Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachkurzinformation Seite 51<br />
Essstörungen<br />
psychiatrischer Expertise kann in manchen<br />
Fällen zur sonst vermeidbaren Chronifizierung<br />
beitragen. Das begründet sich nicht nur<br />
im medizinischen Wissen sondern vor allem<br />
in der Notwendigkeit, multidisziplinär anzusetzen.<br />
Dafür bestehen die ausreichenden<br />
und idealen Voraussetzungen traditionell nur<br />
im Fachgebiet der <strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie<br />
sowie der erfahrenen Psychosomatik<br />
(siehe auch: Purtscher-Penz & Trabi 2011).<br />
Tagesklinische Strukturen sowie Fachabteilungen<br />
die nur PatientInnen mit Essstörungen<br />
behandeln fehlen in Österreich weitgehend.<br />
Darin unterscheiden wir uns von den<br />
Gegebenheiten in Deutschland oder der<br />
Schweiz sehr unvorteilhaft. Es ist bekannt:<br />
Spezialeinrichtungen für Essstörungen, die<br />
besonders die Schwerstkranken behandeln,<br />
ermöglichen ihren KlientInnen die beste Prognose,<br />
das sollte zu denken und die Politiker<br />
zum Handeln bewegen.<br />
Für einen detaillierten Überblick über die<br />
empirische Datenlage zur Behandlung der<br />
Essstörungen kann aktuell auf die S3-Leitlinie<br />
„Essstörungen“ der Deutschen Gesellschaft<br />
für Essstörungen (gem. mit anderen Fachgesellschaften)<br />
verwiesen werden. Sie findet<br />
sich unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“.<br />
Auch die psychopharmakologische Behandlung<br />
bei Essstörungen wurde rezent von<br />
Aigner et al. (2011) zusammengefasst und<br />
ist unter www.karwautz.at unter „Leitlinien“<br />
abrufbar.<br />
44<br />
Zusammenfassung<br />
essstörungen sind keine ernährungsstörungen<br />
sondern psychische Störungen. ihre<br />
Klassifikation wird demnächst in verschiedenen<br />
Subbereichen neu gefasst. Knaben,<br />
die zwar selten betroffen sind, dürften –<br />
gemäß seltenen epidemiologischen Studien<br />
(auch aus österreich) – zukünftig häufiger<br />
zur Vorstellung kommen. Ätiologisch<br />
kann ein gen-Umwelt-interaktionsmodell<br />
hilfreich für das Verständnis sein. besondere<br />
berücksichtigung sollten immer die<br />
komorbiden Störungen finden, da sie häufig<br />
sind und den behandlungsverlauf verkomplizieren.<br />
Die Therapien sollten einem<br />
Stufenmodell folgen, der einsatz internetbasierter<br />
Technologien konnte rezent bei<br />
magersucht in der Rückfallprophylaxe und<br />
bei bulimie in der Primärbehandlung als<br />
erfolgversprechend nachgewiesen werden.<br />
Was therapeutisch evidenz hat, wurde<br />
rezent sowohl für psycho- als auch pharmakotherapeutische<br />
Verfahren in leitlinien<br />
dargelegt, wonach sich die behandelnden<br />
in ihren entscheidungen nun orientieren<br />
können.<br />
Literatur<br />
Adambegan M, Wagner G, Nader IW, Fernandez-<br />
Aranda F, Treasure J, Karwautz A. Internalizing and<br />
externalizing behaviour problems in childhood<br />
contribute to the development of anorexia and<br />
bulimia nervosa – a study comparing sister pairs.<br />
Eur Eat Disord Rev 2011 – in press.<br />
Aigner M, Treasure J, Kaye W, Kasper S (2011)<br />
WFSBP-Guidelines for the pharmacological treatment<br />
of Eating Disorders. World J Biol Psychiatry<br />
2011; 12(6): 400-443.<br />
American Psychiatric Association (APA) (2011)<br />
DSM-V – proposed revisions: www.dsm5.org<br />
Dunitz-Scheer M, Scheer PJZ, Marinschek S, Pahsini<br />
K (2011) Frühkindliche Essstörungen. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong><br />
3/2001: 10-12.<br />
Fichter MM, Quadflieg N, Nisslmüller K, Lindner S,<br />
Osen B, Huber T, Wünsch-Leiteritz W. Does internet-based<br />
prevention reduce the risk of relapse<br />
for anorexia nervosa? Behav Res Ther.<strong>2012</strong> Jan<br />
16;50(3):180-190.<br />
Huemer J, Haidvogl M, Mattejat F, Wagner G, Nobis<br />
G, Fernandez-Aranda F, Collier DA, Treasure JL,<br />
Karwautz AFK (<strong>2012</strong>) Perception of Autonomy and<br />
Connectedness Prior to the Onset of Anorexia Nervosa<br />
and Bulimia Nervosa A Retrospective Study in<br />
Sister Pairs Discordant for an Eating Disorder. Z <strong>Kind</strong>er<br />
Jugendpsychiatr Psychother <strong>2012</strong>, 40(1) 61-68.<br />
Karwautz A (2008) Essstörungen. In: Paulitsch K,<br />
Karwautz A: Grundlagen der Psychiatrie. Facultas,<br />
UTB 2008.<br />
Karwautz A (2009) Entstehungsbedingungen für<br />
Essstörungen. Spektrum Psychiatrie 2/2009. siehe<br />
auch: www.karwautz.at unter „Informationen“.<br />
Karwautz AFK, Wagner G, Waldherr K, Nader IW,<br />
Fernandez-Aranda F, Estivill X, Holliday J, Collier<br />
DA, Treasure JL (2011) Gene-environment interaction<br />
in anorexia nervosa: relevance of non-shared<br />
environment and the serotonin transporter gene.<br />
Molecular Psychiatry 16(6) 590-592.<br />
Karwautz A (2011) Gesamtbehandlungsplan für<br />
Magersucht. Siehe unter: www.karwautz.at unter<br />
„Informationen“.<br />
Purtscher-Penz K, Trabi T (2011) Behandlung in der<br />
<strong>Kind</strong>er- und Jugendpsychiatrie. <strong>Arzt</strong> + <strong>Kind</strong> 3/2011:<br />
28-29.<br />
Wagner G, Karwautz A (2009) Neue Technologien in<br />
der Therapie der Bulimia nervosa. Spektrum Psychiatrie<br />
2/2009. siehe auch: www.karwautz.at unter<br />
„Informationen“.<br />
Waldherr K, Friedl H, Rathner G (2004) Restrained<br />
and disturbed eating behaviour in adolescents<br />
form Lower Austria in 1993 and 2004. Tagungsbeitrag<br />
2004.