ebenso<br />
steigt der Anteil der K<strong>in</strong>der, die bestimmte Stadtteile<br />
nennen, von 1% <strong>in</strong> der vierten Klasse auf 6%<br />
<strong>in</strong> der siebten Klasse, möglicherweise aufgrund<br />
des größeren Aktionsradius der K<strong>in</strong>der.<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
nennen<br />
gleich viele Angstorte im<br />
Stadtteil.<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />
sich <strong>in</strong> den Angsträumen teilweise. So<br />
nennen K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zwar genauso<br />
häufig ke<strong>in</strong>e Angsträume wie K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, allerd<strong>in</strong>gs ist der Angstraum<br />
„Straße“ und der Angstraum „Schule“ bei<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund weniger ausgeprägt<br />
(s. Tab. 7.2). Dafür s<strong>in</strong>d Wald und die Innenstadt<br />
häufiger genannte Angsträume. Diese<br />
Effekte lassen sich allerd<strong>in</strong>gs überwiegend darauf<br />
zurückführen, dass die K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
besonders häufig <strong>in</strong> der untersuchten<br />
Hochhaussiedlung leben, die nahe an e<strong>in</strong>em Waldgebiet,<br />
allerd<strong>in</strong>gs weitgehend verkehrsberuhigt<br />
liegt, sowie im Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt,<br />
was den häufiger genannten Angstort „Innenstadt“<br />
erklärt.<br />
Tab. 7.2: Angstorte nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Rang Ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
1 nirgendwo 32% nirgendwo 32%<br />
2 an bestimmten Straßen 16% an bestimmten Straßen 12%<br />
3 an Schulen 7% im Wald 11%<br />
4 im Wald 5% im Park 5%<br />
5 im Park 5% auf dem Spielplatz 4%<br />
6 <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen 3% <strong>in</strong> der Innenstadt 4%<br />
158
Die Häufigkeit der Nennung des Angstortes „Straßen“<br />
ist nicht davon abhängig, ob die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er verkehrsberuhigten oder vielbefahrenen<br />
Straße wohnen. Neben den vielfältigen Gründen<br />
für den Angstort „Straße“, unter denen der Verkehr<br />
nur e<strong>in</strong>en Teil ausmacht (s.u.), spielt hier<br />
wohl auch e<strong>in</strong>e Rolle, dass die K<strong>in</strong>der offenbar<br />
nicht nur die Straßen <strong>in</strong> ihrer unmittelbaren<br />
Wohnumgebung <strong>in</strong> die Bewertung e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Neben den Angstorten an sich wurden die K<strong>in</strong>der<br />
auch mit e<strong>in</strong>er weiteren offenen Frage danach gefragt,<br />
warum sie an den jeweiligen Orten Angst<br />
oder e<strong>in</strong> Unsicherheitsgefühl hätten. Die Abfrage<br />
wurde 2006 im Vergleich zu 2005 verändert, um<br />
die Angaben der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>deutiger den Angstorten<br />
zuordnen zu können. Daher beziehen sich die<br />
folgenden Ergebnisse nur auf die zehn <strong>in</strong> 2006<br />
analysierten Stadtteile.<br />
Die Abbildung 7.35 zeigt, dass Dunkelheit und Jugendliche<br />
mit identischen Häufigkeiten die mit Abstand<br />
meistgenannten Angstauslöser s<strong>in</strong>d. Es folgen<br />
die Angst vor Gewalt, vor Betrunkenen, vor<br />
e<strong>in</strong>samen Gegenden und erst an sechster Stelle<br />
gefolgt von gefährlichem Straßenverkehr. Andere<br />
unerwünschte soziale Begegnungen (also alle<br />
Nennungen von Personen, mit denen die K<strong>in</strong>der<br />
nicht zusammen treffen möchten, außer Betrunkene<br />
oder Jugendliche) werden von fast jedem<br />
zehnten K<strong>in</strong>d als Grund angeführt. 6% der K<strong>in</strong>der<br />
können die Auslöser für das Unwohlse<strong>in</strong> nicht konkreter<br />
beschreiben, als dass die an dem Ort unspezifisch<br />
„Angst verspüren“. Betrachtet man die<br />
Liste der Angstauslöser, so fällt auf, dass der weit<br />
überwiegende Teil sozialer Natur ist.<br />
Gerade <strong>in</strong> diesen sozialen Angstauslösern unterscheiden<br />
sich die Stadtteile deutlich. Aggressive<br />
Jugendliche, Betrunkene oder andere unerwünschte<br />
Personen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen e<strong>in</strong><br />
besonderes Problem, <strong>in</strong> anderen fast gar nicht. Die<br />
Betrunkenen beispielsweise spielen im Innenstadtquartier<br />
der Großstadt e<strong>in</strong>e ganz herausgehobene<br />
Rolle als Angstauslöser – e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck, der sich<br />
schon bei der Stadtteilbegehung bestätigt hat. Jugendliche<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Stadtteil dafür kaum Auslöser<br />
von Angst. Die „unerwünschten anderen sozialen<br />
Begegnungen“ kommen herausgehoben <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Stadtteil vor, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der auch über<br />
besonders viele Konflikte zwischen K<strong>in</strong>dern und<br />
Erwachsenen berichteten. Dunkle oder e<strong>in</strong>same<br />
Stellen, Straßenverkehr, aber auch Angst vor Ge-<br />
159<br />
Am häufigsten lösen Dunkelheit<br />
und Jugendliche bei<br />
den K<strong>in</strong>dern Angst bzw.<br />
Unsicherheit aus.<br />
Soziale Angstauslöser<br />
kommen <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
unterschiedlich häufig vor.
walt, Pöbeleien oder unspezifische Angst h<strong>in</strong>gegen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> (fast) allen Stadtteilen etwa gleich stark<br />
vorhanden.<br />
Abb. 7.35:<br />
Angstgründe im Wohnquartier<br />
unspezifische Angst<br />
Pöbeleien<br />
Häufigste Angstgründe<br />
andere soziale<br />
Begegnungen<br />
Straßenverkehr<br />
E<strong>in</strong>samkeit<br />
Betrunkene<br />
Gewalt<br />
Dunkelheit<br />
Jugendliche<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zehn Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens den<br />
niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zehn Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Mädchen ängstigen sich<br />
eher vor dunklen oder e<strong>in</strong>samen<br />
Orten, Jungen davor,<br />
Opfer von Gewalt zu<br />
werden.<br />
Jungen und Mädchen zeigen <strong>in</strong> vielen Aspekten<br />
deutliche Unterschiede <strong>in</strong> der Begründung ihrer<br />
Angstorte (s. Tab. 7.3): Dunkle oder e<strong>in</strong>same Orte<br />
ängstigen Mädchen viel stärker als Jungen, auch<br />
Betrunkene sowie andere unerwünschte Begegnungen<br />
s<strong>in</strong>d vor allem bei Mädchen Angstauslöser.<br />
Jungen haben umgekehrt deutlich mehr Angst davor,<br />
Opfer von Gewalt zu werden. Ausländer als<br />
Angstauslöser nennen Mädchen nur sehr selten.<br />
Jugendliche und Straßenverkehr nennen Jungen<br />
und Mädchen gleich häufig.<br />
160
Tab. 7.3: Angstauslöser nach Geschlecht<br />
Rang Jungen Mädchen<br />
1 Jugendliche 25% Dunkelheit 32%<br />
2 Gewalt 17% Jugendliche 26%<br />
3 Dunkelheit 17% E<strong>in</strong>samkeit 13%<br />
4 Straßenverkehr 9% Betrunkene 12%<br />
5 Ausländer 8% andere soziale Begegnungen 11%<br />
6 Betrunkene 8% Straßenverkehr 9%<br />
Viele Angstauslöser s<strong>in</strong>d erstaunlich alterskonstant:<br />
Betrunkene, E<strong>in</strong>samkeit, Dunkelheit und<br />
auch unspezifische Angst lösen bei 9-Jährigen und<br />
14-Jährigen <strong>in</strong> gleicher Weise Unwohlse<strong>in</strong> aus. Jugendliche<br />
s<strong>in</strong>d offenbar besonders für Fünftklässler<br />
e<strong>in</strong> Bedrohung (also nach dem Wechsel zur weiterführenden<br />
Schule) (s. Abb. 7.36). Straßenverkehr<br />
verliert aus K<strong>in</strong>dersicht deutlich an Bedrohlichkeit:<br />
14% der Viertklässler, aber nur noch 3% der<br />
Siebtklässler nennen Orte im Stadtteil, an denen<br />
starker oder gefährlicher Verkehr Angst auslöst.<br />
Mit dem Alter zunehmend s<strong>in</strong>d die Angstauslöser<br />
„Furcht vor Gewalt“, „Pöbeleien“ und die Furcht<br />
vor „anderen unerwünschten Begegnungen“: 5%<br />
der Viertklässer nennen Gewaltfurcht als Angstauslöser,<br />
aber bereits 17% der Siebtklässler. Auch<br />
die Angst vor Pöbeleien steigt von 5% auf 13%.<br />
Unerwünschte soziale Begegnungen s<strong>in</strong>d für 4%<br />
der Viertklässler, aber für 14% der Siebtklässler<br />
e<strong>in</strong> Auslöser von Angst. Möglicherweise hängen<br />
diese drei massiv häufiger auftretenden Angstauslöser<br />
damit zusammen, dass die älteren befragten<br />
K<strong>in</strong>der sich viel weiter und häufiger alle<strong>in</strong>e durch<br />
den Stadtteil bewegen und somit eher Kontakt mit<br />
unangenehmen Situationen haben oder dies zum<strong>in</strong>dest<br />
befürchten.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geben deutlich<br />
andere Angstauslöser an als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(s. Tab. 7.4). Die Angaben spiegeln<br />
klar die durchschnittliche Wohnsituation von<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> stärker von<br />
Betrunkenen oder Obdachlosen aufgesuchten Vierteln<br />
wider.<br />
Mit zunehmendem Alter<br />
verliert der Straßenverkehr<br />
an Bedrohlichkeit für die<br />
K<strong>in</strong>der, die Furcht vor Gewalt,<br />
Pöbeleien und vor<br />
anderen unerwünschten<br />
Begegnungen nimmt aber<br />
zu.<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
nennen<br />
unterschiedliche Angstauslöser.<br />
161
Abb. 7.36: Angstauslöser Jugendliche<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
Tab. 7.4: Angstauslöser nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Rang ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
1 Jugendliche 29% Dunkelheit 23%<br />
2 Dunkelheit 27% Jugendliche 17%<br />
3 Gewalt 13% Betrunkene 17%<br />
4 andere soziale Begegnungen 10% Gewalt 8%<br />
5 Straßenverkehr 10% Obdachlose 8%<br />
6 Betrunkene 7% unspezifische Angst 8%<br />
Interessanterweise ist auch die Häufigkeit, mit der<br />
der Straßenverkehr als Angstauslöser angegeben<br />
wird, nicht abhängig von der Straße, <strong>in</strong> der die<br />
K<strong>in</strong>der wohnen. K<strong>in</strong>der, die stärker an Hauptstraßen<br />
wohnen, geben allerd<strong>in</strong>gs Betrunkene etwas<br />
häufiger als Angstauslöser an, möglicherweise,<br />
weil diese sich häufiger wegen der Kneipen oder<br />
Geschäfte entlang der Hauptstraßen aufhalten.<br />
Jugendliche und Gewalt fürchten dagegen stärker<br />
K<strong>in</strong>der, die selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verkehrsberuhigten<br />
Bereich wohnen.<br />
An den Angstorten bewirken<br />
jeweils unterschiedliche<br />
Auslöser Angst oder<br />
Unsicherheit der K<strong>in</strong>der.<br />
Betrachtet man die spezifischen Angstauslöser<br />
aufgeschlüsselt nach den Hauptangstorten (s. Tab.<br />
7.5), dann fällt auf, dass sich je nach Ort die Auslöser<br />
deutlich unterscheiden. Zwar nennen die<br />
meisten K<strong>in</strong>der den Straßenverkehr als Auslöser<br />
für Angst an bestimmten Straßen, Dunkelheit und<br />
E<strong>in</strong>samkeit spielen aber ebenfalls e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />
Die Angstauslöser im Wald s<strong>in</strong>d breiter gestreut:<br />
Dunkelheit und E<strong>in</strong>samkeit s<strong>in</strong>d die häufigsten Begründungen,<br />
vielen K<strong>in</strong>dern ist es im Wald aber<br />
auch ganz e<strong>in</strong>fach unheimlich oder sie fürchten,<br />
162
dort Opfer e<strong>in</strong>es Verbrechens zu werden. Schulen<br />
s<strong>in</strong>d fast ausschließlich Angstorte, weil die K<strong>in</strong>der<br />
sich vor dort anwesenden Jugendlichen oder Gewalt<br />
und Pöbeleien fürchten. Insbesondere <strong>in</strong> den<br />
Abendstunden ist das der Fall. Jugendliche am<br />
Abend s<strong>in</strong>d auch die Hauptauslöser für Angst im<br />
Park.<br />
Tab. 7.5: Angstauslöser nach Angstort<br />
Rang an bestimmten Straßen im Wald<br />
1 Straßenverkehr 43% Dunkelheit 41%<br />
2 Dunkelheit 28% E<strong>in</strong>samkeit 20%<br />
3 E<strong>in</strong>samkeit 9% unspezifische Angst 17%<br />
4 Jugendliche 7% Krim<strong>in</strong>alität 12%<br />
5 andere soziale Begegnungen 6% Betrunkene 9%<br />
Rang an Schulen im Park<br />
1 Jugendliche 45% Dunkelheit 45%<br />
2 Gewalt 23% Jugendliche 42%<br />
3 Pöbeleien 17% Gewalt 11%<br />
4 Dunkelheit 13% Betrunkene 10%<br />
5 andere soziale Begegnungen 12% andere soziale Begegnungen 8%<br />
Rang auf dem Spielplatz <strong>in</strong> bestimmten Stadtteilen<br />
1 Jugendliche 56% Gewalt 22%<br />
2 Gewalt 22% Jugendliche 19%<br />
3 Betrunkene 19% Ausländer 19%<br />
4 andere soziale Begegnungen 7% andere soziale Begegnungen 19%<br />
5 Drogen 7% Pöbeleien 11%<br />
Auf dem Spielplatz s<strong>in</strong>d die Gründe ähnlich wie an<br />
der Schule: Jugendliche und Gewalt, Betrunkene<br />
und andere unerwünschte Sozialkontakte, sowie<br />
Drogenmissbrauch im Umfeld des Spielplatzes<br />
können ihn zu e<strong>in</strong>em Angstort machen. Bestimmte<br />
Teile der untersuchten Stadtteile haben oft e<strong>in</strong> so<br />
schlechtes Image, dass die K<strong>in</strong>der sie meiden. In<br />
der Regel ist dieses Image an die Bewohner dieser<br />
Stadtteile oder an Angst davor, dort Opfer von<br />
Gewalt zu werden, geknüpft.<br />
K<strong>in</strong>der, die angeben, an ke<strong>in</strong>er Stelle im Stadtteil<br />
Angst oder e<strong>in</strong> mulmiges Gefühl zu haben, haben<br />
auch e<strong>in</strong> leicht besseres Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />
als K<strong>in</strong>der, die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Angstort benennen<br />
können (M=5,9 zu M=5,6). Die Begründung<br />
für den Ort spielt dabei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
K<strong>in</strong>der, die nirgendwo <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil Angst erleben,<br />
fühlen sich dort auch<br />
wohler.<br />
163
7.12 Änderungswünsche an den Stadtteil<br />
Als letzter Teilaspekt <strong>in</strong> diesem Kapitel wird im<br />
Folgenden beschrieben, welche Änderungswünsche<br />
die K<strong>in</strong>der für ihren jeweiligen Stadtteil haben.<br />
Sowohl 2005 als auch 2006 wurden die K<strong>in</strong>der<br />
nach ihren dr<strong>in</strong>gendsten Veränderungswünschen<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil mit der Methode des<br />
„H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zauberer“ gefragt. Bis<br />
zu drei offene Antworten je K<strong>in</strong>d wurden nach Kriterien<br />
der Qualitativen Inhaltsanalyse e<strong>in</strong>er von 76<br />
Kategorien zugeordnet. Die Antworten auf diese<br />
Frage waren sehr zahlreich (4.034) und vielfältig,<br />
was darauf h<strong>in</strong>weist, dass sich die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>gehend<br />
mit ihrem Stadtteil ause<strong>in</strong>ander gesetzt haben.<br />
Aus der Abbildung 7.37 s<strong>in</strong>d die häufigsten<br />
Veränderungswünsche abzulesen.<br />
88% äußern Veränderungswünsche<br />
am Stadtteil.<br />
Die Hauptwünsche beziehen<br />
sich auf die Geschäfte,<br />
Spielplätze und die Sauberkeit<br />
im Stadtteil.<br />
Insgesamt liegen die Wünsche nahe beie<strong>in</strong>ander.<br />
Die größte Teilgruppe der K<strong>in</strong>der (12%) ist mit<br />
ihrem Stadtteil so zufrieden, dass sie ke<strong>in</strong>e Veränderungswünsche<br />
hat. Umgekehrt bedeutet das,<br />
dass 88% D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> ihrem Stadtteil bemerken, die<br />
sie gerne verändern würden, wenn sie könnten.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der würden gerne etwas an ihrer<br />
Innenstadt bzw. den Geschäften verändern, sie<br />
wünschen sich mehr oder andere Geschäfte<br />
(10%). Auf Platz zwei der „Wunschliste“ stehen<br />
Spielplätze (8%), die die K<strong>in</strong>der gerne verschönern<br />
bzw. deren Angebote sie verbessern würden.<br />
Die Sauberkeit (7%) ist e<strong>in</strong> drittes wichtiges Thema,<br />
das die K<strong>in</strong>der gerne angehen würden, gefolgt<br />
von dem Wunsch nach mehr Grünflächen (6%) <strong>in</strong><br />
ihrem Stadtteil. Auf den weiteren Plätzen folgen<br />
viele Wünsche aus dem Bereich der Freizeit<strong>in</strong>frastruktur<br />
(Schwimmbad, Bolzplätze, K<strong>in</strong>o, Angebote<br />
für Jugendliche etc.), aber auch der Wunsch nach<br />
vermehrten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.<br />
E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der haben weiterh<strong>in</strong> den Wunsch, das<br />
soziale Mite<strong>in</strong>ander im Stadtteil zu verbessern o-<br />
der die vorherrschende Bauform der Häuser (z.B.<br />
Hochhäuser oder Wohnblocks) zu verändern bzw.<br />
zu verschönern.<br />
164
Abb.7.37: Die häufigsten Veränderungswünsche im Stadtteil<br />
nichts<br />
12%<br />
Innenstadt / Geschäfte<br />
10%<br />
Veränderungswünsche<br />
Spielplätze<br />
Sauberkeit<br />
mehr Grün(flächen)<br />
Schwimmbad<br />
Bolzplätze<br />
Verkehrsberuhigung<br />
K<strong>in</strong>o<br />
Angebote für<br />
Jugendliche<br />
Freibad<br />
Schule<br />
Bauform / Hausform<br />
alles billiger / umsonst<br />
soziale Verbesserung<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
5%<br />
5%<br />
4%<br />
4%<br />
4%<br />
3%<br />
3%<br />
2%<br />
2%<br />
0 5 10 15 20<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Stadtteile<br />
sehr deutlich <strong>in</strong> den meistgenannten Veränderungswünschen.<br />
Interessanterweise ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges<br />
Muster zu erkennen, wenn es um die Anteile<br />
der K<strong>in</strong>der geht, die nichts <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
verändern möchten, er liegt zwischen 3% <strong>in</strong> der<br />
Hochhaussiedlung und 24% im Stadtteil im Umbruch.<br />
Die drängendsten Veränderungsbedarfe<br />
s<strong>in</strong>d je nach Wohngebiet sehr unterschiedlich.<br />
Häufig stehen die Spielplätze ganz oben auf der<br />
Agenda der K<strong>in</strong>der (wie z.B. <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung,<br />
dem Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />
sowie dem Neubaugebiet). Mal werden vor<br />
allem mehr oder besser auf K<strong>in</strong>der zugeschnittene<br />
Geschäfte gewünscht (beispielsweise <strong>in</strong> der „jungen“<br />
Kle<strong>in</strong>stadt, dem Kurort oder der E<strong>in</strong>pendlerstadt<br />
im Umfeld e<strong>in</strong>es Oberzentrums). Mal ist es<br />
e<strong>in</strong> Freibad (verstärkt <strong>in</strong> Stadtteilen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- oder<br />
Mittelstädten, die <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e schwache Angebotsstruktur<br />
aufweisen wie die k<strong>in</strong>derreiche Land-<br />
165
kommune oder das Unterzentrum e<strong>in</strong>er Mittelstadt),<br />
e<strong>in</strong> anderes Mal s<strong>in</strong>d es mehr Grünflächen.<br />
Grünflächen s<strong>in</strong>d verstärkt den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> Anliegen,<br />
die <strong>in</strong> dicht bebauten Stadtteilen leben wie<br />
beispielsweise dem Unterzentrum e<strong>in</strong>er Mittelstadt,<br />
dem Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt oder<br />
dem jungen Vorort e<strong>in</strong>er Großstadt. Die Sauberkeit<br />
steht ebenfalls auffällig häufig auf der<br />
Wunschliste derjenigen K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> den dicht<br />
bebauten Stadtteilen von Mittel- und Großstädten<br />
leben (wie der Innenstadtbereich e<strong>in</strong>er Großstadt<br />
oder der Kurort) und auch <strong>in</strong> verstärktem Maße<br />
ihren Stadtteil als schmutzig bewertet haben<br />
(s.o.).<br />
Abb.7.38: Die häufigsten Veränderungswünsche im<br />
Stadtteil nach Geschlecht<br />
Veränderungswünsche<br />
nichts<br />
Innenstadt /<br />
Geschäfte<br />
Spielplätze<br />
Sauberkeit<br />
mehr Grün(flächen)<br />
Bolzplätze<br />
Verkehrsberuhigung<br />
Angebote für<br />
Jugendliche<br />
Freibad<br />
Schule<br />
Bauform / Hausform<br />
Freizeitaktivitäten<br />
Skateanlage<br />
11%<br />
13%<br />
12%<br />
9%<br />
10%<br />
7%<br />
8%<br />
5%<br />
7%<br />
5%<br />
1%<br />
10%<br />
6%<br />
4%<br />
5%<br />
2%<br />
4%<br />
3%<br />
4%<br />
3%<br />
4%<br />
3%<br />
Mädchen<br />
3%<br />
Jungen<br />
2%<br />
1%<br />
3%<br />
0 5 10 15 20<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> %<br />
Auffällige Geschlechtsunterschiede gibt es nur bei<br />
wenigen Veränderungswünschen (s. Abb 7.38).<br />
Jungen wünschen sich deutlich häufiger Sportangebote,<br />
an vorderster Stelle Bolzplätze zum Fuß-<br />
166
allspielen. Mädchen dagegen geben häufiger<br />
mehr oder andere Geschäfte sowie verbesserte<br />
Spielplätze als Aspekte an, die sie ändern würden,<br />
wenn sie könnten. Auch die Sauberkeit im Stadtteil<br />
und vielfältigere bzw. zahlreichere Angebote<br />
für Jugendliche liegen den Mädchen mehr am Herzen<br />
als den Jungen.<br />
Altersbed<strong>in</strong>gte Veränderungen <strong>in</strong> den Änderungswünschen<br />
gibt es ebenfalls nur wenige (s. Abb.<br />
7.39a & 7.39b). Vor allem s<strong>in</strong>kt der Anteil der K<strong>in</strong>der,<br />
der ke<strong>in</strong>e Änderungswünsche am Stadtteil<br />
äußert, von 18% <strong>in</strong> der dritten Klasse auf 7% <strong>in</strong><br />
der achten Klasse. Dies hängt zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Teil sicherlich damit zusammen, dass der Erfahrungshorizont<br />
der K<strong>in</strong>der mit zunehmendem Alter<br />
größer wird und sie dadurch ihren Stadtteil und<br />
se<strong>in</strong>e Mängel deutlicher wahrnehmen. Der Wunsch<br />
nach e<strong>in</strong>em Spielplatz s<strong>in</strong>kt altersgemäß ebenfalls<br />
deutlich ab. Je älter die K<strong>in</strong>der werden, desto stärker<br />
wird der Wunsch nach passenden Geschäften,<br />
differenzierteren bzw. zahlreicheren Angeboten für<br />
Jugendliche, e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>o sowie e<strong>in</strong>er passenden<br />
Schule im Stadtteil. Vor allem den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der<br />
fünften Klasse liegen verstärkte Maßnahmen zur<br />
Verkehrsberuhigung im Stadtteil am Herzen. Dies<br />
hängt wahrsche<strong>in</strong>lich damit zusammen, dass sich<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem Alter durch den Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
weiterführende Schule häufig mit neuen und erste<strong>in</strong>mal<br />
ungewohnten Verkehrsmitteln sowie<br />
(Schul-)wegen ause<strong>in</strong>ander setzen müssen. Mit<br />
zunehmendem Alter werden sie im Straßenverkehr<br />
sicherer.<br />
Mädchen wünschen sich<br />
mehr oder andere Geschäfte,<br />
Spielplätze und Sauberkeit,<br />
Jungen liegen Sportangebote<br />
m Herzen.<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />
desto zahlreicher werden<br />
ihre Veränderungswünsche.<br />
Abb.7.39a: ausgewählte Veränderungswünsche im Stadtteil<br />
nach Alter<br />
30%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
nichts<br />
Spielplätze<br />
Innenstadt / Geschäfte<br />
167
Abb.7.39b: ausgewählte Veränderungswünsche im Stadtteil<br />
nach Alter<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 8. Klasse<br />
Verkehrsberuhigung<br />
K<strong>in</strong>o<br />
Angebote für Jugendliche<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
legen mehr Wert<br />
auf Spielplätze und mehr<br />
bzw. andere Geschäfte.<br />
Auch K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
unterscheiden sich nur <strong>in</strong> wenigen Aspekten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
nennenswerten Größenordnung dar<strong>in</strong>, was sie<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil verändern würden, falls sie zaubern<br />
könnten. K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
(11%) wünschen sich hauptsächlich schönere und<br />
besser ausgestattete Spielplätze als K<strong>in</strong>der ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (7%). Außerdem liegen ihnen<br />
verstärkt mehr bzw. andere Geschäfte am<br />
Herzen (12% versus 10%). Mehr Grünflächen (4%<br />
versus 7%) sowie Verkehrsberuhigung (3% versus<br />
6%) im Stadtteil s<strong>in</strong>d ihnen allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres<br />
Anliegen im Vergleich zu den K<strong>in</strong>dern ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Folgende statistisch nachweisbare Zusammenhänge<br />
zwischen dem Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil und<br />
den Veränderungswünschen der K<strong>in</strong>der am Stadtteil<br />
lassen sich nachweisen: Diejenigen K<strong>in</strong>der, die<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil „nichts“ anders zaubern würden,<br />
wenn sie könnten, fühlen sich <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
wohler als diejenigen, die die dr<strong>in</strong>glichsten Veränderungen<br />
<strong>in</strong> Verbesserungen des sozialen Klimas<br />
sowie den Angebote für Jugendliche <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil sehen.<br />
168
7.13 Die deutlichsten E<strong>in</strong>flüsse auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil<br />
Nachdem bisher die E<strong>in</strong>flüsse der E<strong>in</strong>zelaspekte<br />
jeweils <strong>in</strong> ihrem direkten <strong>in</strong>haltlichen Kontext geprüft<br />
wurden, soll <strong>in</strong> diesem Abschnitt im Zusammenspiel<br />
aller erfassten E<strong>in</strong>zelaspekte dargestellt<br />
werden, welche davon die stärksten E<strong>in</strong>flüsse auf<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil haben.<br />
Die <strong>in</strong> Tabelle 7.6 angegebenen neun E<strong>in</strong>zelfaktoren<br />
haben den stärksten nachweisbaren E<strong>in</strong>fluss<br />
und erklären immerh<strong>in</strong> gut e<strong>in</strong> Viertel des Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />
im Stadtteil. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Zusammenhänge<br />
der jeweiligen E<strong>in</strong>zelfaktoren eher ger<strong>in</strong>g.<br />
Den deutlichsten E<strong>in</strong>fluss hat die subjektive<br />
Sicherheit. K<strong>in</strong>der fühlen sich also dann im Stadtteil<br />
wohl, wenn sie sich dort sicher fühlen. Aber<br />
auch wenn es dort weder laut noch schmutzig ist,<br />
wenn sie die Landschaft um den Stadtteil herum<br />
schön f<strong>in</strong>den, wenn ihnen für die Freizeitgestaltung<br />
<strong>in</strong>teressante Treffpunkte, Angebote <strong>in</strong> K<strong>in</strong>derund<br />
Jugendtreffs sowie e<strong>in</strong>e Eisdiele zur Verfügung<br />
stehen und wenn sie genügend Gleichaltrige treffen<br />
können, ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im<br />
Stadtteil besser.<br />
Wenn sich die K<strong>in</strong>der im<br />
Stadtteil sicher fühlen, ihnen<br />
die Landschaft um den<br />
Stadtteil herum gefällt und<br />
es <strong>in</strong>teressante Treffpunkte<br />
gibt, fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil wohler.<br />
Sieben der neun wichtigsten E<strong>in</strong>zelfaktoren stammen<br />
aus den Themenbereichen „Freizeitgestaltung<br />
im Stadtteil“ und „Aufenthaltsmöglichkeiten im<br />
Freien“. Dies unterstreicht erneut die Bedeutsamkeit<br />
dieser beiden Themenbereiche für das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der im Stadtteil.<br />
Tab. 7.6: Die wichtigsten Prädiktoren des Wohlbef<strong>in</strong>dens<br />
im Stadtteil<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil (β)<br />
allgeme<strong>in</strong>e subjektive Sicherheit .17<br />
Landschaft um Stadtteil herum ist schön .15<br />
<strong>in</strong>teressante Treffpunkte .13<br />
<strong>in</strong>teressante Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derund<br />
Jugendtreff .08<br />
genügend Gleichaltrige .08<br />
Eisdiele .07<br />
alle<strong>in</strong>e draußen se<strong>in</strong> dürfen -.07<br />
Lärmbelastung -.10<br />
Schmutzbelastung -.11<br />
169
8. Die Angebote der<br />
Gesamtstadt<br />
Als letzte Ebene wurde die Gesamtkommune analysiert,<br />
d.h. <strong>in</strong> größeren Städten die Gesamtstadt<br />
im Vergleich zum vorher untersuchten Stadtteil<br />
und <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>räumigeren Kommunen die Gesamtkommune<br />
<strong>in</strong>klusive aller e<strong>in</strong>zelner Ortsteile und<br />
zugehörigen Ortschaften. Für die Gesamtkommune<br />
wurde das Angebot an Freizeitmöglichkeiten<br />
durch die K<strong>in</strong>der des untersuchten Stadtteils bewertet,<br />
d.h. es handelt sich <strong>in</strong> der Regel nicht um<br />
e<strong>in</strong>e Analyse der Angebote aus der Sicht aller <strong>in</strong><br />
der Kommune lebenden K<strong>in</strong>der. 14<br />
Die Freizeitangebote für die K<strong>in</strong>der wurden unter<br />
verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln analysiert. Zuerst<br />
wurde erfragt, wie groß die Reichweite der Angebote<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune unter den im untersuchten<br />
Stadtteil lebenden K<strong>in</strong>dern ist. Reichweite ist dabei<br />
nicht räumlich zu verstehen, sondern beschreibt,<br />
welcher Anteil der befragten K<strong>in</strong>der das Angebot<br />
überhaupt im Verlaufe des Jahres nutzte, wie viele<br />
K<strong>in</strong>der also Kontakt zu den jeweiligen Angeboten<br />
hatten, unabhängig davon, wie häufig sie das Angebot<br />
nutzten. Diese Analyse verdeutlicht, ob das<br />
jeweilige Angebot breite Schichten der K<strong>in</strong>der anspricht<br />
oder im Gegenteil nur sehr spezifische<br />
Teilgruppen erreicht.<br />
Die zweite Analyseebene unterzieht die Beliebtheit<br />
der Angebote e<strong>in</strong>er Betrachtung: Die K<strong>in</strong>der wurden<br />
gebeten, aus den zuvor bewerteten Angeboten<br />
die drei auszuwählen, die sie besonders gerne<br />
nutzen. Auf der dritten Ebene wurde mit der Stichtagsmethode<br />
die Alltagsnutzung der Angebote erfasst,<br />
d.h. die K<strong>in</strong>der suchten aus der Liste die Angebote<br />
heraus, die sie am Tag vor der Befragung<br />
genutzt hatten. So konnte e<strong>in</strong>geschätzt werden,<br />
welche Bedeutung die verschiedenen Angebote im<br />
Alltag der K<strong>in</strong>der haben. Zusätzlich wurde erfragt,<br />
mit welchem Verkehrsmittel die K<strong>in</strong>der den Weg<br />
zu diesen Angeboten zurücklegten und wie lange<br />
der Weg dauerte. Abschließend wurde erfragt,<br />
welche der möglichen Angebote, die e<strong>in</strong>e Kommune<br />
macht bzw. machen könnte, die K<strong>in</strong>der gerne<br />
häufiger nutzen würden und welche Gründe diese<br />
Nutzung verh<strong>in</strong>dern.<br />
14 Außer <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen der analysierte Stadtteil<br />
gleichzeitig die Gesamtkommune darstellt.<br />
170
8.1 Reichweite der kommunalen<br />
Angebote<br />
Die Abbildung 8.1 zeigt, dass die erfragten Angebote<br />
e<strong>in</strong>e sehr unterschiedliche Reichweite haben:<br />
Durchschnittlich 60% der K<strong>in</strong>der oder mehr nutzen<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o, die Spielplätze, e<strong>in</strong> Hallenbad, die Geschäfte<br />
der Stadt e<strong>in</strong> Freibad und – deutlich auf<br />
dem ersten Platz – e<strong>in</strong>e Eisdiele. Sehr ger<strong>in</strong>ge<br />
Reichweiten mit durchschnittlich nur 10% erreichter<br />
K<strong>in</strong>der oder weniger haben Nachmittagsunterricht<br />
(z.B. im Rahmen der offenen Ganztagsschule),<br />
KJG (bzw. Jungkolp<strong>in</strong>g oder Jungschar), Golfplätze,<br />
Jugendfeuerwehr, Pfadf<strong>in</strong>der, Jugendrotkreuz,<br />
K<strong>in</strong>der- oder Jugendparlamente und die<br />
Landjugend. Auffällig viele (kirchliche oder geme<strong>in</strong>nützige)<br />
Jugendorganisationen f<strong>in</strong>den sich auf<br />
diesen h<strong>in</strong>teren Plätzen, sie sche<strong>in</strong>en jeweils nur<br />
für Teilgruppen der K<strong>in</strong>der attraktiv zu se<strong>in</strong>.<br />
Die größte Reichweite haben<br />
Eisdielen, Frei- und<br />
Hallenbäder, Geschäfte<br />
sowie Spielplätze.<br />
Sehr ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die<br />
Reichweiten von der Landjugend,<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendparlamenten,<br />
Jugendrotkreuz,<br />
Pfadf<strong>in</strong>dern und<br />
Jugendfeuerwehr.<br />
Nicht alle Angebote allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> jeder<br />
Kommune vorhanden, sodass ger<strong>in</strong>ge Reichweiten<br />
e<strong>in</strong>zelner Angebote auch auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Verbreitung<br />
schließen lassen könnten. Allerd<strong>in</strong>gs betrifft<br />
dies <strong>in</strong> der Regel nicht die Jugendorganisationen,<br />
die es mehr oder weniger stark <strong>in</strong> fast allen untersuchten<br />
Stadtteilen gibt.<br />
Die Abbildung 8.1 zeigt weiterh<strong>in</strong>, dass die Reichweiten<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Angebote sich sehr deutlich<br />
je nach analysiertem Stadtteil unterscheiden. Besonders<br />
deutlich ist das bei für die Kommune kostspieligen<br />
Angeboten wie Schwimmbädern, Eishalle<br />
oder Zoo der Fall sowie bei Angeboten wie K<strong>in</strong>os,<br />
die e<strong>in</strong>e gewisse Zahl an potenziellen NutzerInnen<br />
voraussetzen. Hier unterscheiden sich vor allem<br />
kle<strong>in</strong>e Landkommunen, <strong>in</strong> denen die jeweiligen<br />
Angebote fehlen, von großstädtischen Wohnquartieren,<br />
<strong>in</strong> denen die Angebote jeweils vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> denen die Reichweiten entsprechend<br />
deutlich höher s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>e Ausnahme stellt die Bücherei dar, die – sei es<br />
<strong>in</strong> kirchlicher oder kommunaler Trägerschaft – <strong>in</strong><br />
fast allen untersuchten Kommunen vorhanden ist,<br />
trotzdem aber sehr unterschiedliche Reichweiten<br />
erzielt. Die Qualität der Angebote sche<strong>in</strong>t also so<br />
unterschiedlich zu se<strong>in</strong>, dass die Reichweiten sich<br />
unterscheiden.<br />
Im Vergleich der Kommunen<br />
haben bestimmte Angebote<br />
sehr unterschiedliche<br />
Reichweiten.<br />
Auffällig unterschiedliche<br />
Reichweiten erzielen Büchereien.<br />
171
Abb. 8.1: Reichweite der Angebote der Kommune<br />
Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />
Landjugend<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament<br />
Jugendrotkreuz<br />
Pfadf<strong>in</strong>der<br />
Jugendfeuerw ehr<br />
Golfplatz<br />
KJG, Jungkolp<strong>in</strong>g, Jungschar<br />
Nachmittagsunterricht<br />
Mädchen-, Jungengruppe<br />
Schützenvere<strong>in</strong><br />
Internetcafe<br />
Hausaufgabenbetreuung<br />
Volleyballplatz<br />
Theater<br />
Messdiener<br />
Jugenddisko<br />
Tanzen<br />
Reiterhof<br />
Museum<br />
Ferienbetreuung<br />
Grillplätze<br />
schulische AGs<br />
Basketballplatz<br />
andere Treffpunkte<br />
Skateranlage<br />
Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>e/Chor<br />
M<strong>in</strong>igolf<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
Eishalle<br />
Zoo / Tierpark<br />
Kegeln / Bow l<strong>in</strong>g<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
Schulhöfe<br />
Sportvere<strong>in</strong>e<br />
Bücherei<br />
Bolzplatz/Fußballplatz<br />
K<strong>in</strong>o<br />
Spielplatz<br />
Hallenbad<br />
Geschäfte<br />
Freibad<br />
Eisdiele<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Reichweite<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
172
Die auch bei den meisten anderen Angeboten sehr<br />
großen Spannbreiten der Reichweiten zeigen, dass<br />
sich, je nach untersuchtem Stadtteil und der dortigen<br />
BewohnerInnen- und Angebotsstruktur, andere<br />
Reichweiten ergeben. Interessant ist beispielsweise,<br />
dass die k<strong>in</strong>derreiche Landgeme<strong>in</strong>de, die<br />
Vere<strong>in</strong>e nur dann fördert, wenn sie e<strong>in</strong>e aktive Jugendarbeit<br />
betreiben, quer durch alle Vere<strong>in</strong>saktivitäten<br />
Spitzenplätze bei der Reichweite belegt. In<br />
der gleichen Geme<strong>in</strong>de erreicht das neu errichtete<br />
Jugendzentrum sehr breite Schichten der <strong>in</strong> der<br />
Geme<strong>in</strong>de lebenden K<strong>in</strong>der. Geschäfte wiederum<br />
erreichen dann besonders viele K<strong>in</strong>der, wenn das<br />
untersuchte Wohnquartier <strong>in</strong>nenstadtnah gelegen<br />
war. Internetcafes s<strong>in</strong>d besonders <strong>in</strong> Stadtteilen<br />
mit hohem Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
attraktiv.<br />
Die folgenden Angebote erreichen mehr Mädchen<br />
als Jungen: Tanzangebote (die Reichweite bei den<br />
Mädchen ist 22% höher als bei den Jungen), Reiterhof<br />
(+20%), Bücherei (+11%), Musikschule<br />
oder Chor (+10%), Geschäfte (+8%), Eishalle<br />
(+7%), Eisdiele (+6%), Zoo (+5%), Nachmittags-<br />
AGs (+5%) und geschlechtsspezifische Jugendgruppen<br />
(+4%).<br />
Manche Angebote erreichen<br />
Mädchen und Jungen<br />
<strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß.<br />
Stärker die Jungen erreichen dagegen folgende<br />
Angebote, vor allem aus dem sportlichen Bereich:<br />
Fußballplatz (+40%), Basketballplatz (+20%),<br />
Sportvere<strong>in</strong>e (+15%), Skateranlage (+14%), Internetcafe<br />
(+7%), Kegeln & Bowl<strong>in</strong>g (+7%), K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendtreff (+6%), M<strong>in</strong>igolf (+6%),<br />
Golfplatz (+4%), Pfadf<strong>in</strong>der (+4%), Jugendfeuerwehr<br />
(+4%), K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament (+3%)<br />
und Landjugend (+2%).<br />
Bei e<strong>in</strong>igen Angeboten s<strong>in</strong>kt die Reichweite mit<br />
dem Alter der K<strong>in</strong>der ab. Besonders stark ist dies<br />
bei Spielplätzen, Zoos, Museen und Büchereien<br />
der Fall, die jeweils zwischen der vierten und der<br />
siebten Klasse zwischen 17% und 30% an Reichweite<br />
verlieren (s. Abb. 8.2). 15 9% bis 15% an<br />
Reichweite verlieren die Angebote Schulhöfe, Ferienbetreuung,<br />
Musikschule und Reiterhöfe (s.<br />
Abb. 8.3). Relativ ger<strong>in</strong>g, aber statistisch nachweisbar<br />
s<strong>in</strong>d die Reichweitenverluste bei Messdie-<br />
Bei Spielplätzen, Zoos, Museen<br />
und Büchereien s<strong>in</strong>kt<br />
die Reichweite mit dem<br />
Alter der K<strong>in</strong>der stark ab.<br />
15 Die dritten und achten Klassen wurden hier nicht mit<br />
dargestellt, da aufgrund der Tatsache, dass nicht <strong>in</strong><br />
allen zwanzig Stadtteilen <strong>in</strong> der dritten und achten<br />
Klasse erhoben wurde, <strong>in</strong> diesen Stadtteilen e<strong>in</strong>e Überlagerung<br />
der Effekte durch Stadtteileffekte vorliegt.<br />
173
nern, Tanzangeboten, Hausaufgabenbetreuung<br />
und Pfadf<strong>in</strong>dern, die aber schon <strong>in</strong> der vierten<br />
Klasse ke<strong>in</strong>e besonders hohen Reichweiten besitzen.<br />
(s. Abb. 8.4).<br />
Abb. 8.2: Angebote mit starkem Verlust der<br />
Reichweite mit zunehmendem Alter<br />
der K<strong>in</strong>der<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
Spielplatz<br />
Zoo/Tierpark<br />
Museum<br />
Bücherei<br />
Abb. 8.3: Angebote mit mittlerem Verlust der<br />
Reichweite mit zunehmendem Alter<br />
der K<strong>in</strong>der<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
Schulhöfe<br />
Ferienbetreuung<br />
Musikschule/Musikvere<strong>in</strong>/Chor<br />
Reiterhof<br />
174
Abb. 8.4: Angebote mit leichtem Verlust der<br />
Reichweite mit zunehmendem Alter<br />
der K<strong>in</strong>der<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
Messdiener<br />
Tanzen<br />
Hausaufgabenbetreuung<br />
Pfadf<strong>in</strong>der<br />
Die beiden Angebote Internetcafe und Jugenddisko<br />
erfreuen sich dagegen mit zunehmendem Alter der<br />
K<strong>in</strong>der leicht aber statistisch bedeutsam steigender<br />
Reichweiten (s. Abb. 8.5).<br />
Abb. 8.5: Angebote mit leichtem Zugew<strong>in</strong>n an<br />
Reichweite mit zunehmendem Alter<br />
der K<strong>in</strong>der<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
4. Klasse 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse<br />
Internetcafe<br />
Jugenddisko<br />
Die Unterschiede der Reichweite e<strong>in</strong>zelner Angebote<br />
s<strong>in</strong>d zwischen K<strong>in</strong>dern mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
teilweise deutlich ausgeprägt (s. Tabelle<br />
8.1).<br />
175
Tab. 8.1: Reichweite ausgewählter Freizeitangebote nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Angebot<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Spielplätze 63% 74%<br />
Sportvere<strong>in</strong>e 61% 45%<br />
Bolzplatz / Fußballplatz 57% 62%<br />
K<strong>in</strong>o 57% 66%<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>de 38% 26%<br />
M<strong>in</strong>igolf 31% 23%<br />
Musikschule, Musikvere<strong>in</strong>e 30% 23%<br />
Tierpark / Zoo 29% 39%<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs 28% 36%<br />
Eishalle 28% 40%<br />
andere Treffpunkte für K<strong>in</strong>der 25% 33%<br />
Ferienbetreuung 24% 14%<br />
Reiterhof 22% 15%<br />
Basketballplatz 21% 39%<br />
Messdiener 21% 10%<br />
Museum 18% 25%<br />
Tanzangebote 17% 24%<br />
Jugenddisko 16% 25%<br />
Grillplätze 16% 34%<br />
Schützenvere<strong>in</strong> 14% 10%<br />
Theater 14% 22%<br />
Volleyballplatz 13% 19%<br />
Hausaufgabenbetreuung 12% 20%<br />
KJG, Jungkolp<strong>in</strong>g, Jungschar 11% 7%<br />
Mädchen-/Jungengruppen 10% 16%<br />
Internetcafe 9% 24%<br />
Nachmittagsunterricht 9% 14%<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament 3% 6%<br />
Anmerkung zum Lesen der Tabelle:<br />
Kursiv gesetzte Prozentwerte zeigen zwar e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen K<strong>in</strong>dern mit und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, der allerd<strong>in</strong>gs eher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unterschiedlichen Ausstattung der jeweiligen<br />
Stadtteile begründet liegen dürfte.<br />
Zum Teil s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> der Tabelle 8.1 dargestellten<br />
Unterschiede allerd<strong>in</strong>gs eher Unterschiede im Angebot<br />
der jeweils bewohnten Stadtteile: so ergeben<br />
sich, da K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
häufiger <strong>in</strong> den großstädtischeren Wohnquartieren<br />
mit dem umfangreicheren Angebot leben, verme<strong>in</strong>tliche<br />
Unterschiede nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Dies dürfte bei Angeboten wie K<strong>in</strong>o, Eishalle,<br />
Museum, Theater und K<strong>in</strong>der- und Jugendparlament<br />
16 der Fall se<strong>in</strong>. Auffällig bleiben allerd<strong>in</strong>gs<br />
vier Tendenzen: K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>-<br />
16 Hier liegt e<strong>in</strong> besonders aktives und gut angenommenes<br />
Jugendforum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit besonders<br />
hohem Migrantenanteil.<br />
176
tergrund meiden stärker als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Freizeitangebote, die mit e<strong>in</strong>er<br />
Vere<strong>in</strong>sstruktur verbunden s<strong>in</strong>d (z.B. Sportvere<strong>in</strong>e,<br />
Schützenvere<strong>in</strong>e), sie vermeiden stärker Angebote,<br />
die kostspielig s<strong>in</strong>d (z.B. Reiterhof), sie meiden<br />
aufgrund der Zugehörigkeit zu anderen Glaubensrichtungen<br />
stärker christlich-konfessionell gebundene<br />
Angebote (z.B. Messdiener, KJG) und sie<br />
nutzen stärker freie und offene Angebote (z.B.<br />
Bolzplätze, Basketballplätze, K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff,<br />
Grillplätze). Außerdem sche<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Ausstattung<br />
von Computern mit Internetzugang <strong>in</strong> der eigenen<br />
Wohnung mit e<strong>in</strong>er stärkeren Nutzung von Internetcafes<br />
zu kompensieren. Jungen- oder Mädchengruppen<br />
sowie Hausaufgabenbetreuung<br />
sche<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ebenfalls<br />
stärker zu erreichen.<br />
Kostenpflichtige, konfessionell<br />
oder an Vere<strong>in</strong>strukturen<br />
gebundene Angebote<br />
erreichen K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
schlechter.<br />
8.2 Beliebte Angebote<br />
Anders als im vorangehenden Abschnitt wird im<br />
Folgenden analysiert, welche der Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Kommune bei den K<strong>in</strong>dern besonders beliebt<br />
s<strong>in</strong>d. Dazu wurden die K<strong>in</strong>der gebeten, aus der<br />
Liste der zuvor abgefragten Angebote die drei auszuwählen,<br />
die sie über das Jahr gesehen am liebsten<br />
nutzen. Die Abbildung 8.6 zeigt die fünfzehn<br />
beliebtesten Angebote, sowie die Spannbreite zwischen<br />
den untersuchten Stadtteilen. Freibäder s<strong>in</strong>d<br />
die mit Abstand beliebtesten Angebote, die K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt nutzen. Auch Bolzplätze und Hallenbäder<br />
s<strong>in</strong>d bei den K<strong>in</strong>dern sehr beliebt, erstere<br />
allerd<strong>in</strong>gs besonders bei Jungen (s.u.). Es folgen<br />
Sportvere<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong>os, Eisdielen (als Treffpunkte),<br />
Geschäfte und Spielplätze. Büchereien, Musikschulen<br />
sowie K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer<br />
Bedeutung für die Altersgruppe ebenfalls nicht zu<br />
unterschätzen.<br />
Beliebte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Kommune s<strong>in</strong>d Freibäder,<br />
Bolzplätze, Hallenbäder<br />
sowie Sportvere<strong>in</strong>e.<br />
Auch bei den beliebtesten Angeboten ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
zu berücksichtigen, dass nicht jede Stadt über e<strong>in</strong><br />
Freibad (diese s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs sehr verbreitet), e<strong>in</strong><br />
Hallenbad oder e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o verfügt. Insbesondere das<br />
Hallenbad ist e<strong>in</strong> beliebtes Angebot, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
kle<strong>in</strong>en Kommunen <strong>in</strong> direkter Umgebung fehlt,<br />
wie auch die große Spannbreite zeigt. Insgesamt<br />
gilt für die Spannbreiten, dass e<strong>in</strong>e besonders hohe<br />
Beliebtheit e<strong>in</strong>es Angebotes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt nicht<br />
immer bedeutet, dass das jeweilige Angebot im<br />
Vergleich ähnlicher Angebote besonders attraktiv<br />
ist. Eher sche<strong>in</strong>t es so zu se<strong>in</strong>, dass besonders<br />
große Beliebtheiten e<strong>in</strong>zelner Angebote vor allem<br />
177
<strong>in</strong> den Städten auftreten, <strong>in</strong> denen die Angebotspalette<br />
eher beschränkt ist, d.h. je breiter die<br />
Auswahl der Angebote e<strong>in</strong>er Stadt ist, desto eher<br />
suchen sich die K<strong>in</strong>der verschiedene Liebl<strong>in</strong>gsangebote<br />
aus.<br />
Abb. 8.6: Die fünfzehn beliebtesten Freizeitangebote<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
Skateranlage<br />
Messdiener<br />
Tanzen<br />
beliebteste Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />
Musikschule / Musikvere<strong>in</strong> / Chor<br />
Reiterhof<br />
Bücherei<br />
Spielplatz<br />
Geschäfte<br />
Eisdiele<br />
K<strong>in</strong>o<br />
Sportvere<strong>in</strong><br />
Hallenbad<br />
Bolzplatz / Fußballplatz<br />
Freibad<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Während sechs der abgefragten Aspekte von Jungen<br />
und Mädchen ungefähr gleich häufig als beliebteste<br />
Angebote genannt werden (Frei- und Hallenbad,<br />
K<strong>in</strong>o, Spielplatz, K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
sowie Messdiener), gibt es bei den restlichen neun<br />
Angeboten deutliche Präferenzen des e<strong>in</strong>en oder<br />
anderen Geschlechts: Jungen bevorzugen viel<br />
stärker als Mädchen den Bolzplatz (47% der Jungen<br />
im Vergleich zu 8% der Mädchen), s<strong>in</strong>d akti-<br />
178
ver <strong>in</strong> Sportvere<strong>in</strong>en (27% im Vergleich zu 19%)<br />
und s<strong>in</strong>d häufiger eifrige Nutzer von Skateranlagen<br />
(8% im Vergleich zu 3%). Mädchen dagegen haben<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Präferenz für die Eisdiele, <strong>in</strong> der<br />
sie sich oft mit Freund<strong>in</strong>nen treffen (23% im Vergleich<br />
zu 15%), f<strong>in</strong>den Geschäfte zum Bummeln<br />
attraktiver (24% um Vergleich zu 13%), nennen<br />
fast doppelt so häufig wie Jungen die Bücherei als<br />
Liebl<strong>in</strong>gsangebot (15% im Vergleich zu 8%) und<br />
nennen häufiger Musikschule, Chor oder Musikvere<strong>in</strong>e<br />
(9% im Vergleich zu 5%). Reiterhöfe als Liebl<strong>in</strong>gsangebote<br />
werden ebenso wie Tanzangebote<br />
fast ausschließlich von Mädchen genannt. Insgesamt<br />
kann also gesagt werden, dass Jungen stärker<br />
als Mädchen sportorientierte Angebote schätzen,<br />
während Mädchen mehr Wert auf Treffpunkte<br />
<strong>in</strong> der Innenstadt und kulturelle Angebote legen.<br />
Aus diesen Unterschieden <strong>in</strong> der Häufigkeit ergeben<br />
sich unterschiedliche Liebl<strong>in</strong>gsangebote von<br />
Jungen und Mädchen (s. Tab. 8.2).<br />
Jungen schätzen eher<br />
sportorientierte Angebote,<br />
Mädchen legen dagegen<br />
mehr Wert auf Treffpunkte<br />
<strong>in</strong> der Innenstadt und kulturelle<br />
Angebote.<br />
Tab. 8.2: Die beliebtesten Angebote nach Geschlecht<br />
Rang Jungen Mädchen<br />
1 Bolzplatz/Fußballplatz 47% Freibad 41%<br />
2 Freibad 40% Hallenbad 25%<br />
3 Hallenbad 27% Geschäfte 24%<br />
4 Sportvere<strong>in</strong>e 27% Eisdiele 23%<br />
5 K<strong>in</strong>o 22% K<strong>in</strong>o 19%<br />
6 Eisdiele 15% Sportvere<strong>in</strong>e 19%<br />
Während Freibäder, Bolzplätze, Sportvere<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong>os,<br />
Reiterhöfe, Tanzangebote, K<strong>in</strong>der- und Jugendtreffs<br />
sowie Skateranlagen <strong>in</strong> allen untersuchten<br />
Altersgruppen ungefähr gleich beliebt s<strong>in</strong>d,<br />
ändert sich die Beliebtheit e<strong>in</strong>iger Angebote mit<br />
zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der: Insbesondere<br />
Spielplätze (24% Nennungen <strong>in</strong> der dritten Klasse<br />
und nur noch 9% <strong>in</strong> der achten Klasse), aber auch<br />
das Hallenbad (36% <strong>in</strong> der dritten und 20% <strong>in</strong> der<br />
achten Klasse), die Musikschule (10% <strong>in</strong> der dritten<br />
und 3% <strong>in</strong> der achten Klasse) und die Messdiener<br />
(6% <strong>in</strong> der dritten und 3% <strong>in</strong> der achten<br />
Klasse) s<strong>in</strong>d besonders bei jüngeren K<strong>in</strong>dern beliebt.<br />
Die Bücherei ist für K<strong>in</strong>der bis zur sechsten<br />
Klasse immer gleich attraktiv (ca 13% der Nennungen),<br />
um dann <strong>in</strong> der Beliebtheit leicht auf 9%<br />
zurückzugehen. Ältere K<strong>in</strong>der dagegen bevorzugen<br />
stärker Geschäfte zum Bummeln (26% im Vergleich<br />
zu 11%) und Eisdielen zum Treffen (24% im<br />
Vergleich zu 4%). Auch das Internetcafe ist e<strong>in</strong><br />
Angebot, das vor allem ältere K<strong>in</strong>der nennen (12%<br />
179<br />
Während die Beliebtheit<br />
von Spielplätzen, Hallenbädern<br />
und Musikschulen<br />
mit dem Alter s<strong>in</strong>kt, bleibt<br />
die Beliebtheit von Freibädern<br />
konstant hoch.
<strong>in</strong> der achten Klasse) und kaum K<strong>in</strong>der aus der<br />
dritten Klasse (3%). Diese Veränderungen bewirken<br />
auch e<strong>in</strong>e leichte Verschiebung der Rangfolge:<br />
Zwar belegt das Freibad <strong>in</strong> allen Jahrgangsstufen<br />
den ersten Platz der Liebl<strong>in</strong>gsangebote, was noch<br />
e<strong>in</strong>mal die sowohl alters- wie auch geschlechtsübergreifende<br />
Bedeutung e<strong>in</strong>es solchen Ortes und<br />
se<strong>in</strong>e vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten (Sport,<br />
sich treffen, spielen, …) unterstreicht, das Hallenbad<br />
h<strong>in</strong>gegen sackt von e<strong>in</strong>em zweiten Platz <strong>in</strong> der<br />
dritten Klasse auf den siebten Platz <strong>in</strong> der achten<br />
Klasse ab. Besonders stark gew<strong>in</strong>nen Eisdielen<br />
(von Platz 16 auf Platz 3 der Hitliste) und Geschäfte<br />
(von Platz 8 auf Platz 2) an Bedeutung.<br />
Insbesondere Sportvere<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>d bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
weit weniger<br />
beliebt.<br />
Die Tabelle 8.3 zeigt deutlich, dass sich K<strong>in</strong>der mit<br />
und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden.<br />
Auffällig ist vor allem, dass Sportvere<strong>in</strong>e weit weniger<br />
beliebt s<strong>in</strong>d. Auch Reiterhöfe werden deutlich<br />
seltener genannt (4% Nennungen bei K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund), hier spielt möglicherweise<br />
auch die Lage der Stadtteile mit erhöhtem Anteil<br />
von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> großstädtischerer<br />
Umgebung e<strong>in</strong>e Rolle und die häufig<br />
ger<strong>in</strong>gere f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung von Familien mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Häufiger nennen K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund dagegen Spielplätze (auch<br />
für die älteren K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
e<strong>in</strong> beliebter Treffpunkt).<br />
Tab. 8.3: Die beliebtesten Angebote nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Rang ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
1 Freibad 39% Freibad 45%<br />
2 Sportvere<strong>in</strong>e 27% Bolzplatz/Fußballplatz 27%<br />
3 Bolzplatz/Fußballplatz 27% Hallenbad 26%<br />
4 Hallenbad 26% K<strong>in</strong>o 23%<br />
5 Eisdiele 20% Geschäfte 20%<br />
6 K<strong>in</strong>o 19% Spielplatz 17%<br />
7 Geschäfte 17% Eisdiele 17%<br />
8 Reiterhof 11% Sportvere<strong>in</strong>e 14%<br />
9 Spielplatz 11% Bücherei 11%<br />
10 Bücherei 10% Tanzen 8%<br />
K<strong>in</strong>der Alle<strong>in</strong>erziehender nennen etwas seltener<br />
kostenpflichtige Angebote wie Musikschule und<br />
Sportvere<strong>in</strong>e. Bei K<strong>in</strong>dern Arbeitsloser ist das nicht<br />
der Fall, hier geht die Tendenz sogar eher <strong>in</strong> die<br />
Gegenrichtung.<br />
180
Die bevorzugten Freizeitangebote zeigen ke<strong>in</strong>en<br />
Zusammenhang mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> der Kommune. E<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Zusammenhang<br />
gibt es allerd<strong>in</strong>gs mit dem allgeme<strong>in</strong>en<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den: K<strong>in</strong>der, die Sportvere<strong>in</strong>e als e<strong>in</strong>es<br />
der drei beliebtesten Angebote auswählen, haben<br />
e<strong>in</strong> merklich höheres allgeme<strong>in</strong>es Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
K<strong>in</strong>der, die Sportvere<strong>in</strong>e<br />
als Angebot der Kommune<br />
mögen, fühlen sich allgeme<strong>in</strong><br />
wohler.<br />
8.3 Alltagsnutzung<br />
Die dritte Betrachtungsebene der kommunalen<br />
Angebote ist die der Alltagsnutzung der K<strong>in</strong>der.<br />
Nicht alle Angebote, die die K<strong>in</strong>der gerne nutzen<br />
und nicht alle, die e<strong>in</strong>e besonders hohe Reichweite<br />
haben, s<strong>in</strong>d auch die Angebote, die im Lebensalltags<br />
der K<strong>in</strong>der die größte Rolle spielen: e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
geht beispielsweise nicht jeden Tag <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o,<br />
selbst wenn das K<strong>in</strong>o se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsangebot ist und<br />
selbst wenn das kommunale K<strong>in</strong>o über das Jahr<br />
gesehen von fast jedem K<strong>in</strong>d besucht wird.<br />
Zur Erfassung der Alltagsnutzung der kommunalen<br />
Angebote wurden die K<strong>in</strong>der gebeten, aus der Liste<br />
der Angebote diejenigen auszuwählen, die sie<br />
an e<strong>in</strong>em Stichtag (dem Tag vor der Befragung)<br />
genutzt haben. Bis zu drei Angebote konnten die<br />
K<strong>in</strong>der dabei auswählen. Um den Stichtag beurteilen<br />
zu können, wurde auch das Datum, an dem die<br />
Befragung stattfand erhoben.<br />
Wie die Tabelle 8.4 zeigt, s<strong>in</strong>d die Stichtage relativ<br />
gleich über die Wochentage verteilt, mit Ausnahme<br />
des Freitags und des Samstags, die aufgrund<br />
der teilweise über Schulen durchgeführten Erhebung<br />
seltener vorkommen.<br />
Tab. 8.4: Verteilung der Stichtage zur<br />
Alltagsnutzung<br />
Stichtag<br />
Montag 18%<br />
Dienstag 19%<br />
Mittwoch 15%<br />
Donnerstag 20%<br />
Freitag 7%<br />
Samstag 5%<br />
Sonntag 16%<br />
Insgesamt 74% der Stichtagsangaben beziehen<br />
sich auf e<strong>in</strong>en Werktag, 5% auf e<strong>in</strong>en Samstag<br />
und 21% auf e<strong>in</strong>en Sonntag bzw. auf e<strong>in</strong>en der <strong>in</strong><br />
181
die beiden Erhebungszeiträume fallenden sechs<br />
gesetzlichen Feiertage. 17<br />
Bolzplätze, Spielplätze,<br />
Geschäfte und Freibäder<br />
s<strong>in</strong>d die im Alltag am häufigsten<br />
genutzten Angebote.<br />
Die Abbildung 8.7 zeigt die zehn häufigsten Nennungen<br />
<strong>in</strong> der Alltagsnutzung. Fast jedes vierte<br />
K<strong>in</strong>d hat am Tag vor der Befragung auf e<strong>in</strong>em<br />
Bolzplatz gespielt, jedes fünfte ist zu bestimmten<br />
Geschäften gefahren, um etwas zu kaufen oder<br />
um zu bummeln. Es fällt auf, dass Angebote, die<br />
ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>tritt kosten und die im unmittelbaren<br />
Nahbereich der K<strong>in</strong>der liegen (z.B. Bolzplatz,<br />
Spielplatz oder auch nachmittags zugängliche<br />
Schulhöfe), e<strong>in</strong>e bedeutendere Rolle spielen, als es<br />
die Rangliste der beliebtesten Angebote vermuten<br />
ließe. Daraus lässt sich ablesen, dass e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />
Ausrichtung der städtischen Angebote auf die bei<br />
den K<strong>in</strong>dern beliebtesten vernachlässigen würde,<br />
dass manche dieser beliebten Angebote eher Besonderheiten<br />
im Alltag der K<strong>in</strong>der darstellen, die<br />
um erreichbare und gut zugängliche Angebote ergänzt<br />
werden müssen, die zwar nicht die Topplätze<br />
der Beliebtheit e<strong>in</strong>nehmen, aber trotzdem wichtig<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Die <strong>in</strong> der Abbildung 8.7 dargestellte relativ weite<br />
Streuung zwischen den untersuchten Stadtteilen<br />
zeigt, dass je nach lokalen Gegebenheiten e<strong>in</strong> Angebot<br />
<strong>in</strong> die Alltagskultur der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>geht oder<br />
nicht. E<strong>in</strong> sehr attraktives K<strong>in</strong>o <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />
beispielsweise führt dazu, dass fast e<strong>in</strong> Fünftel der<br />
dort befragten K<strong>in</strong>der dieses am Tag vor der Befragung<br />
auch nutzten. Besonders unattraktive<br />
Spielplätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Kommune gehen auch<br />
mit e<strong>in</strong>er deutlich ger<strong>in</strong>geren Nutzung dieser<br />
Spielplätze e<strong>in</strong>her. Umgekehrt werden e<strong>in</strong>zelne<br />
Angebote zu besonders wichtigen Treffpunkten der<br />
K<strong>in</strong>der, wenn die Angebotsvielfalt e<strong>in</strong>geschränkt<br />
ist. So ist beispielsweise <strong>in</strong> der Hochhaussiedlung<br />
der zentrale Spielplatz e<strong>in</strong> ganz wichtiges Angebot,<br />
an dem sich sowohl jüngere als auch ältere K<strong>in</strong>der<br />
treffen. Auffällig ist weiterh<strong>in</strong>, dass die Bedeutung<br />
der Geschäfte <strong>in</strong> der Kommune für die Alltagsfreizeitgestaltung<br />
der dort lebenden K<strong>in</strong>der relativ<br />
unabhängig davon ist, ob es sich um e<strong>in</strong> Innenstadtzentrum<br />
mit großer Geschäftsvielfalt oder<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf mit nur wenigen Angeboten<br />
handelt. Beide werden fast gleich häufig genutzt.<br />
17<br />
Mögliche Schulbrückentage wurden aufgrund der<br />
stark differierenden Ausgestaltung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Schulen nicht berücksichtigt.<br />
182
Abb. 8.7: Die zehn im Alltag am häufigsten genutzten Freizeitangebote<br />
Alltagsnutzung der Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />
Schulhöfe<br />
K<strong>in</strong>o<br />
Bücherei<br />
Hallenbad<br />
Eisdiele<br />
Sportvere<strong>in</strong><br />
Spielplatz<br />
Freibad<br />
Geschäfte<br />
Bolzplatz / Fußballplatz<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Wie die Tabelle 8.5 zeigt, s<strong>in</strong>d die Anteile der K<strong>in</strong>der,<br />
die die zehn wichtigsten Angebote nutzen,<br />
ger<strong>in</strong>gfügig unterschiedlich, wenn man danach<br />
differenziert, ob es sich beim Stichtag um e<strong>in</strong>en<br />
Werktag, e<strong>in</strong>en Samstag oder e<strong>in</strong>en Sonn- bzw.<br />
Feiertag handelt: Geschäfte spielen erwartungsgemäß<br />
e<strong>in</strong>e größere Rolle, wenn sie auch geöffnet<br />
haben, e<strong>in</strong>ige Aktivitäten, wie Freibad, Hallenbad<br />
und Eisdiele haben am Sonntag größere Anteile,<br />
möglicherweise, wenn das Angebot dann Ziel e<strong>in</strong>es<br />
Familienausflugs wird. Der Tag des Sportvere<strong>in</strong>s<br />
sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>deutig der Samstag zu se<strong>in</strong>, möglicherweise<br />
der Tag, an dem bevorzugt die Wettkämpfe<br />
ausgetragen werden, während sich das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
über die gesamte Woche verteilt.<br />
Sportvere<strong>in</strong>saktivitäten<br />
sche<strong>in</strong>en bei vielen K<strong>in</strong>dern<br />
den Samstag zu dom<strong>in</strong>ieren.<br />
183
Tab. 8.5: Verteilung der zehn wichtigsten Angebote auf<br />
die Stichtage<br />
Angebot Werktag Samstag Sonn- oder<br />
Feiertag<br />
Bolzplatz / Fußballplatz 23% 28% 25%<br />
Geschäfte 22% 21% 12%<br />
Freibad 18% 21% 23%<br />
Spielplatz 18% 20% 19%<br />
Sportvere<strong>in</strong> 17% 22% 14%<br />
Eisdiele 12% 12% 17%<br />
Hallenbad 8% 8% 10%<br />
Bücherei 8% 3% 4%<br />
K<strong>in</strong>o 7% 3% 7%<br />
Schulhöfe 7% 5% 4%<br />
Jungen und Mädchen unterscheiden<br />
sich deutlich <strong>in</strong><br />
der Alltagsnutzung der Angebote<br />
<strong>in</strong> der Kommune.<br />
Erwartungsgemäß unterscheiden sich Jungen und<br />
Mädchen <strong>in</strong> der Rangliste ihrer zur Alltagsfreizeit<br />
genutzten Angebote deutlich (s. Tab. 8.6): Bei den<br />
Jungen stehen Sportangebote wie Fußball oder<br />
Sportvere<strong>in</strong>, gefolgt vom Hallenbad ganz oben.<br />
Spielplätze, Geschäfte und die Eisdiele folgen erst<br />
dann. Bei den Mädchen ist es be<strong>in</strong>ahe umgekehrt:<br />
hier belegen Geschäfte und Spielplätze die<br />
Topplätze vor Freibad, gefolgt von Eisdiele und<br />
dann erst Sportvere<strong>in</strong>en, sowie dem Reiterhof. Die<br />
Bolzplätze spielen im Alltag der Mädchen nur e<strong>in</strong>e<br />
untergeordnete Rolle (8% allerd<strong>in</strong>gs haben sie am<br />
Tag vor der Befragung besucht!).<br />
Tab. 8.6: Alltagsnutzung der Angebote nach Geschlecht<br />
Rang Jungen Mädchen<br />
1 Bolzplatz/Fußballplatz 39% Geschäfte 26%<br />
2 Sportvere<strong>in</strong>e 22% Spielplatz 22%<br />
3 Freibad 21% Freibad 17%<br />
4 Spielplatz 16% Eisdiele 15%<br />
5 Geschäfte 15% Sportvere<strong>in</strong>e 11%<br />
6 Eisdiele 11% Reiterhof 10%<br />
Das Freibad ist <strong>in</strong> jedem<br />
Alter der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Element der Freizeitgestaltung<br />
<strong>in</strong> der Kommune.<br />
Während das Hallenbad mit zunehmendem Alter<br />
der K<strong>in</strong>der weniger Raum im Alltag e<strong>in</strong>nimmt,<br />
steigt die Nutzung des Freibades an, e<strong>in</strong> weiteres<br />
Zeichen dafür, dass das Freibad mehr ist, als e<strong>in</strong><br />
Ort, an dem die K<strong>in</strong>der schwimmen können. Es ist<br />
auch Treffpunkt, Spielort, Flirtbühne und so weiter.<br />
Geschäfte, d.h. also „Shopp<strong>in</strong>g“ und Bummeln<br />
werden ebenfalls mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der<br />
zentralerer Teil des Alltags, der Anteil an den<br />
Alltagsaktivitäten steigt von 15% <strong>in</strong> der dritten<br />
Klasse fast auf das doppelte <strong>in</strong> der achten (27%).<br />
Auch die Eisdiele als Treffpunkt wird viel wichtiger.<br />
184
Spielplätze h<strong>in</strong>gegen verlieren an Bedeutung, s<strong>in</strong>d<br />
aber selbst für Achtklässler noch e<strong>in</strong>er der zentralen<br />
Anlaufpunkte, dann eher als Treffpunkt denn<br />
als Spielort. Sportvere<strong>in</strong>e und Bolzplätze behalten<br />
ihre Bedeutung über die untersuchten Altersstufen<br />
h<strong>in</strong>weg.<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben<br />
andere Präferenzen bei der Alltagsfreizeitgestaltung<br />
(s. Tab. 8.7), wobei an dieser Stelle der E<strong>in</strong>fluss<br />
der unterschiedlichen Wohnbed<strong>in</strong>gungen und<br />
der damit vorhandenen Möglichkeiten nicht verschwiegen<br />
werden soll. Obwohl K<strong>in</strong>der mit und<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund die gleichen sechs Angebote<br />
nutzen, fällt doch die bereits oben angedeutete<br />
stärkere Meidung von Sportvere<strong>in</strong>en auf<br />
und die Bevorzugung der Innenstadt/Geschäftsbereiche<br />
sowie der Spielplätze als <strong>in</strong>formelle Treffpunkte.<br />
Beide Effekte s<strong>in</strong>d bei E<strong>in</strong>wanderern der<br />
ersten Generation deutlich stärker ausgeprägt als<br />
bei K<strong>in</strong>dern, die bereits <strong>in</strong> Deutschland geboren<br />
wurden.<br />
Während Spielplätze mit<br />
zunehmendem Alter der<br />
K<strong>in</strong>der an Bedeutung verlieren,<br />
werden Geschäfte<br />
und Eisdielen im Alltag der<br />
K<strong>in</strong>der viel wichtiger.<br />
Tab. 8.7: Alltagsnutzung der Angebote nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Rang ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
1 Bolzplatz/Fußballplatz 23% Spielplatz 26%<br />
2 Sportvere<strong>in</strong>e 19% Geschäfte 24%<br />
3 Geschäfte 19% Bolzplatz/Fußballplatz 23%<br />
4 Freibad 17% Freibad 22%<br />
5 Spielplatz 15% Eisdiele 13%<br />
6 Eisdiele 13% Sportvere<strong>in</strong> 12%<br />
Je größer die Straße ist, an der die K<strong>in</strong>der wohnen,<br />
desto seltener nutzen sie Spielplätze, möglicherweise,<br />
weil die <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe bef<strong>in</strong>dlichen<br />
Spielplätze – sofern überhaupt vorhanden –<br />
als Treffpunkte nicht attraktiv s<strong>in</strong>d.<br />
Welche Angebote die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Alltagsfreizeit<br />
nutzen, hat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf ihr Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Kommune.<br />
Mehr als e<strong>in</strong> Viertel der befragten K<strong>in</strong>der (28%)<br />
gab an, am Stichtag gar ke<strong>in</strong>es der angegebenen<br />
Angebote genutzt zu haben. Die Werte liegen bei<br />
den untersuchten Stadtteilen zwischen 20% und<br />
49%. Besonders hohe Werte erreichen dabei die<br />
beiden Stadtteile, die vom jeweiligen Stadtzentrum<br />
deutlich entfernt liegen und selbst kaum attraktive<br />
Angebote haben. Besonders niedrige Werte<br />
185<br />
E<strong>in</strong> Viertel der K<strong>in</strong>der hat<br />
am Vortag gar ke<strong>in</strong> kommunales<br />
Angebot genutzt.<br />
Der Wert liegt <strong>in</strong> den<br />
Stadtteilen zwischen 20%<br />
und 49%.
haben vor allem die <strong>in</strong>nenstadtnahen Quartiere<br />
bzw. Innenstadtquartiere, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von Angeboten für die K<strong>in</strong>der gut erreichbar ist.<br />
Insgesamt ist die Nutzung kommunaler Angebote<br />
gemessen an dem Anteil der K<strong>in</strong>der, der sagt, am<br />
Vortag ke<strong>in</strong>es der Angebote genutzt zu haben, bei<br />
Jungen höher als bei Mädchen: 31% der Mädchen,<br />
aber nur 24% der Jungen sagen, sie hätten ke<strong>in</strong><br />
Angebot genutzt, vielleicht e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf,<br />
dass Jungen ihre Freizeit häufiger als Mädchen<br />
außerhalb des Hauses verbr<strong>in</strong>gen.<br />
Mit zunehmendem Alter der K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>kt der Anteil,<br />
der ke<strong>in</strong>e Angebote nutzt, von 32% <strong>in</strong> der<br />
vierten Klasse auf 22% <strong>in</strong> der siebten Klasse. 18<br />
Auch hier ist zu vermuten, dass mit steigendem<br />
Alter der K<strong>in</strong>der die Freizeitgestaltung häufiger<br />
außerhalb des Elternhauses stattf<strong>in</strong>det.<br />
Ob die K<strong>in</strong>der überhaupt Angebote nutzen oder<br />
nicht, hängt nicht mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der<br />
Kommune zusammen.<br />
8.4 Erreichbarkeit der Angebote<br />
Wie oben bereits beschrieben, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Alltagsnutzung<br />
die Freizeitangebote zentraler, die die<br />
K<strong>in</strong>der eigenständig, d.h. <strong>in</strong> der Regel mit dem<br />
Fahrrad oder zu Fuß erreichen können. Um dies zu<br />
überprüfen, wurden die K<strong>in</strong>der außerdem gefragt,<br />
mit welchen Verkehrsmitteln sie die am Vortag<br />
besuchten Freizeitangebote jeweils erreicht hatten.<br />
E<strong>in</strong> Fünftel der K<strong>in</strong>der wird<br />
zu den Angeboten <strong>in</strong> der<br />
Kommune im PKW chauffiert.<br />
Inwieweit die K<strong>in</strong>der zu<br />
den Angeboten mit dem<br />
Rad fahren, ist stark von<br />
dem Stadtteil abhängig.<br />
Wie die Abbildung 8.8 zeigt, s<strong>in</strong>d fast vier von fünf<br />
besuchten Angeboten jeweils mit dem Rad oder zu<br />
Fuß besucht worden, d.h. normalerweise ohne die<br />
Begleitung der Eltern. Knapp e<strong>in</strong> Fünftel der Freizeitwege<br />
legten die K<strong>in</strong>der im PKW der Eltern<br />
chauffiert zurück.<br />
Zwischen den Stadtteilen schwanken die Werte<br />
zum Teil beträchtlich, wobei sich – je nach Topografie,<br />
Fahrradfreundlichkeit des Wohnquartiers<br />
und „Fahrradkultur“ – die Fahrrad- und Fußwegehäufigkeit<br />
umgekehrt proportional verhalten: je<br />
mehr die K<strong>in</strong>der Rad fahren, desto seltener laufen<br />
sie und umgekehrt. Radfahren ist vor allem <strong>in</strong> fla-<br />
18 Da die dritten und achten Klassen nicht <strong>in</strong> allen<br />
Stadtteilen erhoben wurden, s<strong>in</strong>d die Werte hier nicht<br />
dargestellt.<br />
186
chen, radverkehrsgemäß erschlossenen Quartieren<br />
der Fall, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong> der Regel die Wege zu den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Angeboten etwas weiter s<strong>in</strong>d. Fußwege<br />
dom<strong>in</strong>ieren vor allem das Innenstadtwohnen. Der<br />
PKW-Anteil ist <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen kaum<br />
unterschiedlich, mit Ausnahme von drei Quartieren,<br />
<strong>in</strong> denen der untersuchte Stadtteil jeweils<br />
deutlich räumlich separiert von der eigentlichen<br />
Kernstadt lag. Hier machen PKW-Wege jeweils etwa<br />
e<strong>in</strong> Drittel der Wege aus. Der öffentliche Nahverkehr<br />
spielt im Alltag der meisten K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e<br />
Rolle, allerd<strong>in</strong>gs gibt es <strong>in</strong> vier Stadtteilen e<strong>in</strong>e<br />
Ausnahme: die beiden im Ballungsraum Ruhrgebiet<br />
gelegenen Stadtteile profitieren von der guten<br />
Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel, hier<br />
nutzen die K<strong>in</strong>der für 11% bzw. 18% der Wege<br />
den Bus. Zwei <strong>in</strong>nenstadtfernere Stadtteile haben<br />
zudem durch e<strong>in</strong>e gute Busanb<strong>in</strong>dung und die relative<br />
Entfernung zum Zentrum e<strong>in</strong>en Busanteil<br />
von 13% bzw. 20% an allen Wegen. Die K<strong>in</strong>der<br />
nutzen also vor allem dann den Bus, wenn er sie<br />
gut (d.h. ohne Umsteigen) <strong>in</strong> das Stadtzentrum<br />
br<strong>in</strong>gt, gleichzeitig aber die Entfernung zu weit<br />
oder die Wege zu gefährlich zum Radfahren s<strong>in</strong>d.<br />
Zu Fuß gehen die K<strong>in</strong>der<br />
vor allem <strong>in</strong> den Innenstadtquartieren.<br />
Der ÖPNV spielt für die Alltagswege<br />
der meisten K<strong>in</strong>der<br />
ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Abb. 8.8: Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen<br />
Verkehrsmittel auf dem Weg zu<br />
Freizeitzielen<br />
öffentlicher Verkehr<br />
PKW<br />
Fahrrad<br />
zu Fuß<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> der<br />
Wahl der Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen<br />
(s. Abb. 8.9): Jungen fahren merklich häufiger<br />
Rad als Mädchen, dafür werden sie etwas seltener<br />
von den Eltern im PKW gebracht. In ihrer<br />
Mobilität, vor allem auf den etwas längeren Stre-<br />
Jungen nutzen häufiger<br />
das Fahrrad, Mädchen<br />
werden häufiger im PKW<br />
gefahren.<br />
187
cken im Stadtteil, s<strong>in</strong>d Jungen also etwas unabhängiger<br />
von den Eltern als Mädchen.<br />
Abb. 8.9: Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen nach<br />
Geschlecht<br />
50%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
44%<br />
38%<br />
35%<br />
37%<br />
20%<br />
16%<br />
Jungen<br />
Mädchen<br />
0%<br />
5%<br />
5%<br />
zu Fuß Fahrrad PKW öffentlicher<br />
Verkehr<br />
Abb. 8.10: Anteil der Freizeitangebote, die zu Fuß oder mit dem<br />
Rad erreicht wurden<br />
Freizeitangebote<br />
Schulhöfe<br />
K<strong>in</strong>o<br />
Bücherei<br />
Hallenbad<br />
Eisdiele<br />
Sportvere<strong>in</strong><br />
Spielplatz<br />
Freibad<br />
Geschäfte<br />
Bolzplatz / Fußballplatz<br />
87%<br />
63%<br />
82%<br />
65%<br />
85%<br />
75%<br />
87%<br />
76%<br />
79%<br />
85%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
Die Erreichbarkeit der Angebote<br />
für die K<strong>in</strong>der ist im<br />
Alltag von zentraler Bedeutung.<br />
Werden die zehn im Alltag besonders häufig besuchten<br />
Freizeitaktivitäten daraufh<strong>in</strong> untersucht,<br />
wie gut sie von den K<strong>in</strong>dern zu Fuß bzw. mit dem<br />
Rad erreicht werden können, so fällt auf, dass von<br />
den zwar besonders beliebten, im Alltag aber nicht<br />
zentralen Angeboten viele dadurch gekennzeichnet<br />
s<strong>in</strong>d, dass sie von den K<strong>in</strong>dern schlechter erreicht<br />
werden können (z.B. Hallenbad oder K<strong>in</strong>o, s. Abb.<br />
188
8.10). Schulhöfe und Spielplätze auf der anderen<br />
Seite s<strong>in</strong>d zwar nicht die beliebtesten Angebote,<br />
dafür aber sehr e<strong>in</strong>fach erreichbar.<br />
Während der Anteil der zu Fuß zurückgelegten<br />
Wege von der vierten bis zur siebten Klasse konstant<br />
bleibt (4. Klasse: 38%; 7. Klasse: 39%)<br />
steigt der Anteil der mit dem Rad zurückgelegten<br />
deutlich (4. Klasse: 36%; 7. Klasse: 44%). Der<br />
Anteil der von den Eltern im PKW gefahrenen K<strong>in</strong>der<br />
halbiert sich dagegen von 23% <strong>in</strong> der vierten<br />
Klasse auf 12% <strong>in</strong> der siebten. Je älter die K<strong>in</strong>der<br />
werden, desto eher fahren sie also mit dem Rad<br />
und desto seltener werden sie im PKW chauffiert.<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund treffen<br />
e<strong>in</strong>e deutlich andere Verkehrsmittelwahl auf dem<br />
Weg zu Freizeitzielen (s. Abb. 8.11), allerd<strong>in</strong>gs<br />
muss dabei auch berücksichtigt werden, dass K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund häufiger <strong>in</strong> Stadtquartieren<br />
wohnen, <strong>in</strong> denen die Vorraussetzungen<br />
zum Radfahren schlecht s<strong>in</strong>d. Aber auch <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Stadtteile betrachtet, ist der Anteil der Radwege<br />
bei K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund deutlich<br />
ger<strong>in</strong>ger als bei K<strong>in</strong>dern ohne. Dafür gehen sie<br />
häufiger zu Fuß. Daraus ergibt sich, dass sich K<strong>in</strong>der<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>eren Radius um ihre Wohnung herum<br />
bewegen.<br />
Je älter die K<strong>in</strong>der werden,<br />
desto seltener werden sie<br />
im PKW gefahren und desto<br />
öfter nutzen sie das<br />
Rad.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
s<strong>in</strong>d seltener mit<br />
dem Rad unterwegs.<br />
Abb. 8.11: Verkehrsmittel auf dem Weg zu Freizeitzielen nach<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
31%<br />
47%<br />
47%<br />
29%<br />
19%<br />
17%<br />
4%<br />
7%<br />
zu Fuß Fahrrad PKW öffentlicher<br />
Verkehr<br />
Verkehrsmittel<br />
ke<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
189
Im Schnitt brauchen die<br />
K<strong>in</strong>der für ihre Wege 13<br />
M<strong>in</strong>uten. Dieser Wert gilt<br />
für alle Subgruppen.<br />
In 2006 wurden die K<strong>in</strong>der zusätzlich zum gewählten<br />
Verkehrsmittel danach gefragt, wie lange der<br />
Weg zum jeweiligen Angebot ungefähr gedauert<br />
hat. Der durchschnittliche Weg ist 12,6 M<strong>in</strong>uten<br />
lang. 19 Diese Wegedauer ist <strong>in</strong> allen (!) untersuchten<br />
Subgruppen gleich, d.h. Jungen und Mädchen,<br />
Viert- und Siebtklässler, K<strong>in</strong>der mit und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund sowie K<strong>in</strong>der aus den zehn<br />
unterschiedlichen Stadtteilen legen alle Wege zurück,<br />
die etwa gleich lang dauern. Unterschiedlich<br />
s<strong>in</strong>d die jeweils hauptsächlich genutzten Verkehrsmittel,<br />
sodass beispielsweise Mädchen <strong>in</strong>sgesamt<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren Radius ihrer Freizeitmobilität<br />
haben dürften als Jungen und K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren Radius als K<strong>in</strong>der<br />
ohne.<br />
Deutliche Unterschiede <strong>in</strong> der Wegedauer gibt es<br />
allerd<strong>in</strong>gs nach den Hauptaktivitäten <strong>in</strong> der Alltagsfreizeit<br />
differenziert (s. Abb. 8.12): Besonders<br />
kurze Wege legen die K<strong>in</strong>der zu Spielplätzen, zur<br />
Bücherei und zu nachmittags geöffneten Schulhöfen<br />
zurück. Insbesondere Spielplätze und die<br />
Schulhöfe dürften sich also <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe<br />
der Wohnung der K<strong>in</strong>der bef<strong>in</strong>den, da sie von fast<br />
allen K<strong>in</strong>dern zu Fuß oder mit dem Rad erreicht<br />
werden. Aber auch die Bücherei ist – wenn sie Teil<br />
der Alltagsaktivitäten e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ist – sehr nahe<br />
gelegen und kann von fast allen K<strong>in</strong>dern zu Fuß<br />
oder mit dem Fahrrad <strong>in</strong> kurzer Zeit erreicht werden.<br />
Eher weiter entfernte Ziele s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>o, Freibad<br />
und auch das Hallenbad. Längere Wege legen die<br />
K<strong>in</strong>der zu Zielen zurück, die im Alltag nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />
Rolle spielen (z.B. Eishalle, Theater,<br />
Museum und Zoo), hier s<strong>in</strong>d die Wege jeweils etwa<br />
30 M<strong>in</strong>uten lang.<br />
19 Das bedeutet geschätzt 500-1000 m zu Fuß bzw.<br />
etwa 2-3 km mit dem Rad.<br />
190
Abb. 8.12: Wegedauer nach Alltagsziel<br />
Schulhöfe<br />
10,3<br />
K<strong>in</strong>o<br />
17,4<br />
Bücherei<br />
9,2<br />
Alltagsaktivitäten<br />
Hallenbad<br />
Eisdiele<br />
Sportvere<strong>in</strong><br />
Spielplatz<br />
7,7<br />
13,0<br />
10,5<br />
12,0<br />
Freibad<br />
15,1<br />
Geschäfte<br />
12,8<br />
Bolzplatz / Fußballplatz<br />
10,9<br />
0 5 10 15 20<br />
M<strong>in</strong>uten<br />
Die Erreichbarkeit der Angebote hat ke<strong>in</strong>en nachweisbaren<br />
E<strong>in</strong>fluss auf das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> der Kommune.<br />
8.5 Nicht genutzte Angebote<br />
63% der befragten K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der vorgelegten<br />
Liste Angebote, die sie gerne öfter nutzen<br />
würden, als sie es zurzeit tun. Je nach untersuchtem<br />
Stadtteil schwankt der Wert der Zufriedenen<br />
zwischen 21% und 51%. Die höchste Zufriedenheit<br />
f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>in</strong>nenstadtnahen Stadtteilen, da<br />
hier <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e große Angebotspalette vorliegt.<br />
Ganz besonders niedrig ist die Zufriedenheit<br />
<strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en Stadtteilen, denen viele <strong>in</strong>stitutionalisierte<br />
Angebote fehlen.<br />
Interessanterweise f<strong>in</strong>den Mädchen offenbar<br />
durchschnittlich e<strong>in</strong> schlechter passendes Angebot<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil vor, d.h. der Anteil der rundum<br />
mit dem Angebot zufriedenen Mädchen ist mit<br />
33% deutlich ger<strong>in</strong>ger als bei den Jungen (42%).<br />
Hier spielt sicher e<strong>in</strong>e Rolle, dass Mädchen <strong>in</strong> der<br />
Regel e<strong>in</strong> breiteres Angebotsspektrum schätzen,<br />
während Jungen sich stark auf Sportangebote, vor<br />
allem Bolzplätze konzentrieren. Für die Stadtplanung<br />
ist daher zu beachten, dass auch die Bedürfnisse<br />
der Mädchen adäquat berücksichtigt werden<br />
müssen. Auffällig ist, dass die Freizeitbedürfnisse<br />
der Mädchen offenbar dann besser berücksichtigt<br />
191<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en<br />
Stadtteilen vermissen viele<br />
<strong>in</strong>stitutionalisierte Angebote<br />
e<strong>in</strong>er Kommune.<br />
Mädchen f<strong>in</strong>den schlechter<br />
passende Angebote vor als<br />
Jungen.
s<strong>in</strong>d, wenn auch <strong>in</strong>sgesamt das Angebot breiter<br />
ist, d.h. <strong>in</strong> Großstädten f<strong>in</strong>den Mädchen eher Angebote<br />
vor, die ihren Bedürfnissen entsprechen.<br />
E<strong>in</strong>en generellen Alterseffekt gibt es nicht, ebenso<br />
wenig Effekte nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
K<strong>in</strong>o, Eishalle und e<strong>in</strong> Zoo<br />
s<strong>in</strong>d Angebote, die die K<strong>in</strong>der<br />
am liebsten nutzen<br />
würden, obwohl sie es<br />
nicht tun.<br />
Die Abbildung 8.13 zeigt die sieben meistgeäußerten<br />
Wünsche der K<strong>in</strong>der. Ganz oben auf der<br />
Wunschliste stehen K<strong>in</strong>o und Eishalle, zwei Angebote,<br />
die <strong>in</strong> vielen der untersuchten Kommunen<br />
nicht vorhanden waren. Es folgen Zoo, Reiterhof,<br />
Jugenddisco, Freibad und Hallenbad. Erwartungsgemäß<br />
s<strong>in</strong>d die Wünsche nach Eishalle, K<strong>in</strong>o, Hallenbad<br />
und Freibad besonders <strong>in</strong> den Stadtteilen<br />
ausgeprägt, wo es das Angebot <strong>in</strong> der Kommune<br />
nicht gibt.<br />
Abb. 8.13: Am liebsten häufiger genutzte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />
Am liebsten häufiger genutzte Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Kommune<br />
Hallenbad<br />
Freibad<br />
Jugenddisco<br />
Reiterhof<br />
Zoo<br />
Eishalle<br />
K<strong>in</strong>o<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.<br />
Jungen und Mädchen unterscheiden sich <strong>in</strong> den<br />
Freizeitangeboten, die sie gerne häufiger nutzen<br />
würden, relativ deutlich (s. Tab. 8.8). Zwar bele-<br />
192
gen <strong>in</strong> beiden Gruppen das K<strong>in</strong>o und die Eishalle<br />
den zweiten Platz, dafür nennen Jungen kaum den<br />
Reiterhof und viel seltener Disco und Tanzangebote<br />
als Wunsch. In dieser Altersgruppe s<strong>in</strong>d die<br />
Mädchen an solchen Angeboten stärker <strong>in</strong>teressiert.<br />
Jungen würden dafür gerne noch häufiger<br />
schwimmen gehen.<br />
Tab. 8.8: Wunsch nach häufigerer Nutzung der Angebote<br />
nach Geschlecht<br />
Rang Jungen Mädchen<br />
1 K<strong>in</strong>o 26% K<strong>in</strong>o 24%<br />
2 Eishalle 20% Eishalle 23%<br />
3 Zoo / Tierpark 15% Reiterhof 19%<br />
4 Hallenbad 13% Zoo / Tierpark 18%<br />
5 Freibad 13% Jugenddisco 15%<br />
6 Kegeln / Bowl<strong>in</strong>g 11% Tanzen 14%<br />
Der Wunsch nach e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>o und e<strong>in</strong>er Eishalle<br />
wird mit dem Alter der K<strong>in</strong>der häufiger genannt.<br />
Von den Viertklässlern wünschen sich 19% mehr<br />
K<strong>in</strong>o und 17% mehr Eishalle, von den Siebtklässlern<br />
s<strong>in</strong>d es 29% bzw. 24%. Beide E<strong>in</strong>richtungen<br />
sche<strong>in</strong>en den älteren K<strong>in</strong>dern also wichtiger zu<br />
se<strong>in</strong>, möglicherweise, weil sie sich dort mit ihren<br />
Freunden und Freund<strong>in</strong>nen treffen. Gleiches gilt<br />
für die Jugenddisco, deren Anteil der Wünsche von<br />
12% auf 16% leicht ansteigt. Der Zoo und der<br />
Reiterhof dagegen werden eher von jüngeren K<strong>in</strong>dern<br />
genannt. Hier s<strong>in</strong>ken die Anteile an den Wünschen<br />
von 18% (Zoo) und 16% (Reiterhof) <strong>in</strong> der<br />
vierten Klasse auf 14% bzw. 9% <strong>in</strong> der siebten<br />
Klasse.<br />
Der Wunsch, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o oder<br />
e<strong>in</strong>e Eishalle zu besuchen<br />
steigt mit dem Alter der<br />
K<strong>in</strong>der an.<br />
K<strong>in</strong>der mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund unterscheiden<br />
sich <strong>in</strong> ihren Wünschen kaum und nur<br />
aufgrund der unterschiedlichen Größe der Stadt <strong>in</strong><br />
der sie mehrheitlich wohnen: Von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wird aufgrund der häufigeren<br />
Großstadtwohnlage der Wunsche nach Hallenund<br />
Freibad seltener geäußert, weil sie häufiger<br />
e<strong>in</strong> Hallen- und/oder Freibad vorf<strong>in</strong>den. Anstelle<br />
dessen wünschen sie sich häufiger Tanzangebote<br />
oder Jugenddiscos.<br />
Die Art der gewünschten Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />
zeigt ke<strong>in</strong>en nachweisbaren Zusammenhang<br />
mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Kommune.<br />
193
In der Regel würden die<br />
K<strong>in</strong>der gerne Angebote<br />
nutzen, die sie nicht nutzen<br />
können, weil sie <strong>in</strong> der<br />
Kommune nicht vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Neben dem Nichtvorhandense<strong>in</strong><br />
der Angebote ist<br />
Zeitmangel der K<strong>in</strong>der der<br />
wichtigste Grund für die<br />
Nichtnutzung.<br />
Die meisten der Angebote werden erwartungsgemäß<br />
deswegen nicht genutzt, weil sie <strong>in</strong> der Kommune<br />
nicht vorhanden s<strong>in</strong>d (s. Abb. 8.14). Dies ist<br />
bei 36% aller nicht genutzten Angebote der Fall.<br />
Weitere 12% der K<strong>in</strong>der sagen, das entsprechende<br />
Angebot sei ihnen nicht bekannt und zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong> Teil dieser nicht bekannten Angebote existiert<br />
tatsächlich auch nicht. Vor allem die Begründungen<br />
„Angebot nicht vorhanden“ bzw. „unbekannt“<br />
s<strong>in</strong>d aufgrund der sehr unterschiedlich umfangreichen<br />
Ausstattung der Kommunen stark vom betrachteten<br />
Stadtteil abhängig und kommen <strong>in</strong><br />
Großstädten sehr viel seltener vor als <strong>in</strong> dörflichen<br />
Strukturen. Der wichtigste nicht an der Existenz<br />
des Angebotes festgemachte Grund ist fehlende<br />
Zeit (10%), d.h. jedes zehnte K<strong>in</strong>d, das sich<br />
wünscht, bestimmte Angebote mehr zu nutzen,<br />
wird an der Nutzung durch fehlende Zeit geh<strong>in</strong>dert.<br />
7% kennen den Weg zum entsprechenden<br />
Angebot nicht, 5% ist es zu weit weg. Das bedeutet,<br />
dass bei mehr als jedem zehnten gewünschten<br />
Angebot die Nutzung e<strong>in</strong>es Angebotes an Orientierung<br />
und Mobilität scheitert.<br />
Abb. 8.14: Begründungen für die Nichtnutzung e<strong>in</strong>es Angebotes<br />
zu jung<br />
Begründungen für die Nichtnutzung von<br />
Angeboten<br />
Fähigkeiten fehlen<br />
Erlaubnis fehlt<br />
Weg zu weit<br />
Weg unbekannt<br />
ke<strong>in</strong>e Zeit<br />
Angebot unbekannt<br />
Angebot nicht vorhanden<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
194<br />
Anteil der Nennungen<br />
Anmerkung zum Lesen der Abbildung:<br />
Der mittlere Strich des Balkens markiert den Durchschnitt aller zwanzig Stadtteile, der l<strong>in</strong>ke Strich des Balkens<br />
den niedrigsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der zwanzig Stadtteile gemessenen Durchschnitt und der rechte Strich den höchsten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil gemessenen Durchschnitt.
Die Begründungen der Nichtnutzung von Angeboten<br />
s<strong>in</strong>d nicht geschlechtsabhängig. Die fehlende<br />
Zeit als H<strong>in</strong>derungsgrund geben <strong>in</strong>teressanterweise<br />
vor allem jüngere K<strong>in</strong>der an (14% <strong>in</strong> der vierten<br />
Klasse und 7% <strong>in</strong> der siebten). Umgekehrt<br />
verhält es sich mit der Aussage „gibt es nicht“:<br />
hier geben 29% der Viertklässler aber 42% der<br />
Siebtklässler diese Begründung. Das bedeutet,<br />
dass jüngere K<strong>in</strong>der stärker als ältere K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>fach,<br />
weil sie mit anderen D<strong>in</strong>gen zu beschäftigt<br />
s<strong>in</strong>d, bestimmte Angebote nicht nutzen, während<br />
ältere K<strong>in</strong>der sich die Zeit für ihre beliebten Angebote<br />
schon nehmen – wenn es sie denn gibt.<br />
K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nutzen aufgrund<br />
der häufigeren Wohnlage <strong>in</strong> Großstädten seltener<br />
bestimmte Angebote nicht, weil sie nicht vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d. Auffällig häufiger aber s<strong>in</strong>d Verbote der<br />
H<strong>in</strong>derungsgrund (16% im Vergleich zu 7%). Auch<br />
der hohe Preis (14% im Vergleich zu 10%) und<br />
mangelnde Fähigkeiten (11% im Vergleich zu 6%)<br />
h<strong>in</strong>dern eher K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Die höhere Quote von Verboten trifft Jungen und<br />
Mädchen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise.<br />
Differenziert man die Begründungen für die fehlende<br />
Nutzung nach den am meisten gewünschten<br />
Angeboten (s. Tab. 8.9), dann fällt bei zwei Angeboten<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Abweichung auf: Reiterhof<br />
und Jugenddisco werden viel weniger als die anderen<br />
Angebote deswegen nicht genutzt, weil sie<br />
nicht vorhanden s<strong>in</strong>d. Beim Reiterhof spielen vor<br />
allem die hohen Kosten und die (möglicherweise<br />
damit verbundene) fehlende Erlaubnis der Eltern<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />
K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
ist die Nutzung<br />
von Angeboten häufiger<br />
verboten. Auch der hohe<br />
Preis ist häufiger e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>derungsgrund.<br />
Bei Reiterhöfen ist oft der<br />
hohe Preis der Hauptgrund<br />
der Nichtnutzung.<br />
Tab. 8.9: Gründe für die Nichtnutzung nach gewünschten Angeboten<br />
Angebot Hauptgrund Nebengrund 1 Nebengrund 2 Nebengrund 3<br />
Freibad<br />
nicht vorhanden zu weit weg unbekannt ke<strong>in</strong>e Zeit<br />
(67%)<br />
(6%)<br />
(5%)<br />
(4%)<br />
K<strong>in</strong>o<br />
nicht vorhanden unbekannt zu weit weg ke<strong>in</strong>e Zeit<br />
(65%)<br />
(6%)<br />
(5%)<br />
(4%)<br />
Zoo / Tierpark<br />
nicht vorhanden zu weit weg ke<strong>in</strong>e Zeit unbekannt<br />
(63%)<br />
(6%)<br />
(6%)<br />
(5%)<br />
Hallenbad<br />
nicht vorhanden zu weit weg unbekannt zu teuer<br />
(62%)<br />
(6%)<br />
(5%)<br />
(4%)<br />
Eishalle<br />
nicht vorhanden unbekannt ke<strong>in</strong>e Zeit zu weit weg<br />
(60%)<br />
(7%)<br />
(6%)<br />
(6%)<br />
Jugenddisco<br />
nicht vorhanden zu jung ke<strong>in</strong>e Zeit darf nicht<br />
(34%)<br />
(10%)<br />
(9%)<br />
(9%)<br />
Reiterhof<br />
nicht vorhanden ke<strong>in</strong>e Zeit zu teuer darf nicht<br />
(27%)<br />
(13%)<br />
(11%)<br />
(8%)<br />
195
Die Nutzung der Jugenddisco<br />
scheitert stärker am<br />
fehlenden Alter.<br />
Bei der Jugenddisco s<strong>in</strong>d das fehlende Alter und<br />
(möglicherweise wiederum damit verbunden) die<br />
fehlende Erlaubnis der Eltern wichtiger als bei anderen<br />
Angeboten. Auch das Hallenbad wird von<br />
e<strong>in</strong>em Teil der K<strong>in</strong>der deswegen nicht genutzt, weil<br />
es zu teuer ist.<br />
196
9. Das „objektive“ Angebot<br />
Bei den zehn Stadtteilen, die <strong>in</strong> 2006 befragt wurden,<br />
wurde während der Ortsteilbegehung ausführlich<br />
dokumentiert, welche Ausstattung bezüglich<br />
der Angebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche im<br />
Stadtteil vorhanden war. Im folgenden Kapitel<br />
werden diese objektiven Kriterien mit den Beurteilungen<br />
des Stadtteils durch die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Beziehung<br />
gesetzt. Aufgrund der mit zehn Stadtteilen<br />
relativ ger<strong>in</strong>gen Variation der Merkmale und der<br />
gleichzeitigen Überlagerung verschiedener Effekte<br />
(z.B. geht e<strong>in</strong> hoher Mehrfamilienhausanteil oft mit<br />
e<strong>in</strong>em städtischeren Wohnquartier e<strong>in</strong>her), s<strong>in</strong>d<br />
die im Folgenden beschriebenen Effekte nicht immer<br />
e<strong>in</strong>deutig zu trennen. Auf die Angabe von<br />
Kennzahlen wird daher weitgehend verzichtet, es<br />
werden nur erkennbare Tendenzen beschrieben.<br />
9.1 Das Stadtteilbild<br />
Dass die K<strong>in</strong>der auch ästhetische Kriterien mit <strong>in</strong><br />
ihre Bewertung des Wohlbef<strong>in</strong>dens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil<br />
mit e<strong>in</strong>beziehen, ist bereits im ersten Erhebungsjahrgang<br />
des <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong>s „<strong>Wohnen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>NRW</strong>“ offenbar geworden. Daher wurden <strong>in</strong><br />
diesem Jahr e<strong>in</strong>ige Merkmale des Stadtteilbildes<br />
während der Ortsteilsbegehung systematisch erfasst.<br />
Es handelt sich bei diesen Daten jeweils um<br />
Schätzungen bzw. subjektive Beurteilungen des<br />
ProKids-Forschungsteams.<br />
Je stärker e<strong>in</strong> Stadtteil durch E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
geprägt ist, desto besser beurteilen die K<strong>in</strong>der die<br />
vorherrschende Hausform, es gibt also e<strong>in</strong>e merkliche<br />
Präferenz für E<strong>in</strong>familienhäuser und eher gegen<br />
Mehrfamilienhäuser. Allerd<strong>in</strong>gs steht der E<strong>in</strong>und<br />
Mehrfamilienhausanteil natürlich auch mit anderen<br />
Faktoren des Stadtteilbildes (z.B. Fassadenform<br />
und Gärten) <strong>in</strong> Zusammenhang.<br />
Interessant ist, dass K<strong>in</strong>der neuere und verkl<strong>in</strong>kerte<br />
Häuser besonders schätzen. Möglicherweise<br />
entspricht das verkl<strong>in</strong>kerte, d.h. erkennbar aus<br />
Ste<strong>in</strong>en gemauerte Haus am ehesten dem Schema<br />
der K<strong>in</strong>der von e<strong>in</strong>em Haus. Dem entspricht, dass<br />
die K<strong>in</strong>der auch vor allem rote Häuser attraktiv zu<br />
f<strong>in</strong>den sche<strong>in</strong>en. Eher helle Fassadengestaltung<br />
oder bunte Straßenzüge werden von den K<strong>in</strong>dern<br />
schlechter beurteilt. Wichtig sche<strong>in</strong>t den K<strong>in</strong>dern<br />
darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e gewisse Homogenität<br />
des Stadtteilbildes zu se<strong>in</strong>, denn K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong><br />
Die K<strong>in</strong>der präferieren E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
im Gegensatz<br />
zu Mehrfamilienhäusern.<br />
Rot verkl<strong>in</strong>kerte Häuser<br />
sche<strong>in</strong>en am ehesten dem<br />
Schema der K<strong>in</strong>der von e<strong>in</strong>em<br />
Haus zu entsprechen.<br />
K<strong>in</strong>der mögen e<strong>in</strong> homogenes<br />
Stadtbild.<br />
197
heterogenen Stadtteilen befragt wurden, äußern<br />
sich etwas negativer.<br />
Gärten steigern das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der und<br />
bewirken e<strong>in</strong>e bessere Bewertung<br />
der Häuser.<br />
Mit Grün im Stadtteil fühlen<br />
sich die K<strong>in</strong>der im<br />
Stadtteil wohler. Außerdem<br />
wird die Landschaft<br />
um den Stadtteil positiver<br />
bewertet.<br />
K<strong>in</strong>der bevorzugen e<strong>in</strong>e<br />
flache Landschaftsform.<br />
Schön f<strong>in</strong>den sie Felder<br />
und Flüsse, aber ke<strong>in</strong>e<br />
Häuser.<br />
Wenn die Häuser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil Gärten haben,<br />
drückt sich dies auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em höheren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil aus und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren Bewertung<br />
der Häuser. Auch Schrebergärten können<br />
diese Funktion erfüllen, allerd<strong>in</strong>gs weniger stark.<br />
Die Anzahl vorhandener Parks hängt leicht positiv<br />
mit der Beurteilung der Landschaft um den Stadtteil<br />
herum zusammen, größere Brachflächen dagegen<br />
führen eher zu e<strong>in</strong>er negativeren Bewertung<br />
des Landschaftsbildes.<br />
Grün im Stadtteil steigert sowohl das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil, als auch die positive Beurteilung<br />
des Landschaftsbildes um den Stadtteil herum.<br />
Dabei wird sowohl Grün <strong>in</strong> Parkanlagen, wie auch<br />
<strong>in</strong> Privatgärten, Blumenrabatten im Stadtteil oder<br />
entlang der Straßen <strong>in</strong> Betracht gezogen. Interessanterweise<br />
ist der Zusammenhang zwischen Grün<br />
auf dem Spielplatz und der Beurteilung des Stadtbildes<br />
negativ, möglicherweise dann, wenn das<br />
Grün auf den Spielflächen als „verwildert“ angesehen<br />
wird.<br />
Die Tabelle 9.1 zeigt, welche Kriterien des Umlandes<br />
zu e<strong>in</strong>er positiveren Bewertung desselben beizutragen<br />
sche<strong>in</strong>en. Die K<strong>in</strong>der bewerten das Umland<br />
ihres Stadtteiles besonders dann als schön,<br />
wenn es Felder und Flüsse enthält und ke<strong>in</strong>e weiteren<br />
Häuser.<br />
Tab. 9.1: Auswirkungen bestimmter Landschaftskriterien<br />
auf die Beurteilung<br />
durch die K<strong>in</strong>der<br />
Kriterium Ja Ne<strong>in</strong><br />
Umland hügelig 3,5 3,8<br />
Umland waldig 3,6 3,8<br />
Umland Häuser 3,1 4,0<br />
Umland Felder 3,9 2,9<br />
Umland Brachflächen 3,6 3,8<br />
Umland Seen 3,7 3,7<br />
Umland Industrie 3,7 3,7<br />
Umland Verkehrsflächen 3,7 3,7<br />
Umland Fluss 3,9 3,5<br />
Anmerkung zum Lesen der Tabelle:<br />
Dargestellt s<strong>in</strong>d die Mittelwerte der subjektiven Beurteilung des<br />
Umlandes ihres Stadtteils durch die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Abhängigkeit vom<br />
Vorhandense<strong>in</strong> bestimmter objektiver Merkmale. Statistisch bedeutsame<br />
Unterschiede <strong>in</strong> den Mittelwerten s<strong>in</strong>d fett hervorgehoben.<br />
Die Mittelwerte können zwischen M=1 (=“sehr schlecht“) und<br />
M=5 (=“sehr gut“) liegen.<br />
198
Hügel sche<strong>in</strong>en die K<strong>in</strong>der eher negativ zu erleben<br />
– möglicherweise schränken Hügel die Beweglichkeit<br />
der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>. Als Landschaftsform schneidet<br />
die flache Landschaft e<strong>in</strong>deutig besser ab als die<br />
hügelige. Interessanterweise spielt Wald, aber<br />
auch Industrie zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den von uns untersuchten<br />
Stadtteilen ke<strong>in</strong>e Rolle <strong>in</strong> der Bewertung.<br />
9.2 Die Verkehrssituation im Stadtteil<br />
Je größer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil der Anteil der Hauptverkehrsstraßen<br />
und Tempo 50-Straßen ist, desto<br />
negativer ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem<br />
Stadtteil. Außerdem gibt es nachweisbare Zusammenhänge<br />
zur subjektiven Beurteilung der<br />
Verkehrssicherheit durch die K<strong>in</strong>der, d.h. je mehr<br />
schnell befahrbare Straßen es im Stadtteil gibt,<br />
desto stärker sehen die K<strong>in</strong>der ihre Sicherheit gefährdet<br />
und desto stärker vermissen sie gesicherte<br />
Radwege.<br />
Wenn der Straßenverkehr beispielsweise durch<br />
Fahrbahnverschwenkungen oder Aufpflasterungen<br />
(„Berl<strong>in</strong>er Kissen“) baulich verkehrsberuhigt wurde,<br />
ist sowohl die erlebte Verkehrssicherheit als<br />
auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil deutlich höher.<br />
Interessanterweise ist dafür nicht die Anzahl der<br />
Verkehrsberuhigungen relevant, d.h. der subjektive<br />
E<strong>in</strong>druck der K<strong>in</strong>der hängt eher daran, ob überhaupt<br />
bauliche Beruhigungsmaßnahmen durchgeführt<br />
wurden. Auch generell gepflasterte Straßen<br />
(oft e<strong>in</strong>hergehend mit e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkung)<br />
gehen mit e<strong>in</strong>em besseren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil e<strong>in</strong>her.<br />
E<strong>in</strong> hoher Anteil an Hauptverkehrsstraßen<br />
und Tempo<br />
50-Straßen im Stadtteil<br />
wirkt sich negativ auf das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
aus.<br />
Bauliche Verkehrsberuhigungen<br />
erhöhen das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
der K<strong>in</strong>der.<br />
Wenn viele Autos im Straßenraum parken, bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
dies sowohl das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil als auch die erlebte Verkehrssicherheit.<br />
Tatsächlich vorhandene Querungs<strong>in</strong>seln und<br />
vorhandene Fußgängerampeln korrespondieren<br />
e<strong>in</strong>deutig mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Wahrnehmung<br />
der K<strong>in</strong>der, d.h. wenn es sie gibt, sagen die K<strong>in</strong>der<br />
deutlich häufiger, dass <strong>in</strong> ihrem Stadtteil genügend<br />
vorhanden seien. Zebrastreifen erhöhen<br />
ebenfalls die subjektive Verkehrssicherheit.<br />
Die Tabelle 9.2 zeigt die Auswirkungen bestimmter<br />
Formen von Radwege auf die E<strong>in</strong>schätzung der<br />
K<strong>in</strong>der, ob es genügend Radwege gäbe und ob<br />
man im Stadtteil gefahrlos Rad fahren könne. Alle<br />
Formen von Radwegen steigern die subjektive<br />
Verkehrssicherheit und den E<strong>in</strong>druck, es gäbe ge-<br />
Das Radfahren ist für die<br />
K<strong>in</strong>der je nach Radwegeart<br />
unterschiedlich gefährlich.<br />
199
Das Vorhandense<strong>in</strong> von<br />
Radwegen steigert die<br />
Nutzung des Fahrrades.<br />
nug Radwege, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die baulich von den<br />
Verkehrsstraßen getrennten Wege aus Sicht der<br />
K<strong>in</strong>der im Vorteil. Alle Formen der Radwege gehen<br />
auch mit e<strong>in</strong>em deutlich höheren Anteil des Radverkehrs<br />
an den Freizeitwegen e<strong>in</strong>her: Dort wo es<br />
Fahrradwege gibt, werden jeweils mehr als 50%<br />
der Freizeitwege der K<strong>in</strong>der mit dem Rad zurückgelegt,<br />
wobei natürlich die Untersuchung nicht klären<br />
kann, <strong>in</strong>wieweit das gute Radwegenetz den<br />
Radverkehr fördert oder e<strong>in</strong> starker Radverkehr<br />
e<strong>in</strong> gutes Radwegenetz notwendig macht. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
greifen beide Effekte <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander.<br />
Tab. 9.2: Auswirkungen bestimmter Radwegeformen auf die Beurteilung<br />
durch die K<strong>in</strong>der<br />
Verkehrssicherheit genug Radwege<br />
Radwege direkt an der Straße<br />
Ja 3,1 3,6<br />
Ne<strong>in</strong> 2,9 3,2<br />
Radwege baulich getrennt<br />
Ja 3,2 3,7<br />
Ne<strong>in</strong> 2,7 2,7<br />
Radwege abseits der Straßen<br />
Ja 3,2 3,6<br />
Ne<strong>in</strong> 2,7 2,9<br />
Anmerkung zum Lesen der Tabelle:<br />
Dargestellt s<strong>in</strong>d die Mittelwerte der subjektiven Beurteilung der Verkehrssicherheit und der<br />
Ausstattung mit Radwegen <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Vorhandense<strong>in</strong> bestimmter Formen von<br />
Radwegen. Statistisch bedeutsame Unterschiede <strong>in</strong> den Mittelwerten s<strong>in</strong>d fett hervorgehoben. Die<br />
Mittelwerte können zwischen M=1 (=“sehr schlecht“) und M=5 (=“sehr gut“) liegen.<br />
Wenn Schleichwege vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d, fühlen sich<br />
die K<strong>in</strong>der im Verkehr sicherer.<br />
Bei den Fußwegen tragen vor allem völlig abseits<br />
der Straßen verlaufende Fußwege („Schleichwege“)<br />
zu e<strong>in</strong>er besseren Beurteilung der Verkehrssicherheit<br />
bei. Sowohl k<strong>in</strong>dgerechte Rad- als auch<br />
Fußwege tragen zu e<strong>in</strong>em besseren Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil bei – möglicherweise weil e<strong>in</strong> solches<br />
Verkehrswegenetz den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e selbstbestimmte<br />
und unbeaufsichtigte Fortbewegung durch<br />
den Stadtteil ermöglicht. Die Form der Fußwege<br />
zeigt ke<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem Anteil der<br />
Fußwege an den Alltagswegen der K<strong>in</strong>der.<br />
Der Grad der Beleuchtung und Übersichtlichkeit<br />
der Rad- und Fußwege trägt nicht dazu bei, die<br />
subjektive Verkehrssicherheit und das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil zu erklären.<br />
9.3 Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen<br />
Verkehr<br />
Die erfassten Kriterien für e<strong>in</strong>e gute Anb<strong>in</strong>dung an<br />
den öffentlichen Verkehr (Anzahl der L<strong>in</strong>ien, Taktdichte,<br />
erste und letzte Fahrt) zeigen ke<strong>in</strong>en Zu-<br />
200
sammenhang zum Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil. Für<br />
die K<strong>in</strong>der dieser Altersgruppe ist der öffentliche<br />
Verkehr offenbar ke<strong>in</strong> zentraler Aspekt der Beurteilung<br />
des Stadtteils.<br />
Die ÖPNV-Infrastruktur ist<br />
für die Beurteilung des<br />
Stadtteils nicht wichtig.<br />
K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> Stadtteilen wohnen, <strong>in</strong> denen viele<br />
Stadtbusl<strong>in</strong>ien verkehren (also L<strong>in</strong>ien, die Stadtteile<br />
untere<strong>in</strong>ander oder den Stadtteil mit dem Zentrum<br />
verb<strong>in</strong>den) nutzen häufiger den Bus. Überregionale<br />
L<strong>in</strong>ien haben diesen Effekt nicht, d.h. K<strong>in</strong>der<br />
des von uns befragten Alters beschränken ihren<br />
Mobilitätsraum offenbar <strong>in</strong> der Regel auf die<br />
eigene Stadt. Auch e<strong>in</strong> dichter Fahrtakt geht mit<br />
e<strong>in</strong>er verstärkten Nutzung e<strong>in</strong>her, während besonders<br />
ausgedünnte Fahrtakte <strong>in</strong> Stadtteilen vorherrschen,<br />
<strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong>der viel mit dem Rad<br />
unterwegs s<strong>in</strong>d.<br />
9.4 Ausstattung mit Geschäften<br />
Auch bei der Ausstattung mit Geschäften im Stadtteil<br />
gibt es ke<strong>in</strong>e nachweisbaren positiven Effekte<br />
e<strong>in</strong>er umfassenden Ausstattung auf das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
im Stadtteil. Es gibt allerd<strong>in</strong>gs nachweisbare<br />
Effekte auf die Beurteilung der Aussage „In<br />
me<strong>in</strong>em Stadtteil gibt es Geschäfte oder Buden/Kioske,<br />
<strong>in</strong> denen ich gerne e<strong>in</strong>kaufe.“ Die K<strong>in</strong>der<br />
stimmen der Aussage umso eher zu, je mehr<br />
Kioske, Supermärkte, Eisdielen, Restaurants, Fastfood-Buden,<br />
Kleidungsgeschäfte, Computerspieleläden,<br />
Frisöre und Handyläden es im Stadtteil gibt.<br />
Die Ausstattung mit Fastfood-Restaurants / Imbissen<br />
h<strong>in</strong>gegen zeigt ke<strong>in</strong>erlei Zusammenhang mit<br />
der E<strong>in</strong>schätzung der K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> ihrem Stadtteil<br />
gäbe es e<strong>in</strong>e Pommesbude, e<strong>in</strong>e Dönerbude, e<strong>in</strong>e<br />
Pizzeria oder etwas ähnliches, <strong>in</strong> der sie gerne essen.<br />
Die K<strong>in</strong>der sche<strong>in</strong>en eher e<strong>in</strong>e dezentrale Lage der<br />
Geschäfte, d.h. <strong>in</strong> der Regel kurze Wege, gegenüber<br />
e<strong>in</strong>er zentralen Lage mit e<strong>in</strong>er Fußgängerzone<br />
zu bevorzugen.<br />
K<strong>in</strong>der schätzen kurze Wege<br />
zu Geschäften oder Kiosken.<br />
9.5 Schulen im Stadtteil<br />
Zwischen den im Stadtteil vorhandenen Schulformen<br />
und dem Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der im Stadtteil<br />
gibt es ke<strong>in</strong>en Zusammenhang.<br />
Interessant ist allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> negativer Zusammenhang<br />
zwischen der Lage weiterführender<br />
Schulen im Stadtteil (<strong>in</strong>sbesondere Hauptschulen)<br />
201
Weiterführende Schulen im<br />
Stadtteil wirken sich negativ<br />
auf die subjektive Sicherheit<br />
der K<strong>in</strong>der aus.<br />
und der subjektiven Sicherheit und der Angst vor<br />
Jugendlichen auf dem Schulweg. Wenn es e<strong>in</strong>e<br />
solche Schule gibt, fürchten sich die K<strong>in</strong>der stärker<br />
vor Jugendlichen und erleben <strong>in</strong>sgesamt im Stadtteil<br />
auch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere subjektive Sicherheit.<br />
Möglicherweise tragen dazu Jugendliche bei, die<br />
aus anderen Stadtteilen die jeweilige Schule besuchen<br />
und den K<strong>in</strong>dern somit nicht bekannt s<strong>in</strong>d.<br />
Je mehr Spielplätze es im<br />
Stadtteil gibt, desto besser<br />
fühlen sich die K<strong>in</strong>der dort.<br />
Auch die Größe und der<br />
Zustand der Spielplätze ist<br />
wichtig.<br />
9.6 Spielplätze im Stadtteil<br />
Die Spielplätze im jeweiligen Stadtteil wurden<br />
während der Ortsteilbegehung e<strong>in</strong>er Beurteilung<br />
durch das ProKids-Team unterzogen. Die Anzahl<br />
der Spielplätze im Stadtteil zeigt e<strong>in</strong>en nachweisbaren<br />
Zusammenhang zum Wohlbef<strong>in</strong>den im<br />
Stadtteil: je mehr Spielplätze es gibt, desto besser.<br />
Weiterh<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Stadtteilen mit vielen<br />
Spielplätzen mehr Gleichaltrige, mehr Möglichkeiten,<br />
<strong>in</strong> der Natur zu spielen und mehr Verstecke.<br />
Auch der Zustand und die Größe der Spielplätze<br />
wird von den K<strong>in</strong>dern bei der Beurteilung mit berücksichtigt,<br />
d.h. je größer und je besser gepflegt<br />
die Plätze s<strong>in</strong>d, desto besser fühlen sich die K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil und desto besser beurteilen sie das<br />
Angebot an Spielplätzen. Außerdem ist noch entscheidend,<br />
dass sich die Spielplätze nicht nur an<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der, sondern auch an ältere K<strong>in</strong>der richten.<br />
Je mehr Spielplätze auch auf e<strong>in</strong>e ältere Zielgruppe<br />
ausgerichtet s<strong>in</strong>d, desto eher haben die K<strong>in</strong>der<br />
der von uns befragten Altersgruppe den E<strong>in</strong>druck,<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil seien genug Spielplätze vorhanden.<br />
Wenn die Spielplätze naturnah gestaltet s<strong>in</strong>d,<br />
haben die K<strong>in</strong>der stärker den E<strong>in</strong>druck, <strong>in</strong> ihrem<br />
Stadtteil gäbe es viel Natur.<br />
Die Anzahl der im Stadtteil aktiven Sportvere<strong>in</strong>e<br />
hat ebenso wenig e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Zufriedenheit<br />
mit dem Sportangebot wie die freie Zugänglichkeit<br />
vorhandener Sportanlagen wie Sportplätze,<br />
Turn- oder Schwimmhallen. Hier sche<strong>in</strong>t also<br />
vor allem die Qualität des Angebotes zu zählen<br />
und nicht die re<strong>in</strong>e Quantität.<br />
202
9.7 Angebote im Jugendtreff<br />
Alle <strong>in</strong> diesem Jahr untersuchten Stadtteile haben<br />
e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mehr oder<br />
weniger stark ausgebauten Form. Je mehr Tage <strong>in</strong><br />
der Woche der Jugendtreff geöffnet hat und je<br />
breiter das Spektrum der dort angebotenen Themen<br />
ist, desto besser wird er von den K<strong>in</strong>dern beurteilt<br />
und auch das Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil ist<br />
höher. Zudem erfüllt e<strong>in</strong> häufiger geöffneter und<br />
thematisch abwechslungsreicher K<strong>in</strong>der- und Jugendtreff<br />
besser die Funktion als Treffpunkt für<br />
K<strong>in</strong>der.<br />
K<strong>in</strong>der schätzen e<strong>in</strong> abwechslungsreiches<br />
Angebot<br />
und ausgedehnte Öffnungszeiten.<br />
9.8 Angebote der Bücherei<br />
Die k<strong>in</strong>dliche Beurteilung des Bücherei-Angebotes<br />
im Stadtteil ist nicht davon abhängig, an wie vielen<br />
Tagen die Bücherei geöffnet hat. Deutliche Unterschiede<br />
gibt es allerd<strong>in</strong>gs differenziert nach der<br />
Trägerschaft: städtische Büchereien schneiden <strong>in</strong><br />
der Beurteilung durch die K<strong>in</strong>der deutlich besser<br />
ab als die – häufig kle<strong>in</strong>eren – kirchlich getragenen<br />
Büchereien. Es sche<strong>in</strong>t also eher das Angebot<br />
e<strong>in</strong>er Bücherei für die K<strong>in</strong>der wichtig zu se<strong>in</strong> als<br />
die Anzahl der Öffnungstage. Wenn das Angebot<br />
stimmt, können sich die K<strong>in</strong>der auch mit Büchereien<br />
arrangieren, die nur an e<strong>in</strong>igen Tagen <strong>in</strong> der<br />
Woche geöffnet haben.<br />
Städtische Büchereien<br />
schneiden <strong>in</strong> der Beurteilung<br />
der K<strong>in</strong>der besser ab<br />
als kirchlich getragene.<br />
9.9 Natur im Stadtteil<br />
Die E<strong>in</strong>schätzung, dass es im Stadtteil genügend<br />
Natur gäbe, ist von e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Faktoren<br />
bee<strong>in</strong>flusst: vorhandene Schrebergärten und<br />
Gärten an Privathäusern (vor allem an E<strong>in</strong>familienhäusern)<br />
tragen ebenso dazu bei wie Parks,<br />
Wegrandbegrünungen, Blumenrabatten im Stadtteil<br />
oder Felder im Umland des Stadtteils. Grün auf<br />
Spielplätzen wird von den K<strong>in</strong>dern aber ebenso<br />
wenig berücksichtigt, wie sich selbst überlassene<br />
Brachflächen.<br />
Grün auf Spielplätzen und<br />
Brachflächen zählen für<br />
K<strong>in</strong>der nicht zu Natur.<br />
9.10 Entfernung zu Zentren<br />
Die Entfernung vom untersuchten Stadtteil zum<br />
jeweiligen kommunalen Zentrum, aber auch zum<br />
nächsten Mittel- und Oberzentrum ist für die K<strong>in</strong>der<br />
der untersuchten Altersgruppe ke<strong>in</strong> für das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den relevantes Kriterium.<br />
203
Lärmemittenten sowie das<br />
Vorhandense<strong>in</strong> von Baustellen<br />
im Stadtteil senken<br />
das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
im Stadtteil.<br />
9.11 Emissionsbelastung<br />
Wenn sich Industrie im Stadtteil bef<strong>in</strong>det, die Lärm<br />
verursacht, dann ist das Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> ihrem Stadtteil deutlich bee<strong>in</strong>trächtigt. Entsprechend<br />
deutlich schlechter beurteilen auch die K<strong>in</strong>der<br />
selbst die Lärmbelastung im Stadtteil, darüber<br />
h<strong>in</strong>aus aber auch die Belastung durch Gestank und<br />
Schmutz, die offenbar mit der Lärmbelastung oft<br />
e<strong>in</strong>hergeht. Industrie im Umland des untersuchten<br />
Stadtteils wirkt sich genauso stark aus, vor allem,<br />
wenn sie mit Lärmemissionen verbunden ist. Sogar<br />
lärm<strong>in</strong>tensive Landwirtschaft hat ungefähr den<br />
gleichen Effekt auf die k<strong>in</strong>dliche Belastungswahrnehmung,<br />
auch hier wird neben der Lärmbelastung<br />
e<strong>in</strong>e erhöhte Geruchs- und Schmutzbelastung<br />
erlebt.<br />
Wenn es im Stadtteil viele Baustellen gab, urteilten<br />
die K<strong>in</strong>der ebenfalls deutlich negativer bezüglich<br />
der Belastungen mit Schmutz, Lärm und Geruch,<br />
außerdem war e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger ausgeprägtes<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den im Stadtteil zu verzeichnen.<br />
204
10. Beurteilung der Befragung<br />
Zum Abschluss jedes <strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> Fragebogens<br />
werden die K<strong>in</strong>der gefragt, wie sie sich<br />
während der Ausfüllens gefühlt haben, ob sie die<br />
Befragung gut gefunden und ob sie alle Fragen<br />
verstanden hätten.<br />
10.1 Wohlbef<strong>in</strong>den während der<br />
Befragung<br />
Das selbstberichtete Wohlbef<strong>in</strong>den während der<br />
Befragung war mit durchschnittlich M=5,7 zwischen<br />
„eher gut“ und „gut“. 39% fühlten sich sehr<br />
gut, 27% gut, 15% eher gut und 11% mittelmäßig.<br />
9% der K<strong>in</strong>der antworteten im negativen Bereich<br />
(4% sehr schlecht, 2% schlecht, 4% eher<br />
schlecht). Insgesamt ist der Anteil der K<strong>in</strong>der, die<br />
im negativen Bereich antworten vergleichsweise<br />
hoch, verglichen mit anderen <strong>LBS</strong>-<br />
<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> Befragungen. Die <strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem Bereich „<strong>Wohnen</strong>“<br />
sche<strong>in</strong>t also für e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e größere Belastung<br />
gewesen zu se<strong>in</strong>, als das Ausfüllen der üblichen<br />
<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> Fragebögen.<br />
Die meisten K<strong>in</strong>der fühlten<br />
sich bei der Befragung gut.<br />
Die Spannbreite der untersuchten Stadtteile ist<br />
dabei relativ hoch, die Mittelwerte liegen zwischen<br />
M=5,2 und M=6,0, was sich durch Unterschiede<br />
im Durchschnittsalter der jeweils befragten Stichproben<br />
erklären lässt.<br />
Von der vierten bis zur siebten Klasse s<strong>in</strong>kt das<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der K<strong>in</strong>der beim Ausfüllen merklich<br />
von M=6,0 auf M=5,4 um mehr als e<strong>in</strong>en halben<br />
Skalenpunkt. Weitere Unterschiede gab es ke<strong>in</strong>e.<br />
10.2 Positive Beurteilung des<br />
Fragebogens<br />
47% der K<strong>in</strong>der stimmten der Aussage völlig zu,<br />
dass sie die Befragung gut fanden, weitere 25%<br />
stimmten ziemlich zu. Nicht oder nur wenig zustimmen<br />
konnten 10% (je 5% nicht und wenig).<br />
17% antworteten im mittleren Bereich. Der Mittelwert<br />
liegt bei M=4,0 und damit genau bei e<strong>in</strong>er<br />
ziemlichen Zustimmung und nur leicht unter dem<br />
Standard-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> (M=4,2).<br />
Drei Viertel der K<strong>in</strong>der fanden<br />
es sehr gut, zu ihrem<br />
Wohnumfeld befragt zu<br />
werden.<br />
Mit Werten zwischen M=3,5 und M=4,4 liegen<br />
auch hier die e<strong>in</strong>zelnen Stadtteile zum Teil weit<br />
205
ause<strong>in</strong>ander, auch hier f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Alterseffekt:<br />
von M=4,2 <strong>in</strong> der vierten Klasse s<strong>in</strong>kt die Zustimmung<br />
zur Befragung bis auf M=3,9 <strong>in</strong> der siebten<br />
Klasse leicht ab.<br />
Vier Fünftel der K<strong>in</strong>der hatte<br />
ke<strong>in</strong>e Probleme mit der<br />
Verständlichkeit der Fragen.<br />
10.3 Verständlichkeit des Fragebogens<br />
51% der K<strong>in</strong>der sagten, dass sie alle Fragen problemlos<br />
verstanden haben, weitere 31% stimmten<br />
der Aussage ziemlich zu. Insgesamt 18% hatten<br />
merklichere Probleme mit e<strong>in</strong>zelnen Fragen (2%<br />
viele, 3% eher viele, 13% mittelmäßig). Der Mittelwert<br />
liegt mit M=4,3 jenseits von „stimmt ziemlich“<br />
und <strong>in</strong> der gleichen Höhe wie im normalen<br />
<strong>LBS</strong>-<strong>K<strong>in</strong>derbarometer</strong> (M=4,2).<br />
Mit Werten zwischen M=3,9 und M=4,5 gibt es<br />
wiederum e<strong>in</strong>e gewisse Varianz zwischen den<br />
Stadtteilen. Stadtteile mit e<strong>in</strong>em besonders hohen<br />
Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
schneiden erwartungsgemäß etwas schlechter ab.<br />
Mit steigendem Alter der K<strong>in</strong>der steigt die Verständlichkeit<br />
des Fragebogens leicht an von M=3,9<br />
<strong>in</strong> der dritten Klasse auf M=4,4 <strong>in</strong> der achten Klasse.<br />
HauptschülerInnen hatten etwas stärkere<br />
Probleme im Verständnis (M=4,2) als SchülerInnen,<br />
die Real- oder Gesamtschulen besuchten (je<br />
M=4,3). Am besten schnitten GymnasiastInnen ab<br />
(M=4,5). Erwartungsgemäß schneiden K<strong>in</strong>der mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leicht schlechter ab (M=4,1<br />
im Vergleich zu M=4,3), allerd<strong>in</strong>gs ist der Unterschied<br />
ger<strong>in</strong>g. Besonders E<strong>in</strong>wanderer erster Generation,<br />
also bei denen das K<strong>in</strong>d selbst noch im<br />
Ausland geboren wurde, schneiden hier schlechter<br />
ab.<br />
Ob die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck hatten, die Fragen gut<br />
verstanden zu haben, zeigt e<strong>in</strong>en deutlichen Zusammenhang<br />
mit dem Wohlbef<strong>in</strong>den beim Ausfüllen<br />
des Fragebogens (r=.55). Je eher Verständnisprobleme<br />
auftraten, desto stärker war das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
herabgesetzt. Vielleicht hat <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang auch e<strong>in</strong>e am Schluss des Fragebogens<br />
stehende relativ komplexe Aufgabe zu der<br />
negativeren Bewertung dieser Befragung beigetragen.<br />
Nicht so deutlich ist der Zusammenhang zwischen<br />
dem Verständnis der Fragen und e<strong>in</strong>er positiven<br />
Beurteilung des Fragebogens (r=.28). E<strong>in</strong>ige<br />
K<strong>in</strong>der ärgerten sich offenbar über manche Frage,<br />
fanden den Fragebogen an sich aber doch gut.<br />
206