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24. März 2012 - Arzt + Kind

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Fachkurzinformation Seite 51<br />

Essstörungen<br />

psychiatrischer Expertise kann in manchen<br />

Fällen zur sonst vermeidbaren Chronifizierung<br />

beitragen. Das begründet sich nicht nur<br />

im medizinischen Wissen sondern vor allem<br />

in der Notwendigkeit, multidisziplinär anzusetzen.<br />

Dafür bestehen die ausreichenden<br />

und idealen Voraussetzungen traditionell nur<br />

im Fachgebiet der <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />

sowie der erfahrenen Psychosomatik<br />

(siehe auch: Purtscher-Penz & Trabi 2011).<br />

Tagesklinische Strukturen sowie Fachabteilungen<br />

die nur PatientInnen mit Essstörungen<br />

behandeln fehlen in Österreich weitgehend.<br />

Darin unterscheiden wir uns von den<br />

Gegebenheiten in Deutschland oder der<br />

Schweiz sehr unvorteilhaft. Es ist bekannt:<br />

Spezialeinrichtungen für Essstörungen, die<br />

besonders die Schwerstkranken behandeln,<br />

ermöglichen ihren KlientInnen die beste Prognose,<br />

das sollte zu denken und die Politiker<br />

zum Handeln bewegen.<br />

Für einen detaillierten Überblick über die<br />

empirische Datenlage zur Behandlung der<br />

Essstörungen kann aktuell auf die S3-Leitlinie<br />

„Essstörungen“ der Deutschen Gesellschaft<br />

für Essstörungen (gem. mit anderen Fachgesellschaften)<br />

verwiesen werden. Sie findet<br />

sich unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“.<br />

Auch die psychopharmakologische Behandlung<br />

bei Essstörungen wurde rezent von<br />

Aigner et al. (2011) zusammengefasst und<br />

ist unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“<br />

abrufbar.<br />

44<br />

Zusammenfassung<br />

essstörungen sind keine ernährungsstörungen<br />

sondern psychische Störungen. ihre<br />

Klassifikation wird demnächst in verschiedenen<br />

Subbereichen neu gefasst. Knaben,<br />

die zwar selten betroffen sind, dürften –<br />

gemäß seltenen epidemiologischen Studien<br />

(auch aus österreich) – zukünftig häufiger<br />

zur Vorstellung kommen. Ätiologisch<br />

kann ein gen-Umwelt-interaktionsmodell<br />

hilfreich für das Verständnis sein. besondere<br />

berücksichtigung sollten immer die<br />

komorbiden Störungen finden, da sie häufig<br />

sind und den behandlungsverlauf verkomplizieren.<br />

Die Therapien sollten einem<br />

Stufenmodell folgen, der einsatz internetbasierter<br />

Technologien konnte rezent bei<br />

magersucht in der Rückfallprophylaxe und<br />

bei bulimie in der Primärbehandlung als<br />

erfolgversprechend nachgewiesen werden.<br />

Was therapeutisch evidenz hat, wurde<br />

rezent sowohl für psycho- als auch pharmakotherapeutische<br />

Verfahren in leitlinien<br />

dargelegt, wonach sich die behandelnden<br />

in ihren entscheidungen nun orientieren<br />

können.<br />

Literatur<br />

Adambegan M, Wagner G, Nader IW, Fernandez-<br />

Aranda F, Treasure J, Karwautz A. Internalizing and<br />

externalizing behaviour problems in childhood<br />

contribute to the development of anorexia and<br />

bulimia nervosa – a study comparing sister pairs.<br />

Eur Eat Disord Rev 2011 – in press.<br />

Aigner M, Treasure J, Kaye W, Kasper S (2011)<br />

WFSBP-Guidelines for the pharmacological treatment<br />

of Eating Disorders. World J Biol Psychiatry<br />

2011; 12(6): 400-443.<br />

American Psychiatric Association (APA) (2011)<br />

DSM-V – proposed revisions: www.dsm5.org<br />

Dunitz-Scheer M, Scheer PJZ, Marinschek S, Pahsini<br />

K (2011) Frühkindliche Essstörungen. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong><br />

3/2001: 10-12.<br />

Fichter MM, Quadflieg N, Nisslmüller K, Lindner S,<br />

Osen B, Huber T, Wünsch-Leiteritz W. Does internet-based<br />

prevention reduce the risk of relapse<br />

for anorexia nervosa? Behav Res Ther.<strong>2012</strong> Jan<br />

16;50(3):180-190.<br />

Huemer J, Haidvogl M, Mattejat F, Wagner G, Nobis<br />

G, Fernandez-Aranda F, Collier DA, Treasure JL,<br />

Karwautz AFK (<strong>2012</strong>) Perception of Autonomy and<br />

Connectedness Prior to the Onset of Anorexia Nervosa<br />

and Bulimia Nervosa A Retrospective Study in<br />

Sister Pairs Discordant for an Eating Disorder. Z <strong>Kind</strong>er<br />

Jugendpsychiatr Psychother <strong>2012</strong>, 40(1) 61-68.<br />

Karwautz A (2008) Essstörungen. In: Paulitsch K,<br />

Karwautz A: Grundlagen der Psychiatrie. Facultas,<br />

UTB 2008.<br />

Karwautz A (2009) Entstehungsbedingungen für<br />

Essstörungen. Spektrum Psychiatrie 2/2009. siehe<br />

auch: www.karwautz.at unter „Informationen“.<br />

Karwautz AFK, Wagner G, Waldherr K, Nader IW,<br />

Fernandez-Aranda F, Estivill X, Holliday J, Collier<br />

DA, Treasure JL (2011) Gene-environment interaction<br />

in anorexia nervosa: relevance of non-shared<br />

environment and the serotonin transporter gene.<br />

Molecular Psychiatry 16(6) 590-592.<br />

Karwautz A (2011) Gesamtbehandlungsplan für<br />

Magersucht. Siehe unter: www.karwautz.at unter<br />

„Informationen“.<br />

Purtscher-Penz K, Trabi T (2011) Behandlung in der<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong> 3/2011:<br />

28-29.<br />

Wagner G, Karwautz A (2009) Neue Technologien in<br />

der Therapie der Bulimia nervosa. Spektrum Psychiatrie<br />

2/2009. siehe auch: www.karwautz.at unter<br />

„Informationen“.<br />

Waldherr K, Friedl H, Rathner G (2004) Restrained<br />

and disturbed eating behaviour in adolescents<br />

form Lower Austria in 1993 and 2004. Tagungsbeitrag<br />

2004.

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