Retailmarkt in Wien boomt - Verkehr
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<strong>Verkehr</strong> | 4. Februar 2011 | Nr. 5 5<br />
KATASTROPHENLOGISTIK<br />
Logistik für den Ernstfall<br />
E<strong>in</strong>e umfassende Krisenprävention und Konfliktlösung erfordert die gegenseitige<br />
Unterstützung verschiedener Institutionen – eben e<strong>in</strong>e „Supply Cha<strong>in</strong>“ der<br />
E<strong>in</strong>satzorganisationen.<br />
Darüber diskutierten zahlreiche<br />
Experten beim Symposium<br />
„Logistik <strong>in</strong> E<strong>in</strong>satzorganisationen“<br />
am 26. Jänner <strong>in</strong> der altehrwürdigen<br />
„Sala Terrena“ der<br />
Landesverteidigungsakademie<br />
(LVAK). „Zielsetzung der Logistik<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satzorganisationen ist<br />
es, im Systemverbund den eigenen<br />
Kräften im gesamten E<strong>in</strong>satz-<br />
und Intensitätsspektrum<br />
den erforderlichen Bedarf an<br />
Ressourcen und Mitteln zur Verfügung<br />
zu stellen“, betonte Gastgeber<br />
ObstltdG Stefan Lampl,<br />
Referatsleiter Logistik an der<br />
LVAK: „Dies muss reaktionsschnell,<br />
mobil und flexibel, ununterbrochen<br />
und durchhaltefähig<br />
geschehen.“<br />
Heer, Rettung, Feuerwehr<br />
Anschaulich wurden bei der Veranstaltung<br />
die verschiedenen Logistiksysteme<br />
von Militär, Rettung,<br />
Polizei, Feuerwehr und<br />
Atomteststoppbehörde (CTBTO)<br />
vorgestellt sowie Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>er bereichsübergreifenden Zusammenarbeit<br />
aufgezeigt. Dabei<br />
kann auch die gewerbliche Wirtschaft<br />
kräftig partizipieren, denn<br />
kaum e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzorganisation<br />
verfügt über ausreichende Eigenressourcen<br />
zur Aufrechterhaltung<br />
ihres <strong>in</strong>- und ausländischen<br />
Nachschubs. Gefragt s<strong>in</strong>d vor allem<br />
Transport- (Lkw, Schiff, Air<br />
Cargo), Lager- und IT-Dienstleistungen,<br />
wobei die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
allerd<strong>in</strong>gs vom österreichischen<br />
Vergaberecht vorgegeben<br />
werden. So stellt beispielsweise<br />
SAP mit der „Defence Forces<br />
and Public Security“-Lösung<br />
(DFPS) e<strong>in</strong> Warenwirtschaftssystem<br />
für die E<strong>in</strong>satzlogistik zur<br />
Verfügung, das auch unter erschwerten<br />
Bed<strong>in</strong>gungen aufrechterhalten<br />
und mobil gewartet<br />
werden kann.<br />
Bei der Militärlogistik liegt die<br />
LVAK<br />
logistische Herausforderung vor<br />
allem <strong>in</strong> der reaktionsschnellen,<br />
jeder neuen Lage angepassten<br />
Verlegung von Kräften und Mitteln.<br />
„Dies erfordert gerade bei<br />
Auslandse<strong>in</strong>sätzen e<strong>in</strong>heitliche,<br />
<strong>in</strong>teroperable Planungsprozesse,<br />
pioniertechnische Fähigkeiten<br />
sowie leistungsfähige zivile Partner<br />
<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>satzregion“, so<br />
ObstltdG Lampl. Vorbei s<strong>in</strong>d die<br />
Zeiten, als die E<strong>in</strong>satzlogistik<br />
ganz e<strong>in</strong>fach aus e<strong>in</strong>er Lkw-Karawane<br />
bestand, die unter erschwerten<br />
<strong>Verkehr</strong>sbed<strong>in</strong>gungen<br />
oft wochenlang unterwegs war.<br />
Die Dreh- und Angelpunkte der<br />
E<strong>in</strong>satzeffizienz liegen heute <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er mobilen Infrastruktur (Hafenumschlag,<br />
alternative Energie),<br />
der Nutzung ziviler Datenbanken<br />
(IO/NGO), mult<strong>in</strong>ationalen<br />
Kooperationen (MCCE),<br />
Track<strong>in</strong>g von Personal- und Warenströmen<br />
sowie der Evaluierung<br />
<strong>in</strong>ternationaler E<strong>in</strong>sätze.<br />
Zerstörte Infrastruktur<br />
Bei Naturkatastrophen liegt die<br />
logistische Herausforderung <strong>in</strong><br />
der schnellen und gezielten Verteilung<br />
von Hilfsgütern, ebenfalls<br />
häufig erschwert durch e<strong>in</strong>e<br />
ObstltdG Stefan Lampl: „Wir brauchen immer leistungsfähige zivile Partner.“<br />
zerstörte Infrastruktur (Straßen,<br />
Bahnl<strong>in</strong>ien). „E<strong>in</strong> speziell tra<strong>in</strong>iertes<br />
Field-Assessment- und<br />
Coord<strong>in</strong>ation-Team fliegt <strong>in</strong>nerhalb<br />
von zwölf Stunden <strong>in</strong> das<br />
E<strong>in</strong>satzgebiet und koord<strong>in</strong>iert<br />
mit den dortigen Behörden und<br />
anderen Organisationen den<br />
Start des Hilfsprogramms“, sagt<br />
Jürgen Kunert, Leiter des Bundesrettungskommandos<br />
beim<br />
Österreichischen Roten Kreuz,<br />
„als nächster Schritt folgt der<br />
E<strong>in</strong>satz von Emergency Response<br />
Units.“ Das s<strong>in</strong>d speziell geschulte<br />
„Schnelle<strong>in</strong>greiftrupps“,<br />
die <strong>in</strong>nerhalb von 48 Stunden<br />
abreisefertig und für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzdauer<br />
von 3 -4 Monaten e<strong>in</strong>gerichtet<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Polizei & Sicherheit<br />
Etwas anders liegen die Schwerpunkte<br />
bei der Logistik im Rahmen<br />
von sicherheitspolizeilichen<br />
Konzepten (Veranstaltungen,<br />
Ad-hoc-Sonderlagen, Großschadensereignisse).<br />
E<strong>in</strong> Paradebeispiel<br />
funktionierender E<strong>in</strong>satzlogistik<br />
war sicher die Fußball-Europameisterschaft<br />
2008, bei der<br />
27.000 Polizisten rund 2,5 Mio.<br />
Besucher <strong>in</strong> Stadien und Public-<br />
Mit e<strong>in</strong>er Herkules-Masch<strong>in</strong>e des Bundesheeres wurden am Dienstag<br />
Touristen aus Österreich, aber auch aus der Schweiz und aus Tschechien<br />
aus Ägypten ausgeflogen<br />
BMLV<br />
View<strong>in</strong>g-Arenen managten. „Beschränkte<br />
Personal- und Sachressourcen,<br />
variable Fanströme,<br />
<strong>Verkehr</strong>sprobleme sowie ausreichende<br />
Regenerationszeiten waren<br />
die Prämissen unserer E<strong>in</strong>satzlogistik“,<br />
erklärt Brigadier<br />
Re<strong>in</strong>hard Schnakl vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Inneres, „dementsprechend<br />
mussten Ergänzungsbeschaffungenvorgenommen,<br />
vorübergehend wieder<br />
Grenzkontrollen e<strong>in</strong>geführt, e<strong>in</strong>e<br />
spezielle ,Arrestantenlogistik‘ geschaffen<br />
sowie Arbeitsgruppen<br />
für Kfz, Unterkunft und Verpflegung<br />
gegründet werden.“<br />
E<strong>in</strong> spezielles Logistikproblem<br />
bei Feuerwehren ist die Umsetzung<br />
landesweiter Verwaltungsprogramme<br />
von Ausrüstungsgegenständen,<br />
die jedoch „dezentral<br />
gelagert“ s<strong>in</strong>d. „Dabei geht<br />
es nicht nur um die zahlenmäßige<br />
und geografische Erfassung<br />
der Ressourcen, sondern vor allem<br />
um die realistische Beschrei-<br />
transport & Logistik<br />
bung der Zugriffsprozesse“,<br />
führt Branddirektor Franz Humer<br />
aus. Innerhalb e<strong>in</strong>er „Hilfsfrist“<br />
von zehn M<strong>in</strong>uten soll jeder<br />
an e<strong>in</strong>er Straße gelegene E<strong>in</strong>satzort<br />
erreicht werden.<br />
Gefahr von oben<br />
Sozusagen als „Special“ stellte<br />
Hermann Lampalzer, Policy<br />
Plann<strong>in</strong>g Officer der CTBTO,<br />
das Logistik-System e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />
Organisation vor.<br />
„Um feststellen zu können, ob<br />
e<strong>in</strong> Nuklearwaffen-Test- oder e<strong>in</strong>e<br />
-Explosion stattgefunden hat,<br />
muss <strong>in</strong>nerhalb von maximal<br />
sechs Tagen nach Anforderung<br />
die E<strong>in</strong>satzbereitschaft hergestellt<br />
se<strong>in</strong>“, so Lampalzer, „leider<br />
können wir dafür nicht permanent<br />
auf e<strong>in</strong> volles Team zurückgreifen.“<br />
Zudem wird die Aufgabe<br />
durch e<strong>in</strong>e vorgegebene maximale<br />
Höchtstzahl von vierzig Inspektoren<br />
erschwert.