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24. März 2012 - Arzt + Kind

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Inhalt<br />

len, schon in dieser Phase bemühen wir uns<br />

um eine Vernetzung mit allen im jeweiligen<br />

System beteiligten Helfern.<br />

Zeigen diese Hilfsangebote nicht den<br />

gewünschten Erfolg oder besteht eine stark<br />

ausgeprägte Symptomatik/großer Leidensdruck,<br />

empfehlen wir einen stationären Aufenthalt<br />

an unserem Psychosomatik-Schwerpunkt.<br />

Multiprofessionelles Team<br />

Am Psychosomatik-Schwerpunkt der<br />

Abteilung für <strong>Kind</strong>er- & Jugendheilkunde<br />

Schwarzach sind folgende Disziplinen in die<br />

Behandlung involviert: Medizin, Klinische<br />

Psychologie/Psychotherapie, Pflege, Sozialpädagogik,<br />

Ergotherapie, Heilstättenschule;<br />

bei Bedarf auch Sozialarbeit, Logopädie, Physiotherapie,<br />

Diätologie.<br />

Während des gesamten Aufenthaltes erfolgt<br />

eine tägliche psychologische/psychotherapeutische<br />

Begleitung, primär zur Reintegration<br />

in die Schule. Die Bearbeitung der individuellen<br />

zugrundeliegenden Problematik<br />

erfolgt bei uns nur ansatzweise und muss<br />

nach Entlassung in einer ambulanten Psychotherapie<br />

fortgesetzt werden. Auch Ergotherapie<br />

erhalten diese <strong>Kind</strong>er in der stationären<br />

Phase täglich nebst anderen niederfrequenteren<br />

Therapieangeboten.<br />

Die spezielle Aufgabe für den <strong>Arzt</strong> besteht<br />

darin, Einzelgespräche mit den betroffenen<br />

<strong>Kind</strong>ern/Jugendlichen zu führen, bei allen<br />

Familien- und Helfergesprächen dabei zu<br />

sein sowie im Team das jeweils individuelle<br />

Vorgehen zu besprechen. Eine Medikation ist<br />

unserer Erfahrung nach nur über einen kürzeren<br />

Zeitraum unterstützend notwendig.<br />

Im Bedarfsfall verordnen wir – nach entsprechender<br />

Aufklärung der Eltern – Antidepressiva<br />

aus der Gruppe der SSRI wie Fluoxetin<br />

(Fluctine® und Generika) oder Sertralin (Tresleen®,<br />

Gladem® und weitere Generika), eine<br />

anxiolytische Behandlung mit Benzodiazepinen<br />

war bisher nie notwendig.<br />

Die 8 möglichen Phasen unseres<br />

stationären Therapiekonzepts<br />

Insgesamt wurden an unserem Schwerpunkt<br />

im letzten Schuljahr zwölf <strong>Kind</strong>er mit Schulabsentismus<br />

stationär behandelt, fünf davon<br />

mit einer ausgeprägten Form der sogenannten<br />

Schulphobie, welche besonders von<br />

unserem stationären Therapieprogramm<br />

profitieren. Oft besteht hier große Sorge von<br />

Eltern und <strong>Kind</strong>, dass der Aufenthalt mit starker<br />

Trennungs- und Heimwehreaktion verbunden<br />

sein könnte. Meist ist diese Situation<br />

nach professionell geführter Verabschiedung<br />

für die <strong>Kind</strong>er nach den ersten 1-2 Nächten<br />

gut zu schaffen, selten gab es auch ausgeprägte<br />

Angst- und Fluchtreaktionen im Rahmen<br />

der stationären Aufnahmen.<br />

Unser Programm umfasst mindestens 3,<br />

meist jedoch 4-6 Wochen stationären Aufenthaltes.<br />

Die <strong>Kind</strong>er erfahren ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

mit Gleichaltrigen, aber<br />

auch klare Regeln und Grenzen mit sozialpädagogischer<br />

Unterstützung und Begleitung<br />

in Alltagssituationen durch unser speziell<br />

geschultes Pflegepersonal. Es kommt sowohl<br />

in der Schule, als auch in allen Therapien<br />

sowie der Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung<br />

mit viel Lob und Anerkennung idealerweise<br />

zu einer Stärkung des Selbstwertes und<br />

zu neuen Erfolgserlebnissen.<br />

1. Phase: Besuch unserer Heilstättenschule, je<br />

nach Bedarf stundenweise oder in Einzelbetreuung,<br />

evtl. auch schreiben von Tests<br />

und Schularbeiten, da immer Kontakt zur<br />

Stammschule zur Vermittlung des Schulstoffs<br />

besteht<br />

2. Phase: Besuch der Stammschule mit professioneller<br />

Begleitung durch eine Psychologin<br />

vom Krankenhaus aus, diese kann in<br />

der Klasse, vor der Klasse oder auf Abruf<br />

warten, danach Rückkehr ins Krankenhaus<br />

zur Nachbesprechung / Stabilisierung /<br />

Konsolidierung.<br />

3. Phase: Das <strong>Kind</strong> wird von den Eltern in<br />

der Früh aus dem Krankenhaus abgeholt<br />

und in die eigene Schule gebracht, danach<br />

Rückkehr ins Krankenhaus<br />

4. Phase: Besuch der Stammschule nach „Probeübernachtung“<br />

zu Hause, je nach Ergebnis<br />

neuerliche stationäre Aufnahme oder<br />

Wiederholung bisheriger Phasen; bei Entlassung<br />

Organisation einer ambulanten<br />

Psychotherapie<br />

5. Phase: Schulbesuch regulär von zu Hause<br />

aus, bei erneuten Problemen sofortige Kontaktaufnahme<br />

mit uns zur Beratung oder<br />

stationären Wiederaufnahme<br />

6. Phase: engmaschige ambulante ärztliche +<br />

gegebenenfalls psychologische Kontrollen<br />

7. Phase: ausgedehntere ambulante Kontrollen<br />

8. Phase: Entlassung aus den ärztlichen Kontrollen;<br />

längerfristiges Weiterführen der Psychotherapie<br />

Bei Therapieresistenz: evtl. Internatsbeschulung,<br />

Fremdunterbringung (<strong>Kind</strong>er-/Jugend-<br />

<strong>Arzt</strong> <strong>Kind</strong><br />

wohngemeinschaft) oder Besuchen der Heilstättenschule<br />

als externer Schüler bis zum<br />

Abschluss der Schulpflicht<br />

Während des Aufenthaltes erfolgen regelmäßige<br />

Gespräche mit den Eltern als Beratung<br />

für den Umgang zu Hause, vor allem<br />

zur Erkennung und Vermeidung neuerlicher<br />

elterlicher Verstärkung schulabsentierenden<br />

Verhaltens. Außerdem werden Helferkonferenzen<br />

mit den externen Helfersystemen zur<br />

Kommunikation und Abstimmung eines einheitlichen<br />

weiteren Vorgehens und der Reaktion<br />

des gesamten Systems bei neuerlichen<br />

Schwierigkeiten organisiert. Gegebenenfalls<br />

wird hierzu auch ein schriftlicher Vertrag aufgesetzt.<br />

Fazit<br />

Schulabsentismus<br />

• ist ein heterogenes Problem<br />

• erfordert individuelle Behandlung und<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

• Schulabsentismus ≠ Schulschwänzen<br />

• Schuldzuschreibungen vermeiden<br />

• Verständnis aber Konsequenz bei allen<br />

Beteiligten<br />

• frühzeitig Behandlung empfehlen – Zeitpunkt<br />

der Behandlung entscheidet über<br />

die Prognose!<br />

• dringende behandlungsindikation aufgrund<br />

schwerwiegender Folgen für das<br />

weitere leben des <strong>Kind</strong>es!<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

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