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Allergien<br />
Nahrungsmittelallergien bei <strong>Kind</strong>ern<br />
Allgemeines und Fallbericht<br />
OA Dr. christoph SeelbAch<br />
Abteilung für <strong>Kind</strong>er- und Jugendheilkunde<br />
Kardinal Schwarzenberg´sches Krankenhaus<br />
Kardinal-Schwarzenbergstr. 2-6<br />
5620 Schwarzach<br />
Tel.: +43(0)6415-7101<br />
christoph.seelbach@kh-schwarzach.at<br />
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Einleitung<br />
Nahrungsmittelallergien haben bei <strong>Kind</strong>ern<br />
eine Prävalenz von ca. 2-6%. Aus Umfragen<br />
geht hervor, dass Allergien auf Nahrungsmittel<br />
etwa zehnmal häufiger von Eltern<br />
vermutet werden, als sie sich dann schließlich<br />
verifizieren lassen. Definiert sind sie als<br />
Krankheitszeichen auf Nahrungsmittel, die<br />
durch immunologische Reaktionen ausgelöst<br />
sowohl IgE als auch nicht IgE vermittelt sein<br />
können. Hauptauslöser im <strong>Kind</strong>esalter sind<br />
Hühnerei, Kuhmilch, Erdnuss, Baumnüsse,<br />
Weizen, Soja und Fisch.<br />
Davon abzugrenzen sind nicht allergische<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie<br />
unspezifische Symptome, ohne dass sich<br />
überhaupt ein Kausalzusammenhang zum<br />
Genuss eines Nahrungsmittels nachweisen<br />
lässt. Gerade letztere Problematik kann dann<br />
nicht selten aufgrund unbegründeter Vermutungen<br />
zu unnötigen und physiologisch<br />
ungünstigen Diäten führen.<br />
Bei einer großen Varianz möglicher Symptome,<br />
die sich am häufigsten durch Hautrektionen<br />
manifestieren, sind andererseits ebenso<br />
– wenn auch selten – schwere anaphylaktische<br />
Reaktionen möglich.<br />
Eine präzise Diagnostik aus Anamnese, Laboruntersuchung,<br />
Hauttests und Provokation<br />
lässt eine Diagnose stellen, nach der sich<br />
dann Beratung und Therapie festlegen lassen.<br />
Die therapeutischen Möglichkeiten sind<br />
auf den einzelnen abzustimmen und richten<br />
sich, wie die Prognose, insbesondere auch<br />
danach, auf welches Nahrungsmittel allergisch<br />
reagiert wird.<br />
Diagnostik<br />
Im klinischen Alltag tragen Anamnese und<br />
Provokation am entscheidendsten zur Diagnosestellung<br />
bei. Laboruntersuchungen mit<br />
Bestimmung spezifischen IgE’s in der Regel<br />
gegen Proteingemische des ganzen Nahrungsmittels<br />
oder auch mit noch mehr Aussagekraft<br />
hinsichtlich der klinischen Aktualität<br />
gegen individuelle Allergene, stützen, wie<br />
auch Hauttests, mit größter Bedeutung des<br />
Pricktests, die Diagnose. Allein kann jedoch<br />
weder die eine noch die andere Methode<br />
beweisend oder ausschließend sein.<br />
Zeigt beispielsweise ein Säugling unmittelbar<br />
nach Genuss von Kuhmilcheiweiß eine<br />
anaphylaktische Reaktion, stellt sich die Diagnose<br />
unabhängig von in-vitro-Diagnostik<br />
oder Hauttestergebnis. Anders ist die Situation,<br />
wenn die Symptomatik diskreter ist, verzögert<br />
auftritt und potenziell mehrere Nahrungsmittel<br />
für die Reaktion verantwortlich<br />
sein können. In diesem Fall ist nach Sensibilisierungen<br />
zu suchen und die klinische Relevanz<br />
durch eine Provokation zu überprüfen.<br />
Die Provokation kann offen oder doppelblind<br />
plazebokontrolliert erfolgen. Offene Provokationen<br />
können bei vermuteten Sofortreaktionen<br />
indiziert sein und liefern eine rasche Aussage<br />
zur Bestätigung oder zum Ausschluss<br />
einer Nahrungsmittelallergie. Doppelblinde,<br />
plazebokontrollierte Provokationen sind bei<br />
unklarem Ausgang einer offenen Provokation,<br />
vermuteter Spättyprektion, bei atopischer<br />
Dermatitis und unspezifischen oder<br />
atypischen Beschwerden wie Unruhe, Bauch-<br />
oder Kopfschmerzen etc. notwendig.<br />
Beratung<br />
Bei positiver Provokation muss eine entsprechende<br />
Beratung durch eine allergologisch<br />
geschulte Diätologin für eine Ernährungstherapie<br />
(Eliminationsdiät, Ersatznahrung)<br />
erfolgen. Bleibt die Provokation bei positiver<br />
Sensibilisierung negativ, ist es durchaus<br />
sinnvoll, das entsprechende Nahrungsmittel<br />
regelmäßig in den Speiseplan zu integrieren,<br />
um die orale Toleranz aufrechtzuerhalten. Eliminationsdiäten<br />
sind im <strong>Kind</strong>esalter für eine<br />
umschriebene Zeit zu empfehlen, nach der<br />
in Re-Provokationen die klinische Aktualität<br />
zu überprüfen ist. Bei Allergien gegenüber<br />
Nahrungsmitteln, die prognostisch günstig<br />
sind (Kuhmilch, Hühnerei, Weizen) sollte<br />
nach 12-18 Monaten reprovoziert werden.