Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel
Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel
Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
218<br />
Überforderungen allerseits; auch hatte ich hier ja nur wenige Dozenten erlebt, die<br />
sich durch vorbildliche Vortragskunst und sonstige hervorzuhebende Lehrfähigkeiten<br />
hervortaten,- auch nicht allzu viele, die mir als Persönlichkeit imponierten.<br />
Froh, diese Phase endlich hinter mich gebracht zu haben, erwartete ich meine Einbestellung<br />
ins Pädagogische Seminar am Alten Realgymnasium (jetzt: Oskar v.Miller-Gymnasium)<br />
im Herzen Schwabings, eine Schule mit gutem Ruf und einer interessanten<br />
Schülerschaft, auch die Seminarlehrer gefielen mir allesamt, Vertrauen<br />
weckend auch die beiden Direktoren,- bis Weihnachten Dr. Krell, danach Dr. F.<br />
Schuh, zu dem sich rasch ein angenehmes Verhältnis entwickelte,- ein temperamentvoller,<br />
sprühender, auch witziger homme de lettres, eben ein echter Schwabinger;-<br />
übrigens einer der wenigen schätzenswerten Mitbegründer des Bayerischen<br />
Philologenverbands, der damals noch ein ganz anderes, auch pädagogisch<br />
orientiertes Niveau hatte als in späteren Zeiten, wo er sich allzu häufig den Zielen<br />
der herrschenden Kulturpolitiker verschrieb (und nun seit einigen Jahren auch denen<br />
der Wirtschaft sich anzupassen versteht). Schuh mochte mich, was ich deutlich<br />
spürte und mich dementsprechend auch gerne um meine Fortschritte und seine<br />
Anerkennung bemühte. Mit 21 Referendarkollegen teilten wir uns einen<br />
Aufenthaltsraum (die sog. „14. Klasse“, die sich während der Pausen grundsätzlich<br />
nicht im Lehrerzimmer aufhielt, aber wir durchbrachen immer häufiger dieses<br />
Prinzip), wo auch die „Sitzungen“ stattfanden. Man kannte sich teilweise schon vom<br />
Studium her,- etwa den fachkundigen jungen Assistenten aus dem historischen<br />
Seminar, dessen erster Lehrversuch so vollkommen danebenging, dass wir<br />
anschließend meinten feststellen zu müssen, hier bahne sich eine Lebenstragödie an,<br />
sofern er am Ziel festhielte, Gymnasiallehrer zu werden; (er hielt daran nicht fest!).<br />
Bereits 14 Tage nach Seminarbeginn bestellte mich Dr. Krell ins Direktorat und beauftragte<br />
mich, am Gisela-Gymnasium den Deutschunterricht in einer 11.Klasse für<br />
einen dort erkrankten Kollegen zu übernehmen; dass man mich ausgewählt hatte,<br />
stützte meinen Verdacht, dass mir die ersten Lehrversuche gelungen seien. Wie sehr<br />
profitierte ich nun von den Kontakten zu Dr. Schweizer während meiner Studienjahre!<br />
Weder die Stoffauswahl (damals noch nicht so dogmatisch festgezurrt an<br />
zweifelhafte Lehrpläne - wie dann in späteren Zeiten!) noch Stundenaufbau und<br />
Lernziel bereiteten mir Schwierigkeiten, ich bekam guten Kontakt zu den Schülern,<br />
die sich als viel harmloser erwiesen, als der ihnen vorauseilende Ruf befürchten<br />
ließ,- ich bereitete mich, wie eigentlich in allen Jahren seither, sehr gründlich auf die<br />
Stunden vor, die mir nach meinem Urteil auch gut gelangen, insgesamt eine<br />
geradezu vergnügliche Anstrengung mit angenehmer Rückkopplung auf mein<br />
Selbstbewusstsein als angehender Lehrer. Was war das doch (endlich!) etwas so