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24. März 2012 - Arzt + Kind

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Medical News<br />

Wait & see<br />

State-of-the-art in der Behandlung von fiebrigen Infekten<br />

Wenn ein <strong>Kind</strong> Fieber bekommt, greifen<br />

besorgte Eltern oft viel zu schnell und viel<br />

zu häufig zu fiebersenkenden Medikamenten<br />

und Antibiotika. Doch: Fieber ist<br />

nur das Symptom, keine Krankheit, und<br />

in der Regel eine physiologisch sinnvolle<br />

und bis zu einem gewissen Grad koordinierte<br />

Reaktion des Körpers, um Krankheitserreger<br />

im Körper zu bekämpfen<br />

und Folgeschäden zu verhindern.<br />

Der „verkühlte“ Österreicher behandelt sich<br />

in erster Linie selbst mit Hausmitteln, wie<br />

Kräutertees und Wadenwickel. 38,2% fragen<br />

zumindest ihren Apotheker um Rat und<br />

kaufen ein nicht verschreibungspflichtiges<br />

Medikament, während 35,1% zum Hausarzt<br />

gehen. Was sie in 80% aller Fälle von ihm verordnet<br />

bekommen sind Antibiotika! Das ist<br />

paradox, werden doch nur 5-10% der Erkältungen<br />

tatsächlich von Bakterien ausgelöst<br />

(Grossmann R.F.; Chest/113/205 ff (1998)).<br />

„Antibiotika sind in den meisten Fällen unnötig,<br />

weil sie die Beschwerden nur in geringem<br />

Ausmaß lindern, den Krankheitsverlauf kaum<br />

verkürzen, vor potenziellen Komplikationen<br />

wenig schützen sowie Nebenwirkungen<br />

verursachen und die Resistenzbildung von<br />

Krankheitserregern vorantreiben“, schildert<br />

OA Dr. Oskar Janata.<br />

Europaweit ist ein deutlicher Zusammenhang<br />

zwischen der Häufigkeit von Antibiotikaverordnungen<br />

und von Resistenzentwicklungen<br />

24<br />

zu erkennen. Die sozioökonomischen Konsequenzen:<br />

Weltweit sterben jährlich mehr<br />

Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente<br />

Keime als an der Immunschwäche<br />

AIDS (Quelle: WHO, 2008).<br />

Antibiotikagabe und Asthmarisiko<br />

<strong>Kind</strong>er sind besonders vulnerable Fieber- und<br />

Schmerzpatienten. Je häufiger kleine <strong>Kind</strong>er<br />

Antibiotika einnehmen müssen, desto größer<br />

ist ihr Risiko, an Asthma zu erkranken, so<br />

das Ergebnis einer großen kanadischen Studie<br />

mit mehr als 13.000 <strong>Kind</strong>ern (Kozyrskyj<br />

AL et al., Curr Opin Allergy Clin Immunol 2011<br />

Oct;11(5):400-6). Demnach entwickeln <strong>Kind</strong>er,<br />

die bereits im ersten Lebensjahr Antibiotika<br />

einnehmen müssen, besonders häufig<br />

noch vor dem siebten Geburtstag Asthma.<br />

Die Gefahr wächst zudem mit jeder weiteren<br />

Antibiotikatherapie: Babys, die mehr als viermal<br />

Antibiotika schlucken, tragen ein 1,5-fach<br />

erhöhtes Asthmarisiko.<br />

Zudem zeigt eine Publikation auf, dass eine<br />

siebentägige Antibiotikagabe die Darmflora<br />

bis zu zwei Jahre lang beeinträchtigt (Metaanalyse<br />

des „Swedish Institute for Infectious<br />

Disease Control“). Dies führt zu einer Schwächung<br />

des Immunsystems und begünstigt<br />

damit die Entstehung von Erkrankungen wie<br />

Asthma und Neurodermitis.<br />

Konzept „Wait & see“<br />

Fieber ist eine physiologische Reaktion des<br />

Körpers, um mit Infekten fertig zu werden<br />

– durch die Erhöhung der Körpertemperatur<br />

wird das Temperaturoptimum von Viren<br />

überschritten und entzieht ihnen die Lebensgrundlage.<br />

Fieber bei banalen Infekten ist<br />

daher nicht sofort ein Grund, es zu senken.<br />

„Bei fiebrigen Infekten lautet die aktuelle<br />

Empfehlung der Wissenschaft: ‚Wait & see’, vor<br />

allem wenn es dem <strong>Kind</strong> insgesamt gut geht,<br />

der Allgemeinzustand nicht schlecht ist und<br />

eine klare Ursache erkennbar ist“, empfiehlt<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer<br />

Vorstand der Abteilung für<br />

<strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />

Landesklinikum St. Pölten<br />

Propst-Führer-Straße 4, 3100 St. Pölten<br />

Tel.: +43(0)2742/300-13506<br />

karl.zwiauer@stpoelten.lknoe.at<br />

„Bei fiebrigen Infekten lautet die aktuelle<br />

Empfehlung der Wissenschaft: ‚Wait &<br />

see’, vor allem wenn es dem <strong>Kind</strong> insgesamt<br />

gut geht, der Allgemeinzustand<br />

nicht schlecht ist und eine klare Ursache<br />

erkennbar ist“.<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer. OA Janata<br />

ergänzt: „In jedem Fall ist auf eine ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr zu achten“.<br />

Falls herkömmliche Hausmittel bei Fieber,<br />

Schmerzen oder Entzündungen nicht mehr<br />

helfen und in jedem Fall ab einer Körpertemperatur<br />

von ca. 39°C wird bei Säuglingen<br />

und <strong>Kind</strong>ern üblicherweise eine medikamentöse<br />

Fiebersenkung empfohlen, da die hohe<br />

Temperatur dann, auch bedingt durch den<br />

enormen Leistungsabfall, mehr schadet als<br />

hilft. Zu den bekanntesten OTC-Antipyretika<br />

zählen die Wirkstoffe Ibuprofen und Paracetamol.<br />

Beide senken das Fieber und wirken<br />

schmerzstillend. Die fiebersenkende Wirkung<br />

von Ibuprofen tritt schnell ein: Bereits innerhalb<br />

von 30 Minuten sinkt die Temperatur<br />

messbar und vor allem lang anhaltend (bis zu<br />

8 Stunden). Ein weiterer Vorteil von Ibuprofen<br />

ist dass es stark entzündungshemmend wirkt,

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