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ihre Herzen. Und wie sie eines Tages in der Badewanne der Wahrheit<br />
saßen und Geheimnisse teilten, stand plötzlich Weihnachten vor der<br />
Tür. Schnell sprangen sie aus der Wanne und liefen ins Wohnzimmer,<br />
als sie das leise Glöckchen hörten. Sie saßen mit glühenden Wangen<br />
unterm Christbaum. Der Prinz hatte sich eine Überraschung für die<br />
Prinzessin ausgedacht, und so schenkte er ihr einen Nagellack und eine<br />
Miniaturkutsche. Die Prinzessin wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie<br />
nahm die kleine Kutsche in die Hand, um sie sich von allen Seiten zu<br />
besehen. Der Prinz nahm die Prinzessin in den Arm und sagte: „Deine<br />
alte Kutsche wird für den Frühling schön gemacht!“ Da lachte die<br />
Prinzessin und küsste ihren Prinzen, denn sie freute sich sehr.<br />
Nun, die Kutsche bekam im Frühling einen grünblauen Anstrich und<br />
sie fuhren wieder durch die Lande. Sie fuhren hierhin, sie fuhren<br />
dorthin. Ja, sie hatten es gut miteinander. Sie liebten es, zum Fußball<br />
zu gehen. Sie liebten es, Nudeln mit roter Soße zu essen und Reisen<br />
zu unternehmen. Und sie liebten es, in trauter Zweisamkeit auf dem<br />
Sofa zu liegen und einander Märchen vorzulesen … Eines Abends,<br />
sie lagen im Bett und hatten einander Märchen vorgelesen, geschah<br />
etwas Zauberhaftes. Es war Winter und der Schnee fiel vom Himmel.<br />
Unter der warmen Zudecke liegend lauschten sie dem leisen Klirren<br />
der Eiskristalle, die gegen das Fenster flogen … Da fragte die Prinzessin<br />
ihren Prinzen: „Du sagst ja gar nichts mehr. Was ist denn los“ Und<br />
der Prinz antwortete: „Ich höre den Eiskristallen zu und denke nach.“<br />
„Worüber“, wollte die Prinzessin wissen. Da sagte der Prinz: „Über<br />
Häuser und Silvester und ob du meine Frau werden willst.“ Die Prinzessin<br />
sagte: „Ist das eine ernst gemeinte Frage“ Der Prinz sah sie<br />
freundlich an und sagte „Ja“. Da besiegelten sie ihre Liebe mit einem<br />
Kuss und waren verlobt. Am nächsten Tag bat der Prinz die Mutter<br />
der Prinzessin um deren Hand und sie sagte aus ganzem Herzen „Ja“<br />
und klatschte in die Hände. Der Prinz besorgte einen Verlobungsring,<br />
und dann schmiedeten sie eifrig Pläne und auch Eheringe. Im Ring der<br />
Prinzessin stand in schönen Lettern „Du“ geschrieben und im Ring<br />
des Prinzen ebenso. Der Traum der Prinzessin ging in Erfüllung: Sie<br />
heirateten im engsten Kreis auf der Insel ihrer Kindheit, und sie trug<br />
einen geflochtenen Zopf und ein wunderschönes Brautkleid. An den<br />
Füßen trug sie: nichts!<br />
Ein paar Tage später, das frisch vermählte Paar saß in der Villa und<br />
aß ein Stück Himbeertorte: „Eine Kugel ist in den Brunnen gefallen“,<br />
fragte der Frosch, der eigentlich keine Lust hatte, in den tiefen Brunnen<br />
zu springen. „Na, ich weiß es doch auch nicht. Aber ich glaube,<br />
sie gehört dem Mädchen, das da hinten weinend auf der Wiese sitzt“,<br />
antwortete der Goldfisch, den Frau Schuhu sich gern holen wollte. „Da<br />
sitzt ein Mädchen auf der Wiese“ Der Frosch machte einen großen<br />
Satz über den Brunnen und sah sich das Mädchen an. Sie war sehr<br />
hübsch und sah mit ihrer Perlenkette wie eine kleine Prinzessin aus.<br />
Der Frosch ging zu ihr hin und sagte: „Alles klar bei dir“ Da schaute<br />
das Mädchen auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte:<br />
„Ich habe meine Zauberkugel verloren. Sie ist in den Brunnen gefallen<br />
und jetzt weiß ich nicht, wie das Märchen weitergeht.“ Da sprang der<br />
Frosch in den Brunnen, holte die Kugel hervor und überreichte sie dem<br />
Mädchen, das vor Glück strahlte. Wohin der Frosch danach gegangen<br />
ist, ist leider nicht bekannt. (Es war übrigens doch nicht der Froschkönig,<br />
sondern sein Bruder.) Und auch wie das Märchen weitergeht,<br />
bleibt das Geheimnis der Liebe.<br />
Stilecht verschenkt:<br />
Ruths Märchen verlassen das<br />
Haus in einer handgemachten<br />
Holzschatulle.<br />
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