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<strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong><br />
L I T E R A T U R<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />
Respiratorische Notfälle im<br />
<strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
Seite 6-11<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold KERBL<br />
Interview mit dem neuen<br />
Präsidenten der ÖGKJ<br />
Seite 48-49<br />
Ärztefachzeitschrift für<br />
<strong>Kind</strong>er- und<br />
Jugendheilkunde<br />
Ausgabe 1/<strong>2012</strong><br />
<strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong> P.b.b. VNr 06Z036818 Verlagspostamt: 8330 Feldbach<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Aktuelle Ergebnisse<br />
zur Allergieentstehung<br />
Seite 18-19
Bei Wind und Wetter:<br />
Der erste wasserfreie Schutz-Balsam<br />
für babyweiche Winterhaut in praktischer Verpackung<br />
HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam<br />
für empfindliche Babyhaut<br />
Gerade im Winter stärkt ein täglicher Spaziergang an der frischen<br />
Luft die Abwehrkräfte und fördert die gesunde Entwicklung des<br />
Babys. Besonders in den kalten Monaten ist es dabei wichtig, die<br />
empfindliche Babyhaut vor Kälte und Wind zu schützen. Der neue<br />
HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam mit wertvollem BIO-Mandelöl<br />
ist speziell auf die Bedürfnisse von Babys Haut im Winter ausgerichtet.<br />
Die hygienische Pump-Tube verhindert unnötigen Luftkontakt<br />
und ermöglicht eine präzise Dosierung.<br />
Mit Rundum-Schutz durch die kalte Jahreszeit<br />
Im Vergleich zu Erwachsenen enthält Babys Haut einen höheren<br />
Wasseranteil und weniger schützendes Fett. Gerade die Hautpartien,<br />
die der kalten Winterluft ausgesetzt sind, werden daher schnell<br />
trocken und sensibel. Mit seiner reichhaltigen, wasserfreien Rezeptur<br />
bietet der HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam die ideale Winter-Pflege:<br />
Er bildet einen sanften Schutzfilm und hält wetterempfindliche<br />
Babyhaut zart und geschmeidig. Der Balsam wird vor dem<br />
Aufenthalt an der frischen Luft dünn auf ungeschützte Stellen wie<br />
Gesicht und Hände aufgetragen. Er eignet sich auch ideal für die<br />
Pflege strapazierter Erwachsenenhaut sowie bei Neurodermitis.<br />
Sanfte Rezeptur<br />
Herkömmliche Pflegeprodukte enthalten oft Wasser, was die Haut<br />
im Sommer zwar angenehm kühlt, im Winter jedoch gerade bei<br />
Babys zur Bildung von Verdunstungskälte führen kann. Deshalb ist<br />
der HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam wasserfrei. Auf ätherische<br />
Öle und Duftstoffe wird bei der Herstellung vollständig verzichtet,<br />
um Allergie-Risiken zu minimieren. Wie alle Produkte von HiPP<br />
Babysanft ist der Balsam frei von Mineralöl, Konservierungsstoffen,<br />
Lanolin, Parabenen und Emulgatoren und somit eine sanfte Rezeptur<br />
für babyweiche Winterhaut.<br />
Der HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam (30ml) ist seit Dezember<br />
2011 bei BIPA erhältlich.<br />
HiPP Babysanft Wind & Wetter Balsam<br />
UVP € 4,49<br />
Weitere Informationen:<br />
Pressekontakt HiPP:<br />
Isabelle Feix<br />
isabelle.feix@hipp.de<br />
Tel.: +49(0)8441/757-516<br />
www.hipp.at<br />
2<br />
Ecker & Partner<br />
Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Public Affairs GmbH<br />
Mag. Johannes Mak<br />
j.mak@eup.at<br />
Tel.: +43 (0)1 59932-36,<br />
Mag. Astrid van Erven, MAS<br />
a.vanErven@eup.at<br />
Tel.: +43(0)1/59932-50,<br />
<strong>Kind</strong>er brauchen<br />
Aufmerksamkeit<br />
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Zur diätetischen Behandlung von<br />
Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen<br />
in der <strong>Kind</strong>heit und Adoleszenz.<br />
Wirksamkeit in mehreren randomisierten,<br />
1, 2, 3<br />
placebokontrollierten Studien nachgewiesen<br />
Spezi� sche EPA, DHA und GLA Formulierung,<br />
EPA-DHA-GLA Verhältnis von 9:3:1<br />
Natürlicher Ursprung –<br />
streng geprüfte geprüfte Qualität<br />
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mit Erdbeeraroma<br />
www.sanova.at<br />
1 Richardson AJ et al. Pediatrics.(2005); 115(5) :1360-1366.<br />
2 Sinn N et al. Journal of Developmental and Behavioral Pediatrics. 2007 Apr; 28(2): 82-91.<br />
3 Johnson M et al. Journal of Attention Disorders. 2009 March; 12(5): 394-401
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Herzlichen Dank an den Prometus Verlag,<br />
besonders an Herrn Chefredakteur Emanuel<br />
Munkhambwa, für die Möglichkeit, das <strong>Kind</strong>er-<br />
und Jugendspital Schwarzach vorzustellen.<br />
Die Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
am Kardinal Schwarzenberg´schen<br />
Krankenhaus in Schwarzach im Pongau, Salzburg,<br />
hat ein Einzugsgebiet von rund 200.000<br />
Einwohnern. Diese Zahl steigt während der<br />
Wintermonate auf Grund der vielen Schitouristen<br />
beinahe auf das Doppelte an. Alle<br />
<strong>Kind</strong>er zwischen 0 und 15 Jahren mit pädiatrisch-internistischen,<br />
chirurgischen, vor allem<br />
auch unfallchirurgischen, orthopädischen<br />
und HNO-Erkrankungen werden an unserer<br />
Abteilung betreut. Jugendlichen zwischen 15<br />
und 18 Jahren mit unfallchirurgischen oder<br />
HNO-Problemen wird die Entscheidung, ob<br />
sie im <strong>Kind</strong>er- und Jugendspital oder an der<br />
Erwachsenen-Abteilung aufgenommen werden,<br />
überlassen. Fachärzte der nicht-pädiatrischen<br />
Abteilungen versorgen gemeinsam mit<br />
den <strong>Kind</strong>er- und Jugendärzten, dem <strong>Kind</strong>er-<br />
Pflegepersonal, sowie anderen Mitarbeitern<br />
unserer Abteilung die Patienten in unserem<br />
Haus. Aus diesem Grund lernen die angehenden<br />
Pädiater an unserer Abteilung eine sehr<br />
breit gestreute und umfassende Versorgung<br />
von <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen.<br />
Neben einer breiten Allgemeinpädiatrie<br />
bieten wir an unserer Abteilung mit 60 Betten<br />
auch verschiedene Spezialbereiche an.<br />
Schwerpunkte sind Pneumologie/Allergologie,<br />
Psychosomatik/Psychiatrie und Neonatologie.<br />
Darüber hinaus haben wir Spezial-<br />
Ambulanzen für mehrere andere Teilgebiete<br />
der Pädiatrie und jeder <strong>Arzt</strong> in unserem Haus<br />
ist neben einem „Allrounder“ auch in ein oder<br />
zwei Spezialgebieten vertieft ausgebildet.<br />
Für einzelne Bereiche wie Onkologie, Intensivmedizin,<br />
Stoffwechselerkrankungen und<br />
extreme Frühgeborene kooperieren wir mit<br />
der Universitätskinderklinik in Salzburg. Eine<br />
enge Kooperation verbindet uns auch mit der<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie an der Christian<br />
Doppler-Klinik in Salzburg, wo zurzeit<br />
einer unserer <strong>Kind</strong>erärzte mit dem Schwerpunkt<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychosomatik die<br />
Ausbildung zum <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiater<br />
absolviert. Wegen der hohen Frequenz<br />
von kindertraumatologischen Versorgungen<br />
ist unsere unfallchirurgische Abteilung auf<br />
diesem Gebiet besonders angesehen und<br />
erfolgreich. Aufwändigere kinderchirurgische<br />
Operationen werden in Kooperation mit<br />
der Universitätskinderchirurgie in Salzburg<br />
durchgeführt.<br />
Neben der Patientenversorgung widmen wir<br />
uns besonders auch der Vorsorge in der Pädiatrie.<br />
Gemeinsam mit der Landessanitätsdirektion<br />
und dem Arbeitskreis für Vorsorgemedizin<br />
in Salzburg haben wir während der letzten<br />
10 Jahre mehrere großangelegte landesweite<br />
Vorsorgeprojekte auf dem Gebiet der Tabakprävention<br />
bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />
durchgeführt. Rund 3.000 <strong>Kind</strong>er zwischen<br />
11 und 14 Jahren und ca. 1.500 Berufsschüler<br />
zwischen 15 und 18 Jahren waren in ein<br />
je 3 Jahre dauerndes Projekt involviert mit<br />
dem Ziel den Raucheinstieg zu verhindern<br />
bzw. wenn notwendig den Rauchausstieg<br />
zu erleichtern. Es gelang dabei, die Raucheinstiegsquote<br />
um rund 20% zu reduzieren.<br />
Um eine entsprechende Nachhaltigkeit dieser<br />
Projekte zu erzielen, haben wir CDs für<br />
alle Schulen Österreichs hergestellt und eine<br />
Raucherpräventions-Homepage entwickelt<br />
(www.kissme-smokefree.eu).Für <strong>Kind</strong>er mit<br />
Asthma und Allergien haben wir ein spezielles<br />
Schulungsprogramm entwickelt, um das<br />
Selbstmanagement von betroffenen Familien<br />
zu stärken. Während der letzten Jahre<br />
haben wir uns besonders um die Schulung<br />
der Vorschulkinder im Alter von 4 bis 7 Jahren<br />
gekümmert und ein speziell auf dieses Alter<br />
abgestimmtes Schulungsprogramm entwickelt,<br />
das für Ärzte und betroffene Familien<br />
auf unserer Schulungshomepage im Internet<br />
zugänglich ist (www.asthmaschulung.at)<br />
Auf Grund meiner langjährigen Mitarbeit in<br />
einem multidisziplinären EU-Forschungsteam<br />
zur Erfassung der Ursachen von Allergien und<br />
Asthma sind wir auch hier in Schwarzach<br />
weiterhin aktiv in diesen Forschungsschwerpunkt<br />
involviert. Dabei ist uns besonders die<br />
Vernetzung von Prävention und Forschung<br />
wichtig. So ist das Ziel unserer Forschung<br />
die Entwicklung einer Allergieprävention im<br />
Säuglingsalter. Um die Kollegen im klinischen<br />
Alltag durch zusätzliche Forschungsarbeit<br />
nicht zu belasten, engagiert sich dafür ein<br />
eigenes wissenschaftliches Team von 3 bis 5<br />
Personen. Im Rahmen unserer Aufgaben als<br />
akademisches Lehrkrankenhaus der Paracelsus<br />
Medizinischen Universität Salzburg halten<br />
wir Praktika für Medizinstudenten ab und<br />
betreuen Famulanten.<br />
Entsprechend diesen unterschiedlichen Aufgaben<br />
unserer Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und<br />
Jugendheilkunde freut es mich, mehrere<br />
Artikel aus dem Bereich klinische Versorgung<br />
(DFP-Artikel <strong>Kind</strong>erpneumologische Notfälle,<br />
Nahrungsmittelallergien, Psychosomatik und<br />
Psychiatrie), Vorsorge (Prävention von Atemwegserkrankungen<br />
und Allergien, Tabakprävention)<br />
und Forschung (Hygienehypothese<br />
mit Schwerpunkt Bauernhofmodell) vorzustellen.<br />
Wir hoffen, dass Sie unsere Artikel informativ<br />
und lehrreich finden.<br />
Ihr<br />
Josef Riedler<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RieDleR<br />
Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Kardinal-Schwarzenbergstr.2-6<br />
5620 Schwarzach<br />
Tel.: +43(0)6415/7101-3050<br />
Fax: +43(0)6415/7101-3040<br />
josef.riedler@kh-schwarzach.at<br />
3
Inhalt<br />
Inhaltliche Konzeption:<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />
Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
DFP-Literaturstudium<br />
„Respiratorische Notfälle im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter”<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER 6-11<br />
Prävention von Atemwegserkrankungen<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER 14-17<br />
Aktuelle Ergebnisse zur Allergieentstehung –<br />
"Was sagt uns die Hygienehypothese?"<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER 18-19<br />
Update Pädiatrische Rheumatologie<br />
Eine Zusammenfassung der ÖGR 2011<br />
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang EMMINGER 20-22<br />
Gut leben mit chronischer Erkrankung im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
Mag. Angelika KERSCHHUBER, Mag. Eva MITTEREGGER 26-29<br />
Schul .... verweigerung?<br />
Mag. Simone RAAB, Dr. Bernd MÜLLER 30-33<br />
Nahrungsmittelallergien bei <strong>Kind</strong>ern<br />
OA Dr. Christoph SEELBACH 34-36<br />
Kopfschmerz im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
Univ.-Prof. Dr. Çiçek WÖBER-BINGÖL 38-40<br />
Essstörungen bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />
Univ.-Prof. Dr. Andreas KARWAUTZ 42-44<br />
Interview mit dem neuen ÖGKJ-Präsidenten<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold KERBL 48-49<br />
Serie: Gedanken zur sozialen Verantwortung der<br />
Wiener-<strong>Kind</strong>erklinik – Teil 2<br />
Ao. Univ.-Prof. Dr. Ulrike SALZER-MUHAR 50<br />
Wissenschaftlicher Beirat des Verlags:<br />
Impressum:<br />
Verlag: Prometus Verlag<br />
Mühldorf 389, 8330 Feldbach<br />
Tel.: +43(0)3152/39582 - Fax: +43(0)1/9623359582<br />
Verlagsleitung und Herausgeber:<br />
Karin Deflorian<br />
k.deflorian@prometus.at, +43(0)664/3309197<br />
Projekt-Leitung:<br />
Claudia Weilharter<br />
c.weilharter@prometus.at, +43(0)664/5487971<br />
Laura Deflorian<br />
l.deflorian@prometus.at, +43/(0)664/5487959<br />
Clemens Lindinger<br />
c.lindinger@prometus.at, +43(0)664/5160393<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur: Emanuel Munkhambwa<br />
redaktion@prometus.at, +43(0)664/9191016<br />
Mag. (FH) Stefanie Senfter: st.senfter@prometus.at,<br />
Dr. Michaela Endemann, Dr. Gabriele Reinstadler, Dr. Stephan Blazek,<br />
Dr. Peter W. Ferlic, Dr. Stefan Kurath, Bernadette Fink-Schratter<br />
Büro Wien:<br />
Fröhlichgasse 10, 1230 Wien<br />
Martina Kainrath, office@prometus.at, +43(0)664/5487959<br />
Grafik+Layout: grafik@prometus.at, macgrafik@prometus.at<br />
Druck: Wograndl Druck, Mattersburg<br />
ABO-Verwaltung: Büro Feldbach<br />
Einzelpreis: € 16,00, Jahresabo: € 80,00 inkl. Ust + Porto<br />
Bankverbindung: Bank Austria, Blz.: 12000, Kto.Nr.: 51692606901<br />
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:<br />
Medieninhaber: Karin Deflorian, Prometus Verlag<br />
Richtung der Zeitschrift: Periodisches, medizinisch-pharmazeutisches<br />
Journal für Ärzte. Das Medium <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> ist für den persönlichen Nutzen<br />
des Lesers konzipiert. Es werden Informationen von Experten, von<br />
wissenschaftlichen Studien und Kongressen weitergegeben. Geschützte<br />
Warennamen werden nicht immer besonders kenntlich gemacht. Es<br />
kann also aus dem Fehlen eines solchen Hinweises nicht geschlossen<br />
werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Soweit<br />
in diesem Journal eine Applikation oder Dosierung angegeben wird,<br />
kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer<br />
ist angehalten die Beipackzettel der verwendeten Präparate zu prüfen<br />
und gegebenenfalls einen Spezialisten zu konsultieren oder anhand<br />
anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Alle namentlich<br />
gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Alle Rechte liegen beim Verlag und ohne schriftliche<br />
Genehmigung dürfen weder Nachdruck noch Vervielfältigung (auch<br />
nicht auszugsweise) gemacht werden. Die mit RB gekennzeichneten<br />
Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />
Druck- und Satzfehler vorbehalten.<br />
Die Fotos in dieser Ausgabe wurden von den Autoren und Fr. Mag. (FH)<br />
Senfter zur Verfügung gestellt.<br />
Univ.-Prof. Dr. Werner ABERER, Prim. Dr. Heidemarie ABRAHAMIAN, Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann AUER , Dr. Bettina BALTACIS, Dr. Georg BARISANI, Prim. Univ.-Doz. Dr. Günther BERNERT,<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Robert BIRNBACHER, Univ.-Prof. Dr. Lutz-Henning BLOCK, Univ.-Prof. Dr. Raphael BONELLI, Dr. Helmut BRATH, Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul BRATUSCH-MARRAIN, Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Thomas BRÜCKE, Prim. Dr. Hans CONCIN, Ao.Univ.-Prof. Dr. Josef DEUTINGER, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang DOMEJ, Prim. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz DREXEL, OA Univ.-Prof.<br />
Dr. Christian EGARTER, Prim. Dr. Waltraud EMMINGER, Ao Univ.-Prof. Dr. Wolfgang EMMINGER, Ao Univ.-Prof. Dr. Wolfgang EPPEL, Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter FASCHING, Prim. Univ.-Prof.<br />
Dr. E. FELLINGER, Univ.-Prof. DDr. FISCHER, Dr. Claudia FRANCESCONI, Prim. Univ.-Prof. Dr. Mario FRANCESCONI ,OA. Dr. Elisabeth FRIGO, Univ.-Prof. Dr. Monika FRITZER-SZEKERES,<br />
Univ.-Prof. Dr. Helmut GADNER, Prim. Dr. Georg GAUL, Prim. Dr. Werner GERSTL, OA Dr. Margot GLATZ, Univ.-Prof. Dr. Winfried GRANINGER, Prim. Univ.-Prof. DDr. Georg GRIMM, Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Werner GRÜNBERGER, Ass. Prof. Dr. Brigitte HACKENBERG, OA Dr. Doina-Dafna HANDGRIFF, Prim. Univ.-Doz. Dr. Beda HARTMANN, Prim. Univ.- Doz. Dr. Erwin HAUSER,<br />
Ao. Univ.-Prof. Dr. Gabriele HÄUSLER, OA Dr. Kurt HEIM, Prim. Univ.-Doz. Dr. Michael HERMANN, Prim. Dr. Franz HINTERREITER, Univ.-Prof. Dr. Gerhart HITZENBERGER, Prim. Univ.-Doz.<br />
Dr. Johann HOFBAUER, Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian HUEMER, OA Univ.-Doz. Dr. Leo KAGER, Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm KAULFERSCH, Univ.-Prof. Dr. Renate KOPPENSTEINER, Prim.<br />
Dr. Gerd KORISEK, Prim. a.o. Univ.-Prof. Dr. Sybille KOZEK-LANGENECKER, Univ.-Prof. Dr. Michael KREBS, Univ.-Prof. Dr. Günter J. KREJS, Prim. Univ.-Doz. Dr. Gerhard KRONIK, Univ.-Prof.<br />
Dr. Ernst KUBISTA Univ.-Prof. Dr. Rainer KUNSTFELD, Univ.-Prof. Dr. Michael KUNZE, OA Dr. Wolfgang LANGE, Prim. Dr. Burkhard LEEB, Prim. Univ.-Prof. Dr. Monika LECHLEITNER, Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Kurt LENZ, Prim. Univ.-Prof. Dr. Andreas LISCHKA, OA Dr. Margot LÖBL, Univ.-Prof. Dr. Anton LUGER, OA Dr. Wolfgang MACHOLD, OA Univ.-Prof. Dr. Harald MANGGE, OA Dr.<br />
Georg MANN, Mag. DDr. Wolfgang MAURER, Dr. Milen MINKOV MD, PhD, OA Dr. Christian MUSCHITZ, Univ.-Prof. Dr. Ingomar MUTZ, Univ.-Prof. Dr. Stefan NEHRER, Univ.-Prof. Dr. Mathias<br />
Burkert PIESKE, Univ.-Prof. Dr. Walter PIRKER, Univ.-Doz. Dr. Wolfgang POHL, Prim. Univ.-Doz. Dr. Claus RIEDL, Prim. Dr. Friedrich RIFFER, Univ.-Doz. Dr. Olaf RITTINGER, Univ.-Prof. Dr.<br />
Alexander ROKITANSKY, Ass. Prof. Dr. Gudrun RUMPOLD-SEITLINGER, Univ.-Prof. Dr. Hugo RÜDIGER, Univ.-Prof. Dr. Ulrike SALZER-MUHAR, VR Univ.-Prof. Dr. Hellmut SAMONIGG, Univ.-<br />
Prof. Dr. Jolanta SCHMIDT, Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus SCHMITT (Präsident ÖGKJ), OA Dr. Johannes SCHUH, Prof. Dr. Christian SEBESTA, OA Dr. Nadja SHNAWA-AMANN, Univ.-Prof. Dr. Christian<br />
SINGER, Univ.-Prof. Dr. Ronald SMETANA, Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang SPERL, Univ. Prof. Dr. Georg STINGL, Prim. Dr. Josef SYKORA, Univ.-Prof. Dr. Thomas SZEKERES, Univ.-Prof.<br />
Dr. Zsolt SZEPFALUSI, OA Dr. Leonhard THUN-HOHENSTEIN, Prim. Dr. Norbert VETTER, Prim. Dr. Dieter VOLC, Prim. Dr. Andreas WALTER, Dr. Gabriele WASILEWICZ-STEPHANI, Prim. Dr.<br />
Gerhard WEIDINGER, OA. Dr. Andreas WEISS, Univ.-Doz. Dr. Raimund WEITGASSER, Univ.-Prof. Dr. Rene WENZL, Univ.-Prof. Dr. Ursula WIEDERMANN-SCHMIDT, Ao.Univ.-Prof. Dr. Andrea<br />
WILLFORT-EHRINGER, Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhard WINDHAGER, MSc, Priv.-Doz. Dr. Robert WINKER, Prim. Dr. Andreas WINKLER, Univ.-Prof. Dr. Raimund WINTER, Univ.-Doz. Dr. Claudia<br />
WOJNAROWSKI, Univ.-Prof. Dr. Christian WÖBER, OA Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan WÖHRL, Univ.-Doz. Dr. Angela ZACHARASIEWICZ, Prim. Dr. Bernd ZIRM, Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl ZWIAUER<br />
4
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Weniger Allergien durch doppelten Schutz<br />
Aptamil + IMMUNOFORTIS ®<br />
Weniger Allergien<br />
Aptamil HA + IMMUNOFORTIS<br />
Für nicht gestillte oder nicht voll gestillte Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko wird das Füttern einer Säuglingsanfangsnahrung<br />
mit hydrolysiertem Eiweiß (HA-Nahrung) empfohlen.<br />
Nur Aptamil HA Säuglingsanfangsnahrungen bieten neben dem Eiweißhydrolysat zur Allergen reduktion<br />
zusätzlich IMMUNOFORTIS® – eine patentierte GOS-/FOS-Mischung.<br />
IMMUNOFORTIS® in Aptamil HA:<br />
✔ stimuliert den Aufbau einer bifi dusdominierten<br />
Darmfl ora, ähnlich der von gestillten Säuglingen [1,2]<br />
✔ reduziert die Inzidenz von Infektionen [3,4,5]<br />
✔ induziert ein antiallergisches Immunglobulinprofi l [6]<br />
✔ beugt Allergien bei allergiegefährdeten Säuglingen vor [7,8]<br />
*Galactooligo-/Fructooligosaccharide<br />
[1] Moro G et al. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2002, [2] Knol J et al. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2005, [3] Moro G et al. Poster Presentation<br />
ESPGHAN 2011, [4] Bruzzese E et al. Clinical Nutr 2009, [5] Arslanoglu S et al. J Nutr 2007, [6] van Hoffen E et al. Allergy 2008, [7] Moro G et al.<br />
Arch Dis Child 2006, [8] Arslanoglu S et al. J Nutr 2008<br />
Eine Information für wissenschaftliche Fachkreise<br />
Milupa · A-5412 Puch bei Hallein<br />
www.milupa4med.at · www.milupa.at · www.aptaclub.at<br />
5
DFP-Literatur<br />
Respiratorische Notfälle im<br />
<strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
Prim. Univ.- Prof. Dr. Josef RieDleR<br />
Leiter der Abteilung für<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Kardinal Schwarzenberg‘sches Krankenhaus<br />
Kardinal-Schwarzenberg-Straße 2-6<br />
5620 Schwarzach/Pongau<br />
Tel.: +43(0)6415/7101-3050<br />
Fax: +43(0)6415/7101-3040<br />
josef.riedler@kh-schwarzach.at<br />
6<br />
Respiratorische Notfälle äußern sich bei <strong>Kind</strong>ern häufig mit folgenden Symptomen:<br />
Dyspnoe, Stridor, Pfeifen und Giemen, Zyanose, und Thoraxschmerz. Unspezifischere<br />
Symptome wie Fieber oder Sepsiszeichen können begleitend vorkommen und weisen<br />
meist auf eine virale oder bakterielle Infektion hin. Nasenflügeln, thorakale Einziehungen,<br />
Schwitzen und Unruhe treten als Frühzeichen einer respiratorischen Insuffizienz<br />
auf. Schwere respiratorische Notfälle können sich zu einer respiratorischen Globalinsuffizienz<br />
mit Hypoxie und Hyperkapnie, Bewusstseinsstörung und Bradykardie entwickeln.<br />
Die pulmonalen Reserven von <strong>Kind</strong>ern, vor allem von Säuglingen und Kleinkindern,<br />
sind geringer als die von Erwachsenen, weshalb es schneller zu einer Hypoxie<br />
kommen kann. Verantwortlich dafür sind neben der Enge und Weichheit der Atemwege<br />
die im Verhältnis zur alveolären Ventilation geringere funktionelle Residualkapazität<br />
und der größere Sauerstoffbedarf bei erhöhtem Grundumsatz.<br />
Fremdkörperaspiration<br />
Allgemeines<br />
Es sind meist ältere Säuglinge oder 2- bis<br />
3-jährige Kleinkinder , die Fremdkörper aspirieren.<br />
Erdnüsse stehen im Vordergrund.<br />
Puderaspirationen können besonders gefährlich<br />
sein, wenn sie massiv sind, da es zum<br />
Aufquellen des Puders und damit zur Volumenzunahme<br />
und zu ausgeprägter Atemwegsverlegung<br />
kommen kann.<br />
Symptome<br />
Neurologisch gesunde <strong>Kind</strong>er husten wenn<br />
sie aspirieren. Dieser Husten dauert jedoch<br />
manchmal nur 20 bis 30 Minuten und kann<br />
dann gänzlich verschwinden. Dies wird oft<br />
fehlinterpretiert. Liegt der Fremdkörper zwischen<br />
den Stimmbändern, kann es zum reflektorischen<br />
Atem- oder Herzstillstand kommen.<br />
Passiert der Fremdkörper die Stimmbänder,<br />
fällt er meist in den linken oder rechten<br />
Hauptbronchus. Sperrige Fremdkörper wie<br />
Plastikteile können in der Trachea hängen<br />
bleiben, führen dort jedoch selten zu einer<br />
kompletten Verlegung der Atemwege. Eine<br />
aspirierte Erdnuss führt üblicherweise innerhalb<br />
einer Stunde zu einer Verlegung des linken<br />
oder rechten Hauptbronchus mit lokaler<br />
Ödembildung. Im Inspirium kann Luft meist<br />
dennoch passieren, im Exspirium jedoch<br />
kommt es durch Atemflusslimitation zu einer<br />
Überblähung distal des Fremdkörpers. Es entsteht<br />
ein einseitiges monophonisches exspiratorischen<br />
Giemen und ein abgeschwächtes<br />
Atemgeräusch auf der betroffenen Seite.<br />
Kleinere Fremdkörper können tiefer in das<br />
Bronchialsystem eindringen, in einem Segmentostium<br />
hängen bleiben und eine Atelektase<br />
oder Pneumonie bewirken.<br />
Diagnose<br />
Ein akut auftretender einseitiger Auskultationsbefund<br />
ist immer verdächtig auf einen<br />
Fremdkörper. Ist anamnestisch ein Hinweis<br />
auf eine Aspiration mit plötzlich auftretendem<br />
Husten und in der Folge einem einseitig<br />
abgeschwächtem Ausatemgeräusch hörbar,<br />
sollte die Indikation für eine Bronchoskopie<br />
gestellt werden. Bei einer klaren Konstellation<br />
ist ein Thoraxröntgen nicht zwingend notwendig,<br />
es nützt mehr zum Ausschluss eines<br />
Pneumothorax. Ein normales Thoraxröntgen<br />
schließt einen Fremdkörper nicht aus, den<br />
Ventilmechanismus kann man am besten in<br />
einer Durchleuchtung oder einer guten Exspirationsaufnahme<br />
erkennen (Abb.1). Besonders<br />
bei Säuglingen ist es schwierig wenn<br />
nicht unmöglich, eine verlässliche Exspirationsaufnahme<br />
zu erhalten.<br />
Differenzialdiagnose<br />
• Eine obstruktive Bronchitis mit seitenunterschiedlicher<br />
Schleimbildung beginnt meist<br />
nicht so akut. Andere Symptome wie frühes<br />
Fieber, Rhinitis, geröteter Rachen weisen<br />
auf die virale Genese hin, die Aspirationsanamnese<br />
fehlt.<br />
• Ein verschluckter Fremdkörper im oberen<br />
Oesophagus kann durch Schwellung<br />
von dorsal die Trachea einengen. Dies tritt<br />
meist nicht akut auf, sondern über Stunden<br />
oder Tage. Es kommt dadurch zum Auftre-
Inhalt<br />
ten von Schluckstörungen und einem inspiratorischem<br />
Stridor mit Atemnot (Abb. 2<br />
und 3).<br />
Therapie<br />
• Bei Atemstillstand muss beatmet werden.<br />
Ein Fremdkörper zwischen den Stimmbändern<br />
kann bei der Laryngoskopie im Zuge<br />
der Intubation mit einer Magillklemme<br />
entfernt, ein Fremdkörper in der Trachea<br />
mittels Brochoskopie in einen Hauptbronchus<br />
vorgeschoben werden. Die Beatmung<br />
erfolgt dann über die andere Lunge und<br />
der Fremdkörper kann mit dem starren<br />
Bronchoskop extrahiert werden.<br />
• Sitzt der Fremdkörper bei erhaltener<br />
Atmung im Larynx oder okkludiert er die<br />
Trachea muss sofort gehandelt werden. In<br />
dieser Situation ist bei <strong>Kind</strong>ern über einem<br />
Jahr der Heimlich-Handgriff gerechtfertigt.<br />
Dabei wird ein Aushusten des Fremdkörpers<br />
angestrebt und eine Bauchkompression<br />
Richtung Zwerchfell zur Erhöhung<br />
des intrathorakalen Druckes durchgeführt.<br />
Bei Säuglingen ist die Gefahr der Ruptur<br />
innerer Organe zu groß und es wird stattdessen<br />
empfohlen, einige Schläge in Kopftieflage<br />
zwischen die Schulterblätter und<br />
hernach mehrere Thoraxkompressionen<br />
mit kräftigem Druck durchzuführen. Der<br />
Heimlich-Handgriff darf bei intrabronchial<br />
gelegenen Fremdkörpern nicht durchgeführt<br />
werden, da es dadurch zu einer Dislokation<br />
des Fremdkörpers in den Larynxbereich<br />
mit möglichem reflektorischem<br />
Atem- oder Herzstillstand oder zu einer<br />
Aspiration des dislozierten Fremdkörpers<br />
auf die andere Lungenseite mit massiver<br />
Verschlechterung der Atemsituation kommen<br />
kann.<br />
• Jeder intrabronchial gelegene Fremdkörper<br />
wird in Narkose mit dem starren Bronchoskop<br />
entfernt.<br />
• Bis zur Durchführung der starren Endoskopie<br />
mit Fremdkörperentfernung dürfen<br />
keine physiotherapeutischen Maßnahmen<br />
und keine Inhalationen mit bronchienerweiternden<br />
Medikamenten durchgeführt<br />
werden. Das <strong>Kind</strong> soll sitzend und begleitet<br />
bis zur Bronchoskopie gebracht werden.<br />
Laryngitis subglottica (Pseudokrupp)<br />
Allgemeines<br />
Viren sind die häufigsten Erreger einer Laryngitis<br />
subglottica, die im Unterschied zum echten<br />
Krupp, der durch Diphtherie-Bakterien<br />
hervorgerufen wird, Pseudokrupp genannt<br />
wird.<br />
Symptome<br />
Die Kardinalsymptome des Pseudokrupps<br />
sind der inspiratorische Stridor und der<br />
bellende Husten. <strong>Kind</strong>er zwischen dem 6.<br />
Lebensmonat und dem 3. Lebensjahr sind am<br />
häufigsten betroffen. Der Husten und der Stridor<br />
beginnen meist akut, häufig in der Nacht,<br />
gelegentlich begleitet von Fieber. Der Großteil<br />
der <strong>Kind</strong>er ist nur gering dyspnoeisch. Bei<br />
massivem Zuschwellen kann Angst, Unruhe<br />
und ausgeprägte Atemnot hinzukommen.<br />
Eine Intubation ist nur selten notwendig.<br />
Diagnose<br />
Die Diagnose wird klinisch auf Grund der<br />
Symptome inspiratorischer Stridor und bellender<br />
Husten gestellt. Weitere Abklärungen<br />
sind nicht notwendig und beunruhigen das<br />
<strong>Kind</strong>.<br />
Differenzialdiagnose<br />
• Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die<br />
Epiglottitis (siehe dort).<br />
• Eine akute bakterielle Tracheitis verläuft<br />
meist schwerer (siehe dort).<br />
• Ein echter Krupp (Diphtherie) mit süßlichem<br />
Mundgeruch und membranösen<br />
Belägen im Hypopharynx kann bei fehlender<br />
Impfung auftreten.<br />
• Bei Nahrungsmittelallergien, Bienen-/<br />
Wespenstichen oder einem hereditärem<br />
Angioödem kann es zum subglottischen<br />
Larynxödem kommen.<br />
• Eine lokale Tracheomalazie, z.B. bei einer<br />
tracheoösophagalen Fistel, kann einen<br />
klingenden, bellenden Husten verursachen,<br />
der inspiratorische Stridor fehlt<br />
jedoch meist.<br />
Therapie<br />
• Bei leichterer Erkrankung genügen Beruhigung<br />
und kühle Luft durch Fensteröffnung.<br />
• Steroide sind das Mittel der Wahl beim<br />
Pseudokrupp. Um die <strong>Kind</strong>er durch das<br />
Legen einer Verweilkanüle nicht zu irritieren,<br />
wird meist ein orales Steroid (bevorzugt<br />
Dexamethason Saft) gegeben. Die<br />
rektale Gabe von 100mg Prednisolon Supp.<br />
wird in vielen Praxen durchgeführt, ist<br />
jedoch wissenschaftlich nicht abgesichert.<br />
In schweren Fällen oder Verweigerung des<br />
oralen Weges, muss der intravenöse Weg<br />
gewählt werden (1mg/kg Prednisolonäquivalent).<br />
Budesonid-Inhalationen mittels<br />
Feuchtverneblung (nicht als Dosieraerosol,<br />
da es zu keiner ausreichenden subglottischen<br />
Deposition kommt) können versucht<br />
werden, regen die <strong>Kind</strong>er jedoch manchmal<br />
auf und haben keine Vorteile gegenüber<br />
einem systemischen Steroid.<br />
• Einige schwerer betroffene <strong>Kind</strong>er benöti-<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Abb. 1: Thoraxröntgen pa in Exspiration mit Überblähung<br />
der linken Lunge durch Erdnussaspiration im linken<br />
Hauptbronchus. Herzschatten leicht nach rechts verlagert.<br />
Abb. 2: Thoraxröntgen (Ausschnitt) pa mit rundem röntgendichtem<br />
Fremdkörper im oberen Ösophagus.<br />
Abb. 3: Im seitlichen Strahlengang ist der Fremdkörper eindeutig<br />
dem oberen Ösophagus zuordenbar, mit Einengung<br />
der oberen Trachea von dorsal durch Schwellung und Verdichtung<br />
des umliegenden Gewebes.<br />
7
DFP-Literatur<br />
gen Sauerstoff oder eine Adrenalin-Inhalation.<br />
3 bis 5ml Adrenalin 1:1000 werden<br />
mittels Kompressionsvernebler mit Sauerstoff<br />
inhaliert. Der Effekt setzt sehr rasch<br />
ein, dauert jedoch nur 1 bis 2 Stunden an<br />
und führt häufig zu Reboundphänomen<br />
durch die nach der Inhalation eintretende<br />
Schleimhauthyperämie. Es gibt Berichte,<br />
dass die zusätzliche Inhalation von Budesonid<br />
das Reboundverhalten unterdrücken<br />
kann. Zusätzlich tritt bei manchen<br />
<strong>Kind</strong>ern eine ausgeprägte Tachykardie auf.<br />
Adrenalin-Inhalationen müssen mehrmals<br />
wiederholt und die Patienten wegen der<br />
gefürchteten Reboundphänomene mehrere<br />
Stunden nach den Inhalationen gut<br />
überwacht werden.<br />
• Eine inhalative Helioxtherapie (Mischung<br />
aus Helium und Sauerstoff) wird nicht<br />
empfohlen.<br />
• Nur sehr selten ist eine Intubation notwendig.<br />
Vor dieser sollten in jedem Fall mehrere<br />
Adrenalin-Inhalationen versucht werden.<br />
Der wichtigste Parameter für die Indikation<br />
zur Intubation ist die muskuläre Erschöpfung.<br />
Zur Intubation soll ein Tubus mit um<br />
0,5-1mm kleinerem inneren Durchmesser<br />
als altersentsprechend verwendet werden.<br />
• Bei Versagen der Intubation kann eine Trachealpunktion<br />
notwendig werden. Diese<br />
wird mit einer großen (grauen) Venenverweilkanüle<br />
mit aufgesetzter Spritze im<br />
Ligamentum cricothyroideum unter Aspiration<br />
und Vorschieben nach dorsokaudal<br />
durchgeführt. Nach Entfernen des Stahlmandrins<br />
kann ein Tubusadapter eines 3,0<br />
oder 3,5mm ID Endotracheal-Tubus aufgesetzt<br />
und eine Beutelbeatmung durchgeführt<br />
werden.<br />
Epiglottitis<br />
Allgemeines<br />
Im Unterschied zur viralen Laryngitis subglottica<br />
kommt die bakterielle Epiglottitis seit der<br />
Impfung gegen Hämophilus influenzae Typ B<br />
nur mehr sehr selten vor, sie betrifft das ältere<br />
Kleinkind. Die Epiglottis schwillt stark an, ist<br />
sehr vulnerabel und blutet leicht, wodurch<br />
eine Intubation sehr erschwert sein kann.<br />
Symptome<br />
Plötzlicher Beginn mit sehr hohem Fieber,<br />
toxischem Hautkolorit, Bewusstseinstrübung,<br />
Schluckunfähigkeit und Speichelfluss<br />
aus dem Mund, kloßige, kaum vernehmbare<br />
Sprache, fehlender bellender Husten.<br />
8<br />
Differenzialdiagnosen<br />
• Pseudokrupp, Diphterie, Anaphylaxie (siehe<br />
dort)<br />
• Bakterielle Tracheitis (siehe dort)<br />
• Retrotrachealabszess (meist inspiratorischer<br />
Stridor, jedoch kein Husten, Fremdkörpergefühl<br />
im Hals, Schluckbeschwerden)<br />
Therapie<br />
• Der dringende Verdacht auf eine Epiglottitis<br />
genügt, um den Patienten vom <strong>Arzt</strong> begleitet,<br />
am Schoß der Mutter oder des Vaters sitzend,<br />
ins Krankenhaus zu transportieren.<br />
• Eine Mund/Racheninspektion, Blutabnahme<br />
und Hinlegenlassen sollen nicht erfolgen, da<br />
es dadurch zu reflektorischem Atem- oder<br />
Herzstillstand kommen kann.<br />
• Sauerstoff soll mittels Maske verabreicht werden.<br />
• Aufgrund der anzunehmenden Intubationsprobleme<br />
soll diese nur von erfahrenen<br />
Ärzten und im optimalen Setting durchgeführt<br />
werden, ein Versuch im präklinischen<br />
Bereich ist nur bei Atemstillstand<br />
gerechtfertigt. Die Narkose wird im Sitzen<br />
mit Maske und Sevofluran eingeleitet, ein<br />
i.v.-Zugang erst in flacher Narkose gelegt,<br />
hochdosiert Thiopental (5 bis 10mg/kg)<br />
und/oder Succinylcholin (1 bis 2mg/kg)<br />
verwendet und die Intubation orotracheal<br />
mit Tubus 0,5-1mm ID kleiner als altersentsprechend<br />
durchgeführt.<br />
• Cefotaxim (150-200 mg/kg/Tag) oder Ceftriaxon<br />
(75-100mg/kg/Tag) wird für 4 Tage<br />
gegeben. Das weitere Management mit<br />
eventuell längerer Antibiotikagabe und<br />
intensivmedizinischer Therapie hängt vom<br />
Befall anderer Organe (z.B. Hirn, Knochen<br />
oder Lunge) bzw. von der Ausprägung<br />
eines septischen Schockes oder gelegentlich<br />
ARDS ab.<br />
Umgebungsprophylaxe<br />
Alle nicht geimpften <strong>Kind</strong>er unter 4 Jahren<br />
mit engem Kontakt (mindestens über 4 Stunden<br />
pro Tag) sowie alle Haushaltsmitglieder,<br />
wenn ein ungeimpftes <strong>Kind</strong> unter 4 Jahren im<br />
Haushalt lebt, benötigen eine Prophylaxe mit<br />
Tab. 1:<br />
Ursachen für akut auftretenden Stridor<br />
• Laryngitis subglottica (Pseodokrupp)<br />
• Quinke Ödem<br />
• Bakterielle Tracheitis<br />
• Epiglottitis<br />
• Larynxfremdkörper<br />
• Vocal cord dysfunction<br />
• Retropharyngealabszess<br />
• Ösophagusfremdkörper<br />
Rifampicin 20mg/kg/Tag (max. Dosis 600mg)<br />
als Einzeldosis für 4 Tage.<br />
Bakterielle Tracheitis<br />
Allgemeines<br />
Diese manchmal sehr schwer verlaufende bakterielle<br />
Entzündung der Trachea ist eine wichtige<br />
Differenzialdiagnose gegenüber einem<br />
schwer verlaufendem Pseudokrupp. Da meist<br />
die tieferen Anteile der Trachea ebenso betroffen<br />
sind, kommt es zu einem in- und exspiratorischen<br />
Stridor, bellendem Husten und meist<br />
hohem Fieber. <strong>Kind</strong>er mit Trisomie 21 neigen<br />
leichter zu dieser bakteriellen Erkrankung,<br />
Staphylokokken oder Hämophilus-influenzae<br />
sind die häufigsten Erreger.<br />
Diagnose<br />
Neben den typischen Symptomen können<br />
ein CRP und ein Blutbild Hinweise auf die bakterielle<br />
Erkrankung ergeben. Wird Sputum<br />
ausgehustet, kann das eitrige Sekret gesehen<br />
werden. Eine flexible Endoskopie kann im<br />
Zweifelsfall Klarheit schaffen.<br />
Therapie<br />
• Eine Antibiose mit Cefuroxim (150mg/kg)<br />
soll begonnen, ein Keimgewinn versucht<br />
und die Dauer und das weitere Ausmaß<br />
der antibiotischen Therapie nach Antibiogramm<br />
gestaltet werden.<br />
• Sauerstoff wird wenn notwendig gegeben.<br />
• Adrenalin wird wie bei viralem Pseudokrupp<br />
inhaliert.<br />
Tab. 2:<br />
Ursachen des akuten<br />
Thoraxschmerzes<br />
• Erkrankung der Thorax- oder Abdomenmuskulatur,<br />
Myalgia epidemica<br />
(Pleurodynie)<br />
• Costochondritis, Tietze Syndrom,<br />
Erkrankungen der Wirbelsäule<br />
• Thoraxtrauma<br />
• Lungeninfarkt<br />
• Herpes zoster<br />
• Pneumothorax, Pleuritis<br />
• Mediastinalemphysem, Mediastinitis<br />
• Sichelzellanämie<br />
• Gastroösophagealer Reflux, Ösophagusfremdkörper,<br />
Hiatushernie, Ösophagusverätzung<br />
• Perikarditis, Myokarditis, Mitralklappenprolaps,<br />
idiopathische hypertrophe<br />
Subaortenstenose, falscher Abgang<br />
der linken Koronararterie aus der Pulmonalarterie,<br />
Koronaraneurysma, Arteritis<br />
• Pankreatitis, Cholezystitis<br />
• Psychosomatisch
Inhalt<br />
• Bei Nichtansprechen auf die antibiotische<br />
Therapie und Gefahr der Erschöpfung aufgrund<br />
der Dyspnoe kann eine Intubation<br />
notwendig werden.<br />
Bronchiolitis<br />
Allgemeines<br />
Die Bronchiolitis betrifft den Säugling und<br />
das Kleinkind unter 2 Jahren und ist durch<br />
Viren, meist RSV, Rhinoviren, Adenoviren oder<br />
Metapneumoviren verursacht.<br />
Symptome<br />
Die Tachypnoe mit Frequenzen zwischen 40<br />
und 100 Atemzügen pro Minute steht im Vordergrund.<br />
Manchmal ist ein giemendes Exspirationsgeräusch<br />
zu hören. Im europäischen<br />
Bereich gehört zu einer Bronchiolitis auch<br />
der Nachweis von feinblasigen, knisternden<br />
Atemgeräuschen, die beidseits auftreten.<br />
Dies ist Ausdruck der Flüssigkeit in den Bronchiolen<br />
und Alveolen. Das Fieber ist meist<br />
nicht sehr hoch.<br />
Diagnose<br />
Die physikalische Untersuchung, vor allem<br />
die Auskultation ergibt die Diagnose. Ein<br />
Thoraxröntgen ist für die Diagnosestellung<br />
nicht notwendig, kann ev. bei Verdacht auf<br />
eine bakterielle Superinfektion im Verlauf der<br />
Erkrankung gemacht werden. Infiltrate oder<br />
Verschattungen sind meist vorhanden und<br />
nicht unbedingt Ausdruck einer bakteriellen<br />
Infektion. Die Sauerstoffsättigung und Blutgasanalyse<br />
helfen in der Indikationsstellung<br />
zur Sauerstoffsupplementation und zu einer<br />
eventuell notwendigen nicht invasiven oder<br />
invasiven Beatmung.<br />
Differenzialdiagnose<br />
• Ausgeprägte Pneumonie, die jedoch meist<br />
umschrieben und eher einseitig ist.<br />
• Seltene Formen einer Alveolitis, die meist<br />
ohne Fieber, ohne Infektzeichen und weniger<br />
akut verlaufen, häufig auch nicht in<br />
der typischen RSV-Saison zu Winterbeginn<br />
oder im Frühjahr auftreten.<br />
• Chlamydieninfektion des Neugeborenen<br />
unter 8 Wochen, häufig mit Konjunktivitis.<br />
• Linksherzversagen mit beginnendem Lungenödem,<br />
meist kein Fieber, häufig pathologisches<br />
Herzgeräusch.<br />
• Pertussis, in den ersten 3 Lebensmonaten<br />
Überwiegen von zentralen Apnoes, später<br />
staccatoartiger typischer Husten, weniger<br />
häufig feinblasige knisternde beidseitige<br />
Atemgeräusche.<br />
Abb. 4: Mutter und <strong>Kind</strong> mit Dosieraerosol mit Inhalationshilfen (Mundstück und Maske)<br />
Therapie<br />
• Die Kunst des Bronchiolitis-Managements<br />
liegt in der Geduld, im minimal handling,<br />
anteilnehmender Pflege sowie in der guten<br />
Aufklärung der Eltern.<br />
• Sauerstoffgabe als einzig nachgewiesene<br />
evidenzbasierte Intervention, wenn indiziert.<br />
• Keine nasalen Magensonden, eher Ernährung<br />
reduzieren, um zusätzlichen intraabdominellen<br />
Druck auf die Lunge und<br />
Blockade der Nasenatmung zu verringern.<br />
Flüssigkeit i.v. ersetzen, wegen häufig<br />
begleitender inadäquater ADH-Ausschüttung<br />
Flüssigkeit reduzieren (80ml/kg/Tag).<br />
• Bei behinderter Nasenatmung können<br />
schleimhautabschwellende Nasentropfen<br />
gegeben werden.<br />
• Für alle erwähnten Inhalationen besteht<br />
keine hohe Evidenz der Wirkung und sie<br />
können potentiell zu einer Verschlechterung<br />
führen. Daher ist die Überprüfung<br />
der klinischen Wirksamkeit und der Bestätigung<br />
der fehlenden Nebenwirkung nach<br />
der ersten Inhalation zwingend notwendig.<br />
Bei nicht eindeutiger Besserung sollen die<br />
Inhalationen nicht fortgesetzt werden. Es<br />
kann ein Versuch mit Ipratropiumbromid<br />
(weniger Bronchialwandkollaps als Salbutamol),<br />
0,25mg in 2ml 0,9%ige NaCl mittels<br />
Kompressionsvernebler gemacht werden.<br />
Bei fehlendem klinischem Ansprechen<br />
(Auskultation, Atemfrequenz) Versuch mit<br />
Salbutamol 0,5% Lösung 10 Tropfen (entspricht<br />
2,5mg) in 2ml 0,9%ige NaCl mittels<br />
Kompressionsvernebler. Eventuell Versuch<br />
mit 5ml Adrenalin 1:1000 oder Versuch mit<br />
4ml 3%iger oder 5%iger NaCl-Lösung.<br />
• Steroide sind weder inhalativ noch systemisch<br />
angezeigt, ebenso keine Schleimlöser<br />
oder Antibiotika.<br />
• CAVE: keine Sedierung, da dadurch der<br />
zentrale Atemantrieb reduziert oder die<br />
Muskelkraft geschwächt werden kann.<br />
• Eine Intubation ist selten notwendig, meist<br />
bei deutlichem Anstieg des pCO 2 (über<br />
5mmHg/h) oder respiratorischer Erschöpfung.<br />
Rachen-CPAP (Tubus 3,5 bis 4 mit<br />
Flow 5 bis 8 Liter/min., 100% Sauerstoff<br />
initial und PEEP 5 bis 10cm H 2 0) vor Intubation<br />
einsetzen, ev. auch Rachenbeatmung.<br />
Asthma bronchiale<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Allgemeines<br />
Meist beginnt das Asthma bronchiale im<br />
Kleinkindesalter, häufig als rezidivierende<br />
obstruktive Bronchitiden. Während im Kleinkindesalter<br />
fast ausschließlich Viren die Auslöser<br />
für eine akute Atemwegsobstruktion<br />
sind, überwiegen im späteren Leben neben<br />
Viren Mykoplasmen, Allergene und psychischer<br />
Stress.<br />
Symptome<br />
Das Kardinalsymptom ist die Atemnot mit<br />
giemenden und pfeifenden Exspirationsgeräuschen.<br />
Beide Lungen sind betroffen (DD:<br />
Fremdkörper). Neben den trockenen giemenden<br />
Geräuschen können auch Schleimgeräusche<br />
als mittel- oder grobblasige Rasselgeräusche<br />
imponieren. Vor allem beim<br />
Kleinkind mit ausgeprägter Obstruktion sieht<br />
9
DFP-Literatur<br />
man juguläre und interkostale Einziehungen.<br />
Der Thorax ist häufig überbläht, erkenntlich<br />
am erhöhten sagittalen Thoraxdurchmesser.<br />
Bei sehr starker Obstruktion kann eine „stille<br />
Lunge“ mit beidseitig stark abgeschwächtem<br />
Atemgeräusch auftreten.<br />
Diagnose<br />
Im akuten Stadium ist keine Lungenfunktion<br />
notwendig, wenn die beschriebenen Symptome<br />
zur Diagnose eines akuten Asthmaanfalles<br />
passen. Eine Sauerstoffsättigungsmessung<br />
hilft, die Indikation zur Sauerstoffgabe<br />
zu stellen. Eine Blutgasanalyse ist vor allem<br />
zur Bestimmung des pCO 2 sinnvoll. Ein Thoraxröntgen<br />
ist nur bei Unklarheit und vor<br />
allem zum Ausschluss eines Pneumothorax<br />
indiziert.<br />
Differenzialdiagnosen<br />
• Fremdkörper – plötzlicher Beginn, manchmal<br />
zeitversetzter Fieberbeginn, typische<br />
Anamnese, häufig einseitige Atemgeräuschabschwächung.<br />
• Vocal cord dysfunction – meist mit inspiratorischem<br />
Stridor, subjektive Angabe der<br />
Atemnot im „Hals“.<br />
Therapie<br />
• Das Um und Auf ist die schnelle Bronchodilatation<br />
mit z.B. Salbutamol 0,5%ig 10-20<br />
Tropfen in 2ml 0,9%iger NaCl, initial alle<br />
20 bis 30 Minuten. Ebenso wirksam ist die<br />
Inhalation mittels Salbutamol-Dosieraerosol<br />
und Inhalationshilfe initial 3 bis 4 Hübe<br />
in 10-minütigem Abstand 3x wiederholen<br />
und hernach Intervalle ausdehnen auf<br />
½-stündlich bis stündlich wenn notwendig.<br />
Sehr häufig wird das Betamimetikum<br />
unterdosiert, vor allem bei der Anwendung<br />
von Sprühstößen aus dem Dosieraerosol.<br />
1 oder 2 Hübe sind meist bei einer ausgeprägten<br />
Obstruktion zu wenig und 15 bis<br />
20 Hübe in der ersten Stunde sind durchaus<br />
häufig notwendig. Prinzipiell werden<br />
mit dem Dosieraerosol und der Inhalationshilfe<br />
mit Mundstück gleich gute klinische<br />
Ergebnisse erzielt wie mit der Feuchtinhalation<br />
(Abb.4). Im Krankenhaussetting ist<br />
es jedoch bei schwerem Verlauf manchmal<br />
praktikabler und bei sehr nervösen <strong>Kind</strong>ern<br />
mit fehlender Compliance häufig erfolgversprechender,<br />
feucht zu inhalieren.<br />
• Bei Inhalation mit entsprechend hoch<br />
dosierten Betamimetika ist eine Theophyllin-Gabe<br />
oder eine i.v.-Terbutalin-Gabe<br />
nicht notwendig.<br />
• Prednisolon 1mg/kg alle 6 Stunden<br />
am 1.Tag, alle 8 Stunden am 2.Tag und<br />
10<br />
12-stündlich am 3.Tag (per os oder i.v.).<br />
• Bei Sauerstoffsättigung unter 92% wird 1<br />
bis 2 Liter Sauerstoff/min. mit Nasenbrille<br />
gegeben.<br />
• Eine Sedierung wird nicht empfohlen und<br />
kann zur Erschöpfung führen.<br />
• Eine Inhalation mit Heliox bringt keinen<br />
Vorteil.<br />
• Bei schwerem Verlauf werden zusätzliche<br />
Ipratropiumbromid-Inhalationen (1ml<br />
= 20 Tropfen = 0,25mg) in 2ml 0,9%ige<br />
NaCl empfohlen, ev. mit Salbutamol halbstündlich<br />
abwechselnd. Alternativ 2 bis 4<br />
Hübe Ipratropiumbromid-Dosieraerosol<br />
mit Inhalationshilfe halbstündlich bis 2 bis<br />
3-stündlich bzw. nach Bedarf.<br />
• Bei sehr hartnäckigem und schwerem Verlauf<br />
ist ein Versuch mit Magnesiumsulfat i.v.<br />
(0,1ml/kg der 50%igen Lösung) gerechtfertigt.<br />
• Während der Akutversorgung soll der Patient<br />
nicht liegen sondern sitzen oder stehen<br />
und eine atemerleichternde Körperhaltung<br />
(Kutschersitz, Torwartstellung) mit Lippenbremse<br />
einnehmen.<br />
Pneumothorax<br />
Allgemeines<br />
Bei einem Pneumothorax gelangt Luft in den<br />
Pleuraspalt und Teile der Lunge können komprimiert<br />
werden bzw. kollabieren. Besonders<br />
gefährlich ist ein Spannungspneumothorax,<br />
der zu einer Mediastinalverschiebung und<br />
zu einem vaskulären und kardialen Versagen<br />
führen kann. Kleine Mantelpneumothoraces<br />
z.B. im Zuge der Geburt sind meist harmlos<br />
und resorbieren sich von selbst. Subpleurale<br />
Lungenzysten können rupturieren und zu<br />
einem behandlungsnotwendigen Pneumothorax<br />
führen. Die Rezidivquote solch entstandener<br />
Pneumothoraces ist groß, weshalb<br />
neben einer Drainage auch eine Exploration<br />
und Versorgung der Luftquelle notwendig<br />
ist. Ein Thoraxtrauma, chronische Lungenerkrankungen<br />
wie Mukoviszidose oder Asthma<br />
bronchiale können ebenso zum Pneumothorax<br />
führen.<br />
Symptome<br />
Der Grad der Dyspnoe hängt vom Ausmaß<br />
der Luftansammlung ab. Bei einem kleinen<br />
Mantelpneumothorax tritt keine Dyspnoe<br />
auf, bei Säuglingen vielleicht lediglich eine<br />
Erhöhung der Atemfrequenz und ev. der<br />
Herzfrequenz. Bei stärkerer Ausprägung sieht<br />
man die einseitige Atemexkursion. Häufig ist<br />
ein Thoraxschmerz vergesellschaftet.<br />
Diagnose<br />
Der wichtigste Auskultationsbefund ist das<br />
einseitig abgeschwächte Atemgeräusch mit<br />
hypersonorem Klopfschall. Beim Neugeborenen<br />
wird mittels Kaltlichtquelle die Diagnose<br />
gestellt, später im Leben ist meist ein Thoraxröntgen<br />
notwendig. Der Spannungspneumothorax<br />
muss schnell mittels großer Venenverweilkanüle<br />
im 2. Intercostalraum in der<br />
Medioklavikularlinie am Oberrand der Rippe<br />
entlastet werden. Die definitive Versorgung<br />
erfolgt durch eine Thoraxdrainage in der mittleren<br />
Axillarlinie im 4. oder 5. Intercostalraum.<br />
Ärztliche Herausgeber für diesen Fachartikel:<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Riedler<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Kardinal Schwarzenberg’sches Krankenhaus<br />
Schwarzach<br />
Reviewer:<br />
● Univ.-Prof. Dr. Thomas Frischer, Wien<br />
● Univ.-Prof. Dr. Ernst Eber, Graz<br />
● Priv.-Doz. Dr. Elisabeth Horak, Innsbruck<br />
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Inhalt <strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Der Test zum DFP-Fachartikel kann auf der E-Learning Plattform<br />
der „österreichischen akademie der ärzte“ unter<br />
www.meindfp.at absolviert werden.<br />
Alle Infos zur E-Learning Plattform finden Sie auf<br />
www.meindfp.at bzw. unter der Hotline +43(0)1/512 63 83 33.<br />
Respiratorische Notfälle im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
1. Symptome einer respiratorischen Globalinsuffizienz<br />
sind? (2 Richtige)<br />
a) Hypoxie<br />
b) Hyperkapnie<br />
c) Giemende Atemgeräusche<br />
d) Unbeherrschbares hohes Fieber<br />
e) Hypokaliämie<br />
2. Für eine Fremdkörperaspiration ist folgendes<br />
Symptom hinweisend: (1 Richtige)<br />
a) Bds. abgeschwächtes Atemgeräusch<br />
b) Einseitiges Pleurareiben<br />
c) Einseitiges monophonisches exspiratorisches<br />
Giemen<br />
d) Einseitiger Thoraxschmerz<br />
e) Bellender Husten<br />
3. Symptome einer Laryngitis subglottica? (2 Richtige)<br />
a) Bellender Husten<br />
b) Bds. giemendes exspiratorisches Atemgeräusch<br />
c) Einseitig giemendes exspiratorisches Atemgeräusch<br />
d) Inspiratorischer Stridor<br />
e) Tachykardie<br />
4. Verdacht auf eine Epiglottitis – soll der Notarzt im<br />
präklinischen Bereich ... (1 Richtige)<br />
a) Sofort intubieren<br />
b) Den Mund/Rachenraum untersuchen, um eine Laryngitis<br />
subglottica auszuschließen<br />
c) Zum Nachweis der bakteriellen Infektion Blut abnehmen<br />
d) Einen Venflon legen und eine Infusion geben<br />
e) Den Patienten, am Schoß der Mutter sitzend, ins Krankenhaus<br />
begleiten<br />
2 DFP-Fachpunkte werden bei positiver (mind. 66%) Absolvierung<br />
angerechnet. Ihre DFP-Punkte werden automatisch<br />
auf das persönliche Fortbildungskonto gebucht.<br />
Ihre Teilnahmebestätigung finden Sie auf www.meindfp.at<br />
unter dem Menüpunkt „Meine Statistik“.<br />
5. Die Bronchiolitis des Säuglings wird therapiert mit:<br />
(1 Richtige)<br />
a) Antibiotika<br />
b) Schleimlöser<br />
c) Inhalative Steroide<br />
d) Systemische Steroide<br />
e) Keine der oben Genannten<br />
6. Die wichtigste Maßnahme zur Therapie des akuten<br />
Asthmaanfalles ist: (2 Richtige)<br />
a) Die Gabe von Sauerstoff, wenn die Sauerstoffsättigung unter<br />
92% ist<br />
b) Ausreichend dosiertes inhalatives Betamimetikum<br />
c) i.v.-Theophyllin-Gabe<br />
d) Hochdosiertes inhalatives Steroid<br />
e) Schleimlöser<br />
7. Folgende Untersuchung sollte beim akuten<br />
Asthmaanfall durchgeführt werden: (1 Richtige)<br />
a) Blutbild und CRP<br />
b) Lungenfunktionsuntersuchungen (Flußvolumenkurve)<br />
c) Thoraxröntgen<br />
d) Blutgasanalyse<br />
e) EKG<br />
Diesen DFP-Test aus „<strong>Arzt</strong>+Patient” bitte<br />
ausschließlich online absolvieren, Sie erhalten<br />
sofort Ihre Teilnahme-Bestätigung.<br />
w w w . m e i n d f p . a t<br />
11
Inhalt<br />
Das Unfallrisiko der <strong>Kind</strong>er ist ein Hauptgrund<br />
für medizinische Interventionen<br />
dieses Alters. Buben haben häufiger Verletzungen<br />
als Mädchen. Nur im testosterongesteuerten<br />
Alter von 15-24 Jahren<br />
steigt bei jungen Männern das Unfallrisiko<br />
noch weiter an.<br />
Unfälle je 1.000 weiblich männlich<br />
0-14 Jahre 115 147<br />
15-24 95 186<br />
25-59 63 97<br />
60+ Jahre 104 75<br />
<strong>Kind</strong>er verletzen sich altersbedingt sehr<br />
häufig am Kopf. Das liegt an der schwächeren<br />
Muskulatur und den Körperproportionen.<br />
In der Notaufnahme ist der<br />
Kopf der Kleinen der am meisten untersuchte<br />
Körperteil. Am häufigsten wird<br />
dafür das CT eingesetzt – das ist trotz<br />
aller technischen Entwicklungen nichts<br />
anderes als ein fortgeschrittenes Röntgen<br />
mit einer vielfachen Strahlendosis.<br />
Selbst Radiologen empfehlen<br />
heute, das CT beim <strong>Kind</strong> nur dann einzusetzen,<br />
wenn es nicht anders geht.<br />
MedNews<br />
Schmeckt das Antibiotikum?<br />
Spätestens wenn eine Mama-Ärztin oder<br />
ein Papa-<strong>Arzt</strong> versuchen, ihrem kranken<br />
<strong>Kind</strong> eine wohl dosierte Menge eines<br />
Antibiotika-Saftes „einzuflößen“ und ihm<br />
unter Umständen mit dem Löffel oder<br />
Dosierbecher durch die ganze Wohnung<br />
nachlaufen, gibt´s einen Aha-Effekt: Wie<br />
bitte sollten Eltern ein Medikament richtig<br />
dosieren, wenn sich der kleine Patient<br />
dagegen heftig wehrt, weil er ganz<br />
genau weiß, was gut schmeckt oder was<br />
nicht – wobei letzteres bei Arzneimittel<br />
öfter vorkommt. Wie viel genau muss<br />
man gegebenenfalls nachbessern, wenn<br />
der erste Löffel bittere Medizin ausgespuckt<br />
wird?<br />
Das Verständnis der Pharmahersteller für<br />
eine möglichst angenehme Applikationsform<br />
(z.B. Zubereitungen von Liquida<br />
Weniger Röntgenstrahlen<br />
bei leichtem SHT<br />
Support kommt neuerdings aus dem<br />
12<br />
Labor. Ein für das Nervengewebe spezifischer<br />
Blutmarker, das gliale Protein<br />
S100 wird bei Verletzungen freigesetzt;<br />
3 Stunden nach dem Trauma ist der<br />
Spiegel deutlich erhöht. Der Chirurg<br />
kann mit dem Marker S100 in dieser Zeit<br />
unverletzte, hirn-gesunde <strong>Kind</strong>er perfekt<br />
erkennen. In Graz hat die Unfallchirurgin<br />
Doz. Annelie-Martina Weinberg<br />
gezeigt, dass zwar ein positiver Wert bei<br />
S100 nicht eindeutig interpretiert werden<br />
kann, aber ein S100-negativer Wert<br />
äußerst aussagefähig ist. Diesen <strong>Kind</strong>ern<br />
kann man die Strahlenbelastung einer<br />
(oder mehrerer) CT-Untersuchung(en)<br />
ersparen!<br />
mit Erdbeergeschmack oder Ähnliches<br />
für <strong>Kind</strong>er) ist in den letzten Jahren<br />
gestiegen. Doch die Fachinformation der<br />
Arzneimittel enthält nach wie vor oft keine<br />
Angaben über die Akzeptanz der Darreichungsform<br />
durch die <strong>Kind</strong>er.<br />
Professor Heinz Rameis spricht für die<br />
Österr. Arbeitsgemeinschaft Klinische<br />
Pharmakologie und Therapie das wichtige<br />
Thema an: „Jede Verbesserung der<br />
Compliance steigert die Responderrate<br />
und damit die Wirksamkeit. Durch die<br />
Form, die Farbe, den Geschmack und<br />
die Präsentation könnte das Arzneimittel<br />
Sympathiepunkte bei unseren kleinen<br />
Patienten holen, welche die regelmäßige<br />
Einnahme wahrscheinlicher machen.“<br />
Die gute Akzeptanz bei <strong>Kind</strong>er kann<br />
auch ein Generikum attraktiv machen.<br />
Zitat der Woche:<br />
"If you don´t like the<br />
vaccine, try the disease!"<br />
Prof. Dr. Ingomar Mutz,<br />
frei nach Dr. Ulrich Henninger, Basel<br />
Aus dem Grippe-Consensus:<br />
- Hochrisiko: 0–6 Monate,<br />
teilweise 6–24 Monate<br />
- Chronische Krankheiten<br />
- Lungenerkrankungen<br />
(vor allem Asthma und
Inhalt <strong>Arzt</strong> <strong>Arzt</strong>Patient <strong>Kind</strong><br />
Der Februar<br />
war meistens<br />
kühl. Erle und<br />
Hasel waren<br />
schon bereit<br />
zu stäuben,<br />
doch starke Belastungen treten erst bei<br />
trockenem, sonnigen Wetter über 12° C<br />
auf. Im <strong>März</strong> kommt die Birke dazu – die<br />
aggressiven Allergene können Schnupfen<br />
und schwere Asthma-Anfälle auslösen.<br />
Ab dem 5. Lebensjahr kommt die<br />
spezifische Immuntherapie gegen Frühblüher<br />
in Frage: entweder 4 Monate vor<br />
und während der Saison täglich sublingual<br />
oder subkutan 1 x pro Woche. Die<br />
Injektionen mit dünnen Nadeln sind<br />
sehr gut verträglich.<br />
Im Allergiezentrum Wien-West hat der<br />
<strong>Kind</strong>erpulmologe Dozent Fritz Horak<br />
jr. die medizinische Leitung übernom-<br />
Essen lernen als<br />
Bildungsaufgabe<br />
Dass sich die Wahrnehmung der <strong>Kind</strong>er<br />
erst langsam entwickelt, wird oft vergessen.<br />
Natürlich sehen Babys zu erst<br />
bunte Flecken, die sich nach intelektueller<br />
Anstrengung schließlich zu einer<br />
„Gestalt” integrieren. Man braucht schon<br />
seinen Kopf um zu begreifen, dass die<br />
vielen kleinen Zwerge auf der Straße tatsächlich<br />
Erwachsene im Raum sind ...<br />
<strong>Kind</strong>erpulmologie im Allergiezentrum<br />
men. <strong>Kind</strong>er mit langwierigem Husten<br />
sollten zum Anamnesegespräch und<br />
zur Untersuchung, ab 5 Jahren zur Spirometrie<br />
und ev. einem Provokationstest<br />
kommen. Weitergehende Untersuchungen<br />
sind individuell. Bei Verdacht<br />
auf anstrengungs-assoziiertes Asthma<br />
wird im Laufprovokationstest geprüft,<br />
ob sich die Lungenfunktion bei Belastung<br />
verschlechtert – oder, ob lediglich<br />
ein mangelnder Trainingszustand vorliegt.<br />
Oft genügt beim exercice induced<br />
Asthma dann neben der Basismedikation<br />
als Bedarfstherapie ein Betamimetikum,<br />
aus dem 1-2 Hübe immer vor dem<br />
Sport inhaliert werden.<br />
Neben der Abklärung allergologischer<br />
Erkrankungen bietet das Allergiezentrum<br />
in der Hütteldorferstraße eine spezielle<br />
kinderlungenfachärztliche Unter-<br />
suchung, Beratung und Schulung spe-<br />
Deshalb sollte das Riechen und Schmecken<br />
nicht bewusstlos ablaufen. Über<br />
das Essen und Trinken muss gesprochen<br />
und nachgedacht werden, damit die<br />
Kleinen die Grundzüge der Warenkunde<br />
begreifen und wissen, welcher Apfel<br />
besonders gut schmeckt. Schon im <strong>Kind</strong>ergarten<br />
sollten sie lernen, was gutes<br />
Essen ausmacht, wie man Junk-Food<br />
erkennt und vermeidet. Im Volkschulalter<br />
ist dann ein Urlaub am Bauernhof fällig<br />
– als eine wirksame Prävention gegen<br />
die Epidemie an ernährungsassoziierten<br />
Gesundheitsstörungen im Teenager-<br />
Alter.<br />
ziell für <strong>Kind</strong>er mit schwerem Asthma.<br />
Basiswissen über die eigene Krankheit<br />
und das Erlernen der richtigen Inhalationstechnik<br />
schützen die jungen Patienten<br />
sehr effizient vor Exazerbationen.<br />
Mehr Infos: www.allergiezentrum.at<br />
Darmschutz<br />
Die United European Gastroenterology<br />
Week in Stockholm hat die intestinale<br />
Mikrobiota zu einem Zentralthema gemacht.<br />
Mehrere Präsentationen beleuchteten<br />
ihre Bedeutung für Gesundheit und<br />
Krankheit. - Im Tierversuch konnte gezeigt<br />
werden, dass ein bakterienfrei gehaltener<br />
Darm durch das Mikrobiom von<br />
Dickdarmkrebskranken präkanzeröse<br />
Epithelveränderungen entwickelt.<br />
Auf der Suche nach relevanten Parametern<br />
im intestinalen Genkatalog sind<br />
Skandinavier fündig geworden: Adipöse<br />
und Patienten mit metabolischem Syndrom<br />
haben eine deutlich niedrigere<br />
Genzahl verglichen mit gesunden Kontrollen.<br />
Eine niedrige bakterielle Diversität<br />
ist auch bei chronischentzündlichen<br />
Darmerkrankungen typisch, die niedrigste<br />
zeigen Patienten mit Morbus Crohn.<br />
Die Gastroenterologie scheint hier ein<br />
neues Tor der Medizin aufzustoßen. Die<br />
<strong>Kind</strong>erärztin Dr. Christa Binder hat schon<br />
vor Jahren als Denkanstoß für alle Therapeuten<br />
formuliert: „ Die Darmflora ist ein<br />
menschliches Organ, so wichtig wie der<br />
Magen, die Leber oder die Milz …“<br />
13
Pneumologie<br />
Prävention von Atemwegserkrankungen<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />
Einleitung<br />
Generell können Präventivmaßnahmen bei<br />
Atemwegserkrankungen unter primäre,<br />
sekundäre oder tertiäre Prävention fallen.<br />
Manchmal ist die Grenze zwischen sekundären<br />
und tertiären Maßnahmen fließend.<br />
Bei den primären Maßnahmen soll von vornherein<br />
verhindert werden, dass erste Zeichen<br />
einer Erkrankung auftreten. Ein klassisches<br />
Beispiel dafür ist die Vermeidung von Passivrauchen<br />
des Fötus in utero. Passivrauchen in<br />
dieser Phase ist ein starker Risikofaktor für das<br />
Auftreten von angeborenen engen Atemwegen<br />
und damit verbundenen obstruktiven<br />
Atemwegsproblemen in den ersten Lebensjahren.<br />
Auch wenn die Symptome der Atemwegsobstruktionen<br />
mit dem Alter verschwinden,<br />
bleiben lebenslang Einschränkungen in<br />
der Lungenfunktion bestehen. Andererseits<br />
kann Passivrauchen bei einem Kleinkind mit<br />
viral respiratorischem Infekt durch Hochregu-<br />
lation von Adhäsionsmolekülen zu einer Persistenz<br />
des Virus in den Atemwegen und zu<br />
länger dauernden Symptomen führen. Vermeidung<br />
von Passivrauchen in dieser Phase<br />
ist ein Beispiel für eine tertiäre Prävention. Das<br />
klassische Beispiel für eine sekundäre Prävention<br />
ist die Verhinderung des Auftretens eines<br />
Asthma bronchiale bei Patienten mit bereits<br />
bestehender Sensibilisierung gegen Gräserpollen<br />
und Heuschnupfensymptomen durch<br />
eine spezifische Immuntherapie.<br />
14<br />
Ich werde auf folgende mögliche Präventivmaßnahmen<br />
näher eingehen:<br />
• Neugeborenen-Screening<br />
• Passiv- und Aktivrauchbelastung<br />
• Impfungen<br />
• Allergenvermeidung<br />
• Asthma- und Allergieschulungen<br />
• Ernährung und Stillen<br />
Neugeborenen-Screening<br />
Ein Paradebeispiel für ein Neugeborenen-<br />
Screening zur frühzeitigen Erfassung einer<br />
schwer verlaufenden Atemwegserkrankung<br />
stellt das Cystische Fibrose (CF) -Screening<br />
dar. Mehrere Untersuchungen in verschiedenen<br />
Ländern der Welt haben gezeigt, dass<br />
das CF-Screening sinnvoll und nützlich ist.<br />
Vielen <strong>Kind</strong>ern bleibt dadurch ein langer Leidensweg<br />
von mehreren Jahren bis zur Diagnosestellung<br />
erspart, und gescreente CF-<br />
<strong>Kind</strong>er haben im Schulalter einen deutlich<br />
besseren Ernährungszustand als CF-<strong>Kind</strong>er,<br />
bei denen die Diagnose erst mit Auftreten<br />
von Symptomen gestellt wurde. Häufig<br />
geht dieser verbesserte Ernährungszustand<br />
auch mit einer verbesserten Lungenfunktion<br />
einher. International hat sich das IRT<br />
(immunreaktives Trypsinogen) -Screening<br />
durchgesetzt. Die erste IRT-Bestimmung<br />
erfolgt gemeinsam mit dem Guthrie-Test<br />
zwischen 4. und 6. Lebenstag. Dafür wurden<br />
sehr klare cut-off-Werte erarbeitet. Eine<br />
zweite Bestimmung rund 6 Wochen später<br />
mit anderem cut-off-Wert ist notwendig,<br />
falls die erste Bestimmung pathologisch<br />
ausfiel. Für CF-falsch positive Werte bei der<br />
ersten Untersuchung treten vor allem im Rahmen<br />
einer benignen transienten Hypertrypsinogenämie<br />
auf. Auch andere Einflüsse wie<br />
Frühgeburtlichkeit können zu einem falsch<br />
positiven Wert führen. Erst wenn der zweite<br />
Wert ebenso erhöht ist, wird zur Diagnosesicherung<br />
ein Schweißtest verlangt. In vielen<br />
Ländern wird bei einem positiven zweiten<br />
Test auch eine DNA-Analyse auf CF-Mutationen<br />
durchgeführt. Der Nachweis zweier<br />
CF-Mutationen beweist die Erkrankung und<br />
gilt als Diagnosesicherung. Bei Nachweis nur<br />
einer Mutation ist eine Schweißuntersuchung<br />
zur Diagnosesicherung notwendig. In Österreich<br />
wurden in den letzten 13 Jahren bei<br />
rund 910.000 Screening-Tests 13 falsch negative<br />
Ergebnisse bekannt. Aus diesem Grund<br />
muss mit Versagern gerechnet werden und<br />
bei Auftreten von CF-verdächtigen Symptomen<br />
später im Leben weiterhin die Indikation<br />
zur Durchführung eines Schweißtestes und/<br />
oder einer weiteren Diagnostik wie nasaler<br />
Potenzialdifferenz-Messung gestellt werden.<br />
Passivrauchbelastung<br />
Zahlreiche Studien konnten den schädigenden<br />
Effekt des mütterlichen Rauchens auf das<br />
Ungeborene und der Passivrauchbelastung<br />
nach der Geburt nachweisen. Unter dem<br />
Begriff des „fetalen Tabaksyndroms“ fast man<br />
neuerdings den negativen Einfluss der Tabakrauchbelastung<br />
in utero auf das Geburtsgewicht,<br />
plazentaassoziierte Erkrankungen, Totgeburten,<br />
Frühgeburten, fetalem Wachstum,<br />
SIDS, Übergewicht im späteren Lebensalter,<br />
Spaltbildungen, mentale Entwicklungsverzögerungen,<br />
ADHS und verschiedene Atemwegserkrankungen<br />
zusammen. Eine groß<br />
angelegte multizentrische Studie an über<br />
20.000 <strong>Kind</strong>ern im Alter von 6 bis 12 Jahren<br />
konnte zeigen, dass durch das Rauchen der<br />
Mutter in der Schwangerschaft die Funktion<br />
und das Wachstum der kindlichen Lunge und<br />
der kleinen Atemwege nachhaltig gestört<br />
wird. Nikotin und andere teratogene toxische<br />
Rauchbestandteile unterdrücken in der<br />
Plazenta die Glykolyse und Glykogenolyse<br />
wodurch die notwendige Energie für die<br />
Lungenreifung fehlt. Reparaturvorgänge der<br />
Fibroblasten sind gestört, die Alveolisierung<br />
reduziert und das elastische Lungengerüst<br />
vermindert. Diese gestörte Programmierung<br />
führt zu einer frühen Alterung.<br />
Das <strong>Kind</strong> kommt mit zu engen Atemwegen<br />
auf die Welt und fällt häufig durch pfeifende<br />
Atemgeräusche bereits in den ersten Lebensjahren<br />
auf. Epidemiologisch wird dieser Phänotyp<br />
dem „transient wheezing“ zugeordnet.<br />
Obwohl die pfeifenden Atemgeräusche
Inhalt<br />
später im <strong>Kind</strong>esalter verschwinden können,<br />
bleibt meist lebenslang eine Einschränkung<br />
der Lungenfunktion, vor allem der kleinen<br />
Atemwege nachweisbar. Diese Einschränkungen<br />
treten auch auf, wenn die Mutter<br />
nach der Schwangerschaft nicht mehr raucht.<br />
Andererseits zeigte eine große Metaanalyse<br />
einen klaren Zusammenhang zwischen Passivrauchen<br />
nach der Geburt und vermehrten<br />
Infekten der oberen Atemwege, rezidivierenden<br />
Mittelohrentzündung, pfeifenden Atemgeräuschen,<br />
Bronchitis, Lungenentzündung,<br />
Husten, Schleimauswurf, bronchiale Hyperreaktivität<br />
und Asthma.<br />
Aktivrauchbelastung<br />
Das Einstiegsalter in das Rauchen liegt in<br />
Europa zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr.<br />
In unserer 2005 abgeschlossenen 3-jährigen<br />
Studie an Salzburger <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />
haben 3,5% der 11-Jährigen in den letzten<br />
30 Tagen eine Zigarette geraucht. Diese<br />
Zahl stieg auf 26% bis zum 14. Lebensjahr an.<br />
Seit Mitte der 80er Jahre hat sich in Österreich<br />
der Anteil täglich rauchender 15-Jähriger<br />
bei den Knaben verdoppelt, bei den Mädchen<br />
sogar verdreifacht. Die Erfolgsrate der<br />
Aufhörversuche von 12 bis 19-Jährigen liegt<br />
bei 4%. Dieser geringe Erfolg hängt damit<br />
zusammen, dass Jugendliche Probleme<br />
damit haben, einen richtigen Plan für den<br />
Rauchstopp zu entwickeln und keine Informationen<br />
über erprobte Methoden einholen.<br />
In den letzten Jahren sind eine Reihe von Einflussfaktoren<br />
auf das Rauchverhalten erfasst<br />
worden. Unter den sozialen Faktoren spielen<br />
das (Nicht)-Rauchverhalten der Eltern,<br />
Geschwister und Freunde, die Integration im<br />
schulischen Bereich und das Freizeitverhalten<br />
eine wichtige Rolle. Personale Faktoren sind<br />
geringes Wissen über kurz- und längerfristige<br />
Auswirkung des Tabakkonsums, Überschätzung<br />
der Verbreitung des Zigarettenkonsums<br />
und geringe Kompetenz, dem Gruppendruck<br />
zum Rauchen zu widerstehen. Unter<br />
den umweltbezogenen Faktoren sind leichte<br />
Zugänglichkeit, aggressive Werbung, niedriger<br />
Zigarettenpreis und geringe Einschränkungen<br />
und Regeln im familiären, schulischen<br />
und Freizeitbereich hervorzuheben. Angst<br />
vor einem später entstehenden Lungenkrebs<br />
oder Herzinfarkt bzw. Raucherhusten<br />
haben die Jugendlichen üblicherweise nicht.<br />
Diese Langzeitfolgen sind „zu weit weg“, um<br />
sie betroffen zu machen. Das ist ein wesentlicher<br />
Grund dafür, warum Gesundheitsargumente<br />
bei Jugendlichen nicht fruchten. Die<br />
Botschaft „du sollst nicht rauchen, weil später<br />
Probleme auftreten“, führt eher zu gegenteiliger<br />
Wirkung. Die Herausforderung für uns alle<br />
im Besonderen auch für <strong>Kind</strong>er- und Jugendärzte<br />
und Pädagogen besteht darin, <strong>Kind</strong>ern<br />
und Jugendlichen zu helfen, dem sozialen<br />
Druck „jetzt zu rauchen“ Stand zu halten. Aufgrund<br />
der Wichtigkeit der Primärprävention<br />
werden alle Mediziner angehalten, pädiatrischen<br />
Patienten und deren Eltern Tabakprävention<br />
anzubieten und den Rauchstopp zu<br />
empfehlen.<br />
Ergebnisse schulbasierter Präventionsprojekte<br />
zeigen Wege auf, die Adoleszenten<br />
helfen können, nicht mit dem Rauchen zu<br />
beginnen (J Riedler, www.kissme-smokefree.<br />
eu). Besonders Erfolg versprechend ist der<br />
Ansatz, bei dem gleichzeitig mehrere „Social<br />
Influence“-Bestandteile eingesetzt werden.<br />
Wesentliche Schwächen aller bisherigen Projekte<br />
waren der späte Beginn der Intervention,<br />
eine zu kurze Begleitung der Jugendlichen,<br />
zu wenig Motivation und Emotionalität<br />
und vor allem auch schlechtes Vorbild durch<br />
die rauchenden Erwachsenen. Mittels Stärkung<br />
der Nichtraucherkompetenz, des<br />
Selbstbewusstseins und der Eigenverantwortung<br />
soll Jugendlichen geholfen werden,<br />
nicht mit dem Rauchen zu beginnen. Gleichaltrige<br />
nichtrauchende Jugendliche können<br />
als „Peers“ eingesetzt werden um handlungsrelevante<br />
Strategien zu vermitteln.<br />
Beratung rauchender <strong>Kind</strong>er<br />
und Jugendlicher<br />
In der Gegenüberstellung mit einer „gewöhnlichen<br />
Betreuung“ („usual care“) erzielte die<br />
„professionelle Beratung“ („counseling“)<br />
eine doppelt so hohe Tabak-Langzeitabstinenz<br />
(11,6% vs. 6,7%). Unter gewöhnlicher<br />
Betreuung werden ein kurzer Rat, Hinweise<br />
auf Selbsthilfeangebote, Infomaterial und allgemeine<br />
Empfehlungen verstanden. In den<br />
Studien mit professioneller Beratung wurden<br />
vor allem verhaltenstherapeutische Verfahren<br />
eingesetzt. Wenn Eltern gemeinsam mit<br />
ihrem <strong>Kind</strong> einen <strong>Arzt</strong> besuchen, soll versucht<br />
werden, bei den Eltern bezüglich ihres<br />
Tabakkonsums zu intervenieren. Es hat sich<br />
gezeigt, dass dadurch die Bereitschaft der<br />
Eltern zu einem Rauchstopp und die Häufigkeit<br />
geglückter Rauchstopps zunehmen.<br />
Auch die Aufklärung der Eltern über die negativen<br />
Folgen von Passivrauch für ihre <strong>Kind</strong>er<br />
zeigt positive Auswirkungen. Mediziner sollten<br />
daher Eltern über deren Tabakkonsum<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
befragen, den Rauchstopp empfehlen und<br />
konkrete Hilfe anbieten.<br />
Impfungen<br />
Als gesichert gilt, dass die Pertussisimpfung<br />
schwere zum Teil sehr chronisch verlaufende<br />
Atemwegs- und Lungenerkrankungen verhindern<br />
kann. Auch für Hämophilus Typ B-<br />
und Pneumokokkenimpfung mit Konjugatimpfstoffen<br />
konnte eine Reduktion schwerer<br />
invasiv verlaufender Lungen- und Pleuraerkrankungen<br />
gezeigt werden. Grundsätzlich<br />
gilt, dass alle von den jeweiligen nationalen<br />
Behörden empfohlenen Impfungen für<br />
gesunde <strong>Kind</strong>er auch bei <strong>Kind</strong>ern mit Atemwegserkrankungen<br />
durchgeführt werden<br />
sollen. Es ist naheliegend, anzunehmen, dass<br />
sich schwere Atemwegserkrankungen wie<br />
eine Pneumokokken-Pneumonie oder eine<br />
Influenza bei <strong>Kind</strong>ern mit bereits bestehenden<br />
Atemwegsproblemen stärker auswirken<br />
können.<br />
Asthma- und Allergieschulung<br />
Eine rezente Cochrane-Analyse konnte den<br />
Nutzen strukturierter Schulungsprogramme<br />
für das Management von <strong>Kind</strong>ern und<br />
Jugendlichen mit Asthma bronchiale eindeutig<br />
nachweisen. Eine übliche Sprechstunde ist<br />
mit Sicherheit nicht geeignet, das notwendige<br />
handlungsrelevante Wissen zu vermitteln. Die<br />
Schulung stärkt die Partnerschaft zwischen<br />
<strong>Arzt</strong> und Patient und begleitender Familie,<br />
fördert die Compliance, stärkt den Patienten<br />
in seiner Selbstbestimmung und verbessert<br />
den Krankheitsverlauf. Panik und insuffizientes<br />
Management im Notfall bzw. bei einer akuten<br />
15
Pneumologie<br />
Atemwegsobstruktion können dadurch weitgehend<br />
vermieden werden. Einen großen Nutzen<br />
für die Schulung sehe ich auch im Erlernen<br />
und der Überprüfung der Inhalationstechnik.<br />
(www.asthmaschulung.at)<br />
Allergenvermeidung<br />
Reagiert ein Patient auf gewisse Allergene<br />
wie z.B. Katze oder Hausstaubmilbe mit Rhinokonjunktivitis<br />
oder Atemwegsobstruktion,<br />
ist eine Vermeidung dieser Exposition sinnvoll<br />
und notwendig. Manchmal ist eine allergenreiche<br />
häusliche Umgebung für die Chronizität<br />
von allergischen Atemwegsproblemen<br />
verantwortlich. In dieser Situation soll eine<br />
Sanierung mit Weggabe eines Tieres oder<br />
einer effizienten Hausstaubmilbensanierung<br />
versucht werden. Letztere gelingt am besten<br />
mit hausstaubmilbendichten Überzügen<br />
der Matratze, des Polsters und der Bettdecke<br />
sowie der Vermeidung von Staubfängern im<br />
Schlaf- und Wohnzimmer. Das Schlafzimmer<br />
ist der Bereich, in dem die <strong>Kind</strong>er in engem<br />
Kontakt mit der Allergenquelle zumeist 8 bis<br />
12 Stunden täglich sind. Niest ein <strong>Kind</strong> jeden<br />
Morgen oder wacht es nächtlich mehrmals<br />
wegen Hustens oder Atemnot auf, ist häufig<br />
die Hausstaubmilbenbelastung im Bett<br />
dafür verantwortlich. Bevor jedoch ein Tier<br />
weggegeben wird bzw. eine zum Teil kostenaufwändige<br />
Hausstaubmilbensanierung<br />
erfolgt, müssen die klinische Relevanz des<br />
Allergenkontaktes und die Sensibilisierung<br />
im Allergietest nachgewiesen werden. Eine<br />
alleinige Sensibilisierung ohne eindeutige<br />
klinische Symptome rechtfertigen z.B. ein<br />
„encasing“ nicht. Daher wird in einigen Fällen<br />
eine nasale Provokation mit standardisiertem<br />
16<br />
Hausstaubmilbenkonzentrat<br />
notwendig sein. In<br />
einer jüngst durchgeführten<br />
Metaanalyse konnte<br />
für die Summe aller eingeschlossenen<br />
Studien<br />
kein Effekt des „encasings“<br />
und anderer Hausstaubsanierungsmaßnahmen<br />
auf die allergischen Symptome<br />
der Atemwege<br />
gefunden werden. Diese<br />
Metaanalyse zeigt die Problematik<br />
der komplexen<br />
Beziehung zwischen Allergenmenge<br />
und -konzentration,<br />
Exposition,<br />
Sensibilisierung, genetischer<br />
Suszeptibilität und<br />
klinischer Symptome. Viele Patienten mit<br />
einer Sensibilisierung haben entweder eine<br />
Toleranz entwickelt oder nie ein klinisches<br />
Korrelat gehabt. Bei diesen Patienten ist es<br />
nicht gerechtfertigt, eine aufwändige oder/<br />
und teure Intervention zu empfehlen oder<br />
ein psychisch durchaus für alle Familienmitglieder<br />
belastendes Weggeben eines Haustieres<br />
zu empfehlen. Wir dürfen auch nicht<br />
vergessen, dass mit solchen Sanierungsmaßnahmen<br />
nicht nur eine Verringerung der<br />
Hausstaubmilbenbelastung eintreten kann<br />
sondern zugleich auch protektive Faktoren<br />
im Hausstaub wie z.B. Endotoxine, Glykopeptide<br />
oder andere immunstimulierende Substanzen<br />
reduziert werden.<br />
Ein generelles frühes Vermeiden der Exposition<br />
gegenüber Allergenen z.B. über encasing<br />
oder Weggabe von Haustieren als primäre<br />
Asthma- bzw. Allergieprävention kann nicht<br />
empfohlen werden. Die Verwendung von<br />
Proteinhydrolisaten in der Säuglingsnahrung<br />
hat einen geringen Effekt auf die Reduktion<br />
der atopischen Dermatitis, jedoch nicht auf<br />
Atemwegserkrankungen wie Asthma oder<br />
Heuschnupfen. Auch die Beifügung von Probiotika<br />
zur Säuglingsnahrung kann nicht als<br />
primäre Prävention von Allergie oder Atemwegsproblemen<br />
empfohlen werden. Es gibt<br />
wissenschaftlich gesicherte Hinweise, dass<br />
die Einnahme von Präbiotika (bestimmte<br />
GOS/FOS-Gemische) die Häufigkeit der<br />
atopischen Dermatitis und rezidivierender<br />
obstruktiver Bronchitiden beim Kleinkind<br />
reduzieren kann. Diesbezüglich sind noch<br />
weitere Studien notwendig, bevor eine generelle<br />
Empfehlung zur primären Prävention<br />
von allergischen Atemwegserkrankungen<br />
mittels Präbiotika gegeben werden kann.<br />
Aus verschiedensten Gründen wird ein aus-<br />
schließliches Stillen bis zum 4.-6. Lebensmonat<br />
mit Einführung der Beikost nach dem 4.<br />
Lebensmonat empfohlen. Es gibt jedoch nur<br />
sehr wenig Hinweise, dass allergische Atemwegserkrankungen<br />
oder generell Asthma<br />
bronchiale durch Stillen verhindert werden<br />
können. Die Einführung der Beikost vor dem<br />
4. Lebensmonat und nach dem 7. Lebensmonat<br />
wirkt sich bezüglich der Entwicklung<br />
von Allergien ungünstig aus. Das Vermeiden<br />
von Nahrungsmitteln wie Ei, Fisch oder Milch<br />
bis zum 12. oder <strong>24.</strong> Lebensmonat wirkt sich<br />
nicht präventiv auf die Entwicklung späterer<br />
allergischer Atemwegserkrankungen aus.<br />
SIT und SLIT<br />
Eine spezifische Immuntherapie (SIT) kann<br />
subcutan (SCIT) oder sublingual (SLIT) durchgeführt<br />
werden. Im Rahmen einer tertiären<br />
Prävention stellt sie besonders bei Patienten<br />
mit monovalenter Sensibilisierung gegen<br />
Baum- oder Gräserpollen und allergischen<br />
Rhinokonjunktivitissymptomen eine Option<br />
dar. Bei polysensibilisierten Patienten mit<br />
Asthmasymptomen konnte in mehreren Studien<br />
eine Reduktion der bronchialen Hyperreaktivität<br />
und von Asthmasymptomen<br />
gezeigt werden. Ein schweres Asthma bronchiale<br />
ist nach wie vor eine Kontraindikation<br />
für die Durchführung einer SIT, da es im Zuge<br />
derselben zu schweren Asthmaanfällen kommen<br />
kann. Die Hochdosis-SLIT (Oralair®, Grazax®)<br />
ist den weniger standardisierten bzw.<br />
Niedrigdosis-oralen Immuntherapieformen<br />
deutlich überlegen. Es gibt Hinweise, dass<br />
eine mehrjährige SCIT und möglicherweise<br />
auch Hochdosis-SLIT eine Toleranzentwicklung<br />
bewirken können. Bei sensibilisierten<br />
Patienten mit Rhinokonjunktivitisproblemen<br />
konnte durch eine SCIT das Risiko für das<br />
Auftreten eines späteren Asthma bronchiale<br />
deutlich reduziert werden.<br />
Zusammenfassung<br />
• Durch die Bestimmung des IRT (immunreaktiven<br />
Trypsinogens) im Rahmen eines<br />
Neugeborenen-Screenings kann eine Cystische<br />
Fibrose rechtzeitig erkannt und teilweise<br />
auch vorbeugend behandelt werden.<br />
Gescreente <strong>Kind</strong>er haben ein deutlich<br />
besseres Outcome als <strong>Kind</strong>er mit Cystischer<br />
Fibrose, die erst beim Auftreten der ersten<br />
Symptome diagnostiziert werden.<br />
• Passivrauchen führt zu unterschiedlichen<br />
Formen von chronischen Atemwegser-
krankungen, wie zu engen Atemwegen,<br />
wenn bereits in utero beraucht wurde oder<br />
zu vermehrten respiratorischen Infekten<br />
und Allergien, wenn das <strong>Kind</strong> in den ersten<br />
Lebensjahren dem Passivrauch ausgesetzt<br />
war. Bei bereits bestehenden respiratorischen<br />
Problemen z.B. im Zuge eines<br />
viralen Infektes kann eine kontinuierliche<br />
Passivrauchbelastung zu einer bronchialen<br />
Hyperreaktivität über Monate führen.<br />
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit<br />
einer konsequenten Aufklärung Schwangerer<br />
über die negative Auswirkung des<br />
Rauchens auf das Ungeborene mit der<br />
Empfehlung sobald wie möglich das Rauchen<br />
zu beenden. Dasselbe trifft auch für<br />
Familienangehörige mit Klein- und Schulkinder<br />
zu. Konkrete professionelle Beratung<br />
muss angeboten werden, um einen<br />
erfolgreichen Rauchstopp zu gewährleisten.<br />
Durch schulbasierte Präventionsprojekte<br />
über mehrere Jahre kann es gelingen,<br />
<strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen zu helfen nicht<br />
mit dem Rauchen zu beginnen und damit<br />
die wirksamste Maßnahme zur Entstehung<br />
einer COPD oder anderer rauchassoziierter<br />
Erkrankungen zu verhindern.<br />
• Durch die Pertussis-, Hämophilus Typ B-,<br />
Pneumokokken- und Influenza-Impfung<br />
kann sehr erfolgreich die Entstehung<br />
chronischer, zum Teil schwer verlaufender<br />
Atemwegs- und Lungenerkrankungen verhindert<br />
werden.<br />
• Neben einer individualisierten medikamentösen<br />
Betreuung spielt ein strukturiertes<br />
Schulungsprogramm eine ganz<br />
wesentliche Rolle im Management von<br />
Asthma und Allergien. Die Compliance<br />
wird dadurch gefördert, die Selbstbestimmung<br />
des Patienten gestärkt und der<br />
Krankheitsverlauf positiv beeinflusst.<br />
• Die Interaktion zwischen Allergenexposition<br />
und Allergieentstehung ist sehr<br />
komplex. Allergenvermeidung stellt<br />
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<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
keine primäre Prävention von Allergien<br />
und Atemwegserkrankungen dar. Ein<br />
gewisser Allergenkontakt ist zur Toleranzentwicklung<br />
notwendig. Zeit, Dosis und<br />
Gen-Umwelt-Interaktionen spielen eine<br />
wesentliche Rolle bei der Allergenexposition.<br />
Durch eine spezifische Immuntherapie<br />
kann es bei manchen Patienten<br />
gelingen, das Fortschreiten der Sensibilisierung<br />
einzudämmen und den Übergang<br />
einer allergischen Rhinokonjunktivitis in<br />
ein Asthma zu verhindern.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Sinu A5 Sophie 2011.indd 1 14.03.2011 14:51:04 Uhr<br />
17<br />
Fachkurzinformation auf Seite 51<br />
SIN_2011_019<br />
SIN_<strong>2012</strong>_017
Allergien<br />
Aktuelle Ergebnisse zur Allergieentstehung –<br />
„Was sagt uns die Hygienehypothese“?<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef RIEDLER<br />
Einleitung<br />
In den letzten Jahrzehnten wurde ein deutlicher<br />
Anstieg allergischer Erkrankungen<br />
beobachtet. Epidemiologische Studien, die<br />
in identem Design in den vergangenen 30<br />
Jahren und in den letzten Jahren durchgeführt<br />
wurden, haben bewiesen, dass dieser<br />
Anstieg nicht durch geänderte Diagnosegewohnheiten<br />
oder geänderte Krankheitsdefinitionen<br />
zustande kommt. Diese allergischen<br />
Erkrankungen umfassen die atopische<br />
Dermatitis, die Nahrungsmittelallergien, den<br />
Heuschnupfen und das allergische Asthma<br />
bronchiale. In manchen Ländern sind bis<br />
zu 30% aller <strong>Kind</strong>er davon betroffen. Mehrere<br />
Studien zeigen, dass sich in den letzten<br />
Jahren für einige dieser Krankheiten in den<br />
industrialisierten Ländern ein Plateau in der<br />
Prävalenz zeigt.<br />
Die wichtigsten Hypothesen für die Häufigkeitszunahme<br />
sind die genetische Hypothese,<br />
heute ersetzt durch ein Konzept der<br />
Gen-Umweltinteraktion, Umweltfaktoren<br />
(Außenluftbelastung, Innenluftbelastung,<br />
Passivrauchen), verminderte körperliche Aktivitäten,<br />
Ernährungsfaktoren und die Hygienehypothese.<br />
Derzeit geht man davon aus,<br />
dass Asthma und Atopie von verschiedenen<br />
Genloci gesteuert werden. Zu den wichtigsten<br />
zählen die Chromosome 5, 6, 7, 12 und 13.<br />
Genetische Veränderungen alleine sind sehr<br />
unwahrscheinlich als Ursache für den Anstieg<br />
der Allergien, geänderte Umweltfaktoren<br />
können jedoch bei bestimmten genetischen<br />
Polymorphismen zu Gen-Umweltinteraktionen<br />
führen, die sich über Jahrzehnte in ihrer<br />
Häufigkeit ändern können. Zusätzlich spielen<br />
epigenetische Faktoren eine Rolle. Erhöhte<br />
Außenluftschadstoffe wie Schwefeldioxid,<br />
NOx sowie Rußpartikel wurden in mehreren<br />
Untersuchungen mit Beeinträchtigungen der<br />
Lungenfunktion sowie Entzündungsreaktionen<br />
in den Bronchien assoziiert. Feldstudien<br />
konnten Effekte von Ozon auf die Aktivierung<br />
eosinophiler Granulozyten finden sowie<br />
Zusammenhänge mit Verschlechterung von<br />
schon bestehenden Asthmasymptomen<br />
18<br />
bzw. chronischen Atemwegsentzündungen.<br />
Verschiedene Untersuchungen, vor allem<br />
auch in Gebieten des früheren Ost- und Westdeutschlands<br />
zeigten eine höhere Prävalenz<br />
von Bronchitis und Husten bei <strong>Kind</strong>ern in der<br />
damals noch stark verschmutzten Region<br />
von Dresden, aber eine geringere Asthma-<br />
und Allergiehäufigkeit als im westlichen Vergleichsgebiet<br />
München.<br />
Hygienehypothese<br />
Unter der Hygienehypothese werden jene<br />
Überlegungen subsumiert, welche die verbesserten<br />
Hygienestandards des westlichen<br />
Lebensstils für die Allergie- und Asthmazunahme<br />
verantwortlich machen. Welche<br />
Bedingungen gelten nun als „unhygienisch“<br />
oder „weniger hygienisch“? Ein erster Hinweis<br />
stammt aus dem Jahr 1989, als Strachan und<br />
Mitarbeiter zeigen konnten, dass die Häufigkeit<br />
von Heuschnupfen bei <strong>Kind</strong>ern mit<br />
mehr als vier älteren Geschwistern deutlich<br />
niedriger war als in kinderarmen Familien.<br />
Die Autoren spekulierten, dass die vermehrte<br />
Exposition gegenüber viral respiratorischen<br />
Infekten in den ersten Lebensjahren in den<br />
kinderreichen Familien ein später geborenes<br />
<strong>Kind</strong> vor Allergien schütze. Ähnliches wurde<br />
rund 10 Jahre später in Europa und in den<br />
USA für <strong>Kind</strong>er, die bereits im ersten Lebensjahr<br />
in <strong>Kind</strong>erkrippen aufwuchsen, gefunden.<br />
Matricardi et al. stellten fest, dass Erwachsene<br />
mit positiver Serologie für Hepatitis A, Toxoplasma<br />
gondii oder Helicobacter pylori eine<br />
geringere Häufigkeit von allergischer Rhinitis,<br />
allergischem Asthma bronchiale, Hausstaubmilben-,<br />
Katzen- und Gräsersensibilisierung<br />
zeigten. Sie fanden eine Dosis-Wirkungsbeziehung<br />
insofern als eine negative Assoziation<br />
zwischen der Anzahl der positiven<br />
Serologien und der Prävalenz der erwähnten<br />
Erkrankungen bestand.<br />
Andere Forschergruppen konnten eine verminderte<br />
Allergie- und Asthmahäufigkeit<br />
bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen feststellen,<br />
die in den ersten Lebensjahren mit Hunden<br />
oder Katzen aufwuchsen. Dafür wurden<br />
zwei unterschiedliche Hypothesen postuliert:<br />
Durch den reichlichen Kontakt mit Allergenen<br />
kommt es zu einer modifizierten Th 2 -Antwort<br />
mit Bildung von IgG 4 -Antikörpern und Beeinflussung<br />
von regulierenden Zytokinen wie<br />
z.B. IL-10 und TGF-β. Die Alternativ-Hypothese<br />
besagt, dass bakterielle Bestandteile, die vermehrt<br />
mit Hund oder Katze in den Wohnraum<br />
der <strong>Kind</strong>er gebracht werden, zu einer Intensivierung<br />
der Reifung des Th 1 -Lymphozytenspektrums<br />
und zu einer Hochregulierung von<br />
Zytokinen wie IL-12 und INF-γ führen.<br />
Das „Bauernhofmodell“<br />
Charlotte Braun-Fahrländer, Erika von Mutius<br />
und Josef Riedler publizierten unabhängig<br />
voneinander, dass <strong>Kind</strong>er, die am Bauernhof<br />
aufwachsen und intensiven Tierkontakt<br />
in den ersten Lebensjahren hatten, weniger<br />
Asthma- und Allergiesymptome im Schulalter<br />
zeigten. Dieses „Bauernhofmodell“ kann<br />
als Variante der Hygienehypothese angesehen<br />
werden. Inzwischen wurden die Daten<br />
auch in Frankreich, Finnland, Canada, Australien<br />
sowie mehreren anderen europäischen<br />
Ländern bestätigt. Die Arbeitsgruppen um<br />
Braun-Fahrländer, Mutius und Riedler führten<br />
in den letzten zehn Jahren mehrere epidemiologischeQuerschnittsuntersuchungen<br />
und Kohortenstudien zu diesem Thema<br />
durch. In der ALEX-Studie wurden 3.504 <strong>Kind</strong>er<br />
zwischen dem 6. und 12.Lebensjahr in<br />
ländlichen Gegenden der Schweiz, Bayerns<br />
und dem Bundesland Salzburg untersucht.<br />
2.618 dieser <strong>Kind</strong>er beantworteten gemeinsam<br />
mit ihren Eltern einen standardisierten<br />
Fragebogen zu allergischen Erkrankungen<br />
und möglichen Ursachen. Bei 1.406 dieser<br />
<strong>Kind</strong>er erfolgten auch RAST-Untersuchungen<br />
auf Allergene und Staubsammlungen in den<br />
Wohnbereichen. Riedler et al. berichteten<br />
2001 im Lancet, dass der Zeitfaktor der Exposition<br />
gegenüber Faktoren des ländlichen<br />
Lebens eine sehr große Rolle spielt. <strong>Kind</strong>er,<br />
die sich bereits im ersten Lebensjahr intensiv<br />
in den Ställen aufhielten, hatten eine signifi
kant niedrigere Häufigkeit von allergischen<br />
Erkrankungen als <strong>Kind</strong>er mit entsprechender<br />
Exposition erst nach dem ersten Lebensjahr<br />
(Asthma: 1% vs. 11%, Heuschnupfen 3%<br />
vs. 13%, atopische Sensibilisierung 12% vs.<br />
29%). Besonders intensiv wirkten sich diese<br />
Schutzfaktoren aus, wenn das Baby bereits im<br />
Mutterleib exponiert war. Diese epidemiologischen<br />
Ergebnisse wurden inzwischen auch<br />
in Tiermodellen mit schwangeren Mäusen im<br />
Labor von Harald Renz in Marburg sowie Abi<br />
Bufe in Bochum bestätigt.<br />
Was steckt nun hinter regelmäßigem<br />
und frühem Stallkontakt? (Abb. 1)<br />
Die Autoren fanden, dass im Matratzenstaub<br />
auf Bauernhöfen reichlich Endotoxin nachgewiesen<br />
wurde. Die Endotoxinspiegel waren<br />
negativ korreliert mit der Häufigkeit von Heuschnupfen,<br />
atopischem Asthma und atopischer<br />
Sensibilisierung. Nicht atopische pfeifende<br />
Atemgeräusche waren nicht signifikant<br />
assoziiert mit den Endotoxinspiegeln. TNF-α,<br />
Interferon-γ, IL-10 und IL-12 waren negativ<br />
assoziiert mit Endotoxin, was auf eine ausgeprägte<br />
Niederregulierung des Immunsystems<br />
bei den stark exponierten <strong>Kind</strong>ern hinwies.<br />
Die Autoren folgerten, dass die frühzeitige<br />
Exposition gegenüber Endotoxin eine wichtige<br />
Rolle in der Entwicklung der Immuntoleranz<br />
gegenüber ubiquitär vorkommenden<br />
Allergenen in unserer Natur haben könnte.<br />
Die Beziehungen zwischen Endotoxin und<br />
allergischen Erkrankungen sowie verschiedenen<br />
Zytokinen wurde auch von anderen<br />
Autoren bei Nicht-Bauernkindern nachgewiesen<br />
(Gereda et al., Lancet 2000).<br />
In weiteren Studien stellte sich heraus, dass<br />
Endotoxin nur ein Marker für die bakterielle<br />
Kontamination oder Exposition auf Bauernhöfen<br />
ist. Andere bakterielle Bestandteile wie<br />
Muramin-Säure, Glykopeptide und Glucane<br />
konnten vermehrt im Stallstaub und auch im<br />
Matratzenstaub nachgewiesen und ähnliche<br />
Beziehungen zu immunologischen und allergischen<br />
Parametern wie für Endotoxin gefunden<br />
werden.<br />
Die inzwischen schon sehr vernetzte europäische<br />
Forschergruppe hat gemeinsam mit<br />
Albrecht Bufé und Otto Holst in Borstel und<br />
Bochum in Tiermodellen die Wirkung des<br />
Stallstaubs und im Besondern eines darin<br />
enthaltenen bakteriellen Leitkeims (Acinetobacter<br />
Iwoffii) untersucht. Inhalierten Mäuse<br />
während der Sensibilisierung gegenüber<br />
Ovalbumin verschiedene Extrakte des Stall-<br />
staubs so wurde die Entwicklung der Atemwegshyperreaktivität<br />
und Atemwegseosinophilie<br />
sowie die Produktion von IL-5 durch<br />
Splenozyten und die Bildung von antigenspezifischen<br />
IgG 1 und IgE unterdrückt. Die Stallstaubextrakte<br />
waren auch in der Lage, die Differenzierung<br />
humaner dentritischer Zellen in<br />
vitro zu unterdrücken. Diese Forschergruppe<br />
fand weiters heraus, dass bestimmte Zucker<br />
wie Arabinogalaktane die im Futter (Gras und<br />
Heu) der Stalltiere vorkommen, eine Schlüsselrolle<br />
in der immunologischen Wirkung<br />
besitzen.<br />
In der PASTURE/EFRAIM-Studie, einer Kohortenstudie,<br />
werden zurzeit schwangere Bäuerinnen<br />
mit schwangeren Nicht-Bäuerinnen<br />
und deren <strong>Kind</strong>er bis zum Alter von zehn<br />
Jahren untersucht. Die ersten Ergebnisse zeigen,<br />
dass die Aktivierung der angeborenen<br />
Immunität und die Folgeentwicklung der<br />
Th 1 /Th 2 - sowie Treg-Zellen bereits in utero<br />
durch Umweltfaktoren beeinflusst werden.<br />
So konnten bei neugeborenen <strong>Kind</strong>ern von<br />
Bauernfamilien nach Stimulation der Lymphozyten<br />
deutlich höhere IF-γ und TNF-α-<br />
Spiegel als bei Nicht-Bauernkindern nachgewiesen<br />
werden. Klinisch wirken sich diese<br />
immunologischen Veränderungen in einer<br />
deutlich verminderten Inzidenz der atopischen<br />
Dermatitis in den ersten Lebensjahren<br />
aus. Der Einfluss der pränatalen und sehr frühen<br />
kindlichen Exposition gegenüber diesen<br />
protektiven Bauernhofkomponenten auf die<br />
Häufigkeit des Asthma bronchiale und der all-<br />
ergischen Rhinokonjunktivitis im Schulalter<br />
wird zur Zeit im Rahmen dieser Kohortenstudie<br />
untersucht. Besonders intensiv wird dabei<br />
auch die protektive Wirkung der Bauernmilch<br />
erforscht.<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Abb. 1: Mögliche protektive Faktoren am Bauernhof, die der Entstehung von Allergien entgegenwirken.<br />
Allergische Erkrankungen haben in den letzten<br />
Jahrzehnten zugenommen, jetzt zeichnet<br />
sich in mehreren industrialisierten Ländern<br />
eine Plateaubildung ab. Die Ursachen der<br />
Zunahme sind nicht definitiv geklärt. Besonders<br />
erfolgversprechend ist das Konzept der<br />
Hygienehypothese. Es scheinen verschiedene<br />
immunstimulierende Substanzen wie<br />
z.B. nicht infektiöse bakterielle Bestandteile in<br />
der „hygienischeren und zivilisierteren“ westlichen<br />
Welt im Laufe des letzten Jahrhunderts<br />
abhanden gekommen sein, wodurch das reifende<br />
Immunsystem nicht mehr ausreichend<br />
stimuliert wird und dadurch vermehrt Allergien<br />
gegenüber natürliche Bestandteile<br />
unserer Umwelt auftreten. Es zeigt sich, dass<br />
die Dosis und der Zeitpunkt der Exposition<br />
gegenüber diesen Immunstimulanzien von<br />
ganz großer Bedeutung sind. Die Immuntoleranzentwicklung<br />
bzw. Störung dieser<br />
Immuntoleranzentwicklung beginnt bereits<br />
in utero. Verschiedene Modelle wie z.B. das<br />
Bauernhofmodell haben die Potenz, solche<br />
Immunstimulanzien zu identifizieren und<br />
könnten Türen für eine mögliche Prävention<br />
öffnen.<br />
19
Rheumatologie<br />
Update: Pädiatrische Rheumatologie<br />
Eine Zusammenfassung der Tagung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation (ÖGR) 2011<br />
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang emmingeR<br />
Leiter der Rheumaambulanz<br />
Universitätsklinik für<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien<br />
Tel.: +43(0)1/40400-3188<br />
wolfgang.emminger@meduniwien.ac.at<br />
Etanercept bei <strong>Kind</strong>ern mit juveniler idiopathischer<br />
Arthritis - Daten der <strong>Kind</strong>errheumaambulanzen<br />
Wiens:<br />
20<br />
Erfahrungen mit Etanercept bei<br />
<strong>Kind</strong>ern mit juveniler idiopathischer<br />
Arthritis (JIA)<br />
Dr. Andrea Ulbrich (gem. mit J. Hruby, S. Rippel,<br />
H. Schacherl, W. Emminger) vom AKH<br />
Wien präsentierte die seit dem Jahr 2000<br />
erhobenen Erfahrungen mit Etanercept bei<br />
<strong>Kind</strong>ern mit juveniler idiopathischer Arthritis<br />
(JIA). 74 <strong>Kind</strong>er, die seit 2000 im Preyer’schen<br />
<strong>Kind</strong>erspital und in der <strong>Kind</strong>errheumambulanz<br />
an der Univ.-Klinik für <strong>Kind</strong>er- und<br />
Jugendheilkunde Etanercept (Enbrel) erhielten,<br />
wurden retrospektiv analysiert.<br />
Dieses ist ab dem 2. Lebensjahr zugelassen<br />
für <strong>Kind</strong>er mit JIA, die nach Therapiebeginn<br />
mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)<br />
und während der Verabreichung einer Basistherapie<br />
mit Methotrexat (MTX) nur unzureichend<br />
klinisch ansprechen oder MTX<br />
nicht tolerieren. Dies ist bei etwa 25-30%<br />
der <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen mit JIA der Fall.<br />
Für den Einsatz von Etanercept bei anderen<br />
Subgruppen der JIA als der juvenilen Polyarthritis<br />
gibt es einen Konsens der kinderrheumatologisch<br />
tätigen Ärzte in Deutschland<br />
und Österreich. Hilfreich in der Therapie der<br />
JIA sind zusätzlich intraartikuläre Corticosteroide,<br />
niedrig<br />
dosiertes orales<br />
Prednisolon,<br />
Ergo- und Physiotherapie.<br />
Im<br />
Unterschied zu<br />
Erwachsenen<br />
bemerken <strong>Kind</strong>er<br />
mit JIA meist rasch<br />
die Verbesserung,<br />
den Rückgang der<br />
Morgensteifigkeit<br />
Abb. 1: Anzahl der maximal betroffenen Gelenke (1-38, MW 8,4) und der aktuell betroffenen<br />
Gelenke (0-22, MW 3)<br />
Die Arbeitsgruppe Pädiatrische Rheumatologie ist im Rahmen der<br />
ÖGR Tagung im Dezember 2011 in Wien mit Posterpräsentationen,<br />
einer wissenschaftlichen Sitzung und einer Arbeitsgruppensitzung<br />
aktiv. Im Folgenden werden die gebotenen Präsentationen zusammengefasst.<br />
und der Gelenkschwellungen.<br />
Frau Dr. Ulbrich präsentierte den Rückgang<br />
der geschwollenen oder in der Beweglichkeit<br />
eingeschränkten Gelenke unter Etanercept<br />
pro Patient von 1-38 Gelenken (Mittelwert<br />
8,4) auf 0-22 (Mittelwert 3,0). Im Mittel<br />
kam es nach 5,5 Monaten (nach 1 Monat bis<br />
1,6 Jahren) zu einer Erscheinungsfreiheit, die<br />
bei 28 Patienten (37,8%) bis September 2011<br />
angehalten hat. Davon sind 15 on Therapie<br />
und 13 off Therapie. Sie zeigte, dass auch<br />
nach nicht befriedigendem Ansprechen auf<br />
MTX durch Etanercept eine wesentliche Verbesserung<br />
erreicht wird und einige Patienten<br />
einen Zustand der Remission bei gleichzeitiger<br />
Medikamentenfreiheit erreichen können.<br />
Fallbericht:<br />
NOMID (CINCA) -Syndrom<br />
OÄ Dr. Andrea Skrabl-Baumgartner von der<br />
MedUni Graz zeigte ein Poster eines <strong>Kind</strong>es<br />
mit NOMID (CINCA) -Syndrom, einer massiven<br />
generalisierten Entzündung, die unbehandelt<br />
tödlich sein kann. Corticosteroide<br />
sind meist nicht ausreichend wirksam. Die mit<br />
einem urtikariellen, meist nicht sehr juckenden<br />
Exanthem einhergehende Entzündung<br />
zeigt Schübe hohen Fiebers, Gelenkschmerzen,<br />
Meningismus und eine Beteiligung von<br />
Auge und Gehör sowie eine sterile meningeale<br />
Reizung mit oft erhöhtem Liquordruck.<br />
Eine Therapie, die zu einer verminderten Freisetzung<br />
von Interleukin 1 führt, reguliert die<br />
potentiell letale Erkrankung herab. Es bestehen<br />
Erfahrungen mit dem Off label-Einsatz<br />
des Interleukin-1-Antagonisten Anakinra<br />
(Kineret®) und es gibt einen für Cryopyrin<br />
assoziierte Fiebersyndrome bereits zugelassenen<br />
Antikörper gegen Interleukin 1, das<br />
Canakinumab (Ilaris®), das 1x alle 8 Wochen<br />
oder in kürzeren Intervallen verabreicht wird.
Erste gezielte IL-1β-Inhibition<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Maßgeschneiderte<br />
CAPS * -Therapie<br />
IL-1β ist das Schlüssel-Zytokin im Entzündungsprozess bei CAPS<br />
Vollständig humaner, monoklonaler Antikörper gegen IL-1β<br />
Schnelle, vollständige, langanhaltende Remission 1<br />
* (Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome) – FCAS / MWS / NOMID/CINCA<br />
Seltene, meist erbliche Erkrankungen, die durch eine Überproduktion von IL-1β charakterisiert sind.<br />
1 Lachmann HJ, Kone-Paut I, Kuemmerle-Deschner JB, et al. Use of canakinumab in the cryopyrin-associated periodic syndrome. N Engl J Med. 2009;360:2416-2425<br />
Fachkurzinformation<br />
BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Ilaris 150 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Eine Durchstechflasche enthält<br />
150 mg Canakinumab*. Nach der Rekonstitution enthält ein ml Lösung 150 mg Canakinumab. *) mittels rekombinanter DNA Technologie in murinen Hybridomazellen Sp2/0 produzierter, vollständig<br />
humaner monoklonaler Antikörper. Liste der sonstigen Bestandteile: Sucrose, Histidin, Histidinhydrochlorid Monohydrat, Polysorbat 80. ANWENDUNGSGEBIETE: Ilaris wird bei Erwachsenen, Jugendlichen<br />
und <strong>Kind</strong>ern ab 4 Jahren mit einem Körpergewicht über 15 kg für die Behandlung von Cryopyrin assoziierten periodischen Syndromen (CAPS) angewendet, darunter: · Muckle-Wells Syndrom<br />
(MWS), · Multisystemische entzündliche Erkrankung mit Beginn im Neugeborenenalter (Neonatal Onset Multisystem Inflammatory Disease; NOMID)/Chronisches infantiles neuro-dermo-artikuläres<br />
Syndrom (Chronic Infantile Neurological, Cutaneous, Articular Syndrome; CINCA), · Schwere Formen des familiären autoinflammatorischen Kältesyndroms (Familial Cold Autoinflammatory Syndrome;<br />
FCAS)/Familiäre Kälteurtikaria (Familial Cold Urticaria; FCU) mit Anzeichen und Symptomen, die über einen kälteinduzierten urtikariellen Hautausschlag hinausgehen. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit<br />
gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive, schwere Infektionen (siehe Abschnitt 4.4). Pharmakotherapeutische Gruppe: Interleukin Inhibitoren, ATC Code: L04AC08.<br />
INHABER DER ZULASSUNG: Novartis Europharm Limited, Wimblehurst Road, Horsham, West Sussex, RH12 5AB, Vereinigtes Königreich. ABGABE: NR, apothekenpflichtig. Informationen betreffend<br />
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind den veröffentlichten<br />
Fachinformationen zu entnehmen.<br />
Novartis Pharma GmbH, 1020 Wien, Stella-Klein-Löw-Weg 17, Tel. (01) 86657-6360, Fax: (01) 86657-6353 www.novartis.at<br />
Datum der Erstellung: 04/ 2011; NOV-PH/0411/5710<br />
21
Rheumatologie<br />
Uveitisraten unter Methotrexattherapie<br />
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Emminger (gem.<br />
mit G. Pichler, A. Ulbrich, T. Barisani) vom AKH<br />
Wien (<strong>Kind</strong>errheumaambulanz und Uveitisambulanz<br />
des AKH/MUW) zeigte in einer retrospektiven<br />
Analyse ab dem Jahr 2002, dass<br />
<strong>Kind</strong>er mit frühkindlicher Oligoarthritis mit<br />
einer zu erwartenden Uveitisrate von 25-30%<br />
unter Methotrexattherapie ein deutlich niedrigeres<br />
Risiko der Entwicklung einer Uveitis<br />
aufweisen. Nur eines von 24 <strong>Kind</strong>ern, die nach<br />
Diagnose einer frühkindlichen JIA seriell zu<br />
Spaltlampenuntersuchungen geschickt wurden,<br />
erkrankte unter MTX an Uveitis und dies<br />
4 Monate nach Beginn der MTX-Therapie.<br />
Dies lässt eine Verringerung der Spätmorbidität<br />
durch Visusbeeinträchtigung erwarten.<br />
Fallbericht: Systemic onset JIA<br />
Dr. Andrea Ulbrich (gem. mit J. Hruby, G.<br />
Ebetsberger-Dachs und W. Emminger) vom<br />
AKH Wien präsentierte ein 13jähriges Mädchen,<br />
das bei Diagnose einer systemic onset<br />
JIA (soJIA) rezidivierende Schübe eines Makrophagenaktivierungssyndroms<br />
erlitt.<br />
Unter dem IL1- Rezeptorantagonisten Anakinra,<br />
MTX und niedrigem Prednisolon wurde<br />
zwar ein Ansprechen der Entzündungsbefunde<br />
(CRP, Senkung, Ferritin) beobachtet,<br />
jedoch keine Normalisierung. Über die<br />
Monate entwickelte sich lange klinisch still<br />
eine schwere Lungenbeteiligung. Es erfolgte<br />
eine Umstellung auf Methylprednisolonpulse<br />
(30mg/kg, max. 1 Gramm pro Tag), täglich<br />
Prednisolon 2mg/kg/Tag, alle 14 Tage die<br />
Infusion des Interleukin 6 Antikörpers Tocilizumab<br />
(RoActemra®) und eine Therapie mit<br />
zuerst 2 wöchentlichem, dann 4 wöchentlichem<br />
Cyclophosphamid (in dem Abstract<br />
nicht vorgestellt, da später erfolgt). Zusätzlich<br />
wurden die Lungen offen biopsiert und jede<br />
Seite im Abstand einer Woche lavagiert.<br />
Unter diesem Regime ist die Patientin erstmals<br />
ohne messbare Entzündung (normale<br />
SKG, normalisiertes Ferritin, normales CRP<br />
und normales Serum Amyloid A).<br />
Angeborene Fiebersyndrome<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Huemer vom<br />
LKH Bregenz präsentierte die Differentialdiagnose<br />
angeborener Fiebersyndrome, unter<br />
denen unter anderem Krankheiten mit Mutationsnachweisen<br />
im Exon 3 des NLPR3-Gens<br />
wie NOMID (siehe oben), das Muckle Wells<br />
Syndrom und die familiäre Kälteurticaria nun<br />
22<br />
durch Hemmen der Freisetzung von Interleukin<br />
1 eine wirkungsvolle Therapie erfahren,<br />
die akute Folgen wie Multiorganversagen<br />
oder Spätfolgen wie Taubheit und Blindheit<br />
verhindern können. Hier kommen bei subkutaner<br />
Verabreichung off label Anakinra (Kineret®)<br />
und das zugelassene Canakinumab (Ilaris®)<br />
zum Einsatz.<br />
AHA-Aktualisierung: Prävention des<br />
rheumatischen Fiebers<br />
Dr. Gottfried Artaker vom SMZ Ost in Wien<br />
präsentierte die aktualisierten Empfehlungen<br />
der American Heart Association zur Prävention<br />
des rheumatischen Fiebers. Zur Prävention<br />
wird weiterhin Penicillin V per os empfohlen,<br />
als Alternative eignen sich Amoxicillin,<br />
Cephalosporine der 1. und 2. Generation oder<br />
Clindamycin über je 10 Tage und Makrolide<br />
(z.B. Azithromycin über 5 Tage).<br />
Nach rheumatischem Fieber ist eine Sekundärprävention<br />
über viele Jahre notwendig.<br />
Möglich sind die monatliche intramuskuläre<br />
Gabe von Benzathinpenicillin G und die orale<br />
Prophylaxe mit Penicillin V 2x täglich, wobei<br />
bei oraler Gabe mit Complianceproblemen zu<br />
rechnen ist.<br />
Eine Endokarditisprophylaxe nach akutem<br />
rheumatischem Fieber wird nicht mehr generell<br />
empfohlen, mit Ausnahme der Patienten<br />
nach Klappenersatz.<br />
Bei Poststreptokokkenreaktiver Arthritis führen<br />
einige Länder, so auch Österreich über 1<br />
Jahr eine Penicillinprophylaxe durch und setzen<br />
diese nach unauffälligen Herzultraschalluntersuchungen<br />
vorerst ab.<br />
Gelenksschmerzen im <strong>Kind</strong>es-<br />
und Jugendalter<br />
(Originalartikel siehe <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> 6/2011)<br />
PD Dr. Mag. Dipl. oec. Jürgen Brunner von<br />
der MedUni Innsbruck zeigte in Punktaten<br />
entzündlicher Gelenke die lokal ablaufende<br />
Komplementaktivierung und hat zu diesem<br />
Zweck einen eigenen Assay entwickelt.<br />
Zusammenfassung<br />
Die ausgestellten Poster und die Vorträge der<br />
Arbeitsgruppe Pädiatrische Rheumatologie<br />
während der Jahrestagung der ÖGR 2011 zeigen<br />
die zunehmende Anwendung der Biologika<br />
in der Therapie der JIA, einer Erkrankung<br />
mit noch vor 20 Jahren beträchtlicher Gelenkschädigung<br />
bis zum Erreichen des Erwachsenenalters.<br />
Lange Zeit musste die gesamte antiinflamm-<br />
atorische Therapie der JIA off label durchgeführt<br />
werden. Therapien, die in der Erwachsenenrheumatologie<br />
schon viele Jahre<br />
etabliert sind, können nun nach positiven<br />
Phase-III-Studien im <strong>Kind</strong>esalter mit bestehender<br />
Zulassung in diesem Alter Verwendung<br />
finden. Hierzu zählen bei JIA Etanercept<br />
(Enbrel®) im Alter >2 Jahren, bei JIA Adalimumab<br />
(Humira®) im Alter >4 Jahren, bei JIA<br />
Abatacept (Orencia®) >6 Jahren und bei soJIA<br />
die Hemmung von Interleukin 1 off label mit<br />
Anakinra (Kineret®) und nun zugelassenerweise<br />
die Hemmung von Interleukin 6 mit<br />
Tocilizumab (RoActemra®).<br />
Die Hemmung von Interleukin 1 oder Interleukin<br />
6 bedeutet einen großen Fortschritt<br />
für <strong>Kind</strong>er mit soJIA, denen nun vielfach die<br />
früher häufige Langzeitabhängigkeit von<br />
Corticosteroiden mit allen entsprechenden<br />
Nebenwirkungen erspart bleiben wird. Wir<br />
konnten selbst den raschen antiinflammatorischen<br />
Effekt von Anakinra bei 5 von 6 <strong>Kind</strong>ern<br />
mit soJIA feststellen, bei denen eine rasche<br />
Reduktion und Absetzen von Prednisolon<br />
gelang.<br />
Cryopyrinassoziierte Fiebersyndrome als<br />
schwere inflammatorische Systemerkrankungen<br />
mit Überproduktion von Interleukin 1<br />
können nun mit Erfolg off label mit Anakinra<br />
oder zugelassen 1x alle 8 Wochen mit Canakinumab<br />
(Ilaris®) behandelt werden.<br />
Es ist erfreulich, dass zunehmend in Österreichischen<br />
<strong>Kind</strong>erkliniken Phase-III-Studien<br />
und Beobachtungsstudien neuer Medikamente<br />
durchgeführt werden.<br />
Literatur<br />
(1) Ulbrich A, Hruby J, Rippel S, Schacherl H, Emminger<br />
W; Journal für Mineralstoffwechsel 18. Jg. 2011; 4:162<br />
und Wr med Wochenschrift. 13/11 Skriptum. Kongreßjournal.<br />
9-10<br />
(2) Skrabl-Baumgartner A; Journal für Mineralstoffwechsel<br />
18. Jg. 2011; 4:163<br />
(3) Artacker G; Journal für Mineralstoffwechsel 18. Jg.<br />
2011; 4:162<br />
(4) Ulbrich A, Hruby J, Ebetsberger-Dachs G, Emminger<br />
W; Journal für Mineralstoffwechsel 18. Jg. 2011;4:163-4<br />
(5) Gerber MA et al., Circulation 2009; 119:1541-51<br />
(6) Lovell DJ et al., Arthritis Rheum 2008; 58(5):1496-504<br />
(7) Lovell DJ et al., NEJM 2008; 359(8):810-20<br />
(8) Ruperto N et al., Lancet 2008; 372:383-91<br />
(9) Yokota S et al., Lancet 2008; 371:998-1006<br />
(10) Lepore L et al., J Pediatr 2010; 157:310-5<br />
(11) Swart JF et al., Expert Opin Biol Ther 2010;<br />
10(12):1743-52<br />
(12) Quartier P et al. Ann Rheum Dis 2011; 70:747-54<br />
(13) Lachmann HJ et al., NEJM 2009; 360;23:2416-25<br />
(14) Kuemmerle-Deschner JB et al., Ann Rheum Dis<br />
2011; doi:10.1135/ard.2011.152728
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
23
Medical News<br />
Wait & see<br />
State-of-the-art in der Behandlung von fiebrigen Infekten<br />
Wenn ein <strong>Kind</strong> Fieber bekommt, greifen<br />
besorgte Eltern oft viel zu schnell und viel<br />
zu häufig zu fiebersenkenden Medikamenten<br />
und Antibiotika. Doch: Fieber ist<br />
nur das Symptom, keine Krankheit, und<br />
in der Regel eine physiologisch sinnvolle<br />
und bis zu einem gewissen Grad koordinierte<br />
Reaktion des Körpers, um Krankheitserreger<br />
im Körper zu bekämpfen<br />
und Folgeschäden zu verhindern.<br />
Der „verkühlte“ Österreicher behandelt sich<br />
in erster Linie selbst mit Hausmitteln, wie<br />
Kräutertees und Wadenwickel. 38,2% fragen<br />
zumindest ihren Apotheker um Rat und<br />
kaufen ein nicht verschreibungspflichtiges<br />
Medikament, während 35,1% zum Hausarzt<br />
gehen. Was sie in 80% aller Fälle von ihm verordnet<br />
bekommen sind Antibiotika! Das ist<br />
paradox, werden doch nur 5-10% der Erkältungen<br />
tatsächlich von Bakterien ausgelöst<br />
(Grossmann R.F.; Chest/113/205 ff (1998)).<br />
„Antibiotika sind in den meisten Fällen unnötig,<br />
weil sie die Beschwerden nur in geringem<br />
Ausmaß lindern, den Krankheitsverlauf kaum<br />
verkürzen, vor potenziellen Komplikationen<br />
wenig schützen sowie Nebenwirkungen<br />
verursachen und die Resistenzbildung von<br />
Krankheitserregern vorantreiben“, schildert<br />
OA Dr. Oskar Janata.<br />
Europaweit ist ein deutlicher Zusammenhang<br />
zwischen der Häufigkeit von Antibiotikaverordnungen<br />
und von Resistenzentwicklungen<br />
24<br />
zu erkennen. Die sozioökonomischen Konsequenzen:<br />
Weltweit sterben jährlich mehr<br />
Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente<br />
Keime als an der Immunschwäche<br />
AIDS (Quelle: WHO, 2008).<br />
Antibiotikagabe und Asthmarisiko<br />
<strong>Kind</strong>er sind besonders vulnerable Fieber- und<br />
Schmerzpatienten. Je häufiger kleine <strong>Kind</strong>er<br />
Antibiotika einnehmen müssen, desto größer<br />
ist ihr Risiko, an Asthma zu erkranken, so<br />
das Ergebnis einer großen kanadischen Studie<br />
mit mehr als 13.000 <strong>Kind</strong>ern (Kozyrskyj<br />
AL et al., Curr Opin Allergy Clin Immunol 2011<br />
Oct;11(5):400-6). Demnach entwickeln <strong>Kind</strong>er,<br />
die bereits im ersten Lebensjahr Antibiotika<br />
einnehmen müssen, besonders häufig<br />
noch vor dem siebten Geburtstag Asthma.<br />
Die Gefahr wächst zudem mit jeder weiteren<br />
Antibiotikatherapie: Babys, die mehr als viermal<br />
Antibiotika schlucken, tragen ein 1,5-fach<br />
erhöhtes Asthmarisiko.<br />
Zudem zeigt eine Publikation auf, dass eine<br />
siebentägige Antibiotikagabe die Darmflora<br />
bis zu zwei Jahre lang beeinträchtigt (Metaanalyse<br />
des „Swedish Institute for Infectious<br />
Disease Control“). Dies führt zu einer Schwächung<br />
des Immunsystems und begünstigt<br />
damit die Entstehung von Erkrankungen wie<br />
Asthma und Neurodermitis.<br />
Konzept „Wait & see“<br />
Fieber ist eine physiologische Reaktion des<br />
Körpers, um mit Infekten fertig zu werden<br />
– durch die Erhöhung der Körpertemperatur<br />
wird das Temperaturoptimum von Viren<br />
überschritten und entzieht ihnen die Lebensgrundlage.<br />
Fieber bei banalen Infekten ist<br />
daher nicht sofort ein Grund, es zu senken.<br />
„Bei fiebrigen Infekten lautet die aktuelle<br />
Empfehlung der Wissenschaft: ‚Wait & see’, vor<br />
allem wenn es dem <strong>Kind</strong> insgesamt gut geht,<br />
der Allgemeinzustand nicht schlecht ist und<br />
eine klare Ursache erkennbar ist“, empfiehlt<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer<br />
Vorstand der Abteilung für<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Landesklinikum St. Pölten<br />
Propst-Führer-Straße 4, 3100 St. Pölten<br />
Tel.: +43(0)2742/300-13506<br />
karl.zwiauer@stpoelten.lknoe.at<br />
„Bei fiebrigen Infekten lautet die aktuelle<br />
Empfehlung der Wissenschaft: ‚Wait &<br />
see’, vor allem wenn es dem <strong>Kind</strong> insgesamt<br />
gut geht, der Allgemeinzustand<br />
nicht schlecht ist und eine klare Ursache<br />
erkennbar ist“.<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer. OA Janata<br />
ergänzt: „In jedem Fall ist auf eine ausreichende<br />
Flüssigkeitszufuhr zu achten“.<br />
Falls herkömmliche Hausmittel bei Fieber,<br />
Schmerzen oder Entzündungen nicht mehr<br />
helfen und in jedem Fall ab einer Körpertemperatur<br />
von ca. 39°C wird bei Säuglingen<br />
und <strong>Kind</strong>ern üblicherweise eine medikamentöse<br />
Fiebersenkung empfohlen, da die hohe<br />
Temperatur dann, auch bedingt durch den<br />
enormen Leistungsabfall, mehr schadet als<br />
hilft. Zu den bekanntesten OTC-Antipyretika<br />
zählen die Wirkstoffe Ibuprofen und Paracetamol.<br />
Beide senken das Fieber und wirken<br />
schmerzstillend. Die fiebersenkende Wirkung<br />
von Ibuprofen tritt schnell ein: Bereits innerhalb<br />
von 30 Minuten sinkt die Temperatur<br />
messbar und vor allem lang anhaltend (bis zu<br />
8 Stunden). Ein weiterer Vorteil von Ibuprofen<br />
ist dass es stark entzündungshemmend wirkt,
„das ist besonders bei <strong>Kind</strong>ern mit schwerer Mittelohr- oder Mandelentzündung<br />
wichtig“, so Zwiauer. „Wenn die Eltern des erkrankten<br />
<strong>Kind</strong>es trotzdem nach einem Antibiotikum verlangen, kann der <strong>Arzt</strong><br />
ein Rezept mit dem Hinweis ausstellen, dass dieses erst eingelöst werden<br />
solle, wenn die Beschwerden bis zum nächsten Tag nicht besser<br />
geworden sind“, so Janata. Dabei zeigen zuverlässige Daten, dass vier<br />
bis fünf Tage Antibiotikatherapie bei banalen Infekten ausreichen, da<br />
das krankheitsverursachende Bakterium sehr rasch abgetötet wird.<br />
Tabelle 1<br />
erkennungsmerkmale von Schmerzen bei <strong>Kind</strong>ern<br />
• Allgemeiner Unmut, Weinen oder Stöhnen<br />
• Appetitlosigkeit bis hin zur Verweigerung der Nahrung<br />
• Abwehren von Berührungen<br />
• Auffallende Blässe<br />
• Schonhaltung<br />
Tabelle 2<br />
empfehlungen zur Fiebersenkung<br />
• Keine routinemäßige Senkung des Fiebers<br />
• Fiebersenkung: >38,5-39°C (in Abhängigkeit von Alter, Allgemeinzustand<br />
und Ursache des Fiebers)<br />
• Wichtigste Indikation: Beeinträchtigtes subjektives Wohlbefinden<br />
• Auspacken, nicht warm einpacken -> Wärmestau<br />
• Reichlich trinken lassen<br />
• Wadenwickel & Essigpatscherl:<br />
• Nicht vor dem 6. Lebensmonat<br />
• Nicht im Fieberanstieg<br />
• Nicht wenn Hände und Füße kalt sind<br />
• Nicht mit kaltem Wasser<br />
(Quelle: Prim. Zwiauer)<br />
Redaktion: Emanuel Munkhambwa<br />
OA Dr. Oskar Janata<br />
Leiter der Krankenhaushygiene<br />
Donauspital im SMZ-Ost<br />
Langobardenstraße 122<br />
1220 Wien<br />
Tel.: +43(0)1/28802-2226<br />
oskar.janata@wienkav.at<br />
„Antibiotika sind in den meisten Fällen unnötig, weil sie die<br />
Beschwerden nur in geringem Ausmaß lindern, den Krankheitsverlauf<br />
kaum verkürzen, vor potenziellen Komplikationen wenig<br />
schützen sowie Nebenwirkungen verursachen und die Resistenzbildung<br />
von Krankheitserregern vorantreiben“.<br />
Quelle: „Wait & see – State of the art in der Behandlung von fiebrigen Infekten bei<br />
Babys und Kleinkindern“, Pressekonferenz der Firma Reckitt Benckiser, 15.12.2011,<br />
Wien<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
25
Chronische Erkrankung<br />
Gut leben mit chronischer Erkrankung im<br />
<strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
Eine Herausforderung für die gesamte Familie<br />
mag. Angelika KeRSchhUbeR<br />
Klinische- und Gesundheitspsychologin<br />
Tel.: +43(0)6415-7101-83232<br />
angelika.kerschhuber@kh-schwarzach.at<br />
mag. eva miTTeReggeR<br />
Klinische- und Gesundheitspsychologin<br />
Tel.: +43(0)6415-7101-83230<br />
eva.mitteregger@kh-schwarzach.at<br />
Kardinal Schwarzenberg’sches Krankenhaus<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er-und Jugendheilkunde ,<br />
Abt. Klinische- und Gesundheitspsychologie<br />
Kardinal-Schwarzenberg-Straße 2-6<br />
5620 Schwarzach im Pongau<br />
26<br />
Einleitung<br />
Chronische Erkrankung ist ein Oberbegriff für<br />
somatische Krankheitsbilder, die länger als<br />
ein Jahr andauern, wenig Besserung zeigen<br />
und/oder als nicht heilbar gelten. Sie sind<br />
dadurch gekennzeichnet, dass sie mit einer<br />
aufwendigen, symptomlindernden medizinischen<br />
Behandlung einhergehen.<br />
In westlichen Industrienationen haben<br />
chronische Erkrankungen im <strong>Kind</strong>es- und<br />
Jugendalter während des letzten Jahrhunderts<br />
deutlich zugenommen. Das Krankheitsspektrum<br />
hat sich weg von bakteriell<br />
oder viral bedingten Infektionskrankheiten<br />
immer mehr in Richtung chronische Verläufe<br />
verschoben. Prävalenzstudien zeigen, dass in<br />
den USA Beeinträchtigungen durch chronische<br />
Erkrankungen heute doppelt so häufig<br />
sind wie vor 25 Jahren. In Abhängigkeit von<br />
den jeweiligen Ein- und Ausschlusskriterien<br />
bestimmter Krankheitsbilder sowie der Art<br />
der Erhebungsmethode variieren die Zahlen<br />
der betroffenen <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen<br />
zwischen 5% und 30%. Die Mehrzahl der<br />
Autoren schätzt jedoch, dass etwa 20% der<br />
<strong>Kind</strong>er und Jugendlichen unter mindestens<br />
einer körperlichen chronischen Erkrankung<br />
leiden. Aktuelle Studien prognostizieren auch<br />
einen weiteren Anstieg der Inzidenz- und Prävalenzrate.<br />
Welche Rolle spielt die Psychologie<br />
bei chronischen Erkrankungen?<br />
In erster Linie benötigen chronisch kranke<br />
<strong>Kind</strong>er und deren Eltern eine optimale, der<br />
Grunderkrankung entsprechende somatisch<br />
orientierte Betreuung. Chronische Erkrankungen<br />
fordern jedoch eine Anpassungsreaktion<br />
der Erkrankten und ihrer sozialen Systeme an<br />
einen komplexen und unsicheren Verlauf mit<br />
akuten und chronischen Episoden. Aus diesem<br />
Grund ist es notwendig, bei einer chronischen<br />
Erkrankung über den Tellerrand eines<br />
rein medizinischen Krankheits- und Behandlungskonzepts<br />
zu blicken und die Psychologie<br />
miteinzubeziehen.<br />
Folgende psychologische Aspekte sind zu<br />
berücksichtigen:<br />
• Die Diagnosestellung einer chronischen<br />
Erkrankung ist für die gesamte Familie als<br />
kritisches Lebensereignis, ein sogenanntes<br />
„Life-Event“, zu sehen, dessen Bewältigung<br />
auch psychologische und soziale Ressourcen<br />
erfordert.<br />
• Im weiteren Krankheitsverlauf sind Qualität<br />
der Krankheitsbewältigung und die Compliance,<br />
sprich die Bereitschaft zur Therapie<br />
mitarbeit, mitbestimmend für den organmedizinischen<br />
Krankheitsverlauf. Ziel einer<br />
gelungenen Krankheitsverarbeitung ist die<br />
Tabelle 1: Verbreitung einiger ausgewälter chronischer Krankheitsbilder im <strong>Kind</strong>es-<br />
und Jugendalter (nach Esser 2008; S.497)<br />
Adipositas und Übergewicht 8-20 %<br />
Asthma 8-10 %<br />
Neurodermitis 7-19 %<br />
Angeborener Herzfehler 0,8-1%<br />
Diabetes Typ 1 0,1-0,25 %<br />
Juveniles Rheuma 0,3-0,5 %<br />
Cystische Fibrose 0,03 %<br />
Krebserkrankung ca. 14 Neuerkrankungen/100.000 im Jahr
Anpassung an die neuen Begebenheiten.<br />
Die Aufgabe besteht darin, die Erkrankung<br />
und die Folgen in das Leben zu integrieren,<br />
ohne dabei die Krankheit in den Vordergrund<br />
zu stellen.<br />
• Im Gegensatz zum „klassischen“ psychosomatischen<br />
Ansatz sieht die Psychologie<br />
der chronischen Erkrankungen eine umgekehrte<br />
Wirkungsrichtung: die somatische<br />
Erkrankung kann zu psychosozialen Folgeerscheinungen<br />
führen. Somatische chronische<br />
Erkrankungen können für betroffene<br />
<strong>Kind</strong>er und Jugendliche ein erhöhtes Risiko<br />
für sekundäre Entwicklungsbeeinträchtigungen<br />
einschließlich der Ausbildung von<br />
psychischen Symptomen und Störungen<br />
darstellen.<br />
Mit welchen psychosozialen Belastungsfaktoren<br />
sind chronisch<br />
erkrankte <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />
konfrontiert?<br />
Belastungen in Folge von chronischen Erkrankungen:<br />
• Ausgeprägte Schmerzzustände<br />
• Bedrohlichkeit (Krankheitsschübe, Akutzustände,<br />
Verkürzte Lebenserwartung)<br />
• Einschränkung im Alltag (Motorik, Kommunikation)<br />
• Einschränkung der Ausbildung (Fehlzeiten,<br />
Einschränkung der Berufsauswahl)<br />
• Negative Reaktionen der sozialen Umwelt<br />
(von Verwandten, Freunden, Peer-Group,<br />
etc.)<br />
• Alteriertes Körper- und Selbstbild (Sichtbare<br />
Symptome, Verzögerung der körperlichen<br />
und sexuellen Entwicklung)<br />
Belastungen durch die Behandlung:<br />
• Nebenwirkungen der Medikamente<br />
• Diätetische Restriktionen<br />
• Medizinische Eingriffe (Dialysen, Endoskopien,<br />
etc.)<br />
• Klinikaufenthalte<br />
Was bedeutet ein chronisch krankes<br />
<strong>Kind</strong> für die Familie?<br />
Belastet sind nicht nur die erkrankten <strong>Kind</strong>er<br />
selbst, sondern auch ihre Eltern und<br />
Geschwister. Eltern leiden unter einer eingeschränkten<br />
Lebensqualität und Partnerkonflikten.<br />
Vor allem Mütter sind anfälliger für<br />
Depressionen. Geschwisterkinder werden<br />
in Fachkreisen als „Schattenkinder“ bezeichnet,<br />
da ein Großteil der Zuwendung und<br />
Aufmerksamkeit der Familie dem erkrankten<br />
Geschwisterkind gilt.<br />
Eltern sehen sich mit vielfältigen Gefühlen<br />
konfrontiert, die von Verstimmung und Angst<br />
über Verärgerung und Ablehnung bis zu Verleugnung,<br />
Verdrängung oder Intellektualisierung<br />
reichen. Aus diesem Prozess der emotionalen<br />
und kognitiven Adaptation können<br />
im ungünstigen Fall negative Rückwirkungen<br />
auf die Entwicklung des kranken <strong>Kind</strong>es, aber<br />
auch Gefährdung für die gesunden Geschwister<br />
(Vernachlässigung) resultieren.<br />
Die ständige Belastung durch die Erkrankung<br />
verlangt den Eltern ein enormes körperliches,<br />
mentales sowie seelisches Durchhaltevermögen<br />
ab. Eine Person in der Familie muss immer<br />
„funktionieren“ – unvorhergesehene Ereignisse<br />
wie etwa eine Erkrankung von Mutter<br />
oder Vater kann zum Zusammenbruch des<br />
Familiensystems führen. Dies ist natürlich für<br />
AlleinerzieherInnen sehr problematisch.<br />
Versorgung, Betreuung, Pflege und das Einhalten<br />
vielerlei Termine bei Ärzte und Therapeuten<br />
benötigen sehr viel Zeit. Aufgrund<br />
dessen müssen Eltern oftmals vom Arbeitsplatz<br />
fernbleiben, ihre Berufstätigkeit aufgeben,<br />
ihre Sozialkontakte einschränken und<br />
auf eigene Freitzeitinteressen verzichten.<br />
Dadurch entsteht oftmals ein Teufelskreis<br />
der sozialen Isolation. Viele Familien müssen<br />
zudem auf zeitliche und/oder finanzielle<br />
Unterstützung ihrer Ursprungsfamilie zurückgreifen.<br />
Wie gehen <strong>Kind</strong>er mit ihrer<br />
chronischen Erkrankung um?<br />
Chronisch kranke <strong>Kind</strong>er entwickeln im Verlauf<br />
ihrer Krankheit eigene Vorstellungen über<br />
das Krankheitsgeschehen in ihrem Körper. Im<br />
<strong>Kind</strong>ergartenalter nehmen sie beispielsweise<br />
vor allem konkrete äußerlich wahrnehmbare<br />
Krankheitsphänomene wahr. Nicht sichtbare<br />
oder spürbare Krankheitsanzeichen erkennen<br />
sie dagegen oft nicht an und wollen sich<br />
dementsprechend auch nicht behandeln lassen.<br />
Sie führen die Krankheitsursache häufig<br />
auf konkrete Ereignisse, Handlungen anderer<br />
Personen oder eigenes (Fehl-)Verhalten<br />
zurück. Nicht selten entwickeln sie deshalb<br />
auch Schuldgefühle.<br />
Auch die Therapiemaßnahmen werden von<br />
den <strong>Kind</strong>ern meist nach sichtbaren und spürbaren<br />
Wirkungen beurteilt. So schreiben viele<br />
<strong>Kind</strong>er z.B. gut schmeckender Medizin eine<br />
bessere Wirkung zu als schlecht schmeckender.<br />
<strong>Kind</strong>ergartenkinder haben zudem noch<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
eine stark ausgeprägte egozentrische Sichtweise,<br />
d.h. sie haben Probleme, Ereignisse aus<br />
einer anderen als der eigenen Perspektive zu<br />
beschreiben. Schmerzhafte Maßnahmen wie<br />
Spritzen oder Blutentnahmen, die bei medizinischen<br />
Behandlungen anfallen, empfinden<br />
sie daher nicht als notwendig oder wirksam.<br />
Chronisch kranke <strong>Kind</strong>er benötigen daher<br />
eine Krankheitsaufklärung, die ihrem jeweiligen<br />
Alter und Entwicklungsstand angemessen<br />
ist. Erst dann sind sie in der Lage, krankheitsbezogene<br />
Informationen zu verarbeiten<br />
und in ihr subjektives Krankheitserleben zu<br />
integrieren.<br />
Warum reagiert ein Teil der Betroffenen<br />
mit psychischen Auffälligkeiten,<br />
während die Mehrzahl die<br />
vielfältigen Belastungen ohne größere<br />
Schwierigkeiten bewältigt?<br />
Erfahrung und Forschung zeigen immer<br />
wieder eine deutlich erhöhte Vulnerabilität<br />
chronisch kranker <strong>Kind</strong>er. Zunächst sind<br />
Soziodemographische Risikoindikatoren<br />
wie z.B. das Alter zu nennen. Das psychische<br />
Auffälligkeitsrisiko ist bei älteren chronisch<br />
kranken <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen höher<br />
als bei jungen. Liegen Erkrankungsbezogene<br />
Risikoindikatoren wie ZNS-Beteiligung oder<br />
Intelligenzminderung vor, kommt es auch zu<br />
einem erhöhten Risiko für psychische Auffälligkeiten.<br />
Zusätzlich sind Umfeldbezogene Risikoindikatoren<br />
wie widrige familiäre Bedingungen,<br />
aber auch die schulische Situation und die<br />
Gleichaltrigengruppe zu nennen.<br />
Die Prävalenzraten psychischer Störungen<br />
sind gegenüber gesunden <strong>Kind</strong>ern auf das<br />
Zwei- bis Dreifache erhöht. Es besteht ein<br />
Risiko von Anpassungsproblemen mit sowohl<br />
internalisierenden wie externalisierenden<br />
Störungen. Die psychosoziale Vulnerabilität<br />
scheint jedoch für verschiedene Krankheiten<br />
27
Chronische Erkrankung<br />
zu variieren. Besonders hoch scheint sie bei<br />
Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn zu sein,<br />
gefolgt von Patienten mit Epilepsie, Verbrennungen,<br />
Taubheit und Zerebralparese.<br />
Eine Betrachtung des Musters der psychiatrischen<br />
Störungen zeigt, dass chronisch kranke<br />
<strong>Kind</strong>er keine spezifischen Verteilungsmuster<br />
der Psychopathologie aufweisen – es ist das<br />
typische Spektrum kinderpsychiatrischer Störungen<br />
vertreten, mit einem Überwiegen der<br />
emotionalen Störungen gegenüber den Störungen<br />
des Sozialverhaltens.<br />
Was kann die Klinische und Gesundheitspsychologie<br />
im Rahmen des<br />
Krankenhauses bieten?<br />
Zu Beginn der Erkrankung werden Erstgespräche<br />
für neu betroffene Familien angeboten,<br />
die noch unter dem Diagnoseschock stehen,<br />
eine Fülle von Informationen verarbeiten<br />
müssen und zahlreiche Veränderungen in<br />
ihrem Alltag ausgesetzt sind. Die Familie soll<br />
von Anfang an begleitet und unterstützt werden,<br />
um den Verarbeitungsprozess der Krankheit<br />
günstig beeinflussen und unerwünschten<br />
sekundären Krankheitsfolgen frühzeitig<br />
entgegenwirken zu können. Hierzu dienen<br />
im weiteren Krankheitsverlauf vor allem Bera-<br />
28<br />
Gut leben mit<br />
chronischer Erkrankung<br />
im <strong>Kind</strong>es- & Jugendalter<br />
Eine Herausforderung<br />
für die gesamte Familie<br />
Abb. 1<br />
tungsgespräche, je nach Bedarf im Einzel-<br />
oder Familiensetting.<br />
Im Verlauf chronischer Erkrankungen tauchen<br />
immer wieder Probleme bei der Therapiemitarbeit<br />
der <strong>Kind</strong>er oder andere spezielle<br />
Probleme (z.B. Trennungsangst im Krankenhaus,<br />
Spritzenphobien, psychosomatische<br />
Beschwerden) auf. Je nach Situation können<br />
in diesen Fällen Einzelgespräche, therapeutische<br />
Vereinbarungen oder Verhaltensübungen<br />
zur Problemlösung beitragen.<br />
Familien mit chronisch Erkrankten haben<br />
Geschichten, die sehr problem- und schicksalorientiert<br />
sind. Das Schicksalhafte und die<br />
Ohnmacht stehen im Vordergrund. Hier brauchen<br />
sie Hilfe und Unterstützung, letztlich<br />
auch um die eigenen Ressourcen anzuregen.<br />
Die klinisch-psychologische Behandlung<br />
von chronisch kranken <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />
fokussiert somit in erster Linie auf die<br />
Unterstützung der Krankheitsbewältigung,<br />
Ressourcenarbeit, angstreduzierende Techniken<br />
(einschl. Hypnose, Spieltherapie, kognitive<br />
Verfahren…), Übernahme der Eigenverantwortung<br />
im Umgang mit der Erkrankung<br />
sowie die Wiedererlangung von Selbstwirksamkeit<br />
und Lebensqualität.<br />
Familien mit chronisch Kranken benötigen<br />
längerfristige Unterstützung mit unterschiedlichen<br />
Frequenzen. Das bedeutet,<br />
dass sie nicht permanent auf Hilfe angewiesen<br />
sind. In Akutzeiten kann intensive therapeutische<br />
Arbeit nötig sein. Es kann jedoch<br />
auch Lebensphasen der Familie geben, in<br />
denen weitmaschige Betreuung ausreichend<br />
erscheint.<br />
Abb. 1: Informationsbroschüre des <strong>Kind</strong>er- und<br />
Jugendspitals Kardinal Schwarzenberg’sches<br />
Krankenhaus.<br />
Die Rolle der Psychologie am<br />
Beispiel Diabetes mellitus<br />
Die Diagnose „Diabetes“ bei einem <strong>Kind</strong> oder<br />
einem Jugendlichen trifft die gesamte Familie<br />
in der Regel unvorbereitet und ist für alle<br />
Beteiligten ein Schock und eine narzisstische<br />
Kränkung. Es liegt in der Natur des Menschen,<br />
davon auszugehen, ein gesundes <strong>Kind</strong> zu<br />
haben und ein problemloses Leben zu führen.<br />
„Warum hat ausgerechnet UNS dieses<br />
Schicksal getroffen?“ Die Diagnose kann als<br />
kritisches Lebensereignis gesehen werden,<br />
das von jedem einzelnen Familienmitglied<br />
große emotionale und praktische Anpassungsleistungen<br />
erfordert. Dies wird in der<br />
Psychologie auch als Coping bezeichnet.<br />
Als erste Reaktionen auf diesen Schock sind<br />
Verstörtheit, Leugnen der Realität, Depression,<br />
Angst und Schuldvorwürfe bis hin zu<br />
absoluter Hilflosigkeit zu nennen. Im klinischen<br />
Alltag lässt sich des Öfteren das Phänomen<br />
beobachten, dass <strong>Kind</strong>er die Tragweite<br />
ihrer Erkrankung zunächst nicht verstehen.<br />
Auch in der Literatur wird beschrieben, dass<br />
sich <strong>Kind</strong>er und Jugendliche in den ersten<br />
Tagen oft gefasster verhalten und ihre Eltern<br />
sogar noch unterstützen zu scheinen. Erfahrungsgemäß<br />
kehrt sich diese Konstellation<br />
nach wenigen Wochen um. Die Realisierung<br />
der Chronizität der Erkrankung geht dann oft<br />
mit Trauerreaktionen, sozialem Rückzug und<br />
Widerstand gegen die anfangs noch akzeptierten<br />
therapeutischen Maßnahmen einher.<br />
Die Normalisierung dieser Symptomatik<br />
durch den betreuenden <strong>Arzt</strong> oder Psychologen<br />
soll Eltern in ihrer Sicherheit stärken. In<br />
dieser Phase sind Verständnis, Zuwendung<br />
und eine hoffnungsvolle, zuversichtliche Haltung<br />
der Eltern entscheidend. <strong>Kind</strong>er orientieren<br />
sich in der Regel an den Reaktionen der<br />
Eltern, welche somit die Krankheitsbewältigung<br />
ihrer <strong>Kind</strong>er stark beeinflussen können.<br />
Trotz dieser anfänglichen Belastungsreaktionen<br />
schafft es die große Mehrheit der Betroffenen,<br />
sich innerhalb eines Jahres mit den<br />
neuen Herausforderungen zu arrangieren<br />
und auch ihr emotionales Gleichgewicht wiederzuerlangen.<br />
Welche Aspekte für diese psychische Widerstandsfähigkeit<br />
ausschlaggebend sind, wird<br />
in der aktuellen Resilienzforschung untersucht.<br />
Laut einer Studie haben sich beispielsweise<br />
„Suche nach sozialer Unterstützung“,<br />
„Familiärer Zusammenhalt“ sowie „Problemorientiertes<br />
Coping“ als günstige Faktoren<br />
für die Krankheitsbewältigung erwiesen. Kein<br />
klarer Zusammenhang konnte zwischen den<br />
Variablen des soziodemographischen Status,<br />
der Familienstruktur oder der Persönlichkeit<br />
von <strong>Kind</strong> und Eltern mit der Krankheitsbewältigung<br />
gefunden werden. Entscheidend sind<br />
auch die Subjektiven Krankheitstheorien der<br />
Familie zu nennen, welche weniger die Laientheorie<br />
über die Krankheit, sondern viel mehr<br />
die subjektive Einstellung zur Krankheit bzw.<br />
die individuelle Sinnstiftung bezeichnen.<br />
Während Familien, die „Diabetes als Lebensaufgabe“<br />
ansehen, durch hohe Identifikation<br />
mit der Erkrankung und Therapie sowie<br />
durch hohes Engagement in der Diabetes-<br />
Community imponieren, sind Einstellungen<br />
vom Typus „Diabetes als Schicksalsschlag“
und „Diabetes als mühsames Alltagsgeschäft“<br />
durch ein starkes Hilflosigkeitserleben<br />
geprägt und somit als Risikofaktoren für<br />
ein erhöhtes Stresserleben und geringere<br />
Lebensqualität anzusehen. Untersuchungen<br />
bestätigten, dass die überwiegende Mehrheit<br />
der Patienten vom Einstellungs-Typus „Diabetes<br />
als Schicksalsschlag“ auch einen als problematisch<br />
einzuschätzenden HbA1c-Wert aufweisen.<br />
Zahlreiche Studien zeigen, dass <strong>Kind</strong>er und<br />
Jugendliche, denen es im Verlauf des ersten<br />
Jahres nicht gelingt, sich mit dem Diabetes<br />
zu arrangieren, ein großes Risiko tragen, langfristig<br />
unbefriedigende Stoffwechselwerte<br />
und psychosoziale Probleme zu entwickeln.<br />
Psychologische Studien widmen sich diesen<br />
potentiellen psychosozialen Folgen des Diabetes.<br />
Die Forscher argumentieren, dass Diabetiker<br />
aufgrund der Nicht-Sichtbarkeit der<br />
Krankheit zwar weniger mit einer Stigmatisierung<br />
oder Hänseleien durch andere konfrontiert<br />
werden, jedoch eine hohe Anforderung<br />
an die Selbstkontrolle auf ihren Schultern<br />
lastet. Es wird hervorgehoben, dass von den<br />
Betroffenen das rigide Krankheitsmanagement<br />
belastender als die eigentliche Symptomatik<br />
erlebt wird. Vor allem bei Jugendlichen<br />
kann der streng geplante Tagesablauf sowie<br />
die teilweise notwendige elterliche Kontrolle<br />
einem gesunden Ablöseprozess im Weg<br />
stehen und eine Eingliederung in die Peergruppe<br />
erschweren.<br />
Besorgniserregend sind die Zahlen der<br />
Komorbidität der Essstörungen. Die Prävalenz<br />
von Essstörungen ist bei weiblichen Typ-<br />
1-Diabetikern annähernd doppelt so hoch<br />
wie bei Nichtdiabetikern. Neben den Essstörungen<br />
ist die Gefahr der depressiven Entwicklung<br />
zu erwähnen, die aufgrund psychosozialer<br />
Stressbelastung und/oder als Folge<br />
der metabolischen Veränderungen entstehen<br />
kann. Somit ist es im Rahmen der Diabetiker-Betreuung<br />
wichtig, im weiteren Krankheitsverlauf<br />
auch die Entwicklung eventueller<br />
sekundärer psychiatrischer Problematiken im<br />
Auge zu behalten.<br />
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<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Was ist das Fazit für die Praxis?<br />
Chronisch kranke <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />
sollten aus einem bio-psycho-sozialen Blickwinkel<br />
gesehen werden. Für eine adäquate<br />
Betreuung bedarf es einer Kooperation von<br />
medizinischen, klinisch-psychologischen und<br />
sozialarbeiterischen Disziplinen. Eine solche<br />
kindorientierte interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
setzt auch eine gemeinsame Vorstellung<br />
über das <strong>Kind</strong> mit seinen psychischen<br />
und körperlichen Bedürfnissen und seinen<br />
altersspezifischen Eigenheiten voraus.<br />
Nur durch eine ganzheitliche ärztlich-psychologische<br />
Betreuung ist es möglich, chronisch<br />
kranken <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />
samt ihren Familien zu einer Lebensqualität<br />
zu verhelfen, die sich nur noch wenig<br />
von den Gesunden unterscheidet und den<br />
Betroffenen eine bestmögliche Entwicklung<br />
(kognitiv, sprachlich, sozial, etc.) sowie eine<br />
angemessene soziale Integration (familiär,<br />
schulisch und beruflich) gewährleistet.<br />
Literatur bei den Verfasserinnen<br />
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29
Schule ...<br />
Schul…verweigerung?<br />
Therapiekonzept bei schulbezogenen Ängsten am Psychosomatik-Schwerpunkt<br />
mag. Simone RAAb<br />
Klinische- und Gesundheitspsychologin,<br />
Psychotherapeutin<br />
simone.raab@kh-schwarzach.at<br />
Dr. bernd mülleR<br />
Assistenzarzt für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
bernd.mueller@kh-schwarzach.at<br />
Kardinal Schwarzenberg’sches Krankenhaus<br />
Kardinal-Schwarzenberg-Straße 2-6<br />
5620 Schwarzach im Pongau<br />
Tel.: +43(0)6415/7101-0<br />
Fax.: +43(0)6415/6766-2207<br />
30<br />
„Schulverweigerung ist keine „Jugendsünde“. Unbehandelt besteht eine hohe Chronifizierungsgefahr<br />
mit weitreichenden Konsequenzen für die berufliche bzw. private<br />
Zukunft der betroffenen <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen“<br />
Einleitung<br />
Schulverweigerung ist ein vielschichtiges<br />
Problem mit weitreichenden Folgen, das<br />
alle Berufsgruppen, die mit der Behandlung<br />
oder Betreuung von <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />
betraut sind, betrifft. Die Familie des<br />
jeweiligen <strong>Kind</strong>es ist in bedeutsamer Weise<br />
involviert. Eine genaue differentialdiagnostische<br />
Abklärung der Symptomatik und Hintergründe<br />
sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
unter Einbeziehung der Familie<br />
und der Herkunftsschule sind für eine erfolgreiche<br />
Behandlung unabdingbar.<br />
Definition<br />
Kearney & Silverman (1996, zit. nach Lehmkuhl<br />
2007) beschreiben Schulverweigerung<br />
als ein Verhalten, bei dem es aus durch das<br />
<strong>Kind</strong> / dem Jugendlichen motivierten Gründen<br />
nicht möglich ist, die Schule zu besuchen<br />
oder den Schultag durchzuhalten. Dies<br />
schließt ausdrücklich jene mit ein,<br />
die den Schulbesuch völlig eingestellt haben,<br />
die Schule nur mit Verspätung aufsuchen<br />
können,<br />
morgens zur Schule gehen, den Unterricht<br />
aber frühzeitig verlassen<br />
Grafik 1:<br />
die Schule zwar besuchen, aber deutliche<br />
Auffälligkeiten zeigen<br />
In letzter Zeit wird der umfassendere und<br />
nicht-wertende Begriff „Schulabsentismus“<br />
bevorzugt, der Begriff „Verweigerung“ ist vor<br />
allem im Zusammenhang mit angstbedingter<br />
Schulverweigerung unglücklich, weil er<br />
eine Entscheidungsfreiheit und damit Kontrollmöglichkeit<br />
impliziert, über welche <strong>Kind</strong>er<br />
in Angst- oder Panikzuständen nur eingeschränkt<br />
oder nicht verfügen.<br />
Formen von Schulabsentismus<br />
Neben organischen Erkrankungen gibt es<br />
zwei Ursachen, warum <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />
ihrer Schulpflicht nicht nachkommen (z.<br />
B. Schulze 2003, zit. Nach Fischer 2004):<br />
1. Zurückgehalten-Werden: Bei einer kleineren<br />
Gruppe geht die Initiative nicht vom<br />
<strong>Kind</strong> aus, sondern es wird von den Eltern<br />
daran gehindert die Schule zu besuchen.<br />
Gründe können z.B. sein: es wird für Arbeiten<br />
im Haushalt oder zur Versorgung von<br />
Geschwistern gebraucht, Unzufriedenheit<br />
mit der schulischen Situation, geringe<br />
Bedeutung von Schulbildung, Vertuschung<br />
familiärer Gewalt.
Inhalt<br />
2. Verschiedene psychische Störungen spielen<br />
jedoch die weitaus bedeutendere Rolle. Grafik<br />
1 gibt einen Überblick<br />
Im Folgenden wollen wir aufgrund der Vielschichtigkeit<br />
der Problematik den Fokus auf<br />
Schulphobie und Schulangst in Abgrenzung<br />
zum Schulschwänzen legen.<br />
Differentialdiagnostik<br />
Verschiedene Autoren (z.B. Döpfner & Walter<br />
2006, Lehmkuhl 2007) haben diagnostische<br />
Leitfragen zur Einschätzung der Problematik<br />
formuliert. Unserer Erfahrung nach haben<br />
sich folgende Fragen bewährt:<br />
1. Liegen körperliche Beschwerden / Erkrankungen<br />
vor, die den Schulbesuch verhindern?<br />
2. Wissen die Eltern über das Fehlen in der<br />
Schule Bescheid? bzw. Wo hält sich das <strong>Kind</strong><br />
dann auf?<br />
3. Wo liegt der Fokus der Ängste?<br />
Bei <strong>Kind</strong>ern mit Schulphobie spielen Trennungsängste<br />
die zentrale Rolle, es fällt ihnen<br />
schwer, sich von zu Hause zu lösen, u. a. auch<br />
in nicht-schulbezogenen Situationen. Schule<br />
ist nicht Ursache, sondern Auslöser der Angstsymptomatik,<br />
auch bei detaillierter Exploration<br />
findet sich meist keine Angst vor Personen<br />
oder Situationen innerhalb der Schule<br />
(Remschmidt 2006).<br />
Lassen sich schulbezogene Ängste, z.B. vor<br />
Mitschülern/Lehrern (häufig nach bestimmten<br />
auslösenden Ereignissen) oder vor<br />
Prüfungen, Hinweise auf Überforderung/<br />
Intelligenzminderung oder eine erhöhte<br />
Selbstunsicherheit einschließlich sozialer<br />
Ängste feststellen, spricht dies für Schulangst.<br />
Die Quelle der Angst liegt in der Schule oder<br />
auf dem Schulweg. In beiden Fällen wissen<br />
die Eltern vom Fehlen ihres <strong>Kind</strong>es, es bleibt<br />
zu Hause. Schulschwänzer suchen attraktivere<br />
Orte als die Schule auf, die Eltern wissen<br />
(lange) nichts davon.<br />
Da körperliche Symptome Ängste „maskieren“<br />
können, ist auf ihren Auftretenszeitpunkt<br />
zu achten: Bei Schulphobie gehäuft abends<br />
vor oder morgens an Schultagen bzw. nach<br />
Wochenenden oder Ferien, bei Schulangst<br />
eher an bestimmten Tagen, z. B. vor bestimmten<br />
Fächern oder Prüfungen.<br />
Die Tab. 1 + 2 bieten weitere Hilfestellung für<br />
die Differentialdiagnostik, Tab. 3 eine Übersicht<br />
möglicher Einordnungen nach ICD-10<br />
(Mattejat 1981, Niethammer 2009, Petersen<br />
2006, Steinhausen 2007):<br />
Tabelle 1:<br />
Prävalenz<br />
Differentialdiagnostik: Auffälligkeiten in der Schule<br />
Angst in der<br />
Schulsituation<br />
Schulabwesenheit chronisch mit Wissen der<br />
Eltern,<br />
K / J zu Hause<br />
Bis zu 60% der Schüler geben an, schon einmal<br />
einige Stunden oder einen Tag absichtlich<br />
der Schule ferngeblieben zu sein, ca.<br />
5-10% tun dies regelmäßig. 1-2% weisen eine<br />
angstbedingte, 3-8% eine dissoziale Schulverweigerung,<br />
0,5% eine kombiniert angst-<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />
nein / latent ja nein<br />
sporadisch mit Wissen<br />
der Eltern,<br />
K / J zu Hause<br />
sporadisch/chronisch ohne<br />
Wissen der Eltern,<br />
K / J an attraktiveren Orten<br />
Motivation hoch hoch niedrig, geringe Frustrationstoleranz<br />
Schulleistung meist gut häufig Lernstörungen häufig Lerstörungen<br />
Einbindung in Peergroup<br />
rudimentär erhalten od. angstbesetzt<br />
Disziplinarprobleme nein nein ja, häufig<br />
Tabelle 2:<br />
Differentialdiagnostik: Psychopathologische Auffälligkeiten<br />
Leitsymptome Trennungsangst, somatische<br />
Beschwerden<br />
gering od. unter "Gleichgesinnten"<br />
Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />
Leistungsängste, soziale<br />
Ängste<br />
Somatisierung stark wechselnd nein/selten<br />
Intelligenz durchschnittlich bis hoch durchschnittlich, heterogen<br />
Sozialverhalten angepasst bis anklammernd<br />
Häufige Persönlichkeitszüge<br />
Beginn der Entwicklung<br />
Tabelle 3:<br />
ängstlich, sensibel,<br />
depressiv<br />
unauffällig oder<br />
ängstlich<br />
Ausweichen aggressives/<br />
dissoziales Verhalten<br />
durchschnittlich bis niedrig<br />
unangepasst, prädelinquent<br />
ängstlich, sensibel aggressiv, dissozial,<br />
ausagierend<br />
<strong>Kind</strong>ergarten späte VS-Zeit Adoleszenz<br />
Differentialdiagnostik nach ICD-10<br />
Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />
F93.0<br />
Emotionale Störung<br />
mit Trennungsangst<br />
des <strong>Kind</strong>esalters<br />
F93.1 Phobische Störung des <strong>Kind</strong>esalters<br />
F93.2 Störung mit sozialer Ängstlichkeit<br />
des <strong>Kind</strong>esalters<br />
F40.x phobische Störungen<br />
F41.x sonstige Angststörungen F80.x<br />
umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
des Sprechens und der Sprache<br />
F81.x umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
schulischer Fertigkeiten<br />
F82 umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
der motorischen Funktionen<br />
F90.x Hyperkinetische Störungen<br />
F91.x Störungen des Sozialverhaltens<br />
F80.x umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
des Sprechens und der Sprache<br />
F81.x umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
schulischer Fertigkeiten<br />
F82 umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
der motorischen Funktionen<br />
F90.x Hyperkinetische Störungen<br />
F92.x Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen<br />
bedingt-dissoziale Schulverweigerung auf.<br />
Während bei angstbedingter Schulverweigerung<br />
der Häufigkeitsgipfel bei 5-6 Jahren<br />
bzw. 10-11 Jahren liegt und Buben und Mädchen<br />
gleich häufig betroffen sind, ist dissoziale<br />
Schulverweigerung v.a. zwischen 13 und<br />
17 Jahren und vermehrt bei Buben (2:1) zu<br />
finden. Haupt- und Sonderschüler sind häu-<br />
31
Schule ...<br />
figer betroffen als Gymnasiasten (12-14% vs.<br />
4-5%), wobei keine Schulform ausgenommen<br />
ist (zit. nach Döpfner & Walter 2006, Knollmann<br />
et al. 2010). Von Angststörungen, die in<br />
diesem Kontext eine wichtige Rolle spielen,<br />
sind ca. 8-10% aller <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen<br />
betroffen (Schneider 2004).<br />
Ätiologie<br />
Die Ursachen von Schulabsentismus sind<br />
multifaktoriell (siehe dazu z. B. Döpfner &<br />
Walter 2006, Lehmkuhl 2007). Auf Patientenseite<br />
spielen v.a. körperliche und psychische<br />
Erkrankungen, Mangel an sozialen Fertigkeiten<br />
und positiven Bewältigungsstrategien,<br />
Motivation und Leistungsorientierung, Intelligenz,<br />
Teilleistungsstörungen sowie Temperamentsfaktoren<br />
(ängstliche Disposition) eine<br />
Rolle.<br />
Bedeutsam sind auch familiäre Faktoren:<br />
Erziehungsstil (überbehütend, distanziert,<br />
mangelnde Kontrolle, ...) bzw. erzieherische<br />
Defizite/Überforderung, familiäre Belastungen<br />
(Konflikte, Trennung, Krankheit / Tod,<br />
Arbeitslosigkeit, ...), psychische Probleme<br />
der Eltern (insb. eigene Trennungsängste),<br />
Kooperation der Eltern mit Schule sowie ihre<br />
Einstellung zu Bildung, Umgang der Eltern<br />
mit der Symptomatik.<br />
Tab. 4 gibt eine Übersicht zur Pathogenese<br />
und Funktion der Symptomatik (Mattejat<br />
1981, Niethammer 2009, Steinhausen 2007).<br />
Weiters spielen auch schulische und Peer-<br />
Faktoren eine Rolle: Neben negativen Erfahrungen<br />
(z.B. Konflikte, Hänseleien, Bullying<br />
/ Mobbing, „schlechte Gesellschaft“, ...) und<br />
Überforderung, wirken sich negativ aus: hohe<br />
Leistungsanforderungen, unpassende Schulform,<br />
große Klassen, viele auffällige Mitschüler.<br />
Grundprinzipien der Behandlung<br />
1. schnellstmögliche Wiedereingliederung<br />
2. Konfrontation mit Ängsten<br />
3. Bearbeitung der zugrundliegenden Problematik<br />
4. multimodales Vorgehen<br />
5. interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation<br />
6. wenn Pharmakotherapie, nur ergänzend<br />
Eine schnelle Reintegration ist aufgrund<br />
der massiven negativen Folgen vorrangiges<br />
Behandlungsziel. Alle Maßnahmen, die ein<br />
32<br />
Tabelle 4:<br />
Pathogenese und Funktion der schulbezogenen Symptomatik<br />
Elternverhalten überprotektiv,<br />
ängstlich, ambivalent<br />
Pathogenese Temperament, Überfürsorge,<br />
symbiotische E-K-<br />
Bindung, reale Verlusterlebnisse<br />
Funktion Vermeidung von Trennung<br />
Fernbleiben von der Schule beinhalten, sollen<br />
vermieden werden; so ist auch eine Krankschreibung<br />
aus psychischen Gründen kontraindiziert,<br />
weil dadurch die Vermeidung und<br />
damit die Symptomatik verstärkt bzw. aufrechterhalten<br />
werden. Diese kann nur durch<br />
eine therapeutisch vorbereitete und begleitete<br />
Konfrontation mit der Angst (Angstexposition)<br />
vermindert werden, etwa in Form einer<br />
„therapeutischen Trennung“ durch eine stationäre<br />
Aufnahme oder durch eine schrittweise<br />
Exposition mit der angstbesetzten Schulsituation.<br />
Das Behandlungskonzept sollte sich dabei<br />
auf keinen Fall nur auf das Zielsymptom<br />
Schulverweigerung beschränken, eine Bearbeitung<br />
der zugrundliegenden Problematik -<br />
kindzentriert (intrapsychische Dynamik) und<br />
systemzentriert (Dynamik im Entstehungskontext<br />
–> Einbeziehung von Familie, Schule,<br />
Peers, ...) ist unerlässlich. Dabei ist auch Psychoedukation<br />
und Beratung (v.a. hinsichtlich<br />
vermeidungsunterstützender Verhaltensweisen)<br />
aller Beteiligten von enormer Bedeutung.<br />
Eine derart komplexe Problematik kann nur<br />
in interdisziplinärer Vernetzung und Kooperation<br />
behandelt werden. Dazu gehören: niedergelassene<br />
und stationär tätige Ärzte und<br />
Therapeuten, Familie, (Herkunfts-) Schule,<br />
Jugendwohlfahrt, Polizei.<br />
Prognostische Faktoren<br />
Alter bei Störungs- bzw. Behandlungsbeginn,<br />
Schweregrad der Symptomatik, Kooperation<br />
und Belastungsgrad der Familie sowie<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit sind die<br />
wichtigsten Einflussfaktoren. Je früher die<br />
Problematik erkannt und fachgerecht behandelt<br />
wird und je mehr die Eltern bereit bzw.<br />
fähig sind eigene Anteile zu erkennen und<br />
verändern, desto günstiger die Prognose. Bei<br />
leichterer Ausprägung und kurzer Störungs-<br />
Schulphobie Schulangst Schulschwänzen<br />
eher unspezifisch,<br />
häufig sehr ehrgeizig<br />
Temperament, negative<br />
Erfahrungen im<br />
Schulkontext, Überforderung<br />
Vermeidung von<br />
Kränkung<br />
eher duldend, desinteressiert<br />
bis vernachlässigend<br />
Erziehungsdefizite,<br />
mangelnde Gewissensbildung,<br />
Überforderung,<br />
andere psych. Störungen<br />
Vermeidung von „Unlust“<br />
dauer genügt oft eine ambulante Behandlung,<br />
bei chronischen Verläufen mit schwerer<br />
Symptomatik ist meist eine auf den Einzelfall<br />
zugeschnittene, interdisziplinäre stationäre<br />
Behandlung unter Einbeziehung extramuraler<br />
Helfersysteme notwendig (Knollmann<br />
2010, Mattejat 1981, Remschmidt 2006).<br />
Schulverweigerung ist keine „Jugendsünde“.<br />
Unbehandelt besteht eine hohe Chronifizierungsgefahr<br />
mit weitreichenden Konsequenzen<br />
für die berufliche bzw. private Zukunft<br />
der betroffenen <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen,<br />
wie etwa: niedrigerer oder fehlender Schulabschluss,<br />
dadurch geringeres Bildungsniveau,<br />
schlechtere Berufsaussichten und geringere<br />
finanzielle Sicherheit, geringere Eingebundenheit<br />
ins soziale Leben, erschwerte Autonomieentwicklung,<br />
höheres Risiko für weitere<br />
psychiatrische Erkrankungen (Lehmkuhl<br />
2007).<br />
Wie erfolgt die Kontaktaufnahme<br />
zu unserer Abteilung?<br />
Oft aus Eigeninitiative der Eltern, zum Teil<br />
auch auf Anraten von Lehrern, Therapeuten<br />
oder der Jugendwohlfahrt wird in der Regel<br />
telefonisch der erste Kontakt hergestellt.<br />
Meist besteht schon eine längere Leidensgeschichte,<br />
lange Fehlzeiten von der Schule<br />
mit ursächlicher oder daraus resultierender<br />
Ausgrenzung in der Klasse, häufige Krankschreibungen<br />
und Krankenhausaufenthalte<br />
zur Abklärung angstbedingter psychosomatischer<br />
Beschwerden. In diesem Fall sprechen<br />
wir die Notwendigkeit einer weiteren Behandlung<br />
schon während des Aufenthaltes an.<br />
Sollte noch kein ambulanter Therapieversuch<br />
unternommen worden sein, empfehlen wir<br />
diesen vorerst im niedergelassenen Bereich<br />
und geben Kontaktadressen aller wohnortnahen<br />
Psychologen/Psychotherapeuten mit. Im<br />
Rahmen unserer Psychosomatik-Ambulanz<br />
erfolgen im Weiteren regelmäßige Kontrol-
Inhalt<br />
len, schon in dieser Phase bemühen wir uns<br />
um eine Vernetzung mit allen im jeweiligen<br />
System beteiligten Helfern.<br />
Zeigen diese Hilfsangebote nicht den<br />
gewünschten Erfolg oder besteht eine stark<br />
ausgeprägte Symptomatik/großer Leidensdruck,<br />
empfehlen wir einen stationären Aufenthalt<br />
an unserem Psychosomatik-Schwerpunkt.<br />
Multiprofessionelles Team<br />
Am Psychosomatik-Schwerpunkt der<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er- & Jugendheilkunde<br />
Schwarzach sind folgende Disziplinen in die<br />
Behandlung involviert: Medizin, Klinische<br />
Psychologie/Psychotherapie, Pflege, Sozialpädagogik,<br />
Ergotherapie, Heilstättenschule;<br />
bei Bedarf auch Sozialarbeit, Logopädie, Physiotherapie,<br />
Diätologie.<br />
Während des gesamten Aufenthaltes erfolgt<br />
eine tägliche psychologische/psychotherapeutische<br />
Begleitung, primär zur Reintegration<br />
in die Schule. Die Bearbeitung der individuellen<br />
zugrundeliegenden Problematik<br />
erfolgt bei uns nur ansatzweise und muss<br />
nach Entlassung in einer ambulanten Psychotherapie<br />
fortgesetzt werden. Auch Ergotherapie<br />
erhalten diese <strong>Kind</strong>er in der stationären<br />
Phase täglich nebst anderen niederfrequenteren<br />
Therapieangeboten.<br />
Die spezielle Aufgabe für den <strong>Arzt</strong> besteht<br />
darin, Einzelgespräche mit den betroffenen<br />
<strong>Kind</strong>ern/Jugendlichen zu führen, bei allen<br />
Familien- und Helfergesprächen dabei zu<br />
sein sowie im Team das jeweils individuelle<br />
Vorgehen zu besprechen. Eine Medikation ist<br />
unserer Erfahrung nach nur über einen kürzeren<br />
Zeitraum unterstützend notwendig.<br />
Im Bedarfsfall verordnen wir – nach entsprechender<br />
Aufklärung der Eltern – Antidepressiva<br />
aus der Gruppe der SSRI wie Fluoxetin<br />
(Fluctine® und Generika) oder Sertralin (Tresleen®,<br />
Gladem® und weitere Generika), eine<br />
anxiolytische Behandlung mit Benzodiazepinen<br />
war bisher nie notwendig.<br />
Die 8 möglichen Phasen unseres<br />
stationären Therapiekonzepts<br />
Insgesamt wurden an unserem Schwerpunkt<br />
im letzten Schuljahr zwölf <strong>Kind</strong>er mit Schulabsentismus<br />
stationär behandelt, fünf davon<br />
mit einer ausgeprägten Form der sogenannten<br />
Schulphobie, welche besonders von<br />
unserem stationären Therapieprogramm<br />
profitieren. Oft besteht hier große Sorge von<br />
Eltern und <strong>Kind</strong>, dass der Aufenthalt mit starker<br />
Trennungs- und Heimwehreaktion verbunden<br />
sein könnte. Meist ist diese Situation<br />
nach professionell geführter Verabschiedung<br />
für die <strong>Kind</strong>er nach den ersten 1-2 Nächten<br />
gut zu schaffen, selten gab es auch ausgeprägte<br />
Angst- und Fluchtreaktionen im Rahmen<br />
der stationären Aufnahmen.<br />
Unser Programm umfasst mindestens 3,<br />
meist jedoch 4-6 Wochen stationären Aufenthaltes.<br />
Die <strong>Kind</strong>er erfahren ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
mit Gleichaltrigen, aber<br />
auch klare Regeln und Grenzen mit sozialpädagogischer<br />
Unterstützung und Begleitung<br />
in Alltagssituationen durch unser speziell<br />
geschultes Pflegepersonal. Es kommt sowohl<br />
in der Schule, als auch in allen Therapien<br />
sowie der Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung<br />
mit viel Lob und Anerkennung idealerweise<br />
zu einer Stärkung des Selbstwertes und<br />
zu neuen Erfolgserlebnissen.<br />
1. Phase: Besuch unserer Heilstättenschule, je<br />
nach Bedarf stundenweise oder in Einzelbetreuung,<br />
evtl. auch schreiben von Tests<br />
und Schularbeiten, da immer Kontakt zur<br />
Stammschule zur Vermittlung des Schulstoffs<br />
besteht<br />
2. Phase: Besuch der Stammschule mit professioneller<br />
Begleitung durch eine Psychologin<br />
vom Krankenhaus aus, diese kann in<br />
der Klasse, vor der Klasse oder auf Abruf<br />
warten, danach Rückkehr ins Krankenhaus<br />
zur Nachbesprechung / Stabilisierung /<br />
Konsolidierung.<br />
3. Phase: Das <strong>Kind</strong> wird von den Eltern in<br />
der Früh aus dem Krankenhaus abgeholt<br />
und in die eigene Schule gebracht, danach<br />
Rückkehr ins Krankenhaus<br />
4. Phase: Besuch der Stammschule nach „Probeübernachtung“<br />
zu Hause, je nach Ergebnis<br />
neuerliche stationäre Aufnahme oder<br />
Wiederholung bisheriger Phasen; bei Entlassung<br />
Organisation einer ambulanten<br />
Psychotherapie<br />
5. Phase: Schulbesuch regulär von zu Hause<br />
aus, bei erneuten Problemen sofortige Kontaktaufnahme<br />
mit uns zur Beratung oder<br />
stationären Wiederaufnahme<br />
6. Phase: engmaschige ambulante ärztliche +<br />
gegebenenfalls psychologische Kontrollen<br />
7. Phase: ausgedehntere ambulante Kontrollen<br />
8. Phase: Entlassung aus den ärztlichen Kontrollen;<br />
längerfristiges Weiterführen der Psychotherapie<br />
Bei Therapieresistenz: evtl. Internatsbeschulung,<br />
Fremdunterbringung (<strong>Kind</strong>er-/Jugend-<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
wohngemeinschaft) oder Besuchen der Heilstättenschule<br />
als externer Schüler bis zum<br />
Abschluss der Schulpflicht<br />
Während des Aufenthaltes erfolgen regelmäßige<br />
Gespräche mit den Eltern als Beratung<br />
für den Umgang zu Hause, vor allem<br />
zur Erkennung und Vermeidung neuerlicher<br />
elterlicher Verstärkung schulabsentierenden<br />
Verhaltens. Außerdem werden Helferkonferenzen<br />
mit den externen Helfersystemen zur<br />
Kommunikation und Abstimmung eines einheitlichen<br />
weiteren Vorgehens und der Reaktion<br />
des gesamten Systems bei neuerlichen<br />
Schwierigkeiten organisiert. Gegebenenfalls<br />
wird hierzu auch ein schriftlicher Vertrag aufgesetzt.<br />
Fazit<br />
Schulabsentismus<br />
• ist ein heterogenes Problem<br />
• erfordert individuelle Behandlung und<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
• Schulabsentismus ≠ Schulschwänzen<br />
• Schuldzuschreibungen vermeiden<br />
• Verständnis aber Konsequenz bei allen<br />
Beteiligten<br />
• frühzeitig Behandlung empfehlen – Zeitpunkt<br />
der Behandlung entscheidet über<br />
die Prognose!<br />
• dringende behandlungsindikation aufgrund<br />
schwerwiegender Folgen für das<br />
weitere leben des <strong>Kind</strong>es!<br />
Literatur bei den Verfassern<br />
33
Allergien<br />
Nahrungsmittelallergien bei <strong>Kind</strong>ern<br />
Allgemeines und Fallbericht<br />
OA Dr. christoph SeelbAch<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus<br />
Kardinal-Schwarzenbergstr. 2-6<br />
5620 Schwarzach<br />
Tel.: +43(0)6415-7101<br />
christoph.seelbach@kh-schwarzach.at<br />
34<br />
Einleitung<br />
Nahrungsmittelallergien haben bei <strong>Kind</strong>ern<br />
eine Prävalenz von ca. 2-6%. Aus Umfragen<br />
geht hervor, dass Allergien auf Nahrungsmittel<br />
etwa zehnmal häufiger von Eltern<br />
vermutet werden, als sie sich dann schließlich<br />
verifizieren lassen. Definiert sind sie als<br />
Krankheitszeichen auf Nahrungsmittel, die<br />
durch immunologische Reaktionen ausgelöst<br />
sowohl IgE als auch nicht IgE vermittelt sein<br />
können. Hauptauslöser im <strong>Kind</strong>esalter sind<br />
Hühnerei, Kuhmilch, Erdnuss, Baumnüsse,<br />
Weizen, Soja und Fisch.<br />
Davon abzugrenzen sind nicht allergische<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie<br />
unspezifische Symptome, ohne dass sich<br />
überhaupt ein Kausalzusammenhang zum<br />
Genuss eines Nahrungsmittels nachweisen<br />
lässt. Gerade letztere Problematik kann dann<br />
nicht selten aufgrund unbegründeter Vermutungen<br />
zu unnötigen und physiologisch<br />
ungünstigen Diäten führen.<br />
Bei einer großen Varianz möglicher Symptome,<br />
die sich am häufigsten durch Hautrektionen<br />
manifestieren, sind andererseits ebenso<br />
– wenn auch selten – schwere anaphylaktische<br />
Reaktionen möglich.<br />
Eine präzise Diagnostik aus Anamnese, Laboruntersuchung,<br />
Hauttests und Provokation<br />
lässt eine Diagnose stellen, nach der sich<br />
dann Beratung und Therapie festlegen lassen.<br />
Die therapeutischen Möglichkeiten sind<br />
auf den einzelnen abzustimmen und richten<br />
sich, wie die Prognose, insbesondere auch<br />
danach, auf welches Nahrungsmittel allergisch<br />
reagiert wird.<br />
Diagnostik<br />
Im klinischen Alltag tragen Anamnese und<br />
Provokation am entscheidendsten zur Diagnosestellung<br />
bei. Laboruntersuchungen mit<br />
Bestimmung spezifischen IgE’s in der Regel<br />
gegen Proteingemische des ganzen Nahrungsmittels<br />
oder auch mit noch mehr Aussagekraft<br />
hinsichtlich der klinischen Aktualität<br />
gegen individuelle Allergene, stützen, wie<br />
auch Hauttests, mit größter Bedeutung des<br />
Pricktests, die Diagnose. Allein kann jedoch<br />
weder die eine noch die andere Methode<br />
beweisend oder ausschließend sein.<br />
Zeigt beispielsweise ein Säugling unmittelbar<br />
nach Genuss von Kuhmilcheiweiß eine<br />
anaphylaktische Reaktion, stellt sich die Diagnose<br />
unabhängig von in-vitro-Diagnostik<br />
oder Hauttestergebnis. Anders ist die Situation,<br />
wenn die Symptomatik diskreter ist, verzögert<br />
auftritt und potenziell mehrere Nahrungsmittel<br />
für die Reaktion verantwortlich<br />
sein können. In diesem Fall ist nach Sensibilisierungen<br />
zu suchen und die klinische Relevanz<br />
durch eine Provokation zu überprüfen.<br />
Die Provokation kann offen oder doppelblind<br />
plazebokontrolliert erfolgen. Offene Provokationen<br />
können bei vermuteten Sofortreaktionen<br />
indiziert sein und liefern eine rasche Aussage<br />
zur Bestätigung oder zum Ausschluss<br />
einer Nahrungsmittelallergie. Doppelblinde,<br />
plazebokontrollierte Provokationen sind bei<br />
unklarem Ausgang einer offenen Provokation,<br />
vermuteter Spättyprektion, bei atopischer<br />
Dermatitis und unspezifischen oder<br />
atypischen Beschwerden wie Unruhe, Bauch-<br />
oder Kopfschmerzen etc. notwendig.<br />
Beratung<br />
Bei positiver Provokation muss eine entsprechende<br />
Beratung durch eine allergologisch<br />
geschulte Diätologin für eine Ernährungstherapie<br />
(Eliminationsdiät, Ersatznahrung)<br />
erfolgen. Bleibt die Provokation bei positiver<br />
Sensibilisierung negativ, ist es durchaus<br />
sinnvoll, das entsprechende Nahrungsmittel<br />
regelmäßig in den Speiseplan zu integrieren,<br />
um die orale Toleranz aufrechtzuerhalten. Eliminationsdiäten<br />
sind im <strong>Kind</strong>esalter für eine<br />
umschriebene Zeit zu empfehlen, nach der<br />
in Re-Provokationen die klinische Aktualität<br />
zu überprüfen ist. Bei Allergien gegenüber<br />
Nahrungsmitteln, die prognostisch günstig<br />
sind (Kuhmilch, Hühnerei, Weizen) sollte<br />
nach 12-18 Monaten reprovoziert werden.
Inhalt<br />
Bei weniger günstiger Prognose durch Allergien<br />
auf z.B. Erd- oder Baumnüsse, Fisch oder<br />
Schalentiere sollte der Zeitabstand bis zur<br />
Reprovokation drei bis fünf Jahre betragen.<br />
Prävention/Behandlungskonzepte<br />
Eliminationsdiäten sind für die einzelnen<br />
<strong>Kind</strong>er und deren Familien, auch wenn sich<br />
ernährungsphysiologisch günstige Alternativen<br />
zum gemiedenen Nahrungsmittel finden<br />
lassen, eine starke Belastung. Sie schränken<br />
das soziale Leben ein und können zu Ausgrenzungen<br />
führen. Es besteht zudem immer<br />
die Gefahr, versehentlichen Genusses der zu<br />
meidenden Nahrungsmittel, was neben der<br />
akuten Gefährdung zu ständigen Ängsten<br />
führen kann.<br />
Präventive Strategien sind wie auch alternative<br />
Behandlungskonzepte derzeit Gegenstand<br />
aktueller Studien. Während frühere<br />
Konzepte darauf abzielten, durch verzögertes<br />
Einführen von potenten Allergenen in<br />
den Speiseplan Allergien zu vermeiden, richtet<br />
sich das aktuelle Interesse darauf, wie es<br />
gelingen kann, eine orale Toleranz gegenüber<br />
den Allergenen zu induzieren. Neben medikamentösen<br />
Ansätzen hat sich am Mausmodell<br />
zeigen lassen, dass die Etablierung einer<br />
oralen Toleranz vom Zeitpunkt und der Dosis<br />
der Allergenzufuhr abhängig zu sein scheint.<br />
Hier sind noch viele Fragen offen, allerdings<br />
mehren sich die Daten, dass eine frühe Allergenexposition<br />
protektiv zu sein scheint.<br />
Eine Immuntherapie, wie sie bei Insektengift-<br />
oder Inhalationsallergien möglich ist, hat sich<br />
für Nahrungsmittelallergien nicht etablieren<br />
lassen. Hier sind u.a. Studien bei Erdnußallergikern<br />
durchgeführt worden, in denen sich<br />
zwar eine Wirksamkeit hat nachweisen lassen,<br />
die Nebenwirkungsrate unter der Therapie<br />
jedoch zu groß war, dass dieses Konzept eine<br />
Empfehlung hätte erhalten können.<br />
Bei Kuhmilcheiweiß- und Hühnereiallergikern<br />
ist es hingegen in Einzelfällen möglich, über<br />
eine orale Immuntherapie eine Desensibilisierung<br />
zu erreichen. Hierzu wird das Allergen<br />
in steigender Dosis oral bis zum Erreichen<br />
einer Maximal- und schließlich Erhaltungsdosis<br />
eingenommen. Dies ist zwar nicht einer<br />
kompletten Toleranzinduktion gleichzusetzen,<br />
erlaubt aber, dass die entsprechenden<br />
Allergene bis zu einer bestimmten Schwellendosis,<br />
so sie regelmäßig verzehrt werden,<br />
gefahrlos genossen werden können.<br />
Akut- und Notfalltherapie<br />
Bei leichten allergischen Reaktionen an der<br />
Haut sind Antihistaminika oral oder auch intravenös<br />
sowie Steroide therapeutisch ausreichend.<br />
Im Fall von stärkeren Symptomen mit<br />
pulmonaler Beteiligung oder systemischen<br />
anaphylaktischen Reaktionen sind diese<br />
Maßnahmen unzureichend. Pulmonale Obstruktionen<br />
bedürfen einer Inhalationstherapie<br />
mit einem Betamimetikum. Im Falle einer<br />
Anaphylaxie ist Adrenalin das wichtigste<br />
Medikament, das frühzeitig zur Anwendung<br />
kommen muss! Daher sind Patienten mit<br />
hohem Risiko Adrenalininjektoren zu verordnen.<br />
In den Gebrauch ist ausführlich einzuschulen.<br />
Besonders gefährdet sind <strong>Kind</strong>er mit<br />
Anaphylaxien in der Anamnese, Asthmatiker<br />
bzw. Patienten die auf Erd- oder Baumnüsse,<br />
Fisch oder Schalentiere allergisch sind.<br />
Fallbericht<br />
Der folgende Fallbericht stellt ein inzwischen<br />
1 8/12 Jahre altes Mädchens mit atopischer<br />
Dermatitis und Nahrungsmittelallergie vor.<br />
Bei <strong>Kind</strong>ern mit atopischer Dermatitis liegt<br />
die Häufigkeit einer klinisch manifesten<br />
Nahrungsmittelallergie mit ca. 33% deutlich<br />
höher als oben angegeben, oft bestehen<br />
mehrere Sensibilisierungen. Nahrungsmittelallergie<br />
ist hier jedoch nicht immer gleichbedeutend<br />
mit Ekzemverschlechterung.<br />
Die kleine Patientin ist wegen ihrer atopischen<br />
Dermatitis seit<br />
ihrem vierten Lebensmonat<br />
in unserer Betreuung.<br />
Es zeigt sich von Beginn<br />
an ein hartnäckiger Verlauf.<br />
Trotz mehrfachen<br />
prolongierten Steroidtherapien<br />
kommt es in<br />
den nächsten Wochen<br />
immer wieder zum<br />
raschen Wiederaufflackern<br />
der Inflammationen.<br />
Daher stellt sich<br />
beim bis dahin vollgestillten<br />
<strong>Kind</strong> der Verdacht<br />
einer Kuhmilcheiweißallergie<br />
mit Sensibilisierung<br />
über die Muttermilch.<br />
Die Mutter möchte<br />
ohnehin abstillen, sodass<br />
eine kuhmilcheiweißfreie<br />
Ernährung auf Amibosäurenbasis<br />
mit Neocate®<br />
begonnen wird.<br />
Fachkurzinformation Seite 51<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Ein Nahrungsmittelscreen zeigt eine RAST-<br />
Klasse 1 auf Kuhmilcheiweiß und RAST-Klasse<br />
2 auf Hühnereiweiß.<br />
Nachdem sich der Hautzustand unter Neocate®<br />
stabilisiert hat, erfolgt im Intervall eine<br />
offene Provokation mit Kuhmilcheiweiß, auf<br />
die das <strong>Kind</strong> innerhalb weniger Stunden<br />
mit einem deutlichen Neurodermitisschub<br />
reagiert, sodass sich die Allergie bestätigt hat.<br />
Eine Reprovokation sollte nach einem Jahr<br />
erfolgen, bis dahin sollte auf Kuhmilcheiweiß<br />
verzichtet werden. Hinsichtlich der Sensibilisierung<br />
auf Hühnereiweiß ist die klinische<br />
Relevanz noch unklar, vor dessen Einführen in<br />
den Speiseplan ist eine Provokation geplant.<br />
Im Alter von 1 4/12 Jahren entwickelt das<br />
Mädchen 10 Minuten nach Verzehr eines<br />
Linsen-Grünkerngerichts einen urtikariellen<br />
Ausschlag, Lippen und Zunge schwellen<br />
an, die Atmung ist bei pulmonaler Obstruktion<br />
erschwert. Der Hausarzt verabreicht ein<br />
Anthistaminikum und ein Cortisonsuppositorium.<br />
Nach ca. 30 Minuten normalisiert sich<br />
die Atmung, der Ausschlag ist abgeblasst.<br />
Es besteht somit wiederum der dringende<br />
Verdacht einer durch das Essen ausgelösten<br />
allergischen Reaktion. Neben Linsen und<br />
Grünkern sind auch Spuren von Sesam, Soja,<br />
Erdnuss und Mandeln im Gericht enthalten.<br />
Es stellt sich die Frage, auf welche Inhaltsstoffe<br />
der Speise das <strong>Kind</strong> reagiert hat und<br />
ob weitere relevante Sensibilisierungen bzw.<br />
Allergien gegenüber anderen Nahrungsmitteln<br />
bestehen. In einer RAST-Untersuchung<br />
ANAPHYLAXIE<br />
TRITT UNERWARTET AUF<br />
UND IST LEBENSBEDROHLICH<br />
EpiPen ® kann<br />
Leben retten<br />
Vertrauen auf Bewährtes:<br />
GELBE BOX, RE2, OP II verschreibbar<br />
35
Allergien<br />
zeigen sich bezogen auf die Inhaltstoffe des Essens folgende Sensibilisierungen:<br />
Erdnuss RAST-Klasse 1, Mandel Klasse 1, Dinkel (reife<br />
Form des Grünkerns) Klasse 2, im erweiterten Screening, zeigt sich<br />
lediglich noch eine RAST-Klasse 2 auf Haselnuss.<br />
In der Provokation reagiert das <strong>Kind</strong> auf Gabe von Grünkern begonnen<br />
mit 0,2g nach der Steigerung auf 2g nach wenigen Minuten mit<br />
Juckreiz an Händen und Füssen, einem perioralen Exanthem und<br />
Husten ohne auskultierbare Hinweise auf Obstruktion. Dinkel kann<br />
zunächst bis zu einer Gabe von 200mg gesteigert werden, wobei es<br />
dann doch nach einigen Stunden zu einem urtikariellen Exanthem<br />
kommt. Auf die übrigen Inhaltsstoffe des Essens, wie auch gegenüber<br />
der Haselnuss, zeigt sich in der Provokation keine Reaktion.<br />
Nach Provokation mit Hühnerei reagiert das <strong>Kind</strong> bereits auf 0,2mg<br />
mit einem urtikariellen Exanthem sowie einer 15-minütigen Somnolenz<br />
bei normalem Blutdruck und Herzfrequenz.<br />
Somit besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine klinisch relevante<br />
Nahrungsmittelallergie auf Ei, Dinkel, Grünkern und Kuhmilcheiweiß.<br />
Zunächst ist somit die Empfehlung auszusprechen, diese Nahrungsmittel<br />
nach entsprechender diätologischer Beratung zu meiden. Die<br />
Prognose von Hühnerei- und Kuhmilcheiweißallergie ist wie auch<br />
die von Getreideallergien im Allgemeinen gut. Eine Reprovokation<br />
gegenüber Kuhmilcheiweiß ist in Kürze geplant. Sollte sich noch<br />
eine klinische Relevanz zeigen, wäre dann im Weiteren zu überprüfen,<br />
ob Milch nach starkem Erhitzen in gebackener Form wie<br />
Kuchen vertragen wird, was die Lebensqualität doch deutlich steigern<br />
würde. Reprovokationen mit Dinkel, Grünkern und Hühnerei<br />
sollten in ca. einem Jahr stattfinden.<br />
Aus der Anamnese wie auch aus der Provokation geht zudem hervor,<br />
dass eine erhöhte Anaphylaxiegefahr besteht, sodass ein Adrenalinautoinjektor<br />
neben oralem Steroid und Antihistaminikum verordnet<br />
wurde.<br />
Zusammenfassung<br />
Nahrungsmittelallergien haben bei <strong>Kind</strong>ern eine Prävalenz von<br />
2-6%. <strong>Kind</strong>er mit atopischer Dermatitis sind mit über 30% deutlich<br />
häufiger betroffen. Bei begründetem Verdacht ist eine präzise Diagnostik,<br />
die in der Regel eine Provokation erfordert, notwendig, um<br />
durch Beratung und Elimiminationsdiäten Gefährdungen zu vermeiden,<br />
andererseits aber auch bei nicht bestätigtem Verdacht unnötige<br />
Diäten und der daraus resultierenden Gefahr von Mangel- oder<br />
Fehlernährungen vorzubeugen. Die therapeutischen Möglichkeiten<br />
über die Elimination hinaus sind noch deutlich eingeschränkt, Studien<br />
zu Prävention und alternativen Behandlungskonzepten sind<br />
Gegenstand aktueller Forschung.<br />
Die Prognose ist insbesondere für Kuhmilcheiweiß-, Hühnerei- und<br />
Getreideallergien gut, die meisten <strong>Kind</strong>er entwickeln im Kleinkindesalter<br />
eine Toleranz. Allergien auf Erd- und Baumnuss, Fisch sowie<br />
auf Schalentiere sind prognostisch ungünstiger, Betroffene sind<br />
häufiger anaphylaxiegefährdet.<br />
Anaphylaxiegefährdete <strong>Kind</strong>er sind in jedem Fall mit einem Adrenalinautinjektor<br />
auszustatten, in dessen Gebrauch eingeschult werden<br />
muss.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
36<br />
Kommentar zum Fallbericht<br />
Ninas Mama schreibt:<br />
„Ich habe die Krankheit meiner Tochter fast immer von der positiven<br />
Seite gesehen und dann versucht mich in die Materie einzuarbeiten.<br />
Meine Tochter wurde immer als ‚ganz normales’ <strong>Kind</strong> behandelt und<br />
hat auch nie einen besonderen Status in unserem Familienverbund<br />
erhalten. Wir haben sie unterstützt und wir haben uns gegenseitig<br />
sehr viel Kraft gegeben, auch die schweren Zeiten zu überstehen.<br />
Die Psyche meiner Tochter hat zu keiner Zeit gelitten, nicht zuletzt,<br />
weil wir immer versucht haben, ihre Krankheit nicht als vorrangig<br />
zu sehen, sondern den wunderbaren kleinen Menschen – wie jeder<br />
<strong>Arzt</strong> im KH Schwarzach sicher gerne bestätigt.<br />
Mit der Nahrung im speziellen habe ich mich später sehr intensiv<br />
beschäftigt, da Nina neben den getesteten und bekannten Nahrungsmitteln<br />
auch auf Spritzmittel und Zusatzstoffe reagiert hat.<br />
Hier war die Atmung beeinträchtigt und auch das Hautbild wurde<br />
schlechter. Wir ernähren unsere Tochter ausschließlich mit Nahrungsmittel<br />
aus biologischer Herkunft. Vor zirka einem halben Jahr<br />
haben wir damit begonnen und unsere Tochter benötigt nun seit 1.<br />
November 2011 kein Medikament mehr, was ich nicht zuletzt auch<br />
auf ihre Ernährung zurückführe – natürlich auch auf die wunderbare<br />
medizinische Begleitung meiner Ärzte.<br />
Mit diesen Worten, möchte ich vielen Müttern sagen, dass es nicht<br />
nur ein Fluch sein muss ein <strong>Kind</strong> mit Allergien oder atopischen Ekzemen<br />
zu haben, sondern auch ein Segen, dass wir so spezielle <strong>Kind</strong>er<br />
bekommen haben, und es eine große Chance darstellt unsere<br />
Ernährung zu überdenken.“
Inhalt<br />
Stillen ist das Beste für Babys. Für alle Mütter<br />
allergiegefährdeter Säuglinge, die nicht<br />
stillen können, hat Aptamil eine hypoallergene<br />
Säuglingsnahrung entwickelt, die das<br />
Allergierisiko langfristig signifikant reduziert.<br />
Im Rahmen der ESPGHAN 2011, einem der<br />
größten europäischen <strong>Kind</strong>erärztekongresse,<br />
wurden hierzu die neuesten Studiendaten<br />
vorgestellt.<br />
Die Studie wurde im Jahre 2005 mit 206 allergiegefährdeten<br />
<strong>Kind</strong>ern an der renommierten<br />
Mailänder Macedonio Melloni Geburtsklinik<br />
unter der Leitung von Prof. Guido Moro<br />
begonnen. Den Beobachtungszeitraum von<br />
fünf Jahren beendeten 89 <strong>Kind</strong>er.<br />
Signifikante Allergiereduktion<br />
nach 5 Jahren<br />
In der prospektiven, randomisierten Doppelblindstudie<br />
erhielten 40 Säuglinge in den<br />
ersten sechs Monaten HA Nahrung mit einer<br />
patentierten Prebiotics-Mischung (0,8 g/100<br />
ml scGOS/lcFOS). Die 49 <strong>Kind</strong>er der Kontrollgruppe<br />
erhielten HA-Nahrung ohne diese<br />
Prebiotics. Die Ergebnisse waren beeindruckend:<br />
In dem Beobachtungszeitraum von<br />
fünf Jahren litten 20 % der <strong>Kind</strong>er in der Prebiotics<br />
Gruppe unter atopischer Dermatitis.<br />
In der Kontrollgruppe waren es mit 38,8<br />
% beinahe doppelt so viele. Auch in Bezug<br />
auf die Inzidenz bei Heuschnupfen gab es<br />
signifikante Unterschiede: So zeigten in der<br />
Prebiotics-Gruppe nur rund 2,5 % aller <strong>Kind</strong>er<br />
solche Symptome, in der Kontrollgruppe<br />
waren es hingegen 16,3 %. 1<br />
Bereits die 6-Monatsergebnisse hatten<br />
gezeigt, dass sich durch die Supplementierung<br />
der Nahrungen mit Prebiotics die Inzidenz<br />
von atopischer Dermatitis um rund 50<br />
% reduzieren ließ (9,8 % vs. 23,1 %). Darüber<br />
hinaus zeigten die Ergebnisse der ersten<br />
Beobachtungs periode, dass Nahrungen mit<br />
Prebiotics einen positiven Einfluss auf Infektionen<br />
haben: In der Prebiotics-Gruppe litten<br />
3,9 % an rezidivierenden Infektionen, während<br />
in der Kontrollgruppe 13,5 % daran litten.<br />
2<br />
Bestätigung des prebiotischen Ansatzes<br />
Die neuen Studiendaten zeigen, dass die<br />
Prebiotics einen positiven immunmodulatorischen<br />
Effekt haben - und das auch über<br />
den Fütterungszeitraum hinaus. Dies eröffnet<br />
neue interessante Perspektiven im Hinblick<br />
auf eine mögliche Unterbrechung der so<br />
genannten Allergiekarriere.<br />
Führende Vertreter der deutschen Ärzteschaft<br />
schenken den neuen Ergebnissen<br />
große Beachtung. Chefarzt PD Dr. med. Christoph<br />
Grüber, Leiter des <strong>Kind</strong>erzentrums des<br />
Klinikums Frankfurt (Oder): „Die Studie ist<br />
ein weiterer Beweis für die Wirksamkeit des<br />
prebiotischen Ansatzes. Sie belegt die Ergebnisse,<br />
die wir an der Charité in Berlin in einer<br />
Studie erzielt haben.“<br />
Die speziellen Prebiotics von Aptamil sind in<br />
der Wirkung den Muttermilcholigosacchariden<br />
der Muttermilch nachempfunden. Sie<br />
fördern im größten Immunorgan des Körpers<br />
– dem Darm – das Wachstum „guter Bakterien“<br />
und drängen schädliche Keime zurück.<br />
So unterstützen sie auf natürliche Weise von<br />
innen. Die spezielle Mischung, die in über<br />
10-jähriger Forschungsarbeit entwickelt<br />
wurde, besteht aus kurzkettigen Galacto-<br />
Oligosacchariden und langkettigen Fructo-<br />
Oligosacchariden im Verhältnis 9:1. Die<br />
Oligosaccharide werden aus strengstens kontrollierten<br />
natürlichen Rohstoffen gewonnen.<br />
Literatur<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Aktuelle Studie belegt:<br />
Spezielle Prebiotika reduzieren Allergierisiko langfristig<br />
(1) Moro G., et al. Neutral Prebiotic Oligosaccharide<br />
Supplementation Early in Life and Allergy Associated<br />
Symptoms Later on: A five Years Follow-up. Poster presentation<br />
PO-N-0261/PD-N-0123. Presented at the<br />
ESPGHAN 2011, Sorrent, 25 – 28 May 2011.<br />
(2) Arslanoglu et al. Early Supplementation of Prebiotic<br />
Oligosaccharides Protects Formula-fed Infants<br />
against Infections during the First 6 Months of Life. J.<br />
Nutr. 137:2420-2424, 2007.<br />
Für weitere Informationen:<br />
Milupa GmbH<br />
Stefan Stohl<br />
Bahnstraße 14-30, 61381 Friedrichsdorf<br />
Tel.: +49(0)6172/99-1052<br />
Fax: +49(0)6172/99-1728<br />
stefan.stohl@danone.com<br />
37
Kopfschmerz<br />
Kopfschmerz im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
Univ.-Prof. Dr. Çiçek WöbeR-bingöl<br />
Gründerin und Leiterin der<br />
Kopfschmerzambulanz für <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />
Universitätsklinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien<br />
Tel.: +43(0)1/40400-3044<br />
Fax: +43(0)1/40400-2793<br />
yasar.woeber-bingoel@meduniwien.ac.at<br />
www.meduniwien.ac.at/kjp<br />
38<br />
Kopfschmerzen bei <strong>Kind</strong>ern unterscheiden sich in mancher Hinsicht von jenen der Erwachsenen,<br />
zeigen aber auch viele Gemeinsamkeiten. Der wesentlichste Unterschied ist sicherlich das<br />
Alter der Patienten, das einen entsprechenden Zugang bei der Anamnese, der klinischen Untersuchung<br />
sowie der Indikationsstellung zu apparativen Zusatzuntersuchungen erfordert. Darüberhinaus<br />
sind Besonderheiten im Verlauf und im klinischen Bild idiopathischer Kopfschmerzen<br />
(vor allem der Migräne), speziell im <strong>Kind</strong>esalter vorkommende und mit Migräne assoziierte<br />
Zustandsbilder – wie zyklisches Erbrechen, abdominelle Migräne und gutartiger paroxysmaler<br />
Schwindel – sowie Kopfschmerzen bei Erkrankungen, die vorwiegend im <strong>Kind</strong>esalter vorkommen,<br />
hervorzuheben.<br />
Epidemiologie<br />
In den westlichen Ländern haben nicht<br />
weniger als 60-80% der <strong>Kind</strong>er bereits mindestens<br />
einmal in ihrem Leben Kopfschmerzen<br />
gehabt, wobei Mädchen etwas häufiger<br />
betroffen sind als Knaben. Meistens handelt<br />
es sich dabei um Kopfschmerzen im Rahmen<br />
interkurrenter Infekte. Die Prävalenz der Migräne<br />
liegt bei 3- bis 11-Jährigen – unabhängig<br />
vom Geschlecht – zwischen 3 und 5%<br />
und steigt danach bis zum 18. Lebensjahr<br />
bei Knaben auf etwa 7% und bei Mädchen<br />
auf etwa 12% an. Bemerkenswert ist auch ein<br />
kontinuierliches Ansteigen der Prävalenz der<br />
kindlichen Migräne im Laufe der letzten Jahrzehnte.<br />
Anamnese, klinische Untersuchung<br />
und apparative Diagnostik<br />
Treten bei einem <strong>Kind</strong> rezidivierend Kopfschmerzen<br />
auf, entsteht bei den Eltern und<br />
oft auch beim behandelnden <strong>Arzt</strong> die Angst,<br />
es könnte sich um einen intrakraniellen Prozess<br />
handeln. Um so wichtiger ist ein strukturiertes<br />
Herangehen an das Leitsymptom<br />
Kopfschmerz im <strong>Kind</strong>esalter. Dabei bildet<br />
eine detaillierte Anamnese die wesentliche<br />
Grundvoraussetzung für eine adäquate<br />
Planung des weiteren Procedere. Auch bei<br />
<strong>Kind</strong>ern ist es daher unabdingbar, präzise<br />
alle anamnestischen Details zu erheben. Bei<br />
Kleinkindern, die Schmerzen noch nicht verbalisieren<br />
können, äußern sich Kopfschmerzen<br />
oft dadurch, dass sich das <strong>Kind</strong> zurückzieht,<br />
zu spielen aufhört und sich hinlegt.<br />
Eine auffallende Blässe oder Weinerlichkeit<br />
können ebenfalls auf Kopfschmerzen hinwei-<br />
sen, vor allem dann, wenn diese Symptome<br />
episodisch auftreten. Größere <strong>Kind</strong>er können<br />
– entsprechende Zuwendung vorausgesetzt<br />
– viele Fragen zur Kopfschmerz-Anamnese<br />
selbst beantworten.<br />
• Die klinisch-neurologische Untersuchung<br />
muss altersadaptiert erfolgen.<br />
• Die Indikation zur apparativen Diagnostik<br />
muss noch strenger gestellt werden als bei<br />
Erwachsenen. „Schrotschussdiagnostik“ ist<br />
zu vermeiden. „Routinemäßig“ kann allenfalls<br />
eine augenärztliche Untersuchung veranlasst<br />
werden. Falls die Indikation zur Durchführung<br />
eines bildgebenden Verfahrens besteht,<br />
sollte – mit Ausnahme einer Notfalluntersuchung<br />
– die kraniale MRT der CCT vorgezogen<br />
werden. Die Vorteile der MRT liegen in<br />
der fehlenden Strahlenbelastung, der höheren<br />
Sensitivität sowie der Möglichkeit, dass<br />
die Eltern während der Untersuchung beim<br />
<strong>Kind</strong> sein können und so eine pharmakologische<br />
Sedierung u.U. nicht erforderlich ist. Bei<br />
der Indikationsstellung müssen neben organmedizinischen<br />
Aspekten auch die Sorgen<br />
und Ängste der Eltern berücksichtigt werden.<br />
• Die wichtigsten Warnzeichen, die eine<br />
umgehende medizinische Abklärung erfordern,<br />
sind Kopfschmerzen, die sich erstmals<br />
manifestieren, die besonders heftig sind, die<br />
ausschließlich nachts (aus dem Schlaf heraus)<br />
auftreten, occipital lokalisiert sind und/<br />
oder progredient zunehmen, weiters eine<br />
markante Änderung vorbestehender Kopfschmerzen,<br />
ausgeprägte oder ungewöhnliche<br />
Begleitsymptome, Auffälligkeiten bei der<br />
klinisch-neurologischen Untersuchung sowie<br />
Kopfschmerzen, die sich auf gängige Medikamente<br />
nicht bessern.
Inhalt<br />
Migräne<br />
Triggerfaktoren<br />
Auslöser, die zum Auftreten einer Kopfschmerzattacke<br />
beitragen können, sind in<br />
erster Linie Veränderungen des Schlaf-Wach-<br />
Rhythmus (zu wenig oder zu viel Schlaf), zu<br />
geringe Flüssigkeitszufuhr, eine verzögerte<br />
Einnahme oder ein Auslassen von Mahlzeiten,<br />
Schulstress, Konflikte in der Familie und<br />
Ängste. Lebens- und Genussmittel sind nur<br />
selten Auslöser von Migräneattacken. Die<br />
Wirksamkeit diätetischer Maßnahmen in der<br />
Migränebehandlung ist nicht bewiesen, von<br />
restriktiven Diäten ist abzuraten, da sie Mangelerscheinungen<br />
und Wachstumsstörungen<br />
zur Folge haben können.<br />
Klinische Symptomatik<br />
Migräne ohne Aura<br />
Die Migräne ohne Aura im <strong>Kind</strong>esalter zeichnet<br />
sich durch eine im Vergleich zum Erwachsenen<br />
wesentlich kürzere Dauer von meistens nur<br />
wenigen Stunden aus. Bei manchen <strong>Kind</strong>ern<br />
dauert eine Attacke nur 1-2 Stunden oder sogar<br />
weniger als eine Stunde. Diese Tatsache wird<br />
auch in ICHD-II berücksichtigt, als die Dauer der<br />
Kopfschmerzen im Rahmen einer Migräneattacke<br />
bei <strong>Kind</strong>ern mit 1 bis 72 Stunden definiert<br />
wird. Ein weiteres Charakteristikum der kindlichen<br />
Migräne stellt die Schmerzlokalisation dar:<br />
nur selten liegt eine typische Hemikranie vor,<br />
am häufigsten wird der Kopfschmerz frontal<br />
(median, uni- oder bilateral) angegeben. Voraussetzung<br />
für die Diagnose Migräne ist auch<br />
im <strong>Kind</strong>esalter das Auftreten von Begleitsymptomen,<br />
wobei als häufigstes Symptom die Übelkeit<br />
anzuführen ist (Tabelle 1).<br />
Tabelle 1<br />
Diagnosekriterien<br />
der migräne ohne Aura<br />
A Mindestens 5 Attacken, welche die Kriterien<br />
B-D erfüllen<br />
B Kopfschmerzdauer: 4-72 h, bei <strong>Kind</strong>ern: 1-72 h<br />
C Mindestens 2 der folgenden Kriterien<br />
1. Lokalisation einseitig, bei <strong>Kind</strong>ern: oft beidseits,<br />
frontotemporal<br />
2. Schmerzqualität pochend/pulsierend<br />
3. Schmerzintensität mäßig bis stark<br />
4. Leichte oder mäßige körperliche Aktivität<br />
verstärkt die Schmerzen oder wird vermieden<br />
D Mindestens 1 der folgenden Kriterien<br />
1. Übelkeit und/oder Erbrechen<br />
2. Photo- und Phonophobie, bei <strong>Kind</strong>ern:<br />
Rückschluss aus Verhalten<br />
E Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen<br />
Tabelle 2<br />
Diagnostische Kriterien des<br />
zyklischen erbrechens<br />
A Mindestens 2 Attacken, welche die Kriterien<br />
B-D erfüllen<br />
B Episodisch wiederkehrende Attacken von 1<br />
Stunde bis 5 Tage Dauer mit starker Übelkeit<br />
und Erbrechen, die beim Betroffenen stereotyp<br />
ablaufen<br />
C Mindestens viermaliges Erbrechen pro Stunde<br />
über mindestens eine Stunde<br />
D Beschwerdefreiheit zwischen den Attacken<br />
E Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen<br />
Migräne mit Aura<br />
Aurasymptome – als Ausdruck einer Migräne<br />
mit Aura – kommen im <strong>Kind</strong>esalter relativ selten<br />
vor und nehmen ab der Pubertät an Häufigkeit<br />
zu. Die Ausprägung der Aurasymptome<br />
unterscheidet sich nicht von jener bei<br />
erwachsenen Patienten mit Migräne. Die<br />
Migräne vom Basilaristyp soll im <strong>Kind</strong>esalter<br />
häufiger vorkommen. Bei manchen Patienten<br />
kann sich ein „confusional state“ mit Orientierungsstörung<br />
und eventuell auch psychomotorischer<br />
Unruhe manifestieren, für den<br />
allerdings im Gegensatz zur Epilepsie üblicherweise<br />
keine Amnesie besteht.<br />
Periodische Syndrome der <strong>Kind</strong>heit<br />
Die sogenannten Periodischen Syndrome der<br />
<strong>Kind</strong>heit umfassen rezidivierende Beschwerden<br />
ohne fassbares organisches Korrelat,<br />
die mit einer Migräne in Zusammenhang<br />
gebracht werden.<br />
Tabelle 3<br />
Diagnostische Kriterien der<br />
abdominellen migräne<br />
A Mindestens 5 Attacken, welche die Kriterien<br />
B-D erfüllen<br />
B Attacken von abdominellen Schmerzen 1-72<br />
Stunden<br />
C Die abdominellen Schmerzen haben alle folgende<br />
Charakteristika<br />
1. Lokalisation im Bereich der Mittellinie, periumbilikal<br />
oder diffus<br />
2. dumpfe Qualität<br />
3. mittlere oder starke Schmerzintensität<br />
D Während der abdominellen Schmerzen sind<br />
mindestens 2 der folgenden Punkte erfüllt<br />
1. Appetitlosigkeit<br />
2. Übelkeit<br />
3. Erbrechen<br />
4. Blässe<br />
E Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Zyklisches Erbrechen (Tabelle 2) ist eine<br />
selbstlimitierende Erkrankung, für die eine<br />
Verwandtschaft mit der Migräne angenommen<br />
wird.<br />
Die abdominelle Migräne (Tabelle 3) ist bei<br />
den meisten Betroffenen in späteren Lebensjahren<br />
von einer Migräne gefolgt.<br />
Beim gutartigen paroxysmalen Schwindel<br />
des <strong>Kind</strong>esalters handelt es sich um eine<br />
heterogene Erkrankung, die durch wiederkehrende<br />
kurze Schwindelattacken charakterisiert<br />
ist. Zwischen den Attacken ist der neurologische<br />
Befund unauffällig.<br />
Therapie<br />
In der Therapie der kindlichen Migräne sind<br />
die ersten Schritt die Aufklärung der Patienten<br />
und der Eltern, die Beachtung von Triggerfaktoren<br />
und gegebenenfalls eine Änderung<br />
des Lebensstils.<br />
• Während der akuten Migräneattacke sollten<br />
die Eltern für eine Reizabschirmung sowie<br />
eine entspannend-beruhigende Atmosphäre<br />
sorgen. Gerade bei (kleineren) <strong>Kind</strong>ern vermögen<br />
wenige Stunden Schlaf oder ein vorgezogener<br />
Nachtschlaf die Attacke oft zu<br />
kupieren. Zur medikamentösen Attackenkupierung<br />
kommen in erster Linie Paracetamol,<br />
Ibuprofen und Mefenaminsäure vorzugsweise<br />
als Saft zum Einsatz, z.B. Mexalen ® 200<br />
mg/5 ml – Sirup, Nureflex ® – orale Suspension<br />
für <strong>Kind</strong>er 20 mg/ml Parkemed ® Suspension.<br />
• Für die Attackenkupierung sollten folgende<br />
Empfehlungen berücksichtigt werden: Wenn<br />
die Attacke üblicherweise spontan innerhalb<br />
von 30 Minuten abklingt oder durch<br />
Hinlegen bzw. Schlafen zufriedenstellend<br />
kupiert werden kann, sollte kein Analgetikum<br />
verabreicht werden. Falls eine medikamentöse<br />
Therapie durchgeführt wird, sollte<br />
das Analgetikum so früh als möglich und in<br />
einer altersentsprechend ausreichend hohen<br />
Dosierung gegeben werden. Dem <strong>Kind</strong> sollte<br />
ein sorgsamer Umgang mit Analgetika vermittelt<br />
werden, um zu verhindern, dass sich<br />
später ein übermäßiger Medikamentengebrauch<br />
entwickelt. Triptane sind für einen Einsatz<br />
im <strong>Kind</strong>esalter derzeit nicht zugelassen,<br />
bei Jugendlichen ab dem 12. Lebensjahr ist<br />
der Zolmitriptan-Nasenspray (Zomig ® Nasenspray<br />
5 mg) freigegeben.<br />
• Die Prophylaxe der Migräne im <strong>Kind</strong>esalter<br />
umfasst zunächst – wie bereits erwähnt – das<br />
Erkennen von Triggerfaktoren und koexistenten<br />
Einflüssen wie Leistungsdruck, Teilleistungsschwächen<br />
(die sich in umschriebenen<br />
Schwierigkeiten z.B. beim Schreiben, Lesen<br />
39
Kopfschmerz<br />
oder Rechnen äußern können), problematischen<br />
Familienverhältnissen und psychiatrischen<br />
Erkrankungen. Weiters sollten geeignete<br />
Verhaltensmaßregeln vermittelt werden,<br />
wozu vor allem ausreichender Schlaf, rechtzeitiges<br />
Aufstehen am Morgen, Lernpausen<br />
und regelmäßige Nahrungs- und vor allem<br />
Flüssigkeitsaufnahme zählen.<br />
• Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe<br />
ist nur bei einem kleinen Teil der <strong>Kind</strong>er erforderlich<br />
und kann vorzugsweise mit Flunarizin<br />
5 mg abends = ½ Tablette Sibelium ® 10 mg<br />
durchgeführt werden. Die nicht-medikamentöse<br />
Prophylaxe der Migräne im <strong>Kind</strong>esalter<br />
umfasst u.a. Biofeedback, andere Entspannungstechniken<br />
und ev. Akupunktur. Eine<br />
homöopathische Behandlung der Migräne ist<br />
aus zwei wesentlichen Gründen nicht empfehlenswert.<br />
Zum einen war in kontrollierten<br />
Studien keine über den Plazeboeffekt hinausgehende<br />
Wirkung nachweisbar (was sich<br />
auch mit eigenen Erfahrungen deckt) und<br />
zum anderen wird den <strong>Kind</strong>ern der Griff zum<br />
„Medikament“ beigebracht, der u.U. später<br />
eine unkritische Analgetika-Einnahme fördert.<br />
Beim zyklischen Erbrechen ist auf eine<br />
adäquate Flüssigkeitssubstitution zu achten.<br />
In der akuten Attacke kommen Antiemetika<br />
(am besten Ondansetron) und eventuell<br />
Zolmitriptan-Nasenspray zum Einsatz. Bei<br />
häufigen massiven Attacken kann Flunarizin<br />
Tabelle 4<br />
Diagnostische Kriterien des<br />
Spannungskopfschmerzes (SKS)<br />
A Mindestens 10 KS-Episoden, welche die Kriterien<br />
B-D erfüllen<br />
Frequenz: Seltener episodischer SKS: < 1Tag<br />
pro Monat<br />
Häufiger episodischer SKS: 1-14 Tage pro<br />
Monat für > 3 Monate<br />
Chronischer SKS: > 15 Tage pro Monat für<br />
> 3 Monate<br />
B Kopfschmerzdauer:<br />
- zwischen 30 Minuten und 7 Tagen beim<br />
episodischen Spannungskopfschmerz<br />
- Stunden oder kontinuierlich vorhanden<br />
beim chronischen Spannungskopfschmerz<br />
C Mindestens zwei der folgenden Kriterien:<br />
1. Schmerzqualität drückend-ziehend<br />
2. Schmerzintensität leicht bis mäßig<br />
3. Lokalisation: beidseitig<br />
4. Keine Verstärkung durch leichte oder<br />
mäßige körperliche Aktivität<br />
D Beide der folgenden Kriterien<br />
E Kein Erbrechen, keine mittelschwere oder<br />
schwere Übelkeit<br />
40<br />
zur Prophylaxe verwendet werden. Die Therapie<br />
der abdominellen Migräne besteht in<br />
Bettruhe sowie bei Bedarf Flüssigkeitsersatz<br />
und Analgetika. Der Einsatz von Triptanen<br />
ist nicht ausreichend belegt. Prophylaktisch<br />
kann bei häufigen Attacken Flunarizin versucht<br />
werden.<br />
Spannungskopfschmerz<br />
Die Symptomatik des Spannungskopfschmerzes<br />
unterscheidet sich nur in wenigen<br />
Aspekten von jener des Erwachsenen<br />
(Tabelle 4). Unter Patienten, die aufgrund von<br />
Kopfschmerzen eine Kopfschmerz-Ambulanz<br />
aufsuchen, treten die Kopfschmerzen bei <strong>Kind</strong>ern<br />
seltener auf, sie halten kürzer an, zeigen<br />
kaum einen Wechsel der Schmerzlokalisation<br />
und gehen seltener mit Übelkeit einher. Darüberhinaus<br />
nimmt die Analgetika-Einnahme<br />
vom <strong>Kind</strong>esalter bis zum Erwachsenenalter<br />
deutlich zu.<br />
In der Akuttherapie des Spannungskopfschmerzes<br />
im <strong>Kind</strong>esalter sollten möglichst<br />
keine Medikamente, sondern Entspannung<br />
und „Ablenkung“ eingesetzt werden. Im<br />
Bedarfsfall können Paracetamol oder Ibuprofen<br />
(s.o.) verabreicht werden. Wichtig ist<br />
es dabei, Obergrenzen vorzugeben (z.B. nicht<br />
mehr als 5 Gaben pro Monat).<br />
Die Prophylaxe umfasst den richtigen<br />
Umgang mit Triggerfaktoren, Verhaltensmaßregeln<br />
(wie oben für die Migräne dargestellt),<br />
Biofeedback und ev. autogenes Training. In<br />
seltenen Fällen kann eine medikamentöse<br />
Therapie mit Amitriptylin (Saroten ® ) erwogen<br />
werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Voraussetzung für eine adäquate Kopfschmerzbehandlung<br />
im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
ist die korrekte differentialdiagnostische<br />
Zuordnung. Prinzipiell werden primäre und<br />
sekundäre Kopfschmerzen unterschieden.<br />
Bei primären Kopfschmerzen, wie Migräne<br />
und Spannungskopfschmerz, findet sich<br />
keine zugrundeliegende Erkrankung. Bei<br />
sekundären Kopfschmerzen ist eine solche<br />
nachweisbar, wie z.B. eine Infektion, ein Schädel-(Hirn-)Trauma<br />
oder ein Gehirntumor.<br />
Im <strong>Kind</strong>es- und Jugendalter kommen der<br />
Migräne, dem Spannungskopfschmerz sowie<br />
Kopfschmerzen im Rahmen von Infektionskrankheiten<br />
die größte Bedeutung zu.<br />
In der Therapie der Migräne und des Spannungskopfschmerzes<br />
sind nichtmedikamentöse<br />
Maßnahmen wie die Aufklärung der<br />
Patienten und der Eltern, die Beachtung von<br />
Triggerfaktoren und des Lebensstils obligat<br />
erforderlich und eine medikamentöse<br />
Behandlung von Schweregrad und Häufigkeit<br />
der Kopfschmerzen abhängig.<br />
Literatur<br />
1. Karwautz A, Wöber C, Lang T, Böck A, Wagner-<br />
Ennsgraber C, Vesely C, et al (1999) Psychosocial<br />
factors in children and adolescents with<br />
migraine and tension-type headache: a controlled<br />
study and review of the literature. Cephalalgia<br />
19:32-43<br />
2. Özge A, Termine C, Antonaci F, Natriashvili S, Guidetti<br />
V, Wöber-Bingöl C. Overview of diagnosis<br />
and management of paediatric headache. Part I:<br />
diagnosis. J Headache Pain. 2011;12:13-23.<br />
3. Termine C, Özge A, Antonaci F, Natriashvili S, Guidetti<br />
V, Wöber-Bingöl C. Overview of diagnosis<br />
and management of paediatric headache. Part<br />
II: therapeutic management. J Headache Pain.<br />
2011;12:25-34.<br />
4. Wöber-Bingöl Ç, Wöber Ch, Karwautz A, Auterith<br />
A, Serim M, Zebenholzer K, Aydinkoc K, Kienbacher<br />
Ch, Wanner Ch, Wessely P. Clinical features of<br />
migraine: a cross-sectional study in patients aged<br />
three to sixtynine. Cephalalgia 2004;24:12-17
Fachkurzinformation Seite 51<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Bei Schmerzen ... immer die passende Darreichungsform<br />
41
Essstörungen<br />
Essstörungen bei <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen<br />
Univ.-Prof. Dr. Andreas KARWAUTz<br />
Vizepräsident der ÖGES<br />
Universitätsklinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien<br />
Tel.: +43(0)1/40400-3057<br />
Fax: +43(0)1/40400-2793<br />
andreas.karwautz@meduniwien.ac.at<br />
www.ess-stoerung.eu<br />
42<br />
Essstörungen sind keine Ernährungsstörungen<br />
Essstörungen sind gemäß WHO im Kapitel F der Internationalen Klassifikation ICD-<br />
10 beschrieben, zählen also zu den psychischen Störungen (Karwautz 2008). Essen ist<br />
angstbesetzt, wird verweigert oder die Nahrungsaufnahme wird beziehungsgetriggert<br />
problematisiert. Die Ernährung ist lediglich als Endstrecke bzw. auf der Symptomebene<br />
ein Problem, nicht aber primär.<br />
Essstörungen und ihre Vorformen<br />
werden häufiger.<br />
Wie in einer deutschen Studie (BELLA-Studie<br />
als Teilstudie der KIGGS-Studie – siehe www.<br />
kiggs.de) gezeigt werden konnte, zählen<br />
etwa 1/3 der Adoleszenten zu einer „Risikopopulation<br />
für Essstörungen, da sie im Screening<br />
die erforderliche Cut-off Punkteanzahl<br />
erreichen bzw. überschreiten. Das gilt wie<br />
Waldherr et al. (2004) zeigen konnte auch<br />
für Österreich. Alarmierend ist insbesonders<br />
der Anstieg der für Essstörungen relevanten<br />
Skalen des Eating Disorder Inventory-2 (z.B.<br />
Körperliche Unzufriedenheit), in den Jahren<br />
1994-2004 bei Knaben (Waldherr et al. 2004).<br />
Zwar findet sich keine Zunahme der Inzidenz<br />
der klassischen Essstörungen bei Knaben<br />
aber doch eine zunehmende Auffälligkeit der<br />
relevanten Symptome, was für die Zukunft<br />
eine Zunahme der klinischen Essstörungen<br />
bei Knaben wahrscheinlich macht.<br />
Essstörungen kommen in vielfältigen<br />
klinischen Formen vor.<br />
Das DSM-V, das amerikanische Diagnostikmanual<br />
für alle psychiatrischen Störungen,<br />
das <strong>2012</strong> erscheinen wird, sieht einige<br />
Änderungen in der Klassifikation der Essstörungen<br />
vor, die der klinischen Realität<br />
besser entsprechen werden, als die<br />
derzeit gültigen Klassifikationssysteme:<br />
Anorexia nervosa (K 03) wird auch ohne Vorliegen<br />
sekundärer Amenorrhoe diagnostizierbar<br />
sein, Bulimia nervosa (K 04) wird nicht mehr in<br />
Subtypen (purging / non-purging) unterteilt<br />
werden, die Binge-Eating Störung (BED) (K<br />
05), die 1994 erst in den Appendix des DSM-IV<br />
Eingang gefunden hatte, wird neue Diagnose<br />
sein. Zusätzlich werden Störungen, die bisher<br />
verstreut im Kapitel F zu finden waren in das<br />
Kapitel „Essstörungen“ übernommen: Andere<br />
Spezifische Essstörungen (K 06): Atypische<br />
Anorexia nervosa, Subklinische Bulimia nervosa,<br />
Subklinische BED, Purging Disorder<br />
(Störung ohne Heisshunger aber mit einer<br />
Gewichtszunahme entgegensteuernden<br />
Maßnahmen), Night Eating Disorder (Nächtliches<br />
Essen). Unspezifische Essstörungen und<br />
Störungen der Nahrungsaufnahme (K 07).<br />
Weiters zählt Pica (das Essen nicht-essbarer<br />
Substanzen) zu den Essstörungen (K 00) sowie<br />
die „Störung mit Wiederkäuen“ - Rumination<br />
(K 01). Die vermeidende /restriktive Nahrungsaufnahmestörung<br />
(K 02) wird neu definiert.<br />
Zu frühkindlichen Essstörungen findet sich<br />
im Heft 3/2011 der Zeitschrift <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> ein<br />
guter rezenter Referenzüberblick von Dunitz-<br />
Scheer et al. (2011).<br />
Essstörungen kann man nur mittels<br />
komplexer Ätiologiemodelle<br />
verstehen.<br />
Die Entstehung von Essstörungen zu verstehen<br />
ist lediglich mittels der Bildung komplexer<br />
Modelle möglich. Die Ursachen selbst sind<br />
bisher nicht ausreichend aufgeklärt. Ein biopsycho-soziales<br />
Krankheitsmodell ist heute<br />
– mit unzähligen empirischen Befunden in<br />
allen 3 Bereichen angereichert – das gültige<br />
und der klinischen Vielfalt der Essstörungen<br />
am Ehesten gerecht werdende Modell des<br />
Verstehens (Karwautz 2009). So konnte z.B.<br />
unser Team zur Ätiologie der Magersucht<br />
unlängst neue Daten vorlegen (Adambegan<br />
et al. 2011; Huemer et al. <strong>2012</strong>; Karwautz et al.
Inhalt<br />
2011). Auffälligkeiten in den internalisierenden<br />
Problembereichen (Depression, Angststörungen)<br />
konnten im Vorfeld der Erkrankung<br />
identifiziert werden (Adambegan et al.<br />
2011). Reduzierte emotionale Verbundenheit<br />
und Individuelle Autonomie wurden als<br />
Prädiktoren für die spätere Entstehung von<br />
Magersucht und Bulimie gefunden (Huemer<br />
et al. <strong>2012</strong>). Weiters konnten wir unter<br />
Beachtung des in der Depressionsforschung<br />
erfolgreich eingesetzten Modelles der Gen-<br />
Umwelt-Interaktion (GxE) durch Caspi erstmals<br />
zeigen, dass auch Anorexia nervosa mit<br />
Hilfe seines GxE-Modelles verstehbar wird. So<br />
wirkten sich verschiedene belastende und<br />
traumatisierende Faktoren in direkter Weise<br />
risikoerhöhend aus, wohingegen das elterliche<br />
Erziehungsverhalten nur bei gleichzeitigem<br />
Vorliegen einer Mutation an der Promotorregion<br />
des Serotonintransportergens<br />
risikoerhöhend wirkte (Karwautz et al. 2011).<br />
Essstörungen kommen nahezu nie<br />
ohne Komorbiditäten vor.<br />
In der Behandlung von Essstörungen besonders<br />
im Jugendalter und Erwachsenenalter<br />
müssen wir damit rechnen, dass es nicht ausreicht,<br />
die Essstörung zu behandeln. Essstörungen<br />
sind im Verlauf in höchstem Maß mit<br />
anderen psychiatrischen Störungen vergesellschaftetet.<br />
Treten vor Ausbruch der Essstörung<br />
gehäuft Depressionen, Angststörungen<br />
und Fütterstörungen auf, werden Depression,<br />
Angst und Zwangssymptome während<br />
der klinischen Phase akzentuiert. Dabei<br />
spielt der Hungerzustand bei Anorexia und<br />
die Fastenepisoden bei Bulimia nervosa eine<br />
die Komorbiditäten verstärkende Rolle. Nach<br />
Korrektur der Unterernährung bei Anorexie<br />
und Regulation sowie Normalisierung des<br />
„chaotischen“ Essverhaltens bei Bulimie kann<br />
mit einem Rückgang der depressiven, ängstlichen<br />
und zwänglichen Symptome sowie mit<br />
einem Rückgang von Konzentrationsstörungen<br />
gerechnet werden. Dem Einsatz von Psychopharmaka<br />
ist aus diesem Grund gegenüber<br />
der Notwendigkeit der Gewichts- und<br />
Nahrungsrestitution der Nachrang zu geben.<br />
Wir haben aufgrund der hohen klinischen<br />
Relevanz der komorbiden Störungen für<br />
die behandelnden Therapeuten diese zu<br />
Schwerpunkten der „Wiener Postgraduellen<br />
Tagungen: Essstörungen und Assoziierte<br />
Krankheitsbilder“ (seit 2009 jährlich im <strong>März</strong>)<br />
gemacht. Angst (2009, 2011), Depression<br />
(2009, <strong>2012</strong>), Zwangsstörungen (2009, 2011),<br />
Bipolare Störungen (<strong>2012</strong>), ADHS (2011),<br />
Suchterkrankungen (2010), Persönlichkeitsstörungen<br />
(<strong>2012</strong>) waren bisher Themenschwerpunkte.<br />
Dabei ist uns immer wichtig,<br />
dass Experten für die jeweiligen komorbiden<br />
Störungen State-of-the-art-Wissen vermitteln,<br />
das die Spezialisten für Essstörungen in<br />
ihrer Praxis dann umsetzen können.<br />
Um Essstörungen zu behandeln,<br />
bedienen wir uns eines Stufenmodells.<br />
Für die Behandlung von Essstörungen stehen<br />
unterschiedlich intensive Strategien zur<br />
Verfügung. Sowohl aus gesundheitsökonomischer<br />
Sicht (direkte und indirekte Kosten<br />
für Versicherung und Betroffene) als auch um<br />
möglichst individualisiert vorzugehen ist ein<br />
Stufenplan (stepped-care approach) sinnvoll.<br />
Dabei ist es wertvoll, nach ausreichender<br />
Diagnostik zu entscheiden, ob Information<br />
und Psychoedukation – im Sinne geleiteter<br />
verhaltenstherapiebasierter Selbsthilfe – einsetzbar<br />
ist. Diese Form der Behandlung hat<br />
insbesondere bei Bulimia nervosa und BED<br />
nachweislich eine gute Chance zumindest<br />
ein Drittel der Betroffenen innerhalb von<br />
wenigen Monaten dauerhaft symptomfrei<br />
zu machen (Wagner et al. 2009). Für die Therapie<br />
der Magersucht greift dieses Verfahren<br />
aus verschiedenen motivationalen Gründen<br />
zu kurz, sodass es gegenwärtig nur zur<br />
Rückfallprophylaxe einsetzbar ist (Fichter et<br />
al. <strong>2012</strong>). Der Einsatz von Selbsthilfemanua-<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
len (in Form von Bibliotherapie oder via CD-<br />
ROM bzw. internetbasierten Programmen) ist<br />
ein moderner Ansatz in der Therapie und für<br />
manche von Heißhungerepisoden Betroffene<br />
ein wertvoller „niederschwelliger“ und vielversprechender<br />
möglicher Therapieweg.<br />
Ambulante Therapien sind als nächster Schritt<br />
geeignet, vor allem inzipiente, leichtere und<br />
kürzere Verläufe von Magersucht und Patienten<br />
mit Bulimia nervosa sowie Binge Eating<br />
Disorder entsprechend zu begegnen. Die<br />
Therapie schwerer Magersucht sollte immer<br />
den Spezialisten der <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />
obliegen. Auch psychosomatische<br />
Abteilungen mit ausreichend jugendpsychiatrischem<br />
Know-how sind geeignete Einrichtungen.<br />
Die Behandlung von schwerer<br />
Magersucht im Kontext pädiatrischer bzw.<br />
internistischer Einrichtungen ohne (jugend-)<br />
Wichtige Kontakte für weitere Informationen<br />
in Österreich:<br />
Österreichische Gesellschaft für Essstörungen<br />
(ÖGES):<br />
www.oeges.or.at<br />
Netzwerk Essstörungen, Innsbruck:<br />
www.netzwerk-essstoerungen.at<br />
Hotline Essstörungen:<br />
www.essstoerungshotline.at<br />
Ambulanz für Essstörungen bei <strong>Kind</strong>ern und<br />
Jugendlichen, AKH Wien:<br />
www.karwautz.at<br />
Breite Informationen zu Essstörungen:<br />
www.ess-stoerung.eu<br />
43
Fachkurzinformation Seite 51<br />
Essstörungen<br />
psychiatrischer Expertise kann in manchen<br />
Fällen zur sonst vermeidbaren Chronifizierung<br />
beitragen. Das begründet sich nicht nur<br />
im medizinischen Wissen sondern vor allem<br />
in der Notwendigkeit, multidisziplinär anzusetzen.<br />
Dafür bestehen die ausreichenden<br />
und idealen Voraussetzungen traditionell nur<br />
im Fachgebiet der <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />
sowie der erfahrenen Psychosomatik<br />
(siehe auch: Purtscher-Penz & Trabi 2011).<br />
Tagesklinische Strukturen sowie Fachabteilungen<br />
die nur PatientInnen mit Essstörungen<br />
behandeln fehlen in Österreich weitgehend.<br />
Darin unterscheiden wir uns von den<br />
Gegebenheiten in Deutschland oder der<br />
Schweiz sehr unvorteilhaft. Es ist bekannt:<br />
Spezialeinrichtungen für Essstörungen, die<br />
besonders die Schwerstkranken behandeln,<br />
ermöglichen ihren KlientInnen die beste Prognose,<br />
das sollte zu denken und die Politiker<br />
zum Handeln bewegen.<br />
Für einen detaillierten Überblick über die<br />
empirische Datenlage zur Behandlung der<br />
Essstörungen kann aktuell auf die S3-Leitlinie<br />
„Essstörungen“ der Deutschen Gesellschaft<br />
für Essstörungen (gem. mit anderen Fachgesellschaften)<br />
verwiesen werden. Sie findet<br />
sich unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“.<br />
Auch die psychopharmakologische Behandlung<br />
bei Essstörungen wurde rezent von<br />
Aigner et al. (2011) zusammengefasst und<br />
ist unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“<br />
abrufbar.<br />
44<br />
Zusammenfassung<br />
essstörungen sind keine ernährungsstörungen<br />
sondern psychische Störungen. ihre<br />
Klassifikation wird demnächst in verschiedenen<br />
Subbereichen neu gefasst. Knaben,<br />
die zwar selten betroffen sind, dürften –<br />
gemäß seltenen epidemiologischen Studien<br />
(auch aus österreich) – zukünftig häufiger<br />
zur Vorstellung kommen. Ätiologisch<br />
kann ein gen-Umwelt-interaktionsmodell<br />
hilfreich für das Verständnis sein. besondere<br />
berücksichtigung sollten immer die<br />
komorbiden Störungen finden, da sie häufig<br />
sind und den behandlungsverlauf verkomplizieren.<br />
Die Therapien sollten einem<br />
Stufenmodell folgen, der einsatz internetbasierter<br />
Technologien konnte rezent bei<br />
magersucht in der Rückfallprophylaxe und<br />
bei bulimie in der Primärbehandlung als<br />
erfolgversprechend nachgewiesen werden.<br />
Was therapeutisch evidenz hat, wurde<br />
rezent sowohl für psycho- als auch pharmakotherapeutische<br />
Verfahren in leitlinien<br />
dargelegt, wonach sich die behandelnden<br />
in ihren entscheidungen nun orientieren<br />
können.<br />
Literatur<br />
Adambegan M, Wagner G, Nader IW, Fernandez-<br />
Aranda F, Treasure J, Karwautz A. Internalizing and<br />
externalizing behaviour problems in childhood<br />
contribute to the development of anorexia and<br />
bulimia nervosa – a study comparing sister pairs.<br />
Eur Eat Disord Rev 2011 – in press.<br />
Aigner M, Treasure J, Kaye W, Kasper S (2011)<br />
WFSBP-Guidelines for the pharmacological treatment<br />
of Eating Disorders. World J Biol Psychiatry<br />
2011; 12(6): 400-443.<br />
American Psychiatric Association (APA) (2011)<br />
DSM-V – proposed revisions: www.dsm5.org<br />
Dunitz-Scheer M, Scheer PJZ, Marinschek S, Pahsini<br />
K (2011) Frühkindliche Essstörungen. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong><br />
3/2001: 10-12.<br />
Fichter MM, Quadflieg N, Nisslmüller K, Lindner S,<br />
Osen B, Huber T, Wünsch-Leiteritz W. Does internet-based<br />
prevention reduce the risk of relapse<br />
for anorexia nervosa? Behav Res Ther.<strong>2012</strong> Jan<br />
16;50(3):180-190.<br />
Huemer J, Haidvogl M, Mattejat F, Wagner G, Nobis<br />
G, Fernandez-Aranda F, Collier DA, Treasure JL,<br />
Karwautz AFK (<strong>2012</strong>) Perception of Autonomy and<br />
Connectedness Prior to the Onset of Anorexia Nervosa<br />
and Bulimia Nervosa A Retrospective Study in<br />
Sister Pairs Discordant for an Eating Disorder. Z <strong>Kind</strong>er<br />
Jugendpsychiatr Psychother <strong>2012</strong>, 40(1) 61-68.<br />
Karwautz A (2008) Essstörungen. In: Paulitsch K,<br />
Karwautz A: Grundlagen der Psychiatrie. Facultas,<br />
UTB 2008.<br />
Karwautz A (2009) Entstehungsbedingungen für<br />
Essstörungen. Spektrum Psychiatrie 2/2009. siehe<br />
auch: www.karwautz.at unter „Informationen“.<br />
Karwautz AFK, Wagner G, Waldherr K, Nader IW,<br />
Fernandez-Aranda F, Estivill X, Holliday J, Collier<br />
DA, Treasure JL (2011) Gene-environment interaction<br />
in anorexia nervosa: relevance of non-shared<br />
environment and the serotonin transporter gene.<br />
Molecular Psychiatry 16(6) 590-592.<br />
Karwautz A (2011) Gesamtbehandlungsplan für<br />
Magersucht. Siehe unter: www.karwautz.at unter<br />
„Informationen“.<br />
Purtscher-Penz K, Trabi T (2011) Behandlung in der<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong> 3/2011:<br />
28-29.<br />
Wagner G, Karwautz A (2009) Neue Technologien in<br />
der Therapie der Bulimia nervosa. Spektrum Psychiatrie<br />
2/2009. siehe auch: www.karwautz.at unter<br />
„Informationen“.<br />
Waldherr K, Friedl H, Rathner G (2004) Restrained<br />
and disturbed eating behaviour in adolescents<br />
form Lower Austria in 1993 and 2004. Tagungsbeitrag<br />
2004.
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Inhalt 4. Wiener Postgraduelle Fortbildung<br />
ESSSTÖRUNGEN<br />
und assoziierte Krankheitsbilder<br />
23. - <strong>24.</strong> <strong>März</strong> <strong>2012</strong><br />
Univ.-Klinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />
&<br />
Univ.-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
Medizinische Universität Wien, AKH<br />
Kliniken am Südgarten, Hörsaal A<br />
Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien<br />
Wissenschaftliche Leitung & Organisation<br />
Univ.-Prof. Dr. Andreas Karwautz Univ.-Prof. Dr. Ursula Bailer<br />
Mag. Gudrun Wagner<br />
Organisationsbüro<br />
Wiener Medizinische Akademie, Alissa McGregor<br />
Alser Straße 4, 1090 Wien, Tel.: +43 1 4051383 11, Fax: +43 1 4078274<br />
E-Mail: essstoerung<strong>2012</strong>@medacad.org<br />
www.ess-stoerung.eu<br />
45
Pharma News<br />
Aus der Natur, für die Natur<br />
Nachhaltige Beschaffung pflanzlicher Rohstoffe für Arzneimittel<br />
Anbaufläche von Eisenkraut (oben) und Gelbem Enzian<br />
(unten), beides Inhaltsstoffe von Sinupret®<br />
Zur Herstellung von hochwirksamen pflanzlichen<br />
Arzneien verwendet die Bionorica SE<br />
nur hochwertigste Ausgangsprodukte. Dazu<br />
werden Kulturen von natürlich vorkommenden<br />
Heilpflanzen angelegt und hinsichtlich<br />
ihrer medizinischen Eignung charakterisiert,<br />
gezüchtet und angebaut. „Die Entwicklung<br />
von eigenem Saatgut ist langwierig und kostenintensiv.<br />
Von der Auswahl des geeigneten<br />
Pflanzenmaterials bis zum Feldanbau vergehen<br />
fünf bis sieben Jahre und die Kosten<br />
liegen zwischen 500.000 und 800.000 Euro“,<br />
schildert Dr. Irina Göhler, Leiterin der Beschaffung<br />
pflanzlicher Rohstoffe bei der Bionorica<br />
SE. Als ersten Schritt erfolgt die Sammlung<br />
und Prüfung von Material verschiedener Herkünfte<br />
(Screening). Für die aussichtsreisten<br />
Pflanzen müssen im nächsten Schritt pflanzenspezifische<br />
Anbautechnologien entwickelt<br />
werden. Hierbei spielen die Faktoren Standortwahl,<br />
Jungpflanzenanzucht, Kulturführung<br />
und Pflanzenschutz eine wesentliche Rolle. Im<br />
letzten Schritt gilt es die Ernte- und Nachern-<br />
46<br />
Die Qualität des pflanzlichen Rohstoffes bestimmt maßgeblich die Qualität des<br />
pflanzlichen Arzneimittels. Die Firma Bionorica SE verfolgt dabei ein Konzept der<br />
strategischen Beschaffung über eine langfristige Kooperation mit den Anbauern<br />
– statt Outsourcing oder Spot-Beschaffungen bei Händlern – und setzt damit<br />
auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Reproduzierbarkeit. Gemäß diesen Grundsätzen<br />
erfolgt die Herstellung von pflanzlichen Arzneimitteln wie Sinupret® oder<br />
Bronchipret®.<br />
tetechnik (Trocknung, Reinigung, Verpackung<br />
und Lagerung) zu optimieren. Alle Arbeitsschritte<br />
von der Entwicklung des Saatguts,<br />
über den Heilpflanzenanbau und die Weiterverarbeitung<br />
bis zur Extraktproduktion und<br />
der Konfektionierung werden von umfangreichen<br />
Qualitätssicherungsmaßnahmen begleitet,<br />
ganz nach den obersten Maximen der<br />
Bionorica SE: Nachhaltigkeit, Transparenz und<br />
Reproduzierbarkeit.<br />
Nachhaltigkeit<br />
„Nur eine nachhaltige Rohstoffbeschaffung<br />
garantiert eine langfristige Rohstoffsicherheit“,<br />
so Göhler. Die Bionorica SE geht daher<br />
nur langfristige Kooperationen mit den<br />
Anbauern ein, um die Rohstoffe so nah wie<br />
möglich vom Ursprung und ohne lange Handelsketten<br />
zu lukrieren. Zusätzlich werden die<br />
Anbauflächen ständig gesteigert und gemäß<br />
der EU-Bioverordnung erfolgt ein sukzessiver<br />
Umstieg auf Bio-Qualität – ganz nach dem<br />
Motto „Aus der Natur, für die Natur“.<br />
Transparenz<br />
Die Qualität des pflanzlichen Rohstoffes<br />
wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie z.B.<br />
Bodenbeschaffenheit, Klima, Düngung, Erntezeitpunkt,<br />
Trocknung, genetisches Material,<br />
etc., wobei nicht alle dieser Faktoren zu 100%<br />
beeinflussbar sind. „Deshalb ist die Kenntnis<br />
dieser Einflüsse und deren Standardisierungen<br />
so wichtig“, erklärt Göhler. Um Transparenz zu<br />
erlangen verfügt jede in der Produktion eingesetzte<br />
Drogencharge über ein „Curriculum<br />
vitae“, das heißt, dass jede wichtige qualitätsbeeinflussende<br />
Maßnahme dokumentiert<br />
wird. Weiters werden die Rohstoffe ausschließlich<br />
nach der WHO-Richtlinie der GACP (Gute<br />
landwirtschaftliche- Sammel-Praxis) hergestellt<br />
und alle Rohstofflieferanten werden<br />
gemäß ebendieser Richtlinie auditiert.<br />
Reproduzierbarkeit<br />
Um ein stets gleich wirksames Arzneimittel<br />
produzieren zu können, muss die Qualität des<br />
pflanzlichen Rohstoffes reproduzierbar sein.<br />
Doch die Natur ist dahingehend unbeständig,<br />
ja unberechenbar. So wie die Qualität des<br />
Weines von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfällt,<br />
schwanken Inhaltsstoffe von Heilpflanzen<br />
abhängig von Standort, Bodenqualität<br />
,Wetter, Erntezeitpunkt, etc. „Je mehr dieser<br />
Einflussfaktoren standardisiert werden, umso<br />
eher gelingt es hochwertiges Drogenmaterial<br />
zu erhalten“, expliziert Göhler. Die Ernte selbst<br />
wird überwiegend in hauseigenen Produktionsstätten<br />
weiterverarbeitet. Unabhängig<br />
vom jeweiligen Ausgangsmaterial enthält<br />
das fertige Produkt eine exakt definierte,<br />
garantierte und gleichbleibende Zusammensetzung,<br />
die zunächst in zahlreichen Experimenten<br />
ermittelt und letztendlich in wissenschaftlichen<br />
Studien hinsichtlich Wirksamkeit,<br />
Verträglichkeit und Sicherheit evaluiert wird.<br />
Redaktion: Emanuel Munkhambwa
Nähere Informationen zum Inhalt und Ablauf der Tagung sowie der<br />
Anmeldung und den Zahlungsmodalitäten entnehmen Sie bitte<br />
dem Programm auf www.inkju.at<br />
Für Auskünfte und Fragen stehen Ihnen Frau Mag. Fröhlich bzw<br />
Frau Mag. Schwarz unter kinderschutz@live.at oder unter den Telefonnummern<br />
0650/980 5094 btw. 0676/601 6313 zur Verfügung.<br />
Veranstaltungsankündigung<br />
HiPP bietet Rundum-Kompetenz in Sachen Milchnahrung!<br />
Spezialnahrungen der neuesten Generation für sensible Bäuchlein<br />
fach ungesättigte Omega 3 & 6 Fettsäuren<br />
(LCP) und natürliche Milchsäurekulturen,<br />
die ursprünglich aus Muttermilch gewonnen<br />
wurden. Auch Muttermilch enthält eine<br />
Vielzahl natürlicher Milchsäurekulturen, die<br />
sich in Babys Darm ansiedeln und individuell<br />
unterschiedlich sein können. HiPP Anti Reflux<br />
ist außerdem die erste Spezialnahrung in Bio-<br />
Qualität!<br />
Für sensible Bäuchlein liefert die Natur<br />
die besten Ideen:<br />
HiPP Comfort Spezialnahrung bei Blähungen<br />
und Verstopfungen<br />
Auch die Verdauung kann Babys und deren<br />
Eltern manchmal ganz schön zu schaffen<br />
machen – besonders wenn geplagte Babys in<br />
den ersten Monaten anhaltend weinen, weil<br />
es im Bäuchlein zwickt. Das zarte Verdauungssystem<br />
muss erst noch ausreifen und sich mit<br />
der Zeit einpendeln. Für Babys mit besonders<br />
empfindlichem Bäuchlein, die über einen<br />
längeren Zeitraum unter Blähungen, Koliken<br />
oder Verstopfung leiden, empfiehlt sich<br />
die neue HiPP Comfort Spezialnahrung. Sie<br />
wirkt verdauungsregulierend und stuhlauflockernd,<br />
denn sie beinhaltet besonders leicht<br />
verdauliches Fett, das in seiner Struktur dem<br />
Vorbild Muttermilch sehr ähnlich ist. Zudem<br />
enthält die neue Spezialnahrung weniger<br />
Lactose, dafür aber aufgespaltenes Eiweiß,<br />
das vom Körper leichter verarbeitet werden<br />
kann. Orientiert am Vorbild der Muttermilch<br />
ist HiPP Comfort die erste Spezialnahrung<br />
mit einer Kombination aus natürlichen Milchsäurekulturen<br />
und wertvollen Ballaststoffen.<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
<strong>Kind</strong>erschutz auf der Flucht<br />
Flucht – Trauma – Retraumatisierung – ein Blick auf die österreichische Landschaft<br />
Wann: Donnerstag, 22. <strong>März</strong> <strong>2012</strong>, 9:00 - 17:00<br />
Wo: Europahaus Wien, Linzer Straße 429, 1140 Wien<br />
Kosten: € 60,00 (inkl. der Teilnahme an einem Workshop und Verpflegung<br />
Besonders in den ersten Lebensmonaten<br />
kann es vorkommen, dass es im Baby-Bäuchlein<br />
hin und wieder kneift oder Säuglinge<br />
nach der Nahrungsaufnahme mit dem Bäuerchen<br />
etwas Milch aufstoßen. Dies ist völlig<br />
normal und kein Grund zur Beunruhigung.<br />
Wenn Spucken und Bauchweh jedoch anhalten<br />
oder stärker sind als gewöhnlich, können<br />
die ersten Monate sehr anstrengend und<br />
belastend sein. In solchen Fällen können nach<br />
Rücksprache mit dem <strong>Kind</strong>erarzt Spezialnahrungen<br />
für Abhilfe sorgen.<br />
NEU: Die erste Spezialnahrung in Bio-<br />
Qualität – HiPP Anti-Reflux bei vermehrtem<br />
Aufstoßen und Spucken<br />
Die meisten Säuglinge spucken mit dem Bäuerchen<br />
ein wenig Milch. Der lateinische Ausdruck<br />
für dieses Phänomen lautet „Reflux“<br />
und bezeichnet den „Rückfluss“ in die Speiseröhre.<br />
Reflux und flüssiges Aufstoßen sind<br />
nicht mit Übelkeit verbunden und passieren<br />
ohne Kraftanstrengung: Die Nahrung<br />
steigt ganz einfach mit dem Bäuerchen wieder<br />
hoch. Bei vermehrtem Aufstoßen oder<br />
schwallartigem Spucken kann die neue HiPP<br />
Anti-Reflux Bio-Spezialnahrung Abhilfe verschaffen:<br />
Durch den Zusatz von hochwertigem<br />
Johannisbrotkernmehl, einem natürlichen<br />
Quellstoff, wird die Nahrung besonders<br />
sämig. Auf diese Weise bleibt sie besser im<br />
Magen und vermindert den Rückfluss in die<br />
Speiseröhre. Die HiPP Anti-Reflux Bio-Spezialnahrung<br />
ist geeignet für Babys in den<br />
ersten Lebensmonaten. Sie liefert alle wichtigen<br />
Nährstoffe sowie langkettige, mehr-<br />
10 Jahre <strong>Kind</strong>erschutzlehrgang<br />
22. <strong>März</strong> <strong>2012</strong><br />
INKiJu<br />
Interdisziplinäres Netzwerk für<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendliche<br />
Fürstenweg 8, 2371 Hinterbrühl<br />
Tel.: +43(0)2236/204-7612<br />
Fax: +43(0)2236/204-7633<br />
kinderschutz@live.at<br />
www.inkju.at<br />
Diese Ballaststoffe sorgen für den Aufbau<br />
einer gesunden Darmflora nach dem Vorbild<br />
gestillter Säuglinge.<br />
Die neuen Spezialnahrungen von HiPP sind in<br />
Drogeriemärkten erhältlich. Generell sollten<br />
Spezialnahrungen stets in Rücksprache mit<br />
dem <strong>Kind</strong>erarzt verwendet werden!<br />
Neu: HiPP Anti-Reflux Bio-Spezialnahrung (500g)<br />
UVP € 11,99<br />
Neu: HiPP Comfort Spezialnahrung (500g)<br />
UVP € 11,99<br />
Weitere Informationen:<br />
Pressekontakt HiPP:<br />
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Tel.: +49(0)8441/757-516, isabelle.feix@hipp.de<br />
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Ecker & Partner<br />
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Mag. Johannes Mak<br />
Tel.: +43(0)1/59932-36, j.mak@eup.at<br />
Mag. Astrid van Erven, MAS<br />
Tel.: +43(0)1/59932-50, a.vanerven@eup.at<br />
47
Interview<br />
„Verpflichtet sind wir vor allem den<br />
<strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen …“<br />
Ein Interview mit Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, dem neuen Präsidenten der<br />
Österreichischen Gesellschaft für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde (ÖGKJ)<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold KeRbl<br />
LKH Leoben-Eisenerz<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Vordernberger Straße 42<br />
8700 Leoben<br />
Tel.: +43(0)3842/401-2438<br />
Fax: +43(0)3842/401-2738<br />
reinhold.kerbl@lkh-leoben.at<br />
48<br />
Nachdem Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus<br />
Schmitt seine dreijährige Amtsfunktion<br />
mit Ende 2011 beendet hat (siehe Interview<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> 6/2011), folgt ihm Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl als Präsident<br />
der ÖGKJ nach. <strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong> sprach<br />
mit dem Vorstand der Abteilung für <strong>Kind</strong>er<br />
und Jugendliche am LKH Leoben über<br />
seinen bisherigen Weg, seine Erfahrungen<br />
in der Gesellschaft sowie über seine<br />
Ziele, Erwartungen und Wünsche.<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Sie sind schon seit einigen Jahren<br />
in der ÖGKJ tätig. Wie sieht Ihr bisheriger Weg<br />
in der Gesellschaft aus?<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl: Seitdem<br />
ich <strong>Kind</strong>erarzt bin, bin ich auch in der Gesellschaft<br />
Mitglied. Ich bin im Jahr 2003, als Univ.-<br />
Prof. Dr. Müller Präsident wurde, Sekretär<br />
geworden und war dann auch während der<br />
Präsidentschaft von Univ.-Prof. Dr. Kaulfersch<br />
zeitweise erster Sekretär. Jetzt bin ich sozusagen<br />
in das Präsidentenamt „aufgestiegen“.<br />
Ich empfinde das als große Ehre, aber auch<br />
als Verpflichtung gegenüber der ÖGKJ, in der<br />
ich auch schon Arbeitsgruppen und Referate<br />
leiten durfte, u.a. jene für Aus- und Weiterbildung<br />
sowie die Monatsschrift <strong>Kind</strong>erheilkunde,<br />
unser offizielles Gesellschaftsorgan.<br />
Ich habe also schon einige Tätigkeiten in der<br />
ÖGKJ hinter mir, und jetzt eine sehr entscheidende<br />
vor mir.<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Wie haben Sie Ihre bisherigen<br />
Funktionen in der ÖGKJ erlebt?<br />
R. Kerbl: Sehr interessant, sehr arbeitsreich,<br />
sehr lehrreich. Mit der Möglichkeit zu vielen<br />
Kontakten, die einen guten Einblick geben,<br />
wie die Dinge in der Gesundheitspolitik vor<br />
sich gehen. Im Klinikalltag arbeitet man ja viel<br />
mit Patienten, aber wie und warum gesund-<br />
heitspolitische Entscheidungen getroffen<br />
werden, bekommt man oft nicht mit. Das<br />
erlebt und erlernt man nur, wenn man in<br />
einer derartigen „öffentlichen“ Funktion tätig<br />
ist. Man erfährt dabei viel über „das System“,<br />
aber auch über dessen Grenzen und Hürden.<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Wie sehen Sie die ÖGKJ und deren<br />
Position in Österreich?<br />
R. Kerbl: Die ÖGKJ ist in erster Linie eine wissenschaftliche<br />
Institution. D.h., die Gesellschaft<br />
sollte sich in erster Linie um die fachlichen<br />
Inhalte kümmern, erst an zweiter Stelle<br />
stehen die standespolitischen Agenden.<br />
Naturgemäß lassen sich die beiden Bereiche<br />
aber nicht ganz voneinander trennen. Wichtig<br />
ist, dass in der ÖGKJ alle <strong>Kind</strong>erärztinnen<br />
und <strong>Kind</strong>erärzte Platz finden, von den Niedergelassenen<br />
hin bis zu den in der universitären<br />
Forschung Tätigen. Leider wird für meine<br />
Begriffe unsere Fachgesellschaft in Österreich<br />
zum Teil zu wenig wahrgenommen. Die pädiatrische<br />
Expertise wird oft woanders gesucht<br />
und nicht dort, wo sie traditionell verankert<br />
ist. In der ÖGKJ gibt es immerhin über<br />
40 Arbeitsgruppen und 1.400 <strong>Kind</strong>er- und<br />
JugendärztInnen, die über alle Besonderheiten<br />
des <strong>Kind</strong>es- und Jugendalters Bescheid<br />
wissen und über reichlich Erfahrung verfügen.<br />
Es schmerzt dann manchmal schon,
Inhalt<br />
wenn man an uns vorbei arbeitet und uns<br />
nicht miteinbezieht. Es sind v.a. politische Institutionen,<br />
die manchmal nach Gutdünken<br />
ihre Gutachter und Berater aussuchen und<br />
nicht dort nachfragen, wo wirklich die Kenntnisse<br />
dafür da sind.<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Ihr Vorgänger Univ.-Prof. Prim. Dr.<br />
Klaus Schmitt beschrieb Sie im Interview als<br />
„Garant“ und Insider: Was sind Ihre Ziele als<br />
Präsident der ÖGKJ?<br />
R. Kerbl: Meine unmittelbaren Vorgänger<br />
Professor Müller, Professor Kaulfersch und<br />
zuletzt Herr Professor Schmitt haben die<br />
ÖGKJ mit viel Sachkenntnis und Engagement<br />
durch eine schwierige Zeit geführt und Vieles<br />
erreicht. Ich möchte diesen Weg fortsetzen<br />
und weitere Verbesserungen für die kindermedizinische<br />
Versorgung in Österreich erreichen.<br />
Das Hauptziel muss dabei sein, dass<br />
<strong>Kind</strong>er und Jugendliche noch besser wahrgenommen<br />
werden als bisher. Ihnen sind wir in<br />
erster Linie verpflichtet, und für sie sollten wir<br />
die bestmögliche Versorgung erreichen. Das<br />
beginnt eben mit der adäquaten Wahrnehmung<br />
von <strong>Kind</strong>ern und Jugendlichen. Es gibt<br />
mehrere Bereiche, wo das derzeit noch der<br />
Fall ist. Dem oft missbrauchten Spruch „<strong>Kind</strong>er<br />
sind keine kleinen Erwachsenen“ begegne<br />
ich manchmal mit der Antwort: „Ja, leider.<br />
Denn wären sie (kleine) Erwachsene, wären<br />
sie Wähler und dann würde man sich wohl<br />
mehr um ihre Interessen kümmern.“ Daher<br />
ist es unsere Aufgabe, dass wir als ÖGKJ uns<br />
um die Ziele der <strong>Kind</strong>er- und Jugendgesundheit<br />
kümmern und sie entsprechend in der<br />
Öffentlichkeit vertreten.<br />
Ein Bespiel dafür ist die <strong>Kind</strong>er- und Jugendrehabilitation,<br />
für die wir seit Jahren kämpfen.<br />
Österreich hat über 8.000 Rehabilitationsplätze<br />
für Erwachsene, aber nur 50 für<br />
<strong>Kind</strong>er! Der Ausbau der <strong>Kind</strong>erreha wird seit<br />
über 12 Jahren blockiert. Ein anderes Beispiel<br />
sind die <strong>Kind</strong>erarzneimittel. Viele Medikamente<br />
sind für <strong>Kind</strong>er und Jugendliche nicht<br />
zugelassen und müssen „off label“ verwendet<br />
werden, weil sich niemand um die Zulassung<br />
kümmert bzw. die Studien dazu betreibt.<br />
Schwere Defizite haben wir auch in der kinderpsychosomatischen<br />
und kinderpsychiatrischen<br />
Versorgung, da bleibt noch viel zu<br />
tun, auch in Zusammenarbeit mit anderen<br />
Sonderfächern. Schließlich wird auch die Vertiefung<br />
der Prävention Teil meiner Arbeit als<br />
ÖGKJ-Präsident sein. Im Bereich von Unfallprävention,<br />
Prävention durch Impfungen,<br />
Prävention chronischer Volkskrankheiten wie<br />
„Es schmerzt manchmal schon,<br />
wenn man an uns vorbei arbeitet<br />
und uns nicht miteinbezieht.”<br />
Fettsucht und Diabetes gibt es noch reichlich<br />
Verbesserungspotenzial, und in dieser Richtung<br />
müssen wir noch sehr viel tun.<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Mit welchen Erwartungen treten<br />
Sie die Präsidentschaft an?<br />
R. Kerbl: Ich erwarte mir zunächst, dass uns<br />
hoffentlich viele Leute zuhören und unsere<br />
Argumente, die die Argumente der <strong>Kind</strong>er<br />
und Jugendlichen sein sollten, ernst nehmen.<br />
Ich hoffe, dass es in 3 Jahren etwas mehr<br />
Bewusstsein für <strong>Kind</strong>er und Jugendliche<br />
geben wird.<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Der Österreichische Gesundheitsplan<br />
wurde in der vergangenen Amtsperiode<br />
initiiert. Wie wollen sie dessen Umsetzung<br />
vorantreiben?<br />
R. Kerbl: Unsere Gesellschaft war sehr maßgeblich<br />
an der Erarbeitung des Österreichischen<br />
<strong>Kind</strong>ergesundheitsplanes beteiligt,<br />
den Herr Minister Stöger im Herbst 2011 vorgestellt<br />
hat. In Wirklichkeit ist dieser gar nicht<br />
so neu, da es bereits im Jahr 2004 unter Frau<br />
Bundesministerin Rauch-Kallat einen solchen<br />
Plan gegeben hat. Dazu muss man natürlich<br />
sagen: Ein Plan ist nur gut, wenn er dann auch<br />
umgesetzt wird. Unsere Gesellschaft wird also<br />
sehr auf die Umsetzung drängen und wir werden<br />
von uns aus eine aktive Zusammenarbeit<br />
anbieten. Wir können viele der Inhalte durch<br />
unsere aktive Expertenarbeit, die natürlich<br />
immer ehrenamtlich sein wird, unterstützen.<br />
Aber natürlich fordern wir auch dort, wo es<br />
notwendig ist, von der Politik etwas ein. So<br />
wird es in gewissen Bereichen zusätzlicher<br />
finanzieller Mittel bedürfen, denn es kann<br />
nicht immer alles kostenneutral sein. Wenn<br />
man eine Verbesserung des Mutter/<strong>Kind</strong>-Passes<br />
andenkt, muss es auch erlaubt sein über<br />
Mehrkosten zu sprechen, z.B. für sozialpädiatrische<br />
Betreuung. Vernachlässigte oder misshandelte<br />
<strong>Kind</strong>er, <strong>Kind</strong>er aus dem Drogenmilieu<br />
und von <strong>Kind</strong>erarmut Betroffene sind ein<br />
Patientenkollektiv, das bisher noch viel zu<br />
wenig Beachtung gefunden hat. Oder auch<br />
die „<strong>Kind</strong>er, die keiner will“ – damit meine ich<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
<strong>Kind</strong>er und Jugendliche mit Aggressionen,<br />
kriminellem Potenzial und dgl., die oft sozial<br />
schwer oder gar nicht integrierbar sind. Auch<br />
sie verdienen aber unsere Zuwendung und<br />
Fürsorge!<br />
<strong>Arzt</strong>+<strong>Kind</strong>: Was wünschen Sie sich in Ihrer<br />
Amtszeit von Ihren Kolleginnen und Kollegen<br />
und der Politik?<br />
R. Kerbl: Von meinen Kolleginnen und Kollegen<br />
wünsche ich mir, dass sie sich sehr<br />
aktiv an der Arbeit beteiligen. Als Präsident<br />
einer wissenschaftlichen Gesellschaft kann<br />
man nur so gut sein wie die Gesellschaft als<br />
Ganzes ist. Man ist wie ein Stürmer in einer<br />
Fußballmannschaft: Wenn man kein Zuspiel<br />
bekommt, kann man kein Tor schießen. Diese<br />
Unterstützung wünsche ich mir, und damit<br />
rechne ich eigentlich auch. Von der Politik,<br />
aber auch von den Universitäten wünsche<br />
ich mir, dass die Pädiatrie jenen Stellenwert<br />
erhält, der ihr eigentlich zusteht. Bisher<br />
bezeichnet man ja leider unser Fach oft als<br />
„kleines Fach“. Dabei wird offensichtlich die<br />
teilweise Kleinheit unserer Patienten mit der<br />
Größe des Faches verwechselt. Tatsächlich<br />
kann sich aber die Pädiatrie durchaus mit<br />
der Inneren Medizin messen, sie ist letztlich<br />
die „Innere Medizin des frühen Lebens“. Ich<br />
wünsche mir, dass unsere Politiker <strong>Kind</strong>er<br />
und Jugendliche nicht nur aus dem gesundheitsökonomischen<br />
Blickwinkel betrachten,<br />
sondern dass sie auch an das Individualwohl<br />
unserer Patienten denken. Denn <strong>Kind</strong>er sind<br />
nicht nur unsere Zukunft – sie haben auch<br />
eine Gegenwart!<br />
Lieber Hr. Prof. Kerbel wir danken für das<br />
Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute!<br />
49
Serie: Wiener <strong>Kind</strong>erklinik<br />
Die soziale Verantwortung in<br />
Forschung und Wissenschaft - Teil 2<br />
Ao. Univ.-Prof. Dr. Ulrike Salzer Muhar<br />
Universitätsklinik für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
In den einzelnen Subspezialitäten der<br />
Pädiatrie wird auf hohem internationalem<br />
Niveau fachspezifisch zur Vertiefung<br />
des Fachwissens und in Bezug auf medizinisches<br />
Outcome und Quality of Life<br />
geforscht. Beides spiegelt die Qualität<br />
der Medizin in der Vergangenheit wider.<br />
Welche der gemeinsamen Themen hätten<br />
gesellschaftliche Relevanz und könnten<br />
letztlich auch sozial wirksam sein?<br />
Arzneimittelforschung an <strong>Kind</strong>ern/für <strong>Kind</strong>er<br />
„Better Medicines for Children“, „Children<br />
as therapeutic orphans“ – mittlerweile ist<br />
bereits der breiten Öffentlichkeit bekannt,<br />
dass 50-90% der bei <strong>Kind</strong>ern eingesetzten<br />
Medikamente nicht an <strong>Kind</strong>ern getestet bzw.<br />
für die Anwendung bei <strong>Kind</strong>ern zugelassen<br />
sind. Dass Medikamentenstudien an <strong>Kind</strong>ern/<br />
für <strong>Kind</strong>er notwendig sind, daran besteht<br />
kein Zweifel. Aber sind sie in der Realität auch<br />
durchführbar?<br />
Ethische Bedenken von Seiten vieler kinderärztlicher<br />
FachkollegInnen und ein veritables<br />
Grundmisstrauen von Seiten der Eltern,<br />
die Studien an <strong>Kind</strong>ern zwar im allgemeinen<br />
Fall, aber nicht im eigenen, besonderen gutheißen,<br />
sind noch immer präsent. Die Konzeption<br />
solcher Studien ist ebenso aufwändig<br />
wie der organisatorische Ablauf bis zur<br />
endgültigen Genehmigung, letztlich werden<br />
häufig vor allem jene Medikamente ausgewählt,<br />
in denen Firmen ein zukünftiges wirtschaftliches<br />
Potential sehen.<br />
Sowohl an der Wiener <strong>Kind</strong>erklinik als auch<br />
im St. Anna <strong>Kind</strong>erspital gibt es hochqualitative<br />
Experten mit internationaler Reputation<br />
zu diesem Thema – wahrscheinlich könnte<br />
das zukünftige Wiener Pädiatrische Zentrum<br />
einen großen sozialen Beitrag leisten, wenn<br />
es die Arzneimittelforschung an <strong>Kind</strong>ern zu<br />
einem seiner zukünftigen Schwerpunkte<br />
machen und es sowohl durch eine professionelle<br />
interne Kommunikation mit den Eltern<br />
einzuschließender <strong>Kind</strong>er als auch durch<br />
Öffentlichkeitsarbeit enttabuisieren würde.<br />
Therapien für Orphan Diseases<br />
Die soziale Diskussion über die klinische<br />
Anwendung der Forschungsergebnisse und<br />
Finanzierung mitunter sehr teurer Enzymersatztherapien<br />
im metabolischen Bereich<br />
entsteht aus der ökonomisch orientierten<br />
50<br />
Frage nach Kosteneffektivität, aber auch aus<br />
der medizinisch-ethischen Frage nach Priorisierung<br />
bei vorgegebenen Ressourcen. Wir<br />
brauchen die Zeit und zumindest mittelfristige<br />
Nachuntersuchungen, um zu entscheiden,<br />
ob diese Therapien den betroffenen <strong>Kind</strong>ern<br />
und ihren Familien nur die Illusion auf<br />
Besserung vermitteln, oder ob sie tatsächlich<br />
längerfristige Kursänderungen im schicksalhaft<br />
vorgegebenen Krankheitsverlauf bewirken.<br />
Teure Therapien bei seltenen metabolischen<br />
Erkrankungen brauchen letztlich gute<br />
und reflektierte Kriterien für den Therapiebeginn<br />
bzw. den -abbruch und das offene<br />
Gespräch über das behinderte <strong>Kind</strong> in unserer<br />
Gesellschaft, aber auch die Diskussion<br />
über die präemptive genetische Diagnostik.<br />
Aber: werden alle diese Fragen auch bei teuren<br />
Therapien in der Medizin für Erwachsene<br />
gestellt?<br />
Sozialpädiatrische Forschung – <strong>Kind</strong>erarmut<br />
und Gesundheit<br />
Durch die Position unserer Stadt und ihrer<br />
Nähe zu Osteuropa sind ideale Voraussetzungen<br />
gegeben, sich aktiv an EU-unterstützten<br />
Projekten zur „Diversity of Care and/or<br />
Inequalities of Care“, insbesondere in den<br />
neuen Mitgliedsländern, im Westbalkan<br />
und EU-Anwärterstaaten in Südosteuropa<br />
zu beteiligen. Eine solche Forschung wäre<br />
auch im Sinne der „M8 Alliance for Academic<br />
Health Centers and Medical Universities“, die<br />
die partnerschaftliche Kooperation zwischen<br />
akademischen Leadern und politischen Entscheidungsträgern<br />
anstrebt, um aktuelle<br />
und zukünftige gesundheitsrelevante Fragen<br />
gemeinsam zu beantworten: „Academic<br />
medicine must take more responsibility for<br />
global health“ (1) – ja, aber entscheidend ist<br />
dabei, sich nicht politisch vereinnahmen zu<br />
lassen und größtmögliche Unabhängigkeit<br />
zu bewahren.<br />
Zukunft zeigt sich im Allgemeinen nicht im<br />
Mainstream, sondern zuerst in den Rand-<br />
und Grenzbereichen. Einer dieser Grenzbereiche<br />
ist die Nacht in der Notfallambulanz<br />
der <strong>Kind</strong>erklinik. Und was dann als Zukunft<br />
erkennbar ist, bedeutet ein Zuviel an Armut,<br />
Multikulturalität, Migration und damit assoziierter<br />
kindlicher Krankheit. Auch tagsüber<br />
umfasst die Klientel der Notfallambulanz die<br />
<strong>Kind</strong>er und Jugendlichen aus den einkommensschwächeren<br />
– sie würden sich selbst<br />
kaum gerne arm nennen – Bevölkerungsgruppen<br />
unserer Stadt, und ihre Gesundheit<br />
ist durchaus ein Maß für die Güte unseres<br />
Gesundheitssystems. Die Analyse der Daten<br />
der Notfallambulanz könnte somit zweifellos<br />
einen Einblick in die psychische/physische<br />
Gesundheit bzw. Krankheit dieser <strong>Kind</strong>er<br />
und Jugendlichen geben. Ihre Auswertung<br />
wäre eine solide Grundlage für zukunftsorientierte<br />
Entscheidungen – im Hinblick auf<br />
<strong>Kind</strong>erarmut und -krankheit – bzw. Voraussetzung<br />
für die Verwirklichung von Gesundheit<br />
(2). Eine solche lokal orientierte sozialpädiatrische<br />
Forschung im Sinne unserer Stadt<br />
braucht nicht nur finanzielle, personelle und<br />
epidemiologische Ressourcen, sondern auch<br />
bereits akademisch gut positionierte Leader<br />
mit primärem Interesse an Veränderung –<br />
nicht an einer Publikation mit hohem Impactfaktor.<br />
Aber: auch die Forschung kann sich<br />
ihrer sozialen Verantwortung nicht entziehen<br />
und auch hier wird sich einiges ändern. In<br />
der Zukunft wird bei der Bewertung wissenschaftlicher<br />
Publikationen auch der „soziale“,<br />
gesellschaftliche Aspekt bewertet werden:<br />
die soziale Auswirkung und gesellschaftliche<br />
Relevanz der Ergebnisse und die für die Publikation<br />
verwendeten gesellschaftlichen Mittel<br />
und menschlichen Ressourcen (3, 4).<br />
Literatur:<br />
(1) Adli M et al. Lancet 2010; 376(9748):1197-1198<br />
(2) Vgl. Sen A. The Idea of Justice. Penguin Books Ltd,<br />
2009. Copyright Amartya Sen<br />
(3) Watts G. BMJ 2009; 338:b553<br />
(4) Niederkrotenthaler T et al., Nature 2011;<br />
469(7328):34<br />
Gedanken zur sozialen Verantwortung der<br />
Wiener <strong>Kind</strong>erklinik<br />
von Ulrike Salzer-Muhar<br />
88 Seiten; 210 mm x 148 mm<br />
2011 facultas Universitätsverlag<br />
ISBN 978-3-7089-0773-4<br />
12,90 EUR (inkl. USt.)
Inhalt<br />
<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />
Nocutil® 0,2 mg - Tabletten<br />
Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 0,2 mg Desmopressinacetat entsprechend 0,178 mg Desmopressin. Sonstige Bestandteile: Jede Tablette enthält 120 mg Lactose-<br />
Monohydrat, Kartoffelstärke, Povidon (K25), Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung der primären Enuresis nocturna bei<br />
<strong>Kind</strong>ern ab 5 Jahren nach Ausschluss organischer Ursachen und wenn andere, nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen erfolglos waren. Zur Behandlung des Vasopressinsensitiven<br />
zentralen Diabetes insipidus. Zur Behandlung der Nykturie verbunden mit nächtlicher Polyurie bei Erwachsenen (bei einer Urinproduktion in der Nacht, welche<br />
die Blasenkapazität überschreitet). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile von Nocutil – Tabletten, Neurologische<br />
Erkrankungen und Demenz, Primäre und psychogene Polydipsie oder Polydipsie bei Alkoholikern, Herzinsuffizienz und andere Erkrankungen, die eine Behandlung<br />
mit Diuretika erfordern, Hyponatriämie oder eine Prädisposition zu Hyponatriämie, Mäßig starke bis schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter<br />
50 ml/min), Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH). Desmopressin - Tabletten sind nicht zur Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern (unter einem<br />
Alter von 5 Jahren) bestimmt. Pharmakotherapeutische Gruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Vasopressin und Analoga. ATC Code: H01BA02. Packungsgrößen<br />
15, 60 Tabletten. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Kassenstatus: Kassenfrei, Yellow Box, RE2 Zulassungsinhaber: Gebro Pharma GmbH, A-6391 Fieberbrunn,<br />
Telefon: 0043/5354/5300-0, Telefax: 0043/5354/5300-710. Stand der Information: Jänner 2011.<br />
Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />
und Stillzeit und Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />
EpiPen 0,3 mg Injektionslösung, EpiPen Junior 0,15 mg Injektionslösung. Qualtiative und quantitative Zusammensetzung: 1 ml enthält 1 mg Epinephrin<br />
(Adrenalin).Eine Einzeldosis (0,3 ml) enthält 0,3 mg (300 Mikrogramm) Epinephrin. Epipen Junior: 1 ml enthält 0,5 mg Epinephrin (Adrenalin). Eine Einzeldosis (0,3<br />
ml) enthält 0,15 mg (1500 Mikrogramm) Epinephrin. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Natriummetabisulfit, Salzsäure (zur pH-Wert Einstellung), Wasser für Injektionszwecke.<br />
Anwendungsgebiete: EpiPen ist für die Notfallbehandlung eines schweren anaphylaktischen Schocks oder einer allergischen Reaktion z.B. auf Insektenstiche<br />
oder Insektenbisse, Nahrungs-oder Arzneimittel indiziert. Gegenanzeigen: Es sind keine absoluten Kontraindikationen für die Anwendung von EpiPen<br />
bei einem allergischen Notfall bekannt. Pharmakotherapeutische Gruppe: Kardiostimulanzien exkl. Herzglykoside, ATC Code: C01CA<strong>24.</strong> Inhaber der Zulassung:<br />
Meda Pharma GmbH, Wien. Rezept-und apothekenpflichtig. Angaben über Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung<br />
mit anderen Mitteln, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten<br />
Fachinformation.<br />
www.meda.at<br />
Sinupret® Tropfen:<br />
Zusammensetzung: 100 g enthalten einen wässrig-alkoholischen Auszug (Auszugsmittel 59 Vol.-% Ethanol) aus: Enzianwurzel 0,2 g, Schlüsselblumen mit Kelch 0,6 g, Sauerampferkraut<br />
0,6 g, Holunderblüten 0,6 g, Eisenkraut 0,6 g; Enthält 19 Vol.-% Ethanol, 1 ml = 0,98 g = ca.17 Tropfen, 1 ml enthält 0,15 g Ethanol. Hilfsstoffe: Ethanol, Wasser.<br />
Anwendungsgebiete: Zur Verflüssigung von zähem Schleim und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen Katarrhen der Atemwege, insbesondere<br />
der Nasennebenhöhlen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil. ATC-Code: R05CB10.<br />
Sinupret® Saft: Zusammensetzung: 100 g enthalten 10 g Auszug (Droge/Extraktverhältnis 1:11) aus 0,07 g Enzianwurzel, 0,207 g Eisenkraut, 0,207 g Gartensauerampferkraut,<br />
0,207 g Holunderblüten, 0,207 g Schlüsselblumenblüten mit Kelch; Auszugsmittel: Ethanol 59% (V/V). 1ml enthält 1,21g. Sonstige Bestandteile: Das Arzneimittel<br />
enthält 8 % (V/V) Alkohol und 65,2 g flüssiges Maltitol. Liste der sonstigen Bestandteile: Maltitol-Lösung, gereinigtes Wasser, Ethanol, Kirscharoma. Anwendungsgebiete:<br />
Zur Verflüssigung von zähem Schleim und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen Katarrhen der Atemwege, insbesondere der Nasennebenhöhlen.<br />
Gegenanzeigen: Sinupret Saft darf nicht eingenommen werden, wenn Überempfindlichkeiten (Allergien) gegenüber Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten,<br />
Gartensauerampferkraut, Holunderblüten, Eisenkraut oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels bestehen. ATC-Code: R05CB10<br />
Sinupret®-Dragees: Zusammensetzung: 1 Dragee enthält : Radix gentianae 6 mg, Flores primulae cum calycibus 18 mg, Herba rumicis var. 18 mg, Flores sambuci 18 mg,<br />
Herba verbenae 18 mg. Hilfsstoffe: Kartoffelstärke, Hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose, Gelatine, Sorbitol, Stearinsäure, Calciumcarbonat, Glucosesirup, Magnesiumoxid,<br />
Maisstärke, basisches Polymethacrylat, Montanglycolwachs, Natriumcarbonat, Polyvidon, Rizinusöl, Saccharose, Schellack, Talkum, Farbstoffe: Chinolingelb (E 104), Indigotin<br />
(E 132), Titandioxid (E 171). Anwendungsgebiete: Zur Verflüssigung von zähem Schleim und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen<br />
Katarrhen der Atemwege, insbesondere der Nasennebenhöhlen. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil darf Sinupret nicht eingenommen<br />
werden. Da die Dragees nicht teilbar sind, sind diese für <strong>Kind</strong>er unter 12 Jahren nicht geeignet. ATC-Code: R05X<br />
Sinupret® forte Dragees:<br />
Zusammensetzung: 1 Dragee enthält: Radix gentianae (Enzianwurzel) 12 mg, Flores primulae cum calycibus 36 mg (Schlüsselblumenblüten mit Kelch), Herba rumicis<br />
var. (Ampferkraut) 36 mg, Flores sambuci (Holunderblüten) 36 mg, Herba verbenae (Eisenkraut) 36 mg. Hilfsstoffe: Kartoffelstärke, Hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose,<br />
Gelatine, Sorbitol, Stearinsäure, Calciumcarbonat, Glukosesirup, Magnesiumoxid, Maisstärke, Basisches Polymethacrylat, Montanglycolwachs, Natriumcarbonat, Polyvidon,<br />
Rizinusöl, Saccharose, Schellack, Talkum, Farbstoffe: Chinolingelb (E 104), Indigotin (E 132), Titandioxid (E 171). Anwendungsgebiete: Zur Verflüssigung von zähem Schleim<br />
und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen Katarrhen der Atemwege, insbesondere der Nasennebenhöhlen. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit<br />
gegenüber einem Bestandteil darf Sinupret forte nicht eingenommen werden. Da die Dragees nicht teilbar sind, sind diese für <strong>Kind</strong>er nicht geeignet. Für<br />
<strong>Kind</strong>er über 12 Jahren stehen Sinupret Dragees zur Verfügung. ATC-Code: R05X<br />
Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie<br />
bitte der veröffentlichten Fachinformation. Hersteller und Zulassungsinhaber: Bionorica SE, 92318 Neumarkt, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />
Rezeptfrei, apothekenpflichtig<br />
Antibiophilus - Kapseln, Antibiophilus - Beutel;<br />
Zusammensetzung: 1 Kapsel zu 250mg bzw. 1 Beutel zu 1,5g enthält lebensfähige Keime von Lactobacillus casei, var. rhamnosus mit einer Mindestkeimzahl von<br />
10 9 pro Gramm. Hilfsstoffe: Kapseln: Kartoffelstärke, Lactose, Maltodextrine, Natriumthiosulfat, Natriumglutamat, Magnesiumstearat; Gelatine, Titandioxid E-171;<br />
Beutel: Kartoffelstärke, Lactose, Maltodextrine. Anwendungsgebiete: Durchfälle unterschiedlicher Genese, insbesondere auch Behandlung von durch Antibiotikatherapie<br />
oder durch Strahlenbehandlung bedingten Durchfällen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile. Die Informationen bez.<br />
Warnhinweisen, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: Rezeptfrei, apothekenpflichtig.<br />
ATC-Klasse: A07FA01 Zulassungsinhaber: Germania Pharmazeutika GesmbH, 1150 Wien<br />
ben-u-ron Saft<br />
ZUSAMMENSETZUNG: 5 ml Sirup (= 1 Messlöffel) enthalten als Wirkstoff: 200 mg Paracetamol. Sonstige Bestandteile: Saccharose, Methyl-4-hydroxybenzoat<br />
(E 218), Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216), Natriumcitrat, Tragant, Zitronensäure-Monohydrat, Sahne-Aroma, Gelborange S (E 110), gereinigtes Wasser. ANWEN-<br />
DUNGSGEBIETE: Fieber- und Schmerzzustände, wie z.B. Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Muskelschmerzen, rheumatische Schmerzen,Menstruationsbeschwer<br />
den, Fieber und Schmerzen bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile. Schwere<br />
Leber- und Nierenfunktionsstörungen, genetisch bedingter Mangel an Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase (Symptom: hämolytische Anämie). Bei Säuglingen<br />
darf ben-u-ron Saft nicht ein gesetzt werden. Übermäßiger bzw. chronischer Alkoholgenuß (siehe 4.5) ATC-Code: N02BE01. INHABER DER ZULASSUNG: SIGMA-<br />
PHARM Arzneimittel GmbH, 1200 Wien. REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezeptfrei mit W2, apothekenpflichtig.<br />
Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />
und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />
ben-u-ron 1000 mg - Tabletten<br />
QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Wirkstoff: 1 Tablette enthält 1000 mg Paracetamol. Sonstige Bestandteile: Carboxymethylstärke<br />
Natrium (Typ A, Ph. Eur.), Povidon (K 29-32), Stearinsäure (Ph. Eur.), Talkum, Maisstärke, gefälltes Siliciumdioxid. ANWENDUNGSGEBIETE: Symptomatische Behandlung<br />
leichter bis mäßig starker Schmerzen (wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen) und/oder Fieber. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit<br />
gegen Paracetamol oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere hepatozelluläre Insuffizienz (Child-Pugh > 9). Genetisch bedingter Mangel an Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase<br />
(Symptom: hämolytische Anämie). Chronischer Alkoholmissbrauch. ATC-Code: N02BE01. INHABER DER ZULASSUNG: SIGMAPHARM Arzneimittel<br />
GmbH, 1200 Wien. REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: Rezept- und apothekenpflichtig<br />
Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />
und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />
51
Enuresis nocturna<br />
rasch & kosteneffizient therapieren<br />
52<br />
Hipp<br />
Fachkurzinformation siehe Seite XX 51<br />
GPB.NOC 100607<br />
Nocutil ®<br />
0,2 mgTabletten<br />
In der<br />
hellgelben Box!<br />
trocken<br />
echt cool!