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3/05 - Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs

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Fortsetzung von Seite 6.<br />

mehr wollen den kleinen Schwarzen mit seiner charakteristischen<br />

Haube, <strong>der</strong> Crema, auch daheim genießen.<br />

Eine langlebige Crema hält Duft und Aroma des Kaffees<br />

zurück und lässt ihn nicht so schnell abkühlen. Die Zubereitung<br />

als Espresso bringt die Inhaltsstoffe <strong>der</strong> Bohnen konzentriert<br />

und optimal zur Geltung.<br />

Espressomaschinen ermöglichen es auch in den eigenen<br />

vier Wänden, bequem einen Kaffee, „<strong>der</strong> ausdrücklich für<br />

diese eine Tasse zubereitet wird“, zu genießen.<br />

Milch und Zucker?<br />

Nur rund ein Viertel <strong>der</strong> Kaffeetrinker trinkt<br />

den Kaffee schwarz. Aber ob jetzt Milch<br />

und/o<strong>der</strong> Zucker in den Kaffee darf, da<br />

scheiden sich die Geschmäcker. Milch<br />

neutralisiert die Säuren im Kaffee ein<br />

bisschen, <strong>der</strong> pH-Wert steigt, was den<br />

Kaffee vermutlich bekömmlicher macht.<br />

Für alle, die den Tag behutsamer angehen<br />

wollen: Mit Milch im Kaffee wird das<br />

Koffein langsamer aufgenommen. Je<br />

nach Fettgehalt hat die Milch aber auch<br />

einen Einfluss auf den Geschmack. Viele Aromastoffe im<br />

Kaffee sind fettlöslich und lösen sich daher in <strong>der</strong> Milch. Die<br />

gelösten Aromastoffe werden nicht mehr über die Nase wahrgenommen:<br />

Milchkaffee verliert an typischem Kaffeegeschmack.<br />

Je fetter die Milch ist, desto mehr fettlösliche<br />

Aromastoffe gehen in Lösung. Das Disaccharidmolekül<br />

Zucker geht mit dem Kaffee keine Wechselwirkung ein. Zukker<br />

überlagert einfach den Eigengeschmack von Kaffee.<br />

Kaffee macht intelligent?<br />

Koffein ist nicht nur eines <strong>der</strong> ältesten Aufputschmittel, es ist<br />

auch eines <strong>der</strong> wirksamsten und am besten verträglichen.<br />

Etwas Koffein, in Form einer Tasse Kaffee, und bei den meisten<br />

Menschen verschwinden Abgespanntheit, Müdigkeit und<br />

Konzentrationsschwäche.<br />

Jährlich erscheinen rund 2000 Publikationen zum Thema<br />

Kaffee und Koffein. Trotzdem lassen sich bei mo<strong>der</strong>atem<br />

Konsum (Normal-User) nur wenige negative Effekte in Verbindung<br />

bringen. Ganz im Gegenteil werden in den letzten<br />

Jahren immer mehr protektive Wirkungen diskutiert. Selbst,<br />

dass es sich beim Kaffee um einen Flüssigkeitsräuber handelt,<br />

wurde von <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />

(DGE) 2004 wi<strong>der</strong>rufen. In den DGE-Trinkempfehlungen für<br />

Senioren befinden sich bereits zwei Tassen Milchkaffee am<br />

Trinkplan.<br />

Kaffee entzieht dem Körper zwar kein Wasser. „Kaffee<br />

beeinflusst den Flüssigkeitshaushalt mittelfristig allein durch<br />

die mit dem Getränk zugeführte Wassermenge“, so die DGE.<br />

Dennoch hat Koffein einen harntreibenden Effekt, wobei dieser<br />

trainierbar ist – Personen, die an das Kaffeetrinken gewöhnt<br />

sind, reagieren weniger stark auf die harntreibende Wirkung<br />

als „entwöhnte“ Menschen. Das Glas Leitungswasser zum<br />

kleinen Braunen ist beliebt und sollte es auch bleiben, auch<br />

Warum interessiert uns die Bohne<br />

Einblicke 3/20<strong>05</strong><br />

deswegen, weil die meisten dazu tendieren, sowieso zu<br />

wenig zu trinken. Am Silbertablett serviert spiegelt es auch<br />

die Wiener Kaffeehauskultur wi<strong>der</strong>.<br />

Bio und fair?<br />

Was den einen ihr allmorgendliches „Verwöhnaroma“ ist, ist<br />

für viele an<strong>der</strong>e Menschen ein Synonym für Ausbeutung. Etwa<br />

zwei Millionen Menschen arbeiten auf den riesigen Kaffeeplantagen<br />

für einen Hungerlohn. Oft verbleiben einheimischen<br />

Kaffeebauern nicht einmal 5 % von dem bei uns üblichen<br />

Verkaufspreis. Die einfache<br />

Abhilfe: „Alleine 10 Menschen<br />

in Österreich, die regelmäßig<br />

Fairtrade-Kaffee trinken, sichern<br />

bereits das Überleben einer<br />

Kaffeebauernfamilie in Lateinamerika.“<br />

Neben Fairtrade-Logos finden<br />

sich auch immer öfter Biosiegel<br />

am Kaffee wie<strong>der</strong>. Biokaffee<br />

baut auf eine schonende<br />

Kultivierung. Kaffee wächst<br />

am besten auf humusreichem,<br />

lockerem Boden, <strong>der</strong> am einfachsten<br />

durch Abholzung von Urwäl<strong>der</strong>n zu gewinnen ist. Monokulturen<br />

hinterlassen aber schon nach wenigen Jahren<br />

ausgelaugte Böden.<br />

Beim biologischen Anbau wird die Auflockerung des Bodens<br />

durch den Einsatz von Schattenbäumen (Eukalyptus) und<br />

an<strong>der</strong>en Nutzpflanzen (Bananen, Ananas, Papayas) erreicht.<br />

Auch die Fruchtfolge ohne Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln<br />

ist ein wichtiger Punkt beim Bio-Kaffee. Abwechselnd<br />

mit Kaffee werden Orangenbäume, Avocados,<br />

Mais o<strong>der</strong> Zitronengras angebaut.<br />

Kaffee ist mehr als nur ein einfaches Getränk. Für manche<br />

ist er in aller Früh durch seine anregende Wirkung ein Lebensretter<br />

– für an<strong>der</strong>e ist Kaffee mit seinem unverwechselbaren<br />

Aroma purer Genuss. Und alle haben sie Recht.<br />

Übrigens: Am 1. Oktober ist Tag des Kaffees!<br />

1 Untersuchung <strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> Sortenbezeichnung bei<br />

Röstkaffee, Heinz Schöffl. Im Bericht werden die untersuchten<br />

Kaffeemarken genannt.<br />

http://www.arbeiterkammer.at/pictures/d26/Roestkaffee_Test_20<strong>05</strong>.pdf<br />

(zugegriffen am 01.09.20<strong>05</strong>)<br />

Links:<br />

http://www.kaffee-experten.at<br />

http://www.fairtrade.at<br />

Literatur:<br />

1. ÖGE: Warum interessiert uns die Bohne. Presseunterlagen, Veranstaltung<br />

31.08.20<strong>05</strong><br />

2. Cvitkovich-Steiner, H. (20<strong>05</strong>): Kaffee: rehabilitierter Flüssigkeitsräuber,<br />

ernährung heute 3-4/20<strong>05</strong><br />

Anschrift <strong>der</strong> Verfasserin:<br />

k.lobner@chello.at<br />

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