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Gemeindebrief März - Juni 2012 - Evangelische Kirchengemeinde ...

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Interview mit<br />

Christoph<br />

Wilmsen-Wiegmann.<br />

Die Fragen stellte Brigitte Messerschmidt<br />

B.M.: Ein Musiker sagte einmal: „Steine<br />

sind gefrorene Töne.“ Und dann machte<br />

er Steinmusik. Sie arbeiten mit Stein. Was<br />

sind Steine für Sie?<br />

C.W.-W.: Für mich sind Steine nicht gefroren,<br />

sondern immer lebendig und<br />

Sinnbilder des Menschen. Sie zeigen<br />

Symbole, Zeichen, Chiffren, Ideen, Bilder<br />

und schriftartige Formen. Der Stein ist<br />

ein Speicher für die Geschichte der Erdkruste.<br />

Steine, mit denen ich arbeite, sind<br />

weit über 200 Millionen Jahre alt. Stein<br />

ist auch Zeugnis der Kulturgeschichte.<br />

Europa ist z.B. beeinflusst worden durch<br />

den weißen Stein Griechenlands, oder<br />

nehmen Sie die biblische Geschichte von<br />

Jakob, der den Stein aufrichtet von der<br />

Waagerechten in die Senkrechte und mit<br />

Öl salbt. Mein Bezug zum Stein als Speicher<br />

der Geschichte hat auch sehr viel<br />

damit zu tun, dass ich 1977 in Xanten ein<br />

einjähriges Archäologiepraktikum gemacht<br />

habe. Hier und auf den zahlreichen<br />

späteren Reisen zu den Steinbrüchen<br />

Europas, habe ich begreifen<br />

gelernt, dass Stadtgründungen immer<br />

auch etwas mit Steinsetzungen zu tun<br />

haben. Das war für mich wie ein Quellgrund,<br />

mich als Bildhauer mit dem Stein<br />

intensiv zu beschäftigen. Nach Wanderschaft,<br />

Ausbildung und Studium bin ich<br />

zurückzukommen zum Niederrhein und<br />

habe angefangen, auf der Scholle Steine<br />

in die Landschaft zu setzen.<br />

10<br />

Gespräch<br />

Salz und Stein<br />

B.M.: Jetzt haben sie ja vor, bei uns in der<br />

Kirche Stein und Salz zusammen zu bringen.<br />

Was bewegt Sie zu dieser Kombination<br />

von festem Stein und rieselndem<br />

Salz?<br />

C.W.-W.: Als Niederrheiner berührt mich<br />

natürlich auch die Geschichte des Salzes.<br />

In Borth ist eines der größten Salzbergwerke<br />

Europas. Auch diese Salzstöcke<br />

sind über 200 Millionen Jahre alt. So<br />

gehören Salz und Stein eng zusammen.<br />

Und weil der Stein meine Basis ist, habe<br />

ich den Satz aus dem Matthäusevangelium<br />

für mich etwas umgewandelt: „Der<br />

Stein ist das Salz der Erde.“ Ich trage den<br />

Stein nach außen, in eine Landschaft, in<br />

ein Haus, oder auch in eine Handmulde.<br />

Das Feste und das Fließende beschäftigt<br />

mich schon lange. Zur Jahrtausendwende<br />

habe ich z.B. einen Quader aus Sandstein<br />

und einen aufgeschütteten Kegel<br />

aus Quarzsand nebeneinander in Rees<br />

am Rheinufer errichtet. Sie wogen jeweils<br />

1000 kg und begrüßten in der Addition<br />

das Neue Jahr 2000. Hier wuchs der Gedanke,<br />

diese Formation von festem Kubus<br />

und weichem Kegel mit einander zu<br />

verschmelzen. Das geschieht im Zentrum<br />

Ihrer Kirche in Xanten und verdichtet<br />

Salz und Stein zu einer neuen Einheit.<br />

So werden also 1000 kg Salz behutsam<br />

auf einen schwarzen Granitwürfel<br />

aufgeschüttet. Es ergeben sich neue<br />

Zeichnungen und Volumina und ein<br />

Farb- und Lichtspiel enormer Klänge.<br />

Diese wunderbare matte Farbigkeit Weiß,<br />

die man kaum malen kann, vereint sich<br />

mit dem antrazitfarbenen Granit aus<br />

Norwegen.

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