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Einblicke - Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs

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einblicke<br />

Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong><br />

<strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong><br />

02/09<br />

Wenn <strong>der</strong> Bauch beim Essen denkt<br />

Ernährung aus psychologischer Perspektive<br />

Tagungsbericht ab Seite 3<br />

”Machtpolitik und Sachpolitik<br />

sind zwei Paar Schuhe”<br />

Interview mit Dr. Ernest G. Pichlbauer ab Seite 7<br />

VIP-Mitglie<strong>der</strong> Seite 10<br />

Berichte aus den Arbeitskreisen Seite 12<br />

Netzwerk Seite 14<br />

Praxisdialog Seite 16<br />

Neue Mitglie<strong>der</strong> Seite 17<br />

Kulturecke Seite 18<br />

Buchtipps Seite 20<br />

Webtipps Seite 221<br />

Juni 2009 | 19. Jahrgang<br />

ISSSSNN 102299-988223


� Veröffentlichung gem. § 25 (1) Mediengesetz<br />

Medieninhaber, Herausgeber<br />

<strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong><br />

VEÖ-Geschäftsstelle<br />

Lilienbrunngasse 18/2/40, 1020 Wien<br />

Tel.: +43 1 333 39 81<br />

Fax: +43 1 333 39 81-9<br />

E-Mail: veoe@veoe.org<br />

ZVR-Zahl: 614746509<br />

Geschäftsführerin: Mag. Dr. Theres Rathmanner<br />

Vorstand<br />

Vorsitzende: Mag. Helga Cvitkovich-Steiner, Dr. Karin Schindler<br />

Schriftführerinnen: Mag. Angela Mörixbauer,<br />

Dipl. oec. troph. Britta Macho<br />

KassierInnen: Univ.-Ass. Dr. Petra Rust, Mag. Andreas Schmölzer<br />

Grundlegende Richtung<br />

Informationsweitergabe über Ernährung. Die Artikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung <strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>. Sie transportieren ausschließlich<br />

die Meinung <strong>der</strong> VerfasserInnen.<br />

In dieser Publikation wurde für die wesentlichsten Personenbezeichnungen<br />

die geläufige Form <strong>der</strong> geschlechtergerechten<br />

Schreibung (mit „Binnen-I“) angewendet. Aus Gründen <strong>der</strong> besseren<br />

Lesbarkeit wurde jedoch in einigen Fällen nur die männliche Form verwendet,<br />

die selbstverständlich gleichwertig für Frauen und Männer gilt.<br />

LeserInnenbriefe an: veoe@veoe.org<br />

� Impressum<br />

Redaktionsleitung und Anzeigenannahme: Mag. Dr. Theres Rathmanner<br />

Layout: Mag. Alexandra Wolfschütz<br />

Korrektorat: Conny Vrbicky<br />

Grafik/Design: Susan Tadayyon-Gilani<br />

Mitarbeiterinnen dieser Ausgabe:<br />

Mag. Sabine Brandstetter<br />

Mag. Helga Cvitkovich-Steiner<br />

Dr. Eva Derndorfer<br />

Marie Draxler<br />

Dr. Birgit Hauer<br />

Mag. Julia Katzmann<br />

Anna Kopf<br />

Mag. Dr. Erika Lasser-Ginstl<br />

Dipl. oec. troph. Britta Macho<br />

Mag. Christine Mahringer-E<strong>der</strong><br />

MMag. Doris Passler<br />

Mag. Dr. Theres Rathmanner<br />

Mag. Johanna Sommer, MA<br />

Mag. Eva Unterberger<br />

editorial<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Essen Sie noch o<strong>der</strong> ernähren Sie sich schon?<br />

Diese Frage schwingt manchmal bei unseren<br />

gut gemeinten Ratschlägen mit. Wobei gut<br />

gemeint – laut Bert Brecht – das Gegenteil von<br />

gut ist. Deshalb stand ein beson<strong>der</strong>es Thema<br />

im Mittelpunkt unserer 7. Jahrestagung: ”Wenn<br />

<strong>der</strong> Bauch beim Essen denkt …” So lautete<br />

das Motto. Wir haben die Sachebene beiseite<br />

geschoben und uns auf die Beziehungsebene begeben. Wir<br />

haben den essenden Mensch in den Mittelpunkt gestellt. Und die<br />

vielfältigen Funktionen, die Essen im Alltag übernimmt. Denn obwohl<br />

unsere Berufsgruppe den Begriff ”Ernährung” im Namen trägt,<br />

müssen wir unsere naturwissenschaftlich geprägte Realität erweitern<br />

und uns mit all dem beschäftigen, was Essen ausmacht.<br />

Alltagsweltlich gesprochen ”ernähren” wir uns nicht, wir essen. Und<br />

Essen hat weit mehr Aufgaben, als uns zu ernähren. Es geht dabei<br />

auch nicht nur um Gesundheit. Essen dient als Projektionsfläche<br />

unserer Wünsche und soll zeigen, wer wir sind und wer wir sein wollen.<br />

Essen ist eingebettet in einen sozialen und kulturellen Bezug<br />

und hat eine starke hedonistische Dimension. Und die Psyche isst<br />

mit! Wohlschmeckendes Essen löst Wohlbehagen aus, so einfach<br />

ist das. Umgekehrt wird schlechte Stimmung nicht selten mit<br />

Schokolade bekämpft.<br />

Wir sollten nie vergessen, dass wir mit unseren Empfehlungen nicht<br />

nur eine an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Ernährung for<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch eine<br />

an<strong>der</strong>e Art des Lebens. Denn die Art, wie wir essen, ist von <strong>der</strong> Art,<br />

wie wir leben, nicht zu trennen. Doch wir sind DienstleisterInnen und<br />

keine OrdnungshüterInnen. Das heißt, dass wir akzeptieren müssen,<br />

was an<strong>der</strong>e tun. Es geht nicht um Kontrolle, son<strong>der</strong>n um<br />

Demokratie. Um Kommunikation auf Augenhöhe, die unsere<br />

KlientInnen zu selbstbestimmten Entscheidungen befähigt. Essen<br />

kann nicht nur uns ExpertInnen überlassen werden – o<strong>der</strong> wie essen<br />

Sie, wenn Sie essen? Immer nur nach Ihren gesunden Maßstäben?<br />

Immer nach den Regeln, die Sie an<strong>der</strong>en zumuten? – Eben.<br />

Lassen wir den Bauch beim Essen doch ganz offiziell mitdenken –<br />

damit wir mit unseren Ideen ganz nahe bei den betroffenen<br />

Menschen sind! Vielleicht kann Sie die Rückschau auf unsere<br />

Jahrestagung dabei inspirieren. Lesen Sie nach …<br />

Herzliche Grüße<br />

Helga Cvitkovich-Steiner<br />

1. Vorsitzende des VEÖ<br />

hcs@veoe.org


fachbericht<br />

MMag. Doris Passler<br />

doris.passler@foodsteps.at<br />

Wenn <strong>der</strong> Bauch beim Essen denkt<br />

Ernährung aus psychologischer Perspektive<br />

Essen ist eng mit Emotionen verstrickt – in je<strong>der</strong> Lebenslage und<br />

Lebensphase. Starke Gefühle werden dabei oft zu<br />

Stolpersteinen auf dem Weg zur Än<strong>der</strong>ung von Esspraktiken.<br />

Darum befand sich am 14. und 15. Mai die Gefühlswelt des<br />

Essens im Zentrum <strong>der</strong> Jahrestagung 2009 des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong><br />

<strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong>.<br />

Essen und Emotionen lassen niemanden kalt. Und so begrüßt<br />

Mag. Helga Cvitkovic-Steiner, 1. Vorsitzende des VEÖ, im voll<br />

besetzten Saal des Gewerbehauses in Wien eine interdisziplinäre<br />

Runde aus rund 300 <strong>Ernährungswissenschafter</strong>Innen,<br />

MedizinerInnen, PsychologInnen und DiätologInnen zu einem<br />

Ausflug in die Psychologie des Essens.<br />

Tief verwurzelte Esskultur<br />

Wir essen keine Fischsuppe zum Frühstück und keine Insekten<br />

zum Nachtisch. Esspraktiken sind stark kulturell bestimmt, wobei<br />

kulinarische Ausdrucksformen als Mittel sozialer Distinktion dienen,<br />

leitet Prof. Dr. Christoph Klotter<br />

(Psychologe und psychologischer<br />

Psychotherapeut, Universität Fulda)<br />

die Tagung ein. Was auf den Teller<br />

kommt, bestimmen aber auch persönliche<br />

Vorlieben, Traditionen sowie<br />

zahlreiche Wi<strong>der</strong>sprüche. Sie bedingen,<br />

dass wir trotz besseren Ernährungswissens<br />

unbelehrbar bleiben<br />

und essen, was uns schmeckt –<br />

Gesundes sowie Ungesundes.<br />

Ernährungswissen – fragwürdige Wirkung<br />

Dr. Axel Philipps (Soziologe, Leibnitz<br />

Universität Hannover) weist auf<br />

unbeabsichtigte, negative psychologische<br />

Auswirkungen flott formulierter<br />

Ernährungsbotschaften hin.<br />

Eine aktuelle Befragung übergewichtiger<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendlicher<br />

verdeutlicht Stigmatisierungen, die<br />

durch Formeln wie ”Iss weniger und<br />

betreibe mehr Sport” bedingt sind.<br />

Dahinter versteckte individuelle<br />

Schuldzuschreibungen für das Dicksein schwächen das angeschlagene<br />

Selbstwertgefühl. Dazu kommt das Unvermögen,<br />

den gesellschaftlichen For<strong>der</strong>ungen nach einem schlanken,<br />

sportlichen Körper gerecht werden<br />

zu können. Auch Mag. Saskia<br />

Drennig (Klinische und Gesundheitspsychologin<br />

am Psychosomatischen<br />

Zentrum Waldviertel, Eggenburg) findet<br />

Befunde dafür, dass Depressionen,<br />

Angsterkrankungen, Ess- und<br />

Persönlichkeitsstörungen infolge psychischer<br />

Belastungen durch Übergewicht<br />

auftreten.<br />

Gefühle essen mit<br />

Die Wirkung von Emotionen auf das Essverhalten beschreibt<br />

PD Dr. Michael Macht (Psychologe und Verhaltenstherapeut,<br />

Universität Würzburg). Mit <strong>der</strong> hedonistischen Hypothese emotionsregulierenden<br />

Essens erklärt er<br />

die sofort spürbare Wirkung einer<br />

wohlschmeckenden Mahlzeit auf<br />

die Stimmung. Allerdings reagieren<br />

nicht alle EsserInnen gleich. Neben<br />

sensorischen, affektiv wirksamen<br />

Geruchs- und Geschmacksreizen<br />

dürfte hier vor allem die emotionale<br />

Ausgangslage ausschlaggebend für<br />

eine Stimmungsaufhellung durch<br />

Essen sein.<br />

Astrid Holubowsky (Stillberaterin und<br />

Stationspflegeleiterin am Krankenhaus<br />

Rudolfstiftung, Wien) verdeutlicht,<br />

dass die Sensibilität zur Wahrnehmung<br />

körperlicher und/o<strong>der</strong><br />

emotionaler Bedürfnisse bereits ab<br />

den ersten Lebensstunden trainiert<br />

und in <strong>der</strong> Stillbeziehung zwischen<br />

Mutter und Kind gefestigt wird.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 4.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 3


Fortsetzung von Seite 3.<br />

Alles nur angeboren?<br />

Ob Kin<strong>der</strong> später Naschkatzen o<strong>der</strong> Fleischtiger werden, hängt<br />

neben angeborenen vor allem von erlernten Vorlieben für<br />

Süßes und Umami ab, erklärt Dr. Eva<br />

Derndorfer (selbstständige <strong>Ernährungswissenschafter</strong>in,<br />

Wien).<br />

Gewohnheiten, elterliche Essregeln und<br />

das Vorhandensein einer Neophobie –<br />

<strong>der</strong> Angst vor neuen Lebensmitteln –<br />

spielen ebenso eine Rolle.<br />

Die Lust auf Süßigkeiten kann aber<br />

auch durch Futterneid unter Geschwistern<br />

ausgelöst werden.<br />

Hungrige, junge Seele<br />

<strong>Einblicke</strong> in die emotionale Zerreißprobe<br />

während <strong>der</strong> Adoleszenz verschafft<br />

Dr. Barbara Burian-<br />

Langegger (Fachärztin für Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendheilkunde von Child<br />

Guidance). Vor allem Mädchen<br />

nehmen in dieser Entwicklungsphase<br />

ihren Körper negativ wahr,<br />

beschäftigen sich mit Diäten und<br />

ihrem Körpergewicht. Unter ungünstigen<br />

Voraussetzungen treten Essstörungen wie Anorexia nervosa,<br />

Bulimia nervosa o<strong>der</strong> aber Adipositas auf. Essen übernimmt<br />

dann eine missbräuchliche Funktion, um unlösbar<br />

erscheinende Probleme zu bewältigen.<br />

Das Muster gefühlsgesteuerten<br />

Essens wird nur schwer wie<strong>der</strong> verlernt,<br />

denn seine Wurzeln liegen häufig<br />

in <strong>der</strong> Kindheit und in familiären<br />

Bedingungen, erklärt die<br />

<strong>Ernährungswissenschafter</strong>in und<br />

Psychotherapeutin Mag. Karin<br />

Lobner (gefühlsküche, Wien).<br />

Ab 50+ zählt <strong>der</strong> Genuss<br />

Aber nicht nur pathologische Erscheinungen emotionalen<br />

Essens machen eine Än<strong>der</strong>ung des<br />

Essverhaltens schwierig. In manchen<br />

Lebensphasen ist sie schlichtweg<br />

unerwünscht. So beobachtet Mag.<br />

Ulrike Steiger-Hirsch (Klinische und<br />

Gesundheitspsychologin, Wien),<br />

dass sich Frauen nach <strong>der</strong> emotionalen<br />

Achterbahn <strong>der</strong> Wechseljahre<br />

häufig nicht länger dem gesellschaftlichen<br />

Schönheitsdiktat einer schlanken<br />

fachbericht<br />

Figur unterwerfen wollen. Mit neuem Selbstbewusstsein lassen sich<br />

reife Frauen nicht mehr sagen, was sie essen sollen. Empfänglich für<br />

eine Ernährungsumstellung sind sie nur dann, wenn bei gesundem<br />

Essen <strong>der</strong> Genuss nicht zu kurz kommt. Verbote und Gebote sind<br />

hingegen unbeliebt.<br />

Diese Einschätzung teilt auch Mag. Gerlinde Zehetner<br />

(Geschäftsführerin <strong>der</strong> seniormedia marketing ges.m.b.h.,<br />

Wien) entsprechend einer aktuellen<br />

Online-Umfrage. Demnach gibt die<br />

Hälfte <strong>der</strong> 1.500 über 50-jährigen Befragten<br />

an, zu essen, was ihnen<br />

schmeckt. Trotz großen Figurbewusstseins<br />

stören in dieser Lebensphase<br />

ein paar Kilos mehr auf <strong>der</strong><br />

Waage nicht mehr. Die Generation<br />

50+ ist allerdings eine heterogene<br />

Gruppe mit unterschiedlichem Zugang zu Ernährung und<br />

Gesundheit. Fitte Gesundheitsbewusste stehen schwer Übergewichtigen,<br />

aber auch Mangelernährten gegenüber.<br />

(Kein) Appetit aufs Leben<br />

Beson<strong>der</strong>s bei hochbetagten und<br />

multimorbiden Menschen ist<br />

Mangelernährung weit verbreitet<br />

und bleibt bei stationärer Behandlung<br />

und in Pflegeeinrichtungen oft<br />

unerkannt. Obwohl mangelernährte<br />

Menschen ein bis zu acht mal so<br />

hohes Risiko tragen, im Folgemonat<br />

zu sterben.<br />

Die Initiative ”Nutrition Days in<br />

Hospitals” macht diese Problematik<br />

mit Hilfe von Ernährungsmonitorings<br />

sichtbar und schafft Impulse zur Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Verhältnisse, erklären<br />

die beiden <strong>Ernährungswissenschafter</strong>innen<br />

Dr. Karin Schindler und<br />

Mag. Romana Schlaffer (AKE, Wien).<br />

Den häufig unterschätzten Einfluss<br />

von depressiven Erkrankungen auf<br />

das Essverhalten beschreibt Dipl.<br />

psych. Dipl. oec. troph. Barbara<br />

Kazdal (Psychologin und Oecotrophologin,<br />

Frankfurt/Main). Von<br />

den weltweit schätzungsweise<br />

340 Millionen Menschen, die an<br />

einer Depression leiden, werden nur<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 5.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 4


Fortsetzung von Seite 4.<br />

sechs bis neun Prozent adäquat therapiert. Das Potenzial <strong>der</strong><br />

Lin<strong>der</strong>ung einer Depression durch eine antidepressive Diät ist<br />

damit nicht ausgeschöpft.<br />

Beson<strong>der</strong>e Umstände – beson<strong>der</strong>e Bedürfnisse in <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

Rund 400.000 Menschen leben in Österreich in manifester<br />

Armut. Sie tragen ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Übergewicht,<br />

Stresserkrankungen und Herz-Kreislauferkrankungen. Gesunde<br />

Ernährung ist für sie schwer leistbar. Nicht umsonst greifen<br />

Armutsbetroffene zu fetten, kohlenhydratschweren Lebensmitteln,<br />

um billig satt zu werden. Vor<br />

dem Hintergrund <strong>der</strong> Wirtschaftskrise<br />

plädiert Mag. Martin Schenk<br />

(Diakonie Österreich, Wien) dafür,<br />

Armen billigeres Einkaufen mit speziellen<br />

Servicecards in normalen Supermärkten<br />

zu ermöglichen, statt noch<br />

mehr Sozialsupermärkte mit stark eingeschränktem<br />

Angebot zu installieren.<br />

Maßnahmen aus dem interdisziplinären, interkulturellen Projekt<br />

”Nach Herzenslust – leichter leben” für sozial benachteiligte,<br />

adipöse Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund<br />

beschreibt Dr. Ata Kaynar (Allgemeinund<br />

Ernährungsmediziner, Wien). Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

muss stark in die<br />

kulturellen Netzwerke <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

eingebunden werden. Beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig sind einfache Botschaften, ein<br />

starker Praxisbezug sowie Empowerment,<br />

damit Frauen sich von bestehenden<br />

Rollenbil<strong>der</strong>n lösen. Positiver Nebeneffekt ist die<br />

Multiplikatorwirkung von haushaltsführenden Frauen auf die<br />

gesamte Familie.<br />

Auch Mag. Angela Mörixbauer (eatconsult, Wien) findet es<br />

wesentlich, in <strong>der</strong> Gesundheitskommunikation die Lebenswelt<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe zu berücksichtigen. Am Beispiel extrem heterogen<br />

strukturierter Jugendkulturszenen<br />

macht sie deutlich, dass Gesundheitsbotschaften<br />

nur ankommen, wenn<br />

man die Kommunikationskanäle,<br />

Sprache und Symbolik <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

kennt und versteht. Erfolg-versprechend<br />

sind dabei nonverbale<br />

Kommunikation in Bil<strong>der</strong>n, Emotionalisieren,<br />

einfache Botschaften und<br />

die Nutzung des Leitmediums Internet.<br />

Ankick zur Verän<strong>der</strong>ung<br />

fachbericht<br />

Was ErnährungsexpertInnen in <strong>der</strong> Kommunikation von <strong>der</strong><br />

Werbung lernen können, bringt<br />

Barbara Spona (dialogic Marketing<br />

GmbH, Wien) auf den Punkt. Werbung<br />

bietet zwar Problemlösungen und<br />

gute Gefühle, endet aber mit einem<br />

unverbindlichen Angebot. Die<br />

Probleme müssen die Menschen<br />

selbst, mit o<strong>der</strong> ohne Hilfe von<br />

Produkten, lösen.<br />

Mag. Dr. Theres Rathmanner (Ernährungs- und Gesundheitswissenschafterin,<br />

Wien) erklärt anhand<br />

verschiedener Modelle <strong>der</strong> Gesundheitspsychologie,<br />

warum Verhaltensän<strong>der</strong>ungen<br />

trotz besseren<br />

Wissens <strong>der</strong> KlientInnen und engagierten<br />

Bemühens von BeraterInnen<br />

manchmal scheitern. Zentrale Voraussetzung<br />

ist immer, dass die Ernährungsumstellung<br />

vom Ratsuchenden<br />

gewollt wird und machbar ist. In<br />

<strong>der</strong> Ernährungsberatung kann deshalb nur gemeinsam mit<br />

Betroffenen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Lebensphase und psychologischer<br />

Höhen und Tiefen ein individueller Weg zur gesün<strong>der</strong>en<br />

Ernährung entwickelt werden.<br />

DSA Michael Guzei (Sozialarbeiter,<br />

Trainer für Motivierende Gesprächsführung,<br />

Gänserndorf) ergänzt: Es gibt<br />

keine Beratungspatente, nur gute,<br />

motivierende Gesprächsführung in<br />

einer Beratungsbeziehung die von<br />

Partnerschaftlichkeit, Autonomie und<br />

Ressourcenorientierung gekennzeichnet<br />

ist.<br />

Fazit: Emotionen sind so stark mit dem Essverhalten verflochten,<br />

dass sie in <strong>der</strong> Ernährungsberatung und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

berücksichtigt werden müssen. Beratungskompetenz erfor<strong>der</strong>t<br />

demnach weit mehr als das Wissen über Lebensmittel.<br />

Schließlich steht <strong>der</strong> Mensch mit all seinen emotionalen<br />

Erfahrungen und seinem Verhalten im Mittelpunkt <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ung.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 5


Fortsetzung von Seite 5.<br />

Weitere Veranstaltungsimpressionen<br />

fachbericht<br />

Großer Andrang bei <strong>der</strong> Registrierung. Leo Klimt von <strong>der</strong> Wirtschaftskammer Wien Überall lauern technische Probleme …<br />

begrüßt uns in „seinem“ Haus.<br />

Gespannt lauscht das Auditorium den ReferentInnen. Die Pausen werden wie immer genutzt …<br />

Neben den psychischen Aspekten des Essens … … kommt natürlich auch die Nahrungsaufnahme<br />

nicht zu kurz.<br />

… für ausgiebigen Erfahrungsaustausch.<br />

Zufriedene Gesichter –<br />

das freut uns VeranstalterInnen!<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 6


fachbericht<br />

Mag. Helga Cvitkovich-Steiner<br />

hcs@veoe.org<br />

Der VEÖ im Gespräch mit Ernest G. Pichlbauer. Lesen Sie, wie<br />

<strong>der</strong> unabhängige Gesundheitsökonom und Publizist die<br />

Situation <strong>der</strong> Ernährungswissenschaft im österreichischen<br />

Gesundheitssystem beurteilt.<br />

”Den Autoren ist nichts und niemand heilig. Keine Institution wird<br />

von Kritik verschont, keine Gesinnungsbarriere verbietet das<br />

Denken. Selten wurde im österreichischen Gesundheitswesen so<br />

viel Klartext gesprochen. Und das wird vermutlich einigen<br />

Machtmenschen in diesem Land gar nicht gefallen. Kein Buch<br />

also, mit dem man sich viele Freunde macht.” So liest sich eine<br />

Rezension über ”Gesunde Zukunft. <strong>Österreichs</strong> Gesundheitsversorgung<br />

Neu”, das Ernest G. Pichlbauer gemeinsam mit Ingrid<br />

Korosec geschrieben hat. Ein Ausblick, <strong>der</strong> neugierig macht. Auf<br />

www.wienerzeitung.at lässt sich <strong>der</strong> ”Rezeptblock” Pichlbauers verfolgen.<br />

Eine Kolumne, in <strong>der</strong> er von ”Fast-Medizin und Mac-Ärzten”<br />

schreibt; davon, dass ”man offenbar schon wie<strong>der</strong> das gleiche<br />

tote Pferd reiten will, seit 40 Jahren”, weil sich unser Gesundheitssystem<br />

als ”scheinbar unsinkbare Titanic” gegen jegliche<br />

Strukturreform immun zeigt. Er beherrscht das Spiel mit Bil<strong>der</strong>n und<br />

scheut sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. Während vielen<br />

Experten <strong>der</strong> Vorwurf gemacht wird, sie würden sich nicht festlegen,<br />

tut er es. Schonungslos offen. Grund genug, ihn um eine<br />

Einschätzung zu bitten. Darüber, wie und wo er die Ernährungswissenschaft<br />

im österreichischen Gesundheitssystem sieht.<br />

VEÖ: Woran liegt es, dass sich substanzielle Reformen im<br />

Gesundheitsbereich bei uns nicht durchsetzen lassen?<br />

Pichlbauer: Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> irgendwie irgendwas im Gesundheitssystem<br />

zu reden hat, verteidigt sein Revier. Es ist also nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />

dass wir in Österreich Strukturen haben, die wie aus einer an<strong>der</strong>en<br />

Zeit anmuten. Wegen des Schrebergartendenkens <strong>der</strong> Player ist<br />

das Gesundheitswesen in hun<strong>der</strong>te Kompetenzen zersplittert. Da<br />

sich die Welt jedoch weiterdreht und die demografischen und medizinischen<br />

Entwicklungen auch vor Österreich nicht halt machen, sind<br />

diese Strukturen mittlerweile anachronistisch geworden.<br />

Werden deshalb ”neue” Berufsgruppen wie die Ernährungswissenschaft mit Argwohn<br />

beäugt – weil sie sich nicht in althergebrachte Strukturen einordnen lassen?<br />

Die klassischen Gesundheitsbereiche Prävention, Kuration,<br />

Rehabilitation, Pflege und Palliativbehandlung sind in nicht mehr<br />

”Machtpolitik und Sachpolitik<br />

sind zwei Paar Schuhe”<br />

aufeinan<strong>der</strong> abgestimmte Einzelsysteme zerfallen. Und in jedem<br />

Einzelsystem haben sich Machtkomplexe entwickelt. Die etablierten<br />

Berufsgruppen versuchen sich abzuschotten. Da sie jedoch<br />

mit Menschen arbeiten, ist diese Abschottung meist unvollständig.<br />

Allein dadurch ergeben sich Schnittstellenprobleme<br />

und jede Menge Konfliktpotenzial. Alle Akteure behaupten, dass<br />

bei ihnen <strong>der</strong> Patient im Mittelpunkt steht, man hat aber oft den<br />

Eindruck, dass er dort den meisten im Weg steht. Die<br />

Angebotsseite wird intransparent gesteuert, die Nachfrageseite<br />

(und die eigentlichen Geldgeber) – also die Patienten – werden<br />

nicht gefragt. Jede Berufsgruppe versucht, eine für sich genehme<br />

Arbeitsselektion vorzunehmen. Dabei geht es um standespolitische<br />

Dünkel und nicht um den Patienten. Machtpolitik und<br />

Sachpolitik sind zwei Paar Schuhe. Unsere Strukturen erschweren<br />

es, die Berufsgruppen so zu koordinieren, dass sie gemeinsam<br />

dem Gesundheitssystem dienen. Und das macht es neuen<br />

Berufsgruppen so schwer.<br />

Das Gegenteil des <strong>der</strong>zeitigen Zustandes ist eine integrierte<br />

Gesundheitsversorgung, die Sie in Ihrem Buch for<strong>der</strong>n. Was verstehen<br />

Sie darunter?<br />

Ein System, in dem Prävention, Akutbehandlung, Rehabilitation,<br />

Pflege und Palliativbehandlung so aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt<br />

sind, dass Patienten zum richtigen Zeitpunkt und an <strong>der</strong> richtigen<br />

Stelle die richtige Leistung erhalten, statt alle Strukturen<br />

rund um Einzelinteressen abzusichern. Ein Miteinan<strong>der</strong>, statt in<br />

Machtkomplexen autistisch vor sich hin zu arbeiten.<br />

Wo sehen Sie unsere Berufsgruppe dabei?<br />

In vielen Län<strong>der</strong>n suchen die Entscheidungsträger <strong>der</strong>zeit nach<br />

Wegen, Ressourcen in die Kommunen zu verlagern, um die<br />

Bewältigung von chronischen Gesundheitsproblemen effizienter<br />

zu gestalten. Insbeson<strong>der</strong>e sucht man nach Möglichkeiten,<br />

die Menschen zu befähigen, sich eigenständig um ihre<br />

Gesundheit und Gesundheitsversorgung zu kümmern, indem<br />

man einschlägige Hilfen für die Selbstbewältigung und<br />

Selbstbehandlung bereitstellt. Selbstbewältigungsinitiativen<br />

sind wirkungsvoller, wenn sie in das System <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

integriert sind, als wenn sie separat organisiert wer-<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 8.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 7


Fortsetzung von Seite 7.<br />

den. Den Gesundheitsfachkräften kommt mit <strong>der</strong> hinführenden<br />

Begleitung <strong>der</strong> Patienten im Prozess die ausschlaggebende<br />

Rolle zu, damit die Umsetzung solcher Initiativen Erfolg hat. Und<br />

hier sehe ich auch die Ernährungswissenschaft.<br />

Ist die Ernährungswissenschaft demnach zu den Gesundheitsberufen zu<br />

zählen?<br />

Nachdem die Ernährungswissenschaft Gesundheitskompetenz<br />

vermittelt – also die Fähigkeit, unter Alltagsgegebenheiten sinnvolle<br />

gesundheitliche Entscheidungen zu treffen –, ist sie automatisch<br />

als Gesundheitsberuf aufzufassen. Ob sich das auch in<br />

<strong>der</strong> österreichischen Definition <strong>der</strong> Gesundheitsberufe wi<strong>der</strong>spiegelt,<br />

ist eine an<strong>der</strong>e Sache. Doch glauben Sie mir: In<br />

Zukunft wird Effektivität gefragt sein. Berufsgruppen, die im bestehenden<br />

System keinen Platz haben, die jetzt außen vor bleiben,<br />

werden aufblühen.<br />

Wie können wir uns das vorstellen?<br />

Der nie<strong>der</strong>gelassene Arzt wird die Drehscheibe sein. Wir müssen<br />

uns einmal vergegenwärtigen: 1976 (!) präsentierte die WHO<br />

das sogenannte Primärversorgungsmodell. Darin wurde festgehalten,<br />

dass die Versorgung so dezentral wie möglich sein soll.<br />

Wohnortnähe wurde als Merkmal guter Qualität erkannt. Dabei<br />

wurde jedoch nicht an die wohnortnahe Nierentransplantation<br />

gedacht, son<strong>der</strong>n daran, dass dezentral möglichst alle<br />

Gesundheitsdienstleister – von ÄrztInnen über Pflegeberufe,<br />

Hebammen, ErnährungsberaterInnen und SozialarbeiterInnen –<br />

koordiniert daran arbeiten sollten, Prävention, Rehabilitation,<br />

Pflege und Kuration, also das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung,<br />

möglichst nahe an die Bevölkerung heranzutragen.<br />

Fast überall begann man diese Idee umzusetzen.<br />

Hausarztmodelle wurden etabliert und Gesundheitszentren<br />

errichtet, in denen interprofessionell gearbeitet wird. In einigen<br />

Län<strong>der</strong>n ist das besser, in an<strong>der</strong>en schlechter gelungen. Aber<br />

nirgendwo wird mehr an <strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> Idee gezweifelt. Wir<br />

allerdings hinken hier immer noch hinten nach.<br />

Viele wünschen sich, dass sich <strong>Ernährungswissenschafter</strong> ausschließlich<br />

um gesunde Menschen kümmern sollen. Lässt sich Ihrer Meinung nach<br />

eine Grenze zwischen ”gesund” und ”krank” ziehen?<br />

Das würde eine Grenze durch einen Menschen bedeuten,<br />

denn praktisch je<strong>der</strong> Mensch hat gesunde und kranke Anteile.<br />

Herzgesund, aber dick – ist das gesund o<strong>der</strong> krank? Jede<br />

Trennlinie ist eine künstliche Grenzziehung, die nicht <strong>der</strong> Realität<br />

entspricht. Es ist ja grundsätzlich schwierig, Gesundheit zu definieren.<br />

Wenn wir die WHO-Definition hernehmen, die Gesundheit<br />

als einen Zustand des völligen körperlichen, geistigen und<br />

sozialen Wohlbefindens beschreibt, kann kaum jemand<br />

behaupten, gesund zu sein. Doch unabhängig von Definitionen<br />

werden Sie sich als Berufsgruppe behaupten müssen. Die Frage<br />

ist, ob Sie vorbereitet sind auf zukünftige Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Wie können wir uns vorbereiten?<br />

fachbericht<br />

Indem Sie Organisationsfähigkeit beweisen, Ihre Einsatzmöglichkeiten<br />

mit Studien untermauern, über die Grenzen<br />

schauen, internationale Vergleiche ziehen und als Berufsgruppe<br />

beweisen, was Sie können! Sie müssen Ihr Berufsbild<br />

nach Best Practise in Europa ausrichten und das Vertrauen <strong>der</strong><br />

Patienten gewinnen. Mediziner, die Patienten durch Disease-<br />

Management-Programme begleiten möchten, können Ihre<br />

Unterstützung gut gebrauchen. Ihre Aufgabe ist es, Ihren<br />

Nutzen herauszustreichen. Und Sie müssen sich als Berufsgruppe<br />

mit Weiterbildung wappnen, denn das Aufsplittern wird<br />

nicht aufhören. Ganz sicher werden Sie Wi<strong>der</strong>stände spüren,<br />

aber die Zeit arbeitet für Sie!<br />

Dr. Ernest G.<br />

Pichlbauer<br />

im Porträt:<br />

Der Mediziner (geb. 1969) arbeitete zunächst als<br />

Universitätsassistent an <strong>der</strong> Pathologie des Wiener AKH,<br />

bevor er sich <strong>der</strong> Gesundheitsökonomie und <strong>der</strong><br />

Gesundheitsvorsorgeforschung zuwandte. Während seiner<br />

Zeit am Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen<br />

(ÖBIG) war er unter an<strong>der</strong>em maßgeblich an<br />

den Arbeiten zum Österreichischen Strukturplan<br />

Gesundheit (ÖSG) beteiligt. Seit 2008 berät er mit seinem<br />

Unternehmen ”Health Policy International” Entscheidungsträger<br />

im Gesundheitswesen. Als Kolumnist <strong>der</strong> Wiener<br />

Zeitung liefert Pichlbauer in seinem ”Rezeptblock” pointierte<br />

gesundheitspolitische Kommentare.<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> ehemaligen Volksanwältin Ingrid<br />

Korosec hat Pichlbauer 2007 mit einem mutigen Buch für<br />

Aufregung gesorgt: ”Gesunde Zukunft. <strong>Österreichs</strong> Gesundheitsversorgung<br />

Neu” spricht klar und deutlich aus, woran<br />

unser Gesundheitssystem krankt und liefert Diskussionsbeiträge<br />

zu neuen Strategien im Gesundheitswesen.<br />

ernest.pichlbauer@hpi-sag.com<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 8


vip-mitglie<strong>der</strong><br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 10


vip-mitglie<strong>der</strong>


Arbeitskreis Mitglie<strong>der</strong>service<br />

Leitung: Johanna Sommer<br />

Mitarbeiterinnen: Parisa Bayaty, Sonja Brandlhofer, Tamara<br />

Hai<strong>der</strong>, Jasmina Kavka, Therese Lindahl, Ines Pichler, Stefanie<br />

Pichler, Sonja Reiselhuber<br />

Neue Online-Netzwerke des VEÖ<br />

You need an expert? So: Get Your Expert<br />

Am 1. April 2009 erblickte eine neue Serviceleistung des VEÖ –<br />

das Such-Werkzeug Get Your Expert – das Licht <strong>der</strong> Online-Welt.<br />

Auf www.veoe.org/get-your-expert können <strong>Ernährungswissenschafter</strong>Innen<br />

nach Fachgebieten gesucht und im Nu gefunden<br />

werden. Durch die tolle Responserate unserer Mitglie<strong>der</strong><br />

hat die Datenbank eine stattliche Geburtsgröße von zirca<br />

100 ExpertInnen erreicht. Damit <strong>der</strong> ExpertInnenkreis stetig<br />

wächst, werden AbsolventInnen-Neumitglie<strong>der</strong> automatisch<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, Teil <strong>der</strong> Datenbank zu werden. Mit einer<br />

Auffor<strong>der</strong>ung zur Datenaktualisierung an alle Mitglie<strong>der</strong> einmal<br />

pro Jahr halten wir die Qualität aufrecht. Än<strong>der</strong>ungen können<br />

aber auch laufend vorgenommen werden, wenn Sie die Infos<br />

an die VEÖ-Geschäftsstelle schicken.<br />

Finden und gefunden werden<br />

Dank Get Your Expert hat langes, mühsames Suchen nach<br />

KollegInnen und AnsprechpartnerInnen ein Ende, denn mittels<br />

spezifischer Suchoptionen wie Bundesland o<strong>der</strong> Spezialgebiet,<br />

erscheint <strong>der</strong>/die gesuchte ExpertIn. Gleichzeitig erhält jedes<br />

AbsolventInnenmitglied die Möglichkeit, sich mit ihrem bzw. seinem<br />

Spezialwissen zu präsentieren und sowohl KollegInnen als<br />

auch externen Suchenden bei Fachfragen und -problemen<br />

Antworten und Lösungsvorschläge anzubieten.<br />

Reputation für die Berufsgruppe<br />

Get Your Expert steht aber nicht nur für Service, son<strong>der</strong>n auch<br />

für Image und Reputation des VEÖ bzw. unserer Berufsgruppe.<br />

Denn das neue Online-Servicetool<br />

� spiegelt die Vielseitigkeit und das umfassende Know-how<br />

von <strong>Ernährungswissenschafter</strong>Innen wi<strong>der</strong>,<br />

� steht für Professionalität,<br />

� för<strong>der</strong>t bei je<strong>der</strong> Suchabfrage die Präsenz des VEÖ,<br />

� führt zur Stärkung unserer Berufsgruppe.<br />

Wenn Sie, liebe Mitglie<strong>der</strong>, Get Your Expert in diesem o<strong>der</strong> jenem<br />

Gespräch erwähnen, führt dies zu einer immensen Öffentlichkeitswirkung<br />

für den VEÖ, für uns <strong>Ernährungswissenschafter</strong>Innen<br />

und für Sie. Eine tolle Art <strong>der</strong> Vernetzung wäre zudem, relevante<br />

Websites mit Get your Expert zu verlinken. Bei Interesse wenden<br />

Sie sich bitte an die VEÖ-Geschäftsstelle.<br />

Weil hinter dem so simpel erscheinenden Tool monatelanges<br />

Köpferauchen, Tüfteln, Planen und Organisieren steckt, möchte<br />

ich mich ganz beson<strong>der</strong>s bei meinem Team für die konstruktive<br />

Zusammenarbeit und das Durchhaltevermögen bedanken!<br />

Mehrere ”Fliegen”, eine Klappe: VEÖ goes Xing<br />

Seit Mitte April 2009 ist <strong>der</strong> VEÖ auch mit einer Gruppe auf <strong>der</strong><br />

Berufsplattform ”Xing” präsent. Die Koordination <strong>der</strong> Gruppe<br />

durch eine Mo<strong>der</strong>atorin garantiert, dass nur VEÖ-Mitglie<strong>der</strong> aufgenommen<br />

werden. Kontakthalten mit KollegInnen, vor allem in<br />

den Bundeslän<strong>der</strong>n, wird damit für den VEÖ wesentlich leichter.<br />

Die Plattform ist eine tolle Möglichkeit, rasch Informationen auszutauschen,<br />

zu diskutieren, Kooperationen anzubahnen o<strong>der</strong><br />

einfach ”alte” StudienkollegInnen wie<strong>der</strong>zufinden. Gleichzeitig<br />

ermöglicht sie dem VEÖ, proaktiv Feedback zu den<br />

Serviceleistungen und Aktivitäten einzuholen und Anregungen<br />

und Ideen für Neues zu bekommen. Die VEÖ-Xing-Gruppe hat<br />

aber nicht nur Netzwerkcharakter, mit <strong>der</strong> Präsenz des VEÖ-<br />

Logos auf <strong>der</strong> Profilseite jedes/je<strong>der</strong> Einzelnen nutzen wir den<br />

enormen Multiplikatoreffekt, um den Bekanntheitsgrad unserer<br />

Berufsgruppe in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu erhöhen.<br />

Ich freue mich auf ein ”virtuelles” Treffen!<br />

Mag. Johanna Sommer, MA<br />

johanna.sommer@gmx.at<br />

arbeitskreise<br />

Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit<br />

Leitung: Eva Unterberger<br />

Mitarbeiterinnen: Sabine Bisovsky, Helga Cvitkovich-Steiner,<br />

Marlies Gruber, Doris Passler, Theres Rathmanner,<br />

Sonja Reiselhuber, Johanna Sommer<br />

Wenn <strong>der</strong> Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit bei <strong>der</strong> Tagung<br />

denkt …<br />

Ganz im Zeichen <strong>der</strong> diesjährigen Jahrestagung mit dem<br />

Thema ”Wenn <strong>der</strong> Bauch beim Essen denkt …” standen auch<br />

die Tätigkeiten des Arbeitskreises in den ersten Monaten des<br />

Jahres 2009. Im Zuge <strong>der</strong> Tagungs-Presse-Offensive wurden<br />

zwei Presseaussendungen versendet. Mit ”Warum Diäten floppen”<br />

wurde versucht, das Interesse <strong>der</strong> JournalistInnen an <strong>der</strong><br />

Tagung zu wecken. In ”Gefühle essen mit – ein Leben lang”<br />

wurde ein Resümee zur Tagung gezogen. Die beiden Texte sind<br />

auf <strong>der</strong> Homepage www.veoe.org abrufbar. Erfreulich ist, dass<br />

das Thema ”Warum Diäten floppen” von <strong>der</strong> Austria Presse<br />

Agentur (APA) gleich mit mehreren Meldungen bedacht<br />

wurde. Zahlreiche an<strong>der</strong>e Medien sind auf diesen Zug aufgesprungen.<br />

So konnte beispielsweise auch ein MedStandard-<br />

Gespräch zum Thema ”Heißhunger” initiiert werden. Die Wiener<br />

<strong>Ernährungswissenschafter</strong>in Karin Lobner und <strong>der</strong> deutsche<br />

Soziologe Axel Philipps stellten sich den Fragen <strong>der</strong><br />

MedStandard-Redakteurin Karin Pollack. Auch Kurier, die<br />

Salzburger Nachrichten und die Oberösterreichischen Nachrichten<br />

widmeten den emotionalen Aspekten des Essens Platz<br />

auf ihren Gesundheitsseiten.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 12


ExpertInnen suchen und finden<br />

In einer Aussendung an Betriebe <strong>der</strong> Lebensmittelbranche wurden<br />

die EntscheidungsträgerInnen <strong>der</strong> Firmen über das VEÖ-<br />

Jobservice (Gratis-Stellenausschreibungen an die VEÖ-<br />

Mitglie<strong>der</strong>) informiert. Weiters wurde auf die Möglichkeit,<br />

Projekte über den VEÖ auszuschreiben, hingewiesen. Und: Das<br />

vom Arbeitskreis Mitglie<strong>der</strong>service im heurigen Frühjahr entwickelte<br />

Service-Tool ”Get Your Expert” wurde vorgestellt. Die<br />

Aussendung erfolgte freundlicherweise über die<br />

Geschäftsstelle des Fachverbandes <strong>der</strong> Lebensmittel- und<br />

Genussmittelindustrie. Eine Wortspende vom Geschäftsführer<br />

des Fachverbandes, Dr. Michael Blass, verlieh dem Schreiben<br />

beson<strong>der</strong>es Gewicht.<br />

Das Jahr ist noch lange nicht zu Ende!<br />

Nach einer kurzen Verschnaufpause nach <strong>der</strong> Tagung spuckt<br />

<strong>der</strong> Arbeitskreis natürlich schon wie<strong>der</strong> in die Hände. Es geht in<br />

die Planungsphase einer ganz beson<strong>der</strong>en Mediengeschichte<br />

rund um den Welternährungstag 2009. Für 2010 wird an einem<br />

neuen Konzept gearbeitet. Nach dem Motto ”Nur nicht über<br />

ungelegte Eier gackern!” berichtet <strong>der</strong> Arbeitskreis über diese<br />

beiden Projekte aber erst zu einem späteren Zeitpunkt.<br />

Mag. Eva Unterberger<br />

presse@veoe.org<br />

arbeitskreise<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 13


Marie Draxler, Dr. Birgit Hauer,<br />

Anna Kopf, Mag. Christine Mahringer-E<strong>der</strong><br />

In vielen berufsbildenden Schulen ergänzt die Ferialpraxis das<br />

vielfältige Lernangebot. In <strong>der</strong> HLFS Elmberg ist drei Mal ein<br />

Praktikum vorgeschrieben:<br />

� 4 Wochen zwischen dem zweiten und dritten Jahrgang – in<br />

einem landwirtschaftlichen Betrieb,<br />

� 14 Wochen zwischen dem dritten und vierten Jahrgang – in einem<br />

landwirtschaftlichen o<strong>der</strong> Lebensmittel verarbeitenden Betrieb,<br />

� 4 Wochen zwischen dem vierten und fünften Jahrgang –<br />

zwecks Berufsorientierung.<br />

In <strong>der</strong> HLFS Elmberg wird das Auslandspraktikum sehr geför<strong>der</strong>t.<br />

Wir unterstützen die SchülerInnen in ihrem Bestreben, im<br />

Ausland Erfahrungen zu sammeln, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern<br />

und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. In den letzten<br />

Jahren haben 70 Prozent <strong>der</strong> SchülerInnen <strong>der</strong> dritten<br />

Jahrgänge das 14-wöchige Praktikum im Ausland absolviert.<br />

Anna Kopf und Marie Draxler, Schülerinnen <strong>der</strong> HLFS Elmberg,<br />

haben im Sommer 2008 in einem landwirtschaftlichen Betrieb in<br />

Norwegen gearbeitet und berichten von ihren Erfahrungen<br />

über die dortigen Ernährungsgewohnheiten:<br />

”Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz.”<br />

Dieser Reim ist für so manche/-n ÖsterreicherIn ein ”Zungenbrecher”<br />

– <strong>der</strong> besser in den hohen Norden passen würde,<br />

wenn man den Inhalt bedenkt.<br />

Für 14 Wochen tauchten wir in die Welt <strong>der</strong> skandinavischen<br />

Küche ein und nahmen die Ernährungsgewohnheiten unserer<br />

Praxisfamilie unter die Lupe.<br />

Zu Beginn unseres Praktikums in Norwegen erwarteten wir Fisch<br />

in Hülle und Fülle, kaum Abwechslung in <strong>der</strong> Küche und viel<br />

Weißbrot. Doch wir wurden eines Besseren belehrt:<br />

Der Tag startet mit dem Frühstück (Frukost), welches Fisch, Brot<br />

(Vollkorn- und Weißbrot), Butter, Käse, Wurst und Milch beinhaltet.<br />

Das Beson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Milch: Trotz <strong>der</strong> hauseigenen<br />

Milchproduktion wird Milch mit 0,7 % Fett zugekauft. Diese ist<br />

angereichert mit Vitamin D, um den im Winter vorherrschenden<br />

”Mangel” auszugleichen.<br />

Am späten Vormittag wird das zweite Frühstück, <strong>der</strong> Lunch, eingenommen.<br />

Hierbei wird zuhause wie auch in den Firmen Wert<br />

auf eine ausgiebige Mahlzeit gelegt.<br />

Jeden Abend durften wir ein ausgesprochen schmackhaftes<br />

Dinner genießen. Strenge Essenszeiten gibt es nicht. Man isst,<br />

wenn man Zeit, Lust und vor allem Hunger hat. Täglich fanden<br />

wir eine große Auswahl an Gemüse auf unserem Teller, vor<br />

allem Fisch wurde dazu gereicht. Sehr beliebt war in unserer<br />

Familie Lachs, aber auch Salat und Kartoffeln durften in <strong>der</strong><br />

täglichen Ernährung nicht fehlen. Nur ein Mal, höchstens zwei<br />

Mal pro Woche wurde Fleisch, vorwiegend Schweinefleisch,<br />

zubereitet. Zu trinken gab es meistens frisches Leitungswasser.<br />

netzwerk<br />

SchülerInnen kosten die große weite Welt<br />

Wir profitierten vor allem von <strong>der</strong> leichten und fettarmen Kost<br />

und brachten manche Tipps mit nach Österreich.<br />

Norwegens Nationalgericht, gekochter Schafskopf, ist uns<br />

jedoch entgangen. Zu den Spezialitäten des Landes gehören<br />

auch: Fleischbällchen (Kjøttbuller), verschiedene Sild-Arten<br />

(eingelegter Hering), Stockfisch, Walfleisch, Elch o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />

Ziegenkäse (brunost; brun = braun, ost = Käse). Dieser besticht<br />

durch seinen süßlichen, für uns ungewohnten Geschmack und<br />

seine braune Farbe. Nach einigen Kostproben aber war er für<br />

uns aus keiner Mahlzeit mehr wegzudenken.<br />

Einflüsse aus den verschiedensten Län<strong>der</strong>n, wie zum Beispiel<br />

Italien, machen sich beim Geschmack <strong>der</strong> Gerichte bemerkbar.<br />

NorwegerInnen sparen beim Gebäck gerne mit dem Salz.<br />

Butter und Margarine enthalten dafür umso mehr.<br />

Um die norwegische Küche verstehen zu können, muss man<br />

auch den Lebensmittelmarkt sowie die Einkaufsgewohnheiten<br />

kennen. In <strong>der</strong> Gemüse- und Obstabteilung, die nicht kleiner ist<br />

als die heimische, fanden wir we<strong>der</strong> regionale noch biologische<br />

Produkte. Generell scheinen NorwegerInnen weniger Wert auf<br />

<strong>der</strong>artige Qualitätsmerkmale zu legen. Auch die hohe Anzahl<br />

an stark verarbeiteten Lebensmitteln stach uns sofort ins Auge,<br />

vor allem viele amerikanische Produkte sind ”in”. Die Tiefkühlund<br />

Feinkostabteilung ist nicht mit <strong>der</strong> unseren zu vergleichen.<br />

Frisch aufgeschnittenen Käse und frische Wurst- und Fleischwaren<br />

sucht man vergeblich. Fleisch, Wurst und Käse aus <strong>der</strong><br />

Kunststoffverpackung, konserviert und luftdicht verpackt, stehen<br />

für den täglichen Verzehr bereit. Auch kleine Gewerbebetriebe,<br />

wie Bäckereien und Fleischhauereien, sind am norwegischen<br />

Lebensmittelmarkt kaum mehr zu finden.<br />

Direktvermarktung ist in Norwegen unüblich. Wegen <strong>der</strong> strengen<br />

Hygienevorschriften können kleine LandwirtInnen kaum in<br />

Konkurrenz mit den großen Konzernen treten. Selbstversorgung ist<br />

in landwirtschaftlichen Betrieben in Norwegen kein Thema. Die im<br />

Betrieb hergestellten Produkte werden zur Gänze abgeliefert.<br />

Unser Resümee: Norwegen<br />

beeindruckt nicht nur durch<br />

eine unbeschreibliche Landschaft,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch<br />

eine vielfältige, abwechslungsreiche<br />

und genussvolle<br />

Küche, und wir haben Vieles<br />

mit nach Österreich genommen.<br />

Diese 14 Wochen<br />

haben uns geprägt, kulinarisch<br />

wie kulturell. Und eines ist sicher: Wir kommen wie<strong>der</strong>!!<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 14


Steckbrief<br />

Ausbildung:<br />

1999 – 2006: Diplomstudium <strong>der</strong> Ernährungswissenschaften<br />

an <strong>der</strong> Universität Wien<br />

Kurse: HACCP, Integrierte Managementsysteme<br />

Berufsweg:<br />

2003: 1-monatiges Praktikum bei Austria<br />

Frost, Großenzersdorf<br />

2004: 3-monatiges Praktikum bei <strong>der</strong> ABG mit<br />

anschließen<strong>der</strong> Teilzeitbeschäftigung in verschiedenen<br />

Abteilungen des Unternehmens<br />

Seit März 2006: Vollzeitbeschäftigung in<br />

<strong>der</strong> ABG<br />

Seit 2007: Gast-Trainerin am Wifi Wien<br />

(Ernährungsvorsorge-Coach)<br />

Berufliche Erfahrung:<br />

Von Lagerarbeiten bis zu Tätigkeiten in <strong>der</strong><br />

Gastronomie<br />

Motto: Netzwerke nützen<br />

Kontakt:<br />

Mag. Sabine Taudes<br />

Austria Bio Garantie<br />

Köigsbrunner Straße 8<br />

2202 Enzersfeld<br />

s.taudes@abg.at<br />

Und was musst du sonst noch an Qualifikationen mitbringen?<br />

Selbstständiges Arbeiten, häufiger Kundenkontakt,<br />

Bereitschaft zu teilweise unregelmäßigen<br />

Arbeitszeiten (je nach Kontrolltouren), Reisebereitschaft<br />

und Verantwortung für an<strong>der</strong>e zu<br />

übernehmen sind neben meiner fachlichen<br />

Qualifikation die persönlichen Voraussetzungen<br />

für diesen Job.<br />

Das Interview führte<br />

Mag. Dr. Theres Rathmanner<br />

Interview mit Mag. Sabine Taudes<br />

praxisdialog<br />

Mag. Sabine Taudes<br />

Du bist seit drei Jahren in <strong>der</strong> Austria Bio Garantie (ABG) angestellt. Was genau macht<br />

dieses Unternehmen?<br />

Die ABG ist die führende Kontrollstelle für die Herstellung und Verarbeitung biologischer<br />

Lebensmittel. Sie ist ein privatrechtliches Non-Profit-Unternehmen, das<br />

1993 gegründet wurde. Wir haben zwei Standorte mit insgesamt 60 internen<br />

MitarbeiterInnen und zirka 100 Bio-KontrollorInnen, welche auf Werkvertragsbasis<br />

für uns tätig sind. Die Aufgabe des Unternehmens ist die Überprüfung und<br />

Umsetzung <strong>der</strong> EU-Bio-VO 834/2007 i.d.g.F. und des Österreichischen Lebensmittelkodex<br />

für alle biologisch wirtschaftenden Unternehmen; vom Saatgut <strong>der</strong><br />

Landwirte, über Bäcker, Fleischerbetriebe, Milchverarbeiter, Handelsunternehmen,<br />

Gastronomie und Großküchen. Es handelt sich kurz gesprochen um ein<br />

Kontrollverfahren zur Qualitätssicherung im Bereich <strong>der</strong> biologischen<br />

Landwirtschaft. Die ABG zeichnet sich durch eine Mischung verschiedener<br />

Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Studienrichtungen aus. Wir haben<br />

sehr viele AbsolventInnen <strong>der</strong> BOKU mit dem Studium <strong>der</strong> Landwirtschaft,<br />

Lebensmitteltechnologie, aber auch eine Biologin, einen Genetiker und mich als<br />

<strong>Ernährungswissenschafter</strong>in. Dieses vielseitige Team bietet die optimalen<br />

Voraussetzungen, um den eigenen Horizont zu erweitern.<br />

Kannst du uns einen Einblick in dein genaues Aufgabengebiet geben?<br />

Da ich schon seit insgesamt fünf Jahren in <strong>der</strong> ABG tätig bin, konnte ich viele interne<br />

Fachbereiche kennenlernen. Dies kommt mir immer wie<strong>der</strong> zugute, wenn es z.B.<br />

um bereichsübergreifende Fragen geht. Seit drei Jahren obliegt mir die Hauptbetreuung<br />

für den Bereich Gastronomie und Großküchen. Das hierfür zuständige Team<br />

besteht mittlerweile aus vier Teilzeit-Bio-KontrollorInnen und mir selbst. Gemeinsam<br />

führen wir in meinem Bereich jährlich ca. 240 Betriebskontrollen durch.<br />

Meine Arbeitszeit glie<strong>der</strong>t sich zur Hälfte in einen Innendienst und zum an<strong>der</strong>en<br />

Teil in meine Außendiensttätigkeit, wo ich die Bio-Kontrollen durchführe o<strong>der</strong><br />

Kundenschulungen und Vorträge halte. Die internen Aufgaben umfassen<br />

Kundenakquirierung, Kontrolleinteilung, Richtlinien-Updates, Aktenbearbeitung<br />

und Zertifizierung nach einem Bio-Audit sowie die Betreuung <strong>der</strong> externen<br />

KontrollorInnen.<br />

Wie passend ist die Ausbildung <strong>der</strong> Ernährungswissenschaften für deinen Beruf?<br />

Die beiden Vorlesungen ”Biologischer Landbau” und ”Einführung in die ökologische<br />

Landwirtschaft” bilden eine Basis für meinen heutigen Beruf. Ich habe mich<br />

im zweiten Abschnitt für den Zweig ”Ernährungswirtschaft” entschieden und <strong>der</strong><br />

war für mich wie maßgeschnei<strong>der</strong>t. Die Themen Verbraucherberatung,<br />

Lebensmittelrecht, aber auch Marketing und Absatzforschung haben mich<br />

dabei beson<strong>der</strong>s interessiert. Mit diesen Bereichen habe ich in meiner Tätigkeit<br />

bei <strong>der</strong> ABG immer wie<strong>der</strong> zu tun. Dabei geht es einerseits um die Abschätzung,<br />

wie sich <strong>der</strong> Bio-Markt weiterentwickelt, und an<strong>der</strong>erseits um Konsumentenschutz,<br />

z.B. in Bezug auf irreführende Bio-Kennzeichnungen. Das durch unser<br />

Studium vermittelte Basiswissen bietet dabei die ideale Grundlage. Das Thema<br />

meiner Diplomarbeit, ”Einsatz und Trend biologischer Lebensmittel in <strong>der</strong><br />

Gastronomie”, wurde durch meine Praktikumstätigkeit in <strong>der</strong> ABG gewählt. So<br />

hatte ich einen sehr guten Einblick in die Praxis des Kontrollwesens und die<br />

Möglichkeit zur Bewertung <strong>der</strong> weiteren Entwicklung in diesem Bereich. Damals<br />

war allerdings nicht abschätzbar, dass genau dieses Thema meinen spätereren<br />

Beruf ausmachen würde.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 16


Wir begrüßen die folgenden neuen VEÖ-Mitglie<strong>der</strong>:<br />

Mag. Rebekka Bottig<br />

Sandra Erkner<br />

Eva-Maria Kaltenbrunner<br />

Alexandra Kauril<br />

Karin Kirschner<br />

Claudia Koger<br />

Johanna Litzlbauer<br />

Mag. Dr. Ursula Mager, MPH<br />

Stephanie Medla<br />

Regina Meixner<br />

Mag. Karoline Peter<br />

Petra Pfeller<br />

Karin Provin<br />

Mag. Doris Reinthaler<br />

neue mitglie<strong>der</strong><br />

welcome<br />

Christine Schanta<br />

Marlis Schosser<br />

Lidia Surman<br />

Claudia Traxler<br />

Petra Trimmel<br />

Julia Wilfinger<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 17


Gestaltet und zusammengestellt von Mag. Dr. Erika Lasser-Ginstl<br />

d.ginstl@gmx.at<br />

Rund ums Essen … in <strong>der</strong> Literatur<br />

Was essen/aßen Schriftsteller?<br />

Am Beispiel Goethe (1782 – 1832)<br />

Im Leben Goethes spielte Essen eine sehr wichtige Rolle, was in<br />

seinen Reisebeschreibungen nachgelesen werden kann.<br />

Goethe liebte frischen Spargel, zum Nachtisch verspeiste er<br />

gerne Kuchen mit versunkenen Kirschen – zubereitet von<br />

Christiane Vulpius – o<strong>der</strong> eine ”Schwarze Brodtorte”. Bereits zu<br />

Goethes Zeiten gab es raffinierte Zubereitungsarten, wie etwa<br />

Kohlgemüse mit Mandeln und Rosinen o<strong>der</strong> süßes Apfelkompott<br />

serviert zu Fleisch. Erstaunlich ist, dass Goethe nie ein<br />

Kochbuch geschrieben hat.<br />

Doch haben dies viele an<strong>der</strong>e AutorInnen vor und vor allem<br />

nach seiner Zeit getan!<br />

Nicht nur LiebhaberInnen von guter Küche finden sich unter<br />

den LiteratInnen, auch das Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall:<br />

Am Beispiel Kafka (1883 – 1924)<br />

Franz Kafka starb zwar an Tuberkulose, schil<strong>der</strong>te aber in seiner<br />

Erzählung ”Der Hungerkünstler” in brillanter Knappheit über das<br />

Wesen, die Tragik und die Sehnsucht <strong>der</strong> Magersüchtigen.<br />

Stellenwert von Essen und Trinken in <strong>der</strong> Literatur<br />

Nicht nur Ernährungsfachleute beschäftigen sich mit Essen und<br />

Trinken – angefangen von Müttern, Großmüttern über Bauern,<br />

LebensmittelproduzentInnen bis zu <strong>Ernährungswissenschafter</strong>-<br />

Innen, DiätologInnen und ErnährungsmedizinerInnen.<br />

Interessant die Zeit, die ein Mensch in seinem gesamten Leben<br />

für Essenplanung, -zubereitung und Verzehr aufbringt. In <strong>der</strong><br />

Annahme, dass diese Zeit im Durchschnitt etwa eine bis eineinhalb<br />

Stunden pro Tag ausmacht, ergeben sich bei einer<br />

Lebenserwartung von 80 Jahren 29.200 bis 43.800 Stunden pro<br />

Menschenleben. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, wie viel<br />

Zeit ein Mensch pro Tag damit verbringt, über das Essen an sich<br />

nachzudenken. Daher überrascht es nicht, dass das Thema<br />

Essen und Trinken auch in Kunst und Kultur einen hohen<br />

Stellenwert besitzt.<br />

So hat <strong>der</strong> Schriftsteller Petronius Arbiter (14 – 66 n. Chr.), ein<br />

Zeitgenosse Neros, in seinen Schelmengeschichten eine gigantische<br />

antike Fresserei beschrieben: ”Das Gastmahl des<br />

Trimalchio”. Trimalchio, ein neureicher Adipöser, ist <strong>der</strong><br />

Gastgeber einer Orgie. In dieser Erzählung geht es um den vergeblichen<br />

Versuch, eine obszöne Unterhaltung in einen philosophischen<br />

Diskurs zu wandeln.<br />

Nach Aussage von Tacitus verbrachte Petronius den Tag im<br />

Schlaf und die Nacht in Geschäften. Und obwohl er mit großem<br />

Aufwand Müßiggang betrieb, galt er nicht als Verschwen<strong>der</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n als gebildeter Kenner feiner Genüsse. Seine lockeren<br />

Sprüche wurden ihm als Aufrichtigkeit angerechnet.<br />

Auch in <strong>der</strong> deutschsprachigen Literatur finden sich viele<br />

Beispiele, die Essen und Esskultur zum Thema gemacht haben.<br />

kulturecke<br />

Ein kleiner Streifzug durch die deutsche Literatur<br />

� ”Schlaraffenland” von Hans Sachs (1494 – 1576)<br />

Eine Gegend heißt Schlaraffenland,<br />

den faulen Leuten wohlbekannt;<br />

die liegt drei Meilen hinter Weihnachten.<br />

Ein Mensch, <strong>der</strong> dahinein will trachten,<br />

muss sich des großen Dings vermessen<br />

und durch einen Berg von Hirsebrei essen;<br />

<strong>der</strong> ist wohl dreier Meilen dick;<br />

alsdann ist er im Augenblick<br />

im selbigen Schlaraffenland.<br />

Da hat er Speis und Trank zur Hand;<br />

da sind die Häuser gedeckt mit Fladen,<br />

mit Lebkuchen Tür und Fensterladen.<br />

Um jedes Haus geht rings ein Zaun,<br />

geflochten aus Bratwürsten braun;<br />

vom besten Weine sind die Bronnen,<br />

kommen einem selbst ins Maul geronnen.<br />

An den Tannen hängen süße Krapfen<br />

wie hierzulande die Tannenzapfen;<br />

auf Weidenbäumen Semmeln stehn,<br />

unten Bäche von Milch hergehn;<br />

in diese fallen sie hinab,<br />

dass je<strong>der</strong>mann zu essen hab.<br />

� ”Vom Schlaraffenland” August Heinrich von Hoffmann von<br />

Fallersleben (1798 – 1874)<br />

Kommt, wir wollen uns begeben jetzo ins Schlaraffenland<br />

Seht da ist ein lustig Leben und das Trauern unbekannt<br />

Seht da lässt sich billig zechen und umsonst recht lustig sein<br />

Milch und Honig fließt in Bächen, aus den Felsen quillt <strong>der</strong> Wein.<br />

Alle Speisen gut geraten, und das Finden fällt nicht schwer<br />

Gäns und Enten gehen gebraten überall im Land umher<br />

Mit dem Messer auf dem Rücken läuft gebraten jedes Schwein<br />

Oh wie ist es zum Entzücken, Ei, wer möchte dort nicht sein.<br />

� ”Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut” von Heinrich Heine<br />

(1797 – 1856)<br />

Der Tisch war gedeckt. Hier fand ich die altgermanische Küche.<br />

Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut, holdselig sind deine Gerüche.<br />

Gestovte Kastanien im grünen Kohl,<br />

so aß ich einst bei <strong>der</strong> Mutter!<br />

Ihr heimischen Stockfische, seid mir gegrüßt,<br />

wie schwimmt ihr klug in <strong>der</strong> Butter.<br />

Jedwedem fühlenden Herz bleibt das Vaterland ewig teuer.<br />

Ich liebe auch recht braun geschmort die Bücklinge und Eier.<br />

Wie jauchzen die Würste in spritzendem Fett!<br />

Die Krammetsvögel, die frommen Englein mit Apfelmus,<br />

die zwitschern mir: ”Willkommen!”<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 18


(Anmerkung: Karl-Günther von Hase, deutscher Botschafter in England,<br />

von 1970 bis 1977 erinnert sich, als die britische Regierung die DDR im<br />

Jahre 1974 anerkannte: ”Die Briten unterschieden immer zwischen<br />

Krauts und Sauerkrauts. Offen lässt Hase, wer die Krauts und wer die<br />

Sauerkrauts waren. Doch egal, in <strong>der</strong> traditionellen deutschen Küche ist<br />

das Sauerkraut noch immer fester Bestandteil.”)<br />

� ”Der starke Kaffee” von Eugen Roth (1895 – 1976)<br />

Ein Mensch, <strong>der</strong> viel Kaffee getrunken,<br />

ist nachts in keinen Schlaf gesunken.<br />

Nun muss er zwischen Tod und Leben<br />

hoch überm Schlummerabgrund schweben<br />

Und sich mit flatterflinken Nerven<br />

von einer Angst zu an<strong>der</strong>n werfen<br />

und wie ein Affe auf dem schwanken<br />

Gezweige turnen <strong>der</strong> Gedanken,<br />

muss über die geheimsten Wurzeln<br />

des viel verschlungenen Daseins purzeln<br />

und hat verlaufen sich alsbald<br />

im höllischen Gehirn-Urwald.<br />

In einer Schlucht von tausend Dämpfen<br />

muss er mit Spukgestalten kämpfen,<br />

muss, von Gespenstern blöd geäfft,<br />

an Weiber, Schule, Krieg, Geschäft<br />

in tollster Überblendung denken<br />

und dann sich nicht ins Nichts versenken.<br />

Der Mensch in selber Nacht beschließt,<br />

dass er Kaffee nie mehr genießt.<br />

Doch ist vergessen alles Weh<br />

am an<strong>der</strong>en Morgen – beim Kaffee.<br />

(Anmerkung: Vor nicht allzu langer Zeit war Kaffee ein Privileg <strong>der</strong><br />

Aristokraten und des Bürgertums. Von Honoré de Balzac ist überliefert,<br />

dass er sehr viel starken Kaffee trank, um munter zu bleiben. Er soll<br />

gegen 18 Uhr ins Bett gegangen sein, um dann teils wie<strong>der</strong> gegen<br />

Mitternacht aufzustehen. In diesen Nachtstunden konnte er ungestört<br />

arbeiten, solange er genug Kaffee hatte.<br />

Eine beson<strong>der</strong>s skurrile Angewohnheit Beethovens: Er zählte genau<br />

60 Kaffeebohnen für eine Tasse Mokka ab.)<br />

� ”Es muss nicht immer Kaviar sein” von Johannes Mario<br />

Simmel (1924 – 2009)<br />

Mit fadem Dressing begann es – Thomas Lieven,<br />

Geheimagent wi<strong>der</strong> Willen, hat zwei Schwächen: die<br />

Frauen und das Kochen. Seine tolldreisten Abenteuer, garniert<br />

mit außergewöhnlichen Kochrezepten, führen ihn<br />

durch das Europa des Kalten Krieges, einer Zeit des offenen<br />

Hasses und <strong>der</strong> dezenten Verlogenheit. Trotzdem geht<br />

Lieven unbeirrt seinen Weg, denn letztlich ”können wir<br />

Deutschen ein Wirtschaftswun<strong>der</strong> machen, aber keinen Salat”.<br />

(Anmerkung: Wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat, ist das mit<br />

dem Wirtschaftswun<strong>der</strong> keine beständige Angelegenheit. Vielleicht<br />

sollten sich nicht nur die ”Deutschen” – als Synonym für Industrienationen<br />

– darin üben, wenigstens guten Salat zu machen. Wenn dieser<br />

dann zusätzlich aus <strong>der</strong> Region und zur rechten Saison geerntet,<br />

angeboten und gegessen wird, geht es vielleicht auch in an<strong>der</strong>en<br />

Bereichen wie<strong>der</strong> bergauf.)<br />

Nun noch ein aktueller Hinweis<br />

Alte Burg Gmünd – Kulinarisches kann mit kulturellem Genuss<br />

verbunden werden. Die Räumlichkeiten <strong>der</strong> Alten Burg bieten<br />

mit dem Gotischen Keller, dem Ritter- und dem Lodronsaal<br />

schöne Ausstellungsräume in Gmünd an. Vor allem wird heimischen<br />

KünstlerInnen und solchen aus Partnerstädten, aber<br />

auch Schulen und Behin<strong>der</strong>tenwerkstätten die Möglichkeit<br />

geboten, Arbeiten zu präsentieren.<br />

Ausstellungsprogramm 2009:<br />

JOHANNA SCHÖNBORN – RETROSPEKTIVE<br />

Malerei, Wien zu sehen bis 28. Juli 2009<br />

kulturecke<br />

PROFESSOREN DER AKADEMIE KRAKAU<br />

Die ehemalige polnische Künstlerkolonie stellt wie<strong>der</strong> in Gmünd aus<br />

Vernissage: Samstag, 1. August, 11.00 Uhr, zu sehen bis<br />

4. Oktober 2009<br />

BIRGIT BACHMANN<br />

Malerei, Gmünd/Kärnten<br />

Vernissage: Freitag, 16. Oktober, 19:00 Uhr; zu sehen bis<br />

31. Dezember 2009<br />

Die Bil<strong>der</strong> können zu den Öffnungszeiten des Restaurants<br />

www.alteburg.at/kontakt_oeffnungszeiten.php bewun<strong>der</strong>t<br />

und auch gekauft werden.<br />

Alte Burg Gmünd<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 19


Mag. Sabine Brandstetter<br />

Mag. Dr. Erika Lasser-Ginstl<br />

Dipl. oec. troph. Britta Macho<br />

buchtipps<br />

seitenweise<br />

aufgeblättert<br />

Biologisch<br />

Bio-Qualität erkennen, Bio-Fallen vermeiden, Bio-Rezepte ausprobieren<br />

Dobretsberger C.<br />

200 Seiten, Abbildungen, ISBN 978-3-7088-0438-5, KNEIPP Verlag, 2008, EUR 24,90<br />

Biologische Lebensmittel sind ein großes Thema. Informationen gibt es viele, trotzdem<br />

sind noch viele KonsumentInnen verunsichert: ”Ist da wirklich Bio drin, wenn es draufsteht?”<br />

”Was ist an Bio so viel gesün<strong>der</strong>?” Hier setzt das Buch an. Neben zahlreichen<br />

Informationen über den biologischen Landbau kommen auch ProduzentInnen zu Wort.<br />

Das Lebensmittel bekommt ”ein Gesicht” dahinter. Weiters gibt es zahlreiche nach<br />

Jahreszeiten geordnete Rezepte, die Anregungen für die eigene Küche bieten.<br />

Fazit: Was Sie schon immer über Bio wissen wollten, wird hier auf leicht lesbare und informative<br />

Weise beantwortet.<br />

Metabolic Tuning statt Doping<br />

Mikronährstoffe im Sport<br />

Gröber U.<br />

302 Seiten, 57 Tabellen und 125 Abbildungen, ISBN 978-3-7776-1608-7, S. Hirzel Verlag,<br />

Stuttgart, 2008, EUR 29,90<br />

Nach einer Einleitung über Doping wird die Alternative ”Metabolic Tuning” vorgestellt.<br />

Zufuhrempfehlungen für Mikronährstoffe und leistungssteigernde Substanzen für Leistungsund<br />

BreitensportlerInnen wechseln mit Kurzinterviews mit ÄrztInnen und AthletInnen.<br />

Der Autor unterstreicht die Wichtigkeit einer ausgewogenen Basisernähung, konzentriert<br />

sich aber auf die Nährstoffsubstitution mit Angaben zu Dosierungsschema und bevorzugter<br />

Verabreichungsform. Die Empfehlungen liegen teils deutlich über den DACH-<br />

Referenzwerten und sind lei<strong>der</strong> nicht nach Sportartengruppen differenziert. Obwohl<br />

Informationen durch Studien belegt werden, fehlen kritische Anregungen contra eine<br />

Substitution.<br />

Fazit: eine hilfreiche Anleitung für die Verabreichung von Supplementen bei<br />

SportlerInnen, die sich von an<strong>der</strong>en Werken über Sporternährung klar unterscheidet.<br />

Ghee<br />

Das Gold <strong>der</strong> Ayurveda-Medizin<br />

Mathew S., Kettler-Schmut E., Schmut O.<br />

160 Seiten, Fotos und Tabellen, ISBN 978-3-902552, Verlagshaus <strong>der</strong> Ärzte, Wien, 2008, EUR 14,90<br />

Ghee (sprich ”Gi”) ist im Prinzip Butterschmalz und Juwel <strong>der</strong> altindischen Medizin. In diesem<br />

Buch schreiben drei ExpertInnen über dieses Allheilmittel, das innerlich und äußerlich<br />

angewendet werden kann.<br />

Im Ayurveda wird Ghee seit mehr als 2000 Jahren bei vielen Krankheiten eingesetzt. Die<br />

westliche medizinische Forschung zeigt seit einigen Jahren Interesse an diesem Schmalz<br />

und versucht, seine gesundheitliche Bedeutung wissenschaftlich zu untersuchen.<br />

Anleitungen zur Ghee-Herstellung sind ebenso Inhalt des Buches wie die medizinischen<br />

Einsatzgebiete. Darüber hinaus wird auf die inhaltlichen Grundlagen von Ghee, die<br />

Ernährung (mit Rezeptteil), die Dosha-Theorie, Diagnostik und Therapie sowie Elemente<br />

einer Ayurveda-Kur eingegangen.<br />

Fazit: Ghee, ein Klassiker <strong>der</strong> asiatischen Medizin, wird leicht nachvollziehbar für die westliche<br />

Welt beschrieben.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 20


Mag. Helga Cvitkovich-Steiner<br />

Dr. Eva Derndorfer<br />

Mag. Julia Katzmann<br />

buchtipps<br />

seitenweise<br />

aufgeblättert<br />

Kulinaristik<br />

Forschung – Lehre – Praxis<br />

Wierlacher A., Bendix R. (Hrsg.)<br />

451 Seiten, Abbildungen und Tabellen, ISBN 9783825810818, LIT Verlag, Berlin, 2008, EUR 25,50<br />

Kulinaristik ist ein interdisziplinäres und interkulturelles Forschungsfeld, das die Wechselwirkung<br />

von Kultur, Kommunikation und Küche (= culina) beleuchtet. Das ambitionierte<br />

Ziel <strong>der</strong> ”Begrün<strong>der</strong>” dieser Disziplin ist es, Essen und Trinken als Kulturphänomene zu erforschen,<br />

zu lehren und eine kulinarische Allgemeinbildung aufzubauen.<br />

Das Buch bildet die Vielfalt <strong>der</strong> kulinaristischen Themen ab: die kulturelle und regionale<br />

Identitätsstiftung des Essens, geschlechtsspezifische Unterschiede beim Essen, philosophische<br />

und theologische Aspekte, Sensorik und Lebensmittelsicherheit, Sprache und<br />

Kommunikation – inklusive <strong>der</strong> medialen Thematisierung des Essens. Beiträge zur gastronomischen<br />

Forschung ergänzen das komplexe Bild.<br />

Fazit: eine vielschichtige Beleuchtung <strong>der</strong> Bedeutung des Essens.<br />

”Vom Wissen zum Essen” – die Bildungsmappe zu Ernährung und Klimaschutz<br />

250 Seiten, Herausgeberin: ”die umweltberatung” – Umweltschutzverein Bürger und Umwelt,<br />

geför<strong>der</strong>t durch den nie<strong>der</strong>österreichischen Landschaftsfonds; April 2007, Euro 47,00<br />

Die Bildungsmappe ”Vom Wissen zum Essen” bietet eine umfassende Betrachtung des<br />

Themas Ernährung und ist für MultiplikatorInnen konzipiert, speziell geeignet für den<br />

Unterricht mit 10 bis 14-Jährigen. Das Herzstück des Bildungsmaterials stellt <strong>der</strong> ökologische<br />

Ernährungskreis dar, welcher um den Aspekt <strong>der</strong> Nachhaltigkeit erweitert ist.<br />

Nahrungsmittelproduktion, Fett- und Zuckergehalt verschiedener Produkte, Inhaltsstoffe,<br />

Gütesiegel sowie ”Brain- und Beautyfood” sind weitere Inhalte. Spannende Arbeitsblätter,<br />

Quizfragen und interessante Fakten peppen den ernährungsbezogenen<br />

Unterricht auf.<br />

Fazit: eine ausgesprochen zweckdienliche Infosammlung zur Ernährungsökologie für den<br />

Unterricht!<br />

Mit allen Sinnen leben<br />

Tägliches Genusstraining<br />

Handler B.<br />

238 Seiten, ISBN 978-3-901880-82-7, Goldegg Verlag, Wien, 2008, EUR 19,80<br />

Schmecken, fühlen, hören, riechen, sehen: Mit allen Sinnen zu leben verlangt einen achtsamen<br />

Umgang mit Alltäglichkeiten. Sich tägliche Genussmomente zu schaffen o<strong>der</strong> sie<br />

zu entdecken, statt auf seltene, große Genusserlebnisse zu warten. Aufmerksames Hinhören,<br />

genaues Ansehen, achtsames Schmecken, intensives Riechen und lustvolles Tasten<br />

trainieren den Genuss und sensibilisieren für all das, was uns Gutes vermittelt. Das Wissen<br />

um die eigenen Bedürfnisse erleichtert es, Sinneseindrücke uneingeschränkt wahrzunehmen.<br />

Beson<strong>der</strong>e Rituale o<strong>der</strong> bewusst aufgesuchte Gelegenheiten unterstützen dabei.<br />

Fazit: Ein empfehlenswerter Ratgeber für alle, die genießen o<strong>der</strong> den täglichen Genuss<br />

erlernen wollen. Er bietet wertvolle Anregungen und zeigt, wie einfach es ist, genussvolle<br />

Momente in den Alltag zu integrieren. Natürlich lässt er sich auch als Fundus für die<br />

Beratung verwenden.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 21


webtipps<br />

MMag.<br />

neues<br />

Doris Passler<br />

von links<br />

screenshots & urls<br />

www.traditionelle-lebensmittel.at/<br />

Auf dem Portal des Lebensministeriums findet sich<br />

Wissenswertes zu österreichischen, kulinarischen Spezialitäten.<br />

Eine Fundgrube an Lebensmitteln und Speisen, die seit mindestens<br />

drei Generationen in bestimmten Regionen traditionell<br />

verwurzelt sind und als Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> regionalen österreichischen<br />

Küche nicht in Vergessenheit geraten sollten.<br />

www.sge-ssn.ch/fileadmin/pdf/100-ernaehrungsthemen/40lebensmittel/Merkblatt_Einkauf_Transport_und_<br />

Aufbewahrung_von_Lebensmitteln.pdf<br />

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung hat ein<br />

Merkblatt zum Thema Vorratshaltung herausgegeben. Vom<br />

richtigen Einkauf, über den Transport bis hin zur Lagerung zu<br />

Hause im Vorrats-, Kühl- o<strong>der</strong> Gefrierschrank. Der Leitfaden eignet<br />

sich auch für KlientInnen in <strong>der</strong> Ernährungsberatung.<br />

http://ec.europa.eu/agriculture/organic/home_de<br />

Die Bio-Branche boomt innerhalb <strong>der</strong> EU. Damit das so bleibt<br />

und weitere Potenziale des Bio-Sektors ausgeschöpft werden,<br />

setzt die EU-Kommission auf Aufklärungsarbeit. Auf <strong>der</strong> Website<br />

gibt es u.a. eine Toolbox für InteressensvertreterInnen, die die<br />

biologische Landwirtschaft för<strong>der</strong>n wollen, sowie kostenloses<br />

Infomaterial in mehreren Sprachen. Und einen Aufruf zur Teilnahme<br />

am Designwettbewerb zum Entwurf eines EU-Bio-Logos.<br />

www.foodallergens.info/Facts/Facts.html<br />

Im Rahmen des EU-Projektes EuroPrevall werden Informationen<br />

zum Thema Nahrungsmittelallergien von AllergieexpertInnen des<br />

National Food Institute <strong>der</strong> Technical University in Dänemark<br />

zusammengefasst. Vernetzt mit <strong>der</strong> Datenbank InformAll ist<br />

Wissenswertes zu einer Vielzahl von Nahrungsmitteln mit Allergiepotenzial<br />

abrufbar. Im Allergieportal sind zahlreiche, geprüfte<br />

Links zum Thema für WissenschafterInnen und ExpertInnen <strong>der</strong><br />

Lebensmittelsicherheit als auch die breite Öffentlichkeit zu finden.<br />

www.suissebalance.ch/logicio/pmws/indexDOM.php?client_i<br />

d=suissebalance&page_id=portrait&lang_iso639=de<br />

Suisse Balance initiiert und unterstützt als Kompetenzzentrum<br />

Projekte im Bereich Ernährung und Bewegung. Der<br />

Schwerpunkt liegt auf <strong>der</strong> Zielgruppe Kin<strong>der</strong> und Jugendliche.<br />

Zahlreiche Projektbeschreibungen verleiten auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Best-Practice-Beispielen zum Stöbern<br />

www.ages.at/kompetenzzentren/ernaehrungssicherheit/them<br />

a-ernaehrung/richtig-essen-von-anfang-an/<br />

Das Kompetenzzentrum Ernährung <strong>der</strong> AGES betreibt ein<br />

Projekt zum Thema ”Richtig essen von Anfang an”. Ziel ist es,<br />

eine ganzheitliche Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen<br />

<strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung zu erreichen, um Mütter beim<br />

gesunden Start ins Leben ihrer Kin<strong>der</strong> zu unterstützen. Der dazu<br />

entwickelte Maßnahmenkatalog ist als Download verfügbar.<br />

www.dife.de/de/publikationen/DIFE-Jahresbericht-2007-<br />

2008.pdf<br />

Der Tätigkeitsbericht des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung<br />

Potsdam-Rehbrücke (DIfE) schafft einen Überblick<br />

über aktuelle experimentelle und angewandte Forschungsergebnisse,<br />

die Aufklärung <strong>der</strong> molekularen Ursachen ernährungsassoziierter<br />

Erkrankungen wie Krebs, Diabetes,<br />

Adipositas und Metabolisches Syndrom fokussierend.<br />

www.gastrosophie.at/<br />

Europas erstes Interdisziplinäres Zentrum für Gastrosophie an <strong>der</strong><br />

Paris-Lodron-Universität Salzburg widmet sich seit seiner<br />

Gründung im September 2008 <strong>der</strong> Forschung und Lehre von<br />

Ernährung im gesellschaftlichen und kulturellen Kontext. Ziel ist<br />

es, die heute dominierende naturwissenschaftliche Sichtweise<br />

des Essens durch geisteswissenschaftliche Aspekte zu ergänzen.<br />

einblicke 02/09. Zeitschrift des <strong>Verband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ernährungswissenschafter</strong> <strong>Österreichs</strong> 22

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