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Chronische Erkrankung<br />
Gut leben mit chronischer Erkrankung im<br />
<strong>Kind</strong>es- und Jugendalter<br />
Eine Herausforderung für die gesamte Familie<br />
mag. Angelika KeRSchhUbeR<br />
Klinische- und Gesundheitspsychologin<br />
Tel.: +43(0)6415-7101-83232<br />
angelika.kerschhuber@kh-schwarzach.at<br />
mag. eva miTTeReggeR<br />
Klinische- und Gesundheitspsychologin<br />
Tel.: +43(0)6415-7101-83230<br />
eva.mitteregger@kh-schwarzach.at<br />
Kardinal Schwarzenberg’sches Krankenhaus<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er-und Jugendheilkunde ,<br />
Abt. Klinische- und Gesundheitspsychologie<br />
Kardinal-Schwarzenberg-Straße 2-6<br />
5620 Schwarzach im Pongau<br />
26<br />
Einleitung<br />
Chronische Erkrankung ist ein Oberbegriff für<br />
somatische Krankheitsbilder, die länger als<br />
ein Jahr andauern, wenig Besserung zeigen<br />
und/oder als nicht heilbar gelten. Sie sind<br />
dadurch gekennzeichnet, dass sie mit einer<br />
aufwendigen, symptomlindernden medizinischen<br />
Behandlung einhergehen.<br />
In westlichen Industrienationen haben<br />
chronische Erkrankungen im <strong>Kind</strong>es- und<br />
Jugendalter während des letzten Jahrhunderts<br />
deutlich zugenommen. Das Krankheitsspektrum<br />
hat sich weg von bakteriell<br />
oder viral bedingten Infektionskrankheiten<br />
immer mehr in Richtung chronische Verläufe<br />
verschoben. Prävalenzstudien zeigen, dass in<br />
den USA Beeinträchtigungen durch chronische<br />
Erkrankungen heute doppelt so häufig<br />
sind wie vor 25 Jahren. In Abhängigkeit von<br />
den jeweiligen Ein- und Ausschlusskriterien<br />
bestimmter Krankheitsbilder sowie der Art<br />
der Erhebungsmethode variieren die Zahlen<br />
der betroffenen <strong>Kind</strong>er und Jugendlichen<br />
zwischen 5% und 30%. Die Mehrzahl der<br />
Autoren schätzt jedoch, dass etwa 20% der<br />
<strong>Kind</strong>er und Jugendlichen unter mindestens<br />
einer körperlichen chronischen Erkrankung<br />
leiden. Aktuelle Studien prognostizieren auch<br />
einen weiteren Anstieg der Inzidenz- und Prävalenzrate.<br />
Welche Rolle spielt die Psychologie<br />
bei chronischen Erkrankungen?<br />
In erster Linie benötigen chronisch kranke<br />
<strong>Kind</strong>er und deren Eltern eine optimale, der<br />
Grunderkrankung entsprechende somatisch<br />
orientierte Betreuung. Chronische Erkrankungen<br />
fordern jedoch eine Anpassungsreaktion<br />
der Erkrankten und ihrer sozialen Systeme an<br />
einen komplexen und unsicheren Verlauf mit<br />
akuten und chronischen Episoden. Aus diesem<br />
Grund ist es notwendig, bei einer chronischen<br />
Erkrankung über den Tellerrand eines<br />
rein medizinischen Krankheits- und Behandlungskonzepts<br />
zu blicken und die Psychologie<br />
miteinzubeziehen.<br />
Folgende psychologische Aspekte sind zu<br />
berücksichtigen:<br />
• Die Diagnosestellung einer chronischen<br />
Erkrankung ist für die gesamte Familie als<br />
kritisches Lebensereignis, ein sogenanntes<br />
„Life-Event“, zu sehen, dessen Bewältigung<br />
auch psychologische und soziale Ressourcen<br />
erfordert.<br />
• Im weiteren Krankheitsverlauf sind Qualität<br />
der Krankheitsbewältigung und die Compliance,<br />
sprich die Bereitschaft zur Therapie<br />
mitarbeit, mitbestimmend für den organmedizinischen<br />
Krankheitsverlauf. Ziel einer<br />
gelungenen Krankheitsverarbeitung ist die<br />
Tabelle 1: Verbreitung einiger ausgewälter chronischer Krankheitsbilder im <strong>Kind</strong>es-<br />
und Jugendalter (nach Esser 2008; S.497)<br />
Adipositas und Übergewicht 8-20 %<br />
Asthma 8-10 %<br />
Neurodermitis 7-19 %<br />
Angeborener Herzfehler 0,8-1%<br />
Diabetes Typ 1 0,1-0,25 %<br />
Juveniles Rheuma 0,3-0,5 %<br />
Cystische Fibrose 0,03 %<br />
Krebserkrankung ca. 14 Neuerkrankungen/100.000 im Jahr