Gemeindebrief Dezember 2010 - März 2011 - Evangelische ...
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Jahr der Taufe<br />
Kinder- oder Erwachsenentaufe | Welches Alter<br />
Jahr für Jahr tragen viele junge Eltern in<br />
unserer Gemeinde ihren Wunsch an uns<br />
heran, ihre Kinder im Gottesdienst taufen<br />
zu lassen und freuen sich darauf, dieses<br />
Fest in und mit der Kirche zu feiern.<br />
Sie tun es oft aus einem dankbaren<br />
Staunen über das Wunder des Lebens<br />
heraus und wollen danken für das Glück,<br />
das ihnen damit widerfährt. Zugleich<br />
hoffen sie auf Schutz und Segen für das<br />
immer auch zerbrechliche und gefährdete<br />
Leben und geben mit der Taufe ihrer<br />
Hoffnung Ausdruck, dass dieses Kind zu<br />
einem seinerseits guten und liebesfähigen<br />
Menschen heranwachsen kann. Oft<br />
haben sie auch ganz konkret den Wunsch,<br />
dass dieses Kind zur Kirche gehören<br />
möge und so in eine Glaubens- und<br />
Wertegemeinschaft hineinwächst, die<br />
ihm Halt und Orientierung auch für sein<br />
späteres Leben ermöglichen.<br />
Wir freuen uns natürlich darüber,<br />
wenn Menschen nach uns als Gemeinde<br />
fragen und ihre Kinder buchstäblich zu<br />
uns bringen und taufen gerne – als gebe<br />
es nichts Selbstverständlicheres auf der<br />
Welt.<br />
In der Geschichte der Kirche war dies<br />
aber nicht immer so. Im Extremfall<br />
Gefahr für Leib und Leben (Christenverfolgungen),<br />
mindestens aber ein Eintritt<br />
in die besondere Existenz einer religiösen<br />
Splittergruppe, einer Sekte, einer minimalen<br />
Minderheit, die Trennungen im<br />
bisherigen Freundeskreis oder innerhalb<br />
von Verwandtschaft und Familie mit sich<br />
bringen konnte, Aus- und Abgrenzung<br />
vom Rest der Gesellschaft und einen<br />
Bruch mit den üblichen Selbstverständlichkeiten.<br />
So etwas setzt eine klare<br />
Entscheidung voraus, ein Wissen darum,<br />
was man tut und warum man es tut –<br />
sowas setzt also eine eigene Meinung voraus<br />
und die Möglichkeit, für die eigene<br />
Meinung selbstverantwortlich einzustehen.<br />
Sowas setzt Erwachsensein voraus.<br />
Und so blieb in der alten Kirche bis<br />
zum 6./7. Jahrhundert n. Chr. die Erwachsenentaufe<br />
die Regel, erst danach<br />
wurde nach und nach die Kinder- oder<br />
Säuglingstaufe üblich, wie wir sie heute<br />
kennen und als „normal“ ansehen.<br />
Untergründig schon lange vorhanden,<br />
explosiv ans Licht getreten mit der<br />
Reformation im 16. Jahrhundert ist dabei<br />
die Frage:<br />
Geschieht die Kindertaufe eigentlich<br />
zu Recht Setzt nicht die Taufe theologisch<br />
betrachtet tatsächlich einen eigenen<br />
Glauben und ein eigenes vorlaufendes<br />
Bekenntnis zum christlichen Glauben<br />
voraus Ist es also mindestens eine „unordentliche<br />
Taufpraxis“ (Karl Barth) oder<br />
gar wirklich falsche Praxis, wenn wir<br />
Säuglinge und kleine Kinder taufen und<br />
statt nach deren Glauben nach dem<br />
Glauben der Eltern und Paten fragen<br />
Sämtliche große Reformatoren von<br />
Luther über Calvin bis Zwingli (in<br />
Zürich) bejahten die Kindertaufe, andererseits<br />
brachte gerade die Reformation<br />
auch die sog. „Täufer“ hervor, die die<br />
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