Gemeindebrief Dezember 2010 - März 2011 - Evangelische ...

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Jahreslosung <strong>2011</strong> „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit 4 Gutem“(RÖMER 12,21) Angedacht Wenn man in die Welt blickt, fällt auf, dass in der Regel Böses mit Bösem bekämpft wird. Da sind die einen, die den ‘großen Satan’ bekämpfen und dazu Paketbomben schicken oder sich mit Sprengstoff um den Bauch inmitten großer Ansammlungen unschuldiger Unbeteiligter in die Luft sprengen. Die anderen definieren eine ‘Achse des Bösen’ und schicken Flugzeugträger, Bodentruppen oder sogenannte Drohnen und reagieren auf die ersteren mit Luftschlägen. Beide Seiten bekämpfen das – aus ihrer Sicht – Böse, indem sie selbst Böses tun, beide halten ihre Sache für gerechtfertigt und wähnen Gott an ihrer Seite bei ihrer Art, das Böse zu bekämpfen. Dabei verbinden wir Menschen mit Gott eigentlich in erster Linie Dinge wie Liebe, Gnade, Friede, Gerechtigkeit. Es ist also schwer zu verstehen, wie in Gottes Namen gekämpft und getötet werden kann. Dazu kommt noch die Erfahrung, dass Gewalt und Gegengewalt eine unendliche Spirale mit immer neuen Windungen bildet, in der jede Seite stets aufs Neue Lücken findet in der Abwehr der anderen Seite. Was ist überhaupt das Böse, das da bekämpft oder überwunden werden soll Ist es tatsächlich so einfach, dass das Böse in der Welt in erster Linie böse Menschen sind, die man beseitigen muss, um das Böse aus der Welt zu schaffen Oder gibt es nicht vielmehr Lebensumstände, Verhaltensmuster, Entwicklungen, die unabhängig von einzelnen Menschen böse sind Jedes Jahr werden 1,3 Billionen (1.300.000.000.000) Dollar für Rüstung ausgegeben, damit die Staaten Böses mit Bösem bekämpfen können. Diese Zahl kann man sich kaum vorstellen. Wenn jemand Tag für Tag 10.000 Dollar ausgeben würde ( alle zwei – drei Tage ein Auto kaufen, alle zwei – drei Wochen ein Haus bauen würde), dann würde sie oder er ungefähr 356 Tausend (356.000) Jahre dafür benötigen, um das weltweite Ein- Jahres-Budget für Militärausgaben zu verbrauchen. Nur drei Prozent dieser gigantischen Summe müsste man investieren, dass jeder Mensch dauerhaft sauberes Wasser zur Verfügung hat, ungefähr die gleiche Summe noch einmal, damit kein Mensch auf dieser Welt mehr in einem Slum leben müsste. Ob die Buchhaltung überhaupt merken würde, wenn das Geld fehlte Kein sauberes Wasser zu haben, weder zum Trinken noch gar zum
Jahreslosung <strong>2011</strong> Waschen – das ist böse. Zwischen Müll und Wellblech leben müssen, inmitten von Unrat und allerlei Abwässern seine Kinder groß ziehen müssen – das ist böse. Die Behauptung, dass Menschen mit Harz IV selber Schuld und nur zu faul zum Arbeiten seien – ist böse, weil sie die Wenigen, bei denen das vielleicht stimmt, mit den Vielen, die sich vergeblich mühen in einen Topf wirft und ihnen Würde und die Anerkennung der schwierigen Lebensumstände verweigert. Verhältnisse, Abläufe, Umstände, die Menschen klein machen, ihnen das Leben schwer bis unmöglich machen und ihre Freiheit und Würde zerstören – sind böse. Gegen so ein Böses kann man unter Umständen gar nicht kämpfen, es aber vielleicht überwinden, wie Paulus schreibt. Dabei wäre Gottes Art und Weise die Richtschnur für unser Handeln. Geben, was zum Leben nötig ist statt Hin-und-Her-Schieben von Zuständigkeiten und endlosen Prüfungen von Berechtigungsansprüchen. Liebe, die sich im Einzelnen interessiert für das, was die Not meines Nächsten wandelt statt Kriterienkataloge für Bedürftigkeit. Aushalten, Tragen, Ertragen und am Ende Vergeben statt Vergeltungsschlägen durch Anwälte oder Luftstreitkräfte. Einen Frieden schaffen, der sich an der jüdischen Vorstellung von Schalom orientiert, dem Wohlergehen jedes Menschen in jeder Lebenshinsicht statt der Minimalversion von Frieden, die in Wirklichkeit nur Abwesenheit von Krieg bedeutet. So, im Nachahmen von Gottes Weise den Menschen und der Welt zu begegnen, so kommen wir vielleicht der Überwindung des Bösen mit Hilfe des Guten näher. Ein Jahr lang ist „Böses mit Gutem überwinden“ im Fokus unserer Aufmerksamkeit als Christen. Wir können das Jahr nutzen und in unserem Lebensumfeld die Wahrnehmung schärfen, für das Böse, für die Mechanismen, die andere klein machen und ihnen das Leben schwer oder gar unmöglich macht. Wir können die Wahrheit suchen und die Dinge beim Namen nennen statt Verschleierung durch wohlklingende Begriffe zu betreiben. Wir können Atomkraft mit ihren Unfällen und der ungelösten Lagerung der Abfälle als Lebensgefahr bezeichnen statt von Restrisiko zu sprechen. Wir können die Erhöhung der Harz IV Bezüge um 5,00 Euro Verhöhnung der höchstrichterlichen Entscheidung nennen, statt dazu ausgewogene Neuberechnung der Geldleistungen zu sagen Wir können Gerechtigkeit tun, so gut wir es vermögen beim Einkaufen zu fairen, angemessenen Preisen, bei unserer Arbeit in Stadtrat, Presbyterium,Vereinsvorstand, an unserem Arbeitsplatz und indem wir mit der Welt so umgehen, dass unsere Kinder noch etwas davon vorfinden, wenn sie unser Alter erreicht haben. Wolfgang Willnauer-Rosseck 5
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