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Fotografin Kristina Assenova erinnert sich an die Trauung in der Kirche:<br />
„Wenn das kein kreatives Glück bringt: Sich am gleichen Altar das Ja-Wort<br />
zu geben, an dem schon der kleine Pablo Picasso seine Taufe erhielt. La<br />
Iglesia de Santiago Apóstol ist Málagas älteste Kirche und befindet sich nur<br />
wenige Meter von Picassos Geburtshaus entfernt. Hier versammeln sich<br />
alle Gäste in freudiger Erwartung auf die Braut. Eine Frau sticht besonders<br />
ins Auge – das ist die Mutter des Bräutigams. Nach alter Tradition darf<br />
sie als einzige Dame der Hochzeitsgesellschaft einen schwarzen, langen<br />
Spitzenschleier tragen. Die sogenannte Mantilla wird in Schwarz sonst<br />
nur von der spanischen Königin während Papstaudienzen getragen, ein<br />
Privileg, das auf den seit Jahrhunderten vom Vatikan an Spaniens Könige<br />
verliehenen Ehrentitel ‚Katholische Majestät‘ zurückgeht.<br />
Die Mamá führt ihren Sohn zum Altar, so ist der Brauch. Ein Chor fängt<br />
mehrstimmig einen langsamen Flamenco an – hier kommt sie. Luisa bittet<br />
ihren älteren Bruder, extra langsam zu gehen, damit sie noch ein paar der<br />
Liebsten aus den Reihen begrüßen kann. „¡Qué guapa la novia está!“ – „Wie<br />
wunderschön die Braut ist!“, hört man immer wieder an diesem Tag. Javi<br />
wartet vorne ganz ungeduldig, sein Trauzeuge an der Seite mit dem iPad<br />
in der Hand – Liveübertragung für einen engen Freund, der heute nicht<br />
dabei sein kann. Nach der Begrüßungsrede des Priesters schenkt Javi seiner<br />
zukünftigen Frau 13 Goldmünzen, die von Generation zu Generation weitergegeben<br />
werden. Sie sollen dem Paar „buena suerte“, also Glück, bringen<br />
und finanziellen Wohlstand symbolisieren. Knapp 1,5 Stunden dauert die<br />
Zeremonie. Javi und Luisa gehen als letzte aus der Kirche und werden mit<br />
Jubelschreien und Blumenregen empfangen – das ist immer einer meiner<br />
Lieblingsmomente bei Hochzeiten: zwei frisch geschlüpfte Eheleute. Hundert<br />
andere jubelnde Leute. Es fliegt was in der Luft. Herrlich.“<br />
Nach der Kirche ging es gleich weiter, gerade mal eine halbe Stunde<br />
hatte die Fotografin Zeit, das Paarshooting zu machen und erinnert<br />
sich: „Der Bräutigam wollte erst nicht so recht, fand das irgendwie<br />
überflüssig und ich musste ihn ein bisschen überreden. Jetzt ist er<br />
natürlich froh, dass wir die schönen und heiteren Fotos gemacht<br />
haben.“ Málaga stand, wie ein großer Teil Andalusiens, lange Zeit<br />
unter maurischem Einfluss. So hatte Kristina für das Shooting eine<br />
malerische Festung als Kulisse gewählt. Unterdessen wurden die<br />
Gäste aus der Stadt zum Campo, einem Landhaus der Familie des<br />
Bräutigams, gebracht.<br />
Das Paarshooting in der maurischen Festung Alcazaba war für Kristina<br />
Assenova durchaus eine kleine Herausforderung:<br />
„In der Alcazaba zu fotografieren, war eigentlich eine Notlösung, die sich<br />
später als Volltreffer herausstellte. Das spanische Licht ist fast ganztägig so<br />
stark, dass man möglichst nur die Morgenstunden oder die Zeit vor Sonnenuntergang<br />
nutzen sollte, um Personen zu fotografieren. Luisa und Javi<br />
haben sich gewünscht, die Porträts direkt nach ihrer kirchlichen Trauung<br />
zu machen, um den restlichen Tag zu 100 Prozent mit ihren Gästen zu verbringen.<br />
Die offiziellen Bilder waren nicht ihre oberste Priorität an diesem<br />
Tag. Für mich bedeutete das, mich entweder mit der Mittagssonne (und den<br />
nicht so optimalen Bildern, die dabei entstehen würden) anzufreunden,<br />
oder mir etwas anderes einfallen zu lassen. Aus einer Vorlesung an der<br />
Universidad de Málaga über hispanoarabische Kunst und Architektur,<br />
die ich mal in meinem Auslandsjahr besucht habe, kannte ich die schöne<br />
Festung mit ihren Torbögen, gefliesten Innenhöfen und schattigen Gärten.<br />
Es war der perfekte Ort, um der harten Sonne zu entfliehen. Luisas Bruder<br />
hat mit mir am Tag zuvor die Reservierung organisiert und so stand nichts<br />
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