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24. März 2012 - Arzt + Kind

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<strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong><br />

L I T E R A T U R<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />

Respiratorische Notfälle im<br />

<strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

Seite 6-11<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold KERBL<br />

Interview mit dem neuen<br />

Präsidenten der ÖGKJ<br />

Seite 48-49<br />

Ärztefachzeitschrift für<br />

<strong>Kind</strong>er- und<br />

Jugendheilkunde<br />

Ausgabe 1/<strong>2012</strong><br />

<strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong> P.b.b. VNr 06Z036818 Verlagspostamt: 8330 Feldbach<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Aktuelle Ergebnisse<br />

zur Allergieentstehung<br />

Seite 18-19


Bei Wind und Wetter:<br />

Der erste wasserfreie Schutz-Balsam<br />

für babyweiche Winterhaut in praktischer Verpackung<br />

HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam<br />

für empfindliche Babyhaut<br />

Gerade im Winter stärkt ein täglicher Spaziergang an der frischen<br />

Luft die Abwehrkräfte und fördert die gesunde Entwicklung des<br />

Babys. Besonders in den kalten Monaten ist es dabei wichtig, die<br />

empfindliche Babyhaut vor Kälte und Wind zu schützen. Der neue<br />

HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam mit wertvollem BIO-Mandelöl<br />

ist speziell auf die Bedürfnisse von Babys Haut im Winter ausgerichtet.<br />

Die hygienische Pump-Tube verhindert unnötigen Luftkontakt<br />

und ermöglicht eine präzise Dosierung.<br />

Mit Rundum-Schutz durch die kalte Jahreszeit<br />

Im Vergleich zu Erwachsenen enthält Babys Haut einen höheren<br />

Wasseranteil und weniger schützendes Fett. Gerade die Hautpartien,<br />

die der kalten Winterluft ausgesetzt sind, werden daher schnell<br />

trocken und sensibel. Mit seiner reichhaltigen, wasserfreien Rezeptur<br />

bietet der HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam die ideale Winter-Pflege:<br />

Er bildet einen sanften Schutzfilm und hält wetterempfindliche<br />

Babyhaut zart und geschmeidig. Der Balsam wird vor dem<br />

Aufenthalt an der frischen Luft dünn auf ungeschützte Stellen wie<br />

Gesicht und Hände aufgetragen. Er eignet sich auch ideal für die<br />

Pflege strapazierter Erwachsenenhaut sowie bei Neurodermitis.<br />

Sanfte Rezeptur<br />

Herkömmliche Pflegeprodukte enthalten oft Wasser, was die Haut<br />

im Sommer zwar angenehm kühlt, im Winter jedoch gerade bei<br />

Babys zur Bildung von Verdunstungskälte führen kann. Deshalb ist<br />

der HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam wasserfrei. Auf ätherische<br />

Öle und Duftstoffe wird bei der Herstellung vollständig verzichtet,<br />

um Allergie-Risiken zu minimieren. Wie alle Produkte von HiPP<br />

Babysanft ist der Balsam frei von Mineralöl, Konservierungsstoffen,<br />

Lanolin, Parabenen und Emulgatoren und somit eine sanfte Rezeptur<br />

für babyweiche Winterhaut.<br />

Der HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam (30ml) ist seit Dezember<br />

2011 bei BIPA erhältlich.<br />

HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam<br />

UVP € 4,49<br />

Weitere Informationen:<br />

Pressekontakt HiPP:<br />

Isabelle Feix<br />

isabelle.feix@hipp.de<br />

Tel.: +49(0)8441/757-516<br />

www.hipp.at<br />

2<br />

Ecker & Partner<br />

Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Public Affairs GmbH<br />

Mag. Johannes Mak<br />

j.mak@eup.at<br />

Tel.: +43 (0)1 59932-36,<br />

Mag. Astrid van Erven, MAS<br />

a.vanErven@eup.at<br />

Tel.: +43(0)1/59932-50,<br />

<strong>Kind</strong>er brauchen<br />

Aufmerksamkeit<br />

EQUAZEN <br />

PRO<br />

Zur diätetischen Behandlung von<br />

Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen<br />

in der <strong>Kind</strong>heit und Adoleszenz.<br />

Wirksamkeit in mehreren randomisierten,<br />

1, 2, 3<br />

placebokontrollierten Studien nachgewiesen<br />

Spezi� sche EPA, DHA und GLA Formulierung,<br />

EPA-DHA-GLA Verhältnis von 9:3:1<br />

Natürlicher Ursprung –<br />

streng geprüfte geprüfte Qualität<br />

neu<br />

Kaukapsel<br />

mit Erdbeeraroma<br />

www.sanova.at<br />

1 Richardson AJ et al. Pediatrics.(2005); 115(5) :1360-1366.<br />

2 Sinn N et al. Journal of Developmental and Behavioral Pediatrics. 2007 Apr; 28(2): 82-91.<br />

3 Johnson M et al. Journal of Attention Disorders. 2009 March; 12(5): 394-401


Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Herzlichen Dank an den Prometus Verlag,<br />

besonders an Herrn Chefredakteur Emanuel<br />

Munkhambwa, für die Möglichkeit, das <strong>Kind</strong>er-<br />

und Jugendspital Schwarzach vorzustellen.<br />

Die Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

am Kardinal Schwarzenberg´schen<br />

Krankenhaus in Schwarzach im Pongau, Salzburg,<br />

hat ein Einzugsgebiet von rund 200.000<br />

Einwohnern. Diese Zahl steigt während der<br />

Wintermonate auf Grund der vielen Schitouristen<br />

beinahe auf das Doppelte an. Alle<br />

<strong>Kind</strong>er zwischen 0 und 15 Jahren mit pädiatrisch-internistischen,<br />

chirurgischen, vor allem<br />

auch unfallchirurgischen, orthopädischen<br />

und HNO-Erkrankungen werden an unserer<br />

Abteilung betreut. Jugendlichen zwischen 15<br />

und 18 Jahren mit unfallchirurgischen oder<br />

HNO-Problemen wird die Entscheidung, ob<br />

sie im <strong>Kind</strong>er- und Jugendspital oder an der<br />

Erwachsenen-Abteilung aufgenommen werden,<br />

überlassen. Fachärzte der nicht-pädiatrischen<br />

Abteilungen versorgen gemeinsam mit<br />

den <strong>Kind</strong>er- und Jugendärzten, dem <strong>Kind</strong>er-<br />

Pflegepersonal, sowie anderen Mitarbeitern<br />

unserer Abteilung die Patienten in unserem<br />

Haus. Aus diesem Grund lernen die angehenden<br />

Pädiater an unserer Abteilung eine sehr<br />

breit gestreute und umfassende Versorgung<br />

von <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen.<br />

Neben einer breiten Allgemeinpädiatrie<br />

bieten wir an unserer Abteilung mit 60 Betten<br />

auch verschiedene Spezialbereiche an.<br />

Schwerpunkte sind Pneumologie/Allergologie,<br />

Psychosomatik/Psychiatrie und Neonatologie.<br />

Darüber hinaus haben wir Spezial-<br />

Ambulanzen für mehrere andere Teilgebiete<br />

der Pädiatrie und jeder <strong>Arzt</strong> in unserem Haus<br />

ist neben einem „Allrounder“ auch in ein oder<br />

zwei Spezialgebieten vertieft ausgebildet.<br />

Für einzelne Bereiche wie Onkologie, Intensivmedizin,<br />

Stoffwechselerkrankungen und<br />

extreme Frühgeborene kooperieren wir mit<br />

der Universitätskinderklinik in Salzburg. Eine<br />

enge Kooperation verbindet uns auch mit der<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie an der Christian<br />

Doppler-Klinik in Salzburg, wo zurzeit<br />

einer unserer <strong>Kind</strong>erärzte mit dem Schwerpunkt<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychosomatik die<br />

Ausbildung zum <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiater<br />

absolviert. Wegen der hohen Frequenz<br />

von kindertraumatologischen Versorgungen<br />

ist unsere unfallchirurgische Abteilung auf<br />

diesem Gebiet besonders angesehen und<br />

erfolgreich. Aufwändigere kinderchirurgische<br />

Operationen werden in Kooperation mit<br />

der Universitätskinderchirurgie in Salzburg<br />

durchgeführt.<br />

Neben der Patientenversorgung widmen wir<br />

uns besonders auch der Vorsorge in der Pädiatrie.<br />

Gemeinsam mit der Landessanitätsdirektion<br />

und dem Arbeitskreis für Vorsorgemedizin<br />

in Salzburg haben wir während der letzten<br />

10 Jahre mehrere großangelegte landesweite<br />

Vorsorgeprojekte auf dem Gebiet der Tabakprävention<br />

bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

durchgeführt. Rund 3.000 <strong>Kind</strong>er zwischen<br />

11 und 14 Jahren und ca. 1.500 Berufsschüler<br />

zwischen 15 und 18 Jahren waren in ein<br />

je 3 Jahre dauerndes Projekt involviert mit<br />

dem Ziel den Raucheinstieg zu verhindern<br />

bzw. wenn notwendig den Rauchausstieg<br />

zu erleichtern. Es gelang dabei, die Raucheinstiegsquote<br />

um rund 20% zu reduzieren.<br />

Um eine entsprechende Nachhaltigkeit dieser<br />

Projekte zu erzielen, haben wir CDs für<br />

alle Schulen Österreichs hergestellt und eine<br />

Raucherpräventions-Homepage entwickelt<br />

(www.kissme-smokefree.eu).Für <strong>Kind</strong>er mit<br />

Asthma und Allergien haben wir ein spezielles<br />

Schulungsprogramm entwickelt, um das<br />

Selbstmanagement von betroffenen Familien<br />

zu stärken. Während der letzten Jahre<br />

haben wir uns besonders um die Schulung<br />

der Vorschulkinder im Alter von 4 bis 7 Jahren<br />

gekümmert und ein speziell auf dieses Alter<br />

abgestimmtes Schulungsprogramm entwickelt,<br />

das für Ärzte und betroffene Familien<br />

auf unserer Schulungshomepage im Internet<br />

zugänglich ist (www.asthmaschulung.at)<br />

Auf Grund meiner langjährigen Mitarbeit in<br />

einem multidisziplinären EU-Forschungsteam<br />

zur Erfassung der Ursachen von Allergien und<br />

Asthma sind wir auch hier in Schwarzach<br />

weiterhin aktiv in diesen Forschungsschwerpunkt<br />

involviert. Dabei ist uns besonders die<br />

Vernetzung von Prävention und Forschung<br />

wichtig. So ist das Ziel unserer Forschung<br />

die Entwicklung einer Allergieprävention im<br />

Säuglingsalter. Um die Kollegen im klinischen<br />

Alltag durch zusätzliche Forschungsarbeit<br />

nicht zu belasten, engagiert sich dafür ein<br />

eigenes wissenschaftliches Team von 3 bis 5<br />

Personen. Im Rahmen unserer Aufgaben als<br />

akademisches Lehrkrankenhaus der Paracelsus<br />

Medizinischen Universität Salzburg halten<br />

wir Praktika für Medizinstudenten ab und<br />

betreuen Famulanten.<br />

Entsprechend diesen unterschiedlichen Aufgaben<br />

unserer Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und<br />

Jugendheilkunde freut es mich, mehrere<br />

Artikel aus dem Bereich klinische Versorgung<br />

(DFP-Artikel <strong>Kind</strong>erpneumologische Notfälle,<br />

Nahrungsmittelallergien, Psychosomatik und<br />

Psychiatrie), Vorsorge (Prävention von Atemwegserkrankungen<br />

und Allergien, Tabakprävention)<br />

und Forschung (Hygienehypothese<br />

mit Schwerpunkt Bauernhofmodell) vorzustellen.<br />

Wir hoffen, dass Sie unsere Artikel informativ<br />

und lehrreich finden.<br />

Ihr<br />

Josef Riedler<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RieDleR<br />

Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Kardinal-Schwarzenbergstr.2-6<br />

5620 Schwarzach<br />

Tel.: +43(0)6415/7101-3050<br />

Fax: +43(0)6415/7101-3040<br />

josef.riedler@kh-schwarzach.at<br />

3


Inhalt<br />

Inhaltliche Konzeption:<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />

Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

DFP-Literaturstudium<br />

„Respiratorische Notfälle im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter”<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER 6-11<br />

Prävention von Atemwegserkrankungen<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER 14-17<br />

Aktuelle Ergebnisse zur Allergieentstehung –<br />

"Was sagt uns die Hygienehypothese?"<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER 18-19<br />

Update Pädiatrische Rheumatologie<br />

Eine Zusammenfassung der ÖGR 2011<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang EMMINGER 20-22<br />

Gut leben mit chronischer Erkrankung im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

Mag. Angelika KERSCHHUBER, Mag. Eva MITTEREGGER 26-29<br />

Schul .... verweigerung?<br />

Mag. Simone RAAB, Dr. Bernd MÜLLER 30-33<br />

Nahrungsmittelallergien bei <strong>Kind</strong>ern<br />

OA Dr. Christoph SEELBACH 34-36<br />

Kopfschmerz im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

Univ.-Prof. Dr. Çiçek WÖBER-BINGÖL 38-40<br />

Essstörungen bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

Univ.-Prof. Dr. Andreas KARWAUTZ 42-44<br />

Interview mit dem neuen ÖGKJ-Präsidenten<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold KERBL 48-49<br />

Serie: Gedanken zur sozialen Verantwortung der<br />

Wiener-<strong>Kind</strong>erklinik – Teil 2<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Ulrike SALZER-MUHAR 50<br />

Wissenschaftlicher Beirat des Verlags:<br />

Impressum:<br />

Verlag: Prometus Verlag<br />

Mühldorf 389, 8330 Feldbach<br />

Tel.: +43(0)3152/39582 - Fax: +43(0)1/9623359582<br />

Verlagsleitung und Herausgeber:<br />

Karin Deflorian<br />

k.deflorian@prometus.at, +43(0)664/3309197<br />

Projekt-Leitung:<br />

Claudia Weilharter<br />

c.weilharter@prometus.at, +43(0)664/5487971<br />

Laura Deflorian<br />

l.deflorian@prometus.at, +43/(0)664/5487959<br />

Clemens Lindinger<br />

c.lindinger@prometus.at, +43(0)664/5160393<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur: Emanuel Munkhambwa<br />

redaktion@prometus.at, +43(0)664/9191016<br />

Mag. (FH) Stefanie Senfter: st.senfter@prometus.at,<br />

Dr. Michaela Endemann, Dr. Gabriele Reinstadler, Dr. Stephan Blazek,<br />

Dr. Peter W. Ferlic, Dr. Stefan Kurath, Bernadette Fink-Schratter<br />

Büro Wien:<br />

Fröhlichgasse 10, 1230 Wien<br />

Martina Kainrath, office@prometus.at, +43(0)664/5487959<br />

Grafik+Layout: grafik@prometus.at, macgrafik@prometus.at<br />

Druck: Wograndl Druck, Mattersburg<br />

ABO-Verwaltung: Büro Feldbach<br />

Einzelpreis: € 16,00, Jahresabo: € 80,00 inkl. Ust + Porto<br />

Bankverbindung: Bank Austria, Blz.: 12000, Kto.Nr.: 51692606901<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:<br />

Medieninhaber: Karin Deflorian, Prometus Verlag<br />

Richtung der Zeitschrift: Periodisches, medizinisch-pharmazeutisches<br />

Journal für Ärzte. Das Medium <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> ist für den persönlichen Nutzen<br />

des Lesers konzipiert. Es werden Informationen von Experten, von<br />

wissenschaftlichen Studien und Kongressen weitergegeben. Geschützte<br />

Warennamen werden nicht immer besonders kenntlich gemacht. Es<br />

kann also aus dem Fehlen eines solchen Hinweises nicht geschlossen<br />

werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Soweit<br />

in diesem Journal eine Applikation oder Dosierung angegeben wird,<br />

kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer<br />

ist angehalten die Beipackzettel der verwendeten Präparate zu prüfen<br />

und gegebenenfalls einen Spezialisten zu konsultieren oder anhand<br />

anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Alle namentlich<br />

gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Alle Rechte liegen beim Verlag und ohne schriftliche<br />

Genehmigung dürfen weder Nachdruck noch Vervielfältigung (auch<br />

nicht auszugsweise) gemacht werden. Die mit RB gekennzeichneten<br />

Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />

Druck- und Satzfehler vorbehalten.<br />

Die Fotos in dieser Ausgabe wurden von den Autoren und Fr. Mag. (FH)<br />

Senfter zur Verfügung gestellt.<br />

Univ.-Prof. Dr. Werner ABERER, Prim. Dr. Heidemarie ABRAHAMIAN, Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann AUER , Dr. Bettina BALTACIS, Dr. Georg BARISANI, Prim. Univ.-Doz. Dr. Günther BERNERT,<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Robert BIRNBACHER, Univ.-Prof. Dr. Lutz-Henning BLOCK, Univ.-Prof. Dr. Raphael BONELLI, Dr. Helmut BRATH, Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul BRATUSCH-MARRAIN, Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas BRÜCKE, Prim. Dr. Hans CONCIN, Ao.Univ.-Prof. Dr. Josef DEUTINGER, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang DOMEJ, Prim. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz DREXEL, OA Univ.-Prof.<br />

Dr. Christian EGARTER, Prim. Dr. Waltraud EMMINGER, Ao Univ.-Prof. Dr. Wolfgang EMMINGER, Ao Univ.-Prof. Dr. Wolfgang EPPEL, Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter FASCHING, Prim. Univ.-Prof.<br />

Dr. E. FELLINGER, Univ.-Prof. DDr. FISCHER, Dr. Claudia FRANCESCONI, Prim. Univ.-Prof. Dr. Mario FRANCESCONI ,OA. Dr. Elisabeth FRIGO, Univ.-Prof. Dr. Monika FRITZER-SZEKERES,<br />

Univ.-Prof. Dr. Helmut GADNER, Prim. Dr. Georg GAUL, Prim. Dr. Werner GERSTL, OA Dr. Margot GLATZ, Univ.-Prof. Dr. Winfried GRANINGER, Prim. Univ.-Prof. DDr. Georg GRIMM, Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Werner GRÜNBERGER, Ass. Prof. Dr. Brigitte HACKENBERG, OA Dr. Doina-Dafna HANDGRIFF, Prim. Univ.-Doz. Dr. Beda HARTMANN, Prim. Univ.- Doz. Dr. Erwin HAUSER,<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Gabriele HÄUSLER, OA Dr. Kurt HEIM, Prim. Univ.-Doz. Dr. Michael HERMANN, Prim. Dr. Franz HINTERREITER, Univ.-Prof. Dr. Gerhart HITZENBERGER, Prim. Univ.-Doz.<br />

Dr. Johann HOFBAUER, Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian HUEMER, OA Univ.-Doz. Dr. Leo KAGER, Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm KAULFERSCH, Univ.-Prof. Dr. Renate KOPPENSTEINER, Prim.<br />

Dr. Gerd KORISEK, Prim. a.o. Univ.-Prof. Dr. Sybille KOZEK-LANGENECKER, Univ.-Prof. Dr. Michael KREBS, Univ.-Prof. Dr. Günter J. KREJS, Prim. Univ.-Doz. Dr. Gerhard KRONIK, Univ.-Prof.<br />

Dr. Ernst KUBISTA Univ.-Prof. Dr. Rainer KUNSTFELD, Univ.-Prof. Dr. Michael KUNZE, OA Dr. Wolfgang LANGE, Prim. Dr. Burkhard LEEB, Prim. Univ.-Prof. Dr. Monika LECHLEITNER, Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Kurt LENZ, Prim. Univ.-Prof. Dr. Andreas LISCHKA, OA Dr. Margot LÖBL, Univ.-Prof. Dr. Anton LUGER, OA Dr. Wolfgang MACHOLD, OA Univ.-Prof. Dr. Harald MANGGE, OA Dr.<br />

Georg MANN, Mag. DDr. Wolfgang MAURER, Dr. Milen MINKOV MD, PhD, OA Dr. Christian MUSCHITZ, Univ.-Prof. Dr. Ingomar MUTZ, Univ.-Prof. Dr. Stefan NEHRER, Univ.-Prof. Dr. Mathias<br />

Burkert PIESKE, Univ.-Prof. Dr. Walter PIRKER, Univ.-Doz. Dr. Wolfgang POHL, Prim. Univ.-Doz. Dr. Claus RIEDL, Prim. Dr. Friedrich RIFFER, Univ.-Doz. Dr. Olaf RITTINGER, Univ.-Prof. Dr.<br />

Alexander ROKITANSKY, Ass. Prof. Dr. Gudrun RUMPOLD-SEITLINGER, Univ.-Prof. Dr. Hugo RÜDIGER, Univ.-Prof. Dr. Ulrike SALZER-MUHAR, VR Univ.-Prof. Dr. Hellmut SAMONIGG, Univ.-<br />

Prof. Dr. Jolanta SCHMIDT, Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus SCHMITT (Präsident ÖGKJ), OA Dr. Johannes SCHUH, Prof. Dr. Christian SEBESTA, OA Dr. Nadja SHNAWA-AMANN, Univ.-Prof. Dr. Christian<br />

SINGER, Univ.-Prof. Dr. Ronald SMETANA, Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang SPERL, Univ. Prof. Dr. Georg STINGL, Prim. Dr. Josef SYKORA, Univ.-Prof. Dr. Thomas SZEKERES, Univ.-Prof.<br />

Dr. Zsolt SZEPFALUSI, OA Dr. Leonhard THUN-HOHENSTEIN, Prim. Dr. Norbert VETTER, Prim. Dr. Dieter VOLC, Prim. Dr. Andreas WALTER, Dr. Gabriele WASILEWICZ-STEPHANI, Prim. Dr.<br />

Gerhard WEIDINGER, OA. Dr. Andreas WEISS, Univ.-Doz. Dr. Raimund WEITGASSER, Univ.-Prof. Dr. Rene WENZL, Univ.-Prof. Dr. Ursula WIEDERMANN-SCHMIDT, Ao.Univ.-Prof. Dr. Andrea<br />

WILLFORT-EHRINGER, Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhard WINDHAGER, MSc, Priv.-Doz. Dr. Robert WINKER, Prim. Dr. Andreas WINKLER, Univ.-Prof. Dr. Raimund WINTER, Univ.-Doz. Dr. Claudia<br />

WOJNAROWSKI, Univ.-Prof. Dr. Christian WÖBER, OA Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan WÖHRL, Univ.-Doz. Dr. Angela ZACHARASIEWICZ, Prim. Dr. Bernd ZIRM, Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl ZWIAUER<br />

4


<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Weniger Allergien durch doppelten Schutz<br />

Aptamil + IMMUNOFORTIS ®<br />

Weniger Allergien<br />

Aptamil HA + IMMUNOFORTIS<br />

Für nicht gestillte oder nicht voll gestillte Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko wird das Füttern einer Säuglingsanfangsnahrung<br />

mit hydrolysiertem Eiweiß (HA-Nahrung) empfohlen.<br />

Nur Aptamil HA Säuglingsanfangsnahrungen bieten neben dem Eiweißhydrolysat zur Allergen reduktion<br />

zusätzlich IMMUNOFORTIS® – eine patentierte GOS-/FOS-Mischung.<br />

IMMUNOFORTIS® in Aptamil HA:<br />

✔ stimuliert den Aufbau einer bifi dusdominierten<br />

Darmfl ora, ähnlich der von gestillten Säuglingen [1,2]<br />

✔ reduziert die Inzidenz von Infektionen [3,4,5]<br />

✔ induziert ein antiallergisches Immunglobulinprofi l [6]<br />

✔ beugt Allergien bei allergiegefährdeten Säuglingen vor [7,8]<br />

*Galactooligo-/Fructooligosaccharide<br />

[1] Moro G et al. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2002, [2] Knol J et al. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2005, [3] Moro G et al. Poster Presentation<br />

ESPGHAN 2011, [4] Bruzzese E et al. Clinical Nutr 2009, [5] Arslanoglu S et al. J Nutr 2007, [6] van Hoffen E et al. Allergy 2008, [7] Moro G et al.<br />

Arch Dis Child 2006, [8] Arslanoglu S et al. J Nutr 2008<br />

Eine Information für wissenschaftliche Fachkreise<br />

Milupa · A-5412 Puch bei Hallein<br />

www.milupa4med.at · www.milupa.at · www.aptaclub.at<br />

5


DFP-Literatur<br />

Respiratorische Notfälle im<br />

<strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

Prim. Univ.- Prof. Dr. Josef RieDleR<br />

Leiter der Abteilung für<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Kardinal Schwarzenberg‘sches Krankenhaus<br />

Kardinal-Schwarzenberg-Straße 2-6<br />

5620 Schwarzach/Pongau<br />

Tel.: +43(0)6415/7101-3050<br />

Fax: +43(0)6415/7101-3040<br />

josef.riedler@kh-schwarzach.at<br />

6<br />

Respiratorische Notfälle äußern sich bei <strong>Kind</strong>ern häufig mit folgenden Symptomen:<br />

Dyspnoe, Stridor, Pfeifen und Giemen, Zyanose, und Thoraxschmerz. Unspezifischere<br />

Symptome wie Fieber oder Sepsiszeichen können begleitend vorkommen und weisen<br />

meist auf eine virale oder bakterielle Infektion hin. Nasenflügeln, thorakale Einziehungen,<br />

Schwitzen und Unruhe treten als Frühzeichen einer respiratorischen Insuffizienz<br />

auf. Schwere respiratorische Notfälle können sich zu einer respiratorischen Globalinsuffizienz<br />

mit Hypoxie und Hyperkapnie, Bewusstseinsstörung und Bradykardie entwickeln.<br />

Die pulmonalen Reserven von <strong>Kind</strong>ern, vor allem von Säuglingen und Kleinkindern,<br />

sind geringer als die von Erwachsenen, weshalb es schneller zu einer Hypoxie<br />

kommen kann. Verantwortlich dafür sind neben der Enge und Weichheit der Atemwege<br />

die im Verhältnis zur alveolären Ventilation geringere funktionelle Residualkapazität<br />

und der größere Sauerstoffbedarf bei erhöhtem Grundumsatz.<br />

Fremdkörperaspiration<br />

Allgemeines<br />

Es sind meist ältere Säuglinge oder 2- bis<br />

3-jährige Kleinkinder , die Fremdkörper aspirieren.<br />

Erdnüsse stehen im Vordergrund.<br />

Puderaspirationen können besonders gefährlich<br />

sein, wenn sie massiv sind, da es zum<br />

Aufquellen des Puders und damit zur Volumenzunahme<br />

und zu ausgeprägter Atemwegsverlegung<br />

kommen kann.<br />

Symptome<br />

Neurologisch gesunde <strong>Kind</strong>er husten wenn<br />

sie aspirieren. Dieser Husten dauert jedoch<br />

manchmal nur 20 bis 30 Minuten und kann<br />

dann gänzlich verschwinden. Dies wird oft<br />

fehlinterpretiert. Liegt der Fremdkörper zwischen<br />

den Stimmbändern, kann es zum reflektorischen<br />

Atem- oder Herzstillstand kommen.<br />

Passiert der Fremdkörper die Stimmbänder,<br />

fällt er meist in den linken oder rechten<br />

Hauptbronchus. Sperrige Fremdkörper wie<br />

Plastikteile können in der Trachea hängen<br />

bleiben, führen dort jedoch selten zu einer<br />

kompletten Verlegung der Atemwege. Eine<br />

aspirierte Erdnuss führt üblicherweise innerhalb<br />

einer Stunde zu einer Verlegung des linken<br />

oder rechten Hauptbronchus mit lokaler<br />

Ödembildung. Im Inspirium kann Luft meist<br />

dennoch passieren, im Exspirium jedoch<br />

kommt es durch Atemflusslimitation zu einer<br />

Überblähung distal des Fremdkörpers. Es entsteht<br />

ein einseitiges monophonisches exspiratorischen<br />

Giemen und ein abgeschwächtes<br />

Atemgeräusch auf der betroffenen Seite.<br />

Kleinere Fremdkörper können tiefer in das<br />

Bronchialsystem eindringen, in einem Segmentostium<br />

hängen bleiben und eine Atelektase<br />

oder Pneumonie bewirken.<br />

Diagnose<br />

Ein akut auftretender einseitiger Auskultationsbefund<br />

ist immer verdächtig auf einen<br />

Fremdkörper. Ist anamnestisch ein Hinweis<br />

auf eine Aspiration mit plötzlich auftretendem<br />

Husten und in der Folge einem einseitig<br />

abgeschwächtem Ausatemgeräusch hörbar,<br />

sollte die Indikation für eine Bronchoskopie<br />

gestellt werden. Bei einer klaren Konstellation<br />

ist ein Thoraxröntgen nicht zwingend notwendig,<br />

es nützt mehr zum Ausschluss eines<br />

Pneumothorax. Ein normales Thoraxröntgen<br />

schließt einen Fremdkörper nicht aus, den<br />

Ventilmechanismus kann man am besten in<br />

einer Durchleuchtung oder einer guten Exspirationsaufnahme<br />

erkennen (Abb.1). Besonders<br />

bei Säuglingen ist es schwierig wenn<br />

nicht unmöglich, eine verlässliche Exspirationsaufnahme<br />

zu erhalten.<br />

Differenzialdiagnose<br />

• Eine obstruktive Bronchitis mit seitenunterschiedlicher<br />

Schleimbildung beginnt meist<br />

nicht so akut. Andere Symptome wie frühes<br />

Fieber, Rhinitis, geröteter Rachen weisen<br />

auf die virale Genese hin, die Aspirationsanamnese<br />

fehlt.<br />

• Ein verschluckter Fremdkörper im oberen<br />

Oesophagus kann durch Schwellung<br />

von dorsal die Trachea einengen. Dies tritt<br />

meist nicht akut auf, sondern über Stunden<br />

oder Tage. Es kommt dadurch zum Auftre-


Inhalt<br />

ten von Schluckstörungen und einem inspiratorischem<br />

Stridor mit Atemnot (Abb. 2<br />

und 3).<br />

Therapie<br />

• Bei Atemstillstand muss beatmet werden.<br />

Ein Fremdkörper zwischen den Stimmbändern<br />

kann bei der Laryngoskopie im Zuge<br />

der Intubation mit einer Magillklemme<br />

entfernt, ein Fremdkörper in der Trachea<br />

mittels Brochoskopie in einen Hauptbronchus<br />

vorgeschoben werden. Die Beatmung<br />

erfolgt dann über die andere Lunge und<br />

der Fremdkörper kann mit dem starren<br />

Bronchoskop extrahiert werden.<br />

• Sitzt der Fremdkörper bei erhaltener<br />

Atmung im Larynx oder okkludiert er die<br />

Trachea muss sofort gehandelt werden. In<br />

dieser Situation ist bei <strong>Kind</strong>ern über einem<br />

Jahr der Heimlich-Handgriff gerechtfertigt.<br />

Dabei wird ein Aushusten des Fremdkörpers<br />

angestrebt und eine Bauchkompression<br />

Richtung Zwerchfell zur Erhöhung<br />

des intrathorakalen Druckes durchgeführt.<br />

Bei Säuglingen ist die Gefahr der Ruptur<br />

innerer Organe zu groß und es wird stattdessen<br />

empfohlen, einige Schläge in Kopftieflage<br />

zwischen die Schulterblätter und<br />

hernach mehrere Thoraxkompressionen<br />

mit kräftigem Druck durchzuführen. Der<br />

Heimlich-Handgriff darf bei intrabronchial<br />

gelegenen Fremdkörpern nicht durchgeführt<br />

werden, da es dadurch zu einer Dislokation<br />

des Fremdkörpers in den Larynxbereich<br />

mit möglichem reflektorischem<br />

Atem- oder Herzstillstand oder zu einer<br />

Aspiration des dislozierten Fremdkörpers<br />

auf die andere Lungenseite mit massiver<br />

Verschlechterung der Atemsituation kommen<br />

kann.<br />

• Jeder intrabronchial gelegene Fremdkörper<br />

wird in Narkose mit dem starren Bronchoskop<br />

entfernt.<br />

• Bis zur Durchführung der starren Endoskopie<br />

mit Fremdkörperentfernung dürfen<br />

keine physiotherapeutischen Maßnahmen<br />

und keine Inhalationen mit bronchienerweiternden<br />

Medikamenten durchgeführt<br />

werden. Das <strong>Kind</strong> soll sitzend und begleitet<br />

bis zur Bronchoskopie gebracht werden.<br />

Laryngitis subglottica (Pseudokrupp)<br />

Allgemeines<br />

Viren sind die häufigsten Erreger einer Laryngitis<br />

subglottica, die im Unterschied zum echten<br />

Krupp, der durch Diphtherie-Bakterien<br />

hervorgerufen wird, Pseudokrupp genannt<br />

wird.<br />

Symptome<br />

Die Kardinalsymptome des Pseudokrupps<br />

sind der inspiratorische Stridor und der<br />

bellende Husten. <strong>Kind</strong>er zwischen dem 6.<br />

Lebensmonat und dem 3. Lebensjahr sind am<br />

häufigsten betroffen. Der Husten und der Stridor<br />

beginnen meist akut, häufig in der Nacht,<br />

gelegentlich begleitet von Fieber. Der Großteil<br />

der <strong>Kind</strong>er ist nur gering dyspnoeisch. Bei<br />

massivem Zuschwellen kann Angst, Unruhe<br />

und ausgeprägte Atemnot hinzukommen.<br />

Eine Intubation ist nur selten notwendig.<br />

Diagnose<br />

Die Diagnose wird klinisch auf Grund der<br />

Symptome inspiratorischer Stridor und bellender<br />

Husten gestellt. Weitere Abklärungen<br />

sind nicht notwendig und beunruhigen das<br />

<strong>Kind</strong>.<br />

Differenzialdiagnose<br />

• Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die<br />

Epiglottitis (siehe dort).<br />

• Eine akute bakterielle Tracheitis verläuft<br />

meist schwerer (siehe dort).<br />

• Ein echter Krupp (Diphtherie) mit süßlichem<br />

Mundgeruch und membranösen<br />

Belägen im Hypopharynx kann bei fehlender<br />

Impfung auftreten.<br />

• Bei Nahrungsmittelallergien, Bienen-/<br />

Wespenstichen oder einem hereditärem<br />

Angioödem kann es zum subglottischen<br />

Larynxödem kommen.<br />

• Eine lokale Tracheomalazie, z.B. bei einer<br />

tracheoösophagalen Fistel, kann einen<br />

klingenden, bellenden Husten verursachen,<br />

der inspiratorische Stridor fehlt<br />

jedoch meist.<br />

Therapie<br />

• Bei leichterer Erkrankung genügen Beruhigung<br />

und kühle Luft durch Fensteröffnung.<br />

• Steroide sind das Mittel der Wahl beim<br />

Pseudokrupp. Um die <strong>Kind</strong>er durch das<br />

Legen einer Verweilkanüle nicht zu irritieren,<br />

wird meist ein orales Steroid (bevorzugt<br />

Dexamethason Saft) gegeben. Die<br />

rektale Gabe von 100mg Prednisolon Supp.<br />

wird in vielen Praxen durchgeführt, ist<br />

jedoch wissenschaftlich nicht abgesichert.<br />

In schweren Fällen oder Verweigerung des<br />

oralen Weges, muss der intravenöse Weg<br />

gewählt werden (1mg/kg Prednisolonäquivalent).<br />

Budesonid-Inhalationen mittels<br />

Feuchtverneblung (nicht als Dosieraerosol,<br />

da es zu keiner ausreichenden subglottischen<br />

Deposition kommt) können versucht<br />

werden, regen die <strong>Kind</strong>er jedoch manchmal<br />

auf und haben keine Vorteile gegenüber<br />

einem systemischen Steroid.<br />

• Einige schwerer betroffene <strong>Kind</strong>er benöti-<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Abb. 1: Thoraxröntgen pa in Exspiration mit Überblähung<br />

der linken Lunge durch Erdnussaspiration im linken<br />

Hauptbronchus. Herzschatten leicht nach rechts verlagert.<br />

Abb. 2: Thoraxröntgen (Ausschnitt) pa mit rundem röntgendichtem<br />

Fremdkörper im oberen Ösophagus.<br />

Abb. 3: Im seitlichen Strahlengang ist der Fremdkörper eindeutig<br />

dem oberen Ösophagus zuordenbar, mit Einengung<br />

der oberen Trachea von dorsal durch Schwellung und Verdichtung<br />

des umliegenden Gewebes.<br />

7


DFP-Literatur<br />

gen Sauerstoff oder eine Adrenalin-Inhalation.<br />

3 bis 5ml Adrenalin 1:1000 werden<br />

mittels Kompressionsvernebler mit Sauerstoff<br />

inhaliert. Der Effekt setzt sehr rasch<br />

ein, dauert jedoch nur 1 bis 2 Stunden an<br />

und führt häufig zu Reboundphänomen<br />

durch die nach der Inhalation eintretende<br />

Schleimhauthyperämie. Es gibt Berichte,<br />

dass die zusätzliche Inhalation von Budesonid<br />

das Reboundverhalten unterdrücken<br />

kann. Zusätzlich tritt bei manchen<br />

<strong>Kind</strong>ern eine ausgeprägte Tachykardie auf.<br />

Adrenalin-Inhalationen müssen mehrmals<br />

wiederholt und die Patienten wegen der<br />

gefürchteten Reboundphänomene mehrere<br />

Stunden nach den Inhalationen gut<br />

überwacht werden.<br />

• Eine inhalative Helioxtherapie (Mischung<br />

aus Helium und Sauerstoff) wird nicht<br />

empfohlen.<br />

• Nur sehr selten ist eine Intubation notwendig.<br />

Vor dieser sollten in jedem Fall mehrere<br />

Adrenalin-Inhalationen versucht werden.<br />

Der wichtigste Parameter für die Indikation<br />

zur Intubation ist die muskuläre Erschöpfung.<br />

Zur Intubation soll ein Tubus mit um<br />

0,5-1mm kleinerem inneren Durchmesser<br />

als altersentsprechend verwendet werden.<br />

• Bei Versagen der Intubation kann eine Trachealpunktion<br />

notwendig werden. Diese<br />

wird mit einer großen (grauen) Venenverweilkanüle<br />

mit aufgesetzter Spritze im<br />

Ligamentum cricothyroideum unter Aspiration<br />

und Vorschieben nach dorsokaudal<br />

durchgeführt. Nach Entfernen des Stahlmandrins<br />

kann ein Tubusadapter eines 3,0<br />

oder 3,5mm ID Endotracheal-Tubus aufgesetzt<br />

und eine Beutelbeatmung durchgeführt<br />

werden.<br />

Epiglottitis<br />

Allgemeines<br />

Im Unterschied zur viralen Laryngitis subglottica<br />

kommt die bakterielle Epiglottitis seit der<br />

Impfung gegen Hämophilus influenzae Typ B<br />

nur mehr sehr selten vor, sie betrifft das ältere<br />

Kleinkind. Die Epiglottis schwillt stark an, ist<br />

sehr vulnerabel und blutet leicht, wodurch<br />

eine Intubation sehr erschwert sein kann.<br />

Symptome<br />

Plötzlicher Beginn mit sehr hohem Fieber,<br />

toxischem Hautkolorit, Bewusstseinstrübung,<br />

Schluckunfähigkeit und Speichelfluss<br />

aus dem Mund, kloßige, kaum vernehmbare<br />

Sprache, fehlender bellender Husten.<br />

8<br />

Differenzialdiagnosen<br />

• Pseudokrupp, Diphterie, Anaphylaxie (siehe<br />

dort)<br />

• Bakterielle Tracheitis (siehe dort)<br />

• Retrotrachealabszess (meist inspiratorischer<br />

Stridor, jedoch kein Husten, Fremdkörpergefühl<br />

im Hals, Schluckbeschwerden)<br />

Therapie<br />

• Der dringende Verdacht auf eine Epiglottitis<br />

genügt, um den Patienten vom <strong>Arzt</strong> begleitet,<br />

am Schoß der Mutter oder des Vaters sitzend,<br />

ins Krankenhaus zu transportieren.<br />

• Eine Mund/Racheninspektion, Blutabnahme<br />

und Hinlegenlassen sollen nicht erfolgen, da<br />

es dadurch zu reflektorischem Atem- oder<br />

Herzstillstand kommen kann.<br />

• Sauerstoff soll mittels Maske verabreicht werden.<br />

• Aufgrund der anzunehmenden Intubationsprobleme<br />

soll diese nur von erfahrenen<br />

Ärzten und im optimalen Setting durchgeführt<br />

werden, ein Versuch im präklinischen<br />

Bereich ist nur bei Atemstillstand<br />

gerechtfertigt. Die Narkose wird im Sitzen<br />

mit Maske und Sevofluran eingeleitet, ein<br />

i.v.-Zugang erst in flacher Narkose gelegt,<br />

hochdosiert Thiopental (5 bis 10mg/kg)<br />

und/oder Succinylcholin (1 bis 2mg/kg)<br />

verwendet und die Intubation orotracheal<br />

mit Tubus 0,5-1mm ID kleiner als altersentsprechend<br />

durchgeführt.<br />

• Cefotaxim (150-200 mg/kg/Tag) oder Ceftriaxon<br />

(75-100mg/kg/Tag) wird für 4 Tage<br />

gegeben. Das weitere Management mit<br />

eventuell längerer Antibiotikagabe und<br />

intensivmedizinischer Therapie hängt vom<br />

Befall anderer Organe (z.B. Hirn, Knochen<br />

oder Lunge) bzw. von der Ausprägung<br />

eines septischen Schockes oder gelegentlich<br />

ARDS ab.<br />

Umgebungsprophylaxe<br />

Alle nicht geimpften <strong>Kind</strong>er unter 4 Jahren<br />

mit engem Kontakt (mindestens über 4 Stunden<br />

pro Tag) sowie alle Haushaltsmitglieder,<br />

wenn ein ungeimpftes <strong>Kind</strong> unter 4 Jahren im<br />

Haushalt lebt, benötigen eine Prophylaxe mit<br />

Tab. 1:<br />

Ursachen für akut auftretenden Stridor<br />

• Laryngitis subglottica (Pseodokrupp)<br />

• Quinke Ödem<br />

• Bakterielle Tracheitis<br />

• Epiglottitis<br />

• Larynxfremdkörper<br />

• Vocal cord dysfunction<br />

• Retropharyngealabszess<br />

• Ösophagusfremdkörper<br />

Rifampicin 20mg/kg/Tag (max. Dosis 600mg)<br />

als Einzeldosis für 4 Tage.<br />

Bakterielle Tracheitis<br />

Allgemeines<br />

Diese manchmal sehr schwer verlaufende bakterielle<br />

Entzündung der Trachea ist eine wichtige<br />

Differenzialdiagnose gegenüber einem<br />

schwer verlaufendem Pseudokrupp. Da meist<br />

die tieferen Anteile der Trachea ebenso betroffen<br />

sind, kommt es zu einem in- und exspiratorischen<br />

Stridor, bellendem Husten und meist<br />

hohem Fieber. <strong>Kind</strong>er mit Trisomie 21 neigen<br />

leichter zu dieser bakteriellen Erkrankung,<br />

Staphylokokken oder Hämophilus-influenzae<br />

sind die häufigsten Erreger.<br />

Diagnose<br />

Neben den typischen Symptomen können<br />

ein CRP und ein Blutbild Hinweise auf die bakterielle<br />

Erkrankung ergeben. Wird Sputum<br />

ausgehustet, kann das eitrige Sekret gesehen<br />

werden. Eine flexible Endoskopie kann im<br />

Zweifelsfall Klarheit schaffen.<br />

Therapie<br />

• Eine Antibiose mit Cefuroxim (150mg/kg)<br />

soll begonnen, ein Keimgewinn versucht<br />

und die Dauer und das weitere Ausmaß<br />

der antibiotischen Therapie nach Antibiogramm<br />

gestaltet werden.<br />

• Sauerstoff wird wenn notwendig gegeben.<br />

• Adrenalin wird wie bei viralem Pseudokrupp<br />

inhaliert.<br />

Tab. 2:<br />

Ursachen des akuten<br />

Thoraxschmerzes<br />

• Erkrankung der Thorax- oder Abdomenmuskulatur,<br />

Myalgia epidemica<br />

(Pleurodynie)<br />

• Costochondritis, Tietze Syndrom,<br />

Erkrankungen der Wirbelsäule<br />

• Thoraxtrauma<br />

• Lungeninfarkt<br />

• Herpes zoster<br />

• Pneumothorax, Pleuritis<br />

• Mediastinalemphysem, Mediastinitis<br />

• Sichelzellanämie<br />

• Gastroösophagealer Reflux, Ösophagusfremdkörper,<br />

Hiatushernie, Ösophagusverätzung<br />

• Perikarditis, Myokarditis, Mitralklappenprolaps,<br />

idiopathische hypertrophe<br />

Subaortenstenose, falscher Abgang<br />

der linken Koronararterie aus der Pulmonalarterie,<br />

Koronaraneurysma, Arteritis<br />

• Pankreatitis, Cholezystitis<br />

• Psychosomatisch


Inhalt<br />

• Bei Nichtansprechen auf die antibiotische<br />

Therapie und Gefahr der Erschöpfung aufgrund<br />

der Dyspnoe kann eine Intubation<br />

notwendig werden.<br />

Bronchiolitis<br />

Allgemeines<br />

Die Bronchiolitis betrifft den Säugling und<br />

das Kleinkind unter 2 Jahren und ist durch<br />

Viren, meist RSV, Rhinoviren, Adenoviren oder<br />

Metapneumoviren verursacht.<br />

Symptome<br />

Die Tachypnoe mit Frequenzen zwischen 40<br />

und 100 Atemzügen pro Minute steht im Vordergrund.<br />

Manchmal ist ein giemendes Exspirationsgeräusch<br />

zu hören. Im europäischen<br />

Bereich gehört zu einer Bronchiolitis auch<br />

der Nachweis von feinblasigen, knisternden<br />

Atemgeräuschen, die beidseits auftreten.<br />

Dies ist Ausdruck der Flüssigkeit in den Bronchiolen<br />

und Alveolen. Das Fieber ist meist<br />

nicht sehr hoch.<br />

Diagnose<br />

Die physikalische Untersuchung, vor allem<br />

die Auskultation ergibt die Diagnose. Ein<br />

Thoraxröntgen ist für die Diagnosestellung<br />

nicht notwendig, kann ev. bei Verdacht auf<br />

eine bakterielle Superinfektion im Verlauf der<br />

Erkrankung gemacht werden. Infiltrate oder<br />

Verschattungen sind meist vorhanden und<br />

nicht unbedingt Ausdruck einer bakteriellen<br />

Infektion. Die Sauerstoffsättigung und Blutgasanalyse<br />

helfen in der Indikationsstellung<br />

zur Sauerstoffsupplementation und zu einer<br />

eventuell notwendigen nicht invasiven oder<br />

invasiven Beatmung.<br />

Differenzialdiagnose<br />

• Ausgeprägte Pneumonie, die jedoch meist<br />

umschrieben und eher einseitig ist.<br />

• Seltene Formen einer Alveolitis, die meist<br />

ohne Fieber, ohne Infektzeichen und weniger<br />

akut verlaufen, häufig auch nicht in<br />

der typischen RSV-Saison zu Winterbeginn<br />

oder im Frühjahr auftreten.<br />

• Chlamydieninfektion des Neugeborenen<br />

unter 8 Wochen, häufig mit Konjunktivitis.<br />

• Linksherzversagen mit beginnendem Lungenödem,<br />

meist kein Fieber, häufig pathologisches<br />

Herzgeräusch.<br />

• Pertussis, in den ersten 3 Lebensmonaten<br />

Überwiegen von zentralen Apnoes, später<br />

staccatoartiger typischer Husten, weniger<br />

häufig feinblasige knisternde beidseitige<br />

Atemgeräusche.<br />

Abb. 4: Mutter und <strong>Kind</strong> mit Dosieraerosol mit Inhalationshilfen (Mundstück und Maske)<br />

Therapie<br />

• Die Kunst des Bronchiolitis-Managements<br />

liegt in der Geduld, im minimal handling,<br />

anteilnehmender Pflege sowie in der guten<br />

Aufklärung der Eltern.<br />

• Sauerstoffgabe als einzig nachgewiesene<br />

evidenzbasierte Intervention, wenn indiziert.<br />

• Keine nasalen Magensonden, eher Ernährung<br />

reduzieren, um zusätzlichen intraabdominellen<br />

Druck auf die Lunge und<br />

Blockade der Nasenatmung zu verringern.<br />

Flüssigkeit i.v. ersetzen, wegen häufig<br />

begleitender inadäquater ADH-Ausschüttung<br />

Flüssigkeit reduzieren (80ml/kg/Tag).<br />

• Bei behinderter Nasenatmung können<br />

schleimhautabschwellende Nasentropfen<br />

gegeben werden.<br />

• Für alle erwähnten Inhalationen besteht<br />

keine hohe Evidenz der Wirkung und sie<br />

können potentiell zu einer Verschlechterung<br />

führen. Daher ist die Überprüfung<br />

der klinischen Wirksamkeit und der Bestätigung<br />

der fehlenden Nebenwirkung nach<br />

der ersten Inhalation zwingend notwendig.<br />

Bei nicht eindeutiger Besserung sollen die<br />

Inhalationen nicht fortgesetzt werden. Es<br />

kann ein Versuch mit Ipratropiumbromid<br />

(weniger Bronchialwandkollaps als Salbutamol),<br />

0,25mg in 2ml 0,9%ige NaCl mittels<br />

Kompressionsvernebler gemacht werden.<br />

Bei fehlendem klinischem Ansprechen<br />

(Auskultation, Atemfrequenz) Versuch mit<br />

Salbutamol 0,5% Lösung 10 Tropfen (entspricht<br />

2,5mg) in 2ml 0,9%ige NaCl mittels<br />

Kompressionsvernebler. Eventuell Versuch<br />

mit 5ml Adrenalin 1:1000 oder Versuch mit<br />

4ml 3%iger oder 5%iger NaCl-Lösung.<br />

• Steroide sind weder inhalativ noch systemisch<br />

angezeigt, ebenso keine Schleimlöser<br />

oder Antibiotika.<br />

• CAVE: keine Sedierung, da dadurch der<br />

zentrale Atemantrieb reduziert oder die<br />

Muskelkraft geschwächt werden kann.<br />

• Eine Intubation ist selten notwendig, meist<br />

bei deutlichem Anstieg des pCO 2 (über<br />

5mmHg/h) oder respiratorischer Erschöpfung.<br />

Rachen-CPAP (Tubus 3,5 bis 4 mit<br />

Flow 5 bis 8 Liter/min., 100% Sauerstoff<br />

initial und PEEP 5 bis 10cm H 2 0) vor Intubation<br />

einsetzen, ev. auch Rachenbeatmung.<br />

Asthma bronchiale<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Allgemeines<br />

Meist beginnt das Asthma bronchiale im<br />

Kleinkindesalter, häufig als rezidivierende<br />

obstruktive Bronchitiden. Während im Kleinkindesalter<br />

fast ausschließlich Viren die Auslöser<br />

für eine akute Atemwegsobstruktion<br />

sind, überwiegen im späteren Leben neben<br />

Viren Mykoplasmen, Allergene und psychischer<br />

Stress.<br />

Symptome<br />

Das Kardinalsymptom ist die Atemnot mit<br />

giemenden und pfeifenden Exspirationsgeräuschen.<br />

Beide Lungen sind betroffen (DD:<br />

Fremdkörper). Neben den trockenen giemenden<br />

Geräuschen können auch Schleimgeräusche<br />

als mittel- oder grobblasige Rasselgeräusche<br />

imponieren. Vor allem beim<br />

Kleinkind mit ausgeprägter Obstruktion sieht<br />

9


DFP-Literatur<br />

man juguläre und interkostale Einziehungen.<br />

Der Thorax ist häufig überbläht, erkenntlich<br />

am erhöhten sagittalen Thoraxdurchmesser.<br />

Bei sehr starker Obstruktion kann eine „stille<br />

Lunge“ mit beidseitig stark abgeschwächtem<br />

Atemgeräusch auftreten.<br />

Diagnose<br />

Im akuten Stadium ist keine Lungenfunktion<br />

notwendig, wenn die beschriebenen Symptome<br />

zur Diagnose eines akuten Asthmaanfalles<br />

passen. Eine Sauerstoffsättigungsmessung<br />

hilft, die Indikation zur Sauerstoffgabe<br />

zu stellen. Eine Blutgasanalyse ist vor allem<br />

zur Bestimmung des pCO 2 sinnvoll. Ein Thoraxröntgen<br />

ist nur bei Unklarheit und vor<br />

allem zum Ausschluss eines Pneumothorax<br />

indiziert.<br />

Differenzialdiagnosen<br />

• Fremdkörper – plötzlicher Beginn, manchmal<br />

zeitversetzter Fieberbeginn, typische<br />

Anamnese, häufig einseitige Atemgeräuschabschwächung.<br />

• Vocal cord dysfunction – meist mit inspiratorischem<br />

Stridor, subjektive Angabe der<br />

Atemnot im „Hals“.<br />

Therapie<br />

• Das Um und Auf ist die schnelle Bronchodilatation<br />

mit z.B. Salbutamol 0,5%ig 10-20<br />

Tropfen in 2ml 0,9%iger NaCl, initial alle<br />

20 bis 30 Minuten. Ebenso wirksam ist die<br />

Inhalation mittels Salbutamol-Dosieraerosol<br />

und Inhalationshilfe initial 3 bis 4 Hübe<br />

in 10-minütigem Abstand 3x wiederholen<br />

und hernach Intervalle ausdehnen auf<br />

½-stündlich bis stündlich wenn notwendig.<br />

Sehr häufig wird das Betamimetikum<br />

unterdosiert, vor allem bei der Anwendung<br />

von Sprühstößen aus dem Dosieraerosol.<br />

1 oder 2 Hübe sind meist bei einer ausgeprägten<br />

Obstruktion zu wenig und 15 bis<br />

20 Hübe in der ersten Stunde sind durchaus<br />

häufig notwendig. Prinzipiell werden<br />

mit dem Dosieraerosol und der Inhalationshilfe<br />

mit Mundstück gleich gute klinische<br />

Ergebnisse erzielt wie mit der Feuchtinhalation<br />

(Abb.4). Im Krankenhaussetting ist<br />

es jedoch bei schwerem Verlauf manchmal<br />

praktikabler und bei sehr nervösen <strong>Kind</strong>ern<br />

mit fehlender Compliance häufig erfolgversprechender,<br />

feucht zu inhalieren.<br />

• Bei Inhalation mit entsprechend hoch<br />

dosierten Betamimetika ist eine Theophyllin-Gabe<br />

oder eine i.v.-Terbutalin-Gabe<br />

nicht notwendig.<br />

• Prednisolon 1mg/kg alle 6 Stunden<br />

am 1.Tag, alle 8 Stunden am 2.Tag und<br />

10<br />

12-stündlich am 3.Tag (per os oder i.v.).<br />

• Bei Sauerstoffsättigung unter 92% wird 1<br />

bis 2 Liter Sauerstoff/min. mit Nasenbrille<br />

gegeben.<br />

• Eine Sedierung wird nicht empfohlen und<br />

kann zur Erschöpfung führen.<br />

• Eine Inhalation mit Heliox bringt keinen<br />

Vorteil.<br />

• Bei schwerem Verlauf werden zusätzliche<br />

Ipratropiumbromid-Inhalationen (1ml<br />

= 20 Tropfen = 0,25mg) in 2ml 0,9%ige<br />

NaCl empfohlen, ev. mit Salbutamol halbstündlich<br />

abwechselnd. Alternativ 2 bis 4<br />

Hübe Ipratropiumbromid-Dosieraerosol<br />

mit Inhalationshilfe halbstündlich bis 2 bis<br />

3-stündlich bzw. nach Bedarf.<br />

• Bei sehr hartnäckigem und schwerem Verlauf<br />

ist ein Versuch mit Magnesiumsulfat i.v.<br />

(0,1ml/kg der 50%igen Lösung) gerechtfertigt.<br />

• Während der Akutversorgung soll der Patient<br />

nicht liegen sondern sitzen oder stehen<br />

und eine atemerleichternde Körperhaltung<br />

(Kutschersitz, Torwartstellung) mit Lippenbremse<br />

einnehmen.<br />

Pneumothorax<br />

Allgemeines<br />

Bei einem Pneumothorax gelangt Luft in den<br />

Pleuraspalt und Teile der Lunge können komprimiert<br />

werden bzw. kollabieren. Besonders<br />

gefährlich ist ein Spannungspneumothorax,<br />

der zu einer Mediastinalverschiebung und<br />

zu einem vaskulären und kardialen Versagen<br />

führen kann. Kleine Mantelpneumothoraces<br />

z.B. im Zuge der Geburt sind meist harmlos<br />

und resorbieren sich von selbst. Subpleurale<br />

Lungenzysten können rupturieren und zu<br />

einem behandlungsnotwendigen Pneumothorax<br />

führen. Die Rezidivquote solch entstandener<br />

Pneumothoraces ist groß, weshalb<br />

neben einer Drainage auch eine Exploration<br />

und Versorgung der Luftquelle notwendig<br />

ist. Ein Thoraxtrauma, chronische Lungenerkrankungen<br />

wie Mukoviszidose oder Asthma<br />

bronchiale können ebenso zum Pneumothorax<br />

führen.<br />

Symptome<br />

Der Grad der Dyspnoe hängt vom Ausmaß<br />

der Luftansammlung ab. Bei einem kleinen<br />

Mantelpneumothorax tritt keine Dyspnoe<br />

auf, bei Säuglingen vielleicht lediglich eine<br />

Erhöhung der Atemfrequenz und ev. der<br />

Herzfrequenz. Bei stärkerer Ausprägung sieht<br />

man die einseitige Atemexkursion. Häufig ist<br />

ein Thoraxschmerz vergesellschaftet.<br />

Diagnose<br />

Der wichtigste Auskultationsbefund ist das<br />

einseitig abgeschwächte Atemgeräusch mit<br />

hypersonorem Klopfschall. Beim Neugeborenen<br />

wird mittels Kaltlichtquelle die Diagnose<br />

gestellt, später im Leben ist meist ein Thoraxröntgen<br />

notwendig. Der Spannungspneumothorax<br />

muss schnell mittels großer Venenverweilkanüle<br />

im 2. Intercostalraum in der<br />

Medioklavikularlinie am Oberrand der Rippe<br />

entlastet werden. Die definitive Versorgung<br />

erfolgt durch eine Thoraxdrainage in der mittleren<br />

Axillarlinie im 4. oder 5. Intercostalraum.<br />

Ärztliche Herausgeber für diesen Fachartikel:<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Riedler<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Kardinal Schwarzenberg’sches Krankenhaus<br />

Schwarzach<br />

Reviewer:<br />

● Univ.-Prof. Dr. Thomas Frischer, Wien<br />

● Univ.-Prof. Dr. Ernst Eber, Graz<br />

● Priv.-Doz. Dr. Elisabeth Horak, Innsbruck<br />

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Inhalt <strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Der Test zum DFP-Fachartikel kann auf der E-Learning Plattform<br />

der „österreichischen akademie der ärzte“ unter<br />

www.meindfp.at absolviert werden.<br />

Alle Infos zur E-Learning Plattform finden Sie auf<br />

www.meindfp.at bzw. unter der Hotline +43(0)1/512 63 83 33.<br />

Respiratorische Notfälle im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

1. Symptome einer respiratorischen Globalinsuffizienz<br />

sind? (2 Richtige)<br />

a) Hypoxie<br />

b) Hyperkapnie<br />

c) Giemende Atemgeräusche<br />

d) Unbeherrschbares hohes Fieber<br />

e) Hypokaliämie<br />

2. Für eine Fremdkörperaspiration ist folgendes<br />

Symptom hinweisend: (1 Richtige)<br />

a) Bds. abgeschwächtes Atemgeräusch<br />

b) Einseitiges Pleurareiben<br />

c) Einseitiges monophonisches exspiratorisches<br />

Giemen<br />

d) Einseitiger Thoraxschmerz<br />

e) Bellender Husten<br />

3. Symptome einer Laryngitis subglottica? (2 Richtige)<br />

a) Bellender Husten<br />

b) Bds. giemendes exspiratorisches Atemgeräusch<br />

c) Einseitig giemendes exspiratorisches Atemgeräusch<br />

d) Inspiratorischer Stridor<br />

e) Tachykardie<br />

4. Verdacht auf eine Epiglottitis – soll der Notarzt im<br />

präklinischen Bereich ... (1 Richtige)<br />

a) Sofort intubieren<br />

b) Den Mund/Rachenraum untersuchen, um eine Laryngitis<br />

subglottica auszuschließen<br />

c) Zum Nachweis der bakteriellen Infektion Blut abnehmen<br />

d) Einen Venflon legen und eine Infusion geben<br />

e) Den Patienten, am Schoß der Mutter sitzend, ins Krankenhaus<br />

begleiten<br />

2 DFP-Fachpunkte werden bei positiver (mind. 66%) Absolvierung<br />

angerechnet. Ihre DFP-Punkte werden automatisch<br />

auf das persönliche Fortbildungskonto gebucht.<br />

Ihre Teilnahmebestätigung finden Sie auf www.meindfp.at<br />

unter dem Menüpunkt „Meine Statistik“.<br />

5. Die Bronchiolitis des Säuglings wird therapiert mit:<br />

(1 Richtige)<br />

a) Antibiotika<br />

b) Schleimlöser<br />

c) Inhalative Steroide<br />

d) Systemische Steroide<br />

e) Keine der oben Genannten<br />

6. Die wichtigste Maßnahme zur Therapie des akuten<br />

Asthmaanfalles ist: (2 Richtige)<br />

a) Die Gabe von Sauerstoff, wenn die Sauerstoffsättigung unter<br />

92% ist<br />

b) Ausreichend dosiertes inhalatives Betamimetikum<br />

c) i.v.-Theophyllin-Gabe<br />

d) Hochdosiertes inhalatives Steroid<br />

e) Schleimlöser<br />

7. Folgende Untersuchung sollte beim akuten<br />

Asthmaanfall durchgeführt werden: (1 Richtige)<br />

a) Blutbild und CRP<br />

b) Lungenfunktionsuntersuchungen (Flußvolumenkurve)<br />

c) Thoraxröntgen<br />

d) Blutgasanalyse<br />

e) EKG<br />

Diesen DFP-Test aus „<strong>Arzt</strong>+Patient” bitte<br />

ausschließlich online absolvieren, Sie erhalten<br />

sofort Ihre Teilnahme-Bestätigung.<br />

w w w . m e i n d f p . a t<br />

11


Inhalt<br />

Das Unfallrisiko der <strong>Kind</strong>er ist ein Hauptgrund<br />

für medizinische Interventionen<br />

dieses Alters. Buben haben häufiger Verletzungen<br />

als Mädchen. Nur im testosterongesteuerten<br />

Alter von 15-24 Jahren<br />

steigt bei jungen Männern das Unfallrisiko<br />

noch weiter an.<br />

Unfälle je 1.000 weiblich männlich<br />

0-14 Jahre 115 147<br />

15-24 95 186<br />

25-59 63 97<br />

60+ Jahre 104 75<br />

<strong>Kind</strong>er verletzen sich altersbedingt sehr<br />

häufig am Kopf. Das liegt an der schwächeren<br />

Muskulatur und den Körperproportionen.<br />

In der Notaufnahme ist der<br />

Kopf der Kleinen der am meisten untersuchte<br />

Körperteil. Am häufigsten wird<br />

dafür das CT eingesetzt – das ist trotz<br />

aller technischen Entwicklungen nichts<br />

anderes als ein fortgeschrittenes Röntgen<br />

mit einer vielfachen Strahlendosis.<br />

Selbst Radiologen empfehlen<br />

heute, das CT beim <strong>Kind</strong> nur dann einzusetzen,<br />

wenn es nicht anders geht.<br />

MedNews<br />

Schmeckt das Antibiotikum?<br />

Spätestens wenn eine Mama-Ärztin oder<br />

ein Papa-<strong>Arzt</strong> versuchen, ihrem kranken<br />

<strong>Kind</strong> eine wohl dosierte Menge eines<br />

Antibiotika-Saftes „einzuflößen“ und ihm<br />

unter Umständen mit dem Löffel oder<br />

Dosierbecher durch die ganze Wohnung<br />

nachlaufen, gibt´s einen Aha-Effekt: Wie<br />

bitte sollten Eltern ein Medikament richtig<br />

dosieren, wenn sich der kleine Patient<br />

dagegen heftig wehrt, weil er ganz<br />

genau weiß, was gut schmeckt oder was<br />

nicht – wobei letzteres bei Arzneimittel<br />

öfter vorkommt. Wie viel genau muss<br />

man gegebenenfalls nachbessern, wenn<br />

der erste Löffel bittere Medizin ausgespuckt<br />

wird?<br />

Das Verständnis der Pharmahersteller für<br />

eine möglichst angenehme Applikationsform<br />

(z.B. Zubereitungen von Liquida<br />

Weniger Röntgenstrahlen<br />

bei leichtem SHT<br />

Support kommt neuerdings aus dem<br />

12<br />

Labor. Ein für das Nervengewebe spezifischer<br />

Blutmarker, das gliale Protein<br />

S100 wird bei Verletzungen freigesetzt;<br />

3 Stunden nach dem Trauma ist der<br />

Spiegel deutlich erhöht. Der Chirurg<br />

kann mit dem Marker S100 in dieser Zeit<br />

unverletzte, hirn-gesunde <strong>Kind</strong>er perfekt<br />

erkennen. In Graz hat die Unfallchirurgin<br />

Doz. Annelie-Martina Weinberg<br />

gezeigt, dass zwar ein positiver Wert bei<br />

S100 nicht eindeutig interpretiert werden<br />

kann, aber ein S100-negativer Wert<br />

äußerst aussagefähig ist. Diesen <strong>Kind</strong>ern<br />

kann man die Strahlenbelastung einer<br />

(oder mehrerer) CT-Untersuchung(en)<br />

ersparen!<br />

mit Erdbeergeschmack oder Ähnliches<br />

für <strong>Kind</strong>er) ist in den letzten Jahren<br />

gestiegen. Doch die Fachinformation der<br />

Arzneimittel enthält nach wie vor oft keine<br />

Angaben über die Akzeptanz der Darreichungsform<br />

durch die <strong>Kind</strong>er.<br />

Professor Heinz Rameis spricht für die<br />

Österr. Arbeitsgemeinschaft Klinische<br />

Pharmakologie und Therapie das wichtige<br />

Thema an: „Jede Verbesserung der<br />

Compliance steigert die Responderrate<br />

und damit die Wirksamkeit. Durch die<br />

Form, die Farbe, den Geschmack und<br />

die Präsentation könnte das Arzneimittel<br />

Sympathiepunkte bei unseren kleinen<br />

Patienten holen, welche die regelmäßige<br />

Einnahme wahrscheinlicher machen.“<br />

Die gute Akzeptanz bei <strong>Kind</strong>er kann<br />

auch ein Generikum attraktiv machen.<br />

Zitat der Woche:<br />

"If you don´t like the<br />

vaccine, try the disease!"<br />

Prof. Dr. Ingomar Mutz,<br />

frei nach Dr. Ulrich Henninger, Basel<br />

Aus dem Grippe-Consensus:<br />

- Hochrisiko: 0–6 Monate,<br />

teilweise 6–24 Monate<br />

- Chronische Krankheiten<br />

- Lungenerkrankungen<br />

(vor allem Asthma und


Inhalt <strong>Arzt</strong> <strong>Arzt</strong>Patient <strong>Kind</strong><br />

Der Februar<br />

war meistens<br />

kühl. Erle und<br />

Hasel waren<br />

schon bereit<br />

zu stäuben,<br />

doch starke Belastungen treten erst bei<br />

trockenem, sonnigen Wetter über 12° C<br />

auf. Im <strong>März</strong> kommt die Birke dazu – die<br />

aggressiven Allergene können Schnupfen<br />

und schwere Asthma-Anfälle auslösen.<br />

Ab dem 5. Lebensjahr kommt die<br />

spezifische Immuntherapie gegen Frühblüher<br />

in Frage: entweder 4 Monate vor<br />

und während der Saison täglich sublingual<br />

oder subkutan 1 x pro Woche. Die<br />

Injektionen mit dünnen Nadeln sind<br />

sehr gut verträglich.<br />

Im Allergiezentrum Wien-West hat der<br />

<strong>Kind</strong>erpulmologe Dozent Fritz Horak<br />

jr. die medizinische Leitung übernom-<br />

Essen lernen als<br />

Bildungsaufgabe<br />

Dass sich die Wahrnehmung der <strong>Kind</strong>er<br />

erst langsam entwickelt, wird oft vergessen.<br />

Natürlich sehen Babys zu erst<br />

bunte Flecken, die sich nach intelektueller<br />

Anstrengung schließlich zu einer<br />

„Gestalt” integrieren. Man braucht schon<br />

seinen Kopf um zu begreifen, dass die<br />

vielen kleinen Zwerge auf der Straße tatsächlich<br />

Erwachsene im Raum sind ...<br />

<strong>Kind</strong>erpulmologie im Allergiezentrum<br />

men. <strong>Kind</strong>er mit langwierigem Husten<br />

sollten zum Anamnesegespräch und<br />

zur Untersuchung, ab 5 Jahren zur Spirometrie<br />

und ev. einem Provokationstest<br />

kommen. Weitergehende Untersuchungen<br />

sind individuell. Bei Verdacht<br />

auf anstrengungs-assoziiertes Asthma<br />

wird im Laufprovokationstest geprüft,<br />

ob sich die Lungenfunktion bei Belastung<br />

verschlechtert – oder, ob lediglich<br />

ein mangelnder Trainingszustand vorliegt.<br />

Oft genügt beim exercice induced<br />

Asthma dann neben der Basismedikation<br />

als Bedarfstherapie ein Betamimetikum,<br />

aus dem 1-2 Hübe immer vor dem<br />

Sport inhaliert werden.<br />

Neben der Abklärung allergologischer<br />

Erkrankungen bietet das Allergiezentrum<br />

in der Hütteldorferstraße eine spezielle<br />

kinderlungenfachärztliche Unter-<br />

suchung, Beratung und Schulung spe-<br />

Deshalb sollte das Riechen und Schmecken<br />

nicht bewusstlos ablaufen. Über<br />

das Essen und Trinken muss gesprochen<br />

und nachgedacht werden, damit die<br />

Kleinen die Grundzüge der Warenkunde<br />

begreifen und wissen, welcher Apfel<br />

besonders gut schmeckt. Schon im <strong>Kind</strong>ergarten<br />

sollten sie lernen, was gutes<br />

Essen ausmacht, wie man Junk-Food<br />

erkennt und vermeidet. Im Volkschulalter<br />

ist dann ein Urlaub am Bauernhof fällig<br />

– als eine wirksame Prävention gegen<br />

die Epidemie an ernährungsassoziierten<br />

Gesundheitsstörungen im Teenager-<br />

Alter.<br />

ziell für <strong>Kind</strong>er mit schwerem Asthma.<br />

Basiswissen über die eigene Krankheit<br />

und das Erlernen der richtigen Inhalationstechnik<br />

schützen die jungen Patienten<br />

sehr effizient vor Exazerbationen.<br />

Mehr Infos: www.allergiezentrum.at<br />

Darmschutz<br />

Die United European Gastroenterology<br />

Week in Stockholm hat die intestinale<br />

Mikrobiota zu einem Zentralthema gemacht.<br />

Mehrere Präsentationen beleuchteten<br />

ihre Bedeutung für Gesundheit und<br />

Krankheit. - Im Tierversuch konnte gezeigt<br />

werden, dass ein bakterienfrei gehaltener<br />

Darm durch das Mikrobiom von<br />

Dickdarmkrebskranken präkanzeröse<br />

Epithelveränderungen entwickelt.<br />

Auf der Suche nach relevanten Parametern<br />

im intestinalen Genkatalog sind<br />

Skandinavier fündig geworden: Adipöse<br />

und Patienten mit metabolischem Syndrom<br />

haben eine deutlich niedrigere<br />

Genzahl verglichen mit gesunden Kontrollen.<br />

Eine niedrige bakterielle Diversität<br />

ist auch bei chronischentzündlichen<br />

Darmerkrankungen typisch, die niedrigste<br />

zeigen Patienten mit Morbus Crohn.<br />

Die Gastroenterologie scheint hier ein<br />

neues Tor der Medizin aufzustoßen. Die<br />

<strong>Kind</strong>erärztin Dr. Christa Binder hat schon<br />

vor Jahren als Denkanstoß für alle Therapeuten<br />

formuliert: „ Die Darmflora ist ein<br />

menschliches Organ, so wichtig wie der<br />

Magen, die Leber oder die Milz …“<br />

13


Pneumologie<br />

Prävention von Atemwegserkrankungen<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />

Einleitung<br />

Generell können Präventivmaßnahmen bei<br />

Atemwegserkrankungen unter primäre,<br />

sekundäre oder tertiäre Prävention fallen.<br />

Manchmal ist die Grenze zwischen sekundären<br />

und tertiären Maßnahmen fließend.<br />

Bei den primären Maßnahmen soll von vornherein<br />

verhindert werden, dass erste Zeichen<br />

einer Erkrankung auftreten. Ein klassisches<br />

Beispiel dafür ist die Vermeidung von Passivrauchen<br />

des Fötus in utero. Passivrauchen in<br />

dieser Phase ist ein starker Risikofaktor für das<br />

Auftreten von angeborenen engen Atemwegen<br />

und damit verbundenen obstruktiven<br />

Atemwegsproblemen in den ersten Lebensjahren.<br />

Auch wenn die Symptome der Atemwegsobstruktionen<br />

mit dem Alter verschwinden,<br />

bleiben lebenslang Einschränkungen in<br />

der Lungenfunktion bestehen. Andererseits<br />

kann Passivrauchen bei einem Kleinkind mit<br />

viral respiratorischem Infekt durch Hochregu-<br />

lation von Adhäsionsmolekülen zu einer Persistenz<br />

des Virus in den Atemwegen und zu<br />

länger dauernden Symptomen führen. Vermeidung<br />

von Passivrauchen in dieser Phase<br />

ist ein Beispiel für eine tertiäre Prävention. Das<br />

klassische Beispiel für eine sekundäre Prävention<br />

ist die Verhinderung des Auftretens eines<br />

Asthma bronchiale bei Patienten mit bereits<br />

bestehender Sensibilisierung gegen Gräserpollen<br />

und Heuschnupfensymptomen durch<br />

eine spezifische Immuntherapie.<br />

14<br />

Ich werde auf folgende mögliche Präventivmaßnahmen<br />

näher eingehen:<br />

• Neugeborenen-Screening<br />

• Passiv- und Aktivrauchbelastung<br />

• Impfungen<br />

• Allergenvermeidung<br />

• Asthma- und Allergieschulungen<br />

• Ernährung und Stillen<br />

Neugeborenen-Screening<br />

Ein Paradebeispiel für ein Neugeborenen-<br />

Screening zur frühzeitigen Erfassung einer<br />

schwer verlaufenden Atemwegserkrankung<br />

stellt das Cystische Fibrose (CF) -Screening<br />

dar. Mehrere Untersuchungen in verschiedenen<br />

Ländern der Welt haben gezeigt, dass<br />

das CF-Screening sinnvoll und nützlich ist.<br />

Vielen <strong>Kind</strong>ern bleibt dadurch ein langer Leidensweg<br />

von mehreren Jahren bis zur Diagnosestellung<br />

erspart, und gescreente CF-<br />

<strong>Kind</strong>er haben im Schulalter einen deutlich<br />

besseren Ernährungszustand als CF-<strong>Kind</strong>er,<br />

bei denen die Diagnose erst mit Auftreten<br />

von Symptomen gestellt wurde. Häufig<br />

geht dieser verbesserte Ernährungszustand<br />

auch mit einer verbesserten Lungenfunktion<br />

einher. International hat sich das IRT<br />

(immunreaktives Trypsinogen) -Screening<br />

durchgesetzt. Die erste IRT-Bestimmung<br />

erfolgt gemeinsam mit dem Guthrie-Test<br />

zwischen 4. und 6. Lebenstag. Dafür wurden<br />

sehr klare cut-off-Werte erarbeitet. Eine<br />

zweite Bestimmung rund 6 Wochen später<br />

mit anderem cut-off-Wert ist notwendig,<br />

falls die erste Bestimmung pathologisch<br />

ausfiel. Für CF-falsch positive Werte bei der<br />

ersten Untersuchung treten vor allem im Rahmen<br />

einer benignen transienten Hypertrypsinogenämie<br />

auf. Auch andere Einflüsse wie<br />

Frühgeburtlichkeit können zu einem falsch<br />

positiven Wert führen. Erst wenn der zweite<br />

Wert ebenso erhöht ist, wird zur Diagnosesicherung<br />

ein Schweißtest verlangt. In vielen<br />

Ländern wird bei einem positiven zweiten<br />

Test auch eine DNA-Analyse auf CF-Mutationen<br />

durchgeführt. Der Nachweis zweier<br />

CF-Mutationen beweist die Erkrankung und<br />

gilt als Diagnosesicherung. Bei Nachweis nur<br />

einer Mutation ist eine Schweißuntersuchung<br />

zur Diagnosesicherung notwendig. In Österreich<br />

wurden in den letzten 13 Jahren bei<br />

rund 910.000 Screening-Tests 13 falsch negative<br />

Ergebnisse bekannt. Aus diesem Grund<br />

muss mit Versagern gerechnet werden und<br />

bei Auftreten von CF-verdächtigen Symptomen<br />

später im Leben weiterhin die Indikation<br />

zur Durchführung eines Schweißtestes und/<br />

oder einer weiteren Diagnostik wie nasaler<br />

Potenzialdifferenz-Messung gestellt werden.<br />

Passivrauchbelastung<br />

Zahlreiche Studien konnten den schädigenden<br />

Effekt des mütterlichen Rauchens auf das<br />

Ungeborene und der Passivrauchbelastung<br />

nach der Geburt nachweisen. Unter dem<br />

Begriff des „fetalen Tabaksyndroms“ fast man<br />

neuerdings den negativen Einfluss der Tabakrauchbelastung<br />

in utero auf das Geburtsgewicht,<br />

plazentaassoziierte Erkrankungen, Totgeburten,<br />

Frühgeburten, fetalem Wachstum,<br />

SIDS, Übergewicht im späteren Lebensalter,<br />

Spaltbildungen, mentale Entwicklungsverzögerungen,<br />

ADHS und verschiedene Atemwegserkrankungen<br />

zusammen. Eine groß<br />

angelegte multizentrische Studie an über<br />

20.000 <strong>Kind</strong>ern im Alter von 6 bis 12 Jahren<br />

konnte zeigen, dass durch das Rauchen der<br />

Mutter in der Schwangerschaft die Funktion<br />

und das Wachstum der kindlichen Lunge und<br />

der kleinen Atemwege nachhaltig gestört<br />

wird. Nikotin und andere teratogene toxische<br />

Rauchbestandteile unterdrücken in der<br />

Plazenta die Glykolyse und Glykogenolyse<br />

wodurch die notwendige Energie für die<br />

Lungenreifung fehlt. Reparaturvorgänge der<br />

Fibroblasten sind gestört, die Alveolisierung<br />

reduziert und das elastische Lungengerüst<br />

vermindert. Diese gestörte Programmierung<br />

führt zu einer frühen Alterung.<br />

Das <strong>Kind</strong> kommt mit zu engen Atemwegen<br />

auf die Welt und fällt häufig durch pfeifende<br />

Atemgeräusche bereits in den ersten Lebensjahren<br />

auf. Epidemiologisch wird dieser Phänotyp<br />

dem „transient wheezing“ zugeordnet.<br />

Obwohl die pfeifenden Atemgeräusche


Inhalt<br />

später im <strong>Kind</strong>esalter verschwinden können,<br />

bleibt meist lebenslang eine Einschränkung<br />

der Lungenfunktion, vor allem der kleinen<br />

Atemwege nachweisbar. Diese Einschränkungen<br />

treten auch auf, wenn die Mutter<br />

nach der Schwangerschaft nicht mehr raucht.<br />

Andererseits zeigte eine große Metaanalyse<br />

einen klaren Zusammenhang zwischen Passivrauchen<br />

nach der Geburt und vermehrten<br />

Infekten der oberen Atemwege, rezidivierenden<br />

Mittelohrentzündung, pfeifenden Atemgeräuschen,<br />

Bronchitis, Lungenentzündung,<br />

Husten, Schleimauswurf, bronchiale Hyperreaktivität<br />

und Asthma.<br />

Aktivrauchbelastung<br />

Das Einstiegsalter in das Rauchen liegt in<br />

Europa zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr.<br />

In unserer 2005 abgeschlossenen 3-jährigen<br />

Studie an Salzburger <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

haben 3,5% der 11-Jährigen in den letzten<br />

30 Tagen eine Zigarette geraucht. Diese<br />

Zahl stieg auf 26% bis zum 14. Lebensjahr an.<br />

Seit Mitte der 80er Jahre hat sich in Österreich<br />

der Anteil täglich rauchender 15-Jähriger<br />

bei den Knaben verdoppelt, bei den Mädchen<br />

sogar verdreifacht. Die Erfolgsrate der<br />

Aufhörversuche von 12 bis 19-Jährigen liegt<br />

bei 4%. Dieser geringe Erfolg hängt damit<br />

zusammen, dass Jugendliche Probleme<br />

damit haben, einen richtigen Plan für den<br />

Rauchstopp zu entwickeln und keine Informationen<br />

über erprobte Methoden einholen.<br />

In den letzten Jahren sind eine Reihe von Einflussfaktoren<br />

auf das Rauchverhalten erfasst<br />

worden. Unter den sozialen Faktoren spielen<br />

das (Nicht)-Rauchverhalten der Eltern,<br />

Geschwister und Freunde, die Integration im<br />

schulischen Bereich und das Freizeitverhalten<br />

eine wichtige Rolle. Personale Faktoren sind<br />

geringes Wissen über kurz- und längerfristige<br />

Auswirkung des Tabakkonsums, Überschätzung<br />

der Verbreitung des Zigarettenkonsums<br />

und geringe Kompetenz, dem Gruppendruck<br />

zum Rauchen zu widerstehen. Unter<br />

den umweltbezogenen Faktoren sind leichte<br />

Zugänglichkeit, aggressive Werbung, niedriger<br />

Zigarettenpreis und geringe Einschränkungen<br />

und Regeln im familiären, schulischen<br />

und Freizeitbereich hervorzuheben. Angst<br />

vor einem später entstehenden Lungenkrebs<br />

oder Herzinfarkt bzw. Raucherhusten<br />

haben die Jugendlichen üblicherweise nicht.<br />

Diese Langzeitfolgen sind „zu weit weg“, um<br />

sie betroffen zu machen. Das ist ein wesentlicher<br />

Grund dafür, warum Gesundheitsargumente<br />

bei Jugendlichen nicht fruchten. Die<br />

Botschaft „du sollst nicht rauchen, weil später<br />

Probleme auftreten“, führt eher zu gegenteiliger<br />

Wirkung. Die Herausforderung für uns alle<br />

im Besonderen auch für <strong>Kind</strong>er- und Jugendärzte<br />

und Pädagogen besteht darin, <strong>Kind</strong>ern<br />

und Jugendlichen zu helfen, dem sozialen<br />

Druck „jetzt zu rauchen“ Stand zu halten. Aufgrund<br />

der Wichtigkeit der Primärprävention<br />

werden alle Mediziner angehalten, pädiatrischen<br />

Patienten und deren Eltern Tabakprävention<br />

anzubieten und den Rauchstopp zu<br />

empfehlen.<br />

Ergebnisse schulbasierter Präventionsprojekte<br />

zeigen Wege auf, die Adoleszenten<br />

helfen können, nicht mit dem Rauchen zu<br />

beginnen (J Riedler, www.kissme-smokefree.<br />

eu). Besonders Erfolg versprechend ist der<br />

Ansatz, bei dem gleichzeitig mehrere „Social<br />

Influence“-Bestandteile eingesetzt werden.<br />

Wesentliche Schwächen aller bisherigen Projekte<br />

waren der späte Beginn der Intervention,<br />

eine zu kurze Begleitung der Jugendlichen,<br />

zu wenig Motivation und Emotionalität<br />

und vor allem auch schlechtes Vorbild durch<br />

die rauchenden Erwachsenen. Mittels Stärkung<br />

der Nichtraucherkompetenz, des<br />

Selbstbewusstseins und der Eigenverantwortung<br />

soll Jugendlichen geholfen werden,<br />

nicht mit dem Rauchen zu beginnen. Gleichaltrige<br />

nichtrauchende Jugendliche können<br />

als „Peers“ eingesetzt werden um handlungsrelevante<br />

Strategien zu vermitteln.<br />

Beratung rauchender <strong>Kind</strong>er<br />

und Jugendlicher<br />

In der Gegenüberstellung mit einer „gewöhnlichen<br />

Betreuung“ („usual care“) erzielte die<br />

„professionelle Beratung“ („counseling“)<br />

eine doppelt so hohe Tabak-Langzeitabstinenz<br />

(11,6% vs. 6,7%). Unter gewöhnlicher<br />

Betreuung werden ein kurzer Rat, Hinweise<br />

auf Selbsthilfeangebote, Infomaterial und allgemeine<br />

Empfehlungen verstanden. In den<br />

Studien mit professioneller Beratung wurden<br />

vor allem verhaltenstherapeutische Verfahren<br />

eingesetzt. Wenn Eltern gemeinsam mit<br />

ihrem <strong>Kind</strong> einen <strong>Arzt</strong> besuchen, soll versucht<br />

werden, bei den Eltern bezüglich ihres<br />

Tabakkonsums zu intervenieren. Es hat sich<br />

gezeigt, dass dadurch die Bereitschaft der<br />

Eltern zu einem Rauchstopp und die Häufigkeit<br />

geglückter Rauchstopps zunehmen.<br />

Auch die Aufklärung der Eltern über die negativen<br />

Folgen von Passivrauch für ihre <strong>Kind</strong>er<br />

zeigt positive Auswirkungen. Mediziner sollten<br />

daher Eltern über deren Tabakkonsum<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

befragen, den Rauchstopp empfehlen und<br />

konkrete Hilfe anbieten.<br />

Impfungen<br />

Als gesichert gilt, dass die Pertussisimpfung<br />

schwere zum Teil sehr chronisch verlaufende<br />

Atemwegs- und Lungenerkrankungen verhindern<br />

kann. Auch für Hämophilus Typ B-<br />

und Pneumokokkenimpfung mit Konjugatimpfstoffen<br />

konnte eine Reduktion schwerer<br />

invasiv verlaufender Lungen- und Pleuraerkrankungen<br />

gezeigt werden. Grundsätzlich<br />

gilt, dass alle von den jeweiligen nationalen<br />

Behörden empfohlenen Impfungen für<br />

gesunde <strong>Kind</strong>er auch bei <strong>Kind</strong>ern mit Atemwegserkrankungen<br />

durchgeführt werden<br />

sollen. Es ist naheliegend, anzunehmen, dass<br />

sich schwere Atemwegserkrankungen wie<br />

eine Pneumokokken-Pneumonie oder eine<br />

Influenza bei <strong>Kind</strong>ern mit bereits bestehenden<br />

Atemwegsproblemen stärker auswirken<br />

können.<br />

Asthma- und Allergieschulung<br />

Eine rezente Cochrane-Analyse konnte den<br />

Nutzen strukturierter Schulungsprogramme<br />

für das Management von <strong>Kind</strong>ern und<br />

Jugendlichen mit Asthma bronchiale eindeutig<br />

nachweisen. Eine übliche Sprechstunde ist<br />

mit Sicherheit nicht geeignet, das notwendige<br />

handlungsrelevante Wissen zu vermitteln. Die<br />

Schulung stärkt die Partnerschaft zwischen<br />

<strong>Arzt</strong> und Patient und begleitender Familie,<br />

fördert die Compliance, stärkt den Patienten<br />

in seiner Selbstbestimmung und verbessert<br />

den Krankheitsverlauf. Panik und insuffizientes<br />

Management im Notfall bzw. bei einer akuten<br />

15


Pneumologie<br />

Atemwegsobstruktion können dadurch weitgehend<br />

vermieden werden. Einen großen Nutzen<br />

für die Schulung sehe ich auch im Erlernen<br />

und der Überprüfung der Inhalationstechnik.<br />

(www.asthmaschulung.at)<br />

Allergenvermeidung<br />

Reagiert ein Patient auf gewisse Allergene<br />

wie z.B. Katze oder Hausstaubmilbe mit Rhinokonjunktivitis<br />

oder Atemwegsobstruktion,<br />

ist eine Vermeidung dieser Exposition sinnvoll<br />

und notwendig. Manchmal ist eine allergenreiche<br />

häusliche Umgebung für die Chronizität<br />

von allergischen Atemwegsproblemen<br />

verantwortlich. In dieser Situation soll eine<br />

Sanierung mit Weggabe eines Tieres oder<br />

einer effizienten Hausstaubmilbensanierung<br />

versucht werden. Letztere gelingt am besten<br />

mit hausstaubmilbendichten Überzügen<br />

der Matratze, des Polsters und der Bettdecke<br />

sowie der Vermeidung von Staubfängern im<br />

Schlaf- und Wohnzimmer. Das Schlafzimmer<br />

ist der Bereich, in dem die <strong>Kind</strong>er in engem<br />

Kontakt mit der Allergenquelle zumeist 8 bis<br />

12 Stunden täglich sind. Niest ein <strong>Kind</strong> jeden<br />

Morgen oder wacht es nächtlich mehrmals<br />

wegen Hustens oder Atemnot auf, ist häufig<br />

die Hausstaubmilbenbelastung im Bett<br />

dafür verantwortlich. Bevor jedoch ein Tier<br />

weggegeben wird bzw. eine zum Teil kostenaufwändige<br />

Hausstaubmilbensanierung<br />

erfolgt, müssen die klinische Relevanz des<br />

Allergenkontaktes und die Sensibilisierung<br />

im Allergietest nachgewiesen werden. Eine<br />

alleinige Sensibilisierung ohne eindeutige<br />

klinische Symptome rechtfertigen z.B. ein<br />

„encasing“ nicht. Daher wird in einigen Fällen<br />

eine nasale Provokation mit standardisiertem<br />

16<br />

Hausstaubmilbenkonzentrat<br />

notwendig sein. In<br />

einer jüngst durchgeführten<br />

Metaanalyse konnte<br />

für die Summe aller eingeschlossenen<br />

Studien<br />

kein Effekt des „encasings“<br />

und anderer Hausstaubsanierungsmaßnahmen<br />

auf die allergischen Symptome<br />

der Atemwege<br />

gefunden werden. Diese<br />

Metaanalyse zeigt die Problematik<br />

der komplexen<br />

Beziehung zwischen Allergenmenge<br />

und -konzentration,<br />

Exposition,<br />

Sensibilisierung, genetischer<br />

Suszeptibilität und<br />

klinischer Symptome. Viele Patienten mit<br />

einer Sensibilisierung haben entweder eine<br />

Toleranz entwickelt oder nie ein klinisches<br />

Korrelat gehabt. Bei diesen Patienten ist es<br />

nicht gerechtfertigt, eine aufwändige oder/<br />

und teure Intervention zu empfehlen oder<br />

ein psychisch durchaus für alle Familienmitglieder<br />

belastendes Weggeben eines Haustieres<br />

zu empfehlen. Wir dürfen auch nicht<br />

vergessen, dass mit solchen Sanierungsmaßnahmen<br />

nicht nur eine Verringerung der<br />

Hausstaubmilbenbelastung eintreten kann<br />

sondern zugleich auch protektive Faktoren<br />

im Hausstaub wie z.B. Endotoxine, Glykopeptide<br />

oder andere immunstimulierende Substanzen<br />

reduziert werden.<br />

Ein generelles frühes Vermeiden der Exposition<br />

gegenüber Allergenen z.B. über encasing<br />

oder Weggabe von Haustieren als primäre<br />

Asthma- bzw. Allergieprävention kann nicht<br />

empfohlen werden. Die Verwendung von<br />

Proteinhydrolisaten in der Säuglingsnahrung<br />

hat einen geringen Effekt auf die Reduktion<br />

der atopischen Dermatitis, jedoch nicht auf<br />

Atemwegserkrankungen wie Asthma oder<br />

Heuschnupfen. Auch die Beifügung von Probiotika<br />

zur Säuglingsnahrung kann nicht als<br />

primäre Prävention von Allergie oder Atemwegsproblemen<br />

empfohlen werden. Es gibt<br />

wissenschaftlich gesicherte Hinweise, dass<br />

die Einnahme von Präbiotika (bestimmte<br />

GOS/FOS-Gemische) die Häufigkeit der<br />

atopischen Dermatitis und rezidivierender<br />

obstruktiver Bronchitiden beim Kleinkind<br />

reduzieren kann. Diesbezüglich sind noch<br />

weitere Studien notwendig, bevor eine generelle<br />

Empfehlung zur primären Prävention<br />

von allergischen Atemwegserkrankungen<br />

mittels Präbiotika gegeben werden kann.<br />

Aus verschiedensten Gründen wird ein aus-<br />

schließliches Stillen bis zum 4.-6. Lebensmonat<br />

mit Einführung der Beikost nach dem 4.<br />

Lebensmonat empfohlen. Es gibt jedoch nur<br />

sehr wenig Hinweise, dass allergische Atemwegserkrankungen<br />

oder generell Asthma<br />

bronchiale durch Stillen verhindert werden<br />

können. Die Einführung der Beikost vor dem<br />

4. Lebensmonat und nach dem 7. Lebensmonat<br />

wirkt sich bezüglich der Entwicklung<br />

von Allergien ungünstig aus. Das Vermeiden<br />

von Nahrungsmitteln wie Ei, Fisch oder Milch<br />

bis zum 12. oder <strong>24.</strong> Lebensmonat wirkt sich<br />

nicht präventiv auf die Entwicklung späterer<br />

allergischer Atemwegserkrankungen aus.<br />

SIT und SLIT<br />

Eine spezifische Immuntherapie (SIT) kann<br />

subcutan (SCIT) oder sublingual (SLIT) durchgeführt<br />

werden. Im Rahmen einer tertiären<br />

Prävention stellt sie besonders bei Patienten<br />

mit monovalenter Sensibilisierung gegen<br />

Baum- oder Gräserpollen und allergischen<br />

Rhinokonjunktivitissymptomen eine Option<br />

dar. Bei polysensibilisierten Patienten mit<br />

Asthmasymptomen konnte in mehreren Studien<br />

eine Reduktion der bronchialen Hyperreaktivität<br />

und von Asthmasymptomen<br />

gezeigt werden. Ein schweres Asthma bronchiale<br />

ist nach wie vor eine Kontraindikation<br />

für die Durchführung einer SIT, da es im Zuge<br />

derselben zu schweren Asthmaanfällen kommen<br />

kann. Die Hochdosis-SLIT (Oralair®, Grazax®)<br />

ist den weniger standardisierten bzw.<br />

Niedrigdosis-oralen Immuntherapieformen<br />

deutlich überlegen. Es gibt Hinweise, dass<br />

eine mehrjährige SCIT und möglicherweise<br />

auch Hochdosis-SLIT eine Toleranzentwicklung<br />

bewirken können. Bei sensibilisierten<br />

Patienten mit Rhinokonjunktivitisproblemen<br />

konnte durch eine SCIT das Risiko für das<br />

Auftreten eines späteren Asthma bronchiale<br />

deutlich reduziert werden.<br />

Zusammenfassung<br />

• Durch die Bestimmung des IRT (immunreaktiven<br />

Trypsinogens) im Rahmen eines<br />

Neugeborenen-Screenings kann eine Cystische<br />

Fibrose rechtzeitig erkannt und teilweise<br />

auch vorbeugend behandelt werden.<br />

Gescreente <strong>Kind</strong>er haben ein deutlich<br />

besseres Outcome als <strong>Kind</strong>er mit Cystischer<br />

Fibrose, die erst beim Auftreten der ersten<br />

Symptome diagnostiziert werden.<br />

• Passivrauchen führt zu unterschiedlichen<br />

Formen von chronischen Atemwegser-


krankungen, wie zu engen Atemwegen,<br />

wenn bereits in utero beraucht wurde oder<br />

zu vermehrten respiratorischen Infekten<br />

und Allergien, wenn das <strong>Kind</strong> in den ersten<br />

Lebensjahren dem Passivrauch ausgesetzt<br />

war. Bei bereits bestehenden respiratorischen<br />

Problemen z.B. im Zuge eines<br />

viralen Infektes kann eine kontinuierliche<br />

Passivrauchbelastung zu einer bronchialen<br />

Hyperreaktivität über Monate führen.<br />

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit<br />

einer konsequenten Aufklärung Schwangerer<br />

über die negative Auswirkung des<br />

Rauchens auf das Ungeborene mit der<br />

Empfehlung sobald wie möglich das Rauchen<br />

zu beenden. Dasselbe trifft auch für<br />

Familienangehörige mit Klein- und Schulkinder<br />

zu. Konkrete professionelle Beratung<br />

muss angeboten werden, um einen<br />

erfolgreichen Rauchstopp zu gewährleisten.<br />

Durch schulbasierte Präventionsprojekte<br />

über mehrere Jahre kann es gelingen,<br />

<strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen zu helfen nicht<br />

mit dem Rauchen zu beginnen und damit<br />

die wirksamste Maßnahme zur Entstehung<br />

einer COPD oder anderer rauchassoziierter<br />

Erkrankungen zu verhindern.<br />

• Durch die Pertussis-, Hämophilus Typ B-,<br />

Pneumokokken- und Influenza-Impfung<br />

kann sehr erfolgreich die Entstehung<br />

chronischer, zum Teil schwer verlaufender<br />

Atemwegs- und Lungenerkrankungen verhindert<br />

werden.<br />

• Neben einer individualisierten medikamentösen<br />

Betreuung spielt ein strukturiertes<br />

Schulungsprogramm eine ganz<br />

wesentliche Rolle im Management von<br />

Asthma und Allergien. Die Compliance<br />

wird dadurch gefördert, die Selbstbestimmung<br />

des Patienten gestärkt und der<br />

Krankheitsverlauf positiv beeinflusst.<br />

• Die Interaktion zwischen Allergenexposition<br />

und Allergieentstehung ist sehr<br />

komplex. Allergenvermeidung stellt<br />

Rotznase?<br />

Ich nicht!<br />

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<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

keine primäre Prävention von Allergien<br />

und Atemwegserkrankungen dar. Ein<br />

gewisser Allergenkontakt ist zur Toleranzentwicklung<br />

notwendig. Zeit, Dosis und<br />

Gen-Umwelt-Interaktionen spielen eine<br />

wesentliche Rolle bei der Allergenexposition.<br />

Durch eine spezifische Immuntherapie<br />

kann es bei manchen Patienten<br />

gelingen, das Fortschreiten der Sensibilisierung<br />

einzudämmen und den Übergang<br />

einer allergischen Rhinokonjunktivitis in<br />

ein Asthma zu verhindern.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Sinu A5 Sophie 2011.indd 1 14.03.2011 14:51:04 Uhr<br />

17<br />

Fachkurzinformation auf Seite 51<br />

SIN_2011_019<br />

SIN_<strong>2012</strong>_017


Allergien<br />

Aktuelle Ergebnisse zur Allergieentstehung –<br />

„Was sagt uns die Hygienehypothese“?<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />

Einleitung<br />

In den letzten Jahrzehnten wurde ein deutlicher<br />

Anstieg allergischer Erkrankungen<br />

beobachtet. Epidemiologische Studien, die<br />

in identem Design in den vergangenen 30<br />

Jahren und in den letzten Jahren durchgeführt<br />

wurden, haben bewiesen, dass dieser<br />

Anstieg nicht durch geänderte Diagnosegewohnheiten<br />

oder geänderte Krankheitsdefinitionen<br />

zustande kommt. Diese allergischen<br />

Erkrankungen umfassen die atopische<br />

Dermatitis, die Nahrungsmittelallergien, den<br />

Heuschnupfen und das allergische Asthma<br />

bronchiale. In manchen Ländern sind bis<br />

zu 30% aller <strong>Kind</strong>er davon betroffen. Mehrere<br />

Studien zeigen, dass sich in den letzten<br />

Jahren für einige dieser Krankheiten in den<br />

industrialisierten Ländern ein Plateau in der<br />

Prävalenz zeigt.<br />

Die wichtigsten Hypothesen für die Häufigkeitszunahme<br />

sind die genetische Hypothese,<br />

heute ersetzt durch ein Konzept der<br />

Gen-Umweltinteraktion, Umweltfaktoren<br />

(Außenluftbelastung, Innenluftbelastung,<br />

Passivrauchen), verminderte körperliche Aktivitäten,<br />

Ernährungsfaktoren und die Hygienehypothese.<br />

Derzeit geht man davon aus,<br />

dass Asthma und Atopie von verschiedenen<br />

Genloci gesteuert werden. Zu den wichtigsten<br />

zählen die Chromosome 5, 6, 7, 12 und 13.<br />

Genetische Veränderungen alleine sind sehr<br />

unwahrscheinlich als Ursache für den Anstieg<br />

der Allergien, geänderte Umweltfaktoren<br />

können jedoch bei bestimmten genetischen<br />

Polymorphismen zu Gen-Umweltinteraktionen<br />

führen, die sich über Jahrzehnte in ihrer<br />

Häufigkeit ändern können. Zusätzlich spielen<br />

epigenetische Faktoren eine Rolle. Erhöhte<br />

Außenluftschadstoffe wie Schwefeldioxid,<br />

NOx sowie Rußpartikel wurden in mehreren<br />

Untersuchungen mit Beeinträchtigungen der<br />

Lungenfunktion sowie Entzündungsreaktionen<br />

in den Bronchien assoziiert. Feldstudien<br />

konnten Effekte von Ozon auf die Aktivierung<br />

eosinophiler Granulozyten finden sowie<br />

Zusammenhänge mit Verschlechterung von<br />

schon bestehenden Asthmasymptomen<br />

18<br />

bzw. chronischen Atemwegsentzündungen.<br />

Verschiedene Untersuchungen, vor allem<br />

auch in Gebieten des früheren Ost- und Westdeutschlands<br />

zeigten eine höhere Prävalenz<br />

von Bronchitis und Husten bei <strong>Kind</strong>ern in der<br />

damals noch stark verschmutzten Region<br />

von Dresden, aber eine geringere Asthma-<br />

und Allergiehäufigkeit als im westlichen Vergleichsgebiet<br />

München.<br />

Hygienehypothese<br />

Unter der Hygienehypothese werden jene<br />

Überlegungen subsumiert, welche die verbesserten<br />

Hygienestandards des westlichen<br />

Lebensstils für die Allergie- und Asthmazunahme<br />

verantwortlich machen. Welche<br />

Bedingungen gelten nun als „unhygienisch“<br />

oder „weniger hygienisch“? Ein erster Hinweis<br />

stammt aus dem Jahr 1989, als Strachan und<br />

Mitarbeiter zeigen konnten, dass die Häufigkeit<br />

von Heuschnupfen bei <strong>Kind</strong>ern mit<br />

mehr als vier älteren Geschwistern deutlich<br />

niedriger war als in kinderarmen Familien.<br />

Die Autoren spekulierten, dass die vermehrte<br />

Exposition gegenüber viral respiratorischen<br />

Infekten in den ersten Lebensjahren in den<br />

kinderreichen Familien ein später geborenes<br />

<strong>Kind</strong> vor Allergien schütze. Ähnliches wurde<br />

rund 10 Jahre später in Europa und in den<br />

USA für <strong>Kind</strong>er, die bereits im ersten Lebensjahr<br />

in <strong>Kind</strong>erkrippen aufwuchsen, gefunden.<br />

Matricardi et al. stellten fest, dass Erwachsene<br />

mit positiver Serologie für Hepatitis A, Toxoplasma<br />

gondii oder Helicobacter pylori eine<br />

geringere Häufigkeit von allergischer Rhinitis,<br />

allergischem Asthma bronchiale, Hausstaubmilben-,<br />

Katzen- und Gräsersensibilisierung<br />

zeigten. Sie fanden eine Dosis-Wirkungsbeziehung<br />

insofern als eine negative Assoziation<br />

zwischen der Anzahl der positiven<br />

Serologien und der Prävalenz der erwähnten<br />

Erkrankungen bestand.<br />

Andere Forschergruppen konnten eine verminderte<br />

Allergie- und Asthmahäufigkeit<br />

bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen feststellen,<br />

die in den ersten Lebensjahren mit Hunden<br />

oder Katzen aufwuchsen. Dafür wurden<br />

zwei unterschiedliche Hypothesen postuliert:<br />

Durch den reichlichen Kontakt mit Allergenen<br />

kommt es zu einer modifizierten Th 2 -Antwort<br />

mit Bildung von IgG 4 -Antikörpern und Beeinflussung<br />

von regulierenden Zytokinen wie<br />

z.B. IL-10 und TGF-β. Die Alternativ-Hypothese<br />

besagt, dass bakterielle Bestandteile, die vermehrt<br />

mit Hund oder Katze in den Wohnraum<br />

der <strong>Kind</strong>er gebracht werden, zu einer Intensivierung<br />

der Reifung des Th 1 -Lymphozytenspektrums<br />

und zu einer Hochregulierung von<br />

Zytokinen wie IL-12 und INF-γ führen.<br />

Das „Bauernhofmodell“<br />

Charlotte Braun-Fahrländer, Erika von Mutius<br />

und Josef Riedler publizierten unabhängig<br />

voneinander, dass <strong>Kind</strong>er, die am Bauernhof<br />

aufwachsen und intensiven Tierkontakt<br />

in den ersten Lebensjahren hatten, weniger<br />

Asthma- und Allergiesymptome im Schulalter<br />

zeigten. Dieses „Bauernhofmodell“ kann<br />

als Variante der Hygienehypothese angesehen<br />

werden. Inzwischen wurden die Daten<br />

auch in Frankreich, Finnland, Canada, Australien<br />

sowie mehreren anderen europäischen<br />

Ländern bestätigt. Die Arbeitsgruppen um<br />

Braun-Fahrländer, Mutius und Riedler führten<br />

in den letzten zehn Jahren mehrere epidemiologischeQuerschnittsuntersuchungen<br />

und Kohortenstudien zu diesem Thema<br />

durch. In der ALEX-Studie wurden 3.504 <strong>Kind</strong>er<br />

zwischen dem 6. und 12.Lebensjahr in<br />

ländlichen Gegenden der Schweiz, Bayerns<br />

und dem Bundesland Salzburg untersucht.<br />

2.618 dieser <strong>Kind</strong>er beantworteten gemeinsam<br />

mit ihren Eltern einen standardisierten<br />

Fragebogen zu allergischen Erkrankungen<br />

und möglichen Ursachen. Bei 1.406 dieser<br />

<strong>Kind</strong>er erfolgten auch RAST-Untersuchungen<br />

auf Allergene und Staubsammlungen in den<br />

Wohnbereichen. Riedler et al. berichteten<br />

2001 im Lancet, dass der Zeitfaktor der Exposition<br />

gegenüber Faktoren des ländlichen<br />

Lebens eine sehr große Rolle spielt. <strong>Kind</strong>er,<br />

die sich bereits im ersten Lebensjahr intensiv<br />

in den Ställen aufhielten, hatten eine signifi


kant niedrigere Häufigkeit von allergischen<br />

Erkrankungen als <strong>Kind</strong>er mit entsprechender<br />

Exposition erst nach dem ersten Lebensjahr<br />

(Asthma: 1% vs. 11%, Heuschnupfen 3%<br />

vs. 13%, atopische Sensibilisierung 12% vs.<br />

29%). Besonders intensiv wirkten sich diese<br />

Schutzfaktoren aus, wenn das Baby bereits im<br />

Mutterleib exponiert war. Diese epidemiologischen<br />

Ergebnisse wurden inzwischen auch<br />

in Tiermodellen mit schwangeren Mäusen im<br />

Labor von Harald Renz in Marburg sowie Abi<br />

Bufe in Bochum bestätigt.<br />

Was steckt nun hinter regelmäßigem<br />

und frühem Stallkontakt? (Abb. 1)<br />

Die Autoren fanden, dass im Matratzenstaub<br />

auf Bauernhöfen reichlich Endotoxin nachgewiesen<br />

wurde. Die Endotoxinspiegel waren<br />

negativ korreliert mit der Häufigkeit von Heuschnupfen,<br />

atopischem Asthma und atopischer<br />

Sensibilisierung. Nicht atopische pfeifende<br />

Atemgeräusche waren nicht signifikant<br />

assoziiert mit den Endotoxinspiegeln. TNF-α,<br />

Interferon-γ, IL-10 und IL-12 waren negativ<br />

assoziiert mit Endotoxin, was auf eine ausgeprägte<br />

Niederregulierung des Immunsystems<br />

bei den stark exponierten <strong>Kind</strong>ern hinwies.<br />

Die Autoren folgerten, dass die frühzeitige<br />

Exposition gegenüber Endotoxin eine wichtige<br />

Rolle in der Entwicklung der Immuntoleranz<br />

gegenüber ubiquitär vorkommenden<br />

Allergenen in unserer Natur haben könnte.<br />

Die Beziehungen zwischen Endotoxin und<br />

allergischen Erkrankungen sowie verschiedenen<br />

Zytokinen wurde auch von anderen<br />

Autoren bei Nicht-Bauernkindern nachgewiesen<br />

(Gereda et al., Lancet 2000).<br />

In weiteren Studien stellte sich heraus, dass<br />

Endotoxin nur ein Marker für die bakterielle<br />

Kontamination oder Exposition auf Bauernhöfen<br />

ist. Andere bakterielle Bestandteile wie<br />

Muramin-Säure, Glykopeptide und Glucane<br />

konnten vermehrt im Stallstaub und auch im<br />

Matratzenstaub nachgewiesen und ähnliche<br />

Beziehungen zu immunologischen und allergischen<br />

Parametern wie für Endotoxin gefunden<br />

werden.<br />

Die inzwischen schon sehr vernetzte europäische<br />

Forschergruppe hat gemeinsam mit<br />

Albrecht Bufé und Otto Holst in Borstel und<br />

Bochum in Tiermodellen die Wirkung des<br />

Stallstaubs und im Besondern eines darin<br />

enthaltenen bakteriellen Leitkeims (Acinetobacter<br />

Iwoffii) untersucht. Inhalierten Mäuse<br />

während der Sensibilisierung gegenüber<br />

Ovalbumin verschiedene Extrakte des Stall-<br />

staubs so wurde die Entwicklung der Atemwegshyperreaktivität<br />

und Atemwegseosinophilie<br />

sowie die Produktion von IL-5 durch<br />

Splenozyten und die Bildung von antigenspezifischen<br />

IgG 1 und IgE unterdrückt. Die Stallstaubextrakte<br />

waren auch in der Lage, die Differenzierung<br />

humaner dentritischer Zellen in<br />

vitro zu unterdrücken. Diese Forschergruppe<br />

fand weiters heraus, dass bestimmte Zucker<br />

wie Arabinogalaktane die im Futter (Gras und<br />

Heu) der Stalltiere vorkommen, eine Schlüsselrolle<br />

in der immunologischen Wirkung<br />

besitzen.<br />

In der PASTURE/EFRAIM-Studie, einer Kohortenstudie,<br />

werden zurzeit schwangere Bäuerinnen<br />

mit schwangeren Nicht-Bäuerinnen<br />

und deren <strong>Kind</strong>er bis zum Alter von zehn<br />

Jahren untersucht. Die ersten Ergebnisse zeigen,<br />

dass die Aktivierung der angeborenen<br />

Immunität und die Folgeentwicklung der<br />

Th 1 /Th 2 - sowie Treg-Zellen bereits in utero<br />

durch Umweltfaktoren beeinflusst werden.<br />

So konnten bei neugeborenen <strong>Kind</strong>ern von<br />

Bauernfamilien nach Stimulation der Lymphozyten<br />

deutlich höhere IF-γ und TNF-α-<br />

Spiegel als bei Nicht-Bauernkindern nachgewiesen<br />

werden. Klinisch wirken sich diese<br />

immunologischen Veränderungen in einer<br />

deutlich verminderten Inzidenz der atopischen<br />

Dermatitis in den ersten Lebensjahren<br />

aus. Der Einfluss der pränatalen und sehr frühen<br />

kindlichen Exposition gegenüber diesen<br />

protektiven Bauernhofkomponenten auf die<br />

Häufigkeit des Asthma bronchiale und der all-<br />

ergischen Rhinokonjunktivitis im Schulalter<br />

wird zur Zeit im Rahmen dieser Kohortenstudie<br />

untersucht. Besonders intensiv wird dabei<br />

auch die protektive Wirkung der Bauernmilch<br />

erforscht.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Abb. 1: Mögliche protektive Faktoren am Bauernhof, die der Entstehung von Allergien entgegenwirken.<br />

Allergische Erkrankungen haben in den letzten<br />

Jahrzehnten zugenommen, jetzt zeichnet<br />

sich in mehreren industrialisierten Ländern<br />

eine Plateaubildung ab. Die Ursachen der<br />

Zunahme sind nicht definitiv geklärt. Besonders<br />

erfolgversprechend ist das Konzept der<br />

Hygienehypothese. Es scheinen verschiedene<br />

immunstimulierende Substanzen wie<br />

z.B. nicht infektiöse bakterielle Bestandteile in<br />

der „hygienischeren und zivilisierteren“ westlichen<br />

Welt im Laufe des letzten Jahrhunderts<br />

abhanden gekommen sein, wodurch das reifende<br />

Immunsystem nicht mehr ausreichend<br />

stimuliert wird und dadurch vermehrt Allergien<br />

gegenüber natürliche Bestandteile<br />

unserer Umwelt auftreten. Es zeigt sich, dass<br />

die Dosis und der Zeitpunkt der Exposition<br />

gegenüber diesen Immunstimulanzien von<br />

ganz großer Bedeutung sind. Die Immuntoleranzentwicklung<br />

bzw. Störung dieser<br />

Immuntoleranzentwicklung beginnt bereits<br />

in utero. Verschiedene Modelle wie z.B. das<br />

Bauernhofmodell haben die Potenz, solche<br />

Immunstimulanzien zu identifizieren und<br />

könnten Türen für eine mögliche Prävention<br />

öffnen.<br />

19


Rheumatologie<br />

Update: Pädiatrische Rheumatologie<br />

Eine Zusammenfassung der Tagung der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation (ÖGR) 2011<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang emmingeR<br />

Leiter der Rheumaambulanz<br />

Universitätsklinik für<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien<br />

Tel.: +43(0)1/40400-3188<br />

wolfgang.emminger@meduniwien.ac.at<br />

Etanercept bei <strong>Kind</strong>ern mit juveniler idiopathischer<br />

Arthritis - Daten der <strong>Kind</strong>errheumaambulanzen<br />

Wiens:<br />

20<br />

Erfahrungen mit Etanercept bei<br />

<strong>Kind</strong>ern mit juveniler idiopathischer<br />

Arthritis (JIA)<br />

Dr. Andrea Ulbrich (gem. mit J. Hruby, S. Rippel,<br />

H. Schacherl, W. Emminger) vom AKH<br />

Wien präsentierte die seit dem Jahr 2000<br />

erhobenen Erfahrungen mit Etanercept bei<br />

<strong>Kind</strong>ern mit juveniler idiopathischer Arthritis<br />

(JIA). 74 <strong>Kind</strong>er, die seit 2000 im Preyer’schen<br />

<strong>Kind</strong>erspital und in der <strong>Kind</strong>errheumambulanz<br />

an der Univ.-Klinik für <strong>Kind</strong>er- und<br />

Jugendheilkunde Etanercept (Enbrel) erhielten,<br />

wurden retrospektiv analysiert.<br />

Dieses ist ab dem 2. Lebensjahr zugelassen<br />

für <strong>Kind</strong>er mit JIA, die nach Therapiebeginn<br />

mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)<br />

und während der Verabreichung einer Basistherapie<br />

mit Methotrexat (MTX) nur unzureichend<br />

klinisch ansprechen oder MTX<br />

nicht tolerieren. Dies ist bei etwa 25-30%<br />

der <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen mit JIA der Fall.<br />

Für den Einsatz von Etanercept bei anderen<br />

Subgruppen der JIA als der juvenilen Polyarthritis<br />

gibt es einen Konsens der kinderrheumatologisch<br />

tätigen Ärzte in Deutschland<br />

und Österreich. Hilfreich in der Therapie der<br />

JIA sind zusätzlich intraartikuläre Corticosteroide,<br />

niedrig<br />

dosiertes orales<br />

Prednisolon,<br />

Ergo- und Physiotherapie.<br />

Im<br />

Unterschied zu<br />

Erwachsenen<br />

bemerken <strong>Kind</strong>er<br />

mit JIA meist rasch<br />

die Verbesserung,<br />

den Rückgang der<br />

Morgensteifigkeit<br />

Abb. 1: Anzahl der maximal betroffenen Gelenke (1-38, MW 8,4) und der aktuell betroffenen<br />

Gelenke (0-22, MW 3)<br />

Die Arbeitsgruppe Pädiatrische Rheumatologie ist im Rahmen der<br />

ÖGR Tagung im Dezember 2011 in Wien mit Posterpräsentationen,<br />

einer wissenschaftlichen Sitzung und einer Arbeitsgruppensitzung<br />

aktiv. Im Folgenden werden die gebotenen Präsentationen zusammengefasst.<br />

und der Gelenkschwellungen.<br />

Frau Dr. Ulbrich präsentierte den Rückgang<br />

der geschwollenen oder in der Beweglichkeit<br />

eingeschränkten Gelenke unter Etanercept<br />

pro Patient von 1-38 Gelenken (Mittelwert<br />

8,4) auf 0-22 (Mittelwert 3,0). Im Mittel<br />

kam es nach 5,5 Monaten (nach 1 Monat bis<br />

1,6 Jahren) zu einer Erscheinungsfreiheit, die<br />

bei 28 Patienten (37,8%) bis September 2011<br />

angehalten hat. Davon sind 15 on Therapie<br />

und 13 off Therapie. Sie zeigte, dass auch<br />

nach nicht befriedigendem Ansprechen auf<br />

MTX durch Etanercept eine wesentliche Verbesserung<br />

erreicht wird und einige Patienten<br />

einen Zustand der Remission bei gleichzeitiger<br />

Medikamentenfreiheit erreichen können.<br />

Fallbericht:<br />

NOMID (CINCA) -Syndrom<br />

OÄ Dr. Andrea Skrabl-Baumgartner von der<br />

MedUni Graz zeigte ein Poster eines <strong>Kind</strong>es<br />

mit NOMID (CINCA) -Syndrom, einer massiven<br />

generalisierten Entzündung, die unbehandelt<br />

tödlich sein kann. Corticosteroide<br />

sind meist nicht ausreichend wirksam. Die mit<br />

einem urtikariellen, meist nicht sehr juckenden<br />

Exanthem einhergehende Entzündung<br />

zeigt Schübe hohen Fiebers, Gelenkschmerzen,<br />

Meningismus und eine Beteiligung von<br />

Auge und Gehör sowie eine sterile meningeale<br />

Reizung mit oft erhöhtem Liquordruck.<br />

Eine Therapie, die zu einer verminderten Freisetzung<br />

von Interleukin 1 führt, reguliert die<br />

potentiell letale Erkrankung herab. Es bestehen<br />

Erfahrungen mit dem Off label-Einsatz<br />

des Interleukin-1-Antagonisten Anakinra<br />

(Kineret®) und es gibt einen für Cryopyrin<br />

assoziierte Fiebersyndrome bereits zugelassenen<br />

Antikörper gegen Interleukin 1, das<br />

Canakinumab (Ilaris®), das 1x alle 8 Wochen<br />

oder in kürzeren Intervallen verabreicht wird.


Erste gezielte IL-1β-Inhibition<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Maßgeschneiderte<br />

CAPS * -Therapie<br />

IL-1β ist das Schlüssel-Zytokin im Entzündungsprozess bei CAPS<br />

Vollständig humaner, monoklonaler Antikörper gegen IL-1β<br />

Schnelle, vollständige, langanhaltende Remission 1<br />

* (Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome) – FCAS / MWS / NOMID/CINCA<br />

Seltene, meist erbliche Erkrankungen, die durch eine Überproduktion von IL-1β charakterisiert sind.<br />

1 Lachmann HJ, Kone-Paut I, Kuemmerle-Deschner JB, et al. Use of canakinumab in the cryopyrin-associated periodic syndrome. N Engl J Med. 2009;360:2416-2425<br />

Fachkurzinformation<br />

BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Ilaris 150 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Eine Durchstechflasche enthält<br />

150 mg Canakinumab*. Nach der Rekonstitution enthält ein ml Lösung 150 mg Canakinumab. *) mittels rekombinanter DNA Technologie in murinen Hybridomazellen Sp2/0 produzierter, vollständig<br />

humaner monoklonaler Antikörper. Liste der sonstigen Bestandteile: Sucrose, Histidin, Histidinhydrochlorid Monohydrat, Polysorbat 80. ANWENDUNGSGEBIETE: Ilaris wird bei Erwachsenen, Jugendlichen<br />

und <strong>Kind</strong>ern ab 4 Jahren mit einem Körpergewicht über 15 kg für die Behandlung von Cryopyrin assoziierten periodischen Syndromen (CAPS) angewendet, darunter: · Muckle-Wells Syndrom<br />

(MWS), · Multisystemische entzündliche Erkrankung mit Beginn im Neugeborenenalter (Neonatal Onset Multisystem Inflammatory Disease; NOMID)/Chronisches infantiles neuro-dermo-artikuläres<br />

Syndrom (Chronic Infantile Neurological, Cutaneous, Articular Syndrome; CINCA), · Schwere Formen des familiären autoinflammatorischen Kältesyndroms (Familial Cold Autoinflammatory Syndrome;<br />

FCAS)/Familiäre Kälteurtikaria (Familial Cold Urticaria; FCU) mit Anzeichen und Symptomen, die über einen kälteinduzierten urtikariellen Hautausschlag hinausgehen. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit<br />

gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive, schwere Infektionen (siehe Abschnitt 4.4). Pharmakotherapeutische Gruppe: Interleukin Inhibitoren, ATC Code: L04AC08.<br />

INHABER DER ZULASSUNG: Novartis Europharm Limited, Wimblehurst Road, Horsham, West Sussex, RH12 5AB, Vereinigtes Königreich. ABGABE: NR, apothekenpflichtig. Informationen betreffend<br />

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind den veröffentlichten<br />

Fachinformationen zu entnehmen.<br />

Novartis Pharma GmbH, 1020 Wien, Stella-Klein-Löw-Weg 17, Tel. (01) 86657-6360, Fax: (01) 86657-6353 www.novartis.at<br />

Datum der Erstellung: 04/ 2011; NOV-PH/0411/5710<br />

21


Rheumatologie<br />

Uveitisraten unter Methotrexattherapie<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Emminger (gem.<br />

mit G. Pichler, A. Ulbrich, T. Barisani) vom AKH<br />

Wien (<strong>Kind</strong>errheumaambulanz und Uveitisambulanz<br />

des AKH/MUW) zeigte in einer retrospektiven<br />

Analyse ab dem Jahr 2002, dass<br />

<strong>Kind</strong>er mit frühkindlicher Oligoarthritis mit<br />

einer zu erwartenden Uveitisrate von 25-30%<br />

unter Methotrexattherapie ein deutlich niedrigeres<br />

Risiko der Entwicklung einer Uveitis<br />

aufweisen. Nur eines von 24 <strong>Kind</strong>ern, die nach<br />

Diagnose einer frühkindlichen JIA seriell zu<br />

Spaltlampenuntersuchungen geschickt wurden,<br />

erkrankte unter MTX an Uveitis und dies<br />

4 Monate nach Beginn der MTX-Therapie.<br />

Dies lässt eine Verringerung der Spätmorbidität<br />

durch Visusbeeinträchtigung erwarten.<br />

Fallbericht: Systemic onset JIA<br />

Dr. Andrea Ulbrich (gem. mit J. Hruby, G.<br />

Ebetsberger-Dachs und W. Emminger) vom<br />

AKH Wien präsentierte ein 13jähriges Mädchen,<br />

das bei Diagnose einer systemic onset<br />

JIA (soJIA) rezidivierende Schübe eines Makrophagenaktivierungssyndroms<br />

erlitt.<br />

Unter dem IL1- Rezeptorantagonisten Anakinra,<br />

MTX und niedrigem Prednisolon wurde<br />

zwar ein Ansprechen der Entzündungsbefunde<br />

(CRP, Senkung, Ferritin) beobachtet,<br />

jedoch keine Normalisierung. Über die<br />

Monate entwickelte sich lange klinisch still<br />

eine schwere Lungenbeteiligung. Es erfolgte<br />

eine Umstellung auf Methylprednisolonpulse<br />

(30mg/kg, max. 1 Gramm pro Tag), täglich<br />

Prednisolon 2mg/kg/Tag, alle 14 Tage die<br />

Infusion des Interleukin 6 Antikörpers Tocilizumab<br />

(RoActemra®) und eine Therapie mit<br />

zuerst 2 wöchentlichem, dann 4 wöchentlichem<br />

Cyclophosphamid (in dem Abstract<br />

nicht vorgestellt, da später erfolgt). Zusätzlich<br />

wurden die Lungen offen biopsiert und jede<br />

Seite im Abstand einer Woche lavagiert.<br />

Unter diesem Regime ist die Patientin erstmals<br />

ohne messbare Entzündung (normale<br />

SKG, normalisiertes Ferritin, normales CRP<br />

und normales Serum Amyloid A).<br />

Angeborene Fiebersyndrome<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Huemer vom<br />

LKH Bregenz präsentierte die Differentialdiagnose<br />

angeborener Fiebersyndrome, unter<br />

denen unter anderem Krankheiten mit Mutationsnachweisen<br />

im Exon 3 des NLPR3-Gens<br />

wie NOMID (siehe oben), das Muckle Wells<br />

Syndrom und die familiäre Kälteurticaria nun<br />

22<br />

durch Hemmen der Freisetzung von Interleukin<br />

1 eine wirkungsvolle Therapie erfahren,<br />

die akute Folgen wie Multiorganversagen<br />

oder Spätfolgen wie Taubheit und Blindheit<br />

verhindern können. Hier kommen bei subkutaner<br />

Verabreichung off label Anakinra (Kineret®)<br />

und das zugelassene Canakinumab (Ilaris®)<br />

zum Einsatz.<br />

AHA-Aktualisierung: Prävention des<br />

rheumatischen Fiebers<br />

Dr. Gottfried Artaker vom SMZ Ost in Wien<br />

präsentierte die aktualisierten Empfehlungen<br />

der American Heart Association zur Prävention<br />

des rheumatischen Fiebers. Zur Prävention<br />

wird weiterhin Penicillin V per os empfohlen,<br />

als Alternative eignen sich Amoxicillin,<br />

Cephalosporine der 1. und 2. Generation oder<br />

Clindamycin über je 10 Tage und Makrolide<br />

(z.B. Azithromycin über 5 Tage).<br />

Nach rheumatischem Fieber ist eine Sekundärprävention<br />

über viele Jahre notwendig.<br />

Möglich sind die monatliche intramuskuläre<br />

Gabe von Benzathinpenicillin G und die orale<br />

Prophylaxe mit Penicillin V 2x täglich, wobei<br />

bei oraler Gabe mit Complianceproblemen zu<br />

rechnen ist.<br />

Eine Endokarditisprophylaxe nach akutem<br />

rheumatischem Fieber wird nicht mehr generell<br />

empfohlen, mit Ausnahme der Patienten<br />

nach Klappenersatz.<br />

Bei Poststreptokokkenreaktiver Arthritis führen<br />

einige Länder, so auch Österreich über 1<br />

Jahr eine Penicillinprophylaxe durch und setzen<br />

diese nach unauffälligen Herzultraschalluntersuchungen<br />

vorerst ab.<br />

Gelenksschmerzen im <strong>Kind</strong>es-<br />

und Jugendalter<br />

(Originalartikel siehe <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> 6/2011)<br />

PD Dr. Mag. Dipl. oec. Jürgen Brunner von<br />

der MedUni Innsbruck zeigte in Punktaten<br />

entzündlicher Gelenke die lokal ablaufende<br />

Komplementaktivierung und hat zu diesem<br />

Zweck einen eigenen Assay entwickelt.<br />

Zusammenfassung<br />

Die ausgestellten Poster und die Vorträge der<br />

Arbeitsgruppe Pädiatrische Rheumatologie<br />

während der Jahrestagung der ÖGR 2011 zeigen<br />

die zunehmende Anwendung der Biologika<br />

in der Therapie der JIA, einer Erkrankung<br />

mit noch vor 20 Jahren beträchtlicher Gelenkschädigung<br />

bis zum Erreichen des Erwachsenenalters.<br />

Lange Zeit musste die gesamte antiinflamm-<br />

atorische Therapie der JIA off label durchgeführt<br />

werden. Therapien, die in der Erwachsenenrheumatologie<br />

schon viele Jahre<br />

etabliert sind, können nun nach positiven<br />

Phase-III-Studien im <strong>Kind</strong>esalter mit bestehender<br />

Zulassung in diesem Alter Verwendung<br />

finden. Hierzu zählen bei JIA Etanercept<br />

(Enbrel®) im Alter >2 Jahren, bei JIA Adalimumab<br />

(Humira®) im Alter >4 Jahren, bei JIA<br />

Abatacept (Orencia®) >6 Jahren und bei soJIA<br />

die Hemmung von Interleukin 1 off label mit<br />

Anakinra (Kineret®) und nun zugelassenerweise<br />

die Hemmung von Interleukin 6 mit<br />

Tocilizumab (RoActemra®).<br />

Die Hemmung von Interleukin 1 oder Interleukin<br />

6 bedeutet einen großen Fortschritt<br />

für <strong>Kind</strong>er mit soJIA, denen nun vielfach die<br />

früher häufige Langzeitabhängigkeit von<br />

Corticosteroiden mit allen entsprechenden<br />

Nebenwirkungen erspart bleiben wird. Wir<br />

konnten selbst den raschen antiinflammatorischen<br />

Effekt von Anakinra bei 5 von 6 <strong>Kind</strong>ern<br />

mit soJIA feststellen, bei denen eine rasche<br />

Reduktion und Absetzen von Prednisolon<br />

gelang.<br />

Cryopyrinassoziierte Fiebersyndrome als<br />

schwere inflammatorische Systemerkrankungen<br />

mit Überproduktion von Interleukin 1<br />

können nun mit Erfolg off label mit Anakinra<br />

oder zugelassen 1x alle 8 Wochen mit Canakinumab<br />

(Ilaris®) behandelt werden.<br />

Es ist erfreulich, dass zunehmend in Österreichischen<br />

<strong>Kind</strong>erkliniken Phase-III-Studien<br />

und Beobachtungsstudien neuer Medikamente<br />

durchgeführt werden.<br />

Literatur<br />

(1) Ulbrich A, Hruby J, Rippel S, Schacherl H, Emminger<br />

W; Journal für Mineralstoffwechsel 18. Jg. 2011; 4:162<br />

und Wr med Wochenschrift. 13/11 Skriptum. Kongreßjournal.<br />

9-10<br />

(2) Skrabl-Baumgartner A; Journal für Mineralstoffwechsel<br />

18. Jg. 2011; 4:163<br />

(3) Artacker G; Journal für Mineralstoffwechsel 18. Jg.<br />

2011; 4:162<br />

(4) Ulbrich A, Hruby J, Ebetsberger-Dachs G, Emminger<br />

W; Journal für Mineralstoffwechsel 18. Jg. 2011;4:163-4<br />

(5) Gerber MA et al., Circulation 2009; 119:1541-51<br />

(6) Lovell DJ et al., Arthritis Rheum 2008; 58(5):1496-504<br />

(7) Lovell DJ et al., NEJM 2008; 359(8):810-20<br />

(8) Ruperto N et al., Lancet 2008; 372:383-91<br />

(9) Yokota S et al., Lancet 2008; 371:998-1006<br />

(10) Lepore L et al., J Pediatr 2010; 157:310-5<br />

(11) Swart JF et al., Expert Opin Biol Ther 2010;<br />

10(12):1743-52<br />

(12) Quartier P et al. Ann Rheum Dis 2011; 70:747-54<br />

(13) Lachmann HJ et al., NEJM 2009; 360;23:2416-25<br />

(14) Kuemmerle-Deschner JB et al., Ann Rheum Dis<br />

2011; doi:10.1135/ard.2011.152728


<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

23


Medical News<br />

Wait & see<br />

State-of-the-art in der Behandlung von fiebrigen Infekten<br />

Wenn ein <strong>Kind</strong> Fieber bekommt, greifen<br />

besorgte Eltern oft viel zu schnell und viel<br />

zu häufig zu fiebersenkenden Medikamenten<br />

und Antibiotika. Doch: Fieber ist<br />

nur das Symptom, keine Krankheit, und<br />

in der Regel eine physiologisch sinnvolle<br />

und bis zu einem gewissen Grad koordinierte<br />

Reaktion des Körpers, um Krankheitserreger<br />

im Körper zu bekämpfen<br />

und Folgeschäden zu verhindern.<br />

Der „verkühlte“ Österreicher behandelt sich<br />

in erster Linie selbst mit Hausmitteln, wie<br />

Kräutertees und Wadenwickel. 38,2% fragen<br />

zumindest ihren Apotheker um Rat und<br />

kaufen ein nicht verschreibungspflichtiges<br />

Medikament, während 35,1% zum Hausarzt<br />

gehen. Was sie in 80% aller Fälle von ihm verordnet<br />

bekommen sind Antibiotika! Das ist<br />

paradox, werden doch nur 5-10% der Erkältungen<br />

tatsächlich von Bakterien ausgelöst<br />

(Grossmann R.F.; Chest/113/205 ff (1998)).<br />

„Antibiotika sind in den meisten Fällen unnötig,<br />

weil sie die Beschwerden nur in geringem<br />

Ausmaß lindern, den Krankheitsverlauf kaum<br />

verkürzen, vor potenziellen Komplikationen<br />

wenig schützen sowie Nebenwirkungen<br />

verursachen und die Resistenzbildung von<br />

Krankheitserregern vorantreiben“, schildert<br />

OA Dr. Oskar Janata.<br />

Europaweit ist ein deutlicher Zusammenhang<br />

zwischen der Häufigkeit von Antibiotikaverordnungen<br />

und von Resistenzentwicklungen<br />

24<br />

zu erkennen. Die sozioökonomischen Konsequenzen:<br />

Weltweit sterben jährlich mehr<br />

Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente<br />

Keime als an der Immunschwäche<br />

AIDS (Quelle: WHO, 2008).<br />

Antibiotikagabe und Asthmarisiko<br />

<strong>Kind</strong>er sind besonders vulnerable Fieber- und<br />

Schmerzpatienten. Je häufiger kleine <strong>Kind</strong>er<br />

Antibiotika einnehmen müssen, desto größer<br />

ist ihr Risiko, an Asthma zu erkranken, so<br />

das Ergebnis einer großen kanadischen Studie<br />

mit mehr als 13.000 <strong>Kind</strong>ern (Kozyrskyj<br />

AL et al., Curr Opin Allergy Clin Immunol 2011<br />

Oct;11(5):400-6). Demnach entwickeln <strong>Kind</strong>er,<br />

die bereits im ersten Lebensjahr Antibiotika<br />

einnehmen müssen, besonders häufig<br />

noch vor dem siebten Geburtstag Asthma.<br />

Die Gefahr wächst zudem mit jeder weiteren<br />

Antibiotikatherapie: Babys, die mehr als viermal<br />

Antibiotika schlucken, tragen ein 1,5-fach<br />

erhöhtes Asthmarisiko.<br />

Zudem zeigt eine Publikation auf, dass eine<br />

siebentägige Antibiotikagabe die Darmflora<br />

bis zu zwei Jahre lang beeinträchtigt (Metaanalyse<br />

des „Swedish Institute for Infectious<br />

Disease Control“). Dies führt zu einer Schwächung<br />

des Immunsystems und begünstigt<br />

damit die Entstehung von Erkrankungen wie<br />

Asthma und Neurodermitis.<br />

Konzept „Wait & see“<br />

Fieber ist eine physiologische Reaktion des<br />

Körpers, um mit Infekten fertig zu werden<br />

– durch die Erhöhung der Körpertemperatur<br />

wird das Temperaturoptimum von Viren<br />

überschritten und entzieht ihnen die Lebensgrundlage.<br />

Fieber bei banalen Infekten ist<br />

daher nicht sofort ein Grund, es zu senken.<br />

„Bei fiebrigen Infekten lautet die aktuelle<br />

Empfehlung der Wissenschaft: ‚Wait & see’, vor<br />

allem wenn es dem <strong>Kind</strong> insgesamt gut geht,<br />

der Allgemeinzustand nicht schlecht ist und<br />

eine klare Ursache erkennbar ist“, empfiehlt<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer<br />

Vorstand der Abteilung für<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Landesklinikum St. Pölten<br />

Propst-Führer-Straße 4, 3100 St. Pölten<br />

Tel.: +43(0)2742/300-13506<br />

karl.zwiauer@stpoelten.lknoe.at<br />

„Bei fiebrigen Infekten lautet die aktuelle<br />

Empfehlung der Wissenschaft: ‚Wait &<br />

see’, vor allem wenn es dem <strong>Kind</strong> insgesamt<br />

gut geht, der Allgemeinzustand<br />

nicht schlecht ist und eine klare Ursache<br />

erkennbar ist“.<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer. OA Janata<br />

ergänzt: „In jedem Fall ist auf eine ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr zu achten“.<br />

Falls herkömmliche Hausmittel bei Fieber,<br />

Schmerzen oder Entzündungen nicht mehr<br />

helfen und in jedem Fall ab einer Körpertemperatur<br />

von ca. 39°C wird bei Säuglingen<br />

und <strong>Kind</strong>ern üblicherweise eine medikamentöse<br />

Fiebersenkung empfohlen, da die hohe<br />

Temperatur dann, auch bedingt durch den<br />

enormen Leistungsabfall, mehr schadet als<br />

hilft. Zu den bekanntesten OTC-Antipyretika<br />

zählen die Wirkstoffe Ibuprofen und Paracetamol.<br />

Beide senken das Fieber und wirken<br />

schmerzstillend. Die fiebersenkende Wirkung<br />

von Ibuprofen tritt schnell ein: Bereits innerhalb<br />

von 30 Minuten sinkt die Temperatur<br />

messbar und vor allem lang anhaltend (bis zu<br />

8 Stunden). Ein weiterer Vorteil von Ibuprofen<br />

ist dass es stark entzündungshemmend wirkt,


„das ist besonders bei <strong>Kind</strong>ern mit schwerer Mittelohr- oder Mandelentzündung<br />

wichtig“, so Zwiauer. „Wenn die Eltern des erkrankten<br />

<strong>Kind</strong>es trotzdem nach einem Antibiotikum verlangen, kann der <strong>Arzt</strong><br />

ein Rezept mit dem Hinweis ausstellen, dass dieses erst eingelöst werden<br />

solle, wenn die Beschwerden bis zum nächsten Tag nicht besser<br />

geworden sind“, so Janata. Dabei zeigen zuverlässige Daten, dass vier<br />

bis fünf Tage Antibiotikatherapie bei banalen Infekten ausreichen, da<br />

das krankheitsverursachende Bakterium sehr rasch abgetötet wird.<br />

Tabelle 1<br />

erkennungsmerkmale von Schmerzen bei <strong>Kind</strong>ern<br />

• Allgemeiner Unmut, Weinen oder Stöhnen<br />

• Appetitlosigkeit bis hin zur Verweigerung der Nahrung<br />

• Abwehren von Berührungen<br />

• Auffallende Blässe<br />

• Schonhaltung<br />

Tabelle 2<br />

empfehlungen zur Fiebersenkung<br />

• Keine routinemäßige Senkung des Fiebers<br />

• Fiebersenkung: >38,5-39°C (in Abhängigkeit von Alter, Allgemeinzustand<br />

und Ursache des Fiebers)<br />

• Wichtigste Indikation: Beeinträchtigtes subjektives Wohlbefinden<br />

• Auspacken, nicht warm einpacken -> Wärmestau<br />

• Reichlich trinken lassen<br />

• Wadenwickel & Essigpatscherl:<br />

• Nicht vor dem 6. Lebensmonat<br />

• Nicht im Fieberanstieg<br />

• Nicht wenn Hände und Füße kalt sind<br />

• Nicht mit kaltem Wasser<br />

(Quelle: Prim. Zwiauer)<br />

Redaktion: Emanuel Munkhambwa<br />

OA Dr. Oskar Janata<br />

Leiter der Krankenhaushygiene<br />

Donauspital im SMZ-Ost<br />

Langobardenstraße 122<br />

1220 Wien<br />

Tel.: +43(0)1/28802-2226<br />

oskar.janata@wienkav.at<br />

„Antibiotika sind in den meisten Fällen unnötig, weil sie die<br />

Beschwerden nur in geringem Ausmaß lindern, den Krankheitsverlauf<br />

kaum verkürzen, vor potenziellen Komplikationen wenig<br />

schützen sowie Nebenwirkungen verursachen und die Resistenzbildung<br />

von Krankheitserregern vorantreiben“.<br />

Quelle: „Wait & see – State of the art in der Behandlung von fiebrigen Infekten bei<br />

Babys und Kleinkindern“, Pressekonferenz der Firma Reckitt Benckiser, 15.12.2011,<br />

Wien<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

25


Chronische Erkrankung<br />

Gut leben mit chronischer Erkrankung im<br />

<strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

Eine Herausforderung für die gesamte Familie<br />

mag. Angelika KeRSchhUbeR<br />

Klinische- und Gesundheitspsychologin<br />

Tel.: +43(0)6415-7101-83232<br />

angelika.kerschhuber@kh-schwarzach.at<br />

mag. eva miTTeReggeR<br />

Klinische- und Gesundheitspsychologin<br />

Tel.: +43(0)6415-7101-83230<br />

eva.mitteregger@kh-schwarzach.at<br />

Kardinal Schwarzenberg’sches Krankenhaus<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er-und Jugendheilkunde ,<br />

Abt. Klinische- und Gesundheitspsychologie<br />

Kardinal-Schwarzenberg-Straße 2-6<br />

5620 Schwarzach im Pongau<br />

26<br />

Einleitung<br />

Chronische Erkrankung ist ein Oberbegriff für<br />

somatische Krankheitsbilder, die länger als<br />

ein Jahr andauern, wenig Besserung zeigen<br />

und/oder als nicht heilbar gelten. Sie sind<br />

dadurch gekennzeichnet, dass sie mit einer<br />

aufwendigen, symptomlindernden medizinischen<br />

Behandlung einhergehen.<br />

In westlichen Industrienationen haben<br />

chronische Erkrankungen im <strong>Kind</strong>es- und<br />

Jugendalter während des letzten Jahrhunderts<br />

deutlich zugenommen. Das Krankheitsspektrum<br />

hat sich weg von bakteriell<br />

oder viral bedingten Infektionskrankheiten<br />

immer mehr in Richtung chronische Verläufe<br />

verschoben. Prävalenzstudien zeigen, dass in<br />

den USA Beeinträchtigungen durch chronische<br />

Erkrankungen heute doppelt so häufig<br />

sind wie vor 25 Jahren. In Abhängigkeit von<br />

den jeweiligen Ein- und Ausschlusskriterien<br />

bestimmter Krankheitsbilder sowie der Art<br />

der Erhebungsmethode variieren die Zahlen<br />

der betroffenen <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen<br />

zwischen 5% und 30%. Die Mehrzahl der<br />

Autoren schätzt jedoch, dass etwa 20% der<br />

<strong>Kind</strong>er und Jugendlichen unter mindestens<br />

einer körperlichen chronischen Erkrankung<br />

leiden. Aktuelle Studien prognostizieren auch<br />

einen weiteren Anstieg der Inzidenz- und Prävalenzrate.<br />

Welche Rolle spielt die Psychologie<br />

bei chronischen Erkrankungen?<br />

In erster Linie benötigen chronisch kranke<br />

<strong>Kind</strong>er und deren Eltern eine optimale, der<br />

Grunderkrankung entsprechende somatisch<br />

orientierte Betreuung. Chronische Erkrankungen<br />

fordern jedoch eine Anpassungsreaktion<br />

der Erkrankten und ihrer sozialen Systeme an<br />

einen komplexen und unsicheren Verlauf mit<br />

akuten und chronischen Episoden. Aus diesem<br />

Grund ist es notwendig, bei einer chronischen<br />

Erkrankung über den Tellerrand eines<br />

rein medizinischen Krankheits- und Behandlungskonzepts<br />

zu blicken und die Psychologie<br />

miteinzubeziehen.<br />

Folgende psychologische Aspekte sind zu<br />

berücksichtigen:<br />

• Die Diagnosestellung einer chronischen<br />

Erkrankung ist für die gesamte Familie als<br />

kritisches Lebensereignis, ein sogenanntes<br />

„Life-Event“, zu sehen, dessen Bewältigung<br />

auch psychologische und soziale Ressourcen<br />

erfordert.<br />

• Im weiteren Krankheitsverlauf sind Qualität<br />

der Krankheitsbewältigung und die Compliance,<br />

sprich die Bereitschaft zur Therapie<br />

mitarbeit, mitbestimmend für den organmedizinischen<br />

Krankheitsverlauf. Ziel einer<br />

gelungenen Krankheitsverarbeitung ist die<br />

Tabelle 1: Verbreitung einiger ausgewälter chronischer Krankheitsbilder im <strong>Kind</strong>es-<br />

und Jugendalter (nach Esser 2008; S.497)<br />

Adipositas und Übergewicht 8-20 %<br />

Asthma 8-10 %<br />

Neurodermitis 7-19 %<br />

Angeborener Herzfehler 0,8-1%<br />

Diabetes Typ 1 0,1-0,25 %<br />

Juveniles Rheuma 0,3-0,5 %<br />

Cystische Fibrose 0,03 %<br />

Krebserkrankung ca. 14 Neuerkrankungen/100.000 im Jahr


Anpassung an die neuen Begebenheiten.<br />

Die Aufgabe besteht darin, die Erkrankung<br />

und die Folgen in das Leben zu integrieren,<br />

ohne dabei die Krankheit in den Vordergrund<br />

zu stellen.<br />

• Im Gegensatz zum „klassischen“ psychosomatischen<br />

Ansatz sieht die Psychologie<br />

der chronischen Erkrankungen eine umgekehrte<br />

Wirkungsrichtung: die somatische<br />

Erkrankung kann zu psychosozialen Folgeerscheinungen<br />

führen. Somatische chronische<br />

Erkrankungen können für betroffene<br />

<strong>Kind</strong>er und Jugendliche ein erhöhtes Risiko<br />

für sekundäre Entwicklungsbeeinträchtigungen<br />

einschließlich der Ausbildung von<br />

psychischen Symptomen und Störungen<br />

darstellen.<br />

Mit welchen psychosozialen Belastungsfaktoren<br />

sind chronisch<br />

erkrankte <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />

konfrontiert?<br />

Belastungen in Folge von chronischen Erkrankungen:<br />

• Ausgeprägte Schmerzzustände<br />

• Bedrohlichkeit (Krankheitsschübe, Akutzustände,<br />

Verkürzte Lebenserwartung)<br />

• Einschränkung im Alltag (Motorik, Kommunikation)<br />

• Einschränkung der Ausbildung (Fehlzeiten,<br />

Einschränkung der Berufsauswahl)<br />

• Negative Reaktionen der sozialen Umwelt<br />

(von Verwandten, Freunden, Peer-Group,<br />

etc.)<br />

• Alteriertes Körper- und Selbstbild (Sichtbare<br />

Symptome, Verzögerung der körperlichen<br />

und sexuellen Entwicklung)<br />

Belastungen durch die Behandlung:<br />

• Nebenwirkungen der Medikamente<br />

• Diätetische Restriktionen<br />

• Medizinische Eingriffe (Dialysen, Endoskopien,<br />

etc.)<br />

• Klinikaufenthalte<br />

Was bedeutet ein chronisch krankes<br />

<strong>Kind</strong> für die Familie?<br />

Belastet sind nicht nur die erkrankten <strong>Kind</strong>er<br />

selbst, sondern auch ihre Eltern und<br />

Geschwister. Eltern leiden unter einer eingeschränkten<br />

Lebensqualität und Partnerkonflikten.<br />

Vor allem Mütter sind anfälliger für<br />

Depressionen. Geschwisterkinder werden<br />

in Fachkreisen als „Schattenkinder“ bezeichnet,<br />

da ein Großteil der Zuwendung und<br />

Aufmerksamkeit der Familie dem erkrankten<br />

Geschwisterkind gilt.<br />

Eltern sehen sich mit vielfältigen Gefühlen<br />

konfrontiert, die von Verstimmung und Angst<br />

über Verärgerung und Ablehnung bis zu Verleugnung,<br />

Verdrängung oder Intellektualisierung<br />

reichen. Aus diesem Prozess der emotionalen<br />

und kognitiven Adaptation können<br />

im ungünstigen Fall negative Rückwirkungen<br />

auf die Entwicklung des kranken <strong>Kind</strong>es, aber<br />

auch Gefährdung für die gesunden Geschwister<br />

(Vernachlässigung) resultieren.<br />

Die ständige Belastung durch die Erkrankung<br />

verlangt den Eltern ein enormes körperliches,<br />

mentales sowie seelisches Durchhaltevermögen<br />

ab. Eine Person in der Familie muss immer<br />

„funktionieren“ – unvorhergesehene Ereignisse<br />

wie etwa eine Erkrankung von Mutter<br />

oder Vater kann zum Zusammenbruch des<br />

Familiensystems führen. Dies ist natürlich für<br />

AlleinerzieherInnen sehr problematisch.<br />

Versorgung, Betreuung, Pflege und das Einhalten<br />

vielerlei Termine bei Ärzte und Therapeuten<br />

benötigen sehr viel Zeit. Aufgrund<br />

dessen müssen Eltern oftmals vom Arbeitsplatz<br />

fernbleiben, ihre Berufstätigkeit aufgeben,<br />

ihre Sozialkontakte einschränken und<br />

auf eigene Freitzeitinteressen verzichten.<br />

Dadurch entsteht oftmals ein Teufelskreis<br />

der sozialen Isolation. Viele Familien müssen<br />

zudem auf zeitliche und/oder finanzielle<br />

Unterstützung ihrer Ursprungsfamilie zurückgreifen.<br />

Wie gehen <strong>Kind</strong>er mit ihrer<br />

chronischen Erkrankung um?<br />

Chronisch kranke <strong>Kind</strong>er entwickeln im Verlauf<br />

ihrer Krankheit eigene Vorstellungen über<br />

das Krankheitsgeschehen in ihrem Körper. Im<br />

<strong>Kind</strong>ergartenalter nehmen sie beispielsweise<br />

vor allem konkrete äußerlich wahrnehmbare<br />

Krankheitsphänomene wahr. Nicht sichtbare<br />

oder spürbare Krankheitsanzeichen erkennen<br />

sie dagegen oft nicht an und wollen sich<br />

dementsprechend auch nicht behandeln lassen.<br />

Sie führen die Krankheitsursache häufig<br />

auf konkrete Ereignisse, Handlungen anderer<br />

Personen oder eigenes (Fehl-)Verhalten<br />

zurück. Nicht selten entwickeln sie deshalb<br />

auch Schuldgefühle.<br />

Auch die Therapiemaßnahmen werden von<br />

den <strong>Kind</strong>ern meist nach sichtbaren und spürbaren<br />

Wirkungen beurteilt. So schreiben viele<br />

<strong>Kind</strong>er z.B. gut schmeckender Medizin eine<br />

bessere Wirkung zu als schlecht schmeckender.<br />

<strong>Kind</strong>ergartenkinder haben zudem noch<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

eine stark ausgeprägte egozentrische Sichtweise,<br />

d.h. sie haben Probleme, Ereignisse aus<br />

einer anderen als der eigenen Perspektive zu<br />

beschreiben. Schmerzhafte Maßnahmen wie<br />

Spritzen oder Blutentnahmen, die bei medizinischen<br />

Behandlungen anfallen, empfinden<br />

sie daher nicht als notwendig oder wirksam.<br />

Chronisch kranke <strong>Kind</strong>er benötigen daher<br />

eine Krankheitsaufklärung, die ihrem jeweiligen<br />

Alter und Entwicklungsstand angemessen<br />

ist. Erst dann sind sie in der Lage, krankheitsbezogene<br />

Informationen zu verarbeiten<br />

und in ihr subjektives Krankheitserleben zu<br />

integrieren.<br />

Warum reagiert ein Teil der Betroffenen<br />

mit psychischen Auffälligkeiten,<br />

während die Mehrzahl die<br />

vielfältigen Belastungen ohne größere<br />

Schwierigkeiten bewältigt?<br />

Erfahrung und Forschung zeigen immer<br />

wieder eine deutlich erhöhte Vulnerabilität<br />

chronisch kranker <strong>Kind</strong>er. Zunächst sind<br />

Soziodemographische Risikoindikatoren<br />

wie z.B. das Alter zu nennen. Das psychische<br />

Auffälligkeitsrisiko ist bei älteren chronisch<br />

kranken <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen höher<br />

als bei jungen. Liegen Erkrankungsbezogene<br />

Risikoindikatoren wie ZNS-Beteiligung oder<br />

Intelligenzminderung vor, kommt es auch zu<br />

einem erhöhten Risiko für psychische Auffälligkeiten.<br />

Zusätzlich sind Umfeldbezogene Risikoindikatoren<br />

wie widrige familiäre Bedingungen,<br />

aber auch die schulische Situation und die<br />

Gleichaltrigengruppe zu nennen.<br />

Die Prävalenzraten psychischer Störungen<br />

sind gegenüber gesunden <strong>Kind</strong>ern auf das<br />

Zwei- bis Dreifache erhöht. Es besteht ein<br />

Risiko von Anpassungsproblemen mit sowohl<br />

internalisierenden wie externalisierenden<br />

Störungen. Die psychosoziale Vulnerabilität<br />

scheint jedoch für verschiedene Krankheiten<br />

27


Chronische Erkrankung<br />

zu variieren. Besonders hoch scheint sie bei<br />

Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn zu sein,<br />

gefolgt von Patienten mit Epilepsie, Verbrennungen,<br />

Taubheit und Zerebralparese.<br />

Eine Betrachtung des Musters der psychiatrischen<br />

Störungen zeigt, dass chronisch kranke<br />

<strong>Kind</strong>er keine spezifischen Verteilungsmuster<br />

der Psychopathologie aufweisen – es ist das<br />

typische Spektrum kinderpsychiatrischer Störungen<br />

vertreten, mit einem Überwiegen der<br />

emotionalen Störungen gegenüber den Störungen<br />

des Sozialverhaltens.<br />

Was kann die Klinische und Gesundheitspsychologie<br />

im Rahmen des<br />

Krankenhauses bieten?<br />

Zu Beginn der Erkrankung werden Erstgespräche<br />

für neu betroffene Familien angeboten,<br />

die noch unter dem Diagnoseschock stehen,<br />

eine Fülle von Informationen verarbeiten<br />

müssen und zahlreiche Veränderungen in<br />

ihrem Alltag ausgesetzt sind. Die Familie soll<br />

von Anfang an begleitet und unterstützt werden,<br />

um den Verarbeitungsprozess der Krankheit<br />

günstig beeinflussen und unerwünschten<br />

sekundären Krankheitsfolgen frühzeitig<br />

entgegenwirken zu können. Hierzu dienen<br />

im weiteren Krankheitsverlauf vor allem Bera-<br />

28<br />

Gut leben mit<br />

chronischer Erkrankung<br />

im <strong>Kind</strong>es- & Jugendalter<br />

Eine Herausforderung<br />

für die gesamte Familie<br />

Abb. 1<br />

tungsgespräche, je nach Bedarf im Einzel-<br />

oder Familiensetting.<br />

Im Verlauf chronischer Erkrankungen tauchen<br />

immer wieder Probleme bei der Therapiemitarbeit<br />

der <strong>Kind</strong>er oder andere spezielle<br />

Probleme (z.B. Trennungsangst im Krankenhaus,<br />

Spritzenphobien, psychosomatische<br />

Beschwerden) auf. Je nach Situation können<br />

in diesen Fällen Einzelgespräche, therapeutische<br />

Vereinbarungen oder Verhaltensübungen<br />

zur Problemlösung beitragen.<br />

Familien mit chronisch Erkrankten haben<br />

Geschichten, die sehr problem- und schicksalorientiert<br />

sind. Das Schicksalhafte und die<br />

Ohnmacht stehen im Vordergrund. Hier brauchen<br />

sie Hilfe und Unterstützung, letztlich<br />

auch um die eigenen Ressourcen anzuregen.<br />

Die klinisch-psychologische Behandlung<br />

von chronisch kranken <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

fokussiert somit in erster Linie auf die<br />

Unterstützung der Krankheitsbewältigung,<br />

Ressourcenarbeit, angstreduzierende Techniken<br />

(einschl. Hypnose, Spieltherapie, kognitive<br />

Verfahren…), Übernahme der Eigenverantwortung<br />

im Umgang mit der Erkrankung<br />

sowie die Wiedererlangung von Selbstwirksamkeit<br />

und Lebensqualität.<br />

Familien mit chronisch Kranken benötigen<br />

längerfristige Unterstützung mit unterschiedlichen<br />

Frequenzen. Das bedeutet,<br />

dass sie nicht permanent auf Hilfe angewiesen<br />

sind. In Akutzeiten kann intensive therapeutische<br />

Arbeit nötig sein. Es kann jedoch<br />

auch Lebensphasen der Familie geben, in<br />

denen weitmaschige Betreuung ausreichend<br />

erscheint.<br />

Abb. 1: Informationsbroschüre des <strong>Kind</strong>er- und<br />

Jugendspitals Kardinal Schwarzenberg’sches<br />

Krankenhaus.<br />

Die Rolle der Psychologie am<br />

Beispiel Diabetes mellitus<br />

Die Diagnose „Diabetes“ bei einem <strong>Kind</strong> oder<br />

einem Jugendlichen trifft die gesamte Familie<br />

in der Regel unvorbereitet und ist für alle<br />

Beteiligten ein Schock und eine narzisstische<br />

Kränkung. Es liegt in der Natur des Menschen,<br />

davon auszugehen, ein gesundes <strong>Kind</strong> zu<br />

haben und ein problemloses Leben zu führen.<br />

„Warum hat ausgerechnet UNS dieses<br />

Schicksal getroffen?“ Die Diagnose kann als<br />

kritisches Lebensereignis gesehen werden,<br />

das von jedem einzelnen Familienmitglied<br />

große emotionale und praktische Anpassungsleistungen<br />

erfordert. Dies wird in der<br />

Psychologie auch als Coping bezeichnet.<br />

Als erste Reaktionen auf diesen Schock sind<br />

Verstörtheit, Leugnen der Realität, Depression,<br />

Angst und Schuldvorwürfe bis hin zu<br />

absoluter Hilflosigkeit zu nennen. Im klinischen<br />

Alltag lässt sich des Öfteren das Phänomen<br />

beobachten, dass <strong>Kind</strong>er die Tragweite<br />

ihrer Erkrankung zunächst nicht verstehen.<br />

Auch in der Literatur wird beschrieben, dass<br />

sich <strong>Kind</strong>er und Jugendliche in den ersten<br />

Tagen oft gefasster verhalten und ihre Eltern<br />

sogar noch unterstützen zu scheinen. Erfahrungsgemäß<br />

kehrt sich diese Konstellation<br />

nach wenigen Wochen um. Die Realisierung<br />

der Chronizität der Erkrankung geht dann oft<br />

mit Trauerreaktionen, sozialem Rückzug und<br />

Widerstand gegen die anfangs noch akzeptierten<br />

therapeutischen Maßnahmen einher.<br />

Die Normalisierung dieser Symptomatik<br />

durch den betreuenden <strong>Arzt</strong> oder Psychologen<br />

soll Eltern in ihrer Sicherheit stärken. In<br />

dieser Phase sind Verständnis, Zuwendung<br />

und eine hoffnungsvolle, zuversichtliche Haltung<br />

der Eltern entscheidend. <strong>Kind</strong>er orientieren<br />

sich in der Regel an den Reaktionen der<br />

Eltern, welche somit die Krankheitsbewältigung<br />

ihrer <strong>Kind</strong>er stark beeinflussen können.<br />

Trotz dieser anfänglichen Belastungsreaktionen<br />

schafft es die große Mehrheit der Betroffenen,<br />

sich innerhalb eines Jahres mit den<br />

neuen Herausforderungen zu arrangieren<br />

und auch ihr emotionales Gleichgewicht wiederzuerlangen.<br />

Welche Aspekte für diese psychische Widerstandsfähigkeit<br />

ausschlaggebend sind, wird<br />

in der aktuellen Resilienzforschung untersucht.<br />

Laut einer Studie haben sich beispielsweise<br />

„Suche nach sozialer Unterstützung“,<br />

„Familiärer Zusammenhalt“ sowie „Problemorientiertes<br />

Coping“ als günstige Faktoren<br />

für die Krankheitsbewältigung erwiesen. Kein<br />

klarer Zusammenhang konnte zwischen den<br />

Variablen des soziodemographischen Status,<br />

der Familienstruktur oder der Persönlichkeit<br />

von <strong>Kind</strong> und Eltern mit der Krankheitsbewältigung<br />

gefunden werden. Entscheidend sind<br />

auch die Subjektiven Krankheitstheorien der<br />

Familie zu nennen, welche weniger die Laientheorie<br />

über die Krankheit, sondern viel mehr<br />

die subjektive Einstellung zur Krankheit bzw.<br />

die individuelle Sinnstiftung bezeichnen.<br />

Während Familien, die „Diabetes als Lebensaufgabe“<br />

ansehen, durch hohe Identifikation<br />

mit der Erkrankung und Therapie sowie<br />

durch hohes Engagement in der Diabetes-<br />

Community imponieren, sind Einstellungen<br />

vom Typus „Diabetes als Schicksalsschlag“


und „Diabetes als mühsames Alltagsgeschäft“<br />

durch ein starkes Hilflosigkeitserleben<br />

geprägt und somit als Risikofaktoren für<br />

ein erhöhtes Stresserleben und geringere<br />

Lebensqualität anzusehen. Untersuchungen<br />

bestätigten, dass die überwiegende Mehrheit<br />

der Patienten vom Einstellungs-Typus „Diabetes<br />

als Schicksalsschlag“ auch einen als problematisch<br />

einzuschätzenden HbA1c-Wert aufweisen.<br />

Zahlreiche Studien zeigen, dass <strong>Kind</strong>er und<br />

Jugendliche, denen es im Verlauf des ersten<br />

Jahres nicht gelingt, sich mit dem Diabetes<br />

zu arrangieren, ein großes Risiko tragen, langfristig<br />

unbefriedigende Stoffwechselwerte<br />

und psychosoziale Probleme zu entwickeln.<br />

Psychologische Studien widmen sich diesen<br />

potentiellen psychosozialen Folgen des Diabetes.<br />

Die Forscher argumentieren, dass Diabetiker<br />

aufgrund der Nicht-Sichtbarkeit der<br />

Krankheit zwar weniger mit einer Stigmatisierung<br />

oder Hänseleien durch andere konfrontiert<br />

werden, jedoch eine hohe Anforderung<br />

an die Selbstkontrolle auf ihren Schultern<br />

lastet. Es wird hervorgehoben, dass von den<br />

Betroffenen das rigide Krankheitsmanagement<br />

belastender als die eigentliche Symptomatik<br />

erlebt wird. Vor allem bei Jugendlichen<br />

kann der streng geplante Tagesablauf sowie<br />

die teilweise notwendige elterliche Kontrolle<br />

einem gesunden Ablöseprozess im Weg<br />

stehen und eine Eingliederung in die Peergruppe<br />

erschweren.<br />

Besorgniserregend sind die Zahlen der<br />

Komorbidität der Essstörungen. Die Prävalenz<br />

von Essstörungen ist bei weiblichen Typ-<br />

1-Diabetikern annähernd doppelt so hoch<br />

wie bei Nichtdiabetikern. Neben den Essstörungen<br />

ist die Gefahr der depressiven Entwicklung<br />

zu erwähnen, die aufgrund psychosozialer<br />

Stressbelastung und/oder als Folge<br />

der metabolischen Veränderungen entstehen<br />

kann. Somit ist es im Rahmen der Diabetiker-Betreuung<br />

wichtig, im weiteren Krankheitsverlauf<br />

auch die Entwicklung eventueller<br />

sekundärer psychiatrischer Problematiken im<br />

Auge zu behalten.<br />

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<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Was ist das Fazit für die Praxis?<br />

Chronisch kranke <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />

sollten aus einem bio-psycho-sozialen Blickwinkel<br />

gesehen werden. Für eine adäquate<br />

Betreuung bedarf es einer Kooperation von<br />

medizinischen, klinisch-psychologischen und<br />

sozialarbeiterischen Disziplinen. Eine solche<br />

kindorientierte interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

setzt auch eine gemeinsame Vorstellung<br />

über das <strong>Kind</strong> mit seinen psychischen<br />

und körperlichen Bedürfnissen und seinen<br />

altersspezifischen Eigenheiten voraus.<br />

Nur durch eine ganzheitliche ärztlich-psychologische<br />

Betreuung ist es möglich, chronisch<br />

kranken <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

samt ihren Familien zu einer Lebensqualität<br />

zu verhelfen, die sich nur noch wenig<br />

von den Gesunden unterscheidet und den<br />

Betroffenen eine bestmögliche Entwicklung<br />

(kognitiv, sprachlich, sozial, etc.) sowie eine<br />

angemessene soziale Integration (familiär,<br />

schulisch und beruflich) gewährleistet.<br />

Literatur bei den Verfasserinnen<br />

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29


Schule ...<br />

Schul…verweigerung?<br />

Therapiekonzept bei schulbezogenen Ängsten am Psychosomatik-Schwerpunkt<br />

mag. Simone RAAb<br />

Klinische- und Gesundheitspsychologin,<br />

Psychotherapeutin<br />

simone.raab@kh-schwarzach.at<br />

Dr. bernd mülleR<br />

Assistenzarzt für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

bernd.mueller@kh-schwarzach.at<br />

Kardinal Schwarzenberg’sches Krankenhaus<br />

Kardinal-Schwarzenberg-Straße 2-6<br />

5620 Schwarzach im Pongau<br />

Tel.: +43(0)6415/7101-0<br />

Fax.: +43(0)6415/6766-2207<br />

30<br />

„Schulverweigerung ist keine „Jugendsünde“. Unbehandelt besteht eine hohe Chronifizierungsgefahr<br />

mit weitreichenden Konsequenzen für die berufliche bzw. private<br />

Zukunft der betroffenen <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen“<br />

Einleitung<br />

Schulverweigerung ist ein vielschichtiges<br />

Problem mit weitreichenden Folgen, das<br />

alle Berufsgruppen, die mit der Behandlung<br />

oder Betreuung von <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

betraut sind, betrifft. Die Familie des<br />

jeweiligen <strong>Kind</strong>es ist in bedeutsamer Weise<br />

involviert. Eine genaue differentialdiagnostische<br />

Abklärung der Symptomatik und Hintergründe<br />

sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

unter Einbeziehung der Familie<br />

und der Herkunftsschule sind für eine erfolgreiche<br />

Behandlung unabdingbar.<br />

Definition<br />

Kearney & Silverman (1996, zit. nach Lehmkuhl<br />

2007) beschreiben Schulverweigerung<br />

als ein Verhalten, bei dem es aus durch das<br />

<strong>Kind</strong> / dem Jugendlichen motivierten Gründen<br />

nicht möglich ist, die Schule zu besuchen<br />

oder den Schultag durchzuhalten. Dies<br />

schließt ausdrücklich jene mit ein,<br />

die den Schulbesuch völlig eingestellt haben,<br />

die Schule nur mit Verspätung aufsuchen<br />

können,<br />

morgens zur Schule gehen, den Unterricht<br />

aber frühzeitig verlassen<br />

Grafik 1:<br />

die Schule zwar besuchen, aber deutliche<br />

Auffälligkeiten zeigen<br />

In letzter Zeit wird der umfassendere und<br />

nicht-wertende Begriff „Schulabsentismus“<br />

bevorzugt, der Begriff „Verweigerung“ ist vor<br />

allem im Zusammenhang mit angstbedingter<br />

Schulverweigerung unglücklich, weil er<br />

eine Entscheidungsfreiheit und damit Kontrollmöglichkeit<br />

impliziert, über welche <strong>Kind</strong>er<br />

in Angst- oder Panikzuständen nur eingeschränkt<br />

oder nicht verfügen.<br />

Formen von Schulabsentismus<br />

Neben organischen Erkrankungen gibt es<br />

zwei Ursachen, warum <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />

ihrer Schulpflicht nicht nachkommen (z.<br />

B. Schulze 2003, zit. Nach Fischer 2004):<br />

1. Zurückgehalten-Werden: Bei einer kleineren<br />

Gruppe geht die Initiative nicht vom<br />

<strong>Kind</strong> aus, sondern es wird von den Eltern<br />

daran gehindert die Schule zu besuchen.<br />

Gründe können z.B. sein: es wird für Arbeiten<br />

im Haushalt oder zur Versorgung von<br />

Geschwistern gebraucht, Unzufriedenheit<br />

mit der schulischen Situation, geringe<br />

Bedeutung von Schulbildung, Vertuschung<br />

familiärer Gewalt.


Inhalt<br />

2. Verschiedene psychische Störungen spielen<br />

jedoch die weitaus bedeutendere Rolle. Grafik<br />

1 gibt einen Überblick<br />

Im Folgenden wollen wir aufgrund der Vielschichtigkeit<br />

der Problematik den Fokus auf<br />

Schulphobie und Schulangst in Abgrenzung<br />

zum Schulschwänzen legen.<br />

Differentialdiagnostik<br />

Verschiedene Autoren (z.B. Döpfner & Walter<br />

2006, Lehmkuhl 2007) haben diagnostische<br />

Leitfragen zur Einschätzung der Problematik<br />

formuliert. Unserer Erfahrung nach haben<br />

sich folgende Fragen bewährt:<br />

1. Liegen körperliche Beschwerden / Erkrankungen<br />

vor, die den Schulbesuch verhindern?<br />

2. Wissen die Eltern über das Fehlen in der<br />

Schule Bescheid? bzw. Wo hält sich das <strong>Kind</strong><br />

dann auf?<br />

3. Wo liegt der Fokus der Ängste?<br />

Bei <strong>Kind</strong>ern mit Schulphobie spielen Trennungsängste<br />

die zentrale Rolle, es fällt ihnen<br />

schwer, sich von zu Hause zu lösen, u. a. auch<br />

in nicht-schulbezogenen Situationen. Schule<br />

ist nicht Ursache, sondern Auslöser der Angstsymptomatik,<br />

auch bei detaillierter Exploration<br />

findet sich meist keine Angst vor Personen<br />

oder Situationen innerhalb der Schule<br />

(Remschmidt 2006).<br />

Lassen sich schulbezogene Ängste, z.B. vor<br />

Mitschülern/Lehrern (häufig nach bestimmten<br />

auslösenden Ereignissen) oder vor<br />

Prüfungen, Hinweise auf Überforderung/<br />

Intelligenzminderung oder eine erhöhte<br />

Selbstunsicherheit einschließlich sozialer<br />

Ängste feststellen, spricht dies für Schulangst.<br />

Die Quelle der Angst liegt in der Schule oder<br />

auf dem Schulweg. In beiden Fällen wissen<br />

die Eltern vom Fehlen ihres <strong>Kind</strong>es, es bleibt<br />

zu Hause. Schulschwänzer suchen attraktivere<br />

Orte als die Schule auf, die Eltern wissen<br />

(lange) nichts davon.<br />

Da körperliche Symptome Ängste „maskieren“<br />

können, ist auf ihren Auftretenszeitpunkt<br />

zu achten: Bei Schulphobie gehäuft abends<br />

vor oder morgens an Schultagen bzw. nach<br />

Wochenenden oder Ferien, bei Schulangst<br />

eher an bestimmten Tagen, z. B. vor bestimmten<br />

Fächern oder Prüfungen.<br />

Die Tab. 1 + 2 bieten weitere Hilfestellung für<br />

die Differentialdiagnostik, Tab. 3 eine Übersicht<br />

möglicher Einordnungen nach ICD-10<br />

(Mattejat 1981, Niethammer 2009, Petersen<br />

2006, Steinhausen 2007):<br />

Tabelle 1:<br />

Prävalenz<br />

Differentialdiagnostik: Auffälligkeiten in der Schule<br />

Angst in der<br />

Schulsituation<br />

Schulabwesenheit chronisch mit Wissen der<br />

Eltern,<br />

K / J zu Hause<br />

Bis zu 60% der Schüler geben an, schon einmal<br />

einige Stunden oder einen Tag absichtlich<br />

der Schule ferngeblieben zu sein, ca.<br />

5-10% tun dies regelmäßig. 1-2% weisen eine<br />

angstbedingte, 3-8% eine dissoziale Schulverweigerung,<br />

0,5% eine kombiniert angst-<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />

nein / latent ja nein<br />

sporadisch mit Wissen<br />

der Eltern,<br />

K / J zu Hause<br />

sporadisch/chronisch ohne<br />

Wissen der Eltern,<br />

K / J an attraktiveren Orten<br />

Motivation hoch hoch niedrig, geringe Frustrationstoleranz<br />

Schulleistung meist gut häufig Lernstörungen häufig Lerstörungen<br />

Einbindung in Peergroup<br />

rudimentär erhalten od. angstbesetzt<br />

Disziplinarprobleme nein nein ja, häufig<br />

Tabelle 2:<br />

Differentialdiagnostik: Psychopathologische Auffälligkeiten<br />

Leitsymptome Trennungsangst, somatische<br />

Beschwerden<br />

gering od. unter "Gleichgesinnten"<br />

Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />

Leistungsängste, soziale<br />

Ängste<br />

Somatisierung stark wechselnd nein/selten<br />

Intelligenz durchschnittlich bis hoch durchschnittlich, heterogen<br />

Sozialverhalten angepasst bis anklammernd<br />

Häufige Persönlichkeitszüge<br />

Beginn der Entwicklung<br />

Tabelle 3:<br />

ängstlich, sensibel,<br />

depressiv<br />

unauffällig oder<br />

ängstlich<br />

Ausweichen aggressives/<br />

dissoziales Verhalten<br />

durchschnittlich bis niedrig<br />

unangepasst, prädelinquent<br />

ängstlich, sensibel aggressiv, dissozial,<br />

ausagierend<br />

<strong>Kind</strong>ergarten späte VS-Zeit Adoleszenz<br />

Differentialdiagnostik nach ICD-10<br />

Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />

F93.0<br />

Emotionale Störung<br />

mit Trennungsangst<br />

des <strong>Kind</strong>esalters<br />

F93.1 Phobische Störung des <strong>Kind</strong>esalters<br />

F93.2 Störung mit sozialer Ängstlichkeit<br />

des <strong>Kind</strong>esalters<br />

F40.x phobische Störungen<br />

F41.x sonstige Angststörungen F80.x<br />

umschriebene Entwicklungsstörungen<br />

des Sprechens und der Sprache<br />

F81.x umschriebene Entwicklungsstörungen<br />

schulischer Fertigkeiten<br />

F82 umschriebene Entwicklungsstörungen<br />

der motorischen Funktionen<br />

F90.x Hyperkinetische Störungen<br />

F91.x Störungen des Sozialverhaltens<br />

F80.x umschriebene Entwicklungsstörungen<br />

des Sprechens und der Sprache<br />

F81.x umschriebene Entwicklungsstörungen<br />

schulischer Fertigkeiten<br />

F82 umschriebene Entwicklungsstörungen<br />

der motorischen Funktionen<br />

F90.x Hyperkinetische Störungen<br />

F92.x Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen<br />

bedingt-dissoziale Schulverweigerung auf.<br />

Während bei angstbedingter Schulverweigerung<br />

der Häufigkeitsgipfel bei 5-6 Jahren<br />

bzw. 10-11 Jahren liegt und Buben und Mädchen<br />

gleich häufig betroffen sind, ist dissoziale<br />

Schulverweigerung v.a. zwischen 13 und<br />

17 Jahren und vermehrt bei Buben (2:1) zu<br />

finden. Haupt- und Sonderschüler sind häu-<br />

31


Schule ...<br />

figer betroffen als Gymnasiasten (12-14% vs.<br />

4-5%), wobei keine Schulform ausgenommen<br />

ist (zit. nach Döpfner & Walter 2006, Knollmann<br />

et al. 2010). Von Angststörungen, die in<br />

diesem Kontext eine wichtige Rolle spielen,<br />

sind ca. 8-10% aller <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen<br />

betroffen (Schneider 2004).<br />

Ätiologie<br />

Die Ursachen von Schulabsentismus sind<br />

multifaktoriell (siehe dazu z. B. Döpfner &<br />

Walter 2006, Lehmkuhl 2007). Auf Patientenseite<br />

spielen v.a. körperliche und psychische<br />

Erkrankungen, Mangel an sozialen Fertigkeiten<br />

und positiven Bewältigungsstrategien,<br />

Motivation und Leistungsorientierung, Intelligenz,<br />

Teilleistungsstörungen sowie Temperamentsfaktoren<br />

(ängstliche Disposition) eine<br />

Rolle.<br />

Bedeutsam sind auch familiäre Faktoren:<br />

Erziehungsstil (überbehütend, distanziert,<br />

mangelnde Kontrolle, ...) bzw. erzieherische<br />

Defizite/Überforderung, familiäre Belastungen<br />

(Konflikte, Trennung, Krankheit / Tod,<br />

Arbeitslosigkeit, ...), psychische Probleme<br />

der Eltern (insb. eigene Trennungsängste),<br />

Kooperation der Eltern mit Schule sowie ihre<br />

Einstellung zu Bildung, Umgang der Eltern<br />

mit der Symptomatik.<br />

Tab. 4 gibt eine Übersicht zur Pathogenese<br />

und Funktion der Symptomatik (Mattejat<br />

1981, Niethammer 2009, Steinhausen 2007).<br />

Weiters spielen auch schulische und Peer-<br />

Faktoren eine Rolle: Neben negativen Erfahrungen<br />

(z.B. Konflikte, Hänseleien, Bullying<br />

/ Mobbing, „schlechte Gesellschaft“, ...) und<br />

Überforderung, wirken sich negativ aus: hohe<br />

Leistungsanforderungen, unpassende Schulform,<br />

große Klassen, viele auffällige Mitschüler.<br />

Grundprinzipien der Behandlung<br />

1. schnellstmögliche Wiedereingliederung<br />

2. Konfrontation mit Ängsten<br />

3. Bearbeitung der zugrundliegenden Problematik<br />

4. multimodales Vorgehen<br />

5. interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation<br />

6. wenn Pharmakotherapie, nur ergänzend<br />

Eine schnelle Reintegration ist aufgrund<br />

der massiven negativen Folgen vorrangiges<br />

Behandlungsziel. Alle Maßnahmen, die ein<br />

32<br />

Tabelle 4:<br />

Pathogenese und Funktion der schulbezogenen Symptomatik<br />

Elternverhalten überprotektiv,<br />

ängstlich, ambivalent<br />

Pathogenese Temperament, Überfürsorge,<br />

symbiotische E-K-<br />

Bindung, reale Verlusterlebnisse<br />

Funktion Vermeidung von Trennung<br />

Fernbleiben von der Schule beinhalten, sollen<br />

vermieden werden; so ist auch eine Krankschreibung<br />

aus psychischen Gründen kontraindiziert,<br />

weil dadurch die Vermeidung und<br />

damit die Symptomatik verstärkt bzw. aufrechterhalten<br />

werden. Diese kann nur durch<br />

eine therapeutisch vorbereitete und begleitete<br />

Konfrontation mit der Angst (Angstexposition)<br />

vermindert werden, etwa in Form einer<br />

„therapeutischen Trennung“ durch eine stationäre<br />

Aufnahme oder durch eine schrittweise<br />

Exposition mit der angstbesetzten Schulsituation.<br />

Das Behandlungskonzept sollte sich dabei<br />

auf keinen Fall nur auf das Zielsymptom<br />

Schulverweigerung beschränken, eine Bearbeitung<br />

der zugrundliegenden Problematik -<br />

kindzentriert (intrapsychische Dynamik) und<br />

systemzentriert (Dynamik im Entstehungskontext<br />

–> Einbeziehung von Familie, Schule,<br />

Peers, ...) ist unerlässlich. Dabei ist auch Psychoedukation<br />

und Beratung (v.a. hinsichtlich<br />

vermeidungsunterstützender Verhaltensweisen)<br />

aller Beteiligten von enormer Bedeutung.<br />

Eine derart komplexe Problematik kann nur<br />

in interdisziplinärer Vernetzung und Kooperation<br />

behandelt werden. Dazu gehören: niedergelassene<br />

und stationär tätige Ärzte und<br />

Therapeuten, Familie, (Herkunfts-) Schule,<br />

Jugendwohlfahrt, Polizei.<br />

Prognostische Faktoren<br />

Alter bei Störungs- bzw. Behandlungsbeginn,<br />

Schweregrad der Symptomatik, Kooperation<br />

und Belastungsgrad der Familie sowie<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit sind die<br />

wichtigsten Einflussfaktoren. Je früher die<br />

Problematik erkannt und fachgerecht behandelt<br />

wird und je mehr die Eltern bereit bzw.<br />

fähig sind eigene Anteile zu erkennen und<br />

verändern, desto günstiger die Prognose. Bei<br />

leichterer Ausprägung und kurzer Störungs-<br />

Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />

eher unspezifisch,<br />

häufig sehr ehrgeizig<br />

Temperament, negative<br />

Erfahrungen im<br />

Schulkontext, Überforderung<br />

Vermeidung von<br />

Kränkung<br />

eher duldend, desinteressiert<br />

bis vernachlässigend<br />

Erziehungsdefizite,<br />

mangelnde Gewissensbildung,<br />

Überforderung,<br />

andere psych. Störungen<br />

Vermeidung von „Unlust“<br />

dauer genügt oft eine ambulante Behandlung,<br />

bei chronischen Verläufen mit schwerer<br />

Symptomatik ist meist eine auf den Einzelfall<br />

zugeschnittene, interdisziplinäre stationäre<br />

Behandlung unter Einbeziehung extramuraler<br />

Helfersysteme notwendig (Knollmann<br />

2010, Mattejat 1981, Remschmidt 2006).<br />

Schulverweigerung ist keine „Jugendsünde“.<br />

Unbehandelt besteht eine hohe Chronifizierungsgefahr<br />

mit weitreichenden Konsequenzen<br />

für die berufliche bzw. private Zukunft<br />

der betroffenen <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen,<br />

wie etwa: niedrigerer oder fehlender Schulabschluss,<br />

dadurch geringeres Bildungsniveau,<br />

schlechtere Berufsaussichten und geringere<br />

finanzielle Sicherheit, geringere Eingebundenheit<br />

ins soziale Leben, erschwerte Autonomieentwicklung,<br />

höheres Risiko für weitere<br />

psychiatrische Erkrankungen (Lehmkuhl<br />

2007).<br />

Wie erfolgt die Kontaktaufnahme<br />

zu unserer Abteilung?<br />

Oft aus Eigeninitiative der Eltern, zum Teil<br />

auch auf Anraten von Lehrern, Therapeuten<br />

oder der Jugendwohlfahrt wird in der Regel<br />

telefonisch der erste Kontakt hergestellt.<br />

Meist besteht schon eine längere Leidensgeschichte,<br />

lange Fehlzeiten von der Schule<br />

mit ursächlicher oder daraus resultierender<br />

Ausgrenzung in der Klasse, häufige Krankschreibungen<br />

und Krankenhausaufenthalte<br />

zur Abklärung angstbedingter psychosomatischer<br />

Beschwerden. In diesem Fall sprechen<br />

wir die Notwendigkeit einer weiteren Behandlung<br />

schon während des Aufenthaltes an.<br />

Sollte noch kein ambulanter Therapieversuch<br />

unternommen worden sein, empfehlen wir<br />

diesen vorerst im niedergelassenen Bereich<br />

und geben Kontaktadressen aller wohnortnahen<br />

Psychologen/Psychotherapeuten mit. Im<br />

Rahmen unserer Psychosomatik-Ambulanz<br />

erfolgen im Weiteren regelmäßige Kontrol-


Inhalt<br />

len, schon in dieser Phase bemühen wir uns<br />

um eine Vernetzung mit allen im jeweiligen<br />

System beteiligten Helfern.<br />

Zeigen diese Hilfsangebote nicht den<br />

gewünschten Erfolg oder besteht eine stark<br />

ausgeprägte Symptomatik/großer Leidensdruck,<br />

empfehlen wir einen stationären Aufenthalt<br />

an unserem Psychosomatik-Schwerpunkt.<br />

Multiprofessionelles Team<br />

Am Psychosomatik-Schwerpunkt der<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er- & Jugendheilkunde<br />

Schwarzach sind folgende Disziplinen in die<br />

Behandlung involviert: Medizin, Klinische<br />

Psychologie/Psychotherapie, Pflege, Sozialpädagogik,<br />

Ergotherapie, Heilstättenschule;<br />

bei Bedarf auch Sozialarbeit, Logopädie, Physiotherapie,<br />

Diätologie.<br />

Während des gesamten Aufenthaltes erfolgt<br />

eine tägliche psychologische/psychotherapeutische<br />

Begleitung, primär zur Reintegration<br />

in die Schule. Die Bearbeitung der individuellen<br />

zugrundeliegenden Problematik<br />

erfolgt bei uns nur ansatzweise und muss<br />

nach Entlassung in einer ambulanten Psychotherapie<br />

fortgesetzt werden. Auch Ergotherapie<br />

erhalten diese <strong>Kind</strong>er in der stationären<br />

Phase täglich nebst anderen niederfrequenteren<br />

Therapieangeboten.<br />

Die spezielle Aufgabe für den <strong>Arzt</strong> besteht<br />

darin, Einzelgespräche mit den betroffenen<br />

<strong>Kind</strong>ern/Jugendlichen zu führen, bei allen<br />

Familien- und Helfergesprächen dabei zu<br />

sein sowie im Team das jeweils individuelle<br />

Vorgehen zu besprechen. Eine Medikation ist<br />

unserer Erfahrung nach nur über einen kürzeren<br />

Zeitraum unterstützend notwendig.<br />

Im Bedarfsfall verordnen wir – nach entsprechender<br />

Aufklärung der Eltern – Antidepressiva<br />

aus der Gruppe der SSRI wie Fluoxetin<br />

(Fluctine® und Generika) oder Sertralin (Tresleen®,<br />

Gladem® und weitere Generika), eine<br />

anxiolytische Behandlung mit Benzodiazepinen<br />

war bisher nie notwendig.<br />

Die 8 möglichen Phasen unseres<br />

stationären Therapiekonzepts<br />

Insgesamt wurden an unserem Schwerpunkt<br />

im letzten Schuljahr zwölf <strong>Kind</strong>er mit Schulabsentismus<br />

stationär behandelt, fünf davon<br />

mit einer ausgeprägten Form der sogenannten<br />

Schulphobie, welche besonders von<br />

unserem stationären Therapieprogramm<br />

profitieren. Oft besteht hier große Sorge von<br />

Eltern und <strong>Kind</strong>, dass der Aufenthalt mit starker<br />

Trennungs- und Heimwehreaktion verbunden<br />

sein könnte. Meist ist diese Situation<br />

nach professionell geführter Verabschiedung<br />

für die <strong>Kind</strong>er nach den ersten 1-2 Nächten<br />

gut zu schaffen, selten gab es auch ausgeprägte<br />

Angst- und Fluchtreaktionen im Rahmen<br />

der stationären Aufnahmen.<br />

Unser Programm umfasst mindestens 3,<br />

meist jedoch 4-6 Wochen stationären Aufenthaltes.<br />

Die <strong>Kind</strong>er erfahren ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

mit Gleichaltrigen, aber<br />

auch klare Regeln und Grenzen mit sozialpädagogischer<br />

Unterstützung und Begleitung<br />

in Alltagssituationen durch unser speziell<br />

geschultes Pflegepersonal. Es kommt sowohl<br />

in der Schule, als auch in allen Therapien<br />

sowie der Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung<br />

mit viel Lob und Anerkennung idealerweise<br />

zu einer Stärkung des Selbstwertes und<br />

zu neuen Erfolgserlebnissen.<br />

1. Phase: Besuch unserer Heilstättenschule, je<br />

nach Bedarf stundenweise oder in Einzelbetreuung,<br />

evtl. auch schreiben von Tests<br />

und Schularbeiten, da immer Kontakt zur<br />

Stammschule zur Vermittlung des Schulstoffs<br />

besteht<br />

2. Phase: Besuch der Stammschule mit professioneller<br />

Begleitung durch eine Psychologin<br />

vom Krankenhaus aus, diese kann in<br />

der Klasse, vor der Klasse oder auf Abruf<br />

warten, danach Rückkehr ins Krankenhaus<br />

zur Nachbesprechung / Stabilisierung /<br />

Konsolidierung.<br />

3. Phase: Das <strong>Kind</strong> wird von den Eltern in<br />

der Früh aus dem Krankenhaus abgeholt<br />

und in die eigene Schule gebracht, danach<br />

Rückkehr ins Krankenhaus<br />

4. Phase: Besuch der Stammschule nach „Probeübernachtung“<br />

zu Hause, je nach Ergebnis<br />

neuerliche stationäre Aufnahme oder<br />

Wiederholung bisheriger Phasen; bei Entlassung<br />

Organisation einer ambulanten<br />

Psychotherapie<br />

5. Phase: Schulbesuch regulär von zu Hause<br />

aus, bei erneuten Problemen sofortige Kontaktaufnahme<br />

mit uns zur Beratung oder<br />

stationären Wiederaufnahme<br />

6. Phase: engmaschige ambulante ärztliche +<br />

gegebenenfalls psychologische Kontrollen<br />

7. Phase: ausgedehntere ambulante Kontrollen<br />

8. Phase: Entlassung aus den ärztlichen Kontrollen;<br />

längerfristiges Weiterführen der Psychotherapie<br />

Bei Therapieresistenz: evtl. Internatsbeschulung,<br />

Fremdunterbringung (<strong>Kind</strong>er-/Jugend-<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

wohngemeinschaft) oder Besuchen der Heilstättenschule<br />

als externer Schüler bis zum<br />

Abschluss der Schulpflicht<br />

Während des Aufenthaltes erfolgen regelmäßige<br />

Gespräche mit den Eltern als Beratung<br />

für den Umgang zu Hause, vor allem<br />

zur Erkennung und Vermeidung neuerlicher<br />

elterlicher Verstärkung schulabsentierenden<br />

Verhaltens. Außerdem werden Helferkonferenzen<br />

mit den externen Helfersystemen zur<br />

Kommunikation und Abstimmung eines einheitlichen<br />

weiteren Vorgehens und der Reaktion<br />

des gesamten Systems bei neuerlichen<br />

Schwierigkeiten organisiert. Gegebenenfalls<br />

wird hierzu auch ein schriftlicher Vertrag aufgesetzt.<br />

Fazit<br />

Schulabsentismus<br />

• ist ein heterogenes Problem<br />

• erfordert individuelle Behandlung und<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

• Schulabsentismus ≠ Schulschwänzen<br />

• Schuldzuschreibungen vermeiden<br />

• Verständnis aber Konsequenz bei allen<br />

Beteiligten<br />

• frühzeitig Behandlung empfehlen – Zeitpunkt<br />

der Behandlung entscheidet über<br />

die Prognose!<br />

• dringende behandlungsindikation aufgrund<br />

schwerwiegender Folgen für das<br />

weitere leben des <strong>Kind</strong>es!<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

33


Allergien<br />

Nahrungsmittelallergien bei <strong>Kind</strong>ern<br />

Allgemeines und Fallbericht<br />

OA Dr. christoph SeelbAch<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus<br />

Kardinal-Schwarzenbergstr. 2-6<br />

5620 Schwarzach<br />

Tel.: +43(0)6415-7101<br />

christoph.seelbach@kh-schwarzach.at<br />

34<br />

Einleitung<br />

Nahrungsmittelallergien haben bei <strong>Kind</strong>ern<br />

eine Prävalenz von ca. 2-6%. Aus Umfragen<br />

geht hervor, dass Allergien auf Nahrungsmittel<br />

etwa zehnmal häufiger von Eltern<br />

vermutet werden, als sie sich dann schließlich<br />

verifizieren lassen. Definiert sind sie als<br />

Krankheitszeichen auf Nahrungsmittel, die<br />

durch immunologische Reaktionen ausgelöst<br />

sowohl IgE als auch nicht IgE vermittelt sein<br />

können. Hauptauslöser im <strong>Kind</strong>esalter sind<br />

Hühnerei, Kuhmilch, Erdnuss, Baumnüsse,<br />

Weizen, Soja und Fisch.<br />

Davon abzugrenzen sind nicht allergische<br />

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie<br />

unspezifische Symptome, ohne dass sich<br />

überhaupt ein Kausalzusammenhang zum<br />

Genuss eines Nahrungsmittels nachweisen<br />

lässt. Gerade letztere Problematik kann dann<br />

nicht selten aufgrund unbegründeter Vermutungen<br />

zu unnötigen und physiologisch<br />

ungünstigen Diäten führen.<br />

Bei einer großen Varianz möglicher Symptome,<br />

die sich am häufigsten durch Hautrektionen<br />

manifestieren, sind andererseits ebenso<br />

– wenn auch selten – schwere anaphylaktische<br />

Reaktionen möglich.<br />

Eine präzise Diagnostik aus Anamnese, Laboruntersuchung,<br />

Hauttests und Provokation<br />

lässt eine Diagnose stellen, nach der sich<br />

dann Beratung und Therapie festlegen lassen.<br />

Die therapeutischen Möglichkeiten sind<br />

auf den einzelnen abzustimmen und richten<br />

sich, wie die Prognose, insbesondere auch<br />

danach, auf welches Nahrungsmittel allergisch<br />

reagiert wird.<br />

Diagnostik<br />

Im klinischen Alltag tragen Anamnese und<br />

Provokation am entscheidendsten zur Diagnosestellung<br />

bei. Laboruntersuchungen mit<br />

Bestimmung spezifischen IgE’s in der Regel<br />

gegen Proteingemische des ganzen Nahrungsmittels<br />

oder auch mit noch mehr Aussagekraft<br />

hinsichtlich der klinischen Aktualität<br />

gegen individuelle Allergene, stützen, wie<br />

auch Hauttests, mit größter Bedeutung des<br />

Pricktests, die Diagnose. Allein kann jedoch<br />

weder die eine noch die andere Methode<br />

beweisend oder ausschließend sein.<br />

Zeigt beispielsweise ein Säugling unmittelbar<br />

nach Genuss von Kuhmilcheiweiß eine<br />

anaphylaktische Reaktion, stellt sich die Diagnose<br />

unabhängig von in-vitro-Diagnostik<br />

oder Hauttestergebnis. Anders ist die Situation,<br />

wenn die Symptomatik diskreter ist, verzögert<br />

auftritt und potenziell mehrere Nahrungsmittel<br />

für die Reaktion verantwortlich<br />

sein können. In diesem Fall ist nach Sensibilisierungen<br />

zu suchen und die klinische Relevanz<br />

durch eine Provokation zu überprüfen.<br />

Die Provokation kann offen oder doppelblind<br />

plazebokontrolliert erfolgen. Offene Provokationen<br />

können bei vermuteten Sofortreaktionen<br />

indiziert sein und liefern eine rasche Aussage<br />

zur Bestätigung oder zum Ausschluss<br />

einer Nahrungsmittelallergie. Doppelblinde,<br />

plazebokontrollierte Provokationen sind bei<br />

unklarem Ausgang einer offenen Provokation,<br />

vermuteter Spättyprektion, bei atopischer<br />

Dermatitis und unspezifischen oder<br />

atypischen Beschwerden wie Unruhe, Bauch-<br />

oder Kopfschmerzen etc. notwendig.<br />

Beratung<br />

Bei positiver Provokation muss eine entsprechende<br />

Beratung durch eine allergologisch<br />

geschulte Diätologin für eine Ernährungstherapie<br />

(Eliminationsdiät, Ersatznahrung)<br />

erfolgen. Bleibt die Provokation bei positiver<br />

Sensibilisierung negativ, ist es durchaus<br />

sinnvoll, das entsprechende Nahrungsmittel<br />

regelmäßig in den Speiseplan zu integrieren,<br />

um die orale Toleranz aufrechtzuerhalten. Eliminationsdiäten<br />

sind im <strong>Kind</strong>esalter für eine<br />

umschriebene Zeit zu empfehlen, nach der<br />

in Re-Provokationen die klinische Aktualität<br />

zu überprüfen ist. Bei Allergien gegenüber<br />

Nahrungsmitteln, die prognostisch günstig<br />

sind (Kuhmilch, Hühnerei, Weizen) sollte<br />

nach 12-18 Monaten reprovoziert werden.


Inhalt<br />

Bei weniger günstiger Prognose durch Allergien<br />

auf z.B. Erd- oder Baumnüsse, Fisch oder<br />

Schalentiere sollte der Zeitabstand bis zur<br />

Reprovokation drei bis fünf Jahre betragen.<br />

Prävention/Behandlungskonzepte<br />

Eliminationsdiäten sind für die einzelnen<br />

<strong>Kind</strong>er und deren Familien, auch wenn sich<br />

ernährungsphysiologisch günstige Alternativen<br />

zum gemiedenen Nahrungsmittel finden<br />

lassen, eine starke Belastung. Sie schränken<br />

das soziale Leben ein und können zu Ausgrenzungen<br />

führen. Es besteht zudem immer<br />

die Gefahr, versehentlichen Genusses der zu<br />

meidenden Nahrungsmittel, was neben der<br />

akuten Gefährdung zu ständigen Ängsten<br />

führen kann.<br />

Präventive Strategien sind wie auch alternative<br />

Behandlungskonzepte derzeit Gegenstand<br />

aktueller Studien. Während frühere<br />

Konzepte darauf abzielten, durch verzögertes<br />

Einführen von potenten Allergenen in<br />

den Speiseplan Allergien zu vermeiden, richtet<br />

sich das aktuelle Interesse darauf, wie es<br />

gelingen kann, eine orale Toleranz gegenüber<br />

den Allergenen zu induzieren. Neben medikamentösen<br />

Ansätzen hat sich am Mausmodell<br />

zeigen lassen, dass die Etablierung einer<br />

oralen Toleranz vom Zeitpunkt und der Dosis<br />

der Allergenzufuhr abhängig zu sein scheint.<br />

Hier sind noch viele Fragen offen, allerdings<br />

mehren sich die Daten, dass eine frühe Allergenexposition<br />

protektiv zu sein scheint.<br />

Eine Immuntherapie, wie sie bei Insektengift-<br />

oder Inhalationsallergien möglich ist, hat sich<br />

für Nahrungsmittelallergien nicht etablieren<br />

lassen. Hier sind u.a. Studien bei Erdnußallergikern<br />

durchgeführt worden, in denen sich<br />

zwar eine Wirksamkeit hat nachweisen lassen,<br />

die Nebenwirkungsrate unter der Therapie<br />

jedoch zu groß war, dass dieses Konzept eine<br />

Empfehlung hätte erhalten können.<br />

Bei Kuhmilcheiweiß- und Hühnereiallergikern<br />

ist es hingegen in Einzelfällen möglich, über<br />

eine orale Immuntherapie eine Desensibilisierung<br />

zu erreichen. Hierzu wird das Allergen<br />

in steigender Dosis oral bis zum Erreichen<br />

einer Maximal- und schließlich Erhaltungsdosis<br />

eingenommen. Dies ist zwar nicht einer<br />

kompletten Toleranzinduktion gleichzusetzen,<br />

erlaubt aber, dass die entsprechenden<br />

Allergene bis zu einer bestimmten Schwellendosis,<br />

so sie regelmäßig verzehrt werden,<br />

gefahrlos genossen werden können.<br />

Akut- und Notfalltherapie<br />

Bei leichten allergischen Reaktionen an der<br />

Haut sind Antihistaminika oral oder auch intravenös<br />

sowie Steroide therapeutisch ausreichend.<br />

Im Fall von stärkeren Symptomen mit<br />

pulmonaler Beteiligung oder systemischen<br />

anaphylaktischen Reaktionen sind diese<br />

Maßnahmen unzureichend. Pulmonale Obstruktionen<br />

bedürfen einer Inhalationstherapie<br />

mit einem Betamimetikum. Im Falle einer<br />

Anaphylaxie ist Adrenalin das wichtigste<br />

Medikament, das frühzeitig zur Anwendung<br />

kommen muss! Daher sind Patienten mit<br />

hohem Risiko Adrenalininjektoren zu verordnen.<br />

In den Gebrauch ist ausführlich einzuschulen.<br />

Besonders gefährdet sind <strong>Kind</strong>er mit<br />

Anaphylaxien in der Anamnese, Asthmatiker<br />

bzw. Patienten die auf Erd- oder Baumnüsse,<br />

Fisch oder Schalentiere allergisch sind.<br />

Fallbericht<br />

Der folgende Fallbericht stellt ein inzwischen<br />

1 8/12 Jahre altes Mädchens mit atopischer<br />

Dermatitis und Nahrungsmittelallergie vor.<br />

Bei <strong>Kind</strong>ern mit atopischer Dermatitis liegt<br />

die Häufigkeit einer klinisch manifesten<br />

Nahrungsmittelallergie mit ca. 33% deutlich<br />

höher als oben angegeben, oft bestehen<br />

mehrere Sensibilisierungen. Nahrungsmittelallergie<br />

ist hier jedoch nicht immer gleichbedeutend<br />

mit Ekzemverschlechterung.<br />

Die kleine Patientin ist wegen ihrer atopischen<br />

Dermatitis seit<br />

ihrem vierten Lebensmonat<br />

in unserer Betreuung.<br />

Es zeigt sich von Beginn<br />

an ein hartnäckiger Verlauf.<br />

Trotz mehrfachen<br />

prolongierten Steroidtherapien<br />

kommt es in<br />

den nächsten Wochen<br />

immer wieder zum<br />

raschen Wiederaufflackern<br />

der Inflammationen.<br />

Daher stellt sich<br />

beim bis dahin vollgestillten<br />

<strong>Kind</strong> der Verdacht<br />

einer Kuhmilcheiweißallergie<br />

mit Sensibilisierung<br />

über die Muttermilch.<br />

Die Mutter möchte<br />

ohnehin abstillen, sodass<br />

eine kuhmilcheiweißfreie<br />

Ernährung auf Amibosäurenbasis<br />

mit Neocate®<br />

begonnen wird.<br />

Fachkurzinformation Seite 51<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Ein Nahrungsmittelscreen zeigt eine RAST-<br />

Klasse 1 auf Kuhmilcheiweiß und RAST-Klasse<br />

2 auf Hühnereiweiß.<br />

Nachdem sich der Hautzustand unter Neocate®<br />

stabilisiert hat, erfolgt im Intervall eine<br />

offene Provokation mit Kuhmilcheiweiß, auf<br />

die das <strong>Kind</strong> innerhalb weniger Stunden<br />

mit einem deutlichen Neurodermitisschub<br />

reagiert, sodass sich die Allergie bestätigt hat.<br />

Eine Reprovokation sollte nach einem Jahr<br />

erfolgen, bis dahin sollte auf Kuhmilcheiweiß<br />

verzichtet werden. Hinsichtlich der Sensibilisierung<br />

auf Hühnereiweiß ist die klinische<br />

Relevanz noch unklar, vor dessen Einführen in<br />

den Speiseplan ist eine Provokation geplant.<br />

Im Alter von 1 4/12 Jahren entwickelt das<br />

Mädchen 10 Minuten nach Verzehr eines<br />

Linsen-Grünkerngerichts einen urtikariellen<br />

Ausschlag, Lippen und Zunge schwellen<br />

an, die Atmung ist bei pulmonaler Obstruktion<br />

erschwert. Der Hausarzt verabreicht ein<br />

Anthistaminikum und ein Cortisonsuppositorium.<br />

Nach ca. 30 Minuten normalisiert sich<br />

die Atmung, der Ausschlag ist abgeblasst.<br />

Es besteht somit wiederum der dringende<br />

Verdacht einer durch das Essen ausgelösten<br />

allergischen Reaktion. Neben Linsen und<br />

Grünkern sind auch Spuren von Sesam, Soja,<br />

Erdnuss und Mandeln im Gericht enthalten.<br />

Es stellt sich die Frage, auf welche Inhaltsstoffe<br />

der Speise das <strong>Kind</strong> reagiert hat und<br />

ob weitere relevante Sensibilisierungen bzw.<br />

Allergien gegenüber anderen Nahrungsmitteln<br />

bestehen. In einer RAST-Untersuchung<br />

ANAPHYLAXIE<br />

TRITT UNERWARTET AUF<br />

UND IST LEBENSBEDROHLICH<br />

EpiPen ® kann<br />

Leben retten<br />

Vertrauen auf Bewährtes:<br />

GELBE BOX, RE2, OP II verschreibbar<br />

35


Allergien<br />

zeigen sich bezogen auf die Inhaltstoffe des Essens folgende Sensibilisierungen:<br />

Erdnuss RAST-Klasse 1, Mandel Klasse 1, Dinkel (reife<br />

Form des Grünkerns) Klasse 2, im erweiterten Screening, zeigt sich<br />

lediglich noch eine RAST-Klasse 2 auf Haselnuss.<br />

In der Provokation reagiert das <strong>Kind</strong> auf Gabe von Grünkern begonnen<br />

mit 0,2g nach der Steigerung auf 2g nach wenigen Minuten mit<br />

Juckreiz an Händen und Füssen, einem perioralen Exanthem und<br />

Husten ohne auskultierbare Hinweise auf Obstruktion. Dinkel kann<br />

zunächst bis zu einer Gabe von 200mg gesteigert werden, wobei es<br />

dann doch nach einigen Stunden zu einem urtikariellen Exanthem<br />

kommt. Auf die übrigen Inhaltsstoffe des Essens, wie auch gegenüber<br />

der Haselnuss, zeigt sich in der Provokation keine Reaktion.<br />

Nach Provokation mit Hühnerei reagiert das <strong>Kind</strong> bereits auf 0,2mg<br />

mit einem urtikariellen Exanthem sowie einer 15-minütigen Somnolenz<br />

bei normalem Blutdruck und Herzfrequenz.<br />

Somit besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine klinisch relevante<br />

Nahrungsmittelallergie auf Ei, Dinkel, Grünkern und Kuhmilcheiweiß.<br />

Zunächst ist somit die Empfehlung auszusprechen, diese Nahrungsmittel<br />

nach entsprechender diätologischer Beratung zu meiden. Die<br />

Prognose von Hühnerei- und Kuhmilcheiweißallergie ist wie auch<br />

die von Getreideallergien im Allgemeinen gut. Eine Reprovokation<br />

gegenüber Kuhmilcheiweiß ist in Kürze geplant. Sollte sich noch<br />

eine klinische Relevanz zeigen, wäre dann im Weiteren zu überprüfen,<br />

ob Milch nach starkem Erhitzen in gebackener Form wie<br />

Kuchen vertragen wird, was die Lebensqualität doch deutlich steigern<br />

würde. Reprovokationen mit Dinkel, Grünkern und Hühnerei<br />

sollten in ca. einem Jahr stattfinden.<br />

Aus der Anamnese wie auch aus der Provokation geht zudem hervor,<br />

dass eine erhöhte Anaphylaxiegefahr besteht, sodass ein Adrenalinautoinjektor<br />

neben oralem Steroid und Antihistaminikum verordnet<br />

wurde.<br />

Zusammenfassung<br />

Nahrungsmittelallergien haben bei <strong>Kind</strong>ern eine Prävalenz von<br />

2-6%. <strong>Kind</strong>er mit atopischer Dermatitis sind mit über 30% deutlich<br />

häufiger betroffen. Bei begründetem Verdacht ist eine präzise Diagnostik,<br />

die in der Regel eine Provokation erfordert, notwendig, um<br />

durch Beratung und Elimiminationsdiäten Gefährdungen zu vermeiden,<br />

andererseits aber auch bei nicht bestätigtem Verdacht unnötige<br />

Diäten und der daraus resultierenden Gefahr von Mangel- oder<br />

Fehlernährungen vorzubeugen. Die therapeutischen Möglichkeiten<br />

über die Elimination hinaus sind noch deutlich eingeschränkt, Studien<br />

zu Prävention und alternativen Behandlungskonzepten sind<br />

Gegenstand aktueller Forschung.<br />

Die Prognose ist insbesondere für Kuhmilcheiweiß-, Hühnerei- und<br />

Getreideallergien gut, die meisten <strong>Kind</strong>er entwickeln im Kleinkindesalter<br />

eine Toleranz. Allergien auf Erd- und Baumnuss, Fisch sowie<br />

auf Schalentiere sind prognostisch ungünstiger, Betroffene sind<br />

häufiger anaphylaxiegefährdet.<br />

Anaphylaxiegefährdete <strong>Kind</strong>er sind in jedem Fall mit einem Adrenalinautinjektor<br />

auszustatten, in dessen Gebrauch eingeschult werden<br />

muss.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

36<br />

Kommentar zum Fallbericht<br />

Ninas Mama schreibt:<br />

„Ich habe die Krankheit meiner Tochter fast immer von der positiven<br />

Seite gesehen und dann versucht mich in die Materie einzuarbeiten.<br />

Meine Tochter wurde immer als ‚ganz normales’ <strong>Kind</strong> behandelt und<br />

hat auch nie einen besonderen Status in unserem Familienverbund<br />

erhalten. Wir haben sie unterstützt und wir haben uns gegenseitig<br />

sehr viel Kraft gegeben, auch die schweren Zeiten zu überstehen.<br />

Die Psyche meiner Tochter hat zu keiner Zeit gelitten, nicht zuletzt,<br />

weil wir immer versucht haben, ihre Krankheit nicht als vorrangig<br />

zu sehen, sondern den wunderbaren kleinen Menschen – wie jeder<br />

<strong>Arzt</strong> im KH Schwarzach sicher gerne bestätigt.<br />

Mit der Nahrung im speziellen habe ich mich später sehr intensiv<br />

beschäftigt, da Nina neben den getesteten und bekannten Nahrungsmitteln<br />

auch auf Spritzmittel und Zusatzstoffe reagiert hat.<br />

Hier war die Atmung beeinträchtigt und auch das Hautbild wurde<br />

schlechter. Wir ernähren unsere Tochter ausschließlich mit Nahrungsmittel<br />

aus biologischer Herkunft. Vor zirka einem halben Jahr<br />

haben wir damit begonnen und unsere Tochter benötigt nun seit 1.<br />

November 2011 kein Medikament mehr, was ich nicht zuletzt auch<br />

auf ihre Ernährung zurückführe – natürlich auch auf die wunderbare<br />

medizinische Begleitung meiner Ärzte.<br />

Mit diesen Worten, möchte ich vielen Müttern sagen, dass es nicht<br />

nur ein Fluch sein muss ein <strong>Kind</strong> mit Allergien oder atopischen Ekzemen<br />

zu haben, sondern auch ein Segen, dass wir so spezielle <strong>Kind</strong>er<br />

bekommen haben, und es eine große Chance darstellt unsere<br />

Ernährung zu überdenken.“


Inhalt<br />

Stillen ist das Beste für Babys. Für alle Mütter<br />

allergiegefährdeter Säuglinge, die nicht<br />

stillen können, hat Aptamil eine hypoallergene<br />

Säuglingsnahrung entwickelt, die das<br />

Allergierisiko langfristig signifikant reduziert.<br />

Im Rahmen der ESPGHAN 2011, einem der<br />

größten europäischen <strong>Kind</strong>erärztekongresse,<br />

wurden hierzu die neuesten Studiendaten<br />

vorgestellt.<br />

Die Studie wurde im Jahre 2005 mit 206 allergiegefährdeten<br />

<strong>Kind</strong>ern an der renommierten<br />

Mailänder Macedonio Melloni Geburtsklinik<br />

unter der Leitung von Prof. Guido Moro<br />

begonnen. Den Beobachtungszeitraum von<br />

fünf Jahren beendeten 89 <strong>Kind</strong>er.<br />

Signifikante Allergiereduktion<br />

nach 5 Jahren<br />

In der prospektiven, randomisierten Doppelblindstudie<br />

erhielten 40 Säuglinge in den<br />

ersten sechs Monaten HA Nahrung mit einer<br />

patentierten Prebiotics-Mischung (0,8 g/100<br />

ml scGOS/lcFOS). Die 49 <strong>Kind</strong>er der Kontrollgruppe<br />

erhielten HA-Nahrung ohne diese<br />

Prebiotics. Die Ergebnisse waren beeindruckend:<br />

In dem Beobachtungszeitraum von<br />

fünf Jahren litten 20 % der <strong>Kind</strong>er in der Prebiotics<br />

Gruppe unter atopischer Dermatitis.<br />

In der Kontrollgruppe waren es mit 38,8<br />

% beinahe doppelt so viele. Auch in Bezug<br />

auf die Inzidenz bei Heuschnupfen gab es<br />

signifikante Unterschiede: So zeigten in der<br />

Prebiotics-Gruppe nur rund 2,5 % aller <strong>Kind</strong>er<br />

solche Symptome, in der Kontrollgruppe<br />

waren es hingegen 16,3 %. 1<br />

Bereits die 6-Monatsergebnisse hatten<br />

gezeigt, dass sich durch die Supplementierung<br />

der Nahrungen mit Prebiotics die Inzidenz<br />

von atopischer Dermatitis um rund 50<br />

% reduzieren ließ (9,8 % vs. 23,1 %). Darüber<br />

hinaus zeigten die Ergebnisse der ersten<br />

Beobachtungs periode, dass Nahrungen mit<br />

Prebiotics einen positiven Einfluss auf Infektionen<br />

haben: In der Prebiotics-Gruppe litten<br />

3,9 % an rezidivierenden Infektionen, während<br />

in der Kontrollgruppe 13,5 % daran litten.<br />

2<br />

Bestätigung des prebiotischen Ansatzes<br />

Die neuen Studiendaten zeigen, dass die<br />

Prebiotics einen positiven immunmodulatorischen<br />

Effekt haben - und das auch über<br />

den Fütterungszeitraum hinaus. Dies eröffnet<br />

neue interessante Perspektiven im Hinblick<br />

auf eine mögliche Unterbrechung der so<br />

genannten Allergiekarriere.<br />

Führende Vertreter der deutschen Ärzteschaft<br />

schenken den neuen Ergebnissen<br />

große Beachtung. Chefarzt PD Dr. med. Christoph<br />

Grüber, Leiter des <strong>Kind</strong>erzentrums des<br />

Klinikums Frankfurt (Oder): „Die Studie ist<br />

ein weiterer Beweis für die Wirksamkeit des<br />

prebiotischen Ansatzes. Sie belegt die Ergebnisse,<br />

die wir an der Charité in Berlin in einer<br />

Studie erzielt haben.“<br />

Die speziellen Prebiotics von Aptamil sind in<br />

der Wirkung den Muttermilcholigosacchariden<br />

der Muttermilch nachempfunden. Sie<br />

fördern im größten Immunorgan des Körpers<br />

– dem Darm – das Wachstum „guter Bakterien“<br />

und drängen schädliche Keime zurück.<br />

So unterstützen sie auf natürliche Weise von<br />

innen. Die spezielle Mischung, die in über<br />

10-jähriger Forschungsarbeit entwickelt<br />

wurde, besteht aus kurzkettigen Galacto-<br />

Oligosacchariden und langkettigen Fructo-<br />

Oligosacchariden im Verhältnis 9:1. Die<br />

Oligosaccharide werden aus strengstens kontrollierten<br />

natürlichen Rohstoffen gewonnen.<br />

Literatur<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Aktuelle Studie belegt:<br />

Spezielle Prebiotika reduzieren Allergierisiko langfristig<br />

(1) Moro G., et al. Neutral Prebiotic Oligosaccharide<br />

Supplementation Early in Life and Allergy Associated<br />

Symptoms Later on: A five Years Follow-up. Poster presentation<br />

PO-N-0261/PD-N-0123. Presented at the<br />

ESPGHAN 2011, Sorrent, 25 – 28 May 2011.<br />

(2) Arslanoglu et al. Early Supplementation of Prebiotic<br />

Oligosaccharides Protects Formula-fed Infants<br />

against Infections during the First 6 Months of Life. J.<br />

Nutr. 137:2420-2424, 2007.<br />

Für weitere Informationen:<br />

Milupa GmbH<br />

Stefan Stohl<br />

Bahnstraße 14-30, 61381 Friedrichsdorf<br />

Tel.: +49(0)6172/99-1052<br />

Fax: +49(0)6172/99-1728<br />

stefan.stohl@danone.com<br />

37


Kopfschmerz<br />

Kopfschmerz im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

Univ.-Prof. Dr. Çiçek WöbeR-bingöl<br />

Gründerin und Leiterin der<br />

Kopfschmerzambulanz für <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />

Universitätsklinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />

Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien<br />

Tel.: +43(0)1/40400-3044<br />

Fax: +43(0)1/40400-2793<br />

yasar.woeber-bingoel@meduniwien.ac.at<br />

www.meduniwien.ac.at/kjp<br />

38<br />

Kopfschmerzen bei <strong>Kind</strong>ern unterscheiden sich in mancher Hinsicht von jenen der Erwachsenen,<br />

zeigen aber auch viele Gemeinsamkeiten. Der wesentlichste Unterschied ist sicherlich das<br />

Alter der Patienten, das einen entsprechenden Zugang bei der Anamnese, der klinischen Untersuchung<br />

sowie der Indikationsstellung zu apparativen Zusatzuntersuchungen erfordert. Darüberhinaus<br />

sind Besonderheiten im Verlauf und im klinischen Bild idiopathischer Kopfschmerzen<br />

(vor allem der Migräne), speziell im <strong>Kind</strong>esalter vorkommende und mit Migräne assoziierte<br />

Zustandsbilder – wie zyklisches Erbrechen, abdominelle Migräne und gutartiger paroxysmaler<br />

Schwindel – sowie Kopfschmerzen bei Erkrankungen, die vorwiegend im <strong>Kind</strong>esalter vorkommen,<br />

hervorzuheben.<br />

Epidemiologie<br />

In den westlichen Ländern haben nicht<br />

weniger als 60-80% der <strong>Kind</strong>er bereits mindestens<br />

einmal in ihrem Leben Kopfschmerzen<br />

gehabt, wobei Mädchen etwas häufiger<br />

betroffen sind als Knaben. Meistens handelt<br />

es sich dabei um Kopfschmerzen im Rahmen<br />

interkurrenter Infekte. Die Prävalenz der Migräne<br />

liegt bei 3- bis 11-Jährigen – unabhängig<br />

vom Geschlecht – zwischen 3 und 5%<br />

und steigt danach bis zum 18. Lebensjahr<br />

bei Knaben auf etwa 7% und bei Mädchen<br />

auf etwa 12% an. Bemerkenswert ist auch ein<br />

kontinuierliches Ansteigen der Prävalenz der<br />

kindlichen Migräne im Laufe der letzten Jahrzehnte.<br />

Anamnese, klinische Untersuchung<br />

und apparative Diagnostik<br />

Treten bei einem <strong>Kind</strong> rezidivierend Kopfschmerzen<br />

auf, entsteht bei den Eltern und<br />

oft auch beim behandelnden <strong>Arzt</strong> die Angst,<br />

es könnte sich um einen intrakraniellen Prozess<br />

handeln. Um so wichtiger ist ein strukturiertes<br />

Herangehen an das Leitsymptom<br />

Kopfschmerz im <strong>Kind</strong>esalter. Dabei bildet<br />

eine detaillierte Anamnese die wesentliche<br />

Grundvoraussetzung für eine adäquate<br />

Planung des weiteren Procedere. Auch bei<br />

<strong>Kind</strong>ern ist es daher unabdingbar, präzise<br />

alle anamnestischen Details zu erheben. Bei<br />

Kleinkindern, die Schmerzen noch nicht verbalisieren<br />

können, äußern sich Kopfschmerzen<br />

oft dadurch, dass sich das <strong>Kind</strong> zurückzieht,<br />

zu spielen aufhört und sich hinlegt.<br />

Eine auffallende Blässe oder Weinerlichkeit<br />

können ebenfalls auf Kopfschmerzen hinwei-<br />

sen, vor allem dann, wenn diese Symptome<br />

episodisch auftreten. Größere <strong>Kind</strong>er können<br />

– entsprechende Zuwendung vorausgesetzt<br />

– viele Fragen zur Kopfschmerz-Anamnese<br />

selbst beantworten.<br />

• Die klinisch-neurologische Untersuchung<br />

muss altersadaptiert erfolgen.<br />

• Die Indikation zur apparativen Diagnostik<br />

muss noch strenger gestellt werden als bei<br />

Erwachsenen. „Schrotschussdiagnostik“ ist<br />

zu vermeiden. „Routinemäßig“ kann allenfalls<br />

eine augenärztliche Untersuchung veranlasst<br />

werden. Falls die Indikation zur Durchführung<br />

eines bildgebenden Verfahrens besteht,<br />

sollte – mit Ausnahme einer Notfalluntersuchung<br />

– die kraniale MRT der CCT vorgezogen<br />

werden. Die Vorteile der MRT liegen in<br />

der fehlenden Strahlenbelastung, der höheren<br />

Sensitivität sowie der Möglichkeit, dass<br />

die Eltern während der Untersuchung beim<br />

<strong>Kind</strong> sein können und so eine pharmakologische<br />

Sedierung u.U. nicht erforderlich ist. Bei<br />

der Indikationsstellung müssen neben organmedizinischen<br />

Aspekten auch die Sorgen<br />

und Ängste der Eltern berücksichtigt werden.<br />

• Die wichtigsten Warnzeichen, die eine<br />

umgehende medizinische Abklärung erfordern,<br />

sind Kopfschmerzen, die sich erstmals<br />

manifestieren, die besonders heftig sind, die<br />

ausschließlich nachts (aus dem Schlaf heraus)<br />

auftreten, occipital lokalisiert sind und/<br />

oder progredient zunehmen, weiters eine<br />

markante Änderung vorbestehender Kopfschmerzen,<br />

ausgeprägte oder ungewöhnliche<br />

Begleitsymptome, Auffälligkeiten bei der<br />

klinisch-neurologischen Untersuchung sowie<br />

Kopfschmerzen, die sich auf gängige Medikamente<br />

nicht bessern.


Inhalt<br />

Migräne<br />

Triggerfaktoren<br />

Auslöser, die zum Auftreten einer Kopfschmerzattacke<br />

beitragen können, sind in<br />

erster Linie Veränderungen des Schlaf-Wach-<br />

Rhythmus (zu wenig oder zu viel Schlaf), zu<br />

geringe Flüssigkeitszufuhr, eine verzögerte<br />

Einnahme oder ein Auslassen von Mahlzeiten,<br />

Schulstress, Konflikte in der Familie und<br />

Ängste. Lebens- und Genussmittel sind nur<br />

selten Auslöser von Migräneattacken. Die<br />

Wirksamkeit diätetischer Maßnahmen in der<br />

Migränebehandlung ist nicht bewiesen, von<br />

restriktiven Diäten ist abzuraten, da sie Mangelerscheinungen<br />

und Wachstumsstörungen<br />

zur Folge haben können.<br />

Klinische Symptomatik<br />

Migräne ohne Aura<br />

Die Migräne ohne Aura im <strong>Kind</strong>esalter zeichnet<br />

sich durch eine im Vergleich zum Erwachsenen<br />

wesentlich kürzere Dauer von meistens nur<br />

wenigen Stunden aus. Bei manchen <strong>Kind</strong>ern<br />

dauert eine Attacke nur 1-2 Stunden oder sogar<br />

weniger als eine Stunde. Diese Tatsache wird<br />

auch in ICHD-II berücksichtigt, als die Dauer der<br />

Kopfschmerzen im Rahmen einer Migräneattacke<br />

bei <strong>Kind</strong>ern mit 1 bis 72 Stunden definiert<br />

wird. Ein weiteres Charakteristikum der kindlichen<br />

Migräne stellt die Schmerzlokalisation dar:<br />

nur selten liegt eine typische Hemikranie vor,<br />

am häufigsten wird der Kopfschmerz frontal<br />

(median, uni- oder bilateral) angegeben. Voraussetzung<br />

für die Diagnose Migräne ist auch<br />

im <strong>Kind</strong>esalter das Auftreten von Begleitsymptomen,<br />

wobei als häufigstes Symptom die Übelkeit<br />

anzuführen ist (Tabelle 1).<br />

Tabelle 1<br />

Diagnosekriterien<br />

der migräne ohne Aura<br />

A Mindestens 5 Attacken, welche die Kriterien<br />

B-D erfüllen<br />

B Kopfschmerzdauer: 4-72 h, bei <strong>Kind</strong>ern: 1-72 h<br />

C Mindestens 2 der folgenden Kriterien<br />

1. Lokalisation einseitig, bei <strong>Kind</strong>ern: oft beidseits,<br />

frontotemporal<br />

2. Schmerzqualität pochend/pulsierend<br />

3. Schmerzintensität mäßig bis stark<br />

4. Leichte oder mäßige körperliche Aktivität<br />

verstärkt die Schmerzen oder wird vermieden<br />

D Mindestens 1 der folgenden Kriterien<br />

1. Übelkeit und/oder Erbrechen<br />

2. Photo- und Phonophobie, bei <strong>Kind</strong>ern:<br />

Rückschluss aus Verhalten<br />

E Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen<br />

Tabelle 2<br />

Diagnostische Kriterien des<br />

zyklischen erbrechens<br />

A Mindestens 2 Attacken, welche die Kriterien<br />

B-D erfüllen<br />

B Episodisch wiederkehrende Attacken von 1<br />

Stunde bis 5 Tage Dauer mit starker Übelkeit<br />

und Erbrechen, die beim Betroffenen stereotyp<br />

ablaufen<br />

C Mindestens viermaliges Erbrechen pro Stunde<br />

über mindestens eine Stunde<br />

D Beschwerdefreiheit zwischen den Attacken<br />

E Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen<br />

Migräne mit Aura<br />

Aurasymptome – als Ausdruck einer Migräne<br />

mit Aura – kommen im <strong>Kind</strong>esalter relativ selten<br />

vor und nehmen ab der Pubertät an Häufigkeit<br />

zu. Die Ausprägung der Aurasymptome<br />

unterscheidet sich nicht von jener bei<br />

erwachsenen Patienten mit Migräne. Die<br />

Migräne vom Basilaristyp soll im <strong>Kind</strong>esalter<br />

häufiger vorkommen. Bei manchen Patienten<br />

kann sich ein „confusional state“ mit Orientierungsstörung<br />

und eventuell auch psychomotorischer<br />

Unruhe manifestieren, für den<br />

allerdings im Gegensatz zur Epilepsie üblicherweise<br />

keine Amnesie besteht.<br />

Periodische Syndrome der <strong>Kind</strong>heit<br />

Die sogenannten Periodischen Syndrome der<br />

<strong>Kind</strong>heit umfassen rezidivierende Beschwerden<br />

ohne fassbares organisches Korrelat,<br />

die mit einer Migräne in Zusammenhang<br />

gebracht werden.<br />

Tabelle 3<br />

Diagnostische Kriterien der<br />

abdominellen migräne<br />

A Mindestens 5 Attacken, welche die Kriterien<br />

B-D erfüllen<br />

B Attacken von abdominellen Schmerzen 1-72<br />

Stunden<br />

C Die abdominellen Schmerzen haben alle folgende<br />

Charakteristika<br />

1. Lokalisation im Bereich der Mittellinie, periumbilikal<br />

oder diffus<br />

2. dumpfe Qualität<br />

3. mittlere oder starke Schmerzintensität<br />

D Während der abdominellen Schmerzen sind<br />

mindestens 2 der folgenden Punkte erfüllt<br />

1. Appetitlosigkeit<br />

2. Übelkeit<br />

3. Erbrechen<br />

4. Blässe<br />

E Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Zyklisches Erbrechen (Tabelle 2) ist eine<br />

selbstlimitierende Erkrankung, für die eine<br />

Verwandtschaft mit der Migräne angenommen<br />

wird.<br />

Die abdominelle Migräne (Tabelle 3) ist bei<br />

den meisten Betroffenen in späteren Lebensjahren<br />

von einer Migräne gefolgt.<br />

Beim gutartigen paroxysmalen Schwindel<br />

des <strong>Kind</strong>esalters handelt es sich um eine<br />

heterogene Erkrankung, die durch wiederkehrende<br />

kurze Schwindelattacken charakterisiert<br />

ist. Zwischen den Attacken ist der neurologische<br />

Befund unauffällig.<br />

Therapie<br />

In der Therapie der kindlichen Migräne sind<br />

die ersten Schritt die Aufklärung der Patienten<br />

und der Eltern, die Beachtung von Triggerfaktoren<br />

und gegebenenfalls eine Änderung<br />

des Lebensstils.<br />

• Während der akuten Migräneattacke sollten<br />

die Eltern für eine Reizabschirmung sowie<br />

eine entspannend-beruhigende Atmosphäre<br />

sorgen. Gerade bei (kleineren) <strong>Kind</strong>ern vermögen<br />

wenige Stunden Schlaf oder ein vorgezogener<br />

Nachtschlaf die Attacke oft zu<br />

kupieren. Zur medikamentösen Attackenkupierung<br />

kommen in erster Linie Paracetamol,<br />

Ibuprofen und Mefenaminsäure vorzugsweise<br />

als Saft zum Einsatz, z.B. Mexalen ® 200<br />

mg/5 ml – Sirup, Nureflex ® – orale Suspension<br />

für <strong>Kind</strong>er 20 mg/ml Parkemed ® Suspension.<br />

• Für die Attackenkupierung sollten folgende<br />

Empfehlungen berücksichtigt werden: Wenn<br />

die Attacke üblicherweise spontan innerhalb<br />

von 30 Minuten abklingt oder durch<br />

Hinlegen bzw. Schlafen zufriedenstellend<br />

kupiert werden kann, sollte kein Analgetikum<br />

verabreicht werden. Falls eine medikamentöse<br />

Therapie durchgeführt wird, sollte<br />

das Analgetikum so früh als möglich und in<br />

einer altersentsprechend ausreichend hohen<br />

Dosierung gegeben werden. Dem <strong>Kind</strong> sollte<br />

ein sorgsamer Umgang mit Analgetika vermittelt<br />

werden, um zu verhindern, dass sich<br />

später ein übermäßiger Medikamentengebrauch<br />

entwickelt. Triptane sind für einen Einsatz<br />

im <strong>Kind</strong>esalter derzeit nicht zugelassen,<br />

bei Jugendlichen ab dem 12. Lebensjahr ist<br />

der Zolmitriptan-Nasenspray (Zomig ® Nasenspray<br />

5 mg) freigegeben.<br />

• Die Prophylaxe der Migräne im <strong>Kind</strong>esalter<br />

umfasst zunächst – wie bereits erwähnt – das<br />

Erkennen von Triggerfaktoren und koexistenten<br />

Einflüssen wie Leistungsdruck, Teilleistungsschwächen<br />

(die sich in umschriebenen<br />

Schwierigkeiten z.B. beim Schreiben, Lesen<br />

39


Kopfschmerz<br />

oder Rechnen äußern können), problematischen<br />

Familienverhältnissen und psychiatrischen<br />

Erkrankungen. Weiters sollten geeignete<br />

Verhaltensmaßregeln vermittelt werden,<br />

wozu vor allem ausreichender Schlaf, rechtzeitiges<br />

Aufstehen am Morgen, Lernpausen<br />

und regelmäßige Nahrungs- und vor allem<br />

Flüssigkeitsaufnahme zählen.<br />

• Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe<br />

ist nur bei einem kleinen Teil der <strong>Kind</strong>er erforderlich<br />

und kann vorzugsweise mit Flunarizin<br />

5 mg abends = ½ Tablette Sibelium ® 10 mg<br />

durchgeführt werden. Die nicht-medikamentöse<br />

Prophylaxe der Migräne im <strong>Kind</strong>esalter<br />

umfasst u.a. Biofeedback, andere Entspannungstechniken<br />

und ev. Akupunktur. Eine<br />

homöopathische Behandlung der Migräne ist<br />

aus zwei wesentlichen Gründen nicht empfehlenswert.<br />

Zum einen war in kontrollierten<br />

Studien keine über den Plazeboeffekt hinausgehende<br />

Wirkung nachweisbar (was sich<br />

auch mit eigenen Erfahrungen deckt) und<br />

zum anderen wird den <strong>Kind</strong>ern der Griff zum<br />

„Medikament“ beigebracht, der u.U. später<br />

eine unkritische Analgetika-Einnahme fördert.<br />

Beim zyklischen Erbrechen ist auf eine<br />

adäquate Flüssigkeitssubstitution zu achten.<br />

In der akuten Attacke kommen Antiemetika<br />

(am besten Ondansetron) und eventuell<br />

Zolmitriptan-Nasenspray zum Einsatz. Bei<br />

häufigen massiven Attacken kann Flunarizin<br />

Tabelle 4<br />

Diagnostische Kriterien des<br />

Spannungskopfschmerzes (SKS)<br />

A Mindestens 10 KS-Episoden, welche die Kriterien<br />

B-D erfüllen<br />

Frequenz: Seltener episodischer SKS: < 1Tag<br />

pro Monat<br />

Häufiger episodischer SKS: 1-14 Tage pro<br />

Monat für > 3 Monate<br />

Chronischer SKS: > 15 Tage pro Monat für<br />

> 3 Monate<br />

B Kopfschmerzdauer:<br />

- zwischen 30 Minuten und 7 Tagen beim<br />

episodischen Spannungskopfschmerz<br />

- Stunden oder kontinuierlich vorhanden<br />

beim chronischen Spannungskopfschmerz<br />

C Mindestens zwei der folgenden Kriterien:<br />

1. Schmerzqualität drückend-ziehend<br />

2. Schmerzintensität leicht bis mäßig<br />

3. Lokalisation: beidseitig<br />

4. Keine Verstärkung durch leichte oder<br />

mäßige körperliche Aktivität<br />

D Beide der folgenden Kriterien<br />

E Kein Erbrechen, keine mittelschwere oder<br />

schwere Übelkeit<br />

40<br />

zur Prophylaxe verwendet werden. Die Therapie<br />

der abdominellen Migräne besteht in<br />

Bettruhe sowie bei Bedarf Flüssigkeitsersatz<br />

und Analgetika. Der Einsatz von Triptanen<br />

ist nicht ausreichend belegt. Prophylaktisch<br />

kann bei häufigen Attacken Flunarizin versucht<br />

werden.<br />

Spannungskopfschmerz<br />

Die Symptomatik des Spannungskopfschmerzes<br />

unterscheidet sich nur in wenigen<br />

Aspekten von jener des Erwachsenen<br />

(Tabelle 4). Unter Patienten, die aufgrund von<br />

Kopfschmerzen eine Kopfschmerz-Ambulanz<br />

aufsuchen, treten die Kopfschmerzen bei <strong>Kind</strong>ern<br />

seltener auf, sie halten kürzer an, zeigen<br />

kaum einen Wechsel der Schmerzlokalisation<br />

und gehen seltener mit Übelkeit einher. Darüberhinaus<br />

nimmt die Analgetika-Einnahme<br />

vom <strong>Kind</strong>esalter bis zum Erwachsenenalter<br />

deutlich zu.<br />

In der Akuttherapie des Spannungskopfschmerzes<br />

im <strong>Kind</strong>esalter sollten möglichst<br />

keine Medikamente, sondern Entspannung<br />

und „Ablenkung“ eingesetzt werden. Im<br />

Bedarfsfall können Paracetamol oder Ibuprofen<br />

(s.o.) verabreicht werden. Wichtig ist<br />

es dabei, Obergrenzen vorzugeben (z.B. nicht<br />

mehr als 5 Gaben pro Monat).<br />

Die Prophylaxe umfasst den richtigen<br />

Umgang mit Triggerfaktoren, Verhaltensmaßregeln<br />

(wie oben für die Migräne dargestellt),<br />

Biofeedback und ev. autogenes Training. In<br />

seltenen Fällen kann eine medikamentöse<br />

Therapie mit Amitriptylin (Saroten ® ) erwogen<br />

werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Voraussetzung für eine adäquate Kopfschmerzbehandlung<br />

im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />

ist die korrekte differentialdiagnostische<br />

Zuordnung. Prinzipiell werden primäre und<br />

sekundäre Kopfschmerzen unterschieden.<br />

Bei primären Kopfschmerzen, wie Migräne<br />

und Spannungskopfschmerz, findet sich<br />

keine zugrundeliegende Erkrankung. Bei<br />

sekundären Kopfschmerzen ist eine solche<br />

nachweisbar, wie z.B. eine Infektion, ein Schädel-(Hirn-)Trauma<br />

oder ein Gehirntumor.<br />

Im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter kommen der<br />

Migräne, dem Spannungskopfschmerz sowie<br />

Kopfschmerzen im Rahmen von Infektionskrankheiten<br />

die größte Bedeutung zu.<br />

In der Therapie der Migräne und des Spannungskopfschmerzes<br />

sind nichtmedikamentöse<br />

Maßnahmen wie die Aufklärung der<br />

Patienten und der Eltern, die Beachtung von<br />

Triggerfaktoren und des Lebensstils obligat<br />

erforderlich und eine medikamentöse<br />

Behandlung von Schweregrad und Häufigkeit<br />

der Kopfschmerzen abhängig.<br />

Literatur<br />

1. Karwautz A, Wöber C, Lang T, Böck A, Wagner-<br />

Ennsgraber C, Vesely C, et al (1999) Psychosocial<br />

factors in children and adolescents with<br />

migraine and tension-type headache: a controlled<br />

study and review of the literature. Cephalalgia<br />

19:32-43<br />

2. Özge A, Termine C, Antonaci F, Natriashvili S, Guidetti<br />

V, Wöber-Bingöl C. Overview of diagnosis<br />

and management of paediatric headache. Part I:<br />

diagnosis. J Headache Pain. 2011;12:13-23.<br />

3. Termine C, Özge A, Antonaci F, Natriashvili S, Guidetti<br />

V, Wöber-Bingöl C. Overview of diagnosis<br />

and management of paediatric headache. Part<br />

II: therapeutic management. J Headache Pain.<br />

2011;12:25-34.<br />

4. Wöber-Bingöl Ç, Wöber Ch, Karwautz A, Auterith<br />

A, Serim M, Zebenholzer K, Aydinkoc K, Kienbacher<br />

Ch, Wanner Ch, Wessely P. Clinical features of<br />

migraine: a cross-sectional study in patients aged<br />

three to sixtynine. Cephalalgia 2004;24:12-17


Fachkurzinformation Seite 51<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Bei Schmerzen ... immer die passende Darreichungsform<br />

41


Essstörungen<br />

Essstörungen bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />

Univ.-Prof. Dr. Andreas KARWAUTz<br />

Vizepräsident der ÖGES<br />

Universitätsklinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />

Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien<br />

Tel.: +43(0)1/40400-3057<br />

Fax: +43(0)1/40400-2793<br />

andreas.karwautz@meduniwien.ac.at<br />

www.ess-stoerung.eu<br />

42<br />

Essstörungen sind keine Ernährungsstörungen<br />

Essstörungen sind gemäß WHO im Kapitel F der Internationalen Klassifikation ICD-<br />

10 beschrieben, zählen also zu den psychischen Störungen (Karwautz 2008). Essen ist<br />

angstbesetzt, wird verweigert oder die Nahrungsaufnahme wird beziehungsgetriggert<br />

problematisiert. Die Ernährung ist lediglich als Endstrecke bzw. auf der Symptomebene<br />

ein Problem, nicht aber primär.<br />

Essstörungen und ihre Vorformen<br />

werden häufiger.<br />

Wie in einer deutschen Studie (BELLA-Studie<br />

als Teilstudie der KIGGS-Studie – siehe www.<br />

kiggs.de) gezeigt werden konnte, zählen<br />

etwa 1/3 der Adoleszenten zu einer „Risikopopulation<br />

für Essstörungen, da sie im Screening<br />

die erforderliche Cut-off Punkteanzahl<br />

erreichen bzw. überschreiten. Das gilt wie<br />

Waldherr et al. (2004) zeigen konnte auch<br />

für Österreich. Alarmierend ist insbesonders<br />

der Anstieg der für Essstörungen relevanten<br />

Skalen des Eating Disorder Inventory-2 (z.B.<br />

Körperliche Unzufriedenheit), in den Jahren<br />

1994-2004 bei Knaben (Waldherr et al. 2004).<br />

Zwar findet sich keine Zunahme der Inzidenz<br />

der klassischen Essstörungen bei Knaben<br />

aber doch eine zunehmende Auffälligkeit der<br />

relevanten Symptome, was für die Zukunft<br />

eine Zunahme der klinischen Essstörungen<br />

bei Knaben wahrscheinlich macht.<br />

Essstörungen kommen in vielfältigen<br />

klinischen Formen vor.<br />

Das DSM-V, das amerikanische Diagnostikmanual<br />

für alle psychiatrischen Störungen,<br />

das <strong>2012</strong> erscheinen wird, sieht einige<br />

Änderungen in der Klassifikation der Essstörungen<br />

vor, die der klinischen Realität<br />

besser entsprechen werden, als die<br />

derzeit gültigen Klassifikationssysteme:<br />

Anorexia nervosa (K 03) wird auch ohne Vorliegen<br />

sekundärer Amenorrhoe diagnostizierbar<br />

sein, Bulimia nervosa (K 04) wird nicht mehr in<br />

Subtypen (purging / non-purging) unterteilt<br />

werden, die Binge-Eating Störung (BED) (K<br />

05), die 1994 erst in den Appendix des DSM-IV<br />

Eingang gefunden hatte, wird neue Diagnose<br />

sein. Zusätzlich werden Störungen, die bisher<br />

verstreut im Kapitel F zu finden waren in das<br />

Kapitel „Essstörungen“ übernommen: Andere<br />

Spezifische Essstörungen (K 06): Atypische<br />

Anorexia nervosa, Subklinische Bulimia nervosa,<br />

Subklinische BED, Purging Disorder<br />

(Störung ohne Heisshunger aber mit einer<br />

Gewichtszunahme entgegensteuernden<br />

Maßnahmen), Night Eating Disorder (Nächtliches<br />

Essen). Unspezifische Essstörungen und<br />

Störungen der Nahrungsaufnahme (K 07).<br />

Weiters zählt Pica (das Essen nicht-essbarer<br />

Substanzen) zu den Essstörungen (K 00) sowie<br />

die „Störung mit Wiederkäuen“ - Rumination<br />

(K 01). Die vermeidende /restriktive Nahrungsaufnahmestörung<br />

(K 02) wird neu definiert.<br />

Zu frühkindlichen Essstörungen findet sich<br />

im Heft 3/2011 der Zeitschrift <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> ein<br />

guter rezenter Referenzüberblick von Dunitz-<br />

Scheer et al. (2011).<br />

Essstörungen kann man nur mittels<br />

komplexer Ätiologiemodelle<br />

verstehen.<br />

Die Entstehung von Essstörungen zu verstehen<br />

ist lediglich mittels der Bildung komplexer<br />

Modelle möglich. Die Ursachen selbst sind<br />

bisher nicht ausreichend aufgeklärt. Ein biopsycho-soziales<br />

Krankheitsmodell ist heute<br />

– mit unzähligen empirischen Befunden in<br />

allen 3 Bereichen angereichert – das gültige<br />

und der klinischen Vielfalt der Essstörungen<br />

am Ehesten gerecht werdende Modell des<br />

Verstehens (Karwautz 2009). So konnte z.B.<br />

unser Team zur Ätiologie der Magersucht<br />

unlängst neue Daten vorlegen (Adambegan<br />

et al. 2011; Huemer et al. <strong>2012</strong>; Karwautz et al.


Inhalt<br />

2011). Auffälligkeiten in den internalisierenden<br />

Problembereichen (Depression, Angststörungen)<br />

konnten im Vorfeld der Erkrankung<br />

identifiziert werden (Adambegan et al.<br />

2011). Reduzierte emotionale Verbundenheit<br />

und Individuelle Autonomie wurden als<br />

Prädiktoren für die spätere Entstehung von<br />

Magersucht und Bulimie gefunden (Huemer<br />

et al. <strong>2012</strong>). Weiters konnten wir unter<br />

Beachtung des in der Depressionsforschung<br />

erfolgreich eingesetzten Modelles der Gen-<br />

Umwelt-Interaktion (GxE) durch Caspi erstmals<br />

zeigen, dass auch Anorexia nervosa mit<br />

Hilfe seines GxE-Modelles verstehbar wird. So<br />

wirkten sich verschiedene belastende und<br />

traumatisierende Faktoren in direkter Weise<br />

risikoerhöhend aus, wohingegen das elterliche<br />

Erziehungsverhalten nur bei gleichzeitigem<br />

Vorliegen einer Mutation an der Promotorregion<br />

des Serotonintransportergens<br />

risikoerhöhend wirkte (Karwautz et al. 2011).<br />

Essstörungen kommen nahezu nie<br />

ohne Komorbiditäten vor.<br />

In der Behandlung von Essstörungen besonders<br />

im Jugendalter und Erwachsenenalter<br />

müssen wir damit rechnen, dass es nicht ausreicht,<br />

die Essstörung zu behandeln. Essstörungen<br />

sind im Verlauf in höchstem Maß mit<br />

anderen psychiatrischen Störungen vergesellschaftetet.<br />

Treten vor Ausbruch der Essstörung<br />

gehäuft Depressionen, Angststörungen<br />

und Fütterstörungen auf, werden Depression,<br />

Angst und Zwangssymptome während<br />

der klinischen Phase akzentuiert. Dabei<br />

spielt der Hungerzustand bei Anorexia und<br />

die Fastenepisoden bei Bulimia nervosa eine<br />

die Komorbiditäten verstärkende Rolle. Nach<br />

Korrektur der Unterernährung bei Anorexie<br />

und Regulation sowie Normalisierung des<br />

„chaotischen“ Essverhaltens bei Bulimie kann<br />

mit einem Rückgang der depressiven, ängstlichen<br />

und zwänglichen Symptome sowie mit<br />

einem Rückgang von Konzentrationsstörungen<br />

gerechnet werden. Dem Einsatz von Psychopharmaka<br />

ist aus diesem Grund gegenüber<br />

der Notwendigkeit der Gewichts- und<br />

Nahrungsrestitution der Nachrang zu geben.<br />

Wir haben aufgrund der hohen klinischen<br />

Relevanz der komorbiden Störungen für<br />

die behandelnden Therapeuten diese zu<br />

Schwerpunkten der „Wiener Postgraduellen<br />

Tagungen: Essstörungen und Assoziierte<br />

Krankheitsbilder“ (seit 2009 jährlich im <strong>März</strong>)<br />

gemacht. Angst (2009, 2011), Depression<br />

(2009, <strong>2012</strong>), Zwangsstörungen (2009, 2011),<br />

Bipolare Störungen (<strong>2012</strong>), ADHS (2011),<br />

Suchterkrankungen (2010), Persönlichkeitsstörungen<br />

(<strong>2012</strong>) waren bisher Themenschwerpunkte.<br />

Dabei ist uns immer wichtig,<br />

dass Experten für die jeweiligen komorbiden<br />

Störungen State-of-the-art-Wissen vermitteln,<br />

das die Spezialisten für Essstörungen in<br />

ihrer Praxis dann umsetzen können.<br />

Um Essstörungen zu behandeln,<br />

bedienen wir uns eines Stufenmodells.<br />

Für die Behandlung von Essstörungen stehen<br />

unterschiedlich intensive Strategien zur<br />

Verfügung. Sowohl aus gesundheitsökonomischer<br />

Sicht (direkte und indirekte Kosten<br />

für Versicherung und Betroffene) als auch um<br />

möglichst individualisiert vorzugehen ist ein<br />

Stufenplan (stepped-care approach) sinnvoll.<br />

Dabei ist es wertvoll, nach ausreichender<br />

Diagnostik zu entscheiden, ob Information<br />

und Psychoedukation – im Sinne geleiteter<br />

verhaltenstherapiebasierter Selbsthilfe – einsetzbar<br />

ist. Diese Form der Behandlung hat<br />

insbesondere bei Bulimia nervosa und BED<br />

nachweislich eine gute Chance zumindest<br />

ein Drittel der Betroffenen innerhalb von<br />

wenigen Monaten dauerhaft symptomfrei<br />

zu machen (Wagner et al. 2009). Für die Therapie<br />

der Magersucht greift dieses Verfahren<br />

aus verschiedenen motivationalen Gründen<br />

zu kurz, sodass es gegenwärtig nur zur<br />

Rückfallprophylaxe einsetzbar ist (Fichter et<br />

al. <strong>2012</strong>). Der Einsatz von Selbsthilfemanua-<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

len (in Form von Bibliotherapie oder via CD-<br />

ROM bzw. internetbasierten Programmen) ist<br />

ein moderner Ansatz in der Therapie und für<br />

manche von Heißhungerepisoden Betroffene<br />

ein wertvoller „niederschwelliger“ und vielversprechender<br />

möglicher Therapieweg.<br />

Ambulante Therapien sind als nächster Schritt<br />

geeignet, vor allem inzipiente, leichtere und<br />

kürzere Verläufe von Magersucht und Patienten<br />

mit Bulimia nervosa sowie Binge Eating<br />

Disorder entsprechend zu begegnen. Die<br />

Therapie schwerer Magersucht sollte immer<br />

den Spezialisten der <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />

obliegen. Auch psychosomatische<br />

Abteilungen mit ausreichend jugendpsychiatrischem<br />

Know-how sind geeignete Einrichtungen.<br />

Die Behandlung von schwerer<br />

Magersucht im Kontext pädiatrischer bzw.<br />

internistischer Einrichtungen ohne (jugend-)<br />

Wichtige Kontakte für weitere Informationen<br />

in Österreich:<br />

Österreichische Gesellschaft für Essstörungen<br />

(ÖGES):<br />

www.oeges.or.at<br />

Netzwerk Essstörungen, Innsbruck:<br />

www.netzwerk-essstoerungen.at<br />

Hotline Essstörungen:<br />

www.essstoerungshotline.at<br />

Ambulanz für Essstörungen bei <strong>Kind</strong>ern und<br />

Jugendlichen, AKH Wien:<br />

www.karwautz.at<br />

Breite Informationen zu Essstörungen:<br />

www.ess-stoerung.eu<br />

43


Fachkurzinformation Seite 51<br />

Essstörungen<br />

psychiatrischer Expertise kann in manchen<br />

Fällen zur sonst vermeidbaren Chronifizierung<br />

beitragen. Das begründet sich nicht nur<br />

im medizinischen Wissen sondern vor allem<br />

in der Notwendigkeit, multidisziplinär anzusetzen.<br />

Dafür bestehen die ausreichenden<br />

und idealen Voraussetzungen traditionell nur<br />

im Fachgebiet der <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />

sowie der erfahrenen Psychosomatik<br />

(siehe auch: Purtscher-Penz & Trabi 2011).<br />

Tagesklinische Strukturen sowie Fachabteilungen<br />

die nur PatientInnen mit Essstörungen<br />

behandeln fehlen in Österreich weitgehend.<br />

Darin unterscheiden wir uns von den<br />

Gegebenheiten in Deutschland oder der<br />

Schweiz sehr unvorteilhaft. Es ist bekannt:<br />

Spezialeinrichtungen für Essstörungen, die<br />

besonders die Schwerstkranken behandeln,<br />

ermöglichen ihren KlientInnen die beste Prognose,<br />

das sollte zu denken und die Politiker<br />

zum Handeln bewegen.<br />

Für einen detaillierten Überblick über die<br />

empirische Datenlage zur Behandlung der<br />

Essstörungen kann aktuell auf die S3-Leitlinie<br />

„Essstörungen“ der Deutschen Gesellschaft<br />

für Essstörungen (gem. mit anderen Fachgesellschaften)<br />

verwiesen werden. Sie findet<br />

sich unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“.<br />

Auch die psychopharmakologische Behandlung<br />

bei Essstörungen wurde rezent von<br />

Aigner et al. (2011) zusammengefasst und<br />

ist unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“<br />

abrufbar.<br />

44<br />

Zusammenfassung<br />

essstörungen sind keine ernährungsstörungen<br />

sondern psychische Störungen. ihre<br />

Klassifikation wird demnächst in verschiedenen<br />

Subbereichen neu gefasst. Knaben,<br />

die zwar selten betroffen sind, dürften –<br />

gemäß seltenen epidemiologischen Studien<br />

(auch aus österreich) – zukünftig häufiger<br />

zur Vorstellung kommen. Ätiologisch<br />

kann ein gen-Umwelt-interaktionsmodell<br />

hilfreich für das Verständnis sein. besondere<br />

berücksichtigung sollten immer die<br />

komorbiden Störungen finden, da sie häufig<br />

sind und den behandlungsverlauf verkomplizieren.<br />

Die Therapien sollten einem<br />

Stufenmodell folgen, der einsatz internetbasierter<br />

Technologien konnte rezent bei<br />

magersucht in der Rückfallprophylaxe und<br />

bei bulimie in der Primärbehandlung als<br />

erfolgversprechend nachgewiesen werden.<br />

Was therapeutisch evidenz hat, wurde<br />

rezent sowohl für psycho- als auch pharmakotherapeutische<br />

Verfahren in leitlinien<br />

dargelegt, wonach sich die behandelnden<br />

in ihren entscheidungen nun orientieren<br />

können.<br />

Literatur<br />

Adambegan M, Wagner G, Nader IW, Fernandez-<br />

Aranda F, Treasure J, Karwautz A. Internalizing and<br />

externalizing behaviour problems in childhood<br />

contribute to the development of anorexia and<br />

bulimia nervosa – a study comparing sister pairs.<br />

Eur Eat Disord Rev 2011 – in press.<br />

Aigner M, Treasure J, Kaye W, Kasper S (2011)<br />

WFSBP-Guidelines for the pharmacological treatment<br />

of Eating Disorders. World J Biol Psychiatry<br />

2011; 12(6): 400-443.<br />

American Psychiatric Association (APA) (2011)<br />

DSM-V – proposed revisions: www.dsm5.org<br />

Dunitz-Scheer M, Scheer PJZ, Marinschek S, Pahsini<br />

K (2011) Frühkindliche Essstörungen. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong><br />

3/2001: 10-12.<br />

Fichter MM, Quadflieg N, Nisslmüller K, Lindner S,<br />

Osen B, Huber T, Wünsch-Leiteritz W. Does internet-based<br />

prevention reduce the risk of relapse<br />

for anorexia nervosa? Behav Res Ther.<strong>2012</strong> Jan<br />

16;50(3):180-190.<br />

Huemer J, Haidvogl M, Mattejat F, Wagner G, Nobis<br />

G, Fernandez-Aranda F, Collier DA, Treasure JL,<br />

Karwautz AFK (<strong>2012</strong>) Perception of Autonomy and<br />

Connectedness Prior to the Onset of Anorexia Nervosa<br />

and Bulimia Nervosa A Retrospective Study in<br />

Sister Pairs Discordant for an Eating Disorder. Z <strong>Kind</strong>er<br />

Jugendpsychiatr Psychother <strong>2012</strong>, 40(1) 61-68.<br />

Karwautz A (2008) Essstörungen. In: Paulitsch K,<br />

Karwautz A: Grundlagen der Psychiatrie. Facultas,<br />

UTB 2008.<br />

Karwautz A (2009) Entstehungsbedingungen für<br />

Essstörungen. Spektrum Psychiatrie 2/2009. siehe<br />

auch: www.karwautz.at unter „Informationen“.<br />

Karwautz AFK, Wagner G, Waldherr K, Nader IW,<br />

Fernandez-Aranda F, Estivill X, Holliday J, Collier<br />

DA, Treasure JL (2011) Gene-environment interaction<br />

in anorexia nervosa: relevance of non-shared<br />

environment and the serotonin transporter gene.<br />

Molecular Psychiatry 16(6) 590-592.<br />

Karwautz A (2011) Gesamtbehandlungsplan für<br />

Magersucht. Siehe unter: www.karwautz.at unter<br />

„Informationen“.<br />

Purtscher-Penz K, Trabi T (2011) Behandlung in der<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong> 3/2011:<br />

28-29.<br />

Wagner G, Karwautz A (2009) Neue Technologien in<br />

der Therapie der Bulimia nervosa. Spektrum Psychiatrie<br />

2/2009. siehe auch: www.karwautz.at unter<br />

„Informationen“.<br />

Waldherr K, Friedl H, Rathner G (2004) Restrained<br />

and disturbed eating behaviour in adolescents<br />

form Lower Austria in 1993 and 2004. Tagungsbeitrag<br />

2004.


<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Inhalt 4. Wiener Postgraduelle Fortbildung<br />

ESSSTÖRUNGEN<br />

und assoziierte Krankheitsbilder<br />

23. - <strong>24.</strong> <strong>März</strong> <strong>2012</strong><br />

Univ.-Klinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />

&<br />

Univ.-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Medizinische Universität Wien, AKH<br />

Kliniken am Südgarten, Hörsaal A<br />

Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien<br />

Wissenschaftliche Leitung & Organisation<br />

Univ.-Prof. Dr. Andreas Karwautz Univ.-Prof. Dr. Ursula Bailer<br />

Mag. Gudrun Wagner<br />

Organisationsbüro<br />

Wiener Medizinische Akademie, Alissa McGregor<br />

Alser Straße 4, 1090 Wien, Tel.: +43 1 4051383 11, Fax: +43 1 4078274<br />

E-Mail: essstoerung<strong>2012</strong>@medacad.org<br />

www.ess-stoerung.eu<br />

45


Pharma News<br />

Aus der Natur, für die Natur<br />

Nachhaltige Beschaffung pflanzlicher Rohstoffe für Arzneimittel<br />

Anbaufläche von Eisenkraut (oben) und Gelbem Enzian<br />

(unten), beides Inhaltsstoffe von Sinupret®<br />

Zur Herstellung von hochwirksamen pflanzlichen<br />

Arzneien verwendet die Bionorica SE<br />

nur hochwertigste Ausgangsprodukte. Dazu<br />

werden Kulturen von natürlich vorkommenden<br />

Heilpflanzen angelegt und hinsichtlich<br />

ihrer medizinischen Eignung charakterisiert,<br />

gezüchtet und angebaut. „Die Entwicklung<br />

von eigenem Saatgut ist langwierig und kostenintensiv.<br />

Von der Auswahl des geeigneten<br />

Pflanzenmaterials bis zum Feldanbau vergehen<br />

fünf bis sieben Jahre und die Kosten<br />

liegen zwischen 500.000 und 800.000 Euro“,<br />

schildert Dr. Irina Göhler, Leiterin der Beschaffung<br />

pflanzlicher Rohstoffe bei der Bionorica<br />

SE. Als ersten Schritt erfolgt die Sammlung<br />

und Prüfung von Material verschiedener Herkünfte<br />

(Screening). Für die aussichtsreisten<br />

Pflanzen müssen im nächsten Schritt pflanzenspezifische<br />

Anbautechnologien entwickelt<br />

werden. Hierbei spielen die Faktoren Standortwahl,<br />

Jungpflanzenanzucht, Kulturführung<br />

und Pflanzenschutz eine wesentliche Rolle. Im<br />

letzten Schritt gilt es die Ernte- und Nachern-<br />

46<br />

Die Qualität des pflanzlichen Rohstoffes bestimmt maßgeblich die Qualität des<br />

pflanzlichen Arzneimittels. Die Firma Bionorica SE verfolgt dabei ein Konzept der<br />

strategischen Beschaffung über eine langfristige Kooperation mit den Anbauern<br />

– statt Outsourcing oder Spot-Beschaffungen bei Händlern – und setzt damit<br />

auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Reproduzierbarkeit. Gemäß diesen Grundsätzen<br />

erfolgt die Herstellung von pflanzlichen Arzneimitteln wie Sinupret® oder<br />

Bronchipret®.<br />

tetechnik (Trocknung, Reinigung, Verpackung<br />

und Lagerung) zu optimieren. Alle Arbeitsschritte<br />

von der Entwicklung des Saatguts,<br />

über den Heilpflanzenanbau und die Weiterverarbeitung<br />

bis zur Extraktproduktion und<br />

der Konfektionierung werden von umfangreichen<br />

Qualitätssicherungsmaßnahmen begleitet,<br />

ganz nach den obersten Maximen der<br />

Bionorica SE: Nachhaltigkeit, Transparenz und<br />

Reproduzierbarkeit.<br />

Nachhaltigkeit<br />

„Nur eine nachhaltige Rohstoffbeschaffung<br />

garantiert eine langfristige Rohstoffsicherheit“,<br />

so Göhler. Die Bionorica SE geht daher<br />

nur langfristige Kooperationen mit den<br />

Anbauern ein, um die Rohstoffe so nah wie<br />

möglich vom Ursprung und ohne lange Handelsketten<br />

zu lukrieren. Zusätzlich werden die<br />

Anbauflächen ständig gesteigert und gemäß<br />

der EU-Bioverordnung erfolgt ein sukzessiver<br />

Umstieg auf Bio-Qualität – ganz nach dem<br />

Motto „Aus der Natur, für die Natur“.<br />

Transparenz<br />

Die Qualität des pflanzlichen Rohstoffes<br />

wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie z.B.<br />

Bodenbeschaffenheit, Klima, Düngung, Erntezeitpunkt,<br />

Trocknung, genetisches Material,<br />

etc., wobei nicht alle dieser Faktoren zu 100%<br />

beeinflussbar sind. „Deshalb ist die Kenntnis<br />

dieser Einflüsse und deren Standardisierungen<br />

so wichtig“, erklärt Göhler. Um Transparenz zu<br />

erlangen verfügt jede in der Produktion eingesetzte<br />

Drogencharge über ein „Curriculum<br />

vitae“, das heißt, dass jede wichtige qualitätsbeeinflussende<br />

Maßnahme dokumentiert<br />

wird. Weiters werden die Rohstoffe ausschließlich<br />

nach der WHO-Richtlinie der GACP (Gute<br />

landwirtschaftliche- Sammel-Praxis) hergestellt<br />

und alle Rohstofflieferanten werden<br />

gemäß ebendieser Richtlinie auditiert.<br />

Reproduzierbarkeit<br />

Um ein stets gleich wirksames Arzneimittel<br />

produzieren zu können, muss die Qualität des<br />

pflanzlichen Rohstoffes reproduzierbar sein.<br />

Doch die Natur ist dahingehend unbeständig,<br />

ja unberechenbar. So wie die Qualität des<br />

Weines von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfällt,<br />

schwanken Inhaltsstoffe von Heilpflanzen<br />

abhängig von Standort, Bodenqualität<br />

,Wetter, Erntezeitpunkt, etc. „Je mehr dieser<br />

Einflussfaktoren standardisiert werden, umso<br />

eher gelingt es hochwertiges Drogenmaterial<br />

zu erhalten“, expliziert Göhler. Die Ernte selbst<br />

wird überwiegend in hauseigenen Produktionsstätten<br />

weiterverarbeitet. Unabhängig<br />

vom jeweiligen Ausgangsmaterial enthält<br />

das fertige Produkt eine exakt definierte,<br />

garantierte und gleichbleibende Zusammensetzung,<br />

die zunächst in zahlreichen Experimenten<br />

ermittelt und letztendlich in wissenschaftlichen<br />

Studien hinsichtlich Wirksamkeit,<br />

Verträglichkeit und Sicherheit evaluiert wird.<br />

Redaktion: Emanuel Munkhambwa


Nähere Informationen zum Inhalt und Ablauf der Tagung sowie der<br />

Anmeldung und den Zahlungsmodalitäten entnehmen Sie bitte<br />

dem Programm auf www.inkju.at<br />

Für Auskünfte und Fragen stehen Ihnen Frau Mag. Fröhlich bzw<br />

Frau Mag. Schwarz unter kinderschutz@live.at oder unter den Telefonnummern<br />

0650/980 5094 btw. 0676/601 6313 zur Verfügung.<br />

Veranstaltungsankündigung<br />

HiPP bietet Rundum-Kompetenz in Sachen Milchnahrung!<br />

Spezialnahrungen der neuesten Generation für sensible Bäuchlein<br />

fach ungesättigte Omega 3 & 6 Fettsäuren<br />

(LCP) und natürliche Milchsäurekulturen,<br />

die ursprünglich aus Muttermilch gewonnen<br />

wurden. Auch Muttermilch enthält eine<br />

Vielzahl natürlicher Milchsäurekulturen, die<br />

sich in Babys Darm ansiedeln und individuell<br />

unterschiedlich sein können. HiPP Anti Reflux<br />

ist außerdem die erste Spezialnahrung in Bio-<br />

Qualität!<br />

Für sensible Bäuchlein liefert die Natur<br />

die besten Ideen:<br />

HiPP Comfort Spezialnahrung bei Blähungen<br />

und Verstopfungen<br />

Auch die Verdauung kann Babys und deren<br />

Eltern manchmal ganz schön zu schaffen<br />

machen – besonders wenn geplagte Babys in<br />

den ersten Monaten anhaltend weinen, weil<br />

es im Bäuchlein zwickt. Das zarte Verdauungssystem<br />

muss erst noch ausreifen und sich mit<br />

der Zeit einpendeln. Für Babys mit besonders<br />

empfindlichem Bäuchlein, die über einen<br />

längeren Zeitraum unter Blähungen, Koliken<br />

oder Verstopfung leiden, empfiehlt sich<br />

die neue HiPP Comfort Spezialnahrung. Sie<br />

wirkt verdauungsregulierend und stuhlauflockernd,<br />

denn sie beinhaltet besonders leicht<br />

verdauliches Fett, das in seiner Struktur dem<br />

Vorbild Muttermilch sehr ähnlich ist. Zudem<br />

enthält die neue Spezialnahrung weniger<br />

Lactose, dafür aber aufgespaltenes Eiweiß,<br />

das vom Körper leichter verarbeitet werden<br />

kann. Orientiert am Vorbild der Muttermilch<br />

ist HiPP Comfort die erste Spezialnahrung<br />

mit einer Kombination aus natürlichen Milchsäurekulturen<br />

und wertvollen Ballaststoffen.<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

<strong>Kind</strong>erschutz auf der Flucht<br />

Flucht – Trauma – Retraumatisierung – ein Blick auf die österreichische Landschaft<br />

Wann: Donnerstag, 22. <strong>März</strong> <strong>2012</strong>, 9:00 - 17:00<br />

Wo: Europahaus Wien, Linzer Straße 429, 1140 Wien<br />

Kosten: € 60,00 (inkl. der Teilnahme an einem Workshop und Verpflegung<br />

Besonders in den ersten Lebensmonaten<br />

kann es vorkommen, dass es im Baby-Bäuchlein<br />

hin und wieder kneift oder Säuglinge<br />

nach der Nahrungsaufnahme mit dem Bäuerchen<br />

etwas Milch aufstoßen. Dies ist völlig<br />

normal und kein Grund zur Beunruhigung.<br />

Wenn Spucken und Bauchweh jedoch anhalten<br />

oder stärker sind als gewöhnlich, können<br />

die ersten Monate sehr anstrengend und<br />

belastend sein. In solchen Fällen können nach<br />

Rücksprache mit dem <strong>Kind</strong>erarzt Spezialnahrungen<br />

für Abhilfe sorgen.<br />

NEU: Die erste Spezialnahrung in Bio-<br />

Qualität – HiPP Anti-Reflux bei vermehrtem<br />

Aufstoßen und Spucken<br />

Die meisten Säuglinge spucken mit dem Bäuerchen<br />

ein wenig Milch. Der lateinische Ausdruck<br />

für dieses Phänomen lautet „Reflux“<br />

und bezeichnet den „Rückfluss“ in die Speiseröhre.<br />

Reflux und flüssiges Aufstoßen sind<br />

nicht mit Übelkeit verbunden und passieren<br />

ohne Kraftanstrengung: Die Nahrung<br />

steigt ganz einfach mit dem Bäuerchen wieder<br />

hoch. Bei vermehrtem Aufstoßen oder<br />

schwallartigem Spucken kann die neue HiPP<br />

Anti-Reflux Bio-Spezialnahrung Abhilfe verschaffen:<br />

Durch den Zusatz von hochwertigem<br />

Johannisbrotkernmehl, einem natürlichen<br />

Quellstoff, wird die Nahrung besonders<br />

sämig. Auf diese Weise bleibt sie besser im<br />

Magen und vermindert den Rückfluss in die<br />

Speiseröhre. Die HiPP Anti-Reflux Bio-Spezialnahrung<br />

ist geeignet für Babys in den<br />

ersten Lebensmonaten. Sie liefert alle wichtigen<br />

Nährstoffe sowie langkettige, mehr-<br />

10 Jahre <strong>Kind</strong>erschutzlehrgang<br />

22. <strong>März</strong> <strong>2012</strong><br />

INKiJu<br />

Interdisziplinäres Netzwerk für<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendliche<br />

Fürstenweg 8, 2371 Hinterbrühl<br />

Tel.: +43(0)2236/204-7612<br />

Fax: +43(0)2236/204-7633<br />

kinderschutz@live.at<br />

www.inkju.at<br />

Diese Ballaststoffe sorgen für den Aufbau<br />

einer gesunden Darmflora nach dem Vorbild<br />

gestillter Säuglinge.<br />

Die neuen Spezialnahrungen von HiPP sind in<br />

Drogeriemärkten erhältlich. Generell sollten<br />

Spezialnahrungen stets in Rücksprache mit<br />

dem <strong>Kind</strong>erarzt verwendet werden!<br />

Neu: HiPP Anti-Reflux Bio-Spezialnahrung (500g)<br />

UVP € 11,99<br />

Neu: HiPP Comfort Spezialnahrung (500g)<br />

UVP € 11,99<br />

Weitere Informationen:<br />

Pressekontakt HiPP:<br />

Isabelle Feix<br />

Tel.: +49(0)8441/757-516, isabelle.feix@hipp.de<br />

www.hipp.at<br />

Ecker & Partner<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs GmbH<br />

Mag. Johannes Mak<br />

Tel.: +43(0)1/59932-36, j.mak@eup.at<br />

Mag. Astrid van Erven, MAS<br />

Tel.: +43(0)1/59932-50, a.vanerven@eup.at<br />

47


Interview<br />

„Verpflichtet sind wir vor allem den<br />

<strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen …“<br />

Ein Interview mit Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, dem neuen Präsidenten der<br />

Österreichischen Gesellschaft für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde (ÖGKJ)<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold KeRbl<br />

LKH Leoben-Eisenerz<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Vordernberger Straße 42<br />

8700 Leoben<br />

Tel.: +43(0)3842/401-2438<br />

Fax: +43(0)3842/401-2738<br />

reinhold.kerbl@lkh-leoben.at<br />

48<br />

Nachdem Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus<br />

Schmitt seine dreijährige Amtsfunktion<br />

mit Ende 2011 beendet hat (siehe Interview<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> 6/2011), folgt ihm Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl als Präsident<br />

der ÖGKJ nach. <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> sprach<br />

mit dem Vorstand der Abteilung für <strong>Kind</strong>er<br />

und Jugendliche am LKH Leoben über<br />

seinen bisherigen Weg, seine Erfahrungen<br />

in der Gesellschaft sowie über seine<br />

Ziele, Erwartungen und Wünsche.<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Sie sind schon seit einigen Jahren<br />

in der ÖGKJ tätig. Wie sieht Ihr bisheriger Weg<br />

in der Gesellschaft aus?<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl: Seitdem<br />

ich <strong>Kind</strong>erarzt bin, bin ich auch in der Gesellschaft<br />

Mitglied. Ich bin im Jahr 2003, als Univ.-<br />

Prof. Dr. Müller Präsident wurde, Sekretär<br />

geworden und war dann auch während der<br />

Präsidentschaft von Univ.-Prof. Dr. Kaulfersch<br />

zeitweise erster Sekretär. Jetzt bin ich sozusagen<br />

in das Präsidentenamt „aufgestiegen“.<br />

Ich empfinde das als große Ehre, aber auch<br />

als Verpflichtung gegenüber der ÖGKJ, in der<br />

ich auch schon Arbeitsgruppen und Referate<br />

leiten durfte, u.a. jene für Aus- und Weiterbildung<br />

sowie die Monatsschrift <strong>Kind</strong>erheilkunde,<br />

unser offizielles Gesellschaftsorgan.<br />

Ich habe also schon einige Tätigkeiten in der<br />

ÖGKJ hinter mir, und jetzt eine sehr entscheidende<br />

vor mir.<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Wie haben Sie Ihre bisherigen<br />

Funktionen in der ÖGKJ erlebt?<br />

R. Kerbl: Sehr interessant, sehr arbeitsreich,<br />

sehr lehrreich. Mit der Möglichkeit zu vielen<br />

Kontakten, die einen guten Einblick geben,<br />

wie die Dinge in der Gesundheitspolitik vor<br />

sich gehen. Im Klinikalltag arbeitet man ja viel<br />

mit Patienten, aber wie und warum gesund-<br />

heitspolitische Entscheidungen getroffen<br />

werden, bekommt man oft nicht mit. Das<br />

erlebt und erlernt man nur, wenn man in<br />

einer derartigen „öffentlichen“ Funktion tätig<br />

ist. Man erfährt dabei viel über „das System“,<br />

aber auch über dessen Grenzen und Hürden.<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Wie sehen Sie die ÖGKJ und deren<br />

Position in Österreich?<br />

R. Kerbl: Die ÖGKJ ist in erster Linie eine wissenschaftliche<br />

Institution. D.h., die Gesellschaft<br />

sollte sich in erster Linie um die fachlichen<br />

Inhalte kümmern, erst an zweiter Stelle<br />

stehen die standespolitischen Agenden.<br />

Naturgemäß lassen sich die beiden Bereiche<br />

aber nicht ganz voneinander trennen. Wichtig<br />

ist, dass in der ÖGKJ alle <strong>Kind</strong>erärztinnen<br />

und <strong>Kind</strong>erärzte Platz finden, von den Niedergelassenen<br />

hin bis zu den in der universitären<br />

Forschung Tätigen. Leider wird für meine<br />

Begriffe unsere Fachgesellschaft in Österreich<br />

zum Teil zu wenig wahrgenommen. Die pädiatrische<br />

Expertise wird oft woanders gesucht<br />

und nicht dort, wo sie traditionell verankert<br />

ist. In der ÖGKJ gibt es immerhin über<br />

40 Arbeitsgruppen und 1.400 <strong>Kind</strong>er- und<br />

JugendärztInnen, die über alle Besonderheiten<br />

des <strong>Kind</strong>es- und Jugendalters Bescheid<br />

wissen und über reichlich Erfahrung verfügen.<br />

Es schmerzt dann manchmal schon,


Inhalt<br />

wenn man an uns vorbei arbeitet und uns<br />

nicht miteinbezieht. Es sind v.a. politische Institutionen,<br />

die manchmal nach Gutdünken<br />

ihre Gutachter und Berater aussuchen und<br />

nicht dort nachfragen, wo wirklich die Kenntnisse<br />

dafür da sind.<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Ihr Vorgänger Univ.-Prof. Prim. Dr.<br />

Klaus Schmitt beschrieb Sie im Interview als<br />

„Garant“ und Insider: Was sind Ihre Ziele als<br />

Präsident der ÖGKJ?<br />

R. Kerbl: Meine unmittelbaren Vorgänger<br />

Professor Müller, Professor Kaulfersch und<br />

zuletzt Herr Professor Schmitt haben die<br />

ÖGKJ mit viel Sachkenntnis und Engagement<br />

durch eine schwierige Zeit geführt und Vieles<br />

erreicht. Ich möchte diesen Weg fortsetzen<br />

und weitere Verbesserungen für die kindermedizinische<br />

Versorgung in Österreich erreichen.<br />

Das Hauptziel muss dabei sein, dass<br />

<strong>Kind</strong>er und Jugendliche noch besser wahrgenommen<br />

werden als bisher. Ihnen sind wir in<br />

erster Linie verpflichtet, und für sie sollten wir<br />

die bestmögliche Versorgung erreichen. Das<br />

beginnt eben mit der adäquaten Wahrnehmung<br />

von <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen. Es gibt<br />

mehrere Bereiche, wo das derzeit noch der<br />

Fall ist. Dem oft missbrauchten Spruch „<strong>Kind</strong>er<br />

sind keine kleinen Erwachsenen“ begegne<br />

ich manchmal mit der Antwort: „Ja, leider.<br />

Denn wären sie (kleine) Erwachsene, wären<br />

sie Wähler und dann würde man sich wohl<br />

mehr um ihre Interessen kümmern.“ Daher<br />

ist es unsere Aufgabe, dass wir als ÖGKJ uns<br />

um die Ziele der <strong>Kind</strong>er- und Jugendgesundheit<br />

kümmern und sie entsprechend in der<br />

Öffentlichkeit vertreten.<br />

Ein Bespiel dafür ist die <strong>Kind</strong>er- und Jugendrehabilitation,<br />

für die wir seit Jahren kämpfen.<br />

Österreich hat über 8.000 Rehabilitationsplätze<br />

für Erwachsene, aber nur 50 für<br />

<strong>Kind</strong>er! Der Ausbau der <strong>Kind</strong>erreha wird seit<br />

über 12 Jahren blockiert. Ein anderes Beispiel<br />

sind die <strong>Kind</strong>erarzneimittel. Viele Medikamente<br />

sind für <strong>Kind</strong>er und Jugendliche nicht<br />

zugelassen und müssen „off label“ verwendet<br />

werden, weil sich niemand um die Zulassung<br />

kümmert bzw. die Studien dazu betreibt.<br />

Schwere Defizite haben wir auch in der kinderpsychosomatischen<br />

und kinderpsychiatrischen<br />

Versorgung, da bleibt noch viel zu<br />

tun, auch in Zusammenarbeit mit anderen<br />

Sonderfächern. Schließlich wird auch die Vertiefung<br />

der Prävention Teil meiner Arbeit als<br />

ÖGKJ-Präsident sein. Im Bereich von Unfallprävention,<br />

Prävention durch Impfungen,<br />

Prävention chronischer Volkskrankheiten wie<br />

„Es schmerzt manchmal schon,<br />

wenn man an uns vorbei arbeitet<br />

und uns nicht miteinbezieht.”<br />

Fettsucht und Diabetes gibt es noch reichlich<br />

Verbesserungspotenzial, und in dieser Richtung<br />

müssen wir noch sehr viel tun.<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Mit welchen Erwartungen treten<br />

Sie die Präsidentschaft an?<br />

R. Kerbl: Ich erwarte mir zunächst, dass uns<br />

hoffentlich viele Leute zuhören und unsere<br />

Argumente, die die Argumente der <strong>Kind</strong>er<br />

und Jugendlichen sein sollten, ernst nehmen.<br />

Ich hoffe, dass es in 3 Jahren etwas mehr<br />

Bewusstsein für <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />

geben wird.<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Der Österreichische Gesundheitsplan<br />

wurde in der vergangenen Amtsperiode<br />

initiiert. Wie wollen sie dessen Umsetzung<br />

vorantreiben?<br />

R. Kerbl: Unsere Gesellschaft war sehr maßgeblich<br />

an der Erarbeitung des Österreichischen<br />

<strong>Kind</strong>ergesundheitsplanes beteiligt,<br />

den Herr Minister Stöger im Herbst 2011 vorgestellt<br />

hat. In Wirklichkeit ist dieser gar nicht<br />

so neu, da es bereits im Jahr 2004 unter Frau<br />

Bundesministerin Rauch-Kallat einen solchen<br />

Plan gegeben hat. Dazu muss man natürlich<br />

sagen: Ein Plan ist nur gut, wenn er dann auch<br />

umgesetzt wird. Unsere Gesellschaft wird also<br />

sehr auf die Umsetzung drängen und wir werden<br />

von uns aus eine aktive Zusammenarbeit<br />

anbieten. Wir können viele der Inhalte durch<br />

unsere aktive Expertenarbeit, die natürlich<br />

immer ehrenamtlich sein wird, unterstützen.<br />

Aber natürlich fordern wir auch dort, wo es<br />

notwendig ist, von der Politik etwas ein. So<br />

wird es in gewissen Bereichen zusätzlicher<br />

finanzieller Mittel bedürfen, denn es kann<br />

nicht immer alles kostenneutral sein. Wenn<br />

man eine Verbesserung des Mutter/<strong>Kind</strong>-Passes<br />

andenkt, muss es auch erlaubt sein über<br />

Mehrkosten zu sprechen, z.B. für sozialpädiatrische<br />

Betreuung. Vernachlässigte oder misshandelte<br />

<strong>Kind</strong>er, <strong>Kind</strong>er aus dem Drogenmilieu<br />

und von <strong>Kind</strong>erarmut Betroffene sind ein<br />

Patientenkollektiv, das bisher noch viel zu<br />

wenig Beachtung gefunden hat. Oder auch<br />

die „<strong>Kind</strong>er, die keiner will“ – damit meine ich<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

<strong>Kind</strong>er und Jugendliche mit Aggressionen,<br />

kriminellem Potenzial und dgl., die oft sozial<br />

schwer oder gar nicht integrierbar sind. Auch<br />

sie verdienen aber unsere Zuwendung und<br />

Fürsorge!<br />

<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Was wünschen Sie sich in Ihrer<br />

Amtszeit von Ihren Kolleginnen und Kollegen<br />

und der Politik?<br />

R. Kerbl: Von meinen Kolleginnen und Kollegen<br />

wünsche ich mir, dass sie sich sehr<br />

aktiv an der Arbeit beteiligen. Als Präsident<br />

einer wissenschaftlichen Gesellschaft kann<br />

man nur so gut sein wie die Gesellschaft als<br />

Ganzes ist. Man ist wie ein Stürmer in einer<br />

Fußballmannschaft: Wenn man kein Zuspiel<br />

bekommt, kann man kein Tor schießen. Diese<br />

Unterstützung wünsche ich mir, und damit<br />

rechne ich eigentlich auch. Von der Politik,<br />

aber auch von den Universitäten wünsche<br />

ich mir, dass die Pädiatrie jenen Stellenwert<br />

erhält, der ihr eigentlich zusteht. Bisher<br />

bezeichnet man ja leider unser Fach oft als<br />

„kleines Fach“. Dabei wird offensichtlich die<br />

teilweise Kleinheit unserer Patienten mit der<br />

Größe des Faches verwechselt. Tatsächlich<br />

kann sich aber die Pädiatrie durchaus mit<br />

der Inneren Medizin messen, sie ist letztlich<br />

die „Innere Medizin des frühen Lebens“. Ich<br />

wünsche mir, dass unsere Politiker <strong>Kind</strong>er<br />

und Jugendliche nicht nur aus dem gesundheitsökonomischen<br />

Blickwinkel betrachten,<br />

sondern dass sie auch an das Individualwohl<br />

unserer Patienten denken. Denn <strong>Kind</strong>er sind<br />

nicht nur unsere Zukunft – sie haben auch<br />

eine Gegenwart!<br />

Lieber Hr. Prof. Kerbel wir danken für das<br />

Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute!<br />

49


Serie: Wiener <strong>Kind</strong>erklinik<br />

Die soziale Verantwortung in<br />

Forschung und Wissenschaft - Teil 2<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Ulrike Salzer Muhar<br />

Universitätsklinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

In den einzelnen Subspezialitäten der<br />

Pädiatrie wird auf hohem internationalem<br />

Niveau fachspezifisch zur Vertiefung<br />

des Fachwissens und in Bezug auf medizinisches<br />

Outcome und Quality of Life<br />

geforscht. Beides spiegelt die Qualität<br />

der Medizin in der Vergangenheit wider.<br />

Welche der gemeinsamen Themen hätten<br />

gesellschaftliche Relevanz und könnten<br />

letztlich auch sozial wirksam sein?<br />

Arzneimittelforschung an <strong>Kind</strong>ern/für <strong>Kind</strong>er<br />

„Better Medicines for Children“, „Children<br />

as therapeutic orphans“ – mittlerweile ist<br />

bereits der breiten Öffentlichkeit bekannt,<br />

dass 50-90% der bei <strong>Kind</strong>ern eingesetzten<br />

Medikamente nicht an <strong>Kind</strong>ern getestet bzw.<br />

für die Anwendung bei <strong>Kind</strong>ern zugelassen<br />

sind. Dass Medikamentenstudien an <strong>Kind</strong>ern/<br />

für <strong>Kind</strong>er notwendig sind, daran besteht<br />

kein Zweifel. Aber sind sie in der Realität auch<br />

durchführbar?<br />

Ethische Bedenken von Seiten vieler kinderärztlicher<br />

FachkollegInnen und ein veritables<br />

Grundmisstrauen von Seiten der Eltern,<br />

die Studien an <strong>Kind</strong>ern zwar im allgemeinen<br />

Fall, aber nicht im eigenen, besonderen gutheißen,<br />

sind noch immer präsent. Die Konzeption<br />

solcher Studien ist ebenso aufwändig<br />

wie der organisatorische Ablauf bis zur<br />

endgültigen Genehmigung, letztlich werden<br />

häufig vor allem jene Medikamente ausgewählt,<br />

in denen Firmen ein zukünftiges wirtschaftliches<br />

Potential sehen.<br />

Sowohl an der Wiener <strong>Kind</strong>erklinik als auch<br />

im St. Anna <strong>Kind</strong>erspital gibt es hochqualitative<br />

Experten mit internationaler Reputation<br />

zu diesem Thema – wahrscheinlich könnte<br />

das zukünftige Wiener Pädiatrische Zentrum<br />

einen großen sozialen Beitrag leisten, wenn<br />

es die Arzneimittelforschung an <strong>Kind</strong>ern zu<br />

einem seiner zukünftigen Schwerpunkte<br />

machen und es sowohl durch eine professionelle<br />

interne Kommunikation mit den Eltern<br />

einzuschließender <strong>Kind</strong>er als auch durch<br />

Öffentlichkeitsarbeit enttabuisieren würde.<br />

Therapien für Orphan Diseases<br />

Die soziale Diskussion über die klinische<br />

Anwendung der Forschungsergebnisse und<br />

Finanzierung mitunter sehr teurer Enzymersatztherapien<br />

im metabolischen Bereich<br />

entsteht aus der ökonomisch orientierten<br />

50<br />

Frage nach Kosteneffektivität, aber auch aus<br />

der medizinisch-ethischen Frage nach Priorisierung<br />

bei vorgegebenen Ressourcen. Wir<br />

brauchen die Zeit und zumindest mittelfristige<br />

Nachuntersuchungen, um zu entscheiden,<br />

ob diese Therapien den betroffenen <strong>Kind</strong>ern<br />

und ihren Familien nur die Illusion auf<br />

Besserung vermitteln, oder ob sie tatsächlich<br />

längerfristige Kursänderungen im schicksalhaft<br />

vorgegebenen Krankheitsverlauf bewirken.<br />

Teure Therapien bei seltenen metabolischen<br />

Erkrankungen brauchen letztlich gute<br />

und reflektierte Kriterien für den Therapiebeginn<br />

bzw. den -abbruch und das offene<br />

Gespräch über das behinderte <strong>Kind</strong> in unserer<br />

Gesellschaft, aber auch die Diskussion<br />

über die präemptive genetische Diagnostik.<br />

Aber: werden alle diese Fragen auch bei teuren<br />

Therapien in der Medizin für Erwachsene<br />

gestellt?<br />

Sozialpädiatrische Forschung – <strong>Kind</strong>erarmut<br />

und Gesundheit<br />

Durch die Position unserer Stadt und ihrer<br />

Nähe zu Osteuropa sind ideale Voraussetzungen<br />

gegeben, sich aktiv an EU-unterstützten<br />

Projekten zur „Diversity of Care and/or<br />

Inequalities of Care“, insbesondere in den<br />

neuen Mitgliedsländern, im Westbalkan<br />

und EU-Anwärterstaaten in Südosteuropa<br />

zu beteiligen. Eine solche Forschung wäre<br />

auch im Sinne der „M8 Alliance for Academic<br />

Health Centers and Medical Universities“, die<br />

die partnerschaftliche Kooperation zwischen<br />

akademischen Leadern und politischen Entscheidungsträgern<br />

anstrebt, um aktuelle<br />

und zukünftige gesundheitsrelevante Fragen<br />

gemeinsam zu beantworten: „Academic<br />

medicine must take more responsibility for<br />

global health“ (1) – ja, aber entscheidend ist<br />

dabei, sich nicht politisch vereinnahmen zu<br />

lassen und größtmögliche Unabhängigkeit<br />

zu bewahren.<br />

Zukunft zeigt sich im Allgemeinen nicht im<br />

Mainstream, sondern zuerst in den Rand-<br />

und Grenzbereichen. Einer dieser Grenzbereiche<br />

ist die Nacht in der Notfallambulanz<br />

der <strong>Kind</strong>erklinik. Und was dann als Zukunft<br />

erkennbar ist, bedeutet ein Zuviel an Armut,<br />

Multikulturalität, Migration und damit assoziierter<br />

kindlicher Krankheit. Auch tagsüber<br />

umfasst die Klientel der Notfallambulanz die<br />

<strong>Kind</strong>er und Jugendlichen aus den einkommensschwächeren<br />

– sie würden sich selbst<br />

kaum gerne arm nennen – Bevölkerungsgruppen<br />

unserer Stadt, und ihre Gesundheit<br />

ist durchaus ein Maß für die Güte unseres<br />

Gesundheitssystems. Die Analyse der Daten<br />

der Notfallambulanz könnte somit zweifellos<br />

einen Einblick in die psychische/physische<br />

Gesundheit bzw. Krankheit dieser <strong>Kind</strong>er<br />

und Jugendlichen geben. Ihre Auswertung<br />

wäre eine solide Grundlage für zukunftsorientierte<br />

Entscheidungen – im Hinblick auf<br />

<strong>Kind</strong>erarmut und -krankheit – bzw. Voraussetzung<br />

für die Verwirklichung von Gesundheit<br />

(2). Eine solche lokal orientierte sozialpädiatrische<br />

Forschung im Sinne unserer Stadt<br />

braucht nicht nur finanzielle, personelle und<br />

epidemiologische Ressourcen, sondern auch<br />

bereits akademisch gut positionierte Leader<br />

mit primärem Interesse an Veränderung –<br />

nicht an einer Publikation mit hohem Impactfaktor.<br />

Aber: auch die Forschung kann sich<br />

ihrer sozialen Verantwortung nicht entziehen<br />

und auch hier wird sich einiges ändern. In<br />

der Zukunft wird bei der Bewertung wissenschaftlicher<br />

Publikationen auch der „soziale“,<br />

gesellschaftliche Aspekt bewertet werden:<br />

die soziale Auswirkung und gesellschaftliche<br />

Relevanz der Ergebnisse und die für die Publikation<br />

verwendeten gesellschaftlichen Mittel<br />

und menschlichen Ressourcen (3, 4).<br />

Literatur:<br />

(1) Adli M et al. Lancet 2010; 376(9748):1197-1198<br />

(2) Vgl. Sen A. The Idea of Justice. Penguin Books Ltd,<br />

2009. Copyright Amartya Sen<br />

(3) Watts G. BMJ 2009; 338:b553<br />

(4) Niederkrotenthaler T et al., Nature 2011;<br />

469(7328):34<br />

Gedanken zur sozialen Verantwortung der<br />

Wiener <strong>Kind</strong>erklinik<br />

von Ulrike Salzer-Muhar<br />

88 Seiten; 210 mm x 148 mm<br />

2011 facultas Universitätsverlag<br />

ISBN 978-3-7089-0773-4<br />

12,90 EUR (inkl. USt.)


Inhalt<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

Nocutil® 0,2 mg - Tabletten<br />

Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 0,2 mg Desmopressinacetat entsprechend 0,178 mg Desmopressin. Sonstige Bestandteile: Jede Tablette enthält 120 mg Lactose-<br />

Monohydrat, Kartoffelstärke, Povidon (K25), Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung der primären Enuresis nocturna bei<br />

<strong>Kind</strong>ern ab 5 Jahren nach Ausschluss organischer Ursachen und wenn andere, nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen erfolglos waren. Zur Behandlung des Vasopressinsensitiven<br />

zentralen Diabetes insipidus. Zur Behandlung der Nykturie verbunden mit nächtlicher Polyurie bei Erwachsenen (bei einer Urinproduktion in der Nacht, welche<br />

die Blasenkapazität überschreitet). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile von Nocutil – Tabletten, Neurologische<br />

Erkrankungen und Demenz, Primäre und psychogene Polydipsie oder Polydipsie bei Alkoholikern, Herzinsuffizienz und andere Erkrankungen, die eine Behandlung<br />

mit Diuretika erfordern, Hyponatriämie oder eine Prädisposition zu Hyponatriämie, Mäßig starke bis schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter<br />

50 ml/min), Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH). Desmopressin - Tabletten sind nicht zur Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern (unter einem<br />

Alter von 5 Jahren) bestimmt. Pharmakotherapeutische Gruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Vasopressin und Analoga. ATC Code: H01BA02. Packungsgrößen<br />

15, 60 Tabletten. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Kassenstatus: Kassenfrei, Yellow Box, RE2 Zulassungsinhaber: Gebro Pharma GmbH, A-6391 Fieberbrunn,<br />

Telefon: 0043/5354/5300-0, Telefax: 0043/5354/5300-710. Stand der Information: Jänner 2011.<br />

Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit und Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

EpiPen 0,3 mg Injektionslösung, EpiPen Junior 0,15 mg Injektionslösung. Qualtiative und quantitative Zusammensetzung: 1 ml enthält 1 mg Epinephrin<br />

(Adrenalin).Eine Einzeldosis (0,3 ml) enthält 0,3 mg (300 Mikrogramm) Epinephrin. Epipen Junior: 1 ml enthält 0,5 mg Epinephrin (Adrenalin). Eine Einzeldosis (0,3<br />

ml) enthält 0,15 mg (1500 Mikrogramm) Epinephrin. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Natriummetabisulfit, Salzsäure (zur pH-Wert Einstellung), Wasser für Injektionszwecke.<br />

Anwendungsgebiete: EpiPen ist für die Notfallbehandlung eines schweren anaphylaktischen Schocks oder einer allergischen Reaktion z.B. auf Insektenstiche<br />

oder Insektenbisse, Nahrungs-oder Arzneimittel indiziert. Gegenanzeigen: Es sind keine absoluten Kontraindikationen für die Anwendung von EpiPen<br />

bei einem allergischen Notfall bekannt. Pharmakotherapeutische Gruppe: Kardiostimulanzien exkl. Herzglykoside, ATC Code: C01CA<strong>24.</strong> Inhaber der Zulassung:<br />

Meda Pharma GmbH, Wien. Rezept-und apothekenpflichtig. Angaben über Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung<br />

mit anderen Mitteln, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten<br />

Fachinformation.<br />

www.meda.at<br />

Sinupret® Tropfen:<br />

Zusammensetzung: 100 g enthalten einen wässrig-alkoholischen Auszug (Auszugsmittel 59 Vol.-% Ethanol) aus: Enzianwurzel 0,2 g, Schlüsselblumen mit Kelch 0,6 g, Sauerampferkraut<br />

0,6 g, Holunderblüten 0,6 g, Eisenkraut 0,6 g; Enthält 19 Vol.-% Ethanol, 1 ml = 0,98 g = ca.17 Tropfen, 1 ml enthält 0,15 g Ethanol. Hilfsstoffe: Ethanol, Wasser.<br />

Anwendungsgebiete: Zur Verflüssigung von zähem Schleim und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen Katarrhen der Atemwege, insbesondere<br />

der Nasennebenhöhlen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil. ATC-Code: R05CB10.<br />

Sinupret® Saft: Zusammensetzung: 100 g enthalten 10 g Auszug (Droge/Extraktverhältnis 1:11) aus 0,07 g Enzianwurzel, 0,207 g Eisenkraut, 0,207 g Gartensauerampferkraut,<br />

0,207 g Holunderblüten, 0,207 g Schlüsselblumenblüten mit Kelch; Auszugsmittel: Ethanol 59% (V/V). 1ml enthält 1,21g. Sonstige Bestandteile: Das Arzneimittel<br />

enthält 8 % (V/V) Alkohol und 65,2 g flüssiges Maltitol. Liste der sonstigen Bestandteile: Maltitol-Lösung, gereinigtes Wasser, Ethanol, Kirscharoma. Anwendungsgebiete:<br />

Zur Verflüssigung von zähem Schleim und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen Katarrhen der Atemwege, insbesondere der Nasennebenhöhlen.<br />

Gegenanzeigen: Sinupret Saft darf nicht eingenommen werden, wenn Überempfindlichkeiten (Allergien) gegenüber Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten,<br />

Gartensauerampferkraut, Holunderblüten, Eisenkraut oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels bestehen. ATC-Code: R05CB10<br />

Sinupret®-Dragees: Zusammensetzung: 1 Dragee enthält : Radix gentianae 6 mg, Flores primulae cum calycibus 18 mg, Herba rumicis var. 18 mg, Flores sambuci 18 mg,<br />

Herba verbenae 18 mg. Hilfsstoffe: Kartoffelstärke, Hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose, Gelatine, Sorbitol, Stearinsäure, Calciumcarbonat, Glucosesirup, Magnesiumoxid,<br />

Maisstärke, basisches Polymethacrylat, Montanglycolwachs, Natriumcarbonat, Polyvidon, Rizinusöl, Saccharose, Schellack, Talkum, Farbstoffe: Chinolingelb (E 104), Indigotin<br />

(E 132), Titandioxid (E 171). Anwendungsgebiete: Zur Verflüssigung von zähem Schleim und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen<br />

Katarrhen der Atemwege, insbesondere der Nasennebenhöhlen. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil darf Sinupret nicht eingenommen<br />

werden. Da die Dragees nicht teilbar sind, sind diese für <strong>Kind</strong>er unter 12 Jahren nicht geeignet. ATC-Code: R05X<br />

Sinupret® forte Dragees:<br />

Zusammensetzung: 1 Dragee enthält: Radix gentianae (Enzianwurzel) 12 mg, Flores primulae cum calycibus 36 mg (Schlüsselblumenblüten mit Kelch), Herba rumicis<br />

var. (Ampferkraut) 36 mg, Flores sambuci (Holunderblüten) 36 mg, Herba verbenae (Eisenkraut) 36 mg. Hilfsstoffe: Kartoffelstärke, Hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose,<br />

Gelatine, Sorbitol, Stearinsäure, Calciumcarbonat, Glukosesirup, Magnesiumoxid, Maisstärke, Basisches Polymethacrylat, Montanglycolwachs, Natriumcarbonat, Polyvidon,<br />

Rizinusöl, Saccharose, Schellack, Talkum, Farbstoffe: Chinolingelb (E 104), Indigotin (E 132), Titandioxid (E 171). Anwendungsgebiete: Zur Verflüssigung von zähem Schleim<br />

und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen Katarrhen der Atemwege, insbesondere der Nasennebenhöhlen. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit<br />

gegenüber einem Bestandteil darf Sinupret forte nicht eingenommen werden. Da die Dragees nicht teilbar sind, sind diese für <strong>Kind</strong>er nicht geeignet. Für<br />

<strong>Kind</strong>er über 12 Jahren stehen Sinupret Dragees zur Verfügung. ATC-Code: R05X<br />

Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie<br />

bitte der veröffentlichten Fachinformation. Hersteller und Zulassungsinhaber: Bionorica SE, 92318 Neumarkt, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />

Rezeptfrei, apothekenpflichtig<br />

Antibiophilus - Kapseln, Antibiophilus - Beutel;<br />

Zusammensetzung: 1 Kapsel zu 250mg bzw. 1 Beutel zu 1,5g enthält lebensfähige Keime von Lactobacillus casei, var. rhamnosus mit einer Mindestkeimzahl von<br />

10 9 pro Gramm. Hilfsstoffe: Kapseln: Kartoffelstärke, Lactose, Maltodextrine, Natriumthiosulfat, Natriumglutamat, Magnesiumstearat; Gelatine, Titandioxid E-171;<br />

Beutel: Kartoffelstärke, Lactose, Maltodextrine. Anwendungsgebiete: Durchfälle unterschiedlicher Genese, insbesondere auch Behandlung von durch Antibiotikatherapie<br />

oder durch Strahlenbehandlung bedingten Durchfällen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile. Die Informationen bez.<br />

Warnhinweisen, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: Rezeptfrei, apothekenpflichtig.<br />

ATC-Klasse: A07FA01 Zulassungsinhaber: Germania Pharmazeutika GesmbH, 1150 Wien<br />

ben-u-ron Saft<br />

ZUSAMMENSETZUNG: 5 ml Sirup (= 1 Messlöffel) enthalten als Wirkstoff: 200 mg Paracetamol. Sonstige Bestandteile: Saccharose, Methyl-4-hydroxybenzoat<br />

(E 218), Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216), Natriumcitrat, Tragant, Zitronensäure-Monohydrat, Sahne-Aroma, Gelborange S (E 110), gereinigtes Wasser. ANWEN-<br />

DUNGSGEBIETE: Fieber- und Schmerzzustände, wie z.B. Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Muskelschmerzen, rheumatische Schmerzen,Menstruationsbeschwer<br />

den, Fieber und Schmerzen bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile. Schwere<br />

Leber- und Nierenfunktionsstörungen, genetisch bedingter Mangel an Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase (Symptom: hämolytische Anämie). Bei Säuglingen<br />

darf ben-u-ron Saft nicht ein gesetzt werden. Übermäßiger bzw. chronischer Alkoholgenuß (siehe 4.5) ATC-Code: N02BE01. INHABER DER ZULASSUNG: SIGMA-<br />

PHARM Arzneimittel GmbH, 1200 Wien. REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezeptfrei mit W2, apothekenpflichtig.<br />

Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

ben-u-ron 1000 mg - Tabletten<br />

QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Wirkstoff: 1 Tablette enthält 1000 mg Paracetamol. Sonstige Bestandteile: Carboxymethylstärke<br />

Natrium (Typ A, Ph. Eur.), Povidon (K 29-32), Stearinsäure (Ph. Eur.), Talkum, Maisstärke, gefälltes Siliciumdioxid. ANWENDUNGSGEBIETE: Symptomatische Behandlung<br />

leichter bis mäßig starker Schmerzen (wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen) und/oder Fieber. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit<br />

gegen Paracetamol oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere hepatozelluläre Insuffizienz (Child-Pugh > 9). Genetisch bedingter Mangel an Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase<br />

(Symptom: hämolytische Anämie). Chronischer Alkoholmissbrauch. ATC-Code: N02BE01. INHABER DER ZULASSUNG: SIGMAPHARM Arzneimittel<br />

GmbH, 1200 Wien. REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpflichtig<br />

Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

51


Enuresis nocturna<br />

rasch & kosteneffizient therapieren<br />

52<br />

Hipp<br />

Fachkurzinformation siehe Seite XX 51<br />

GPB.NOC 100607<br />

Nocutil ®<br />

0,2 mgTabletten<br />

In der<br />

hellgelben Box!<br />

trocken<br />

echt cool!

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